Geschichte von Tarent

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Die Geschichte von Tarent (ital.: Taranto, lat.: Tarentum) beginnt im 8. Jahrhundert v.Chr., obwohl prähistorische Siedlungen nachweisbar sind.

Ursprung

 
Silbermünze der antiken Stadt Taras

Tarent wurde im späten 8. Jahrhundert v. Chr. (706 v. Chr. nach Eusebius) im Zuge der griechischen Kolonisation von Sparta aus gegründet. Ausschlaggebend für die Wahl des Ortes war die strategisch günstige Lage, mit Hilfe derer die Griechen ihre Ansprüche in dieser Region sichern konnten. Die Spartaner zerstörten zwar die einheimische Siedlung, brachten aber eine neue Kultur und neue Traditionen. Die gesellschaftliche Struktur der Kolonie entwickelte sich im Laufe der Zeit in eine richtige aristokratische Kultur dessen Reichtum wahrscheinlich von der Nutzung der Ressourcen des fruchtbaren umliegenden Gebietes kam. Dieses Gebiet wurde bevölkert und von einer Reihe von kleinen Befestigungen in strategischer Position verteidigt.

Die Legende erzählt, dass die Stadt von Partheniern (Söhne unverheirateter Spartanerinnen) und Periöken(freie Männer, aber keine Spartaner); diese Unionen wurden von den Spartanern beschlossen, um die Anzahl der Soldaten während der blutigen Messenenkriege zu erhöhen (nur die Bürger von Sparta konnten Soldaten werden), aber später wurden ihre Rechte annulliert und die Söhne wurden ausgestoßen. Phalantus, der Führer der Parthenier, befragte vor seiner Abfahrt das Orakel von Delphi, das ihm voraussagte, dass er bei Saturo eine Stadt gründen würde, wo es bei heiterem Himmel regnen würde (griech.: ethra). ("Bevölkert das reiche Land der Japygen und ihr werdet deren Untergang sein") Phalantus ging also auf Reisen bis er an die Mündung des Flusses Tara kam. Dort schlief er auf dem Schoß seiner Frau ein. Diese dachte an die dunkle Voraussage des Orakels und an die erlittenen Schwierigkeiten und fing schluchzend an zu weinen. Ihre Tränen fielen auf das Gesicht ihres Mannes. - So hatte sich das Orakel bewahrheitet: es regnete bei heiterem Himmel: die Tränen seiner Frau Ethra. Das Rätsel war gelöst und der Held schickte sich an, seine Stadt zu gründen, die er Saturo nannte.

Eine andere Darstellung über den Ursprung von Tarent geht auf das Jahr 2000 v. Chr. zurück: Gründer der Stadt sei Taras, Sohn des Wassergottes Poseidon, gewesen. Taras wäre mit einer Flotte in dieses Gebiet gekommen - in der Nähe des Flusses Tara. Nach der Legende hätte Taras 2 Städte gegründet:

  • Taras (das spätere Tarent) und
  • Saturo (der Name stamme von seiner Frau Satyrion)

Eines Tages wäre Taras im Fluss verschwunden und von seinem Vater als Held aufgenommen worden. Für den Gott Poseidon hatte das antike Tarent eine große Hingabe und so wurde in der Stadt ein Tempel für ihn errichtet.

Anderen Quellen zufolge sei die Stadt von Herakles gegründet worden.

Tarent wurde mächtiger, wurde eine kommerzielle Macht und eine souveräne Stadt der Magna Graecia und herrschte über die griechischen Kolonien in Süditalien.

Danach wurde dieses Gebiet von Ariern besiedelt. Sie waren von der Besonderheit der Küste angezogen und lebten in Pfahlbauten. Nach und nach unterdrückten die Arier die einheimische Bevölkerung und kontrollierten das ganze Gebiet. in jener Zeit wechselte die Stadt ihren Namen in Taras.

