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[[Datei:Theodor W. Adorno.jpg|mini|Theodor W. Adorno (1964)]]
'''Theodor W. Adorno''' {{Audio|De-Theodor Adorno.ogg}} (* [[11. September]] [[1903]] in [[Frankfurt am Main]]; † [[6. August]] [[1969]] in [[Visp]], [[Schweiz]]; eigentlich '''Theodor Ludwig Wiesengrund''') war ein deutscher [[Philosoph]], [[Soziologe]], [[Musikphilosophie|Musikphilosoph]], [[Komponist]] und [[Pädagogik|Pädagoge]]. Er zählt mit [[Max Horkheimer]] zu den Hauptvertretern der als [[Kritische Theorie]] bezeichneten [[Schule (Wissenschaft)|Denkrichtung]], die auch unter dem Namen [[Frankfurter Schule]] bekannt wurde. Mit Horkheimer, den er während seines Studiums kennengelernt hatte, verband ihn eine enge lebenslange Freundschaft und Arbeitsgemeinschaft.
Adorno wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen in Frankfurt auf. Als Kind erhielt er eine intensive musikalische Erziehung, und bereits als Schüler beschäftigte er sich mit der Philosophie [[Immanuel Kant]]s. Nach dem Studium der Philosophie widmete er sich der Kompositionslehre im Kreis der [[Wiener Schule (Moderne)|Zweiten Wiener Schule]] um [[Arnold Schönberg]] und betätigte sich als [[Musikkritiker]]. Ab 1931 lehrte er zudem als [[Privatdozent]] an der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Universität Frankfurt]] bis zum [[Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums|Lehrverbot]] 1933 durch die Nationalsozialisten. Sein Antrag auf Aufnahme in die [[Reichsschrifttumskammer]] wurde am 20. Februar 1935 abgelehnt.
[[Datei:Adorno.jpg|miniatur|Theodor W. Adorno (1964)]]
Während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] emigrierte er in die [[Vereinigte Staaten|USA]]. Dort wurde er Mitarbeiter des [[Institut für Sozialforschung|Instituts für Sozialforschung]], bearbeitete einige [[Empirie|empirische]] Forschungsprojekte, unter anderem über den [[Autoritärer Charakter|autoritären Charakter]], und schrieb mit Max Horkheimer die ''[[Dialektik der Aufklärung]]''. Nach seiner Rückkehr war er einer der Direktoren des in Frankfurt wiedereröffneten Instituts. Wie nur wenige Vertreter der akademischen Elite wirkte er als „öffentlicher Intellektueller“ mit Reden, Rundfunkvorträgen und Publikationen auf das kulturelle und intellektuelle Leben [[Nachkriegszeit in Deutschland|Nachkriegsdeutschlands]] ein und trug – mit allgemeinverständlichen Vorträgen – gewollt und mittelbar zur [[Demokratie|demokratischen]] ''[[Reeducation]]'' der deutschen Bevölkerung bei.<ref>„Unter allen intellektuellen Gruppierungen hat keine das politisch-kulturelle Selbstverständnis der Bundesrepublik […] mehr beeinflusst als die Frankfurter Schule“. Clemens Albrecht, Günter C. Behrmann, Michael Bock, Harald Homann, Friedrich H. Tenbruck: ''Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik. Eine Wirkungsanalyse der Frankfurter Schule''. Campus, Frankfurt am Main 1999, S. 20. Siehe auch die auf S. 204 zitierte Bemerkung von [[René König]] über den erfolgreichen Gebrauch von Massenmedien, den „eine scheinbar so [[Esoterik|esoterische]] Gruppe von Intellektuellen“, wie die der Frankfurter Schule, machte, und über deren Einfluss auf den politischen Journalismus ihrer Zeit. Fußend auf einer statistischen Auswertung Clemens Albrechts von 218 Radio- und Fernsehsendungen, konstatiert Emil Walter-Busch, Adorno sei „''der'' Medienstar unter den Intellektuellen des westlichen Nachkriegsdeutschland“ gewesen. Siehe dazu das Kapitel „Adornos politisch aufklärende Vorträge 1950–1966“ in: Emil Walter-Busch: ''Geschichte der Frankfurter Schule, Kritische Theorie und Politik''. Fink, München 2010, S. 164–175, hier S. 175. Laut Michael Schwarz, Mitarbeiter des Walter-Benjamin- und des Theodor-W.-Adorno-Archivs, lassen sich für die 1950er und 1960er Jahre „fast 300 Rundfunkbeiträge ermitteln. Hinzu kommen mehr als 300 Auftritte vor Präsenzpublikum. Man konnte Adorno also fast jede Woche irgendwo hören.“ Siehe Michael Schwarz: ''„Er redet leicht, schreibt schwer“. Theodor W. Adorno am Mikrophon.'' In: [https://www.zeithistorische-forschungen.de/2-2011/id=4700 ''Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History''. Online-Ausgabe 8 (2011), Heft 2, S. 1.]</ref>
'''Theodor W. Adorno''' (* [[11. September]] [[1903]] in [[Frankfurt am Main]]; † [[6. August]] [[1969]] in [[Visp]], [[Schweiz]]; eigentlich ''Theodor Ludwig Wiesengrund'') war ein deutscher [[Philosoph]], [[Soziologe]], [[Musiktheorie|Musiktheoretiker]] und [[Komponist]]. Mit [[Max Horkheimer]] zählt Adorno zu den Hauptvertretern der als [[Frankfurter Schule]] oder [[Kritische Theorie]] bekannten Denkrichtung.
Adornos Arbeit als Philosoph und [[Sozialwissenschaften|Sozialwissenschaftler]] steht in der Tradition von [[Immanuel Kant]], [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]], [[Karl Marx]] und [[Sigmund Freud]]. Wegen der Resonanz, die seine schonungslose Kritik an der [[Kapitalismus|kapitalistischen]] Gesellschaft unter den Studenten fand, galt er bei Befürwortern und Kritikern als einer der geistigen Väter der [[Westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre|deutschen Studentenbewegung]]. Obwohl er die Kritik der Studenten an den restaurativen Tendenzen der [[Spätkapitalismus|spätkapitalistischen]] Gesellschaft teilte, stand er dem Wirken der Studentenbewegung wegen deren Hang zu blindem Aktionismus und wegen ihrer Gewaltbereitschaft mit Befremden und Distanz gegenüber.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45741579.html |titel=Keine Angst vor dem Elfenbeinturm – Der Spiegel 19/1969 |abruf=2020-04-19}}</ref>
Der in behüteten großbürgerlichen Verhältnissen in Frankfurt aufgewachsene Adorno war bereits früh der Musik und der Philosophie zugetan. Nach dem Studium der Philosophie widmete er sich der Kompositionslehre im Rahmen der [[Wiener Schule (Moderne)|Zweiten Wiener Schule]] um [[Arnold Schönberg]]. Mit Max Horkheimer, den er während seines Studiums kennen gelernt hatte, verband ihn eine enge, lebenslange Freundschaft und Arbeitsgemeinschaft.
== Leben ==
Nachdem er während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] in die USA emigriert war, wurde er nach seiner Rückkehr einer der Direktoren des wiedereröffneten [[Institut für Sozialforschung|Frankfurter Instituts für Sozialforschung]]. Wie nur wenige Vertreter der akademischen Elite hat er als „öffentlicher Intellektueller“ mit seinen Reden, Rundfunkvorträgen und Publikationen auf das kulturelle und intellektuelle Leben Nachkriegsdeutschlands eingewirkt und zur demokratischen Umerziehung des deutschen Volkes beigetragen – trotz seiner anspruchsvollen [[Diktion]].<ref>Clemens Albrecht, Günter C. Behrmann, Michael Bock, Harald Homann, Friedrich H. Tenbruck: ''Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik. Eine Wirkungsanalyse der Frankfurter Schule''. Campus, Frankfurt am Main 1999.</ref>
=== Herkunft und Name ===
Adorno wurde 1903 in Frankfurt als Theodor Ludwig Wiesengrund geboren. Er war das einzige Kind des [[Weinhandel|Weingroßhändlers]] Oscar Alexander Wiesengrund (1870–1946) und der Sängerin [[Maria Calvelli-Adorno]] (1865–1952). Die [[Katholizismus|katholische]] Mutter war Tochter eines [[Korsika|korsischen]] [[Offizier]]s, der sich um 1860 als mittelloser [[Fechtmeister]] in der [[Freie Stadt Frankfurt|Freien Stadt Frankfurt]] niedergelassen hatte. Sie trat als ausgebildete Sängerin auch am kaiserlichen Hof in [[Wien]], an der [[Wiener Staatsoper|Wiener Oper]]<ref>Theodor W. Adorno: ''Briefe an die Eltern. 1939–1951.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 121.</ref> und an den [[Stadttheater]]n [[Köln]] und [[Riga]] auf. Der Vater, Oscar Alexander Wiesengrund, stammte aus einer [[Juden|jüdischen]] Familie und gehörte zur Zeit der Geburt des Sohnes noch der [[Jüdische Religion|mosaischen (jüdischen) Religion]] an;<ref>Laut Taufbuch der Frankfurter Dompfarrei von 1903. Siehe: ''Ein Sohn aus gutem Hause.'' In: Goethe-Universität Frankfurt am Main (Hrsg.): ''Forschung Frankfurt''. Ausgabe 3–4, 2003, S. 44. [https://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/36050217/44-48-Adorno-Kindheit.pdf]</ref> erst später konvertierte er zum [[Protestantismus]].
Die von Theodor vorgenommene Ergänzung des väterlichen Nachnamens um den Namen der Mutter soll ein Wunsch der Mutter gewesen sein, er erfüllte sich jedoch erst im Verlauf des Lebens. Während die ersten Veröffentlichungen noch mit „Wiesengrund“ gezeichnet waren, verwendete er in seiner publizistischen Tätigkeit früh den Doppelnamen „Wiesengrund-Adorno“. Eine Verkürzung auf „W. Adorno“ nahm er bei seinen Veröffentlichungen in der US-amerikanischen Emigration vor. Nach der formellen Einbürgerung als [[Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten|US-Bürger]] Ende 1943 lautete sein amtlicher Name „Theodore Adorno“.<ref>Theodor W. Adorno: Briefe an die Eltern 1939–1951. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 234.</ref> Seine Publikationen zeichnete er indes fortan mit Theodor W. Adorno.
Adornos Arbeit als Philosoph und Soziologe steht in der Tradition von [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]], [[Karl Marx]] und [[Sigmund Freud]]. Wegen der Resonanz, die seine schonungslose Kritik an der [[Spätkapitalismus|spätkapitalistischen]] Gesellschaft unter den Studenten fand, galt er als einer der theoretischen Väter der [[Westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre|deutschen Studentenbewegung]]. Ihren bewusst regelverletzenden und teilweise in Gewalt übergehenden Aktionen begegnete er allerdings mit Befremden und Distanz.
== Leben ==
=== Frühe Frankfurter Jahre (1903–1924) ===
Adorno wurde 1903 in Frankfurt als Theodor Ludwig Wiesengrund geboren. Er war das einzige Kind des Weingroßhändlers Oscar Alexander Wiesengrund (1870–1946) und der Sängerin [[Maria Barbara Calvelli-Adorno]] (1865–1952). Die katholische Mutter war Tochter eines Offiziers und korsisch-italienischer Herkunft, sie trat als ausgebildete Sängerin auch am kaiserlichen Hof in Wien auf. Der Vater stammte aus einer jüdischen Familie. Die Ergänzung des väterlichen Nachnamens um den Namen der Mutter soll ein Wunsch der Mutter gewesen sein, er erfüllte sich jedoch erst später.<ref>Während die ersten Veröffentlichungen noch mit „Wiesengrund“ gezeichnet waren, verwendete er in seiner publizistischen Tätigkeit früh den Doppelnamen „Wiesengrund-Adorno“. Eine Verkürzung auf „W. Adorno“ nahm er bei seinen Veröffentlichungen in der amerikanischen Emigration vor und ließ sich damit anlässlich der formellen Einbürgerung als US-Bürger 1943 auch offiziell registrieren. Vgl. Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 34.</ref>
=== Frühe Frankfurter Jahre (bis 1924) ===
Als Kind wurde der Junge „Teddie“ gerufen. Er wuchs in der „Schönen Aussicht“ auf, einer Straße am [[Main]]ufer, in der [[Arthur Schopenhauer]] lange gelebt hatte. Sein Geburtshaus war die Nr. 9; im Nebenhaus, Schöne Aussicht 7, betrieb sein Vater eine Weinhandlung, zu der ein großes Weingut im [[Rheingau (Weinbaugebiet)|Rheingau]] gehörte.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Theodor W. Adorno''. Beck, München 1987, S. 12.</ref> 1914 zog die Familie in ein neu erbautes, zweieinhalbstöckiges Haus im Stadtteil [[Frankfurt-Oberrad|Oberrad]], Seeheimer Straße 19.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 47.</ref>
[[Datei:Seeheimer Straße 19, 1, Oberrad, Frankfurt am Main.jpg|mini|Wohnhaus der Familie Adorno ab 1914 in der Seeheimer Straße 19, [[Frankfurt-Oberrad]]]]
Als Kind wurde der Junge „Teddie“ gerufen. Er wuchs in der ''Schönen Aussicht'', Hausnummer 9, auf, einer Straße am [[Main]]ufer. Im Nebenhaus betrieb sein Vater eine Weinhandlung, zu der ein großes [[Weingut]] im [[Rheingau (Weinanbaugebiet)|Rheingau]] gehörte.<ref>[[Rolf Wiggershaus]]: ''Theodor W. Adorno''. Beck, München 1987, S. 12.</ref> 1914 zog die Familie in ein neu erbautes Haus im Stadtteil [[Frankfurt-Oberrad|Oberrad]] in die Seeheimer Straße 19.<ref>[[Stefan Müller-Doohm]]: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 47.</ref>
Adorno wurde katholisch getauft und empfing die [[Erstkommunion]]. Anders als etwa seine Jugendfreunde [[Leo Löwenthal]] und [[Erich Fromm]], die sich indem − in Frankfurt einflussreichen – [[Freies Jüdisches Lehrhaus|Freien Jüdischen Lehrhaus]] betätigten,<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 37.</ref> hatte er zur Religion seiner väterlichen Vorfahren keine besondere Beziehung. Ein engeres Verhältnis zum [[Judentum]] gewann er erst unter dem Eindruck des [[Holocaust|Völkermords an den Juden]],wohlauchbeeinflusstdurchseinespäteFreundschaft mit [[GershomScholem]].
Adorno wurde [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholisch]] [[Taufe|getauft]] und empfing die [[Erstkommunion]]. Auf Wunsch seiner gläubigen Mutter war er geraume Zeit auch als [[Ministrant]] tätig.<ref>Dorothea Razumovsky: ''Credo, Kanon, Theorie und Praxis.'' In: Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Portraits. Erinnerungen von Zeitgenossen''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, S. 280.</ref> Anders als etwa seine Jugendfreunde [[Leo Löwenthal]] und [[Erich Fromm]], die sich im – in Frankfurt einflussreichen – [[Freies Jüdisches Lehrhaus|Freien Jüdischen Lehrhaus]] betätigten,<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 37.</ref> hatte er zur Religion seiner väterlichen Vorfahren keine besondere Beziehung. Ein engeres Verhältnis zum [[Judentum]] gewann er erst unter dem Eindruck des [[Holocaust|Völkermords an den Juden]].<ref>Christian Schneider: ''Atempausen und Schlupflöcher. Theodor Adornos Briefe an die Eltern.'' In: ''Mittelweg 36.'' 12. Jg., Heft 6/2003, S. 50.</ref> Die mit den Adornos befreundete [[Publizist]]in [[Dorothea Gräfin Razumovsky|Dorothea Razumovsky]] brachte es auf den Punkt: Nicht sein toleranter und [[Assimilation (Soziologie)#Assimilation der Juden|assimilierter]] Vater, sondern [[Adolf Hitler|Hitler]] habe ihn zum Juden gemacht.<ref>Dorothea Razumovsky: ''Credo, Kanon, Theorie und Praxis.'' In: Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Portraits. Erinnerungen von Zeitgenossen''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, S. 280.</ref>
Adorno hatte „eine überaus behütete Kindheit“, vornehmlich geprägt von den beiden „Müttern“.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Theodor W. Adorno''. Beck, München 1987, S. 12.</ref> Im Haushalt der Familie lebte auch die Sängerin und Pianistin Agathe Calvelli-Adorno, eine unverheiratete Schwester seiner Mutter, die Adorno als seine „zweite Mutter“ bezeichnete.<ref>Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 8.</ref> Von ihr erlernte er das Klavierspiel. Die Musik bildete den kulturellen Mittelpunkt der kosmopolitisch ausgerichteten, großbürgerlichen Familie. So zog seine Mutter mit der Partie des ''Waldvögleins'' aus [[Richard Wagner]]s Oper ''[[Siegfried (Oper)|Siegfried]]'' durch Europa. Adorno wurde mit einem Großteil der kammermusikalischen und symphonischen Literatur durch das Vierhändigspielen vertraut gemacht und konnte somit seine musikalische Kompetenz schon früh ausbilden.<ref>Lorenz Jäger: ''Adorno. Eine politische Biographie''. Deutscher Taschernbuch Verlag, München 2005, S. 15.</ref> Er nahm neben dem Schulunterricht bei [[Bernhard Sekles]] Privatstunden in Komposition.
Im Haushalt der Familie lebte auch die Sängerin und [[Pianist]]in Agathe Calvelli-Adorno, eine unverheiratete Schwester seiner Mutter, die Adorno als seine „zweite Mutter“ bezeichnete.<ref>Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 8.</ref> Adornos „überaus behütete Kindheit“ war vornehmlich von den beiden „Müttern“ geprägt.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Theodor W. Adorno''. Beck, München 1987, S. 12.</ref> Von ihnen erlernte er das Klavierspiel. Die Musik bildete den kulturellen Mittelpunkt der [[Kosmopolitismus|kosmopolitisch]] ausgerichteten, [[großbürger]]lichen Familie. So zog seine Mutter mit der Partie des ''Waldvögleins'' aus [[Richard Wagner]]s Oper ''[[Siegfried (Oper)|Siegfried]]'' durch [[Europa]]. Adorno wurde mit der [[kammermusik]]alischen und symphonischen Literatur durch das Vierhändigspielen vertraut gemacht und konnte somit seine musikalische Kompetenz schon früh ausbilden.<ref>[[Lorenz Jäger]]: ''Adorno. Eine politische Biographie''. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, S. 15.</ref> Er nahm neben dem Schulunterricht bei [[Bernhard Sekles]] Privatstunden in Komposition. Die Sommer verbrachte die Familie im Odenwaldidyll [[Amorbach]]; seitdem galt ihm Amorbach „als die Wirklichkeit gewordene Utopie […], mit der Welt eins zu sein“.<ref>Tilo Wesche: ''Adorno. Eine Einführung''. Reclam, Ditzingen 2018, S. 7.</ref>
Nachdem er zwei Klassen übersprungen hatte, bestand der „privilegierte Hochbegabte“<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Theodor W. Adorno zur Einführung'' Junius, Hamburg 1996, S. 10.</ref> 1921 am Kaiser-Wilhelms-Gymnasium (heute [[Freiherr-vom-Stein-Schule (Frankfurt am Main)|Freiherr-vom-Stein-Schule]]) in Frankfurt bereits mit 17 Jahren das Abitur als Jahrgangsbester.<ref>Jubiläumsschrift: ''50 Jahre Freiherr-vom Stein-Schule, Gymnasium für Jungen, Frankfurt am Main, 1909–1959''. Frankfurt am Main 1959, S. 100.</ref> Als Primus erlebte er Ressentiment und Feindseligkeit, die eine solche Begabung mit sich bringen kann.<ref>Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 20.</ref> So erlitt er im Gymnasium Quälereien derjenigen, die „keinen richtigen Satz zustande brachten, aber jeden von mir zu lang fanden“ (GS 4: 219f).<ref>Original-Zitate im Fließtext werden mit den Siglen "GS" für die von Rolf Tiedemann hrsgg."GesammeltenSchriften" sowie der Angabe von Band- und Seitenzahl nachgewiesen, siehe oben vor Anmerkung 1.</ref>
Nachdem er zwei Klassen übersprungen hatte, bestand der „privilegierte Hochbegabte“<ref>[[Gerhard Schweppenhäuser]]: ''Theodor W. Adorno zur Einführung'' Junius, Hamburg 1996, S. 10.</ref> 1921 am Kaiser-Wilhelms-Gymnasium (heute [[Freiherr-vom-Stein-Schule (Frankfurt am Main)|Freiherr-vom-Stein-Schule]]) in Frankfurt bereits mit 17 Jahren das [[Abitur]] als Jahrgangsbester.<ref>Jubiläumsschrift: ''50 Jahre Freiherr-vom Stein-Schule, Gymnasium für Jungen, Frankfurt am Main, 1909–1959''. Frankfurt am Main 1959, S. 100.</ref> Als Primus erlebte er Ressentiment und Feindseligkeit, die eine solche Begabung auf sich ziehen kann.<ref>Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 20.</ref> So erlitt er im Gymnasium Quälereien derjenigen, die „keinen richtigen Satz zustande brachten, aber jeden von mir zu lang fanden“ (GS 4: 219f).<ref>Original-Zitate im Fließtext werden mit den Siglen „GS“ für die von [[Rolf Tiedemann]] herausgegebenen „Gesammelten Schriften“ sowie der Angabe von Band- und Seitenzahl nachgewiesen, siehe oben vor Anmerkung 1.</ref>
Philosophisch geschult wurde er durch seinen 14 Jahre älteren Freund [[Siegfried Kracauer]], den er bei einer Freundin seiner Eltern kennengelernt hatte. Kracauer war ein bedeutender Feuilletonredakteur der [[Frankfurter Zeitung]]. In einem Brief an [[Leo Löwenthal]] gestand er, zu seinem jüngeren Freund „eine unnatürliche Leidenschaft“ zu empfinden und sich für „geistig homosexuell“ zu halten.<ref>Lorenz Jäger: ''Adorno. Eine politische Biographie''. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, S. 31.</ref> Gemeinsam lasen sie über Jahre hinweg regelmäßig an Samstagnachmittagen [[Immanuel Kant]]s ''[[Kritik der reinen Vernunft]]'', eine Erfahrung, die nach Adornos Selbstzeugnis für ihn prägend war: „Nicht im leisesten übertreibe ich, wenn ich sage, dass ich dieser Lektüre mehr verdanke als meinen akademischen Lehrern“ (GS 11: 388). Als Abiturient las er fasziniert die gerade erschienenen Bücher ''Theorie des Romans'' von [[Georg Lukács]] und ''Geist der Utopie'' von [[Ernst Bloch]].<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 61f.</ref> Scheinbarmühelos erlernte er Fremdsprachen: Latein, Griechisch, Französisch und in der Emigration Englisch.
Philosophisch geschult wurde er durch seinen 14 Jahre älteren Freund [[Siegfried Kracauer]], den er bei einer Freundin seiner Eltern kennengelernt hatte. Kracauer war ein bedeutender [[Feuilleton]]redakteur der ''[[Frankfurter Zeitung]]''. In einem Brief an Leo Löwenthal gestand er, zu seinem jüngeren Freund „eine unnatürliche Leidenschaft“ zu empfinden und sich für „geistig [[Homosexualität|homosexuell]]“ zu halten.<ref>Lorenz Jäger: ''Adorno. Eine politische Biographie''. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, S. 31.</ref> Gemeinsam lasen sie über Jahre hinweg regelmäßig an Samstagnachmittagen Immanuel Kants ''[[Kritik der reinen Vernunft]]'', eine Erfahrung, die nach Adornos Selbstzeugnis für ihn prägend war: „Nicht im leisesten übertreibe ich, wenn ich sage, daß ich dieser Lektüre mehr verdanke als meinen akademischen Lehrern“ (GS 11: 388). Als Abiturient las er fasziniert die gerade erschienenen Bücher ''[[Die Theorie des Romans]]'' von [[Georg Lukács]] und ''Geist der Utopie'' von [[Ernst Bloch]].<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 61 f.</ref> Im [[Gymnasium]] erlernte er [[Latein]], [[Griechischunterricht|Griechisch]] und [[Französische Sprache|Französisch]];<ref>Theodor W. Adorno Archiv: ''Adorno. Eine Bildmonogrphie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 20.</ref> später in der [[Auswanderung|Emigration]] kam Englisch hinzu.
An der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Universität Frankfurt]] belegte er ab 1921 [[Philosophie]], [[Musikwissenschaft]], [[Psychologie]] und [[Soziologie]]; zur gleichen Zeit begann er seine Tätigkeit als Musikkritiker. Philosophie hörte er bei [[Hans Cornelius]], Soziologie bei [[Gottfried Salomon|Gottfried Salomon-Delatour]] und [[Franz Oppenheimer]].<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 926.</ref> In der Universität traf er 1922 in einem Seminar auf Max Horkheimer, mit dem er theoretische Anschauungen teilte und Freundschaft schloss. Auch mit [[Walter Benjamin]], den er durch Vermittlung Kracauers als Student kennengelernt hatte, pflegte er eine enge und dauerhafte Freundschaftsbeziehung. Das Studium absolvierte er sehr zügig: Ende 1924 schloss er es mit einer Dissertation über [[Edmund Husserl]]s [[Phänomenologie]] mit [[summa cum laude]] ab. Die Arbeit, die er im Geist seines Lehrers Hans Cornelius abfasste, enthielt reine Schulphilosophie, die noch kaum etwas von Adornos späterem Denken ahnen ließ.
An der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Universität Frankfurt]] belegte er ab 1921 [[Philosophie]], [[Musikwissenschaft]], [[Psychologie]] und [[Soziologie]]; zur gleichen Zeit begann er seine Tätigkeit als Musikkritiker. Philosophie hörte er bei [[Hans Cornelius]], Soziologie bei [[Gottfried Salomon]]-Delatour und [[Franz Oppenheimer]].<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 926.</ref> In der Universität traf er 1922 in einem Seminar auf Max Horkheimer, mit dem er theoretische Anschauungen teilte und Freundschaft schloss. Auch mit [[Walter Benjamin]], den er durch Vermittlung Kracauers als Student kennengelernt hatte, pflegte er eine enge und dauerhafte Freundschaftsbeziehung. Das Studium absolvierte er sehr zügig: Ende 1924 schloss er es mit einer [[Dissertation]] über [[Edmund Husserl]]s [[Phänomenologie]] mit [[Dissertation#Bewertungsstufen einer Dissertation|summa cum laude]] ab. Die Arbeit, die er im Geist seines Lehrers Cornelius abfasste, enthielt reine Schulphilosophie, die noch wenig von Adornos späterem Denken ahnen ließ.
Aus der Geschäftsbeziehung zwischen der Frankfurter Weinhandlung Oscar Wiesengrund und der Berliner Fabrik für Lederverarbeitung Karplus & Herzberger und dem sich daraus entwickelndenfreundschaftlichen Verhältnis zwischen den Eigentümer-Familien beider Firmen ging eine Liebesbeziehung zwischen dem temperamentvollen jungen „Teddie“ Wiesengrund und der Berlinerin Margarete (Rufname: Gretel) Karplus hervor, die zu einer lebenslangen Bindung führen sollte.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 86.</ref>
Aus der Geschäftsbeziehung zwischen der Frankfurter Weinhandlung Oscar Wiesengrund und der Berliner Fabrik für Lederverarbeitung Karplus & Herzberger entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den Eigentümer-Familien beider Firmen. Zwischen dem temperamentvollen jungen „Teddie“ Wiesengrund und der Berlinerin [[Gretel Adorno|Margarete (Rufname: Gretel) Karplus]] kam es zu einer Liebesbeziehung, die zu einer lebenslangen Bindung führen sollte.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 86.</ref>
=== Aufenthalt in Wien (1925–1926) ===
=== Aufenthalt in Wien (1925–1926) ===
Im März 1925 zog Adorno nach Wien, die Geburtsstätte der [[Zwölftontechnik|Zwölftonmusik]], wo er sich ein Zimmer in der Pension „Luisenheim“ im [[Alsergrund|9. Bezirk]] nahm.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 130.</ref> Bei [[Alban Berg]], dem Schüler [[Arnold Schönberg]]s, begann er ein Aufbaustudium in Komposition und bei [[Eduard Steuermann]] nahm er gleichzeitig Klavierunterricht. Adorno hatte Alban Berg anlässlich der Uraufführung seiner ''Drei Bruchstücke für Gesang und Orchester aus Wozzek'' 1924 in Frankfurt kennengelernt.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 927.</ref> Der aus Polen stammende Steuermann war der maßgebliche Pianist der [[Wiener Schule (Moderne)|Zweiten Wiener Schule]], der die meisten Klavierwerke Schönbergs uraufgeführt hatte.AuchmitdemBegründer der Zweiten Wiener Schule, Schönberg,traf er zusammen. Adorno schätzte Schönberg als „revolutionären Veränderer der überlieferten Kompositionsweise“.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 129.</ref> Dessen ''[[Zwölftontechnik|Zwölftonkompositionen]]'', würdigte er später (1949) in der ''Philosophie der neuen Musik''. Persönlich jedoch entwickelte sich eine „wechselseitige [[Antipathie]]“ zwischen beiden.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 136.</ref> Schönberg hielt Adornos „Schreibstil für [[Manierismus|manieriert]], die musiktheoretische Begriffsbildung für zu unverständlich“ und glaubte, dass dies der Neuen Musik in der öffentlichen Wirkung schade.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 147.</ref> Adornos musikästhetische Wertschätzung und persönliche Sympathie galten vor allem Alban Berg,<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 129.</ref> zu dem er eine freundschaftliche Beziehung pflegte, die sich bis zu dessen frühem Tod (1935) in einem intensiven Briefwechsel niederschlug. Er begleitete Berg auch zur Uraufführung des ''Wozzeck'' im Dezember 1925 nach Berlin. Später veröffentlichte er über ihn die Monographie ''Berg. Der Meister des kleinsten Übergangs'' (1968).
Im März 1925 zog Adorno nach Wien, der Geburtsstätte der [[Zwölftontechnik|Zwölftonmusik]], wo er sich ein Zimmer in der Pension „Luisenheim“ im [[Alsergrund|9. Bezirk]] nahm.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 130.</ref> Bei [[Alban Berg]], dem Schüler Arnold Schönbergs, begann er ein Aufbaustudium in Komposition und bei [[Eduard Steuermann]] nahm er gleichzeitig Klavierunterricht. Adorno hatte Alban Berg anlässlich der Uraufführung seiner ''Drei Bruchstücke für Gesang und Orchester aus Wozzeck'' 1924 in Frankfurt kennengelernt.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 927.</ref> Der aus Polen stammende Steuermann, der die meisten Klavierwerke Schönbergs uraufgeführt hatte, war der maßgebliche Pianist der Zweiten Wiener Schule, mit deren Begründer er ebenfalls zusammentraf. Adorno schätzte Schönberg als „revolutionären Veränderer der überlieferten Kompositionsweise“.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 129.</ref> Dessen Zwölftonkompositionen würdigte er später (1949) in der ''[[Philosophie der neuen Musik]]''. Persönlich jedoch entwickelte sich eine „wechselseitige [[Antipathie]]“ zwischen beiden.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 136.</ref> Schönberg hielt Adornos „Schreibstil für [[Manierismus|manieriert]], die [[Musiktheorie|musiktheoretische]] Begriffsbildung für zu unverständlich“ und glaubte, dass dies der [[Neue Musik|Neuen Musik]] in der öffentlichen Wirkung schade.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 147.</ref> Adornos musikästhetische Wertschätzung und persönliche Sympathie galten vor allem Alban Berg,<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 129.</ref> zu dem er eine freundschaftliche Beziehung pflegte, die sich bis zu dessen frühem Tod (1935) in einem intensiven Briefwechsel niederschlug. Später veröffentlichte er über ihn die Monographie ''Berg. Der Meister des kleinsten Übergangs'' (1968).
Schon im ersten Jahr seines Wien-Aufenthalts verfasste er Aufsätze über Werke von Berg und Schönberg. Er setzte damit seine bereits als Student aufgenommene musikkritische Tätigkeit fort, die er 1928 mit dem Eintritt in die Redaktion der musikalischen [[Avantgarde]]-Zeitschrift ''[[Musikblätter des Anbruch|Anbruch]]'' krönen konnte.<ref>Heinz Steinert: ''Adorno in Wien. Über die (Un-)Möglichkeit von Kunst, Kultur und Befreiung''. Fischer, Frankfurt am Main 1989, S. 152.</ref> Adornos Bestreben, die Zeitschrift als musikpolitisches Machtinstrument zur Durchsetzung [[Avantgarde#Avantgarde in der Musik|avancierter Musik]] zu nutzen, war jedoch auf Widerstand in der Redaktion gestoßen, aus der er dann 1931 offiziell ausschied.<ref>Heinz Steinert: ''Adorno in Wien. Über die (Un-)Möglichkeit von Kunst, Kultur und Befreiung''. Fischer, Frankfurt am Main 1989, S. 155ff.</ref>
Schon im ersten Jahr seines Aufenthalts in Wien verfasste er Aufsätze über Werke von Berg und Schönberg. Er setzte damit seine bereits als Student aufgenommene musikkritische Tätigkeit fort, die er 1928 mit dem Eintritt in die Redaktion der musikalischen [[Avantgarde]]-Zeitschrift ''[[Musikblätter des Anbruch|Anbruch]]'' fundieren konnte.<ref>[[Heinz Steinert]]: ''Adorno in Wien. Über die (Un-)Möglichkeit von Kunst, Kultur und Befreiung''. Fischer, Frankfurt am Main 1989, S. 152.</ref> Adornos Bestreben, die Zeitschrift als musikpolitisches Machtinstrument zur Durchsetzung [[Avantgarde#Avantgarde in der Musik|avancierter Musik]] zu nutzen, war jedoch auf Widerstand in der Redaktion gestoßen, aus der er dann 1931 offiziell ausschied.<ref>Heinz Steinert: ''Adorno in Wien. Über die (Un-)Möglichkeit von Kunst, Kultur und Befreiung''. Fischer, Frankfurt am Main 1989, S. 155–160.</ref>
Die Jahre seines Wiener Aufenthalts waren für Adorno die kompositorisch intensivsten. Unter seinen Kompositionen machen eine Reihe von Klavierliederzyklen den umfangreichsten und auch gewichtigsten Teil aus. Daneben schrieb er Orchesterstücke, Kammermusik für Streicher und [[A cappella|A-cappella]]-Chöre und bearbeitete französische Volkslieder.
Die Jahre seines Wiener Aufenthalts waren für Adorno die kompositorisch intensivsten. Unter seinen Kompositionen machen eine Reihe von Klavierliederzyklen den umfangreichsten und auch gewichtigsten Teil aus. Daneben schrieb er Orchesterstücke, Kammermusik für [[Streichinstrument|Streicher]] und [[A cappella|A-cappella]]-Chöre und bearbeitete französische [[Volkslied]]er.
AdornosWienerZeitstandauchunter dem Eindruck von [[Karl Kraus]], dessen Lesungen er zusammen mit Berg besuchte. Die spektakuläre Vortragsweise Kraus' machte auf ihn anfänglich den Eindruck eines „halb priesterlichen und halb clownesken Komödianten“, erst später, vermittelt durch Lektüre, begann er ihn zu schätzen.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 139.</ref> Zu den zahlreichen Bekanntschaften, die er in Wien machte, zählte auch die von [[Georg Lukács]], der hier unter schwierigen Lebensbedingungen als Emigrant lebte. Gegenüber Berg gestand er, dass Lukács ihn „geistig [...] tiefer fast als jeder andere beeinflusst“ habe. Dessen ''Theorie des Romans'' hatte ihn bereits als Abiturienten begeistert und dessen 1922 in Wien abgeschlossene Arbeit ''[[Geschichte und Klassenbewußtsein]]'' war für seine Marx-Rezeption (wie auch für die seiner engeren Freunde) eminent wichtig.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 142f.</ref> Eine enge Freundschaft verband ihn in dieser Zeit auch mit dem Prager Schriftsteller und Musiker [[Hermann Grab]].
