Zen-Buddhismus oder Zen (jap.: 禅 – Zen) ist eine in China ab dem 5. Jahrhundert nach Christus entstandene Linie des Mahayana-Buddhismus, die wesentlich vom Daoismus beeinflusst wurde. Der chinesische Name 禅 (Chan) stammt von dem Sanskritwort Dhyana (ध्यान), das in das Chinesische als 禅那 (Chan'na) übertragen wurde. Dhyana bedeutet frei übersetzt soviel wie „Versenkung“.

Ab dem 12. Jahrhundert gelangte Zen auch nach Japan und erhielt dort eine neue Ausprägung, die dann in der Neuzeit auch in den Westen gelangte. Die verwendeten Begriffe zum Zen stammen daher meistens aus dem Japanischen. Darüber hinaus gibt es auch noch eine koreanische (Seon, Hangeul 선) und vietnamesische (Thiền) Tradition.
Definition
Zen läßt sich durch diskursive Begriffserläuterungen nicht zufriedenstellend fassen, da es sich ausschließlich durch individuelle Einsicht erschließt. Der Versuch einer enzyklopädischen Definition stößt damit an eine prinzipielle Grenze.
- Eine Frau fragte: „Was ist Zen?“ Ein alter chinesischer Meister antwortete: „Das Herz des Fragenden ist Zen.“ (Zen-Koan)
Allgemein läßt sich sagen, daß Zen eine Einsicht jenseits der Vernunft bezeichnet, die mit der jeweils persönlichen Lebensweise und -haltung eines Menschen eng verbunden ist. Die Wurzeln des Zen liegen zwar im Buddhismus, doch ist es nach Meinung vieler Zen-Meister nicht an eine bestimmte Religion oder Weltanschauung gebunden. Der Kern des Zen übersteigt – wie es mystischen Bewegungen eigen ist – alle religiösen und philosophischen Systeme.
Jeder Mensch kennt „Zen-Momente“. Es sind Augenblicke wie etwa die völlige Versenkung in eine spannende Tätigkeit, das Aufgehen in einer Menschenmasse (z.B. in einer Festgemeinschaft) oder das gänzliche Aufgesogensein durch eine Wahrnehmung (z.B. während des Hörens von Musik). Die westliche Psychologie spricht vom Flow-Erlebnis, doch fehlt in diesem Konzept noch das Moment der aufmerksamen (Selbst-) Beobachtung.
Zen kann man als „Ewigkeit des Augenblicks“ verstehen: In der Konzentration des Meditierenden verlieren die Konstruktionen von Vergangenheit und Zukunft ihren Einfluß auf den Geist. In dieser Zeitlosigkeit gibt es kein „Ich“ mehr. Zen ist Nicht-(ich)-Sein. Die Aufmerksamkeit wird gänzlich auf den Augenblick fokussiert, in dem das Bewußtsein „aufgeht“.
Lehre
Oft wird gesagt, dass Zen „nichts“ biete: keine Lehre, kein Geheimnis, keine Antworten. In einem Koan spricht der Zen-Meister Ikkyû Sôjun zu einem Verzweifelten:
- „Ich würde gerne irgendetwas anbieten, um Dir zu helfen, aber im Zen haben wir überhaupt nichts.“
Zen bietet tatsächlich in dem Sinne „überhaupt nichts“, als dass es einfach nur das Gewöhnlichste, Alltäglichste und Normalste der Welt ist. Es bedeutet, das Leben zu leben – in seiner ganzen Fülle. Der unmittelbare Zugang zu diesem Einfachsten von allem ist dem Verstandeswesen Mensch jedoch versperrt – es scheint so, als ob die niemals schweigende Stimme der Gedanken ihn durch hartnäckige Ideen und urteilende Vorstellungen blockiere. Die permanente Beschäftigung mit sich selbst, die schützende Ich-Bezogenheit jedes einzelnen verursacht immer wieder nur neues Leiden (Dukkha). Zen kann diese Verwirrung lösen – zuletzt vermag man sogar zu essen, wenn man hungrig ist, zu schlafen, wenn man müde ist. Zen ist nichts Besonderes. Es hat kein Ziel.
