Februarrevolution 1917

Russische Revolution in Februar 1917
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Die Februarrevolution von 1917 beendete die Zarenherrschaft in Russland. Der Name geht auf den damals in Russland geltenden Julianischen Kalender zurück. Nach unserer (gregorianischen) Zeitrechnung begann die Revolution am 11. März. Unmittelbare Ursachen der Februarrevolution waren die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs, der die sozialen Spannungen der Vorkriegszeit zusätzlich verstärkte.

An die Stelle der Zarenherrschaft trat zunächst ein Nebeneinander von Parlament (Duma) und Arbeiter- und Soldatenräten (Doppelherrschaft). Die Duma setzte eine "Provisorische Regierung" zunächst unter Ministerpräsident Lwow und dann unter Kerenski ein. Für den Herbst des Jahres 1917 plante die Duma die Wahl einer verfassunggebenden Versammlung, die über die Zukunft der Russischen Republik entscheiden sollte. Jedoch übernahmen noch im selben Jahr die Bolschewiki durch die Oktoberrevolution die Macht in Russland.

Unmittelbare Ursachen

Niederlagen im Ersten Weltkrieg

Der Krieg brachte Russland Verluste von mehr als einer Million Toten. Der Krieg hatte, wie in allen europäischen Staaten mit einem nationalen Hochgefühl begonnen. Er wurde für das Zarenreich allerdings nach der Wende an der Ostfront mit der Schlacht von Gorlice-Tarnow zu einer Serie von empfindlichen Niederlagen. Der psychologische Effekt, der die Legitimität der Autokratie des Hauses Romanow wurde noch dadurch verstärkt, daß Nikolaus II. (Russland) 1915 persönlich das Kommando über die Streitkräfte übernommen hatte. Somit schädigte jeder weitere Rückzug und jede weitere Niederlage das Ansehen des Regimes.

Ökonomische Krise

Der russische Staat machte während des Krieges eine enorme Wachstumskrise durch. Die Erfordernisse der modernen Kriegsführung machten einen enormen Ausbau der industriellen Kapazitäten des Landes notwendig. Diese wurde mit staatlicher Hilfe auch durchgeführt. Allerdings forderte dies seinen Tribut in einem enorm hohen Kapitalaufwand. Diese Ausgaben wurden durch den Staat gedeckt. Um wiederum für Einnahmen zu sorgen wurde eine Serie von Kriegsanleihen freigegeben, die allerdings scheiterten. In Ermangelung anderer Methoden musste dadurch die Notenpresse für die Kriegsausgaben herhalten. Durch die Vermehrung der Geldmenge bildete sich schon im Zweiten Kriegsjahr eine signifikante Inflation. Diese sollte bis Ende 1916 eine durchschnittliche Teuerung von Arbeit und Gütern um 400% fordern. Dadurch wurde die Nahrungsproduktion der Großgrundbesitzer nahezu lahmgelegt, da sie auf die Beschäftigung von Lohnarbeitern angewiesen waren. Die Kleinbauern produzierten zwar noch genügend Nahrungsmittel, allerdings wurde für sie der Verkauf ihrer Erträge unrentabel. Inflation und Konzentration auf die Fertigung für das Militär hatten die Preise für industrielle Güter, die die Bauern benötigten nach oben getrieben. Da der Strom von Fertiggütern von den Städten auf das Land versiegte, kam auch der Gegenstrom von landwirtschaftlichen Erzeugnissen in die Städte zum Erliegen. Desweitern fielen mehrere Millionen Haushalte weg, die sich bis zum Kriegsbeginn auf dem Land durch simple handwerkliche Fertigung von Gebrauchsgütern über Wasser gehalten hatte. Diese halbbäuerliche Schicht der Gesellschaft wurde teilweise durch die Verpflichtung in der Armee, zum größten Teil allerdings durch die höheren Löhne in den forciert aufgebauten Fabriken der Städte von ihrer früheren Tätigkeit entfernt. Somit verschlechterte sich der Lebensstandard sowohl der städtischen wie auch der lädnlichen Bevölkerung.

