Zum Inhalt springen

„Alter Orient“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Tippfehler
anders erkennt man ja nix
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Alter Orient.PNG|miniatur|Karte des Alten Orients (Kern-/Peripheriegebiete farblich abgesetzt)]]
[[Datei:Alter Orient.PNG|miniatur|400px|Karte des Alten Orients (Kern-/Peripheriegebiete farblich abgesetzt)]]
Der Begriff '''Alter Orient''' bezeichnet den von der [[vorderasiatische Archäologie|vorderasiatischen Archäologie]] und [[Altorientalistik]] erforschten geographischen und zeitlichen Raum, sowie die in diesem Raum entstandenen [[Kultur]]en, besonders [[Hochkultur (Geschichtswissenschaft)|Hochkulturen]]. Eine einheitliche Definition des Raumes und der Zeitspanne des Alten Orients existiert nicht. Seine Kerngebiete umfassen [[Mesopotamien]] und seine Nachbarn [[Iran]], [[Anatolien]] und die [[Levante]].
Der Begriff '''Alter Orient''' bezeichnet den von der [[vorderasiatische Archäologie|vorderasiatischen Archäologie]] und [[Altorientalistik]] erforschten geographischen und zeitlichen Raum, sowie die in diesem Raum entstandenen [[Kultur]]en, besonders [[Hochkultur (Geschichtswissenschaft)|Hochkulturen]]. Eine einheitliche Definition des Raumes und der Zeitspanne des Alten Orients existiert nicht. Seine Kerngebiete umfassen [[Mesopotamien]] und seine Nachbarn [[Iran]], [[Anatolien]] und die [[Levante]].



Version vom 30. Mai 2010, 23:34 Uhr

Karte des Alten Orients (Kern-/Peripheriegebiete farblich abgesetzt)

Der Begriff Alter Orient bezeichnet den von der vorderasiatischen Archäologie und Altorientalistik erforschten geographischen und zeitlichen Raum, sowie die in diesem Raum entstandenen Kulturen, besonders Hochkulturen. Eine einheitliche Definition des Raumes und der Zeitspanne des Alten Orients existiert nicht. Seine Kerngebiete umfassen Mesopotamien und seine Nachbarn Iran, Anatolien und die Levante.

Nach gegenwärtigem Forschungsstand vollzogen sich im Alten Orient mehrere Entwicklungsschritte der Menschheit früher als irgendwo sonst in der Welt. Hierzu zählen insbesondere der Übergang zur Sesshaftigkeit und Nahrungsproduktion, die Entstehung von Städten und Staaten sowie die Entwicklung der Schrift, die den übergang von der Vorgeschichte zur Geschichte markiert.

Im Alten Orient bildeten sich im Laufe der Jahrtausende mehrere Hochkulturen aus, von welchen die Sumerer, Babylonier, Assyrer, Hethiter und Perser zu besonderer Berühmtheit gelangten. Die letzte altorientalische Kultur, die der Sassaniden ging mit der Ausdehnung des Islam unter.

Definitionen

Alter Orient ist kein Begriff der physischen Geographie, sondern wird von den einzelnen Fachdisziplinen und Wissenschaftlern jeweils für sich selbst sehr unterschiedlich definiert. So begreift die Vorderasiatische Archäologie, die sich für die materiellen Hinterlassenschaften dieser Kulturen interessiert, mit diesem Begriff vor allem die Räume, in welchen eben diese Hinterlassenschaften zu finden sind und grenzt ihn von den Räumen ab, die einer anderen materiellen Kultur angehören. Die Altorientalistik als philologische Disziplin legt ihren Fokus hingegen auf die Hochkulturen und ihre schriftlichen Erzeugnisse. Da Verbreitungsgebiete dieser Kulturbereiche im Laufe der Jahrhunderte immer wieder stark fluktuierten, können nur leidlich klare Grenzen festgestellt werden. Die wesentlichen Unterschiede der Definitionen bestehen hinsichtlich ihrer räumlichen und zeitlichen Dimension.