Die Charakterisierung, Zen biete „nichts“, wird gerne von Zen-Meister gegenüber ihren Schülern geäußert, um ihnen die Illusion zu nehmen, Zen biete erwerbbares Wissen oder könne etwas „Nützliches“ sein. Auf einer anderen Ebene wird hingegen auch das Gegenteil behauptet: Zen biete das „ganze Universum“, da es die Aufhebung der Trennung von Innenwelt und Außenwelt, also „alles“, beinhalte.
Auch wenn Intellektuelle und Wissenschaftler sich oftmals von Zen angezogen fühlen, entzieht es sich der "Vernunft". Zen wird oft als „irrational“ empfunden, auch weil es sich grundsätzlich jeder begrifflichen Bestimmung widersetzt. Das scheinbar Mysteriöse des Zen rührt jedoch allein aus den Paradoxa, die der Versuch des Sprechens über Zen hervorbringt.
Natürlich besitzt Zen aber auch philosophisch-religiöse Aspekte und historisch gewachsene Lehren, wie etwa in der Sōtō- bzw. Rinzai-Richtung. Diese kann man – wenn sie auch zur subjektiven Erfahrung des Zen nicht unbedingt notwendig sind – selbstverständlich mit Worten beschreiben.
Praxis
Primat der Praxis
Zen ist der weglose Weg, das torlose Tor. Die dem Zen zugrundeliegende große Weisheit (Prajna) braucht nicht gesucht zu werden, sie ist immer schon da. Vermöchten die Suchenden einfach nur ihre permanenten Anstrengungen aufzugeben, die Illusion der Existenz eines „Ich“ aufrechtzuerhalten, würde sich Prajna unmittelbar einstellen.
Realistisch gesehen ist das Beschreiten des Zen-Wegs jedoch eines der schwierigeren Dinge, die in einem menschlichen Leben unternommen werden können. Den Schülern wird die Bereitschaft zur Aufgabe ihres selbstbezogenen Denkens und letztlich des Selbst abverlangt. So dauert der Übungsweg gewöhnlich mehrere Jahre, bevor die ersten Schwierigkeiten überwunden sind. Der Weg ist allerdings stets zugleich auch das Ziel, im Üben ist die Erfüllung stets gegenwärtig.
Primäre Aufgabe des Zen-Schülers ist die fortgesetzte, vollständige und bewusste Wahrnehmung des gegenwärtigen Moments, eine vollständige Achtsamkeit ohne eigene urteilende Beteiligung (Samadhi). Diesen Zustand soll der Zen-Schüler nicht nur während des Zazen, sondern möglichst in jedem Augenblick seines Lebens beibehalten.
- „Zen ist nicht etwas Aufregendes, sondern Konzentration auf deine alltäglichen Verrichtungen“ (Shunryu Suzuki)
Auf diese Weise kann sich die Erkenntnis der absoluten Realität einstellen (Satori). Die Frage nach dem Sinn des Lebens wird aufgehoben; die Kontingenz der eigenen Existenz, das In-die-Welt-geworfen-Sein kann angenommen werden. Vollkommene innere Befreiung ist die Folge: es gibt nichts zu erreichen, nichts zu tun und nichts zu besitzen.
Methoden
Mit der Zeit haben Zen-Meister verschiedene Techniken entwickelt, die den Zen-Schülern Hilfen bieten und Fehlentwicklungen vorbeugen sollen. Die Schulung der Aufmerksamkeit und der absichtslosen Selbstbeobachtung stehen dabei an erster Stelle; daneben wird das (ver)störende diskursive Denken an einen Endpunkt gebracht. Im eigentlichen Sinne gelehrt werden kann Zen nicht. Es können nur die Voraussetzungen für spontane, intuitive Einsichten verbessert werden.
