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„Pfarrkirche Schöngrabern“ – Versionsunterschied

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File:Schöngrabern z05.jpg|Ansicht von Nordosten


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Version vom 5. Dezember 2011, 08:30 Uhr

Die Pfarrkirche Schöngrabern Unsere Liebe Frau, Mariae Geburt ist eine romanische Kirche in Schöngrabern, einem Ortsteil von Grabern in Niederösterreich.

Das Gebäude ist ein spätromanischer Saalbau, das etwas erhöht im nördlichen Ortsteil von Schöngrabern liegt und durch den an der Außenseite der Apsis befindlichen reichhaltigen Figurenschmuck mit Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament bekannt ist.

Die Pfarrkirche Schöngrabern
Die Pfarrkirche Schöngrabern

Geschichte

Erbaut wurde die Kirche im 13. Jahrhundert. Zur Bauzeit befand sich Schöngrabern im Besitz des mächtigen ministerialen Geschlechtes der Kuenringer. [1] Der Baubeginn der Kirche liegt zweifelsfrei um das Jahr 1210, und viele Anzeichen deuten darauf hin, dass der Bau von Hadmar II. von Kuenring begonnen wurde und vor seiner Kreuzfahrt, spätestens 1217 vollendet war, andere Quellen [2] vermuten die Fertigstellung um das Jahr 1230. Für das Jahr 1217 als Jahr der Fertigstellung spricht die Tatsache, dass 19 verschiedene Steinmetzzeichen – meist in der Mitte der Quadern - festgestellt wurden, welche für die Zeit um das Jahr 1200 charakteristisch sind. Einer derart großen Gruppe von Steinmetzen sollte es möglich gewesen sein, die Kirche in etwa 5 bis 10 Jahren aufzuführen. [3]

Die Kirche war zunächst Filialkirche der Pfarre Sankt Agatha in Hausleiten, ehe sie 1307 ausgepfarrt und zur eigenen Pfarre erhoben wurde. In den achtziger Jahren des 13. Jahrhunderts ging das Pfarrlehen von den Kuenringern auf die Wallseer über. Ihnen folgten als Inhaber des Pfarrlehens der Landesfürst und die Dachsberger. Nach deren Aussterben belehnte Herzog Albrecht V. am 5. November 1434 die steirischen Stubenberger mit Lehen zu Schöngrabern. 1476 sind die Herren von Guntersdorf urkundlich als Inhaber des Patronatsrechtes erwähnt, ehe Obrigkeit und Vogtei im Jahre 1480 an die Roggendorfer ging. In dieser Zeit (14./15. Jahrhundert) wurde ein gotischer Anbau nördlich des Chorquadrates hergestellt. Mehrmals wechselte in weiterer Folge die Grundherrschaft, es waren durchwegs Persönlichkeiten mit weitreichenden Beziehungen und Format.

Ende des 16. Jahrhunderts kamen evangelische Prediger zum Einsatz, so etwa der Stuttgarter M. David Schweitzer, der ab 1587 als Pfarrer von Schöngrabern nach dem Erdbeben von 1590 durch die Verfassung einer Bußpredigt bekannt wurde und zumindest bis 1593 im Amt war. [4] In dieser Zeit liegt das Patronat bei den Freiherren von Teufel. Die Rekatholisierung erfolgte vermutlich Anfang des 17. Jahrhunderts.

1781 bis 1791 sowie Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgten umfangreiche Umbauten. Der Westteil wurde erweitert, das Langhaus um ein Joch verlängert und der Turm errichtet.

Das wieder freigelegte romanische Südportal

Im Langhaus wurden Hängekuppeln eingezogen, das romanische Südportal vermauert und eine Aufmauerung über dem Chorquadrat für ein einheitliches Dach über Chor und Langhaus hergestellt. Südlich des Langhauses wurde eine Kapelle angebaut, der Anbau nördlich des Chores aus dem 14./15. Jahrhundert wurde abgerissen. Diese Baumaßnahmen standen in Zusammenhang mit den kirchlichen Reformen Kaiser Joseph II., weil Schöngrabern im Zuge der Aufhebungen und Zusammenlegungen von Pfarrsprengeln als Pfarrkirche für diesen Raum vorgesehen war.

Nach einem Kirchenbrand von 1809 wurde das zerstörte Langhausgewölbe erneuert und 1840 das ursprüngliche Presbyteriumgewölbe durch eine Kopie des Kreuzrippengewölbes aus Holz ersetzt, 1841 wurde südlich des Chores eine Sakristei angebaut, 1866 der Turm erhöht und 1872 der Innenraum in römisch-byzantinischem Stil ausgemalt.

