Benutzer:1970gemini/RIR76
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Lauenburgisches Jäger-Bataillon Nr. 9
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Lauenburgisches Jäger-Bataillon Nr. 9 | |
|---|---|
| Aktiv | 1866 bis 1919 |
| Staat | Provinz Schleswig-Holstein |
| Streitkräfte | Preußische Armee |
| Teilstreitkraft | Heer |
| Truppengattung | Leichte Infanterie |
| Typ | Bataillon |
| Gliederung |
siehe Gliederung |
| Stärke | 1.002 (Gründungsstärke) |
| Unterstellung | IX. Armee-Korps |
| Standort | siehe Garnison |
| Marsch | König Friedrich Wilhelm III. (Präsentiermarsch)
Der Jäger aus Kurpfalz (Parademarsch) |
| Leitung | |
| Kommandeure | Siehe Kommandeure |

Als 1866 ein bewaffneter Konflikt mit Österreich immer näher rückte, wurden die bestehenden Truppen mobilisiert. Mit ihnen auch die bereits bestehenden Jägerbataillone. Da jedoch eine große Anzahl von Reserve- und Landwehrjägern übrig blieb, erließ König Wilhelm am 21. Juni 1866 per Allgemeiner Kabinettsorder (A. K. O.) den Befehl zur Formation des 9. Jäger-Bataillons.[1]
Organisation
Name
- 21. Juni 1866 - Jäger-Batillon Nr. 9
- 7. November 1867 - Lauenburgisches Jägerbataillon Nr. 9
Unterstellungen
nach dem Deutschen Krieg (1866)
- Armee-Korps: IX. Armee-Korps (Altona)
- Jägerbataillon: Lauenburgisches Jäger-Bataillon Nr. 9 (Ratzeburg)
Deutsch-Französischer Krieg
- Armee-Korps: IX. Armee-Korps (Altona)
- Division: 18. Division (Flensburg)
- Jägerbataillon: Lauenburgisches Jäger-Bataillon Nr. 9 (Ratzeburg)
- Division: 18. Division (Flensburg)
ab 1. Oktober 1876
- Armee-Korps: XV. Armee-Korps (Straßburg)
- Jägerbataillon: Lauenburgisches Jäger-Bataillon Nr. 9 (Hagenau i. E.)
ab 1. April 1882
- Armee-Korps: IX. Armee-Korps (Altona)
- Jägerbataillon: Lauenburgisches Jäger-Bataillon Nr. 9 (Ratzeburg)
17. Division (Deutsches Kaiserreich)
bei der Mobilmachung 1914
- Armee-Korps: IX. Armee-Korps (Altona)
- Division: 17. Division (Schwerin)
- Brigade: 33. Infanterie-Brigade (Altona)
- Jägerbataillon: Lauenburgisches Jäger-Bataillon Nr. 9 (Ratzeburg)
- Brigade: 33. Infanterie-Brigade (Altona)
- Division: 17. Division (Schwerin)
20. Februar 1918
- Armee-Korps: X. Armee-Korps (Hannover)
- Division: 20. Division (Hannover)
- Brigade: 40. Infanterie-Brigade (Hannover)
- 2. Hannoversches Infanterie-Regiment Nr.77 (Celle)
- Infanterie-Regiment „von Voigts-Rhetz“ (3. Hannoversches) Nr. 79 (Hildesheim)
- Braunschweigisches Infanterie-Regiment Nr. 92 (Braunschweig)
- Maschinen-Gewehr-Scharfschützen-Abteilung 32
- 5. Eskadron des Braunschweigischer Husaren-Regiments Nr. 17 (Braunschweig)
- Brigade: 40. Infanterie-Brigade (Hannover)
- Division: 20. Division (Hannover)
Gliederung
- bei der deren Gründung bestand das Bataillon aus drei wurde aber schon im Herbst 1866 aufgestockt auf vier Fußkompagnien
- zum 1. Oktober 1911 wurde die Maschinen-Gewehr-Kompanie etatmäßiger Bestandteil des Regiments. Sie wurde als 13. Kompanie dem II. Bataillon zugeteilt
Abtretungen
- 1. April 1881 - 2. Kompanie an das I. Bataillon des neuerrichteten Infanterie-Regiments Nr. 131 in Paderborn
- 1. April 1887 - 4. Kompanie an das in Folge der bewilligten Regimentsvermehrung[2] neugebildete IV. Bataillon des Infanterie-Regiments „Prinz Wilhelm“ (4. Badisches) Nr. 112 in Rastatt
- 1. April 1897 - das IV. Bataillon bildete im Verbund mit dem anderem IV. Brigade-Bataillon das I. Bataillon des neugegründeten Infanterie-Regiments Nr. 165 in Goslar
Bewaffnung und Ausrüstung
Hauptbewaffnung

- zur Gründung erhielten die Jäger Zündnadelbüchsen M./54 (die sog. Pikenbüchsen) sowie Hirschfänger
- 1866 - Neubewaffnung im Oktober mit der durch die Anbringung eines ^Stechschlosses verbesserten Jägerbüchse M./65
- 1872 - aptierte Zündnadelbüchse Modell 65
- 1874 - nach Zurkenntnisnahme der Vorteile eines Chassepotgewehrs im Deutsch-Französischen Krieg wurden die Zündnadelgewehre des Bataillons durch M 71-Gewehre samt Seitengewehr 71 ersetzt
- 1886 - erfolgte eine Neubewaffnung des Heeres mit dem Repetiergewehr M 71/84
- 1890 - das Mittelschaft-Magazingewehr wurde durch das Gewehr M. 88 ersetzt
- zur Beurteilung des Einzelprüfungsschießens wurden erstmals graue Ringscheiben mit aufgeklebten Kopfscheiben verwendet
- 1905 wurde das Regiment mit neuen Gewehren und Seitengewehren ausgerüstet. Die Geschwindigkeit seiner Geschosse liess eine Entfernung zwischen 800 bis 1200 Meter zu.
