Das Hakenblatt (Triphyophyllum peltatum), auch Dreifaltigblatt genannt, ist die einzige Art einer Gattung aus der Familie der Hakenblattgewächse (Dioncophyllaceae).
Hakenblatt | ||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Triphyophyllum peltatum | ||||||||||
(Hutch. & Dalziel) Airy Shaw |
Beschreibung
Das Hakenblatt ist eine Liane, die fakultativ karnivor ist, also nur optional und zeitweise Fallen ausbildet.
Vegetativer Habitus
Die Pflanze durchläuft während ihrer Entwicklung drei verschiedene Stadien, in jedem hat sie eine andere Blattform.
Die bis zu 40 cm langen, flachen, lanzettförmigen Blätter junger Pflanzen stehen schopfförmig an dicht stehenden Internodien, dieses Stadium kann bis zu mehreren Jahren dauern.
Wenn die Pflanze eine Höhe von ca. 35 bis 40 cm erreicht hat, tritt sie mit dem Anfang der nächsten Regenzeit (ca. ab Juni) in ihr karnivores Stadium ein. Dabei tritt ihre Verwandtschaft mit den Taublattgewächsen zutage: sie bildet, diesen ähnlich, passive Klebefallen in Gestalt langer, tentakelbesetzter Fangblätter aus. Die Funktion der Karnivorie hierbei ist, der Pflanze für den nach diesem Stadium folgenden Wachstumsschub genügend Nährstoffe zu verschaffen. Soweit das Nährstoffangebot jedoch bereits ausreichend ist, wird das Stadium der Karnivorie ausgelassen und die Pflanze beginnt direkt mit dem Austrieb. Als Beute scheinen insbesondere Schwebfliegen in Frage zu kommen.
Mit dem Übergang in das erwachsene Stadium bildet die Pflanze dann einen Trieb mit verlängerten Internodien aus, der nach wenigen Wochen bereits mehrere Meter hoch ist. Die jetzt gebildeten Blätter ähneln stark denen der verwandten Nepenthes und tragen an der Spitze zwei Haken zum Klettern. Die nun ausgewachsene Liane wird im Alter bis zu 50 m lang.
Blüten
Blütezeit ist in Kultur im Mai/Juni, mit weiteren möglichen Blütezeiten im selben Jahr. Aus den Blattachseln der adulten Pflanze wächst ein sympodialer Blütenstand aus bis zu achtzig Blüten. Am Blütenstand stehen an jedem Zweig von bis zu zwei Zentimetern Länge je fünf Einzelblüten . Jede Blüte besitzt einen bis zu vier Zentimetern langen, unbehaarten und dunkelroten Blütenstiel. Die Blüten sind sternförmig, weiß oder pink und klein, sie duften schwach und blühen lediglich einen Tag von Tagesanbruch bis zur Abenddämmerung. Über mögliche Bestäuber ist wenig bekannt, sicher ist nur, daß es sich um ein Tagtier handeln muss, möglicherweise eine Schwebfliegenart. Die Blüten sind zwar nicht autogam, aber selbstbestäubend.
Früchte und Samen
Die Samen der Pflanzen sind 5 bis 8 cm groß, rötlich überhaucht, gestielt und scheibenförmig. Die Kapselfrüchte klappen bereits vor der Samenreife auf, wenn die nur wenigen enthaltenen, mit ihrem Stiel am Inneren der Kapsel befestigten Samen noch vergleichsweise klein sind. Sie wachsen und reifen innerhalb von 2 Monaten nach der Blüte während der Regenzeit heran. Sie gelten als die einzigen bekannten Samen des Pflanzenreiches, die größer sind als die Früchte, die sie hervorbringen.
Inhaltsstoffe
2003 wurde aus dem Hakenblatt ein Naphthylisochinolin-Alkaloid namens Habropetalin A isoliert, das sich unter Laborbedingungen als wirksam gegen den Erreger der tropischen Malaria, Plasmodium falciparum, erwies. Allerdings handelt es sich hierbei noch um reine Grundlagenforschung, zur Entwicklung eines echten Medikamentes fehlen noch wichtige weitere Untersuchungen, derzeit ist das Habropetalin A weit von einem nutzbaren Produkt entfernt.