Zusammen mit Berg besuchte er Lesungen von [[Karl Kraus]]. Dessen spektakuläre Vortragsweise machte auf ihn anfänglich den Eindruck eines „halb priesterlichen und halb clownesken Komödianten“; erst später, vermittelt durch Lektüre, begann er ihn zu schätzen.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 139.</ref> Zu den zahlreichen Bekanntschaften, die er in Wien machte, zählte die von Georg Lukács, der hier unter schwierigen Lebensbedingungen als Emigrant lebte. Gegenüber Berg gestand er, dass Lukács ihn „geistig […] tiefer fast als jeder andere beeinflusst“ habe. Dessen ''Theorie des Romans'' hatte ihn bereits als Abiturient begeistert und dessen 1922 in Wien abgeschlossene Arbeit ''[[Geschichte und Klassenbewußtsein]]'' war für seine [[Karl Marx|Marx]]-Rezeption (wie für die seiner engeren Freunde) eminent wichtig.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 142 f.</ref> Eine enge Freundschaft verband ihn in dieser Zeit auch mit dem Prager Schriftsteller und Musiker [[Hermann Grab]]. Das intellektuelle und künstlerische Milieu der Wiener Moderne um die Jahrhundertwende prägte anhaltend nicht nur Adornos Musiktheorie, sondern auch seine Kunstauffassung.<ref>[[Viktor Žmegač]]: ''Adorno und die Wiener Moderne der Jahrhundertwende''. In: Axel Honneth / Albrecht Wellmer (Hrsg.): ''Die Frankfurter Schule und die Folgen''. Referate eines Symposiums der Alexander von Humboldt-Stiftung vom 10.–15. Dezember 1984 in Ludwigsburg. Walter de Gruyter, Berlin, New York 1986, S. 321–338.</ref>
Mit Berg und dessen Frau Helene besuchte er nicht nur Konzerte und Opern; die Bergs führten ihn auch in exzellente Restaurants. Überhaupt genoss er die sinnliche Lebensfreude der Donaumetropole, inklusive „vorsichtig erprobter Liebschaften“.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 137f.</ref>
Mit Alban Berg und dessen Frau [[Helene Berg|Helene]] besuchte er nicht nur Konzerte und Opern; die Bergs führten ihn auch in exzellente Restaurants. Überhaupt genoss er die sinnliche Lebensfreude der Donaumetropole, inklusive „vorsichtig erprobter Liebschaften“.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 137f.</ref>
In die Wiener Zeit fällt auch ein knapp dreiwöchiger Aufenthalt mit Siegfried Kracauer am Golf von Neapel (September 1925), wo beide mit Walter Benjamin und [[Alfred Sohn-Rethel]] zu fruchtbarem Gedankenaustausch zusammentrafen. Martin Mittelmeier interpretiert diesen Aufenthalt als einen Wendepunkt in der intellektuellen Biographie Adornos. Hier habe er unter dem Einfluss Benjamins die für seine Texte bedeutsamste Darstellungsform, die „Konstellation“, gefunden.<ref>Martin Mittelmeier: ''Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt''. Siedler, München 2013.</ref>
In die Wiener Zeit fällt ein knapp dreiwöchiger Aufenthalt mit Siegfried Kracauer am [[Golf von Neapel]] (September 1925), wo beide mit Walter Benjamin und [[Alfred Sohn-Rethel]] zu fruchtbarem Gedankenaustausch zusammentrafen. Martin Mittelmeier interpretiert diesen Aufenthalt als einen Wendepunkt in der intellektuellen Biographie Adornos. Hier habe er unter dem Einfluss Benjamins die für seine Texte bedeutsamste Darstellungsform, die „Konstellation“, gefunden.<ref>Martin Mittelmeier: ''Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt''. Siedler, München 2013.</ref>
=== Mittlere Frankfurter Jahre (1926–1934) ===
=== Mittlere Frankfurter Jahre (1926–1934) ===
[[Datei:Stolperst seeheimer str 19 adorno theodor w.jpg|mini|Stolperstein vor dem Wohnhaus der Familie Adorno in der Seeheimer Straße 19, Frankfurt-Oberrad]]
Zurück aus Wien, widmete er sich der musikpublizistischen Tätigkeit und dem Komponieren. Daneben begann Adorno die Arbeit an einer Habilitationsschrift. Die Ergebnisse einer ausführlichen Beschäftigung mit der [[Psychoanalyse]] verarbeitete er in einer umfangreichen philosophisch-psychologischen Abhandlung mit dem Titel ''Begriff des [[Das Unbewusste|Unbewußten]] in der transzendentalen Seelenlehre'', die er seinem Doktorvater Cornelius vorlegte. Nachdem dieser Bedenken geäußert hatte, denen sich sein Assistent Horkheimer anschloss, zog Adorno 1928 das Habilitationsgesuch zurück. Cornelius hatte bemängelt, dass die Arbeit zu wenig originell sei, sein eigenes Denken [[Paraphrase (Sprache)|paraphrasiere]].<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 156–161.</ref>
Zurück aus Wien widmete er sich der musikpublizistischen Tätigkeit und dem Komponieren. Daneben begann Adorno die Arbeit an einer [[Habilitationsschrift]]. Die Ergebnisse einer ausführlichen Beschäftigung mit der [[Psychoanalyse]] verarbeitete er in einer umfangreichen philosophisch-psychologischen Abhandlung mit dem Titel ''Begriff des [[Das Unbewusste|Unbewußten]] in der transzendentalen Seelenlehre'', die er seinem Doktorvater Cornelius vorlegte. Nachdem dieser Bedenken geäußert hatte, denen sich sein Assistent Horkheimer anschloss, zog Adorno 1928 das [[Habilitation]]sgesuch zurück. Cornelius hatte bemängelt, dass die Arbeit zu wenig originell sei und sein eigenes, Cornelius’, Denken [[Paraphrase (Sprache)|paraphrasiere]].<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 156–161.</ref>
Die Jahre 1928–30 waren für Adorno Jahre der beruflichen Ungewissheit. Vergeblich bemühte er sich um eine feste Anstellung als Musikkritiker bei [[Ullstein Verlag|Ullstein]] in Berlin. Zahlreiche Kompositionen und musikkritische Beiträge aus dieser Zeit zeugen indessen von nicht erlahmter Produktivität. Über seine finanzielle Lage brauchte er sich keine Sorgen zu machen, sein Vater hatte ihm weitere Unterstützung zugesagt.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 183.</ref> Adorno weilte in diesen Jahren mehrfach in Berlin bei der - mit ihm inzwischen verlobten - promovierten Chemikerin und Unternehmerin Gretel Karplus;mit ihr unternahm er auch mehrere Reisen, u. a. nach [[Amorbach]], Italien und Frankreich.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 88.</ref> Während der Berlin-Aufenthalte traf er mit vielen zeitgenössischen Autoren und Künstlern zusammen, u. a.mit [[Ernst Bloch]], [[Kurt Weill]], [[Hanns Eisler]] und [[Bertolt Brecht]].
Die Jahre 1928–1930 waren für Adorno Jahre der beruflichen Ungewissheit. Vergeblich bemühte er sich um eine feste Anstellung als Musikkritiker bei [[Ullstein Verlag|Ullstein]] in Berlin. Zahlreiche Kompositionen und musikkritische Beiträge aus dieser Zeit zeugen indessen von nicht erlahmter Produktivität. Über seine finanzielle Lage brauchte er sich keine Sorgen zu machen, sein Vater hatte ihm weitere Unterstützung zugesagt.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 183.</ref> Adorno weilte in diesen Jahren mehrfach in Berlin bei der – mit ihm inzwischen verlobten – promovierten Chemikerin und Unternehmerin Gretel Karplus. Mit ihr unternahm er auch mehrere Reisen, unter anderem nach [[Amorbach]], Italien und Frankreich.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 88.</ref> Während der Aufenthalte in Berlin traf er mit vielen zeitgenössischen Autoren und Künstlern zusammen, darunter Ernst Bloch, [[Kurt Weill]], [[Hanns Eisler]] und [[Bertolt Brecht]].
Adorno konzentrierte sich zudem auf die Abfassung einer zweiten Habilitationsschrift. Er hatte das Angebot des 1929 auf einen philosophischen Lehrstuhl neu berufenen evangelischen Theologen [[Paul Tillich]], bei ihm zu habilitieren, angenommen. Nachdem er in„kaummehr als zwölf Monaten“<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 194.</ref> die Arbeit über den dänischen [[Existenzphilosophie|Existentialphilosophen]] und Hegel-Kritiker [[Søren Kierkegaard|Kierkegaard]] niedergeschrieben hatte, reichte er sie unter dem Titel ''Kierkegaard – Konstruktion des Ästhetischen'' ein und wurde damit im Februar 1931 an der Frankfurter Universität habilitiert. Die stark überarbeitete Buchausgabe (1933) trug die Widmung: „Meinem Freunde Siegfried Kracauer“. Kierkegaards Kritik an Hegels Geringschätzung des Individuums, das hinter dem [[Objektiver Geist|objektiven Geist]] verschwindet, hat Adornos Blick auf Hegels [[Dialektik]] geschärft und nachhaltig beeinflusst. Viele später ausformulierte Motive Adornos finden sich in der von Horkheimer als „unerhört schwierig“ charakterisierten Kierkegaard-Schrift bereits angedeutet.<ref>Lore Hühn, Philipp Schwab: ''Intermittenz und ästhetische Konstruktion: Kierkegaard''. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, S. 326, 329.</ref>
Adorno konzentrierte sich zudem auf die Abfassung einer zweiten Habilitationsschrift. Er hatte das Angebot des 1929 auf einen philosophischen Lehrstuhl neu berufenen [[evangelisch]]en Theologen [[Paul Tillich]], bei ihm zu habilitieren, angenommen. Nachdem er binnen eines Jahres die Arbeit über den dänischen [[Existenzphilosophie|Existentialphilosophen]] und [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]]-Kritiker [[Søren Kierkegaard|Kierkegaard]] niedergeschrieben hatte, reichte er sie unter dem Titel ''Kierkegaard – Konstruktion des Ästhetischen'' ein und wurde damit im Februar 1931 an der Frankfurter Universität habilitiert. Die stark überarbeitete Buchausgabe (1933) trug die Widmung: „Meinem Freunde Siegfried Kracauer“.
Kontakt zu [[Politische Linke|linksorientierten]] Frankfurter Intellektuellen pflegte er in einem Kreis, „Kränzchen“ genannt, der im lockeren Turnus im ''[[Café Laumer]]'' zur Diskussion zusammentraf. Zu ihm gehörten Horkheimer, Tillich, [[Friedrich Pollock]], der Nationalökonom [[Adolph Lowe|Adolf Löwe]] und der frisch berufene Soziologe [[Karl Mannheim]]. Obwohl noch ohne Habilitation, genoss Adorno „das Privileg“, zu jenem „Kränzchen“ geladen zu werden.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 217 f.</ref>
Nachdem Adorno die ''[[Habilitation|Venia legendi]]'' verliehen worden war, hielt er im Mai 1931 seine Antrittsvorlesung als [[Privatdozent]] für Philosophie; ihr Titel: „Die Aktualität der Philosophie“, die viele Gedanken enthielt, die in sein späteres Gesamtwerk eingingen.<ref>Albrecht Wellmer: ''Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 139.</ref>
Nachdem Adorno die ''[[Habilitation|Venia legendi]]'' verliehen worden war, hielt er im Mai 1931 seine Antrittsvorlesung als [[Privatdozent]] für Philosophie; ihr Titel: ''Die Aktualität der Philosophie'', die viele Gedanken enthielt, die in sein späteres Werk eingingen.<ref>Albrecht Wellmer: ''Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 139.</ref>
Im Auftrag Tillichs hatte Adorno schon vor der Antrittsvorlesung an der Frankfurter Universität Seminare veranstaltet. Sie waren, wie die nach der Ernennung zum Privatdozenten selbstständig durchgeführten Kollegs, der Ästhetik gewidmet. Nach der ihm erteilten Lehrbefugnis verblieben ihm noch vier Semester an der Frankfurter Universität. Zu den angebotenen Lehrveranstaltungen gehörten – neben „Kierkegaard“ und „Erkenntnistheoretische Übungen ([[Edmund Husserl|Husserl]])“ – „Probleme der Kunstphilosophie“, eine Veranstaltung, in der er sich mit Benjamins Schrift ''Ursprung des deutschen Trauerspiels'' befasste,<ref>Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 69.</ref> die Benjamin bereits 1925 als Habilitationsschrift bei der Frankfurter Philosophischen Fakultät eingereicht hatte und die von dieser abgelehnt worden war.
Im Auftrag Tillichs hatte Adorno schon vor der Antrittsvorlesung an der Frankfurter Universität Seminare veranstaltet. Sie waren, wie die nach seiner Ernennung zum Privatdozenten selbstständig durchgeführten Kollegs, der Ästhetik gewidmet. Nach der ihm erteilten Lehrbefugnis verblieben ihm noch vier Semester an der Frankfurter Universität. Zu den angebotenen Lehrveranstaltungen gehörten – neben „Kierkegaard“ und „Erkenntnistheoretische Übungen (Husserl)“ – „Probleme der Kunstphilosophie“, eine Veranstaltung, in der er sich mit Benjamins Schrift ''Ursprung des deutschen Trauerspiels'' befasste,<ref>Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 69.</ref> die Benjamin bereits 1925 als Habilitationsschrift bei der Frankfurter Philosophischen Fakultät eingereicht hatte und die von dieser abgelehnt worden war.
Adorno hatte bereits vor seiner Habilitation das Privileg, am „Kränzchen“ engagierter und links orientierter Intellektueller teilhaben zu dürfen, das sich im lockeren Turnus im ''[[Café Laumer]]'' zur Diskussion traf. Zu ihm gehörten Horkheimer, Tillich, [[Friedrich Pollock]], der Nationalökonom [[Adolf Löwe]] und der frisch berufene Soziologe [[Karl Mannheim]], gegen dessen [[Wissenssoziologie|wissenssoziologische]] Schrift ''Ideologie und Utopie'' Horkheimer und Adorno erhebliche Einwände erhoben.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 217f.</ref>
Vor seiner Emigration in die USA gehörte Adorno noch nicht zu den offiziellen Mitarbeitern des Instituts für Sozialforschung (wie Horkheimer, Pollock, Fromm und Löwenthal), publizierte aber bereits im ersten Heft der von Horkheimer seit 1932 herausgegebenen ''[[Zeitschrift für Sozialforschung]]'' den Aufsatz ''Zur gesellschaftlichen Lage der Musik''. Darin untersuchte er [[Ideologiekritik|ideologiekritisch]] die Produktion und Konsumtion von Musik in der kapitalistischen Gegenwartsgesellschaft.
Vor seiner Emigration in die USA gehörte Adorno noch nicht zu den offiziellen Mitarbeitern des Instituts für Sozialforschung (anders als Horkheimer, Pollock, Fromm und Löwenthal), publizierte aber bereits im ersten Heft der von Horkheimer seit 1932 herausgegebenen ''[[Zeitschrift für Sozialforschung]]'' den Aufsatz ''Zur gesellschaftlichen Lage der Musik''. Darin untersuchte er [[Ideologiekritik|ideologiekritisch]] die Produktion und Konsumtion von Musik in der kapitalistischen Gegenwartsgesellschaft.
Adornos Lehrtätigkeit endete mit dem Wintersemester 1933. Das [[Zeit des Nationalsozialismus|nationalsozialistische Regime]] entzog ihm im Herbst die Befugnis zur akademischen Lehre wegen seiner väterlicherseits jüdischen Abstammung. Wie viele andere Intellektuelle seiner Zeit erwartete er keine lange Dauer des neuen Regimes und räumte rückblickend ein, dass er die politische Lage 1933 völlig falsch beurteilt hatte.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 271.</ref> Er machte sich anfangs sogar noch Hoffnung auf den Posten eines Musikkritikers bei der ''[[Vossische Zeitung|Vossischen Zeitung]]''. In der Zeitschrift ''[[Europäische Revue]]'' glossierte er das von den Nationalsozialisten durchgesetzte Verbot des „Negerjazz“ dahingehend, dass das Dekret nachträglich sanktioniere, was sich musikalisch bereits vollzogen habe. Auch lobte er 1934 Männerchöre, die vertonte Gedichte von Hitlers Jugendführer [[Baldur von Schirach]] sangen.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 280.</ref> Im Wintersemester 1962/63 von der Frankfurter Studentenzeitung ''Diskus'' mit diesen Veröffentlichungen konfrontiert, bedauerte er in einem offenen Brief seine „dumm-taktischen Sätze“, die der Torheit dessen geschuldet seien, „dem der Entschluß zur Emigration unendlich schwer fiel“.<ref>Studentenzeitung ''Diskus'' Januar 1963; zit. nach GS 19: 638. Detaillierter dazu Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 793 ff. (Fn 63).</ref>
Adornos Lehrtätigkeit endete mit dem Wintersemester 1933. Das [[Zeit des Nationalsozialismus|nationalsozialistische Regime]] entzog ihm im Herbst wegen seiner väterlicherseits jüdischen Abstammung die Befugnis zur akademischen Lehre. Wie viele andere Intellektuelle seiner Zeit erwartete er keine lange Dauer des neuen Regimes und räumte rückblickend ein, dass er die politische Lage 1933 völlig falsch beurteilt hatte.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 271.</ref> Er machte sich anfangs sogar noch Hoffnung auf den Posten eines Musikkritikers bei der ''[[Vossische Zeitung|Vossischen Zeitung]]''. In der Zeitschrift ''[[Europäische Revue]]'' glossierte er das von den Nationalsozialisten durchgesetzte Verbot des „[[Negermusik|Negerjazz]]“ dahingehend, dass das Dekret nachträglich bestätige, was sich musikalisch bereits vollzogen habe. Auch lobte er 1934 [[Männerchor|Männerchöre]], die vertonte Gedichte von [[Adolf Hitler|Hitlers]] Jugendführer [[Baldur von Schirach]] sangen.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 280.</ref> Im Wintersemester 1962/63 von der Frankfurter Studentenzeitung ''Diskus'' mit diesen Veröffentlichungen konfrontiert, bedauerte er in einem offenen Brief seine „dumm-taktischen Sätze“, die der Torheit dessen zuzuschreiben seien, „dem der Entschluß zur Emigration unendlich schwer fiel“.<ref>Studentenzeitung ''Diskus'' Januar 1963; zit. nach GS 19: 638. Detaillierter dazu Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 793–795 (Fn. 63).</ref> Wie naiv er die anfängliche Lage nach der nationalsozialistischen Machtergreifung beurteilte, zeigt ein Brief vom 15. April 1933 an den im Pariser Exil befindlichen Siegfried Kracauer, in dem er ihm riet, nach Deutschland zurückzukehren, denn: „Es herrscht völlige Ruhe und Ordnung, ich glaube, die Verhältnisse werden sich konsolidieren. […] auch ein übereilter und kostspieliger Umzug [nach Paris] schiene mir bedenklich“.<ref>Theodor W. Adorno, Siegfried Kracauer: ''Briefwechsel 1923–1966''. Herausgegeben von Wolfgang Schopf. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009, S. 308.</ref> Leo Löwenthal vermerkte: „wir mußten ihn fast physisch dazu zwingen, endlich Deutschland zu verlassen“.<ref>Zitiert nach Detlev Claussen: ''Theodor W. Adorno. Ein letztes Genie''. Fischer, Frankfurt am Main 2003, S. 279.</ref>
=== Zwischenstation Oxford (1934–1937) ===
=== Zwischenstation Oxford (1934–1937) ===
Als durch die nationalsozialistische Rassengesetzgebung definiertem „Halbjuden“ blieb Adorno zunächst noch Bewegungsspielraum inNazi-Deutschland. Unter Beibehaltung seines amtlich gemeldeten Wohnsitzes in Frankfurt<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 347.</ref> ging er nach [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]], wo er, obwohl bereits deutscher Philosophiedozent, nur als ''advanced student'' im Fach Philosophie am [[Merton College]] in [[Oxford]] aufgenommen wurde.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 288.</ref> Er plante, mit einer Arbeit über die Philosophie [[Edmund Husserl]]s den akademischen Grad [[Ph.D.]] zu erwerben. Sein Tutor war [[Gilbert Ryle]], kompetenter Kenner der deutschen Philosophie, insbesondere Husserls und Heideggers, und später berühmter Autor von ''The Concept of Mind''. Kontakt hatte er auch zu dem Ideengeschichtler [[Isaiah Berlin]].<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 292.</ref> Wie er Freunden mitteilte, arbeitete er „in einer unbeschreiblichen Ruhe und unter sehr angenehmen äußeren Arbeitsbedingungen“ (Brief an [[Ernst Krenek]]),<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 293.</ref> wenngleich er „das Leben eines mittelalterlichen Studenten mit Cap und Gown“ zu führen gezwungen war (Brief an Walter Benjamin).<ref>Theodor W. Adorno, Walter Benjamin: ''Briefwechsel 1928–1940''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, S. 76.</ref>
Als durch die [[Nürnberger Gesetze|nationalsozialistische Rassengesetzgebung]] definiertem „[[Halbjude]]n“ blieb Adorno zunächst noch Bewegungsspielraum im nationalsozialistisch regierten Deutschland. Unter Beibehaltung seines amtlich gemeldeten Wohnsitzes in Frankfurt<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 347.</ref> ging er nach [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]], wo er, obwohl bereits deutscher Philosophiedozent, nur als ''advanced student'' im Fach Philosophie am [[Merton College]] in [[Oxford]] aufgenommen wurde.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 288.</ref> Er plante, mit einer Arbeit über die Philosophie Edmund Husserls den akademischen Grad [[Ph.D.]] zu erwerben. Sein Tutor war [[Gilbert Ryle]], kompetenter Kenner der deutschen Philosophie, insbesondere Husserls und [[Martin Heidegger|Heideggers]], und später berühmter Autor von ''The Concept of Mind''. Kontakt hatte er auch zu dem Ideengeschichtler [[Isaiah Berlin]].<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 292.</ref> Wie er Freunden mitteilte, arbeitete er „in einer unbeschreiblichen Ruhe und unter sehr angenehmen äußeren Arbeitsbedingungen“ (Brief an [[Ernst Krenek]]),<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 293.</ref> wenngleich er „das Leben eines mittelalterlichen Studenten mit [[Mütze|Cap]] und Gown“<ref>Das ist die an anglo-amerikanischen Colleges und Universitäten übliche Bekleidung der [[Akademischer Grad|Graduierten]].</ref> zu führen gezwungen war, wie er an Walter Benjamin schrieb.<ref>Theodor W. Adorno, Walter Benjamin: ''Briefwechsel 1928–1940''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, S. 76.</ref>
Die Oxforder Jahre nutzte Adorno nicht nur für seine Husserl-Studien. Er schrieb eine kritische Abhandlung über die Wissenssoziologie [[Karl Mannheim]]s<ref>Die ursprünglich für die ''Zeitschrift für Sozialforschung'' gedachte scharfe Abgrenzung von Mannheims Ideologiebegriff, den Adorno als formalsoziologisch abqualifizierte, wurde, obwohl bereits gesetzt, nach Einspruch Horkheimers mit Rücksicht auf die Lage der Emigranten nicht publiziert. Die Arbeit erschien erstmals 1953 unter dem Titel ''Das Bewußtsein der Wissenssoziologie''. Vgl. dazu Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 239ff.</ref> und musiktheoretische Artikel für die der Avantgarde verpflichtete ''Wiener Musikzeitschrift 23'' sowie den Aufsatz ''Über Jazz'', der 1936 in der ''[[Zeitschrift für Sozialforschung]]'' unter dem Pseudonym Hektor Rottweiler erschien<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 302f.</ref> und bis über Adornos Tod hinaus heftigste Reaktionen hervorrief.
Die Oxforder Jahre nutzte Adorno nicht nur für seine Husserl-Studien. Er schrieb eine kritische Abhandlung über die Wissenssoziologie [[Karl Mannheim]]s<ref>Die ursprünglich für die ''Zeitschrift für Sozialforschung'' gedachte scharfe Abgrenzung von Mannheims Ideologiebegriff, den Adorno als formalsoziologisch abqualifizierte, wurde, obwohl bereits gesetzt, nach Einspruch Horkheimers mit Rücksicht auf die Lage der Emigranten nicht publiziert. Die Arbeit erschien erstmals 1953 unter dem Titel ''Das Bewußtsein der Wissenssoziologie''. Vgl. dazu Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 239–243.</ref> und musiktheoretische Artikel für die der Avantgarde verpflichteten ''Wiener Musikzeitschrift 23'' sowie den Aufsatz ''Über Jazz'', der 1936 in der ''[[Zeitschrift für Sozialforschung]]'' unter dem Pseudonym Hektor Rottweiler erschien<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 302 f.</ref> und bis über Adornos Tod hinaus heftigste Reaktionen hervorrief.
Da die damaligen Devisenbestimmungen nur die Ausfuhr geringer Beträge erlaubten, kehrte Adorno, um sein Leben in Oxford finanzieren zu können, regelmäßig nach den Semestern zu längeren Aufenthalten nach Deutschland zurück – in ein Land, das ihm zur „Hölle“ geworden war, wie er dem in die USA emigrierten Horkheimer schrieb. Er traf dort neben Freunden seine Eltern und seine Verlobte,<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 289f.</ref> für die, als Jüdin, das Leben in Deutschland immer prekärer wurde und die daher im August 1937 nach London übersiedelte, wo beide am 8. September 1937 im Standesamt des Districts Paddington heirateten. Einer der Trauzeugen war Horkheimer, der zu dieser Zeit, aus den USA kommend, die Zweigstellen des Instituts für Sozialforschung in Europa (Genf, Paris, London) bereiste.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 356.</ref> Adorno bestand auf einer traditionellen Arbeitsteilung; „er dachte nicht im entferntesten daran, sich an der Organisation und Führung des Haushaltes zu beteiligen“.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 348.</ref>
Da die damaligen Devisenbestimmungen nur die Ausfuhr geringer Beträge erlaubten, kehrte Adorno, um sein Leben in Oxford finanzieren zu können, regelmäßig nach den Semestern zu längeren Aufenthalten nach Deutschland zurück – in ein Land, das ihm zur „Hölle“ geworden war, wie er dem in die USA emigrierten Horkheimer schrieb. Er traf dort neben Freunden seine Eltern und seine Verlobte,<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 289 f.</ref> für die, als Jüdin, das Leben in Deutschland immer prekärer wurde und die daher im August 1937 nach London übersiedelte, wo beide am 8. September 1937 im Standesamt des Districts Paddington heirateten. Einer der Trauzeugen war Horkheimer, der zu dieser Zeit, aus den USA kommend, die Zweigstellen des Instituts für Sozialforschung in Europa (Genf, Paris, London) bereiste.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 356.</ref> Adorno bestand auf einer traditionellen Arbeitsteilung mit seiner Frau: „er dachte nicht im entferntesten daran, sich an der Organisation und Führung des Haushaltes zu beteiligen“.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 348.</ref>
Während dieser Zeit unterhielt Adorno einen intensiven Briefwechsel mit dem bereits im amerikanischen Exil lebenden [[Max Horkheimer]], den er im Dezember 1935 in Paris getroffen und im Juni 1937 für zwei Wochen in New York besucht hatte. Horkheimer machte ihm schließlich das Angebot, in den USA eine existenzsichernde wissenschaftliche Tätigkeit aufzunehmen und offizieller Mitarbeiter in seinem Institut für Sozialforschung zu werden.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 929.</ref>
Während dieser Zeit unterhielt Adorno einen intensiven Briefwechsel mit dem bereits im amerikanischen Exil lebenden Max Horkheimer, den er im Dezember 1935 in Paris getroffen und im Juni 1937 für zwei Wochen in New York besucht hatte. Horkheimer machte ihm schließlich das Angebot, in den USA eine existenzsichernde wissenschaftliche Tätigkeit aufzunehmen und offizieller Mitarbeiter in seinem Institut für Sozialforschung zu werden.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 929.</ref>
Mitte Dezember 1937 verbrachten die Adornos noch einen Urlaub an der Ligurischen Küste, wo sie sich mit Walter Benjamin trafen; und in Brüssel verabschiedete sich Adorno von den Eltern, die später nachkommen sollten.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 930.</ref>
Mitte Dezember 1937 verbrachten die Adornos noch einen Urlaub an der Ligurischen Küste, wo sie sich mit Walter Benjamin trafen, und in Brüssel verabschiedete sich Adorno von den Eltern, die später nachkommen sollten.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 930.</ref>
=== Emigrant in den USA (1938–1953) ===
=== Emigrant in den USA (1938–1953) ===
[[Datei:45 Christopher St NYC.jpg|mini|Christopher Street 45, 1938 zeitweise Wohnhaus der Adornos]]
[[Datei:45 Christopher St NYC.jpg|mini|Christopher Street 45, 1938 zeitweise Wohnhaus der Adornos]]
Horkheimers Einladung folgend siedelte Adorno mit seiner Frau im Februar 1938 in die USA über und emigrierte damit aus Nazi-Deutschland. Seinen Eltern, die bei den antijüdischen Ausschreitungen während der „[[Novemberpogrome 1938|Kristallnacht]]“ misshandelt und verhaftet worden waren, gelang die Ausreise nach Havanna im Jahr darauf.<ref>Lorenz Jäger: ''Adorno. Eine politische Biographie''. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, S. 148f.</ref> Nachdem die Adornos in den ersten Wochen eine provisorische Wohnung mitten in [[Greenwich Village]] ([[ChristopherStreet]]45) bezogen hatten, mieteten sie ein Apartment am Riverside Drive 290, mit Blick auf den [[Hudson River]] und unweit der [[Columbia University]], die dem Institut für Sozialforschung (nunmehr unter dem Namen ''Institute of Social Research'') ein Gebäude zur Verfügung gestellt hatte. Das Paar richtete sich hier mit den aus Deutschland verschifften Möbeln ein und hatte von Anfang an keinen Mangel an privaten Kontakten und Beziehungen.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 369ff.</ref>
Horkheimers Einladung folgend, siedelte Adorno mit seiner Frau im Februar 1938 in die USA über und emigrierte damit aus dem Dritten Reich. Seinen Eltern, die bei den antijüdischen Ausschreitungen während der [[Novemberpogrome 1938]] misshandelt und verhaftet worden waren, gelang im Jahr darauf die Ausreise nach Havanna.<ref>Lorenz Jäger: ''Adorno. Eine politische Biographie''. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, S. 148f.</ref> Nachdem die Adornos in den ersten Wochen eine provisorische Wohnung in [[Greenwich Village]] (New York City) bezogen hatten, mieteten sie ein [[Appartement|Apartment]] unweit der [[Columbia University]], die dem Institut für Sozialforschung (nunmehr unter dem Namen ''Institute of Social Research'') ein Gebäude zur Verfügung gestellt hatte. Das Paar richtete sich hier mit den aus Deutschland verschifften Möbeln ein und hatte von Anfang an keinen Mangel an privaten Kontakten und Beziehungen.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 369–371.</ref>
Gleich nach seiner Ankunft wurde Adorno Mitarbeiter des ''Princeton Radio Research Projects'', eines von dem österreichischen Soziologen [[Paul Lazarsfeld]] geleiteten größeren Forschungsvorhabens. Adorno wurde die Durchführung eines Teilprojekts für den Bereich der Musik übertragen, die für ihn eine gänzlich ungewohnte und aufreibende Tätigkeit bedeutete.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 372f.</ref> Während er seine Arbeit zur Hälfte dem empirischen Projekt widmete, war er zur anderen Hälfte als nunmehr offizieller Mitarbeiter an Horkheimers ''Institute of Social Research'' tätig (GS 10/2: 705) und neben Leo Löwenthal für die redaktionelle Arbeit an der ''Zeitschrift für Sozialforschung'' verantwortlich. Überdies beteiligte er sich an den Seminaren, Vorträgen und internen Diskussionen über den Charakter des Nationalsozialismus.<ref>Vgl. dazu den Band ''Wirtschaft, Recht und Staat im Nationalsozialismus. Analysen des Instituts für Sozialforschung 1939–1942''. Hrgg. von [[Helmut Dubiel]] und [[Alfred Söllner]]. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984. Aus diesem Diskussionszusammenhang stammt auch ein Arbeitspapier Adornos mit dem Titel ''Reflexionen zur Klassentheorie'', das erstmals posthum in den ''Gesammelten Schriften'' (GS 8: 373-391) veröffentlicht wurde.</ref>
Gleich nach seiner Ankunft wurde Adorno Mitarbeiter des ''Princeton Radio Research Projects'', eines von dem österreichischen Soziologen [[Paul Felix Lazarsfeld]] geleiteten größeren Forschungsvorhabens. Adorno wurde die Durchführung eines Teilprojekts für den Bereich der Musik übertragen, die für ihn eine gänzlich ungewohnte und aufreibende Tätigkeit bedeutete.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 372 f.</ref> Während er seine Arbeit zur Hälfte dem empirischen Projekt widmete, war er zur anderen Hälfte als nunmehr offizieller Mitarbeiter an Horkheimers ''Institute of Social Research'' tätig (GS 10/2: 705) und neben Leo Löwenthal für die redaktionelle Arbeit an der ''Zeitschrift für Sozialforschung'' verantwortlich. Überdies beteiligte er sich an den Seminaren, Vorträgen und internen Diskussionen über den Charakter des Nationalsozialismus.<ref>Vgl. dazu den Band ''Wirtschaft, Recht und Staat im Nationalsozialismus. Analysen des Instituts für Sozialforschung 1939–1942''. Hrsg. von [[Helmut Dubiel]] und [[Alfred Söllner]]. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984. Aus diesem Diskussionszusammenhang stammt auch ein Arbeitspapier Adornos mit dem Titel ''Reflexionen zur Klassentheorie'', das erstmals posthum in den ''Gesammelten Schriften'' (GS 8: 373–391) veröffentlicht wurde.</ref>
Da Adorno auf seiner kritischen Einstellung gegenüber dem ''administrative research''<ref>Von Paul F. Lazarsfeld eingeführter Begriff für empirische Sozialforschung im Auftrag einer öffentlichen oder privaten Administration. Vgl. Paul F. Lazarsfeld: ''Remarks on Administrative and Critical Communications Research'' In: ''Studies in Philosophy and Social Science'', Jg. IX/1941, S. 2–16.</ref> beharrte, kam es zu einem „anhaltenden Disput zwischen dem Musiktheoretiker und dem Sozialforscher“,<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 379.</ref> der schließlich dazu führte, dass Lazarsfeld die Zusammenarbeit nach zwei Jahren beendete.
Da Adorno auf seiner kritischen Einstellung gegenüber dem ''administrative research''<ref>Von Paul F. Lazarsfeld eingeführter Begriff für empirische Sozialforschung im Auftrag einer öffentlichen oder privaten Administration. Vgl. Paul F. Lazarsfeld: ''Remarks on Administrative and Critical Communications Research'' In: ''Studies in Philosophy and Social Science.'' Jg. IX/1941, S. 2–16.</ref> beharrte, kam es zu einem „anhaltenden Disput zwischen dem Musiktheoretiker und dem Sozialforscher“,<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 379.</ref> der schließlich dazu führte, dass Lazarsfeld die Zusammenarbeit nach zwei Jahren beendete.
Horkheimer, der Adorno nach seinem Ausscheiden aus dem Radio-Projekt eine volle Institutsstelle zugesagt hatte, suchte in dieser Zeit die engere Zusammenarbeit mit ihm. Er hatte ihn als Mitarbeiter an dem schon länger geplanten Buch über „dialektische Logik“, das die Selbstzerstörung der Vernunft zum Thema haben sollte, vorgesehen. Ab Herbst 1939 fanden zwischen beiden Gespräche statt, die Gretel Adorno teilweise protokollierte.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 397.</ref> Zeitweilig war auch [[Herbert Marcuse]], der damalige „hauptamtliche Philosoph des Instituts“,<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 392.</ref> mit dem Horkheimer in New York an einer materialistischen Kritik des Idealismus arbeitete, ebenfalls für die Mitarbeit vorgesehen. Da Horkheimer keineswegs mit letzter Deutlichkeit ausgeschlossen hatte, ihn an dem ''Dialektik-Buch'' zu beteiligen, war Adorno, „nicht frei von Eifersucht, […] alles dran gelegen, mit Horkheimer exklusiv das Buch zu schreiben“.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 409.</ref> Bereits im Mai 1935 hatte Adorno aus Oxford an Horkheimer über Marcuse geschrieben, es mache ihn traurig, dass „Sie philosophisch unmittelbar mit einem Mann arbeiten, den ich schließlich für einen durch Judentum verhinderten Faszisten halte“.<ref>Theodor W. Adorno, Max Horkheimer: ''Briefwechsel, Band I: 1927–1837. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 65.</ref><ref>Diesen ungeheuerlichen Vorwurf begründete Adorno mit der 1932 im Verlag Klostermann veröffentlichten Habilitationsschrift Marcuses: ''Hegels Ontologie und die Theorie der Geschichtlichkeit'', und zwar weil dieser im Vorwort sich bei Heidegger bedankt hatte und der Verleger Klostermann dem jungkonservativen [[Tat-Kreis]] angehörte. Adorno ließ dabei unberücksichtigt, dass Marcuse bereits 1931 wegen politischer Differenzen mit Heidegger Freiburg verlassen hatte und nach Frankfurt gegangen war, wo Horkheimer den Abschluss seiner Habilitation betreute. (Vgl. Theodor W. Adorno, Max Horkheimer: ''Briefwechsel, Band I: 1927–1837. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 70.).</ref>
Horkheimer, der Adorno nach seinem Ausscheiden aus dem Radio-Projekt eine volle Institutsstelle zugesagt hatte, suchte in dieser Zeit die engere Zusammenarbeit mit ihm. Er hatte ihn als Mitarbeiter an dem schon länger geplanten Buch über „dialektische Logik“, das die Selbstzerstörung der Vernunft zum Thema haben sollte, vorgesehen. Ab Herbst 1939 fanden zwischen beiden Gespräche statt, die Gretel Adorno teilweise protokollierte.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 397.</ref> Zeitweilig war auch [[Herbert Marcuse]], der damalige „hauptamtliche Philosoph des Instituts“,<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 392.</ref> mit dem Horkheimer in New York an einer materialistischen Kritik des Idealismus arbeitete, ebenfalls für die Mitarbeit vorgesehen. Da Horkheimer keineswegs mit letzter Deutlichkeit ausgeschlossen hatte, ihn an dem ''Dialektik-Buch'' zu beteiligen, war Adorno, „nicht frei von Eifersucht, […] alles dran gelegen, mit Horkheimer exklusiv das Buch zu schreiben“.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 409.</ref> Bereits im Mai 1935 hatte Adorno aus Oxford an Horkheimer über Marcuse geschrieben, es mache ihn traurig, dass „Sie philosophisch unmittelbar mit einem Mann arbeiten, den ich schließlich für einen durch Judentum verhinderten [[Faschismus|Faszisten]] halte“.<ref>Theodor W. Adorno, [[Max Horkheimer]]: ''Briefwechsel, Band I: 1927–1837''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 65.</ref><ref>Diesen Vorwurf begründete Adorno mit der 1932 im [[Verlag Vittorio Klostermann]] veröffentlichten Habilitationsschrift Marcuses: ''Hegels Ontologie und die Theorie der Geschichtlichkeit'', und zwar, weil dieser im Vorwort sich bei Heidegger bedankt hatte und der Verleger [[Vittorio Klostermann]] dem jungkonservativen [[Tat-Kreis]] angehörte. Adorno ließ dabei unberücksichtigt, dass Marcuse bereits 1931 wegen politischer Differenzen mit Heidegger Freiburg verlassen hatte und nach Frankfurt gegangen war, wo Horkheimer den Abschluss seiner Habilitation betreute (vgl. Theodor W. Adorno, Max Horkheimer: ''Briefwechsel, Band I: 1927–1937''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 70).</ref>
Horkheimer und seine Frau Maidon siedelten 1940, vorwiegend aus gesundheitlichen Gründen – vor allem Maidon litt unter dem New Yorker Klima –, nach [[Los Angeles]] über und bezogen in [[Pacific Palisades]] einen eigens für sie gebauten Bungalow. Die Adornos zogen im November 1941 nach und dort in ein gemietetes Haus ein.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 931.</ref> Beide wohnten in unmittelbarer Nähe und zudem in Nachbarschaft einer Kolonie deutscher und österreichischer Emigranten, wie [[Berthold Viertel|Berthold]] und [[Salka Viertel]], [[Thomas Mann|Thomas]] und [[Katja Mann]], [[Hanns Eisler]], [[Bertolt Brecht]] und [[Helene Weigel]], [[Max Reinhardt]], [[Arnold Schönberg]] und vielen anderen. Die meisten von ihnen waren Hollywoods wegen gekommen, weil sie sich Aufträge von der Filmindustrie erhofften.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Die Frankfurter Schule. Geschichte – Theoretische Entwicklung - Politische Bedeutung''. Hanser, München 1986, S. 327.</ref>
Horkheimer und seine Frau Maidon siedelten 1940, vorwiegend aus gesundheitlichen Gründen – vor allem Maidon litt unter dem New Yorker Klima –, nach [[Los Angeles]] über und bezogen in [[Pacific Palisades]] einen eigens für sie gebauten Bungalow. Die Adornos zogen im November 1941 nach und dort in ein gemietetes Haus ein.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 931.</ref> Beide wohnten in unmittelbarer Nähe und zudem in Nachbarschaft einer Kolonie deutscher und österreichischer Emigranten, wie [[Berthold Viertel|Berthold]] und [[Salka Viertel]], [[Thomas Mann|Thomas]] und [[Katia Mann]], [[Hanns Eisler]], Bertolt Brecht und [[Helene Weigel]], [[Max Reinhardt]], Arnold Schönberg und vielen anderen. Die meisten von ihnen waren gekommen, weil sie sich Aufträge von der Filmindustrie in Hollywood erhofften.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Die Frankfurter Schule. Geschichte – Theoretische Entwicklung – Politische Bedeutung''. Hanser, München 1986, S. 327.</ref>
Anfang 1942 begannen Adorno und Horkheimer mit der Arbeit an dem Buch, das später den Titel ''[[Dialektik der Aufklärung]]'' tragen sollte. Mit ihm entstand als Gemeinschaftsarbeit beider unter Mithilfe von Adornos Frau Gretel das Hauptwerk der [[Kritische Theorie|Kritischen Theorie]], das erstmals 1944 im Herstellungsverfahren der [[Mimeographie]] unter dem Titel ''Philosophische Fragmente'' mit der Widmung „[[Friedrich Pollock]] zum 50. Geburtstag“ im Verlag des ''New York Institute of Social Research'' erschien und in seiner endgültigen Form 1947 im Amsterdamer [[Querido Verlag]] veröffentlicht wurde.
