Tal der Wölfe – Irak

Film von Serdar Akar (2006)
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Film
Titel Tal der Wölfe - Irak
Originaltitel Kurtlar Vadisi - Irak
Produktionsland Türkei
Originalsprache Türkisch
Erscheinungsjahre 2006
Länge 122 Minuten
Stab
Regie Serdar Akar
Drehbuch Raci Şaşmaz, Bahadir Özdener
Produktion Hasan Kaçan
Musik Gökhan Kırdar
Besetzung

Tal der Wölfe - Irak (Kurtlar Vadisi - Irak) ist ein Film des türkischen Regisseurs Serdar Akar aus dem Jahr 2006. Die Handlung dieses Films knüpft an die Fernsehserie Tal der Wölfe an. Dort kämpfte der Filmheld, Polat Alemdar, noch als Geheimagent des türkischen Geheimdiensts MİT gegen die Mafia. Im Kinofilm reist er nun in den Irak um die Demütigung der Türkei durch US-Truppen in der so genannten Sackaffäre zu rächen.

Mit Produktionskosten von ca. zehn Millionen US-Dollar gilt der Kinostreifen als die bisher teuerste türkische Filmproduktion. Mit über drei Millionen Zuschauern ist er auch einer der erfolgreichsten.

Historischer Hintergrund

Dem Film liegt eine historische Begebenheit zugrunde. Am 4. Juli 2003, einige Wochen nach dem offiziellen Ende des dritten Golfkrieges, wurden in der irakischen Stadt Silemani, im kurdischen Autonomiegebiet im Norden des Iraks, elf türkische Soldaten und Geheimdienstoffiziere sowie 13 Zivilisten gefangen genommen. Mit Säcken über ihren Köpfen gestülpt wurden diese Offiziere von US-Soldaten abgeführt. Diese so genannte Sackaffäre löste in der Türkei öffentliche Entrüstung aus.

|=== Handlung ===

Der Film beginnt mit dem Selbstmord eines jener türkischen Offiziere nach der Sackaffäre. Im Abschiedsbrief fordert er zur Rache für diese Schmach auf.

In der nächsten Einstellung ist bereits das Spezialteam um Polat Alemdar unterwegs nach Erbil. Gleich zum Auftakt werden drei kurdische Soldaten an einer Straßensperre ermordet. Danach installiert das Team im H(ar)ilton-Hotel Sprengstoff und erzwingt so das Erscheinen des im Film für die Sackaffäre und weitere Grausamkeiten verantwortlichen US-Geheimdienstagenten Sam William Marshall. Durch seine Skrupellosigkeit kann dieser seinem Schicksal jedoch noch einmal entgehen, da Polat Alemdar angesichts der ins Hotel verschleppten Kinder von einer Sprengung absieht.

Später präpariert die Gruppe einen Flügel Saddam Husseins mit Sprengstoff, der Sam William Marshall geschenkt werden soll. Dieser entkommt jedoch wiederum durch Zufall seinem Tod. Nach zahlreichen Prüfungen gelingt es Polat Alemdar schließlich Sam William Marshall mit einem Dolchstoß ins Herz zu töten.

In einer der Nebenhandlungen erstürmen US-Soldaten unter fadenscheinigen Vorwänden eine Hochzeit, ermorden den Bräutigam, einige Gäste und den kleinen Ali und verschleppen und misshandeln den Rest der Hochzeitsgesellschaft als vermeintliche Terroristen. Die Braut Leyla sinnt seitdem auf Rache und wird zur Lebensretterin Polat Alemdars und seiner Gefährten. Sie scheitert jedoch daran die Rache selbst zu vollziehen, an ihrer statt stößt dann Polat den einst Leyla zur Hochzeit geschenkten Dolch in Sams Herz.

Das Schicksal der Hochzeitsgesellschaft steht exemplarisch für die Schrecken der US-Besatzung. Sie werden nach ihrer Festnahme in einem verschlossenen Container transportiert. Auf die Gefahr des Erstickens aufmerksam gemacht, schießt ein Agent (Dante) wahllos Löcher in die Containerwand und die gefangenen Menschen. Der Transport erreicht das Gefängnis Abu-Ghuraib. Nur wenige der Transportierten stehen noch aufrecht, zahlreiche sind bereits tot. Eine folgende Szene stellt die Misshandlungen durch Lynndie England und ihre Kollegen nach. Gefangene werden entkleidet und nackt aufgestapelt oder mit eiskalten Wasserstrahlen gefoltert.

