Helmstedt

Kreisstadt des Landkreises Helmstedt in Niedersachsen
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Wappen Karte
Helmstedter Stadtwappen Deutschlandkarte, Position von Helmstedt hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Helmstedt
Fläche: 46,97 km²
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 123 m ü. NN
Einwohner: 25.389 (30. Juni 2005)
Bevölkerungsdichte: 541 Einwohner je km²
Postleitzahl: 38350
Telefonvorwahl: 05351
Kfz-Kennzeichen: HE
Gemeindeschlüssel: 03 1 54 010
Stadtgliederung: 4 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1
38350 Helmstedt
Website: www.stadt-helmstedt.de
E-Mail-Adresse: rathaus@stadt-helmstedt.de
Politik
Bürgermeister: Heinz-Dieter Eisermann

Helmstedt ist Kreisstadt des Landkreises Helmstedt in Niedersachsen (Deutschland). Sie liegt zwischen Elm und Lappwald, ca. 40 km östlich von Braunschweig an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Helmstedt ist über die in unmittelbarer Nachbarschaft verlaufende A 2 sowie die B 1, B 244 und B 245a erreichbar.

Helmstedt, Juleum, Aulagebäude der ehem. Universität

Während der Deutschen Teilung war hier an der A 2 (Helmstedt-Marienborn) der wichtigste Grenzübergang zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik sowie der westliche Endpunkt einer der Transitstrecken nach West-Berlin.

Helmstedt kann mit eindrucksvollen Bauwerken seit der Romanik aufwarten; hervorzuheben sind Beispiele aus der Renaissancezeit sowie der reiche Bestand an Fachwerkhäusern.

Stadtgliederung

Helmstedt gliedert sich in 4 Stadtteile:

Geschichte

Helmstedt und die Umgebung sind reich an archäologischen Fundstätten. Die ältesten Spuren hier anwesender Menschen wurden während der Ausgrabungen im Braunkohletagebau gefunden. Bei Schöningen stießen die Archäologen auf ein altsteinzeitliches Jägerlager mit Tier- und Pflanzenresten sowie Werkzeugen und 400 000 Jahre alten Speeren. Die „Schöninger Speere“ sind die ältesten erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit. Quer durch das Kreisgebiet verlief mit der Löß- auch eine Kulturgrenze. Während sich auf den fruchtbaren Lößböden bereits bäuerliche Kulturen niedergelassen hatten, lebten nördlich von Helmstedt in den Gebieten mit minderer Bodenqualität noch mittelsteinzeitliche Jäger und Sammler. Die ältesten Siedlungen errichteten die Bauern der Jungsteinzeit im 6. Jahrtausend vor Chr. Die erste bäuerliche Kultur nördlich der Lößgrenze zeichnete sich durch ihre besondere Keramik in Form von Trichterbechern aus. Diese Menschen bestatteten ihre Toten in Großsteingräbern. Bekannt sind die Lübbensteine westlich von Helmstedt sowie die Grabanlagen bei Süpplingenburg und Groß Steinum.

Helmstedt entwickelte sich in der Nähe des Benediktinerklosters St. Ludgeri, das um 800 als Missionszelle von Liudger, dem ersten Bischof von Münster, gegründet wurde. Es bestand stets eine enge Verbindung zum Kloster Werden (heute ein Stadtteil von Essen).

Helmstedt wird 952 als Helmonstede das erste Mal urkundlich erwähnt. 1247 erhält Helmstedt die Stadtrechte. Die älteste politische Einteilung der Region geht bis ins frühe Mittelalter auf die Gaue zurück. Die Region Helmstedt war Teil von Derlingau und Nordthüringgau. Im Laufe des Mittelalters ersetzten die Grafschaften die Gaue. Über Lothar III. von Süpplingenburg fielen die Helmstedter Besitzungen an die Welfen. Im 13. Jahrhundert wurde die Region Helmstedt auf diese Weise Bestandteil des Herzogtums Braunschweig/Lüneburg. Kaiser Lothar III. und seine Gemahlin Richenza waren die Großeltern Heinrichs des Löwen. Sie sind im „Kaiserdom“ in Königslutter bestattet.

Christianisierung und Reformation

Auf die Missionszeit um das Jahr 800 geht die Klosteranlage von St. Ludgeri in Helmstedt zurück. Gegründet als Ableger des Klosters Werden bei Essen widerstand St. Ludgeri der Reformation und bildete lange Zeit die einzige katholische Gemeinde der Region. Im Jahre 1530 fand in der Stephani-Kirche in Helmstedt die erste evangelische Predigt statt. Die Reformation setzte sich in der Stadt Helmstedt gegen den Widerstand des Klosters Ludgeri und des katholischen Herzogs Heinrich durch. Das Umland blieb katholisch. Erst Herzog Julius führte unmittelbar nach seiner Regierungsübernahme 1568 im Land Braunschweig, und damit auch im Gebiet des späteren Landkreises Helmstedt, die Reformation ein.

