Dirmstein

Gemeinde in Deutschland
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Wappen Karte
Wappen von Dirmstein Deutschlandkarte, Position von Dirmstein hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Bad Dürkheim
Verbandsgemeinde: Grünstadt-Land
Fläche:
davon Weinbau:
14,67 km²
2,5 km²
Einwohner
(nur Erstwohnsitze):
3.113
(30. Juni 2004)
Einwohner
(incl. Zweitwohnsitze):
ca. 3.300
(30. Juni 2004)
Bevölkerungsdichte: 212 Einwohner je km²
Höhe: 104 m ü. NN
Postleitzahl: 67246
Vorwahl: 06238
Geografische Lage: 8° 14' 41" ö. L.
49° 33' 48" n. Br.
Kfz-Kennzeichen: DÜW
Gemeindeschlüssel: 07 3 32 010
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Ortsgemeinde Dirmstein
Marktstr. 4
67246 Dirmstein
Offizielle Website: www.dirmstein.de
E-Mail-Adresse: og.dirmstein@t-online.de
Politik
Bürgermeister: Jürgen Schwerdt (CDU)
Gemeinderat:
(Wahl am 13.06.2004)
CDU 51,1% (-4,7) - 11 Sitze (=)
SPD 26,3% (+2,0) - 5 Sitze (=)
FWG 22,7% (+2,8) - 4 Sitze (=)

Dirmstein ist der größte Ort der 1972 gebildeten Verbandsgemeinde Grünstadt-Land im Landkreis Bad Dürkheim (deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz). Zunächst wurde der Ort als "Perle der Unterhaardt" beworben, seit 1972 - unter Rückbesinnung auf die Historie - als "Perle des Leiningerlandes". 2005 favorisierte der neue Bürgermeister gegen lokalen und regionalen Widerstand den Slogan "Perle zwischen Worms und Weinstraße".

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Topographie und Geologie

Dirmstein liegt in der Oberrheinischen Tiefebene im Nordosten der Pfalz, knapp südlich der Grenze zu Rheinhessen und westlich des Rheins etwa auf halbem Weg zum Pfälzer Wald hin. Der rheinseitige Ostteil der Gemarkung ist nahezu eben, während nach Westen zu Hügel aufsteigen, welche die Ausläufer der Haardt darstellen, des pfälzischen Weinbaugebietes zwischen Ebene und Mittelgebirge.

Die Gemeinde wird in west-östlicher Richtung vom Eckbach durchflossen, der Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Ortszentrum an die südliche Peripherie verlagert wurde.

Die Böden sind überwiegend sandig und weisen z. T. Lehmbeimengungen auf, deren Konzentration variiert. In tiefer gelegenen Arealen nahe dem Eckbach finden sich auch Ablagerungen, die der Bach früher hierher verfrachtet hat. Der Grundwasserspiegel liegt mittlerweile mehr als 10 m unter der Erdoberfläche.

Der an sich kleine Floßbach oder Landgraben, der Dirmstein im Norden umfließt und am Ostrand des Dorfes in den Eckbach mündet, wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begradigt. Der so bewirkte Verlust von Überschwemmungsräumen bereitet zusammen mit der Erhöhung der Fließgeschwindigkeit dem in den 1980er Jahren eröffneten Baugebiet Nördlich der Heuchelheimer Straße bei starken Regenfällen Probleme. 1994 kam es erstmals zu einer großflächigen Überflutung, bei der Keller bis zur Oberkante unter Wasser standen.

Geschichte

Überblick

um 0   Verdrängung der Kelten durch die Römer
um 400   Landnahme durch die Alemannen
gegen 500   Landnahme durch die Franken
842   1. Urkunde (Díramestein)
1110   2. Urkunde (Díeremestein)
1141   Erwähnung von Weinbau im Ort
1190   3. Urkunde (Dirmenstein)
13.-17. Jh.   Adelsfamilie von Lerch (Caspar Lerch 1575-1642)
1315   erstmals Dirmstein
1367   Gründung einer Augustiner-Probstei
1500   Gründung eines Jesuiten-Klosters
1525   Schleifung zweier Schlösser und des Augustiner-Klosters im Bauernkrieg
1689   Niederbrennung Dirmsteins im Pfälzischen Erbfolgekrieg
ab 1736   Errichtung des Sturmfederschen Schlosses durch Marsilius Franz von Sturmfeder
1738   Errichtung des Michelstores durch von Sturmfeder
1746   Einweihung der Laurentiuskirche
1780-1801   Dirmstein vorübergehend mit Stadtrechten
1797-1815   Dirmstein französisch (Département Montonnerre)
1816-1945   Dirmstein bayerisch (Rheinkreis, später Rheinpfalz)
1891-1939   Lokalbahnbetrieb
1933-1945   Adolf Hitler Ehrenbürger von Dirmstein, Umbenennung ausgerechnet der Friedhofstraße in Adolf-Hitler-Straße
1940-1945   Stanislaus Swiatek als Kriegsgefangener in Dirmstein
1945   Ermordung des abgeschossenen britischen Fliegers Cyril William Sibley
1972   Bildung der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land
2000   Brand des Edeka-Marktes Bachmann
2005   Erscheinen der Ortschronik von Dirmstein

