BDSM

sexuelle Vorlieben, verbunden mit Dominanz, Schmerzen und Unterwerfung
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BDSM ist die heute in der Fachliteratur gebräuchliche Sammelbezeichnung für eine miteinander verwandte Gruppe sexueller Vorlieben, die oft ungenauer als Sadomasochismus (umgangssprachlich auch als SM bzw. Sado-Maso) bezeichnet werden.

Das Halsband ist neben dem Ring der O ein gebräuchliches Symbol des BDSM

Der Begriff umschreibt eine sehr vielgestaltige Gruppe von meist sexuellen Verhaltensweisen, die unter anderem mit Dominanz und Unterwerfung, spielerischer Bestrafung sowie Lustschmerz oder Fesselungsspielen in Zusammenhang stehen können.

Weitere Ausdrücke für BDSM sind beispielsweise Kinky Sex, körperliche Bestrafung, Machtspiele oder Ledersex.

Grundzüge

Die Praktiken des BDSM haben gemein, dass die beiden Partner sich entschließen, freiwillig aus ihrer Gleichheit in ein sehr ausgeprägtes Machtgefälle untereinander begeben. Der devote Partner gibt einen bestimmten Teil seiner Autonomie auf und übergibt sie dem anderen (Power Exchange). Dieser dominante Partner lässt sein Gegenüber beispielsweise körperliche Schmerzen, Erniedrigung oder Hilflosigkeit spüren. Sowohl der dominante als auch der devote Teilnehmer erzielen daraus einen Lustgewinn. BDSM-Handlungen finden während einer festen Zeitspanne meist in Form eines erotischen Rollenspiels statt. Viele der innerhalb von BDSM ausgeübten Praktiken wie Schmerzzufügung, Erniedrigung oder Unterwerfung würden ohne den Zusammenhang zur speziellen sexuellen Vorliebe als unangenehm empfunden werden, oder sogar strafbar sein. Geschlechtsverkehr wie etwa Oral-, Anal- oder Vaginalsex kann innerhalb einer Session vorkommen, ist jedoch nicht essentiell.

Die grundlegende Basis für die Ausübung von BDSM ist, dass es prinzipiell von mündigen Partnern freiwillig und unter gegenseitigem Einverständnis in einem sicheren Maße praktiziert wird:

 
Drei weiche Lederpeitschen („Flogger“), wie sie häufiger bei BDSM-Spielen verwendet werden.

Die Einwilligung zu einem einvernehmlichen sadomasochistischen Geschehen kann nur geben, wer die Folgen seiner Zustimmung hinreichend abschätzen kann. Für seine Entscheidungsfindung muss der Einwilligende ausreichend Informationen und die notwendigen geistigen Fähigkeiten besitzen. Generell muss es dem Einwillingenden frei stehen, die Einwilligung jederzeit widerrufen können (Abbruch, s. Safeword).

Die Freiwilligkeit, das heißt die Einvernehmlichkeit zwischen den Beteiligten grenzt BDSM von den unterschiedlichsten Formen des Gewaltmissbrauchs ab. Ihre Bedeutung kann nicht genug hervorgehoben werden und geht so weit, dass einige Autoren von Freiwilligkeit als der "goldenen Regel des BDSM" sprechen. Sie bildet die wichtigste Voraussetzung für die Legitimität von BDSM, sowohl rechtlich als auch ethisch. Der Grundgedanke ist hierbei, dass mündige Menschen auch die Freiheit haben, sich (normalerweise) unangenehmen, schmerzhaften oder einschränkenden Praktiken auszusetzen. Dieses Grundprinzip wird seit den 1990er Jahren unter der englischen Bezeichnung „safe, sane and consensual“, kurz SSC zusammengefasst. Dies bedeutet soviel wie „sicher, mit klarem Verstand und in gegenseitigem Einverständnis“.
Einige Anhänger des BDSM bevorzugen einen etwas anderen Verhaltenskodex mit der englischen Bezeichnung RACK (Risk aware consensual Kink), was etwa soviel bedeutet wie risikobewusstes einvernehmliches sexuelles Handeln und wollen damit die das Riskopotenzial betreffende Eigenverantwortung der beteiligten Partner stärker betonen. Die Freiwilligkeit als entscheidendes Kriterium gilt aber auch hier.

Durch das Befolgen dieser Prinzipien unterscheidet sich das Handeln von Vergehen oder Verbrechen gegen die sexuelle Selbstbestimmung und von realer Gewalt.

Sicherheit

Neben den allgemeinen Empfehlungen für Safer Sex erfordern BDSM-Sessions im Regelfall wesentlich weitergehende Sicherheitsmaßnahmen als typischer Vanilla-Sex, d.h. als ein Sexualverhalten ohne BDSM-Elemente.

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Die Reitgerte wird häufig als eines der klassischen Symbole für Dominanz im Rahmen von BDSM angesehen. Ihr sicherer Einsatz erfordert motorisches Können und anatomisches Basiswissen.

Damit die Handlungen stets in dem von den Teilnehmern gewünschten Rahmen bleiben, haben sich in der BDSM-Szene eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen und -konventionen etabliert.

Um die unabdingbare Einvernehmlichkeit (Konsensualität) der Praktiken sicherzustellen wird – besonders zwischen unbekannten Partnern – generell zu einem intensiven Vorgespräch über die Wünsche der Beteiligten und den Verlauf sowie die Grenzen der geplanten Aktivitäten geraten. Entsprechende Gespräche sind ein typisches Alleinstellungsmerkmal von BDSM-Sessions und allgemein üblich. Zusätzlich wird in der Regel auch ein Sicherheitswort („Safeword“) vereinbart, bei dessen Nennung die Handlung zu jeder Zeit unmittelbar abgebrochen werden muss. Für den Fall, dass die Sprachfähigkeit des sich unterwerfenden, meist Sub genannten Partners eingeschränkt wird, sind Augenkontakt oder Handzeichen die einzigen Verständigungsmittel und daher von ganz entscheidender Bedeutung für die Sicherheit der Session. Der effiziente und vertrauensvolle Umgang mit Safewords ist eine der absolut notwendigen Voraussetzungen für BDSM.

Das sehr breite Spektrum unterschiedlichster BDSM-„Spielzeuge“ sowie angewandter physischer Manipulations- und Kontrolltechniken macht häufig ein umfangreiches, zur jeweiligen Session passendes Detailwissen aus so unterschiedlichen Gebieten wie Anatomie, Physik oder auch Psychologie notwendig. Praktische Sicherheitsaspekte sind generell von entscheidender Bedeutung. So ist es beispielsweise bei Fesselungen wichtig zu wissen, an welchen Stellen die Gefahr der Quetschung von Gefäßen oder Nerven, bzw. die deutlicher Narbenbildung besteht. Beim Einsatz von Gerten oder Peitschen kann das motorische Können und das anatomische Wissen den Unterschied zwischen einer befriedigenden Session, äußerst unagenehmen Erfahrungen und schweren körperlichen Schäden ausmachen.

Um einen psychologischen Absturz des Subs frühzeitig zu erkennen und nach Möglichkeit zu vermeiden, bzw. um den Sub nach einem solchen Absturz „aufzufangen“, ist es wichtig, dessen Reaktionen einfühlsam zu verfolgen und entsprechend zu reagieren.

Praktiken

 
Vollfäustlinge werden im Rahmen von Bondage teilweise zur Fixierung der Hände verwendet.

Das mehrschichtige Akronym BDSM steht für mehrere unter diesem Oberbegriff zusammengefasste physischen und psychischen Teilaspekte der unter BDSM zusammengefassten Praktiken:

  • B & D Bondage and Discipline (Fesselung und Disziplin)
  • D & S Domination and Submission (Beherrschung und Unterwerfung)
  • S & M Sadism and Masochism (Sadismus und Masochismus)

Dieses Modell zur Differenzierung dreier Aspekte des BDSM ist heute in der Literatur zunehmend gebräuchlich, stellt aber lediglich den Versuch einer phänomenologischen Trennung dar. In der individuellen Ausprägung sexueller Vorlieben überschneiden sich die hier getrennten Aspekte häufig.

Bondage/Discipline

Bondage und Discipline sind zwei Bereiche des BDSM, die miteinander nicht zwingend zu tun haben, jedoch auch gemeinsam vorkommen können.

Bondage Hauptartikel: Bondage

Der englische Begriff Bondage („Fesselung“) bezeichnet Praktiken der Fesselung in sexuellem Kontext zur Erregung und Steigerung sexueller Lust. Bondage ist eine sehr beliebte Spielart aus dem großen Variationsbereich von BDSM, macht sich jedoch immer mehr selbstständig und grenzt sich von BDSM teilweise ab.

 
Zwei mit Bondagetape geknebelte und an Gitterstäbe gefesselte Modelle

Studien in den USA kamen zum Ergebnis, dass etwa die Hälfte aller Männer und viele Frauen Bondagespiele für erotisch halten.

Bondage im engeren Sinn meint das Fesseln des Partners durch das Zusammenbinden der Gliedmaßen, beispielsweise durch die Verwendung von Handschellen, oder auch das Festbinden des Partners an Gegenständen. Auch das Spreizen der Gliedmaßen kann durch Bondage erreicht werden, z. B. durch Fesseln an ein Andreaskreuz, Strappado oder Spreizstangen.

Discipline

Unter Discipline versteht man im Bereich des BDSM häufig die Disziplinierung des Partners durch Schläge mit der Hand oder verschiedenen "Züchtigungsinstrumenten", aus deren Ausübung oder Empfang der erotische Lustgewinn der Beteiligten entspringt. Hierbei kann die Intensität der Schläge stark variieren.

Eine Verschmelzung mit Praktiken aus dem Bereich von Bondage ist häufig, aber nicht zwingend und die Abgrenzung zu rein schmerzbetontem BDSM manchmal schwierig. Neben Schlägen kommen gelegentlich auch andere Arten von Körperstrafen zum Einsatz, beispielsweise beim Figging.

Häufig wird der Begriff Discipline auch fälschlich gebraucht, um Erziehungsspiele aus dem Bereich Domination and Submission zu beschreiben. Eine Vermischung beider Bereiche kommt häufig vor, der eindeutige Schwerpunkt in der Bedeutung von Discipline ist jedoch die Verabreichung von Schlägen.