Zu den gebräuchlichen Methoden der Zen-Praxis gehören Zazen (Sitzmeditation), Kinhin (Gehmeditation), Rezitation (Textlesungen), Samu (konzentriertes Tätigsein) und das Arbeiten mit Koans. Besonders intensiv werden diese Methoden während mehrtägiger Übungsperioden oder Klausuren (Sesshin bzw. Retreat) geübt. Der Zen-Schüler muss zumindest das Zazen in sein alltägliches Leben integrieren, denn Zen ist seinem Wesen nach immer nur Praxis.
Ziele
Indem während des Übens die Flut der Gedanken zur Ruhe kommt, wird das Erleben von Stille und Leere, Shunyata, möglich.
Vor allem im Rinzai-Zen wird die mystische Erfahrung der Erleuchtung (Satori, Kenshō), ein oft plötzlich eintretendes Erleben universeller Einheit, d.h. die Aufhebung des Subjekt-Objekt-Gegensatzes, zum zentralen Thema. In diesem Zusammenhang ist oft von „Erwachen“ und „Erleuchtung“ (pali/sanskrit: Bodhi), vom „Buddha-Werden“, oder der Verwirklichung der eigenen „Buddhanatur“ die Rede. Diese Erfahrung der Nicht-Dualität ist der sprachlichen Kommunikation kaum zugänglich und kann auch einer Person ohne vergleichbare Erfahrung nicht vermittelt werden. So ist es im Zen mehr als unüblich, darüber mit einer anderen Person als dem Zen-Lehrer zu sprechen.
Im Sōtō-Zen tritt die Erleuchtungserfahrung völlig in den Hintergrund. Zum zentralen Begriff von Zen-Praxis wird Shikantaza, „einfach nur sitzen“, d.h. die absichtslose, nicht auswählende Aufmerksamkeit des Geistes in Zazen, ohne einem Gedanken zu folgen oder ihn zu verdrängen. Zazen wird im Sōtō also nicht als Mittel zum Zweck der Erleuchtungssuche verstanden, sondern ist selbst Ziel und Endpunkt. Das große Koan des Sōtō-Zen ist die Zazen-Haltung selber. Zur Verwirklichung dieses absichtslosen Sitzens zentral ist Hishiryo, das Nicht-Denken, d.h. das Hinausgehen über das gewöhnliche, kategorisierende Denken. Dōgen schreibt im Shobogenzo Genjokoan dazu folgende Passage:
- „Den Weg zu studieren heißt sich selbst zu studieren, sich selbst zu studieren heißt sich selbst vergessen. Sich selbst zu vergessen bedeutet eins zu werden mit allen Existenzen.“
Ethik des Zen
Zen besitzt eine eigene Ethik. Im Mittelpunkt steht die Überzeugung, dass man anderen nur helfen kann, wenn man sich selbst befreit hat (analog zu den Konsequenzen aus dem christlichen „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“). Die Zuwendung zu anderen Lebewesen in sorgender Liebe (Agape) und Solidarität ist dabei allerdings niemandem – keinem Gott, keinem Buddha, keiner Offenbarung oder Lehre- geschuldet, sondern erwächst aus der inneren Einsicht im Laufe der Zen-Praxis von selbst.
Wenn der Zen-Praktizierende zur Auffassung kommt, dass alles im Kosmos miteinander in Verbindung steht, so bedeutet dies für ihn, dass keine real existierende absolute Grenze zwischen dem einzelnen Übenden und allen anderen Menschen besteht. Hieraus folgt die Überzeugung, dass jede schädigende, aber auch jede helfende Handlung letztlich auf den Verursachenden zurückfällt. Die Ethik des Zen-Buddhismus kann insofern als „pragmatischer Altruismus“ charakterisiert werden.
