Klingenberg am Main

Stadt im Landkreis Miltenberg in Deutschland
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Klingenberg am Main ist eine fränkische Stadt im bayerischen Landkreis Miltenberg.

Wappen Deutschlandkarte
Klingenberg am Main
Deutschlandkarte, Position der Stadt Klingenberg a.Main hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 47′ N, 9° 11′ OKoordinaten: 49° 47′ N, 9° 11′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Unterfranken
Landkreis: Miltenberg
Höhe: 128 m ü. NHN
Fläche: 21,13 km2
Einwohner: 6112 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 289 Einwohner je km2
Postleitzahl: 63911
Vorwahl: 09372
Kfz-Kennzeichen: MIL, OBB
Gemeindeschlüssel: 09 6 76 134
Stadtgliederung: 3 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Rathausstraße 9
63911 Klingenberg
Website: www.klingenberg-main.de
Bürgermeister: Ralf Reichwein (CSU)
Lage der Stadt Klingenberg a.Main im Landkreis Miltenberg
KarteAschaffenburgLandkreis AschaffenburgLandkreis Main-SpessartHohe Wart (gemeindefreies Gebiet)Gemeindefreies Gebiet ForstwaldGemeindefreies Gebiet Hohe BergCollenbergDorfprozeltenAltenbuchWörth am MainWeilbach (Bayern)Sulzbach am MainStadtprozeltenSchneeberg (Unterfranken)RüdenauRöllbachObernburg am MainNiedernbergNeunkirchen (Unterfranken)MönchbergMömlingenMiltenbergLeidersbachLaudenbach (Unterfranken)Klingenberg am MainKleinwallstadtKleinheubachKirchzellHausen (bei Aschaffenburg)GroßwallstadtGroßheubachFaulbachEschau (Unterfranken)Erlenbach am MainElsenfeldEichenbühlBürgstadtAmorbachAmorbachHessenBaden-Württemberg
Karte

Geografie

Geographische Lage

Die Stadt liegt unmittelbar an der hessischen Grenze am Untermain und besteht aus dem alten Ort Klingenberg und den beiden 1976 eingemeindeten Stadtteilen Trennfurt und Röllfeld, wobei Klingenberg und Röllfeld rechtsmainisch am Fuße des Spessarts liegen, während Trennfurt links des Mains an den Odenwald grenzt.

Markant sind die beiden Weinberge oberhalb des Stadtteils Klingenberg mit ihren terrassenförmigen Steillagen, der Hohberg (Richtung Erlenbach) und der Schlossberg (Richtung Großheubach), an denen unter anderem der bekannte Klingenberger Rotwein angebaut wird (vorwiegend Spätburgunder und Portugieser).

Klingenberg liegt 12 km von der Kreisstadt Miltenberg, 28 km vom Oberzentrum Aschaffenburg und 67 km von Frankfurt am Main entfernt und ist – wie der gesamte Bayerische Untermain – Teil des Rhein-Main-Gebietes. Nachbargemeinden sind im Norden die Städte Erlenbach (auf der Klingenberger Mainseite) und Wörth (auf der Trennfurter Mainseite), im Osten die Spessartgemeinden Mönchberg und Röllbach, im Süden Großheubach (auf der Klingenberger Mainseite) und Laudenbach (auf der Trennfurter Mainseite) sowie im Westen die hessische Odenwaldgemeinde Lützelbach, die jedoch nur über Wörth zu erreichen ist.

Geologie

Die Region um Klingenberg am Main, der Naturpark Spessart, ist vom roten Mittleren Buntsandstein geprägt. Dieses Gestein ist besonders gut in den Weinbergen und der östlich von Klingenberg befindlichen Seltenbachschlucht zu erkennen. Die verschiedenfarbigen Sandsteine sind dort teilweise schräg geschichtet, je nach Fließrichtung des Wassers zur Entstehungszeit der Schlucht.

Die Seltenbachschlucht ist in die Liste der 100 schönsten Geotope Bayerns aufgenommen worden.[2] Sie entstand im Pleistozän, als sich die Nebenbäche des Mains stark in die Landschaft einschnitten. Die durch Verwitterung freigelegten Schichten zeigen 250 Millionen Jahre Erdgeschichte. Oberhalb der Schlucht findet man eine Lagerstätte für besonders reinen und hochwertigen Ton.

