Vorlage:Dynastie Maria I. Tudor (* 18. Februar 1516 in Greenwich; † 17. November 1558 im St. James's Palace) war von 1553 bis 1558 Königin von England und Irland.
Die fünfte Monarchin aus Haus Tudor regierte in einer Zeit großer religiöser Spannungen. Die Tochter König Heinrichs VIII., der die englische Kirche von der römisch-katholischen getrennt hatte, versuchte, den Katholizismus erneut als Staatsreligion zu etablieren. Dabei kam es zur Hinrichtung von fast dreihundert Protestanten. Die Nachwelt bezeichnete sie daher, je nach religiösem Standpunkt, mit den Beinamen „die Katholische“ oder „die Blutige“ (engl. „Bloody Mary“). Marias protestantische Schwester und Nachfolgerin Elisabeth I. machte ihre religionspolitischen Maßnahmen wieder rückgängig.
Leben
Frühe Jahre
Maria Tudor wurde 18. Februar 1516 als fünftes Kind König Heinrichs VIII. und seiner ersten Frau Katharina von Aragon im Palace of Placentia bei Greenwich geboren. Anders als die übrigen Kinder Katharinas überstand sie die ersten Lebensmonate. Ihr Taufpate wurde der einflussreiche Kardinal Thomas Wolsey.
Kindheit und Jugend
In ihren frühen Jahren galt Maria als kränkliches Kind und litt unter einer Sehschwäche, Stimmungsschwankungen und schweren Kopfschmerzen. Ihre schwache Konstitution ist vermutlich auf eine Syphiliserkrankung zurückzuführen, mit der ihre Mutter sie womöglich schon bei der Geburt infiziert hatte.
Als Prinzessin genoss Maria eine fundierte Ausbildung unter der Leitung ihrer Erzieherin Margaret Pole, Gräfin von Salisbury. Neben ihrer Muttersprache (Englisch) lernte sie Latein, Spanisch, Französisch und Italienisch. Außerdem wurde die junge Maria in Musik unterrichtet und durch Gelehrte wie Erasmus von Rotterdam mit den Wissenschaften vertraut gemacht. Großen Anteil an ihrer frühen Erziehung hatte ihre Mutter, die sie persönlich in Latein unterrichtete und der es gelang, den spanischen Humanisten Juan Luís Vives an den englischen Hof zu holen.
Maria wurde ein eigener Hofstaat im Schloss Ludlow im Fürstentum Wales zugeteilt, und der König gewährte ihr zahlreiche Privilegien. Der Hof in Ludlow war das Machtzentrum des Fürstentums und diente daher meist den jeweiligen Thronfolgern, den Prinzen von Wales als Regierungssitz. Obwohl Heinrich Maria im Alter von neun Jahren zur Prinzessin von Wales ernannte, hatte er sie noch nicht als offizielle Thronfolgerin vorgesehen. Vielmehr erhoffte sich noch immer einen legitimen männlichen Thronfolger. Dennoch war Marias Ernennung ein erster Schritt auf ihrem Weg zur Macht.
Zunächst aber verfolgte Heinrich andere Pläne mit Maria: Wie damals üblich sollte seine Tochter eine Ehe eingehen, um die politischen Bündnisse ihres Vaters zu festigen. So wurde sie im Alter von zwei Jahren dem Dauphin Franz versprochen, dem Sohn des französischen Königs Franz I.. Nach drei Jahren wurde die Verbindung jedoch wieder gelöst. Schon im Jahr 1522 schmiedete Heinrich VIII. mit dem Vertrag von Windsor ein zweites Ehebündnis. Marias neuer Ehemann in spe war ihr Cousin ersten Grades und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Karl V. Auch dieses Eheversprechen verlor wenige Jahre später seine Bedeutung. Als Maria 1526 in Wales einem Konzil vorstand, wurde der Vorschlag unterbreitet, die Prinzessin nicht mit dem Dauphin zu verheiraten, sondern mit dessen Vater, dem König Franz I. von Frankreich. Eine solche Verbindung sollte in einer Allianz beider Länder münden. Ein neues Eheversprechen wurde unterzeichnet, welches eine Heirat Marias mit Franz I. oder dessen zweitem Sohn Heinrich, dem Herzog von Orleans, vorsah. Kardinal Wolsey, Chefunterhändler Heinrichs VIII., konnte England jedoch die Allianz mit Frankreich ohne eine derartige Heirat sichern, da der französische König das Bündnis mit England um jeden Preis eingehen wollte.