Im Gefängnis entnimmt ein jüdischer Arzt lebenden Gefangenen Nieren und andere Organe, um sie nach Tel-Aviv, London und New York zu versenden. Auch im kurdischen Luxushotel hatte bereits ein durch Schläfenlocken und schwarzen Kaftan erkennbarer Jude nach dem selbstbewussten Auftritt der Helden panikartig die Fucht ergriffen. Der böse Amerikaner Sam William Marshall hat ein christliches Abendmahlsbild an der Wand und schwört unter Anbetung seines Kruzifixes Babylon von den Ungläubigen (Muslimen) zu befreien.

Die muslimische positive Figur verkörpert der Qadiri-Scheich Abdurrahman Halis Kerküki. Die von ihm aufgezogene Leyla hält er nach dem Verlust ihres Ehemannes davon ab zur Selbstmordattentäterin zu werden, da dies eine zweifache Sünde wider den Islam sei. Später verhindert er die Enthauptung eines entführten Journalisten durch jugendliche Al-Qaida Anhänger. Der von ihm verkörperte, moralisch überlegene Islam wird als die einigende Kraft für die zerstrittenen und von den US-Truppen gegeneinander aufgestachelten ethnischen Gruppen und als der eigentliche Gegenspieler der grausamen fremden Invasoren dargestellt.

Kritik

Erstmalig in der Filmgeschichte greift ein Spielfilm die Folterszenen im Gefängnis Abu-Ghuraib auf. Auch das Massaker an einer Hochzeitsgesellschaft, die Aufstachelung der Ethnien gegeneinander und die im Film zum Mythos stilisierte Festnahme türkischer Soldaten und Geheimdienstagenten beruhen auf tatsächlichem Geschehen. Der Film vermischt dies mit Vertreibungen und Foltermethoden, wie sie auch von türkischer Seite in Südostanatolien verwandt werden, und Fantasien, wie dem an Nazimethoden erinnernden Transport der Gefangenen, dem Handel mit den Organen getöteter Gefangener, der US-Armee aus muskelbepackten Rambonachkommen oder den immer unrasierten und auch sonst nicht ernstzunehmenden kurdischen Kollaborateuren.

Genreüblich wird die Welt in Gut und Böse aufgeteilt, wobei die Besetzung der Bösen mit US-Truppen hollywoodgeprägte Sehgewohnheiten durchbricht und statt gewohnter orientalistisch-rassistischer und antikommunistischer eher antiamerikanische, antichristliche und antisemitische Klischees bedient.

In der Türkei ist der Film äußerst erfolgreich. Er wurde wiederholt von Politikern der islamistischen AKP-Regierung gelobt. Andererseits wendeten sich Gegner nationalistisch-islamistischer Einigungsbestrebungen scharf gegen den Film, so Haluk Şahin in Radikal [1].

Beide Seiten übersehen dabei die Punkte, die in der türkischen Diskussion besonders brisant sind. So wird die Anwesenheit türkischer Soldaten im Nordirak, d.h. verdeckte Operationen gegen die kurdische Guerilla, im Film als selbstverständlich vorausgesetzt. Es bedarf dann auch keiner weiteren Motivation zur Ermordung von drei kurdischen Soldaten an einer Straßensperre.

Der Film legitimiert durchgängig die in der Türkei als „derin devlet“ bezeichneten Verstrickungen von Geheimdiensten, Armee, Mafia, nationalistischen und religiösen Organisationen. Exemplarisch steht dafür der nationalistische MİT-Agent Polat Alemdar, der in der Serie die Mafia unterwandert hat, im Irak nun die Schmach der Armee rächt und dem Qadiri-Scheich Kerküki voller Respekt begegnet und dessen Kampf auf der weltlichen Ebene zum Sieg verhilft.

