Ernst Kirchweger

österreichischer Straßenbahnschaffner, Mitglied des Republikanischen Schutzbundes und später Geschäftsführer des Compass-Verlages
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Dezember 2005 um 00:13 Uhr durch 84.115.138.44 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ernst Kirchweger (*12.Jänner 1898, in Wien; † 3. April 1965 in Wien) war das erste politische Todesopfer in Österreich nach 1945.

Von 1916 bis 1918 nahm Ernst Kirchweger als Matrose am ersten Weltkrieg teil. Danach kämpfte er auf Seiten der Roten Armee. Er war bis 1934 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und schloss sich dann der zu diesem Zeitpunkt verbotenen KPÖ an. Ernst Kirchweger engagierte sich während Austrofaschismus und Nationalsozialismus unter Einsatz seines Lebens in den illegalen freien Gewerkschaften. Nach der Befreiung Österreichs 1945 kämpfte Ernst Kirchweger, der einen KZ-Aufenthalt überlebt hatte, weiter als bedeutender und unermüdlicher Antifaschist.

Am 31. März 1965 fand eine Demonstration von Organisationen von Studierenden, ehemaligen Widerstandskämpfern und -kämpferinnen sowie Gewerkschaften gegen den antisemitischen Universitätsprofessor Taras Borodajkewycz statt, an der sich auch Ernst Kirchweger beteiligte. Vom Ring Freiheitlicher Studenten, der Studentenorganisation der Freiheitlichen Partei Österreichs, wurde eine Gegenkundgebung veranstaltet. Die Teilnehmer beider Demonstrationen gerieten aneinander. Ernst Kirchweger wurde von Günther Kümel attackiert und schwer verletzt. Drei Tage später erlag er seinen Verletzungen. Kümel wurde danach zu zehn Monaten Haft verurteilt.

An Kirchwegers Staatsbegräbnis beteiligten sich 25.000 Menschen, es wurde damit zu einer antifaschistischen Manifestation. An der Einstellung des offiziellen Österreich gegenüber ehemaligen Nationalsozialisten änderte sich aber trotz dieser Geste - immerhin war beim Begräbnis die Spitze der damaligen Bundesregierung anwesend - lange Zeit nichts. Erst Anfang der 1990er gestand Bundeskanzler Vranitzky eine österreichische Mitschuld am Holocaust ein.

1990 wurde die offiziell im Besitz der KPÖ befindliche Wielandschule in Wien-Favoriten von linken Aktivisten besetzt und ihm zu Ehren in Ernst Kirchweger Haus umbenannt. Das Haus wurde mittlerweile von der KPÖ an einen rechten Spekulanten verkauft.