Der Hohe Dom Ss. Maria, Liborius und Kilian ist die Kathedralkirche des Erzbistums Paderborn und liegt im Zentrum der Paderborner Innenstadt, oberhalb der Paderquellen. Die ortsbildprägende Anlage mit dem markanten mächtigen Westturm über dem Chor, der von zwei runden Türmen flankiert wird ist überwiegend in spätromanischen und gotischen Formen gehalten.[1] Paderborn ist eine Großstadt in Nordrhein-Westfalen. Amtierender Erzbischof ist Hans-Josef Becker[2]


Patron
Erster Patron der Stadt und des Bistums und dritter Patron des Doms ist der Heilige Liborius von Le Mans. Seine Gebeine wurden 836 unter Kaiser Ludwig dem Frommen im Rahmen der damals üblichen Reliquientranslationen aus Frankreich in die Bischofsstadt Paderborn geholt. Als die Gruppe Geistlicher, die nach Le Mans aufgebrochen war, Paderborn wieder erreichte, geschah das unter großer Teilnahme des Volkes. Zum Gedenken an dieses Ereignis findet jährlich im Juli das Libori-Fest statt.
Die weiteren Patrone des Domes sind die Heiligen Maria und Kilian.
Architektur und Geschichte
Der imposante Dom stammt im Wesentlichen aus dem 13. Jahrhundert. Er präsentiert sich als dreischiffige Hallenkirche mit Querhaus und Paradiesportal. Besonders charakteristisch ist der mächtige romanische Westturm aus dem frühen 13. Jahrhundert, der mit einer Höhe von 93 Metern die Innenstadt weit überragt. In der Krypta, die mit einer Länge von 32 m eine der größten in Deutschland ist, werden die Gebeine des Hl. Liborius aufbewahrt.
Das Langhaus des Paderborner Domes wurde epochemachend für das ganze westfälische Hallensystem: Erstmals wurde in diesem lichtdurchfluteten Kirchenschiff ein neueres, freieres Raumgefühl wirksam, das dann typisch für die westfälischen Kirchen wurde. Hier war nur noch eine mehr äußerliche Verwandtschaft zu den westfranzösischen frühgotischen Hallenkirchen spürbar, die genau wie die französische Plastik eigentlich vorbildgebend waren.
Während der Turm im romanischen Stil erbaut ist, zeigen die fünf großen seitlichen Fenster - bedingt durch die lange Bauzeit - in der zunehmenden Feinheit der Steinmetzarbeiten die Entwicklung gotischer Formen: Jedes Fenster ist kunstvoller ausgeführt als das vorhergehende, und erst der letzte Spitzbogen am Querschiff zeigt vollendet gotische Proportionen.
Es gab verschiedene An- und Umbauten in späterer Zeit, die den Gesamteindruck des Domes jedoch nicht entscheidend verändert haben. Hier seien vor allem im 17. Jahrhundert die Wiederherstellung und Barockisierung nach der Plünderung im Dreißigjährigen Krieg und ab 1945 der Wiederaufbau nach den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs genannt.
Nördlich des jetzigen Doms wurde 776 die Karlsburg erbaut mit der Königspfalz im Nordwesten. Durch die Zusammenkunft Karls des Großen mit Papst Leo III. im Jahr 799 entstand das Bistum Paderborn. Nördlich der Karlsburg liegt die Kaiserpfalz. Neben und unter dem Dom wird mit umfangreichen Ausgrabungen die über 1200jährige Geschichte der Kathedralkirche erforscht.
Dem Dom angegliedert ist auch die 1017 geweihte Bartholomäuskapelle. Sie gilt als ältester Hallenkirchbau nördlich der Alpen.
Pfalz und Dom entstanden direkt oberhalb der Quellbecken der Dielenpader und der Rothobornpader, zweien der sieben Quellarme der Pader, die auch Namensgeber der Stadt Paderborn ist.