Von den Kelten zu den Franken

Bevor kurz vor der christlichen Zeitenwende die Römer die Region eroberten, siedelten hier Kelten. Die Römer wurden in der Spätzeit ihrer Herrschaft um 400 durch eindringende Germanen vom Stamm der Alemannen abgelöst, diese im Verlauf eines knappen Jahrhunderts durch ebenfalls germanische Franken. Bis hierher gibt es keine schriftlichen Zeugnisse über Dirmstein.

Frankenzeit

Entwicklung des Namens

Im 8. Jahrhundert bestand Dirmstein als fränkische Ansiedlung Díramestein, die im Weißenburger Codex ohne genaue Datierung genannt wird. Der Name bedeutet soviel wie "Stein(haus) des Diram". Im 9. Jahrhundert erfolgte die erste datierte Erwähnung des Dorfes in einer Urkunde, die Frankenkönig Karl der Kahle am 23. November 842 in Dirmstein unterzeichnet hat. Von 1110 stammt die zweite Quelle, eine Urkunde des Probstes Hartwig von St. Paul zu Worms, wo der Ort unter dem Namen Díeremestein aufgeführt ist. Mit einer weiteren Wormser Urkunde von 1190 übertrug König Heinrich IV. die Vogtei über Dirmenstein dem Bischof Konrad II. von Sternberg von Worms. Der heutige Name Dirmstein wurde erstmals 1315 gebraucht.

Gräberfelder

Drei fränkische Gräberfelder aus dem Frühmittelalter, am Nordostrand des Ortes gelegen, wurden ab 1954 entdeckt. Das zuletzt gefundene wurde in den 1980er Jahren archäologisch untersucht. Die geborgenen Funde wurden nach Speyer ins Historische Museum der Pfalz verbracht. Manche der mit den Fundstücken befassten Experten vertreten sogar die Meinung, dass die Grabstätten zumindest teilweise schon zu alemannischer Zeit in Gebrauch waren.

Adelsfamilien

Dirmsteiner Adelsfamilien wurden erstmals im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt.

Die bekannteste war die Familie von Lerch, die von Beginn des 14. Jahrhunderts bis zu ihrem Aussterben Ende des 17. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle sowohl im Dorf als auch - wegen ihrer ausgedehnten Besitztümer - im gesamten pfälzischen Raum und darüber hinaus spielte. Ihr Name ist an mehreren historischen Dirmsteiner Gebäuden in Stein gemeißelt, so am Torbogen zum Hospitalhof und an der Mauer des Kellergartens, der heutigen Fechtschule. Herausragender Vertreter der Familie war Caspar Lerch (1575-1642), nach dem eine Straße im Ort benannt ist. Er war zunächst Kämmerer des Bischofs von Speyer, dann Kurmainzischer Amtmann in Tauberbischofsheim und schließlich Direktor der Oberrheinischen Ritterschaft. Außerdem verfasste er zahlreiche juristische Werke.

Freiherr Marsilius Franz von Sturmfeder wurde legendär durch seinen Hader mit der Obrigkeit, den er 1738 auf dem Michelstor in Form einer Skulptur als seinen siegreichen Kampf mit dem Drachen verewigen ließ. An der Außenseite des Tores, das zum Sturmfederschen Schloss gehört, ist zudem ein steinerner "Neidkopf" eingelassen.

Kriegszeiten

Unter dem Bauernkrieg hatte der Ort selbst wenig zu leiden, obwohl am 4. Juni 1525 aufständige Bauern unter Führung des Dirmsteiner Vasallen Erasmus von der Hauben das Bischöfliche und das Kurpfälzische Schloss sowie das Augustiner-Kloster schleiften.

