Parteilogo | |
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Datei:Tierschutzparteilogo.gif | |
Basisdaten | |
Gründungsdatum: | 13. Februar 1993 |
Gründungsort: | Bonn |
Mitglieder: | 1100 (Stand: Mitte 2005) |
Vorsitzender: | Jürgen Gerlach |
1. stv. Vorsitzende: | Karin Rieden |
2. stv. Vorsitzende: | Margret Giese |
3. stv. Vorsitzender: | Alfred Jenne |
Generalsekretär: | Frank-Michael Malchow |
Schriftführer: | Manfred Holst |
stv. Schriftführer: | Volker Dunz |
Schatzmeister: | Clauss Tiemeyer |
stv. Schatzmeisterin: | Ursula Koch |
Beisitzer: | Rocio Butzo, Udo Ily, Jürgen Foß, Monika Thau, Mari Herbold, Sibylle Kuske, Gerty Kuch-Jenne, Friederike Prüll, Wilhelm Ruzicka |
Staatliche Parteienfinanzierung: |
59.380,29 € (2004) |
Anschrift: | Partei Mensch Umwelt Tierschutz - Die Tierschutzpartei - Bundesgeschäftsstelle Fritz-Schumacher-W. 111 60488 Frankfurt am Main |
Parteigliederung: | 14 Landesverbände, 4 Kreisverbände |
Website: | www.tierschutzpartei.de |
E-Mail-Adresse: | info@tierschutzpartei.de |
Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz (kurz: Die Tierschutzpartei) ist eine deutsche Partei.
Inhaltliches Profil
Das aktuelle Grundsatzprogramm wurde auf dem zehnten Bundesparteitag am 4. Mai 2002 in Frankfurt am Main verabschiedet. Es trat an Stelle des ersten Grundsatzprogrammes aus dem Gründungsjahr 1993, das die Parteigründerin Ingeborg Bingener entworfen hatte. Das Thema "Tierschutz" nimmt, wie der Parteiname bereits vermuten lässt, einen sehr breiten Raum im Programm ein.
Tierschutzpolitik
Die Partei sieht in Mensch, Tier und Natur eine „untrennbare Einheit“. So strebt sie die Abkehr vom „anthropozentrischen Denken“ zugunsten einer Politik der „Mitgeschöpflichkeit“ an, unter der sie vor allem den Schutz der Tiere versteht. Des weiteren fordert die Partei die Aufnahme tierischer Grundrechte mit einem eigenen Artikel ins Grundgesetz. Dieser soll folgendermaßen lauten: „Tiere werden als unsere Mitgeschöpfe um ihrer selbst willen geachtet, geschützt und vor Leiden bewahrt. Entsprechend ihrem Schmerzempfinden und ihren Gefühlen sind ihnen arteigene Rechte einzuräumen.“ Diese beinhalten beispielsweise das Recht auf Leben, den Schutz vor physischen und psychischen Schäden oder das Recht auf artgerechte Haltung. Diese sollen nur in Fällen konkreter Notwehr angetastet werden dürfen. Auch fordert sie ein Verbot aller Tierversuche, Stierkämpfe, der Jagd, der Produktion von Pelzen und Zirkustieren und – zumindest langfristig – die Aufgabe der landwirtschaftlichen Tierhaltung und die Umstellung der Bevölkerung auf vegetarische Ernährung.
Umweltpolitik
Der Flugverkehr soll auf ein ökologisch vertretbares Maß reduziert werden. Weitere Forderungen im Bereich der Umweltpolitik sind ein Verbot der Gentechnik, eine ökologische Ausrichtung der Landwirtschaft, die Reduzierung des Individualverkehrs und der sofortige Ausstieg aus der Atomenergie, „da deren Nutzung ein unkalkulierbares Risiko für Menschen, Tiere und Natur“ bedeute. Den Entwicklungsländern sollen die Schulden erlassen werden, um sie dazu zu bewegen, die Waldrodungen zu beenden, und so letztendlich die zum Abbau des Kohlendioxyds „unverzichtbaren großen Waldgebiete“ der Erde gerettet werden. Der Schwerlastverkehr soll auf die Schiene und auf die Wasserstraßen verlagert werden.