Anfang 1942 begannen Adorno und Horkheimer mit der Arbeit an dem Buch, das später den Titel ''[[Dialektik der Aufklärung]]'' tragen sollte. Mit ihm entstand als Gemeinschaftsarbeit beider, unter Mithilfe von Adornos Frau Gretel, das Hauptwerk der [[Kritische Theorie|Kritischen Theorie]], das erstmals 1944 im Herstellungsverfahren der [[Mimeographie]] unter dem Titel ''Philosophische Fragmente'' mit der Widmung „[[Friedrich Pollock]] zum 50. Geburtstag“ im Verlag des ''New York Institute of Social Research'' erschien und in seiner endgültigen Form 1947 im Amsterdamer [[Querido Verlag]] veröffentlicht wurde.
Angesichts des an den Juden und anderen Bevölkerungsgruppen verübten [[Holocaust|Massenmords]] legten die beiden Autoren eine Geschichtsphilosophie der Gesellschaft nach [[KZ Auschwitz-Birkenau|Auschwitz]] vor, die eine grundsätzliche Kritik der [[Aufklärung]] darstellte, deren Fortschrittsoptimismus obsolet geworden sei. Programmatisch heißt es gleich auf der ersten Seite, es gehe um „die Erkenntnis, warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt“ (GS 3: 11). Dies zu erklären, setzte das Buch mit der dialektischen These einer Verschränkung von Vernunft und Mythos, von Natur und Rationalität ein. Die Vernunftkritik erfolgte aus einer katastrophischen Perspektive.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Theodor W. Adorno zur Einführung''. Junius, Hamburg 1996, S. 39 ff.</ref>
Angesichts des an den Juden und anderen Bevölkerungsgruppen verübten [[Holocaust|Massenmords]] legten die beiden Autoren eine Geschichtsphilosophie der Gesellschaft nach [[KZ Auschwitz|Auschwitz]] vor, die eine grundsätzliche Kritik der [[Aufklärung]] darstellte, deren Fortschrittsoptimismus obsolet geworden sei. Programmatisch heißt es gleich auf der ersten Seite, es gehe um „die Erkenntnis, warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt“ (GS 3: 11). Dies zu erklären, setzte das Buch mit der [[Dialektik|dialektischen]] These einer Verschränkung von Vernunft und Mythos, von Natur und Rationalität ein. Die Vernunftkritik erfolgte aus einer katastrophischen Perspektive.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Theodor W. Adorno zur Einführung''. Junius, Hamburg 1996, S. 39–44.</ref>
Über das Ende des nationalsozialistischen Regimes und Hitlers Tod äußerte Adorno sich in privaten Briefen an seine Eltern (1. Mai 1945) und an Horkheimer (9. Mai 1945) mit einer Mischung aus Gefühlen von Freude, Trauer und Sarkasmus.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 471. – Christian Schneider: ''Atempausen und Schlupflöcher. Theodor Adornos Briefe an die Eltern.'' In: ''Mittelweg 36.'' 12. Jg., 2003, Heft 6, S. 41–56.</ref>
[[Hartmut Scheible]] bezeichnet die Jahre in Kalifornien als die fruchtbarsten in Adornos Leben.<ref>Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek 1989, 116.</ref> Hier entstanden neben der ''Dialektik der Aufklärung'' die ''[[Minima Moralia]]'' und die ''[[Philosophie der neuen Musik]]''. Für [[Rolf Wiggershaus]] stellten die ''Minima Moralia'' „so etwas wie die aphoristische Fortsetzung“ der ''Dialektik der Aufklärung'' dar.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Die Frankfurter Schule. Geschichte - Theoretische Entwicklung - Politische Bedeutung''. 2. Auflage. Hanser, München 1987, S. 438.</ref>
[[Hartmut Scheible]] bezeichnet die Jahre in Kalifornien als die fruchtbarsten in Adornos Leben.<ref>Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek 1989, S. 116.</ref> Hier entstanden neben der ''Dialektik der Aufklärung'' die ''[[Minima Moralia]]'' und die ''[[Philosophie der neuen Musik]]''. Für [[Rolf Wiggershaus]] stellten die ''Minima Moralia'' „so etwas wie die [[Aphorismus|aphoristische]] Fortsetzung“ der ''Dialektik der Aufklärung'' dar.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Die Frankfurter Schule. Geschichte – Theoretische Entwicklung – Politische Bedeutung.'' 2. Auflage. Hanser, München 1987, S. 438.</ref>
In diese Jahre fällt auch die Zusammenarbeit mit Thomas Mann, der für seinen Roman ''[[Doktor Faustus]]'' nicht nur zahlreiche Anregungen aus dem Manuskript zur ''Philosophie der neuen Musik'' bezog,<ref>Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek 1989, 117.</ref> sondern Adorno, dem intimen Kenner der Musik-Avantgarde, wichtige Auskünfte zu musikphilosophischen und kompositionstechnischen Fragen verdankte. Im September 1943 hatte Thomas Mann Adorno in sein Haus am San Remo Drive eingeladen und aus dem achten Kapitel vorgelesen. Adornos Einwände und Ergänzungsvorschläge, die er „zunächst spontan, dann in schriftlicher Form machte, hat der Autor für die ersten Kapitel seines Romans [...] weitgehend berücksichtigt“.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 480f.</ref> Insbesondere der erste Teil der ''Philosophie der neuen Musik'', der Teil über Schönberg, den Thomas Mann im Manuskript von Adorno erhalten hatte, begleitete die Arbeit am Roman. Bis ins kleinste musikalische Detail profitierte Thomas Mann sowohl in Gesprächen anlässlich mehrerer wechselseitiger Einladungen beider Familien als auch durch die Korrespondenz von der Expertise eines „so erstaunlichen Kenners“ (Mann über Adorno).<ref>Theodor W. Adorno, Thomas Mann: ''Briefwechsel 1943–1955''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, S. 9f.</ref>
In diese Jahre fällt auch die Zusammenarbeit mit Thomas Mann, der für seinen Roman ''[[Doktor Faustus]]'' zahlreiche Anregungen aus Adornos Manuskript zur ''Philosophie der neuen Musik'' bezog, insbesondere aus dem ersten Teil über Schönberg.<ref>Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek 1989, S. 117.</ref> Im September 1943 hatte Thomas Mann Adorno in sein [[Thomas-Mann-Haus (Pacific Palisades)|Haus am San Remo Drive]] eingeladen und aus dem achten Kapitel vorgelesen. Adornos Einwände und Ergänzungsvorschläge, die er „zunächst spontan, dann in schriftlicher Form machte, hat der Autor für die ersten Kapitel seines Romans […] weitgehend berücksichtigt“.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 480 f.</ref> Er verdankte Adorno als dem intimen Kenner der Musik-Avantgarde wichtige Auskünfte zu musikphilosophischen und kompositionstechnischen Fragen. Bis ins kleinste musikalische Detail profitierte Thomas Mann sowohl in Gesprächen anlässlich mehrerer wechselseitiger Einladungen beider Familien, als auch durch die Korrespondenz von der Expertise eines „so erstaunlichen Kenners“ (Mann über Adorno).<ref>Theodor W. Adorno, Thomas Mann: ''Briefwechsel 1943–1955''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, S. 9 f.</ref> Mann bedankte sich für diese Zusammenarbeit mit einer Anspielung auf Adorno im Roman. Dort wird das „d-g-g-“-Thema des zweiten Satzes von Beethovens Sonate op. 111 (Arietta) unter anderem mit dem Wort „Wiesengrund“ unterlegt. Die Ähnlichkeit, die laut [[Hans Mayer (Literaturwissenschaftler)|Hans Mayer]] der als Musikkritiker figurierende Teufel mit Adorno haben soll, nennt Thomas Mann „ganz absurd“.<ref>Theodor W. Adorno, Thomas Mann: ''Briefwechsel 1943–1955.'' Hrsg. von Christoph Gödde und Thomas Sprecher. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2003 (ursprünglich: Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002), S. 76.</ref>
Hanns Eisler, mit dem Adorno seit 1925 befreundet war und der nur ein paar Straßen weiter wohnte, trat im Dezember 1942 an Adorno mit der Idee heran, zusammen ein Buch über Filmmusik zu schreiben. Das 1944 auf Deutsch abgeschlossene Buch erschien 1949 unter dem Titel ''Composing for the Films'' auf Englisch, mit Eisler als alleinigem Autor. Adorno, der in einem Brief an seine Mutter beanspruchte, 90 Prozent des Textes verfasst zu haben, war als Co-Autor zurückgetreten, weil Eisler, ein Anhänger des Sowjetmarxismus, vor das ''[[Komitee für unamerikanische Umtriebe|Committee of Un-American Activities]]'' zitiert worden war und Adorno nicht „Märtyrer einer Sache“ werden wollte, die nicht die seine war.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 479.</ref> Erst in den 1960er Jahren bekannte er sich zu dieser gemeinsamen Arbeit und veröffentliche sie 1969 nach Eislers Tod mit dem Titel ''Komposition für den Film'' unter beider Namen.<ref>Siehe dazu Theodor W. Adorno: ''Zum Erstdruck der Originalfassung'', Nachwort von 1969 zu ''Komposition für den Film'' (GS 15: 144ff).</ref>
Hanns Eisler, mit dem Adorno seit 1925 befreundet war und der nur ein paar Straßen weiter wohnte, trat im Dezember 1942 an Adorno mit dem Vorschlag heran, zusammen ein Buch über [[Filmmusik]] zu schreiben. Das 1944 auf Deutsch abgeschlossene Buch erschien erst 1949 unter dem Titel ''Composing for the Films'' auf Englisch, mit Eisler als alleinigem Autor. Adorno, der in einem Brief an seine Mutter beanspruchte, 90 Prozent des Textes verfasst zu haben, war als Co-Autor zurückgetreten, weil Eisler, ein Anhänger des [[Marxismus-Leninismus|Sowjetmarxismus]], vor das ''[[Komitee für unamerikanische Umtriebe|Committee of Un-American Activities]]'' zitiert worden war und Adorno nicht „[[Märtyrer]] einer Sache“ werden wollte, „die nicht die meine war und nicht die meine ist“ (GS 15: 144), wie er 1969 im Nachwort zum Erstdruck der Originalfassung rückblickend sich rechtfertigte.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 479.</ref>
Nachdem Anfang 1944 das Manuskript des Dialektik-Buchs – zunächst noch mit ''Philosophische Fragmente'' betitelt – abgeschlossen worden war, stieg Adorno in das gemeinsam von der [[University of Berkeley]] und dem ''Institute of Social Research'' betriebene großangelegte [[Autoritäre Persönlichkeit#Das Forschungsprojekt Authoritarian Personality|Forschungsprojekt]] zum Thema [[Antisemitismus]] ein.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 444.</ref>
SeineletzteTätigkeitindenUSAtraterimOktober1952 als Forschungsdirektor der ''HackerPsychiatric Foundation'' anundbefasstesichmitinhaltsanalytischenUntersuchungenüberZeitungshoroskopeundFernsehserien.NachdemermitdemAggressionsforscher[[FriedrichHacker]] inkonfliktreicheAuseinandersetzungengeratenwar,kündigteerseineStellungundkehrteimAugust1953nachDeutschlandzurück.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 528f., 934.</ref>
Nachdem Anfang 1944 das Manuskript des Dialektik-Buchs – zunächst noch mit ''Philosophische Fragmente'' betitelt – abgeschlossen worden war, begann Adorno, an dem gemeinsam von der [[University of California, Berkeley|University of Berkeley]] und dem ''Institute of Social Research'' betriebenen, großangelegten [[Autoritäre Persönlichkeit#Forschungsprojekt zur Authoritarian Personality|Forschungsprojekt]] zum Thema [[Antisemitismus]] mitzuwirken.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 444.</ref>
Seine letzte Tätigkeit in den USA trat er im Oktober 1952 als Forschungsdirektor der ''Hacker Psychiatric Foundation'' an und befasste sich in dieser Eigenschaft mit inhaltsanalytischen Untersuchungen über Zeitungs[[horoskop]]e und [[Fernsehserie]]n. Nachdem er mit dem Aggressionsforscher [[Friedrich Hacker]] in konfliktreiche Auseinandersetzungen geraten war, kündigte er seine Stellung und kehrte im August 1953 nach Deutschland zurück.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 528 f., 934.</ref>
So kritisch der Emigrant Adorno auch die in den USA beobachtete konformistische Gleichschaltung, die konsequente „Hereinziehung der Kulturprodukte in die Warensphäre“ beurteilte, ja, das Schreckbild einer möglichen Konvergenz des „europäischen Faschismus und der amerikanischen Unterhaltungsindustrie“ heraufziehen sah, stets behielt er als „existentielle Dankespflicht“ im Gedächtnis, dass er den USA seine „Rettung vor der nationalsozialistischen Verfolgung“ zu verdanken hatte.<ref>Claus Offe: ''Selbstbetrachtung aus der Ferne. Tocqueville, Weber und Adorno in den USA''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, S. 92, 104, 108 (mit Originalzitaten Adornos).</ref>
So kritisch der Emigrant Adorno auch die in den USA beobachtete konformistische Gleichschaltung, die konsequente „Hereinziehung der Kulturprodukte in die Warensphäre“ beurteilte, ja, das Schreckbild einer möglichen Konvergenz des „europäischen Faschismus und der amerikanischen Unterhaltungsindustrie“ heraufziehen sah, behielt er als „existentielle Dankespflicht“ im Gedächtnis, dass er den USA seine „Rettung vor der nationalsozialistischen Verfolgung“ zu verdanken hatte.<ref>Claus Offe: ''Selbstbetrachtung aus der Ferne. Tocqueville, Weber und Adorno in den USA''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, S. 92, 104, 108 (mit Originalzitaten Adornos).</ref>
=== Späte Frankfurter Jahre (1949–1969) ===
=== Späte Frankfurter Jahre (1949–1969) ===
[[Datei:Ffm-adorno-ampel001.jpg|miniatur|„Institut“ und „Adorno-Ampel“ an der „Senckenberganlage“ in Frankfurt am Main]]
[[Datei:Ffm-adorno-ampel001.jpg|miniatur|Institut für Sozialforschung und „[[Adorno-Ampel]]“ an der Senckenberganlage in Frankfurt am Main. Adorno hatte sich seit 1962 für den Bau einer Ampel an der vielbefahrenen Straße zwischen dem Institut und dem Universitätscampus in Frankfurt-Bockenheim eingesetzt; allerdings wurde die Ampel erst 1987 installiert.]]
Im Oktober 1949 kehrte Adorno zumerstenMalseit seiner Emigration wieder nach Deutschland zurück. Unmittelbarer Grund war die Vertretung Horkheimers an der Frankfurter Universität, die Horkheimer bereits 1949 wieder zum ordentlichen Professor, diesmal für Philosophie und Soziologie, berufen hatte.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Max Horkheimer zur Einführung''. Junius, Hamburg 1998, S. 126.</ref> Nach wechselnden Aufenthalten in Deutschland und den USA kehrte Adorno im August 1953 endgültig nach Deutschland zurück, wo ihn die Frankfurter Universität zum außerordentlichen Professor für Philosophie und Soziologe ernannte.<ref>StefanMüller-Doohm: ''Adorno. EineBiographie''. Suhrkamp,FrankfurtamMain2003, S. 933f.</ref>
Im Oktober 1949 kehrte Adorno erstmals aus den USA wieder nach Deutschland zurück. Unmittelbarer Grund war die Vertretung Horkheimers an der Frankfurter Universität, die Horkheimer bereits 1949 wieder zum ordentlichen Professor, diesmal für Philosophie und Soziologie, berufen hatte.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Max Horkheimer zur Einführung''. Junius, Hamburg 1998, S. 126.</ref> Nach wechselnden Aufenthalten in Deutschland und den USA kehrte Adorno im August 1953 endgültig nach Deutschland zurück, wo ihn die Frankfurter Universität vom außerplanmäßigen (1950) zum planmäßigen außerordentlichen Professor (1953) und schließlich 1956 zum ordentlichen Professor für Philosophie und Soziologie ernannte.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Die Frankfurter Schule. Geschichte. Theoretische Entwicklung. Politische Bedeutung''. 2. Auflage. Hanser, München 1987, S. 450.</ref>
Adornos Motivation zur Rückkehr nach Deutschland war nach eigener Aussage subjektiv durch Heimweh und objektiv durch die Sprache bestimmt. Er war auf die deutsche Sprache angewiesen, die für ihn eine „besondere Verwandtschaft zur Philosophie“ habe.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 494.</ref> Als Wissenschaftler war er zurückgekommen, um an seiner Heimatuniversität als Lehrender an die ihm 1933 entzogene Privatdozentur für Philosophie anzuknüpfen,er wurde aber bald als Repräsentant einer anderen Disziplin, der Soziologie, bekannt, für die er während seiner Emigrationsjahre vielfältige Qualifikationen erworben hatte. Über die frühen Erfahrungen, die Adorno im besiegten Deutschland machte, äußerte er sich einerseits sehr kritisch: Man treffe so gut wie keine Nazis, keiner wolle es gewesen sein und man habe von Allem nichts gewusst,<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 503.</ref> andererseits lobte er an den Studenten eine „leidenschaftliche Teilnahme“.<ref>Theodor W. Adorno, Thomas Mann: ''Briefwechsel 1943–1955''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, S. 46.</ref> Mit der Dichterin [[Marie Luise Kaschnitz]] schloss er Freundschaft; eine enge Zusammenarbeit entstand mit den beiden Herausgebern der ''[[Frankfurter Hefte]]'', [[Walter Dirks]] und [[Eugen Kogon]].<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 501f.</ref>
Adornos Motivation zur Rückkehr nach Deutschland war nach eigener Aussage subjektiv durch Heimweh und objektiv durch die Sprache bestimmt. Er war auf die deutsche Sprache angewiesen, die für ihn eine „besondere Verwandtschaft zur Philosophie“ habe.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 494.</ref> Sein Denken „ließ sich nicht von der deutschen Sprache lösen“.<ref>Joachim Perels: ''Verteidigung der Erinnerung im Angesicht ihrer Zerstörung – Theodor W. Adorno.'' In: Michael Buckmiller; Dietrich Heimann; Joachim Perels (Hrsg.): ''Judentum und politische Existenz. Siebzehn Porträts deutsch-jüdischer Intellektueller.'' Offizin Verlag, Hannover 2000, S. 274.</ref> Als Wissenschaftler war er zurückgekommen, um an seiner Heimatuniversität an die ihm 1933 entzogene Privatdozentur für Philosophie anzuknüpfen. Er wurde aber bald als Repräsentant einer anderen Disziplin, der Soziologie, bekannt, für die er während seiner Emigrationsjahre vielfältige Qualifikationen erworben hatte. Über die frühen Erfahrungen, die Adorno im besiegten Deutschland machte, äußerte er sich einerseits sehr kritisch: Man treffe so gut wie keine Nationalsozialisten, keiner wolle es gewesen sein und man habe von allem nichts gewusst,<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 503.</ref> andererseits lobte er an den Studenten eine „leidenschaftliche Teilnahme“.<ref>Theodor W. Adorno, Thomas Mann: ''Briefwechsel 1943–1955''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, S. 46.</ref> Mit der Dichterin [[Marie Luise Kaschnitz]] schloss er Freundschaft; eine enge Zusammenarbeit entstand mit den beiden Herausgebern der ''[[Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte|Frankfurter Hefte]]'', [[Walter Dirks]] und [[Eugen Kogon]].<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 501 f.</ref>
Von den alten Institutsmitarbeitern war neben Horkheimer und Adorno nur noch Friedrich Pollock nach Frankfurt zurückgekehrt; Fromm, Löwenthal, Marcuse, [[Franz Neumann (Politikwissenschaftler)|Neumann]] und [[Karl August Wittfogel|Wittfogel]] zogen es vor, in den USA ihre akademische Karriere fortzusetzen.<ref>Helmut Gunnior, Rudolf Ringguth:''Max Horkheimer mit Bilddokumenten und Selbstzeugnissen''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988 (23.-25. Tausend), S. 92.</ref> Für das am 14.November 1951 im neuen Gebäude wiedereröffnete Institut für Sozialforschung war Adorno von Anfang an als stellvertretender Direktor mitverantwortlich. Das Institut war die erste akademische Einrichtung, die ein Soziologiestudium im Nachkriegsdeutschland ermöglichte.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 508.</ref>
Von den alten Institutsmitarbeitern war außer Horkheimer und Adorno nur noch Friedrich Pollock nach Frankfurt zurückgekehrt; Fromm, Löwenthal, Marcuse, [[Franz Neumann (Politikwissenschaftler)|Franz Neumann]] und [[Karl August Wittfogel]] zogen es vor, in den USA ihre akademische Karrieren fortzusetzen.<ref>Helmut Gunnior, Rudolf Ringguth: ''Max Horkheimer mit Bilddokumenten und Selbstzeugnissen.'' Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988 (23.–25. Tausend), S. 92.</ref> Für das am 14. November 1951 in einem neuen Gebäude wiedereröffnete Institut für Sozialforschung war Adorno von Anfang an als stellvertretender Direktor mitverantwortlich. Das Institut war die erste akademische Einrichtung, die ein Soziologiestudium im [[Nachkriegszeit in Deutschland|Deutschland der Nachkriegszeit]] ermöglichte.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 508.</ref>
Nach dem Rückzug Horkheimers nach [[Montagnola]] in der Schweiz ruhte die Hauptarbeit faktisch auf Adornos Schultern. 1958 übernahm er offiziell die Leitung des Instituts.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 494f.</ref> In seiner Frau fand er eine aktive Mitarbeiterin, die gemeinsam mit ihm das Institut morgens betrat und abends verließ. Sie hatte ein eigenes Büro, in dem sie alle Texte Adornos vor der Drucklegung redigierte und den Studenten als „Beichtmutter“ und Vermittlerin zum „Übervater“ beistand. Selten verpasste sie eine seiner Vorlesungen.<ref>Staci von Boeckmann: ''Trachodon und Teddie: Über Gretel Adorno''. In: Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Portraits. Erinnerungen von Zeitgenossen''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, S. 335ff.</ref>
Nach dem Rückzug Horkheimers nach [[Montagnola]] in der Schweiz ruhte die Hauptarbeit faktisch auf Adornos Schultern. 1958 übernahm er offiziell die Leitung des Instituts.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 494 f.</ref> In seiner Frau Margarete fand er eine „wesentliche Stütze seines Schaffens“ und eine aktive Mitarbeiterin. Gemeinsam mit ihm betrat sie morgens das Institut und verließ es abends mit ihm. In ihrem eigenen Büro redigierte sie penibel alle Texte Adornos vor der Drucklegung. Selten verpasste sie eine seiner Vorlesungen. Den Studenten stand sie als „Beichtmutter“ und Vermittlerin zum „Übervater“ bei.<ref>Staci von Boeckmann: ''Trachodon und Teddie: Über Gretel Adorno.'' In: Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Portraits. Erinnerungen von Zeitgenossen''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, S. 335–351.</ref> Dass ihre Ehe kinderlos blieb, war eine von beiden bewusst getroffene Entscheidung, die sie den ungewissen Zeitumständen und Zukunftsperspektiven zuschrieben.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 93.</ref>
Die wissenschaftliche Produktivität, die Adorno in den USA auf dem Gebiet der Sozialforschung entfaltet hatte, trug dazu bei, dass er in Deutschland in den 1950er und 1960er Jahren als einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Soziologie anerkannt wurde. Nachdem 1955 [[Ludwig von Friedeburg]] als der für die empirischen Forschungsprojekte verantwortliche neue Abteilungsleiter des Instituts eingestellt worden war, zog sich Adorno allmählich aus der empirischen Forschung zurück, obgleich er sich in der Folgezeit weiterhin „zum Verhältnis von theoretischer Reflexion und empirischer Forschung“ zu Wort meldete.<ref>Wolfgang Bonß: ''Kritische Theorie und empirische Sozialforschung - ein Spannungsverhältnis''. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' Metzler, Stuttgart 2011, S. 245.</ref> Seine Skepsis steigerte sich zur Polarisierung im sogenannten ''[[Positivismusstreit]]'', der 1961 mit einem Referat von Karl Popper und dem Korreferat Adornos zur „Logik der Sozialwissenschaften“ auf einer Tübinger Arbeitstagung der ''Deutschen Gesellschaft für Soziologie'' seinen Ausgang nahm und an dessen weiterem Verlauf sich [[Ralf Dahrendorf]], Jürgen Habermas und [[Hans Albert]] beteiligten.<ref>Vgl. Theodor W. Adorno u. a.: ''Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie''. Luchterhand, Neuwied 1969.</ref>
Die wissenschaftliche Produktivität, die Adorno in den USA auf dem Gebiet der Sozialforschung entfaltet hatte, trug dazu bei, dass er in Deutschland in den 1950er und 1960er Jahren als einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Soziologie anerkannt wurde.<ref>[[Henning Ritter]] zufolge konnte Adorno „‚Amerikanisch‘ besser als irgendeiner sonst im Lande“. Er „war zurückgekommen mit dem amerikanischen Schlüssel zu allem in der Hand, bei einer tiefen Abneigung gegen alles Amerikanische.“ Henning Ritter: ''Adornos Stil. Wenn Adorno spricht.'' In: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/bilder-und-zeiten-1/adornos-stil-wenn-adorno-spricht-1712550.html ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'' vom 11. Oktober 2008].</ref> Nachdem 1955 [[Ludwig von Friedeburg]] als der für die empirischen Forschungsprojekte verantwortliche neue Abteilungsleiter des Instituts eingestellt worden war, zog sich Adorno allmählich aus der empirischen Forschung zurück, wiewohl er sich in der Folgezeit weiterhin zum Verhältnis von theoretischer Reflexion und empirischer Forschung zu Wort meldete.<ref>Wolfgang Bonß: ''Kritische Theorie und empirische Sozialforschung – ein Spannungsverhältnis.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' Metzler, Stuttgart 2011, S. 245.</ref> Seine Skepsis steigerte sich zur Polarisierung im sogenannten ''[[Positivismusstreit]]'', der 1961 mit einem Referat von [[Karl Popper]] und dem Koreferat Adornos zur „Logik der Sozialwissenschaften“ auf einer Tübinger Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie begonnen hatte und an dessen weiterem Verlauf sich [[Ralf Dahrendorf]], [[Jürgen Habermas]] und [[Hans Albert]] beteiligten.<ref>Vgl. Theodor W. Adorno u. a.: ''Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie''. Luchterhand, Neuwied 1969.</ref>
Von 1963 bis 1967 amtierte Adorno als Vorsitzender der [[Deutsche Gesellschaft für Soziologie|Deutschen Gesellschaft für Soziologie]] und zeichnete für den 16. Deutschen [[Deutsche Gesellschaft für Soziologie#Soziologentage / Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie|Soziologentag]] verantwortlich, der unter dem Titel ''[[Spätkapitalismus]] oder [[Industriegesellschaft]]'' 1968 in Frankfurt am Main veranstaltet wurde.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 495f.</ref> Der Zeitpunkt fiel mit dem Höhepunkt der Studentenbewegung zusammen. Die Akteure auf dem Podium reagierten gelassen auf die wiederholten Regelverletzungen der Studenten.
Von 1962 bis 1969 hatte Adorno eine Affäre mit der Münchnerin [[Arlette Pielmann]], die ihn regelmäßig in Frankfurt besuchte. Adornos Ehefrau Gretel wusste darüber Bescheid und duldete dies, ohne es zu billigen.<ref name="books-UZJOCgAAQBAJ-PT138">[[Dieter Thomä]]: ''Der Einfall des Lebens.'' Carl Hanser Verlag, 2015, ISBN 978-3-446-25010-9 ({{Google Buch |BuchID=UZJOCgAAQBAJ |SeitenID=PT138}}).</ref>
Neben seiner Tätigkeit als Universitätslehrer und als Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung verfasste Adorno bedeutende philosophische Schriften. Bereits 1951 war die aus der Emigration mitgebrachte und erweiterte Sammlung von Aphorismen: ''[[Minima Moralia]]'' erschienen, die er Max Horkheimer gewidmet hatte. Das mehr als 100.000 mal verkaufte Buch enthält die berühmt gewordene Sentenz „[[Es gibt kein richtiges Leben im falschen]]“ (GS 4: 43).<ref>Zu Adornos 100. Geburtstag lud der Suhrkamp Verlag 24 Feuilletonredakteure zu einer „Relektüre“ des berühmten Buches ein, sie wurde von Andreas Bernard und Ulrich Raulff unter dem Titel ''’Minima Moralia’ neu gelesen'' (Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003) herausgegeben.</ref> Das 1956 publizierte Werk über [[Edmund Husserl|Husserl]], ''Zur Metakritik der Erkenntnistheorie'', ging in Teilen noch auf die Oxforder Studien zurück. Sein philosophisches Hauptwerk war die ''[[Negative Dialektik]]'', die Adorno selbst als „Antisystem“ (GS 6: 10) charakterisierte (erschienen erstmals 1966).
Von 1963 bis 1967 amtierte Adorno als Vorsitzender der [[Deutsche Gesellschaft für Soziologie|Deutschen Gesellschaft für Soziologie]] und zeichnete für den 16. Deutschen [[Deutsche Gesellschaft für Soziologie#Soziologentage / Kongresse der Deutschen Gesellschaft für Soziologie|Soziologentag]] verantwortlich, der unter dem Titel ''[[Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft]]'' 1968 in Frankfurt am Main veranstaltet wurde.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 495 f.</ref> Der Zeitpunkt fiel mit dem Höhepunkt der Studentenbewegung zusammen. Die Vortragenden und Diskutanten auf den Podien reagierten meist gelassen auf wiederholte Störungen, Unterbrechungen und andere Regelverletzungen der Studenten.
Am westdeutschen Musikleben der Nachkriegszeit nahm Adorno durch seine musikphilosophischen und musiksoziologischen Veröffentlichungen teil, wie mit der schon in der Emigration entstandenen ''Philosophie der neuen Musik'' (1949), den Monographien über [[Richard Wagner|Wagner]] (1952), [[Gustav Mahler]] (1960) und [[Alban Berg]] (1968) sowie der ''Einleitung in die Musiksoziologie'' (1962),<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 496.</ref> aber auch als Musiklehrer im Rahmen der bis in die späten 1960er Jahre im jährlichen Turnus stattfindenden ''[[Darmstädter Ferienkurse|Internationalen Ferienkurse für Neue Musik]]'' in Darmstadt, an denen er zwischen 1950 und 1966 als Kursleiter und Vortragender nahezu regelmäßig teilnahm.<ref>Claus-Steffen Mahnkopf: ''Adornos Kritik der Neueren Musik''. In: Richard Klein / Claus-Steffen Mahnkopf (Hrsg.): ''Mit den Ohren denken. Adornos Philosophie der Musik''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, S. 251f.</ref>
Neben seiner Tätigkeit als Universitätslehrer und als Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung verfasste Adorno bedeutende philosophische Schriften. Bereits 1951 war die aus der Emigration mitgebrachte und erweiterte Sammlung von [[Aphorismus|Aphorismen]]: ''[[Minima Moralia]]'' erschienen, die er Max Horkheimer gewidmet hatte. Das mehr als 100.000-mal verkaufte Buch enthält die berühmt gewordene Sentenz „[[Es gibt kein richtiges Leben im falschen]]“ (GS 4: 43).<ref>Zu Adornos 100. Geburtstag lud der Suhrkamp Verlag 24 Feuilletonredakteure zu einer „Relektüre“ des berühmten Buches ein, sie wurde von Andreas Bernard und Ulrich Raulff unter dem Titel ''‚Minima Moralia‘ neu gelesen'' (Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003) herausgegeben.</ref> Das 1956 publizierte Werk über Husserl, ''Zur Metakritik der Erkenntnistheorie'', ging in Teilen noch auf die Oxforder Studien zurück. Sein philosophisches Hauptwerk ist die ''[[Negative Dialektik]]'', die Adorno selbst als „Antisystem“ (GS 6: 10) charakterisierte (erschienen erstmals 1966).
Außer der Musik war es die Literatur, die Adornos ästhetisches Denken beflügelte; seine philosophischen Ansichten zu dieser Kunstgattung legte er in zahlreichen Aufsätzen nieder, die in den vier Bänden der ''Noten zur Literatur'' zusammengefasst sind (GS 11) Mit Schriftstellern wie [[Ingeborg Bachmann]], [[Alexander Kluge]] und [[Hans Magnus Enzensberger]] pflegte er freundschaftliche Beziehungen. Er entwickelte eine erstaunliche Medienpräsenz, die ihn zum gefragten Kenner und Diskutanten nicht nur auf den Gebieten der Philosophie und Soziologie, sondern auch der Musiktheorie und Literaturkritik machte.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 566f.</ref> In den letzten Lebensjahren arbeitete er an seiner posthum erschienenen ''[[Ästhetische Theorie|Ästhetik]]''.
Am westdeutschen Musikleben der Nachkriegszeit nahm Adorno durch seine musikphilosophischen und [[Musiksoziologie|musiksoziologischen]] Veröffentlichungen teil, wie mit der schon in der Emigration entstandenen ''Philosophie der neuen Musik'' (1949), den Monographien über Richard Wagner (1952), [[Gustav Mahler]] (1960) und Alban Berg (1968) sowie der ''Einleitung in die Musiksoziologie'' (1962),<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 496.</ref> aber auch als Musiklehrer im Rahmen der bis in die späten 1960er Jahre im jährlichen Turnus stattfindenden ''[[Darmstädter Ferienkurse|Internationalen Ferienkurse für Neue Musik]]'' in Darmstadt, an denen er zwischen 1950 und 1966 als Referent und Kursleiter nahezu regelmäßig teilnahm.<ref>Claus-Steffen Mahnkopf: ''Adornos Kritik der Neueren Musik.'' In: Richard Klein, Claus-Steffen Mahnkopf (Hrsg.): ''Mit den Ohren denken. Adornos Philosophie der Musik''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, S. 251 f.</ref>
Adorno war ein geschätzter Hochschullehrer. Seit Ende der 1950er Jahre strömten Studenten aller Fachrichtungen in seine Vorlesungen, die im größten Hörsaal stattfanden. Sein auf wenige Notizen sich stützender, in nuancierter Diktion frei formulierter Vortrag schlug viele in den Bann.
Außer der Musik war es die Literatur, die Adornos ästhetisches Denken beflügelte; seine philosophischen Ansichten zu dieser Kunstgattung legte er in zahlreichen Aufsätzen nieder, die in den vier Bänden der ''Noten zur Literatur'' zusammengefasst sind (GS 11). Mit Schriftstellern wie [[Ingeborg Bachmann]], [[Alexander Kluge]] und [[Hans Magnus Enzensberger]] pflegte er freundschaftliche Beziehungen. Er entwickelte eine starke Präsenz in den Medien, die ihn zum gefragten Kenner und Diskutanten nicht nur auf den Gebieten der Philosophie und Soziologie, sondern auch der Musiktheorie und [[Literaturkritik]] machte.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 566 f.</ref> In den letzten Lebensjahren arbeitete er an seiner posthum erschienenen ''[[Ästhetische Theorie|Ästhetik]]''.
Die letzten Jahre Adornos standen ganz im Zeichen von Konflikten mit seinen Studenten. Als sich aus der [[Außerparlamentarische Opposition|außerparlamentarischen Opposition]] (APO) gegen die von der [[Große Koalition|Großen Koalition]] aus [[Unionsparteien|CDU/CSU]] und [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] gebildete Regierung und deren geplante [[Deutsche Notstandsgesetze|Notstandsgesetze]] wie auch gegen den Vietnamkrieg eine neuartige [[Deutsche Studentenbewegung der 1960er-Jahre|Studentenbewegung]] mit dem SDS an der Spitze bildete, verschärften sich die Spannungen.<ref>Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 1: ''Chronik''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 26 f.</ref> Während Adorno sich den entschiedenen Kritikern dieser Gesetze anschloss und mit ihnen öffentlich auf einer Veranstaltung des Aktionskomitees ''Demokratie im Notstand'' am 28. Mai 1968 Stellung bezog, hielt er Distanz zum studentischen Aktionismus.
Adorno war ein geschätzter Hochschullehrer. Seit dem Ende der 1950er Jahre strömten Studenten aller Fachrichtungen in seine Vorlesungen, welche im größten Hörsaal der Universität stattfanden. Sein sich auf wenige Notizen stützender, in nuancierter Diktion frei formulierter Vortrag schlug viele in seinen Bann.
Es waren nicht zuletzt Schüler Adornos, die den Geist der Revolte repräsentierten und „praktische Konsequenzen“ aus der [[Kritische Theorie|Kritischen Theorie]] zu ziehen versuchten. Als am 2. Juni 1967 bei einer Berliner Demonstration gegen den [[Schah-Besuch 1967|Schah-Besuch]] der Student [[Benno Ohnesorg]] von einem Polizisten erschossen worden war, begann sich die APO zu radikalisieren. Unmittelbar nach dem Tod Ohnesorgs hatte Adorno vor Beginn seiner Ästhetik-Vorlesung seine „Sympathie für den Studenten“ ausgesprochen, „dessen Schicksal […] in gar keinem Verhältnis zu seiner Teilnahme an einer politischen Demonstration steht“.<ref>Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 1: ''Chronik''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 256 f.</ref> Die Köpfe der [[Frankfurter Schule]] hatten zwar Sympathie mit den studentischen Kritikern und deren Protesten gegen restaurative Tendenzen und „technokratische Hochschulreform“,<ref>Eine gemeinsame öffentliche Erklärung von Adorno, Friedeburg und Habermas vom 11. Dezember 1968 beginnt mit dem Satz: „Wir unterstützen den Protest unserer Studenten gegen Gefahren einer technokratischen Hochschulreform“. Zit. nach: Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 2: ''Dokumente''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 502.</ref> waren aber nicht bereit, deren aktionistisches Vorgehen zu unterstützen; als „Pseudo-Aktivität“ und „Ungeduld gegenüber der Theorie“ bezeichnete Adorno es 1969 in seinem Rundfunkvortrag ''Resignation'' (GS 10/2 756f.).