Ebenfalls nur zu kleineren Zerstörungen kam es während des Dreißigjährigen Krieges. Unter Repressionen hatte vor allem der bekennende katholische Parteigänger Caspar Lerch zu leiden, dessen Schloss geplündert wurde und der samt seiner Familie zu Flucht und mehrjährigem Exil gezwungen war.

1689 allerdings wurde Dirmstein durch französische Truppen fast gänzlich niedergebrannt. 1688 - 1697 führte nämlich der "Sonnenkönig" Ludwig XIV., um an das Erbe seiner Schwägerin Liselotte von der Pfalz zu kommen, den Pfälzischen Erbfolgekrieg - und ließ paradoxerweise die von ihm begehrte Kurpfalz in Schutt und Asche legen. In Dirmstein wütete die Feuersbrunst drei Tage lang, vom 7. bis 9. September.

Barockzeit

Hundert Jahre nach dem Inferno - in der Barockzeit - war aus den beiden ursprünglichen Siedlungskernen, dem Ober- und dem Unterdorf, wieder ein ansehnliches Gemeinwesen geworden, dem von 1780 bis 1801 sogar Stadtrechte gewährt wurden.

Ober- und Unterdorf hatten bis 1705 zeitweise verschiedenen Herrschaften angehört: Das Oberdorf war dem pfälzischen Kurfürsten zu Eigen, das Unterdorf dem Bistum Worms bzw. Speyer. Einer späteren interkonfessionellen Kooperation zwischen dem katholischen Fürstbischof von Worms und dem protestantischen Kurfürsten verdankt Dirmstein seine berühmte Zweikirche St. Laurentius (s. Barockkirche).

Zweiter Weltkrieg

Alle späteren Kriege hat Dirmstein nahezu unversehrt überstanden. Der Zweite Weltkrieg hinterließ eine erfreuliche und eine schändliche Geschichte:

Der ehemalige Kriegsgefangene Stanislaus Swiatek aus dem polnischen Stettin bewahrte auf Grund seiner guten Erfahrungen dem Dorf eine lebenslange Freundschaft über mehr als ein halbes Jahrhundert und vermittelte jungen Landsleuten, die er zu Besuchen mitbrachte, seine Ansichten von Völkerverständigung.

Andererseits wurde am 21. Februar 1945 der abgeschossene britische Flieger Cyril William Sibley, der verwundet in Gefangenschaft geraten war, vom Ortsgruppenleiter der NSDAP ermordet. 1946 wurden der für Sibleys Tod verantwortliche Adolf Wolfert und ein Mittäter von einem britischen Militärgericht zum Tod durch Erhängen verurteilt und ein halbes Jahr später hingerichtet. 1985 fand die Bluttat an Sibley ihre literarische Aufarbeitung durch den Dirmsteiner Dichter Walter Landin in der Erzählung Wenn erst Gras wächst.

Politik

Wappen

Das Gemeindewappen ist geteilt. Die obere Hälfte ist in Schwarz und Blau gespalten. Oben rechts steht auf den Hinterbeinen ein rot bewehrter und rot bezungter, nach rechts blickender Löwe, oben links liegt in mit goldenen Kreuzchen bestreutem Feld ein mit der Spitze schräg zur Mitte oben weisender silberner Schlüssel. Die untere Hälfte zeigt in rotem Feld drei vollständige und zwei angeschnittene silberne Helme.

Löwe und Schlüssel symbolisieren die geteilte Herrschaft durch die Kurpfalz und das Bistum Worms, die Helme stellen die Eisenhüte der ortsansässigen niederen Adeligen dar, die ab dem 15. Jahrhundert eine Ganerbschaft bildeten.

