Das Christentum ist eine der sieben Weltreligionen. Den verschiedenen christlichen Kirchen und Bewegungen gemeinsam ist die Berufung auf Jesus Christus und der Glaube, dass dieser der Sohn Gottes und der Messias ist. Jesus Christus erlöste - nach der Lehre der Christen - die Menschen von ihrer Sünde (Getrenntsein von Gott, Rebellion gegen Gott, was sich in Fehlern und Missetaten auswirkt) und versöhnte die Menschheit mit Gott, so dass sie in Ewigkeit in Gemeinschaft mit Gott sein können (christliche Eschatologie). Die christliche Religion, alle Glaubensrichtungen zusammengenommen, ist gegenwärtig die größte Weltreligion; es wird geschätzt, dass ungefähr ein Drittel aller Menschen auf der Welt dem christlichen Glauben anhängen.
Ein Christ ist ein Gläubiger des Christentums. Im Regelfall wird man durch die Taufe Christ und Mitglied einer Kirche. Einige Denominationen oder Sekten engen diesen Begriff ein und verwenden ihn nur für Mitglieder der jeweiligen Gruppe.
Das Christentum entstand aus dem jüdischen Glauben im ersten Jahrhundert der (daher rührenden) christlichen Zeitrechnung (A.D. = anno domini = Jahr des Herrn). Die Christen übernahmen einige ihrer heiligen Schriften aus dem jüdischen Glauben und viele grundsätzliche Lehren wie den Glauben an einen Messias oder Christus (aus dem griechischen: christos: Gesalbter); die Art der Gottesverehrung; die Konzepte von heiligen Orten und heiligen Tagen; die Idee, dass die Gottesverehrung auf Erden auf ähnlichen Formen der Verehrung im Himmel basiert; die Verwendung der Psalmen im gemeinschaftlichen Gebet, der Glaube an die Auferstehung. Diese vielen Gemeinsamkeiten sind nicht verwunderlich, denn Jesus und die ersten Christen waren Juden. Leider wurde diese anfängliche Gemeinschaft im Laufe der Zeit vergessen, ja, es entwickelte sich ein christlicher Antijudaismus.
Die Apostelgeschichte erzählt, dass die Nachfolger Christi den Namen Christen zuerst von den Ungläubigen der syrischen Stadt Antiochia erhielten, in welche sie nach den ersten Verfolgungen in Palästina (vermutlich wenige Jahre nach Jesus Auferstehung und Himmelfahrt) geflohen waren.
Die Lehre
Die zentralen Elemente der christlichen Lehre sind die Liebe zu Gott, zum Nächsten, zu sich selbst (christliche Ethik ), Jesu Menschwerdung, seine Kreuzigung und sein Tod, sowie der Glaube an die Auferstehung. Die Christen glauben, dass diese Ereignisse die Basis von Gottes Werk bilden, mit welchem die Menschheit mit ihm ausgesöhnt werden soll, da alle Menschen mit der sog. Erbsünde behaftet sind. Die Lehre von der Erbsünde ist eines der grundlegenden Elemente christlicher Theologie. Allerdings wird der Begriff in der orthodoxen, römisch-katholischen, und evangelischen Tradition unterschiedlich verstanden, wobei einzelne evangelische Traditionen nochmals ein unterschiedliches spezifisches Verständnis haben können.
Während in der christlichen Lehre zahllose Varianten der zentralen Elemente der christlichen Lehre existieren, gibt es doch einige Punkte, die orthodoxe, katholische und evangelische Konfessionen über die meiste Zeit in den letzten 2000 Jahren für unverzichtbar für den christlichen Glauben gehalten und mehrfach offiziell bestätigt haben:
- Gott ist dreieinig - ein einziges ewiges Wesen, das in drei Personen existiert: Vater (Schöpfer), Sohn (Jesus Christus) und Heiliger Geist. Es gibt den verborgenen (deus absconditus) und den geoffenbarten(deus relevatus) Gott
- Jesus ist ganz Gott und ganz Mensch, zwei Naturen in einer Person. Er hat das kommende Gottesreich verkündet und ist selbst dessen Anbruch. Jesus hat nicht gesündigt. Durch seinen Tod am Kreuz ist den Gläubigen ihre Schuld der Erbsünde vergeben und sie sind mit Gott versöhnt.