Die letzten Jahre Adornos standen ganz im Zeichen von Konflikten mit seinen Studenten. Als sich aus der [[Außerparlamentarische Opposition|außerparlamentarischen Opposition]] (APO) gegen die von der [[Große Koalition|Großen Koalition]] aus [[CDU/CSU]] und [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] gebildete Regierung und deren geplante [[Notstandsgesetze (Deutschland)|Notstandsgesetze]] wie auch gegen den [[Vietnamkrieg]] eine neuartige [[Westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre|Studentenbewegung]] mit dem [[Sozialistischer Deutscher Studentenbund|SDS]] an der Spitze bildete, verschärften sich die Spannungen.<ref>[[Wolfgang Kraushaar]] (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 1: ''Chronik''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 26 f.</ref> Während Adorno sich den entschiedenen Kritikern dieser Gesetze anschloss und mit ihnen öffentlich auf einer Veranstaltung des Aktionskomitees ''Demokratie im Notstand'' am 28. Mai 1968 Stellung bezog, hielt er Distanz zum studentischen Aktionismus.
Zum Verhältnis von Theorie und Praxis äußerte sich Adorno in einem längeren ''Spiegel''-Interview im Mai 1969: „Ich habe neulich in einem Fernsehinterview gesagt, ich hätte zwar ein theoretisches Modell aufgestellt, hätte aber nicht ahnen können, dass Leute es mit Molotow-Cocktails verwirklichen wollen. […] Seitdem es in Berlin 1967 zum erstenmal zu einem Zirkus gegen mich gekommen ist, haben bestimmte Gruppen von Studenten immer wieder versucht, mich zur Solidarität zu zwingen, und praktische Aktionen von mir verlangt. Das habe ich verweigert.“<ref>Dieter Brumm und [[Ernst Elitz]]: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45741579.html Keine Angst vor dem Elfenbeinturm], Gespräch mit Theodor W. Adorno, ''Spiegel'' Nr. 19, 5. Mai 1969.</ref>
Es waren Schüler Adornos, die den Geist der Revolte repräsentierten und „praktische Konsequenzen“ aus der [[Kritische Theorie|Kritischen Theorie]] zu ziehen versuchten. Als der Polizist [[Karl-Heinz Kurras]] bei der [[Demonstration am 2. Juni 1967 in West-Berlin]] gegen den [[Schah]] den Studenten [[Benno Ohnesorg]] erschoss, begann sich die APO zu radikalisieren. Unmittelbar nach dem Tod Ohnesorgs hatte Adorno vor Beginn seiner Ästhetik-Vorlesung seine „Sympathie für den Studenten“ ausgesprochen, „dessen Schicksal […] in gar keinem Verhältnis zu seiner Teilnahme an einer politischen Demonstration steht“.<ref>Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 1: ''Chronik''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 256 f.</ref> Die Köpfe der [[Frankfurter Schule]] hatten zwar Sympathie mit den studentischen Kritikern und deren Protesten gegen [[Restauration (Geschichte)|restaurative]] Tendenzen und „[[Technokratie|technokratische]] Hochschulreform“,<ref>Eine gemeinsame öffentliche Erklärung von Adorno, Friedeburg und Habermas vom 11. Dezember 1968 beginnt mit dem Satz: „Wir unterstützen den Protest unserer Studenten gegen Gefahren einer technokratischen Hochschulreform“. Zit. nach: Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 2: ''Dokumente''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 502.</ref> waren aber nicht bereit, deren aktionistisches Vorgehen zu unterstützen; als „Pseudo-Aktivität“ und „Ungeduld gegenüber der Theorie“ bezeichnete Adorno es 1969 in seinem Rundfunkvortrag ''Resignation'' (GS 10/2 756 f.).
Die Studenten agierten zunehmend gegen ihre einstigen Vorbilder, beschimpften sie in einem Flugblatt gar als „Büttel des autoritäten Staates“.<ref>Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 1: ''Chronik''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 382.</ref> Adornos Vorlesungen wurden wiederholt von studentischen Aktivisten gesprengt, besonders spektakulär war eine Aktion im April 1969, als [[Hannah Weitemeier]] und zwei andere Studentinnen Adorno mit entblößten Brüsten auf dem Podium bedrängten und ihn mit Rosen- und Tulpenblüten bestreuten.<ref>Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 1: ''Chronik''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 418.</ref> „Das Gefühl, mit einem Mal als Reaktionär angegriffen zu werden, hat immerhin etwas Überraschendes“, schrieb Adorno an [[Samuel Beckett]].<ref>Brief an Samuel Beckett, 4. Februar 1969, in: Rolf Tiedemann (Hrsg.): ''Frankfurter Adorno Blätter'', Band III, edition text + kritik, 1998, S. 25.</ref> Andererseits waren Adorno und Horkheimer Vorwürfen von rechts ausgesetzt, sie seien die geistigen Urheber der studentischen Gewalt.
Zum Verhältnis von Theorie und Praxis äußerte sich Adorno in einem längeren ''Spiegel''-Interview im Mai 1969: „Ich habe neulich in einem Fernsehinterview gesagt, ich hätte zwar ein theoretisches Modell aufgestellt, hätte aber nicht ahnen können, dass Leute es mit [[Molotowcocktail|Molotow-Cocktails]] verwirklichen wollen. […] Seitdem es in Berlin 1967 zum erstenmal zu einem Zirkus gegen mich gekommen ist, haben bestimmte Gruppen von Studenten immer wieder versucht, mich zur Solidarität zu zwingen, und praktische Aktionen von mir verlangt. Das habe ich verweigert.“<ref>Dieter Brumm und [[Ernst Elitz]]: [https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45741579.html Keine Angst vor dem Elfenbeinturm], Gespräch mit Theodor W. Adorno, ''Spiegel'' Nr. 19, 5. Mai 1969.</ref>
1969 sah Adorno sich gezwungen, seine Vorlesungen einzustellen. Als am 31. Januar Studenten in das Institut für Sozialforschung eingedrungen waren, um kategorisch eine sofortige Diskussion über die politische Situation durchzusetzen, riefen die Institutsdirektoren – Adorno und [[Ludwig von Friedeburg]] – die Polizei und zeigten die Besetzer an. Adorno, der immer ein Gegner des [[Polizeistaat|Polizei-]] und [[Überwachungsstaat]]s gewesen war, litt unter diesem Bruch seines Selbstverständnisses. Er musste als Zeuge vor dem Frankfurter Landgericht gegen [[Hans-Jürgen Krahl]], einen seiner begabtesten Schüler, aussagen. Adorno äußerte sich dazu in einem Brief an [[Alexander Kluge]]: „Ich sehe nicht ein, warum ich mich zum Märtyrer des Herrn Krahl machen soll, von dem ich mir doch ausdachte, dass er mir ein Messer an die Kehle setzt, um mir diese durchzuschneiden, und auf meinen gelinden Protest erwidert: Aber Herr Professor, das dürfen Sie doch nicht personalisieren“.<ref>Brief an Alexander Kluge, 1. April 1969, in: Rolf Tiedemann (Hrsg.): ''Frankfurter Adorno Blätter'', Band VI, edition text + kritik, 2000, S. 100.</ref>
Die Studenten agierten zunehmend gegen ihre einstigen Vorbilder, beschimpften sie in einem Flugblatt gar als „[[Scherge|Büttel]] des autoritären Staates“.<ref>Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 1: ''Chronik''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 382.</ref> Adornos Vorlesungen wurden wiederholt von studentischen Aktivisten gesprengt, besonders spektakulär war eine Aktion (in den Medien zum sogenannten [[Busenattentat]] stilisiert) im April 1969, als [[Hannah Weitemeier]] und zwei andere Studentinnen Adorno mit entblößten Brüsten auf dem Podium bedrängten und ihn mit Rosen- und Tulpenblüten bestreuten.<ref>Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 1: ''Chronik''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 418.</ref> „Das Gefühl, mit einem Mal als [[Reaktion (Politik)|Reaktionär]] angegriffen zu werden, hat immerhin etwas Überraschendes“, schrieb Adorno an [[Samuel Beckett]].<ref>Brief an Samuel Beckett, 4. Februar 1969, in: [[Rolf Tiedemann]] (Hrsg.): ''Frankfurter Adorno Blätter'', Band III, edition text + kritik, 1998, S. 25.</ref> Andererseits wurden Adorno und Horkheimer von [[Politische Rechte (Politik)|der politischen Rechten]] vorgeworfen, sie seien die geistigen Urheber der studentischen Gewalt.
Ab Februar 1969 bis zu Adornos Tod trugen Adorno und Herbert Marcuse in einem intensiven Briefwechsel einen Dissens aus, von dem Adorno in einem Brief an Horkheimer bereits befürchtete, er könnte einen „Bruch zwischen ihm und uns“ herbeiführen.<ref>Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 2: ''Dokumente''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 639.</ref> Marcuse kritisierte Adornos Praxis-Abstinenz ebenso wie Habermas’ Vorwurf des „linken Faschismus“ gegenüber den rebellierenden Studenten sowie die polizeiliche Räumung des besetzten Instituts.<ref>Vgl. die Dokumente 300, 313, 322, 331, 336, 340, 346, 349 in: Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 2: ''Dokumente''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998.</ref> Adorno verteidigte Habermas’ Vorwurf. Auch er sah jetzt Tendenzen, die „mit dem Faschismus unmittelbar konvergieren“, und nahm, wie er Marcuse schrieb, „die Gefahr des Umschlags der Studentenbewegung in Faschismus viel schwerer als Du“.<ref>Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 2: ''Dokumente''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 652.</ref>
1969 sah Adorno sich gezwungen, seine Vorlesungen einzustellen. Als am 31. Januar 1969 Studenten in das Institut für Sozialforschung eingedrungen waren, um kategorisch eine sofortige Diskussion über die politische Situation durchzusetzen, riefen die Institutsdirektoren – Adorno und Ludwig von Friedeburg – die Polizei und zeigten die Besetzer an. Adorno, der immer ein Gegner des [[Polizeistaat|Polizei-]] und [[Überwachungsstaat]]s gewesen war, litt unter diesem Bruch seines Selbstverständnisses. Er musste als Zeuge vor dem Frankfurter Landgericht gegen [[Hans-Jürgen Krahl]], einen seiner begabtesten Schüler, aussagen. Adorno äußerte sich dazu in einem Brief an Alexander Kluge: „Ich sehe nicht ein, warum ich mich zum Märtyrer des Herrn Krahl machen soll, von dem ich mir doch ausdachte, daß er mir ein Messer an die Kehle setzt, um mir diese durchzuschneiden, und auf meinen gelinden Protest erwidert: Aber Herr Professor, das dürfen Sie doch nicht personalisieren“.<ref>Brief an Alexander Kluge, 1. April 1969, in: Rolf Tiedemann (Hrsg.): ''Frankfurter Adorno Blätter'', Band VI, edition text + kritik, 2000, S. 100.</ref>
Am Tag nach der Gerichtsverhandlung gegen Krahl fuhr er mit seiner Frau in den üblichen Sommerurlaub in die Schweizer Berge nach [[Zermatt]]. Ungenügend akklimatisiert, fuhr er mit der Seilbahn in noch größere Höhe. Mit Herzbeschwerden wurde er in eine Klinik gebracht und erlag dort am 6. August 1969 einem Herzinfarkt.
Ab Februar 1969 bis zu Adornos Tod trugen Adorno und Herbert Marcuse in einem intensiven Briefwechsel einen Dissens aus, von dem Adorno in einem Brief an Horkheimer bereits befürchtete, er könnte einen „Bruch zwischen ihm und uns“ herbeiführen.<ref>Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 2: ''Dokumente''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 639.</ref> Marcuse kritisierte Adornos Praxis-Abstinenz ebenso wie Habermas’ Vorwurf des „[[Linksfaschismus|linken Faschismus]]“ gegenüber den rebellierenden Studenten sowie die polizeiliche Räumung des besetzten Instituts.<ref>Vgl. die Dokumente 300, 313, 322, 331, 336, 340, 346, 349 in: Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 2: ''Dokumente''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998.</ref> Adorno verteidigte Habermas’ Vorwurf. Auch er sah jetzt Tendenzen, die „mit dem Faschismus unmittelbar konvergieren“, und nahm, wie er Marcuse schrieb, „die Gefahr des Umschlags der Studentenbewegung in Faschismus viel schwerer als Du“.<ref>Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): ''Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995''. Band 2: ''Dokumente''. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 652.</ref>
Der Pädagoge und Religionsphilosoph [[Georg Picht]] schrieb in seinem Nachruf:<ref>Georg Picht: ''Atonale Philosophie.'' In: Hermann Schweppenhäuser (Hrsg.): ''Theodor W. Adorno zum Gedächtnis'', Suhrkamp, Frankfurt 1971, S. 124.</ref>
{{Zitat|Gesetzt, der Geist hätte nach Auschwitz in Deutschland noch eine Geschichte, so müßte der Tod von Theodor W. Adorno wirken, als ob plötzlich die Uhr still stünde.}}
Am Tag nach der Gerichtsverhandlung gegen Krahl fuhr er mit seiner Frau in den üblichen Sommerurlaub in die Schweizer Berge. Statt des gewohnten Urlaubs in [[Sils im Engadin/Segl|Sils Maria]] fuhren sie erstmals nach [[Zermatt]] (1600 [[Meter über Meer|m. ü. M.]]). Ungenügend akklimatisiert, fuhr er mit [[Trockener Steg|einer Seilbahn]] auf fast 3000 m. ü. M. und wanderte dann zur [[Gandegghütte]] (3030 m. ü. M.). Weil er Probleme mit seinem Bergschuh hatte, ließ er sich anschließend nach [[Visp]] (660 M. ü. M.) zu einem Schuhmacher fahren. Als er Herzbeschwerden bekam, wurde er ins Visper Krankenhaus St. Maria gebracht. Dort erlag er am Morgen des 6. Augusts 1969 einem [[Herzinfarkt]].<ref>FASZ 4. August 2019 / Andreas Lesti: [https://www.faz.net/aktuell/reise/vor-fuenfzig-jahren-starb-der-philosoph-theodor-w-adorno-in-den-bergen-von-zermatt-16315691.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0 ''Adornos letzte Bergtour'']</ref>
Das Grab von Theodor W. Adorno befindet sich auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.
Adornos Grab befindet sich auf dem [[Hauptfriedhof (Frankfurt am Main)|Frankfurter Hauptfriedhof]].
== Intellektuelle Einflüsse ==
Wie bei den meisten Theoretikern der Frankfurter Schule steht das Denken Adornos unter dem Einfluss von Hegel, Marx und Freud. Deren „Großtheorien“ übten auf viele linke Intellektuelle in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine große Faszination aus. Mit kritischem Unterton spricht [[Lorenz Jäger]] in seiner „politischen Biographie“ von Adornos „Achillesferse“, dessen „fast unbegrenzte[m] Vertrauen auf fertige Lehren, auf den Marxismus, die Psychoanalyse, die Lehren der Zweiten Wiener Schule“.<ref>Lorenz Jäger: ''Adorno. Eine politische Biographie''. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, S. 32.</ref> Indessen vertraute Adorno dem Marxismus ebenso wenig unverändert wie der Hegelschen Dialektik. Die Zweite Wiener Schule freilich blieb in seinem Wirken als Musikkritiker und Komponist der Leitstern.
== Einflüsse auf das Werk ==
Als besonders bedeutsame Einflüsse für das Denken Adornos lassen sich [[Immanuel Kant]], [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]], [[Karl Marx]] und [[Sigmund Freud]] anführen. Die „Großtheorien“ von Hegel, Marx und Freud übten auf viele linke Intellektuelle in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie auch auf einen Großteil der Theoretiker der Frankfurter Schule, eine große Faszination aus. Mit kritischem Unterton spricht [[Lorenz Jäger]] in seiner „politischen Biographie“ dabei von Adornos „[[Achillesferse]]“, das heißt dessen „fast unbegrenzte[m] Vertrauen auf fertige Lehren, auf den Marxismus, die Psychoanalyse, die Lehren der Zweiten Wiener Schule“.<ref>Lorenz Jäger: ''Adorno. Eine politische Biographie''. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, S. 32.</ref> Indessen vertraute Adorno dem Marxismus ebenso wenig unverändert wie der Hegel’schen [[Spekulation (Philosophie)|spekulativen]] [[Dialektik]]. Die Zweite Wiener Schule freilich blieb in seinem Wirken als Musikkritiker und Komponist der Leitstern.
=== Hegel ===
=== Hegel ===
[[Datei:Georg Wilhelm Friedrich Hegel by Julius Ludwig Sebbers (cropped).jpg|mini|[[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]]]]
Adornos Aneignung der Hegelschen Philosophie lässt sich bis auf seine Antrittsvorlesung von 1931 zurückverfolgen; in ihr postulierte er: „Einzig [[Dialektik|dialektisch]] scheint mir philosophische Deutung möglich“ (GS 1: 338). Hegel lehnte es ab, Methode und Inhalt zu trennen, da Denken immer Denken von etwas ist, so dass Dialektik für ihn „die begriffene Bewegung des Gegenstands selbst“ ist.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Theodor W. Adorno zur Einführung''. 5. Auflage. Hamburg: Junius, 2009, S. 31.</ref> Nach [[Gerhard Schweppenhäuser]] hat Adorno sich diesen Anspruch zu eigen gemacht, vornehmlich indem er seine Denkweise auf eine der Hegelschen Grundkategorien, die ''[[bestimmte Negation]]'', gründete,<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Theodor W. Adorno zur Einführung''. 5. Auflage. Hamburg: Junius, 2009, S. 30ff.</ref> der zufolge Etwas nicht abstrakt verneint und in Null aufgelöst, sondern durch Entgegengesetztes in einem neuen, reicheren Begriff ''aufgehoben'' wird.<ref>In einem Gespräch zwischen Horkheimer, Adorno und Gadamer über Nietzsches Moralkritik monierte Adorno, dass es Nietzsche „am Begriff der bestimmten Negation gefehlt“ habe, „also daran, dass, wenn man einem als negativ Erkannten ein Anderes entgegensetzt, in diesem Anderen das Negierte in einer neuen Form mitenthalten sein muss“. Max Horkheimer: ''Gesammelte Schriften'', Band 13: ''Nachgelassene Schriften 1949–1972''. Fischer, Frankfurt am Main 1989, S. 116.</ref>
Adornos Aneignung der Hegel’schen Philosophie lässt sich mindestens bis zu seiner Antrittsvorlesung von 1931 zurückverfolgen; in ihr postulierte er: „Einzig dialektisch scheint mir philosophische Deutung möglich“ (GS 1: 338). Hegel lehne es ab, die philosophische Methode von ihrem Inhalt, den Gegenständen, zu trennen, da Denken immer schon Denken von etwas ist, sodass Dialektik „die begriffene Bewegung des Gegenstands selbst“ ist.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Theodor W. Adorno zur Einführung.'' 5. Auflage. Junius, Hamburg 2009, S. 31.</ref> Der Argumentation der ''[[Phänomenologie des Geistes]]'' folgend, könne der wissenschaftliche Standpunkt weder als selbstverständlich vorausgesetzt, noch als losgelöst von den Gegenständen betrachtet werden.
Eine wichtige Rolle für Adornos Philosophie und Gesellschaftskritik nimmt dabei eine der Hegelschen Grundkategorien ein – die [[bestimmte Negation]].<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Theodor W. Adorno zur Einführung.'' 5. Auflage. Junius, Hamburg 2009, S. 30–38.</ref> Allerdings erhält diese Kategorie bei Adorno nun eine neue, ''kritische'' Funktion: Hatte Hegel als bestimmte Negation das Charakteristikum der Entwicklung und des Fortschreitens des Bewusstseins beschrieben, wobei dem Philosophen selbst nichts als „das reine Zusehen“ bleibe, so wird die bestimmte Negation bei Adorno zu einer Form der [[Immanente Kritik|immanenten Kritik]] umgedeutet. Dies dient Adorno nicht nur zur radikalen Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern beinhaltet letztlich sogar ein Festhalten an [[Metaphysik]] als „Konstellation“. (GS 6: 399) Die Vorgehensweise der bestimmten Negation durchzieht nicht zuletzt einen Großteil der materialen Arbeiten Adornos, so etwa die ''[[Dialektik der Aufklärung]]'' und die ''[[Minima Moralia]]''.
Seine ''Drei Studien zu Hegel'' verstand Adorno als „Vorbereitung eines veränderten Begriffs von Dialektik“; sie hören dort auf, „wo erst zu beginnen wäre“ (GS 5: 249f). Dieser Aufgabe widmete sich Adorno in einem seiner späteren Hauptwerke, der ''Negativen Dialektik'' (1966). Der Titel bringt „Tradition und Rebellion gleichermaßen zum Ausdruck“.<ref>Tilo Wesche: ''Negative Dialektik: Kritik an Hegel''. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, S. 318.</ref> Unter Heranziehung Hegelscher Motive entfaltet er gegen dessen spekulative Dialektik seine, die „negative“ Dialektik des „Nichtidentischen“ (siehe dazu weiter unten).
Seine ''Drei Studien zu Hegel'' verstand Adorno als „Vorbereitung eines veränderten Begriffs von Dialektik“; sie hören dort auf, „wo erst zu beginnen wäre“ (GS 5: 249 f.). Dieser Aufgabe widmete sich Adorno in einem seiner späteren Hauptwerke, der ''[[Negative Dialektik|Negativen Dialektik]]'' (1966). Der Titel dieses ‚Programms‘ bringt, wie Tilo Wesche es ausdrückt, „Tradition und Rebellion gleichermaßen zum Ausdruck“.<ref>Tilo Wesche: ''Negative Dialektik: Kritik an Hegel.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, S. 318.</ref> Tradition einerseits, da Adorno Dialektik, wie sie von Hegel als werdender Vermittlungsprozess neu gedacht und entfaltet wurde, aufgreift. Rebellion andererseits, insofern Adorno unter dem Vorbehalt des Negativen (auch: des „Nichtidentischen“) Hegels spekulative Dialektik angreift (siehe dazu weiter unten).
Speziell kritisiert Adorno an Hegel dessen Übergang von der Dialektik zur spekulativen Vernunft. Als Bedingung für das Funktionieren von Hegels geschichtlichem System werde dabei das Moment „des Nichtaufgehenden“ mithilfe eines „Münchhausenkunststücks“ der Vernunft weggeschafft. (GS 5: 375) Dafür müsse sich das „zum absoluten [Geist, d. V.] sich stilisierende Subjekt“ (GS 6: 187) jedoch selbst betrügen, also letztlich Realitätsverleugnung betreiben. Denn: „Vermittlung des Subjekts [bedeutet], daß es ohne das Moment der Objektivität buchstäblich nichts wäre.“ (GS 6: 187) Insofern verfolgt Adorno die Absicht, Dialektik – welche bei Hegel zwar mehr als der Verstand, jedoch weniger als die spekulative Vernunft geleistet habe – als Schlüsselmoment für Philosophie wiederzugewinnen.<ref>Tilo Wesche: ''Negative Dialektik: Kritik an Hegel.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' 2. Auflage. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2019, S. 377 und 379.</ref>
=== Karl Marx ===
=== Karl Marx ===
Die Marxsche ''[[Kritik der politischen Ökonomie]]'' gehört zum Hintergrundverständnis des Adornoschen Denkens, freilich – nach Jürgen Habermas – als „verschwiegene Orthodoxie, deren Kategorien [...] sich in der kulturkritischen Anwendung [verraten], ohne als solche ausgewiesen zu werden“.<ref>Jürgen Habermas: ''Theorie und Praxis. Sozialphilosophische Studien''. Luchterhand, Neuwied 1963, S. 170.</ref> Seine Marx-Rezeption erfolgte zunächst vermittelt durch [[Georg Lukács]]' einflussreiche Schrift ''[[Geschichte und Klassenbewußtsein]]''; von ihm übernahm Adorno die marxistischen Kategorien des [[Warenfetisch]] und der [[Verdinglichung]]. Sie stehen in enger Verbindung zum Begriff des ''[[Tausch]]s'', der wiederum im Zentrum von Adornos Philosophie steht und erkenntnistheoretisch weit über die Ökonomie hinausweist. Unschwer ist die entfaltete „Tauschgesellschaft“ mit ihrem „unersättlichen und destruktiven Expansionsprinzip“ (GS 5: 274) als die kapitalistische zu dechiffrieren. Neben dem Tauschwert nimmt der Marxsche [[Ideologie|Ideologiebegriff]] in seinem gesamten Werk einen prominenten Stellenwert ein.
Die Marx’sche ''[[Kritik der politischen Ökonomie]]'' gehört zum Hintergrundverständnis des Adorno’schen Denkens, freilich – nach Jürgen Habermas – als „verschwiegene [[Orthodoxie]], deren Kategorien […] sich in der kulturkritischen Anwendung [verraten], ohne als solche ausgewiesen zu werden“.<ref>Jürgen Habermas: ''Theorie und Praxis. Sozialphilosophische Studien''. Luchterhand, Neuwied 1963, S. 170.</ref> Seine Marx-Rezeption erfolgte zunächst vermittelt durch Georg Lukács’ einflussreiche Schrift ''Geschichte und Klassenbewußtsein''; von ihm übernahm Adorno die marxistischen Kategorien des [[Warenfetisch]]s und der [[Verdinglichung]]. Sie stehen in enger Verbindung zum Begriff des ''[[Tausch]]s'', der wiederum im Zentrum von Adornos Philosophie steht und erkenntnistheoretisch weit über die Ökonomie hinausweist. Unschwer ist die entfaltete „Tauschgesellschaft“ mit ihrem „unersättlichen und destruktiven Expansionsprinzip“ (GS 5: 274) als die kapitalistische zu dechiffrieren. Neben dem Tauschwert nimmt der Marx’sche [[Ideologie]]begriff in seinem gesamten Werk einen prominenten Stellenwert ein.<ref>Jan Rehmann: ''Ideologiekritik. Die Ideologiekritik der Kritischen Theorie''. In: Uwe H. Bittlingmayer / [[Alex Demirović]] / Tatjana Freytag (Hrsg.): Handbuch Kritische Theorie. Band 1. Springer VS, Wiesbaden 2019, S. 663–700, hier S. 664.</ref>
Auch der Klassenbegriff, den Adorno eher selten benutzte, hat seinen Ursprung in der Marxschen Theorie. Zwei Texte Adornos beziehen sich explizit auf den Klassenbegriff: Der eine ist das Unterkapitel ''Klassen und Schichten'' aus der ''Einleitung in die Musiksoziologie'', der andere ein unveröffentlichter Aufsatz aus dem Jahre 1942 mit dem Titel ''Reflexionen zur Klassentheorie'', der erstmals posthum in den ''Gesammelten Schriften'' veröffentlicht wurde (GS 8: 373–391).
Auch der [[Soziale Klasse|Klassenbegriff]], den Adorno eher selten benutzte, hat seinen Ursprung in der Marx’schen Theorie. Zwei Texte Adornos beziehen sich explizit auf den Klassenbegriff: Der eine ist das Unterkapitel ''Klassen und Schichten'' aus der ''Einleitung in die Musiksoziologie'', der andere ein unveröffentlichter Aufsatz aus dem Jahre 1942 mit dem Titel ''Reflexionen zur Klassentheorie'', der erstmals posthum in den ''Gesammelten Schriften'' veröffentlicht wurde (GS 8: 373–391).
=== Sigmund Freud ===
=== Sigmund Freud ===
Die [[Psychoanalyse]] ist ein konstitutives Element der Kritischen Theorie. Zwar hat Adorno, im Gegensatz zu Horkheimer, sich nie der praktischen Erfahrung einer Psychoanalyse unterzogen,<ref>Christian Schneider: ''Die Wunde Freud''. In: Richard Klein / Johann Kreuzer / Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, S. 284.</ref> aber schon früh das Werk Sigmund Freuds rezipiert. Seine Freud-Lektüre reicht in die Zeit seiner Arbeit an der ersten (zurückgezogenen) Habilitationsschrift – ''Der Begriff des [[Unbewusstes|Unbewußten]] in der transzendentalen Seelenlehre'' – von 1927 zurück. Darin vertrat Adorno die These, „dass die Heilung aller [[Neurose]]n gleichbedeutend ist mit der vollständigen Erkenntnis des Sinns ihrer [[Symptom]]e durch den Kranken“ (GS 1: 236). In dem Aufsatz ''Zum Verhältnis von Soziologie und Psychologie'' (1955) begründete er als Notwendigkeit, „angesichts des Faschismus“ die „Theorie der Gesellschaft durch Psychologie, zumal analytisch orientierte [[Sozialpsychologie]] zu ergänzen“. Um den Zusammenhalt der repressiven, gegen die Interessen der Menschen gerichteten Gesellschaft erklären zu können, bedürfe es der Erforschung der „in den Massen vorherrschenden [[Triebstruktur]]en“ (GS 8: 42).
Die [[Psychoanalyse]] ist ein konstitutives Element der Kritischen Theorie.<ref>[[Martin Jay]]: ''III. Die Integration der Psychoanalyse''. In: Ders.: ''Dialektische Phantasie. Die Geschichte der Frankfurter Schule und des Instituts für Sozialforschung 1923–1950''. S. Fischer, Frankfurt am Main 1976, S. 113–142.</ref> Zwar hat Adorno, im Gegensatz zu Horkheimer, sich nie der praktischen Erfahrung einer Psychoanalyse unterzogen,<ref>Christian Schneider: ''Die Wunde Freud.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, S. 284.</ref> aber schon früh das Werk [[Sigmund Freud]]s rezipiert. Seine Freud-Lektüre reicht in die Zeit seiner Arbeit an der ersten (zurückgezogenen) Habilitationsschrift – ''Der Begriff des [[Unbewusstes|Unbewußten]] in der transzendentalen Seelenlehre'' – von 1927 zurück. Darin vertrat Adorno die These, „daß die Heilung aller [[Neurose]]n gleichbedeutend ist mit der vollständigen Erkenntnis des Sinns ihrer [[Symptom]]e durch den Kranken“ (GS 1: 236). In dem Aufsatz ''Zum Verhältnis von Soziologie und Psychologie'' (1955) begründete er als Notwendigkeit, „angesichts des Faschismus“ die „Theorie der Gesellschaft durch Psychologie, zumal analytisch orientierte [[Sozialpsychologie]] zu ergänzen“. Um den Zusammenhalt der repressiven, gegen die Interessen der Menschen gerichteten Gesellschaft erklären zu können, bedürfe es der Erforschung der in den Massen vorherrschenden [[Triebtheorie|Triebstrukturen]] (GS 8: 42).
Adorno blieb immer Anhänger und Verteidiger der Freudschen[[Orthodoxie]], der „Psychoanalyse in ihrer strengen Gestalt“.<ref>Theodor W. Adorno: ''Probleme der Moralphilosophie'', Nachgelassene Schriften, Abteilung 4, Band 10: ''Vorlesungen''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, S. 123.</ref> Aus dieser Position heraus hat er schon früh Erich Fromm<ref>Theodor W. Adorno / Max Horkheimer: ''Briefwechsel''. Band I: 1927–1937. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 129f.</ref> und später [[Karen Horney]] wegen ihres Revisionismus angegriffen (GS 8: 20ff). Vorbehalte äußerte er sowohl gegen eine Soziologisierung der Psychoanalyse<ref>Pointiert fasst er diese in die scheinbar paradoxe Formulierung: „Je mehr die Psychoanalyse soziologisiert wird, umso stumpfer wird ihr Organ für die Erkenntnis der sozial verursachten Konflikte.“ (GS 8: 28).</ref> als auch gegen ihre Reduzierung auf ein therapeutisches Verfahren.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 590.</ref> Der Freud-Rezeption verdankte Adorno zentrale analytische Begriffe wie [[Narzissmus]], [[Ich-Schwäche]], [[Lustprinzip|Lust-]] und [[Realitätsprinzip]]. Freuds Schriften ''[[Das Unbehagen in der Kultur]]'' und ''[[Massenpsychologie und Ich-Analyse]]'' waren ihm wichtige Referenzquellen. Der „geniale(n) und viel zu wenig bekannte(n) Spätschrift über das ''Unbehagen in der Kultur''“ (GS 20/1: 144) wünschte er „die allerweiteste Verbreitung gerade im Zusammenhang mit Auschwitz“; zeige sie doch, dass mit der permanenten Versagung, die Zivilisation auferlege, „im Zivilisationsprinzip selbst die Barbarei angelegt ist“ (GS 10/2: 674).
Adorno blieb immer Anhänger und Verteidiger der orthodoxen Freud’schen Lehre, der „Psychoanalyse in ihrer strengen Gestalt“.<ref>Theodor W. Adorno: ''Probleme der Moralphilosophie.'' Nachgelassene Schriften, Abteilung 4, Band 10: ''Vorlesungen''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, S. 123.</ref> Aus dieser Position heraus hat er schon früh [[Erich Fromm]]<ref>Theodor W. Adorno, Max Horkheimer: ''Briefwechsel''. Band I: 1927–1937. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 129 f.</ref> und später [[Karen Horney]] wegen ihres [[Revisionismus]] angegriffen (GS 8: 20 ff.). Vorbehalte äußerte er sowohl gegen eine Soziologisierung der Psychoanalyse<ref>Pointiert fasst er diese in die scheinbar paradoxe Formulierung: „Je mehr die Psychoanalyse soziologisiert wird, umso stumpfer wird ihr Organ für die Erkenntnis der sozial verursachten Konflikte.“ (GS 8: 28).</ref> als auch gegen ihre Reduzierung auf ein therapeutisches Verfahren.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 590.</ref> Der Freud-Rezeption verdankte Adorno zentrale analytische Begriffe wie [[Narzissmus]], [[Ich-Schwäche]], [[Lustprinzip|Lust-]] und [[Realitätsprinzip]]. Freuds Schriften ''[[Das Unbehagen in der Kultur]]'' und ''[[Massenpsychologie und Ich-Analyse]]'' waren ihm wichtige Referenzquellen. Der „genialen und viel zu wenig bekannten Spätschrift über das ''Unbehagen in der Kultur''“ (GS 20/1: 144) wünschte er „die allerweiteste Verbreitung gerade im Zusammenhang mit Auschwitz“; zeige sie doch, dass mit der permanenten Versagung, welche die Zivilisation auferlege, „im Zivilisationsprinzip selbst die Barbarei angelegt ist“ (GS 10/2: 674).
=== Rezeption weiterer Autoren ===
== Werk ==
Am dänischen Philosophen und Vorläufer der [[Existenzphilosophie]] [[Søren Kierkegaard]] schätzte Adorno dessen Kritik an Hegels Geringschätzung des Individuums, das hinter dem [[Objektiver Geist|objektiven Geist]] verschwindet. Sie hat Adornos Blick auf Hegels [[Dialektik]] geschärft und nachhaltig beeinflusst. Viele später ausformulierte philosophische Motive Adornos finden sich in seiner ''Kierkegaard''-Schrift bereits angedeutet. Horkheimer charakterisierte sie als „unerhört schwierig“.<ref>Lore Hühn, Philipp Schwab: ''Intermittenz und ästhetische Konstruktion: Kierkegaard.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' Metzler, Stuttgart 2011, S. 326, 329.</ref>
[[Jan Philipp Reemtsma]] hat Adornos Publikationen zu den verschiedenen Themengebieten nach quantitativen Anteilen an seinen ''Gesammelten Schriften'' erfasst: Demnach entfallen auf im weitesten Sinne philosophische Fragen 2.600 Seiten, auf soziologische Themen 1.500 Seiten, auf literaturtheoretische bzw. -kritische rund 800 Seiten, auf die musikalischen Schriften hingegen mehr als 4.000 Seiten.<ref>Jan Philipp Reemtsma: ''Der Traum von der Ich-Ferne. Adornos literarische Aufsätze''. In: ''Mittelweg 36'', 12. Jg., Heft 6/2003, S. 3–40.</ref>
Adornos Auseinandersetzung mit [[Edmund Husserl]]s Phänomenologie fand ihren Niederschlag in der Schrift ''Zur Metakritik der Erkenntnistheorie''. Adorno hatte an dem Manuskript von 1934 bis Herbst 1937 in Oxford gearbeitet, ohne es abzuschließen.<ref>Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 74f.</ref> Nachdem in den folgenden Jahren einzelne Kapitel veröffentlicht worden waren, erschien das Werk erst 1956 als Monographie mit der Widmung „Für Max“. Das Buch gilt als „Solitär“, das keine größere Resonanz in der philosophischen Literatur fand,<ref>Petra Gehring: ''Metakritik der Erkenntnistheorie: Husserl.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 354.</ref> obwohl Adorno 1968 die Arbeit als das ihm nächst der ''Negativen Dialektik'' wichtigste seiner Bücher bezeichnete (GS 5: 386).
=== Sprache und Darstellungsformen ===
Seit seinen frühen Schriften betont Adorno ein komplementäres Verhältnis von Form und Inhalt philosophischer Texte. Kenner und Analytiker seiner Arbeiten haben auf deren Verwandtschaft zu literarischen Texten, musikalischen Kompositionen und den „porösen“ Denkbildern Walter Benjamins hingewiesen.<ref>Nach Albrecht Wellmer gleichen seine Texte „komplexen und in jeder Nuance durchgehörten Musikstücken“. Albrecht Wellmer: ''Adorno, Anwalt des Nicht-Identischen.'' In: ders.: ''Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 137; vgl. zu den „porösen“ Denkbildern Martin Mittelmeier: ''Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt''. Siedler, München 2013, S. 48ff.</ref> Adornos Art zu schreiben ist ohne Benjamins Vorbild undenkbar; Adorno verdankt ihm den Hinweis auf das enge Verhältnis von Inhalt und Gestaltung. Insbesondere die von Adorno bevorzugten „kleinen Formen“ der philosophischen Darstellung – der [[Essay]], das [[Traktat]], der Aphorismus, das Fragment – sind Musterbeispiele seiner sprachlichen Ausbruchsversuche aus dem überkommenen philosophischen Systemdenken.
Als [[Antipode]] [[Martin Heidegger|Heideggers]], des führenden Vertreters der [[Fundamentalontologie]], unterzog er im ''[[Jargon der Eigentlichkeit]]'' dessen Begrifflichkeit einer „ideologiekritischen Sprachanalyse“. Doch wusste er zu unterscheiden zwischen der substantiellen Philosophie Heideggers und der Plumpheit der „Imitatoren des existentiell-philosophischen Sprachgestus“.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 655.</ref> Auf die Nähe des Denkens Adornos, seine Überschneidungen mit der Philosophie Heideggers, wurde häufig verwiesen.<ref>Exemplarisch: Tilo Wesche: ''Dialektik oder Ontologie: Heidegger.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' Metzler, Stuttgart 2011, S. 364–373.</ref>
Hierzu trägt auch die [[Parataxe|parataktische]] Struktur seiner Texte bei: Sie soll eine [[Hierarchie|hierarchische]] Ordnung der [[Subsumption]] vermeiden, weil in dieser – wie Habermas Adorno interpretiert – „die Allgemeinheit der logischen Form dem Individuellen unrecht tut“.<ref>Jürgen Habermas: ''Ein philosophierender Intellektueller''. In: ''Über Theodor W. Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968, S. 37.</ref> In den Minima Moralia fordert er: „In einem philosophischen Text sollten alle Sätze gleich nahe zum Mittelpunkt stehen“ (GS 4: 78). Das zugrunde liegende Gestaltungsprinzip, auf das er immer wieder zurückgreift, wird von Adorno mit ''Konstellation'' oder ''Konfiguration'' bezeichnet. Als Merkmale dieses Verfahrens notiert Martin Mittelmeier die „möglichst differenzierte Aufsplitterung der Phänomene, das Herauslösen aus ihren angestammten Zusammenhängen und Neuzusammensetzung zu ungewohnten Kombinationen“.<ref>Martin Mittelmeier: ''Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt''. Siedler, München 2013, S. 62.</ref> Das paradoxe Vorhaben, „einen linearen Text nach einem räumlichen Muster zu organisieren“<ref>Martin Mittelmeier: ''Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt''. Siedler, München 2013, S. 237.</ref> hat zum Ziel die wechselseitige Erhellung der Begriffe, bei der die Dominanz eines einzelnen Konzepts durch die Gegenüberstellung mit anderen gebrochen wird.<ref>Andreas Lehr: ''Kleine Formen. Adornos Kombinationen: Konstellation/Konfiguration, Montage und Essay''. Dissertation, Freiburg i.B. 2000 [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/27/ (online auf: ''freidok.uni-freiburg.de'')], S. 31.</ref> Für einen philosophischen Text wie etwa die ''Ästhetische Theorie'' betrachtet Adorno eine stufenweise Argumentation vom Allgemeinen zum Besonderen oder umgekehrt und die „unabdingbare Folge des Erst-Nachher“ als der Sache inadäquat.