Universität Helmstedt

Die Universität Academia Julia wurde von Herzog Heinrich Julius am 15. Oktober 1576 gestiftet; der Herzog war auch der erste Rektor. Die Universität prägte das Leben von 1576-1810 in der Stadt, die inzwischen sogar Mitglied der Hanse geworden war, erheblich. Die Herzöge holten Gelehrte wie den Humanisten Georg Calixt, den großen Einigungstheologen, der hier eine Schule der Philosophie gründete, den Universalgelehrten Hermann Conring, Doktor der Medizin, der Theologie, der Philosophie und Jurist zugleich, oder den berühmten Italiener Giordano Bruno, der die Lehre des Kopernikus vertrat und deswegen Jahre später in Rom auf einem Scheiterhaufen endete, an die Universität nach Helmstedt. Gottfried Christoph Beireis, der in Helmstedt einen Lehrstuhl für Medizin und Chirurgie erhielt, hatte 1805 Besuch von Goethe. Gottfried Ludwig Mencken, Vizerektor der Helmstedter Universität, und die Helmstedterin Marie Witten sind die Urgroßeltern des Gründers des Deutschen Reiches, Otto von Bismarck. Bald nach der Gründung der Universität ließ sich hier auch der Buchdrucker Jacob Lucius der Ältere Transsylvanus nieder. In ihm sieht man den Drucker der ersten Zeitung der Welt, sie entstand 1609. Die Universität bestand 233 Jahre und wurde im Jahre 1810 von Jérôme Bonaparte, König von Westfalen, geschlossen. Das Ensemble der Universitätsbauten mit dem Juleum als Hauptgebäude ist bis heute eine architektonische Augenweide. Grundlegende Veränderungen ergaben sich während der „Franzosenzeit“ 1806 bis 1813. Jérôme, der Bruder Napoleons, regierte das Königreich Westfalen, zu dem auch Helmstedt gehörte. Auf seinen Befehl wurde die Universität am 10. Dezember 1809 von der westfälischen Regierung aufgehoben. In Helmstedt wirkten unter anderen:

1799 erfolgte die Promotion des Mathematikers Carl Friedrich Gauß in Abwesenheit.

Leben an der innerdeutschen Grenze

Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte der Landkreis Helmstedt nach Rückzug der Amerikaner zur britischen Besatzungszone. Für viele Jahre verlief östlich von Helmstedt die Trennung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Der Grenzübergang Helmstedt-Marienborn an der Autobahn nach Berlin gelangte zu traurigem Ruhm. Familiäre, freundschaftliche und wirtschaftliche Verbindungen zwischen Ost und West wurden unterbrochen. Als am 9. November 1989 die Grenze wieder geöffnet wurde, erlebte Helmstedt einen nie gesehenen Besucheransturm. Hier war die Freude über die Grenzöffnung und die Wiedervereinigung Deutschlands besonders groß.

Landschaftsbestimmend: Die Braunkohle

Der Braunkohleabbau hat das Bild der Region Helmstedt entscheidend geprägt. Die Helmstedter Braunkohle entstand vor 50 bis 60 Millionen Jahren. 1725 wurde bei Frellstedt das erste Kohleflöz entdeckt. 1795 errichtete der Theologiestudent Koch die erste Helmstedter Kohlengrube. Der Kohleabbau erfolgte unter Tage. 1872 verkaufte der Braunschweiger Herzog seine Braunkohlefelder an ein Bankenkonsortium, aus dem die Braunschweigische Kohlen-Bergwerke Aktiengesellschaft entstand. Sie wurde zum größten Bergbaubetrieb in der Helmstedt-Oschersleber Mulde. 1874 wurde mit Trendelbusch der erste Tagebau in Betrieb genommen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen durch die Sperrung der Grenze die östlichen Produktionsanlagen verloren. Der durch die Teilung Deutschlands entstandene Tagebau Helmstedt wurde 2002 stillgelegt. An dessen Stelle ist langfristig ein 4 Quadratkilometer großer See mit entsprechendem Freizeitwert geplant.

Gegenwart

Aufgrund seiner historischen Bausubstanz, seiner schief liegenden Plätze und seiner die Altstadt umgebenden Befestigungsanlagen gehört Helmstedt zu den wenigen Städten Niedersachsens, die ein eigenes, unverwechselbares Profil besitzen. Glanzpunkte seines Stadtbildes sind die Doppelkapelle St. Petrus und St. Johannes, eines der ältesten Bauwerke des Landes, die St. Felicitas-Krypta der Klosterkirche St. Ludgeri, die Pfarrkirche St. Stephan, das Kloster St. Marienberg, der Komplex der ehemaligen Universität mit dem Aulagebäude, das zu den schönsten profanen Renaissancebauten Norddeutschlands gehört, sowie eine Vielzahl von Fachwerk- und Professorenhäusern. Als ein Helmstedter Professor 1755 herausfand, dass Quellen im Brunnental heilkräftiges Wasser führten, entstand in der waldigen Umgebung der Stadt ein mondänes Modebad. Die Quellen sind zwar zwischenzeitlich versiegt, geblieben aber ist in einer parkähnlichen Landschaft eine Siedlung mit Theater und bekannten Hotel-Restaurants, die zu Recht die Ortsteilbezeichnung Bad Helmstedt führt und staatlich als Erholungsort anerkannt wurde. Sie liegt mitten im Lappwald, einem abwechslungsreichen Grenzforst, der vom Räuberhauptmann Rose und anderen Schmugglern so manche Geschichte erzählen könnte.