Räumliche Einordnung

Der geographische Raum mit dem sich die vorderasiatische Archäologie beschäftigt umfasst konsensuell das Gebiet der heutigen Staaten Irak, Syrien, Türkei, Libanon, Jordanien, Iran, Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Yemen, Oman, Vereinigte Arabische Emirate und Katar. Viele vorderasiatische Archäologen zählen außerdem auch Afghanistan, Pakistan (westlich des Indus) und Zypern zu ihrem Forschungsgebiet. Seit dem Fall der Sowjetunion werden vermehrt auch Turkmenistan und Aserbaidschan angeführt. Eine Sonderstellung nimmt Israel ein, für das sich die biblische Archäologie als eigenständiger Wissenschaftszweig entwickelt hat, der je nach Autor als eigenständige Disziplin neben der vorderasiatischen Archäologie[1] oder als Unterdiszilin derselben[2] betrachtet wird. Ägypten wird in der Regel nicht mehr zum Vorderen Orient gezählt, da sich mit der Ägyptologie eine völlig eigenständige Wissenschaft entwickelt hat.

Die Altorientalistik beschäftigt sich hingegen stärker mit dem Verbreitungsgebiet der Keilschrift und zählt somit vor allem Irak, Syrien, Kleinasien, Israel, Libanon, Jordanien und Iran zu ihrem Forschungsgebeit. Hinzu kommt zeitweise (etwa in der Amarnazeit) auch Ägypten. Hingegen hat sich für die arabische Halbinsel mit der Sabäistik eine eigene wissenschaftliche Disziplin entwickelt, so dass dieser Raum vom Alten Orient abgegrenzt wird. Als östliche Grenze gilt das Iranisches Hochland[3]. Da die Einflussbereiche der altorientalischen Hochkulturen im Laufe der Zeit stark schwanken, verschieben sich die auch Grenzen des Forschungsgebietes der Altorientalistik durch die Geschichte laufend.

Zeitliche Einordnung

Der zeitliche Rahmen mit dem sich die vorderasiatische Archäologie befasst setzt für die meisten Forscher mit der Jungsteinzeit vor etwa 11.000 Jahren ein. Einige Fachvertreter zählen auch die Altsteinzeit, die im Vorderen Orient vor ca. 2 Millionen Jahren beginnt, zu ihrem Forschungsbereich; in der Regel sieht sich hierfür jedoch die Disziplin der Ur- und Frühgeschichte zuständig. Während lange Zeit der Untergang des Achämenidenreiches 330 v. Chr. als Ende des Forschungsgebietes betrachtet wurde, werden heute vor allem aus pragmatischen Gründen[4] auch die Epochen der hellenistischen, römischen und byzantinischen Okkupation untersucht. Als Endpunkt des Alten Orients gilt deshalb gemeinhin das Ende des letzten altorientalischen Reiches, das der Sassaniden.

Der zu erforschende Zeitraum beginnt für die Altorientalistik mit dem Auftreten der ersten Schriftstücke des Alten Orients in Südmesopotamien um 3.000 v. Chr. Das Ende des Alten Orients ist in der Altorientalistik hingegen stark umstritten. Für einige Fachwissenschaftler endet auch weiterhin mit dem Untergang des Achämenidenreiches die Zeit des Alten Orients. Andere zählen auch noch Teilweise die Zeit des Partherreiches zu ihrem Forschungsgebiet, in dessen Zeitraum die Keilschrift im Rahmen der Durchsetzung der hellenistischen Kultur ihr Ende fand. Nur sehr wenige Altorientalisten sehen auch noch das Sassanidenreich als Gegenstand ihres Faches an.

Vorgeschichte

Die altorientalischen Reiche lagen im klimatisch begünstigten Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds zwischen Mittelmeer, Persischem Golf und arabischer Wüsten. Dieses Gebiet gilt als Ausgangspunkt der Neolithischen Revolution, in dem Menschen erstmals von der nomadischen Lebensweise zu Ackerbau und Viehzucht übergingen. Im 8. und 9. Jahrtausend v. Chr. siedelten sich hier die ersten autarken Bauern an. Um 7700 v. Chr. bildete sich eine sesshafte Agrargesellschaft heraus. Infolgedessen entstanden hier einige der ältesten Städte der Welt, wie Uruk und Ur. Im Norden Mesopotamiens bildeten sich die Bauerndörfer der Hassunna-Kultur, der Halaf-Kultur und der Samarra-Kultur im Osten. In der Zeit der Obed-Kultur erfolgte die Besiedlung des südlichen Mesopotamiens durch Ackerbauern. Ab der Uruk-Zeit wird Keramik auf der Töpferscheibe hergestellt und es finden sich die ersten Schriftzeugnisse.