Eine andere Bedeutung von Discipline ist die (Selbst-)Disziplin, das Bewusstsein der Verantwortung im Umgang mit dem Partner und der Respekt vor seiner Rolle unabhängig von deren Typus, ebenso die Beachtung der Grundsätze SSC.

Domination and Submission

 
Strappado mit Handschellen und Ketten. Praktik mit einen deutlichen Immobilisierungs- und Schmerzeffekt.

Das Begriffspaar Domination und Submission kommt aus dem Englischen und bedeutet Herrschaft und Dominanz sowie Unterwerfung und Unterordnung. Man bezeichnet damit eine Abhängigkeit zwischen Partnern, die in diesem Sinne bewusst angenommen und verfolgt wird. Obwohl dieses Phänomen auch in vielen Partnerschaften auftritt, die sich selbst nicht als sadomasochistisch auffassen, gilt es bewusst gelebt als Teilbereich des BDSM.

Die Variationsbreite der individuellen Ausprägungen ist dabei groß. Domination and Submission benennt die eher psychische Komponente des BDSM. Diese findet ihren Ausdruck zum Beispiel im besitzanzeigenden Tragen eines Halsbandes durch Subs, dem Anbringen individueller Tätowierungen oder auch durch das Tragen von Intimschmuck. Auch sehr kurzgeschnittener Haare oder Glatzen werden oft als äußeres Zeichen verwendet, um so die Unterwerfung gegenüber dem Partner zu demonstrieren. Die gezielt eingesetzte sexuelle Zurückweisung des Partners kann ebenfalls Teil von Domination and Submission sein (siehe auch Cuckold).

Eine weitere mögliche Erscheinungsform sind Erziehungsspiele, bei denen der dominante dem devoten Partner bestimmte Verhaltensweisen abverlangt. Sonderformen dieser Erziehungsspiele sind das Petplay, wobei der devote Partner die Rolle eines Tieres (oft eines Pferdes oder Hundes) einnimmt und das Ageplay, bei dem der devote Partner die Rolle eines Jüngeren spielt (zum Beispiel in der Ausprägung eines gespielten Lehrer-/Schüler-Verhältnisses).

Die bekannteste und wohl klischeebehaftetste Form von Domination and Submission ist die von Herrschaft und Sklaventum. Diese kann für die kurze Dauer eines „Spiels“ ansonsten gleichberechtigter Partner umgesetzt werden, aber auch permanent in den Alltag integriert

 
Kette mit justierbaren Krokodil-Brustklammern.

werden („24/7“) und reicht bei wenigen Partnerschaften bis hin zur tatsächlich völligen Unterwerfung eines Partners im Sinne des Total Power Exchange. Ausgleichende Elemente für Beherrschung und Unterwerfung sind dabei Fürsorge und Hingabe, die sich jeweils ergänzen und so stabile Beziehungen ermöglichen können.

In länger andauernden Beziehungen werden hierbei vereinzelt sogenannte Sklavenverträge schriftlich fixiert. Hierbei handelt es sich um eine symbolische Handlung, um die innige Verbundenheit der beteiligten Partner zu betonen und die gemeinsamen Vorstellungen "verbindlich" festzuhalten. Rechtlich sind die entsprechenden Schriftstücke in keinster Weise verbindlich, da sie nach allgemeiner Aufassung gegen die guten Sitten verstoßen. In der Vergangenheit führte die Existenz derartiger Schriftstücke in verschiedenen Zusammenhängen immer wieder zu drastischen Schlagzeilen in der Boulevardpresse, da in ihnen das Innenverhältnis und vereinbarte Praktiken sehr detailliert ausgeführt werden. Bei uninformierten Dritten führen derartige aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gelöste Informationen regelmäßig zu starker Ablehnung und einer Verurteilung der dem Schriftstück zugrundeliegenden Beziehung.

Sadomasochismus

 
Ein stationäres Gerät zur Erotischen Elektrostimulation. Entsprechende Vorrichtungen werden teilweise zur direkten Nervenreizung eingesetzt.

Mit Sadomasochismus wird oft – im Gegensatz zu Domination and Submission – die eher physische Seite von BDSM bezeichnet. Konkret sind hier alle Praktiken einzuordnen, deren Zweck das Zufügen oder Empfinden von Schmerzen ist.

Discipline (siehe oben) weist sadomasochistische Züge auf. Im Gegensatz zu Discipline spielen Schläge bei Sadomasochisten aber eine eher untergeordnete Rolle, und es gibt eine Vielzahl anderer Praktiken, die verwendet werden, um Schmerzen zu erzeugen. Sadomasochismus wird vergleichsweise selten eigenständig praktiziert; eine Vermischung mit anderen Aspekten des BDSM ist häufig.

Physische Aspekte

 
Ein mit unterschiedlichen bunten Wachsen bedeckter Rücken.

Betrachtet man BDSM auf einer rein körperlichen Ebene, so lässt sich feststellen, dass es teilweise mit der gezielten Zufügung von physischen Schmerzen und anderer intensiver Sinneseindrücke verbunden ist. Die hierdurch freigesetzten Endorphine werden in ihren Auswirkungen von BDSM-Anhängern häufig mit dem sogenannten Runner's High oder den Nachwirkungen eines Orgasmusses verglichen. Dieser Zustand wird teilweise auch als tranceähnlicherSubspace“ bezeichnet und wiederholt als sehr angenehm geschildert. Diese Erfahrung von Lustschmerz ist eine wichtige, aber nicht die einzige Motivation für viele BDSM-Praktizierende. Tatsächlich gibt es eine erhebliche Minderheit von BDSM-Anhängern (speziell „Subs“), die an Sessions teilnehmen, aus denen sie selbst keinerlei (körperliche) Befriedigung ziehen. Sie begeben sich stattdessen ausschließlich in solche Situationen, um ihrem Partner eine Gelegenheit zu bieten, seine eigenen Bedürfnisse und/oder Fetische auszuleben.

 
Ein typisches zur Nervenreizung verwendetes Wartenbergrad.

In einigen Varianten des BDSM-Spiels setzt der dominantere Partner den Sub unterschiedlichsten Sinneseindrücken aus, indem er ihn beispielsweise kneift, beißt, mit Fingernägeln kratzt, ihm den Hintern „versohlt“ oder so unterschiedliche Instrumente wie Gerten, Peitschen, flüssiges Wachs, Eiswürfel, Wartenbergräder, EMS oder ähnliches an ihm benutzt. Die Fixierung durch Seile, Handschellen oder auch Ketten wird ebenfalls häufig eingesetzt. Die Auswahl geeigneter „Spielzeuge“ ist nur durch den Einfallsreichtum der beiden Spielpartner begrenzt; hierbei werden teilweise auch Alltagsgegenstände wie Wäscheklammern, Kochlöffel oder Stretchfolien neuen Bestimmungen zugeführt.

Häufig wird davon ausgegangen, dass eine lustvolle BDSM-Erfahrung sehr stark von Kompetenz und Erfahrung des Tops und der „psychologischen Tagesform“ des Bottom abhängig ist. Vertrauen und sexuelle Erregung helfen den Partnern, sich in die zielführende Stimmung zu versetzen. Einige BDSM-Anhänger vergleichen entsprechende Sinneseindrücke mit musikalischen Kompositionen und Aufführungen, bei denen die einzelnen Sinneseindrücke quasi die musikalischen „Noten“ der Situation darstellen. Aus dieser Sicht werden unterschiedlichste sinnliche Erfahrungen kombiniert, um so eine Gesamterfahrung zu schaffen, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Beziehungsarten

Spielbeziehungen

 
BDSM-typische, "Sling" genannte Schaukel.

Viele Anhänger des BDSM betrachten die Ausübung von BDSM in ihrem Sexualleben als erotisches Rollenspiel und sprechen in diesem Zusammenhang daher auch von Spiel und spielen. Die Durchführung eines solchen Spieles bezeichnet man als „Session“, und bezogen auf den Inhalt und die Umstände des Spiels spricht man von Scene (englisch für Szene, meint auch Inszenierung).

Analog dazu spricht man auch von Spielbeziehungen und meint damit zweierlei: Zum einen bezeichnet man mit diesem Begriff gewöhnliche gleichberechtigte Partnerschaften, in denen BDSM Teil oder Vorspiel der Sexualität ist. Bestehen mehrere Partnerschaften mit intensiven emotionalen Bindungen über eine Zeit hinweg, so kann eine Überschneidung mit der Praxis der Polyamorie bestehen. Es können mit dem Begriff Spielbeziehungen, aber auch Partnerschaften gemeint sein, die ausschließlich gelegentliches gemeinsames Ausleben bestimmter sexueller Fantasien zum Ziel haben und in denen sonst kein weiteres partnerschaftliches Verhältnis besteht.

Weitverbreitete Rollenmodelle

Tops und Bottoms
 
Vorderansicht eines typischen Halsbandes. Solche oder ähnliche Modelle werden sehr häufig von Subs getragen und dienen als Symbol der Bereitschaft zur Unterwerfung

Im Bereich BDSM nennt man den Partner einen Top, der die aktive, d.h. kontrollierende Rolle in einer häufig durch die Ausübung von Schmerz, Erniedrigung oder Unterwerfung geprägten Session hat. Der als Bottom, häufiger als Sub bezeichnete Partner setzt sich für die Dauer der Session freiwillig solchen Handlungen aus und ist der passive Teil.

Wenn auch der Top häufig der dominante Teil und der Bottom der devote, d.h. der unterwürfige Partner ist, muss dem nicht unbedingt so sein. Der Top ist manchmal derjenige, der den Anweisungen folgt, d.h. er „toppt“ den Bottom nach dessen Wünschen und auf eine Art und Weise, die dieser ausdrücklich verlangt hat. Eine Person, die in einer Session in diesem Sinne nur scheinbar die Kontrolle ausübt, sich in Wirklichkeit jedoch strikt an die Anweisungen des Bottoms hält, nennt man im angelsächsischen Sprachraum Service Top. Im Gegensatz zum Service Top steht der rein dominante Top, der dem devoten Partner innerhalb der Session Befehle erteilen oder ihn unter Verwendung körperlicher oder psychologischer Kontrolltechniken unterwerfen kann. Wenn er es wünscht, kann er den devoten Partner auch anweisen, eine entsprechende Kontrolle vorübergehend auch über ihn selbst auszuüben.