- Gläubige werden auf den Tod von Christus getauft. Durch den Glauben leben sie spirituell und werden vom Tod in ein ewiges Leben auferstehen können. Sie empfangen den Heiligen Geist, der Hoffnung bringt und die Kirche in Gottes Wahrheit und gemäß Gottes Absichten führt.
- Jesus regiert zur Rechten Gottes mit aller Vollmacht und Autorität. Er wird wiederkehren, um die Gläubigen zu sich zu holen, damit sie ewig in der Gegenwart Gottes leben werden. Bis er am Ende der Zeiten zurückkehrt, hat die Kirche den Auftrag, die Gute Nachricht zu predigen.
- Die Lehre, dass der Mensch durch die Erbsünde von der Gemeinschaft mit Gott getrennt ist und aus eigener Kraft diese Gemeinschaft nicht wieder herstellen kann, und dass diese Trennung durch Jesus Christus überwunden wird. Über die genaue Art dieser Erlösung und den Weg dazu gibt es innerhalb der verschiedenen christlichen Konfessionen unterschiedliche Auffassungen.
- Die christliche Bibel ist das Wort Gottes und es gibt keine anderen Bücher die den gleichen Stellenwert wie die Bibel haben. Obwohl die Christen sich nicht einig sind, wie wörtlich die Bibel genommen werden sollte und es unterschiedliche Interpretationen vieler Stellen gibt, ist sie dennoch die generell anerkannte Quelle von Informationen über Jesus und Gott.
- Maria, die Mutter von Jesus, gebar den Sohn Gottes, der, obwohl in Ewigkeit existierend, in ihrem Leib gezeugt wurde durch den Heiligen Geist. Von ihrer Menschlichkeit empfing er menschlichen Verstand und Willen und all das, was ein Kind natürlicherweise von seiner Mutter mitbekommt. Daher wird sie von der katholischen Kirche auch die Mutter Gottes genannt, die das Heil der Menschen geboren habe (Marienverehrung). Die evangelische Kirche sieht in Maria eine gewöhnliche Frau, die ausserwählt wurde, den Sohn Gottes zu zeugen.
Das Wort Bibel leitet sich vom griechischen "biblos" ab, das heißt "Schriften". Darunter werden die Schriften verstanden, die die Juden als Tenach haben, als Torarollen in ihren Synagogen bewahren und daraus ihre Schriftlesung unternehmen. Von diesen jüdischen Schriften, aus denen ja auch Jesus las, rühren die christlichen Schriften, die die Kirchen als vom Heiligen Geist inspiriert betrachten. Die christliche Bibel besteht aus zwei Teilen: der hebräischen Bibel, die weitläufig Altes Testament genannt wird und die das Christentum - grob gesagt - mit dem Judentum gemeinsam hat. Im Judentum wird für sie das Kunstwort Tanach verwendet, was aus den Anfangsbuchstaben ihrer drei großen Teile zusammengesetzt ist: Tora (5 Bücher Mose), Nebiim (Propheten) und Ketubim (Schriften). Da das Alte Testament auch in einer griechischen Übersetzung, der Septuaginta, überliefert ist und diese mit dem hebräischen Textbestand nicht genau übereinstimmt, kommt es zwischen den einzelnen christlichen Konfessionen zu unterschiedlichen Auffassungen, welche Bücher diesem Teil der Bibel zuzurechnen sind. Man bezeichnet die Teile, die nur in der Septuaginta stehen, als deuterokanonische Schriften bzw. Apokryphen. Das "Neue" Testament ist der zweite Teil der christlichen Bibel und enthält Berichte vom Leben Jesu (Evangelien), der frühen Kirche (Urgemeinde), einige Briefe der Apostel an ihre Gemeinden, sowie die Offenbarung des Johannes. Es ist auf Griechisch überliefert. Die Begriffe "Alt" und "Neu" für die Testamente haben den Nachteil, dass die Schriften der Juden zu Unrecht als "veraltet" bezeichnet und verstanden werden, und nur das Eigene als neu.