Die Geschichte des Alten Orients zwischen 3000 v. Chr. und 550 v. Chr.

Die Sumerer

Sowohl die Herkunft des Volkes der Sumerer, als auch die ihrer isolierten Sprache ist unklar. Die Sumerer kultivierten ihr Land durch ein weitverzweigtes Kanalsystem, das von Priesterfürsten organisiert wurde, die die einzelnen Stadtstaaten regierten und die Tempelwirtschaft leiteten.

Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. bildeten sich größere Städte, die für eine effektivere Bewässerung des Landes sorgten. Die Städte wurden immer wohlhabender, Handwerk und Handel gewannen an Bedeutung. Die Siedlungen behielten ihre Selbständigkeit, ein einheitliches Reich gab es nicht. Die steigenden Anforderungen an die Organisation der Tempelwirtschaft bedingten die Entwicklung einer Schrift. Um 2700 v. Chr. wurde die Keilschrift zur Vollendung geführt. Zunächst diente die Schrift nur der Buchhaltung. Die wichtigste Stadt der Sumerer war Uruk, die Stadt Gilgameschs. Das Epos dieses Helden gilt als erstes literarisches Dokument der Menschen.

Ab 3000 v. Chr. wanderten Nomaden aus dem Norden in das südliche Mesopotamien ein. Die sumerische Königsliste dokumentiert diese Wanderungen durch das Auftauchen semitischer Namen. Die Historiker bezeichnen diese Epoche als Frühdynastische Periode, die im 23. Jahrhundert v. Chr. endete. In dieser Epoche zerbrach die Einheit von geistlicher und weltlicher Macht. Paläste wurden für die Könige gebaut. Die Könige dieser Zeit wurden LU.GAL (großer Mensch) genannt. Ihren Machtanspruch zeigten die Herrscher auch mit ihren Gräbern, in denen sie sich mit ihrem Gefolge begraben ließen. Mehrere dieser Königsgräber fand man in Ur.

Akkad

Der alte Orient um 2000 v. Chr.

Unter Sargon von Akkad endete die Frühdynastische Epoche. Sargon I. schuf das erste vorderasiatische Reich, vereinte die vielen Stadtstaaten. Ganz Mesopotamien, Teile Syriens, Irans und Kleinasiens gehörten zu seinem Machtbereich. Die Stadt Akkad wurde zu seinem Regierungssitz. Die akkadische Sprache verdrängte das Sumerische.

Die Eroberungen führten zu wirtschaftlichen und kulturellen Verknüpfungen mit den unterworfenen Völkern bzw. den neuen Nachbarn. Im Persischen Golf entstand ein florierender Seehandel. Akkad herrschte nicht lange, zahlreiche Aufstände und einwandernde Bergvölker (Gutäer) beendeten die Epoche. (Reich von Akkad: um 2235 bis 2094 v. Chr.) Diese erste große Zivilisation blieb aber in den Mythen weiter lebendig, so erinnerten sich noch die Assyrer an Sargon I.

Nach knapp 100 Jahren wurden die Gutäer vertrieben, und die sumerischen Stadtstaaten fanden wieder zu Macht und Größe. Die Stadt Ur wurde erneut zum Zentrum. Die so genannte Ur III-Dynastie dauerte von 2047 bis 1939 v. Chr. Diese Zeit zeichnete sich durch eine straffe Verwaltung und die Festlegung von Rechtsverordnungen (Codex Ur-Nammu) aus.

Die Macht der Städte schwand. Ein weiteres Nomadenvolk, die Amoriter unter König Hammurapi gewann in den Auseinandersetzungen die Macht. Damit endete die sumerische Zeit in Mesopotamien.