Zum 75jährigen Gründungsjubiläum wurde Ende Oktober 2003 das Museum im ehemaligen Weinkeller des Juleums als "Kreis- und Universitätsmuseum" neu eröffnet ("Vom Bibliothekssaal in den Weinkeller"). Hier gibt es eine Dauerausstellung zu zwei Hauptthemen: der Universitätsgeschichte und dem Leben im Landkreis Helmstedt seit 400.000 Jahren. Letztere schlägt einen weiten Bogen von Grabbeigaben der ersten Bewohner, über französische Siegel (aus der Zeit, als Helmstedt zum Königreich Westfalen gehörte), bis zu der Hofballuniform des Kreisdirektors Blasius vor dem Ersten Weltkrieg. Mit einem 100-jährigen Tanzstundenfächer oder der Kaffeetasse mit dem Bild eines Helmstedter Zeichenlehrers treten Menschen aus dem Dunkel der Geschichte hervor. Zur Universitätsgeschichte werden die vier Fakultäten, das akademische Alltagsleben, Ausgrabungsfunde vom Juleumshof und ausgewählte Persönlichkeiten vorgestellt. Anlässlich der Eröffnung wurde der neue Sonderausstellungsbereich mit Werken von Michael Benning "Von Lübbensteinen und Feld-Stücken" eingeweiht. Öffnungszeiten: Di-Fr 10-12:00, Di-So 15-17:00.

Für Jugendliche bietet die Stadt allerdings nicht viel. Abgesehen vom Waldbad Birkerteich, welches eines der schönsten und geräumigsten Freibäder im Umland darstellt.

Sehenswürdigkeiten

  • Bedeutende romanische Bauwerke wie die Doppelkapelle und die St. Ludgeri-Kirche
  • Kloster St. Marienberg mit Schatzkammer und mittelalterlicher Paramentewerkstatt
  • Aula-Gebäude der ehemaligen Helmstedter Universität (Juleum)
  • Universitätsbibliothek, Kreis- und Universitätsmuseum im alten Weinkeller des Juleums
  • Hausmannsturm
  • gotische St. Stephanikirche
  • Professorenhäuser
  • Rathaus (erbaut 1906)
  • Museumshof
  • Helmstedter Landwehr mit Beobachtungstürmen
  • Zonengrenz-Museum
  • Großsteingräber Lübbensteine
  • Bad Helmstedt, Theater, Brunnental

Söhne und Töchter der Stadt

Politik

Wappen

Im oberen Teil des Stadtwappens wird der geistliche Einfluß auf Helmstedt durch den heiligen Ludger deutlich gemacht. Er thront unter einem kleeblattförmigen Architekturbogen mit roten Dächern und der Inschrift „S.LUDGER“. Der Heilige trägt ein weißes Gewand mit roter Kasel. In seiner Rechten hält er einen goldenen Krummstab. In seiner Linken ein goldenes Buch und einen ebensolchen Heiligenschein. Im unteren Teil des Wappens wird eine silberne Zinnmauer mit offener Tür gezeigt, was damals den Begriff „Stadt“ wiedergab. Für die Farbe des Helmstedter Wappenschildes wurde blau gewählt, für die Figur des Heiligen und für das Mauerwerk weiß. Die Stadtfarben sind daher naturgemäß blau-weiß. Das Bild des Heiligen Ludger wurde am 25. Mai 1900 als endgültiges Wappen der Stadt von Prinz Albrecht, dem damaligen Regenten des Herzogtums Braunschweig, genehmigt.

Stadtrat

Die Wahl des Stadtrates für die Wahlperiode 2001 bis 2006 fand am 9. September 2001 statt. Die 37 Sitze für den Rat verteilten sich danach wie folgt:

SPD 17 Sitze
CDU 16 Sitze
FDP 2 Sitze
Die Grünen 1 Sitz
NPD 1 Sitz

Städtepartnerschaften

Die Stadt Helmstedt unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:

Literatur

  • Melsene Johansen, Helgard Helmich: Helmstedt, Sutton Verlag 2004.
  • Hans-Ehrhard Müller: Helmstedt - die Geschichte einer deutschen Stadt, 1. Aufl. 1998
  • Hans Haase: Die Universität Helmstedt 1576-1810, Bremen/Wolfenbüttel 1976.
  • Otto Stelzer: Helmstedt und das Land um den Elm, 2. Aufl. 1964.
  • Helmstädt (Helmstedt), in: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888-90, Bd. 8, S. 368.