Stadtgliederung

Die politische Gemeinde Klingenberg am Main hat drei amtlich benannte Ortsteile[3]:

  • Klingenberg am Main
  • Röllfeld
  • Trennfurt

Geschichte

 
Klingenberg in der Spessartkarte von Paul Pfinzing von 1594 (Norden ist rechts)
 
Gedenkstein in der Westmauer des Grubinger Friedhofes (Kirchhof)

Ein Weihestein aus römischer Zeit, ein frühmittelalterlicher Ringwall und der wahrscheinlich auf die alemannische Zeit zurückgehende Kirchhof der ehemaligen romanischen Kirche St Michaelis in Grubingen an der Straße nach Großheubach sind die ältesten Zeugnisse der Klingenberger Geschichte. Im 2. Jahrhundert nach Christus errichteten die Römer als Grenzbefestigung den Limes durch Deutschland, der auf Trennfurter Seite entlang des Mains verlief. Die Palisaden wurden in Trennfurt durch ein Kastell ergänzt.

Im Jahr 1100 nennt sich ein Edler namens Heinrich nach der alten Clingenburg; er gehörte dem Adelsgeschlecht der Reginbodonen an. Die staufische Clingenburg wurde 1177 von Conradus Colbo erbaut, der als kaiserlicher Mundschenk zum engen Vertrautenkreis Barbarossas gehörte. Um 1250 zog die Familie derer von Bickenbach auf die Burg, die in der Folgezeit im Heiligen Römischen Reich zahlreiche einflussreiche Ämter besetzte und des Öfteren als Vermittler in der Reichspolitik auftraten. In der Zeit der Bickenbacher wurde die Stadt Klingenberg unterhalb der Burg erstmals urkundlich erwähnt, nämlich im Jahre 1276.

Nach dem Aussterben der Bickenbacher 1500 fielen Stadt, Burg und Herrschaftsbereich an das Fürstbistum Mainz, das sich über die meisten Gebiete am bayerischen Untermain erstreckte – das heutige Oberzentrum Aschaffenburg war bereits seit dem 10. Jahrhundert mainzisch und Zweitresidenz des Mainzer Kurfürsten. 1552 wurde die Klingenberger Altstadt wie zahlreiche andere Städte vom Ansbacher Markgrafen Albrecht Alcibiades im Markgräflerkrieg fast vollständig zerstört. In den darauf folgenden Jahrzehnten fand der Wiederaufbau statt.

 
Klingenberg in der Topographia Hassiae von Matthäus Merian 1655

Nach Auflösung des Fürstbistums Mainz im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 gehörte Klingenberg zunächst dem neugegründeten Fürstentums Aschaffenburg des Reichserzkanzlers Karl Theodor von Dalberg, das 1810 in das Großherzogtum Frankfurt mit der Hauptstadt Aschaffenburg umgewandelt wurde. Nach dem Wiener Kongress 1814 kam Klingenberg mitsamt der gesamten Region Aschaffenburg/Miltenberg und dem Großherzogtum Würzburg (dem politischen Nachfolgestaat des Fürstbistums Würzburg) an das Königreich Bayern.

Im 19. und Anfang 20. Jahrhundert brachte der Stadt Klingenberg das Tonbergwerk (1567 erstmals erwähnt) großen Wohlstand. So wurden den Bürgern Ende des 19. Jahrhunderts die Steuern erlassen und ein Bürgergeld ausgezahlt, außerdem wurden unter anderem ein Aussichtsturm, eine Mainbrücke, eine Schule, ein neues Rathaus sowie zahlreiche elegante Bürgerhäuser gebaut (Wilhelmstraße, Ludwigstraße). Zudem erhielt Klingenberg als eine der ersten Gemeinden der Region 1897 ein unterirdisches Stromnetz mit eigenem Elektrizitätswerk. Die Einwohnerzahl stieg schnell an.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges fanden 1945 in Klingenberg Kämpfe zwischen deutschen Truppen und den vorrückenden Amerikanern statt. Die Deutschen zogen sich schließlich zurück, sprengten jedoch vorher die Mainbrücke zwischen Klingenberg und Trennfurt, die erst 1950 ersetzt werden konnte. Die historische Bausubstanz der Stadt wurde durch die Kämpfe kaum beeinträchtigt.