 
Reste eines dorischen Tempels aus der Magna Graecia in Tarent

Um 500 v. Chr. war Tarent eine Monarchie. Nach dem griechischen Historiker Herodot regierte um 492 v.Chr. der tyrannische König Aristophilides. Die Ausdehnung von Tarent wurde wegen des Widerstandes der Bevölkerung des Landes Apulia auf die Küste beschränkt. 472 v.Chr. unterschrieb Tarent ein Bündnis mit Rhegium, um den Messapiern (heutige Provinzen Tarent) , Peuketiern (heutige Provinz Bari), und Lukaniern zu kontern, aber die gemeinsamen Armeen von Tarent und Rhegiums wurden in der Nähe von Kailìa (das heutige Ceglie) besiegt. Nach Herodot zählte diese zu den schlimmsten Niederlagen an griechisch-stämmiger Bevölkerung. 466 v.Chr. wurde Tarent erneut von den Japygern besiegt. Aristoteles zufolge wurden so viele Aristokraten getötet, dass die demokratische Partei fähig war, die Macht zu übernehmen, die Monarchie zu entfernen und die Pythagoreer auszustoßen. Aber der Aufstieg der demokratischen Partei schwächte den Bund zwischen Tarent und der Mutterstadt Sparta nicht. In der Tat unterstützte Tarent Peloponnes gegen Athen im Peloponnesischen Krieg, verweigerte 415 v.Chr. Athen den Anlegeplatz im Hafen von Tarent und schickte sogar Schiffe, um den Peloponnesiern, nach der athenischen Katastrophe in Sizilien, zu helfen. Auf der anderen Seite unterstützte Athen die Messapier, um Tarents Macht zu kontern.

In der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. wurde die Stadt total umgestaltet. Es wurde eine neue Verteidigungsmauer gebaut und die monumentale Oberfläche wurde damit vergrößert. Der Höhepunkt wurde mit dem großartigen Bau des dorischen Tempels auf der Akropolis erreicht.

432 v.Chr. nach mehreren Jahren Krieg, es ging um den Besitz von Siritide (Land um die Stadt Siris), unterschrieb Tarent einen Friedensvertrag mit der panhellenischen Kolonie Thurii; beide Städte trugen zum Fundament der Kolonie Heraclea bei, die schnell unter die Kontrolle von Tarent fiel.

367 v.Chr. unterschrieben Karthago und die Etrusker einen Pakt, um die Macht von Tarent in Süditalien zu kontern.

Tarent erlebte seine Blütezeit in der siebenjährigen Amtszeit vom größten Staatsmann, Strategen und Armeeoberbefehlshaber, dem Philosophen und Mathematiker Archytas. Es war die wichtigste Stadt der Magna Graecia und auch der kommerzielle Haupthafen von Süditalien. Die Stadt produzierte und transportierte Güter von und nach Griechenland. Es hatte die größte Armee und die größte Flotte Süditaliens. Aber mit dem Tod von Archytas 347 v. Chr. begann die Stadt eine langsame aber unausweichliche Dekadenz; das erste Zeichen der reduzierten Macht war die Unfähigkeit eine Armee aufmarschieren zu lassen. Die Tarentiner zogen es vor, ihren großen Reichtum zu benutzen, um Söldner einzustellen und nicht ihr gewinnbringendes Gewerbe zu verlassen.

343 v. Chr. folgte Sparta dem Aufruf Tarent ihnen gegen den Angriff der italischen Bevölkerung zu helfen. Archidamos III. (König der Spartaner) kam mit einer Flotte und einer Armee in Italien an und kämpfte gegen die Lukaner; wurde aber 338 v.Chr. besiegt und bei Manduria getötet.

333 v.Chr. hatte Tarent immer noch Schwierigkeiten mit seinen italischen Nachbarn. So wurde der epirische König Alexander Molossus um Hilfe gebeten gegen die Bruttier, Samniten, und Lukanier zu bekämpfen, aber 331 v.Chr. wurde er besiegt und im Kampf von Pandosia (in der Nähe von Cosenza) getötet. 320 v.Chr. wurde ein Friedensvertrag zwischen Tarent und Samnium unterschrieben.

