Joaquim António de Aguiar

portugiesischer Politiker
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Joaquim António de Aguiar (* 24. August 1792 in Coimbra; † 26. Mai 1884 in Lissabon) war ein bedeutender portugiesischer Politiker in der Zeit der portugiesischen Monarchie, Führer der Cartisten und später der Regenerationspartei. Er war insgesamt dreimal (1841 - 1842, 1860 und 1865 - 1868) Regierungschef von Portugal.

Joaquim António de Aguiar

Joaquim António de Aguiar wurde am 24. August 1792 in Coimbra in ärmlichen Verhältnissen geboren. In seiner Jugend nahm er am Befreiungskampf gegen Napoleon teil. Danach studierte er Jura an der Universität von Coimbra, wo er 1815 promovierte und danach eine Stellung an der Universität übernahm. Wegen seiner liberalen Ideen verlor de Aguiar 1823, als der Thronfolger Michael zusammen mit seiner Mutter gegen den König putsche, seine Stelle und mußte um sein Leben fürchten. Er floh schließlich nach Porto. Nach dem Ende des Aufstandes der Konservativen und nachdem König Johann VI. seinen Sohn ins Exil gezwungen hatte, kehrte de Aguiar nach Coimbra zurück, wo er 1823 als Abgeordneter für die Provinz Beira in die Cortes gewählt wurde. 1828, als Michael dann die Regierung antrat, floh de Aguiar zunächst nach Porto, dann ins Exil nach London. Im Exil hielt de Aguiar engen Kontakt mit den Führern der Konstitutionalisten, Saldanha und Palmela. Er ging auf die Azoren, von dort nahm er an dem Kriegszug der Konstitutionalisten zur Rückeroberung des portugiesischen Thrones teil (vgl. Miguelistenkrieg). Er tritt 1833 zum ersten Mal in die Regierung ein, wird 1834 Justizminister, einen Posten, den er bis zum Tode König Peter IV. inne hatte. 1836 erneut Justizminister, stützte die Regierung, die er angehörte, als die Setembristen am 9. September 1836 die Macht erobern. Die neue setembristische Regierung bot ihm den Posten eines Richters am obersten Gerichtshof an, was Aguiar aber aus Protest gegen die Außerkraftsetzung der Verfassungscharter ablehnte. 1841 war die Bewegung der Setembristen dann schon sehr geschwächt. Die letzte rein setembristische Regierung war schon 1840 abgetreten, die Regierung des Grafen von Bomfim, mußte sich schon öfters dem Einfluß der Cartisten beugen, verkörpert insbesondere in der Person des Justizministers Costa Cabral. 1841 trat der Graf von Bomfim zurück und de Aguiar wurde zum ersten Mal Ministerpräsident seines Landes. Formell handelte es sich dabei um die letzte setembristische Regierung des Landes, de facto wuchs der ohnehin schon starke Einfluß der Cartisten mit der Regierungsübernahme de Aguiars noch. Mit der Machtübernahme Costa Cabrals endete die erste Regierung de Aguiar. Aguiar saß weiter in der Cortes, wo er als Abgeordneter in Opposition zu Costa Cabral stand. Als Costa Cabral über den Aufstand von Maria da Fonte stürzte, wurde de Aguiar in der kurzlebigen Regierung des Herzogs von Palmela Justizminister. 1860 wurde Aguiar nochmals für drei Monate Regierungschef, dann erneut von 18651868. Während dieser Zeit gelang es ihm eine große Koalition der beiden führenden portugiesischen Parteien, der Regenerationspartei und der Historischen Partei zu führen. Gegen diese Regierung gab es allerdings einigen Widerstand in der Bevölkerung, die besonders das Fehlen einer Opposition vermißte. Im Januar 1868 kam es zu gewalttätigen Demonstrationen gegen die Regierung Aguir in Lissabon, über die die Regierung schließlich stürzte. De Aguiar zog sich in das Privatleben zurück und verstarb 1884 in Lissabon.

Siehe auch Liste der Regierungschefs von Portugal