Die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG ist ein regionales Energieversorgungsunternehmen in Mainz mit 400 Mitarbeitern und beliefert die Städte Mainz und Wiesbaden mit Strom und Gas. Weiterhin ist das Unternehmen Dampf- und Fernwärmelieferant aus Kraft-Wärme-Kopplung für Industrieunternehmen in der Region.
Kraftwerke Mainz-Wiesbaden
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1931 |
Sitz | Mainz |
Leitung | Lars Eigenmann Stepan Krome Ralf Schodlok |
Mitarbeiterzahl | 452 |
Umsatz | 154 Mio. EUR (2011)[1] |
Branche | Energieversorgung |
Website | www.kmw-ag.de |
Die Gesellschaft befindet sich im Eigentum der Stadtwerke Mainz und ESWE Versorgung. Die HEAG Südhessische Energie AG war bis zum Frühjahr 2007 ebenfalls beteiligt, zog sich jedoch zurück und verkaufte ihre Anteile.
Geschichte
Die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden entstanden 1931 aus dem Zusammenschluss der Elektrizitätswerke Wiesbaden und Mainz. In den Jahren 1958, 1963 und 1966 gingen im Kraftwerk 1 drei Kohleblöcke mit einer elektrischen Leistung von je 100 MW ans Netz. 1977 ging das Kraftwerk 2 mit einer Kombination aus Dampfturboblock und vorgeschalteter Gasturbine (Kombiblock) ans Netz. Kraftwerk 2 dient derzeit als Kaltreserve und wurde im August 2011 von der Bundesnetzagentur als wesentlicher Bestandteil (350 MW von insgesamt 1009 MW in Süddeutschland[2]) der Reservekapazitäten für einen Atomausstieg nach dem Moratorium ausgewiesen. Dadurch kann auf die Vorhaltung eines bereits abgeschalteten Kernkraftwerks als Reserve verzichtet werden.[3] 2000 wurden die drei Kohleblöcke im Kraftwerk 1 stillgelegt. 2001 ging auf der Ingelheimer Aue die neue 400 MW GuD-Anlage in Betrieb. Friedrich-Ernst von Garnier gestaltete die Fassaden des Kraftwerkgebäudes.[4][5]
Im Juli 2013 beteiligten sich die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden mit einem Mehrheitsanteil an dem Karlsruher Projektentwickler Altus AG, der im Bereich Erneuerbare Energien tätig ist. Ziel ist es, diesen Geschäftsbereich "nachhaltig zu stärken".[6]
Geplantes Kohlekraftwerk
KMW plante auf der Ingelheimer Aue ein Kohlekraftwerk zu errichten. Nach einem Baustopp kurz nach Baubeginn 2009 wurden das Projekt im Juni 2012 offiziell beendet.[7]
Das Kraftwerk sollte über elektrische Leistung von 820 MW und einem Wirkungsgrad von 46 Prozent verfügen, zusätzlich sollten mittels Kraft-Wärme-Kopplung bis zu 300 Megawatt Fernwärme ausgekoppelt werden. Generalunternehmer für die Schlüsselgewerke war die Siemens AG mit einem Lieferumfang von 940 Mio. Euro, den Dampfkessel sollte IHI in Zusammenarbeit mit AE&E liefern. Der Mainzer Stadtrat hat sich Anfang 2007 mit 44 zu 16 Stimmen für den Bau des neuen Kraftwerks ausgesprochen. Gegen den geplanten Bau des Kohlekraftwerks auf der Ingelheimer Aue gründeten sich u. a. die Bürgerinitiativen Kohlefreies Mainz e. V.< und Kein Kohlestrom Wiesbaden, die massive Auswirkungen des geplanten Kraftwerks für die ganze Region und die Umwelt befürchten. Bereits im Mai 2007 demonstrierten über 2500 Menschen auf der Rhein-Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden gegen das geplante Kohlekraftwerk[8]. Das immissionsrechtliche Genehmigungsverfahren nach BImSchG sowie das wasserrechtliche Planfeststellungsverfahren begannen am 1. Oktober 2007.