{{Hauptartikel|Jargon der Eigentlichkeit}}
== Werk ==
Programmatischen Charakter für Adornos Schreiben wird seinem Essay ''Der Essay als Form'' zugeschrieben.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Der Essay als Form''. In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Schlüsseltexte der Kritischen Theorie''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 43.</ref> Er ist einer der wenigen Texte, in denen Adorno „Einblicke in seine Werkstatt“ gewährt und metatheoretische Auskunft über die Formen der Darstellung in der Philosophie gibt.<ref>Andreas Lehr: ''Kleine Formen. Adornos Kombinationen: Konstellation/Konfiguration, Montage und Essay''. Dissertation, Freiburg i.B. 2000 [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/27/ (online auf: ''freidok.uni-freiburg.de'')], S. 198.</ref> In seiner anti-systematischen, parataktischen und von Montagen durchschnittenen Form, seinem „methodisch unmethodischen“ Verfahren (GS 11: 21) bildet der Essay „die Makrostruktur dessen, was auf einer Mikroebene Konstellation und Konfiguration heißt“.<ref>Andreas Lehr: ''Kleine Formen. Adornos Kombinationen: Konstellation/Konfiguration, Montage und Essay''. Dissertation, Freiburg i.B. 2000 [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/27/ (online auf: ''freidok.uni-freiburg.de'')], S. 197f.</ref> Als Darstellungsform will der Essay „mit Begriffen aufsprengen, was in Begriffe nicht eingeht“; er lässt sich weder in die Welt der „organisierten Wissenschaft“ einsperren noch von einer Philosophie vereinnahmen, die mit dem „leeren und abstrakten Rest vorlieb nimmt, was der Wissenschaftsbetrieb noch nicht besetzte“; ihr „innerstes Formgesetz […] ist die Ketzerei“ (GS 11: 32f.).
[[Jan Philipp Reemtsma]] hat Adornos Publikationen zu den verschiedenen Themengebieten nach quantitativen Anteilen an seinen ''Gesammelten Schriften'' erfasst: Demnach entfallen auf im weitesten Sinne philosophische Fragen 2.600 Seiten, auf soziologische Themen 1.500 Seiten, auf literaturtheoretische bzw. -kritische rund 800 Seiten, auf die musikalischen Schriften hingegen mehr als 4.000 Seiten.<ref>Jan Philipp Reemtsma: ''Der Traum von der Ich-Ferne. Adornos literarische Aufsätze.'' In: ''Mittelweg 36.'' 12. Jg., Heft 6/2003, S. 3–40.</ref>
=== Philosophie ===
=== Philosophie ===
Als Adornos philosophische Hauptwerke gelten heute vier sehr unterschiedliche Werke (siehe dazu die jeweiligen Sonderseiten). Die in der Emigration gemeinsam mit [[Max Horkheimer]] verfasste ''[[Dialektik der Aufklärung]]. Philosophische Fragmente'' (1947) wird als zentraler Text der Frankfurter Schule angesehen und prägte den Begriff der [[Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug]]. Ebenfalls in der Emigration entstanden die ''[[Minima Moralia]]. Reflexionen aus dem beschädigten Leben'' (1951), eine aphoristische „Diagnose einer global organisierten Unmündigkeit“.<ref>Martin Seel: ''Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben''. In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Schlüsseltexte der Kritischen Theorie''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 35.</ref> Selbst betrachtete Adorno die ''[[Negative Dialektik]]'' (1966) als sein Hauptwerk, eine philosophische Kritik des „identifizierenden Denkens“; der Titel war für ihn gleichbedeutend mit dem Konzept der Kritischen Theorie. Posthum erschien 1970 Adornos ''[[Ästhetische Theorie]]'', die seine Philosophie der Kunst darstellt.
Als Adornos philosophische Hauptwerke gelten heute vier sehr unterschiedliche Werke. Die in der Emigration gemeinsam mit Max Horkheimer verfasste ''[[Dialektik der Aufklärung]]. Philosophische Fragmente'' (1947) wird als zentraler Text der Frankfurter Schule angesehen und prägte den Begriff der [[Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug|Kulturindustrie]]. Ebenfalls in der Emigration entstanden die ''[[Minima Moralia]]. Reflexionen aus dem beschädigten Leben'' (1951), eine aphoristische „Diagnose einer global organisierten Unmündigkeit“.<ref>Martin Seel: ''Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben.'' In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Schlüsseltexte der Kritischen Theorie''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 35.</ref> Selbst betrachtete Adorno die ''[[Negative Dialektik]]'' (1966) als sein Hauptwerk, eine philosophische Kritik des „identifizierenden Denkens“; der Titel war für ihn gleichbedeutend mit dem Konzept der Kritischen Theorie. Posthum erschien 1970 Adornos ''[[Ästhetische Theorie]]'', die seine Philosophie der Kunst darstellt.<ref>Siehe zu diesen vier Werken die verlinkten Sonderseiten.</ref>
[[Albrecht Wellmer]] verweist auf die hohe Kontinuität des philosophischen Denkens Adornos von seiner frühen Frankfurter Antrittsvorlesung ''Die Aktualität der Philosophie'' (1931), in der er sein Konzept der Philosophie als „Deutungswissenschaft“ (GS 1: 334) begründete, bis hin zu seinen Spätwerken. Mit 28 Jahren hätten sich bei ihm bereits „alle entscheidenden Motive seines Denkens, gleichsam dessen Grundkonstellationen“ herausgebildet. Seine spätere reiche Produktion, auch die in der Musikphilosophie und Musiksoziologie, beruhe auf der Entfaltung dieser Grundkonstellationen.<ref>Albrecht Wellmer: ''Adorno, Anwalt des Nicht-Identischen''. In: ders.: ''Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 139.</ref>
[[Albrecht Wellmer]] verweist auf die hohe Kontinuität des philosophischen Denkens Adornos von seiner frühen Frankfurter Antrittsvorlesung ''Die Aktualität der Philosophie'' (1931), in der er sein Konzept der Philosophie als „Deutungswissenschaft“ (GS 1: 334) begründete, bis hin zu seinen Spätwerken. Mit 28 Jahren hätten sich bei ihm bereits „alle entscheidenden Motive seines Denkens, gleichsam dessen Grundkonstellationen“ herausgebildet. Seine spätere reiche Produktion, auch die in der Musikphilosophie und [[Musiksoziologie]], beruhe auf der Entfaltung dieser Grundkonstellationen.<ref>Albrecht Wellmer: ''Adorno, Anwalt des Nicht-Identischen.'' In: ders.: ''Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 139.</ref>
Anders als Horkheimer, der wenige Monate zuvor in seiner programmatischen Antrittsrede bei der Übernahme des Direktorats des Instituts für Sozialforschung<ref>Max Horkheimer: ''Die gegenwärtige Lage der Sozialphilosophie und die Aufgaben eines Instituts für Sozialforschung''. Öffentliche Antrittsvorlesung bei Übernahme des Lehrstuhls für Sozialphilosophie und der Leitung des Instituts für Sozialforschung am 24. Januar 1931. In: Ders.: ''Gesammelte Schriften'', Band 3: ''Schriften 1931–1936''. Fischer, Frankfurt am Main 1988, S. 20–35.</ref> allein im interdisziplinären Zusammenwirken der Einzelwissenschaften das Ziel einer „Theorie der gegenwärtigen Gesellschaft als ganzer“ erreichbar sah,<ref>Max Horkheimer: ''Vorwort'' zu Heft 1/2 des ersten Jahrgangs der ''Zeitschrift für Sozialforschung'' (1932). In: Ders.: ''Gesammelte Schriften'', Band 3: ''Schriften 1931–1936''. Fischer, Frankfurt am Main 1988, S. 36.</ref> wies Adorno in der „dialektischen Kommunikation“ von Soziologie und Philosophie jener die Aufgabe zu, das empirische Material zu liefern, der Philosophie die Deutungsmuster zu generieren; Letzteres fasste er in das Bild: „Schlüssel zu konstruieren, vor denen die Wirklichkeit aufspringt“ (GS 1: 340). Erstmals wurde in der Antrittsvorlesung der Begriff der [[Totalität]] in Frage gestellt, die das Denken nicht zu begreifen vermöge; Philosophie müsse lernen, auf die Totalitätsfrage zu verzichten. Zeitgenössischen Philosophierichtungen wie der [[Phänomenologie]] und der [[Ontologie|Seinslehre]] [[Martin Heidegger|Heideggers]] sprach er ab, „die philosophischen Kardinalfragen“ zu beantworten. Einer Liquidation der Philosophie käme die These gleich, dass diese Fragen prinzipiell unbeantwortbar seien, wie sie der [[Positivismus]] der ''[[Wiener Kreis|Wiener Schule]]'' vertrete, der die Philosophie in Wissenschaft aufzulösen vorschlage. Dem hielt Adorno entgegen: „die Idee der Wissenschaft ist Forschung, die der Philosophie Deutung“ (GS 1: 334).
Anders als Horkheimer, der wenige Monate zuvor in seiner programmatischen Antrittsrede bei der Übernahme des Direktorats des Instituts für Sozialforschung<ref>Max Horkheimer: ''Die gegenwärtige Lage der Sozialphilosophie und die Aufgaben eines Instituts für Sozialforschung''. Öffentliche Antrittsvorlesung bei Übernahme des Lehrstuhls für Sozialphilosophie und der Leitung des Instituts für Sozialforschung am 24. Januar 1931. In: Ders.: ''Gesammelte Schriften.'' Band 3: ''Schriften 1931–1936''. Fischer, Frankfurt am Main 1988, S. 20–35.</ref> allein im interdisziplinären Zusammenwirken der Einzelwissenschaften das Ziel einer „Theorie der gegenwärtigen Gesellschaft als ganzer“ erreichbar sah,<ref>Max Horkheimer: ''Vorwort'' zu Heft 1/2 des ersten Jahrgangs der ''Zeitschrift für Sozialforschung'' (1932). In: Ders.: ''Gesammelte Schriften.'' Band 3: ''Schriften 1931–1936''. Fischer, Frankfurt am Main 1988, S. 36.</ref> wies Adorno in der „dialektischen Kommunikation“ von Soziologie und Philosophie jener die Aufgabe zu, das empirische Material zu liefern, der Philosophie die Deutungsmuster zu generieren; Letzteres fasste er in das Bild: „Schlüssel zu konstruieren, vor denen die Wirklichkeit aufspringt“ (GS 1: 340). Erstmals wurde in der Antrittsvorlesung der Begriff der [[Totalität]] in Frage gestellt, die das Denken nicht zu begreifen vermöge; Philosophie müsse lernen, auf die Totalitätsfrage zu verzichten. Zeitgenössischen Philosophierichtungen wie der Phänomenologie und der [[Ontologie|Seinslehre]] Heideggers sprach er ab, „die philosophischen [[Kardinalfrage]]n“ zu beantworten. Einer Liquidation der Philosophie käme die These gleich, dass diese Fragen prinzipiell unbeantwortbar seien, wie sie der [[Positivismus]] des ''[[Wiener Kreis]]es'' vertrete, der die Philosophie in Wissenschaft aufzulösen vorschlage. Dem hielt Adorno entgegen: „die Idee der Wissenschaft ist Forschung, die der Philosophie Deutung“ (GS 1: 334).
Der philosophische Gehalt der Texte Adornos lässt sich nur selten leicht erschließen. Philosophie ist ihm „der Musik verschwistert“; ihr Schwebendes sei „kaum [...] recht in Worte zu bringen“ (GS 6: 115). Viele seiner Kategorien sind janusköpfig;siezeigensich„baldinguter,baldinböserGestalt“.<ref>[[Karl Markus Michel]]: ''Versuch, die ‚Ästhetische Theorie‘ zu verstehen''. In: [[Burkhardt Lindner]], [[W. Martin Lüdke]] (Hrsg.): ''Materialien zur ästhetischen Theorie Theodor W. Adornos. Konstruktion der Moderne''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980, S. 64.</ref> Meistens ist Adorno der Analyse des Konkreten verpflichtet, in deren Mittelpunkt das Individuum in der zeitgenössischen Gesellschaft steht. Den philosophischen Systemen wie der klassischen [[Erkenntnistheorie]], die das Individuelle und Nichtidentische verstümmelten, statt es zu begreifen, stellt er seine ''Negative Dialektik'' als „Antisystem“ entgegen. Dennoch hat Adorno an der Philosophie, sogar an [[Metaphysik]] im Sinn der Spekulation, die das Gegebene [[Transzendenz|transzendiert]], festgehalten. Nur als [[bestimmte Negation]] des Faktischen, so seine Lehre, lässt sich über das Bestehende hinauszudenken. Wenn man nicht hinter [[Immanuel Kant|Kant]] und Hegel zurückfallen wolle, müsse Philosophie Kritik sein: [[Sprachkritik]], [[Gesellschaftskritik]], [[Kunstkritik]], die zudem die Übertreibung als Erkenntnismethode benutzt.<ref>Albrecht Wellmer: ''Über Negativität und Autonomie der Kunst. Die Aktualität von Adornos Ästhetik und blinde Flecken seiner Musikphilosophie''. In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-29328-1, S. 237 und 240.</ref>
Der philosophische Gehalt der Texte Adornos lässt sich nur selten leicht erschließen. Philosophie ist ihm „der Musik verschwistert“; ihr Schwebendes sei „kaum […] recht in Worte zu bringen“ (GS 6: 115). Seine Kategorien sind [[Janus (Mythologie)|janusköpfig]]: je nach Kontext verwendet er sie mit positiver oder negativer [[Konnotation]].<ref>[[Karl Markus Michel]]: ''Versuch, die ‚Ästhetische Theorie‘ zu verstehen.'' In: [[Burkhardt Lindner]], W. [[Martin Lüdke]] (Hrsg.): ''Materialien zur ästhetischen Theorie Theodor W. Adornos. Konstruktion der Moderne''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980, S. 64.</ref> Meistens ist Adorno der Analyse des Konkreten verpflichtet, in deren Mittelpunkt das Individuum in der zeitgenössischen Gesellschaft steht.<ref>Am Schluss der ''Negativen Dialektik'' erläutert er sein Motiv für diese „mikrologische“ Herangehensweise: „Die kleinsten innerweltlichen Züge hätten Relevanz fürs Absolute, denn der mikrologische Blick zertrümmert die Schalen des nach dem Maß des subsumierenden Oberbegriffs hilflos Vereinzelten und sprengt seine Identität, den Trug, es wäre bloß Exemplar.“ (GS 6: 400)</ref> Den philosophischen Systemen wie der klassischen [[Erkenntnistheorie]], die das Individuelle und Nichtidentische verstümmelten, statt es zu begreifen, stellt er seine negative Dialektik als „Antisystem“ entgegen. Dennoch hat Adorno an der Philosophie, sogar an [[Metaphysik]] im Sinn der [[Spekulation (Philosophie)|Spekulation]], die das Gegebene [[Transzendenz|transzendiert]], festgehalten. Nur als [[bestimmte Negation]] des Faktischen, so seine Lehre, lasse sich über das Bestehende hinausdenken. Wenn man nicht hinter Kant und Hegel zurückfallen wolle, müsse Philosophie Kritik sein: [[Sprachkritik]], [[Gesellschaftskritik]], [[Kunstkritik]], die zudem die Übertreibung als Erkenntnismethode benutzt.<ref>Albrecht Wellmer: ''Über Negativität und Autonomie der Kunst. Die Aktualität von Adornos Ästhetik und blinde Flecken seiner Musikphilosophie.'' In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-29328-1, S. 237 und 240.</ref>
==== Negative Dialektik: Adornos „Philosophie des Nichtidentischen“ ====
Seine Auseinandersetzung mit [[Edmund Husserl]]s [[Phänomenologie]] fand ihren Niederschlag in der Schrift ''Zur Metakritik der [[Erkenntnistheorie]]''. Adorno hatte an dem Manuskript von 1934 bis Herbst 1937 in Oxford gearbeitet, ohne es abzuschließen.<ref>Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 74f.</ref> Nachdem in den folgenden Jahren einzelne Kapitel veröffentlicht worden waren, erschien das Werk erst 1956 als Monographie mit der Widmung „Für Max“. Das Buch gilt als „Solitär“, das keine größere Resonanz in der philosophischen Literatur fand,<ref>Petra Gehring: ''Metakritik der Erkenntnistheorie: Husserl''. In: Richard Klein / Johann Kreuzer / Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 354.</ref>, obwohl Adorno 1968 die Arbeit als das ihm nächst der ''Negativen Dialektik'' wichtigste seiner Bücher bezeichnete (GS 5: 386).
{{Hauptartikel|Negative Dialektik}}
[[Datei:FFM Adorno-Denkmal Metronom 2.jpg|mini|Erstausgabe der ''[[Negative Dialektik|Negativen Dialektik]]'' im Frankfurter [[Adorno-Denkmal]]]]
Ausgangspunkt der Adorno’schen Philosophie, seiner negativen Dialektik, ist Hegels [[Dialektik|dialektische]] Implikation, die besagt, dass Subjekt und Objekt als [[Vermittlung (Philosophie)|vermittelt]] zu begreifen sind. Damit hatte Hegel Kants Bestimmung des [[transzendentale Dialektik|transzendentalen Ichs]] kritisiert, welches dem zu erkennenden Objekt (dem [[Ding an sich]] bei Kant) verbindungslos gegenüberstehe.<ref>Hier bezog sich Hegel auf Kants Erörterungen im Abschnitt der transzendentalen Dialektik in der ''[[Kritik der reinen Vernunft]]''.</ref>
Adorno knüpft nun an das Konzept der Vermittlung der Hegel’schen Dialektik an, kritisiert diesen jedoch zugleich, indem er die „Ungleichheit im Begriff der Vermittlung“ (GS 6: 184) hervorhebt. Diese Ungleichheit besage, dass „das Subjekt ganz anders ins Objekt“ (GS 6: 184) falle als das Objekt ins Subjekt. Subjektivität sei, der eigenen Beschaffenheit nach, vorweg immer auch Objekt, ohne ein Moment der Objektivität könne es damit aber nicht einmal existieren. Ganz anders das Objekt, dieses könne zwar auch nur durch Subjektivität hindurch gedacht werden, erhalte sich dem Subjekt gegenüber aber immer als Anderes, also als ein mit dem Subjekt ''nicht Identisches''. Wer dies nicht anerkenne, betrüge sich nicht nur selbst, sondern bestätige überhaupt „die Ohnmacht des Geistes in all seinen Urteilen wie bis heute in der Einrichtung der Realität.“ (GS 6: 187).
Als [[Antipode]] [[Martin Heidegger|Heideggers]], des führenden Vertreters der [[Fundamentalontologie]], unterzog er im ''[[Jargon der Eigentlichkeit]]'' dessen Begrifflichkeit einer „ideologiekritischen Sprachanalyse“<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 656.</ref> Nicht vom „[[Sein]] des Seienden“ oder ähnlichen Abstraktionen, ist bei Adorno die Rede; sein Denken wendet sich häufig dem Unscheinbaren, Undurchsichtigen, dem „Abhub der Erscheinungswelt“ ([[Sigmund Freud|Freud]]) zu.
{{Hauptartikel|Jargon der Eigentlichkeit}}
[[Rolf Wiggershaus]], der Chronist der Frankfurter Schule, bezeichnet in seiner Einführung zu Adornos Denken dessen „Philosophie des Nichtidentischen“ daher auch als den Horizont seiner kritischen Gesellschaftstheorie.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Theodor W. Adorno''. Beck, München 1987, S. 9.</ref> Als Nichtidentisches versteht Adorno das „Begriffslose, Einzelne und Besondere“, für das Hegel sein Desinteressement bekundet und worauf dieser „das Etikett der faulen Existenz“ geklebt habe (GS 6: 20). Auch [[Albrecht Wellmer]] nennt Adorno einen „Anwalt des Nicht-Identischen“.<ref>Albrecht Wellmer: ''Adorno, Anwalt des Nicht-Identischen.'' In: ders.: ''Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 135–166.</ref> Als Kritiker des „identifizierenden Denkens“ misstraut Adorno dem Denken in – vom Konkreten [[Abstraktion|abstrahierenden]] – Begriffen: Dialektisches Denken erhebe Einspruch dagegen, dass der Begriff einen „Sachverhalt [[Ding an sich|an sich]]“ als etwas Festes, Unveränderliches und sich Gleichbleibendes darstellt (GS 6: 156).
==== Philosophie des Nicht-Identischen ====
{{Hauptartikel|Negative Dialektik}}
[[Rolf Wiggershaus]], der Chronist der Frankfurter Schule, bezeichnet in seiner Einführung zu Adornos Denken dessen „Philosophie des Nichtidentischen“ als den Horizont seiner kritischen Gesellschaftstheorie.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Theodor W. Adorno''. Beck, München 1987, S. 9.</ref> Als Nichtidentisches versteht Adorno das „Begriffslose, Einzelne und Besondere“, für das Hegel sein Desinteressement bekundet und worauf er „das Etikett der faulen Existenz“ geklebt habe (GS 6: 20). Auch für den Philosophen [[Albrecht Wellmer]] ist Adorno ein „Anwalt des Nicht-Identischen“.<ref>Albrecht Wellmer: ''Adorno, Anwalt des Nicht-Identischen''. In: ders.: ''Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 135–166.</ref> Als Kritiker des „identifizierenden Denkens“ misstraut Adorno dem Denken in allgemeinen Begriffen. Dialektisches Denken erhebt dagegen Einspruch, dass der allgemeine Begriff einen Sachverhalt als etwas Festes, Unveränderliches und sich Gleichbleibendes darstellt (GS 6: 156). Adornos [[Postulat]] an die Philosophie lautet, „über den Begriff durch den Begriff hinauszugelangen“ (GS 6: 27).
Zugleich bleibt auch die (negative) Dialektik Adornos auf den Begriff angewiesen, sie ist selbst noch begriffliches Denken.<ref>Alfred Schäfer: ''Theodor W. Adorno. Ein pädagogisches Porträt''. 2. Auflage. Beltz, Weinheim 2017, S. 115.</ref> Insofern weckt ein „solcher Begriff von Dialektik […] Zweifel an seiner Möglichkeit.“ (GS 6: 21) Eine Philosophie des Nichtidentischen müsse dennoch an der [[Utopie|utopischen]] [[Ideenlehre|Idee]], sei diese auch zweifelhaft und paradox, festhalten: Dies gipfelt in der – nicht minder paradoxen – Forderung, „das Begriffslose mit Begriffen aufzutun, ohne es ihnen gleichzumachen.“ (GS 6: 21).
Die Philosophie des Nichtidentischen wendet sich sowohl gegen [[Ursprungsphilosophie]] (die ein Erstes – Geist oder Materie – voraussetzt) als auch gegen [[Subjekt (Philosophie)|Subjektphilosophie]] (die das Objekt als ein dem Subjekt Unterworfenes oder Nachgeordnetes denkt). „[[Objekt (Philosophie)|Objekt]]“ hat bei Adorno verschiedene Bedeutungen: andere Subjekte, Natur, Dinge, [[Verdinglichung|Verdinglichtes]]. Das Subjekt ist als bewusstes Wesen für Adorno zugleich Teil des ihm gegenüberstehenden Naturzusammenhangs, den es im eigenen Bewusstsein hat, aber als etwas anderes erkennt. Mit dem Verweis auf das mit dem Subjekt nicht Identische plädiert Adorno für ein anderes Verhältnis zur eigenen und äußeren Natur, das nicht mehr durch Verfügung und Herrschaft bestimmt ist, sondern durch Versöhnung und Anverwandlung.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Theodor W. Adorno''. Beck, München 1987, S. 40 ff.</ref> Für letzteres bemüht Adorno häufig den Begriff ''[[Mimesis]]''.
Dabei wendet sich die Philosophie des Nichtidentischen sowohl gegen Ursprungsphilosophie (die ein Erstes – Geist oder Materie – voraussetzt) als auch gegen [[Subjekt (Philosophie)|Subjektphilosophie]] (die das Objekt als ein dem Subjekt Unterworfenes oder Nachgeordnetes denkt). „[[Objekt (Philosophie)|Objekt]]“ hat bei Adorno verschiedene Bedeutungen: andere Subjekte, Natur, Dinge, [[Verdinglichung|Verdinglichtes]]. Das Subjekt ist als bewusstes Wesen für Adorno zugleich Teil des ihm gegenüberstehenden Naturzusammenhangs, den es im eigenen Bewusstsein hat, aber als etwas anderes erkennt. Mit dem Verweis auf das mit dem Subjekt nicht Identische plädiert Adorno für ein anderes Verhältnis zur eigenen und äußeren Natur, das nicht mehr durch Verfügung und Herrschaft bestimmt ist, sondern durch Versöhnung und Anverwandlung.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Theodor W. Adorno''. Beck, München 1987, S. 40–47.</ref> Für letzteres bemüht Adorno häufig den Begriff ''[[Mimesis]]''.
Zentral für Adornos Philosophie ist der Begriff der „Versöhnung“. Annäherungsweise lässt er sich mit der „gewaltlosen Integration des Divergierenden“ (GS 7: 283) übersetzen. Im Horizont des Adornoschen Denkens kann Versöhnung so Vielfältiges heißen wie: Versöhnung von Geist und Natur, von Subjekt und Objekt, von Allgemeinem und Besonderem, von Individuum und Gesellschaft, von Moral und Natur. Vornehmlich die unterdrückte Natur, das bedrohte Individuum und das unbegriffene Vereinzelte steht im unversöhnlichen Verhältnis zu seinem Gegenpart. Versöhnung „gäbe das Nichtidentische frei, [...] eröffnete erst die Vielheit des Verschiedenen“ (GS 6: 18).
Zentral für Adornos Philosophie ist der Begriff der „Versöhnung“. Annäherungsweise lässt er sich mit der „gewaltlosen Integration des Divergierenden“ (GS 7: 283) übersetzen. Im Horizont des Adorno’schen Denkens kann Versöhnung so Vielfältiges heißen wie: Versöhnung von Geist und Natur, von Subjekt und Objekt, von Allgemeinem und Besonderem, von Individuum und Gesellschaft, von Moral und Natur. Vornehmlich die unterdrückte Natur, das bedrohte Individuum und das unbegriffene Vereinzelte steht im unversöhnten Verhältnis zu seinem Gegenpart. Versöhnung „gäbe das Nichtidentische frei, […] eröffnete erst die Vielheit des Verschiedenen“ (GS 6: 18).
==== Kritik der Erkenntnistheorie ====
==== Kritik der Erkenntnistheorie ====
Zwar steht die philosophische [[Erkenntnistheorie]] nicht im Zentrum von Adornos philosophischen Vorlesungen und Schriften, aber die frühe, durch Kracauer vermittelte Kant-Lektüre und seine Dissertation über [[Edmund Husserl|Husserls]][[Phänomenologie]] brachte ihn bereits in den frühen Phasen seiner intellektuellen Entwicklung mit dieser philosophischen Disziplin in Kontakt. Er ist Erkenntnistheoretiker insoweit, als er das Verhältnis des Denkens zur Wirklichkeit als den Prüfstein und die Vorbedingung zuverlässiger Erkenntnis diskutiert.<ref>Peter Decker: ''Die Methodologie kritischer Sinnsuche. Systembildende Konzeptionen Adornos im Lichte der philosophischen Tradition.'' 1982 [https://www.farberot.de/texte/wiss/phil/PETER_DECKER_Adornos_Methodologie_krit_Sinnsuche.pdf S. 37]</ref>
Zwar steht die philosophische Erkenntnistheorie nicht im Zentrum von Adornos philosophischen Vorlesungen und Schriften, aber die frühe, durch Kracauer vermittelte Kant-Lektüre und seine Dissertation über Husserls Phänomenologie brachte ihn bereits in den frühen Phasen seiner intellektuellen Entwicklung mit dieser philosophischen Disziplin in Kontakt. Er ist Erkenntnistheoretiker insoweit, als er „das Verhältnis des Denkens zur Wirklichkeit als den Prüfstein und die Vorbedingung zuverlässiger Erkenntnis diskutiert.“<ref>Peter Decker: {{Webarchiv |url=https://www.farberot.de/texte/wiss/phil/PETER_DECKER_Adornos_Methodologie_krit_Sinnsuche.pdf |wayback=20140329011118 |text=''Die Methodologie kritischer Sinnsuche. Systembildende Konzeptionen Adornos im Lichte der philosophischen Tradition.''}} 1982, PDF 604 KB, S. 37.</ref>
Wie nahezu alle philosophischen Fragen hat Adorno auch die der Erkenntnistheorie unter Aspekten der Kritik behandelt. Seine Studien über Husserls Phänomenologie hat er mit ''Metakritik der Erkenntnistheorie'' überschrieben. In dem nur dürftig rezipierten Werk erörtert er das Verhältnis zwischen erkennendem Subjekt und zu erkennendem Objekt. Husserls Idee der Objektivität der Wahrheit und die Idee des denkenden Vollzugs wahrer Erkenntnis lagen auch Adorno am Herzen.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Die Frankfurter Schule. Geschichte – Theoretische Entwicklung – Politische Bedeutung.'' Hanser, München 1986, S. 592.</ref> Doch Husserls Vorstellung, mit einer vorurteilsfreien Philosophie, die sich mit der Methode der „phänomenologischen Reduktion“ auf „die Sachen selbst“ beziehe, kritisiert er als „logischen Widersinn“, der mit Hegels „Lehre von der Vermitteltheit“ unvereinbar sei (GS 5: 13). Mit diesem teilt Adorno die Skepsis gegenüber einem „absolut Ersten als des zweifelfrei gewissen Ausgangspunktes der Philosophie“ (GS 5: 13) und insistiert auf der „Vermitteltheit eines jeglichen Unmittelbaren“ (GS 5: 160). Selbst wenn Adorno in materialistischer Denkweise häufig vom „Vorrang des Objekts“ (GS 6: 186) spricht und auf einer „dem Subjekt gegenübertretenden Alterität [= Andersheit, Andersartigkeit] beharrt“,<ref>Petra Gehring: ''Metakritik der Erkenntnistheorie: Husserl.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' Metzler, Stuttgart 2011, S. 362.</ref> geschieht dies nicht ohne die Überzeugung, dass „die Beschaffenheiten der Erkenntnisobjekte immer nur durch das reflektierende Subjekt hindurch zu haben sind“.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Theodor. W. Adorno zur Einführung.'' 5. Auflage. Junius, Hamburg 2009, S. 63.</ref>
Da Adornos „Erkenntnisutopie“ auf die unverkürzte Erfahrung des Nichtidentischen zielt, erwartet er von der Kunst „als ein[em] genuin andere[n] Medium der Erkenntnis […] Unterstützung“.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Theodor. W. Adorno zur Einführung.'' 5. Auflage. Junius, Hamburg 2009, S. 69.</ref> Rüdiger Bubner sieht hier eine „Konvergenz von Erkenntnis und Kunst“,<ref>Rüdiger Bubner: ''Ästhetische Erfahrung.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, S. 71.</ref> während Habermas gar von der „Abtretung der Erkenntnis-Kompetenzen an die Kunst“<ref>Jürgen Habermas: ''Theorie des kommunikativen Handelns.'' Band 1. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, S. 514.</ref> spricht.
Wie nahezu alle philosophischen Fragen hat Adorno auch die der Erkenntnistheorie unter Aspekten der Kritik behandelt. Seine Studien über Husserls Phänomenologie hat er mit ''Metakritik der Erkenntnistheorie'' überschrieben. In dem nur dürftig rezipierten Werk erörtert er das Verhältnis zwischen erkennendem Subjekt und zu erkennendem Objekt. Husserls Idee der Objektivität der Wahrheit und die Idee des denkenden Vollzugs wahrer Erkenntnis lagen auch Adorno am Herzen.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Die Frankfurter Schule. Geschichte – Theoretische Entwicklung - Politische Bedeutung.'' Hanser, München 1986, S. 592.</ref> Doch Husserls Vorstellung, mit einer vorurteilsfreien Philosophie, die sich mit der Methode der „phänomenologischen Reduktion“ auf „die Sachen selbst“ beziehe, kritisiert er als „logischen Widersinn“, der mit Hegels „Lehre von der Vermitteltheit“ unvereinbar sei (GS 5: 13). Mit diesem teilt Adorno die Skepsis gegenüber einem „absolut Ersten als des zweifelfrei gewissen Ausgangspunktes der Philosophie“ (GS 5: 13) und insistiert auf der „Vermitteltheit eines jeglichen Unmittelbaren“ (GS 5: 160). Selbst wenn Adorno häufig vom „Vorrang des Objekts“ (GS 6: 186) spricht und auf einer „dem Subjekt gegenübertretenden Alterität [= Andersheit, Andersartigkeit] beharrt“,<ref>Petra Gehring: ''Metakritik der Erkenntnistheorie: Husserl.'' In: Richard Klein / Johann Kreuzer / Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' Metzler, Stuttgart 2011, S. 362.</ref> geschieht dies nicht ohne die Überzeugung, dass „die Beschaffenheiten der Erkenntnisobjekte immer nur durch das reflektierende Subjekt hindurch zu haben sind“.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Theodor. W. Adorno zur Einführung.'' 5. Auflage. Junius, Hamburg 2009, S. 63.</ref>
Da Adornos „Erkenntnisutopie“ auf die unverkürzte Erfahrung des Nichtidentischen zielt, erwartet er von der Kunst „als ein genuin anderes Medium der Erkenntnis […] Unterstützung“.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Theodor. W. Adorno zur Einführung.'' 5. Auflage. Junius, Hamburg 2009, S. 69.</ref> Bubner sieht hier eine „Konvergenz von Erkenntnis und Kunst“,<ref>Rüdiger Bubner: ''Ästhetische Erfahrung.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, S. 71.</ref> während Habermas gar von der „Abtretung der Erkenntnis-Kompetenzen an die Kunst“<ref>Jürgen Habermas: ''Theorie des kommunikativen Handelns.'' Band 1. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, S. 514.</ref> spricht.
==== Negative Moralphilosophie ====
==== Negative Moralphilosophie ====
Der bekannte Ausspruch aus den ''Minima Moralia'' – „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ (GS 4: 43) – wurde in der Sekundärliteratur oft als eine Absage Adornos an die Moralphilosophie interpretiert. Entgegen dieser Auffassung hat Gerhard Schweppenhäuser Adornos untergründig präsente Moralphilosophie herausgearbeitet und sie als eine „negative Moralphilosophie“, eine „Ethik nach Auschwitz“ bezeichnet, wobei [[KZ Auschwitz-Birkenau|Auschwitz]] als Chiffre für den [[Holocaust]] steht.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Ethik nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie''. Argument, Hamburg 1993, S. 9.</ref> Dagegen spricht auch, dass Adorno immerhin zwei Vorlesungen zur Moralphilosophie gehalten hat (Wintersemester 1956/57, Sommersemester 1963)<ref>Aus dem Nachlass veröffentlicht wurde die vom SS 1963: Theodor W. Adorno: ''Probleme der Moralphilosophie 1963''. Herausgegeben von Thomas Schröder. TB-Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010.</ref> und seine ''[[Minima Moralia]]'' das Thema falsches versus richtiges Leben ständig umkreisen. Adorno selbst bezeichnete die ''Minima Moralia'' als „ein Buch über das richtige oder vielmehr das falsche Leben“.<ref>Theodor W. Adorno: ''Probleme der Moralphilosophie 1963''. Herausgegeben von Thomas Schröder. TB-Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010, S. 9.</ref>
Der bekannte Ausspruch aus den ''Minima Moralia:'' „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ (GS 4: 43) wurde in der Sekundärliteratur oft als eine Absage Adornos an die Moralphilosophie interpretiert. Entgegen dieser Auffassung hat Gerhard Schweppenhäuser Adornos untergründig präsente Moralphilosophie herausgearbeitet und sie als eine „negative Moralphilosophie“, eine „[[Ethik]] nach Auschwitz“ bezeichnet, wobei [[KZ Auschwitz|Auschwitz]] als [[Chiffre (Literatur)|Chiffre]] für den [[Holocaust]] steht.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Ethik nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie''. Argument, Hamburg 1993, S. 9.</ref> Dagegen spricht auch, dass Adorno immerhin zwei Vorlesungen zur Moralphilosophie gehalten hat (Wintersemester 1956/57, Sommersemester 1963)<ref>Aus dem Nachlass veröffentlicht wurde die vom SS 1963: Theodor W. Adorno: ''Probleme der Moralphilosophie 1963''. Herausgegeben von Thomas Schröder. TB-Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010.</ref> und seine ''[[Minima Moralia]]'' das Thema falsches versus richtiges Leben ständig umkreisen. Adorno selbst bezeichnete die ''Minima Moralia'' als „ein Buch über das richtige oder vielmehr das falsche Leben“.<ref>Theodor W. Adorno: ''Probleme der Moralphilosophie 1963''. Herausgegeben von Thomas Schröder. TB-Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010, S. 9.</ref>
Eine zentrale Rolle in Adornos Moralkritik nimmt die [[bestimmte Negation]] Hegels ein (s. oben zu Adornos Hegel-Rezeption). Diese impliziert für Adorno, dass man als Kritiker der Moral weder auf eine [[Affirmation|affirmative]] Gegenmoral noch auf eine abstrakte Negation jeder Moral hinsteuern dürfe.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Negative Moralphilosophie.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 400.</ref> Statt, wie Nietzsche<ref>In einem Gespräch zwischen Horkheimer, Adorno und Gadamer über Nietzsches Moralkritik monierte Adorno, dass es Nietzsche „am Begriff der bestimmten Negation gefehlt“ habe, „also daran, dass, wenn man einem als negativ Erkannten ein Anderes entgegensetzt, in diesem Anderen das Negierte in einer neuen Form mitenthalten sein muss“. Max Horkheimer: ''Gesammelte Schriften.'' Band 13: ''Nachgelassene Schriften 1949–1972''. Fischer, Frankfurt am Main 1989, S. 116.</ref>, die Moral abstrakt zu negieren, müsse der Weg der bestimmten Negation erst beschritten werden, um so, wie Marx einmal sagt, „aus der Kritik der alten Welt die neue [zu] finden“.<ref>Karl Marx: ''Briefe aus den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern“''. In: ''Marx-Engels-Werke'', Band 1, S. 344.</ref> In seinen Vorlesungen zur Moralphilosophie greift Adorno diese Vorgehensweise auf, indem er sich auf den Widerstand als „die eigentliche Substanz des Moralischen“<ref name=":1">Zitiert aus der Vorlesung 1956/57 nach Gerhard Schweppenhäuser: ''Ethik nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie''. Argument, Hamburg 1993, S. 193.</ref> beruft.
