Nordkorea

Staat in Ostasien
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Der ostasiatische Staat Nordkorea umfasst den nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel. Nordkorea besitzt Grenzen zu drei Nachbarstaaten. Im Süden wird es durch die demilitarisierte Zone von Südkorea getrennt, mit dem es bis zum Ende des zweiten Weltkriegs einen gemeinsamen Staat bildete. Im Norden grenzt es zum größten Teil an die Volksrepublik China, hinzu kommt ein ca. 19 km langer Grenzstreifen zu Russland entlang des Tumen Flusses. Nordkoreas Westküste liegt an der Bucht von Korea, einem Teil des Gelben Meers. Im Osten befindet sich das Japanische Meer, das von den Koreanern als Ostmeer bezeichnet wird (siehe hierzu auch Namensstreit Japanisches Meer).

조선민주주의인민공화국
(朝鮮民主主義人民共和國)

Chosŏn Minjujuŭi Inmin Konghwaguk
Demokratische Volksrepublik Korea
Flagge von Nordkorea Wappen von Nordkorea
(Details) (Details)
Amtssprache Koreanisch
Hauptstadt Pjöngjang
Staatsform sozialistische Volksrepublik mit beträchtlichem Einfluss des Militärs
Vorsitzender der Nationalen Verteidigungskommission Kim Jong-il1
Vorsitzender des Präsidiums der Obersten Volksversammlung Kim Yong-nam2
Regierungschef Pak Pong-ju
Fläche 122.762 km² (95.)
Einwohnerzahl 22.912.177 (Juli 2005) (47.)
Bevölkerungsdichte 186 Einwohner pro km² (42.)
BIP
- Total (Nominal)
- BIP / Einw. (Nominal)
2004
20,8 Mrd. USD
914 USD
Unabhängigkeit seit 1948
Währung nordkoreanischer Won
Währungssymbol ₩; ISO-4217-Code: KPW
Zeitzone UTC+9 (KST)
Nationalhymne Achimun pinnara
Kfz-Kennzeichen KP
Internet-TLD .kp (reserviert, wird nicht verwendet)
Vorwahl +850
1 Kim Jong-il, zugleich Vorsitzender der Koreanischen Arbeiterpartei, besitzt faktisch eine kaum beschränkte Machtfülle.
2 Kim Yong-nam ist protokollarisches Staatsoberhaupt. Der 1994 verstorbene Kim Il-sung ist seit 1998 "Ewiger Präsident".
Lage Nordkoreas in Asien
Lage Nordkoreas in Asien
Karte von Nordkorea
Karte von Nordkorea

Der offizielle Name Nordkoreas lautet Demokratische Volksrepublik Korea (Hangeul: 조선민주주의인민공화국, Hanja: 朝鮮民主主義人民共和國, Chosŏn Minjujuŭi Inmin Konghwaguk). In der Umgangssprache wird es auch als Pukjosŏn Hangeul: 북조선, Hanja: 北朝鮮, Nördliches Chosŏn) bezeichnet.


Geographie

 

Nordkorea besitzt im wesentlichen ein gemaßigtes, kontinentales Klima mit vier ausgeprägten Jahreszeiten. Der Jahresniederschlag fällt hauptsächlich während des Monsuns (jangma) im Zeitraum von Juni bis August. Die Wintermonate sind durch Kälte und Trockenheit gekennzeichnet. Im Herbst ist das Land gelegentlich von Taifunen betroffen.

Das Landesinnere ist wegen seines gebirgigen Charakters nur dünn besiedelt. Die Bevölkerung konzentriert sich auf die Küstenregionen im Westen und Osten des Landes. Dementsprechend befinden sich dort auch die größten Städte Nordkoreas; neben der Hauptstadt Pjöngjang sind dies Hamhŭng, Kaesong, Sinŭiju sowie Ch'ŏngjin.

Der höchste Berg ist der Paektu-san mit 2.744 m Höhe.

Bevölkerung

Nordkorea besitzt ca. 23 Mio. Einwohner. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer beträgt 68 Jahre, die der Frauen 74 Jahre. Durch die immer wieder auftretenden Hungersnöte und die schlechte medizinische Versorgung hat sich die Lebenserwartung jedoch deutlich reduziert.

Nordkorea ist ethnisch homogen und weist den prozentual niedrigsten Ausländeranteil aller Staaten dieser Welt auf. Sieht man von einer kleinen chinesischen Minderheit im Norden des Landes ab, so leben fast ausschließlich Koreaner im Land. Gründe hierfür sind die nationalistische Politik der Regierung, gesellschaftliche Ächtung aller Nichtkoreaner und die geringe Attraktivität des Landes für Einwanderer. Es gilt als praktisch unmöglich, sich als Ausländer in Nordkorea niederzulassen.

Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation, insbesondere der schlechten Nahrungsmittelversorgung, sind in den letzten Jahren viele Nordkoreaner nach China geflüchtet. Es wird vermutet, dass sich zwischen 50.000 und 300.000 nordkoreanische Flüchtlinge in China aufhalten. China schiebt jedoch Flüchtlinge aus Nordkorea ab, sodass diese zurück nach Nordkorea müssen. Angaben von Amnesty International zufolge werden Flüchtlinge, die von der chinesischen Grenze zurück kommen, in Nordkorea als Landesverräter angesehen, gefoltert und hingerichtet.

Es wurde wiederholt berichtet, dass die Einwohner von der Regierung in die drei Klassen 1. „Genossen“, d. h. loyale Personen, 2. „schwankende Personen“, und 3. „feindlich gesinnte Personen“ eingeteilt sind. Die Klassenzugehörigkeit beeinflusst den Zugang zu Ausbildung, Beruf und auch zu von der Regierung verteilten Gütern wie z. B. Lebensmitteln. Man schätzt, dass etwa ein Viertel der Bevölkerung zu der Klasse der feindlich Gesinnten gehören.

Offiziell ist Nordkorea ein atheistischer Staat, die traditionellen Religionen sind überwiegend der Buddhismus und der Konfuzianismus.

Geschichte

Geschichte Koreas
Prähistorisches Korea
Antike
Proto-Drei-Reiche
Zeit der Drei Reiche
  • Goguryeo (37 v. Chr. – 668 n. Chr.)
  • Baekje (18 v. Chr. – 660 n. Chr.)
  • Silla (57 v. Chr. – 935 n. Chr.)
  • Gaya (42/370 – 562 n. Chr.)
Nord- und Südstaaten
Spätere Drei Reiche
Staaten der Reichseinheit
Kolonialzeit
Teilung Koreas

Die Geschichte vor dem zweiten Weltkrieg ist unter Korea zu finden.

Nachdem durch die Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg sein Ende nahm, wurde das seit 1910 von Japan besetzte Korea von den Siegermächten entlang des 38. Breitengrads in zwei Besatzungszonen aufgeteilt. Der Süden wurde von amerikanischen Truppen besetzt, der Norden kam unter Kontrolle der Roten Armee.

Im folgenden wurde in Nordkorea eine Wirtschafts- und Staatsform nach sozialistischen Vorstellungen eingerichtet. Am 9. September 1948 proklamierte das Oberhaupt der späteren Koreanischen Arbeiterpartei, Kim Il-sung, die Demokratische Volksrepublik Korea als Antwort auf die wenige Wochen zuvor erfolgte Ausrufung der Republik Korea im amerikanischen Einflussbereich. Beide sahen sich jeweils als rechtmäßige Regierung über ganz Korea an. Nachdem sich beide Seiten wiederholt Gefechte an der Grenze geliefert hatten, eskalierte der Konflikt schließlich zum Koreakrieg (1950-53), der alle Hoffnungen auf eine baldige Wiedervereinigung zunichte machte.

Der Drei-Jahres-Plan (1954-1956) reparierte die durch den Krieg entstandenen Schäden und brachte die Industrieproduktion wieder auf Vorkriegsniveau. Der folgende Fünf-Jahres-Plan (1957-61) und der Sieben-Jahres-Plan (1961-1967) brachten ein weiteres Wachstum der Produktion und die Entwicklung von Infrastruktur mit sich. Bis 1969 war Nordkorea wirtschaftlich dem lange politisch und wirtschaftlich instabilen Süden überlegen. Gegen Ende der 1960er Jahre zeigte die nordkoreanische Wirtschaft jedoch Anzeichen einer Stagnation, die der anderer Staaten des Ostblocks ähnelte. Ein Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion und der Mangel an Konsumgütern führten zu einem Niedergang der Wirtschaft, die immensen Militärausgaben taten ihr Übriges.

Der in den 1950er Jahren aufkeimende Streit zwischen der UdSSR und der Volksrepublik China über die weitere Entwicklung des Kommunismus verkomplizierten die Situation Nordkoreas weiter. Kim Il-sung schlug sich hierbei anfangs auf die Seite Mao Zedongs und übernahm von ihm insbesondere das strikte Festhalten an traditionellen Ideen des Kommunismus sowie Konzepte des Personenkults. Als er schließlich offen das Verhalten Chrustschows während der Kubakrise 1962 kritisierte, kappte die [Sowjetunion]] alle Hilfen für Nordkorea. China, das selbst in den Wirren der Kulturrevolution gefangen war, konnte die UdSSR als Handelspartner nicht ersetzen, so dass Kim Il-sung ab 1965 wieder auf eine Normalisierung des Verhältnisses zur UdSSR hinarbeitete.