Verlust der Thronfolge
Maria kehrte 1527 an den englischen Hof, wo die Ehe ihrer Eltern gerade zerbrach. Da Katharina von Aragon König Heinrich keinen männlichen Thronerben schenken konnte, strebte dieser eine Annullierung seiner Ehe an und trennte sich schließlich im Juli 1531 von seiner ersten Frau. Unter dem Einfluss von Katharinas Neffen, Kaiser Karl V., lehnte Papst Clemens VII. die Nichtigkeitserklärung der Ehe jedoch strikt ab.
Heinrich VIII. erkannte daraufhin die Suprematie des Papstes über die englische Kirche nicht länger an und erklärte sich mit Zustimmung des Parlaments selsbt zum Oberhaupt der Anglikanischen Staatskirche. Der Erzbischof von Canterbury Thomas Cranmer stellte nach einer Anhörung die Ungültigkeit der Ehe zwischen Heinrich VIII. und Katharina von Aragon fest. Im Januar 1533 heiratete der König seine seine langjährige Geliebte Anne Boleyn.
Nachdem seine erste Ehe für nichtig erklärt worden war, erkannte Heinrich VIII. Maria nicht mehr als legitime Tochter an. Sie verlor folglich ihren Status als Prinzessin von Wales und trug als Bastard des Königs nur noch den Titel einer Lady. Außerdem wurde sie des königlichen Hofes verwiesen und gezwungen, als Hofdame unter Lady Shelton, einer Tante der neuen Königin Anne, zu dienen, um ihre neugeborene Halbschwester Elisabeth zu versorgen.
Maria musste nach Hatfield umziehen. Obwohl es ihr streng untersagt war, unterhielt sie eine geheime Korrespondenz mit ihrer Mutter. Als diese 1536 starb, durfte Maria nicht an ihrem Begräbnis teilnehmen. Die Bevölkerung schrieb diese Behandlung dem Einfluss der unpopulären Königin Anne zu. Maria gewann Sympathien und viele Menschen sahen in ihr weiterhin die legitime Thronerbin.
Als 1536 auch Anne Boleyn die Gunst den Königs verlor, hoffte Maria auf eine Verbesserung ihrer Lage. Allerdings ging es nun ihrer Halbschwester Elisabeth ähnlich wie ihr wenige Jahre zuvor: Sie verlor ihren Platz in der Thronfolge und wurde zur Lady herabgestuft. Dies machte deutlich, dass Marias schwierige Lage vor allem von ihrem Vater und nicht allein von Königin Anne herbeigeführt worden war.
Ausgleich mit Heinrich VIII.
Um die Gunst Heinrichs VIII. wiederzuerlangen, war Maria zu Zugeständnissen bereit: Sie schwor, dem König 'treu zu dienen', wie es ihr Gewissen erlaubte, weigerte sich aber, den Eid auf ihn als Oberhaupt der Kirche von England zu leisten. Als sie darüber informiert wurde, dass der König plante, sie der Ketzerei anzuklagen und hinrichten zu lassen, falls sie sich weiter widersetzen würde, plante sie zunächst eine Flucht auf den Kontinent. Schließlich akzeptierte sie Heinrich jedoch als Oberhaupt der Kirche, obwohl dies ihrem Glauben widersprach und gegen die päpstliche Autorität verstieß. Außerdem erkannte sie die Annullierung der Ehe ihrer Mutter Katharina als rechtmäßig an, wodurch sie ihrem eigenen illegitimen Status bestätigte. Die unter Zwang erfolgte Verleugnung ihrer katholischen Überzeugungen, ließ sie während ihrer eigenen Herrschaft umso konsequenter für die katholische Sache eintreten.
Heinrich VIII. heiratete noch 1536 die ehemalige Hofdame Jane Seymour, die ihm mit Eduard schließlich den lang ersehnten männlichen Thronfolger schenkte. Jane Seymour versuchte, Maria mit ihrem Vater zu versöhnen. Deren Zugeständnisse ließen diesen schließlich einlenken. Maria durfte Patin ihres Halbbruders Eduard werden und wieder in den königlichen Palästen wohnen. Königin Jane verstarb jedoch bald darauf an Komplikationen in Folge der Geburt. Maria wurde die Ehre zuteil, als Hauptleidtragende auf einem schwarzen Pferd dem Trauerzug voran zu reiten.
