Kain

Laut dem Bericht der Bibel sind Kain und Abel die ältesten Söhne von Adam und Eva (1. Mose Kapitel 4), der ersten Menschen, die Gott laut Altem Testament auf der Erde erschaffen hatte. Kain war neidisch auf seinen Bruder Abel, hatte böse Gedanken, hörte nicht auf die Ermahnungen Gottes und erschlug schließlich seinen Bruder. Damit wurde er zum ersten Mörder in der menschlichen Geschichte. Er wurde für seine Tat von Gott verstoßen, jedoch als Schutz vor Blutrache mit dem Kainsmal versehen.
Kain übersiedelte in das Land Nod, wo er eine Familie gründete. Wo die in Nod lebenden Menschen herkamen, gehört für manche Bibelkritiker zu den Mysterien der Bibel. Gemäß dem biblischen Bericht in der 1. Mose hatten Adam und Eva noch viele Kinder gezeugt. Kain hat wohl eine seiner zahlreichen Schwestern zur Frau genommen, bevor er mit ihr in das erwähnte Land Nod zog, welches vor der Ankunft Kains menschenleer war, dann aber bald von den Nachkommen seiner Familie bevölkert wurde. Die Geschwisterehe ist aber nur zwingend, wenn man von einer wörtlichen Interpretation der Bibel ausgeht, die aber von den meisten christlichen Kirchen abgelehnt wird.
Zu Kains Nachkommen gehören Jubal, Stammvater der Zither- und Flötenspieler, Tubal-Kain, Stammvater der Schmiede, und Jabal, Stammvater der Hirten
Bearbeitungen
In den letzten Jahren wurde Kain oft in einigen Vampirgeschichten als der erste Vampir bzw. Urvampir interpretiert. In diesen Geschichten erschlug Kain Abel nicht aus Neid, sondern um Gott das wertvollste zu Opfern was er hatte: seinen eigenen Bruder. Er wurde daraufhin in das Land Nod verbannt, wo er Adams erste Frau Lilith traf. Sie ließ Kain ihr Blut trinken, wodurch er in die Dunkelheit fiel. Daraufhin erschienen ihm der Reihe nach die Erzengel Michael, Gabriel und Uriel und boten Kain die Gnade Gottes an, wenn er der Dunkelheit abschwören würde und sich wieder Gott zuwenden würde. Da er diese Angebote ablehnte, wurden er und seine Söhne mit Flüchen belegt: dass sie Feuer fürchten sollen, dass Licht ihnen schaden solle, dass sie nur Blut trinken und Asche essen sollen sowie in einem todähnlichen Zustand weiter leben und niemals sterben sollen.
Diese Geschichten bezeichnen Vampire deswegen als Kainskinder oder Kainiten. Zu diesen Geschichten gehört u.a. die populäre Rollenspiel-Serie Vampire, die mehrere Pen-and-Paper- sowie Computerrollenspiele umfasst (u.a. Vampire: The Masquerade, Vampire: The Requiem).
Es gibt auch Romane von Karl Edward Wagner, in denen die Figur des Kain als unsterblicher Krieger Kane auftritt. Die Strafe Gottes ist dort die Unsterblichkeit. Kain ist dazu verdammt, ewig zu leben und mitansehen zu müssen, wie die Menschen, die er liebt sterben. So wird Kain doppelt bestraft.
Die US-amerikanische Schriftstellerin Sydney Bristowe vertrat in ihrem 1927 publizierten Roman Sargon the Magnificent die These, dass Kain und der mesopotamische Herrscher Sargon von Akkad (ca. 2350-2279 v.Chr.) identisch seien. Der Adamit Kain hätte sich durch seine übernatürlichen Fähigkeiten zum Herrscher über die Präadamiten aufschwingen können.
In der antisemitischen und rassistischen Christian-Identity-Bewegung in den USA wird die Ansicht vertreten, Kain wäre aus der Verbindung von Eva und dem Satan hervorgegangen und sei der Stammvater der Juden.
Es gibt auch ein Kapitel in Hermann Hesses Buch Demian, das den Namen Kain trägt.
Der anarchistische Schriftsteller und Revolutionär Erich Mühsam gab vom April 1911 bis zum Juli 1914 sowie vom November 1918 bis zum April 1919 die politisch-literarische Zeitschrift Kain – Zeitschrift für Menschlichkeit heraus.
Siehe auch
Literatur
- George Gordon Byron: Kain - ein Mysterium. Superbia-Verl., 2005 - ISBN 3-937554-07-6
- Manuel Vicent: Mein Name ist Kain. Residenz-Verl., 1991 - ISBN 3-7017-0695-6
- Dieter Wyss: Kain - eine Phänomenologie und Psychopathologie des Bösen. Königshausen und Neumann, 1997 - ISBN 3-8260-1390-5