Tanach

heilige Schriften des Judentums
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Der Tanach [תנ״ך] (auch: Tanakh oder Tenach) ist der Kanon der jüdischen Religion, bestehend aus 24 Büchern in den drei Teilen Tora, Neviim und Ketuvim.

Seite eines Targums, 11. Jhdt

Das Akronym Tanach wird aus den Initialen Buchstaben der drei Textteile gebildet; Taw: ת, Nun: נ und Kaph Sofit: ך. Der Tanach wird auch Mikra oder Miqra, [מקרא], genannt. Die Übersetzung der hebräischen Bibel in die aramäische Sprache heißt Targum. Eine weitere wichtige heilige jüdische Schrift ist der Talmud.

Die gemeinsame Kanonizität in Judentum und Christentum betonend wird auch die Bezeichnung Hebräische Bibel benutzt.

Terminologie

Die Dreiteilung, die sich im Akronym TaNaCh abbildet, ist in den Dokumenten der Zeit des jüdischen zweiten Tempels und in den Texten der rabbinischen Literatur dokumentiert. Trotzdem war die zu dieser Zeit gebräuchliche Benennung Mikra , was Lesung bedeutet. Heutzutage wird die Benennung Mikra weiterhin neben dem Akronym Tanach verwendet. Mikra hat heute einen höheren formalen Charakter.

Aufbau

Der Tanach setzt sich aus den Büchern Tora (Lehre, Weisung), Nevi'im (Propheten) und Ketuvim (Schriften) zusammen:

  1. Tora [תורה], bedeutet Unterweisung oder Lehre, in einigen bestimmten umgrenzten Kontexten auch Gesetz. Gedruckte und gebundene Ausgaben der Tora werden auch Chumasch [חומש] genannt, was kurz für die Fünf, für die Fünf Bücher Mose steht, die auch unter ihrem griechischen Namen Pentateuch bekannt sind, was so viel wie fünf (Schriftrollen-) Behälter bedeutet.
  2. Nevi'im [נביאים], bedeutet "Propheten".
  3. Ketuvim [כתובים], (auch Chetuvim), bedeutet (heilige) Schriften. Im anglo-amerikanischen Sprachraum ist daher auch das Akronym TaNaKh (=Tanakh) gebräuchlich.

Diese Dreiteilung spiegelt nach orthodox-jüdischem Glauben einen abnehmenden Grad an Inspiration wieder: Die Tora beruht demnach auf direkter Zwiesprache des Moses mit Gott, die Nevi'im beruhen auf Prophetie, also durch Gott gesandte Träume und Visionen, die Ketuvim beruhen auf indirekter Beeinflussung der menschlichen Autoren durch den Heiligen Geist.

Der Biblische Kanon

Hauptartikel: Biblischer Kanon

Nach der jüdischen Tradition setzt sich der Tanach aus 24 Bücher zusammen (Auflistung siehe weiter unten). Die Tora hat 5 Bücher, Nevi'im beinhalten 8 Bücher und die Ketuvim beinhalten 11 Bücher.

Da die Ordnung der Bücher der heiligen hebräischen Bibel und ihre Aufzählung von den verschiedenen christlichen Traditionen abweicht, kann man einen formalen Unterschied zum so genannten "Alten" (sic!) Testament ziehen, der sich insbesondere auch auf die inhaltliche Deutung und das inhaltliche Verständnis der heiligen Schriften ausweitet. Deshalb wird die Bezeichnung Hebräische Bibel alternativ benutzt, die eine neutrale Bezeichnung liefert und "missionaristische" oder abwertende Benennung vermeidet, weil religiöse Juden bis heute an ihrem Bund mit Gott festhalten. Dieser ist nicht "alt" noch ist er für sie durch einen "neuen" Bund oder Testament ersetzt, sondern er ist Teil der vitalen Beziehung von Israel mit seinem lebendigen ein-einzigen Gott.

Vergleich mit dem Alten Testament

Im Christentum wird der Tanach als "Altes Testament" (AT) (sic!) bezeichnet. Im AT wird eine andere Dreiteilung der Faszikel vorgenommen.