Da im Zen Dualismen wie gut/böse oder falsch/richtig abgelehnt werden, kann es auch keine allgemein verbindlichen Vorschriften oder Gebote geben, auch wenn sich die Mönche in der Regel freiwillig zu solchen verpflichten (Kai). Die einzige gültige Maxime ist die allgemeine Förderung des Lebens, oder umgekehrt: die Vermeidung des Tötens. Eine große Rolle spielen dabei Mitgefühl und Mitleid mit den Mitwesen. Die Zen-Praxis hat das Wohl aller fühlenden Wesen im Blick, in einem Gelübde heißt es:
- „Wie zahlreich auch immer die fühlenden Wesen sein mögen, ich gelobe, sie alle zu retten.“
Im übrigen pflegt Zen eine Situationsethik, die immer nur im real eintretenden, konkreten Fall geistesgegenwärtig entscheidet. Sie bürdet dem Handelnden damit eine große Verantwortung auf. Auch sonst liegt der Schwerpunkt des Handelns in der Interaktion mit anderen Individuen – aber auch ein gesellschaftspolitisches Engagement wird keineswegs abgelehnt. Umfassendes Engagement erscheint allerdings nur auf der Basis der Verwirklichung von Nicht-Selbst gerechtfertigt, also jenseits vom Prinzip Erfolg/Nicht-Erfolg bzw. der Acht-Weltgesetze (A. VIII, 6). Im Westen kennt man eher engagierte Zen-Lehrer wie Thich Nhat Hanh, Tetsugen Bernard Glassman Roshi, Claude Anshin Thomas.
Geschichte
Das Zen, wie wir es heute kennen, ist von vielen Kulturen über anderthalb Jahrtausende beeinflusst und bereichert worden. Seine Anfänge sind im Indien des 5. Jahrhunderts vor Christi Geburt zu suchen, mit dem Beginn des Buddhismus. Diese neue Strömung hat eine Reihe Parallelen zum Yoga. Nachdem Bodhidharma der Legende nach im 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung die Lehre des Chan nach China brachte, sind Elemente des Daoismus und Konfuzianismus mit eingeflossen. Die für Zen typischen Elemente der Lehre sind in China entstanden. Eine Vielzahl von Schriften mit Gedichten, Anweisungen, Gesprächen und Koans stammt aus dieser Zeit. Aus diesem Grunde findet man viele Begriffe heute sowohl in chinesischer als auch japanischer Bezeichnung. Das erste nachweisbare Schriftstück ist das Shinjinmei von Meister Seng Can aus dem 7. Jahrhundert. Die Überbringung der Lehre durch Dogen nach Japan im 13. Jahrhundert hat wiederum Elemente des Shintoismus einfließen lassen. Im 19. und besonders im 20. Jahrhundert erreichte das japanische Zen Europa und Amerika und wurde ebenfalls erweitert und verknüpft mit christlichen Lehren u. a.
Ursprung
Der Legende nach soll der historische Buddha Shakyamuni seiner Schülerschar einst eine Blume gezeigt haben, die er zwischen seinen Fingern drehte. Nur sein Schüler Mahakashyapa verstand diese Geste unmittelbar als zentralen Punkt der Lehre Buddhas und lächelte.
Da diese Einsicht des Kashyapa – die im übrigen tatsächlich alles enthält, was Zen ist – nicht schriftlich zu fixieren ist, erfolgt die Übermittlung seitdem persönlich von Lehrer zu Schüler. Man spricht dabei von sogenannten Dharma-Linien (d.h. in etwa: Lehr-Richtungen). Diese besondere Form der Weitergabe wird um das Jahr 1000 folgendermaßen charakterisiert:
- Eine Übermittlung außerhalb jeglicher Doktrin,
die sich weder auf Worte noch auf Schriften stützt.
Ein direktes Hinweisen auf des Menschen Herz:
Wer sein eigenes Wesen schaut, ist ein Erwachter (Buddha).