Eingemeindungen

Im Rahmen der Gemeindegebietsreform wurde Klingenberg am 1. Januar 1976 mit den bis dahin selbständigen Gemeinden Röllfeld und Trennfurt zur neuen Stadt Klingenberg vereinigt.[4]

Sehenswürdigkeiten

 
Weinberg und Clingenburg

Oberhalb der Klingenberger Altstadt und des Weinbergs liegt die mittelalterliche Clingenburg. Ab 1177 saßen hier die Herren von Clingenburg beziehungsweise ab 1250 die Bickenbacher, die mainzischen Amtmänner residierten in der Burg bis Mitte des 16. Jahrhunderts. Anschließend verfiel die Burg, 1871 wurde die Burgruine von der Stadt erworben. Im 20. Jahrhundert wurde die Burg touristisch erschlossen; so wurden etwa ein Restaurant sowie eine Aussichtsplattform angelegt, von der man einen guten Blick auf die Altstadt und das Maintal hat. Seit 1994 finden auf der Clingenburg die renommierten Clingenburg-Festspiele statt, die mit wechselnden Schauspielstücken und Musicals überregional jedes Jahr viele Besucher anziehen. 287 Stufen führen die Besucher auf dem Fußweg von der Altstadt aus nach oben.

Klingenberg verfügt über eine malerische historische Altstadt mit zahlreichen Fachwerkgebäuden aus dem 16. Jahrhundert, insbesondere in der Hauptstraße, In der Altstadt, in der Kirchengasse und in der Lindenstraße.

Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Klingenberg am Main und Route der Industriekultur Rhein-Main Bayerischer Untermain.

  • Das wohl schönste Klingenberger Fachwerkhaus, das Alte Rathaus aus dem Jahre 1561 mit Krüppelwalmdach und Mittelerker, ist seit 2001 nach Restaurierung Touristeninformation. Es hatte einst eine offene Markthalle unter den großen Arkaden im Sockelgeschoss. Als Rathaus genutzt wurde es bis 1885, danach war es Postamt (bis 1934).
  • Ebenfalls in der Altstadt liegt das Klingenberger Stadtschloss, ein Renaissancebau von 1560, der von den Mainzischen Amtmännern der Familie Kottwitz von Aulenbach, ab 1693 der Familie von Mairhofen bewohnt wurde (bis 1892). Es erfuhr seither verschiedene Nutzungen und befindet sich heute in Privatbesitz. Zum Schloss gehören der Schlosshof und das Torhaus mit großem Sandsteinportal, ebenfalls aus der Renaissance. Im Schlosshof gab es seit 1741 einen Rosengarten im französischen Stil mit Teehäuschen (1799). Dieser wurde 1981 von der Stadt Klingenberg neu angelegt; hier finden im Sommer Konzerte statt.
  • Die Altstadt war früher von einer Stadtmauer mit drei Stadttoren umgeben, die jedoch teilweise der Entwicklung der Stadt zur Jahrhundertwende zum Opfer gefallen ist. Heute sind noch die Mauern zwischen Burg und Altstadt und ein Mauerabschnitt am Schlosshof erhalten, ebenfalls unversehrt ist das südliche der drei Stadttore, der Brunntorturm (Untergeschoss 12. oder 13., Rest 16. Jahrhundert) mit Arrestzellen im Obergeschoss und einem Zwiebelturm, eine Zutat aus dem 18. Jahrhundert.
  • Die im Kern spätgotische Kirche St. Pankratius wurde 1467 als Neue Kapelle erbaut; der Kirchturm stammt von 1617. Der Bau wurde 1892 umgestaltet und erweitert.

Ringwall und Aussichtsturm

Im Jahr 1903 wurde im Wald auf dem Schlossberg - innerhalb einer keltischen Ringwallanlage - ein Aussichtsturm in mittelalterlichem Stil errichtet (Aussichtsplattform in 22 m Höhe), der heute von vielen Wanderern und Touristen angelaufen wird. Der Aussichtsturm Alte Schanze mit Gaststätte ist auf verschiedenen Wanderwegen durch den Wald sowie über den Sonnenweg - einen Panoramaweg durch die Rebhänge von der Burg aus - erreichbar.

Der Turm wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 durch Artilleriebeschuss schwer beschädigt und musste 1998 wegen Baufälligkeit gesperrt werden. Nach Restaurierung durch einen lokalen Förderverein konnte er 2003 wieder zur Besteigung freigegeben werden.