Aber ähnlich wie zur Metaphysik hat Adorno auch zur Moralphilosophie ein ambivalentes Verhältnis. Er kritisiert, dass die christlich-abendländische Moral den Individuen eine Verantwortung für ihre Handlungen abverlange und dabei eine Handlungsfreiheit unterstelle, die sie als soziale Wesen gar nicht haben. Zugleich sieht er in der Moral aber die „Repräsentantin einer kommenden Freiheit“.<ref>Zitat aus der Vorlesung WS 1956/57 nach Gerhard Schweppenhäuser: ''Ethik nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie''. Argument, Hamburg 1993, S. 179.</ref> Moral sei in sich widersprüchlich; sie meine „gleichzeitig immer Freiheit und Unterdrückung“.<ref>Zitat aus der Vorlesung WS 1956/57 nach Gerhard Schweppenhäuser: ''Ethik nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie''. Argument, Hamburg 1993, S. 179.</ref> Als Philosoph dürfe man daher weder auf eine [[Affirmation|affirmative]] Gegenmoral noch auf eine abstrakte Negation jeder Moral hinsteuern.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Negative Moralphilosophie''. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 400.</ref> Statt, wie Nietzsche, die Moral abstrakt zu negieren, müsse ihre [[bestimmte Negation]] einen Hinweis auf das Bessere enthalten.
{{Zitat
Adornos Ausgangspunkt ist Kants Moralphilosophie, die moralisches Handeln als Selbstbestimmung in Freiheit definiert.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Negative Moralphilosophie''. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 404.</ref> Aber solange der gesellschaftliche Gesamtzusammenhang hinter den Maßstab eines gerechten Lebens zurückfalle, sei es für die Menschen gar nicht möglich, moralisch richtig zu handeln.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Negative Moralphilosophie''. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 401.</ref> Ethische Erwägungen bedürfen daher der Ergänzung durch gesellschaftliche Analyse und Kritik. Das moralische Prinzip vom gesellschaftlichen abzutrennen und in die private Gesinnung zu verlegen, bedeute „auf die Verwirklichung des im moralischen Prinzip mitgesetzten menschenwürdigen Zustands“ (GS 4: 103) zu verzichten.
|Text=Das einzige, was man vielleicht sagen kann, ist, daß das richtige Leben heute in der Gestalt des Widerstands gegen die von dem fortgeschrittensten Bewusstsein durchschauten, kritisch aufgelösten Formen eines falschen Lebens bestünde.
|ref=<ref name=":0">Theodor W. Adorno: ''Probleme der Moralphilosophie 1963''. Herausgegeben von Thomas Schröder. TB-Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010, S. 248f.</ref>}}
Dabei hat Adorno, ähnlich wie zur Metaphysik, auch zur Moralphilosophie ein ambivalentes Verhältnis. Er kritisiert, dass die christlich-abendländische Moral den Individuen eine Verantwortung für ihre Handlungen abverlange und dabei eine Handlungsfreiheit unterstelle, die sie als soziale Wesen gar nicht haben. Zugleich sieht er in der Moral aber die „Repräsentantin einer kommenden Freiheit“.<ref>Zitat aus der Vorlesung WS 1956/57 nach Gerhard Schweppenhäuser: ''Ethik nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie''. Argument, Hamburg 1993, S. 179.</ref> Moral sei in sich widersprüchlich; sie meine „gleichzeitig immer Freiheit und Unterdrückung“.<ref>Zitat aus der Vorlesung WS 1956/57 nach Gerhard Schweppenhäuser: ''Ethik nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie''. Argument, Hamburg 1993, S. 179.</ref>
Die Frage, was das „richtige Leben“ ausmache, beantwortet Adorno durchgehend in negativer Weise, als bestimmte Negation. „Er setzt bei dem an, 'was nicht sein soll', bzw. am Leben in seiner 'verkehrten' oder 'entfremdeten Gestalt'.“<ref>Rahel Jaeggi: ''„Kein Einzelner vermag etwas dagegen.“ Adornos ''Minima Moralia'' als Kritik von Lebensformen''. In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 133.</ref> Adornos Lehre vom richtigen Leben finde sich nach [[Albrecht Wellmer]] „wie in Spiegelschrift“ in<ref>Albrecht Wellmer: ''Adorno, Anwalt des Nicht-Identischen''. In: ders.: ''Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 140.</ref> in seinen ''Minima Moralia''.
Ausgangspunkt Adornos ist Kants Moralphilosophie, die moralisches Handeln als Selbstbestimmung in Freiheit definiert.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Negative Moralphilosophie.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 404.</ref> Aber solange der gesellschaftliche Gesamtzusammenhang hinter den Maßstab eines gerechten Lebens zurückfalle, sei es für die Menschen gar nicht möglich, moralisch richtig zu handeln.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Negative Moralphilosophie.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 401.</ref> Ethische Erwägungen bedürfen daher der Ergänzung durch gesellschaftliche Analyse und Kritik. Das moralische Prinzip vom gesellschaftlichen abzutrennen und in die private Gesinnung zu verlegen, bedeute „auf die Verwirklichung des im moralischen Prinzip mitgesetzten menschenwürdigen Zustands“ (GS 4: 103) zu verzichten.
Adorno weigert sich, Inhalt und Ziel einer [[Emanzipation|emanzipierten]] Gesellschaft näher zu bestimmen. Lediglich „dass keiner mehr hungern soll“ (GS 4: 176), nennt er als Minimalbedingung, an anderer Stelle heißt es: „Es soll nicht gefoltert werden“ (GS 6: 281). In der Achtung vor dem Individuellen sieht [[Martin Seel]] Adornos Kerngedanken eines guten menschlichen Lebens.<ref>Martin Seel: ''Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben''. In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Schlüsseltexte der Kritischen Theorie''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 34.</ref> Am Ende seiner Vorlesungen zur Moralphilosophie umkreist Adorno mehrfach das Thema der Möglichkeit und Unmöglichkeit, sich im falschen Leben richtig zu verhalten. Seine Antwort lautet: „Das einzige, was man vielleicht sagen kann, ist, dass das richtige Leben heute in der Gestalt des Widerstands gegen die von dem fortgeschrittensten Bewusstsein durchschauten, kritisch aufgelösten Formen eines falschen Lebens bestünde“.<ref>Theodor W. Adorno: ''Probleme der Moralphilosophie 1963''. Herausgegeben von Thomas Schröder. TB-Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010, S. 248f.</ref> Widerstand sei „die eigentliche Substanz des Moralischen“.<ref>Zitiert aus der Vorlesung 1956/57 nach Gerhard Schweppenhäuser: ''Ethik nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie''. Argument, Hamburg 1993, S. 193.</ref> Ethik müsse politische Philosophie werden, die Frage nach dem richtigen Leben müsse in die Frage nach der richtigen Politik übergehen, heißt es zum Schluss seiner moralphilosophischen Vorlesung.<ref>Theodor W. Adorno: ''Probleme der Moralphilosophie 1963''. Herausgegeben von Thomas Schröder. TB-Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010, S. 262.</ref>
Die Frage, was das „richtige Leben“ ausmache, beantwortet Adorno durchgehend in negativer Weise, als bestimmte Negation. „Er setzt bei dem an, ‚was nicht sein soll‘, bzw. am Leben in seiner ‚verkehrten‘ oder ‚entfremdeten Gestalt‘.“<ref>[[Rahel Jaeggi]]: ''„Kein Einzelner vermag etwas dagegen.“ Adornos ''Minima Moralia'' als Kritik von Lebensformen.'' In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 133.</ref> Adornos Lehre vom richtigen Leben finde sich nach [[Albrecht Wellmer]] „wie in [[Spiegelschrift]]“<ref>Albrecht Wellmer: ''Adorno, Anwalt des Nicht-Identischen.'' In: ders.: ''Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 140.</ref> in seinen ''Minima Moralia''.
Statt Inhalt und Ziel einer [[Mündigkeit (Philosophie)|mündigen]], [[Emanzipation|emanzipierten]] Gesellschaft auf positive Weise zu bestimmen, formuliert Adorno negative Minimalbedingungen an den moralisch richtigen Zustand. Zentral ist in diesem Zusammenhang seine Forderung, „daß Auschwitz nicht noch einmal sei“ (GS 10/2: 674).<ref>Als eine weitere solche Minimalbedingung an eine (erst noch zu verwirklichende) moralisch richtige Gesellschaft nennt er, „daß keiner mehr hungern soll“ (GS 4: 176). An anderer Stelle heißt es: „Es soll nicht gefoltert werden“ (GS 6: 281).</ref> Dieser durch Hitler aufgezwungene [[Kategorischer Imperativ|Kategorische Imperativ]] (GS 6: 358) richtet sich dabei jedoch nicht an ein reines Vernunftsubjekt im Sinne Kants: Wie [[Alfred Schäfer (Pädagoge)|Alfred Schäfer]] in seinem „pädagogischen Porträt“ betont, unterscheidet sich Adornos Version des Kategorischen Imperativs von der kantischen vor allem dadurch, dass in ihr (der Adorno’schen) ein „Moment des Hinzutretenden am Sittlichen“ (GS 6: 358) sich fühlen lässt: Für Adorno ist es der unmittelbare, leiblich erfahrbare Abscheu angesichts der nationalsozialistischen Gräueltaten, der die „in sich problematische“ Vernunft komplementiert. Erst durch den impulsiv sich einstellenden Abscheu, also durch ihr Gegenteil, hindurch<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Negative Moralphilosophie.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2019, S. 503.</ref>, werde die vernünftige moralische Reflexion demnach „praktisch“.<ref>Alfred Schäfer: ''Theodor W. Adorno. Ein pädagogisches Porträt''. 2. Auflage. Beltz, Weinheim 2017, S. 27–31.</ref>
In der Achtung vor dem Individuellen sieht [[Martin Seel]] Adornos Kerngedanken eines guten menschlichen Lebens.<ref>Martin Seel: ''Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben.'' In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Schlüsseltexte der Kritischen Theorie''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 34.</ref> Ethik müsse daher politische Philosophie werden, die Frage nach dem richtigen Leben müsse in die Frage nach der richtigen Politik übergehen, heißt es zum Schluss von Adornos moralphilosophischer Vorlesung.<ref>Theodor W. Adorno: ''Probleme der Moralphilosophie 1963''. Herausgegeben von Thomas Schröder. TB-Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010, S. 262.</ref>
==== Metaphysik und Metaphysikkritik ====
==== Metaphysik und Metaphysikkritik ====
Adornos Verhältnis zur Metaphysik ist ambivalent.<ref>Zu diesem Abschnitt vgl. Georg W. Bertram: ''Metaphysik und Metaphysikkritik''. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung'', Metzler, Stuttgart 2011, S. 405–414.</ref>
Adornos Verhältnis zur Metaphysik ist ambivalent.<ref>Zu diesem Abschnitt vgl. [[Georg W. Bertram]]: ''Metaphysik und Metaphysikkritik.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' Metzler, Stuttgart 2011, S. 405–414.</ref> Seine Kritik gilt sowohl der klassischen Metaphysik als auch der [[Metaphysikkritik]]. Überlegungen zur Metaphysik ziehen sich durch sein ganzes Werk. Besonders ausgearbeitet hat er sie in der ''Negativen Dialektik'', als deren zentrale Intention er gegenüber [[Gershom Scholem]] „die Rettung der Metaphysik“ nennt.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 663.</ref>
Seine Kritik gilt sowohl der klassischen Metaphysik als auch der [[Metaphysikkritik]]. Überlegungen zur Metaphysik ziehen sich durch sein ganzes Werk, besonders ausgearbeitet hat er diese in seiner ''Negativen Dialektik''.
Adornos Verständnis der Metaphysik hängt eng mit seinem Verständnis abendländischer Rationalität zusammen. Diese gilt ihm als ein Projekt der Selbst- und der Naturbeherrschung (GS 3: 19). Das Ziel dieses Projektes ist es, dass der Mensch sich mittels seiner von der [[Kontingenz (Philosophie)|Kontingenz]] natürlicher Geschehnisse zu befreien versucht, um Herrschaft über sich und seine Umgebung zu erlangen. Innerhalb dieses Projektes spielt die Metaphysik als die „Lehre vom geschichtslos Unveränderlichen“ (GS 2: 261) eine wichtige Rolle. Indem sie denKontingenzen des empirischen Lebens ein System von begrifflichen Zusammenhängen entgegenstellt, die als unveränderlich aufgefasst werden, leitet die Metaphysik ein „Denken der Identität“ ein. Das identifizierende Denken richtet sich dabei nicht nur gegen das, was dem Subjekt äußerlich begegnet, sondern auch gegen seine eigene leibliche Natur. Auch sie soll durch Identifikation beherrschbar und überwunden werden, was Adorno als „Anpassung ans Tote“ bezeichnet (GS 3: 79, 206). Das metaphysische Denken richtet sich so gegen sein eigentliches Ziel, die rationale Selbstbestimmung und Freiheit des Menschen. Die Identitäten, die das Kontingente bewältigen sollen, beherrschen den, um dessen Freiheit willen sie gesucht worden sind.Adorno gilt dies als das Skandalon der Metaphysik aber auch von Rationalität und Aufklärung (GS 6: 361).
Adornos Verständnis der Metaphysik hängt eng mit seinem Verständnis abendländischer Rationalität zusammen. Diese gilt ihm als ein Projekt der Selbst- und der Naturbeherrschung (GS 3: 19). Das Ziel dieses Projektes ist es, dass der Mensch sich mittels seiner Rationalität, dem „identifizierenden Denken“, von der [[Kontingenz (Philosophie)|Kontingenz]] natürlicher Geschehnisse zu befreien versucht, um Herrschaft über sich und seine Umgebung zu erlangen. Innerhalb dieses Projektes spielt die Metaphysik als die „Lehre vom geschichtslos Unveränderlichen“ (GS 2: 261) eine wichtige Rolle. Indem sie der Kontingenz des empirischen Lebens ein System von begrifflichen Zusammenhängen entgegenstellt, die als unveränderlich aufgefasst werden, leitet die Metaphysik ein „Denken der Identität“ ein. Das identifizierende Denken richtet sich dabei nicht nur gegen das, was dem Subjekt äußerlich begegnet, sondern auch gegen seine eigene leibliche Natur. Auch sie soll durch Identifikation beherrschbar und überwunden werden, was Adorno auch als „Anpassung ans Tote“ bezeichnet (GS 3: 79, 206). Das metaphysische Denken richtet sich so gegen sein eigentliches Ziel, die rationale Selbstbestimmung und Freiheit des Menschen. Die Identitäten, die das Kontingente bewältigen sollen, beherrschen den, um dessen Freiheit willen sie gesucht worden sind. Adorno gilt dies als das Skandalon der Metaphysik, aber auch von Rationalität und Aufklärung (GS 6: 361).
Auch die [[Metaphysikkritik]], deren Grundprogramm eigentlich die Befreiung des Subjekts von der Metaphysik ist, führt für Adorno letztlich nur zu dessen Unfreiheit. Adorno setzt sich dabei vor allem mit der Philosophie Kants und dem Positivismus auseinander. Kants Philosophie wird von Adorno als Versuch interpretiert, aus der Metaphysikkritik heraus für die Freiheit des Menschen zu argumentieren. Für Kant ist der Mensch dabei ein Wesen, das nur unter Einbeziehung seiner Sinne und seines Verstandes zu Erkenntnissen zu kommen vermag. Wenn die Erkenntnisse demnach immer unter den feststehenden Anschauungsformen und Verstandesbegriffen stehen, so ist für Adorno damit die Unfreiheit des Subjekts besiegelt: Das menschliche Bewusstsein wird „gleichsam zu ewiger Haft in den ihm nun einmal gegebenen Formen der Erkenntnis verurteilt“ (GS 3: 378). Der Mensch wird so in seinen Erkenntnismöglichkeiten als ein vollkommen festgelegtes und unfreies Wesen begriffen. Diese Festlegung des Menschen auf das Tatsächliche findet nach Adorno seine Fortsetzung im Positivismus. Adorno erläutert dies u. a. am Beispiel von [[Ludwig Wittgenstein|Wittgensteins]] ''[[Tractatus logico-philosophicus|Tractatus]]'', den er der positivistischen Tradition zuordnet. Die Grundthese des Tractatus‘, „Die Welt ist alles, was der Fall ist“<ref>Ludwig Wittgenstein: ''Tractatus'', Satz 1</ref> ist für Adorno ein Gedanke, der die Unfreiheit besiegelt und den Menschen auf das Bestehende verpflichtet.
Auch die Metaphysikkritik, deren Grundprogramm eigentlich die Befreiung des Subjekts von der Metaphysik ist, führt für Adorno letztlich nur zu dessen Unfreiheit. Er setzt sich dabei vor allem mit der Philosophie Kants und dem Positivismus auseinander. Kants Philosophie wird von Adorno als Versuch interpretiert, aus der Metaphysikkritik heraus für die Freiheit des Menschen zu argumentieren. Für Kant ist der Mensch dabei ein Wesen, das nur unter Einbeziehung seiner Sinne und seines Verstandes zu Erkenntnissen zu kommen vermag. Wenn die Erkenntnisse demnach immer unter den feststehenden Anschauungsformen und Verstandesbegriffen stehen, so ist für Adorno damit die Unfreiheit des Subjekts besiegelt: Das menschliche Bewusstsein wird „gleichsam zu ewiger Haft in den ihm nun einmal gegebenen Formen der Erkenntnis verurteilt“ (GS 6: 378). Der Mensch wird so in seinen Erkenntnismöglichkeiten als ein vollkommen festgelegtes und unfreies Wesen begriffen. Diese Festlegung des Menschen auf das Tatsächliche findet nach Adorno ihre Fortsetzung im Positivismus.
Gegen die traditionelle Metaphysik und Metaphysikkritik will Adorno eine Metaphysik der Transzendenz rehabilitieren. Metaphysik ist ein Denken des Absoluten, ein Denken dessen, was das Gegebene überschreitet: „Denken über sich selbst hinaus, ins Offene, genau das ist Metaphysik“.<ref>Theodor W. Adorno Archiv (Hrsg.): ''Nachgelassene Schriften. Abteilung 4: Vorlesungen'',Bd. 14: ''Metaphysik. Begriff und Probleme'' (1965). Hrsg. v. Rolf Tiedemann. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, S. 108.</ref> Wesentlich für das Denken des Absoluten ist es dabei, dass es jenseits der Verfügungsgewalt eines Subjekts steht. Es darf nicht mit dem Begriff des Unveränderlichen charakterisiert werden, sondern muss als das Nichtidentische gedacht werden: „Das Absolute jedoch, wie es der Metaphysik vorschwebt, wäre das Nichtidentische, das erst hervorträte, nachdem der Identitätszwang zerging“ (GS 6: 398).
Gegen die traditionelle Metaphysik und Metaphysikkritik will Adorno eine Metaphysik der [[Transzendenz]] rehabilitieren. Metaphysik ist ein Denken des Absoluten, ein Denken dessen, was das Gegebene überschreitet: „Denken über sich selbst hinaus, ins Offene, genau das ist Metaphysik“.<ref>Theodor W. Adorno Archiv (Hrsg.): ''Nachgelassene Schriften. Abteilung 4: Vorlesungen.'' Band 14: ''Metaphysik. Begriff und Probleme'' (1965). Hrsg. v. [[Rolf Tiedemann]]. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, S. 108.</ref> Wesentlich für das Denken des Absoluten ist es dabei, dass es jenseits der Verfügungsgewalt eines Subjekts steht. Es darf nicht mit dem Begriff des Unveränderlichen charakterisiert werden, sondern muss als das Nichtidentische gedacht werden: „Das Absolute jedoch, wie es der Metaphysik vorschwebt, wäre das Nichtidentische, das erst hervorträte, nachdem der Identitätszwang zerging“ (GS 6: 398).
Da die Erkenntnis immer auf das Identische gerichtet ist, kann es vom Absoluten als Nichtidentischem keine Erkenntnis geben. Das Nichtidentische kann aber den Subjekten gegenüber als „metaphysische Erfahrung“ (GS 6: 364) in Erscheinung treten. Sie ist die Erfahrung einer Unverfügbarkeit, Adorno spricht auch von „Unverlässlichkeit“ (GS 6: 364). Die metaphysische Erfahrung ist außerdem eine Erfahrung von Negativität. Das Subjekt erfährt seine eigene Ohnmacht, den Gegenstand der Erfahrung zu fassen zu bekommen.
Da die Erkenntnis immer auf das Identische gerichtet ist, kann es vom Absoluten als Nichtidentischem keine Erkenntnis geben. Das Nichtidentische kann aber den Subjekten gegenüber als „metaphysische Erfahrung“ (GS 6: 364) in Erscheinung treten. Sie ist die Erfahrung einer Unverfügbarkeit, Adorno spricht auch von „Unverlässlichkeit“ (GS 6: 364). Die metaphysische Erfahrung ist außerdem eine Erfahrung von Negativität. Das Subjekt erfährt seine eigene Ohnmacht, den Gegenstand der Erfahrung zu fassen zu bekommen.
Die metaphysischen Erfahrungen sind für Adorno vor allem in der Kunst möglich. Er spricht ausdrücklich vom „metaphysischen Gehalt von Kunst“ (GS 7: 122). Kunstwerke deuten auf Nichtidentisches hin, indem sie ihre Rezipienten zu einer bestimmten Verhaltensweise nötigen. Da ein Kunstwerk sich nicht einfach entziffern lässt, sind Rezipienten gezwungen, sich von den Strukturen des Kunstwerks leiten zu lassen. Sie werden dadurch zu einer Praxis der Anverwandlung gedrängt, die Adorno „Mimesis“ nennt. Die damit von den Kunstwerken eröffnete Erfahrung deutet auf etwas hin, das sich nicht identifizierend fassen lässt.
Metaphysische Erfahrungen sind für Adorno vor allem in der Kunst möglich. Er spricht ausdrücklich vom „metaphysischen Gehalt von Kunst“ (GS 7: 122). Kunstwerke deuten auf Nichtidentisches hin, indem sie ihre Rezipienten zu einer bestimmten Verhaltensweise nötigen. Da ein Kunstwerk sich nicht einfach entziffern lässt, sind Rezipienten gezwungen, sich von den Strukturen des Kunstwerks leiten zu lassen. Sie werden dadurch zu einer Praxis der Anverwandlung gedrängt, die Adorno ''Mimesis'' nennt. Die damit von den Kunstwerken eröffnete Erfahrung deutet auf etwas hin, das sich nicht identifizierend fassen lässt.
Den [[Okkultismus]] beurteilt er dagegen in ''[[Minima Moralia]]'' Nr. 151<ref name=thesenOkkultismus>Theodor W. Adorno, ''Thesen gegen den Okkultismus''. In: [[Minima Moralia]]. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Berlin, Frankfurt am Main 1951. [https://www.kritiknetz.de/kritischetheorie/325-gegengiftthesengegenokkultismus Online] in [[Kritiknetz – Zeitschrift für kritische Theorie der Gesellschaft]].</ref> als Rückfall hinter die Rationalität der [[Moderne]], nicht deren Überwindung, indem er von einer „Metaphysik der dummen Kerle“ spricht.<ref>[[Sabine Doering-Manteuffel]]: ''Okkultismus'', Beck, München 2011, S. 7.</ref> Okkultismus sei einerseits Reaktion auf Verdinglichung: „Wenn die objektive Realität den Lebendigen taub erscheint wie nie zuvor, so suchen sie ihr mit Abrakadabra Sinn zu entlocken.“ Andererseits werde „Arbeitsteilung und Verdinglichung […] auf die Spitze getrieben: Leib und Seele in gleichsam [[perennierend]]er [[Vivisektion]] auseinandergeschnitten.“ Geist und Sinn werde als Faktum, als unmittelbare Erfahrung behauptet, die Vermittlung durch aufklärerisches Denken ignoriert.
==== Positivismuskritik ====
==== Positivismuskritik ====
Adorno bestand darauf, dass in einer widersprüchlichen Welt auch das Denken widersprüchlich sein müsse und somit das Postulat der Widerspruchsfreiheit wie auch das „falsche Ideal“ der Systembildung, an dem sich die „große Philosophie“ orientiere, abzulehnen seien. „Das Ganze ist das Unwahre“, heißt ein zentraler Satz in den ''Minima Moralia'' (GS 4: 55). Er beschäftigte sich mit den Einzelwissenschaften, übte gleichwohl immanente Kritik an der Arbeitsteiligkeit, welche immer mehr einzelne wissenschaftliche Disziplinen von der Philosophie abgespalten und zu gegeneinander abgegrenzten Fächern im Wissenschaftsbetrieb gemacht habe. Reflexion über die gesellschaftlichen Bedingungen der wissenschaftlichen Arbeitsteilung machte ihn zum Kritiker des [[Positivismus]], den er weiter fasste als allgemein üblich. Neben dem [[Logischer Positivismus|Logischen Positivismus]] des „Wiener Kreises“ und der [[Analytische Philosophie|Analytischen Philosophie]] zählte er dazu auch Autoren wie [[Karl Popper]] und [[Hans Albert]], die sich selbst als Positivismus-Kritiker verstanden,<ref>Hermann Kocyba: ''Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie. Einleitung''. In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Schlüsseltexte der Kritischen Theorie''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 69.</ref> und [[Ludwig Wittgenstein]], den „reflektiertesten Positivisten“ (GS 8: 282). Im so genannten [[Positivismusstreit]] zwischen den [[Kritischer Rationalismus|Kritischen Rationalisten]] Popper und Albert auf der einen Seite und Vertretern der [[Frankfurter Schule]] auf der anderen Seite, der in den 1960er Jahren um Methoden und [[Werturteilsstreit|Werturteile]] in den Sozialwissenschaften geführt wurde, war Adorno einer der Protagonisten. Von ihm stammte der Begriff ''Positivismusstreit'', der von den Kontrahenten zunächst abgelehnt wurde, sich aber schließlich durchgesetzt hat.<ref>Theodor W. Adorno, Hans Albert, Ralf Dahrendorf, Jürgen Habermas, Harald Pilot, Karl R. Popper: ''Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie''. Luchterhand, Neuwied 1969.</ref>
Adorno bestand darauf, dass in einer widersprüchlichen Welt auch das Denken widersprüchlich sein müsse und somit das Postulat der Widerspruchsfreiheit wie auch das „falsche Ideal“ der Systembildung, an dem sich die „große Philosophie“ orientiere, abzulehnen seien. „Das Ganze ist das Unwahre“, heißt ein zentraler Satz in den ''Minima Moralia'' (GS 4: 55). Er beschäftigte sich mit den Einzelwissenschaften, übte gleichwohl immanente Kritik an der Arbeitsteiligkeit, die immer mehr einzelne wissenschaftliche Disziplinen von der Philosophie abgespalten und zu gegeneinander abgegrenzten Fächern im Wissenschaftsbetrieb gemacht habe. Reflexion über die gesellschaftlichen Bedingungen der wissenschaftlichen Arbeitsteilung machte ihn zum Kritiker des [[Positivismus]], den er weiter fasste als allgemein üblich. Neben dem [[Logischer Empirismus|Logischen Positivismus]] des „Wiener Kreises“ und der [[Analytische Philosophie|Analytischen Philosophie]] zählte er dazu auch Autoren wie Karl Popper und [[Hans Albert]], die sich selbst als Positivismus-Kritiker verstanden,<ref>Hermann Kocyba: ''Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie. Einleitung.'' In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Schlüsseltexte der Kritischen Theorie''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 69.</ref> und [[Ludwig Wittgenstein]], den „reflektiertesten Positivisten“ (GS 8: 282). Seine Grundthese im ''Tractatus'', „Die Welt ist alles, was der Fall ist“,<ref>Ludwig Wittgenstein: ''Tractatus.'' Satz 1</ref> ist für Adorno ein Gedanke, der die Unfreiheit des Menschen besiegelt und ihn auf das Bestehende verpflichtet.
Im so genannten [[Positivismusstreit]] zwischen den [[Kritischer Rationalismus|Kritischen Rationalisten]] Popper und Albert auf der einen Seite und Vertretern der [[Frankfurter Schule]] auf der anderen Seite, der in den 1960er Jahren um Methoden und [[Werturteilsstreit|Werturteile]] in den Sozialwissenschaften geführt wurde, war Adorno einer der Protagonisten. Von ihm stammte der Begriff ''Positivismusstreit'', der von den Kontrahenten zunächst abgelehnt wurde, sich aber schließlich durchgesetzt hat.<ref>Theodor W. Adorno, Hans Albert, Ralf Dahrendorf, Jürgen Habermas, Harald Pilot, Karl R. Popper: ''Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie''. Luchterhand, Neuwied 1969.</ref>
=== Soziologie ===
=== Soziologie ===
==== Gesellschaftskritik ====
==== Gesellschaftskritik ====
Adornos Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse und ihrer [[Ideologie]] richtet sich gegen die „[[verwaltete Welt]]“ (ein Synonym für den nachliberalen Spätkapitalismus) und die „[[Kulturindustrie]]“. Beiden wohne die Tendenz zur Liquidation des Individuums und alles Abweichenden inne, mit anderen Worten: die Beseitigung oder Unterwerfung des Nichtidentischen und Nichtverfügbaren. Im Rahmen des verordneten Konsums und der organisierten Ausfüllung der arbeitsfreien Zeit „durch Kulturindustrie, Technikbegeisterung und Sport“ erfolge eine „restlose Erfassung der Menschen bis in ihr Innenleben hinein“.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Theodor W. Adorno zur Einführung''. 5. Auflage. Junius, Hamburg 2009, S. 86.</ref>Durchgängig ist Adornos negativer Bezug auf die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse. Auf ein positives Wort wartete schon [[Thomas Mann]] 1952 vergebens.Erkritisierte die Negativität des Adornoschen Denkens: „Gäbe es nur je ein positives Wort bei Ihnen, Verehrter, das eine auch nur ungefähre Vision der wahren, der zu postulierenden Gesellschaft gewährte! Die Reflexionen aus dem beschädigten Leben ließen es daran, nur daran, auch schon fehlen. Was ist, was wäre das Rechte?“<ref>Thomas Mann in: Theodor W. Adorno, Thomas Mann: ''Briefwechsel 1943–1955''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, S. 122.</ref>
Adornos Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse und ihrer [[Ideologie]] richtet sich gegen die „[[verwaltete Welt]]“ (ein Synonym für den nachliberalen [[Spätkapitalismus]]) und die „[[Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug|Kulturindustrie]]“. Beiden wohne die Tendenz zur Liquidation des Individuums und alles Abweichenden inne, mit anderen Worten: die Beseitigung oder Unterwerfung des Nichtidentischen und Nichtverfügbaren. Im Rahmen des verordneten Konsums und der organisierten Ausfüllung der arbeitsfreien Zeit „durch Kulturindustrie, Technikbegeisterung und Sport“ erfolge eine „restlose Erfassung der Menschen bis in ihr Innenleben hinein“.<ref>Gerhard Schweppenhäuser: ''Theodor W. Adorno zur Einführung.'' 5. Auflage. Junius, Hamburg 2009, S. 86.</ref>
Durchgängig ist Adornos negativer Bezug auf die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse. [[Thomas Mann]] kritisierte 1952 diesen Aspekt der Negativität des Adorno’schen Denkens: „Gäbe es nur je ein positives Wort bei Ihnen, Verehrter, das eine auch nur ungefähre Vision der wahren, der zu postulierenden Gesellschaft gewährte! Die Reflexionen aus dem beschädigten Leben ließen es daran, nur daran, auch schon fehlen. Was ist, was wäre das Rechte?“<ref>Thomas Mann in: Theodor W. Adorno, Thomas Mann: ''Briefwechsel 1943–1955''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, S. 122.</ref>
Diese Kritik Thomas Manns verfehlt nun aber den ''moralphilosophischen'' Kern der Sozialkritik Adornos – dessen [[bestimmte Negation]]: Denn Ziel Adornos soziologischer Bemühungen ist es, Gesellschaft als „universellen Verblendungszusammenhang“, als ausweglose [[Totalität]], zu inszenieren. Das moralisch Rechte (wie etwa Mann es forderte) anzugeben bedürfte dabei eines moralischen Standpunktes jenseits gesellschaftlicher Vermittlung – ein solcher Standpunkt stellt für den [[Hegelianismus|Hegelianer]] Adorno jedoch selbst ein Problem dar, da sich das Moralische nicht einfach der eigenen gesellschaftlichen Vermitteltheit entziehen zu vermag. Wenn man nicht hinter Hegel zurückfallen wolle, damit aber die positive Angabe des moralisch Richtigen in sich problematisch erscheine, bleibe für den Kritiker nur noch der Weg der bestimmten Negation: Indem Gesellschaft provokativ „als Ding an sich, mit aller Schuld von Verdinglichung“ (GS 8: 292) dargestellt wird, soll folglich das moralisch Richtige gebildet werden.
Das soziologische und sozialpsychologische Werk Adornos steht in der Tradition von Karl Marx, [[Emile Durkheim]], [[Max Weber]], Georg Lukács und Sigmund Freud. Ihnen verdankte er Einsichten, an die er häufig anknüpfte. Der [[Warenfetisch|Warencharakter]] und die [[Verdinglichung]] aller menschlichen Beziehungen, generell der [[Tausch]] bilden den Resonanzboden seiner marxistisch geprägten Gesellschaftsanalysen, die Lukács' ''Geschichte und Klassenbewußtsein'' zentrale Anregungen verdanken. Das Thema der [[Instrumentelle Vernunft|instrumentellen Vernunft]] finden Horkheimer und er in Max Webers Begriff der „Zweckrationalität“ vorgebildet. Der Begriff der „[[VerwalteteWelt|verwalteten Welt]]“ bleibt dem Weberschen [[Idealtyp]] der [[Bürokratie]] mit ihrer Tendenz zur Ausdehnung und Verselbständigung verwandt; wiederholt verweist er darauf in seinen Vorträgen ''Kultur und Verwaltung'' von 1960 (GS 8: 124) und ''Individuum und Organisation'' von 1954 (GS 8: 442).
Das soziologische und sozialpsychologische Werk Adornos steht zudem in der Tradition von Karl Marx, [[Émile Durkheim]], [[Max Weber]], Georg Lukács und Sigmund Freud. Ihnen verdankte er Einsichten, an die er häufig anknüpfte. Der [[Warenfetisch|Warencharakter]] und die [[Verdinglichung]] aller menschlichen Beziehungen, generell der [[Tausch]] bilden den Resonanzboden seiner marxistisch geprägten Gesellschaftsanalysen, die Lukács’ ''Geschichte und Klassenbewußtsein'' zentrale Anregungen verdanken. Das Thema der [[Instrumentelle Vernunft|instrumentellen Vernunft]] finden Horkheimer und er in Max Webers Begriff der „Zweckrationalität“ vorgebildet. Der Begriff der „verwalteten Welt“ bleibt dem Weber’schen [[Idealtypus]] der [[Bürokratie]] mit ihrer Tendenz zur Ausdehnung und Verselbständigung verwandt; wiederholt verweist er darauf in seinen Vorträgen ''Kultur und Verwaltung'' von 1960 (GS 8: 124) und ''Individuum und Organisation'' von 1954 (GS 8: 442).
Wie Durkheim begreift er die Objektivität der gesellschaftlichen Tatsachen („faitssociaux“), „die These von der Eigenständigkeit gesellschaftlicher Tendenzen gegenüber individuell-psychologischen“ (GS 8: 246)<ref>''Einleitung zu Emile Durkheim, ‚Soziologie und Philosophie‘''</ref> als eine grundlegende soziologische Einsicht, die er in seiner Terminologie als „Vorrang des Objekts“ fasst (exemplarisch dazu in der ''Negativen Dialektik'', GS 6: 184ff). Zwar spricht er sich gegen eine unvermittelte Zusammenführung von Erkenntnissen der Psychologie und Soziologie dezidiert aus – so in seinen Aufsatz ''Zum Verhältnis von Psychologie und Soziologie'' (GS 8: 42-92) -, weil angesichts „der gegenwärtigen Ohnmacht des Individuums“ Ökonomie und Soziologie mehr zur Erklärung gesellschaftlicher Vorgänge und Tendenzen beitragen könnten. Gleichwohl sei die Psychologie, insbesondere die Psychoanalyse, ein adäquates Medium zur Erklärung irrationaler Verhaltensweisen von Individuen und Gruppen (GS 8: 86). Wiederholt zog er Freuds Schrift ''[[Massenpsychologie und Ich-Analyse]]'' zur triebdynamischen Erklärung des autoritären Charakters wie der Massengefolgschaft faschistischer Führer heran.
Wie Durkheim begreift er die Objektivität der gesellschaftlichen Tatsachen ''([[Sozialer Tatbestand|faits sociaux]])'', „die These von der Eigenständigkeit gesellschaftlicher Tendenzen gegenüber individuell-psychologischen“ (GS 8: 246)<ref>''Einleitung zu Emile Durkheim, ‚Soziologie und Philosophie‘''</ref> als eine grundlegende soziologische Einsicht, die er in seiner Terminologie als „Vorrang des Objekts“ fasst (exemplarisch dazu in der ''Negativen Dialektik'', GS 6: 184 ff.). Zwar spricht er sich gegen eine unvermittelte Zusammenführung von Erkenntnissen der Psychologie und Soziologie dezidiert aus – so in seinem Aufsatz ''Zum Verhältnis von Psychologie und Soziologie'' (GS 8: 42–92) –, weil angesichts „der gegenwärtigen Ohnmacht des Individuums“ Ökonomie und Soziologie mehr zur Erklärung gesellschaftlicher Vorgänge und Tendenzen beitragen könnten. Gleichwohl sei die Psychologie, insbesondere die Psychoanalyse, ein adäquates Medium zur Erklärung irrationaler Verhaltensweisen von Individuen und Gruppen (GS 8: 86). Wiederholt zog er Freuds Schrift ''[[Massenpsychologie und Ich-Analyse]]'' zur triebdynamischen Erklärung des [[Autoritärer Charakter|autoritären Charakters]] wie der Massengefolgschaft faschistischer Führer heran.