Die Zen-Überlieferung setzte sich fort über 27 indische Meister bis zu Bodhidharma, der die Lehre nach China gebracht haben soll und so zum ersten Patriarchen des Chan wurde (für die weitere Geschichte des chinesischen Zen siehe dort).
- Bodhidharma (skt. बोिधधर्म, chin. Damo 達摩, jap. Daruma だるま) * um 440 – † um 528
- Huike (慧可, jap. Daiso Eka) *487 – †593
- Sengcan (僧燦, jap. Konchi Sosan) * ? – †606
- Daoxin (道信, jap. Dai'i Doshin) *580 – †651
- Hongren (弘忍, jap. Daiman Konin) *601 – †674
- Huineng (慧能, jap. Daikan Eno) *638 – †713
Nach dem 6. Patriarchen teilt sich die Linie in verschiedene Schulen auf. Für das China der Zeit um 950 spricht man von den 5 Häusern:
- Igyo (chin. Gui Yang 潙仰)
- Rinzai (chin. Linji 臨済) von Eisai Zenji nach Japan gebracht
- Sōtō (chin. Cao Dong 曹洞) von Dogen Zenji nach Japan gebracht
- Ummon (chin. Yun Men 雲門)
- Hogen (chin. Fa Yan 法眼)
In der Folge entstanden bis in die Gegenwart weitere Schulen, darunter:
- Obaku-shu (chin. Huangbo 黄檗)
- Sanbô Kyôdan
Japan
Zunächst scheiterten die Versuche, Zen nach Japan zu importieren: Dosho (629-700) begründete in Japan die erfolglose Hossô-Schule und baute eine Halle für Zen-Meditation, nachdem er 653 nach China gepilgert war. Weil ihn die Kaiserin eingeladen hatte, kam um 810 der chinesische Rinzai-Meister Yikong (jap. Giku) nach Japan. Für ihn wurde ein Kloster gebaut, welches aber kaum Zulauf hatte. Schließlich ging Kakua im Jahr 1171 nach China, um dort Rinzai zu studieren, doch blieb auch diese Unternehmung historisch folgenlos.
Dann reiste Myôan Eisai (1141-1215), ein Mönch der Tendai-Schule, 1168 und 1187 nach China. Nachdem er mehrere Jahre dort Zen studiert hatte, wurden ihm die Ehren eines Zen-Meisters der Oryo-Line des Rinzai-Zen zuteil. Nachdem er nach Japan zurückgekehrt war, gründete er das erste Rinzai-Kloster in seinem Heimatland. Die spezielle Oryo-Linie des Rinzai-Zen erlosch in Japan allerdings bereits nach einigen Generationen wieder.
Allerdings war Eisai der erste Lehrer von Dogen Kigen (1200-1253). Letztgenannter wurde bereits mit 13 Jahren Novize in dessen Kloster und studierte Eisais Rinzai-Zen unter ihm selbst und seinem Meisterschüler. Kurz nach Eisais Tod reiste Dogen 1223 mit dem Dharma-Nachfolger von Eisai, Myozen nach China, wo sich ihre Wege trennten. Dogen lernte unter Rujing (jap. Tendo Nyojo)(1163-1228) und erlangte ungewöhnlich tiefe Einsicht und Erleuchtung. Als er 1227 als Zen-Meister nach Japan zurückkehrt, brachte er eine Lehre und Praxis mit, die sich auf vier Kerngedanken konzentrierte: Shikantaza („nur sitzen“), Hishiryo („das dem Denken Unermeßliche“), Shoshin Tanza („regelmäßige Übung“) und Shinjin datsuraku („Körper und Geist abstreifen“). Mit der Gründung des Klosters Eihei-ji im Jahre 1244 etablierte er die Sōtō-Schule in Japan. (...)
(...)