Erbitterung der Opposition

Durch die Mißstände zerbrach der vereinbarte Burgfrieden, der erst das Stillhalten der Opposition innerhalb des Krieges sichern sollte recht schnell. Die wachsende Protestbereitschaft der Bevölkerung zeigt sich in der Duma, die von Vertretern des Bürgertums und des Adels dominiert wurde. In der Duma bildete sich seit 1915 der „Progressive Block“, der die Erbitterung über die autokratische Politik Nikolaus' II widerspiegelte. Der „Progressive Block“ war die stärkste parlamentarische Opposition seit der Revolution von 1905. Der „Progressive Block“ umfasste alle Abgeordnete außer Rechts-/Links-Radikalen, und forderte eine Liberalisierung Russlands. Bald schloss sich dieser Block zum „Semstwo“ (ländliche Selbstverwaltung) und Kongress des Städteverbandes zusammen. Die Forderungen des "Semstwo" waren das Ende der Autokratie und eine siegreiche Beendigung des Krieges. Die Antwort des Zaren war die Auflösung der Duma; Abgeordnete wurden trotz Immunität unter polizeiliche Überwachung gestellt.

Autoritätsverlust des Zaren

Zar Nikolaus II. befahl die Ermordung politischer Gegner und installierte kurzfristig ein Spitzelsystem im ganzen Land. 1915 übernahm er den militärischen Befehl über die Truppen. Daraufhin befand sich Nikolaus hauptsächlich im Hauptquartier der Armee und die unbeliebte Kaiserin Alexandra machte Politik. Am 15. März 1917 dankte Nikolaus II. auf Druck der Generalität zugunsten seines Bruders, des Großfürsten Michail (1878-1918), ab, welcher die Krone jedoch zurück wies. Am 21. März wurde Nikolaus II. in Haft genommen und nach Internierung in Zarskoje Selo mit seiner Familie nach Sibirien verbannt.

Verlauf der Revolution

Eine Verschlechterung der Versorgungslage im harten Winter 1916/1917, die Zwangseintreibung und ein neues Ablieferungssystem schlugen fehl. 1917 entstanden in den Industriezentren Hungerrevolten, Streiks und Demonstrationen. Anlass der Demonstrationen war u. a. der 12. Jahrestag des "Petersburger Blutsonntag". Die Verhaftung von Regimekritikern konnten der revolutionären Stimmung nicht entgegenwirken, sondern führte nur zu einer stärkeren Radikalisierung. In Sankt Petersburg gab es durch Hungersnöte ab dem 23. Februar (julianischer Kalender) einen Massenaufruhr. Die Schießbefehle des Zaren führten zur Verbrüderung der Garnisonssoldaten und der Demonstranten. Daraufhin begann die Stürmung auf die Waffenarsenale des Heeres und die Demonstranten ergriffen die Macht. Die Polizei und die Regierung des Zaren lösten sich auf.

Petrograder Sowjet

Der Petrograder Arbeiter- und Soldatenrat wurde Sprachrohr der Aufstände. Er existierte nach dem Vorbild der Selbstorganisation der proletarischen Bevölkerung 1905. An der Spitze stand ein Exekutivkomitee aus mehrheitlich Menschewiki und Parteilosen. Ziel des Sowjets war die Herstellung der Ordnung, Versorgung und die Beseitigung der Zarenherrschaft. Eine konstituierende Versammlung auf Basis allgemeiner Wahlen sollte über die Regierungsform entscheiden.

Staatsstreich der Duma

Am 27. Februar kündigte die Duma den Gehorsam wegen revolutionärer Entwicklung auf und verweigerte den daraufhin folgenden Auflösungsbefehl. Danach setzen sie ein „Provisorisches Duma-Komitee“ unter der Führung des „Progressiven Blockes“ ein und hoffte weiterhin auf einen Sinneswandel des Zaren. Da dieser jedoch ausblieb, war die Duma durch den Druck der Straße zur Machtergreifung des Parlaments und der Verhaftung der Regierung, der Militärbefehlshaber und ebenso des Zaren gezwungen. Ein neuer Oberkommandierender wurde ernannt und Duma-Bevollmächtigte in den Ministerien eingesetzt. Das provisorische Duma-Komitee bestand bis zu den nächsten Wahlen.

Abdankung des Zaren

Durch Druck der Armeeführung stimmte Zar Nikolaus II. der Bildung einer „Regierung des gesellschaftlichen Vertrauens“ zu. Diese konnte die Revolution jedoch auch nicht stoppen. Nach dem Willen der Generäle sollte der Zar abdanken, um damit zu verhindern, dass die Revolution auf die eigenen Truppen übergriff und in weiterer Folge die Fortsetzung des Krieges nicht gefährdete. Am 3. März weigerte sich sein zum Nachfolger bestimmter Bruder die ihm angetragene Kaiserwürde zu übernehmen. Sein Abdanken führte somit zum Ende der 300-jährigen Romanow-Dynastie und der 400-jährigen russischen Monarchie.

Siehe auch