Babylon unter König Hammurapi und seinen Nachfolgern

Es ist nicht bekannt, wann die Stadt Babylon gegründet wurde. Erst unter Hammurapi (* 1728 v. Chr.; † 1686 v. Chr.) gelangte die Stadt in den Mittelpunkt des Geschehens und wurde so bedeutend, dass die Griechen später ganz Mesopotamien als Babylonien bezeichnen sollten. Hammurapi wurde der Nachwelt bekannt, weil er eine der ersten Gesetzessammlungen verfasste (Codex Hammurapi). In 280 Paragrafen regelte das Werk das bürgerliche Recht, das Straf- und Verwaltungsrecht. Es umfasste Einzelfallentscheidungen, die sich oft durch Härte auszeichneten. Historiker sind sich aber nicht sicher, ob diese Gesetzessammlung auch dauerhaft beachtet wurde. Das Reich Hammurapis zerfiel in den nächsten Jahrhunderten. Die Kassiten wanderten ein und übernahmen schließlich, nach dem Feldzug des Muršili 1531 in Babylon für über 500 Jahre die Herrschaft, was nur kurz durch eine assyrische Eroberung unter Tukulti-Ninurta I. unterbrochen wurde. Um 1156 wurde Babylon von Elam erobert, anschließend ergriff die Zweite Dynastie von Isin die Macht.

Die Hethiter und die Phönizier

Der alte Orient um 1220 v. Chr.

Die Hethiter, indoeuropäische Sprachträger, waren vermutlich gegen Ende des 3. Jahrtausend v. Chr./Anfang des 2. Jahrtausend v. Chr. nach Kleinasien eingewandert. Unter starkem hurritischen und hattischen Einflüssen kristallisierte sich Mitte des 2. Jahrtausend v. Chr. das Großreich der Hethiter heraus, zu dem weite Teile Anatoliens und zeitweise auch die nördliche Hälfte des heutigen Syrien zählten. 1531 v. Chr. plünderten die Hethiter unter Muršili I. Babylon. 1274 v. Chr. siegten die Hethiter vermutlich in der Schlacht bei Kadesch über das expandierende Ägyptische Reich. Der Vertrag zwischen Ramses II. und Hattusili III. ist der älteste bekannte Friedensvertrag der Welt. Das hethitische Reich endet Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. Die dritte Großmacht in dieser Zeit war das Reich von Mitanni, das Nordsyrien beherrschte.

Etwa im 15. Jahrhundert v. Chr. kam es in Phönizien an der Mittelmeerküste zur Bildung von Stadtstaaten, die Seestädte Sidon, Tyros, Byblos und Arwad, die Handelskolonien im gesamten Mittelmeerraum gründeten. Bedeutendste Niederlassung wurde später Karthago im heutigen Tunesien.

Die Assyrer

Im 14. Jahrhundert v. Chr. erstarkte als neue Macht Assyrien, die sich von der Vorherrschaft Mitannis befreien konnten.

Die Stadt Assur lag am oberen Tigris. Historiker vermuten, dass die Stadt am Anfang unter der Herrschaft Akkads stand. Angaben in der assyrischen Königsliste lassen vermuten, dass die ersten Assyrer Nomaden waren. An der Spitze stand der König, der sich auch als Priester des Gottes Assur sah. Daneben übten die Kaufleute eine bedeutende Macht aus. Assur, an wichtigen Handelswegen gelegen, handelte mit dem Iran, Babylon und Anatolien. Im 18. Jahrhundert v. Chr. gründete Schamschi-Adad I. im Norden Mesopotamiens ein assyrisches Reich. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts v. Chr. war Assyrien zerfallen und das Altassyrische Reich beendet. Das Gebiet wurde Teil von Hanilgabat.

