Slime (Band)

deutsche Punk-Band
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Slime
Gründung: 1979
Auflösung: 1995
Genre: Deutschpunk
Website: http://www.slime.de/
Gründungsmitglieder
Gitarre: Michael Mayer ("Elf")
Bass: Eddi Räther ("Sosein")
Schlagzeug: Peter Wodok ("Ball")
Aktuelle bzw. Letzte Besetzung
Gesang: Dirk Jora ("Swami Assango")
Gitarre: Michael Mayer ("Elf")
Gitarre: Christian Mevs ("Molière")
Bass: Eddi Räther ("Sosein")
Schlagzeug: Stephan Mahler ("Acid")

Slime war eine der bis heute einflussreichsten Punkbands aus Deutschland. Sie wurde 1979 gegründet und löste sich nach einer zwischenzeitlichen Trennung und Wiedervereinigung 1995 endgültig auf.

Geschichte

Die aus dem Hamburger Stadtteil Langenhorn stammende Band bestand 1979 aus den Bandmitgliedern Elf (Gitarre), Eddie (Bass) und Ball (Peter Wodok, Schlagzeug). Wenige Monate später kam Dirk als Sänger hinzu. 1980 erschien mit "Bullenschweine" die erste Single der Band. Danach kam Christian als zweiter Gitarrist hinzu. 1981 erschien die erste, selbstbetitelte Platte der Band (meistens "Slime I" genannt), zunächst im eigenen Vertrieb, später beim bekannten Berliner Punk-Label Aggressive Rockproduktionen (AGR). Die Platte zählt, wie auch die zwei folgenden LPs von Slime, zu den Klassikern des deutschen Punkrock und enthält viele in der Szene sehr bekannte Songs, wie "Deutschland (muß sterben)", "Hey Punk", "Bullenschweine" oder "A.C.A.B.". Nach der Platte verließ Ball die Band und Stephan stieg als neuer Schlagzeuger ein. 1982 erschien auf AGR die zweite LP "Yankees raus", welche wieder einige Klassiker des Deutschpunks enthielt, wie zum Beispiel den Titeltrack, "Gerechtigkeit", "Legal, illegal, scheißegal" oder "Wenn der Himmel brennt". In demselben Jahr wurde "Slime I" als erste Punk-Platte überhaupt indiziert, genau wie der Sampler "Soundtrack zum Untergang" von AGR. Gründe waren die Slime-Songs "Bullenschweine", "Deutschland" und "Polizei SA/SS". Die Platten wurden daraufhin mit Pieptönen zensiert, jedoch machte dies Slime auch bekannter in der Szene. Es kamen Kommerz-Vorwürfe aus der Szene auf, da AGR nicht das beliebteste Punk-Label war, ebenso wie Rassismus-Vorwürfe wegen des Songs "Yankees raus" auf der zweiten LP. Dies macht sich deutlich in der wütenden Reaktion der Band auf dem Textblatt ihrer nächsten LP "Alle gegen alle", die in Berlin aufgenommen wurde und 1983 erschien. Auch hier finden sich viele heute noch in der Punk-Szene beliebte Klassiker wie "Linke Spießer", "Religion" oder "Die Letzten", sowie die Coverversionen "Nazis raus" (Beton Combo), "Ich will nicht werden" (Ton Steine Scherben) und "Oh Boy" (Buddy Holly). Nach dieser Platte brachte die Band 1984 noch eine Live-LP heraus und trennte sich danach, da sie die ständigen Vorwürfe der Szene verärgerten. Vereinzelt fand sich die Band jedoch immer mal wieder für Konzerte zusammen.

1991 brachte die Band eine neue LP heraus ("Die Letzten"), auf der größtenteils Liveaufnahmen und Coverversionen zu hören waren. Jedoch war die Band nun wieder aktiv, was auch mit der Wiedervereinigung und dem neu auflebenden Neonazismus in Deutschland zusammenhing. 1992 erschien die neue Doppel-LP "Viva la Muerte", welche von Rodrigo Gonzales (später Die Ärzte) produziert wurde. Diese Platte war jedoch eher ein Experiment der Band, da sie eher langsam und Metal-beeinflusst war. Nach der darauf folgenden Tour jedoch brachte Slime 1994 die LP "Schweineherbst" auf ihrem eigenen Label heraus, auf der sie wieder zu ihrer alten Form zurückfanden. Auch "Schweineherbst" zählt zu den Klassikern des Deutschpunks. Nach einer Abschiedstour löste sich die Band daraufhin auf, da ihrer Meinung nach bereits alles gesagt wurde und es keinen Zweck gehabt hätte, weiterzumachen. Von dieser Tour brachten sie jedoch wieder eine Live-Platte heraus.