Ähnliches gilt umgekehrt auch für Bottoms und devote Partner. Hierbei stehen am einen Ende des Spektrums devote Partner, die es genießen, Befehle zu empfangen und auszuführen, dem Empfang körperlicher Stimulationen jedoch gleichgültig bis ablehnend gegenüberstehen. Am anderen Ende des Spektrums steht der Bottom, der körperliche und psychologische Stimulationen genießt, sich aber der Person, die ihm diese zufügt, nicht unterwirft. Der Bottom ist häufig der Partner, der die Rahmenbedingungen festlegt und im Vorfeld Anweisungen direkt oder indirekt erteilt, während der Top sich nach diesen Anleitungen richtet. Trotzdem existiert eine sehr puristische Schule innerhalb des BDSM, die ein solches Topping from the Bottom als unvereinbar mit den hohen ethischen Standards betrachtet, die aus ihrer Sicht an BDSM-Beziehungen anzulegen sind.

Switcher

Einige BDSM-Anhänger switchen, das bedeutet, sie spielen beide sowohl die dominante als auch die devote Rolle. Sie praktizieren dies entweder innerhalb einer einzigen Session oder nehmen diese unterschiedlichen Rollen in unterschiedlichen Sessions mit unterschiedlichen Partnern ein. Die Gründe hierfür können beispielsweise darin liegen, dass sich ein Switcher in einer Partnerschaft befindet, in der sein Partner die gleiche primäre Ausrichtung wie er selbst hat (beispielsweise zwei Tops), so

 
Demonstration mehrerer Shibari-Bondages auf einem Straßenfest

dass das Switchen die einzige Möglichkeit darstellt, innerhalb der Beziehung alle BDSM-Bedürfnisse erfüllen zu können. Einige Personen wechseln die Rollen, ohne sich selbst als Switcher zu betrachten, da sie es nur sehr unregelmäßig oder nur unter bestimmten Bedingungen tun.

Außererotischer BDSM

Im Gegensatz zu solchen Spielbeziehungen stehen partnerschaftliche Beziehungen, die auch über den erotischen Bereich hinaus klar von Vorstellungen aus dem Bereich BDSM bestimmt sind. Die beteiligten Partner pflegen dabei ein entsprechendes Machtverhältnis zueinander und machen Aspekte des BDSM gemeinsam zu ihrem Lebensstil - womit man BDSM nicht mehr als rein sexuelles Phänomen bezeichnen kann. Man spricht dann von 24/7-Beziehungen, hergeleitet von 24 Stunden täglich, 7 Tage in der Woche.

Professionelle Dienstleistungen

Eine Domina bietet sexuelle Dienstleistungen aus dem Bereich BDSM entgeltlich an. Viele Dominas

 
Typischer im Bereich BDSM eingesetzter Knebel aus Leder, Stahl und Holz.

verstehen sich dennoch nicht als Prostituierte, da es im Regelfall nicht zum Geschlechtsverkehr zwischen Domina und Kunden kommt. Die männliche Entsprechung der Domina, vorwiegend im Umfeld männlicher Homosexueller, heißt Sado, Master oder auch Dominus.

Weitaus seltener können auch die Dienste einer professionellen Sklavin oder Zofe in Anspruch genommen werden. Eine Zofe duldet gegen Bezahlung und nach Absprache dominantes Verhalten, verbale Demütigungen und dergleichen, eine Sklavin auch Fesselungen und schmerzhafte Praktiken wie Spanking, Nadelung und teilweise bizarr anmutende Praktiken wie Spiele mit Kot und Urin sowie Analverkehr oder Anilingus. Beide dulden teilweise auch den Geschlechtsverkehr.

In der nichtkommerziellen SM-Subkultur ist der Begriff Domina unüblich. Eine Frau mit dominanten Neigungen wird als FemDom, umgangssprachlich häufig auch als Domse bezeichnet.

== Szene, Subkultur und Öffentlichkeit ==

 
Demonstration einer teilweisen Hängebondage.

Es existiert eine BDSM-Szene, in der sich gleichgesinnte Menschen über BDSM-relevante Themen und Probleme austauschen können. Diese Szene hat den Charakter einer Subkultur, da BDSM von der Öffentlichkeit und den Medien noch immer meist als "bizarr", "pervers" oder "krank" betrachtet wird. Weil sie Unverständnis und Ausgrenzung fürchten, verbergen viele Menschen ihre Neigung vor der Gesellschaft.

Diese Szene zeigt sich vor allem im Internet, in Szenemedien wie Zeitschriften und auf Veranstaltungen wie SM-Partys, Stammtischen und Erotikmessen. Mit der jährlich in Berlin stattfindenden Folsom-Europe-Parade gibt es in Deutschland mittlerweile eine aus der Leder-Subkultur hervorgegangen Veranstaltung, die BDSM im Rahmen öffentlicher Straßenveranstaltungen thematisiert.

Wie in den meisten Subkulturen existiert ein spezifisches Vokabular, welches sich oft erst mit einigen Erläuterungen erschließt. Grundsätzlich nennt man BDSM-praktizierende Menschen "BDSMler", "SMler" oder "Sadomasochisten". Neben der Unterscheidung zwischen Tops und Bottoms werden nur innerhalb bestimmter Vorstellungen aus dem Bereich Domination and Submission auch die Bezeichnung Sklave oder Sklavin gebraucht. Ebenfalls vorwiegend im Bereich Domination and Submission werden analog zu den diesen Begriffen die Begriffe Dom (bzw. FemDom) und Sub verwendet. Die meisten anderen verwendeten Bezeichnungen beziehen sich zumeist auf bestimmte Gegenstände (z.B. Flogger, Andreaskreuz oder Sling) oder Praktiken (z.B. Wachsspiel, Atemkontrolle oder Bondage) und sind häufig Englisch.

Zur Unterscheidung von dominanten und devoten Personen werden vor allem im Internet die Namen (Pseudonyme, Nicknames) häufig in großen (für dominant) und kleinen (für submissiv) Anfangsbuchstaben geschrieben. Dadurch wird symbolisch der dominante Part hervorgehoben und der submissive, devote unter den dominanten gestellt.

Symbole

 
Ring der O als Finger-Ring

BDSM- und Fetisch-Motive haben sich im Alltagsleben der westlichen Gesellschaften durch so unterschiedliche Faktoren wie avantgardistische Mode, Rap, Hip-Hop, Heavy Metal, Science Fiction-TV-Serien und Spielfilme immer weiter ausgebreitet und werden von vielen Menschen bereits nicht mehr bewusst mit ihren BDSM-Wurzeln in Verbindung gebracht. Die Verwendung von Piercings ist mittlerweile, nachdem sie noch in den 80er Jahren überwiegend auf die Punk- und BDSM-Szene beschränkt war, ebenfalls nicht mehr rein szenentypisch, sondern in weiten Bevölkerungskreisen verbreitet.

Die Leather-Pride-Flagge ist ein Symbol, das neben der Lederbewegung auch immer häufiger für die BDSM-Szene – neben dem Ring der O – steht. Das im angelsächsischen Raum verbreitete Triskelion ist in den deutschsprachigen Ländern hingegen eher selten anzutreffen, hat aber auch gerade auf Grund dieser geringeren Verbreitung eine höhere Signalwirkung als der beispielsweise auch in der Gothic-Szene und als Modeschmuck verbreitete Ring der O.

Vorurteile

 
Brustwarzenpiercing. Intimpiercings sind mittlerweile nicht mehr nur im BDSM-Bereich verbreitet.

Es existieren zahlreiche Vorurteile, Klischees und Stereotypen bezüglich des BDSM in der Öffentlichkeit.

Keine Seltenheit sind Missverständisse, die daraus resultieren, dass "Vanillas" nicht wie BDSMler zwischen dem wirklichen Leben und dem Praktizieren von BDSM unterscheiden. So gehen manche davon aus, dass Submissive im BDSM auch im sonstigen Leben gerne Schmerz und Erniedrigung erfahren würden, und dass Dominante im echten Leben auch wie im BDSM dominant sein würden. Umgekehrt behauptet ein anderer Mythos, Submissive und Dominante würden im BDSM genau das Gegenteil ihres echten Lebens praktizieren - so wären die Kunden von Dominas meist erfolgreiche Geschäftsmänner. Beide Positionen sind jedoch falsch, zwischen der Stellung im Alltag und im BDSM-Spiel besteht meist kein Zusammenhang.

 
Pony-Girl vor einem Wagen. Petplay auf der Folsom Parade 2005

Aus der BDSM-Praxis kennen viele Personen vor allem das Erkaufen sadomasochistischer Dienstleistungen von Dominas durch männliche Kunden, hieraus entspringen ebenfalls viele Klischees. Ein weiteres verbreitetes Klischee geht davon aus, dass innerhalb des BDSM Frauen grundsätzlich den Mann dominieren, was jedoch nicht zwingend der Fall ist; ebenso wird BDSM häufig auf körperlichen Schmerz meist grober Natur reduziert, ohne den vielen unterschiedlichen Spielweisen gerecht zu werden, die auf anderen Effekten beruhen. Neben dem Klischee der peitscheschwingenden Domina stellt der in Leder gekleidete Sadomasochist ein ebenfalls weitverbreitetes Rollenklischee dar.

Während es immer wieder zu Überschneidungen mit unterschiedlichsten Formen des Fetischismus kommen kann, besteht entgegen landläufiger Meinung kein zwangsläufiger Zusammenhang zwischen BDSM und Fetischen wie zum Beispiel Latex, Lack und Leder. Das häufige Vorkommen derartiger Kleidungsstücke läßt sich teilweise mit der Funktion als quasi-formalisierter Dresscode erklären. Die relative Offenheit gegenüber alternativen (sexuellen) Lebensstilen führt dazu, das Fetischismus im Umfeld von BDSM häufig wesentlich offener ausgelebt wird als in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen.

Ein weiteres weitverbreitetes Vorurteil ergibt sich daraus, dass man im BDSM nur die Ausübung körperlicher und geistiger Gewalt sieht, während eine tiefe emotionale Verbundenheit zwischen den beteiligten Partnern für viele Außenstehende angesichts einer oberflächlich als bloße Gewalt erscheinenden Handlung zunächst nicht vorstellbar erscheint.