Die älteste bedeutende Kirchenspaltung entstand anlässlich des Konzils von Chalcedon über Fragen der Christologie (Trennung der monophysitischen Kirchen).
In den folgenden Jahrhunderten vertiefte sich in der Reichskirche die Entfremdung zwischen der östlichen und westlichen Tradition bis zum definitiven Bruch (gemeinhin auf 1054 datiert). Die westliche Tradition entwickelte sich im west-römischen Reich, während die östliche Tradition in Ägypten, Syrien und Kleinasien entstand. Die eigentlich dogmatischen Unterschiede blieben bis heute gering.
Die westliche Tradition (Römisch-katholische Kirche ohne unierte Ostkirchen) erfuhr durch die Reformation des 16. Jahrhunderts eine neue tiefgreifende Spaltung. Sie betraf vor allem das Kirchen- und Sakramentsverständnis, das im Osten und Westen außer in der Primatsfrage gleich geblieben war. Die reformatorische Bewegung führte zu mehreren parallelen Kirchenbildungen, von denen sich im weiteren Verlauf neue Gruppierungen lösten, die sich aber auch zu Unionen zusammenfanden.
Während die verschiedenen Traditionen sich früher gegenseitig exkommunizierten, sind sie heute bei einer gewissen Akzeptanz und Zusammenarbeit angelangt und sehen Konfessionen, die die zentralen Elemente der christlichen Lehre ebenfalls bejahen, als christliche Schwesterkirchen an.
Geschichtliche Entwicklung
Das folgende ASCII-Diagramm zeigt die geschichtliche Entwicklung der traditionellen christlichen Gruppen:
/----------------------Evangelische Tradition Reformation ----------------> / Westliche Tradition -------------------Römisch katholisch (westliche Bräuche) / /---Griechisch katholisch (östliche Bräuche) / Großes Schisma / Urgemeinde .....................=======/================ / \ \ Östliche Tradition -------------Östlich-Orthodoxe Kirche Kontroverse ---------------> von Chalcedon \ -----[[Nestorianer]] ) Orientalisch- \-----[[Monophysiten]] ) Orthodoxe Kirche
siehe auch: Chronologie der christlichen Kirchen, Konfessionen und Sondergruppen
Östliche Tradition
In der antiken Welt gab es fünf christliche Patriarchate, denen jeweils die lokalen Metropoliten, Erzbischöfe und Bischöfe unterstellt waren: Rom, Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem. Der Patriarch von Rom (Papst) hatte traditionell den ersten Rang als primus inter pares, der Patriarch von Konstantinopel den zweiten. War über wesentliche Lehrfragen zu entscheiden, wurde ein Konzil (eine Versammlung von Bischöfen) einberufen. Das höchste Ansehen genossen die ökumenischen Konzile, in denen Bischöfe aus allen Patriarchaten zusammenkamen; allerdings hatten auch diese nicht "das letzte Wort", denn mehreren Konzilen, die sich selbst als "ökumenisch" betrachteten, wurde dieser Status wegen mangelnder Zustimmung der Bevölkerung später aberkannt. Insgesamt gab es zwischen 321 und 787 sieben ökumenische Konzile, die bis heute von östlich-orthodoxen, katholischen und den meisten evangelischen Kirchen anerkannt werden; viele evangelische Kirchen erkennen allerdings das siebte Konzil nicht an wegen seiner Ikonenlehre.
