Die Riesenschlangen (Boidae) sind eine Familie der Schlangen. In den Gattungen dieser Familie werden mitunter die größten Schlangen dieser Erde zusammengefasst. Sie sind Würgeschlangen und töten ihre Beute durch Umschlingen. Manche Arten können wegen ihrer Größe und Kraft auch für den Menschen gefährlich werden. Alle Vertreter der Riesenschlangen gehören zu den nicht giftigen Schlangen. Es werden 88 Arten in 23 Gattungen in dieser Familie geführt.
Riesenschlangen | ||||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Boidae | ||||||||||||
Gray, 1825 |
Merkmale
Der komplett mit Schuppen bedeckte Körper der Riesenschlangen ist lang gestreckt, sprich Zylinderförmig. Der Schwanz ist im Verhältnis kurz, er beginnt hinter der Kloake. Neben dieser sind als Reste der Hinterbeine die Aftersporne sichtbar, ebenfalls sind bei dieser Familie noch Reste des Beckengürtels vorhanden. Im Schwanz befinden sich bei den Männchen die paarig angeordneten Hemipenes, bei den Weibchen sind dort Duftdrüsen ausgebildet. Die Organe, besonders der Magen sind stark dehnbar. Die Kopfform variiert je nach Art. Der Kopf kann vom Hals ohne sichtbaren Übergang, oder deutlich abgesetzt sein. Die Ober- und Unterkiefer sind nicht fest durch Gelenke miteinander verbunden. Sie werden durch lediglich durch zwei Stäbchen fixiert diese von dehnbaren Bändern umgeben sind und werden von diesen gehalten. Dieser Aufbau ermöglicht das Ausklinken der beiden Kieferhälften. Einige Gattungen besitzen wärmeempfindliche Labialgruben die sich in einer Schuppenreihe entlang der Ober- und Unterlippe befinden. Die Augen besitzen kein Lid und die Pupille ist senkrecht geschlitzt. Von der Zunge aufgenomme Duftstoffe werden an zwei Eintiefungen am Gaumen abgegeben. Es besteht von dort eine Verbindung bis zum Gehirn. Dieses Organ wurde nach seinem Endecker benannt und wird als das Jacobsonsche Organ bezeichnet. Die Pythons sind eierlegend (ovipar) während die Boas lebendgebärend (ovovivipar) sind.
Die Lungenflügel sind bei den Riesenschlangen noch beide erhalten. Dagegen ist bei den meisten anderen Schlangen (z. B. Nattern) der linke Lungenflügel stark zurückgebildet, wobei der rechte lange ausgestreckt ist. Der hintere Abschnitt wurde als Luftreservoir umgebaut, so daß während des Schlingaktes von dort die Versorgung mit Atemluft sichergestellt ist. Bei den Riesenschlangen ist dieser „Speicher“ nicht sehr weit entwickelt und kann nur wenig Atemluft aufnehmen.
Größe
Die Familie der Riesenschlangen umfasst die größten lebenden Schlangen. Große Arten können 7-10 Meter lang werden, wie zum Beispiel der Netzpython oder die Grüne Anakonda. Einheimische berichten auch von über 12 sogar bis 17 Meter langen Riesen, wobei solchen Berichten nur mit viel Phantasie Glauben zu schenken ist. Wissenschaftlich sind solche Schlangen noch nie vermerkt. Die längste nachgewiesene Schlange war eine Grüne Anakonda mit 9,62 Meter.
Vorkommen
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet der verschiedenen Unterfamilien innerhalb der Riesenschlangen erstreckt über weite Teile der Erde. Die Pythons sind ausschließlich in der Alten Welt beheimatet. Deshalb kommen sie in Afrika, Asien und Australien vor. Die Boas leben in der Neuen Welt, sie sind in Südamerika, Madagaskar und auf den Salomonen zuhause.
Lebensraum
Die Riesenschlangen haben sich im laufe der Evolution perfekt an die verschiedensten Lebensräume angepasst. Einige wie die Wüsten-Hornviper leben in sehr trockenen, warmen Gebieten bis hin zu Sandwüsten. Dort vergaben sich die meist kleinbleibenden Tiere tagsüber um der extremen Hitze zu entfliehen. Andere dagegen benötigen ein feuchteres Klima, sie haben ihr Habitat in gemässigten Zonen oder wie zum Beispiel der Grüne Baumpython in den Tropischen Regenwäldern gefunden. Aber auch in sehr kühlen Gegenden wo im Winter die Temperatur stark sinkt leben noch einige Arten. Diese Tiere halten dann eine Art Winterschlaf und verfallen in die sogenannte „Kältestarre“.