Da der Begriff BDSM mehrere, in ihren möglichen Ausprägungen zum Teil sehr unterschiedliche Teilaspekte umfasst und diese bei Einzelnen in sehr verschiedenen Schwerpunkten vorkommen, ist das Spektrum der auftretenden Interessen und Persönlichkeiten sehr groß und ausgesprochen uneinheitlich. Aufgrund mangelnder Informationen in der Gesamtbevölkerung führt dies, zusammen mit weitverbreiteten Vorurteilen immer wieder häufig dazu, dass Handlungen und Aussagen einzelner BDSM-Praktizierender zugleich allen anderen zugeschrieben werden.

Coming-out

Hauptartikel: Coming-out

Bei einigen Personen, die sich von durch den Begriff BDSM umschriebenen Situationen angezogen fühlen, kommt es im Laufe ihres Lebens zum so genannten Coming-out. Während sich Homosexuelle auch in der Öffentlichkeit zunehmend zu ihrer sexuellen Ausrichtung bekennen, halten sich Sadomasochisten noch immer vergleichsweise bedeckt. Obwohl je nach

 
An einer Kette befestigtes Bondadagearmband aus Leder und Stahl.

Erhebungsbasis etwa 5 bis 25 Prozent der amerikanischen Bevölkerung entsprechende Neigungen aufweist[1] [2], sind abgesehen von einigen Künstlern so gut wie keine Prominenten als Sadomasochisten bekannt.

Ein entsprechendes Bekanntwerden der eigenen Neigungen kann für Sadomasochisten noch immer verheerende berufliche und gesellschaftliche Auswirkungen haben (Persona Non Grata). Die Ursache hierzu sehen einige Autoren in einer Mischung aus mangelnder Aufklärung der Öffentlichkeit, reißerischer Berichterstattung in den Medien und der massiven Kritik seitens einiger Feministinnen, deren Aufrufe zu Gesetzesverschärfungen Anhänger von BDSM beispielsweise in der Schweiz an den Rand der Legalität drängen. Innerhalb feministischer Kreise läßt sich die Auseinandersetzung zwischen sadophoben und solchen Feministinnen mit einer BDSM gegenüber neutralen bis positiven Grundhaltung bis in die 1970er Jahre zurückverfolgen (vgl.Samois). Auch Beispiele wie der Spanner Case in Großbritannien zeigen, dass eine Stigmatisierung der Betroffenen als Illegale möglich ist. Hier ist ein wichtiger Unterschied zu der nur ansatzweise vergleichbaren Situation Homosexueller zu sehen. Der im Einzelfall entstehende Leidensdruck wird in der Regel öffentlich weder thematisiert noch zur Kenntnis genommen, führt jedoch oft zu einer schwierigen psychologischen Situation, in der die Betroffenen einem hohen Leidensdruck ausgesetzt sind (vgl. Charles Moser[3])

Die erste Phase des "Sich-bewusst-Werdens" oder das "Sich-Selbst-Eingestehens" stellt die Erkenntnis oder aber auch die Entscheidung dar, dass man für BDSM-Szenarien offen ist, bzw. entsprechende Bedürfnisse klar für sich selbst einordnen kann. Sie wird auch als inneres Coming-out bezeichnet. Bei zwei durchgeführten Befragungen kommen die Autoren voneinander unabhängig zu dem Ergebniss, dass sich 58 Prozent [4], bzw. 67% [5] der Gesamtstichprobe bis zum 19. Lebensjahr über ihrer sexuelle Veranlagung bewusst geworden waren. Andere Befragungen kommen zu ähnlichen Ergebnissen.

Unabhängig vom Alter kann das Coming-out manchmal in eine Lebenskrise führen, die sich bis hin zu Selbsttötungsabsichten oder realisierter Selbsttötung steigern kann. Im Gegensatz zu den durch Homosexuelle in jahrzehntelanger Arbeit aufgebauten Netzwerken existiert ein rein sadomasochistisches Beratungsnetz in Deutschland erst

 
Zwei mit Handschellen gefesselte Frauen in Latexkleidung.

in Ansätzen, auch hier spielt das Internet als erste Anlaufstelle eine wichtige Rolle. Die Situation in den USA zeigt, dass das Internet auch hier einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung der Beteiligten spielt. Die dortige Organisation Kink Aware Professionals (KAP) bietet hilfesuchenden BDSM-Anängern die Möglichkeit, Kontakte zu Ärzten, Psychologen und Juristen zu finden, die mit den Besonderheiten der Thematik vertraut sind und dem Thema offen gegenüberstehen. Auch in Deutschland finden sich mittlerweile erste entsprechende Vernetzungen, beispielsweise über die entsprechende Initiative des BDSM Berlin e.V. Auch die von SMart Rhein-Ruhr e.V. und maydaySM e.V. angebotenen BDSM-Notfalltelefone bietet Menschen, die im Zusammenhang mit BDSM in Not geraten sind, erste Hilfestellung und Beratung.

Jugendlichen die sich für die Thematik BDSM interessieren steht in vielen deutschen Städten die auf Jugendarbeit spezialisierte Gruppe SMJG als Ansprechpartner zur Verfügung.

Nachdem sich in den USA und in Großbritanien mit der National Coalition for Sexual Freedom (NCSF), bzw. der Sexual Freedom Coalition (SFC) erste Interessenvertretungen gebildet haben, die es sich zur Aufgabe machen, proaktive Öffentlichkeitsarbeit zum Thema BDSM zu betreiben, zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung auch im deutschsprachigen Raum ab. Hierbei treten nach außen hin häufig die größeren regionalen Vereine wie BDSM Berlin e.V und SMart Rhein-Ruhr e.V., aber auch die 2003 gegründete Bundesvereinigung Sadomasochismus e.V. mit der Entwicklung von Informationsmaterial und Pressearbeit in Erscheinung. Mit der seit 1996 betriebenen Website und Maillingliste Datenschlag entstand im Internet die weltweit größte Bibliographie, sowie eine der ausführlichsten historischen Quellensammlungen zum Thema BDSM.

SM-Partys

SM-Partys sind Veranstaltungen, auf denen sich gleichgesinnte BDSM-Anhänger und Interessierte treffen, um zu feiern und zu "spielen".

 
BDSM-Szene: Junge Frau am Andreaskreuz.

SM-Partys haben oft die Gestalt von Partys der Schwarzen Szene, mit mehr oder minder striktem Dress-Code, d.h., Zutritt haben nur Personen, deren Outfit den Vorgaben des Veranstalters entspricht. In der Regel versteht dieser darunter frivole Kleidung bzw. Teilbekleidung aus Lack (PVC), Leder, Latex, Vinyl, Lycra usw., die körperbetonend wirkt bzw. die sekundären Geschlechtsmerkmale besonders betont. Ziel solcher Dresscodes ist, eine erotisierende Stimmung zu erzeugen und sich mit dem Thema BDSM nur schwach identifizierende Spanner fernzuhalten. Minderjährige haben keinen Zutritt.

BDSM wird auf diesen Partys öffentlich, beispielsweise auf einer Bühne oder quasi privat in sog. Darkrooms ausgelebt. Ein Grund für die relativ große Verbreitung dieser Art von Veranstaltungen ist das Vorhandensein von "Spielgeräten", für die es in den meisten Wohnungen keinen Platz gibt, wie beispielsweise Andreaskreuze, Strafböcke oder Käfige. Weiterhin gibt es im Allgemeinen kein Problem durch Lärmbelästigung wie im privatem Rahmen. Solche Partys bieten sowohl Exhibitionisten als auch Voyeuren ein Forum, ihre Neigung ohne soziale Ablehnung auszuleben.

SM-Partys gibt es mittlerweile in jeder größeren Stadt. Die soziale Kontrolle auf diesen Partys ist in der Regel weitaus besser als in einer normalen Disko. Auf Konsensualität bei öffentlichen SM-Spielen wird strikt geachtet. Zu unterscheiden sind privat organisierte Partys bzw. nicht oder nur mäßig kommerzielle Partys, die von SM-Gruppen organisiert werden, sowie kommerzielle Partys.

Theoretische Hintergründe

Vorkommen

 
Eine Auswahl weitverbreiteter BDSM- Utensilien

BDSM wird von allen Schichten der Gesellschaft praktiziert und kommt sowohl bei heterosexuellen als auch bei homosexuellen Männern, Frauen und Transgendern in unterschiedlichesten Ausprägungen und Intensitäten vor. Diese reichen von "Fesselspielchen" szenefremder Paare im heimischen Schlafzimmer, die sich selbst mit dem Begriff BDSM nicht bewusst in Verbindung bringen, bis hin zu öffentlich inzenierten "Klinikspielen" und Vorführungen auf Parties und öffentlichen Großveranstaltungen, wie beispielsweise auf den international in mehreren Großstädten stattfindenden Folsom-Paraden.

Der Frauenanteil liegt merklich höher als bei den meisten anderen ehemals als Paraphilie eingeordneten Verhaltensweisen. Die Schätzungen über den Anteil sexueller Vorlieben aus dem Bereich BDSM in der Bevölkerung reichen von 5 bis 25 Prozent, je nach der Art der Fragestellung. Eine fragebogenbasierende Untersuchung amerikanischer Studenten kam zu dem Ergebnis, dass 15 Prozent der homosexuellen Männer, 21 Prozent der lesbischen und bisexuellen Frauen, 11 Prozent der heterosexuellen Männer und 9 Prozent der heterosexuellen Frauen BDSM-Phantasien haben [6]. Praktische Erfahrungen mit BDSM hatten in allen Gruppen um die 6 Prozent der Befragten. In der Gruppe der bisexuellen und lesbischen Frauen lag die Quote mit 21 Prozent erheblich höher. Unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung waren etwa 12 Prozent aller Männer, 16 Prozent der bisexuellen und lesbischen Frauen und 8 Prozent der heterosexuellen Frauen an Spanking interessiert. Erfahrung mit dieser sexuellen Praktik hatten 30 Prozent der heterosexuellen Männer, 33 Prozent der bisexuellen und lesbischen Frauen, sowie 24 Prozent der schwulen und bisexuellen Männer und der heterosexuellen Frauen (ebd.).