Die japanische Kultur wurde durch Zen stark beeinflusst. Aus dem Bemühen von Gelehrten, Künstlern und der Samurai um ein tieferes Verständnis von Zen entstanden (vorwiegend in der Rinzai-Schule) eine Reihe verschiedener Disziplinen, die als Wege (Dō) des Zen bekannt wurden:
- Sadō – der Weg der Teezeremonie (Teeweg)
- Shodo – der Weg der Schreibkunst
- Kado – der Weg des Blumenarrangements (auch: Ikebana)
- Suizen – das kunstvolle Spiel der Shakuhachi-Bambusflöte
- Zengarten – die Kunst der Gartengestaltung
- Budo – der Weg des Kriegers, vgl. zu diesen ganzheitlichen Ansätzen auch das Budo
Zen wurde zur Geisteshaltung wichtiger Familien der Kriegerkaste (Samurai) und gewann so Einfluss auf die Kriegskünste (bu-jutsu). Dadurch entstanden jedoch auch Verbindungen zum japanischen Nationalismus, die nach dem Zweiten Weltkrieg auch aus Reihen des Zen selbst kritisiert wurden.
Moderne
In der Neuzeit ist die Verbreitung des Zen in Japan zurückgegangen, jedoch wächst die Zahl der Anhänger in den westlichen Ländern. Begünstigt durch fehlenden Dogmatismus gibt es auch Verbindungen zur Katholischen Kirche. Wichtige Vermittler als Priester und gleichzeitig Zen-Meister sind:
- Pater Hugo Makibi Enomiya-Lassalle SJ (1898-1990) und
- Pater Willigis Jäger OSB (Ko-un Roshi).
Ein wichtiger zeitgenössischer Dharma-Lehrer ist der Vietnamese Thich Nhat Hanh, der Zen (Mahayana) mit Elementen des Theravada-Buddhismus (Vipassana) verknüpft.
Ein weiterer Vertreter der Sōtō-Schule ist der US-Amerikaner und Vietnamveteran Claude AnShin Thomas. Er hat Gelübde als Bettel- und Wandermönch abgelegt und lehrt überall dort, wohin er in der Welt eingeladen wird. Er ist der Gründer der Zaltho Foundation in den USA, einer gemeinnützigen Organisation, die sich insbesondere der Versöhnungsarbeit mit Opfern von Krieg und Gewalt widmet. Schwesterorganisation ist die Zaltho Sangha Deutschland. Claude AnShin Thomas studierte mehrere Jahre bei Thich Nhat Hanh und wurde im Jahre 1995 von Bernhard Tetsugen Glassmann Roshi zum buddhistischen Mönch und Priester in der japanischen Sōtō-Zen-Tradition ordiniert.
Der japanische Zen-Meister Taisen Deshimaru Roshi, Schüler des Sōtō-Zen-Meisters Kodo Sawaki Roshi, kam in den sechziger Jahren nach Frankreich, wo er bis zu seinem Tod (1982) Zen lehrte. Er hinterließ eine große Schülerschaft die bis heute wächst und mit verschieden Zen-Organisationen in ganz Europa vertreten ist. Deshimaru gründete 1970 die Gesellschaft Association Zen Internationale (AZI).
Die Sōtō-Zen Schule wird in Deutschland aktuell vertreten durch Rev. Shoju Nakagawa und Rev. L. Tenryu Tenbreul.
Der Sōtō-Zen Dachverband, das Sōtō-Zen Buddhism Europe Office, wird von Rev. Genshu Imamura geleitet und sitzt in Mailand.
Der japanische Zen-Meister Kyozan Joshu Sasaki, der seit 1962 Zen in den USA lehrt, war seit 1979 regelmäßig nach Österreich gekommen, um dort Vorträge zu halten und Sesshins durchzuführen. Sein Wirken und das seiner Schüler, allen voran die Aufbauarbeit von Genro Seiun Osho in Wien und Süddeutschland, trugen wesentlich zur Etablierung der Rinzai-Zen Schule im deutschen Sprachraum bei. Ein weiteres Standbein des Rinzai-Zen ist das durch den japanischen Zen-Meister Hozumi Gensho Roshi betreute und vom deutschen Zen-Mönch Dorin Genpo Osho geleitete Zen-Zentrum Bodaisan Shoboji in Dinkelscherben, dem einige Zen-Gruppen in Deutschland zugeordnet sind.