Unter Assur-uballit I. (1353 bis 1318 v. Chr.) erlangte Assyrien seinen Einfluss zurück. Zahlreiche Eroberungen führten zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Der König Tukulti-Ninurta I. verstand sich als Stellvertreter des Gottes Assur. Er nannte sich Herrscher der vier Erdteile und machte damit seinen Machtanspruch deutlich. Mit seinem Tod endete diese Epoche des Mittelassyrischen Reiches. Einen letzten Aufschwung erlebte das Reich mit König Aššur-dan II. (935 bis 912 v. Chr.), der zahlreiche aramäische Stadtkönigreiche eroberte. Die Könige Assurnasirpal II. (883 bis 859 v. Chr.) und Salmanassar III. (858 bis 824 v. Chr.) erweiterten den assyrischen Machtbereich bis nach Syrien. Nach einigen Rückschlägen und inneren Zwistigkeiten gelang es Tiglat-pileser III. (745 bis 727 v. Chr.) Babylon, Phönizien, Palästina und Israel zu erobern. Nach Thronwirren übernahm 721 v. Chr. Sargon II. die Herrschaft. Er regierte bis 705 v. Chr. Unter ihm und seinen Nachfolgern erreichte das neu-assyrische Großreich seine größte Ausdehnung. Mehr und mehr setzte sich die aramäische Sprache und Schrift als Verkehrssprache durch.

50 Jahre später eroberte Asarhaddon (681 bis 669 v. Chr.) Ägypten. Assurbanipal (669 bis 627 v. Chr.) war der letzte bedeutende Herrscher. Seine Bibliothek ist eine bedeutende Quelle für die Geschichte des Zweistromlandes.

In den darauffolgenden Jahren wurde der Verfall der assyrischen Macht unverkennbar. Babylonier und Meder verbündeten sich gegen Assur. Nach und nach konnten die Alliierten das assyrische Heer schlagen und 609 v. Chr. Assur einnehmen und zerstören.

Meder und Babylonier

Die vereinigten Meder und Babylonier besiegten 609 v. Chr. die Heere Assyriens. Assur und Ninive wurden vollkommen zerstört. 586 v. Chr. wurde Juda durch Babylon erobert, Jerusalem und der erste Tempel wurden zerstört, es begann das babylonische Exil der Juden. Dieses endete 539 v. Chr. mit der Eroberung Babylons durch die Perser.

Das Perserreich der Achämeniden (550–330 v. Chr.)

Zum Folgenden siehe auch den Hauptartikel: Perserreich

Der Gründer des persischen Großreiches der Achämeniden war Kyros II. Kyros wurde kurz nach 560 v. Chr. König von Anschan, einer Region in der Persis, welche unter der Oberhoheit der Meder stand.

Kyros gelang es um 550 v. Chr. diese Oberherrschaft abzuschütteln. In den nachfolgenden Jahren eroberte Kyros das Mederreich und schuf damit die Grundlagen des persischen Großreiches. Anschließend wurden die Lyder besiegt, womit Kleinasien weitgehend unter persische Herrschaft kam. 540/539 v. Chr. fiel auch Babylonien an Kyros. Der Nachfolger des Kyros, Dareios I. organisierte die Verwaltung des Reiches durch Satrapen und stärkte die Wirtschaft. Er erobert Teile Nord-Indiens und Thrakiens sowie 526 v. Chr. ganz Ägypten.

Nach einem Aufstand der kleinasiatischen Griechen (sogenannter Ionischer Aufstand, etwa 500 bis 494 v. Chr.) kam es zu einer Strafexpedition der Perser, die jedoch 490 v. Chr. bei Marathon von den Athenern geschlagen wurden. Dies war der Beginn der so genannten Perserkriege, welche zu einem bestimmendem Element der Beziehungen zwischen den griechischen Poleis (Stadtstaaten) und dem Perserreich werden sollte. Um 449 v. Chr. kam es zum (in der Forschung umstrittenen) so genannten Kalliasfrieden, der den status quo zementierte: Die Perser akzeptierten die Selbstständigkeit der kleinasiatischen Griechen und betrachteten die Ägäis als ein griechisches Meer, wofür im Gegenzug die Griechen keine kriegerischen Aktionen gegen Persien unternahmen.

Artaxerxes III. war der letzte bedeutende Großkönig der Achämeniden. Nach seinem Tod 336 v. Chr. eroberte Alexander der Große ab 334 v. Chr. das persische Großreich. Der letzte Achämenide, Dareios III., wurde von einem seiner Untergebenen 330 v. Chr. umgebracht.