Die Proklamierung der Juche-Ideologie gegen Ende der 1960er Jahre, die die Autarkie Nordkoreas als oberstes Ziel definiert, erscheint als Reaktion auf die zunehmend isolierte Position Nordkoreas. Nordkoreanische Medien feierten Juche als eine selbst dem Leninismus überlegene Ideologie und Kim Il-sung wurde fortan als Großer Führer bezeichnet. Mit der Beseitigung rivalisierender Strömungen innerhalb der Koreanischen Arbeiterpartei gelang es Kim Il-sung, seine Machtstellung weiter zu festigen.

1968 kaperte die nordkoreanische Marine unter ungeklärten Umständen das amerikanische Forschungsschiff USS Pueblo (siehe auch Pueblo Zwischenfall). Es befindet sich heute im Hafen von Pjöngjang und kann besichtigt werden.

1972 nahm Nordkorea eine neue Verfassung an, aufgrund derer Kim Il-sung zum Präsidenten erklärt wurde. Der Kult um seine Person nahm von jetzt an nie gekannte Ausmaße an. Offiziell wird er seitdem als Urheber und zentrale Figur der kommunistischen Bewegung in Korea dargestellt.

Als Kim Il-sung 1994 starb, übernahm sein Sohn Kim Jong-il die Posten des Generalsekretärs der Koreanischen Arbeiterpartei sowie des Vorsitzenden der Nationalen Verteidigungskommission. Der Posten des Präsidenten ist bis heute frei, da Kim Il-sung der Ewige Präsident sei. Kim Jong-il wird seitdem als Geliebter Führer bezeichnet.

In den 1990er Jahren verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation Nordkoreas weiter und das Land wurde von großen Hungersnöten heimgesucht. In dieser Zeit sind nach vorsichtigen Schätzungen mindestens 220.000 Menschen verhungert. Andere Schätzungen gehen von 1 Mio. bis zu 3,5 Mio. Hungertoten aus.

Während der Präsidentschaft Kim Dae-jungs in Südkorea wurde versucht, die Spannungen zwischen beiden Staaten zur reduzieren. Kurzfristig waren Besuche von seit Jahrzehnten durch die koreanische Teilung getrennt lebenden Familienangehörigen möglich. Im Jahr 2000 kam es zum ersten Gipfeltreffen der beiden Staatsführer. Eine grundlegende Wandlung in Richtung auf die Einheit Koreas hat sich dadurch jedoch noch nicht ergeben.

Am 22. April 2004 kam es in der an der Grenze zur Volksrepublik China gelegenen Stadt Ryongchon zu einer großen Eisenbahn-Katastrophe. Nach ersten Berichten wurden bis zu 3.000 Menschen verletzt oder getötet. (Siehe auch: Zugkatastrophe von Ryongchon)

Zuletzt stand Nordkorea häufig im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit wegen des Streits um sein Atomwaffenprogramm.

Politik

Politisches System

Datei:Panmunjon grenze.jpg
Nordkoreanisches Grenzhaus bei Panmunjon.

Nordkorea ist ein altkommunistischer Staat mit deutlichen Zügen des Personenkultes in der Herrschaftsstruktur. Die offizielle Doktrin ist die so genannte „Chuch'e-Ideologie“, die die politische Abschottung und die wirtschaftliche Autarkie des Landes fordert (siehe auch: Autonomie, Isolationismus). Es gibt neben der kommunistischen koreanischen Arbeiterpartei, die den Regierungsapparat dominiert, kleinere politische Parteien, die aber nicht in Opposition zu ihr stehen. Wie in jedem totalitären Staat werden auch in Nordkorea politische Gegner zur Erhaltung der Stabilität der Machtverhältnisse des Landes verfolgt.

Es gibt zwar den Posten eines Regierungschefs, tatsächlich aber liegt die Macht bei Kim Jong-il, der zwar nominell nicht Präsident ist (dies bleibt seinem verstorbenen Vater Kim Il-sung vorbehalten, der 1998 zum „Ewigen Präsidenten“ erklärt wurde), aber Partei- und Armeechef. Er ist Träger verschiedener Spitzenämter im Machtapparat, wovon die wichtigsten der Posten des Generalsekretärs der koreanische Arbeiterpartei, der des Vorsitzenden der Nationalen Verteidigungskommission und der des Oberbefehlshabers der Koreanischen Volksarmee ist. Innerhalb des Landes wird er in der Öffentlichkeit mit „Geliebter Führer“ tituliert. In den deutschen Medien wird seine Position als „Machthaber“ (oder fälschlich als „Staatschef“) umschrieben.