Gesundheitspolitik
In der Gesundheitspolitik fordert die Partei eine Umstellung des Gesundheitswesens auf ganzheitliche Medizin. Da jeder Mensch ein Recht auf Erhaltung und Wiederherstellung seiner Gesundheit habe, sei so die „freie Entscheidung der Patienten zwischen Schulmedizin und Naturheilverfahren“ zu gewährleisten. Zur Heilung von Krankeiten sollen verstärkt Homöopathie, Phytotherapie und Akupunktur zum Zug kommen. Eine zusätzliche Voraussetzung für die Zulassung zum Medizinstudium soll eine entsprechende ethische und moralische Einstellung sein.
Wirtschafts- und Sozialpolitik
Angestrebt wird eine soziale und ökologische Marktwirtschaft, d.h. die Wirtschaftspolitik soll ökologisch ausgerichtet werden, mit einer Absenkung der Lohnnebenkosten, einer Förderung des Mittelstandes sowie dem Abbau von Subventionen. Kommerzielle und machtpolitische Interessen seien zum „fast alleinigen Maßstab politischen Handelns“ geworden. Außerdem wird eine Verkürzung der Arbeitszeit zugunsten der beruflichen Weiterbildung angestrebt. „Ökologie geht vor Ökonomie“ sei das Grundprinzip jeder verantwortungsbewussten Wirtschaftspolitik.
Gesellschaftspolitik
Die Tierschutzpartei betrachtet sich generell als „Anwalt derer, die selbst keine Lobby bilden können“. Damit sind insbesondere Kranke und Pflegebedürftige, Behinderte, Opfer körperlicher oder seelischer Gewalt, in Armut lebende Kinder und Obdachlose gemeint. Die berechtigten Anliegen dieser Menschen müssten wirksam durchgesetzt werden. Eine gesellschaftliche Gleichstellung von Behinderten sowie die Unterstützung sozial Schwacher müsse ebenso vorangetrieben werden. Die „täglichen praktischen Dinge des Lebens“ müssten für Behinderte erleichtert werden durch Rollstuhlfahrer-gerechte bauliche Einrichtungen und behindertengerechte Verkehrsmittel.
Bildungspolitik
Die Schulklassen sollen verkleinert werden und maximal 20 Schüler haben. Ebenso soll das Fach „Tier- und Naturschutz“ eingeführt werden. Ferner wird ein Ausbau der Ganztagsschulen gefordert. Behinderte und lernschwache Kinder sollen besser integriert und „ihren individuellen Möglichkeiten gemäß betreut bzw. ausgebildet werden“. Außerdem wird eine bessere Integration ausländischer Kinder angestrebt, insbesondere durch Sprachförderung, die bereits ab dem Vorschulalter stattfinden soll.
Innenpolitik
Die Wehrpflicht soll abgeschafft werden. Außerdem müsse jeder, der „aus eindeutig politischen, rassistischen, sexistischen oder religiösen Gründen verfolgt wird“, Asyl finden. Als Ursache der gesunkenen Hemmschwelle zur Gewaltanwendung sieht die Partei unter anderem den brutalen Umgang mit Tieren und gewaltverherrlichende Darstellung in den Medien. Massive Polizeipräsenz hält sie für keine wirkliche Problemlösung, sondern eher eine angemessene Erziehung der Heranwachsenden sowie einer Vorbildfunktion der Erwachsenen und der Gesellschaft.
Struktur
Verbände
Zur Zeit existieren bis auf Bremen und Saarland in allen Bundesländern Landesverbände. Die größte Aktivität zeigt zur Zeit der Landesverband Hessen. Kreisverbände existieren zurzeit in Hagen (seit 2002), an der Südlichen Weinstraße (seit 2004), im Landkreis Sangerhausen und in Niedersachsen einer mit dem Namen Delmenhorst/Wesermarsch/Oldenburg-Land (jeweils seit 2005). Zeitweise Existierte auch im Landkreis Göppingen ein Kreisverband. Darüber hinaus existiert in Gladbeck ein Ortsverband.