Zu einer ersten Spaltung kam es 451 nach dem ökumenischen Konzil von Chalcedon, das die Natur Christi als sowohl menschlich als auch göttlich definierte. Die Patriarchate einschließlich Rom akzeptierten den Konzilsentscheid. Die monophysitischen Kirchen haben dagegen eine Auslegung gewählt, die nicht mit der des Konzils vereinbar ist. Die Koptische Kirche hält Jesus für fleischgewordenes Wort, d.h. er ist göttlich, jedoch in vollkommen fleischlicher Gestalt. Beide spalteten sich von ihren jeweiligen Patriarchaten Antiochia und Alexandria ab. Die Assyrische Kirche des Ostens vertrat eine dem Monophysitismus entgegengesetzte Position.
In der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends entwickelte dann die römische Kirche Lehren, die nicht von ökumenischen Konzilen abgesegnet worden waren, z.B. bezüglich Papsttum und Filioque und forderte Jurisdiktion über die übrigen Patriarchate, was diese verweigerten. Weitere Unterschiede bestanden seit langem bezüglich politischer Umgebung, Sprache und theologischen Ansätzen. Die Situation eskalierte und 1054 kam es zu einer gegenseitigen Exkommunikation zwischen dem Papst und dem Patriarchen von Konstantinopel. Auf diesen Anlass wird üblicherweise das Große Schisma zwischen östlich-orthodoxen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche datiert. Trotz einiger Versöhnungsversuche blieben die Traditionen von da an getrennt.
Die Patriarchate von Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem und einige seither neu dazugekommene nationale Kirchen, haben bis heute die gleiche Theologie und Spiritualität, die sich, im Gegensatz zur protestantischen und katholischen Theologie kaum verändert hat, und sehen sich als Teil der ursprünglichen, von Christus gegründeten Kirche. Allen ist gemeinsam, dass sie Bibel und Liturgie in der jeweiligen Landessprache haben. Die größte orthodoxe Kirche ist heute die Russisch Orthodoxe Kirche. Heute haben die orthodoxen Patriarchate oft auch Kirchen im Ausland, die ihnen unterstellt sind. Es gibt signifikante Unterschiede zwischen den Orthodoxen und den westlichen Kirchen - dazu gehören z.B die Interpretation der Dreieinigkeit und der Erlösungstat Christi, der Stellenwert der Liturgie, die Heiligungslehre, die Spiritualität, die Bedeutung von Ikonen, oder die Lehre über die Kirche. Die orthodoxen Kirchen haben ihre historischen Schwerpunkte in Osteuropa, im Balkan, im Mittleren Osten, in Indien und in Nordostafrika, sind heute als Auswandererkirchen in allen Teilen der Welt zu finden.
Westliche Tradition
Katholische Tradition
Ursprünglich gab es in der westlichen Tradition, nach innerkirchlichen Auseinandersetzungen zwischen den Päpsten (=urspr. Bischof) resultierned die katholische Kirche von Rom. Eine zentrale katholische Lehre besagt, dass der katholische Papst eine Autorität besitzt, die direkt auf den Apostel Petrus zurückgeführt werden kann und die ihn zum Stellvertreter Christi und damit Inhaber des obersten Lehr- und Hirtenamts in der christlichen Kirche macht. Daraus hat sich eine spezifische Lehre von der Kirche und ausgeprägte Hierarchie entwickelt. Ebenso sieht sich die katholische Kirche als alleinige Verwalterin aller Sakramente. Die christliche Lehre basiert auf der Bibel, deren Verständnis in der kirchlichen Tradition unter der Leitung des Heiligen Geistes fortschreiten kann.
Die römisch-katholische Kirche ist bei weitem die größte christliche Konfession und weltweit vertreten. Von ihr abgespalten haben sich einige wesentlich kleinere Gruppen, die sich ganz in der katholischen Tradition sehen aber mit den neuen Dogmen des ersten bzw. einigen Lehren des zweiten vatikanischen Konzils nicht übereinstimmen.