2002 und 2003 erschienen bei Weird System Nachpressungen der ersten drei LPs, welche lange ausverkauft gewesen waren. Auf "Slime I" war der Song "Deutschland" wieder unzensiert zu hören, "Bullenschweine" jedoch wurde neu aufgenommen und die betroffenen Textstellen weggelassen (wodurch eigentlich kaum noch Text übrig bleibt). Für 2003 wurde auch die Doppel-DVD "Wenn der Himmel brennt" angekündigt, die jedoch wegen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft verschoben werden musste und erst 2004 leicht zensiert bei Weird System erschien. Auf ihr ist ein guter Überblick über die Bandgeschichte von Slime zu sehen.

Die Bandmitglieder von Slime waren und sind auch in anderen Bandprojekten aktiv, wie z.B. C.I.A., Elf oder (aktuell) Rubberslime.

Bedeutung

Slime prägte die deutsche Punkszene wie keine andere deutsche Punkband. Sie prägten auch den linksradikalen Grundgedanken der Szene durch ihre provokanten Texte. Sie verstand sich als die Nachfolger von Ton Steine Scherben in der linken autonomen Szene.

Der Song "Deutschland muß sterben" (...damit wir leben können) ist eine Anspielung auf die Losung aus dem ersten Weltkrieg "Deutschland muss leben, auch wenn wir sterben müssen", die in Hamburg auf einem 1936 erbauten Denkmal wiedergegeben wird. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2000 ist es in Deutschland jedoch erlaubt, das Lied öffentlich abzuspielen oder zu zitieren.

Slime bezeichneten die Polizei als "Bullenschweine", verglichen sie mit der SA und der SS ("Polizei SA/SS") und behaupteten "A.C.A.B." ("All Cops are Bastards"). Heute distanziert die Band sich teilweise von solchen Botschaften, da die Zeiten früher anders und ihre Botschaften in Zeiten von RAF und Polizeiterror in Deutschland gerechtfertigt gewesen seien, dies heute jedoch so nicht mehr gültig sei. Krawalle, Straßenkämpfe und Verhaftungen waren auf Slime-Konzerten früher an der Tagesordnung. Slime richtete sich auch ständig gegen Neonazis und thematisierte dies in Songs wie "Nazis raus" oder "Schweineherbst", aber auch Spaß-Songs zum Thema Fußball oder Alkohol trinken gibt es von ihnen. Auch heute noch ist Slime eine der bedeutendsten Bands in der deutschen Punkszene.

Entwicklung

In ihrer langjährigen Bandgeschichte entwickelte sich Slime sowohl musikalisch als auch textlich weiter. Auf ihrer ersten LP "Slime I" war die erste Seite noch auf englisch gesungen, später schrieben sie jedoch nur noch deutsche Texte. In den 80er Jahren bestanden die Texte von Slime meistens aus Parolen und einfachen, aggressiven Aussagen, in den 90er Jahren wandelte sich dies jedoch, und die Texte wurden indirekter und teilweise poetisch, wobei auf Parolen größtenteils verzichtet wurde. Dabei verloren die Texte allerdings nicht an Aussage oder Aggressivität. Auch die Musik von Slime entwickelte sich weiter: Experimentierten sie auf ihrer ersten LP noch mit Ska- und Reggae-Elementen, wurde darauf auf den nächsten LPs größtenteils verzichtet. Die Kompositionen wurden immer ausgereifter und erreichten auf "Schweineherbst" ihren Höhepunkt, nachdem sie vorher auf "Viva la Muerte" Metal-Elemente ausprobiert hatten.

Trivia

Der Song "Bullenschweine", der heutzutage indiziert ist, war 1998 einmal indirekt auf Platz 1 in den Charts: Im Song "Männer sind Schweine" haben Die Ärzte Textzeilen daraus in die Hintergrundchöre zum Schluss eingebaut. Auch in einigen anderen Ärzte-Songs finden sich Slime-Anspielungen.

Diskographie

Studioalben
  • Slime I (1981, Raubbau)
  • Yankees raus (1982, AGR)
  • Alle gegen Alle (1983, AGR)
  • Viva la Muerte (1992, AGR / Modern Music)
  • Schweineherbst (1994, Slime)
Livealben und Compilations
  • Live (1984, AGR)
  • Compilation 81-87 (1990, Bitzcore)
  • Die Letzten (1990, AGR)
  • Live Punk Club (Grosse Freiheit in Hamburg) (1995, Slime)
Singles
  • Bullenschweine (1980, Moderne Musik)
  • 10 kleine Nazischweine (mit Heiter bis Wolkig) (1993, Weserlabel)
  • Der Tod ist ein Meister aus Deutschland (1993, Weserlabel)
DVDs

Zusätzlich gibt es noch Tributsampler.