- 1909 den Erkenntnissen aus dem Russisch-Japanischen Krieg folgend, wurde jedem Regiment Maschinen-Gewehr-Kompanie (M.G.K.) zugeteilt
Uniform
- 1900
- Grünes Tuch
- rote schwedische Ärmelaufschläge
- Schulterstücke rotes Tuch mit gelben Ziffern
- Tschako mit gelben heraldischen Adler
Erster Weltkrieg
- ab 1916 trug der Bataillonssangehörige Stahlhelme
Offiziere
- 1888
- Die Berittenen hatten beim Dienst zu Pferde hohe Stiefel zu tragen
- Da Epauletten nur noch zu Gala-, Parade- und Gesellschaftszwecken getragen werden durften, wurden veränderte Achselstücke eingeführt
- Das Tragen von Sporen wurde für Hauptleute zur Pflicht
- Die Pferdeunterlegedecke wurde vereinfacht und hatte keine Goldtresse mehr
- Der bisherige weiße wurde durch einen schilffarbenen Tschakoüberzug ersetzt
- 22. März 1889
- anstelle des Einsteckdegens mit Lederscheide hatte der Offiziere der Infanterie seinen Offiziersdegen mit Stahlscheide und Lederkoppel mit Tressennbesatz, an dem fortan das Kavallerie-Portepee getragen wurde, zu tragen
- 1893
- 1894
- Der Chef der besten Schützenkompanie wurde mit einer Fangschnur dekoriert
- 1895
- Für den kleinen Dienst wurde eine Litewka aus günem Stoff eingeführt
- 1896
- Zum Dienstanzug wurde die Feldbinde vorgeschrieben
- Die Schärpe wurde nur noch zu Paraden angelegt
- Berittene wurden mit einem Portepee mit Lederriemen und einem Mantelsack ausgestattet
- 1899
- Das Offiziersgepäck wurde auf ein vorgeschriebenes Maß beschränkt
- Es wurde ein grauer Umhang eingeführt
- Zum Manöver waren fortan rotbraune Handschuhe vorgeschrieben
- 1908
- Einführung brauner Lederschnürschuhe mit Gamaschen für unberittene Offiziere
Fahnenträger
- 1898
- Die Fahnenträger erhielten ein entsprechendes Abzeichen am linken Ärmel,
- sowie ein halblanges Seitengewehr neuen Musters mit dem Griff eines Offiziersdegens[3]
- Für den Dienst mit Helm war ein Ringkragen aus Messing anzulegen
Sanitätsoffiziere
- 29. April 1869
- als Erkennungsvulgo wurden Toten-Marken getragen
- 1896
- Das Tragen einer Feldbinde zum Dienstanzug wurde vorgeschrieben
- 13. Februar 1913
- per A. K. O. hatten die Sanitätsmannschaften die Uniform ihres Truppenteils und auf dessen rechten Oberarm ein Äskulapstab aus gelbem Stoff den als Erkennungsmerkmal zu tragen
Mannschaften
- 12. März 1887 (Infanterie-Gepäck M. 87)
- Tornister und Kochgeschirr wurden verkleinert
- drei Patronentaschen (zu den zwei vorderen noch eine hintere)
- kleineres Seitengewehr
- wasserdichter zweiteiliger Brotbeutel
- 1889
- Für herausragende Schießleistungen wurde der betreffende Soldat mit einer aus einer silbernen Tresse mit schwarzen Streifen versehenen Schützenschnur ausgezeichnet
- 1891
- Für den kleinen Dienst wurde das Tragen einer Litewka aus grünem Stoff eingeführt
- 1893 Ab diesem Jahr (bis 1895) wurden Feldflaschen, Trinkbecher und Kochgeschirre aus Aluminium eingeführt. Des Weiteren wurde die Ausrüstung um eine tragbare Zeltausrüstung erweitert.