Die fünfte Ehe ihres Vaters mit Anna von Kleve wurde schon nach kurzer Zeit wieder geschieden. Catherine Parr, die sechste und letzte Frau Heinrichs, verbesserte Marias Lage am Hof weiter und führte Vater und Tochter enger zusammen. Der Act of Parliament von 1544 setzte beide Töchter Heinrichs VIII. wieder in ihre Rechte als Prinzessinnen ein - an zweiter und dritter Stelle der Thronfolge nach Edward - obwohl sie offiziell illegitim blieben.
Maria unter Eduard VI.
Nachdem König Heinrich VIII. am 28. Januar 1547 starb, erbte sein noch minderjähriger Sohn Eduard den Thron. In den ersten Jahren seiner Kindheit hatten sich Eduard und seine Halbchwestern sehr nahe gestanden, Briefe geschrieben und Geschenke ausgetauscht. Doch dies änderte sich mit Edwards Thronbesteigung. Der erst neun Jahre alte König stand unter dem Einfluss seines Vormunds Edward Seymour, der einen strikt protestantischen Kurs verfolgte.
Maria erkannte, dass neue Gesetze es ihr als überzeugte Katholikin unmöglich machten, am königlichen Hof zu bleiben. Daher zog sie nach Kenninghall, wo sie eine eigene Kapelle unterhielt und versuchte, nach den Regeln des katholischen Glaubens zu leben. Von Seymour dazu gedrängt, verbot Eduard VI. Maria die privaten Messen. Daraufhin wandte sie sich mit Erfolg an ihren Cousin Kaiser Karl V., der England mit Krieg drohte, falls Maria an der Ausübung ihrer Religion gehindert würde. So konnte sie weiter an ihren religiösen Praktiken festhalten.
Seymour wurde 1549 im Tower hingerichtet, nachdem sein Plan, den jungen König mit Maria von Schottland zu verheiraten, gescheitert war. Als neuer Vormund erlangte der machthungrige John Dudley, Herzog von Northumberland entscheidenden Einfluss auf den König. Auch Dudley war Maria nicht wohl gesonnen, die ihn als politischen Gegner fürchtete.
Die Thronbesteigung
Den englischen Thron bestieg Maria 1553, nachdem ihr Halbbruder Eduard VI. gestorben war. In seinem Testament verfügte der Verstorbene, dass seine beiden Halbschwestern Maria und Elisabeth erneut von der Thronfolge ausgeschlossen werden sollten. Dieser Teil seines letzten Willens verstieß gegen den Act of Parliament von 1544, der die Schwestern wieder in die Thronfolge mit einbezog und war somit ungesetzlich. Unter dem Einfluss des Herzogs John Dudley von Northumberland wies Eduard VI. die Krone dessen Schwiegertochter Lady Jane Grey zu. Johanna, wie Jane Grey auch genannt wird, war ein Nachkomme von Marias Tante Mary Tudor, Herzogin von Suffolk und hatte rechtlich keinen Anspruch auf die Krone.
Eduard starb am 6. Juli 1553 und noch am selben Tag wurde Johanna zur Königin proklamiert. Der Herzog von Northumberland versuchte Maria habhaft zu werden, die sich zum Zeitpunkt des Todes König Eduards in Suffolk aufhielt. Truppen wurden ausgesandt, um sie gefangen zu nehmen oder zu töten. Maria konnte sich dem Zugriff John Dudleys entziehen und floh nach Norfolk. Dort versammelte sie ihre Anhängerschaft. Die Bevölkerung empfand Maria als rechtmäßige Erbin des Throns. Daher stand es überwiegend auf ihrer Seite und missbilligte die Thronbesteigung Johannas. Aufkommende Unruhen wurden mit Gewalt unterdrückt. Der Herzog von Northumberland schreckte sogar vor Strafmaßnahmen gegen Kinder, die es gewagt hatten Königin Maria zu preisen, nicht zurück. Das Land unterstützte weiterhin Maria und am 19. Juli gelang es ihr, sich gegen ihre Großnichte Johanna durchzusetzen. Die Unterstützung für ihre Kontrahentin verschwand, Johannas Proklamation wurde aufgehoben und Maria zur Königin von England und Irland ausgerufen. Königin Maria traf am 3. August zusammen mit ihrer Schwester Elisabeth, die sie in ihren Thronansprüchen unterstützt hatte, unbestritten und triumphierend in London ein.