Für diese Arbeitsteilung gibt es eine Entsprechung in der Wirklichkeit. Der Onkel der drei am Film beteiligten Brüder Necati (Hauptdarsteller), Raci (Drehbuchautor) und Zübeyr Şaşmaz war Abgeordneter der MHP, Vater und Großvater hingegen Scheich der Qadiriyya. Im näheren Umfeld gibt es weitere Verbindungen zu MHP, BBP und Qadiriyya.

Einige Reaktionen in Deutschland

Nachdem die Debatte in den Feuilletons begonnen hatte, rief der CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber am 19. Februar 2006 in der Bild am Sonntag die Kinobetreiber auf, den Film nicht mehr in ihren Kinos zu zeigen, weil es sich um einen rassistischen und antiwestlichen Hass-Film handele.

Darauf antwortete der Verleiher des Films Sahin, dass die von Stoiber geforderte Absetzung den Rechtsradikalen in die Hände spiele.

"Wenn ein Karikaturist zwei Milliarden Muslime beleidigt, dann ist das für den Westen Meinungsfreiheit. Wenn aber ein Actionfilm einen Amerikaner aufs Korn nimmt, wird von Volksverhetzung gesprochen."

Der Euopaabgeordnete der Grünen Cem Özdemir warf dem Film vor, er bediene rassistische Einstellungen:

„Wer diesen Film gut findet, sollte zu den veröffentlichten Mohammed-Karikaturen besser schweigen.“

Jürgen Elsässer fand dagegen in der Jungen Welt die allgemein geäusserten Kritikpunkte nicht bestätigt, weder türkisch-nationalistische noch islamistische Positionen habe er gefunden. Er führt die Vorwürfe auf den „offenbar hohen Realitätsgehalt“ des Filmes zurück. Für ihn handelt es sich um eine erfolgreiche antiimperialistische Intervention, die der Friedensbewegung gute Munition liefere.

Altersfreigabe

Dem Film wurde von der Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) zunächst die Jugendfreigabe entzogen. Nach Einspruch des türkischen Filmverleihs wurde die Freigabe auf FSK 16 gesenkt. Am 19. Februar 2006 forderte der nordrhein-westfälische Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration Armin Laschet (CDU), diese Senkung wieder rückgängig zu machen. Laut FAZ nannte er den Film „sozial desorientierend“.

Erfolg

Sowohl in der Türkei als auch in Deutschland ist der Film sehr erfolgreich. Am ersten Wochenende sollen in der Türkei den Film 1,1 Millionen Menschen gesehen haben. In Deutschland haben den Film bisher (21. Februar 2006) über 260.000 Menschen gesehen. In Österreich wurden für den Film am ersten Wochenende 26.000 Besucher gemeldet.

Die Fernsehserie

Tal der Wölfe (2003–2005) (türkisch: Kurtlar Vadisi, englisch: Valley of the Wolves) ist eine sehr beliebte türkische Fernsehserie, die anfangs beim türkischen Sender Show-TV lief. Dort wurden drei Staffeln der Serie ausgestrahlt. Nach der dritten Staffel wechselte Kurtlar Vadisi zum Sender Kanal D, wo auch die 13 Folgen der vierten und letzten Staffel liefen. Insgesamt hat die Serie ca. 97 Folgen.

Die Handlung dieser Serie erzählt, wie der ehemalige MİT-Agent Ali Kandan, der als Spezial-Agent in Kosovo arbeitet, nach Istanbul gerufen wird. Sein Vorgesetzter und älterer Freund, Aslan Atbey, erklärt ihm, dass vorgetäuscht werden soll, dass er stirbt, um ihn als Polat Alemdar in die Mafia einzuschleusen. Hierzu wird sein Name und sein Gesicht verändert. Das heißt auch, dass er für seine Liebenden als tot gilt und er sich von ihnen trennen muss. Dies fällt ihm sehr schwer, doch als Aslan Atbey ihm Dursun Emi vorstellt, der ihn als seinen Cousin einschleusen will, ändert sich das. Dursun Emi und Seyo Dägi wachsen ihm ans Herz. Die Geschichte verändert auch ihren Lauf, als der Hauptheld Süleyman Cakir kennen lernt und ihm vor dem Stammlokal von Seyo Dägi, vor einem vorbeifahrenden Auto, aus dem geschossen wird, das Leben rettet. Von nun an sind die zwei die engsten Freunde.