- Die Schützenschnur bestand fortan aus einer geflochtenen, silbernen Schnur.
- Die Kompanie mit den besten Schießergebnissen durfte fortan auf dem linken Ärmel ein besonderes Abzeichen tragen
- 1894
- Einführung des Grauen Mantels
- 1895
- Die Truppe erhielt ein neues Tornistermodell
- Fortfall der hinteren Patronentasche
- Der Brotbeutel wurde fortan nur noch am Leibriemen getragen[4]
- Der Stehkragen am Waffenrock wurde weiter und niedriger gestaltet
Musikkoprs
- 1898
- Die Bekleidung der Stabshoboisten wurde, zur besseren Hervorhebung, aus feinerem Tuch als die Waffenröcke gefertigt
- Die Schulterstücken bestanden jetzt aus Kantschnur
- Die Tuchunterlagen (der Schulterstücke) waren in den Farben des Truppenteils zu versehen
- Es wurde eine Leibbinde nach Art der Offiziers-Feldbinden angelegt
Fahne


Die am 3. Juli 1867, also genau ein Jahr nach dem Sieg bei der Schlacht bei Königgrätz, empfing das Bataillon in Potsdam seine Fahne.
In Berlin wurde die Fahne am 6. Juli nach einer kurzen Ansprache am Wesler Schill-Denkmal durch dessen Regimentskommandeur übergeben.
Am 19. Mai 1872 fand die feierliche kirchliche Einweihung der dem Bataillon verliehenen Fahnenspitze mit dem Eisernen Kreuz statt.
Im Herbst 1888 trat ein neues Exerzierreglement in Kraft. Zur äußerlichen Gleichstellung mit der Infanterie wurde auf Allerhöchsten Befehl hin festgelegt, dass die Jägerbataillone im Kriegsfalle auch deren Fahne mit ins Feld zu nehmen hätten.
Am 18. August 1891 wurde zum Abschluss des ersten Bataillonsfeiertages der Bataillonsfahne die Bänder der Kriegsgedenkmünze 1870/71 mit der Bezeichnung der vom Bataillon teilgenommenen Schlachten und Gefechte verliehen.
Die Bänder des Bataillons schmückten die Namen:
- Colombey-Nouilly
- Gravelotte-St. Privat
- Einschließung von Metz
- Orléans
- Beaugency
- Le Mans
Vom 15. Juli 1895 bis 10. Mai 1896 wurden die Fahnen, die im Deutsch-Französischen Krieg durch den Kaiser Auszeichnungen verliehen bekamen, sobald sie entrollt wurden, mit Eichenlaub geschmückt. Mit der A. K. O. vom 18. August 1870 wurde den Fahnen und Standarten jenes Krieges das Band der zu diesem Krieg gestifteten Gedenkmünze verliehen. Deren Spangen trugen die Namen der Gefechte und Schlachten an denen sie teilnahmen.
Zum Jahrhundertwechsel verlieh 1900 der Kaiser den Fahnen der 77er Ehrenzeichen. Es handelte sich um zwei Bronzespangen, die auf Bändern angebracht waren. Auf der einen Seite trugen sie das W II mit der Krone, auf der anderen den Tag dere Verleihung, 1. Januar 1900, und den Geburtstag des Regiments, 26. März 1813. An jenem Tage wurde das Vorgängerregiment, das einst in der Schlacht bei Waterloo kämpfende hannoversche 5. Infanterie-Regiment, gegründet.
Am 18. August 1907 fand in Cassel in Gegenwart des Kaisers die Nagelung und Weihe von Fahnen der Regimenter des VII. und X. Korps statt, die noch keine neuen Fahnen erhalten hatten. An dieser Zeremonie nahm neben dem Kommandeur von jedem Bataillon ein Oberleutnant sowie die betreffenden Fahnenunteroffiziere teil.
Zum Gottesdienst standen die Fahnen am Altar der 1902 in der Neustadt fertiggestellten Garnisonskirche.