Liste der Bürgermeister

(1945 bis 1964 und vor 1924 lückenhaft)

Jürgen Schwerdt (CDU) seit 2004
Werner Sauer (CDU) 1994 bis 2004
Friedrich Raster (SPD) 1986 bis 1994
Erich Otto (FWG) 1964 bis 1986
Roland Bengel um 1950
Philipp Neuschäfer 1943 bis 1945
Karl Schlösser 1941 bis 1943
Heinrich Körber 1937 bis 1941
Johann (Hans) Karl Becker 1933 bis 1937
Dr. Lauterbach (?) 1931 bis 1933
Richard Römer 1924 bis 1931
Dr. med. Heinrich Bennighof 1845 bis 1893
Hartmüller um 1833
Jacob Janson um 1823/25
Joseph von Camuzzi 1801 bis etwa 1810
Stephan Gräf ab 1793
Philipp Roos 1792 bis 1793
Stephan Gräf bis 1792
Georg Mappes um 1752
Boetty um 1741
Andres Einsel(e) um 1717/37
Hans Conrad Winter um 1652

Kultur

 
Ältestes Haus in Dirmstein

Sehenswürdigkeiten

Ältestes Haus

Das "Älteste Haus" Dirmsteins, das die eingemeißelte Jahreszahl 1596 trägt, überstand 1689 mit nur fünf oder sechs anderen Gebäuden das Niederbrennen des Ortes durch die Franzosen. Es wurde um die Jahrtausendwende ansprechend restauriert.

Barockkirche

Der historische Kern des Winzerdorfes stammt deswegen aus der Barockzeit. Prunkstück ist die ab 1742 nach den Plänen des genialen Baumeisters Balthasar Neumann errichtete und 1746 geweihte St.-Laurentius-Kirche. Die im Jahr 1900 gebaute und 1986 renovierte Orgel zieht von weither Kenner an.

Schlösser und Schlosspark

Auch die restaurierten Schlösser, eigentlich Herrenhäuser der adeligen Familien von Sturmfeder und Koeth-Wanscheid, sowie der kurz nach 1800 im Stil eines Englischen Landschaftsgartens angelegte und heute gleichfalls sanierte Schlosspark ermöglichen Veranstaltungen vor allem musikalischer Art, die Dirmstein mittlerweile zu einem kulturellen Geheimtipp avancieren ließen. Nach wie vor sind sich die Experten nicht sicher, ob der renommierte Landschaftsarchitekt Friedrich Ludwig von Sckell bzw. einer seiner Schüler oder aber der in der Region fast ebenso berühmte Johann Christian Metzger den Schlosspark geschaffen hat.

Sonstige Bauwerke

  • Die Spormühle liegt im Südwesten des Dorfes am Eckbach und beherbergt neben einer Kunstgalerie ein kleines Landhotel.
  • Eine Besonderheit ist das ehemalige Badehaus der Gräfin von Brühl, deren fürstliche Badewanne heute als übergroßer Blumentopf im Vorgarten steht.
  • Gegenüber der Kirche im Spitalhof, der früher ein Hospiz war und zu dem die in gotischem Stil errichtete und heute profanisierte Kapelle St. Maria Magdalena gehört, ist nun der Gemeindekindergarten untergebracht.
  • Das historische Alte Rathaus wird als Haus der Vereine genutzt, die das Gebäude in ehrenamtlicher Arbeit restauriert haben.
  • Die Marktstraße, deren Südteil auf 60 m als "Deutschlands kleinste Fußgängerzone" ausgewiesen ist, verläuft zwischen dem Sturmfederschen Schloss und dem Hotel "Café Kempf", das nach vollständiger Renovierung wieder seinen Platz als führender gastronomischer Betrieb am Ort und als optischer Blickfang einnimmt.
  • Als kleines, aber feines Pendant fungiert das zur Weinstube ausgebaute alte Backhaus.
  • Vom ehemaligen Sommerschloss des Fürstbischofs von Worms in der Nähe des östlichen Ortsrandes stehen nur noch wenige originale Reste.
  • Dasselbe gilt von zwei Klöstern der Augustiner und Jesuiten, die nördlich des Ortszentrums nebeneinander lagen. Das Augustinerkloster wurde später zum Quadtschen Schloss umgebaut und firmiert heute, historisch unkorrekt, als Jesuitenhof.
  • Eine ganze Anzahl weiterer Winzerhöfe und Weinstuben sind mit großem Aufwand saniert worden und tragen durch prächtige Fachwerk- oder Sandsteinfassaden zur Atmosphäre des Dorfes bei.

Friedhöfe

Bis etwa 1850 besaß der Ort seinen Friedhof im Osten der Gemeinde. Das bekannteste Grab dort ist dasjenige des Arztes Johann Hubertus.

Der heute in Gebrauch befindliche Friedhof liegt im Norden des Dorfes. Zahlreiche kulturhistorisch wertvolle Grabsteine aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert wurden vom alten Friedhof übernommen und hier aufgestellt. Die Kapelle, in der ein Teil der ursprünglichen Fresken restauriert worden ist, ist eine neuromanische Anlage mit rechteckigem Grundriss aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und beherbergt die Gruft der adeligen Familie Camuzzi.