Nordkoreas Verfassung von 1972 wurde 1992 und 1998 geändert. Dem Verfassungstext nach wird das Land theoretisch von einem Ministerpräsidenten und einem Zentralen Volkskomitee, das als wichtigstes Entscheidungsgremium firmiert, regiert.

Wie in realsozialistischen Staaten häufig der Fall gilt das Parlament, die Oberste Volksversammlung, offiziell als höchstes Staatsorgan, so dass dessen Vorsitzender, der auch für die Beglaubigung auswärtiger Gesandten zuständig ist, als de facto Staatschef angesehen wird.

Die 687 Mitglieder der Obersten Volksversammlung werden für vier Jahre durch das Volk gewählt. Da aber keine Gegenkandidaten vorgesehen sind, hat diese Wahl eher zeremoniellen Charakter. Das Parlament tritt zweimal jährlich für jeweils wenige Tage zusammen, es werden jedoch weitgehend lediglich vorher gefasste Beschlüsse der Arbeiterpartei ratifiziert. Für den Zeitraum zwischen den Sitzungstagen existiert ein Ausschuss mit legislativen Funktionen, der vom Parlament gewählt wird.

Die Bevölkerung leidet immer wieder an Hungersnöten, es mangelt an Konsumgütern, die Infrastruktur ist unzureichend und das Gesundheitssystem ungenügend. Die Staatsführung sei laufend bemüht, diese Probleme in den Griff zu bekommen, doch sind diese Bemühungen selten von Erfolg gekrönt, da der Fokus nordkoreanischer Politik auf die Wehrhaftigkeit gerichtet ist. Hauptsächlich arbeitet die Regierung daran, ihre Streitkräfte zur Kontrolle und zum Schutz des Volkes vor einer amerikanischen und südkoreanischen Bedrohung aufzurüsten. Die Bevölkerung wird auf Wehrhaftigkeit getrimmt, wozu ein propagandistisch geprägtes Bedrohungsszenario gegenüber der Bevölkerung aufrechterhalten wird, welches von der stets akuten Gefahr einer auswärtigen Aggression ausgeht. Die Streitkräfte dienen ebenfalls zur Unterdrückung des eigenen Volkes und zur Stabilisierung des diktatorischen Regimes.

Im Jahr 2000 zeichneten sich erste Entspannungserfolge zwischen Nord- und Südkorea ab. Im März 2000 kam es zu einem Staatsbesuch des damaligen südkoreanischen Präsidenten Kim Dae-jung in Nordkorea. Vereinbart wurde damals die Öffnung einer Straße zwischen beiden Ländern, was im Februar 2003 umgesetzt wurde. Zudem wurden Besuche zwischen nord- und südkoreanischen Familien gestattet und Nordkorea durfte am Asean Regional Forum teilnehmen. Die Mannschaften Nord- und Südkoreas marschierten gemeinsam bei den XXVII. Olympischen Spielen in Sydney ein. Für die Olympischen Spiele 2008 in Peking ist geplant, dass Nord- und Südkorea mit einer gemeinsamen Mannschaft antreten, darauf verständigten sich die Olympischen Komitees beider Länder.

Atomwaffenkonflikt

In den 1950er Jahren begann Nordkorea, unterstützt von der UdSSR, mit der Entwicklung von Atomwaffen. Im Jahr 1985 trat es auf Druck der UdSSR dem Atomwaffensperrvertrag bei. Nach dem Abzug der amerikanischen Atomwaffen aus Südkorea einigten sich Nord- und Südkorea 1992 auf ein Abkommen, das die koreanische Halbinsel zur atomwaffenfreien Zone erklärte.

Ein Jahr später verweigerte Nordkorea jedoch Inspektoren der IAEO den Zutritt zu seinem Reaktor in Yongbyon und drohte mit dem Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag. Nach zähen Verhandlungen konnte eine Eskalation der Krise durch die Unterzeichnung des Genfer-Rahmenabkommens zwischen den USA und Nordkorea am 21. Oktober 1994 vorläufig abgewendet werden. Nordkorea verpflichtete sich darin zur Aufgabe seines Atomwaffenprogramms sowie zum Verbleib im Atomwaffensperrvertrag und zur Fortführung der Kontrollen durch die IAEO. Im Gegenzug sollten die in Nordkorea vorhandenen Reaktoren mit amerikanischer Hilfe zu Leichtwasserreaktoren, die zur Herstellung von atomwaffenfähigem Plutonium weniger geeignet sind, umgerüstet werden. Zudem sollte Nordkorea bis zu deren Fertigstellung jährlich Öllieferungen zur Bewältigung seiner Energieprobleme erhalten.