Daten der Landesverbände
Landesverband | Vorsitzende(r) | Mitglieder | Kreisverbände | Mandate |
Baden-Württemberg | Volker Dunz | 254 | ||
Bayern | Bernhard Sommer | 110 | ||
Berlin | Artur Kalka | 41 | ||
Brandenburg | Amt z.zt. nicht besetzt | 13 | ||
Bremen | z. Zt. nicht besetzt | 4 | ||
Hamburg | Jacqueline Langer | 16 | ||
Hessen | Sebastian Stranz | 175 | 0 | 1 |
Mecklenburg-Vorpommern | Amt z. Zt. nicht besetzt | 4 | ||
Niedersachsen | Margret Giese | 71 | 1 | |
Nordrhein-Westfalen | Roswitha Stenner | 202 | 1 | |
Rheinland-Pfalz | Marianne Eberhard-Rathert | 68 | 1 | |
Saarland | Amt z.zt. nicht besetzt | 6 | ||
Sachsen | Andreas Hantzsche | 20 | ||
Sachsen-Anhalt | Peter Barczik | 32 | 1 | 1 |
Schleswig-Holstein | Ulla Schloon | 22 | ||
Thüringen | Harald von Fehr | 7 |
Mitglieder und Wählerschaft
Formalia zur Mitgliedschaft
Parteimitglied kann laut Satzung „jede natürliche Person“ werden, „welche die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt oder deren ständiger Wohnsitz sich in der Bundesrepublik Deutschland befindet, mindestens 16 Jahre alt ist und Satzung und Programm der Partei vorbehaltlos anerkennt und nach innen und außen vertritt.“ Parteiausschlüsse erfolgen durch „das zuständige parteiinterne Schiedsgericht“, wenn man „nachweislich das Ansehen der Partei in grober Weise schädigt oder erheblich gegen Satzung und Programm verstoßenhat und dadurch der Partei schwerer Schaden zugefügt wurde“.
Parteischädigend verhält sich laut Satzung, „wer
- zugleich Mitglied einer anderen Partei ist oder einer anderen politischen, mit der Tierschutzpartei konkurrierenden Gruppe angehört,
- vertrauliche Parteivorgänge veröffentlicht bzw. anderweitig bekannt macht oder an politische Gegner weitergibt (Vorstandsbeschlüsse, Protokollinhalte usw.),
- die Mitgliederkartei ohne Amt und Auftrag missbraucht durch Weitergabe von Adressenmaterial an Dritte, oder selbst benutzt, um die Mitglieder mit Unwahrheiten, Verleumdungen und dergleichen zu verunsichern,
- den parteiamtlichen Briefbogen ohne Amt und Auftrag verwendet, um Befugnisse vorzutäuschen, die er nicht besitzt,
- Vermögen, das der Partei gehört oder zur Verfügung steht, veruntreut,
- auf Anfrage verschweigt, dass er rechtskräftig wegen einer strafbaren Handlung verurteilt wurde,
- in der Öffentlichkeit (auch Rundfunk, Fernsehen, Internet und Presse ) gegen die im Grundsatzprogramm erklärte Politik der Tierschutzpartei Stellung nimmt“.
Soziokulturelle Zusammensetzung
Trotz ihrer vergleichsweise geringen Mitgliederzahl und strukturellen Schwäche erzielte sie meistens von Wahl zu Wahl steigende Ergebnisse. Diverse Umfragen belegen, dass die Partei vorrangig von Jugendlichen gewählt wird, wodurch sich auch die steigenden Wahlergebnisse erklären lassen. Mitglieder der Partei gaben an, in der Vergangenheit sowohl schon SPD als auch schon CDU gewählt zu haben. Mehr als 50% der Parteimitglieder sind Frauen, bei Wahlen beträgt der Frauenanteil häufig über 60%.