Außenmaße des Domes
- Länge: 104 Meter
- Höhe des Turmes: 93 Meter
- Breite (über die Querschiffe): 52 Meter
- Breite (mit Seitenkapellen): 37 Meter
- Höhe des Hauptschiffs: 28 Meter
Eingangshalle und Paradiesportal
Der Dom ist eine Doppelchoranlage, hat also keine Fassade mit entsprechendem großem Eingangsbereich. Deshalb hat man auf der Südseite eine Eingangshalle mit einem aufwendigen Figurenportal versehen. Die Gruppe wird nach neueren Forschungen auf das erste Drittel des 13. Jahrhunderts datiert. Die Vorhalle, die bis 1859 noch doppelt so groß war, wird als Aufenthaltsraum für Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela gedeutet. Sie hat große Ähnlichkeit mit den Vorhallen weiterer hauptsächlich französischer Pilgerkirchen auf dem Weg nach Santiago, woher sich möglicherweise auch die generell starke Ausrichtung dieses Baues an französischen Vorbildern erklärt. Zeitweilig haben hier wahrscheinlich auch Gerichtsverhandlungen stattgefunden.
Die Statuengruppe in der Vorhalle ist in dieser Form für Deutschland sehr selten. Es ist das größte romanische Portal in Westfalen und nicht nach einem einheitlichen Plan ausgeführt, sondern, wie die Unstimmigkeiten im Aufbau beweisen, zunächst als reines Säulenportal begonnen und erst unter dem Einfluss der französischen Kathedralgotik als Figurenportal vollendet.
In der Mitte steht die Muttergottes als Himmelskönigin, eine der frühesten stehenden Madonnen in Deutschland. In einer einfühlsamen Geste wendet sich das Kind mit einer Armbewegung seiner Mutter zu. Die noch sichtbaren Farbreste beweisen, dass im Mittelalter fast alle Plastik bemalt war. Über den Eingangstüren, rechts und links von der Madonna, stehen die noch älteren, aus dem 12. Jahrhundert stammenden Figuren der Dompatrone Liborius und Kilian.
Nicht alle Figuren des Portals sind sicher zuzuordnen. Direkt links neben Maria steht Petrus – erkennbar an dem seit Jahrhunderten festliegenden Kopftypen. Der Apostel mit der Pilgermuschel in der Hand links daneben ist Jakobus der Ältere. Die sich dann auf der linken Seite anschließende Figur ist nicht zu identifizieren, da er durch die Schriftrolle nur ganz allgemein als Apostel gekennzeichnet ist.
Direkt rechts neben der Maria steht Paulus. Die bartlose Figur an zweiter Stelle von rechts ist wahrscheinlich Jesus' Lieblingsjünger Johannes. Als Einzelfigur ist rechts außen die Hl. Katharina interessant: Sie tritt den heidnischen Kaiser Maxentius mit ihren Füßen nieder, gegen den sie das Christentum in einer Disputation siegreich verteidigt hatte.
Die Kapitellzone unterhalb der Figurenreihe ist mit großem plastischem Aufwand gestaltet. Auf die Kapitellkerne sind flächige Blattmuster gelegt, teilweise in mehreren Schichten übereinander, die sich auch über die Mauerstücke dazwischen erstrecken. Die Kämpferzone darüber ist, wie häufig im Mittelalter, von einem Gemisch auf Pflanzenranken und Fabelwesen überzogen.