Am 18. April 1996 wurden die ersten „Vier-Parteien-Gespräche“, bestehend aus Nordkorea, Südkorea, USA und China, zelebriert. Aus diesen Gesprächen resultierte am 5. August 1997 die Anerkennung des Waffenstillstandsabkommens von 1953. Weitere Verhandlungen scheiterten.

Am 31. August 1998 überflog eine koreanische Mittelstreckenrakete vom Typ „Taepodong“ Japan.

Im Oktober 2001 bezeichnete US-Präsident George W. Bush Kim Jong-Il als „Pygmäen“ und äußerte die Absicht zum Sturz des Staatschefs. Bei der Rede zur Lage der Nation von US-Präsident George W. Bush im Januar 2002 landete Nordkorea auf der Liste der „Schurkenstaaten“, der „Achse des Bösen“. Offiziell betont die amerikanische Regierung jedoch bis heute, dass sie keine Absicht habe, gegen Nordkorea militärisch vorzugehen.

Im Oktober 2002 beschuldigten USA aufgrund von Geheimdienstberichten Nordkorea, weiterhin an einem Atomwaffenprogramm zu arbeiten und dadurch die Vereinbarungen des Genfer-Rahmenabkommens zu verletzen. Die nordkoreanische Regierung äußerte sich nicht direkt zu den Vorwürfen, ließ aber verlauten, dass sie aufgrund der "amerikanischen Aggression" prinzipiell berechtigt sei, ein solches Programm zu verfolgen. Als Konsequenz stellten die USA im Dezember die Öllieferungen an Nordkorea ein. Daraufhin erklärte Nordkorea am 10. Januar 2003 seinen Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag. Im Mai desselben Jahres erklärte es das Abkommen mit Südkorea über eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel für nichtig.

Am 10. Februar 2005 behauptete Nordkorea schließlich öffentlich, einsatzfähige Atomwaffen zu besitzen und kündigte zugleich Atomwaffentests an. Gleichzeitig gab es seinen Rückzug aus den Sechs-Parteien-Gesprächen über die Beilegung des Atomstreites bekannt und drohte mit dem Ausbau seines Arsenals. Die staatliche Nachrichtenagentur Nordkoreas, KCNA, warf in der Verlautbarung den USA eine „Politik zur Isolierung und Erstickung“ vor und rechtfertigte den Atomwaffenbesitz als Mittel der Selbstverteidigung gegen die USA. Ob Nordkorea tatsächlich Atomwaffen besitzt, ist umstritten.

Die „Militär zuerst“-Politik Songun ist der vorherrschende Polit-Slogan Nordkoreas. Ihm zugrunde liegt die Annahme, dass Nordkorea von den USA unmittelbar bedroht würde und es nur durch ständigen Ausbau seines Militärs seine Eigenständigkeit bewahren könne. Dies erklärt unter anderem die exorbitanten Ausgaben des Staatshaushalt für die Armee, die auf ein Drittel des BIPs des Landes geschätzt werden. Nicht zuletzt wird durch Songun auch der Aufbau des Atomwaffenarsenals gerechtfertigt.

Der Schutz der revolutionären Führung um jeden Preis ist der höchste Patriotismus und die erste Priorität unseres Militärs und des Volkes“, hieß es nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap in einem Leitartikel der offiziellen Zeitung Rodong Shinmun.

Nach neusten Meldungen des japanischen Geheimdienstes steht der erste Test einer nordkoreanischen Atomwaffe kurz bevor.

Die inzwischen wieder aufgenommenen Sechs-Parteien-Gespräche gipfelten am 19. September 2005 in einer gemeinsamen Erklärung, in der Nordkorea seine Bereitschaft signalisierte, sein Atomwaffenprogramm zugunsten wirtschaftlicher und technologischer Hilfe aufzugeben.

Menschenrechte

Nordkorea zählt zu jenen Ländern, in denen die Menschenrechte am wenigsten geachtet werden. Kritik an der Führung wird strengstens bestraft. Die Medien werden vollständig vom Staat kontrolliert, nicht genehmigte Versammlungen sind verboten. Es ist den Nordkoreanern nicht erlaubt, das Land zu verlassen. Auch der Aufenthaltsort im Land wird von den Behörden vorgeschrieben. Straftäter werden oft in der Öffentlichkeit hingerichtet.

