Karl Bleibtreu

deutscher Schriftsteller
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Karl Bleibtreu (* 13. Januar 1859 in Berlin; † 30. Januar 1928 in Locarno) war ein deutscher Schriftsteller und Sohn des bekannten Schlachtenmalers Georg Bleibtreu.

Biografie

Lebenslauf

Nach dem Abbruch seines Studiums im Jahre 1884 an der philosophischen Fakultät in Berlin unternahm Karl Bleibtreu Reisen in ganz Europa. Seine Ziele waren Belgien, Ungarn, Italien und Grossbritannien. Im selben Jahr übernahm er die Leitung des ?Kleinen Tagblatts? in Berlin. Seit 1885 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin-Charlottenburg und lernte Michael Georg Conrad kennen, mit dem er 1888-1890 die Zeitschrift Die Gesellschaft: realistische Wochenschrift für Literatur, Kunst und Leben herausbrachte. Drei Jahre zuvor, im Jahre 1886 erschien seine an Émile Zola orientierte programmatische Schrift Revolution der Literatur, mit der er berühmt wurde. Zusammen mit Conrad Alberti gründete Karl Bleibtreu 1890 die Deutsche Bühne in Berlin, die als Konkurrenz zur damals bedeutenden Freien Bühne des modernen Theaters galt. Das Projekt war kein grosser Erfolg und scheiterte kurze Zeit später. Seit 1908 lebte er in Zürich in der Schweiz. Zwanzig Jahre später stirbt Karl Bleibtreu am 30. Januar 1928 in Locarno.

Haltung gegenüber Literaturkritik

Karl Bleibtreu galt als wichtiger Vertreter des Naturalismus der deutschen Literatur. Dies vertrat er als Redakteur, Hersteller, Programmkritiker und Kritiker. Gekennzeichnet durch seine Megalomanie und Intoleranz seines literarischen und literaturkritischen Wirkens, sah sich Bleibtreu als Erzieher und Führer der deutschen Literatur, oft sogar als ihr Erlöser. Mit seiner Egozentrik – seine masslose Ichbezogenheit und Geltungssucht – schaffte er sich neben Freunden auch zahlreiche Feinde. Er nutzte jede Gelegenheit aus, Werbung in eigener Sache zu machen und sich durch Eigenlob von seiner Konkurrenz zu rechtfertigen. Er selbst bezeichnete sich als Dichtergenie und stellte sich dem grossen Staatsmann oder Feldherrn gegenüber. Wie sein Freund Michael Georg Conrad führte er eine lebenslanger Kampf gegen die Literaturkritik. Die Literaturkritik war in seinen Augen für den Erfolg eines Autors von grosser Bedeutung, da man mit positiver oder negativer Kritik eine untalentierte Autoren zu Ruhm brachte oder deren Existenz vernichten konnte. Er warf der damaligen Literaturkritik vor, ihre Macht zu missbrachen. Sich selbst als Antisemit bezeichnet, vermutete eine Verschwörung der jüdischen Presse. Deshalb forderte Bleibtreu von der Kritik nur die wirkliche Qualität des literarischen Werkes zu beurteilen und nicht – wie so oft in dieser Zeit – anhand von Abneigungen gegenüber dem Autoren oder seiner Moral und allen politischen Absichten. In „Revolution der Literatur“ beschrieb Bleibtreu diese Forderung mit seiner Typischen kraftvollen Ausdrucksweise: „Wenn Shakespeare der grösste Shurke gewesen wäre [...], - wären wir minder verpflichtet, ihn zu bewundern? Beim Himmel! Wenn Jesus Christus mir schlechte Gedichte vorlegte, ich würde ihn erbarmungslos vermöbeln, all meiner Ehrfurcht und moralischen Anbetung unbeschadet.“ Ihn interessierte nicht, ob ein Autor arm oder reich ist, sonder dessen Talent. Doch obwohl er sich als begabten Kritiker sah, machte auch er in seinen Veröffentlicheungen Fehlerurteile, wie beispielsweise Hans Theodor Woldsen Storm und Gottfried Keller als überschätzt zu bezeichnen oder gar Ibsen abzulehnen. Durch seinen literaturkritischen Stil der hochmütig und verletzend war brauchte er für seine Gegner erniedrigende und verachtende Ausdrücke.

Revolution der Literatur, 1986

Mit diesem als Programmschrift bezeichnetem Werk wurde Karl Bleibtreu berühmt. In diesem Werk stellte er fest, dass sich eine neue deutsche Literatur bildet, die sich dich an die Sturm und Drang-Bewegung anschliesst. Diese neue Zeit bezeichnete er als den von ihm vertretenen Realismus. Die Hauptaufgabe des Ralismus sah er darin den Boden der Realität bei der Wiederspiegelung des Lebens zu zeigen. Nach ihm ist nur der zum Realisten tauglich, der die Gabe des technischen Sehens und die Kraft, mechanische Dinge plastisch zu modelliren, besitzt. Sein Weltbild wurde geprägt durch Heroismus, Nationalismus, Männlichkeitskult und pessimistischem Weltschmerz. Als historischen Stoff sah er die zahlreichen Völkerschlachten sowie die grossen historischen Persönlichkeiten wie Napoleon oder Byron. Als wichtigsten Weltdichter sah Bleibtreu Zola.


einige Werke

  • Schlechte Gesellschaft, Erzählung, 1885
  • Lyrisches Tagebuch, heterogene Lyrik, 1885
  • Revolution der Literatur, 1886
  • der Dämon, Hochstildrama, 1887
  • Die Gesellschaft: realistische Wochenschrift für Literatur, Kunst und Leben, 1888-1890, zusammen mit M.G. Conrad
  • Grössenwahn, Roman, 3 Bde., 1888
  • Schicksal, Hochstildrama, 1888