Georg Zanger

österreichischer Rechtsanwalt
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Georg Zanger (* 15. Mai 1947) ist ein österreichischer Rechtsanwalt. Er zählt zu den prominentesten Wirtschaftsanwälten und Strafverteidigern der Republik, der sich auch öffentlich gegen Rechtsextremismus stark macht.

Leben

Georg Zanger ist jüdischer Herkunft. Zwei Tanten und eine Cousine starben in Konzentrationslagern der Nationalsozialisten. Er wurde 1947 als Sohn des Juristen Jakob Zanger geboren. Sein Vater war KPÖ-Mitglied und Widerstandskämpfer, der als Soldat der British Army in Österreich kämpfte.[1] Nach der Matura studierte Georg Zanger von 1965 bis 1970 Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Ebendort wurde er zum Dr. jur. promoviert. Von 1970 bis 1975 war er Rechtsanwaltsanwärter in der Kanzlei seines Vaters. Aufgrund seiner anfangs kommunistischen Überzeugung durfte er in Österreich nicht Richter werden.[1] Einen Executive M.B.L.-HSG in Wirtschaftsrecht durchlief er von 2003 bis 2005 an der Universität St. Gallen. 2004 studierte er Mediation an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts.

Zanger war Lehrbeauftragter u.a. an den Universitäten Salzburg und Wien sowie Autor von juristischen Fachbüchern. Er ist seit 1977 vor allem als Wirtschafts- und Menschenrechtsanwalt Neuen Markt in Wien tätig und gerichtlich beeideter Sachverständiger für Urheberrechtsfragen. Er vertrat mehrere prominente Mandanten und war Verteidiger in öffentlich bekanntgewordenen Fällen. Einen seiner größten Fälle war der gegen die Kronen Zeitung im Fall Lainz im Jahr 1989.[2] Er vertrat u.a. als Anwalt die Interessen: 1991 des verurteilten Vergewaltigers Otto Muehl,[2] 1994 des verurteilten Serienmörders Jack Unterweger,[3] 2000 von ehemaligen polnischen Zwangsarbeitern aus der Zeit des Nationalsozialismus,[4] 2001/02 der Angehörigen des nigerianischen Ansylbewerbers Marcus Omofuma, 2007 den Vater im Fall Luca,[2] 2009 von Wolfgang Purtscheller in einem Streit um die Geschichte der KPÖ,[5] 2010 des Thomas Sessler Verlags bezüglich der Änderung der Bundeshymne[6] und seit 2012 der Stifterin Gertrud Meschar.[7][8]

Georg Zanger, der als linker Anwalt gilt, ging in den 1970er Jahren mehrfach juristisch gegen rechte Studentenverbindungen und Zeitschriften vor.[1] Er engagiert sich gegen rechtsextremistische Tendenzen im und aus dem Umfeld des sogenannten Dritten Lagers. 1985 gehörte er mit Otto Bruckner (KJÖ), Alfred Gusenbauer (SJ) und Gabriel Lansky dem vieköpfigen Koordinationsausschuss des Komitees „Für ein demokratisches antifaschistisches Österreich“ an, welches der Kandidatur des FPÖ-Abgeordneten Otto Scrinzi als Bundespräsident entgegenwirkte.[9][10] Den Wiener Justizbehörden hielt Zanger vor, „auf dem rechten Auge blind“ zu sein;[11] beim Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung sieht er Defizite im Umgang mit Rechtsradikalismus.[12] 2010 verklagte er 56 Personen und Organisationen eines vermeintlich rechten Netzwerks, zu dem auch mehrere führende FPÖ-Politiker (u.a. Heinz-Christian Strache und Martin Graf), die Zeitschrift Die Aula und das Deutsche Kulturwerk Europäischen Geistes gehören sollen, wegen Verhetzung und Bildung einer kriminellen Vereinigung.[1] Nach einer Pressekonferenz zum „Spinnennetz des Rechtsextremismus“ wurde er von seinen Gegner angegriffen und der pauschalen Denunziation von Personen bezichtigt.[13] Zwei Jahre später wurde das Verfahren in Graz eingestellt.[14] 2011 ging er gegen den FPÖ-Bundesrat Werner Königshofer wegen dessen Kontakten zum rechtsextremen Blog Alpen-Donau.info vor. Aufgrund der umstrittenen Facebook-Veröffentlichung 2012 einer als antisemitisch gedeuteten Karikatur durch FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache und der rechtsextremen Kommentare von einigen Nutzern der Community, zeigte Zange den Betreiber der Seite an.[11]