Auch wenn diese amerikanische Studie mit einer Erhebungsbasis von 1.752 Samples keinen Anspruch auf allgemeine Repräsentativität erheben kann, weisen andere Untersuchungen auf ähnliche Größenordnungen in verschiedenen befragten Gruppen hin. [7] [8] [9]

Durch eine gesteigerte Medienberichterstattung seit ungefähr Mitte der 1990er Jahre sind einige Elemente des BDSM popularisiert worden. So finden sich sowohl schwarze Lederbekleidung als auch sexuelle Spiele wie Fesseln und Dominanz-Rollenspiele zunehmend auch außerhalb von BDSM-Bezügen wieder. Laut einer Befragung von 317.000 Personen in 41 Ländern verwendeten rund 20 Prozent der weltweit Befragten bereits einmal Masken, Augenbinden oder andere Formen des Bondages, 5 Prozent bekannten sich ausdrücklich zu Sadomasochismus[10], im Jahr zuvor bekannten sich weltweit 19 Prozent der Befragten zu praktiziertem Spanking und 22 Prozent zum Gebrauch von Augenbinden und/oder Handschellen.[11] Einige BDSM-Ascessoires wie den Ring der O kann man mittlerweile auch in den Schmuckkollektionen bekannter internationaler Designer wie Calvin Klein finden.

Einordnung

Begriffliche Einordnung

 
Portrait des Marquis de Sade von Charles-Amédée-Philippe van Loo (1761)

Die Entwicklung des Begriffs BDSM ist vielschichtig. Ursprünglich waren Sadismus und Masochismus reine Fachausdrücke für psychologische Erscheinungen, die als psychische Erkrankung eingestuft wurden. Die Begriffe leiten sich von den Autoren Marquis de Sade und Leopold von Sacher-Masoch ab.

1843 veröffentlichte der ungarische Arzt Heinrich Kaan unter der Bezeichnung "Psychopathia sexualis" eine Schrift, in der er die Sündenvorstellungen des Christentums in medizinische Diagnosen umwandelt. Die ursprünglich theologischen Begriffe "Perversion", "Aberration" und "Deviation" wurden so erstmals Teil der Wissenschaftssprache. Der deutsche Psychiater Richard von Krafft-Ebing führte in seiner Schrift "Neue Forschungen auf dem Gebiet der Psychopathia sexualis" 1890 die Begriffe "Sadismus" und "Masochismus" erstmals in die Medizin ein.[12] Nachdem Sigmund Freud 1905 in seinen "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" Sadismus und Masochismus als aus einer fehlerhaften Entwicklung der kindlichen Psyche entstehende Krankheiten dargestellt hatte und so die weitere Beurteilung des Themas auf Jahrzehnte hinaus grundlegend beeinflusste, prägte schließlich 1913 der Wiener Psychoanalytiker Isidor Isaak Sadger in seinem Artikel "Über den sado-masochistischen Komplex" erstmals den zusammengesetzten Begriff "Sado-Masochismus".[13]

Einige BDSM-Anhänger wandten sich in der Vergangenheit wiederholt gegen eben diese ursprünglich von singulären historischen Figuren abgeleiteten Begrifflichkeiten, die zugleich einen pathologischen Bezug beinhalteten. Sie argumentierten, dass es sinnlos sei, ein so komplexes Phänomen wie BDSM auf zwei einzelne Menschen zurückzuführen, genausogut könne man statt von Homosexualität von "Leonardismus" sprechen.

Die BDSM-Szene versuchte sich mit dem Ausdruck "B&D" für Bondage und Discipline von dem pejorativ konnotierten Begriff "S&M" abzugrenzen. Die Abkürzung BDSM wurde wahrscheinlich in den frühen 1990er Jahren in der Subkultur um die Newsgroup news://alt.sex.bondage geprägt. Sie ist dort im Juli 1991 zum ersten Mal nachweisbar. Später wurde auch der Bereich Domination and Submission in den Bedeutungsumfang von BDSM integriert, wodurch das heute gebräuchliche mehrschichtige Akronym entstand.

Psychologische Einordnung

Früher wurden viele der innerhalb von BDSM gelebten Praktiken dem Sadismus oder dem Masochismus zugerechnet und im Sinne einer Triebstörung (Paraphilie) seitens der Psychiatrie als krankhaft eingeschätzt.

So gilt Sadomasochismus nach ICD-10 als „Störung der Sexualpräferenz“ (Schlüssel F65.5), die dort wie folgt beschrieben wird: Es werden sexuelle Aktivitäten mit Zufügung von Schmerzen, Erniedrigung oder Fesseln bevorzugt. Wenn die betroffene Person diese Art der Stimulation erleidet, handelt es sich um Masochismus; wenn sie sie jemand anderem zufügt, um Sadismus. Oft empfindet die betroffene Person sowohl bei masochistischen als auch sadistischen Aktivitäten sexuelle Erregung.[14]

Erst mit dem Erscheinen des DSM IV im Jahr 1994 wurden Diagnosekriterien veröffentlicht, nach denen BDSM eindeutig nicht mehr als Störung der Sexualpräferenz angesehen wird.

Die Diagnose Sadismus oder Masochismus darf demnach hinsichtlich der sexuell motivierten Ausprägung dieser Störungen nur noch gestellt werden, wenn der Betroffene anders als durch die Ausübung sadistischer oder masochistischer Praktiken keine sexuelle Befriedigung erlangen kann, oder seine eigene sadistisch oder masochistisch geprägte Sexualpräferenz selbst ablehnt und sich in seinen Lebensumständen eingeschränkt fühlt oder anderweitig darunter leidet. Eine Überlagerung von sexuellen Präferenzstörungen und der Ausübung von BDSM-Praktiken kommt jedoch vor.

Neuere Untersuchungen zum Thema Verbreitung von BDSM-Phantasien und -Praktiken schwanken erheblich in der Bandbreite ihrer Ergebnisse. Zusammenfassend lässt sich jedoch feststellen, dass die überwiegende Mehrheit der Autoren davon ausgeht, dass zwischen 5 und 25 Prozent der Bevölkerung regelmäßig Sexualpraktiken praktiziert, die mit der Lust an Schmerzen, bzw. Macht und Ohnmacht in Verbindung stehen. Der Bevölkerunganteil mit entsprechenden Phantasien wird sogar regelmäßig höher beziffert.[15]

Es existieren nur wenige Studien, die psychologische Aspekte des Themas BDSM unter Berücksichtung moderner wissenschaftlicher Standards betrachten. Eine zentrale Untersuchung zu dem Thema stammt von dem US-amerikanischen Sexualwissenschaftler Charles Moser und wurde 1988 im Journal of Social Work and Human Sexuality[16] veröffentlicht. Er kommt zu dem Schluss, dass es generell an Daten über die psychologischen Probleme von BDSM-Anhängern fehlt, sich aber dennoch einige grundsätzliche Tatsachen herauskristallisieren. Er betont, dass es keinerlei Anzeichen dafür gibt, dass BDSM-Anhänger gemeinsame Symptome oder irgendeine gemeinsame Psychopathologie haben und auch aus der klinischen Literatur kein konsistentes Bild von BDSM-Anhängern hervorgegangen ist. Moser weist darauf hin, dass nicht nachgewiesen werden kann, dass BDSM-Anhänger überhaupt irgendwelche besonderen psychiatrischen oder gar auf ihren Vorlieben beruhenden, spezifisch nur bei ihnen auftretende Probleme haben, die im direkten Zusammenhang mit ihrer Orientierung stehen.

Probleme treten teilweise in Bezug auf die Einordnung der eigenen Neigungen durch die Betroffenen auf. So ist die Frage nach der eigenen "Normalität" gerade in der Phase des eigenen Coming-Out (siehe auch dort) häufig. Gerade in Beziehungen mit Vanillas kann das Entdecken entsprechender Neigungen nach Moser die Furcht vor einer Zestörung der aktuellen Beziehung nach sich ziehen. Dies, zusammen mit der Furcht vor Diskriminierung im Alltag, führt bei einigen BDSM-Anhängern zu einem teilweise sehr belastenden Doppelleben. Zugleich kann das Verleugnen von BDSM-Neigungen jedoch auch zu Stress und Unzufriedenheit mit dem sogenannten "Vanilla"-Lebensstil führen und erweckt bei einigen Betroffenen die Befürchtung, keinen Partner finden. Hierzu stellt Moser fest, dass BDSM-Anhänger, die Probleme beklagen, BDSM-Partner zu finden, zumeist auch auch Probleme haben, Nicht-BDSM-Partner zu finden. Der Wunsch, die entsprechenden Neigungen abzulegen ist ein weiterer möglicher Grund für psychologische Probleme der Betroffenen, da dies in der Regel nicht möglich ist. Der Wissenschaftler stellt in seiner Arbeit abschließend fest, dass BDSM-Anhänger nur selten Gewalttaten begehen. Aus seiner Sicht steht die eventuelle Beteiligung von BDSM-Anhängern an gewaltsamen Handlungen meist in keinem Zusammenhang mit der in ihrem Leben vorhandenen BDSM-Komponente.

Moser kommt in seiner Arbeit zusammenfassend zu dem Schluss, dass keinerlei wissenschaftliche Grundlage existiert, die es begründen könnte, dieser Gruppe Arbeits- oder Sicherheitsbescheinigungen, Adoptionsmöglichkeiten, Sorgerechte oder anderen gesellschaftlichlichen Rechte oder Privilegien zu verwehren.

Geschichte

Historische Wurzeln

Die historischen Ursprünge von BDSM liegen im Dunkeln. Im 20. Jahrhundert lässt die Entwicklung teilweise nur schwer von der Entwicklung der schwul-lesbischen Subkultur trennen. Eines der ältesten Zeugnisse stammt aus einem etruskischen Grab in Tarquinia. In der Tomba della Fustigazione (Grab der Züchtigung, Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr.) sind zwei Männer dargestellt, wie sie eine Frau beim Liebesspiel mit einer Rute und mit der Hand schlagen siehe Bild. Ein anderes Zeugnis über Flagellation findet sich im 6. Buch der "Satiren" des antiken römischen Dichters Juvenal (1. bzw. 2. Jahrhundert), ein weiteres Zeugnis findet sich im "Satyricon" von Petronius, wo zur sexuellen Erregung eines Delinquenten gepeitscht wird. Anekdotische Erzählungen über Menschen, die sich im Rahmen des Vorspiels oder als Ersatz für Sex freiwillig fesseln oder auspeitschen ließen, reichen bis ins 3. und 4. Jahrhundert zurück.

