Bahamas ist eine politische Zeitschrift antideutscher Tendenz. Sie erscheint dreimal jährlich in Berlin.
Gegründet wurde die Bahamas 1992 in Hamburg durch die damals von der Minderheitsfraktion des aufgelösten Kommunistischen Bundes (KB) gebildete Gruppe K. Sie war hervorgegangen aus den 1990 im KB geführten Auseinandersetzungen um das Verhalten zur sich abzeichnenden Wiedervereinigung Deutschlands: Während die Mehrheitsströmung in Anbetracht der Unaufhaltsamkeit der Entwicklung auf ein Zusammengehen mit der Linken des Ostens (PDS) und eine Ausrichtung auf die von ihr erwartete soziale Opposition gegen die Folgen der Wiederherstellung des Kapitalismus setzte, sah die Minderheit angesichts der objekten Marginalisierung der Linken im restaurativen Klima der Wiederherstellung der deutschen Nation eine radikale Opposition gegen die deutsche Einheit, den neuen Nationalismus, das Wiedererstarken von Rassismus, Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus und das neue deutsche Großmachtstreben als geboten an. In einer Auseinandersetzung soll Knut Mellenthin, ein exponierter Sprecher der Mehrheit, der Minderheit wegen ihrer pessimistischen Aussteiger-Haltung nahe gelegt haben, doch auf die Bahamas auszuwandern. Die KB-Minderheit/Gruppe K griff dies ironisch in der Namensgebung ihres Publikationsorgans auf. Ihr prominentestes Mitglied war damals der Journalist Jürgen Elsässer, der als Urheber der Wortschöpfung "antideutsch" gilt.
In den ersten Jahren stellte die Bahamas ein pluralistisches Diskussionsorgan von Kräften der radikalen Linken unterschiedlicher Herkunft mit gemeinsamer Orientierung auf Opposition gegen Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus sowie ihre Verharmlosung in Teilen der traditionellen Linken dar. Nach und nach gewannen jedoch Kräfte die Oberhand, die sich an den Positionen der Freiburger Initiative Sozialistisches Forum orientierten und - unter Berufung auf die Kritische Theorie, insbesondere Theodor W. Adorno - eine weiter gehende Distanzierung von überkommenen Positionen der Linken vollzogen und den Antisemitismus zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Weltsicht machten. Die meisten ehemaligen KB-Mitglieder verließen die Redaktion.
Zum für die Zeitschrift verbindlichen theoretischen Kern wurde die Auffassung erhoben, dass Kapitalismuskritik nur dann "emanzipatorisch" sei, wenn ihr eine theoretische Einsicht in den "Fetischismus" (Marx) des kapitalistischen Produktionsverhältnisses zugrunde liegt und wenn sie die progressiven Leistungen der liberalen bürgerlichen Gesellschaft, nämlich die Emanzipation des Individuums aus naturwüchsigen Lebensformen und Kollektiven, bejaht und weiterführt. Jede populäre Kapitalismuskritik, die an der Zirkulationssphäre (Fragen der Verteilungsgerechtigkeit, moralischer Protest gegen ausbeuterisches Verhalten, Streben nach solidarischen Wertegemeinschaften) ansetzt, wird dagegen als "völkisch" und "antisemitisch" angegriffen. Deutschland gilt als Inbegriff des "völkischen" Prinzips (Staatsbürgerschaft auf der Grundlage der Abstammung). Als positives Gegenmodell fungierte in der Bahamas zunächst Frankreich als republikanische, auf Bürgerrechten statt auf eine Abstammungsgemeinschaft gegründete Nation. Vor allem aber wurde die bedingungslose Solidarität mit Israel zum obersten Prinzip erhoben.
Die Verschärfung der Konflikte im Nahen und Mittleren Osten führte dazu, dass die Bahamas-Redaktion mehr und mehr dazu überging, Araber und Muslime als "djihadistische" Feinde der modernen Zivilisation und den Islam als faschistisch darzustellen. Damit einher ging schließlich eine offene Parteinahme für die USA und ihren "Krieg gegen den Terror".
Die ursprüngliche (Hamburger) Bahamas-Redaktion aus dem früheren KB war davon ausgegangen, dass der Linken gerade in Deutschland in der Situation einer schweren historischen Niederlage nichts anderes übrig bleibe, als ein Dasein als radikale und "unpopuläre" Minderheit ohne die traditionell in der "Arbeiterklasse", "unterdrückten Völkern" und "sozialistischen Staaten" (letztere wurden vom KB stets sehr kritisch eingeschätzt) imaginierten Verbündeten zu akzeptieren und kompromisslose Opposition gegen Kapital, Nation, Rassismus usw. zu bewahren. Demgegenüber vertritt die heutige (Berliner) Redaktion die Auffassung, dass die unerlässliche Voraussetzung künftiger "emanzipatorischer" Veränderungen die Verteidigung der abendländischen Zivilisation - als deren wichtigste Träger die USA und Israel angesehen werden - gegen regressive "antisemitische", "völkische" und "faschistische" Tendenzen sei.
Rassismusvorwürfe
Der Mord an Theo van Gogh durch einen jungen Islamisten motivierte die schon lange für ihre scharfen antiislamischen Attacken bekannte Zeitschrift Bahamas dazu, ihren Ton nochmals zu verschärfen. In einem „In Memoriam Theo van Gogh“ überschriebenen Artikel ([1]) spricht sich die Redaktion nicht nur in aller Deutlichkeit gegen eine multikulturelle Gesellschaft aus, sondern schreibt von "Vierteln“, in die „Weiße“ nachts den Fuß nicht mehr setzten. Das Antifa-nahe Berliner Institut für Faschismus-Forschung und Antifaschistische Aktion e. V. erklärt dazu:
- „‚Weiße‘ setzen sie zwar noch in Anführungszeichen, aber die Hautfarbe bestimmt für Bahamas dennoch: ‚Weiße‘ = ‚Aufklärung‘ (und das stimmt ‚verkehrt‘ sogar), dann bleibt für ‚finster und dumpf‘ noch Nicht-Weiß. (...) Mit CSU-‚Aufklärer‘ Beckstein und der Glaubwürdigkeit in Person, Trittin, beklagen sie Buntheiten auf dem guten weißen deutschen Boden. ‚In jenen Vierteln‘, so Bahamas, ‚in denen nachts viele 'Weiße' den Fuß nicht mehr setzen‘ (sic!), fühle sich der Nicht-Weiße schon frech ‚zu Hause‘!“ [2]
Die Bahamas hingegen verteidigt solche Äußerungen als notwendige Polemiken, die zunächst gegen eine Linke gerichtet seien, die faschistoide und antisemitsche Tendenzen in Migrantenkulturen verdränge. Zudem wird von linker Seite häufig kritisiert, dass in dem Van Gogh-Artikel die antisemitischen Äußerungen Van Goghs keine Erwähnung fanden. Differenziertere Artikel behaupten eine potentielle und reale Umkehrung des klassischen Weiß-Schwarz-Rassismus, ferner seien einige Viertel fundamentalistisch geprägt und somit Zustände erreicht, in dem Individuen wegen Denkens oder anderer Eigenschaften, insbesondere werden Frauen und Antiklerikale genannt, um Leben und Sicherheit bangen müssten. Die Parallele solcher fundamentalistisch geprägter Viertel zu „national befreiten Zonen“, wie sie von Nazibanden angestrebt werden, wird teilweise gezogen.
Weblinks
- [3] Internetseite der Bahamas