304 v.Chr. wurde Tarent von Lukanien angegriffen. Agathokles, Tyrann von Syrakus, König von Sizilien wurde um Hilfe gebeten. Agathokles kam in Süditalien an, nahm Bruttium unter seine Kontrolle, wurde aber später wieder nach Syrakus zurückgerufen.

303 v.Chr. - 302 v. Chr. Cleonymus von Sparta schloss ein Bündnis mit Tarent gegen die Lukanier und kämpfte gegen sie.

Der Krieg gegen Rom

 
Magna Grecia, 280 a.C.

Am Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr. begann Roms zunehmende Macht. Tarent sorgte sich um die Überwachung des Meeres und die Kontrolle der griechischen Kolonien der Magna Graecia. Nach der Kapitulation der Samniten 290 v.Chr. gründeten die Römer viele Kolonien in Apulia und Lukanien. Einige der Stadtstaaten der Magna Graecia, wie Rhegion, Croton und Locri, baten Rom um militärische Hilfe, wegen der Kriege, die sie mit ihren Nachbarn hatten. Nach einem Angriff der Lukaner bat auch die Sadt Thurii, die am Golf von Tarent unter der Herrschaft Tarents stand, Rom 282 v.Chr. um Hilfe. Diese Situation der Einmischung Roms in die Angelegenheiten der griechischen Kolonien in Süditalien führte unvermeidlich zu einem Konflikt zwischen Tarent und Rom.

In jener Zeit gab es zwei politische Parteien in Tarent. Die Demokraten unter der Führung von Philocharis oder Ainesias waren dominierend; sie waren gegen Rom. Sie wussten, dass, wenn die Römer in Tarent einmarschiert wären, hätten die Griechen ihre Unabhängigkeit verloren. Die zweite Interessengruppe waren die Aristokraten, die von Agis geführt wurden; sie hatten ihre Macht verloren, als Tarent eine Demokratie geworden war, und sie lehnten es daher nicht ab, sich Rom zu ergeben, da dies ihren Einfluss auf die Stadt gestärkt hätte; aber die Aristokraten wollten sich nicht so einfach ergeben, da sie eine direkte Unterwerfung unpopulär gemacht hätte.

Zu dieser Zeit hatte Tarent die mächtigsten Marinemächte Italiens, und waren interessiert daran sich mit Rom zu einigen. Es kam zu einem Traktat mit Rom, indem sie sich einigten, dass sich die römischen Schiffe nicht weiter als bis zum Kap Lacinio (in der Nähe von Crotone) nähern durften.

282 v.Chr. schickte Rom unter Admiral Lucius Valerius eine Flotte mit 10 Schiffen nach dem von Lukanern besetzten Thurii; um nach Thurii zu kommen, mussten die Römer am Kap Lacinio vorbei und so verlangten sie im Hafen von Tarent anzulegen. Tarent feierte sein Dionysos-Fest und die Bevölkerung befand sich im Amphitheater, das sich in der Nähe des Meeres befand. Die Taranter hassten die Römer für ihre Expansionsziele und für die Hilfen, die sie immer den aristokratischen Regierungen gegeben hatten und so betrachteten sie das Auftauchen der römischen Schiffe am Horizont als eine Verletzung des Traktates von 303 v. Chr. Die Tarenter bereiteten ihre Flotte auf den Angriff vor: es wurden vier römische Schiffe versenkt, eines gekapert, und viele Römer gefangegenommen.

Armee und Flotte von Tarent wurden nach Thurii verlegt und halfen den dortigen Demokraten, die Aristokraten zu verbannen. Die in Thurii stationierte römische Garnison zog sich zurück.