Kapellen
An der Nord- und Südseite des Domes befinden sich Kapellen, die überwiegend im 14. Jahrhundert entstanden sind. Die Domherren stammten aus westfälischen Adelsfamilien, die mit ihrem Vermögen für die Stiftungen aufkam, die für den Unterhalt des Domes notwendig waren. Einige dieser Familien beanspruchten einen besonderen Platz, der nach ihren Vorstellungen und Wünschen ausgestaltet war und die Familienwappen und Inschriften zeigten. Dieser Gebetsort sollte auch gleichzeitig der Begräbnisort für die angehörigen Domherren sein. Etwa von der Mitte des 17. bis zum 18. Jahrhundert, veränderte sich der Zeitgeschmack. Es kam die Zeit des Barock und die Kapellen wurden gründlich umgestaltet; sie erhielten in etwa ihr derzeitiges Aussehen. Sie wurden immer wieder beschädigt und auch geplündert, letztmals im Zweiten Weltkrieg, die Schäden und Verluste wurden repariert oder ersetzt. Die Räume sind vor Diebstahl und Vandalismus durch kunstvoll geschmiedete Gitter geschützt, die zum Teil in der Manier des optisch täuschenden perspektivischen Durchblicks angefertigt wurden. Durch die Gitter ist die Innenausstattung nur schwer zu erkennen. Ergänzt werden diese acht Kapellen durch die Brigidenkapelle, die Westphalenkapelle und die Gedächtniskapelle.[3]
Marienkapelle
Die Marienkapelle an der Südseite, ist die größte und vermutlich die älteste der Kapellen. Sie wurde 1227 erwähnt[4], die Einrichtung erfolgte 1237. Hier wurden häufiger Gottesdienste gefeiert. Die schwere Tür, durch die sie erschlossen ist, wirkt ähnlich wie eine Laubsägearbeit. Aus zwei aufeinander geklebten Brettern wurden Öffnungen ausgestanzt, so das die aufgemalte und von Engeln umgebene Madonna mit Kind vor einer perspektivisch vorgetäuschten Architektur Platz findet. Das Bild malte Anton Willemssens aus Flamen, von ihm stammen auch die Stuckarbeiten[5]. Die Tür ist von einer wuchtigen Portalrahmung mit zwei schweren Säulen umgeben. Die Decke wurde mit wirkungsvollen Stuckarbeiten versehen. Der kleine Rokokoaltar zeigt auf dem Altarblatt die Maria Immaculata. Zu beiden Seiten stehen die Figuren des Liborius und des Johannes Nepomuk, die in weiß und Gold gefasst sind. Der kleine Rokokoaltar aus der Zeit um 1760 bis 1765[6] Altar stammt aus einer Privatkapelle und wurde im zwanzigsten Jahrhundert hier aufgestellt. An der Nordwand steht das Grabmal für den Domherren Freiherr von Kettler.[7]
Vituskapelle
Die Vituskapelle wurde durch den ehemaligen Abt von Corvey und danach Bischof Heinrich III so benannt. Die Ausstattung stammt von den Gebrüdern Plettenberg und wurde zu Anfang des 18. Jahrhunderts aufgestellt. Die prachtvolle Portalrahmung ist von einer Figur des Vitus, dargestellt mit einem Löwen und einem Adler, bekrönt. Die großen Medaillons mit den Portraits des Antonius von Padua und des Franz Xaver werden von Engeln gehalten. Das Altarbild wird von Figuren Karls des Großen, Heinrich II, Meinolf und Liborius begleitet. Das Antependium zeigt auf einem auf Leder gemalten Bild, einen nicht bezeichneten Papst, in der Pose eines Baumeisters. Das Altarblatt wurde nach 1987 von Richard Sehrbrock aus Elsen gemalt. Es zeigt den Bischof Nikolaus Stensen. Das Bild im oberen Teil des Altares zeigt den sein Schöpfungswerk segnenden Gottvater. An den Seitenwänden der Kapelle stehen die Figuren der Agatha im Feuer und eines unbekannten Bischofs.[8]
Meinolphuskapelle
Die Meinolphuskapelle richtete Ambrosius von Oelde 1687 aus dem Nachlass Friedrichs von Oienhausen zu Eichholz ein, der 1681 starb. Vorher stand hier die Andreaskapelle, die 1377 gebaut wurde.[9]
Josefskapelle
Die Josefskapelle zeigt über dem Portal ein Brustbild des Josef von Nazareth. Früher unterstand diese Kapelle dem Patrozinium der Heiligen drei Könige, das bekannte Relief mit der Darstellung der Könige wurde an dem südlichen Pfeiler vor dem Hauptaltar befestigt. Das Dreikönigsgemälde ist nicht erhalten. Das Gemälde im Innenraum über dem schlichten Altar zeigt die Vermählung von Josef und Maria. An der östlichen Wand hängt ein Bild, das die Ursula mit weiteren Heiligen und Gefährten zeigt.[10]