Geschichte
Gründung
Per A.K.O. vom 21. Juni 1866, dem späteren Stiftungstag des Bataillons, verfügte König Wilhelm die Gründung des Jäger-Bataillons Nr. 9 unter der Leitung des Inspekteurs für Jäger und Schützen, den Obersten Grafen zu Dohna, in Berlin.
| aus Kompanie | des Regiments |
|---|---|
| Ersatzbataillonsmannschaften | sämtlicher Jäger-Bataillone |
| Ersatzbataillonsmannschaft | Garde-Schützen-Bataillon |
| Abgaben | Jäger-Linien-Bataillone |
Die o. g. 4. Kompanie wurde im Herbst 1866 durch Abgaben aus allen Linien-Jäger-Bataillonen neu formiert.
Garnisonen



- 1866 Ratzeburg
Nach der Mobilmachung wurde das Ersatzbataillon in Richtung Lübeck verlegt.
- 1870/71 Travemünde
- 1. Oktober 1876 - 31. März 1882 Hagenau i. E.
- Ratzeburg
- Stadtkaserne (Kaserne I & II)
- Domkaserne (ab 1887)
Lauenburg ward durch den Vertrag von Gastein im Jahre 1865 an Preußen abgetreten, ein Teil des Ratzeburgischen Eilands verblieb jedoch bei Mecklenburg-Strelitz. Auf diesem Teil war der Domkirchhof und auf diesem die Domkaserne.
- Ratzeburger Kasernen
-
Stadtkaserne mit Einfahrt und Offizierkasino
-
Kaserne II
-
Domkaserne
Bataillonsmitglieder


- ab 18. Oktober 1916 - Otto von Below
| Dienstgrad | Name | Beginn der Berufung |
|---|---|---|
| Major | v. Medem | 21. Juni 1866 |
| Major | v. Minckwitz | 22. März 1868 |
| Oberst | v. Kropff | 29. März 1871 |
| Oberst | v. Byern | 10. Juni 1880 |
| Oberst | v. Jannson | 16. September 1885 |
| Major | v. Winning | 14. Februar 1888 |
| Oberstleutnant | v. Treskow | 15. Januar 1889 |
| Oberstleutnant | Henke | 15. Juli 1890 |
| Oberstleutnant | v. Trotha | 27. Januar 1892 |
| Oberstleutnant | v. Bose | 16. Juni 1894 |
| Major | v. Claer | 21. Juni 1898 |
| Oberstleutnant | v. Rosenberg-Gruszcinski | 30. Juni 1900 |
| Oberst | Kruge | 22. April 1905 |
| Oberst | Ebeling | 22. April 1909 |
| Oberstleutnant | Lehmann | 27. Januar 1914 |
| Major | v. d. Oelsnitz | 2. August 1914 |
| Major | Herbig | 7. August 1914 |
| Major | v. Laffert (Vertretung) | 29. Juli 1915 |
| Major | v. Heilifenstedt | 16. Februar 1916 |
| Major | Genthe | 23. Oktober 1916 |
| Major | Pikardi | 5. Januar 1917 |
| Major | Jeltsch | 1. September 1917 |
sonstige Offiziere
- Karl von Rettberg - am 14. April 1883 wurde vom Kadettenkorps der chargierte Portepeefähnrich (Avantageur) an das Regiment überwiesen, wo er am 13. November zum Portepeefähnrich ernannt wurde. 1889 nahm der Leutnant an einem Reitkursus in der Nachbargarnison Lüneburg teil.
- Hans Schimmelfeng - per A. K. O. vom 18. Oktober 1891 wird der Unteroffizier zum Fähnrich und am ein Jahr später zum Leutnant der 77er befördert. Zu Beginn des April 1899 wird er als Erzieher zum Kadettenhaus nach Bensberg abkommandiert. Im Februar 1900 tritt er in gleicher Eigenschaft zum Kadettenhaus in Naumburg a. S. über und wird bereits am 18. November in das Wahlstätter versetzt. Dort wird er am 18. April 1901 zum Oberleutnant befördert. Am 10. März 1904 kehrt er zurück ins Regiment. Zum überzähligen Hauptmann wird Schimmelfeng am 27. Januar 1909 befördert und am 17. Mai 1910 zum Kompaniechef im Regiment ernannt. Als solcher verfasst er die Geschichte des 2. Hannoverschen Infanterie-Regts. Nr. 77.
