Der Begriff Sucht bezeichnet umgangssprachlich ein breites Spektrum von Krankheiten und Verhaltensstörungen, ist aber in der medizinischen Diagnostik nicht mehr gebräuchlich.
Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde der Begriff Sucht nur von 1957 bis 1964 verwendet[1]. Danach wurde er durch „Abhängigkeit“, aber auch durch „schädlichen Gebrauch“ ersetzt. Diese Umformulierung geschah zum einen, um negative Konnotationen des Begriffs Sucht, und damit verbundene Stigmatisierungen von Abhängigen zu vermeiden, zum anderen, um eindeutig definierte Begrifflichkeiten zu schaffen, da der Begriff Sucht in sehr unterschiedlichen Zusammenhängen gebraucht wird.
In Deutschland wurde Alkoholabhängigkeit erst 1968 als Krankheitsbild anerkannt und dadurch Entwöhnungsbehandlungen und Therapien entwickelt und finanziert. In wissenschaftlichen Arbeiten wird der Begriff „Sucht“ vermieden, trotzdem blieb er in den Begriffen „Suchtmittelabhängigkeit“ sowie „Suchtberatungsstelle“ erhalten. Umgangssprachlich ist er immer noch üblich. In Zusammenhang mit Diagnostik und Therapie sollten immer die von der ICD10 (WHO) vorgegebenen Begrifflichkeiten gewählt werden.
Etymologie
Das Wort „Sucht“ (germanisch suhti-, althochdeutsch suht, suft, mittelhochdeutsch suht) ist nicht verwandt mit „suchen“, sondern mit „siechen“ (althochdeutsch siuchen, mittelhochdeutsch siuchan; vgl. zum Adjektiv "siech" auch das englische sick) in der Bedeutung von Krankheit. Andere, vor allem veraltete Krankheitsbezeichnungen wie Fallsucht, Mondsucht, Schwindsucht, Wassersucht, aber auch zum Beispiel die Worte Eifersucht und Sehnsucht, enthalten ebenfalls "Sucht" in dieser Bedeutung.
Die Wendung „Sucht nach etwas“ beruht allerdings auf der volkstümlichen Verbindung mit "suchen": Sucht nach Liebe, Abwechslung, Zerstreuung, u. dgl.
Siehe auch
- Alkoholismus, Drogensucht, Nikotinsucht, Tablettensucht, Koffeinsucht
- Spielsucht, Ess-Brech-Sucht, Magersucht, Sexsucht, Arbeitssucht, Kaufsucht
- Ich-Sucht, Gefallsucht
- Craving (Begriff aus der Suchtforschung)
Quellen
Weiterführende Literatur
- Markus Berger: Handbuch für den Drogennotfall – Das Wichtigste zu Gefahrenpotenzialen, Überdosierungen und Abhängigkeiten. Nachtschatten Verlag 2004, ISBN 3-03788-125-9
- Theo Dingermann, Karl Hiller, Georg Schneider, Ilse Zündorf: Schneider - Arzneidrogen. Spektrum Akademischer Verlag 2004, ISBN 3-8274-1481-4
- Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. AT-Verlag 2002, ISBN 3855025703
- Wolfgang Schmidbauer, Jürgen vom Scheidt, Monika Schulenberg: Handbuch der Rauschdrogen. Fischer Verlag 2004, ISBN 3-59616-277-7
- Bernhard van Treeck: Drogen- und Sucht-Lexikon. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 4.Aufl. 2004, ISBN 3-89602-542-2
- Bernhard van Treeck: Drogen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2. Aufl. 2003, ISBN 3-89602-420-5
- Schmidt-Semisch, Henning; Nolte, Frank: Drogen, (Rotbuch 3000). Hamburg, 2000, ISBN 3-434-53505-5
- Roswitha Algeier-Föll, Günter Schmidt: Drogen-Wissen. Interdisziplinäres Drogen-Lexikon. BoD (Books on Demand) 2003, ISBN 3-8330-0256-5