 
Die wichtigsten Schauplätze des Phyrrischen Krieges

Trotz der Beleidigung wollte Rom keinen Krieg anfangen, da dies sicher griechisches- oder karthagisches Militär auf die Halbinsel gelockt hätte. So schickten die Römer Diplomaten nach Tarent, aber die Verhandlungen wurden von den Tarentern abgebrochen: der römische Botschafter Lucio Postumius wurde von Philonides, einem Mitglied der populären Partei beleidigt und mokiert. Es wird erzählt, dass Philonides die Toga des Postumius beschmiert hätte. Die Antwort Postumius sei folgendermaßen gewesen: "Um diesen Fleck zu reinigen, werdet ihr viel Blut und Tränen vergießen." Der Senat erklärte Tarent den Krieg und die Tarenter baten Pyrrhus, König von Epirus, um Hilfe.

281 v. Chr. eroberten römische Legionen unter dem Kommando von Lucius Aemilius Barbula Tarent und plünderten es. Anschließend verlor Tarent trotz Hilfe der Samniten und Salentiner eine Schlacht gegen die Römer. Agis wurde beauftragt, einen Waffenstillstand zu unterzeichnen und Friedensgespräche aufzunehmen, die aber in dem Moment abgebrochen wurden, als 3000 Soldaten aus Epirus unter dem Kommando von Cineas in die Stadt kamen. Der römische Konsul zog sich zurück und erlitt Verluste durch die Angriffe der griechischen Schiffe.

Pyrrhus beschloss, Tarent Hilfe zu leisten, da er in ihrer Schuld stand: sie hatten ihm zuvor geholfen, die Insel Korfu (Corcyra) zu erobern. Er wusste auch, dass er auf Unterstützung der Samniten, Lukanier, Bruttier und einiger illyrischer Stämme zählen konnte. Sein Ziel war es, Makedonien zu erobern, er hatte aber nicht genügend Geld, um Söldner zu bezahlen. Er plante daher, Tarent zu helfen, dann nach Sizilien überzusetzen und Karthago anzugreifen – nach einem Sieg und der Eroberung Süditaliens hätte er genügend Geld gehabt, um eine Armee aufzustellen, die stark genug war, Makedonien zu erobern. Pyrrhus entsandte seinen Statthalter Milon mit einer Armee von 20.000 Phalangiten, 500 Schleuderer, 2000 Bogenschützen, 3000 Elitekavalleristen aus Thessalien, 20 Kriegselefanten und die tüchtigsten Männer von Tarent wurden einberufen.

Nachdem die Römer von Pyrrhus Landung hörten, mobilisierten sie unter dem Kommando von Publius Valerius Laevinus acht Legionen und Hilfstruppen, insgesamt rund 30.000 Soldaten, darunter auch Kavallerie, Schleuderer und Speerwerfer. Die Schlachten zwischen Epirern und Römern waren immer sehr hart. Die berühmte Schlacht von Heraclea (280 v. Chr.) kostete den Römern 7.000 Tote, 2.000 Gefangene und 1.500 Verwundete - während man unter den Griechen rund 4.000 Tote und eine große Anzahl von Verletzten zählte. Die Erfolge der Epirer wurden durch die beeindruckenden Kriegselefanten, die den Römern unbekannt waren, erreicht.

Trotz der anfänglichen Siege gab Pyrrhus nie den Wunsch auf Friedensverhandlungen abzuschließen, da er sich von der Macht seiner Gegner bewusst war. Währenddessen hatten die Römer gelernt, dass die Elefanten beim Anblick des Feuers Angst bekamen und bauten eigens dafür mit Feuer bewaffnete Wagen. So fielen die folgenden Schlachten immer mehr zu Gunsten Roms aus, sodass Pyrrhus sich entschied einen Traktat abzuschließen, indem er sich verpflichtete Italien zu verlassen, wenn Tarent in Frieden gelassen würde. Aber Rom zögerte nicht lange, um den Süden erneut anzugreifen und Pyrrhus wurde bald wieder um Hilfe gebeten. Die Niederlagen Pyrrhus hatten dieses Mal aber schwerere Folgen, sodass sich Pyrrhus nach der Niederlage von Benevent nach Griechenland zurückzog, wo er kurz danach starb. In Tarent ließ er unter dem Kommando von Milon eine kleine Garnison zurück.