- Heinrich von Vietinghoff - Hauptmann während des Deutsch-Französischen Krieges und erhielt am 11. März 1871 das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Per A.K.O. vom 13. März 1873 wurde der Baron ins Regiment 76 versetzt
Bezeichnungswechsel
| Jahr | aus | wird |
|---|---|---|
| 1898 | Ränge | |
| Generalarzt | Obersten oder General | |
| Stabsoberarzt | Oberstleutnant | |
| Bezeichnung | ||
| Assistenzarzt 1. Klasse | Oberarzt | |
| 1899 | Dienstgrad | |
| Avantageur | Fahnenjunker | |
| Portepeefähnrich | Fähnrich | |
| Sekondleutnant | Leutnant | |
| Premierleutnant | Oberleutnant | |
| Wort | ersetzt durch | |
| Charge | Dienstgrad | |
| Anciennität | Dienstalter | |
| Lazarettgehilfe | Sanitätsunteroffizier bzw. Sanitätsgefreiter | |
| Oberstleutnant | ||
| etatmäßiger Stabsoffizier | Oberstleutnant beim Stabe |
Die Friedenszeit des Regiments

Als das Bataillon am 20. September 1866 aus dem Deutschen Kriege heimkehrend in Ratzeburg ankam, wurde es in seiner neuen Garnisonsstadt feierlich von dessen Bevölkerung und Behörden begrüßt.
Bis 1876 hatte das Offizierkorps noch keine eigene Jagd. Erst in Hagenau pachtete es Jagden in Hölschloch, Surburg, später auch Diefenbach und Gunstedt. Zurückgekehrt nach Ratzeburg pachtete das Korps Bartelsbusch, Groß- und Klein-Deßnack sowie Buchholz und zeitweise Hollenbeck an der Stecknitz. Die Reviere mussten zum 1. Januar 1890 abgegen werden müssen, da das Jägerbataillion wieder ins Elsass, und zwar nach Colmar, verlegt werden sollte. Dieser Befehl wurde jedoch wiederrufen und Reviere im Garrensee-Holz und Baalen, sowie der Feldmark von Ziethen und der GemarkungMustin gepachtet. Bis auf die Gemarkung mussten die genannten Reviere aber 1895 wieder aufgegeben werden. Im Folgejahr konnten jedoch die Jagden Hundebusch, Langer Berg, Strucken, Bornberg und des Dorfes Salem gepachtet werden.
Den Abschluss der Jagden bildet alljährlich am 3. November im Offizierkasino der Hubertustag.
Am 29. Mai 1872 stiftete Prinz Friedrich Karl aus der ihm zu teil gewordenen Dotation 3.000 Mark mit der Auflage zur Gründung einer zum Besten des Bataillons zu verwendenden Stiftung. Diese erhielt den Namen General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl Stiftung.
25 Jahre nach seiner Gründung stand das Bataillon am 26. September 1890 in Paradeuniform bei der feierlichen Enthüllung des Kaiserdenkmals zu Ratzeburg auf dem Marktplatz.
Auf einem Postament aus rotem schwedischen Granit stand die in Bronzeguss hergestellte etwa drei Meter hohe Statue des verstorbenen Monarchen. Auf des Postaments Vorderseite befand sich die Widmung: Dem Einiger Deutschlands, Kaiser Wilhelm I. dem siegreichen, das dankbare Lauenburg
Die Rückseite trug die Inschrift: Dem Könige von Preußen huldigte das Herzogtum Lauenburg am 26. September 1865. und darunter Errichtet am 26. September 1890.
In die Schmalseiten waren Reliefs von Bismarck und Moltke aus Bronze eingelassen.
Da die Schlacht bei Gravelotte in der Geschichte des Bataillons der wohl ruhmreichste gewesen war, wurde an deren 25. Stftungstsg der 18. August zu deren Feiertag erkohren. Da dieser 1891 auf einen Sonntag fiel, wurde er erstmals am 17. August 1891 begangen. Sie gipfelte am Sonntag in der Einweihnung des Denkmals am Hundebusch. Die Träger des Eisernen Kreuzes erhielten die Berechtigung auf dem Bande fortan drei silberne Eichenblätter mit einer 25 zu tragen. Da an jenem Tage in Berlin an diesem Tage die Grundsteinlegung für das Nationaldenkmal Kaiser Wilhelm I. stattfand, zu dem Graf v. Waldersee geladen war, konnte dieser nicht an den hiesigen Feierlichkeiten teilnehmen.
Beziehungen zu Bismarck und Moltke

Am 26. September 1865 erschien Ministerpräsident Otto von Bismarck erstmals zur Begleung des Königs in Ratzeburg. Dieser wollte in der Petrikirche die Erbhuldigung der Ritter- und Landschaft entgegennehmen.
Mit dem Jägerbataillon kam er zum ersten Male während des Deutsch-Französischen Krieges in Berührung, als es am 9. August beim Vormarsch von der Saar hinter St. Ingbert ein Biwak bezog. Moltke ritt ebenfalls an ihm vorrüber.
Erst am 30. November 1890 kehrte Bismarck, nun als Altreichskanzler, nach Ratzeburg zurück, um das Denkmal vor seiner Enthüllung in Augenschein zu nehmen. Im Anschluss besuchte er das Kasino des Offizierkorps.
