Berzona (Valle Onsernone)

Dorf und ehemalige Gemeinde in Isorno im Kanton Tessin, Schweiz
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Berzona ist eine Ortschaft; Sie war bis zum 13. April 2001 eine politische Gemeinde im Kreis Onsernone, im Bezirk Locarno des Kantons Tessin in der Schweiz. Im Kanton Tessin gelegenen Valle Verzasca gibt es einen weiteren Ort namens Berzona, der zur dortigen Gemeinde Vogorno gehört.

Berzona
Wappen von Berzona
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Locarnow
Kreis: Kreis Onsernone
Gemeinde: Isorno TIi2
Postleitzahl: 6661
Koordinaten: 694363 / 117707Koordinaten: 46° 12′ 15″ N, 8° 39′ 41″ O; CH1903: 694363 / 117707
Höhe: 748 m ü. M.
Fläche: 5 km²
Einwohner: 48 (31. Dezember 2000)
Einwohnerdichte: 10 Einw. pro km²
Berzona (Valle Onsernone)
Berzona (Valle Onsernone)
Karte
Berzona (Valle Onsernone) (Schweiz)
Berzona (Valle Onsernone) (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 13. April 2001

Gemeindefusion

Danach fusionierte sie mit Loco und Auressio zur Gemeinde Isorno.

Geographie

Berzona (Valle Onsernone) liegt in einer von Kastanien-Wäldern umgebenen Hangmulde an der Strasse nach Vergeletto und Comologno, circa 15 km nordwestlich von Locarno. Berzona selbst besteht aus dem Unterdorf Seghellina und dem autofreien Oberdorf. Ganzjährig wohnen etwa 80 Einwohner in beiden Ortsteilen, die Mehrzahl davon im Unterdorf.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkte sich die Auswanderung der einheimischen Bevölkerung. Etliche Immobilien wurden an Auswärtige verkauft, und Berzona wurde zum Aufenthaltsort bekannter Persönlichkeiten aus der Kunst, vor allem aus der Literatur: Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch lebte und arbeitete hier, wo er 1964 ein Haus erwarb, bis zu seinem Tod 1991. Seine Erzählung Der Mensch erscheint im Holozän spielt in Berzona.[1] Dabei unternimmt der 73-jährige Protagonist, Herr Geiser, eine Wanderung vom Valle Onsernone (über Sella) und den Passo della Garina bis ins benachbarte Valle Maggia nach Aurigeno.

Am Friedhof beim Ortseingang, in unmittelbarer Nähe zu seinem Wohnhaus, wird mit einer Gedenktafel an Max Frisch, den Ehrenbürger des Ortes erinnert.

Bilder

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche San Defendente[2][3]
  • Pfarrhaus (1713)[2][3]
  • Wohnhäuser Broggini (1589), (1688), (1727)[2][3]
  • Im Ortsteil «Matro», Oratorium Beata Vergine delle Grazie genannt del Matro (1671)[2][3]
  • Im Ortsteil «Seghellina», Oratorium Santa Maria Lauretana (1766)[2][3]

Persönlichkeiten

  • Jan Tschichold (geboren als Johannes Tzschichhold, alias Iwan Tschichold) (* 2. April 1902 in Leipzig; † 11. August 1974 in Locarno), Kalligraf, Typograf, Schriftentwerfer, Plakatgestalter, Autor, Lehrer.
  • Max Frisch (* 15. Mai 1911 in Zürich; † 4. April 1991 Ebenda), Schweizer Schriftsteller und Architekt; er hat Berzona als Refugium wertgeschätzt: Es ist der Ort, den ich am besten kenne, wo ich mich am ehesten zu Hause fühle, der mir am meisten vertraut ist. Auch wenn er nicht so bequem ist.[4][5][6]
  • Auf dem Friedhof sind der deutsche Schriftsteller und zeitkritischer Autor der Nachkriegsliteratur Alfred Andersch (* 4. Februar 1914 in München; † 21. Februar 1980 in Berzona) [7][8] und dessen Frau,
  • Gisela Andersch (* 5. November 1913 in Elberfeld; † 13. Oktober 1987 in Berzona), deutsche Malerin, Graphikerin und Kollagekünstlerin[9] begraben
  • Auch der deutsch-schweizerische Historiker und Schriftsteller Golo Mann (* 27. März 1909 in München; † 7. April 1994 in Leverkusen; alias Angelus Gottfried Thomas Mann) lebte hier[10]. Sein ehemaliges Haus, das er sich 1961 als Ferienhaus errichten ließ, liegt oberhalb des Ortes hinter einer Kapelle an einer Waldlichtung
  • Christoph von Schwerin (1933–1996), Graf, Literaturwissenschaftler[11]
  • Kurt Tucholsky (1890–1935), Schriftsteller.

Literatur

  • Virgilio Gilardoni: Il Romanico. Catalogo dei monumenti nella Repubblica e Cantone del Ticino. La Vesconta, Casagrande, Bellinzona 1967, S. 205.
  • Guglielmo Buetti: Note Storiche Religiose delle Chiese e Parrocchie della Pieve di Locarno, (1902), e della Verzasca, Gambarogno, Valle Maggia e Ascona (1906). 2. Auflage, Pedrazzini Edizioni, Locarno 1969.
  • Bernhard Anderes: Guida d’Arte della Svizzera Italiana. Edizioni Trelingue, Porza-Lugano 1980, S. 201–202.
  • Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 222, 223, 224.
  • Museo Onsernonese (Hrsg.): Max Frisch Berzona. Limmat Verlag, Zürich 2011, ISBN 978-3-85791-693-9.
  • Charles Suter u. a.: Max Frisch, Berzona. 4 Bände, Limmat, Zürich 2012[12].
  • Elfi Rüsch: I monumenti d’arte e di storia del Canton Ticino. Distretto di Locarno IV: La Verzasca, il Pedemonte, le Centovalli e l’Onsernone. (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 123). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte SKG. Bern 2013, ISBN 978-3-03797-084-3, S. 322–336.

Einzelnachweise

  1. Infoseite des Valle Onsernone
  2. a b c d e Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 224.
  3. a b c d e Elfi Rüsch: Distretto di Locarno IV. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2013, ISBN 978-3-03797-084-3, S. 322–336.
  4. Zitat Max Frisch: http://www.zeit.de/2011/20/Max-Frisch-Berzona
  5. Max Frisch auf ticinarte.ch
  6. Max Frisch
  7. Alfred Andersch
  8. Alfred Andersch auf ticinarte.ch
  9. Gisela Andersch
  10. Golo Mann auf ticinarte.ch
  11. Christoph von Schwerin
  12. Charles Suter u. a.: Max Frisch, Berzona.