Der Englische Garten ist eine 3,7 km² große Grünanlage im Münchner Nordosten. Die Bezeichnung rührt von den Englischen Landschaftsgärten her, die von Friedrich Ludwig Sckell bei der Gestaltung des Geländes zum Vorbild genommen wurden.


Durch die Hauptverkehrstraße Isarring wird der Englische Garten in einen ca. 2 km langen Südteil und einen ca. 3 km langen Nordteil, die Hirschau, zerschnitten.
Sehenswürdigkeiten
Hirschau
Entstehung: Name von den Hirschen und dem Wildreichtum in den Isarauen nördlich der Stadt. Schon 1613 zeigt die Karte von Vollckmer äsende Hirsche an der Stelle des späteren Englischen Gartens. Von 1798 bis 1804 als Fortsetzung des Englischen Gartens bis zum Aumeister angelegt. Der Name Hirschau ist seit 1808 auf den Stadtkarten eingetragen, davor, zum Beispiel 1712, auch "Hirschanger" genannt. Im Gegensatz zum südlichen Teil des Englischen Gartens, der an sonnigen Tagen schon mal die "Einwohnerzahl" einer mittelgroßen Stadt erreicht, besitzt die Hirschau den Charakter eines ruhigen Stadtwaldes.
Am Anfang und am Ende der Hirschau befindet sich jeweils ein größerer Biergarten ("Aumeister", bzw. "Hirschau").
Kleinhesseloher See
Der Kleinhesseloher See wurde um 1800 zwischen Schwabing und Kleinhesselohe angelegt und 1807 bis 1812 erweitert. Er wird vom Oberstjägermeisterbach gespeist, der neben dem Eisbach und dem Schwabinger Bach zu dem von Sckell angelegten Bachsystem im Englischen Garten gehört.
In dem 86 410 m² großen See liegen drei Inseln:
- Königininsel (2 720 m²)
- Kurfürsteninsel (1 260 m²)
- Regenteninsel (640 m²).
Es ist ein sehr nährstoffreicher See, in dem Graskarpfen, Schleien und Hechte zu finden sind. Einmal jährlich im Herbst wird der See von einer Fischereigenossenschaft abgefischt.
Am See befindet sich der Biergarten "Seehaus" mit 2.500 Sitzplätzen (Paulaner-Bier). See und Seehaus bilden heute beliebte Freizeitziele, angeboten wird unter anderem Ruder- und Tretbootfahren. Auch die Denkmale von Friedrich Ludwig Sckell und Reinhard von Werneck befinden sich am See.
Rumfordhaus
Das Rumfordhaus wurde 1791 fertiggestellt. Es wurde zunächst als Offizierskasino genutzt, später diente es dem Münchner Hofstaat.
Der 25 m hohe Holzbau wurde 1789/1790 nach einem Entwurf von Joseph Frey von Johann Baptist Lechner errichtet.
Vorbild war die doppelt so hohe "Große Pagode" im königlichen Schlossgarten in London, die sich wiederum an einer Porzellanpagode in den Gärten eines chinesischen Kaisers orientierte.
Im Juli 1944 brannte der "Chinaturm" nach Bombenangriffen ab, 1952 wurde er originalgetreu wiederaufgebaut. Am Chinesischen Turm befindet sich der mit 7.000 Sitzplätzen zweitgrößte Biergarten Münchens (Hofbräu-Biere).
Nahe dem Chinesischen Turm steht ein beliebtes Kinderkarussell im Stil der Biedermeierzeit, das bei schönem Wetter geöffnet ist. Hier drehen sich auf einem Innen- und einem Außenkreis Kutschen, Wagen und Schlitten und 20 holzgeschnitzte Tiere unter der Musik einer Walzenorgel oder eines Polyphons; gemalt und ausgesägt finden sich u.a. Kinderbuchfiguren, Berufe, Münchner Originale und bayerische Trachten (1913 vom Schwabinger Malermeister und Dekorationsmaler August Julier eröffnet, der es dort anstelle eines schlichteren Karussells von ca. 1850/60 errichtete; bis 1977 im Besitz der Familie Julier, 1977 an die Bayer. Verwaltung der staatl. Schlösser, Gärten und Seen verkauft, Restaurierung 1979 bis 1981. Genaueres in "Karussells in München" von Florian Dering im Bayerischen Jahrbuch für Volkskunde 1983/84, Institut für Volkskunde München).
Südlich des Turms befinden sich die "Ökonomiegebäude", die Ende des 19. Jahrhunderts zunächst als landwirtschaftlicher Musterbetrieb konzipiert wurden. Heute ist in den Gebäuden die Verwaltung des Englischen Gartens untergebracht.