Matthiaskapelle
Die Matthiaskapelle wechselte häufig die dafür verantwortlichen Familien. Ursprünglich wurde die Familie des Matthias von der Reck mit der Verantwortung betraut, das Wappen und die Inschrift beziehen sich aber auf die Familie Wolff-Metternich. Die eindrucksvollen Reliefs an der Portalrahmung stellen die Berufung und das Martyrium des Apostels Matthias dar. Die großen Medaillons darüber zeigen Liborius und Judas Thaddäus. Hinter dem schlicht gehaltenen Altar hängt eine Bildhauerarbeit von guter Qualität; es werden Beispiele aus der Leidensgeschichte Christi gezeigt. Die Reliefs zeigen die Geißelung, die Dornenkrönung, und die Kreuzigung. Bis zu den Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg war der Hintergrund bemalt und wurde unifarben restauriert. Die Figuren des Johannes d. T. und des Abtes Wilhelm, ein Gründer einer Eremitengemeinschaft, ergänzen die Ausstattung.[11]
Hippolytkapelle
Die Hippolytkapelle steht in der Nähe des Paradiesportales. Sie wurde 1306 urkundlich erwähnt, eine Erneuerung durch Matthias von der Reck ist für 1688 belegt. Reck fand hier seine letzte Ruhe. Die Portalrahmung ist von der Figur des Hippolyt als Polizeihauptmann, mit Panzerhemd und Hellebarde, bekrönt. Nach einer Legende soll dieser erste Gegenpapst als Offizier der römischen Polizei fungiert haben. Das Altarblatt zwischen zwei Säulen zeigt die Aufnahme der Maria in den Himmel. Die ausgestellte Grabplatte wurde für Mordianus von Kleve angefertigt.[12]
Schützenkapelle
Die Schützenkapelle wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und von den Paderborner Schützen wieder erneuert. Früher wurde sie als Andreaskapelle und auch Meinolfuskapelle bezeichnet. Das Glasfenster zeigt den Schutzpatron der Schützen, den Hubertus. Die Kapelle wird derzeit überwiegend als Beichtkapelle genutzt.[13]
Elisabethkapelle
Die bekrönende Figur über der Portalrahmung der Elisabethkapelle zeigt die Elisabeth von Thüringen. Die prächtige Rahmung ist mit wirkungsvollen Reliefs geschmückt, es werden Medaillons tragende Engel dargestellt und Füllhörner mit Trauben. Das zentrale Altarbild zeigt die heilige Sippe, Maria und Josef mit dem Kind, den Zacharias und seine Frau Elisabeth. Die Sippe wird als verspielte Gruppe mit Rosen dargestellt. Das Grabdenkmal des Fürstbischofs Werner von Wolff-Metternich steht an der westlichen Seite. Der Bischof kniet in vollen Ornat vor einem Engel, der ein Kreuz schultert. Zwei allegorische Figuren, eine schwerttragende Frau und eine Frau die von einer Schlange umspielt in einen Spiegel blickt, umrahmen die Szenerie. Die Apostel Petrus und Paulus, sowie die Heiligen Aloysius und Antonius von Padua ergänzen die Ansicht.[14]
Dreifaltigkeitskapelle
Der Franziskanerbruder Gerhard Mahler war seit 1652 mit der Wiederherstellung der Kirche befasst. Die Portalumrahmung zeigt im Gewände die Figuren des Meinolfus als Augustinerchorherr mit dem Prädikat eines Modelles der Klosterkirche von Böddeken, sowie des Liborius und des Kilian. Im Hintergrund ist die Begegnung von Joachim und Anna, der Eltern der Maria, an der goldenen Pforte zu sehen. Das Altarbild ging in Kriegswirren verloren, die begleitenden Figuren der Ursula und der Mauritius sind erhalten. Die Kappen der Gewölbe sind mit den Darstellungen der vier Evangelisten, sowie viel Schmuckwerk und Engelsköpfen, verziert. Ein durch das Gewölbe reichendes Schriftband mit dem Text des Ave Maria wird von Engeln gehalten.[15]
Engelkapelle
Die Engelkapelle beherbergt das Grab des Bekennerbischofs Konrad Martin. Der Bischof wird auf der Tumba kniend, mit einem Kreuz in den Händen gezeigt. Die Darstellung ist eines der Hauptwerke des Bildhauers Georg Busch aus dem Jahre 1915. Daneben hängt eine Goldschmiedearbeit des Walter Cohausz, sie beinhaltet eine Reliquie der Pauline von Mallinckrodt. Das Altarblatt wurde im Krieg zerstört, die Signatur blieb erhalten. Es wurde unter Hinzufügung einer Abbildung der Pauline von Mallinckrodt mit einem blinden Kind, von dem Maler Richard Sehrbrock erneuert.[16]