Maria regiert aufgrund der Thronfolgeregelung von 1544 de jure vom 6. Juli an, de facto aber erst seit dem 19. Juli, nachdem Johanna gestürzt worden war. Maria wurde am 1. Oktober 1553 zur Königin gekrönt.
Herrschaft
Nach ihrer Thronbesteigung ließ Maria als erstes die Ehe ihres Vaters Heinrich VIII. mit Katharina von Aragon wieder für gültig erklären. Außerdem begnadigte sie zahlreiche im Tower of London inhaftierte Katholiken, unter anderem Thomas Howard, den Herzog von Norfolk und Stephen Gardiner, letzteren ernannte sie zu ihrem Lordkanzler. Maria war zu der Überzeugung gekommen, dass Johanna durch ihren Schwiegervater John Dudley gezwungen wurde, die Krone anzunehmen. Daher ließ sie Gnade walten, sie begnadigte ihre Großnichte und deren Vater Henry Grey, die nach Johannas Sturz zusammen mit dem Herzog von Northumberland eingesperrt wurden. Der Herzog von Northumberland, John Dudley, wurde des Hochverrats an der Krone angeklagt und hingerichtet.
Aufstand der Protestanten
Maria versuchte zu verhindern, dass ihre protestantische Halbschwester Elisabeth ihr auf den englischen Thron nachfolgte. Daher suchte sie nach einem geeigneten Ehemann. Nachdem sie Edward Courtenay, Graf von Devon, zurückgewiesen hatte, fiel ihre Wahl nach Vorschlag des römischen Kaisers Karl V. auf dessen Sohn, den spanischen Prinzen Philipp. Der erwählte Bräutigam stieß bei den Engländern auf große Ablehnung. Sogar Marias eigener Lordkanzler Gardiner und das House of Commons fürchteten, dass England zu einer spanischen Provinz werden würde und stark unter spanischen Einfluss geraten könnte.
Aufstände und Revolten brachen aus, als Maria an ihrer Wahl festhielt. Der Herzog von Suffolk, Henry Grey, verkündete, seine Tochter Johanna sei die eigentliche Königin von England. Sir Thomas Wyatt versammelte eine Streitmacht bei Kent und er kämpfte gegen die Truppen der Königin, der er selbst einst auf den Thron verhalf. Die königliche Armee besiegte Thomas Wyatts Truppen erst vor den Toren Londons. Der Aufstand wurde gänzlich mit Gewalt niedergeschlagen und Henry Grey sowie seine Tochter Johanna, die am Aufstand nicht beteiligt war, wurden des Hochverrats für schuldig befunden und enthauptet. Maria sah sich ebenfalls durch ihre Schwester Elisabeth aufgrund deren protestantischen Glaubens bedroht; daher nutzte sie den Aufstand für ihre Zwecke. Sie beschuldigte ihre Schwester Elisabeth, an dem protestantischen Aufstand gegen sie teilgenommen oder unterstützt zu haben, und ließ sie in den Tower von London sperren. Erst als sich die inhaftierte Elisabeth offen zum Katholizismus bekannte, ließ Maria Gnade walten und wandelte die Strafe nach zwei Monaten in einen Hausarrest um.
Marias Religionspolitik
Als Königin legte Maria die größte Aufmerksamkeit auf religiöse Aspekte. Sie hatte die Entscheidung ihres Vaters die englischen Kirche von der katholischen Kirche in Rom abzuspalten immer abgelehnt. Zusätzlich führte ihr Halbbruder Eduard VI. den Protestantismus in England ein. Der Rekatholisierung Englands galt Marias oberste Priorität. Außerdem strebte sie die Wiederherstellung der päpstlichen Autorität an. Sie versuchte mit der Hilfe von Kardinal Reginald Pole die von ihrem Vater geschaffene anglikanische Staatskirche wieder mit der römisch-katholischen zu vereinigen. Kardinal Pole, der Sohn von Marias Erzieherin Margaret Pole, wurde zu ihrem wichtigsten Berater und sie ernannte ihn zum Erzbischof von Canterbury. Pole, der in Rom verweilte, kam 1554 nach England zurück. Die Königin konnte sich der Unterstützung ihres eigenen Parlaments bei der Rekatholisierungspolitik nicht sicher sein. Das erste Parlament Marias schaffte zwar die meisten religiösen Gesetze Eduards wieder ab, jedoch stieß sie bei der Rückgabe des beschlagnahmten Kirchenguts, insbesondere bei den Ländereien, die in den Besitz der Parlamentariern übergegangen waren, auf massiven Widerstand. Maria gab die von Heinrich