Die Okertalsperre ist eine Talsperre bei Altenau im Harz im niedersächsischen Landkreis Goslar. Ihr von der Oker durchflossener Stausee, auch Okerstausee genannt, hat bei Stauziel 2,25 Quadratkilometer (km²)[2] Wasseroberfläche und ein Speicherraum von 47,4 Millionen Kubikmeter (m³)[2] Wasser, das durch eine maximal 75 Meter (m)[2] hohe und 260 m[2] lange Staumauer aufgestaut wird. Das aufgestaute Wasser treibt die Turbine des Wasserkraftwerks Romkerhalle an.
Okertalsperre | |||
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Lage | Landkreis Goslar, Niedersachsen, Deutschland | ||
Zuflüsse | Oker, Kellwasser, Kalbe, Hune, Schalke, Lange | ||
Abfluss | Oker | ||
Größere Städte in der Nähe | Altenau, Schulenberg | ||
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Koordinaten | 51° 51′ 4″ N, 10° 27′ 33″ O | ||
Daten zum Bauwerk
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Bauzeit | – 1938–1942[1] – 1949–1956[1] | ||
Höhe über Talsohle | 67 m[2] | ||
Höhe über Gründungssohle | 75 m[2] | ||
Höhe über Gewässersohle | 59 m | ||
Höhe der Bauwerkskrone | 418,2 m ü. NHN[2] | ||
Bauwerksvolumen | 140.000 m³[2] | ||
Kronenlänge | 260 m[2] | ||
Kronenbreite | 8,0 m[2] | ||
Basisbreite | 19 m[1] | ||
Krümmungsradius | 78 m | ||
Böschungsneigung luftseitig | senkrecht, unten gebogen | ||
Böschungsneigung wasserseitig | senkrecht | ||
Daten zum Stausee | |||
Höhenlage (bei Stauziel) | 416,6 m ü. NHN[2] | ||
Wasseroberfläche | 2,25 km² (225 ha)[2] | ||
Speicherraum | 47.400.000 m³[2] | ||
Einzugsgebiet | 85 km²[2] |
Geographische Lage
Die Okertalsperre befindet sich im Oberharz im Naturpark Harz. Der Stauraum erstreckt sich direkt nördlich unterhalb des Kernorts der Stadt Altenau, etwas östlich unterhalb von jenem der Gemeinde Schulenberg und etwa 6,5 km (Luftlinie) südsüdwestlich oberhalb des am nördlichen Harzrand gelegenen Goslarer Ortsteils Oker.
Direkt westlich vorbei führt die Bundesstraße 498, die zwischen Altenau und Goslar flussabwärts entlang der Oker angelegt ist. Von dieser Straße zweigt am Seeufer die nach Südwesten entlang dem Schalkearm des Stausees vorbei an Schulenburg nach Zellerfeld führende Landesstraße 517 ab. Entlang dem Ostufer verläuft eine asphaltierte Forststraße, die für den öffentlichen Kraftfahrzeugverkehr gesperrt ist.
Prägnant für den Stauraum sind die vielen Seitenarme mit ihren starken Zuflüssen. Nur grob 40 % des Zulaufes kommen vom namensgebenden Fluss Oker.
Technik und Zweck
Die Okertalsperre wurde als Bogengewichtsmauer errichtet: Sie ist 260 m[2] lang und über der Gründungssohle 75 m[2] hoch. Ihre 8 m[1] breite Krone liegt auf einer Höhe von 418,2 m ü. NHN[2]. Am Fuß ist die Staumauer 19 m[1] breit. Die Mauer weist unterschiedlichen Angaben zu Folge 140.000 m³[2] oder 138.000 m³[1] Volumen auf.
Der Okerstausee kann ebenso unterschiedlichen Angaben zu Folge 47,4 Mio. m³[2] oder 47,0 Mio. m³[1] Wasser aufstauen. Er hat 2,25 km²[2] oder 2,3 km²[1] Fläche. Sein Stauziel liegt auf 416,6 m[2] und der Höchststau auf 417 m[1] Höhe. Das Einzugsgebiet des Stausees ist 85 km²[2] groß.
