Santa Cristina de Lena

Denkmal in Spanien
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Santa Cristina de Lena ist eine präromanische Kirche in der Gemeinde Lena. Sie liegt auf einer Anhöhe über dem Río Lena, 36 km südlich von Oviedo, der Hauptstadt der autonomen Region Asturien im Nordwesten Spaniens.

Ansicht von Osten

1985 wurde Santa Cristina de Lena zusammen mit San Miguel de Lillo und Santa María del Naranco als Monumentos de Oviedo y del Reino de Asturias (Monumente von Oviedo und des Königreiches Asturien) in die Liste der UNESCO-Kulturdenkmäler aufgenommen, die 1998 um die Kirche San Julián de los Prados, die Cámara Santa der Kathedrale San Salvador von Oviedo und das Brunnenhaus La Foncalada in Oviedo erweitert wurde.

Geschichte

Die Kirche Santa Cristina de Lena ist der Märtyrerin Christina von Bolsena geweiht, die nach der Legende im 3. Jahrhundert in der italienischen Stadt Bolsena gelebt und als junges Mädchen für ihren Glauben gestorben sein soll. Das genaue Entstehungsdatum der Kirche ist nicht bekannt. Sie wird der Regierungszeit des asturischen Königs Ramiro I. (842−850) oder seines Nachfolgers Ordoño I. (850−866) zugeordnet. Vielleicht wurde sie als Teil einer Palastanlage - ähnlich der des Monte Naranco bei Oviedo - errichtet, worauf ein noch heute als Palacio (Palast) bezeichneter Ort schließen lässt. In der Nähe der Kirche verläuft eine Römerstraße zur kantabrischen Küste und bei Ausgrabungen wurden die Fundamente römischer Villen entdeckt.

 
Grundriss

Architektur

Das Gebäude ist aus unregelmäßigem, mit Mörtel zusammengefügtem Mauerwerk errichtet. Nur für die Ecken wurden große Quadersteine verwendet. Die Außenfassade wird durch 32 Strebepfeiler gegliedert, die das Tonnengewölbe abstützen, das sich über das ganze Schiff spannt. Der Grundriss des Gebäudes entspricht einem Rechteck, an das sich außen auf allen vier Seiten quadratische, eingewölbte Räume anschließen. Der westliche Anbau dient als Eingangshalle, der Anbau im Osten als Apsis. Über der westlichen Vorhalle befindet sich eine Empore, die auch als Königsempore gedeutet wird. Die Kirche Santa Cristina de Lena ist im Gegensatz zu den meistens dreischiffigen präromanischen Kirchen Asturiens einschiffig und besitzt statt der drei Apsiden nur eine Apsis. Das Tonnengewölbe der Apsis liegt auf Blendarkaden an der Nord- und Südwand auf. Blendarkaden verlaufen auch an den Längswänden des Schiffes. Sie tragen die fünf Joche des von Gurtbögen unterfangenen Tonnengewölbes und stützen sich auf Halbsäulen mit Pyramidenstumpfkapitellen.

Die Gestaltung des Innenraumes weist große Ähnlichkeit auf mit dem ehemaligen, zur Kirche Santa María del Naranco umgebauten Belvedere des Palastes von Ramiro I. Auch in der Kirche Santa Cristina de Lena schmücken - zwar in schlichterer Form - die Bogenzwickel der Blendarkaden Medaillons (Clipeus), auf denen Löwen dargestellt sind. Von den Lisenen ist nur eine erhalten, auf der ein Reiter mit Lanze zu erkennen ist.

Presbyterium

 
Innenansicht mit Chorschranke

Das östlichste, vor der Apsis gelegene Joch des Schiffes liegt fast einen Meter erhöht und ist über seitliche Treppenaufgänge zu erreichen. Es ist vom restlichen Schiff durch eine dreifache Arkade mit zwei übereinander liegenden Reihen von Rundbögen getrennt, die von Marmorsäulen mit korinthischen Kapitellen getragen werden. Im mittleren Bogen befindet sich eine Steinschranke, die wahrscheinlich schon im späten 7. Jahrhundert geschaffen und wiederverwendet wurde. Sie besteht aus zwei Platten und einem mittleren, etwas höheren Pfeiler. Platten und Pfeiler sind aus Marmor und mit Reliefs aus Kreisen, Rosetten, Weinranken und Reben verziert. An den Rändern sind unvollständige Inschriften erhalten, was darauf schließen lässt, dass für die Herstellung der Schranke ältere Inschriftentafeln benutzt wurden.

In der Wandfläche zwischen den beiden Bogenreihen sind fünf Transennen eingebaut, bei denen es sich um wiederverwendete Marmorplatten aus der Westgotenzeit handelt. In die mittlere Transenne sind fünf kleine Hufeisenbögen eingeschnitten, die auf mozarabischen Einfluss zurückgeführt werden. Die ganze Schrankenanlage diente dazu, den Chorraum, auch als Presbyterium bezeichnet, vom Bereich der Laien abzutrennen. Sie entsprach der bis ins 11. Jahrhundert in Spanien gebräuchlichen hispanischen Liturgie und hatte eine den Ikonostasen orthodoxer Kirchen vergleichbare Funktion. Zusätzlich wurde der Chor mit Vorhängen verhüllt.

Commons: Santa Cristina de Lena – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Achim Arbeiter, Sabine Noack-Haley: Christliche Denkmäler des frühen Mittelalters vom 8. bis ins 11. Jahrhundert. Mainz 1999, S. 166−172, ISBN 3-8053-2312-3
  • Lorenzo Arias Páramo: Guía del Arte Prerrománico Asturiano. 2. Auflage, Gijón 1999, S. 71−79, ISBN 84-95178-20-6
  • Jaime Cobreros: Guía del Prerrománico en España. Madrid 2006, S. 109−112, ISBN 84-9776-215-0
  • Jacques Fontaine: L’Art Préroman Hispanique. Bd. 1, Éditions Zodiaque, 2. Auflage, La Pierre-qui-Vire 1973

Koordinaten: 43° 7′ 38,4″ N, 5° 48′ 51,5″ W