Ortsführungen

Ortsführungen, die der Kulturverein St. Michael Dirmstein e. V. durch seinen Ehrenvorsitzenden Arthur Maurer - in der historischen Tracht eines Junkers - anbietet, und eine gepflegte Gastronomie machen den Ort auch zu einem touristischen Erlebnis. Ein von Arthur Maurer gebautes Modell der Gemeinde zur Barockzeit wird unter Glas im Foyer des Sturmfederschen Schlosses präsentiert.

Lösswand als Biotop

Im Bereich des nordwestlichen Ortsausgangs gibt es eine nach Süden ausgerichtete steile Lösswand, die ein Biotop für zahlreiche Arten von wärmeliebenden Insekten darstellt, so z. B. für solitäre Wildbienen und Grabwespen. Auch höhlenbrütende Vogelarten werden beobachtet.

Eckbachmühlen-Rad- und Wanderweg

Der Eckbachmühlen-Rad- und Wanderweg, der von Dirmstein aus bachaufwärts durch sieben malerische Dörfer nach Neuleiningen führt, ist für Mühlenliebhaber wegen der 23 teils restaurierten Mühlen begehenswert.

Veranstaltungen

Konzertreihen und mehr

Die zahlreichen örtlichen Vereine bescheren dem Ort einen wohlgefüllten Terminkalender. Besonders die Veranstaltungen des Kulturvereins (historische Tanzgruppe, Literaturabende, Musik im Schlosspark) sowie die hochkarätigen Konzerte im Sturmfederschen Schloss (Eux-Stocke-Ratssaal), wo ein historischer Bechstein-Flügel zur Verfügung steht, locken immer mehr Besucher von auswärts an. Ähnliches gilt für die deutsch-französische Konzertreihe "Printemps Rhénan - Rheinischer Frühling", zu deren Spielorten die örtliche Zweikirche gehört. Im Schlosspark findet außerdem jährlich eine Open-Air-Gala der Reihe "palatiajazz" statt, bei der beispielsweise schon die original Blues-Brothers-Band, Branford Marsalis und Cassandra Wilson aufgetreten sind.

Felix Hell, der aus dem Nachbarort Laumersheim stammende Orgelvirtuose, kehrt alljährlich nach Dirmstein zurück, um in der Laurentiuskirche auf dem Instrument seiner Lehrjahre ein Silvesterkonzert zu geben.

Pfälzer Mundart

Groß wird in Dirmstein die Pflege der Pfälzer Mundart geschrieben, mehrere hier geborene bzw. ansässig gewordene Autoren gehören seit Jahren zu den Preisträgern bei den pfälzischen Mundartdichterwettbewerben.

Feste

Der Dirmsteiner Jahrmarkt (jedes Jahr am 2. Septemberwochenende) und das Bayerische Bierfest (alle zwei Jahre im Sommer gemeinsam mit der bayerischen Partnergemeinde Neuötting ausgerichtet) sorgen stets dafür, dass der bogenförmig gepflasterte Schlossplatz sowie die Weinstuben und Winzerhöfe dicht bevölkert sind. Das schon mehrmals im Hochsommer durchgeführte Schlossparkfest hat sich ebenfalls als Publikumsmagnet etabliert.

Bildung und Erziehung

  • Kindergärten
    Die Gemeinde verfügt über den katholischen Kindergarten "St. Laurentius" und die kommunale Kindertagesstätte "Himmelszelt". Beide haben zwei Gruppen. Im "Himmelszelt" gibt es auch Ganztagsplätze, außerdem können hier vier Zweijährige aufgenommen werden.
  • Grundschule
    Dirmstein ist Standort einer zweizügigen Grundschule, die auch eine Ganztagsbetreuung anbietet.
  • Musikschule
    Das Rathaus beherbergt die einzige Außenstelle der Musikschule Leiningerland, die ihren Sitz in Grünstadt hat.
  • Erwachsenenbildung
    Bildung für Erwachsene wird von der örtlichen Volkshochschule angeboten, die in die Kreisvolkshochschule Bad Dürkheim integriert ist. Unterrichtsräume befinden sich unter anderem im Rathaus (Sturmfedersches Schloss).
  • Öffentliche Bücherei
    Das Dirmsteiner Rathaus (Sturmfedersches Schloss) beherbergt die zentrale Bücherei für die Verbandsgemeinde Grünstadt-Land.

