Das Akkordeon, auch Ziehharmonika, Ziehorgel, Handorgel, Handharmonika, Quetschkommode oder Schifferklavier genannt, ist ein Handzuginstrument. Es wurde 1829 von C. Demian in Wien entwickelt. Die heutzutage in Deutschland am weitesten verbreitete Bauform ist das Piano-Akkordeon, ein Tasteninstrument mit einer Klaviatur für das Spielen der Melodie (rechte Hand) und Knöpfen für das Spielen der Bässe (linke Hand), recht bekannt ist auch das so genannte Knopfgriff-Akkordeon, das links und rechts Knöpfe besitzt.
Aufbau
Auf der rechten wie auf der linken Seite gibt es die Möglichkeit, die Klangfarben durch Zuschalten von bis zu fünf Chören durch sog. Register stark zu variieren.
Für die linke Hand gibt es unterschiedliche Konstruktionen. Unter Manual II (auch als MII oder Standardbass bezeichnet) versteht man die Anordnung der Basstöne in Quinten in vertikaler Richtung mit den am häufigsten gebrauchten Dur-, Moll- und Septakkorden in horizontaler Anordnung. Der Tonumfang ist hier auf eine Oktave beschränkt, wobei jedoch, je nach Bauart und Register, bei den Basstönen bis zu 5 Oktaven gleichzeitig und bei den Akkorden bis zu 3 Oktaven gleichzeitig ertönen.
Im Gegensatz dazu verfügt der Manual-III-Bass (auch MIII oder Melodiebass) nicht über Akkordknöpfe, hat dafür aber einen Tonumfang bis zu 5 Oktaven und ermöglicht dadurch das tonhöhenrichtige Melodiespiel. Das Manual III (3-4 Reihen) ist entweder dem MII vor- oder hintergelagert oder durch Umschalten der hinteren 4 Reihen des MII auf MIII auf denselben Knöpfen zu spielen (so genannter Converter).
Diatonische Handharmonika
Eine Handharmonika (Ziehharmonika) ist - im Gegensatz zum Akkordeon, aber ähnlich den meisten Mundharmonikas - wechseltönig und diatonisch im Gegensatz zu dem chromatischen Akkordeon. Bei Zug und Druck entsteht bei den meisten Tasten der Harmonika ein unterschiedlicher Ton. Es können auch nicht alle Tonleitern gespielt werden, sondern nur die im Instrument vorgesehenen. Dazu gibt es einen entsprechenden Notenschlüssel und eine auf das Instrument abgestimmte Notation.
Weitere Bauformen
- Bandoneon - verbreitet in Lateinamerika, besonders Argentinien und Brasilien, eigentlich eine Sonderform der deutschen Konzertina
- Chromatisches Akkordeon
- Diatonisches Akkordeon
- Schwyzerörgeli
- Concertina bzw. Konzertina - zwei verschiedene Instrumente mit gleich klingenden Namen, zum einen die englische Concertina (chromatisch, gleichtönig) und zum anderen die deutsche Konzertina (diatonisch, wechseltönig)
Literatur (Noten)
Die Akkordeonliteratur konnte sich entsprechend dem noch jungen Alter des Instruments erst im 20. Jahrhundert entwickeln. Inzwischen existiert eine große Palette zeitgenössischer Werke aller Genres und Schwierigkeitsgrade in unterschiedlichen Besetzungen vom Solo bis zur Integration in sinfonische Klangkörper. Zusätzlich ist es möglich, auf dem Akkordeon mit MIII - bei sorgfältiger Auswahl - Werke aus der Klavierliteratur zu spielen. Hier sind besonders Werke der Barockzeit geeignet (z. B. J. S. Bach, D. Scarlatti). Gleichzeitig wurden durch eine Fülle von Transkriptionen auch die vor der Erfindung des Instruments datierenden musikalischen Epochen erschlossen.
Hochschulen
An den Hochschulen konnte sich das Instrument vor allem in der zeitgenössischen Kammermusik etablieren. Mehrere Institute in Deutschland - unter anderem in Trossingen, Freiburg im Breisgau, Berlin, Würzburg,Hannover und Nürnberg - bieten entsprechend spezialisierte Studiengänge (KA, KP, Komposition, Lehramt) an. Eine interessante Sonderstellung nimmt zweifellos das Hohner-Konservatorium Trossingen (nicht zu verwechseln mit der Musikhochschule am gleichen Ort) ein, wo unter anderem Dirigenten am aus den Mitstudierenden zusammengesetzten Akkordeonorchester ausgebildet werden.
Hersteller
Einer der weltweit bedeutendsten Akkordeon-Hersteller ist die Matthias-Hohner AG in Trossingen. Ihre Spitzenmodelle der Serien "Morino" und "Gola" sind auf der ganzen Welt begehrt und geschätzt. Weitere Herstellerfirmen sitzen in Klingental (z. B. Harmona, Weltmeister), Italien (es gibt ca. 50 Akkordeonbauer alleine in Castelfidardo - bekannte Namen sind hier Pigini, Bugari, Guerrini, Victoria, ...), Finnland (Lasse Pihlajamaa und andere) und in einigen osteuropäischen Staaten (Jupiter, Tula, ...). So vielfältig wie die Musiker sind auch die Meinungen über Qualität und Vorzüge der einzelnen Marken. Die Vielzahl der technischen Komponenten am Akkordeon bringt es mit sich, dass die Instrumente nur noch selten von den Herstellern komplett gefertigt werden. Auch große Marken greifen für Einzelkomponenten auf Zulieferer zurück. So ist es für die Beliebtheit der Instrumente nicht nur ausschlaggebend, um welche Marke und welches Modell es sich handelt, sondern zum Beispiel auch, in welcher Zeit es gebaut wurde.