Die Stauanlage dient der Stromerzeugung, Niedrigwassererhöhung und dem Hochwasserschutz; indirekt wird sie auch zur Trinkwassergewinnung genutzt. Der mittlere Jahresabfluss beträgt 75 Mio. m³. Das Wasser des Stausees treibt die Turbine des Wasserkraftwerks Romkerhalle an.
Bei der Entscheidung, eine Bogengewichtsmauer zu errichten, handelte es sich um einen Sondervorschlag der ausführenden Bauunternehmen Dykerhoff & Widmann AG, Hochtief AG und Philipp Holzmann AG. Sie konnten nachweisen, dass bei dieser Konstruktion erheblich Beton eingespart werden konnte.
Die Staumauer muss nur Druckkräfte aufnehmen und kann daher ganz ohne Bewehrung auskommen. Um die Wärmeentwicklung während des Abbinden des Betons zu minimieren, wurde ein Grobrüttelbeton eingesetzt. Hierzu wurden in den relativ normalen Beton bis zu 40 cm große Diabassteine eingerüttelt. Dadurch verringerte sich der Zementanteil. Da Diabas eine Dichte von bis zu 3,0 Tonnen pro Kubikmeter besitzt, erhöhte sich durch seinen Anteil auch das Betongewicht, was der Mauer zusätzliche Standsicherheit gab.
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Talseite der Staumauer
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Überläufe an der Okertalsperre
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Tafel mit technischen Daten an der Okertalsperre
Geschichte
Überblick
Der Bau der Okertalsperre wurde durch die Harzwasserwerke in den Jahren von 1938 bis 1942[1] in Angriff genommen. Hierzu wurden zunächst die Talstraßen auf die westliche und nördliche Uferseite verlegt und die beiden Straßenbrücken („Weißwasserbrücke“ und „Bramkebrücke“) errichtet. Wegen des Krieges und damit anders zu setzender Prioritäten wurde der Bau ab 1942 unterbrochen. Der Bau der eigentlichen Staumauer erfolgte 1952 bis 1956.[1] Dringend wurde der Weiterbau auch, nachdem im schneereichen Winter 1946/47 Überschwemmungen vor allem in Wolfenbüttel und Braunschweig eingetreten waren. Vor der Errichtung musste die Waldarbeitersiedlung Schulenberg aufgegeben werden; sie wurde oberhalb des Sees neu gebaut. In regenarmen Jahren kann der Wasserstand der Talsperre so stark absinken, dass Reste einzelner Häuser sowie die alte Talstraße mit ihren Brücken sichtbar werden.[3]
Fotos vom Bau
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Okertalsperre im Bau, etwa 1954/55
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Okertalsperre im Bau
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Okertalsperre im Bau
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Weisswasserbrücke, etwa 1954/55
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Erneuerte Weißwasserbrücke (rechts), 2014
Tourismus
Auf dem Okerstausee verkehrt jeweils von Anfang März bis Anfang Januar ein Linienschiff für Touristen (in der Nebensaison nur am Wochenende). Diese Linienschiffverbindung ist die Höchstgelegene (über Normalhöhennull) in Niedersachsen. Darüber hinaus wird der Okerstausee in den Sommermonaten von zahlreichen privaten, nicht motorisierten Wasserfahrzeugen befahren. Das Baden und Tauchen ist außerhalb abgesperrter Bereiche zum Beispiel im Bereich der Staumauer zulässig. Im Winter finden bei ausreichend tragfähiger Eisdicke Eisbadeveranstaltungen statt. Der Okerstausee kann zu Fuß und mit nichtmotorisierten Fahrzeugen auf Straßen und Wegen komplett umrundet werden. Zwischen Vorstaumauer und Hauptstaumauer existiert ein komplett asphaltierter Rundweg, der von Fahrradfahrern, Inline-Skatern und Skirollerfahrern genutzt wird. Lediglich der für Kraftfahrzeuge gesperrte Weg zwischen Vorstaumauer und Altenau ist nicht asphaltiert (Schotter- und Steinweg). Auf der Bundesstraße 498 herrscht in den Sommermonaten an Wochenenden starker Motorradverkehr (nördliche Anfahrt nach Torfhaus). Hier liegen entlang des Stausees mehrere Gastronomiebetriebe.