Evangelische Tradition
Um die Mitte des zweiten Jahrtausends entwickelte sich aus Protesten gegen Auswüchse der katholischen Kirche die Reformation und die evangelische Tradition, die praktisch von Anfang an aus verschiedenen Konfessionen bestand. Weitere evangelische Konfessionen entstanden im Verlauf der nächsten Jahrhunderte und entstehen bis heute. Die evangelischen Konfessionen sind völlig unabhängig voneinander und haben keine offizielle gemeinsame Lehre, aber sie haben trotz aller Unterschiede mehr miteinander gemeinsam als mit der katholischen Kirche.
Andererseits ist die evangelische Tradition mit der katholischen Tradition wesentlich näher verwandt als mit der orthodoxen Tradition.
Es gilt für die evangelische Tradition, nach leidvollen Erfahrungen mit der Dogmatik, der Menschenverachtung, der Verfolgung Andersdenkender und der Menschenrechtsverletzungen der apostolischen katholischen Kirche, mit ihren heidnischen Auswüchsen, der Wahlspruch: in necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas. Das heisst: in wahren (zweifelsfreien) Dingen Einheit, in zweifelhaften Dingen Freiheit, in allen Dingen aber Erbarmen/Mitgefühl.
Gemeinsam ist den evangelischen Kirchen die "vier Solas": solus Jesus Christus, allein Jesus Christus als Herr der Kirche, sola scriptura allein die Bibel als Basis, sola gratia Erlösung allein durch Gnade, sola fide Rechtfertigung allein durch den Glauben.
Bezüglich Einstellung zur Kirchentradition gibt es alle Zwischenstufen von der Anglikanischen Kirche, die viele ursprünglich katholische Traditionen weiterführt bis zu den calvinistisch-reformierten Kirchen, die alle Kirchentradition außerhalb der Bibel ablehnen. Bezüglich Lehren über Taufe, Abendmahl, Sakramente und Kirchenstrukturen gibt es innerhalb der evangelischen Kirchen große Unterschiede. Über Lehre und Praxis wird in einigen Konfessionen durch Synoden oder Konferenzen auf internationaler Ebene entschieden, in anderen Konfessionen auf der Ebene der lokalen Kirche. Heute sind die Unterschiede zwischen liberalen und konservativen Flügeln innerhalb einer Konfession oft größer als die Unterschiede zwischen Liberalen resp. Konservativen aus verschiedenen Konfessionen.
Während die evangelischen Konfessionen früher sehr stark die Unterschiede betonten, gibt es heute einige Ansätze zur Annäherung: Viele evangelische Konfessionen in Europa haben sich in der Leuenberger Konkordie zusammengeschlossen, konservative Konfessionen arbeiten in der evangelischen Allianz zusammen, in einigen Fällen ist es sogar zu Wiedervereinigungen gekommen (United Church of Canada aus Lutheranern, Methodisten und Presbyterianern, Uniting Church of Australia aus Presbyterianern, Kongregationalisten und Methodisten, United Church of Christ aus sieben Konfessionen).
Andere Konfessionen
Verschiedene andere Konfessionen, für die Jesus Christus ebenfalls eine zentrale Figur ist, sehen sich weder in der orthodoxen noch in der katholischen noch in der evangelischen Tradition. Gruppen die sich selbst so einordnen sind beispielsweise die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (Mormonen) die Zeugen Jehovas und die Vereinigungskirche. Diese Gruppen haben in der Regel sehr speziellen Auslegungen oder Strukturen welche für Außenstehende oft nur schwer nachvollziehbar sind. Beispielsweise haben sie Ansichten über Dreieinigkeit, die nicht mit den ökumenischen Konzilen übereinstimmen oder gleichwertige Schriften neben der Bibel. Solche Gruppen haben oft die Tendenz, ihre eigene Sicht des Christentums absolut zu setzen und allen andern Traditionen das Christsein abzusprechen.
Die Unitarier bezeichnen sich als Grenzchristen (borderline Christians), da Jesus Christus keine zentrale Rolle in ihrem Glaubenssystem spielt.