Wirtschaft

Entwicklung

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Dirmstein von einer rein landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zu einem Ort, in dem sowohl Landwirtschaft - und hier vor allem der Weinbau - als auch Dienstleistung - wie z. B. zwei Speditionsunternehmen - gleichberechtigt nebeneinander stehen und der sich allmählich auch dem Fremdenverkehr öffnet. Es gibt über 200 eingetragene Gewerbebetriebe. Dennoch pendeln viele Dirmsteiner täglich zu Arbeitsplätzen in anderen Orten, da die wirtschaftliche Verflechtung in der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar-Dreieck sehr dicht ist.

Edelweinort

Schon seit der Römerzeit wird in der Vorderpfalz Wein angebaut. Das sonnige Klima des Leiningerlandes begünstigt auch in Dirmstein die Produktion edler Gewächse, die bei Prämierungen regelmäßig Auszeichnungen wie die Goldene Kammerpreismünze u. ä. erhalten.

Die am häufigsten angebauten Rebsorten sind Riesling, Portugieser und Dornfelder, nennenswerten Zuwachs verzeichnen auch Spät-, Grau- und Weißburgunder. Die früher zahlreichen kleinen Weinlagen Dirmsteins wurden mittlerweile zu drei großen zusammengefasst: Herrgottsacker, Mandelpfad und Schwarzerde. Direkt im Ort, nördlich des Zentrums, gibt es noch die kleine Lage Jesuitenhofgarten, von deren ganz leicht nach Süden geneigtem Hang exzellente Riesling- und Weißburgunderweine stammen.

Sonstiges

Vor allem aus Äpfeln der Region werden vorzügliche Obstbrände hergestellt. Die ebenfalls hier heimischen Mandeln und Feigen haben nur eine geringe wirtschaftliche Bedeutung. Ein typisches Saisongemüse ist der Spargel, der im flachen östlichen Gemarkungsbereich angebaut wird. Spargel im Frühjahr und Feigen im Sommer verleihen den Speisekarten der Gegend ein mediterran anmutendes Flair. Durch die Gemeinde führt auch ein Seitenarm der Deutschen Grumbeer- und Gemüsestraße, denn der unmittelbar angrenzende Rhein-Pfalz-Kreis wird auch der "Gemüsegarten Deutschlands" genannt.

Von 1778 bis 1788 bestand eine Steingutfabrik, welche die "Dirmsteiner Fayence" herstellte, deren wenige erhaltene Exemplare in Sammlerkreisen begehrt sind.

Verkehr

Straße

Verkehrsmäßig wird Dirmstein nicht über die einen Kilometer südlich verlaufende Autobahn 6 (Mannheim - Saarbrücken) erschlossen, sondern über die Landesstraße 453, die parallel zur Autobahn Frankenthal (im Osten) mit Grünstadt (im Westen) verbindet, wo es auch die beiden nächsten Anschlussstellen gibt. Zusätzliche Kreisstraßen führen nach Norden über Offstein in den Landkreis Alzey-Worms, nach Süden (Gerolsheim) und nach Südwesten in Richtung Freinsheim. Ebenfalls keine Verbindung gibt es zur Autobahn 61 (Koblenz - Speyer), die zwei Kilometer südöstlich des Ortes im Autobahnkreuz Frankenthal die A 6 überquert.

Die durch den Ort führenden Verkehrsachsen leiden unter der nicht erfolgten direkten Anbindung ans Autobahnnetz. Dies betrifft das Fahrzeugaufkommen und noch mehr die gefahrenen Geschwindigkeiten. Eine 1994 gegründete Bürgerinitiative, die sich unter dem Slogan "Dirmsteiner Straßen - viel zu schön zum Rasen" für Verkehrshumanisierung einsetzte, gab die Initialzündung für bauliche Maßnahmen, die dann Ende der 1990er Jahre an bisher zwei Stellen der Landesstraße 453 vorgenommen wurden. Insbesondere der Ortseingang von Frankenthal her konnte auf diese Weise merklich entschärft werden, während die Einfahrten von Grünstadt, Offstein und Freinsheim her weiter auf Abhilfe warten.