Brigidenkapelle
Die Brigida von Irland war eine gewisse Zeit Mitpatronin der Kirche. Ihre Kapelle befindet sich im Atrium. Im Mittelalter wurden in den Ecken zwei Säulen aus Kalksinter aufgestellt. Sie sind vermutlich noch aus dem Dom des Badurads erhalten. Der partiell erhaltene Fußboden aus der Zeit um 1020 mit schwarz-weißen Mustern aus Stein aus der Wirkensperiode des Meinwerk, wurde in neuerer Zeit wiedergefunden.[17]
Westphalenkapelle
In der Westphalenkapelle wird ein Relief aus der Zeit um 1517 ausgestellt. Es zeigt den Heinrich von Brabender mit Philippus, Jakobus und Liborius. Der Altar auf dem es steht, ist schlicht gehalten. An den Wänden hängen eine Rüstung aus dem Türkenkrieg und eine Pauke. Sie wurden dem Liborius 1719 als Weihegeschenke gestiftet. Einige Grabplatten aus Stein und Eisenguss vervollständigen die Einrichtung.[18]
Gedächtniskapelle
Die Gedächtniskapelle wurde von Agnes Mann gestaltet. Sie erinnert an vierzehn Menschen, die bei einem Luftangriff im Jahr 1945 im Kreuzgang starben. Agnes Mann zeigt in einem großen farbigen Mosaik den Lobgesang der drei Jünglinge im Feuerofen.[19]
Liborischrein
Der mittelalterliche Vorgängerschrein wurde 1622 aus Anlassung der Plünderung des Domes durch den tollen Christian, eingeschmolzen[20] und teilweise zu Pfaffenfeindtalern geprägt.[21]
Der Liborischrein ist das wichtigste Stück des Domschatzes. Der Goldschmied Hans Krako aus Dringenberg fertigte ihn 1627 über einem Kern aus Holz[22] aus vergoldetem Silber an, es wurden auch Kupfer und Bronze verwendet. Er dient zur Aufnahme der Reliquien des Liborius und wurde von dem Landdrosten Wilhelm von Westphal aus Paderborn und seiner Ehefrau Elisabeth von Loe gestiftet.[23] Die Stirnseite zeigt, zwischen jeweils zwei Rundsäulen, in einem Rundbogen, die reliefartige Darstellung des Kalvarienberges. Im Giebelfeld darüber ist die Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm zu sehen.[24] An den Seiten des Schreines stehen jeweils sechs Figuren der Apostel in Rundbogennischen. Die Schrägen des Daches sind mit den Figuren der Heiligen Liborius und Kilian geschmückt. Sie werden von runden Medaillons mit den Darstellungen der vier lateinischen Kirchenväter Augustinus, Gregorius, Hieronymus und Ambrosius begleitet.[25][26]Die Rückseite ist mit der Stifterschrift und 32 Ahnenwappen der Stifter versehen. Unter der Stifterschrift wird Hans Krako erwähnt.[27] Der Schrein wird zum Liborifest in einer feierlichen Prozession durch die Innenstadt getragen und im Hochchor ausgestellt. Das Behältnis in Form eines einschiffigen Kirchengebäudes wurde wohl in Anlehnung an den verlorenen gegangenen Schrein aus dem Mittelalter gebaut. Eine letzte umfassende Renovierung wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durchgeführt konservatorische Maßnahmen beschloss das Domkapitel 2009. Mit der Ausführung wurde der Goldschmied Thomas Schnorrenberg aus Paderborn beauftragt. Es waren Fehlstellen zu ersetzen, Lötarbeiten und Fixierungen vorzunehmen, sowie Brüche zu bearbeiten.[28]
Dreihasenfenster
- Der Hasen und der Löffel drei, und doch hat jeder Hase zwei.
Dieser kurze und prägnante Vers beschreibt wohl am besten das Motiv des Dreihasenfensters. Das Anfang des 16. Jahrhunderts geschaffene Kunstwerk aus rotem Wesersandstein zeigt drei springende Hasen, die kreisförmig angeordnet sind. Es befindet sich an der Nordseite im Innenhof des Domkreuzgangs und ist auf den ersten Blick recht unscheinbar. Dieses Motiv des Dreihasenbildes ist allerdings nicht auf den Paderborner Dom allein beschränkt, sondern findet sich auch andernorts, zum Beispiel im Haslocher Wappen, und auch außerhalb der christlichen Kultur.