1907 wurde der Mörtelanwurf an den Außenseiten des Langhauses aus dem 18. Jahrhundert entfernt und die romanischen Gliederungselemente, wie Rundbogenfriese, Monatsdarstellungen, Quaderung sowie das Südportal wieder freigelegt und einzelne figurale Reliefs renoviert.

1936/37 wurde der Innenraum renoviert, die Bemalung aus dem 19. Jahrhundert entfernt und gotische Fresken in Langhaus und Chor sowie ein spitzbogiges Türgewände freigelegt. Die barocke Ummantelung der Konsolen im Langhaus und der Basen der Triumphbogenpfeiler wurde entfernt.

1952 wurden einzelne Apsisreliefs restauriert, im Jahre 1960 die im 18. Jahrhundert südlich des Langhauses angebaute Kapelle sowie die 1841 angebaute Sakristei abgebrochen und dabei romanische Bauteile gefunden. 1961 erfolgte eine Restaurierung der Apsis und 1963 wurde im Nordwesten der Kirche ein Kapellenraum angebaut. 1975 bis 1977 wurde der Hochaltar abgetragen und der romanische Altartisch freigelegt, das Gewölbe im Chorquadrat erneuert und die Gewölberippen sowie der ursprüngliche Schlußstein wieder eingesetzt. 1982 erfolgten Konservierungsarbeiten am Südabschnitt der Apsis.

Baubeschreibung

Das Äußere

Die Fassade des Langhauses gliedert sich in 3 Zonen: An die niedrige eingezogene Apsis schließt sich westlich das ebenfalls eingezogene Chorquadrat an, es folgt der aus dem 13.Jahrhundert stammende vierachsige Teil des Langhauses und schließlich die einjochige Verlängerung aus dem 18./19. Jahrhundert mit dem damals ebenfalls angebauten Turm.

Apsis, Chorquadrat und der ursprüngliche Teil des Langhauses sind über einem umlaufenden hohen profilierten Sockelgesims in steinsichtigem Quadermauerwerk errichtet und horizontal zweizonig durch Traufgesimse mit Rundbogenfriesen und profilierte Kordongesimse gegliedert. Die Langhausverlängerung und der Turm sind schlicht putzfeldgegliedert.

An der Apsis sind drei Rundbogenfenster mit Doppelwulstrahmen und flankierenden teilweise beschädigten „freischwebenden“ Säulchen mit reliefierten Schäften. Zur weiteren Beschreibung der Apsis siehe

Der romanische Reliefstein

An den Chorwänden befinden sich je zwei Rundbogenfenster auf Konsolen mit darüber liegendem Okulus. Der steinsichtige Teil des Langhauses ist vertikal durch Pilaster in zwei Zonen gegliedert. Diese sind je 2 Fensterachsen breit und haben Rundbogenfenster auf Konsolen. An der Südseite befindet sich das 1907 wieder freigelegte romanische Stufenportal in tiefer Laibung mit mehrfach abgestuften und teilweise beschädigten Wulsten. Rechts davon sieht man im Bruchsteinmauerwerk die Spuren des Brandes von 1809, links einen längsrechteckigen romanischen Reliefstein mit der Darstellung einer Eberjagd und einem Glücksrad als Monatsrelief (Dezember/Jänner) gedeutet. An der Nordseite befindet sich der 1907 angebaute Kapellenraum.

Die einjochige Langhausverlängerung ist horizontal durch ein gekehltes Gesims gegliedert, hat ein rechteckiges Steingewändeportal und darüber ein Korbbogenfenster mit Schlußstein auf Konsole. Das gesamte Langhaus wird durch ein Walmdach bedeckt.

Der vorgestellte Westturm erhielt durch die Erhöhung im Jahre 1866 seinen dreizonigen Aufbau. Das Schallgeschoß ist durch Pilaster gegliedert und hat Rundbogenfenster, darüber liegen Uhrengiebel und Turmhaube.

Innenansicht

Das Innere

Chor

Würfelkapitell einer Ecksäule des Chorjochs mit dem Symbol des Evangelisten Lukas als Stier

Der Hauptakzent der Ausstattung liegt im Bereich der halbrunden eingezogenen Apsis. Der schlichte romanischer Kastenaltar auf profiliertem Sockel mit vorkragender Platte wurde 1977 freigelegt. Die romanische rundbogige Sakramentsnische ist mit reliefierten halbrunden Flechtbanddornamenten gerahmt. Der Apsisbogen ist mit Halbsäulen und Diensten gestuft, die vorgelegten Basen tragen Fratzenköpfe.