Systematik
Das Hakenblatt gehört zu einer monophyletischen Klade innerhalb der Nelkenartigen, die gebildet wird zum einen aus den Hakenblattgewächsen und den Ancistrocladaceae sowie den Kannenpflanzengewächsen, den Sonnentaugewächsen und den Taublattgewächsen. Die beiden Schwesterfamilien Hakenblattgewächse und Ancistrocladaceae haben dabei die Karnivorie wieder verloren, allein das Hakenblatt verfügt noch darüber.
Verbreitung
Das Hakenblatt ist beheimatet in den Regenwäldern Westafrikas (Côte d'Ivoire, Liberia und Sierra Leone).
Die Pflanze ist durch die massive Abholzung des tropischen Regenwaldes in der Region bedroht, ein wichtiges Schutzgebiet stellt der Tai National Park der Elfenbeinküste dar, in dem die Pflanze häufig ist.
Habitat
Das Hakenblatt benötigt als tropische Liane Wärme (bis 35° C) und eine hohe Luftfeuchtigkeit (bis über 90%). Sie wächst ausschliesslich in dichten, immergrünen Wäldern, die klassifiziert werden als "Eremospatha macrocarpa und Diospyros mannii-Wälder", wo sie auf schwach sauren und nährstoffarmen Lateritböden in Gesellschaft mit Pflanzen wie Eremospatha macrocarpa, Diospyros mannii, Diospyros gabunensis, Maranthes chrysophylla, Chrysophyllum perpulchrum und Chidlowia sanguinea auftritt sowie im Tiefland auf Lehmböden in "Diospyros spp. und Mapania spp.-Wäldern" in Gesellschaft mit Mapania-Arten und Tarrietia utilis.
Etymologie
Der Gattungsname entstammt ihrer Eigenart, im Laufe ihres Lebens drei verschiedene Blattformen auszubilden (aus dem Griechischen: tria = drei, phyo = wachsen und phyllon = Blatt), das Epitheton peltatum verweist auf die schildförmigen Samen (griechisch pelté = Schild).
Botanische Geschichte
Das Hakenblatt wurde zwar bereits 1907 entdeckt, aber erst 1951 von Airy Shaw beschrieben. Die Entdeckung ihrer Karnivorie geht zurück auf das Jahr 1979.
Erst seit Mitte der 1990er Jahre begann eine intensivere Erforschung der Art durch eine Forschungsgruppe der Universität Würzburg in Zusammenarbeit mit der Universität Abidjan. Dank dieser Arbeitsgruppe stellt die Art die wohl mittlerweile am besten erforschte Art der Familie der Hakenblattgewächse dar.
1999 gelang dem Botanischen Garten der Universität Würzburg erstmals in Kultur, Pflanzen von der Aussaat bis zur Blüte und Fruchtbildung durch ihren gesamten Lebenszyklus hindurch zu beobachten. Damit sind die Aussichten für die Erhaltung der Art zumindest in Kultur erheblich gestiegen.
Literatur
- Shaw, Airy: On the Dioncophyllaceae, a remarkable new family of flowering plants. Kew Bulletin 327–347, 1951
- Barthlott, Wilhelm; Porembski, Stefan; Seine, Rüdiger; Theisen, Inge: Karnivoren. Stuttgart, 2004, ISBN 3-8001-4144-2
- Ancistrocladaceae and Dioncophyllaceae: Botanically Exciting and Phytochemically Productive Tropical Lianas. Volltext Online
- Bringmann, G., Schlauer, J, Wolf, K., Rischer, H., Buschboom, U., Kreiner, A., Thiele, F., Duscheck, M., & L. Ake Assi. 1999, Cultivation of Triphyophyllum peltatum (Dioncophyllaceae), the part-time carnivorous plant, Carnivorous Plant Newsletter. 28: 7-13. Volltext Online
- Meimberg, H.; Dittrich, P.; Bringmann, G.; Schlauer, J.; Heubl, G.: Molecular Phylogeny of Caryophyllidae s.l. based on matK sequences with special emphasis on carnivorous taxa, in: Plant Biology, 2000, 2, 218-228.
- Bringmann, G., Rischer, H., Schlauer, J., & K. Wolf. 2002, The tropical liana Triphyophyllum peltatum (Dioncophyllaceae): formation of carnivorous organs is only a facultative prerequisite for shoot elongation., Carnivorous Plant Newsletter. 31: 44-52.
- Bringmann, G.; Messer, K.; Schwobel, B.; Brun, R.; Ake Assi, L.: Habropetaline A, an antimalarial naphthylisoquinoline alkaloid from Triphyophyllum peltatum. In: Phytochemistry. 2003 Feb; 62(3):345-9.