Das Fenster ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Paderborns und ein altes Wahrzeichen der Stadt. In früheren Zeiten war es auch ein Glücksbringer, den jeder durch Paderborn wandernde Handwerksbursche gesehen haben musste.
Ausstattung
- Pietà (um 1380)
- gotischer Hochaltar (spätes 15. Jahrhundert)
- Doppelmadonna (um 1480)
- Drei-Hasen-Fenster (frühes 16. Jahrhundert)
- Grabmal des Fürstbischofs Dietrich IV. von Fürstenberg
- Kanzel im Régence-Stil (1736)
Chöre
Im Paderborner Dom wirken insgesamt vier Chöre. Der älteste ist der von Bischof Hathumar gegründete Paderborner Domchor; er lässt sich bis 806 zurückverfolgen.
Orgel
Die Paderborner Domorgel ist mit 151 Registern die drittgrößte Kirchenorgel Deutschlands. Die dreiteilige Orgelanlage wurde in der heutigen Form im Jahre 1981 durch die Firma Siegfried Sauer, Höxter-Ottbergen, erbaut und 2004-05 erweitert. Umfang und Anordnung der Teilwerke berücksichtigen optimal die spezifische Akustik des großen Kirchenraumes, in dem einzelne Schallquellen nur schwer ortbar sind - der Zuhörer ist vollständig vom Orgelklang umgeben.
- Die Turmorgel bildet mit 81 Registern das größte Teilwerk. Sie ist bis zum akustischen 64' ausgebaut, die tiefsten von ihr erzeugbaren Töne liegen damit unterhalb der menschlichen Hörschwelle.
- Die Chororgel hat 53 Register und eine warme, grundtönige Disposition. Sie geht auf die Feith-Orgel von 1948-52 zurück. Im Jahre 2004 wurde sie unter anderem um ein Hochdruckwerk erweitert. Das Pfeifenwerk ist in einer Kammer oberhalb der Sängerempore des Chores untergebracht, mit Schallöffnungen zum Chor und zum nördlichen Schiff.
- Die Kryptaorgel ist mit 15 Registern das kleinste Teilwerk. Anton Feith jr. hat sie 1971 errichtet, Siegfried Sauer 2005 geringfügig verändert. Das zweimanualige Instrument ist fast unsichtbar in Kammern links und rechts des südlichen Treppenaufganges untergebracht. Trotz des geringen Registerumfangs füllt diese Orgel klanglich mühelos die große Krypta und wird im Gesamtensemble für Echo- und Fernwerksfunktionen verwendet.
Die Domorgel verfügt über zwei Generalspieltische. Zusätzlich sind Turmorgel und Kryptaorgel über eigene Spieltische mechanisch bzw. elektrisch anspielbar. Domorganist war von 2003 bis 2011 Gereon Krahforst. Zurzeit vertritt ihn Sebastian Freitag.
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- Koppeln:
- Normalkoppeln: II/I, III/I, IV/I, III/II, IV/II, IV/III, IV/P, III/P, II/P, I/P,
- Suboktavkoppel: IV/I
- Hochdruckwerkskoppel: HD/I, HD/IV, HD/P
- Anmerkungen
- ↑ a b c d e f g Erweiterung 2005.
- ↑ vorher Scharff IV 1/2′.
- ↑ 2005.
- ↑ Terzsextakkord auf cis2, Schalenglöckchen.
- ↑ schwellbar.
- ↑ Schalenglocken, c0-d3.
- ↑ Hochdruckwerk, spielbar auf I. und IV. Manual und im Pedal.
- ↑ neu 2005. A-H Holz, c0-c4 Metall. Überblasend, Doppellabien.
- ↑ Röhrenglocken, Erweiterung 2005, g0-g2.
- ↑ akustisch.