Mit seinem Vortrag ''Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft'' eröffnete Adorno 1968 den 16. Deutschen [[Deutsche Gesellschaft für Soziologie#Soziologentage|Soziologentag]], der im Zeichen der Studentenbewegung und dem 150. Geburtstag von Karl Marx stand. Anknüpfend an die Marxsche [[Orthodoxie]] beantwortet er die Titelfrage dahingehend, dass die gegenwärtige Gesellschaft Industriegesellschaft „nach dem Stand ihrer Produktiv''kräfte''“, jedoch „Kapitalismus in ihren Produktions''verhältnissen''“ (GS 8: 361) sei.
Mit seinem Vortrag ''Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft'' eröffnete Adorno 1968 den 16. Deutschen [[Deutsche Gesellschaft für Soziologie#Soziologentage / Kongresse der Deutschen Gesellschaft für Soziologie|Soziologentag]], der im Zeichen der Studentenbewegung und des 150. Geburtstags von Karl Marx stand. Anknüpfend an die Marx’sche [[Orthodoxie]] beantwortet er die Titelfrage dahingehend, dass die gegenwärtige Gesellschaft [[Industriegesellschaft]] „nach dem Stand ihrer Produktiv''kräfte''“, jedoch „Kapitalismus in ihren Produktions''verhältnissen''“ (GS 8: 361) sei.
==== Empirische Sozialforschung ====
==== Empirische Sozialforschung ====
Erst während seiner Emigration in den USA sammelte Adorno Erfahrungen in der [[Empirische Sozialforschung|empirischen Sozialforschung]]. Auf Vermittlung von Horkheimer wurde er Mitarbeiter am ''Princeton Radio Research Project'', einem von dem österreichischen Soziologen [[Paul Lazarsfeld]] geleiteten größeren Forschungsvorhaben mit dem Titel ''The Essential Value of Radio to all Types of Listeners''. Adorno wurde die Durchführung eines Teilprojekts für den musikalischen Bereich übertragen.
Erst während seiner Emigration in den USA sammelte Adorno Erfahrungen in der [[Empirische Sozialforschung|empirischen Sozialforschung]]. Auf Vermittlung von Horkheimer wurde er Mitarbeiter am ''Princeton Radio Research Project'', einem von dem österreichischen Soziologen [[Paul Felix Lazarsfeld]] geleiteten größeren Forschungsvorhaben mit dem Titel ''The Essential Value of Radio to all Types of Listeners''. Adorno wurde die Durchführung eines Teilprojekts für den musikalischen Bereich übertragen.
In seinem Rückblick auf ''Wissenschaftliche Erfahrungen in Amerika'' berichtete er, dass das Radio-Projekt „für kritische Sozialforschung wenig Raum“ ließ (GS 10/2: 707). So schien ihm die Technik, dass [[Proband]]en per Knopfdruck über Gefallen oder Nichtgefallen von Musikstücken abstimmten, „gegenüber der Komplexität des zu Erkennenden höchst unzulänglich“ (GS 10/2: 708). Da sich die Untersuchungen im Rahmen des etablierten kommerziellen Radiosystems vollzogen und „verwertbare Informationen“ erwartet wurden (GS 10/2: 709), war auf diese Weise kaum etwas für die [[Musiksoziologie]] zu ermitteln. Sein erster in den USA geschriebener Aufsatz – ''Über den [[Warenfetisch|Fetischcharakter]] der Musik und die [[Regression]] des Hörens'' –, der noch 1938 in der ''Zeitschrift für Sozialforschung'' erschien, war, nach des Autors eigenem Bekunden, der „erste Niederschlag“ seiner Arbeit am Radio Research Project (GS 14: 9).
In seinem Rückblick auf ''Wissenschaftliche Erfahrungen in Amerika'' berichtete er, dass das Radio-Projekt „für kritische Sozialforschung wenig Raum“ ließ (GS 10/2: 707). So schien ihm die Technik, dass [[Proband]]en per Knopfdruck über Gefallen oder Nichtgefallen von Musikstücken abstimmten, „gegenüber der Komplexität des zu Erkennenden höchst unzulänglich“ (GS 10/2: 708). Da sich die Untersuchungen im Rahmen des etablierten kommerziellen Radiosystems vollzogen und „verwertbare Informationen“ erwartet wurden (GS 10/2: 709), war auf diese Weise kaum etwas für die [[Musiksoziologie]] zu ermitteln. Sein erster in den USA geschriebener Aufsatz – ''Über den [[Warenfetisch|Fetischcharakter]] der Musik und die [[Regression (Psychoanalyse)|Regression]] des Hörens'' –, der 1938 in der ''Zeitschrift für Sozialforschung'' erschien, war, nach des Autors eigenem Bekunden, der „erste Niederschlag“ seiner Arbeit am Radio Research Project (GS 14: 9).
Adorno bewertete seine Erfahrungen als lehrreiche Auseinandersetzungen mit Sinn und Methoden der Sozialforschung sowie mit Radiomusik und Radiohörern. Aus dieser Tätigkeit resultierte schließlich eine umfangreiche Untersuchung in englischer Sprache: die unter dem Titel ''Current of Music'' zusammengefassten Studien, die Robert Hullot-Kentor rekonstruiert und herausgegeben hat.<ref>Theodor W. Adorno: ''Current of Music: elements of a radio theory''. Hrsg. von Robert Hullot-Kentor. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006.</ref> Insgesamt betrachtet, fand Adorno in den New Yorker wie in den späteren kalifornischen Emigrationsjahren durch praktische Erfahrungen und Auseinandersetzungen einen Zugang zur empirischen Sozialforschung (GS 10/2: 703-738).
Adorno bewertete seine Erfahrungen als lehrreiche Auseinandersetzungen mit Sinn und Methoden der Sozialforschung sowie mit Radiomusik und Radiohörern. Aus dieser Tätigkeit resultierte schließlich eine umfangreiche Untersuchung in englischer Sprache: die unter dem Titel ''Current of Music'' zusammengefassten Studien, die Robert Hullot-Kentor rekonstruiert und herausgegeben hat.<ref>Theodor W. Adorno: ''Current of Music: elements of a radio theory''. Hrsg. von Robert Hullot-Kentor. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006.</ref> Insgesamt betrachtet, fand Adorno in den New Yorker wie in den späteren kalifornischen Emigrationsjahren durch praktische Erfahrungen und Auseinandersetzungen einen Zugang zur empirischen Sozialforschung (GS 10/2: 703–738).
Nachdem er mit Horkheimer 1944 die ''Dialektik der Aufklärung'' abgeschlossen hatte, wurde er Mitarbeiter an dem vom ''Institute of Social Research'' und von der [[University of Berkeley]] gemeinsam bearbeiteten großangelegten Forschungsprojekt zum Thema [[Antisemitismus]].<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 444.</ref> Darauf geht die 1950 veröffentlichte soziologische Studie ''The Authoritarian Personality'' (''[[Autoritäre Persönlichkeit|Die autoritäre Persönlichkeit]]'') zurück, die Vorurteilsstrukturen und den Zusammenhang von [[Autorität]]sgläubigkeit und [[Faschismus]] untersucht. In einem Brief vom 19. Juli 1947 an Horkheimer äußerte sich Lazarsfeld geradezu begeistert über die gelungene Kombination von kritischer und empirischer Sozialforschung.<ref>Emil Walter Busch: ''Geschichte der Frankfurter Schule. Kritische Theorie und Politik''. Fink, München 2010, S. 128.</ref> Die von Adorno verfassten Teile sowie die von ihm und den beteiligten Autoren gemeinsam verfasste Einleitung, ferner das Kapitel über die [[F-Skala (Autoritäre Persönlichkeit)|F-Skala]] (engl. Fassung in GS 9/1: 143-508) ließ er von Milli Weinbrenner, einer Mitarbeiterin des Instituts, übersetzen; erst posthum erschienen diese Texte unter dem Titel ''Studien zum autoritären Charakter'' (1973) auf Deutsch in der Bundesrepublik Deutschland.
Nachdem er mit Horkheimer 1944 die ''Dialektik der Aufklärung'' abgeschlossen hatte, wurde er Mitarbeiter an dem vom ''Institute of Social Research'' und von der [[University of California, Berkeley|University of Berkeley]] gemeinsam bearbeiteten großangelegten Forschungsprojekt zum Thema Antisemitismus.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 444.</ref> Darauf geht die 1950 veröffentlichte soziologische Studie ''The Authoritarian Personality'' ''([[Autoritäre Persönlichkeit|Die autoritäre Persönlichkeit]])'' zurück, die Vorurteilsstrukturen und den Zusammenhang von [[Autorität]]sgläubigkeit und [[Faschismus]] untersucht. In einem Brief vom 19. Juli 1947 an Horkheimer äußerte sich Lazarsfeld geradezu begeistert über die gelungene Kombination von kritischer und empirischer Sozialforschung.<ref>Emil Walter Busch: ''Geschichte der Frankfurter Schule. Kritische Theorie und Politik''. Fink, München 2010, S. 128.</ref> Die von Adorno verfassten Teile sowie die von ihm und den beteiligten Autoren ([[Else Frenkel-Brunswik]], Daniel J. Levinson und R. Nevitt Sanford) gemeinsam verfasste Einleitung, ferner das Kapitel über die [[F-Skala (Autoritäre Persönlichkeit)|F-Skala]] (engl. Fassung in GS 9/1: 143–508) ließ er von Milli Weinbrenner, einer Mitarbeiterin des Instituts, übersetzen; erst posthum erschienen diese Texte unter dem Titel ''Studien zum autoritären Charakter'' (1973) auf Deutsch in der Bundesrepublik Deutschland. 2019 wurde erstmals sein 1947 geschriebener Entwurf eines Schlusskapitels für ''The Authoritarian Personality'' in dem Band ''Bemerkungen zu „The Authoritarian Personality“'' publiziert.
Die von Adorno in den USA gemachten Erfahrungen mit der dort anders betriebenen Soziologie und Sozialforschung, vor allem seine Mitautorschaft an der ''Authoritarian Personality'', bildeten die Grundlage dafür, dass er in Deutschland in den 1950er und 1960er Jahren als einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Soziologie anerkannt wurde. Beigetragen haben dazu auch seine Beiträge zu dem bedeutendsten empirischen Nachkriegsprojekt des Instituts für Sozialforschung: das an die Fragestellungen der ''Authoritarian Personality'' anknüpfende ''[[Gruppendiskussion|Gruppenexperiment]]''.<ref>''Gruppenexperiment. Ein Studienbericht'', bearbeitet von Friedrich Pollock, mit einem Geleitwort von Franz Böhm, erschien 1955 als Band 2 der ''Frankfurter Beiträge zur Soziologie'' in der Europäischen Verlagsanstalt, Frankfurt am Main.</ref> Adorno hatte zu dem abschließenden Forschungsbericht das Kapitel ''Schuld und Abwehr'' und gemeinsam mit Horkheimer das Vorwort verfasst (GS 9/2: 121-324).
Die von Adorno in den USA gemachten Erfahrungen mit der dort anders betriebenen Soziologie und Sozialforschung, vor allem seine Mitautorschaft an der ''Authoritarian Personality'', bildeten die Grundlage dafür, dass er in Deutschland in den 1950er und 1960er Jahren als einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Soziologie anerkannt wurde. Beigetragen haben dazu auch seine Beiträge zu dem bedeutendsten empirischen Nachkriegsprojekt des Instituts für Sozialforschung: das an die Fragestellungen der ''Authoritarian Personality'' anknüpfende ''[[Gruppendiskussion|Gruppenexperiment]]''.<ref>''Gruppenexperiment. Ein Studienbericht'', bearbeitet von Friedrich Pollock, mit einem Geleitwort von Franz Böhm, erschien 1955 als Band 2 der ''Frankfurter Beiträge zur Soziologie'' in der Europäischen Verlagsanstalt, Frankfurt am Main.</ref> Adorno hatte zu dem abschließenden Forschungsbericht das Kapitel ''Schuld und Abwehr'' und gemeinsam mit Horkheimer das Vorwort verfasst (GS 9/2: 121–324).
Unbeschadet dessen hielt er sich nicht zurück mit kritischen Erörterungen über die empirische Sozialforschung. 1952 hielt er die Rede ''[[Zur gegenwärtigen Stellung der empirischen Sozialforschung in Deutschland]]'', in der er deren Bedeutung in modifizierter Form für die [[Kritische Theorie]] betonte (GS 8: 478-531), und in dem erstmals 1957 veröffentlichten Vortrag ''[[Soziologie und empirische Forschung]]'' stellte Adorno seine Kritik an der zeitgenössischen Soziologie und empirischen Sozialforschung dar (GS 8: 196-216). Er hatte zunächst, unter Einbeziehung der aus den USA stammenden Methoden, für den Ausbau der empirischen Sozialforschung in Deutschland und die Verbindung von quantitativen mit qualitativen Verfahren (wie [[Content Analysis]] und [[Gruppendiskussion]]) votiert. Hatte er dabei noch die Möglichkeit einer Verknüpfung von Empirie mit Theorie betont, äußerte er sich später zunehmend skeptischer hinsichtlich einer derartigen Vermittlung.<ref>Wolfgang Bonß: ''Kritische Theorie und empirische Sozialforschung - ein Spannungsverhältnis''. In: Richard Klein / Johann Kreuzer / Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' Metzler, Stuttgart 2011, S. 245f.</ref> Unverhohlen artikulierte er diese Skepsis im sogenannten ''[[Positivismusstreit]]''.
Unbeschadet dessen hielt er sich nicht zurück mit kritischen Erörterungen über die empirische Sozialforschung. 1952 hielt er die Rede ''[[Zur gegenwärtigen Stellung der empirischen Sozialforschung in Deutschland]]'', in der er deren Bedeutung in modifizierter Form für die [[Kritische Theorie]] betonte (GS 8: 478–531), und in dem erstmals 1957 veröffentlichten Vortrag ''[[Soziologie und empirische Forschung]]'' stellte Adorno seine Kritik an der zeitgenössischen Soziologie und empirischen Sozialforschung dar (GS 8: 196–216). Er hatte zunächst, unter Einbeziehung der aus den USA stammenden Methoden, für den Ausbau der empirischen Sozialforschung in Deutschland und die Verbindung von quantitativen mit qualitativen Verfahren (wie [[Inhaltsanalyse]] und [[Gruppendiskussion]]) votiert. Hatte er dabei noch die Möglichkeit einer Verknüpfung von Empirie mit Theorie betont, äußerte er sich später zunehmend skeptischer hinsichtlich einer derartigen Vermittlung.<ref>Wolfgang Bonß: ''Kritische Theorie und empirische Sozialforschung – ein Spannungsverhältnis.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' Metzler, Stuttgart 2011, S. 245f.</ref> Unverhohlen artikulierte er diese Skepsis im sogenannten ''[[Positivismusstreit]]''.
=== Ästhetik und Kulturkritik ===
=== Ästhetik und Kulturkritik ===
Adornos Schriften zur Ästhetik und Kulturkritik sind von den Positionen und Schriften [[Walter Benjamin]]s, mit dem er in regem Austausch stand, stark beeinflusst. Angefangen vom ''Ursprung des deutschen Trauerspiels'' (1928) bis zum ''Passagen-Werk'' dienten sie Adorno als wichtige Inspirationsquellen. Der erkenntniskritischen Vorrede der ''Trauerspiel''-Schrift entnahm Adorno die Anregung, eine spezifische Form des philosophischen Umgangs mit der Kunst zu entwickeln: Nicht begrifflich-deduktiv noch induktiv, sondern konfigurativ durch Anordnung der Phänomene in Konstellationen.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Ästhetische Theorie''. In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Schlüsseltexte der Kritischen Theorie''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 81.</ref> Auf Benjamins berühmte Schrift ''[[Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit]]'' reagierte Adorno jedoch kritisch und verärgert.<ref>Siehe Brief an Walter Benjamin vom 18. März 1936, in: ''Theodor W. Adorno – Walter Benjamin: Briefwechsel 1928–1940''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, S. 168ff. und Brief an Max Horkheimer vom 21. März 1936, in: ''Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: Briefwechsel 1927–1937''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, S. 2003, S. 130 ff.</ref> So hatte Benjamin Film und Kino als [[Avantgarde|avantgardistische]] Medien bezeichnet und sich für sie begeistert, während Adorno darin Auswüchse „technisierterkapitalistischerKunst“ sah.
Adornos Schriften zur Ästhetik und Kulturkritik sind von den Schriften [[Walter Benjamin]]s, mit dem er in regem Austausch stand, stark beeinflusst. Angefangen vom ''Ursprung des deutschen Trauerspiels'' (1928) bis zum ''[[Das Passagen-Werk|Passagen-Werk]]'' dienten sie Adorno als wichtige Inspirationsquellen. Der erkenntniskritischen Vorrede der ''Trauerspiel''-Schrift entnahm Adorno die Anregung, eine spezifische Form des philosophischen Umgangs mit der Kunst zu entwickeln: Nicht begrifflich-deduktiv noch induktiv, sondern konfigurativ durch Anordnung der Phänomene in Konstellationen.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Ästhetische Theorie.'' In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Schlüsseltexte der Kritischen Theorie''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 81.</ref> Auf Benjamins berühmte Schrift ''[[Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit]]'' reagierte Adorno jedoch kritisch und verärgert.<ref>Siehe Brief an Walter Benjamin vom 18. März 1936, in: ''Theodor W. Adorno – Walter Benjamin: Briefwechsel 1928–1940''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, S. 168–177 und Brief an Max Horkheimer vom 21. März 1936, in: ''Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: Briefwechsel 1927–1937''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, S. 2003, S. 130–132.</ref> So hatte Benjamin Film und Kino als [[Avantgarde|avantgardistische]] Medien bezeichnet und sich für sie begeistert, während Adorno darin Auswüchse der [[Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug|Kulturindustrie]] sah.
Ausgangspunkt der kunstphilosophischen Überlegungen Adornos ist die Annahme einer „fundamentalen Differenz von Kunst und gesellschaftlicher Wirklichkeit“. Geschichte und Sein der Kunst rekonstruiert er „unter dem Vorzeichen der Negativität“. Sie ist „das konkrete Negative des allgemeinen Negativen“. Eine überhistorische Definition der Kunst kann es für ihn nicht geben; alle Vorstellungen und Theoreme der Kunstphilosophie werden radikal historisiert. Da das Kunstwerk noch nicht vollständig in die gesellschaftliche Totalität integriert ist, bildet es den [[Archimedischer Punkt|archimedischen Punkt]], von dem aus historische Erkenntnisse möglich werden.<ref>Britta Scholze: ''Kunst als Kritik. Adornos Weg aus der Dialektik''. Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, S. 97.</ref>
==== Ästhetische Theorie ====
==== Ästhetische Theorie ====
{{Hauptartikel|Ästhetische Theorie}}
{{Hauptartikel|Ästhetische Theorie}}
Der Philosoph [[Günter Figal]] sieht in der posthum erschienenen, von Autor selbst nicht abgeschlossenen ''Ästhetischen Theorie'' Adornos Hauptwerk und Vermächtnis. Sie sei der Versuch, auf die Erfahrung des unverfügbaren „Individuellen und Nichtidentischen in der Kunst aufmerksam zu machen“. Konsequenter als in seinen anderen Schriften setze Adorno hier seine Leitbegriffe als eine Vielzahl von Zentren ein, um die sich seine Reflexionen bilden, und die erst in der Konstellation zueinander ein Ganzes ergäben.<ref>Günter Figal: ''Kritische Theorie. die Philosophen der Frankfurter Schule und ihr Umkreis''. In: Anton Hügli / Poul Lübcke (Hrsg.): ''Philosophie im 20. Jahrhundert'',Bd. 1: ''Phänomenologie, Hermeneutik, Existenzphilosophie und Kritische Theorie''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, S. 336.</ref> Auch Figals Kollege, [[Rüdiger Bubner]], sieht in dem [[Torso]] „das eigentliche philosophische Vermächtnis“ Adornos, dessen Thema „die Konvergenz von Erkenntnis und Kunst“ sei.<ref>Rüdiger Bubner: ''Kann Theorie ästhetisch werden? Zum Hauptmotiv der Philosophie Adornos''. In: Burkhardt Lindner / W. Martin Lüdke (Hrsg): ''Materialien zur ästhetischen Theorie. Theodor W. Adornos Konstruktion der Moderne''. Suhrkamp, Frankfurt am Main, S. 108-137.</ref> Der Germanist [[Gerhard Kaiser (Germanist)|Gerhard Kaiser]] versteht Adornos Kritische Theorie im Wesentlichen als „ästhetische Theorie“: In ihr würden „alle Motive seines Denkens enggeführt“.<ref>Gerhard Kaiser: ''Theodor W. Adornos „Ästhetische Theorie“''. In: Ders.: ''Benjamin. Adorno. Zwei Studien''. Athenäum, Frankfurt am Main 1974, S. 109.</ref>
Der Philosoph [[Günter Figal]] sieht in der posthum erschienenen, vom Autor selbst nicht abgeschlossenen ''Ästhetischen Theorie'' Adornos Hauptwerk und Vermächtnis. Sie sei der Versuch, auf die Erfahrung des unverfügbaren „Individuellen und Nichtidentischen in der Kunst aufmerksam zu machen“. Konsequenter als in seinen anderen Schriften setze Adorno hier seine Leitbegriffe als eine Vielzahl von Zentren ein, um die sich seine Reflexionen bildeten und die erst in der Konstellation zueinander ein Ganzes ergäben.<ref>Günter Figal: ''Kritische Theorie. die Philosophen der Frankfurter Schule und ihr Umkreis.'' In: [[Anton Hügli]], Poul Lübcke (Hrsg.): ''Philosophie im 20. Jahrhundert.'' Band 1: ''Phänomenologie, Hermeneutik, Existenzphilosophie und Kritische Theorie''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, S. 336.</ref> Der [[Germanistik|Germanist]] [[Gerhard Kaiser (Germanist, 1927)|Gerhard Kaiser]] versteht Adornos Kritische Theorie im Wesentlichen als „ästhetische Theorie“: In ihr würden „alle Motive seines Denkens enggeführt“.<ref>Gerhard Kaiser: ''Theodor W. Adornos „Ästhetische Theorie“.'' In: Ders.: ''Benjamin. Adorno. Zwei Studien''. Athenäum, Frankfurt am Main 1974, S. 109.</ref>
Die zentrale These des Werks lautet für Günter Figal, dass Kunst das „Ergebnis einer rationalen Konstruktion“ ist, die das vielfältige „Material“ (Klänge, Worte, Farben, Holz, Metall etc.) zu einer Einheit stimmig zusammenfügt. Im Kunstwerk würde „das Material in seiner Individualität freigesetzt“ und dadurch das „Nichtidentische“ gerettet.<ref>Günter Figal: ''Kritische Theorie. die Philosophen der Frankfurter Schule und ihr Umkreis''. In: Anton Hügli / Poul Lübcke (Hrsg.): ''Philosophie im 20. Jahrhundert'',Bd. 1: ''Phänomenologie, Hermeneutik, Existenzphilosophie und Kritische Theorie''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, S. 332f.</ref> Obwohl zweckmäßig gestaltet, erscheine das Kunstwerk im Resultat als sei es naturhaft erzeugt, weil das vermögende Gestalten selbst der „Natur im Subjekt“ ([[Immanuel Kant]]) zugehört - sei es als vorgeistige Sinnlichkeit oder als kreatürlicher Reflex. Gelingen kann die Konstruktion nur, wenn sie sich den zugrundeliegenden sinnlichen Impulsen (des Subjekts und des Materials) mimetisch anschmiegt.<ref>Gunzelin Schmidt Noerr: ''Das Eingedenken der Natur im Subjekt. Zur Dialektik von Vernunft und Natur in der Kritischen Theorie Horkheimers, Adornos und Marcuses. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990. S. IXf., 146, 150.</ref> Adorno versteht Kunst nicht als Nachahmung der Natur, sondern des ''Naturschönen'', das für Menschen etwas Überwältigendes habe, aber in seiner „Nichtgemachtheit“ sich menschlicher Verständlichkeit gleichzeitig entziehe.<ref>Ruth Sonderegger: ''Ästhetische Theorie''. In: Richard Klein / Johann Kreuzer / Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 416.</ref>
Die zentrale These des Werks lautet für Günter Figal, dass Kunst das „Ergebnis einer rationalen Konstruktion“ ist, die das vielfältige „Material“ (Klänge, Worte, Farben, Holz, Metall etc.) zu einer Einheit stimmig zusammenfügt. Im Kunstwerk würde „das Material in seiner Individualität freigesetzt“ und dadurch das „Nichtidentische“ gerettet.<ref>Günter Figal: ''Kritische Theorie. die Philosophen der Frankfurter Schule und ihr Umkreis.'' In: Anton Hügli, Poul Lübcke (Hrsg.): ''Philosophie im 20. Jahrhundert.'' Band 1: ''Phänomenologie, Hermeneutik, Existenzphilosophie und Kritische Theorie''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, S. 332 f.</ref> Obwohl zweckmäßig gestaltet, erscheine das Kunstwerk im Resultat, als sei es naturhaft erzeugt, weil das vermögende Gestalten selbst der „Natur im Subjekt“ (Immanuel Kant) zugehört – sei es als vorgeistige Sinnlichkeit oder als kreatürlicher Reflex. Adorno versteht Kunst nicht als Nachahmung der Natur, sondern des ''Naturschönen'', das für Menschen etwas Überwältigendes habe, aber in seiner „Nichtgemachtheit“ sich menschlicher Verständlichkeit gleichzeitig entziehe.<ref>Ruth Sonderegger: ''Ästhetische Theorie.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 416.</ref>
Bereits im einleitenden Abschnitt der ''Ästhetischen Theorie'' spricht Adorno vom „Doppelcharakter der Kunst als autonom und als fait social“ (GS 7: 16). Der von [[Emile Durkheim]] übernommene Begriff des „faitsocial“ bezeichnet einen gesellschaftlich erzeugten Tatbestand. Kunstwerke sind in die herrschenden Produktionsverhältnisse eingebunden und als Produkte gesellschaftlicher Arbeit (GS 7: 337) auch verkäufliche Waren. Ihre Autonomie ist eine sozial determinierte (GS 7: 313); sie wurde „mühsam der Gesellschaft abgezwungen“ (GS 7: 353). Autonomie verkörpere das Kunstwerk darin, dass es allein seinem eigenen Formgesetz gehorche. Aus ihrer Autonomie folge, dass Kunstwerke funktionslos sind: „Soweit von Kunstwerken eine gesellschaftliche Funktion sich prädizieren lässt, ist es ihre Funktionslosigkeit“ (GS 7: 337). In ihrer unversöhnlichen Gegenposition zur Gesellschaft behauptet die Kunst ihre Autonomie: „Indem sie sich als Eigenes in sich kristallisiert, statt bestehenden gesellschaftlichen Normen zu willfahren und als ‚gesellschaftlich nützlich’ sich zu qualifizieren, kritisiert sie die Gesellschaft, durch ihr bloßes Dasein“ (GS 7: 337).
Bereits im einleitenden Abschnitt der ''Ästhetischen Theorie'' spricht Adorno vom „Doppelcharakter der Kunst als autonom und als [[Sozialer Tatbestand|fait social]]“ (GS 7: 16). Der von [[Émile Durkheim]] übernommene Begriff des ''fait social'' bezeichnet einen gesellschaftlich erzeugten [[Tatbestand]] (weiter Sinn). Kunstwerke sind in die herrschenden Produktionsverhältnisse eingebunden und als Produkte gesellschaftlicher Arbeit (GS 7: 337) auch verkäufliche Waren. Ihre Autonomie ist eine sozial determinierte (GS 7: 313); sie wurde „mühsam der Gesellschaft abgezwungen“ (GS 7: 353). Autonomie verkörpere das Kunstwerk darin, dass es allein seinem eigenen Formgesetz gehorche. Aus ihrer Autonomie folge, dass Kunstwerke funktionslos sind: „Soweit von Kunstwerken eine gesellschaftliche Funktion sich prädizieren lässt, ist es ihre Funktionslosigkeit“ (GS 7: 337). In ihrer unversöhnlichen Gegenposition zur Gesellschaft behauptet die Kunst ihre Autonomie: „Indem sie sich als Eigenes in sich kristallisiert, statt bestehenden gesellschaftlichen Normen zu willfahren und als ‚gesellschaftlich nützlich‘ sich zu qualifizieren, kritisiert sie die Gesellschaft, durch ihr bloßes Dasein“ (GS 7: 337).
Als Utopie repräsentiere Kunst das schwarz verhängte „noch nicht Seiende“, die „imaginäre Wiedergutmachung der Katastrophe Weltgeschichte“ (GS 7: 204). Adornos Satz – „In jedem genuinen Kunstwerk erscheint etwas, was es nicht gibt“ (GS 7: 127) – verweist auf ein Glücksversprechen ([[Stendhal]]s ''promesse du bonheur''), das als „Totalnegation der gegebenen Wirklichkeit“ gelesen werden kann. Glück gibt es nur „als Erscheinung, die [[Eschatologie|eschatologisch]] der Erfüllung harrt“.<ref>Norbert Schneider: ''Geschichte der Ästhetik von der Aufklärung bis zur Postmoderne''. Reclam, Stuttgart, S. 184.</ref>
Als [[Utopie]] repräsentiere Kunst das schwarz verhängte „noch nicht Seiende“, die „imaginäre Wiedergutmachung der Katastrophe Weltgeschichte“ (GS 7: 204). Adornos Satz – „In jedem genuinen Kunstwerk erscheint etwas, was es nicht gibt“ (GS 7: 127) – verweist auf ein Glücksversprechen ([[Stendhal]]s ''promesse du bonheur''), das als „Totalnegation der gegebenen Wirklichkeit“ gelesen werden kann. Glück gibt es nur „als Erscheinung, die [[Eschatologie|eschatologisch]] der Erfüllung harrt“.<ref>Norbert Schneider: ''Geschichte der Ästhetik von der Aufklärung bis zur Postmoderne''. Reclam, Stuttgart, S. 184.</ref>
==== Literatur: Interpretation und Kritik ====
==== Literatur: Interpretation und Kritik ====
Der philosophischen Dechiffrierung von Dichtung sind seine unter dem Titel ''Noten zur Literatur'' zusammengefassten Essays gewidmet (GS 11). Neben dem für die Schreib- und Gestaltungsweise Adornos programmatischen Eröffnungsessay ''Der Essay als Form'' enthalten sie die in der Fachwelt mit großer Resonanz aufgenommenen Essays über [[Joseph von Eichendorff|Eichendorff]] und [[Friedrich Hölderlin|Hölderlin]] sowie über Goethes [[Iphigenie]] und [[Samuel Beckett]]s ''Endspiel''. In den beiden Essays, die einem einzelnen Werk gewidmet sind, gelinge Adorno, [[Jan Philipp Reemtsma]] zufolge, „die Synthese von Deutung eines Fremden und Explikation eigenster Intentionen“.<ref>Jan Philipp Reemtsma: ''Der Traum von der Ich-Ferne. Adornos literarische Aufsätze''. In: ''Mittelweg 36'', 12. Jg., Heft 6/2003, S. 27.</ref>
Der philosophischen Dechiffrierung von Dichtung sind Adornos unter dem Titel ''Noten zur Literatur'' zusammengefassten Essays gewidmet (GS 11). Neben dem für die Schreib- und Gestaltungsweise Adornos programmatischen Eröffnungsessay ''Der Essay als Form'' enthalten sie die in der Fachwelt mit großer Resonanz aufgenommenen Essays über [[Joseph von Eichendorff|Eichendorff]] und [[Friedrich Hölderlin|Hölderlin]] sowie über [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethes]] ''[[Iphigenie auf Tauris]]'' und [[Samuel Beckett]]s ''[[Endspiel (Beckett)|Endspiel]]''. In den beiden Essays, die einem einzelnen Werk gewidmet sind, gelinge Adorno, [[Jan Philipp Reemtsma]] zufolge, „die Synthese von Deutung eines Fremden und Explikation eigenster Intentionen“.<ref>Jan Philipp Reemtsma: ''Der Traum von der Ich-Ferne. Adornos literarische Aufsätze.'' In: ''Mittelweg 36.'' 12. Jg., Heft 6/2003, S. 27.</ref>
In polemischer Auseinandersetzung mit [[Georg Lukács]]' Theorie des literarischen Realismus ''(Erpreßte Versöhnung)'' und mit einem Essay, der [[JeanPaul Sartre]]s Schrift ''Was ist Literatur?'' zum Anlass für die kritische Abfertigung der engagierten Literatur nimmt, expliziert er in bestimmter Negation seine eigene normative Literaturtheorie. Danach sollten literarische Kunstwerke weder durch kritische Widerspiegelung der objektiven Wirklichkeit noch durch Aufzeigen von Alternativen zu ihr, sondern „durch nichts anderes als ihre Gestalt dem Weltlauf widerstehen“ (GS 11: 413). Allein die rücksichtlos autonome Literatur, „die jedes Engagement für die Welt […] gekündigt“ hat (GS 11: 425), dünkt Adorno, neben der avancierten Musik, alseinen „letzten Ort für den ‚Vor-Schein‘ des Utopischen als eines möglichen Anderen“.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 541.</ref> So erklärt er auch den „Künstler, der das Kunstwerk trägt“, zum „Statthalter des gesellschaftlichen Gesamtsubjekts“ (GS 11: 126).
In polemischer Auseinandersetzung mit Georg Lukács’ Theorie des literarischen Realismus ''(Erpreßte Versöhnung)'' und mit einem Essay, der [[Jean-Paul Sartre]]s Schrift ''Was ist Literatur?'' zum Anlass für die kritische Abfertigung der engagierten Literatur nimmt, expliziert er in bestimmter Negation seine eigene normative Literaturtheorie. Danach sollten literarische Kunstwerke weder durch kritische Widerspiegelung der objektiven Wirklichkeit noch durch Aufzeigen von Alternativen zu ihr, sondern „durch nichts anderes als ihre Gestalt dem Weltlauf widerstehen“ (GS 11: 413). Allein die rücksichtslos autonome Literatur, „die jedes Engagement für die Welt […] gekündigt“ hat (GS 11: 425), dünkt Adorno, neben der avancierten Musik, ein „letzte[r] Ort für den ‚Vor-Schein‘ des Utopischen als eines möglichen Anderen“.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 541.</ref> So erklärt er auch den „Künstler, der das Kunstwerk trägt“, zum „Statthalter des gesellschaftlichen Gesamtsubjekts“ (GS 11: 126).
==== Kulturkritische Schriften ====
==== Kulturkritische Schriften ====
Die kulturkritischen Schriften Adornos umfassen zwei umfangreiche Bände (GS 10/1 und 10/2), beginnend mit der frühen Aufsatzsammlung ''Prismen. Kulturkritik und Gesellschaft'', die verstreut publizierte Arbeiten aus den Jahren 1950 bis 1953 versammelt und 1955 erstmals im Suhrkamp Verlag erschien. Sie enthalten die Essays ''Charakteristik Benjamins'' und ''Aufzeichnungen zu [[Franz Kafka|Kafka]]''. Eineerneutepolemische Auseinandersetzung mit dem Jazz: ''Zeitlose Mode. Zum Jazz'' wiederholt die pejorativen Urteile des frühen Aufsatzes ''Über Jazz'' von 1936, den er als Bestandteil der kommerziellen Popularmusik<ref>Markus Fahlbusch: ''Über Jazz''. In: In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Schlüsseltexte der Kritischen Theorie''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 19.</ref> und als „falsche Liquidation der Kunst“ (GS 10/1: 127) abwertet.
Die kulturkritischen Schriften Adornos umfassen zwei umfangreiche Bände (GS 10/1 und 10/2), beginnend mit der frühen Aufsatzsammlung ''Prismen. Kulturkritik und Gesellschaft'', die verstreut publizierte Arbeiten aus den Jahren 1950 bis 1953 versammelt und 1955 erstmals im Suhrkamp Verlag erschien. Sie enthalten die Essays ''Charakteristik Benjamins'' und ''Aufzeichnungen zu [[Franz Kafka|Kafka]]''. In einer neuerlichen polemischen Auseinandersetzung mit dem [[Jazz]]: ''Zeitlose Mode. Zum Jazz'' wiederholt er die pejorativen Urteile des frühen Aufsatzes ''Über Jazz'' von 1936, den er als Bestandteil der kommerziellen Popularmusik<ref>Markus Fahlbusch: ''Über Jazz.'' In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Schlüsseltexte der Kritischen Theorie''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 19.</ref> und als „falsche Liquidation der Kunst“ (GS 10/1: 127) abwertet.
In dem Aufsatz ''Kulturkritik und Gesellschaft'' formulierte Adorno eine seiner umstrittensten Aussagen: „[[Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch]]“. Das apodiktisch formulierte Verdikt erlangte wie kaum eine andere Aussage zur Gegenwartsliteratur eine solche Bekanntheit, dass sie über Jahrzehnte hinweg kontrovers diskutiert wurde und Adorno zu mehrfachen Erklärungen und Modifikationen motivierte, ohne dass er die zentrale Botschaft über das schmähliche Versagen der Kultur angesichts [[KZ Auschwitz|Auschwitz]] zurücknahm. „Ihr Missverhältnis zum geschehenen und drohenden Grauen verdammt sie zum Zynismus“, heißt es in der ''Ästhetischen Theorie'' überdie „nach der Katastrophe auferstandenen Kultur“ (GS 7: 348).
In dem Aufsatz ''Kulturkritik und Gesellschaft'' formuliert Adorno eine seiner umstrittensten Aussagen: „[[Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch]]“. Das [[Apodiktische Aussage|apodiktisch]] formulierte Verdikt erlangte wie kaum eine andere Aussage zur Gegenwartsliteratur eine solche Bekanntheit, dass sie über Jahrzehnte hinweg kontrovers diskutiert wurde und Adorno zu mehrfachen Erklärungen und Modifikationen motivierte, ohne dass er die zentrale Botschaft über das schmähliche Versagen der Kultur angesichts [[KZ Auschwitz|Auschwitz]] zurücknahm. „Ihr Missverhältnis zum geschehenen und drohenden Grauen verdammt sie zum [[Zynismus]]“, heißt es in der ''Ästhetischen Theorie'' von der „nach der Katastrophe auferstandenen Kultur“ (GS 7: 348).
Neben ideologiekritischen Essays über [[Karl Mannheim]], [[Oswald Spengler]], [[Thorstein Veblen]] und [[Aldous Huxley]] enthalten die Bände Beiträge, die, als ''Kritische Modelle'' ausgewiesen, für Adornos Texte ein bis dato ungewohntes Interesse an praktischem Eingreifen in gesellschaftliche und politische Prozesse bekunden. Dazu gehören, neben seinen weit über die Kreise der kritischen Pädagogik hinaus aufgenommenen Vorträge ''Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit'' (1959) und ''Erziehung nach Auschwitz'' (1966), Fragen zu Sexualtabus heute, Fernsehkonsum, Lehrerausbildung etc., allerdings auch die dezidierte Absage an die ihm von aufbegehrenden Studenten abgeforderte Solidarisierung mit ihren Protestaktionen (''Marginalien zu Theorie und Praxis'' sowie ''Resignation'', in GS.10/2: 759ff., 794ff.).