 
Kupferstich ca. 1780

Bereits im Kamasutra werden vier Schlagarten beim Liebesspiel, die für Schläge zulässigen Trefferzonen des menschlichen Körpers und die Arten der lusterfüllten Schmerzenslaute des Bottoms dargestellt. Die Textsammlung weist ausdrücklich darauf hin, dass Schlagspiele genauso wie Kneifen und Beißen beim Geschlechtsverkehr nur in gegenseitiger Übereinstimmung stattfinden dürfen, da sie nicht von allen Frauen als lustvoll empfunden werden. Aus dieser Sicht dürfte das Kamasutra den ersten schriftlich überlieferten Text über SM-Praktiken und -Sicherheitsregeln darstellen. Weitere Texte mit sadomasochistischen Bezügen tauchten im Laufe der Jahrhunderte weltweit immer wieder auf.

Einige Autoren sehen das mittelalterliche Phänomen der höfischen Liebe in all seiner sklavischen Unterwerfung und Hingabe als weiteren, zumindest teilweisen Vorläufer von BDSM. Andere Quellen sehen BDSM als eine spezielle Art des Sexualverhaltens, welche ihren Ursprung am Anfang des 18. Jahrhunderts hat, als es in den westlichen Gesellschaften üblich wurde, Sexualverhalten medizinisch und juristisch zu kategorisieren. Berichte über auf Flagellation spezialisierte Bordelle reichen sogar bis zum Jahr 1769 zurück, und in John Clelands Roman Fanny Hill aus dem Jahre 1749 werden ebenfalls Flagellationsszenen beschrieben.

Andere Quellen verwenden eine wesentlich weiter gehende Definition und schildern BDSM-ähnliches Verhalten in noch früheren Epochen und aus ganz anderen Kulturräumen, beispielsweise die mittelalterlichen Flagellanten oder die Gottesgerichte einiger amerikanischer Indianervölker.

Obwohl die Namen Marquis de Sade und Leopold von Sacher-Masoch eng mit den Begriffen Sadismus and Masochismus verbunden sind, bleibt die Frage offen, ob sich deren Biographien und Verhaltensweisen mit dem für das moderne Verständniss des heutigen BDSMs ganz wesentlichen Begriff der Freiwilligkeit in Übereinstimmung bringen lassen.

 
Hölzerne Paddles werden häufig für Spanking eingesetzt.

BDSM-Motive und Bilder haben während des gesamten 20. Jahrhunderts an den Rändern der westlichen Kultur existiert. Robert Bienvenu sieht die Wurzeln des modernen BDSM in drei wesentlichen Quellen, die er als "europäischen Fetisch" (seit 1928), "amerikanischen Fetisch" (seit 1934) und "schwule Lederbewegung" (seit den 50er Jahren) bezeichnet. Eine andere Wurzel sind die in Bordellen ausgeübten Sexualpraktiken, die bis ins 19. Jahrhundert, wenn nicht noch früher zurückreichen. Während den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts produzierte Irving Klaw die ersten Reklamefilme und Fotografien mit BDSM-Motiven und veröffentlichte erstmals Comics der heute berühmten Bondage-Künstler John Willie und Eric Stanton. Sein Modell Bettie Page wurde zugleich eines der ersten erfolgreichen Modelle im Bereich Fetischfotografie und eines der berühmtesten Pinup-Girls des US-amerikanischen Mainstreams. Der von Willie inspirierte italienische Graphiker und Autor Guido Crepax prägte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts endscheidend den Stil europäischer Erwachsenencomics. Die Künstler Helmut Newton und Robert Mapplethorpe sind die prominentesten Beispiele für die zunehmende Verwendung von BDSM-Motiven in der modernen Fotografie und die sich hieraus noch immer ergebende öffentliche Diskussion.

Lederbewegung

Weite Teile des heutigen BDSM-Gedankenguts lassen sich auf die männliche homosexuelle Leder-Subkultur, die sich nach dem 2. Weltkrieg aus der US-amerikanischen Motorradfahrer-Subkultur entwickelte, zurückführen.[17]

 
Flogging-Vorführung auf der aus der Lederbewegung hervorgegangenen Folsom Parade 2004, San Francisco.

In seinem 1972 veröffentlichten Buch Leatherman's Handbook fasste Larry Townsend diese Ideen, die man später als "Old Guard"-Lederbewegung bezeichnen sollte, zusammen. Der in diesem Werk beschriebene Verhaltenskodex basierte auf strengen Formvorschriften und festgeschriebenen Rollen in Bezug auf das Verhalten der Beteiligten (beispielsweise kein Switchen) und hatte noch keinen echten Bezug zu Lesben und Heterosexuellen. Erst der 1981 in den USA von der lesbisch-feministischen BDSM-Organisation Samois veröffentlichte Titel Coming to Power führte schließlich auch in der lesbischen Gemeinschaft zu einer höheren Akzeptanz und zu mehr Verständnis des Themas BDSM. In Deutschland vertraten die entsprechenden Vertreterinnen auch innerhalb der Frauenbewegung die Auffassung, dass BDSM und Feminismus miteinander vereinbar sind. Sie gerieten hierbei mit dem fundamentalistischeren Teil der Bewegung um Alice Schwarzer in Konflikt, der in BDSM die Grundlage von Frauenhass und Gewaltpornographie sieht.

Die Lederbewegung wird heute meistens eher als Teilmenge der BDSM-Kultur als aus der Schwulenkultur stammende Entwicklung betrachtet, obwohl in der Vergangenheit ein großer Teil der organisierten BDSM-Subkultur tatsächlich homosexuell war. Die sogenannte New Guard-Lederbewegung entstand in den 1990er Jahren als Reaktion auf die der Old Guard-Lederbewegung zugrunde liegenden Beschränkungen. Diese neue Ausrichtung begrüßte das Switchen und begann einerseits, geistige Aspekte in ihr Spiel zu integrieren und andererseits zunehmend die strikte Rollenauffassung und Ablehnung von Heterosexuellen und Frauen durch die alte Bewegung aufzugeben.

Internet

Datei:Leather, Latex, and BDSM pride.png
Die Leather-Pride-Flagge, ein Symbol für die BDSM- und Fetischsubkultur.

In der Mitte der 90er Jahre bot erstmals das Internet die Gelegenheit, rund um die Welt, aber gerade auch in den jeweiligen lokalen Regionen andere Menschen mit speziellen sexuellen Vorlieben zu finden und sich anonym mit ihnen auszutauschen. Dies führte geradezu zu einer Explosion in der Verbreitung von Informationen und dem Interesse am Thema BDSM. In dieser frühen Phase spielte die insbesondere die Usenet-Gruppe alt.sex.bondage eine Pionierrolle.

Neben herkömmlichen Sexshops begannen in der Folgezeit immer mehr Anbieter in Online-Sexshops auch BDSM-Spielzeug in ihr Sortiment aufzunehmen oder sich gleich ausschließlich auf die sich immer klarer abzeichnende "neue" Zielgruppe zu spezialisieren.

Das ehemalige Nischensegment entwickelte sich so zu einem festen Bestandteil des Geschäfts mit Erotikzubehör. Heute führen praktisch alle wichtigen deutschen Anbieter von Sexspielzeug Artikel, die ursprünglich überwiegend in der BDSM-Subkultur Verwendung fanden. Gepolsterte Handschellen, Latex-, Lack- und Lederbekleidung sowie exotischere Gegenstände wie beispielsweise Streichel-Peitschen und Reizstromgeräte zur erotischen Elektrostimulation finden sich in Angebotskatalogen, die sich an eine klassische Vanilla-Zielgruppe wenden und zeigen so, dass sich einige Grenzen zunehmend verschieben.

Die moderne BDSM-Subkultur ist vielfältig und weit verbreitet. In den meisten europäischen und nordamerikanischen Großstädten finden sich Clubs und BDSM-Spielpartys, aber auch Informationsveranstaltungen in Form von Stammtischen und sogenannten Munches, auf denen sich auch Interessierte und Neulinge informieren können.

Rechtslage

 
Stählerne Fußfesseln im Bereich Bondage und Discipline.

Es hängt sehr von der Rechtslage einzelner Staaten ab, ob Praktiken aus dem BDSM keine rechtliche Relevanz haben oder eine Straftat darstellen können. Eine eventuelle Strafbarkeit einvernehmlich ausgeführter BDSM-Praktiken resultiert zumeist daraus, dass derartige Praktiken - Schlagen, Fesseln u.ä. - normalerweise die Persönlichkeitsrechte verletzen, weswegen sie grundsätzlich immer bestraft werden.

In Deutschland, den Niederlanden, in Japan und in den skandinavischen Ländern stellen diese Praktiken grundsätzlich keine Straftat dar. In Österreich gibt es keine gefestigte Rechtslage, während in der Schweiz BDSM-Praktiken nur teilweise strafbar sein können.

Deutschland

Mit gegenseitigem Einverständnis sind partnerschaftlich ausgeübte Praktiken aus dem Bereich BDSM in Deutschland im Regelfall nicht strafbar.

Im Rahmen von Handlungen aus dem Bereich BDSM können folgende Straftatbestände relevant werden:

Für die Verwirklichung des Tatbestands der Nötigung muss die Anwendung von Gewalt oder die Drohung mit einem "empfindlichen Übel" gegeben sein, im Falle der Sexuellen Nötigung die Drohung mit einer Gefährdung für Leib und Leben. Sofern die Fortdauer der Handlung durch den Gebrauch eines Safewords unverzüglich beendet werden kann, sind beide Tatbestände nicht zu verwirklichen.

Ähnliches gilt für den Tatbestand des Sexuellen Missbrauchs widerstandsunfähiger Personen. Danach ist zu bestrafen, wer unter Ausnutzung der Widerstandsunfähigkeit sexuelle Handlungen an einem anderen vornimmt. Solange der nötige Widerstand, die Fortdauer der Handlung zu unterbrechen, durch den Gebrauch des Safewords aufgebracht werden kann, ist der Tatbestand nicht zu verwirklichen, da eine echte Widerstandslosigkeit nicht besteht.

Eine Beleidigung kann gemäß § 194 StGB nur auf Antrag des Beleidigten verfolgt werden.

Eine Freiheitsberaubung ist verwirklicht, wenn das Opfer gemäß objektiver Betrachtung in der Freiheit der Wahl seines Aufenthaltsortes eingeschränkt wird.