Die Aussicht reicht über den Main nach Röllfeld, Trennfurt, Erlenbach und Wörth am Main.

Esskastanien-Lehrpfad

Im Sommer 2011 wurde ein von der Clingenburg ausgehender, 2,6 km langer Rundwanderweg über die Steige und die Alte Schanze als „Esskastanien-Lehrpfad“ mit 13 Stationen (Erklärungstafeln) eröffnet. Denn zwischen 1892 und 1902 waren oberhalb der Rebhänge des Schlossberges auf ca. 10 ha Fläche versuchsweise Kastaniensamen ausgesät worden. Klingenberg hat deshalb heute mit noch ca. 8,5 ha Bestand die größten zusammenhängenden Esskastanienwälder des Spessarts. Die Symbiose von Rebkulturen und Kastanienhainen war im Prinzip bereits bei den Römern bekannt und ist insbesondere in südlichen Weinanbaugebieten üblich. Früher war vor allem das besonders widerstandsfähige Kastanienholz begehrt für Rebpfähle und Weinfässer. Heute dient der Kastaniengürtel oberhalb der Klingenberger Rebhänge als Biotop, als Klimaschutz gegen kalte Nordwinde und als landschaftlich attraktives Wandergebiet. Allerdings tragen nicht alle Bäume Frucht, was aber - gemäß Erklärungstafel - für den in wärmeren Klimazonen beheimateten Baum auch nicht anders zu erwarten wäre.

Religion

Die Stadt Klingenberg am Main ist mehrheitlich römisch-katholisch, die drei Pfarrgemeinden St. Pankratius in Klingenberg, Mariä Himmelfahrt in Röllfeld und St. Maria Magdalena in Trennfurt gehören zum Dekanat Obernburg innerhalb des Bistums Würzburg.

Die älteste der drei Kirchen ist die Kirche St. Pankratius im Stadtteil Klingenberg, die markant oberhalb der Altstadt steht. Der gotische Chorraum und die Sakristei stammen aus dem 15. Jahrhundert, der Kirchturm und das Langschiff wurden 1617 mit Geld aus dem Vermögen der Mutterkirche St. Michaelis in Grubingen errichtet.[5] Ihren heutigen Grundriss und die spätgotische Ausstattung erhielt die Kirche Ende des 19. Jahrhunderts. Die beiden Kirchen in Röllfeld und Trennfurt stammen aus der Barockzeit (17. beziehungsweise 18. Jahrhundert), wobei die Trennfurter Kirche nach einem Brand 1975 infolge eines Blitzschlages teilweise neu gestaltet wurde.

1976 erregte Klingenberg weltweite Aufmerksamkeit durch den Fall der jungen Frau Anneliese Michel, die nach Überzeugung von Vertretern der römisch-katholischen Kirche von Dämonen besessen war und schließlich nach einem mehrmonatigen Exorzismus starb.

Klingenberg am Main kann auch eine über 600 jährige jüdische Geschichte und Tradition vorweisen. In Klingenberg am Main lebten Juden nachweislich bereits im Mittelalter. Die Stadt wird 1298 in einer Liste der Orte aufgeführt, in denen bei der sogenannten „Rindfleisch-Verfolgung“ Juden verfolgt wurden. Auch im 15. Jahrhundert werden Juden genannt, 1429 im Zusammenhang mit der Eintreibung der königlichen Judensteuer. 1461 war ein Jude aus Klingenberg eines Mordes beschuldigt worden. 1671 und 1700 wurden in Klingenberg sogenannte Judenlandtage abgehalten. Im Jahr 1900 zählte die jüdische Gemeinde 26 Personen was ca. 2,0 % der Gesamteinwohnerzahl entsprach. Die jüdische Gemeinde verfügte über eine Synagoge in Form eines kleinen Betsaals, und über eine Religionsschule. Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Berthold Fried (* 18. Oktober 1890 in Klingenberg, gef. 11. August 1914). Sein Name steht auf dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen beider Weltkriege auf dem Friedhof der Stadt in der Wilhelmstraße. [6][7]

Auf Grund der Folgen der wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien jüdischer Mitbürger durch die Nationalsozialisten sind zwischen 1933 und 1939 bis auf drei Familien alle Juden aus Klingenberg emigriert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Betsaal und die Wohnungen der verbliebenen jüdischen Familien verwüstet, die Bewohner deportiert.[8] Laut dem Gedenkbuch „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland“ des Bundesarchivs wurden zwischen 1939 und 1942 insgesamt zehn in Klingenberg geborene Menschen, jüdischen Glaubens, in Konzentrationslager deportiert und ermordet. [9] Die jüdische Gemeinde Klingenberg hatte sich somit im Laufe des Jahres 1939 vollständig aufgelöst.[10] Seit dem 9. November 2008 erinnert eine Gedenktafel an den heute nicht mehr vorhandenen Betsaal.