Eine lokale Kampagne zum Stromanbieterwechsel wurde begonnen mit dem Ziel die KMW unter Druck zu setzen. Die Kampagnen gegen die Errichtung eines Kohlekraftwerks Mz/Wi wurden u.a. von Initiativen und Verbänden aus der Region getragen (BUND, AKU (Arbeitskreis Umwelt Wiesbaden)) [9], Ärzteinitiativen in Mainz[10] und Wiesbaden [11]. Diese haben sich im Dezember 2008 zum Bündnis für eine kohlekraftwerksfreie Region Mainz Wiesbaden e.V. zusammengeschlossen.[12]
Die CDU Mainz, die 2007 mehrheitlich hinter den Neubauplänen stand, hat am 18. März 2008 beschlossen, sich gegen das Projekt zu stellen.[13] Am 20. Januar 2009 hat die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd als zuständige Genehmigungsbehörde den immissionsschutzrechtlichen Vorbescheid sowie die parallel laufenden wasserrechtlichen Genehmigungen erteilt. Die Fertigstellung des Kraftwerks war ursprünglich für 2013/14 geplant. Der Baustart erfolgte im Mai 2009. In der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 bekamen Grüne und ÖDP als Kraftwerksgegner deutliche Zuwächse. Die CDU, die gegen das Kraftwerk war, verlor allerdings deutlich an Stimmen, die FDP als Kraftwerksbefürworterin, gewann Stimmen hinzu. Aufgrund der anhängigen juristischen Verfahren und der Bitte des zuständigen Gerichts erklärte sich KMW im Sommer 2009 dazu bereit, die Bauarbeiten ruhen zu lassen. Nachdem die SPD hier sowie in der folgenden Bundestagswahl 2009 herbe Verluste erlitt, beschloss sie ebenfalls, das Projekt nicht mehr voranzutreiben. Am 28. September teilen die Kraftwerke mit, dass das Projekt aufgrund der noch nicht stehenden Finanzierung auf Eis liegt. Die Genehmigungsbehörde SGD Süd nahm daraufhin den Sofortvollzug zurück.[14]
2010 verkündete die KMW AG den Bau eines zweiten GuD-Kraftwerkes anstatt des Kohlekraftwerks zu erwägen. Demnach sollte die Wirtschaftlichkeit eines solchen Projektes untersucht werden. Nach Beendigung dieser Untersuchung könne eine europaweite Ausschreibung stattfinden. Frühestens im Jahr 2015 sollte dieses zweite für die Spitzen- und Mittellast gedachte Kraftwerk ans Netz gehen können. Begründet wurde dies mit der inzwischen veränderten Marktsituation für Kohle und Gas[15]. Der Ausgang dieser Untersuchungen ist bisher (Stand Oktober 2013) unbekannt.
Einzelnachweise
- ↑ Unternehmensprofil 2015 Kraftwerke Mainz-Wiesbaden (PDF; 1,4 MB)
- ↑ Bundesnetzagentur: Bericht zur Notwendigkeit eines Reservekernkraftwerks im Sinne der Neuregelungen des Atomgesetzes; Seite 27
- ↑ Bundesnetzagentur: Bundesnetzagentur wird den Reservebetrieb eines Kernkraftwerks nicht anordnen
- ↑ Wirtschaft Region Mainz ( vom 7. August 2007 im Internet Archive)
- ↑ Kraftwerke Mainz-Wiesbaden – Wir über uns (Geschichte)
- ↑ KMW übernimmt Mehrheit beim Projektentwickler Altus AG (PDF; 16 kB). Internetseite der Kraftwerke Mainz-Wiesbaden. Abgerufen am 26. Oktober 2013.
- ↑ Ende des Kohlekraftwerks beschlossen (PDF; 57 kB). Internetseite der Kraftwerke Mainz-Wiesbaden. Abgerufen am 26. Oktober 2013.
- ↑ Artikel auf der Webseite des Arbeitskreis Umwelt Wiesbaden(AKU)
- ↑ Arbeitskreis Umwelt Wiesbaden (AKU)
- ↑ Ärzteinitiative Mainz
- ↑ Ärzteinitiative Wiesbaden
- ↑ http://www.buendnis-mainz-wiesbaden.de/
- ↑ http://www.presseportal.de/pm/22521/1157671/deutsche_umwelthilfe_e_v
- ↑ http://www.kmw-ag.de/download/mitteilungen/pm-kmw-setzt-bau-aus.pdf
- ↑ http://www.kmw-ag.de/download/mitteilungen/gaskraftwerk-spitzenlast.pdf
Weblinks
Koordinaten: 50° 1′ 31,9″ N, 8° 14′ 33″ O