Daneben gibt es im Westen auch Anhänger und Praxis-Gruppen der chinesischen (Chán; traditionell: 禪 / vereinfacht: 禅), koreanischen (Seon) und vietnamesischen (Thiền) Tradition.
Siehe auch
Literatur
Einführungen
- Robert Aitken: Zen als Lebenspraxis. 5. Aufl. Diederichs, München 1995, ISBN 3-424-00928-8
- Steve Hagen: Buddhismus im Alltag. Freiheit finden jenseits aller Dogmen. Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-21695-8
- Adelheid Meutes-Wilsing, Judith Bossert: Zen für jeden Tag. Herder, Freiburg 2001, ISBN 3-451-05124-9
- Jiho Sargent: Zen – was ist das? 108 Antworten. Barth, München 2004, ISBN 3-502-61106-8
- Alan Watts: Vom Geist des Zen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-518-37788-4
Moderne Klassiker
- Shunryu Suzuki: Zen-Geist – Anfänger-Geist. 11. Aufl. Theseus, Berlin 2002, ISBN 3-89620-131-X
- Philip Kapleau: Die Drei Pfeiler des Zen. Lehre – Übung – Erleuchtung. 14. Aufl. Barth, München 2004, ISBN 3-502-61132-7
- Daisetz T. Suzuki: Die große Befreiung: Einführung in den Zen-Buddhismus. 20. Aufl. Barth, München u.a. 2003, ISBN 3-502-67594-5
- Taisen Deshimaru-Roshi: Za-Zen. Die Praxis des Zen. 5. Aufl. Kristkeitz, Leimen 1991, ISBN 3-932337-11-5
Wissenschaftliche Literatur / Hilfsmittel
- Michael S. Diener: Das Lexikon des Zen. Grundbegriffe und Lehrsysteme ... Goldmann, München 1996, ISBN 3-442-12666-5
- Heinrich Dumoulin: Geschichte des Zen-Buddhismus. Bd.1: Indien und China. Bd.2: Japan. Francke, Bern [u.a.] 1985f., ISBN 3-7720-1554-9, ISBN 3-317-01596-9
- Byung-Chul Han: Philosophie des Zen-Buddhismus. Reclam, Stuttgart 2002, ISBN 3-15-018185-2
- Stefan Winter: Zen. Bibliographie nach Sachgebieten. Lang, Frankfurt a.M. u.a. 2003, ISBN 3-631-51221-X
- James L. Gardner: Zen Buddhism. A classified bibliography of Western-language publications through 1990. Wings of Fire Press, Salt Lake City, Utah 1991, ISBN 1-87922-202-7, ISBN 1-87922-203-5
Weblinks
Allgemeines
- ZenForum.de – Informationen und Zen-Forum
- Zen-Guide Deutschland (mit Zentrensuche)
- Zen.de Portal
- Zen-Glossar und -Lexikon
- Verzeichnis von Zen-Seiten im Netz (Open Directory)
- Kommentierte Liste deutscher Zen-Literatur (mit Inhaltsangaben)
- Zen-Übung am PC
Sonstige Links
- Die Zehn Bilder vom Ochsenhirten (Mit Kommentaren)
- Artikel zum Thema: „Zen, Christentum und Gottesbilder“ der Zeitschrift Christ in der Gegenwart
- Zen-Buddhismus im Abendland: Ost-West-Begegnungen.
- Zen-Buddhismus – Eine Einführung von Egmont Einofski
(Für weitere Links und Literaturangaben siehe Sōtō, Rinzai und die Artikel zu den von Zen beeinflussten japanischen Disziplinen).