Historische christliche Strömungen
Diese Gruppen gibt es als solche nicht mehr, in einigen Fällen gibt es jedoch Konfessionen, die in dieser Tradition stehen.
- Arianismus
- Bonosianer
- Bogomilen
- Hugenotten
- Hussiten
- Kamisarden
- Katharer, (Albigenser)
- Täufer ("Wiedertäufer"): Aus ihnen sind die heutigen Hutterer, Mennoniten, Amischen und eine Reihe freikirchlicher Gemeinschaften hervor gegangen.
- Waldenser
Beziehungen zu anderen Glaubenssystemen
Das Christentum hat andere Religionen beeinflusst, deren Nachfolger sich zwar nicht als Christen ansehen, aber Jesus als Gesandten Gottes anerkennen. Der Islam war die erfolgreichste dieser Religionen.
Die Geschichte des Christentums ist in vielen Epochen von antisemitischen Einstellungen gekennzeichnet. Die Methode, Härte und das Ausmaß davon variierten über die Zeit hinweg. In den letzten 2000 Jahren wurde der Antisemitismus von christlichen Anführern oft akzeptiert und verkündet; zu anderen Zeiten wurde er verdammt. Erst in den letzten Jahren tauchten Ansätze dazu auf, die christliche und jüdische Religion zu versöhnen. (Hier fehlt noch die Beziehung zu anderen Religionen wie Hinduismus, Buddhismus, Islam, Atheismus, usw.)
Christentum heute
Nicht alle Menschen, die sich als Christen verstehen, akzeptieren alle theologischen Positionen, die von ihren jeweiligen Kirchen vertreten werden. Ähnlich wie die Juden, wurden auch die westlichen Christen stark von der Aufklärung im späten 17ten und frühen 18ten Jahrhundert beeinflusst. Der bedeutendste Wandel bestand in der Säkularisierung, d.h. der Trennung von Kirche und Staat, die das staatlich geförderte Christentum in den meisten europäischen Ländern beendete. Seither ist es möglich ein freies Mitglied der Gesellschaft zu sein und die Ansichten der jeweiligen Kirche in verschiedenen Bereichen abzulehnen, oder sogar aus der Kirche auszutreten. Millionen beschritten diesen Weg und wurden zu Freidenkern und entwickelten komplett neue Glaubenssysteme wie den Humanismus, Atheismus, Agnostizismus und Deismus; andere gründeten liberale Flügel der evangelischen Theologie und auch der lange unterdrückte Trend der Wiedervereinigung von Konfessionen wurde wieder aktuell, hat in einigen Fällen sogar schon stattgefunden. Bei den östlichen und orientalischen Kirchen hinterließ die Aufklärung keinen so starken Eindruck.
Dieser Zugewinn an persönlichen Freiheiten hatte soziale Folgen: die Auflösung der christlichen Gemeinschaft als Einheit mit zivilrechtlicher Autorität. In den Vereinigten Staaten und Europa haben viele verweltlichten Christen aufgehört an religiösen Pflichten teilzunehmen und besuchen beispielsweise ihre Kirchen nur noch an wenigen Tagen im Jahr oder gar nicht mehr. Viele davon erinnern sich daran noch sehr religiöse Großeltern zu besitzen, in ihrer eigenen Familie hatte christliche Theologie jedoch keine Priorität mehr. Sie entwickelten ein zwiespältiges Verhältnis zu ihrer Religion. Einerseits bleiben sie aus Identitätsgründen ihrer Kirche treu, andererseits entfremdet sie die weltliche westliche Einstellung, sowie die Erfordernisse des täglichen Lebens von ihrer Religion. Heirat zwischen Christen verschiedener Konfessionen, oder zwischen Christen und Nicht-Christen, früher ein Tabu, ist heutzutage üblich geworden.