Politik

Kommunalwahl 2008[11]
Wahlbeteiligung: 65,1 %
 %
40
30
20
10
0
36,76 %
19,30 %
15,67 %
15,39 %
12,89 %

Stadtrat und Bürgermeister

Der Stadtrat hat (ohne Bürgermeister) 20 Mitglieder:

(Stand: Kommunalwahl am 2. März 2008)

Am 30. September 2012 wurde Ralf Reichwein (CSU) zum ersten Bürgermeister gewählt.

Städtepartnerschaft

Klingenberg verfügt seit 1980 über eine Partnerschaft mit der französischen Weinbaugemeinde Saint-Laurent-d'Arce bei Bordeaux.

Wappen

Das Klingenberger Wappen stammt aus dem 16. Jahrhundert und beinhaltet das Mainzer Rad. Die drei grünen Berge stehen für Schloss- und Hohberg.

Wirtschaft und Infrastruktur

Unternehmen

Große Firmen in Klingenberg sind WIKA, ein Hersteller für Druck- und Temperaturmesstechnik, der Keramikhersteller Klingenberg Dekoramik in Trennfurt sowie der Lackhersteller Hemmelrath in Röllfeld. Neben der Industrie ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die Stadt liegt an der Route der Industriekultur Rhein-Main.

Weinbau

 
Weinbau- und Heimatmuseum und Brunntorturm

Klingenberg verfügt über circa 30 ha bewirtschaftete Weinanbaugebiete, deren teils uralte Terrassen das Erscheinungsbild der Stadt prägen. Insgesamt bestehen drei Weinlagen, der „Schlossberg“ (25 ha) und der „Erlenbacher Hohberg“ (2 ha) auf der Klingenberger Seite sowie die Lage „Einsiedel“ (2 ha) im Stadtteil Trennfurt. In den drei Stadtteilen gibt es rund 10 Winzer, darunter das „Weingut Stadt Klingenberg - Benedikt Baltes“. Fast durchgehend finden die in Klingenberg traditionellen Häckerwirtschaften statt, wobei sich mehrere Winzer in regelmäßigen Abständen abwechseln. In Klingenberger Lagen wird vorwiegend (auf ca. 23 ha) Rotwein angebaut, wobei Spätburgunder und Blauer Portugieser dominieren. Bei den Weißweinen überwiegt Müller-Thurgau.

Die auf das Mittelalter zurückgehende Terrassierung mit Trockenmauern aus Buntsandstein wurde 1986 unter Denkmalschutz gestellt. Solche schmalen Mauer-Querterrassen mit Hangneigung von durchschnittlich 60 % und Zugängen über bis zu 250 Stufen gehen ausschließlich in Handarbeit (mit bis zu 2000 Arbeitsstunden pro Hektar und Jahr) zu bewirtschaften. 10 % (3 ha) sind Ökowein-Anbaufläche. Auf einem gesonderten „Museumsweinberg“ werden seltene Rebsorten präsentiert.

Im Klingenberger Weinbau- und Heimatmuseum ist der komplette Weg der Weinproduktion dokumentiert. Zu sehen sind alle Gerätschaften der Weinherstellung, ein rekonstruierter Rebhang, eine Weinpresse von 1806, Küferei und Weinkeller, Fässer, Abfüllanlage, Gläser und Flaschen sowie eine rekonstruierte Häckerwirtschaft.

Seit 1950 findet einmal jährlich im August das Klingenberger Winzerfest statt, eines der größten Weinfeste der Region. Klingenberg liegt am Fränkischen Rotwein Wanderweg.