Interne Entscheidungsprozesse
Der Bundesvorstand setzt sich aus dem Bundesvorsitzenden, seinen drei Stellvertretern, dem Generalsekretär, dem Schatzmeister und dessen Stellvertreter, dem Schriftführer und dessen Stellvertreter sowie zur Zeit insgesamt zehn Beisitzern zusammen. Er wird einmal im Jahr neu gewählt.
Das Bundesschiedsgericht der Partei setzt aus der Vorsitzenden, deren Stellvertreterin und zwei Beisitzern zusammen. Laut Parteisatzung sollten die Mitglieder des Bundesschiedsgerichts „bei Bundesparteitagen mit beratender Stimme in Verfahrensfragen tätig sein“ und dürfen keine anderen Parteiämter innehaben. Das Bundesschiedsgericht ist gemäß Schiedsordnung der Partei für die „Anfechtung von Wahlen durch Organe der Bundespartei sowie von Wahlen zur Aufstellung der Bewerber für Wahlen zu Volksvertretungen auf der Ebene der Bundespartei“ sowie für Streitigkeiten zwischen der Bundespartei mit einzelnen Mitgliedern, Mitgliedern verschiedener Landesverbände, und für Streitigkeiten über Auslegung und Anwendung der Bundessatzung zuständig. Sofern in einem Landesverband kein eigenständiges Schiedsgericht existiert, ist es auch für dessen Angelegenheiten zuständig.
Bundesarbeitskreise
Es existieren zur Zeit insgesamt zwölf Arbeitskreise der Partei.
Bundesarbeitskreis | Vorsitzende(r) | Gründungsdatum |
BAK Alternative Energien | Harald Mühlhäuser | 27. April 1996 |
BAK Arbeit und ökologische Wirtschaft | N.N. | 16. Mai 1998 |
BAK Ernährung, Gesundheit und Naturheilkunde | Gerty Kuch-Jenne | 27. April 1996 |
BAK Heimtiere | Astrid Suchanek | 3. April 2004 |
BAK Jagd | Hans-Jürgen Lutz | 9. September 2000 |
BAK Menschenrechts-, Entwicklungs- und Asylpolitik | Dr. Holger Schleip | 16. Januar 1999 |
BAK Praktischer Tierschutz | Harald von Fehr | 27. April 1996 |
BAK Stadttauben | Monika Schüllenbach | 24. September 2005 |
BAK Tiere in der Unterhaltungsbranche | Frank-Michael Malchow | 12. Oktober 2002 |
BAK Tierrechte/Vegetarismus/Veganismus | Carsten Strehlow | 9. September 2000 |
BAK Überarbeitung des Grundsatzprogramms | Jürgen Gerlach | 27. April 1996 |
BAK Werbung und Öffentlichkeitsarbeit | Udo Ily | 24. September 2005 |
Sonstiges
Das Presseorgan der Partei ist die sog. ZEITENWENDE, die seit Ende 2000 viermal im Jahr erscheint. Bis September 2005 war Carsten Strehlow ihr Redaktionsleiter, seither hat Mari Herbold, dieses Amt inne. Parteimitglieder erhalten die Zeitung kostenlos, Nichtmitglieder können Probeexemplare anfordern. Der bzw. die Redaktionsleiter(in) ist darüber hinaus als Beisitzer auch Mitglied im Bundesvorstand.
Partnerparteien der Tierschutzpartei sind zur zeit der Colectivo Antitaurino y animalista de Biskaya (Spanien), die Deiereschutzpartei fir Letzebuerg MDN (Luxemburg), das Mouvement Hommes Animaux Nature (Frankreich), die belgische Partij voor de dieren, die niederländische Partij voor de dieren sowie das griechische Political European Hellenic Animal Welfare Movement.