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- Koppeln:
- Normalkoppeln: III/I, II/I, III/P, II/P, I/P,
- Superoktavkoppeln: II/I
- Hochdruckregister einzelnen an III, II, I und P. koppelbar
- Anmerkungen
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Glocken
Bis zu ihrer Zerstörung im Jahre 1886 hingen zwei wertvolle Glocken des 13. Jahrhunderts mit den Namen Gloria und Clara im Westturm des Domes.[29] Das heutige Geläut stammt aus der Nachkriegszeit. Es besteht aus sechs Gussstahlglocken, die im Jahre 1951 beim Bochumer Verein gegossen wurden, sowie aus zwei kleinen Bronzeglocken der Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock im Dachreiter.[30] Die Glocken wurden in der sogenannten Versuchsrippe 7 (V7), einer Moll-Oktav-Rippe, gegossen und gelten als das erste Großgeläut in der damals neu entwickelten Rippe.[31] Das 1954 gegossene Gussstahlgeläut des Osnabrücker Domes erklingt in der gleichen Disposition.[32] Die große Liboriusglocke ist die tiefstklingende Glocke Paderborns und eine der schwersten Gussstahlglocken Deutschlands. Die Glocken von St. Ulrich sind auf die des Domes abgestimmt und erklingen mit den Schlagtönen d1, fis1, a1 und h1 im sogenannten Salve-Regina-Motiv.
Nr. |
Name |
Gussjahr |
Gießer, Gussort |
Durchmesser (mm) |
Gewicht (kg) |
Nominal (HT-1/16) |
Turm |
1 | St. Liborius | 1951 | Bochumer Verein | 2345 | 4835 | fis0 –3 | Westturm |
2 | Regina Pacis | 1975 | 2800 | a0 ±0 | Westturm | ||
3 | St. Johannes | 1796 | 2230 | h0 –1 | Westturm | ||
4 | St. Kilian und St. Sturmius | 1597 | 1570 | cis1 –2 | Westturm | ||
5 | St. Meinolph | 1350 | 940 | e1 –1 | Westturm | ||
6 | St. Heinrich | 1185 | 620 | fis1 –1 | Westturm | ||
7 | St. Maria | 1984 | Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher | e2 | Dachreiter | ||
8 | St. Martha | a2 | Dachreiter |
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Dehio, Georg, Unter Wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2011, ISBN 978-3-422-03114-2 Seite 837
- ↑ Erzbischof
- ↑ Hans Leo Drewes Die Kapellen am Paderborner Dom gedruckt bei Typographen GmbH Paderborn 1992 Seite 5
- ↑ Dehio, Georg, Unter Wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2011, ISBN 978-3-422-03114-2 Seite 848
- ↑ Dehio, Georg, Unter Wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2011, ISBN 978-3-422-03114-2 Seite 848
- ↑ Dehio, Georg, Unter Wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2011, ISBN 978-3-422-03114-2 Seite 848
- ↑ Hans Leo Drewes Die Kapellen am Paderborner Dom gedruckt bei Typographen GmbH Paderborn 1992 Seiten 6 bis 10
- ↑ Hans Leo Drewes Die Kapellen am Paderborner Dom gedruckt bei Typographen GmbH Paderborn 1992 Seiten 10 bis 15
- ↑ Dehio, Georg, Unter Wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2011, ISBN 978-3-422-03114-2 Seite 848
- ↑ Hans Leo Drewes Die Kapellen am Paderborner Dom gedruckt bei Typographen GmbH Paderborn 1992 Seiten 16 bis 19
- ↑ Hans Leo Drewes Die Kapellen am Paderborner Dom gedruckt bei Typographen GmbH Paderborn 1992 Seiten 20 bis 23
- ↑ Hans Leo Drewes Die Kapellen am Paderborner Dom gedruckt bei Typographen GmbH Paderborn 1992 Seite 24 und 25
- ↑ Hans Leo Drewes Die Kapellen am Paderborner Dom gedruckt bei Typographen GmbH Paderborn 1992 Seite 26 und 27