Die Tarenter riefen also eine karthagische Flotte zu Hilfe, um sich von der epirischen Garnision zu befreien. Milon übergab aber die Stadt dem römischen Konsul Gaius Papirius Carbo und so fiel Tarent in die Hände der Römer 272 v. Chr.. Papirius ließ die Stadtmauern abreisen, legte der Stadt eine Kriegssteuer auf und beschlagnahmte alle Waffen und Schiffe. Alles was Tarent schmückte (Statuen der griechischen Kunst, Wertgegenstände, wertvolle Gemälde) und alle Wertsachen wurden nach Rom transportiert. So auch Mathematiker, Philosophen, Literaten, wie Livius Andronicus, der die Odyssee Homers aus dem Griechischen übersetzte. Rom enthielt sich Tarent Strafen aufzuerlegen, nahm die Stadt in den Kreis der Alliierten auf, verbat ihr aber Münzen zu prägen.

123 v. Chr. gründete Gaius Gracchus eine römische Kolonie im Territorium, das vom römischen Staat beschlagnahmt worden war. Nach 89 v.Chr. wurde die griechische Gemeinschaft und die römische Kolonie in einer einzigen Verwaltungsstruktur zusammengeschlossen, das die vollständige Integration von Tarent in die Römische Republik bedeutete. 37 v. Chr. wurde eine Vereinbarung zwischen Augustus und Marcus Antonius getroffen und die Stadt wurde mit einem Aquädukt und einem Amphitheater versehen. m 1. Jahrhundert v. Chr. war das Leben sehr schwierig und erst viel später gab es einen Aufschwung. Zur Zeit Trajans wurden Thermen gebaut und die Stadt erhielt ein gewisses Stadtleben aufrecht.

Siehe auch

 
Karte Europas, Völkerwanderung mittels Pfeilen eingezeichnet

Mit dem Untergang des Weströmischen Reichs begann für Tarent ein lange und unabwendbare Zeit der Dekadenz. Einer der Gründe war die progressive Entwicklung des Konkurrenzhafens in Brindisi, der andere war der häufige Wechsel der Herrschaften: Byzantiner, Goten und Langobarden. Belisar (byzantinischer General) besetzte die Stadt und bevölkerte sie wieder, aber Totila mit seinen Goten eroberte sie und schuf eine starke Garnison. Der griechische General Narses, Nachfolger Belisars, besiegte Totila und machte Tarent wieder byzantinisch. 568 fielen die Longobarden unter Alboin ein und eroberten die Stadt. Im Frühjahr 663 landete Konstans II. in Tarent mit seiner Flotte und entriss den Longobarden die Stadt, die Murge, den Salento und den Gargano. Als der Kaiser nach Konstantinopel zurückkehrte, nahmen die Longobarden den Kampf wieder auf, zuerst mit Herzog Grimoald und dann mit seinem Sohn Garibald, der 686 Tarent und Brindisi wiedereroberte.

Der Anfang des 9. Jahrhunderts war von inneren Kämpfen gekennzeichnet, die die Macht der Langobarden schwächten.

840 wurde ein langobardischer Fürst aus Benevent in Tarent gefangengehalten. Dieser wurde von seinen Anhängern befreit und nach Benevent gebracht, wo er zum Fürsten proklamiert wurde. Zum gleichen Zeitpunkt kam Tarent unter die Kontrolle der Sarazenen, die die Schwäche der Langobarden ausnutzten. Tarent wurde 40 Jahre lang ein wichtiger Flotten- und Marinestützpunkt. Von hier gingen vollbeladene Schiffe mit Slaven ab, die für den Sklavenmarkt bestimmt waren. Im gleichen Jahr wurde eine venzianische Flotte mit 60 Schiffen von einer sarazenischen Flotteim Golf von Tarent, unter dem Kommando Kaisers Teophilos II. im Golf von Tarent besiegt. Während sie dann weiter an der Adriaküste nach Norden fuhren, plünderten sie die Küstenstädte.

850 fuhren von Taranto und Bari, vier sarazenische Kolonnen ab, um Kampanien, Apulien, Kalabrien, Abruzzen und Molise zu plündern.

854 war Tarent wieder die Basis eines arabischen Überfalles, der von Abbas-ibn-Faid geführt wurde und die Langobarden-Provinz Salerno plünderte.

871 und 875 empfing Tarent sarazenische Truppen, die zur Plünderung von Kampanien und Apulien bestimmt waren.

880 entschied Kaiser Basileios I. von Byzanz, der Makedonier genannt, den Arabern das apulische Land zu entziehen und entsandte zwei Armeen unter dem Kommando der Generäle Prokopio und Leone Apostyppes und eine Flotte unter dem Kommando Admirals Nasar. Da der Weg des Meeres von der byzantinischen Flotte abgeschnitten war, mussten die Araber unter dem Kommando von Othman nach vierzig Jahren sarazenischer Herrschaft abziehen. Mit der neuen byzantinischen Regierung des Generals Apostyppes gab es eine Verringerung der Sklaverei der in der Zwischenzeit zum Islam bekehrten römisch-langobardischen Einwohner und die Ankunft griechischer Bauern, um die Stadt wiederzubevölkern.

Siehe auch:

Die Überfälle der Sarazenen

Am 15. August 927 zerstörten die vom Slawen Sabir geführten Sarazenen endgültig die griechisch-römische Stadt. Sie wüteten in der Stadt und metzelten die Einwohner nieder, versklavten die Überlebenden und brachten sie nach Afrika. Wenige entkamen und versteckten sich in der Murge.

Tarent blieb 40 Jahre lang unbewohnt. 967 gab Kaiser Nikephoros II. dem Druck der Überlebenden nach und entschied die Stadt wieder aufzubauen. Nikephoros II. gilt als zweiter Gründer der Stadt Tarent: der heutigen Borgo Antico wurde gegründet, die Trümmer der Altstadt und der Akropolis wurden entfernt, die Stadt längs des Mar Piccolo wurde niedriger gemacht, um den Fischern ihre Arbeit zu erleichtern. Außerdem wurde eine Brücke mit sieben Bögen gebaut und der römische Aquädukt, der das aus der Nähe der Murge kommende Wasser über die Brücke in die Stadt leitete, wurde wieder aufgebaut. Die Fischer, die ausgewandert waren, kehrten zurück und bevölkerten das geebnete Gelände am Mar Piccolo.

977 erlitt Tarent einen erneuten Angriff der von Abn'l-Kàsim geführten Sarazenen. Sie plünderten die Stadt, machten zahlreiche Gefangene und verbrannten einige Stadtviertel.

982 begann Kaiser Otto II. seinen Krieg gegen die Sarazenen von Tarent, wurde aber von Abn'l-Kàsim im Kampf von Stilo (Kalabrien) besiegt.

Als Tarent von den Normannen erobert wurde, gründete Robert Guiskard 1088 das Fürstentum Tarent. Danach kamen die Schwaben und Kaiser Friedrich II., der seinen Sohn Manfred zum Fürsten von Tarent ernannte. Aber 1266 wird Manfred in der Schlacht bei Benevent von Karl I. von Anjou besiegt und die Stadt fiel in die Hände der Franzosen und dem Fürsten Philipp I. von Tarent. Ihm ist die Entwicklung der Stadt Martina Franca in der Provinz Tarent am Anfang des 14. Jahrhunderts zu verdanken; er erweiterte das Flüchtlingsdorf Sankt Martin, das im 10. Jahrhundert gegründet wurde und gewährte Rechte und Steuerelass für diejenigen, die dorthin zogen.

Um 1380 kam Raimondo Orsini, Sohn des Niccolò Orsini, vom Osten zurück und besetzte einige Länder, die seinem Vater gehörten. Raimondo, auch Raimondello genannt, verbündete sich mit Ludwig von Anjou und es gelang ihm die Güter von Niccolò, die ihm rechtlich zustanden zu erhalten. 1384 heiratete er die Gräfin von Lecce Maria d'Enghien . Mit dieser Ehe wurde er einer der mächtigsten Feudalherren des Mezzogiorno. Ihm verdankt man den Bau der "Zitadelle" (1404), ein massiver quadratförmiger befestigter Turm, der den Stadteingang am Ponte di Porta Napoli sicherte. In der Zwischenzeit waren Herrscher des Hauses Anjou endgültig geschlagen worden. Nach dem Tod von Raimondello im Jahr 1406 wurde sein Sohn Giovanni Antonio Orsini 1414 Fürst von Tarent.

Von den Aragoniern zu den Bourbonen

1465 wurde das Fürstentum Tarent dem Königreich Neapel angeschlossen, und wurde so ein Teil Aragoniens. Wegen den konstanten Drohungen der Türken und der Venezianer entschieden die Aragonesen die Stadt zu sichern und bauten das Schloss Aragonese mit seinem Graben.

1495 zwang Karl VIII. von Frankreich die aragonesischen Truppen zur Flucht und nahm die Stadt und das Schloss mit Hilfe des Adels ohne Schwierigkeit ein. Er wurde in Neapel zum König gekrönt, während Ferdinand II. auf Ischia flüchtete. Aber als Karl VIII. Neapel mit dem größten Teil der Armee verließ, kehrte Ferdinand, nach der Formation eines italienischen Verbandes gegen ihn, zurück und besiegte die französische Garnisonen. Nach dem schrecklichen Verhalten der Franzosen während der Besetzung in der Stadt empfing ihn die Bevölkerung mit Begeisterung. Er starb am 7. September 1496. Da er keine Erben hatte wurde er von seinem Onkel Friedrich IV. von Aragón, der am 1. März 1502 zum König Friedrich I. von Neapel gekrönt wurde, abgelöst. Aber 1501 wurde er von seinem Cousin Ferdinand II., der Katholische, König von Spanien, verraten: er schickte den spanischen General Consalvo de Cordoba, auch Gran Capitano genannt, mit dem Vorwand des Kreuzzugs gegen die Türken ins Königreich Neapel und bestzte es. Friedrich I. verbündete sich mit König Ludwig XII. von Frankreich, lieferte sich ihm aus und überließ ihm seine Rechte des Reiches. Aber die Spanier schlugen die Franzosen bei Cerignola.

Die Stadt wurde befestigt und an der Küste des Mar Grande zahlreiche Sichttürme gebaut, denn die Gefahr eines Türkenangriffes hörte nie auf: 1554 hielten sie sich für etwa sechs Monate ungestört auf den Inseln Cheradi auf und nutzten die augenblickliche Schwäche der Spanier aus. Sie versuchten mehrmals das Schloss anzugreifen, wurden aber zuerst zurückgeschlagen und dann endgültig von den Tarentern in der Nähe des Flusses Tara besiegt.

Mit den Unruhen von Neapel (1649) verlangte König Philipp IV. von Spanien die Anwerbung der Jugendlichen um 18. So brach auch in Tarent ein Aufstand unter der Führung von Giandonato Altamura aus, der aber Dank des Eingriffs von Herzog Caracciolo von Martina Franca beruhigt wurde. Die Spanier hatten ihn um Hilfe gebeten: Caracciolo tat so als ob er Tarent von der Brücke Ponte di Porta Napoli angreifen würde aber der größte Teil seiner Armee durchquerte das Schloss Aragonese vom gegenüberliegenden Teil durch die "Porta Paterna", die von den Spaniern geöffnet wurde und überraschte somit das Volk im Aufstand. Altamura ergab sich und wurde auf einem Wachturm des Schlosses erhängt. Ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann Spanien sich mehr für seine Kolonien in Südamerika zu interessieren, von denen es Gold und Silber gewann.