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Linienschiff auf dem Okerstausee, Weißwasserbrücke im Hintergrund
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Okerstausee bei niedrigem Wasserstand
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Oker im Okerstausee bei niedrigem Wasserstand
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Seitenarm des Okerstausees bei niedrigem Wasserstand
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Zeitweilig überflutete Brücke im Okerstausee bei niedrigem Wasserstand
Fischfauna
Der Okerstausee ist vorwiegend ein Salmonidengewässer mit Bachsaiblingen, Äschen, Bach-, Regenbogen- und Seeforellen. Außerdem kommen Hechte, Zander, große Flussbarsche, Aale, Aalquappen, Karpfen, Schleien und zahlreiche Weißfische vor. Für den Angelsport werden Gastkarten ausgegeben.[4]
Zur Okertalsperre gehörende Einrichtungen
Vorsperre
Okertalsperre, Vorsperre | |||
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Lage | Niedersachsen, Deutschland | ||
Zuflüsse | Oker, Kellwasser | ||
Abfluss | in den Okerstausee | ||
Größere Städte in der Nähe | Altenau | ||
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Koordinaten | 51° 49′ 22″ N, 10° 26′ 47″ O | ||
Daten zum Bauwerk
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Bauzeit | 1953–1954 | ||
Höhe des Absperrbauwerks | 20,0 m | ||
Bauwerksvolumen | 16.000 m³ | ||
Kronenlänge | 100 m | ||
Basisbreite | 14,0 m | ||
Böschungsneigung luftseitig | schräg | ||
Böschungsneigung wasserseitig | senkrecht | ||
Daten zum Stausee | |||
Höhenlage (bei Stauziel) | 415 m ü. NHN | ||
Wasseroberfläche | 12 ha | ||
Speicherraum | 520.000 m³ |
Die Vorsperre der Okertalsperre ist mit einer Gewichtsstaumauer ausgestattet, die 20,0 m hoch und 100 m lang ist. Die Vorsperre kann bis zu 520.000 m³ Wasser stauen und dient vor allem der Wasserqualität in der Hauptsperre. Der Dauerstau (max. 15 m Wasserhöhe an der Vorstaumauer) ermöglichte die Entwicklung eines Feuchtgebietes im Kellwassertal. Nur bei sehr hohem Wasserstand im Okerstausee sind Talsperre und Vorsperre auf gleichem Wasserniveau. Dann kann der Wasserspiegel in der Vorsperre auch um bis zu 1,60 m ansteigen.
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Vorsperre, Vorbeckenseite
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Vorsperre, Okerstauseeseite bei niedrigem Wasserstand
Wasserkraftwerk Romkerhalle
Etwa 1,1 km (Luftlinie) nordöstlich unterhalb der Okertalsperre steht bei Romkerhalle das Wasserkraftwerk Romkerhalle. Seine Francisturbine wird durch Wasser angetrieben, das von der Staumauer durch einen Druckstollen, geflogt von einer kurzen Rohrleitung dorthin geleitet wird. Das 1956 in Betrieb genommene Kraftwerk hat eine Ausbauleistung von 4,14 MW. Das aus der Rohrleitung resultierende Gefälle beträgt bis zu 80 m, der Nenndurchfluss der Turbinen 6,5 m³ pro Sekunde und die Jahresarbeit 12,5 Millionen kWh pro Jahr. Das Kraftwerk wird als Speicherkraftwerk etwa acht Stunden täglich betrieben. Aus diesem zeitlich unterbrochenen Kraftwerksbetrieb resultieren starke Wasserstandsänderungen in der Oker bis hin zum Ausgleichsbecken. Das Kraftwerk entwässert direkt in das Flussbett der Oker; an dieser Stelle beginnt die Wildwasserstrecke des Flusses, die unter Nutzung des intermittierenden Kraftwerksbetrieb für den Kanusport genutzt wird.