Klingenberger Ton

Der Klingenberger Ton entstand im Pliozän vor ca. 5 Millionen Jahren durch in den Buntsandstein versenkte Bodenlösungen. U.a. wurde er in der Bleistiftindustrie als Beimischung zu Graphit benötigt. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts bis zur Schließung des Bergwerkes am 16. Dezember 2011 wurde er untertage abgebaut. Bis zum Ersten Weltkrieg war die Rendite so hoch, dass die Stadt den Bürgern Steuerfreiheit und ein zusätzliches „Bürgergeld“ zwischen 200 und 400 Reichsmark gewähren konnte. Der hochwertige Klingenberger Ton wurde bis in die Vereinigten Staaten und nach Indien exportiert.

Das Tonbergwerk musste schließen, da es technisch auf dem Stand der 50er Jahre zurückgeblieben und unrentabel geworden war. Es fand keinen Investor, und eine Modernisierung hätte Millionen Euro gekostet. Zuletzt arbeitete das Werk, das in seiner Blütezeit rd. 80 Bergleute beschäftigte, mit nur noch 9 Kumpeln, die am 16. Dezember 2011 den letzten vollen Hunt - eine vorweihnachtlich geschmückte Grubenlore - herausfuhren.

Im Weinbau- und Heimatmuseum sind in zwei Schaustollen die historischen und zeitgenössischen Abbaumethoden dokumentiert. Unterstützt wird die Schau durch Exponate wie Grubenlampen, Keramik, Uniformen, Schriftstücke und eine Bleistiftsammlung.

Das stillgelegte Tonbergwerk befand sich am Ende der Seltenbachschlucht. Dort sind die aufgegebenen Anlagen (Mundloch, Förderturm, Fabrikgebäude) noch vorhanden, derzeit aber weder erklärt noch zu besichtigen (Stand September 2012).

Verkehr

Durch die von Klingenberg aus durchgehend vierspurige Bundesstraße B469 ist die Stadt an Aschaffenburg und an die Autobahnen A3 Frankfurt am Main-Würzburg, die A45 Dortmund-Aschaffenburg und die A66 Hanau-Fulda angebunden. Der Abschnitt in die Gegenrichtung nach Miltenberg ist zwar nur zweispurig (2008), ein dreispuriger Ausbau der dicht befahrenen Straße wird jedoch geprüft.

Klingenberg verfügt über einen Bahnhof im Stadtteil Trennfurt, der von der Maintalbahn Aschaffenburg-Miltenberg-Wertheim angefahren wird.

Radwanderwege

Durch den Stadtteil Trennfurt entlang des Mains führen folgende Radwanderwege:

Söhne und Töchter der Stadt

Kurioses

Die Einwohner Klingenbergs werden auch "Klingenberger Spatzen" genannt. Diese Bezeichnung wird von den Einheimischen selbst auch verwendet, so z. B. in dem noch in den 1970er Jahren von Schulkindern erlernten Lied "Wir Klingenberger Spatzen, wir sind vergnügt und froh!".

Literatur

  • Friedrich Berninger: Chronik der Stadt Klingenberg am Main, Band 1-3, 1994-1996
  • Katholisches Pfarramt Trennfurt: Trennfurter Kirchengeschichten, St. Maria Magdalena Trennfurt, 250 Jahre, 2005, 160 Seiten

Einzelnachweise

  1. Gemeinden, Kreise und Regierungsbezirke in Bayern, Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2024; Basis Zensus 2022 (Hilfe dazu)
  2. Seltenbachschlucht in Liste der 100 schönsten Geotope aufgenommen. 250 Millionen Jahre Erdgeschichte. Main-Netz, 20. Mai 2011, abgerufen am 21. Mai 2011.
  3. bayerische-landesbibliothek-online (abgerufen im Jan. 2013)
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 751.
  5. Würzburger Diözesan Geschichtsblätter, Band 55, 1993, S. 64 als PDF
  6. Walter Hermann: Juden in Klingenberg. In: 700 Jahre Stadt Klingenberg. Klingenberg 1976. S. 177-179.
  7. http://www.alemannia-judaica.de/klingenberg_synagoge.htm
  8. http://www.gruene-miltenberg.de/startseite/pressebericht/article/gedenktafel-fehlt-noch.html
  9. http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html Das Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945)
  10. http://www.yadvashem.org/ Website der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem
  11. http://www.klingenberg-main.de/kowa2008/sr/index.html
Commons: Klingenberg am Main – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien