Naqsch-e Rostam

archäologische Stätte im Iran
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Naqsh-i Rustam (auch 'Naqsh-e Rostam', Farsi: „Tafel des Rustam“) ist eine archäologische Stätte in der iranischen Provinz Fars. Hier befinden sich vier Gräber achaimenidischer Großkönige sowie eine reihe sassanidischer Felsreliefs.

Grabstätten

An einer steilen Felswand, die die Grenze eines Plateaus bildet, ließ der persische König Dareios I. ein Grabmal errichten. Er griff dabei auf eine alte iranische Technik zurück, ein Felsgrab in den Felsen hinein zu meißeln. Auch die Form des Grabes übernahm er von älteren Vorbildern. Das Grab ist kreuzförmig gestaltet. Im oberen Teil befindet sich ein Relief, das den Großkönig zeigt, wie er auf einem Podest stehend von dem Gott Ahura Mazda den Ring der Herrschaft überreicht bekommt. Das Podest wird von Vertretern von 28 repräsentativen Volksschaften des persischen Reiches gestützt. Der Mittelteil wird als Wiedergabe der Fassade des königlichen Palastes in Persepolis gedeutet. Dabei wird der Eingang in die Grabkammer von vier Säulen, zwei auf jeder Seite, gesäumt. Zwischen diesen Säulen ist eine Inschrift gemeißelt, die als Rechenschaft des Großkönigs über seine Regierungszeit gesehen wird. In dieser Inschrift, die auf Altpersisch, Elamisch und Babylonisch angebracht ist, gilt zudem als Testament und Wiedergabe der Herrschaftsideologie des Großkönigs. Der untere Teil der Grabfassade ist geschliffen aber frei von sonstiger Bearbeitung. Im Inneren des Grabes befinden sich drei Hauptkammern, in denen sich je drei Sarkophage befinden, die aus dem Fels gemeißelt wurden, von denen die Deckel jedoch nur noch in Fragmenten erhalten sind. Dareios' Nachfolger Xerxes I., Artaxerxes I. und Dareios II. ließen an dieser Felswand ebenfalls Grabmäler errichten, die größtenteils genaue Kopien des Grabes von Dareios I. sind, jedoch mit einer jeweils unterschiedlichen Anzahl an Grabkammern und darin enthaltenen Sarkophagen. Außerdem befindet sich an Xerxes' Grab keine Inschrift. Die Nachfolger Dareios' II., Artaxerxes II. und Artaxerxes III. ließen Grabstätten der Selben Art bei Persepolis errichten; ein drittes, unvollendetes Grab ist hier auch vorhanden, als Bauherr wird oft Dareios III. genannt, dies ist in der Forschung allerdings umstritten.

Felsreliefs

Obwohl, wie eine in Persepolis gefundene Sasanidische Inschrift belegt, die Kenntnis über die Achaimenidenzeit zur Zeit der Sasaniden in Persien verloren gegangen war, war diesen Königen dennoch bekannt, dass es einmal ein großes und mächtiges Perserreich gegeben hatte. So waren auch die Grabstätten von Naqsh-i Rustam bekannt, und wurden von den Sasaniden mit Respekt betrachtet. Vermutlich um ihre Herrschaft zu legitimieren ließen mehrere Sasanidenkönige an der Felswand Reliefs einmeißeln. Der erste König, der sich hier verewigen ließ, war bereits Ardaschir I., der erste Sasanidenkönig. Er übernimmt die auf den Grabmälern gezeigte Darstellung, wie ihm von Ahuramazda der Ring der Herrschaft überreicht wird. Allerdings werden hier beide zu Pferde gezeigt, und Ahuramazda ist entgegen der achaimenidischen Darstellung, wo er über dem König schwebt, mit Adarshir auf Augenhöhe. Unter den Pferden liegen zwei Leichen; die eine, unter Ardashir, ist der besiegte Partherkönig Artabanos IV., die andere ist Ahriman, der teuflische Gegenspieler Ahuramazdas. Auf den Pferden befindet sich eine in mittelpersischer, parthischer und griechischer Sprache verfasste Inschrift, die die Szene erklärt. Ardashirs Sohn und Nachfolger Schapur I. ließ ein Relief anbringen, das ihn triumphierend über den beiden besiegten römischen Kaisern Philippus Arabs und Valerian zeigt. Ein weiteres Relief zeigt einen König, der als Hormizd I. identifiziert wurde, wie er einen Feind im Kampf besiegt. Bahram II. ließ zwei Reliefs anbringen, eines über dem seines Vorgängers Bahram I. und eines, das an ein viel älteres, vermutlich elamisches Relief angegliedert wurde. Es zeigt Bahram II. im Kreis seiner Familie und Mitgliedern des Hofstabes. Das elamische Relief zeigt vermutlich eine königliche oder göttliche Figur. Das zweite Relief Bahrams zeigt wie das seines Vorgängers den König zu Pferde, wie er einen nicht eindeutig zu identifizierenden Feind besiegt. Ein um 290 angebrachtes Porträtrelief zeigt Karder, den obersten Magier des Sasanidenreiches zu seiner Zeit. Daneben befindet sich eine Inschrift, die seinen Werdegang beschreibt. Das letzte Relief wurde von Hormizd II. angebracht. Auch dieses Relief zeigt den König im Kampf mit einem berittenen Gegner, der jedoch aufgrund der starken Verwitterung nicht mehr zu identifizieren ist. An der Stätte von Naqsh-i Rustam befindet sich außerdem ein Turmbau, die Ka'ba-i Zardusht (Ka'ba des Zoroaster), der vermutlich schon unter Dareios I. entstand und einem ähnlichen Gebäude in Pasargadai nachempfunden ist. Der Zweck dieses Baus ist nicht bekannt, es gibt Vermutungen, dass es sich um einen Feuertempel oder eine weitere Grabstätte handelt. Zur Zeit der Sasaniden wurde es möglicherweise als Aufbewahrungsort für die Schriften der Awesta verwendet.

Literatur

  • Heidemarie Koch, Persepolis, Mainz, 2001
  • Josef Wiesehöfer, Das Antike Persien, Zürich, 1994