Er war Ehrenbürger Ratzeburgs und erschien mehrmals zu den Sitzungen des Kreistages in dem ein mit dem Wappen des ersten Kanzlers des Deutschen Reichs an ihn erinnerte.
Es entspannen sich enge Beziehungen zwischen dem Bataillon und den in etwa einer Stunde per Bahn erreichbaren Bismarck in Friedrichsruh. Diese kulminierten, als die Bataillonskapelle dem Fürsten mit einem Morgenständchen an seinen 80. Geburtstag ihre Glückwünsche überbrachten.
Moltke war nie offiziell in Ratzeburg gewesen. Wohl aber hatte er mehrmals seine dort lebende Schwester von 1853 bis 1888 besucht. Zu seinen bevorzugten Spaziergängen zählte dort der Weg um und nach den kleinen (Küchen-) Ratzeburger See.
25-Jahr-Feier

Am 24. Juni 1891 begannen die Feierlichkeiten zum 25jährigen Bestehen des Batillons um dann deren Stiftungstag selber feierlich zu begehen.
Bereits am 20. Juni war die Stadt in grünem Tannenschmuck dekoriert.
Um 5 Uhr nachmittags rückte der Verein ehemaliger Jäger der Armee, sofern sie im Lauenburgischen Bataillon angehört hatten, in die Stadt. Um 10 Uhr abends fand, vom Marktplatz zum Kasernenhof, der Große Zapfenstreich statt. Am eigentlichem Jubiläumstag, es war ein Sonntag, erfolgte das Wecken durch die Kapelle des Bataillons. Der hamburger Verein ehemaliger 9. Jäger traf ein und, aus Lübeck kommend traf um 11 Uhr vormittags der kommandierende General des IX. Armee-Korps (IX. AK), Graf von Waldersee, auf dem ratzeburger Bahnhof ein. Der Bataillonskommandeur empfing ihn dort und gegleitete ihn in offener Equipage zu den anderen Offizieren in den Ratskeller.
Nach dem Festgottestdienst in der Garnisonskirche, die Predigt stand unter St. Paulis Worten an die Römer,[5] nahmen Offiziere samt Gäste Aufstellung gegenüber dem Kaiserdenkmal. Der Kommandeur, Oberstleutnant Henke, trat vor sie und gab in seiner Ansprache in kurzen Zügen die Geschichte des Bataillons wieder. Dieser Teil der Feier wurde durch einen Parademarsch beendet.
Bei dem Festessen, das um 3 Uhr nachmittags für das Offizierskorps und seine Gäste im Kasino stattfand, entstand die nebenstehende Aufnahme.
Kaisermanöver
- 1875 nahm das 9er Jägerbataillon an seinem ersten Kaisermanöver in Mecklenburg teil.
- 1879 nahm das zu der Zeit in Hagenau garsonierte Bataillon an dem Kaisermanöver in Straßburg teil.
- 1890, das Bataillon war wieder ratzeburgisch, nahm es am Manöver auf historischen Boden, siehe Düppeler Schanzen, zwischen Flensburg und Düppel teil
- 1895 war es auf dem in Stettin
- 1904 nahm es an dem Manöver von Altona teil
- 1912 war es auf seinem letzten, abermals in Altona stattfindenden, Kaisermanöver
Preisschießen

Um die Qualität des Schießens zu steigern wurde ein jährliches Preisschießen für Offiziere und Unteroffiziere des Korps festgelegt. Am 4. August 1888 wurde erstmals um
- einen mit dem Namenszug Se. Majestät versehenen Säbel (Offizier)
- eine goldenen Uhr (Unteroffizier)
geschossen.
- August 1892 - auf ein Distanz von 150 m erschoss sich mit sieben Schüssen und einer Anzahl von 148 Ringen der Hauptmann Graf v. Oeynhausen als bester Schütze des X. A. K. den Kaiserdegen
- 1897
- war der Hauptmann Brenda als Kompaniechef der bestschießensten Kompanie des Korps ein silbernes Schild
- das erhielt das Kaiserabzeichen
- das Offizierkasino des Regiments bewahrte die Kaiserbüste als bleibendes Erinnerungszeichen.
Dennoch ließ die Begeisterung nach und so fiel das Einzelprüfungsschießen 1898 aus. Per A. K. O. wurde es, als nicht mehr zeitgemäß, ganz abgeschafft und durch das Vergleichsschießen ersetzt. Zudem wurde das Gefechtsschießen des Regiments erstmals in der Gruppe abgehalten.