Menschenrechtsgruppen berichten von mehreren Gefangenen- und Arbeitslagern im Land, in denen u.a. auch viele politische Gefangene inhaftiert sind. Selbst schwangere Frauen werden in diesen Lagern zu langer und harter Arbeit gezwungen. Die Inhaftierten sind der Willkür der Wärter ausgeliefert, zudem existieren Berichte über Folter. Inhaftierte starben infolge von Folter, Hunger, durch Nahrungsmittelentzug oder wurden aufgrund von geringen Vergehen hingerichtet. Westlichen Hilfsorganisationen zufolge sind rund 200.000 Menschen interniert (Stand 2005), von denen etwa 10 bis 20 % jährlich sterben oder exekutiert werden. Vereinzelte Zeugen, denen es gelungen ist, aus den Lagern und aus Nordkorea zu fliehen, berichten zudem über Menschenversuche. Demnach würden die Gefangenen in Laboren zum Testen von Gasen oder Viren herangezogen.

Nach China geflüchtete Nordkoreaner, die aus China zurück nach Nordkorea abgeschoben wurden, sollen hingerichtet worden sein, teilweise öffentlich, um Landsleute vor einer Flucht abzuschrecken. So sollen Anfang 2005 in nur einem Monat 70 Menschen auf diese Weise gestorben sein.

Die Verteilung von durch das Ausland gelieferten Nahrungsmitteln und anderer Hilfsgüter wurde bisher immer durch die Behörden durchgeführt. Die Regierung verschlimmerte so besonders während der Hungersnot der 1990er Jahre die Situation, da regierungsfreundliche Personen und insbesondere das Militär bevorzugt wurden. Da eine gerechte Verteilung der Hilfsgüter nicht gewährleistet werden konnte, zogen sich mehrere Hilfsorganisationen aus Nordkorea zurück (Ärzte ohne Grenzen im September 1998, Oxfam im Dezember 1999, CARE im Juni 2000).

Informationsfreiheit

Die öffentlichen Medien werden vollständig vom Staat kontrolliert. Die Bürger haben praktisch keinen Zugang zu unabhängigen und ausländischen Nachrichtenquellen. In der 2004 von „Reporter ohne Grenzen“ veröffentlichten Rangliste zur Pressefreiheit belegte Nordkorea den letzten Platz.

Im Juni 2004 – 18 Monate nachdem der erste Netzbetreiber seinen Dienst aufgenommen hatte – verfügte die Regierung Nordkoreas, dass alle Mobiltelefone eingezogen werden sollen und alle Mobilfunkbetreiber verboten werden. Es soll damit verhindert werden, dass unliebsame Informationen ins Land kommen oder dasselbe verlassen.

Die nordkoreanische Regierung ist bestrebt, freie Berichterstattung in Nordkorea zu unterbinden. Journalisten dürfen sich nur in Begleitung von Aufpassern im Land bewegen. Schriftsteller aus dem Süden durften nordkoreanische Kollegen besuchen, redeten über "was hast Du gegessen?".

Verwaltungsgliederung

Nordkorea gliedert sich in zwei Städte unter zentraler Verwaltung der Regierung, drei besondere Verwaltungsregionen und neun Provinzen.

Städte unter zentraler Verwaltung der Regierung

  • Pjöngjang (P'yŏng-yang Chik'alshi; 평양 직할시; 平壤直轄市)
  • Rasŏn (Rajin-Sŏnbong) (Rasŏn Chik'alshi; 라 선 (라진-선봉) 직할시; 羅先 (羅津-先鋒) 直轄市)

Besondere Verwaltungsregionen

Provinzen

Ehemalige Städte unter zentraler Verwaltung der Regierung

Einige Städte waren früher selbständig und standen unter zentraler Verwaltung der Regierung. Sie gehören jetzt verschiedenen Provinzen an. Es handelt sich dabei um folgende Städte:


Siehe auch: Liste der Städte in Nordkorea

Infrastruktur

Das Verkehrsnetz ist vor allem auf die Bedürfnisse des Militärs ausgerichtet. Hauptverkehrsträger ist die Eisenbahn. Von Pjöngjang führen Autobahnen nach Nordosten. Jedoch hat der Individualverkehr in Nordkorea keine Bedeutung. Bei Pjöngjang befindet sich ein internationaler Flughafen.