Deutscher Harmonikaverband
Der Deutsche Harmonikaverband e.V. ist mit 120 000 Aktiven einer der größten deutschen Laienmusikverbände. Die meisten Mitglieder sind in den über 1150 Mitgliedsvereinen organisiert, die neben der Aus- und Weiterbildung der Spieler auch einen Orchesterbetrieb und regelmäßige Veranstaltungen aufrechterhalten. Gegründet wurde der DHV 1931, der Hauptsitz ist in Trossingen. Präsident ist der baden-württembergische Wirtschaftsminister Ernst Pfister. Herausragende Orchester, die auch bei internationalen Wettbewerben immer wieder erfolgreich abgeschnitten haben, finden sich zum Beispiel bei den Mitgliedsvereinen in Baltmannsweiler, Bruchsal-Untergrombach, Nürnberg, Köln, Trossingen und Schwäbisch Gmünd.
Das Akkordeonorchester
Unter dem Begriff Orchester versteht man zunächst einmal einen Klangkörper, der Streichinstrumente, Blas- und Schlaginstrumente vereinigt. Wir fassen innerhalb eines solchen Orchesters die einzelnen Instrumentengruppen als Stimmen zusammen. Beim Akkordeonorchester handelt es sich hauptsächlich nur um eine Instrumentengattung mit völlig gleicher Tonerzeugung und mit einheitlicher Tonfarbe. Deshalb kann man nie ein Akkordeonorchester mit einem Sinfonieorchester gleichsetzen, da es vielmehr seine eigenen Klänge und Gesetze hat. Am Anfang der Entwicklung stand die alleinige Verwendung von diatonischen Instrumenten im sogenannten Harmonikaorchester. Die ersten Orchester dieser Art wurden nach dem 1. Weltkrieg etwa nach 1925 gegründet. Fortschritte im Instrumentenbau brachten es mit sich, dass das Akkordeon mit seinen schaltbaren Klangfarben immer mehr Eingang ins Orchester fand. So änderte das Bevorzugen des Piano- und auch des Knopfgriffakkordeons im Akkordeonorchester dessen innere Struktur. Das war auch schließlich bestimmend für die Literatur. Es waren damit die Voraussetzungen geschaffen worden, dass sich ein eigener Akkordeonorchester-Stil entwickeln konnte.
Heute kennen wir drei Arten des Orchesterspiels, die sich allerdings nicht streng abgrenzen lassen:
- das (große) Akkordeonorchester (20-30 Spieler),
- das Akkordeon-Ensemble (je Stimme höchstens 2 Spieler)
- die Akkordeon-Spielgruppe (zumeist als Quintett).
Als Zusatzinstrumente kommen Bass, Elektronium/Keyboards, Schlagzeug, Percussion und Pauken zur Verwendung.
Berühmte Akkordeonisten
- Rafael Alfaro Kotte
- Teodoro Anzellotti
- Lydie Auvray
- Freddy Balta
- Klaus Bruder
- Gianni Coscia
- Art Van Damme
- Mogens Elegaard
- Jean-Marc Fabiano
- Richard Gálliano
- Luiz Gonzaga
Will Glahé Stefan Hiss Stefan Hussong Helmut C. Jacobs Karin Küstner Friedrich Lips Jean-Louis Matinier Peter Ralchev Mie Miki Elsbeth Moser, Dietmar Walther Kai Schmitt, Hugo Noth Viktor Romanko Hermann Schittenhelm Sivuca Alexander Skljarov Klaus Paier Krzysztof Dobrek Lasse Pihlajamaa Claudia Buder Margit Kern Mikko Luoma Matti Rantanen Joseph Marcerollo Michel Besson Otto Lechner Hubert von Goisern Jo Ann Castle Heinrich Biegenzahn
Komponisten
Komponisten, die für Akkordeon geschrieben haben oder noch schreiben:
- Rafael Alfaro Kotte
- Lydie Auvray
- Heinrich Biegenzahn
- Hans Boll
- Hans Brehme
- Tobias Dalhof
- Hubert Deuringer
- Fritz Dobler
- Georg Espitalier
- Will Glahé
- Adolf Götz
- David Graham
- Grock
- Sofia Gubaidulina
- Hugo Herrmann
- Stefan Hippe
- Wolfgang Jehn
- Alexander Jekic
- Maurizio Kagel
- Sebastian Klein
- Hans-Günther Kölz
- Wolfgang Kahl
- Andrzej Krzanowski
- Torbjörn Lundquist
- Curt Mahr
- Brent McCall
- Milan Novotny
- Astor Piazzolla
- Rolf Riehm
- Wolfgang Russ
- Vladimir Solotarjow
- Norbert Sprave
- Albert Vossen
- Dietmar Walther
- Rudolf Würthner
Weblinks
- www.akkordeon.de ein Akkordeon-Portal
- www.dhv-ev.de Deutscher Harmonikaverband e. V.
- www.akkordeonjugend.de Akkordeon-Jugend Baden-Württemberg im DHV
- www.dalv-online.de Deutscher Akkordeonlehrer-Verband
- www.hohner-konservatorium.de Hohner Konservatorium GmbH
- www.akkiline.de Akkordeon-Literatur
- [1] Informationen über den Aufbau eines Akkordeons etc.