Es gab viele Reaktionen der Christlichen Gemeinschaft auf diese Phänomene, u.a. die Gründung zahlreicher protestantischer Gruppierungen, traditionalistischer katholischer Splittergruppen, die die Legitimität katholischer Reformen nicht anerkennen und das Wachstum fundamentalistischer Gruppierungen, die die komplette Bibel wörtlich interpretieren.
In Jugendkirchen ist es meist eine Gruppe von Ältesten, die die Leitung bilden. Weitere Gruppen kümmern sich um weitere Dinge wie Predigt und Lobpreis. Ziel ist es den Glauben in gewohnter Atmosphäre zu leben. Der Musikstil zum Beispiel variiert dabei von Rockmusik über Drums'n'Bass bis hin zu Techno.
Parallel mit der zunehmenden Säkularisierung in Europa und Amerika des 20. Jahrhunderts kam es zu einem exponentiellen Wachstum des Christentums in der Dritten Welt, die heute die Mehrheit der Christen stellt. Um 1900 waren 16 % der Christen in Asien, Afrika und Lateinamerika - 1960 waren es bereits 35 % und heute leben 60 % der Christen in der dritten Welt. Dieses Wachstum ist in erster Linie auf das Wachstum der katholischen Kirche in diesen Kontinenten und in zweiter Linie auf das Wachstum der Evangelikalen zurückzuführen.
Christentum weltweit in Zahlen (2000)
Kontinent | Bevölkerung | Christen | Evangelikale | Katholiken | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
in Mio. | Wachstum | in Prozent | in Mio. | Wachstum | in Prozent | in Mio. | Wachstum | in Prozent | in Mio. | Wachstum | |
Europa | 730 | 0,03 % | 71,0 % | 519,1 | -0,4 % | 2,4 % | 17,2 | 1,8 % | 33,1 % | 241,6 | -0,9 % |
Deutschland | 82 | 0,1 % | 69,4 % | 57,1 | -1,0 % | 2,9 % | 2,3 | 2,1 % | 32,8 % | 27,0 | -0,6 % |
Schweiz | 7 | 0,67 % | 86,6 % | 6,4 | 0,4 % | 4,1 % | 0,3 | 0,8 % | 44,1 % | 3,3 | 0,5 % |
Österreich | 8 | 0,52 % | 89,7 % | 7,3 | 0,2 % | 0,4 % | 0,0 | 1,3 % | 71,3 % | 5,8 | 1,8 % |
Asien | 3.691 | 1,41 % | 8,5 % | 316,5 | 3,7 % | 3,6 % | 133,1 | 7,6 % | 2,6 % | 95,8 | 1,0 % |
Afrika | 784 | 2,41 % | 48,3 % | 379,4 | 2,8 % | 14,8 % | 116,0 | 4,6 % | 15,1 % | 118,4 | 2,6 % |
Nordamerika | 309,6 | 0,85 % | 81,5 % | 259,0 | 0,7 % | 30,3 % | 93,8 | 2,0 % | 22,8 % | 70,6 | -0,6 % |
Lateinamerika | 519 | 1,59 % | 91,6 % | 476,6 | 1,5 % | 10,5 % | 54,9 | 4,0 % | 78,7 % | 408,9 | 0,8 % |
Pazifik | 31 | 1,59 % | 73,3 % | 22,9 | 0,74 % | 15,2 % | 4,7 | 0,7 % | 25,8 % | 8,0 | 0,3 % |
Weltweit | 6.065 | 1,59 % | 32,5 % | 1.973,0 | 1,4 % | 6,9 % | 420,0 | 4,7 % | 15,5% | 943,5 | 0,5 % |
Bevölkerungszahlen der UNO von 1998. Zahlen über Konfessionen aus Gebet für die Welt, Ausgabe 2003 (siehe unten). Die Daten stammen aus den Jahren 1998-2000. Die Wachstumsraten betreffen das durchschnittliche Wachstum von 1995-2000, beruhen jedoch z.T. auf einem Wechsel der Datenbasis. Die Zahlen für Evangelikale sind zu einem großen Teil Schätzungen. Die Definition für Evangelikale entspricht der des Artikels Evangelikal. David Barrett, Herausgeber der World Christian Encyclopedia (Oxford University Press 2001) beziffert für das Jahr 2000 die Gesamtzahl der Evangelikalen weltweit auf 210,6 Millionen, die der Katholiken auf 1057,3 Millionen, basiert jedoch seine Daten über Konfessionen weitgehend auf Hochrechnungen aus Angaben aus der Zeit von 1990-1995 (u.a. unter Verwendung der Datenbank von Gebet für die Welt, Ausgabe 1993).