Wirtschaft

Nordkorea hat eine straff zentralisierte Planwirtschaft, die von anderen Ländern in strenger Isolation gehalten wird. Nordkorea zählt zu den wenigen bestehenden staatssozialistischen Volkswirtschaften. Die für das Überleben der Bevölkerung notwendige Landwirtschaft wird zugunsten weiterer Aufrüstung vernachlässigt, so dass Nordkorea von ausländischen Lebensmittellieferungen abhängig ist. Die großen Anstrengungen im militärischen Bereich wirken sich äußerst negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung aus. Nordkorea verbraucht 33,9 % seines Bruttosozialprodukts für sein Militär und liegt damit an der Weltspitze, weit vor den USA (3,2 % BSP) und Südkorea (1,4 % BSP). Es besitzt ein stehendes Heer von 1,2 Millionen Soldaten, die als Arbeitskraft der Wirtschaft entzogen sind. Heute (2003) ist das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt Nordkoreas mit 1.083 Euro etwa so groß wie das des Tschad.

Seit über fünfzig Jahren leidet die nordkoreanische Wirtschaft unter dem Embargo der USA und anderer westlicher Staaten. Der Zusammenbruch der Sowjetunion, schlechte Politik und eine Serie von Naturkatastrophen führten zur Stagnation der Wirtschaft. Die Versorgungslage im Agrarbereich ist schlecht. Zusätzlich werden viele Ressourcen zu Lasten der Bürger von der überdimensionierten Armee verbraucht.

Trotz allem wurden seit Anfang des 21. Jahrhunderts zaghafte Versuche unternommen, die Wirtschaft ähnlich wie in der Volksrepublik China zu reformieren. So wurde es z.B. jeder Person freigestellt, in ihrer Freizeit privat Landwirtschaft zu betreiben, wodurch sich in manchen Städten auch kleine Märkte bilden konnten. Zur Zeit fehlen Nordkorea mehr als eine Million Tonnen Weizen im Jahr, um auch nur die Mindestversorgung der Bevölkerung sicherzustellen.

Nordkorea erhielt jahrelang Unterstützung in Form von Nahrung und Öl von den Vereinten Nationen und China. Diese wurde allerdings beendet, als Nordkorea die Einstellung seines Atomwaffenprogrammes verweigerte.

Der bilaterale Handel zwischen China und Nordkorea hat im Jahr 2005 ein Rekordvolumen von 1,15 Milliarden Euro erreicht, dies ist ein Anstieg um 35,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig gingen die Handelstransaktionen mit Südkorea und Japan zurück. Die Exporte stiegen um 48,1 % und erreichten einen Wert von 488 Millionen Euro. Hauptsächlicher Grund war die Handelszunahme von Fischereierzeugnissen, Eisen und Fettkohle. [1]

Nord- und Südkorea bauen ein gemeinsames Auto, das den Namen „Pfeifender Wind“ trägt.

Der amerikanische Senat wirft Nordkorea vor, etwa 420 Millionen Euro pro Jahr durch Drogenschmuggel zu verdienen, was laut den Vorwürfen etwa 70 % der Deviseneinnahmen des Landes sein sollen. Das Geld würde unter anderem für den Kauf von Massenvernichtungswaffen verwendet.

Zudem gibt es Berichte, nach denen das SEK Trickfilmstudio in Pjöngjang Trickfilme exportiert und Auftragsarbeiten für westliche Studios übernimmt. Es soll unter anderem an den Filmen Pocahontas, Der König der Löwen, Asterix-und-Obelix und Teenage Mutant Ninja Turtles mitgearbeitet haben.

Tourismus

Für den Tourismus nach Nordkorea ist die staatliche Tourismusorganisation zuständig, welche seit 1953 existiert. Jeder Touristengruppe, egal ob diese aus nur einem Tourist oder mehreren Menschen besteht, werden zwei Reiseleiter zugeteilt. Diese sprechen in der Regel die Muttersprache des jeweiligen Touristen. Das Reiseprogramm wird durch die beiden Reiseleiter straff bestimmt, weshalb Individualtourismus nicht möglich ist. In den letzten Jahren hat der Tourismus stark zugenommen, wenn auch Touristen aus westlichen Ländern noch relativ selten sind. So verbringen jährlich nur rund 100 Deutsche ihren Urlaub in Nordkorea. Die meisten Touristen kommen aus China und Japan. Für Bürger der Staaten USA und Südkorea besteht in der Regel keine Möglichkeit, ein Touristenvisum für Nordkorea zu erlangen.

Im Kŭmgangsan-Gebirge gibt es einige touristische Anlagen, die vom Hyundai-Konzern gebaut wurden und betrieben werden. Reisen dorthin sind nur in organisierten Gruppen von Südkorea aus möglich.