Das annähernd quadratische, romanische, eingezogene Chorjoch wird von dem 1975/76 rekonstruierten Kreuzrippengewölbe abgeschlossen. Bei der Rekonstruktion wurden Teile der ursprünglichen Gewölberippen und der ursprüngliche Schlussstein verwendet, die 1960 beim Abbruch der Sakristei und der Südkapelle aufgefunden wurden. Das Gewölbe ruht auf Ecksäulen mit reliefierten Würfelkapitellen. Die Säulenschäfte tragen Hochreliefs der vier Evangelistensymbole, darüber Flechtwerk und Köpfe sowie Tiere und Monster. An der Nordseite des Chorquadrates befindet sich ein vermauertes Spitzbogenportal mit profiliertem, gekehlten Gewände.

Das achtseitiges Weihwasserbecken ist mit den Jahreszahlen 1611 und 1682 datiert. An der Südwand des Chorquadrates wurden 1936/37 gotische Wandmalereien freigelegt. Sie stellen eine Schutzmantelmadonna mit Stifter, sowie die Heiligen Katharina und Margarete, den Bischof Wolfgang von Regensburg und König Oswald dar, der wie Katharina und Margarete in manchen Gegenden zu den 14 Nothelfern zählt.

Zum Langhaus hin wird die Apsis durch einen eingezogenen gestuften halbrunden Triumphbogen mit Diensten auf profilierten Basen geöffnet. Die Würfelkapitelle sind teilweise reliefiert.

Langhaus

Romanische Apostelfiguren

Das Langhaus hat drei Joche, die beiden östlichen romanischen Joche stammen aus der Bauzeit. An den Wänden des Langhauses sind beiderseits Ansätze der ursprünglichen Westempore erkennbar. Das westliche Joch mit Vorhalle und Empore stammt aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.

An der Nordwand des Langhauses zwischen den Fenstern ist eine monumentale Darstellung des hl. Christophorus aus der Zeit um 1350 sowie drei romanische eingemauerte Apostelfiguren vom ursprünglichen romanischen Westportal. Der hl. Christophorus ist mit Markgrafenhut und Hermelinmantel als Landespatron dargestellt. Neben ihm ist eine kleine Gestalt dargestellt, die als jener Einsiedler gedeutet wird, der dem Heiligen den Rat gab, Gott durch Werke der Nächstenliebe zu dienen.

An der Südwand befindet sich die Kohlezeichnung eines kleinen Teufels mit Stelzfuß, der einer größeren geflügelten Teufelsgestalt eine Schreibtafel hinhält, auf der diese mit einem Federkiel Eintragungen vornimmt. Diese Darstellung wird als Teufel mit dem Sündenregister gedeutet. Links vom Triumphbogen befinden sich gotische ornamentale Freskenreste.

Empore

Die Empore

Pilaster mit Gurtbögen und Platzlgewölbe unter der westlicher Orgelempore mit klassizistischer Brüstung und einer der wenigen noch erhaltenen Orgeln von Johann Georg Fischer aus dem Jahre 1816. Rechteckiges Türgewände aus dem Ende des 18. Jahrhunderts zum platzlgewölbten Turmerdgeschoß.

Turm

Der Turm wird durch eine südseitig gelegene Wendeltreppe erschlossen, das Geläute besteht aus 4 Glocken aus dem Jahre 1925.

Einzelnachweise

  1. Stiftungsbuch des Klosters Zwettl „liber fundationum minasterii Zwetlicensis“ („Bärenhaut“)
  2. DEHIO Niederösterreich nördlich der Donau, Verlag Anton Schroll & Co., Wien 1990, ISBN 3-7031-0652-2
  3. Rupert Feuchtmüller: „Schöngrabern – Die steinerne Bibel“, Verlag Herold GmbH, Wien/München 1979, 2. Auflage 1980, ISBN 3-7008-0167-X
  4. Bernhard Raupach: „Historische Nachricht von den Evangelischen Predigern in dem Ertz-Herzogthum Oesterreich unter und ob der Enns“, S. 168
Commons: Pfarrkirche Schöngrabern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Galerie

<gallery> File:Schöngrabern z05.jpg|Ansicht von Nordosten

Koordinaten: 48° 36′ 7″ N, 16° 3′ 53″ O