http://www.adherents.com gibt für Katholiken einschließlich östlichem Ritus 1,050 Millionen an (ihre Quelle ist die katholischen Kirche, Datum unbekannt) - die Zahlen von Gebet für die Welt betreffen nur die römisch-katholische Kirche des lateinischen Ritus.
- Siehe auch : Dogmatik, Geschichte des Christentums
Literatur
Zusammenfassen sei auf das, allerdings aus katholischer Sicht verfasste, Standardwerk von Jedin hingewiesen:
- Handbuch der Kirchengeschichte, hrsg. von H. Jedin u.a., 7 Bde., Freiburg 1962 ff.
Weitere Literatur:
- Hans Küng: Das Christentum. Wesen und Geschichte. ISBN 349203747X Piper, 1995
- Rezension: Was ist das Christentum? Was ist das wirklich Christliche? Was hält die so vielfältigen und in sich verschiedenen christlichen Kirchen... überhaupt zusammen?" Fragen, auf die die Kirchen klare Antworten finden müssen, wenn sie die augenblickliche große Krise des Christentums überwinden wollen.
Küng liefert mit seinem Buch eine umfassende Analyse von 20 Jahrhunderten Kirchengeschichte und damit den Grundstock, auf dem sich eine fruchtbare Diskussion über die Zukunft des Christentums führen ließe.
- H.-P. Hasenfratz: Das Christentum. Eine kleine Problemgeschichte. ISBN 3290101517, Theologischer Verlag Zürich, 1992
- Das Buch behandelt Fragen die in der Geschichte des Christentums immer wieder zu Problemen führten.
- Patrick Johnstone: Gebet für die Welt, ISBN 377513722X, Hänssler Verlag, 2003
- Evangelikal, zumindest was den Gebetsteil betrifft. Enthält detaillierte Informationen und Statistiken über die Religionen und christlichen Konfessionen für jedes Land der Erde.
- Joseph Kardinal Ratzinger: Einführung in das Christentum. Vorlesungen über das Apostolische Glaubensbekenntnis, ISBN 3466204550, Kösel Verlag 2000
- Dieses Standardwerk gibt eine fundierte Einführung in das Wesen des christlichen Glaubens aus katholischer Sicht..
News
- Franken http://www.nehemia-info.de - siehe auch Menüpunkt "Gemeinden"
- weltweit http://www.jesus.org.uk/dawn/
Weblinks
- Katholische Kirche
- Evangelische Kirche
- Freikirchen
- Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten und Brüdergemeinden) Deutschland
- Baptisten Schweiz
- Bund freier evangelischer Gemeinden Deutschland
- Bund freier evangelischer Gemeinden Schweiz
- Heilsarmee Deutschland
- Heilsarmee Schweiz
- Heilsarmee Österreich
- Methodisten Deutschland
- Methodisten Schweiz
- Methodisten Österreich
- Neuapostolische Kirche
- Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden Deutschland
- Schweizerische Pfingstmission
- Siebenten-Tags-Adventisten
- Zeugen Jehova
- Kritik am Christentum
Bedeutende christliche Persönlichkeiten
Jesus von Nazaret, Petrus, Maria von Magdala, Paulus, Franz von Assisi, Elisabeth von Thüringen, Mutter Teresa
siehe auch:
Judentum Islam Hinduismus Buddhismus Konfuzianismus Taoismus Atheismus Agnostizismus Religion während des Nationalsozialismus