Ernährung
Die Riesenschlangen töten ihre Beute durch umschlingen, sie werden deshalb auch als Würgeschlangen bezeichnet. Sie umwickeln ihre Beute mit ihrer kräftigen Körpermuskulatur und erwürgen diese. Anschließend wird das Opfer im Ganzen geschluckt. Deswegen werden sie auch als Würgeschlangen bezeichnet, um sie von den Giftschlangen abzugrenzen.
Die Beutetiere der Riesenschlangen sind warmblütige Säugetiere wie Mäuse, Ratten, Hasen und bei großen Arten wie der Grünen Anakonda, sogar Wasserschweine. Auch große Beutetiere die den Schlangenumfang weit übersteigen, können Dank extrem dehnbarer Organe wo besonders der Magen sein Volumen stark vergrössern kann und durch das „aushängen“ der Unterkiefer verschlungen werden. Die Schlangen besitzen keine Harnblasen. Der Harn und Kot werden durch die Kloake ausgeschieden. Die Magensäfte der Riesenschlangen sind sehr intensiv und lösen nach wenigen Tagen auch grosse Beutetiere auf. Die Knochen werden ebenfalls verdaut lediglich die Zähne, Haare und Krallen werden wieder ausgeschieden.
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Würgeschlangen generell ihren Opfern die Knochen brechen und die Beute so zu Tode kommt. In seltenen Fällen kann selbst diese Todesursache vorkommen. Da dies normal nicht geschieht, kann es bei querstehenden Knochen und vor allem bei sehr großen und kräftigen Riesenschlangen wie zum Beispiel dem Netzpython, die selbst auf sehr große Nahrungstiere angewiesen sind, vereinzelt auch zum Ersticken oder Platzen der Schlange führen.
Bedeutung für den Handel
Der Handel mit lebenden Exemplaren und den Häuten der Riesenschlangen ist weltweit von Bedeutung, weshalb auch die gesamte Familie geschützt wurde. Trotz aller Schutzmaßnahmen werden immernoch Hunderttausende Häute (Schuhe usw.) und auch viele lebende Exemplare an Flughäfen und bei Schmugglern von den Behörden beschlagnahmt. Ausgewachsene Tiere einiger Arten können durchaus über einige Meter lang werden, deshalb beschränkt sich der Handel mit diesen meist auf Jungtiere. In vielen asiatischen und afrikanischen Staaten werden die Schlangen zusätzlich für den eigenen Fleischverbrauch getötet.
Schutzstatus
Alle Vertreter aus der Familie der Riesenschlangen wurden in das Washingtoner Artenschutzabkommen aufgenommen. Es werden 8 Arten und 2 Unterarten im Anhang I und die verbleibenden 80 Arten wurden in den Anhang II aufgenommen.
Einige Gattungen die besonders artenreich im Übereinkommen vertreten sind:
- Pythons (Python) gelistet mit 1 Unterart im Anhang I und 7 Arten im Anhang II
- Schlankboas (Epicrates) gelistet mit 3 Arten im Anhang I und 7 Arten im Anhang II.
- Rautenpythons (Morelia) gelistet mit 15 Arten im Anhang II
Systematik
Innerhalb der Reptilien werden die Riesenschlangen in der artenreichsten Ordnung geführt, den Schuppenkriechtieren (Squamata). Sie werden dort in die Unterordnung der Schlangen (Serpentes) gestellt und hier zur Überfamilie Wühl- und Riesenschlangenartige (Boidea oder Henophidia) gezählt. Sie werden in fünf Unterfamilien eingeteilt. Über die genaue Zahl der Arten ist mann sich nicht einig, es werden 88 Arten in 23 Gattungen in dieser Familie geführt.
Unterfamilien
- Pythons (Pythoninae)
- Boas (Boinae)
- Sandboas (Erycinae)
- Bolyerschlangen (Bolyeriinae)
- Spitzkopfpythons (Loxoceminae)
Siehe auch Systematik der Schlangen
Literatur
- Zdenek Vogel: Riesenschlangen aus aller Welt. Westarp Wissenschaften. Spektrum Akademischer Verlag, Magdeburg-Oxford 41996. ISBN 3-89432-463-5
- Ron Kivit, Stephen Wiseman, Andreas Kirschner: Grüner Baumpython und Grüne Hundskopfboa. Kirschner & Seufer Verlag, Karlsruhe 2005. ISBN 3-9804207-9-5
Weblinks
- Commons: Riesenschlangen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- www.boa-constrictors.de
- www.dumerili-boa.de