Weitere Entwicklung von Alexander dem Großen bis zur islamischen Expansion

Siehe auch: Perserreich, Parther, Sassanidenreich und Islamische Expansion

Alexander der Große eroberte 336 v. Chr. das heutige Anatolien und brachte bis 323 v. Chr. fast das gesamte Perserreich und Ägypten unter seine Kontrolle. Nach dem Tod Alexanders des Großen übernahm Seleukos I. die Herrschaft in einem Reich, dass große Teile Vorderasiens, Mesopotamien und die Kaukasusregion umfasste, das Seleukidenreich. Im Osten gelang es den Parthern um 240 v. Chr., den Nordosten des Irans in Besitz zu nehmen. 187 v. Chr. eroberten die Römer die Nordprovinzen des Seleukidenreiches. Unter Mithridates I. (171 bis 139/138 v. Chr.) eroberten im Gegenzug die Parther Mesopotamien und das graeco-baktrische Reich. Römer und Parther kämpften dann seit 130 v. Chr. um die Vorherrschaft in Vorderasien. Um 64 v. Chr. brachten die Römer Syrien unter ihre Kontrolle, das nach Ägypten zur reichsten römischen Provinz aufstieg. Die weiter andauernden Kämpfe zwischen Römern und Parthern verliefen sehr wechselhaft. Auch wenn es den Römern mehrmals gelang, in das Parthische Reich einzudringen (so wurde die De-facto-Hauptstadt Seleukeia/Ktesiphon wiederholt belagert bzw. erobert), konnten sie diesen Raum doch nie dauerhaft in Besitz nehmen. Der letzte Herrscher der Parther, Artabanos IV., wurde nach einer Rebellion vom Statthalter der Persis, Ardaschir I., 224 n. Chr. in der Schlacht von Hurmuzgan getötet. Ardaschir begründete das Neupersische Reich der Sassaniden, das letzte vorislamische orientalische Großreich, das Zeit seines Bestehens ein Rivale des Römischen Reiches sein sollte.

Das Sassanidenreich und die spätantike Mittelmeerwelt etwa zur Zeit Chosraus I.

Nach der Teilung des Römischen Reiches 395 wurde die (nunmehr in kleinere Gebiete untergliederte) Provinz Syria Teil des Oströmischen Reiches. Vorderasien war anschließend lange Zeit zwischen Ostrom (Byzanz) und dem nach einer Krise um 490 wieder erstarkten Sassanidenreich umkämpft (siehe unter anderem Justinian I.; Herakleios). Die Sassaniden knüpften im Gegensatz zu den eher hellenistisch geprägten Parthern explizit an die altorientalische Tradition Persiens an. Unter Chosrau I. 531 bis 579 erreichte das Sassanidenreich dann seinen Höhepunkt: Es konnte sich gegenüber den Römern behaupten und die Grenze gegenüber den Steppenvölkern sichern. Auch kulturell war dies die bedeutendste Phase des sassanidischen Persien. Doch konnten Chosraus Nachfolger diesen Zustand nicht erhalten. Sein Enkel Chosrau II. wurde 590 von einem Usurpator vertrieben und 591 mit oströmischer Unterstützung wieder eingesetzt. Chosrau II. griff dann nach dem Tod Kaiser Maurikios das Oströmische Reich an. Bis 619 hatten die persischen Truppen Syrien und Ägypten erobert und bedrohten Konstantinopel. Das alte Achämenidenreich schien wieder auferstanden zu sein. Doch Kaiser Herakleios gelang im Bündnis mit den Türken ein erfolgreicher Feldzug gegen die Sassaniden, die in der Schlacht bei Ninive geschlagen wurden. Chosrau II. wurde abgesetzt und bald darauf getötet, während Ostrom die verlorenen Gebiete 629 zurückerhielt. Das Sassanidenreich war von den langen Kriegen und dem anschließenden Bürgerkrieg mit ständig wechselnden Herrschern völlig ausgeblutet.