Der Rundtempel in griechischem Stil wurde 1836 von Leo von Klenze errichtet, auf einem aufgeschütteten Hügel, der ab 1832 von Carl August Sckell aus Bauschutt der Münchner Residenz errichtet wurde.
Zwischen dem Monopteros und dem Japanischen Teehaus befindet sich die Schönfeldwiese. Hier wird seit den 60er Jahren Freikörperkultur praktiziert, was damals viel Aufsehen erregte und den Englischen Garten auch über die Grenzen Münchens hinaus bekannt machte.
Japanisches Teehaus
Anlässlich der Sommer-Olympiade 1972 und der seitdem bestehenden Städtepartnerschaft mit Sapporo, dem Austragungsort der Winterspiele, wurden am Südende des Englischen Gartens gleich hinter dem Haus der Kunst auf einer 1969 errichteten kleinen Insel im dort zu einem kleinen See ausgeweiteten Köglmühlbach ein japanisches Teehaus und ein japanischer Garten erschaffen.
Im Teehaus findet regelmäßig die traditionelle japanische Teezeremonie statt.
Geschichte
Als 1777 der bayerische Kurfürst kinderlos starb, fiel das Land an den pfälzischen Erzherzog Carl Theodor. Nachdem Theodors Versuch, das ungeliebte Erbe gegen die Niederlande einzutauschen, scheiterte, widmete er sich der Umgestaltung Münchens. Unter anderem ließ er im Hofgarten eine Gemäldegalerie eröffnen und machte Hofgarten und Galerie der Öffentlichkeit zugänglich.
Im Februar 1789 verfügte Carl Theodor, bei jeder Garnisonsstadt Militärgärten anzulegen. Die Gärten sollten den Soldaten landwirtschaftliche Fähigkeiten vermitteln und Gelegenheit zur Erholung bieten, aber sie sollten auch der Allgemeinheit zugänglich sein. Die Anregung dazu stammte von dem in Massachusetts geborenen bayerischen Kriegsminister Benjamin Thompson, besser bekannt unter dem ihm 1792 verliehenen Titel Reichsgraf von Rumford. Als Standort für die Münchner Gärten war das westliche "Hirschangergebiet", die heutige Schönfeldwiese im Südwesten des Englischen Gartens vorgesehen. Im Juli wurde mit der Verwirklichung des Vorhabens begonnen.
Im August 1789 erließ Carl Theodor ein Dekret, nachdem das Gebiet östlich der Militärgärten in den ersten europäischen Volkspark umgewandelt werden sollte. Die Ausführung wurde dem Schwetzinger Hofgärtner Friedrich Ludwig Sckell (ab 1808 Ritter von Sckell) übertragen, die Oberaufsicht hatte Benjamin Thompson. Der Volkspark trug zunächst den Namen "Theodors Park", doch schon bald setzte sich der Begriff "Englischer Garten" durch. Im Frühjahr 1792 wurde der Park offiziell für die damals ca. 40.000 Münchner Bürger freigegeben.
1798 verließ Thompson München, sein Nachfolger wurde Freiherr von Werneck. Im Dezember 1799 wurde der Englische Garten um Gebiete der Hirschau erweitert, im Januar 1800 kam das Gelände der mittlerweile aufgelösten Militärgärten hinzu. 1804 wurde Sckell vom Nachfolger Theodors zum Leiter der neu geschaffenen bayerischen Hofgärtenintendanz ernannt. In dieser Funktion prägte er bis zu seinem Tod 1823 das Bild des heutigen Englischen Gartens wesentlich.
Siehe auch: Grün- und Wasserflächen in München
Statistik
- Länge des Wegenetzes im Englischen Garten: 78 km
- davon Reitwege: 12 km
- Länge der Bäche: 8,5 km
- Brücken und Stege: über 100
- brütende Vogelarten: über 50
Der Englische Garten ist mit einer Fläche von 3,7 km² eine der größten städtischen Grünanlagen unserer Welt (Fairmount Park, Philadelphia, 37,2 km²; Bois de Boulogne, Paris, 8,4 km²; Phoenix Park, Dublin, 7 km²; Eilenriede, Hannover, 6,5 km²; Grunewald, Berlin, 4,5 km²; Golden Gate Park, San Francisco 4,1 km²; Central Park, New York, 3,4 km²).
Verkehrslage
- Der südliche Teil des Gartens verläuft parallel zu den U-Bahnlinien 3 und 6, siehe Skizze.
- Die Hirschau verläuft parallel zur U-Bahnlinie 6.
- Eine geplante Straßenbahnquerung des Englischen Gartens auf Höhe der Tivolistraße wird von der Regierung von Oberbayern wegen Überwiegens der Denkmalschutzbelange abgelehnt. Eine dagegen gerichtete Klage der Stadtwerke München wurde am 30. März 2006 vom VGH abgewiesen (Aktenz. 22 A 01.40059).