VIII. beschlagnahmten klösterlichen Ländereien, die sich noch im Besitz der Krone befanden wieder an die Franziskaner und Dominikaner zurück. Nach dem Wyatt Aufstand fürchtete Maria weitere protestantische Aufstände, die sie mit allen Mitteln zu verhindern suchte. Die ersten Verbrennungen der wegen Ketzerei verurteilten Protestanten setzten ein. Einige der protestantischen Bischöfe, die nicht ins Ausland geflohen waren, fanden ihr Ende auf dem Scheiterhaufen, allen voran Erzbischof Thomas Cranmer. Zu den weiteren Opfern der Verfolgung gehörten unter anderem der verheiratete Priester John Rogers und der Bischof von Gloucester, John Hooper. Der überwiegende Teil der Verurteilten waren einfache Menschen aus dem Volk. Viele von Marias Untertanen hatten ihren Glauben aus Pflichtgefühl gegenüber der Krone gewechselt. Die mit den öffentlichen Verbrennungen bezweckte Abschreckung setzte nicht ein, im Gegenteil, die Bevölkerung stellte sich zunehmend auf die Seite der protestantischen Märtyrer. Die Verfolgung der Protestanten währte ununterbrochen über drei Jahre lang. Maria erhöhte die Zahl der Verbrennungen nach einem Jahr noch, als sie das Recht auf Widerrufen nach einer Verurteilung abschaffte. Maria sah sich innerhalb wie außerhalb Englands einer zunehmend Gegnerschaft gegenüber. Da sie bei der Durchsetzung ihrer religiösen Politik auch vor Gewalt nicht zurückschreckte, ging sie als Bloody Mary in die Geschichte ein. In Irland stieß die Rekatholisierung der Untertanen auf weit weniger Gegenwehr wie es in England der Fall war. Maria konnte als ihr Ende nahte nicht davon ausgehen, dass die Rekatholisierung lange bestand haben würde.
Heirats- und Außenpolitik
Die Königin setzte die Außenpolitik ihrer Vorgänger fort. Die Tudorkönige strebten eine Annäherung Englands an Spanien an, um so ein starkes Gegengewicht gegen Frankreich aufzubauen. Der Plan Marias den spanischen Thronfolger zu heiraten ging vielen Engländern dann aber doch zu weit.
Die Königin ließ sich jedoch nicht beirren und heiratete schließlich auf Geheiß ihres Vetters Karl V., den sie sehr verehrte und als ihren Retter und Unterstützer ansah, am 25. Juli 1554 dessen Sohn Philipp II. von Spanien in der Kathedrale von Winchester. Philipp erhielt durch den Ehevertrag auch den Titel "König von England". Alle Dokumente und Abkommen des Parlaments mussten fortan von beiden Ehepartnern unterzeichnet werden. Die reale Macht Philipps war jedoch eher begrenzt, daher spricht man heute nicht von gleichberechtigten Herrschern, wie es zum Beispiel bei Maria II. und Wilhelm III. der Fall gewesen war. Eine Klausel im Ehevertrag sicherte England gegen mögliche Forderungen zur Heerfolge oder Subsidienzahlungen gegenüber Philipps Vater, dem römischen Kaiser, ab.
Der Wunsch Marias nach einem männlichen Thronerben blieb unerfüllt. Philipp fand seine Frau unattraktiv und sah seine Ehe als reines dynastisches Bündnis an. Bereits vierzehn Monate nach der Hochzeit verließ er daher England unter Angabe falscher Gründe, während Maria unter einer von mehreren Phantomschwangerschaften litt.
Im März des Jahres 1557 kehrte Philipp II, mittlerweile nach der Abdankung Karls König von Spanien, zu seiner Ehefrau Maria nach England zurück. Er blieb bis Juli und überredete Maria Spanien im Krieg gegen Frankreich beizustehen. Maria sicherte den katholischen Spaniern gegen den Willen der englischen Bevölkerung ihre Unterstützung zu. In Folge der im Juni 1557 begonnenen Mobilmachungen kam es daher zu vereinzelten Ausschreitungen. Zahlreiche protestantische Splittergruppen sorgten für Unruhe und die Bevölkerung wurde durch aufrührerische Pamphlete gegen die verhassten Spanier aufgebracht. Selbst Papst Paul IV. stellte sich gegen Maria auf die Seite der Franzosen. Der Krieg endetete für England in einem Desaster und das Königreich Calais, die letzte englische Bastion auf dem europäischen Festland, fiel im Januar 1558 an Frankreich.