- 20. September 1898
- war der Hauptmann Wachtholz mit der Verleihung des Kaiserdegens ausgezeichnet
- die 9./77 erhielt den Kaiser-Preis in Form einer Bronzebüste Friedrich III.[6]
- auch diese fand im Offizierkasino Aufstellung
- 1899
- zum dritten Male in Folge gewann die 9. Kompanie das Preisschießen
- darüber hinaus gewann deren Vizefeldwebel Griffenhagen den 1. sowie der Unteroffizier Busche der 3. Kompanie den 2. Preis des Unteroffiziersschießens
Boxeraufstand

→ Hauptartikel: Boxeraufstand
Als die Kunde von den Unruhen in China nach Deutschland drang, entsandte der Kaiser eine Flotte aller Waffengattungen dorthin. Unter den Freiwilligen der deutschen Jägertruppen wurde ein kombiniertes Jägerbataillon gebildet. Zu dessen Kommandeur wurde der Hauptmann Schmidt, früher langjähriges Mitglied des Lauenburger Bataillons, ernannt.
Alle entsandten Jäger des 9. Jägerbataillons sollten vor Jahresfrist unverletzt zurückkehren.
Herero-Aufstand

→ Hauptartikel: Herero-Aufstand
Mitte Januar 1904 drangen die ersten Nachrichten vom Aufstand der Herero und Nama nach Deutschland. Bereits am 17. Januar erging der Befehl zur Mobilmachung eines Marine-Expeditionskorps, das am 21. seine Fahrt nach Swakopmund antrat.
Die Lage verlangte eine deutliche Verstärkung der Schutztruppen aus den Reihen der Armee. Wie einst beim Boxeraufstand, gab es auch diesmal eine Vielzahl von Freiwilligen zu denen auch die des Regiments zählten.
Aus dem Regiment der 77er kamen von den Freiwilligen 5 Offiziere sowie 42 Mannschaften zum Einsatz.
Feldzüge
Deutscher Krieg
→ Hauptartikel: Deutscher Krieg
Der Jüngste, der sich zum Deutschen Krieg freiwillig meldete, war Prinz Adolf zu Bentheim-Tecklenburg und sein Antipode war der pensionierte Förster Oberjäger Wegener der bereits 63jährig an dem Feldzug gegen Dänemark teilnahm. Während der Greis nach dem Feldzug noch über Jahre hinweg im Dienst des Bataillons blieb und als Verwalter der Kantine auf den Scheibenständen verblieb, fiel der Prinz wenige Jahre später am 18. August bei der Stürmung St. Huberts in den Reihen des 8. Jäger-Bataillons
Das Bataillon wurde der Main-Armee zugewiesen und verlies am 20. Juli 1866 vom Anhalter Bahnhof aus Berlin in Richtung Frankfurt um in den Verband der Division Flies zu treten. Wertheim wurde am 24. Juli besetzt.
Seine Feuertaufe erhielt das Bataillon am 26. im Gefecht bei Uettingen und Roßbrunn.
Als das Bataillon, das nun bestehen bleiben sollte, am 18. September bei Oberlahnstein verladen wurde, erreichte es die Nachricht, dass es im lauenburgischen Ratzeburg garnisonieren werde. Der bisherige Führer des Bataillons wurde, unter der Beförderung zum Major, zu dessen Kommandeur ernannt.
Deutsch-Französischer Krieg
→ Hauptartikel: Deutsch-Französischer Krieg

Am Morgen des 16. Juli 1870 ging um 9 UHR der Befehl der Mobilmachung DER 9. Jäger in Ratzeburg ein und innerhalb von zehn Tagen hatte das Bataillon seine Kriegsstärke erreicht. In Hessen wurde das Bataillon der 18. Division zugeteilt und überschritt am 5. August die französische Grenze.
- 2. Armee (Prinz Friedrich Karl)
Es erreichte St. Avold während sich dort das Hauptquartier des Königs befand. Für dieses hatte das Bataillon in der Nacht seiner Abwesenheit Bedeckung und Ehrenwachen zu stellen. Die Mosel wurde am 13. August überqerrt.
Fünf Tage später, am 18. August 1870, erhielten die Lauenburger Jäger ihre Feuertaufe in der Schlacht bei Gravelotte, kämpfte in der Schlacht von Orléans und bei Le Mans.
Erster Weltkrieg
Das Regiment machte am 2. August 1914 mobil. Am 28. März 1915 wurden die 13. bis 15. Kompanie aufgestellt. Ende 1916 gab man den Stab des III. Bataillons und die 3. Kompanie ab. Diese bildeten in der Folgezeit Teil des II. Bataillons des neu aufzustellenden Infanterie-Regiments Nr. 419. Mitte August 1918 erfolgte die Eingliederung des I. Bataillons des aufgelösten Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 260. Nach schweren Verlusten in der Schlacht von Havrincourt, in der das Regiment fast vollständig ausgelöscht wurde, bildete man aus den Resten ein Kampfbataillon mit drei Kompanien. Ab 19. Oktober 1918 bestand des Regiment wieder aus drei Bataillonen, wobei man die 3., 8. und 9. Kompanie auflöste.