Ab 634 eroberten die Araber von Medina aus ganz Syrien, Palästina und Mesopotamien und schließlich das gesamte Sassanidenreich (siehe Islamische Expansion). Der letzte Sassanide, Yazdegerd III., wurde 651 bei Merw in Nordosten des Irans getötet, womit die letzte altorientalische Staatsbildung unterging.

Einzelnachweise

  1. so etwa: HEINZ, Marlies (2009: S.3)
  2. so etwa: VIEWEGER, Dieter (2005: S. 125)
  3. vgl. SODEN, Wolfram von (1992: S. 1)
  4. Bei Ausgrabungen produzierte die Vorderasiatische Archäologie auch die Daten, für die sich Alte Geschichte, klassische, byzantinische und provinzialrömische Archäologie zuständig sahen.

Siehe auch

Literatur

Einführungen zum Alten Orient
  • Rainer Albertz et al. (Hgg.): Frühe Hochkulturen. Ägypter, Sumerer, Assyrer, Babylonier, Hethiter, Minoer, Phöniker, Perser (Theiss Illustrierte Weltgeschichte), Verlag Theiss, Aalen 2003, ISBN 3-8062-1756-4.
  • Wolfram von Soden: Der Alte Orient. Eine Einführung, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006 (einzige umfassende Einführung in die Altorientalistik und den Alten Orient), ISBN 978-3-534-18558-0.
Lexika, Nachschlagewerke und Handbücher
Geographie und Landeskunde des Alten Orients
  • Eckart Ehlers: Iran. Grundzüge einer geographischen Landeskunde, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06211-6.
  • Eugen Wirth: Agrargeographie des Irak, Institut f. Geographie u. Wirtschaftsgeographie d. Universität, Hamburg 1962.
  • Eugen Wirth: Syrien, eine geographische Landeskunde, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1971.
Übersetzte Texte zum Alten Orient
  • Walter Beyerlin: Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament (Grundrisse zum Alten Testament, Bd. 1), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, ISBN 3-525-51659-2.
  • Stephanie Dalley: Myths from Mesopotamia: Creation, the Flood, Gilgamesh and Others, Oxford University Press, Oxford 1989, ISBN 0-19-814397-4.
  • Adam Falkenstein; Wolfram von Soden: Sumerische und akkadische Hymnen und Gebete, Artemis-Verlag, Zürich 1953.
  • Benjamin R. Foster: From Distant Days. Myths, Tales and Poetry of Ancient Mesopotamia, Bethesda 1995, ISBN 1-883053-09-9.
  • Benjamin R. Foster: Before the Muses. An Anthology of Akkadian Literature, 2 Bde., 2. Auflage, Bethesda 1996, ISBN 1-883053-76-5.
  • Bernd Janowski; Gernot Wilhelm: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Neue Folge, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004ff.
  • Otto Kaiser (Hrsg.): Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, 3 Bde., Verlag Mohn, Gütersloh 1982-1997.
  • Stefan M. Maul: Das Gilgamesch-Epos, Verlag C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52870-8 (neueste und derzeit beste Übersetzung).
  • William L. Moran: The Amarna Letters, Johns Hopkins University Press, Baltimore 1992, ISBN 0-8018-4251-4.
  • James B. Pritchard: Ancient Near Eastern Texts relating to the Old Testament, Princeton University Press, Princeton 1969, ISBN 0-691-03503-2.
  • Horst Steible: Die altsumerischen Bau- und Weihinschriften, 2 Bde., Steiner Franz Verlag, Wiesbaden 1982, ISBN 3-515-02590-1.
Gesamtdarstellungen der Geschichte des Alten Orients
  • The Cambridge Ancient History, hrsg. von Iorweth E. Edwards et al., 2. grundlegend überarbeitete Auflage, 14 Bde., teils in Teilbänden, Cambridge University Press, Cambridge 1970–2005.
  • Elena Cassin; Jean Bottéro; Jean Vercoutter (Hgg.): Die Altorientalischen Reiche, Verlag Fischer, Frankfurt a. M. 2003 (Fischer Weltgeschichte, Bde. 2-4).
  • Dietz Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens. Von den Sumerern bis zu Alexander dem Großen, Verlag C.H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51664-5.