Wirtschaftspolitik
Innenpolitisch hatte Maria mit einer ernsten Wirtschaftskrise zu kämpfen. Ein Überangebot an Wolle hatte zu einem massiven Preisverfall geführt, der England schwer zu schaffen machte. Da der Exporthandel des Königreiches zu einem großen Teil aus Wollwaren bestand, brach eine wichtige Einnahmequelle des Landes weg. Der Wertverlust des Geldes, der bereits in den letzten Jahren der Regierungszeit Heinrichs VIII. begonnen hatte, begünstigte die Krise noch. Die Inflation wurde von Heinrichs Finanzier Thomas Gresham übersehen und verschärfte sich unter Eduard VI. noch. Maria versuchte durch eine Währungsreform dem dramatischen Wertverlust des Geldes entgegenzuwirken. Die Maßnahmen erwiesen sich aber als ungeeignet und erst Elisabeth I. konnte während ihrer Herrschaft die Ökonomische Katastrophe abwenden. Aufgrund ihrer tiefen christlichen Überzeugung brachte Maria auch zahlreiche soziale Reformen auf den Weg, die ebenfalls weitestgehend erfolglos blieben und das Leid unter den Ärmsten nicht lindern konnten. Maria verbesserte die Verwaltung richtungsweisend und führte neue Zollregelungen zur Verbesserung der königlichen Finanzlage ein. Ihre Nachfolgerin Elisabeth profitierte nachhaltig von den begonnenen Finanz- und Verwaltungsreformen.
Tod und Nachfolge
Während ihrer Herrschaft musste Maria mehrere Scheinschwangerschaften durchstehen, die ihre ohnehin angeschlagene Gesundheit weiter schwächten. Sie hoffte weiterhin einen männlichen Nachkommen zur Welt zu bringen. Aber eine erneute Scheinschwangerschaft veranlasste sie 1558 in ihrem Testament, ihren Mann Philipp als Regenten für ihr minderjähriges Kind einzusetzen. Als ihr Bauch schließlich anschwoll, dachte man, dass sie nun gebären würde, doch sie war nicht schwanger, sondern litt vielmehr an einer unheilbaren Krankheit. Maria starb am 17. November 1558 im St. James's Palace mit zweiundvierzig Jahren an einer Influenza, sowie an Eierstock- und Unterleibskrebs. Unter Historikern wird angenommen, dass eine Zyste in den Eierstöcken den Krebs hervorrief und eine Schwangerschaft Marias verhinderte. Zeitlebens wollte Maria verhindern, dass ihre protestantische Halbschwester Elisabeth die Nachfolge für sie antrat, um eine katholische Thronfolge in England zu gewährleisten. Da Marias Ehe mit dem spanischen König aber kinderlos blieb, bestieg ihre Schwester als Elisabeth I. den englischen Thron und herrschte bis ins Jahr 1603. Königin Maria ist neben ihrer Schwester Elisabeth in Westminster Abbey begraben.
Die Übersetzung der lateinischen Inschrift auf ihren Grabsteinen lautet:
- Partner beide in Thron und Grab,
- hier ruhen wir die beiden Schwestern,
- Elisabeth und Maria,
- in der Hoffnung auf eine Auferstehung.
- Partner beide in Thron und Grab,
Persönlichkeit
Maria Tudor war eine Prinzessin, wie es sich für die damalige Zeit schickte. Sie hatte Freude an den Annehmlichkeiten ihres Standes, so machte sie leidenschaftlich gerne Musik und las Bücher. Außerdem war sie eine begnadete Reiterin und ging gerne mit auf die Jagd, des weiteren war sie sprachbegabt und hatte ein Talent für Handarbeiten, besonders gut konnte sie sticken und nähen.
Marias Wesen wurde stark durch ihre Erlebnisse in ihrer Kindheit, sowie den frühen Jugendjahren geprägt. Die spätere Härte, die sie gegen Protestanten an den Tag legte, hatte ohne Zweifel dort ihre Wurzeln. Der protestantische Glaube machten sie zum Bastard und trennte sie von ihrer geliebten Mutter, daher lehnte sie den protestantischen Glauben so sehr ab. Sie galt als starrköpfig und besaß großes Durchsetzungsvermögen. Um ihr Leben zu retten, hatte sie einst ihr Gewissen verraten und es sich nie verziehen. Daher sah sie Kompromisse während ihrer Regentschaft als ein Zeichen der Schwäche an und herrschte dementsprechend mit harter Hand.