Kultur

Kulturaustausch

2004 wurde ein Lesesaal des Goethe-Instituts [2] im Chollima-Kulturhaus, Jonggwangstraße 8-33 in Pjöngjang eröffnet. Der Bestand ist vielseitig und umfasst neben deutscher Literatur vor allem praktische Fachbücher von Medizin bis Bauingenieurwesen. Deutsche Zeitschriften und Zeitungen wie ZEIT, Spiegel oder FAZ sind dort für jedermann frei zugänglich. Der Zugang ist im Prinzip nicht kontrolliert. Allerdings kollidieren die Öffnungszeiten mit dem normalen Tagesablauf der Bevölkerung: Studenten z. B. dürfen den Campus vor 17 Uhr nicht verlassen – eine Stunde nach Schließung des Lesesaals. Aus diesem Grund bemühte sich die Deutsche Botschaft in Pjöngjang für eine Erweiterung der Öffnungszeiten auf den Samstag, dieses wurde letzendlich von der Regierung gestattet. Das Projekt hat jedoch vor allem Modellcharakter und soll zeigen, wie Bibliotheken aussehen können. Die Bibliothek wird von zwei Koreanern mit deutschen Sprachkenntnissen geleitet.

Bibliothekswesen

 
Die große Studienhalle des Volkes (Mai 2005).

Es soll 15.000 Bibliotheken in Nordkorea geben. Jede Kommune ist verpflichtet neben der alltäglichen Grundversorgung auch Bibliotheken einzurichten.

Allerdings gibt es keine bibliothekarische Ausbildung. Die Übernahme einer Bibliotheksleitung zumindest einer Hochschulbibliothek setzt ein Hochschulstudium voraus. Eine Initiative des Goethe-Instituts versucht seit Mai 2005, dem Land zu einer qualifizierten Ausbildungsstätte für Bibliothekare zu verhelfen.

Die Nationalbibliothek in Pjöngjang nennt sich „Große Studienhalle des Volkes“ und ist eine Mischung aus Bibliothek und Volkshochschule. Sie soll 30 Millionen Medieneinheiten beherbergen. Zu besichtigen sind in der Tat zahlreiche spezialisierte Lesesäle sowie Hörsäle, Sprachlabore und Einrichtungen für die Produktion von Fernlehrmaterialien.

Als Bibliothekssystem scheint CDS/ISIS zum Einsatz zu kommen und als Katalogisierungsformate ein MARC-Derivat.

Nordkorea ist im wesentlichen vom globalen Internet abgeschottet. Die Domain .kp ist inaktiv. Die wenigen offiziellen Webseiten, die über Nordkorea existieren, werden im Ausland gehostet. Es soll ein landesweites Intranet geben, das hauptsächlich Behörden und Ministerien verbindet. Inwieweit dessen zivile Nutzung möglich ist, ist unbekannt.

Weitere Themen

Generelle Informationen

Pro-nordkoreanische Seiten

Kritische Seiten

Literatur

  • Hyondok Choe, Du-Yul Song, Rainer Werning(Hg.): Wohin steuert Nordkorea? Soziale Verhältnisse - Entwicklungstendenzen - Perspektiven, PapyRossa Verlag Köln 2004. ISBN 3-89438-309-7
  • Hanns W. Maull und Ivo M. Maull: Im Brennpunkt: Korea. C.H. Beck Verlag München 2004. ISBN 3-406-50716-6
  • Pierre Rigoulot: Nordkorea: Steinzeitkommunismus und Atomwaffen, Anatomie einer Krise. Kiepenheuer & Witsch Köln 2003. ISBN 3-462-03347-6
  • Jens Tevres, Vimal Vichare: Hände weg von Nordkorea! Ahriman-Verlag 2003 (Ketzerbriefe, 115) ISBN 3-894-84233-4
  • Bruce Cumings: Korea's Place in the Sun. A Modern History. W. W. Norton & Company 1998. ISBN 0-39331681-5
  • Feffer, John: Nordkorea und die USA, die amerikanischen Interessen auf der koreanischen Halbinsel. Diederichs München 2004.
  • Maierbrugger, Arno: Nordkorea-Handbuch: unterwegs in einem geheimnissvollen Land. Trescher Berlin 2004 (= Trescher-Reihe Reisen).
  • Frank, Rüdiger: Nordkorea: Zwischen Stagnation und Veränderungsdruck, in: Derichs, Claudia/Heberer, Thomas (Hrsg.): Einführung in die politischen Systeme Ostasiens, Opladen 2003, S. 271-325.
  • Rigoulot, Pierre: Verbrechen, Terror und Geheimnis in Nordkorea, in: Courtois, Stéphane/Werth, Nicolas u.a.: Das Schwarzbuch des Kommunismus. Unterdrückung, Verbrechen und Terror, München/Zürich 1998 (original frz.: 1997), S. 609-629.

Film

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