Politische Tätigkeit
Parlamentarische Arbeit
Herausragende Ergebnisse erzielte die Partei bei Wahlen in der Regel vor allem in der Pfalz, in Südhessen, Hagen, Ostsachsen und in Sachsen-Anhalt, bei der Europawahl 2004 erreichte sie darüber hinaus in Marktheidenfeld-Michelrieth überraschend 37,3%. Zur Zeit besitzt die Tierschutzpartei zwei kommunale Mandate: 2001 zog der 2003 verstorbene Alfred Fischer für sie in den Kreistag des Landkreis Darmstadt-Dieburg ein und beteiligte sich dort an dem Bündnis aus SPD, FDP und Freien Wählern; nach seinem Tod trat seine Witwe Irmgard Fischer in den dortigen Kreistag ein und setzte die Zusammenarbeit mit dem Bündnis fort.
2004 gelang es ihr, einen Sitz im Stadtrat von Magdeburg zu erringen. Ihre dortie Abgeordnete ist die parteilose Birgit Kriese, die seitdem mit dem Abgeordneten der Wählergemeinschaft "Bund für Magdeburg (BfM)" eine Fraktionsgemeinschaft eingegangen ist.
Darüber hinaus saß der aktuelle Bundesvorsitzende Jürgen Gerlach von 1997 bis 2001 im Ortschaftsrat seines Wohnortes Unter-Schönmattenweg, einem Ortsteil von Wald-Michelbach.
Außerparlamentarische Tätigkeit
Der Schwerpunkt der politischen Tätigkeit bildet zur Zeit die außerparlamentarische Ebene mit Infoständen, Teilnahme an Demonstrationen gegen Jagd, Tierversuche und Pelzgeschäfte sowie sog. "Mahnwachen". Darüber hinaus verfassen Mitglieder der Partei sehr oft "offene Briefe" an Politiker etablierter Parteien und an die Presse, in denen sie diesen häufig mangelndes Interesse an Tierschutz bzw. Totschweigen von Kleinparteien vorwirft.
Geschichte
Vorgeschichte und Gründung
Kristallisationspunkt für die Gründung der Partei war die Autorin und Tierrechtlerin Prof. Ingeborg Bingener, deren Ziel es war, eine Gruppe von Erwachsenen zu sammeln, die gegen Tierlabors, Experimentatoren und gegen weitere Exzesse an Tieren vorgehen sollten.
Nachdem sich bei ihr im Juli 1992 insgesamt vier Leute, unter ihnen auch der spätere kommissarische Bundesvorsitzende Egon Karp, gemeldet hatten, die die Gründung einer Partei für den Tierschutz vornehmen wollten, erklärte sie sich bereit, mitzumachen.
Bingener rief daraufhin mehrere Leute aus der Tierrechtsszene zusammen und arbeitete ein Grundsatzprogramm aus. Am 25. Oktober 1992 fand in Hattingen schließlich ein Treffen dieser Interessenten statt. Ingeborg Bingener wurde aufgrund ihres Sachwissens für das Amt des Bundesvorsitzes vorgeschlagen. Ende 1992 testete sie mittels eines Fragebogens, der weiträumig verteilt wurde, die "Stimmung im Volk". Die Antworten, die darüber hinaus auch einige Mitgliedsanträge beinhaltet hatten, verliefen aus ihrer Sicht insgesamt positiv. Die Gründung der geplanten Partei wurde danach endgültig in Angriff genommen.
Die Gründung der Partei, die den Namen Mensch Umwelt Tierschutz (Kurzbezeichnung: MUT) erhielt, wurde am 13. Februar 1993 in Bonn im Hotel Continental vollzogen. Neben Ingeborg Bingener, die einstimmig zur ersten Bundesvorsitzenden gewählt wurde, waren insgesamt noch acht weitere Personen aus Kreisen der Tierschutz- und Tierrechtsbewegung anwesend.
Entwicklung von 1993 bis 2000
Am 2. April 1993 wurde die Partei beim Bundeswahlleiter angemeldet, der daraufhin am 19. April 1993 Bundessatzung und Grundsatzprogramm der Partei anerkannte. Bereits am 16. Juli 1993 wurde in Hamburg der erste Landesverband gegründet, wo sie auch bei der dortigen Bürgerschaftswahl am 16. September 1993 teilnahm und ein Ergebnis von 0,3% erzielte.