Die katholische Erziehung ihrer spanischen Mutter Katharina machte aus Maria eine tief religiöse Frau. Ihr Beiname die Katholische geht auf ihren starken Glauben und ihre konfliktgeladene Religionspolitik zurück. Neben dem Beinamen die Blutige, der aus ihrer Brutalität gegen die Protestanten resultierte, wurde sie auch die spanische Maria genannt. Schließlich war Maria Halbspanierin und Ehefrau des spanischen Königs. Die katholische Königin mit den spanischen Wurzeln verstand die Probleme und Wünsche ihres englischen Volkes nicht, weil es ihr fremd war.
Bedeutung
Maria steht für eines der dunkelsten Kapitel Englands im 16. Jahrhundert. Mit ihrem Namen ist fast ausschließlich die brutale Verfolgung der Protestanten verbunden. Während den fünf Jahren ihrer Herrschaft fanden fast 300 Menschen den Tod auf dem Scheiterhaufen. Im marianischen England des 16. Jahrhunderts waren Verfolgungen keine Seltenheit, unter Eduard VI, sowie Elisabeth I. wurde Katholiken verfolgt und hingerichtet, während es in den ersten Jahren Heinrich VIII. Protestanten waren. Kein Monarch ging aber mit der Härte Marias vor. Obwohl Maria nicht ganz allein für die Verbrennungen der Ketzer verantwortlich gemacht werden kann, massiv unterstützt wurde sie unter anderem von Reginal Pole, dem Lordchancellor Stephen Gardiner und dem Bischof von London, Edmund Bonner, wird die Schuld ausschließlich ihr zugeschrieben. Dies spiegelt sich auch in dem Namen Blutige Maria (Bloody Mary) wieder, den Marias Nachfolgerin Elisabeth prägte und der bis heute geläufig geblieben ist. In einer Phase des religiösen Umbruchs verfolgte Maria eine rein katholische Politik. Marias Ziel, die alte Religion wieder einzuführen, scheiterte, denn ihre Härte gegen Protestanten beschleunigte die Abkehr vom Katholizismus nur noch mehr.
Die Königin hatte die Sympathien der Untertanen zusehends verspielt und gänzlich verloren nachdem sie den spanischen Kronprinzen Philipp geheiratet hatte. Eine Heirat mit einem Habsburger sollte England vom Rand der europäischen Politik in dessen Zentrum rücken, doch Philipp verfolgte eigene Ziele. Für ihn war England nur ein politischer wie militärischer Verbündeter. Der Tiefpunkt in Marias Herrschaft war sicherlich der Kriegseintritt auf Seiten der Spanier gegen die Franzosen und der Verlust Calais' nach Kriegsende an Frankreich. Der Verlust von Englands letzter Bastion auf dem Festland versetzte dem aufkeimenden Nationalgefühl der Briten einen gehörigen Rückschlag, von dem sich die Briten erst spät wieder erholen sollten.
Die Regentschaft Marias hat trotz ihrer kurzen Zeitspanne und des überwiegenden Scheiterns ihrer Politik einiges in England verändert das fortwirkte. Der Katholizismus wurde nicht völlig ausgelöscht und der englische Protestantismus entwickelte sich zum Puritanismus weiter. Mit Marias Tod war die katholische Restauration beendet und Elisabeth I. machte sie in weiten Teilen wieder rückgängig. Die englische Geschichtsschreibung sieht die größte Bedeutung Marias darin, dass ihr Scheitern erst das elisabethanische Zeitalter ermöglichte.
Vorfahren
┌──> Edmund Tudor (1430-1456), │ Halbbruder von Heinrich VI. │ ┌──> Heinrich VII. Tudor (1457-1509), │ König von England und Lord von Irland │ │ │ └──> Margaret Beaufort (1443-1509) │ │ ┌──> Heinrich VIII. Tudor (1491-1547), │ König von England und Irland │ │ │ │ ┌──> Eduard IV. (1442-1483), │ │ │ König von England │ │ │ │ └──> Elizabeth von York (1465-1503), │ Prinzessin von York │ │ │ └──> Elisabeth Woodville (1437-1492) │ │ Maria I. Tudor (1516-1558), die Katholische Königin von England und Irland │ │ ┌──> Johann II. (1397-1479), │ │ König von Aragonien │ │ │ ┌──> Ferdinand II. (1452-1516), │ │ König von Aragonien, Neapel und Sizilien │ │ │ │ │ └──> Juana Enriquez (1425-1468) │ │ │ │ └──> Katharina von Aragón (1485-1536), Prinzessin von Aragonien │ │ ┌──> Johann II. (1405-1454), │ │ König von Kastilien & León │ │ └──> Isabella I. (1451-1504), Königin von Kastilien & León │ └──> Isabella von Portugal ...