- ↑ Hans Leo Drewes Die Kapellen am Paderborner Dom gedruckt bei Typographen GmbH Paderborn 1992 Seiten 30 bis 33
- ↑ Hans Leo Drewes Die Kapellen am Paderborner Dom gedruckt bei Typographen GmbH Paderborn 1992 Seiten 34 und 35
- ↑ [[[Hans Leo Drewes]] Die Kapellen am Paderborner Dom gedruckt bei Typographen GmbH Paderborn 1992 Seiten 38 bis 41
- ↑ Hans Leo Drewes Die Kapellen am Paderborner Dom gedruckt bei Typographen GmbH Paderborn 1992 Seiten 42 und 43
- ↑ Hans Leo Drewes Die Kapellen am Paderborner Dom gedruckt bei Typographen GmbH Paderborn 1992 Seiten 44 und 45
- ↑ Hans Leo Drewes Die Kapellen am Paderborner Dom gedruckt bei Typographen GmbH Paderborn 1992 Seiten 46 und 47
- ↑ Heinz Bauer, Friedrich Gerhard Hohmann: Der Dom zu Paderborn. Bonifatius-Druckerei, Paderborn, 4., überarbeitete Auflage 1987, 1. Auflage 1968, ISBN 3870885297. Seite 230
- ↑ Pfaffenfeindtaler
- ↑ [http://www.erzbistum-paderborn.de/index.phtml?ber_id=167&inh_id=9288 Holzkern
- ↑ Heinz Bauer, Friedrich Gerhard Hohmann: Der Dom zu Paderborn. Bonifatius-Druckerei, Paderborn, 4., überarbeitete Auflage 1987, 1. Auflage 1968, ISBN 3870885297. Seite 230
- ↑ Heinz Bauer, Friedrich Gerhard Hohmann: Der Dom zu Paderborn. Bonifatius-Druckerei, Paderborn, 4., überarbeitete Auflage 1987, 1. Auflage 1968, ISBN 3870885297. Seite 230
- ↑ Heinz Bauer, Friedrich Gerhard Hohmann: Der Dom zu Paderborn. Bonifatius-Druckerei, Paderborn, 4., überarbeitete Auflage 1987, 1. Auflage 1968, ISBN 3870885297. Seite 230
- ↑ Namen der Kirchenväter
- ↑ Heinz Bauer, Friedrich Gerhard Hohmann: Der Dom zu Paderborn. Bonifatius-Druckerei, Paderborn, 4., überarbeitete Auflage 1987, 1. Auflage 1968, ISBN 3870885297. Seite 230
- ↑ Renovierung
- ↑ Claus Peter: Die Deutschen Glockenlandschaften. Westfalen. Deutscher Kunstverlag, München 1989, S. 6, ISBN 3-422-06048-0.
- ↑ Aufnahme des Vollgeläuts (YouTube, 00′45″).
- ↑ Claus Peter: Die Deutschen Glockenlandschaften. Westfalen. DKV, München 1989, S. 71–72.
- ↑ Kurt Kramer (Hg.): Die Glocke und ihr Geläute. Geschichte, Technologie und Klangbild vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Deutscher Kunstverlag, München 1990, S. 50.
Literatur
- Heinz Bauer, Friedrich Gerhard Hohmann: Der Dom zu Paderborn. Bonifatius-Druckerei, Paderborn, 4., überarbeitete Auflage 1987, 1. Auflage 1968, ISBN 3870885297.
- Uwe Lobbedey: Der Dom zu Paderborn (Westfälische Kunststätten, Heft 33). Bonifatius-Druckerei, Paderborn 1984, ISBN 3870884231.
- Uwe Lobbedey: Der Paderborner Dom (Westfälische Kunst). München/Berlin 1990
- Margarete Niggemeyer: Bilder und Botschaften – Der Dom zu Paderborn als Sehschule des Glaubens. Bonifatius-Druckerei, Paderborn 1996, ISBN 3870888814.
- Bernhard Elbers: Wiederaufbau des Hohen Domes zu Paderborn 1945-1949 und die Geschichte der Dombauhütte. Metropolitankapitel Paderborn (Hg.), Paderborn 1995.
- Hans Leo Drewes Die Kapellen am Paderborner Dom gedruckt bei Typographen GmbH Paderborn 1992
- Dehio, Georg, Unter Wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2011, ISBN 978-3-422-03114-2
Weblinks
- Virtueller Rundgang durch den Paderborner Dom
- City-Portal Paderborn: Dom St. Maria, St. Liborius und St. Kilian
- City-Portal Paderborn.de: Eine „Hasengeschichte“ (PDF; 42 kB)
- Gottesdienstordnung
- Paderborner Dommusik
Koordinaten: 51° 43′ 8″ N, 8° 45′ 19″ O