Jürgen Möllemann

deutscher Politiker (FDP), MdL, MdB, Bundesminister
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Juni 2004 um 11:28 Uhr durch TMFS (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.


Jürgen Wilhelm Möllemann (* 15. Juli 1945 in Augsburg; † 5. Juni 2003 in Marl-Loemühle) war ein deutscher Politiker (FDP).

Jürgen W. Möllemann

Darüber hinaus war er Fallschirmspringer und ein leidenschaftlicher Fan des Fußballvereins Schalke, bei dem er auch Mitglied im Aufsichtsrat war.

Politisches Leben

Die Karriere des Politikers Jürgen W. Möllemann war von extremen Höhen und Tiefen gekennzeichnet.

Neben zahlreichen Erfolgen und Anerkennungen, z. B. als Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, gab es einige politische Skandale. Vom Amt des Bundesministers für Wirtschaft musste er zurücktreten, da er dessen offizielles Briefpapier verwendet hatte, um in einem Brief für die Geschäftsidee seines Schwagers zu werben. Der Skandal wurde als Briefbogen-Affäre bekannt.

1994 trat der komplette NRW-Landesvorstand der FDP zurück, um auch den Vorsitzenden Möllemann zum Rücktritt zu zwingen. Doch schon zwei Jahre später war er wieder im Amt und führte die Landespartei im Wahlkampf 2000 zu einem ungewöhnlichen Erfolg. Möllemann war Vater des "Projekts 18", für das er bald auch in der Bundespartei gefeiert wurde.

Medienberichte brachten Möllemanns Firma WebTec mit Waffengeschäften im arabischen Raum in Verbindung. Anfang April 2004 berichtete die Süddeutsche Zeitung, dass laut einem internen Aktenvermerk des LKA Nordrhein-Westfalen das Unternehmen vorwiegend Geschäfte mit Briefkastenfirmen in Liechtenstein und Monaco gemacht habe.

Im Zuge der Eskalation des Israel-Palästina-Konfliktes übte er im Jahr 2002 scharfe Kritik am kriegerischen Vorgehen der Israelis und äußerte sogar ein gewisses Verständnis für die Selbstmord-Attentate der Palästinenser. Von verschiedenen Persönlichkeiten, insbesondere Michel Friedman, dem damaligen Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, wurde ihm daraufhin Antisemitismus vorgeworfen. Als Jamal Karsli, der von einem "Vernichtungskrieg" des Ariel Scharon gegen die Palästinänser sprach und die "zionistische Lobby" zugunsten der israelischen Politik kritisierte, auf Betreiben Möllemanns in die FDP-Fraktion NRWs aufgenommen wurde, gab es dagegen eine Kampagne der jüdischen Gemeinschaft und nahestehender FDP-Persönlichkeiten wie Hildegard Hamm-Brücher, die bald auf Jürgen Möllemann und schließlich sogar die FDP ausgeweitet wurde.

Kurz vor der anstehenden Bundestagswahl 2002 gipfelte der Konflikt in einem umstrittenen Flugblatt, welches Möllemann an alle Haushalte in Nordrhein-Westfalen verteilen ließ (siehe auch Antisemitismus-Debatte). Nach dem für die FDP bundesweit enttäuschenden Wahlergebnis drohten die erbitterten Diskussionen zwischen den Gegnern und den Befürwortern Möllemanns sogar, die Partei zu spalten. Als Details zu der fragwürdigen und wahrscheinlich rechtswidrigen Finanzierung des "Flyers" bekannt wurden, nahm der Konflikt eine andere Richtung: Möllemann drohte ein Parteiausschlussverfahren. Nach der gebrochenen Zusicherung, sein kürzlich gewonnenes Bundestagsmandat wieder aufzugeben, verlor er den letzten Rückhalt in der Partei und trat daraufhin im März 2003 aus der FDP aus.

Möllemann war ein leidenschaftlicher Fallschirmspringer und hatte seine Absprünge auch häufig für Wahlkampfauftritte in Szene gesetzt. Am 5. Juni 2003 kam er bei einem Fallschirmsprung in Marl-Loemühle ums Leben. Der am 9. Juli des Jahres vorgelegte Abschlussbericht der untersuchenden Staatsanwaltschaft Essen schloss Fremdverschulden als Todesursache aus, es konnte aber nicht abschließend geklärt werden, ob es sich um einen Unfall oder um Suizid gehandelt hatte. Festgestellt wurde, dass Möllemann nach kurzer Fahrt am geöffneten Hauptfallschirm diesen zwar abgeworfen, das Reservesystem aber nicht ausgelöst hatte. Ein mitgeführtes elektronisches Sicherheitssystem, das den Reservefallschirm automatisch hätte auslösen können, war abgeschaltet. Allgemein wird daher von Suizid ausgegangen.

Weniger als eine Stunde vor dem tödlichen Sprung hatte der Deutsche Bundestag Möllemanns Immunität aufgehoben, woraufhin Ermittler der Polizei und die Staatsanwaltschaft im Rahmen von Ermittlungen gegen ihn wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung sowie Verstoßes gegen das Parteiengesetz Liegenschaften und Geschäftsräume in verschiedenen Ländern durchsuchten.

Jürgen Möllemann war verheiratet mit Carola Möllemann-Appelhoff und Vater dreier Töchter: Anja (*1966) aus erster Ehe und Maike (*1978) und Esther (*1980) aus der zweiten.

Pressespiegel


Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland:
Ludwig Erhardt | Kurt Schmücker | Karl Schiller | Helmut Schmidt | Hans Friderichs | Otto Graf Lambsdorff | Manfred Lahnstein | Otto Graf Lambsdorff | Martin Bangemann | Helmut Haussmann | Jürgen Möllemann | Günter Rexrodt | Werner Müller | Wolfgang Clement



Vorlage:Navigationsleiste Vizekanzler (Deutschland)


Bildungsminister der Bundesrepublik Deutschland:
Hans Leussink | Klaus von Dohnanyi | Helmut Rohde | Jürgen Schmude | Björn Engholm | Dorothee Wilms | Jürgen Möllemann | Rainer Ortleb | Karl-Hans Laermann | Jürgen Rüttgers | Edelgard Bulmahn