Die Tora eröffnet die christliche Bibel, wie den Tanach. Dabei bildet sie jedoch keine eigene Einheit, sondern ist meist mit den vorderen Propheten, das sind Josua, Richter, Samuel, Könige und den Büchern Ruth, Chronik, Esra, Nehemia und Ester als Gruppe der geschichtlichen Bücher sortiert. Die katholische Kirche zählt zu den Geschichtsbüchern noch die Bücher Tobit und Judith, die nicht Teil der hebräischen Bibel sind. In anderer Reihenfolge, bezüglich des Tanach, folgen im AT die Schriften (Ketubim) und dann nur die hinteren Propheten (Nevi'im).

Mit der bedeutenden abweichenden Ordnung und Zählung gehen im Christentum erhebliche Abweichungen des Verständnisses der heiligen hebräischen Schriften einher. Die fünf Bücher Mose werden nicht mehr als Lehre oder Unterweisung gelesen, sondern als geschichtliche Zeugnisse im Verhältnis zu jüdischen Auffassungen zum christlichen Gebrauch uminterpretiert. Es stehen dem Christentum nicht mehr die Lehren und Unterweisungen im Vordergrund, sondern die christlich umgedeuteten prophetischen Verheißungen und die Erzählungen von Gottes geschichtlichem Handeln und Reden im Vordergrund. Das "Alte Testament" (sic!) wird durch das "Neue Testament" (sic!) neu ausgelegt, in seinen Bedeutungen neu bestimmt und dadurch ersetzt.

Die Bücher des Tanach

Der hauptsächlich hebräische originale Text der Bücher des Tanach bestand nur aus Konsonanten zusammen mit einigen inkonsistent (=uneinheitlich) gebrauchten Buchstaben, die als Interpunktionszeichen dienten, den matres lectionis. Im sehr frühen Mittelalter codifizierten jüdische Schriftgelehrte, die Masoreten, die mündliche Tradition der Lesung des Tanach indem sie zwei wesentliche Interpunktionszeichenarten einführten:

  1. Nikud (hebräisch: נִקּוּד), das ist ein System von Punktierungen oder Vokalzeichen, das zur Darstellung von Vokalen in der hebräischen Schriftsprache dient, und
  2. Kantillation (hebräisch: ta`amei ha-mikra oder kurz te`amim; Jiddisch trope, was im Englischen gebräuchlich ist) bezeichnet spezielle Interpunktions-Zeichen, welche die Buchstaben und Vokalzeichen ergänzen. Einige dieser Zeichen wurden auch in den mittelalterlichen Handschriften der Mischna benutzt.

Tora

Die Tora besteht aus 5 einzelnen Büchern , die im Hebräischen nach den ersten Worten des Textes benannt sind.

Bereschit (בְּרֵאשִׁית) (Im Anfang schuf ...)
Schemot (שְׁמוֹת) (Dies sind die Namen ...)
Wajikra (וַיִּקְרָ) (Und es rief JHWH ...)
Bemidbar (בְּמִדְבַּר) (Und es redete JHWH in der Wüste ...)
Dewarim (דְּבָרִים) (Dies sind die Worte ...)

Aus der Tora wird in der Synagoge im Gottesdienst am Schabbat (Samstag), Montag und Donnerstag vorgelesen.

Nevi'im

Die Nevi'im, die Prophetenbücher, entstanden nach der Tora, etwa in den Jahren 750 v. d. Chr. bis 500 v. d. Chr.. Sie werden in die frühen Propheten (Josua, Richter, Samuel, Könige), die eine frühe Geschichte des Volkes Israel darstellen, und die späten Propheten unterteilt. Die späten Propheten umfassen Jesaja, Jeremia, Ezechiel (in drei Büchern) sowie die 12 kleinen Propheten (Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja, Maleachi) in einem Buch.

Ketuvim

Die Ketuvim entstanden nach jüdischer Tradition in der Zeit des Babylonischen Exils. Sie werden in die poetischen Schriften (Psalmen, Buch der Sprichwörter, Ijob), die 'fünf Rollen' (Hoheslied, Rut, Klagelieder, Kohelet, Ester) und die geschichtlichen Schriften (Daniel, Esra, Nehemia, Chronik) unterteilt.

Literatur

  • Erich Zenger (Hrsg.): Einleitung in das Alte Testament. Kohlhammer, Stuttgart / Berlin / Köln 1995 ISBN 3170120379 Seiten 21-32