Die Verwendung der Kurzbezeichnung MUT wurde der Partei allerdings schon bald von einer gleichnamigen Firma untersagt. Daraufhin änderte die Partei ihre Kurzbezeichnung auf dem ersten Bundesparteitag am 6. November 1993 in Bonn in Die Tierschutzpartei um.
Als die Tierschutzpartei 1994 zur Bundestagswahl zugelassen wurde, war sie damit auch offiziell als Partei anerkannt worden. Bei dieser Bundestagswahl erzielte sie 0,2% obwohl sie nur in drei Bundesländern wählbar war. Im selben Jahr wurden außerdem im Zeitraum von Januar bis Juli insgesamt fünf neue Landesverbände (Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg) gegründet.
Ingeborg Bingener wurde am 11. März 1995 auf dem dritten Bundesparteitag in Braunschweig durch die Autorin Dr. Gisela Bulla als Bundesvorsitzende abgelöst. Ende des Jahres 1995 wurde mit Hessen ein weiterer Landesverband gegründet und 1996 kam in Sachsen-Anhalt der erste in Ostdeutschland hinzu. Außen wurden 1996 die ersten Bundesarbeitskreise gegründet. 1997 folgte die Gründung von Landesverbänden in Berlin, Rheinland-Pfalz und Sachsen, sowie 1998 in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Zahlreiche Angebote zu Wahlbündnissen, die die Tierschutzpartei während dieser Zeit bekam, wurden von ihr allerdings ausgeschlagen. „Dadurch würde der Gedanke des Tierschutzes nur verwässert“, so Gisela Bulla. Im Jahr 1998 verließ die Gründungsvorsitzende Bingener nach einem internen Streit die Partei. Hintergrund dieses Streits war, dass der Werbespot, den Bingener getextet und für die Bundestagswahl 1994 einer Werbefirma zur Verfilmung in Auftrag gegeben hatte, zur Bundestagswahl am 27. September 1998 um eine halbe Minute verkürzt werden musste, was die Gisela Bulla übernommen hatte und wodurch sich Bingener übergangen gefühlt hatte.
Am 8. September 2000 trat Gisela Bulla aus gesundheitlichen Gründen von ihrem Amt als Bundesvorsitzende zurück. Der damalige stellvertretende Bundesvorsitzende Egon Karp übernahm anschließend für ein Jahr kommissarisch das Amt des Bundesvorsitzenden. Bingener fühlte sich dabei übergangen, was zu Meinungsverschiedenheiten führte und schließlich zur Folge hatte, dass sie die Partei verließ.
Im Dezember 2000 erschien außerdem die erste Ausgabe der ZEITENWENDE, die Mitgliederzeitung der Partei.
2001 bis heute
Im Jahr 2001 richtete die Partei eine eigene Bundesgeschäftsstelle in Frankfurt am Main ein, deren Aufgabe es laut Aussage der Partei ist, „Mitglieder, Freunde und Interessenten mit Rat und Tat“ zu unterstützen. Seither fanden alle Bundesparteitage in Frankfurt am Main statt.
Am 18. März 2001 erreichte sie bei den Kommunalwahlen in Hessen mit einem Sitz im Landkreis Darmstadt-Dieburg ihr erstes kommunale Mandat. Auf dem Parteitag am 29. September selben Jahres wurde der Geschäftsführer im Ruhestand Jürgen Gerlach aus Wald-Michelbach zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt, der dieses Amt bis heute inne hat. Zugleich wurde eine Programm-Kommission gebildet, die im Frühjahr 2002 ein neues Grundsatzprogramm erarbeitete, dass schließlich auf dem Parteitag von 2002, dem sog. "Programm-Parteitag", verabschiedet wurde. Mach der Bundestagswahl 2002, bei der sie 0,3% erreichte, fand am 12. Oktober erneut ein Parteitag statt, auf dem die Partei außerdem eine Trennung von Partei und Kirche oder Religionsgemeinschaften beschloss.
Am 27. September 2003 fand anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Partei der sog. Jubiläumsparteitag statt, auf dem der Journalist Franz Alt als Gastredner auftrat und erstmals die sogenannte MUT-Medaille verliehen wurde, die seitdem jährlich an aus ihrer Sicht „verdiente TierrechtlerInnen“ geht.
