Die Seifenoper (von engl. soap opera, auch im deutschsprachigen Raum häufig als Soap-Opera oder Soap bezeichnet) gehört zur Gattung der Fernsehserien. Unter ihr werden Endlosserien verstanden, die regelmäßig – ein- (Weekly) oder mehrmals wöchentlich (Daily Soap) – gesendet werden. Sie dienen vor allem dazu, ein werbefreundliches Umfeld zu schaffen. Seifenopern sind meist billig produziert. Die Dreharbeiten finden etwa 6-8 Wochen vor der Ausstrahlung statt. Das Drehbuch wird meist erst kurz vor dem Dreh fertig und stammt in der Regel aus der Feder mehrerer Autoren.
Unendlichkeit
Die auffälligsten Merkmale einer Seifenoper sind, dass sie keinen wirklichen Anfang und kein voraussehbares Ende besitzt (im Vergleich zur Telenovela). Man steigt in einer Daily Soap in eine einfache Handlung ein um die Charaktere kennenzulernen. Viele sehen in dieser Handlung keinen Anfang, da diese meistens schon läuft. Im Gegensatz zu anderen Serien, die meist aus in sich abgeschlossenen Episoden bestehen, endet eine Geschichte in der Seifenoper niemals in der Folge, in der sie begonnen hat. Um den Erzählfluss nicht stocken zu lassen, werden immer mehrere Handlungsfäden in unterschiedlichen Stadien gleichzeitig verfolgt. Die Länge der einzelnen Handlungsstränge kann dabei von wenigen Folgen bis zu mehreren Monaten variieren. Um den Zuschauer zu motivieren, auch die nächste Folge anzusehen, wird der so genannte Cliffhanger eingesetzt – ein meist dramatisches Ereignis am Ende der Folge, dessen Ausgang zunächst offen bleibt.
Rolle der Zeit
Durch die zeitlich sehr dichte Folge der einzelnen Sendungen muss die Serie ein sehr langsames Erzähltempo einhalten. Auf diese Weise wird es den Zuschauern ermöglicht, der Handlung auch dann zu folgen, wenn sie einmal ein paar Folgen verpasst haben. Ein weiteres Merkmal der Serien ist die Beachtung einer Zeitkontinuität. Durch das Vermeiden von Zeitsprüngen innerhalb einer Folge wird dem Zuschauer der Eindruck vermittelt, bei allem dabeizusein, was die verschiedenen Charaktere erleben.
Zopfdramaturgie
Ein weiteres Merkmal der Soaps ist der dramaturgische Aufbau der einzelnen Sendungen. Mehrere (in der Regel drei bis fünf) Handlungsstränge (auch storylines genannt) werden gleichberechtigt parallel erzählt. Diese Storylines werden in kleine, etwa gleichlange Sequenzen zerlegt, welche immer abwechselnd gezeigt werden. Jeder dieser Handlungsstränge befindet sich auf unterschiedlichem Entwicklungsniveau: Während ein Strang sich entfaltet, hat der zweite schon in der vorangegangenen Folge begonnen, der dritte strebt seinem Ende zu usw. Entscheidend dabei ist, dass keiner der Handlungsstränge innerhalb der Folge zu einem endgültigen Abschluss geführt wird, in der er begonnen wurde.
Geschichte
Das ursprüngliche Medium des in den USA entstandenen Genres war das Radio. Als erste wirkliche Seifenoper gilt Betty and Bob (Erste Sendung am 10. Oktober 1932). Später kamen zahlreiche andere hinzu. Aus dieser Zeit stammt auch der Begriff Seifenoper. Denn die Sponsoren waren vor allem Waschmittelkonzerne, insbesondere die Firma Procter & Gamble, die 1939 allein 22 solcher Radioserien produzierte. Ihren Höhepunkt erreichten die Radio-Seifenopern 1940, als 64 Serien gleichzeitig gesendet wurden. Die älteste Hörfunkseifenoper ist mittlerweile die BBC Four-Serie The Archers.
1947 startete mit A Women to Remember die erste Fernseh-Seifenoper. Obwohl einige aus dem Radio stammende und für das Fernsehen adaptierte Seifenopern parallel weiter gesendet wurden, war der Niedergang der Radio-Seifenoper nicht aufzuhalten. 1961 stellte CBS die letzte Radio-Seifenoper ein. Die am längsten laufende Seifenoper ist The Guiding Light. Sie begann 1937 bei NBC Radio, wechselte 1947 zu CBS Radio und wurde 1952 im CBS-Fernsehen weitergefürt, wo sie noch heute (2025) läuft.
Seit den 1960er Jahren werden auch in Europa Seifenopern für das Fernsehen produziert. Die erste britische Seifenoper war Coronation Street, die erstmals 1960 gesendet wurde. In ihr wurde erstmals mit der aus der amerikanischen Seifenoper stammenden Tradition gebrochen, die Handlung in einem gutsituierten Milieu anzusiedeln: Coronation Street spielt im Arbeitermilieu. Diesem Beispiel folgten auch weitere britische Seifenopern wie EastEnders und Brookside. In diesem Rahmen wurden auch zunehmend – über die Betroffenheit einzelner Charaktere – politische Fragestellungen in die Handlung einbezogen. Coronation Street ist das direkte Vorbild für die deutsche Serie Lindenstraße.
Deutsche Seifenopern
Daily-Soaps
Nr. | Titel | Produktionsfirma | Folgen | Sender | Ausstrahlungsdatum |
1 | Gute Zeiten – Schlechte Zeiten | Grundy UFA | 3500... | RTL | seit 11.05.1992 |
2 | Marienhof | Bavaria Film | 2900... | Das Erste | seit 01.10.1992 |
3 | Unter Uns | Grundy UFA | 2900... | RTL | seit 28.11.1994 |
4 | Verbotene Liebe | Grundy UFA | 2700... | Das Erste | seit 02.01.1995 |
5 | Jede Menge Leben | Colonia Media | 376 | ZDF | 06.03.1995 - 30.09.1996 |
6 | So ist das Leben! Die Wagenfelds | Bavaria Film und IdunaFilm | 169 | Sat.1 | 16.10.1995 - 29.02.1996 |
7 | Alle zusammen – Jeder für sich | Grundy UFA | 230 | RTL 2 | 25.11.1996 - 30.10.1997 |
8 | Geliebte Schwestern | Columbia Tristar | 250 | Sat.1 | 02.06.1997 - 13.06.1998 |
9 | Mallorca – Suche nach dem Paradies | Grundy UFA Baleares | 200 | ProSieben | 26.04.1999 - 08.02.2000 |
Weekly-Soaps
siehe Weekly
Andere Beispiele
Ausland
- Dallas
- Der Denver-Clan
- Falcon Crest
- O.C., California
- Reich und Schön (The Bold and the Beautiful)
- Springfield Story
Independent
Verwandte Formate
Telenovelas sind mit Seifenopern fast identisch. Die einzigen Unterschiede bestehen darin, dass Telenovelas eine feste Länge mit einem bestimmten Anfang und Ende haben und dass sie sich in dieser beschränkten Zeit um eine bestimmte, stets weibliche Person drehen und nicht um mehrere Figuren - wie in Soaps, und dass sie immer mit einem Happy End ausgehen.