Oker-Grane-Stollen
Über den 7,4 km langen Oker-Grane-Stollen, dessen Einlauf bei Romkerhalle und dessen Auslauf am Ostufer der Granetalsperre liegt, kann Wasser aus der Okertalsperre (Kraftwerk oder Grundablass) in die Granetalsperre]geleitet werden, wo es für Trinkwasser aufbereitet werden kann. Die Granetalsperre selbst hat nur ein verhältnismäßig kleines Einzugsgebiet und ist für ihre Trinkwassergewinnung auf weitere Zuflüsse angewiesen. Der Oker-Grane-Stollen wurde in der Zeit von 1968 bis 1970 erbaut.
Ausgleichsbecken der Okertalsperre
Ausgleichsbecken der Okertalsperre | |||
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Lage | Niedersachsen, Deutschland | ||
Zuflüsse | Oker | ||
Abfluss | Oker | ||
Größere Städte in der Nähe | Oker | ||
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Koordinaten | 51° 52′ 11″ N, 10° 28′ 13″ O | ||
Daten zum Bauwerk
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Bauzeit | 1953–1954 | ||
Höhe der Bauwerkskrone | 18 m | ||
Bauwerksvolumen | 7800 m³ | ||
Kronenlänge | 78 m | ||
Böschungsneigung luftseitig | schräg | ||
Böschungsneigung wasserseitig | senkrecht | ||
Daten zum Stausee | |||
Höhenlage (bei Stauziel) | 313 m ü. NHN | ||
Wasseroberfläche | 2 ha | ||
Speicherraum | 204.000 m³ |
Das etwa 2 km unterhalb der Okertalsperre und 1 km unterhalb des Wasserkraftwerks Romkerhalle gelegene Ausgleichsbecken ist mit einer Gewichtsstaumauer ausgestattet, die 18 m hoch und 78 m lang ist. Das Ausgleichsbecken kann bis zu 204.000 m³ Wasser stauen und dient vor allem der Wasserstandsregulierung flussabwärts. Bis zum nördlichen Harzrand werden Turbinen von an der Oker gelegenen Kleinwasserkraftwerken angetrieben. Ähnlich wie auf dem Okerstausee bildet sich bei ungestörter Wasseroberfläche auf dem Stausee eine sehr glatte Wasseroberfläche aus, auf der sich die umgebende Landschaft klar spiegelt. Wegen der windgeschützten Lage des Ausgleichsbeckens tritt dieses Phänomen dort recht häufig auf.
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Ausgleichsbecken der Okertalsperre, Staumauer, Talseite
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Ausgleichsbecken der Okertalsperre, Prallkörper
Abwasserleitung
Um das Wasser in der Talsperre nicht unnötig zu belasten, wird das in Altenau und Schulenberg anfallende Abwasser in einer separaten Abwasserleitung um die Okertalsperre herum zur Kläranlage Goslar-Oker geleitet.
Siehe auch
Literatur
- Peter Franke, Wolfgang Frey: Talsperren in der Bundesrepublik Deutschland. Systemdruck, Berlin 1987, ISBN 3-926520-00-0.
- Martin Schmidt: Talsperren im Harz. Ost- und Westharz. 8. Auflage. Pieper, Clausthal-Zellerfeld 1992, ISBN 3-923605-45-5.
Weblinks
- Die Okertalsperre in Zahlen und Aktuelle Talsperrendaten
- Die Okertalsperre, auf harzlife.de
- Pflichtangabe
Typ
und/oderID
fehlt, siehe Doku
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k l Tafel Okertalsperre, auf commons.wikimedia.org
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w Die Okertalsperre in Zahlen, auf harzwasserwerke.de
- ↑ a b Die Okertalsperre ist auf Grund gelaufen, Hannoversche Allgemeine Zeitung, vom 30. November 2011, auf haz.de
- ↑ a b Angler-Info – Anglerkarten für … Okertalsperre …, abgerufen am 1. Oktober 2012, auf harzwasserwerke.de