Im Jahr 2004 erzielte die Partei bei der Europawahl am 13. Juni mit 1,3% und bei der Landtagswahl in Sachsen am 19. September mit 1,6% ihre bisher größten Wahlerfolge. Ebenso erreichte sie bei den Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt mit einem Sitz im Stadtrat von Magdeburg ihr zweites kommunale Mandat.
2005 wurde mit Thüringen der bisher jüngste Landesverband gegründet, sodass die Partei außer in Bremen und im Saarland mittlerweile in allen Bundesländern über Landesverbände verfügt. In den Landesverbänden von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist die Arbeit allerdings zurückgegangen, deshalb sind diese zurzeit nicht aktiv. Nachdem die Arbeit der Landesverbände Berlin und Hamburg seit einigen Jahren brach lag, wurden diese im Jahr 2005 reaktiviert.
Gelegentlich trat bei Bundesparteitagen auch der österreichische Tierrechtler Helmut Kaplan als Gastredner auf. Der aktuelle Bundesvorstand wurde auf dem Bundesparteitag am 24. September 2005 in Frankfurt am Main gewählt. Die Partei hat nach eigenen Angaben derzeit etwa 1100 Mitglieder.
Landtagswahlergebnisse der Tierschutzpartei
BW | BY | BE | BRA | BRE | HA | HE | MV | NS | NRW | RP | SL | SN | SA | SH | TH | |
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1993 | 0,3% | |||||||||||||||
1994 | n.a. | n.a. | n.a. | n.a. | n.a. | 1,1% | n.a. | n.a. | ||||||||
1995 | n.a. | n.a. | n.a. | 0,1% | ||||||||||||
1996 | 0,2% | n.a. | n.a. | |||||||||||||
1997 | 0,4% | |||||||||||||||
1998 | n.a. | n.a. | n.a. | n.a. | ||||||||||||
1999 | 1,1% | n.a. | n.a. | 0,5% | ||||||||||||
2000 | 0,0% | n.a. | ||||||||||||||
2001 | 0,2% | n.a. | n.a. | 0,9% | ||||||||||||
2002 | n.a. | n.a. | ||||||||||||||
2003 | n.a. | n.a. | 0,8% | n.a. | ||||||||||||
2004 | n.a. | n.a. | 1,6% | n.a. | ||||||||||||
2005 | 0,1% | n.a. |
n.a. - nicht angetreten
Bekannte Mitglieder
- Prof. Ingeborg Bingener (* 1922 † 2001), Autorin, 1993-1995 Bundesvorsitzende, 1998 ausgetreten
- Dr. Gisela Bulla (* 1932), Autorin, 1995-2000 Bundesvorsitzende
- Alfred Fischer (* 1942, † 2003), 2001-2003 Abgeordneter im Kreistag des Landkreis Darmstadt-Dieburg; nach ihm wurde die Alfred-Fischer-Stiftung benannt
- Dag Frommhold (* 1975), Autor und Geschäftsführer zweier Software-Firmen, zeitweise Mitglied im Bundesvorstand
- Prof. Dr. Erich Gräßer (* 1927), Universitätsprofessor
- Adriane Lukowiak, (* 1977) Schauspielerin
- Prof. Dr. Karin Rieden (* 1948), stellvertretende Bundesvorsitzende, Radiologin in Heidelberg
- Sebastian Stranz (* 1963), Autor, seit 2004 Landesvorsitzender in Hessen
Weblinks
- http://www.tierschutzpartei.de/ Homepage des Bundesverbands
- http://www.tierschutzpartei-bw.de/ LV Baden-Württemberg
- http://www.tierschutzpartei-sachsen.de/ LV Sachsen
- http://www.tierschutzpartei-sachsen-anhalt.de/ LV Sachsen-Anhalt
- http://www.zeitenwende.tierschutzpartei.de/ Homepage der Parteizeitung "ZEITENWENDE"