  • Marlies Heinz: Altsyrien und Libanon. Geschichte, Wirtschaft und Kultur vom Neolithikum bis Nebukadnezar, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002, ISBN 3-534-13280-7.
  • Barthel Hrouda (Hrsg.): Der Alte Orient. Geschichte und Kultur des alten Vorderasien, Verlag Bassermann, München 2003, ISBN 3-8094-1570-7.
  • Amélie Kuhrt: The Ancient Near East c. 3000-330 BC (Routledge History of the Ancient World), 2 Bde., Routledge, London u.a. 1995, ISBN 0-415-16763-9 (die derzeit ausführlichste Darstellung des Alten Orients samt Levante, Iran und Ägypten).
  • Hans J. Nissen: Grundzüge einer Geschichte der Frühzeit des Vorderen Orients, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 3. Auflage, Darmstadt 1995, ISBN 3-534-08643-0 (erweiterte engl. Übersetzung: The Early History of the Ancient Near East, 9000-2000 B.C., Chicago 1988).
  • Hans J. Nissen: Geschichte Altvorderasiens (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 25), Oldenbourg Verlag, München 1999, ISBN 3-486-56373-4.
  • Mirjo Salvini: Geschichte und Kultur der Urartäer, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995, ISBN 3-534-01870-2.
  • Jack M. Sasson et al. (Hgg.): Civilisations of the Ancient Near East, 4 Bde., Scribner, New York 1995.
  • Marc Van de Mieroop: A History of the Ancient Near East ca. 3000−323 BC. 2. Auflage. Blackwell, Malden/MA 2007.
  • Klaas R. Veenhof: Geschichte des Alten Orients bis zur Zeit Alexanders des Großen, übersetzt von Helga Weippert (Grundrisse zum Alten Testament, ATD-Ergänzungsreihe, Bd. 11), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-51685-1.
  • Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr., Verlag Albatros, Düsseldorf 1995, ISBN 3-491-96151-3.
Die Beziehungen des Alten Orients zu seinen Nachbarn
  • Wolfgang Helck: Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., Verlag Harrassowitz, 2., verbesserte Auflage, Wiesbaden 1971, ISBN 3-447-01298-6.
  • Wolfgang Helck: Die Beziehungen Ägyptens und Vorderasiens zur Ägäis bis ins 7. Jahrhundert v. Chr., von R. Drenckhahn durchgesehene und bearbeitete Neuauflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995, ISBN 3-534-12904-0.
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Alten Orients
Religionsgeschichte des Alten Orients
  • Brigitte Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Verlag Artemis und Winkler, Düsseldorf, Zürich 2004, ISBN 3-7608-2306-8.
  • Peter W. Haider; Manfred Hutter; Siegfried Kreuzer (Hrsg.): Religionsgeschichte Syriens. Von der Frühzeit bis zur Gegenwart, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2001 (zuerst 1996), ISBN 3-17-012533-8.
  • Manfred Hutter: Religionen in der Umwelt des Alten Testaments I. Babylonier, Syrer, Perser (Kohlhammer Studienbücher Theologie, Bd. 4,1), Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, Berlin, Köln 1996, ISBN 3-17-012041-7.
  • Bernd Janowski; Klaus Koch; Gernot Wilhelm: Religionsgeschichtliche Beziehungen zwischen Kleinasien, Nordsyrien und dem Alten Testament (= OBO 129), Vandehoeck & Ruprecht, Göttingen 1997 (zuerst 1993), ISBN 3-525-53764-6.
  • Herbert Niehr: Religionen in Israels Umwelt. Einführung in die nordwestsemitischen Religionen Syrien-Palästinas (Neue Echter Bibel, Ergänzungsband 5), Echter Verlag, Würzburg 1998, ISBN 3-429-02315-7.
  • Helmer Ringgren; Walter Beyerlin: Die Religionen des Alten Orients (ATD-Ergänzungsreihe), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1979, ISBN 3-525-51662-2.
  • Christel M. Schröder, Peter Antes, Hubert Cancik, Hartmut Gese, Maria Höfner, Kurt Rudolpf (Hrsg.): Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer (Die Religionen der Menschheit, Bd. 10/2), Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1970, ISBN 3-17-071177-6.