Nach Kriegsende marschierten die Reste des Regiments in die Garnison nach Celle zurück, wo ab 2. Dezember 1918 die Demobilisierung erfolgte. Aus Teilen des Regiments wurde dann im Januar 1919 mit der Aufstellung einer Sicherheits- und MG-Sicherheits-Kompanie als Freiwilligen-Formation begonnen. Diese wurden im Juni 1919 bei der Bildung der Vorläufigen Reichswehr zum II., später IV. Bataillon des Reichswehr-Infanterie-Regiments 20.[7]
Die Tradition übernahm in der Reichswehr die 15. und 16. Kompanie des 17. Infanterie-Regiments.
Sonstiges
Vereine
- Verein ehemaliger 77er zu Hamburg
- Verein ehemaliger 77er zu Harburg
- Verein ehemaliger 77er zu Winsen a. d. Luhe
Die oben genannten Vereine hielten am 2. Juni 1907 in Celle einen Appell ehemaliger 77er ab. Bereits am 10. Dezember 1906 baten sie den Regimentskommandeur, v. Kalckstein, um sein Einverständnis sowie die Übernahme der Protection.
- Verein ehemaliger 77er zu Celle
- Verein ehemaliger 77er zu Ülzen
- Verein ehemaliger 77er zu Lüneburg
- Verein ehemaliger 77er zu Hannover
Denkmale


- 18. August 1891 - Einweihung des Bataillonsdenkmals am Hundebusch zum Abschluss des ersten Bataillonsfeiertages am Jahrestag der Schlacht von Gravelotte. Es wurde angeregt durch einen zeichnerischen Entwurf des in Gravelotte mitkämpfenden späteren Bataillonskommandeur, den Major von Bose, der dessen Ausführung dem zu jener Zeit dem Bataillon angehörenden Bildhauer Pehle übertragen.
- Es besteht aus einer von einem Bronzeadler gekrönten Steinpyramide. In eine Seite ist eine Gedenktafel mit den Namen der gefallenen Bataillonsmitglieder eingelassen.
- 5. August 1908 - Enthüllung des Gedenksteins gegenüber der Garnisonkirche. Die von Heidefindlingen umrahmte Erinnerungstafel wurde dem in Südwestafrika gefallenen Reiter Reinecke, ehemaligen Musketier der 8. Kompanie der 77er, gewidmet.
Verweise
Literatur
- Siegfried von Ziegner: Geschichte des Lauenburgischen Jäger-Bataillon Nr. 9; 1898 Ratzeburg, Verlag von H. H. C. Freystatatzky's Buchdruckerei
- Dr. med. Dr. Weise: Das Lauenburgische Jäger-Bataillon Nr. 9; 1902 Neudamm, Verlag von J. Neudamm
- Bogen - Schwencke: Offizier-Stammliste des 2. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 77; Oldenburg, Stalling, 1913. 257 Seiten.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ A. K. O.:
„Ich bestimme im Verfolg meiner Ordre vom 18. d. M. ad 4, daß nach erfolgter komplettierung der Jäger-Ersatz-Kompagnien sofort zur Formierung eines Jäger-Battaillons geschritten wird, welches vorläufig den Namen Jäger-Bataillon Nr. 9 führen soll. Die Formation soll hier in Berlin geschehen und in die Hände des Inspekteurs der Jäger und Schützen, Obersten Grafen zu Dohna, gelegt werden, welchen Ich angewiesen habe, Mir schon jetzt Vorschläge zur Besetzung der Offiziersstellen zu bei diesem Bataillon einzureichen. Das Kriegsministerium hathiernach das Erforderliche schleunigst zu veranlassen und insbesondere dem Grafen zu Dohna die näheren Ausführungs-Bestimmungen baldigst zu übersenden.“
– Berlin, d. 21. Juni 1866. (gez.) Wilhelm - ↑ neben den neuen Regimentern Nr. 135-138 wurden die Regimenter an der Ost- und Westgrenze um 15. Bataillone verstärkt
- ↑ Fahnenträger hatten kein Gewehr
- ↑ dadurch wurde die Schulter entlastet
- ↑ Ist Gott für uns, wer mag gegen uns sein
- ↑ Inschrift: Wilhelm II., deutscher Kaiser, König von Preußen, der 9. Kompanie 2. hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 77 zur Erinnerung an die im Jahre 1898 innerhalbder Infanterie des X. Armee-Korps erzielten besten Schießleistungen
- ↑ Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914-1918 Teil VI: Infanterie Band 1: Infanterie-Regimenter, Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 139-140
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