Privat

Georg Zanger lebt in Wien. Er war dreimal verheiratet und hat zwei Kinder. Die Scheidung seiner letzten Ehe wurde von beiden Parteien öffentlich-medial als eine Art „Rosenkrieg“ ausgetragen, da ihn seine Ehefrau wahrheitswidrig der Körperverletzung bezichtigte.[2][15][16] Die Vorgänge führten 2006 zur Intervention des Justizministeriums und zur Pensionierung des damaligen Wiener Staatsanwalts.[17]

Publikationen

Autor

  • mit Werner R. Svoboda: Softwareurheberrecht für Hersteller und Anwender. Orac, Wien 1989, ISBN 3-7007-0030-X.
  • Werbung und Urheberrecht. Orac, Wien 1991, ISBN 3-7007-0154-3.
  • Urheberrecht und Leistungsschutz im digitalen Zeitalter. Ein Handbuch für Werbung, Film und Fernsehen. Orac, Wien 1996, ISBN 3-7007-0832-7.
  • mit Liselotte Schöll: Das Telekommunikationsgesetz. Kommentar. Orac, Wien 2000, ISBN 3-7007-1468-8.

Herausgeber

Diskussionsrunde

Einzelnachweise

  1. a b c d Florian Klenk: Allein gegen die rechte Mafia, in: Falter, Nr. 20/10, 19. Mai 2010, S. 14.
  2. a b c d „Manche Fälle brauchen Öffentlichkeit“, in: Der Standard, 20. Mai 2008.
  3. Gisela Friedrichsen: Reportagen vom Strich?, in: Der Spiegel, 17/1994.
  4. Klaus-Peter Schmid: Ende des Tabus, in: Die Zeit, 7. Ausgabe, 10. Februar 2000.
  5. Thomas Neuhold: Streit um Geschichte der KPÖ vor Gericht, in: Der Standard, 31. Dezember 2009.
  6. Gericht: Stürmers "Töchter"-Version ist zulässig, in: Kronen Zeitung, 4. März 2010.
  7. Meschar-Stiftung: Schadenersatz durch FPÖler? in: Die Presse, 15. Juni 2013.
  8. Kid Möchel: Blaue Stiftungsaffäre spitzt sich zu, in: Wiener Zeitung, 6. September 2012.
  9. Andreas P. Pittler: Alfred Gusenbauer: Ein Porträt. Molden, Wien 2000, ISBN 3-85485-049-2, S. 72.
  10. Andreas Maislinger: "Den Nationalsozialisten in die Hände getrieben". Zur Geschichtspolitik der SPÖ von 1970 bis 2000, in: Europäische Rundschau, 3/2001.
  11. a b Daniel Steinlechner: Der Gegner des FPÖ-Chefs, in: News, 27. August 2012.
  12. Reinhard Göweil, Katharina Schmidt: "Verfassungsschutz hat Defizite", in: Wiener Zeitung, 14. November 2011.
  13. Martin Graf (Hrsg.): Unzensuriert Jahrbuch 2010. Unzensuriert – Verein zur Förderung der Medienvielfalt, Wien 2009, ISBN 978-3-9502849-3-5, S. 63.
  14. Ermittlungen gegen Strache nach Zanger-Anzeige eingestellt, in: Format, 2. November 2012.
  15. Ingrid Edelbacher: Mögliche Wende im Rosenkrieg, in: Kurier, 14. Oktober 2007, S. 13.
  16. Ingrid Edelbacher: "Das raubt mir den Atem, es ist unerträglich", in: Kurier, 7. Oktober 2007, S. 44.
  17. Privatunterricht, in: profil, Nr. 29/07, 16. Juli 2007, S. 20.