Öffentlicher Personennahverkehr

Über zwei Buslininen kann man von Dirmstein aus praktisch im Stundentakt zu den Bahnhöfen Grünstadt (ca. 6 km) und Frankenthal (ca. 10 km) gelangen. Die besten Verbindungen lassen sich beim Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) online abrufen.

Früher lag Dirmstein an der Lokalbahn, einer eingleisigen Schmalspurstrecke (100 cm), die ab 1. Juli 1891 von Frankenthal aus westwärts über Heßheim und Dirmstein bis nach Großkarlbach führte. Die sämtlich im gleichen Backsteinstil errichteten Bahnhöfe sind teilweise noch heute erhalten, so auch in Dirmstein, und werden zu Wohnzwecken genutzt. Außer dem alten Bahnhof erinnern noch die "Bahnhof-" und die "Lokalbahnstraße" an die am 14. Mai 1939 stillgelegte Strecke.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Gemeinde

Weitere Persönlichkeiten

Nicht in Dirmstein geborene, aber mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten:

Literatur

  • Wenn erst Gras wächst, Erzählungen von Walter Landin, Pfälzische Verlagsanstalt, Landau 1985
  • "Freunde nennen mich Stani", Reportage von Albert H. Keil, in: Heimatjahrbuch 1996, Herausgeber: Landkreis Bad Dürkheim, Verlag H. Englram, Haßloch 1995, ISBN 3-926775-13-0
  • Der Mord an Cyril William Sibley, Sendung des Südwestrundfunks in Mainz am 10. Februar 2001, 21 bis 22 Uhr, Typoskript, 47 Seiten
Schon Karl der Kahle kannte Dirmstein
DIRMSTEIN: Urkunde zu Ortschronik aufgetan


Was lange währt, wird endlich gut. Das hofft Bürgermeister Jürgen Schwerdt auch für die Dorfchronik von Dirmstein, die jetzt bald in Druck gehen und am 23. November öffentlich vorgestellt werden soll. Unter Leitung von Michael Martin, Landauer Stadtarchivar und Chefredakteur des Buchs, hat ein Kreis von Autoren die historisch bedeutsamen Details in Aufsätzen zusammengetragen.

Wie Schwerdt der RHEINPFALZ mitteilte, habe das Herausgabedatum einen besonderen Bezug zur Geschichte Dirmsteins. Während nämlich über Jahrzehnte nur das Jahr 1110 als erste urkundliche Erwähnung bekannt war und somit als Ausgangsjahr für das Alter des Dorfs galt - wenngleich Grabfunde die vermutliche Erstansiedlung sogar ins 6. Jahrhundert zurückdatieren -, hat Martin eine viel ältere Urkunde ausfindig gemacht. Frankenkönig Karl der Kahle hat sie am 23. November 842 unterzeichnet. Somit war Dirmstein unter einem früher mehrfach anders ausgedrückten Namen schon damals ein Begriff und ist mindestens 1163 Jahre alt.

Es brauche auch noch seine Zeit für die abschließenden Arbeiten wie Satz und Druck, so dass der Termin gerade recht komme, sagte Schwerdt. Der Inhalt des 500-Seiten-Werks sei bis auf ein paar noch fehlende Ergänzungen vollständig und stamme außer von Martin von weiteren, teils namhaften Historikern und engagierten Hobby-Autoren, die überwiegend aus Dirmstein stammen.

In Zeiten knapper Gemeindekassen sei besonders zu begrüßen, dass die Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften die Chronik in ihre Schriftenreihe aufgenommen habe und damit auch einen Großteil der Druckkosten übernehme.

Die Gemeinde müsse für die geplanten ersten 1000 Exemplare nur einen geringen Zuschuss leisten. Natürlich sollen die Kosten des Buchs durch dessen Verkauf wieder hereingeholt werden. Der Stückpreis sei noch offen, liege vermutlich aber bei 25 bis 30 Euro. Falls er noch Sponsoren finde, könne der Preis günstiger werden, was seiner Absicht entgegenkomme, die Chronik möglichst weit zu verbreiten, so Schwerdt. Um das Buch auch äußerlich attraktiv zu machen, soll der Umschlag eine 259 Jahre alte Ansicht Dirmsteins aus der Vogelperspektive tragen. (bjg)

  • Dirmstein - Adel, Bauern und Bürger, Chronik der Gemeinde Dirmstein, Herausgeber: Michael Martin, Selbstverlag der Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung, Neustadt an der Weinstraße, 23. November 2005 (1163. Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung), ISBN 3-9808304-6-2