Maria in der Kunst und Literatur
Literatur
Die historische Figur Maria, Königin von England, ist Gegenstand von einigen historischen, englischen Romanen, von denen einige auch ins Deutsche übersetzt wurden:
- Philippa Gregory: The Queen‘s Fool (2003)
- Jean Plaidys: The Shadow of the Crown (Mary Tudor) (1988), [dt. Im Schatten der Krone]
Theater & Oper
Im 19. Jahrhundert diente das Leben von Maria Tudor zur Vorlage für Victor Hugos Theaterstück Mary Tudor. Das Stück Queen Mary von Tennyson entstand annähernd zur selben Zeit. Giovanni Pacini schrieb eine Oper über die Königin Maria im Jahre 1847 mit dem Titel: Maria Regina d'Inghilterra.
Film & Fernsehen
Die Person Maria Tudor tritt zahlreichen Filmen auf, zu den bekanntesten zählen unter anderem die Filme Elizabeth von 1998 oder Lady Jane von 1985. Die BBC zeigte 1971 die sechsteilige Serie Die Frauen von Heinrich VIII.
Titel
Mit der Thronbesteigung wurde Maria mit demselben Titel zur Königin proklamiert wie ihre direkten Vorgänger Heinrich VIII. und Eduard VI:
Maria, durch Gottes Gnaden, Königin von England, Frankreich und Irland, Bewahrer des Glaubens und Oberhaupt der Kirche von England und Irland.
Nach der Heirat mit Philipp von Spanien wurde das Ehepaar mit König und Königin betitelt. Der offizielle Name lautete:
Maria und Philipp, durch Gottes Gnaden, König und Königin von England, Frankreich, Neapel, Jerusalem und Irland, Bewahrer des Glaubens, Prinzen von Spanien und Sizilien, Erzherzöge von Österreich, Herzöge von Mailand und Brabant, Grafen von Habsburg, Flandern und Tirol.
Mit der Thronbesteigung Philipps änderte sich der Titel erneut:
Maria und Philipp, durch Gottes Gnaden, König und Königin von England, Spanien, Frankreich, Beider Sizilien, Jerusalem und Irland, Bewahrer des Glaubens, Erzherzöge von Österreich, Herzöge von Mailand und Brabant, Grafen von Habsburg, Flandern und Tirol.
Literatur
- David Michael Loades: Maria Tudor (1516-1558). England unter Maria der Katholischen, München 1982. ISBN 3-7667-0638-1
- Marie von Bunsen: Maria Tudor. Das Lebensschicksal einer englischen Königin (1516-1558), Berlin 1941.
- Dunn, Jane: Elizabeth and Mary. Cousins, Rivals, Queens, London 2003. ISBN 0-00-257150-1
- Raingard Eßer: Die Tudors und die Stuarts (1485 -1714), Stuttgart 2004. ISBN 3-17-015488-5
- Peter Marshall: Reformation England 1480-1642, London 2003, ISBN 0-340-70623-6 (englisch)
- Hilda F. M. Prescott: Maria Tudor, die Blutige, Stuttgart 1966.
- Peter Wende (Hg.): Englische Könige und Königinnen. Von Heinrich VII. bis Elisabeth II., München 1998. ISBN 3-406-43391-X
Weblinks
Vorlage:Wikiquote1 Vorlage:Commons2
- Vorlage:PND
- genealogie-mittelalter.de
- Maria auf der offiziellen Seite des Königshauses
- Maria Tudor Seite (englisch)
- Maria bei englishhistory.net
Vorlage:Navigationsleiste Königin von England und Königin von Irland
Personendaten | |
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NAME | Maria I. (England) |
ALTERNATIVNAMEN | Die Blutige, die Katholische oder spanische Maria |
KURZBESCHREIBUNG | Tochter von Katharina von Aragon und Heinrich VIII. (England) |
GEBURTSDATUM | 18. Februar 1516 |
GEBURTSORT | Greenwich |
STERBEDATUM | 17. November 1558 |
STERBEORT | St. James's Palace London |