Nach § 228 StGB handelt derjenige, der eine Körperverletzung mit Einwilligung der verletzten Person vornimmt, nur dann rechtswidrig, wenn die Tat trotz der Einwilligung gegen die guten Sitten verstößt. Am 26. Mai 2004 hat der 2. Strafsenat des Bundesgerichtshofes entschieden, dass sadomasochistisch motivierte Körperverletzungen nicht an sich sittenwidrig sind und damit § 228 StGB gilt. Allerdings ist das Urteil über die Sittenwidrigkeit im Einzelfall abhängig vom Grad der Rechtsgutverletzung, mit anderen Worten von den drohenden gesundheitlichen Folgen der Körperverletzung. Die Grenze zur Sittenwidrigkeit ist laut BGH auf jeden Fall überschritten, wenn „bei vorausschauender objektiver Betrachtung aller maßgeblichen Umstände der Einwilligende durch die Körperverletzungshandlung in konkrete Todesgefahr gebracht wird.“ In dem Grundsatzurteil hob der BGH ein Urteil des Landgerichts Kassel auf, in dem ein Mann, der seine Partnerin auf deren Wunsch gewürgt und dabei unwillentlich erwürgt hatte, wegen fahrlässiger Tötung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war. Eine Verurteilung wegen Körperverletzung mit Todesfolge hatte das Landgericht abgelehnt, da die Tat seiner Auffassung nach mit Einwilligung des Opfers geschehen sei.

Österreich

 
Rohrstock aus Rattan. Verbreitetes Züchtigungs-
mittel.

Nach § 90 StGB ist eine Körperverletzung (§§ 83, 84 StGB) oder eine Gefährdung der körperlichen Sicherheit (§ 89 StGB) nicht strafbar, wenn das "Opfer" einwilligt und die Verletzung oder Gefährdung nicht gegen die guten Sitten verstößt. Nach ständiger Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofes ist eine Körperverletzung nur sittenwidrig und somit strafbar, wenn sie eine schwere Verletzung (das ist eine Gesundheitsschädigung oder eine Berufsunfähigkeit, die länger als 24 Tage dauert) oder den Tod des "Opfers" zur Folge hat. Eine leichte Verletzung ist bei Einwilligung des "Opfers" grundsätzlich erlaubt. Bei der Gefährdung der körperlichen Sicherheit kommt es darauf an, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Verletzung auch tatsächlich eintritt. Ist die schwere Verletzung oder gar der Tod wahrscheinlich, so ist die Gefährdung jedenfalls strafbar.

Zum konkreten Fall der Körperverletzung durch Handlungen im BDSM-Bereich gibt es allerdings keine gefestigte Rechtsprechung. Es kann durchaus sein, dass der Oberste Gerichtshof im BDSM-Bereich auch leichte Körperverletzung als sittenwidrig und somit als strafbar ansieht. Ob eine Handlung gegen die guten Sitten verstößt hängt in Österreich nämlich davon ab, ob einem vorbildlichen Menschen die Sorge um die Gesundheit des "Opfers" wichtiger wäre als die Rücksicht auf dessen Wünsche. Es besteht also keine Rechtssicherheit.

Schweiz

Die sexuelle Mündigkeit beginnt in der Schweiz mit 16 Jahren, was auch für BDSM-Spiele gilt. Selbst Kinder (d. h. unter 16-jährige) machen sich nicht strafbar, sofern der Altersunterschied zwischen den Beteiligten unter drei Jahren liegt. Gewisse Praktiken erfordern jedoch die Einwilligung zur leichten Körperverletzung und sind deshalb erst ab 18 Jahren erlaubt. Seit der Verschärfung des Schweizerischen Strafgesetzbuches Art. 135 und 197 am 1.4.2002 ist in der Schweiz der Besitz von „Gegenständen oder Vorführungen [...] die sexuelle Handlungen mit Gewalttätigkeiten zum Inhalt haben“ strafbar. Dieses Gesetz kommt einer pauschalen Kriminalisierung von Sadomasochisten nahe, da bei so gut wie jedem Sadomasochisten Medien zu finden sind, die diesen Kriterien entsprechen. Kritiker bemängeln weiterhin, das Sadomasochisten nach dem Wortlaut des Gesetzes in die Nähe von Pädophilen und Päderasten gestellt werden.

Großbritannien

Das britische Strafrecht kennt keine Einwilligung in Körperverletzung, entsprechende Handlungen sind auch einvernehmlich unter Erwachsenen illegal, diese Rechtslage wird auch durchgesetzt. Dies führt zu der etwas skurrilen Situation, dass Großbritannien und insbesondere London als Weltzentrum der eng verwandten Fetischismus-Szene gelten, es aber für die BDSM-Szene fast ausschließlich private und keine mit der deutschen „Playparty“-Szene vergleichbaren Veranstaltungen gibt. Dieser Umstand wird z. B. in dem Film „Preaching to the Perverted“ (1997) komödiantisch gelungen aufs Korn genommen. Aufmerksamkeit erreichten vor allem mehrere Gerichtsverfahren die unter der Bezeichnung Spanner Case zusammengefasst werden und als Vorlage für diesen Film gelten. Im Verlauf dieser Verfahren wurde eine Anzahl homosexuellen BDSMler wegen der Ausübung einvernehmlicher sadomasochistischer Praktiken in Großbritannien verurteilt. Am 19. Februar 1997 urteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bezüglich dieser Verfahren, dass jeder Staat eigene Gesetze gegen Körperverletzung erlassen darf, unabhängig davon, ob die Körperverletzung einvernehmlich ist oder nicht.

BDSM in Kultur und Medien

Presse und TV

In der deutschen Presse überwiegt eine einseitige Berichterstattung über BDSM bzw. über Personen und Ereignisse aus diesem Bereich. Die Redaktionen benutzen vor allem immer wieder das Schlagwort Sado-Maso - häufig auf der Titelseite auch großer Publikationen. Während sich ein gesellschaftlicher Konsens herausgebildet hat, das Thema Homosexualität in den Medien behutsamer und ausgewogener zu behandeln, dienen Begriffe aus dem BDSM-Bereich regelmäßig dazu, Vorurteile und diffuse Ängste in weiten Bevölkerungskreisen zu schüren. Die Darstellung ist oft einseitig und undifferenziert und konzentriert sich mehr auf die extremen (Lustmord) und die glamourösen Aspekte (SM-Partys), statt tatsächlich über das Thema zu informieren. Insbesondere die äußerst geringen Kenntnisse über das Konzept des SSC bieten einigen Redakteuren einen weiten Spielraum, der es erlaubt, das Thema fast beliebig zu instrumentalisieren.

In den Jahren 2004/05 gab es für dieses Vorgehen mehrere prägnante Beispiele:

  • Einige Medien wie die Berliner Zeitung berichteten polemisch über den Regierenden Bürgermeister und bekennenden Homosexuellen Klaus Wowereit unter der Überschrift "Wowereit und das Sado-Maso-Fest“, nachdem dieser ein Grußwort zur Folsom-Europe-Parade verfasst hatte. Die Redaktionen sprachen beispielsweise von einer "echt harten Nummer", nachdem die lokale CDU das Grußwort Wowereits als "mit der Würde des hohen Amtes nicht vereinbar" bezeichnet hatte und Flugblätter aufgetaucht waren, in denen behauptet wurde, Wowereit "verharmlose rassistische Vergewaltigungspornographie als Lebensfreude pur".
  • Die Münchner Abendzeitung titelte im gleichen Jahr „Aufstand gegen Sado-Maso-Party" und berichtete im Innenteil unter der Schlagzeile „Sado-Maso-Party erregt Allgäuer" über die Anmietung eines Schlosses durch einen Veranstalter von SM-Parties. Zitate wie „Es war ein gigantischer Sündenpfuhl mit 150 Leuten“ trugen dazu bei, Vorurteile zu schüren, während lokale Zeitungen berichteten, nach außen hin sei es bei der Veranstaltung so gesittet wie bei einer Familienfeier zugegangen.
  • Im Fall des als Kannibale von Rotenburg bekanntgewordenen Armin Meiwes kam es in vielen Boulevardblättern und TV-Sendungen wochenlang immer wieder zu Hinweisen auf die angeblichen Sado-Maso-Spiele des Täters mit seinem Opfer.
  • Die Schlagzeile "Michael Jacksons Anwalt als SMler enttarnt" stellte indirekt eine weitere, wenn auch falsche, so doch sehr publikumswirksame Assoziation zwischen BDSM und Pädophilie her.
  • Die von der Feministin Alice Schwarzer herausgegebene Zeitschrift „EMMA“ setzte ihre PorNO-Kampagne gegen Frauenhass und Gewaltpornographie fort . In ihr vertritt Frau Schwarzer unter anderem die Auffassung, dass sado-masochistische Praktiken generell mit verurteilenswerter Gewalt gegenüber Frauen gleichzusetzen sind. Der Fotograf Helmut Newton wurde in der Publikation erneut der "Pornografisierung der Modefotografie" und "seiner darin ungehemmt ausgelebten sado-masochistischen Obsessionen" beschuldigt.[18]

Ganz allgemein finden sich nur wenige Journalisten, die über das Thema BDSM vorurteilslos und ausgewogen berichten und so zu einer Aufklärung in der deutschen Öffentlichkeit beitragen.

Nachdem im Rahmen des Spanner Case deutlich wurde, das BDSM-relevante Nachrichteninhalte in den Mainstreammedien teilweise vollkommen unberücksichtigt bleiben, wurde unter dem Namen "Schlagworte" im Frühjahr 1997 eine geschlossene, nicht-moderierte Mailingliste gegründet, um aktuelle Ereignisse zeitnah zu publizieren. Ziel ist es, eine Multiplikatorwirkung vergleichbar mit einem Schneeballsystem zu erzielen. Die Website www.sm-news.de gilt ebenfalls als spezialisierte Nachrichtenquelle.

Belletristik

Datei:SLeopold Sacher-Masoch.jpg
Leopold Ritter von Sacher-Masoch

Hauptartikel: Sadomasochistische Literatur
In der Literatur ist vor allem Sadomasochismus ein Dauerbrenner und hat einige Klassiker hervor gebracht, z. B. Die Geschichte der O von Anne Declos (unter dem Pseudonym Pauline Réage), Justine von Marquis de Sade, Venus im Pelz von Leopold von Sacher-Masoch oder die Kultcomics von Eric Stanton. Als literarisches Kuriosum zu erwähnen ist Marthas Brief an Leopold Bloom in Ulysses von James Joyce. Der 1978 erschienene Roman 9 1/2 Wochen. Erinnerungen an eine Liebesaffäre von Elizabeth McNeill bildete die inhaltliche Grundlage für die sehr erfolgreiche Hollywoodverfilmung 9 1/2 Wochen. Eine moderne deutschsprachige sadomasochistische Autobiografie ist Dezemberkind von Leander Sukov aus dem Jahr 2005.