Anfang des 18. Jahrhunderts kamen die Österreicher nach Neapel und die Tarenter empfingen mit Begeisterung die Nachricht vom Antritt der Habsburger. Dennoch besetzten die Spanier 1734 wieder Neapel mit Karl III. von Bourbon und der Bürgermeister aus Tarent Luigi Galeota, wurde zum Königlichen Gouverneur und Schlossherrn ernannt, Titel, der wenige Monaten danach an den Herzog Petraccone Caracciolo übergeben wurde. In jenen Jahren waren die Befestigungen der Stadt verwahrlost: Erst 1755 begannen die Reparaturen am Schloss Aragonese während im Graben, der sich vom Torre Sant'Angelo bis zum Torre della Bandiera erstreckte, ein Garten mit Fruchtbäumen angelegt wurde. Einige Jahre später begann der neue Erzbischof von Tarent Monsignore Giuseppe Capecelatro bei seiner Villa die zahlreichen verstreuten archäologischen Funde, die in der ganzen Stadt zu finden sind, zu sammeln und ein erstes Museum zu gründen.

Später gehörte Tarent wieder zu den Bourbonen und wurde dann dem Königreich beider Sizilien einverleibt; 1799 schloss sich Tarent bis zur Machtübernahme Ferdinand IV. von Bourbon, König von Neapel, der parthenopeischen Republik an. In der napoleonischen Ära verdankte die Stadt ihre neue Blüte als Militär- und Hafenstadt Joseph Bonaparte und seinem Nachfolger Joachim Murat. Es wurden neue Kasernen und Befestigungen, wie das "Fort Laclos" auf der Insel San Paolo im Golf von Tarent, gebaut. Aber mit der Rückkehr der Bourbonen, die Tarent nie genug Bedeutung zuschrieben, hatte die Stadt erneut eine lange Zeit der Vernachlässigung bis die Truppen von Giuseppe Garibaldi 1860 die Stadt befreite.

Siehe auch:

Aragonesische Könige von Neapel

Die Überschwemmungen des 19. Jahrhunderts

Im Laufe des neuen Jahrhunderts gab es zwei ungewöhnliche Ereignisse. Am 9. September 1827 verursachte eine Überschwemmung Schäden an vielen Häusern und der Stadtmauer, umliegende Länder wurden überschwemmt, Tierherden ins Meer gerissen und der ganze Miesmuschelgarten wurde zerstört, das eine langen Hungersnot verursachte. Am 15. September 1883, eine zweite noch schlimmere Überschwemmung, die den "Antiken Borgo" traf. In ein Bericht aus der damaligen Zeitung "Rinnovamento di Taranto " steht folgendes:

"Heute Nacht, nach einem sehr starken Gewitter, das mehrere Stunden gedauert hat, erhob sich der Meeresspiegel um fast 3 Meter. So standen der Piazza Grande, die Via Garibaldi, die Häuser und die Läden im Erdgeschoss über einem Meter im Wasser; Rettungsboote mussten eingesetzt werden. Die Schäden waren sehr groß. Die Gewalt der Strömung, die sich mit unsagbarer Wucht ergoss, riss den Ponte di Napoli und die Zitadelle ab; die Stadt musste sofort evakuiert werden. Auch Porta Lecce ist baufällig und den Einwohnern wurde der Übergang verwehrt. Diese plötzliche Katastrophe warf die Stadt in die Trostlosigkeit. Es scheint, als ob es viele Opfer gäbe. Alle umliegenden Äcker am Mar Piccolo wurden verwüstet, überschwemmt, sind unerkennbar geworden. Wieviel Unglück! Wieviel Armut sich vorbereiten wird! Der Gemeinderat hat sich zu einer Dauersitzung versammelt. Ein Bootservice wurde organisiert. Mit Pumpen wird das Wasser von Via Garibaldi entfernt. Soweit man denken kann, ist so etwas noch nie geschehen - das bedeutet entweder die Naturgesetzte haben sich verändert oder das Jahr 1883 soll als Ünglücksjahr in die Geschichte eingehen."

Die Weltkriege