Zusammen mit der von der bekannte US-amerikanische Autorin Anne Rice unter dem Pseudonym A. N. Roquelaure veröffentlichten drei Bände umfassenden Dornröschen-Trilogie (The Claiming of Sleeping Beauty (1983), Beauty's Punishment (1984) und Beauty's Release (1985) zeigt sich hier, dass das Thema BDSM mittlerweile in lange Zeit unvorstellbarer Offenheit in der internationalen Literatur angekommen ist.

Obwohl den Klassikern der SM-Literatur de Sade und Sacher-Masoch ein Hang zu der Sexualität, die sie beschrieben haben, nicht abgesprochen werden kann, so ist doch zwischen den realen sexuellen Handlungen und den in Literatur umgesetzten Phantasievorstellungen zu unterscheiden. Es wäre eine unsinnige Forderung an die Authentizität von Literatur, dass der Autor praktizieren müsse, was er beschreibt. Tagebuchaufzeichnungen, Interviews und Erlebnisberichte bleiben Fiktion des Gelebten. So haben die sadomasochistischen Rituale als theatralische Inszenierungen zwar Fetischcharakter, nicht jedoch ist der Fetisch die Literatur. SM-Literatur beinhaltet auch keine besondere Philosophie oder Moral, sondern stellt wie jede andere Literaturgattung dem jeweiligen Zeitgeist ihrer Epoche dar. Mag sie in der Vergangenheit auch größerer Verfolgung ausgesetzt worden sein und mögen in ihr deshalb besondere Strategien gegen Zensurmaßnahmen entwickelt worden sein, spätestens in der Gegenwart setzt sich, trotz weiter vorherrschender Behinderungen, zumindest bei den Autoren die Einsicht durch, dass SM-Literatur keiner besonderen Rechtfertigung mehr bedarf.

Sachbücher

Hauptartikel: Sadomasochistische Literatur
Im November 1981 veröffentlichte die US-amerikanische, feministische Lesben-Gruppe Samois unter dem Titel Coming to Power: Writing and graphics on Lesbian S/M ein Buch in dem sich Kurzgeschichten mit konkreten Hinweisen und Handlungsanleitungen abwechselten, es gilt als weltweit erstes BDSM-Handbuch. Sein Konzept wurde weltweit von vielen späteren Publikationen übernommen. Seit spätestens Ende der neunziger Jahre gibt es auch in Deutschland entsprechende Literatur, die sich sowohl an hetero- als auch an homosexuelle Lesergruppen richtet. Die bekannteste dieser Veröffentlichungen im deutschsprachigen Raum ist wahrscheinlich Das SM-Handbuch von Matthias T.J. Grimme.
Mit dem Sachbuch Die Wahl der Qual von Kathrin Passig und Ira Strübel ist erstmals auch eine Veröffentlichung auf dem Markt, die sich gerade nicht an Mitglieder der BDSM-Subkultur wendet, sondern weiten Bevölkerungskreisen eine breite Wissensbasis zum Themenbereich BDSM vermitteln und so Vorurteile abbauen will. Neben den Sachbüchern mit konkretem Praxisbezug gibt es eine umfangreiche Literatur zu mit dem Thema verbundenen wissenschaftlichen Publikationen.

Deutschsprachliche Sachbücher

  • Kathrin Passig und Ira Strübel: Die Wahl der Qual. Rowohlt-Verlag 2004, ISBN 3-499-61692-0 (Ein informatives Buch für Personen, die sich erstmalig mit der Thematik BDSM auseinandersetzen wollen.)
  • Matthias T. J. Grimme: Das SM-Handbuch. Charon-Verlag 2002, ISBN 3-931406-01-6 (Ein eher technisches Handbuch mit Schwerpunkten bei der Erklärung von Praktiken und Sicherheitshinweisen)
  • H.-P. Neuner: SM. Querverlag, 1999, ISBN 3-89656-044-1 (Aktueller Einblick in die schwule Lederszene)
  • Thomas A. Wetzstein et. al. : Sadomasochismus. Szenen und Rituale, Reinbek bei Hamburg, rororo, 1994. ISBN 3-499-19632-8 (Basiert auf Auseinandersetzung einer soziologischen Forschergruppe der Universität Trier mit Szenen und Ritualen des Sadomasochismus)

Fremdsprachliche Sachbücher

  • Jay Wiseman: SM 101: A Realistic Introduction. Greenery Press (CA) 1998, ISBN 0-9639763-8-9 (umfangreiches Nachschlagewerk inklusive einiger Schwerpunkte wie „BDSM als Lebensstil“ und „BDSM in der Schwangerschaft“)
  • William A. Granzig (Vorwort), u. a.: Screw the Roses, Send Me the Thorns: The Romance and Sexual Sorcery of Sadomasochism. Mystic Rose Books 1995, ISBN 0-9645960-0-8 (Ein reichbebildertes und umfangreiches Handbuch mit Schwerpunkten bei der Erklärung von Praktiken und Sicherheitshinweisen)
  • Dossie Easton, Janet W. Hardy: The New Topping Book. Greenery Press (CA) 2002, ISBN 1-890159-36-0 (Praktische und theoretische Einführung für Tops mit Schwerpunkt auf psychologischen Aspekten, praktischen und technischen Fragen, sowie detaillierten Tips zur Partnersuche)
  • Dossie Easton, Janet W. Hardy: The New Bottoming Book. Greenery Press (CA) 1998, ISBN 1-890159-35-2 (Praktische und theoretische Einführung für Bottoms mit Schwerpunkt auf psychologischen Aspekten, praktischen und technischen Fragen, sowie detaillierten Tips zur Partnersuche)
  • * Pat Califia (Hrgs.), Robin Sweeney (Hrgs.):The Second Coming: A Leatherdyke Reader. Alyson Pubns, 1996, ISBN: 1555832814 (Fortsetzung des lesbisch-feministischen BDSM-Klassikers Coming to Power)

Filme

Nachdem BDSM zunächst unterschwellig als Motiv in einigen Filmproduktionen auftauchte, wurden Anfang der 1960er Jahre bedeutende literarische Werke wie beispielsweise die Geschichte der O und Venus im Pelz zum Teil sehr explizit verfilmt. Spätestens mit der Verfilmung von 9 1/2 Wochen wurde das Thema BDSM auch sehr publikumswirksam und kommerziell erfolgreich breiten Zuschauerschichten nahegebracht, wobei hierbei auf eine ästhetische Massenkompatiblität geachtet wurde. Seit den späten 1990er Jahren gelang es Filmen wie Preaching to the Perverted und Secretary, kommerziellen Anspruch und Authentizität zunehmend miteinander zu verbinden.

Mit der Entwicklung von dokumentarisch geprägten Produktionen wie SICK: The Life & Death of Bob Flanagan, Supermasochist und Wir leben ... SM! entwickelt sich mittlerweile ein weiterer filmischer Zugang zu der Thematik der sich mittlerweile gezielt auch an breite Zuschauergruppen wendet.

Das Spektrum der so im Verlauf der vergangenen vier Jahrzehnte entstandenen Produktionen ist sehr groß und zeigt, dass BDSM-Themen mittlerweile fest im filmischen Mainstream verankert sind:

Neben diesen eher ästhetisch orientierten Filmen existiert natürlich ein breiter Markt für sadomasochistische Pornografie in Form von Pornofilmen.

Magazine

Siehe auch

Commons: BDSM – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Gute deutschsprachige, nicht-kommerzielle Webseiten zum Thema:

Gute englischsprachige, nicht-kommerzielle Webseiten zum Thema:

Quellen

  1. Janus, Samuel S. / Janus, Cynthia L., 1993 The Janus Report on Sexual Behavior,Wiley, New York,
  2. Elliott, Leland / Brantley, Cynthia, Sex on Campus, 1997, Random House, New York
  3. Charles Moser,in Journal of Social Work and Human Sexuality 1988, (7;1, S.43-56)
  4. Spengler, Andreas: Sadomasochisten und ihre Subkulturen, Campus Verlag, 1979, Frankfurt am Main / New York
  5. http://www.datenschlag.org/umfrage/dpb1_ergebnisse.html
  6. Elliott, Leland / Brantley, Cynthia, Sex on Campus, 1997, Random House, New York
  7. Brokmann, Angela: Macht und Erotik, 1996, Sexologisches Institut e.V. Hamburg, Hamburg)
  8. Person, Ethel S. / Terestman, Nettie / Myers, Wayne A. / Goldberg, Eugene L. / Salvadori, Carol: Gender differences in sexual behaviors and fantasies in a college population, 1989, erschienen in: Journal of Sex and Marital Therapy, Bd. 15, Nr. 3, 1989, S. 187-198
  9. Breslow,Norman:SM Research Report, v1.1, 1999 online unter SM Research Report, v1.1
  10. Durex Global Sex Survey 2005, S.15 Online unter Durex Global Sex Survey 2005
  11. Durex Global Sex Survey 2004, S.14 Online unter Durex Global Sex Survey 2004
  12. Zu der Entwicklung des theoretischen Konstrukts "Perversion" durch Krafft-Ebing und dessen Bezug zu diesen Begriffen, vgl. Andrea Beckmann, Journal of Criminal Justice and Popular Culture, 8(2) (2001) 66-95 online unter Deconstructing Myths
  13. Ders. in "Über den sado-masochistischen Komplex." In: Jahrbuch für psychoanalytische und psychopathologische Forschungen, Bd. 5, 1913, S. 157-232
  14. : ICD-10-GM Version 2005
  15. : Eine entsprechende ausführliche Sammlung unterschiedlichster wissenschaftlicher Studien findet sich unter http://www.datenschlag.org/txt/statistik.html
  16. : Charles Moser,in Journal of Social Work and Human Sexuality 1988, (7;1, S.43-56)
  17. Vgl. hierzu die ausführliche Darstellung von Robert Bienvenu, The Development of Sadomasochism as a Cultural Style in the Twentieth-Century United States, 2003, Online als PDF unter Sadomasochism as a Cultural Style
  18. (für eine ausführlich kritische Betrachtung hierzu vgl. Papiertiger#Emma)