Neben ideologiekritischen Essays über [[Karl Mannheim]], [[Oswald Spengler]], [[Thorstein Veblen]] und [[Aldous Huxley]] enthalten die Bände Beiträge, die, als ''Kritische Modelle'' ausgewiesen, für Adornos Texte ein bis dato ungewohntes Interesse an praktischem Eingreifen in gesellschaftliche und politische Prozesse bekunden. Dazu gehören, neben seinen weit über die Kreise der kritischen Pädagogik hinaus aufgenommenen Vorträgen ''Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit'' (1959)<ref>[http://www.aawe.blogsport.de/images/Theodor20W20Adorno2020Was20heisst.pdf ''Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit'']</ref> und ''[[Erziehung nach Auschwitz]]'' (1966), Fragen zu Sexualtabus heute, Fernsehkonsum, Lehrerausbildung etc., allerdings auch die dezidierte Absage an die ihm von aufbegehrenden Studenten abgeforderte Solidarisierung mit ihren Protestaktionen (''Marginalien zu Theorie und Praxis'' sowie ''Resignation'' in GS 10/2).
==== Kulturindustrie ====
==== Kulturindustrie ====
{{Hauptartikel|Kulturindustrie}}
{{Hauptartikel|Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug}}
Das ''[[Kulturindustrie]]''-Kapitel in der ''Dialektik der Aufklärung'' lässt deutlicher als andere Partien des Buches die Handschrift Adornos erkennen.<ref>Angela Keppler: ''Ambivalenzen der Kulturindustrie''. In: In: Richard Klein / Johann Kreuzer / Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 253.</ref> Sein Thema ist die „ästhetische Barbarei heute“ (GS 3: 152). Im Gegensatz zur authentischen Kunst, die die Widersprüche des gesellschaftlichen Systems wenigstens zum Sprechen bringe und ein Bewusstsein radikaler Veränderung aufrechterhalte, würden die Machwerke der Kulturindustrie den Menschen das Verlangen nach Selbsterkenntnis und Selbstbestimmung austreiben.<ref>Angela Keppler: ''Ambivalenzen der Kulturindustrie''. In: In: Richard Klein / Johann Kreuzer / Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 253f.</ref> Kino, Radio, Fernsehen, Jazz, Magazine und der organisierte Sport werden als die Medien benannt, die für eine zunehmende „Uniformierung des individuellen Handelns, Denkens und Fühlens“ sorgen.<ref>Angela Keppler: ''Ambivalenzen der Kulturindustrie''. In: In: Richard Klein / Johann Kreuzer / Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 254.</ref> Der Begriff „Industrie“ bezieht sich auf die Standardisierung der Produkte und die Rationalisierung der Verbreitungstechniken (GS 10/1: 339).
Das ''[[Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug|Kulturindustrie]]''-Kapitel in der ''Dialektik der Aufklärung'' lässt deutlicher als andere Partien des Buches die Handschrift Adornos erkennen.<ref>Angela Keppler: ''Ambivalenzen der Kulturindustrie.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 253.</ref> Sein Thema ist die „ästhetische Barbarei heute“ (GS 3: 152). Im Gegensatz zur authentischen Kunst, die die Widersprüche des gesellschaftlichen Systems wenigstens zum Sprechen bringe und ein Bewusstsein radikaler Veränderung aufrechterhalte, würden die Produkte der Kulturindustrie den Menschen das Verlangen nach Selbsterkenntnis und Selbstbestimmung austreiben.<ref>Angela Keppler: ''Ambivalenzen der Kulturindustrie.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 253f.</ref> Kino, Radio, Fernsehen, Jazz, Magazine und der organisierte Sport werden als die Medien benannt, die eine zunehmende „Uniformierung des individuellen Handelns, Denkens und Fühlens“ bewerkstelligen.<ref>Angela Keppler: ''Ambivalenzen der Kulturindustrie.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung''. Metzler, Stuttgart 2011, S. 254.</ref> Der These, Adorno habe den Film grundsätzlich als Kunstform verachtet, widerspricht Detlev Clausen mit dem Hinweis auf Adornos Wertschätzung von [[Charlie Chaplin|Chaplin]] und [[Fritz Lang]], mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband.<ref>Detlev Clausen: ''Theodor W. Adorno. Ein letztes Genie''. Fischer, Frankfurt am Main 2003, S. 198–212.</ref> Der Begriff „Industrie“ bezieht sich auf die Standardisierung der Produkte und die Rationalisierung der Verbreitungstechniken (GS 10/1: 339).
=== Demokratische Pädagogik ===
=== Pädagogik ===
[[Jürgen Habermas]] hatineinemVortragüberjüdischeRemigrantenaufeineandereSeitedesGesellschaftskritikersAdornoaufmerksamgemacht.<ref>Jürgen Habermas: ''Grossherzige Remigranten. Über jüdische Philosophen in der frühen Bundesrepublik. Eine persönliche Erinnerung''. In: ''Neue Zürcher Zeitung'' vom 2. Juli 2011. [http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/literatur_und_kunst/grossherzige_remigranten-1.11143533 (online auf: ''nzz.ch'')]</ref> InzahlreichenöffentlichenAuftrittenundVorträgenhabe sich dervermeintlichpessimistischeSozialphilosophundresignativeIntellektuelleals„reformistischer,geradezusozialdemokratischer[…]Volkspädagoge“<ref>JürgenHabermas: ''GrossherzigeRemigranten. ÜberjüdischePhilosophenin der frühenBundesrepublik.EinepersönlicheErinnerung''. In: ''NeueZürcherZeitung'' vom 2. Juli2011.</ref>gezeigt, derdasProgrammderamerikanischenBesatzungsmächtezurdemokratischenUmerziehung(''[[Re-Education]]'')derDeutschenernst nahm.<ref>VolkerHeins: ''„Nichtbangemachenlassen!“Adornosunveröffentlichte Vorträge.'' In: ''WestEnd'', 8. Jg.,Heft 2/2011, S.116–126.</ref>
Adorno hat sich an verschiedenen Stellen mit pädagogischen Fragen der moralisch richtigen Form von Bildung und Erziehung auseinandergesetzt. Einen Großteil seiner – doch eher überschaubar gehaltenen – Auslassungen zur Pädagogik stellen die in den ''Gesammelten Schriften'' verstreuten und 1970 unter dem Titel ''Erziehung zur Mündigkeit'' gesondert publizierten Arbeiten und Rundfunkbeiträge der 1960er-Jahre dar.<ref>Jürgen Vogt: ''Musikpädagogik nach 1945''. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' 2. Auflage. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2019, S. 187.</ref> Entgegen der Auffassung [[Jürgen Habermas]]’, der von einer Kluft „zwischen dem reformistischen, geradezu sozialdemokratischen Volkspädagogen und dem rabenschwarzen Totalitätsdenken des Philosophen“<ref>Jürgen Habermas: ''Grossherzige Remigranten. Über jüdische Philosophen in der frühen Bundesrepublik. Eine persönliche Erinnerung.'' In: ''Neue Zürcher Zeitung.'' vom 2. Juli 2011. [https://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/literatur_und_kunst/grossherzige_remigranten-1.11143533 (online auf: ''nzz.ch'')]</ref> sprach, ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass sich auch in Adornos pädagogischen Ausführungen eine bemerkenswerte Kontinuität zum moralphilosophischen Gehalt der Philosophie einer ''Negativen Dialektik'' feststellen lässt.<ref>Eine knapp gefasste Darstellung im Rahmen der Musikpädagogik bietet Jürgen Vogt: ''Musikpädagogik nach 1945''. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' 2. Auflage. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2019, S. 187–193. Für eine ausführliche Diskussion des pädagogischen Ansatzes Adornos s. Alfred Schäfer: ''Theodor W. Adorno. Ein pädagogisches Porträt''. 2. Auflage. Beltz, Weinheim 2017.</ref>
==== Erziehung zur Mündigkeit ====
Der [[Kulturwissenschaft]]ler Volker Heins hat nach erster Durchsicht der ab Herbst 2012 im [[Suhrkamp Verlag]] zur Veröffentlichung anstehenden Publikationen Adornos mit „improvisierten Vorträgen“ (2 Bände) und mit „Gesprächen, Diskussionen und Interviews“ (3 Bände) bei ihm eine „aufklärerische Prämisse der Einsichtsfähigkeit und Erziehbarkeit des Publikums“ entdeckt,<ref>Volker Heins: ''„Nicht bange machen lassen!“ Adornos unveröffentlichte Vorträge.'' In: ''WestEnd'', 8. Jg., Heft 2/2011, S. 119.</ref> die deutliche Spannungen „zwischen seiner Kritischen Theorie und der Rhetorik seiner öffentlichen Vorträge“<ref>Volker Heins: ''„Nicht bange machen lassen!“ Adornos unveröffentlichte Vorträge.'' In: ''WestEnd'', 8. Jg., Heft 2/2011, S. 124.</ref> erkennen ließen. Als einer der bekanntesten pädagogischen Texte Adornos gilt sein Vortrag von 1966 im Hessischen Rundfunk ''Erziehung nach Auschwitz'' (GS 10/2: 674–690).
Jürgen Habermas hat in einem Vortrag über jüdische Remigranten auf eine andere Seite des Gesellschaftskritikers Adorno aufmerksam gemacht.<ref>Jürgen Habermas: ''Grossherzige Remigranten. Über jüdische Philosophen in der frühen Bundesrepublik. Eine persönliche Erinnerung.'' In: ''Neue Zürcher Zeitung.'' vom 2. Juli 2011. [https://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/literatur_und_kunst/grossherzige_remigranten-1.11143533 (online auf: ''nzz.ch'')]</ref> In zahlreichen öffentlichen Auftritten und Vorträgen habe sich der vermeintlich pessimistische Sozialphilosoph und resignative Intellektuelle als „reformistischer, geradezu sozialdemokratischer […] Volkspädagoge“<ref>Jürgen Habermas: ''Grossherzige Remigranten. Über jüdische Philosophen in der frühen Bundesrepublik. Eine persönliche Erinnerung.'' In: ''Neue Zürcher Zeitung.'' vom 2. Juli 2011.</ref> gezeigt, der das Programm der amerikanischen Besatzungsmächte zur demokratischen Umerziehung ''([[Reeducation]])'' der Deutschen ernst nahm.<ref>Volker Heins: ''„Nicht bange machen lassen!“ Adornos unveröffentlichte Vorträge.'' In: ''WestEnd.'' 8. Jg., Heft 2/2011, S. 116–126.</ref> Bei allem in der akademischen Lehre vertretenen Negativismus und aller theoretischen Aufklärungskritik habe Adorno in der Öffentlichkeit „eine kantische Erziehung zur Mündigkeit“ praktiziert.<ref>Jürgen Habermas: ''Ein Brief.'' In: Rainer Erd, Dietrich Hoß, Otto Jacobi, Peter Noller (Hrsg.): ''Kritische Theorie und Kultur.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, S. 393.</ref> Emil Walter-Busch argumentiert, dass aus der Erkenntnis der Unmöglichkeit umwälzender Praxis in der Gegenwart Adorno mit bescheidenen Mitteln versucht habe, dem gesellschaftlichen Unheil entgegenzuarbeiten. Er tat dies insbesondere mit drei allgemeinverständlichen Vorträgen: ''Was bedeutet Aufarbeitung der Vergangenheit'' (1959; GS 10/2: 555–575), ''Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute'' (1962; GS 20/1: 360–383) und, als einer seiner bekanntesten pädagogischen Texte, ''[[Erziehung nach Auschwitz]]'' (1966; GS 10/2: 674–690).
Der [[Kulturwissenschaft]]ler [[Volker Heins]] hat nach der ersten Durchsicht der im [[Suhrkamp Verlag]] zur Veröffentlichung anstehenden Publikationen Adornos mit „improvisierten Vorträgen“ (2 Bände) und mit „Gesprächen, Diskussionen und Interviews“ (3 Bände) bei ihm eine „aufklärerische Prämisse der Einsichtsfähigkeit und Erziehbarkeit des Publikums“ entdeckt,<ref>Volker Heins: ''„Nicht bange machen lassen!“ Adornos unveröffentlichte Vorträge.'' In: ''WestEnd.'' 8. Jg., Heft 2/2011, S. 119.</ref> die deutliche Spannungen „zwischen seiner Kritischen Theorie und der Rhetorik seiner öffentlichen Vorträge“<ref>Volker Heins: ''„Nicht bange machen lassen!“ Adornos unveröffentlichte Vorträge.'' In: ''WestEnd.'' 8. Jg., Heft 2/2011, S. 124.</ref> erkennen lasse.
Die vorgesehene zweibändige Publikation kam nicht zustande. Aus diesem Fundus stammt die Einzelveröffentlichung ''Aspekte des neuen Rechtsradikalismus'',<ref>Theodor W. Adorno: ''Aspekte des neuen Rechtsradikalismus – Ein Vortrag''. Suhrkamp, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-58737-9.</ref><ref>Nach Jens-Christian Rabe, dem Literaturkritiker der ''Süddeutschen Zeitung'', habe der Suhrkamp Verlag mit diesem Vortrag begonnen, die für ein allgemeines Publikum in den Fünfziger- und Sechzigerjahren gehaltenen Vorträge herauszugeben. Weitere sollen ihm später folgen. ''Süddeutsche zeitung'' vom 20./21. Juli 2019, S. 15.</ref> die einen im April 1967 auf Einladung des Verbands Sozialistischer Studenten Österreichs an der Wiener Universität gehaltenen Vortrag enthält. In ihm setzte sich Adorno mit dem damaligen Aufstieg der [[Die Heimat|NPD]] auseinander. Im Herbst 2019 erschien ein von Michael Schwarz herausgegebener Sammelband mit nach Tonbandaufnahmen und Abschriften rekonstruierten ''Vorträgen 1949–1968'', der jedoch neben bildungspolitischen auch kultur- und musikkritische Vorträge enthält.<ref>Theodor W. Adorno: ''Vorträge 1949–1968''. Hrsg. von Michael Schwarz. Suhrkamp, Berlin 2019.</ref>
==== Halbbildung ====
Eine für die Pädagogik im Rahmen der [[Bildungstheorie]]<ref>Exemplarisch dazu Tobias Lensch: ''Bildungsphilosophie und Kritische Theorie. Die Frankfurter Schule und der Begriff der Bildung''. Academia, Baden-Baden 2022, ISBN 978-3-9857205-5-2, S. 54–108.</ref> bedeutsam gewordene Schrift ist Adornos ''Theorie der Halbbildung'' (1959). In diesem kurzen, aber programmatischen Essay übt Adorno eine radikale Kritik am [[Bildung]]sbegriff. Bildung ist für ihn
{{Zitat
|Text=zu sozialisierter Halbbildung geworden, der Allgegenwart des entfremdeten Geistes. Nach Genesis und Sinn geht sie nicht der Bildung voran, sondern folgt auf sie.
|Autor=''Theorie der Halbbildung''
|ref=<ref>GS 8: 93.</ref>}}
Dies ist nun so zu verstehen, dass Adorno die Aufgabe von Bildung gerade darin sieht, sie als in sich gespalten zu begreifen: Bildung oszilliert für ihn zwischen denkbaren, aber gesellschaftlich niemals einholbaren Bezugspunkten wie „Autonomie und Freiheit“ (GS 8: 104) und der gesellschaftlichen Wirklichkeit, in die die Menschen verstrickt sind – damit zwischen einer vorgestellten Idee von Bildung und der gesellschaftlichen Vereinnahmung dieser Idee – Halbbildung.<ref>Alfred Schäfer: ''Theodor W. Adorno. Ein pädagogisches Porträt''. 2. Auflage. Beltz, Weinheim 2017, S. 38 f.</ref> Für Adorno bedeutet diese Gegensätzlichkeit von Bildung und Halbbildung als ihrer sozialisierten Form aber zunächst nichts „Schlechtes“, im Gegenteil, Zweck seiner bildungstheoretischen Bemühungen ist die Offenhaltung des „Kraftfeld[es], das Bildung hieß“ (GS 8: 96).
Die Strategie, die er verwendet, um dies einsichtig zu machen, ist die der [[Bestimmte Negation|bestimmten Negation]]:<ref>Alfred Schäfer: ''Theodor W. Adorno. Ein pädagogisches Porträt''. 2. Auflage. Beltz, Weinheim 2017, S. 103.</ref> Diese an Hegel angelehnte Vorgehensweise stellt nicht nur den moralphilosophischen Kern seiner Gesellschaftskritik dar (s. dazu an mehreren Stellen weiter oben), sondern liegt auch seinen pädagogischen Überlegungen zugrunde. Die Inszenierung der Bildung als Halbbildung, als „der vom Fetischcharakter der Ware ergriffene Geist“ (GS 8: 108), ist, folgt man der Vorgehensweise der bestimmten Negation, nicht als Destruktion und Auflösung von Bildung zu verstehen.<ref>Dies entspräche einer abstrakten Negation (Hegel), in der (aus Sicht des Subjekts) nur der Verlust des Negierten, nicht aber die Wahrheit der Verneinung gesehen wird, die darin besteht, auf die [[Dialektik|dialektischen]] Spannungen in der Welt aufmerksam zu machen.</ref> Ziel der als ausweglos dargestellten Situation (in der Bildung unmöglich erscheint) ist vielmehr die Erzeugung einer Einsicht in die unauflösliche Spannung der Bildung, einer Einsicht dessen, dass, wer vorgibt, Bildung zu besitzen, diese im selben Moment „eigentlich schon nicht mehr“ (GS 8: 104) besitzt.
{{Zitat
|Text=Das allbeliebte Desiderat einer Bildung, die durch Examina gewährleistet, womöglich getestet werden kann, ist bloß noch der Schatten jener Erwartung. Die sich selbst zur Norm, zur Qualifikation gewordene, kontrollierbare Bildung ist als solche so wenig mehr eine wie die zum Geschwätz des Verkäufers degenerierte Allgemeinbildung.
|Autor=''Theorie der Halbbildung''
|ref=<ref>GS 8: 106 f.</ref>}}
Wird also versucht, Bildung „dingfest“, also am Einzelnen mess- und überprüfbar zu machen, so ist dies keine Bildung mehr, sondern Halbbildung. Daher gibt es in dem Augenblick, in dem davon geredet wird, gebildet zu ''sein'', Kompetenzen zu ''besitzen'' usw. Bildung in Wirklichkeit schon nicht mehr. Im Eingestehen dessen, dass der vermeintliche Besitz von Bildung selbst bereits die Auflösung der Bildung darstellt, liegt für Adorno die Hoffnung und das bildende Moment. Insofern ist, so könnte man vielleicht abschließend sagen, Bildung für Adorno kein starres Sein, sondern sie ist im ständigen Werden zu begreifen.
=== Musikalische Schriften ===
=== Musikalische Schriften ===
[[Rolf Wiggershaus]] sieht in der Musikphilosophie den „Ausgangs- und Endpunkt“ des Adornoschen Denkens.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Theodor W. Adorno''. Beck, München 1987, S. 17.</ref> Seine ersten musikphilosophischen und -soziologischen Aufsätze veröffentlichte er in der ''Zeitschrift für Sozialforschung'' (1932: ''Zur gesellschaftlichen Lage der Musik''; 1936: ''Über Jazz'' (unter dem Pseudonym Hektor Rottweiler); 1938: ''Über den Fetischcharakter in der Musik und die Regression des Hörens''; 1939: ''Fragmente über Wagner''; 1941: ''On Popular Music''). In der 20bändigen Ausgabe seiner ''Gesammelten Schriften'' sind allein acht Bände den musikalischen Schriften Adornos vorbehalten (Bände 12 bis 19), beginnend mit der ''Philosophie der neuen Musik'' (Erstausgabe 1949), über die musikalischen Monographien zu [[Richard Wagner]], [[Gustav Mahler]] und [[Alban Berg]] (GS 13) und endend mit der Sammlung seiner Opern- und Konzertkritiken. Dass die musikalischen mit den philosophischen Schriften Adornos eng verzahnt sind, bringt der Autor bereits in seiner ersten Buchveröffentlichung nach dem Zweiten Weltkrieg, der ''Philosophie der neuen Musik'', zum Ausdruck. In der „Vorrede“ bezeichnet er sie als einen „ausgeführten Exkurs zur ''Dialektik der Aufklärung''“ (GS 12: 11). Adorno spricht von der Affinität zwischen Musik und Philosophie: „Die Philosophie sehnt sich nach der Unmittelbarkeit der Musik, wie sich die Musik nach der ausdrücklichen Bedeutung der Philosophie sehnt.“<ref>Lydia Goehr: ''Doppelbewegung. Die musikalische Bewegung der Philosophie und die philosophische Bewegung der Musik''. In: Axel Honneth (Hg.): Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 302.</ref>
[[Rolf Wiggershaus]] sieht in der Musikphilosophie den „Ausgangs- und Endpunkt“ des Adorno’schen Denkens.<ref>Rolf Wiggershaus: ''Theodor W. Adorno''. Beck, München 1987, S. 17.</ref> Für [[Heinz-Klaus Metzger]] ist er „der erste wahrhaft geschulte Musiker unter den Philosophen“.<ref>Heinz-Klaus Metzger: ''Das Ende der Musikgeschichte''. In: Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): ''Geist gegen den Zeitgeist''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 164.</ref> Seine ersten musikphilosophischen und -soziologischen Aufsätze veröffentlichte er in der ''[[Zeitschrift für Sozialforschung]]'' (1932: ''Zur gesellschaftlichen Lage der Musik''; 1936: ''Über Jazz'', unter dem Pseudonym Hektor Rottweiler; 1938: ''Über den Fetischcharakter in der Musik und die Regression des Hörens''; 1939: ''Fragmente über Wagner''; 1941: ''On Popular Music'').<ref>Die ''Zeitschrift für Sozialforschung'' erschien vom 2. (1933) bis zum 7. Jahrgang (1938) in Paris, die beiden letzten Jahrgänge erschienen unter dem Titel ''Studies in Philosophy and Social Science'' in New York.</ref> In der 20-bändigen Ausgabe seiner ''Gesammelten Schriften'' sind allein acht Bände den musikalischen Schriften Adornos vorbehalten (Bände 12 bis 19), beginnend mit der ''[[Philosophie der neuen Musik]]'' (Erstausgabe 1949), über die musikalischen Monographien zu [[Richard Wagner]], [[Gustav Mahler]] und [[Alban Berg]] (GS 13) und endend mit der Sammlung seiner Opern- und Konzertkritiken. Dass die musikalischen mit den philosophischen Schriften Adornos eng verzahnt sind, bringt der Autor bereits in seiner ersten Buchveröffentlichung nach dem Zweiten Weltkrieg, der ''Philosophie der neuen Musik'', zum Ausdruck. In der „Vorrede“ bezeichnet er sie als einen „ausgeführten Exkurs zur ''Dialektik der Aufklärung''“ (GS 12: 11). Adorno spricht von der Affinität zwischen Musik und Philosophie: „Die Philosophie sehnt sich nach der Unmittelbarkeit der Musik, wie sich die Musik nach der ausdrücklichen Bedeutung der Philosophie sehnt.“<ref>Lydia Goehr: ''Doppelbewegung. Die musikalische Bewegung der Philosophie und die philosophische Bewegung der Musik.'' In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main, S. 302.</ref>
Zum Verständnis von Musik tragen nach Adorno sowohl sinnliches Erleben, in seinem Verständnis: [[Mimesis|mimetischer]] Nachvollzug durch Hören, Darstellen und Aufführen, als auch die begriffliche Reflexion bei. „Ästhetische Reflexion von Musik ohne mimetischen Nachvollzug ist leer, ästhetische Erfahrung von Musik ohne begrifflichen Nachvollzug ist taub.“<ref>Guido Kreis: ''die philosophische Kritik der musikalischen Werke''. In: Richard Klein / Johann Kreuzer / Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, S. 74.</ref>
Zum Verständnis von Musik tragen nach Adorno sowohl sinnliches Erleben – in seinem Verständnis: [[Mimesis|mimetischer]] Nachvollzug durch Hören, Darstellen und Aufführen – als auch die begriffliche Reflexion bei. „Ästhetische Reflexion von Musik ohne mimetischen Nachvollzug ist leer, ästhetische Erfahrung von Musik ohne begrifflichen Nachvollzug ist taub.“<ref>Guido Kreis: ''Die philosophische Kritik der musikalischen Werke.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, S. 74.</ref>
In seinem frühen Aufsatz von 1932 - ''Zur gesellschaftlichen Lage der Musik'' - befindet er, dass alle Musik das Zeichen der [[Entfremdung]] trage und als Ware fungiere. Über ihre [[Authentizität]] entscheide, ob sie sich Marktbedingungen widersetze oder unterwerfe. Ihre gesellschaftliche Funktion erfülle sie, wenn „sie in ihrem eigenen Material und nach ihren eigenen Formgesetzen die gesellschaftlichen Probleme zur Darstellung“ bringe (GS 18: 731). Unter den Formen der Neuen Musik billigt er Authentizität vornehmlich der atonalen Musik der Schönberg-Schule zu. Nach Aussage des Komponisten und Musikwissenschaftlers [[Dieter Schnebel]] hatte er „große Schwierigkeiten mit Musik, die anders strukturiert war als die der Wiener Schule“.<ref>Dieter Schnebel: ''Finden neuer Töne''. In: Josef Früchtl / Maria Calloni (Hrsg.): ''Geist gegen den Zeitgeist''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 150.</ref> So galten ihm Strawinski als „technisch reaktionär“ (GS 12: 57) und [[Paul Hindemith]] als dessen neoklassizistisches Pendant; und so begegnete er dem Werk von [[John Cage]] mit großen Reserven.<ref>Dieter Schnebel: ''Finden neuer Töne'': In: Josef Früchtl / Maria Calloni (Hrsg.): ''Geist gegen den Zeitgeist''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 150.</ref>
In seinem frühen Aufsatz von 1932 – ''Zur gesellschaftlichen Lage der Musik'' – befindet er, dass alle Musik das Zeichen der [[Entfremdung]] trage und als Ware fungiere. Über ihre [[Authentizität]] entscheide, ob sie sich Marktbedingungen widersetze oder unterwerfe. Ihre gesellschaftliche Funktion erfülle sie, wenn „sie in ihrem eigenen Material und nach ihren eigenen Formgesetzen die gesellschaftlichen Probleme zur Darstellung“ bringe (GS 18: 731). Unter den Formen der Neuen Musik billigt er Authentizität vornehmlich der [[Atonale Musik|atonalen Musik]] der Schönberg-Schule zu. Nach Aussage des Komponisten und Musikwissenschaftlers [[Dieter Schnebel]] hatte er „große Schwierigkeiten mit Musik, die anders strukturiert war als die der Wiener Schule“.<ref>Dieter Schnebel: ''Finden neuer Töne.'' In: Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): ''Geist gegen den Zeitgeist''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 150.</ref> So galten ihm [[Igor Strawinsky]] als „technisch [[Reaktion (Politik)|reaktionär]]“ (GS 12: 57) und [[Paul Hindemith]] als dessen [[Neoklassizismus (Musik)|neoklassizistisches]] Pendant; und so begegnete er dem Werk von [[John Cage]] reserviert.<ref>Dieter Schnebel: ''Finden neuer Töne.'' In: Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): ''Geist gegen den Zeitgeist''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 150.</ref>
Zu den umstrittensten Themen seiner musikalischen Schriften zählen sein Verdikt über den Jazz und seine These vom Materialfortschritt in der Musik.
Zu den umstrittensten Themen seiner musikalischen Schriften zählen sein Verdikt über den Jazz und seine These vom Materialfortschritt in der Musik.
Mit der These „Der Jazz ist Ware im strikten Sinn“, der die „Entfremdung verstärkt“ (GS 17: 77),bestritt Adorno seine erste prinzipielle Polemik gegen die aufkommende [[Unterhaltungsindustrie]], die später in der ''[[Dialektik der Aufklärung]]'' die Bezeichnung [[Kulturindustrie]] erhalten sollte. [[Martin Jay]] verweist darauf, dass Adorno den [[Jazz]] noch nicht aus erster Hand kannte.<ref>Selbstkritisch hat Adorno dies später mit der Bemerkung eingeräumt, dass der Aufsatz „empfindlich an dem Mangel spezifisch amerikanischer Kenntnisse krankte“ (''Wissenschaftliche Erfahrungen in Amerika'', GS 10/2: 704).</ref> Richard Klein, Mitbegründer des Projekts und der Zeitschrift ''[[Musik & Ästhetik]]'' und Mitherausgeber des ''Adorno-Handbuchs'', spricht von Adornos „notorisch verständnislosen Äußerungen zum Jazz“.<ref>Siehe Richard Klein / Claus-Steffen Mahnkopf (Hrsg.): ''Mit den Ohren denken. Adornos Philosophie der Musik''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, S. 14.</ref> Der Poptheoretiker [[Diedrich Diederichsen]] räumt hingegen ein, dass Adorno die musikalischen Phänomene im Jazz genau beschrieben, aber daraus die falschen Konsequenzen gezogen habe.<ref>Albrecht Wellmer: Über Negativität und Autonomie der Kunst. Die Aktualität von Adornos Ästhetik und blinde Flecken seiner Musikphilosophie. In: Axel Honneth (Hg.): Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 266.</ref> Adorno hat seine Auffassung vom Jazz auch in späteren Veröffentlichungen nie mehr korrigiert.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 308.</ref>
Mit der These „Der Jazz ist Ware im strikten Sinn“ (GS 17: 77) formulierte Adorno seine erste prinzipielle Polemik gegen die aufkommende [[Unterhaltungsindustrie]], die später in der ''[[Dialektik der Aufklärung]]'' die Bezeichnung [[Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug|Kulturindustrie]] erhalten sollte. [[Martin Jay]] verweist darauf, dass Adorno den [[Jazz]] noch nicht aus erster Hand kannte.<ref>Selbstkritisch hat Adorno dies später mit der Bemerkung eingeräumt, dass der Aufsatz „empfindlich an dem Mangel spezifisch amerikanischer Kenntnisse krankte“ (''Wissenschaftliche Erfahrungen in Amerika'', GS 10/2: 704).</ref> Richard Klein, Mitbegründer des Projekts und der Zeitschrift ''[[Musik & Ästhetik]]'' und Mitherausgeber des ''Adorno-Handbuchs'', spricht von Adornos „notorisch verständnislosen Äußerungen zum Jazz“.<ref>Siehe Richard Klein, Claus-Steffen Mahnkopf (Hrsg.): ''Mit den Ohren denken. Adornos Philosophie der Musik''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, S. 14.</ref> Der Poptheoretiker [[Diedrich Diederichsen (Kulturwissenschaftler)|Diedrich Diederichsen]] räumt hingegen ein, dass Adorno die musikalischen Phänomene im Jazz genau beschrieben, aber daraus die falschen Konsequenzen gezogen habe.<ref>Albrecht Wellmer: ''Über Negativität und Autonomie der Kunst. Die Aktualität von Adornos Ästhetik und blinde Flecken seiner Musikphilosophie.'' In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main, S. 266.</ref> Adorno hat seine Auffassung vom Jazz auch in späteren Veröffentlichungen nie mehr grundsätzlich verändert.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 308.</ref>
Zentral für die Musikphilosophie Adornos ist das Theorem vom unilinearen Fortschritt des musikalischen Materials, der sich in der „Verbrauchtheit und dem Neuwerden von Klängen, Techniken und Formen“ manifestiere.<ref>Gunnar Hindrichs: ''Der Fortschritt des Materials''. In: Richard Klein / Johann Kreuzer / Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, S. 54.</ref> Die Vorgeformtheit des musikalischen Materials verleihe ihm einen Eigensinn und stelle Anforderungen an die kompositorische Arbeit, die gleichwohl die Spontaneität des Subjekts verlange.<ref>Gunnar Hindrichs: ''Der Fortschritt des Materials''. In: Richard Klein / Johann Kreuzer / Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, S. 52ff.</ref> Die Forderungen, die das Material andenKomponisten stelle, rühren daher, „dass das ‚Material‘ selbst sedimentierter Geist, ein gesellschaftlich, durchs Bewusstsein von Menschen hindurch Präformiertes ist. Als ihrer selbstvergessene, vormalige Subjektivität hat solcher [[Objektiver Geist|objektive Geist]] des Materials seine eigenen Bewegungsgesetze“ (GS 12: 39). Der Materialbegriff sei gleichsam die „Schnittstelle zwischen Kunst und Gesellschaft“. Als „Objektivation künstlerischer, geistiger Arbeit“ berge es – vermittelt durch das in der Gesellschaft seiner Zeit verankerte Bewusstsein des Künstlers – „Spuren der jeweils herrschenden Gesellschaft“.<ref>Reinhard Kager: ''Einheit in der Zersplitterung. Überlegungen zu Adornos Begriff des „musikalischen Materials“''. In: Richard Klein / Claus-Steffen Mahnkopf (Hrsg.): ''Mit den Ohren denken. Adornos Philosophie der Musik.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, S. 97f.</ref>
Zentral für die Musikphilosophie Adornos ist das Theorem vom unilinearen Fortschritt des musikalischen Materials, der sich in der „Verbrauchtheit und dem Neuwerden von Klängen, Techniken und Formen“ manifestiere. Die Vorgeformtheit des musikalischen Materials verleihe ihm einen Eigensinn und stelle Anforderungen an die kompositorische Arbeit, die gleichwohl die Spontaneität des Subjekts verlange.<ref>[[Gunnar Hindrichs]]: ''Der Fortschritt des Materials.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, S. 52–56.</ref> „Die Forderungen, die vom Material ans Subjekt ergehen, rühren davon her, daß das ‚Material‘ selber sedimentierter Geist, ein gesellschaftlich, durchs Bewußtsein von Menschen hindurch Präformiertes ist. Als ihrer selbstvergessene, vormalige Subjektivität hat solcher [[Objektiver Geist|objektive Geist]] des Materials seine eigenen Bewegungsgesetze.“ (GS 12: 39) Der Materialbegriff sei gleichsam die „Schnittstelle zwischen Kunst und Gesellschaft“. Als „Objektivation künstlerischer, geistiger Arbeit“ berge es – vermittelt durch das in der Gesellschaft seiner Zeit verankerte Bewusstsein des Künstlers – „Spuren der jeweils herrschenden Gesellschaft“.<ref>[[Reinhard Kager]]: ''Einheit in der Zersplitterung. Überlegungen zu Adornos Begriff des „musikalischen Materials“.'' In: Richard Klein, Claus-Steffen Mahnkopf (Hrsg.): ''Mit den Ohren denken. Adornos Philosophie der Musik.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, S. 97 f.</ref>
Als ein Schüler der Schönberg-Schule sieht Adorno im Übergang von der Tonalität zur Atonalität der [[Zwölftontechnik]] einen qualitativenFortschritt, analog zum Bruch von der Gegenständlichkeit zur Abstraktion in der Malerei (GS 12: 15). Der Musikwissenschaftler [[Carl Dahlhaus]] beurteilt Adornos Stellung zum Zwölftonsystem wie folgt: Einerseits hielt er es „für die notwendige Konsequenz aus der fortschreitenden Verdichtung der thematischen Arbeit von Beethoven über Brahms bis zu Schönberg, andererseits sah er in ihr einen Systemzwang, der die Musik gleichsam aushöhlte. Das blieb bei ihm als offene Dialektik stehen.“<ref>Carl Dahlhaus: ''Aufklärung in der Musik''. In: Josef Früchtl / Maria Calloni (Hrsg.): ''Geist gegen den Zeitgeist''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 131.</ref> In seinem [[Darmstädter Ferienkurse|Kranichsteiner]] Vortrag von 1961 ''Vers une musique informelle'' betrachtet Adorno die Zwölftontechnik als notwendiges Durchgangsstadium „zur Überwindung der Tonalität und hin zu einer befreiten, nachtonalen Musik“ - einer ''musique informelle''.<ref>Albrecht Wellmer: ''Über Negativität und Autonomie der Kunst. Die Aktualität von Adornos Ästhetik und blinde Flecken seiner Musikphilosophie''. In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 256 f.</ref> Zu ihrer Charakterisierung verwendet Adorno starke Bilder: Sie sei „in allen Dimensionen [...] ein Bild der Freiheit“ und „ein wenig wie Kants ewiger Frieden“ (GS 16: 540).
Als ein Schüler der Schönberg-Schule sieht Adorno im Übergang von der [[Tonalität (Musik)|Tonalität]] zur [[Atonale Musik|Atonalität]] der [[Zwölftontechnik]] einen geschichtlich unausweichlichen Schritt, analog demjenigen von der Gegenständlichkeit zur Abstraktion in der Malerei (GS 12: 15). Der Musikwissenschaftler [[Carl Dahlhaus]] beurteilt Adornos Stellung zum Zwölftonsystem wie folgt: Einerseits hielt er es „für die notwendige Konsequenz aus der fortschreitenden Verdichtung der thematischen Arbeit von [[Ludwig van Beethoven|Beethoven]] über [[Johannes Brahms|Brahms]] bis zu Schönberg, andererseits sah er in ihr einen Systemzwang, der die Musik gleichsam aushöhlte. Das blieb bei ihm als offene Dialektik stehen.“<ref>Carl Dahlhaus: ''Aufklärung in der Musik.'' In: Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): ''Geist gegen den Zeitgeist''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 131.</ref> In seinem [[Darmstädter Ferienkurse|Kranichsteiner]] Vortrag von 1961 ''Vers une musique informelle'' betrachtet Adorno die Zwölftontechnik als notwendiges Durchgangsstadium „zur Überwindung der Tonalität und hin zu einer befreiten, nachtonalen Musik“ – einer ''musique informelle''.<ref>Albrecht Wellmer: ''Über Negativität und Autonomie der Kunst. Die Aktualität von Adornos Ästhetik und blinde Flecken seiner Musikphilosophie.'' In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 256 f.</ref> Zu ihrer Charakterisierung verwendet Adorno starke Bilder: Sie sei „in allen Dimensionen […] ein Bild der Freiheit“ und „ein wenig wie Kants ewiger Frieden“ (GS 16: 540).
In den 1960er Jahren veröffentlichte er, nach Eislers Tod, die gemeinsam mit ihm in den USA geschriebene Arbeit ''Komposition für den Film'' unter beider Namen.<ref>Siehe dazu Theodor W. Adorno: ''Zum Erstdruck der Originalfassung.'' Nachwort von 1969 zu ''Komposition für den Film'' (GS 15: 144–146).</ref>
Adornos Verhältnis zur historischen Musikwissenschaft sowie zur Musiktheorie seiner Zeit war ambivalent, wie Sebastian Wedler anhand Adornos Rezeption der musiktheoretischen Ideen Heinrich Schenkers herausgearbeitet hat.<ref>Sebastian Wedler: "Adorno on Schenker: Reconstructing the Formation of a Critique". In: ''Music Analysis'' 39/2 (2020), S. 240–265 (https://doi.org/10.1111/musa.12157, open access).</ref> Dahlhaus konstatierte in einem Gespräch mit dem Philosophen Josef Früchtl gar eine eigentümliche Diskrepanz zwischen der "Simplizität der musiktheoretischen Grundlagen" von Adornos musikanalytischer Arbeit und der Differenziertheit der "Reflexionen, zu denen er sich dann erhebt".<ref>Carl Dahlhaus: "Aufklärung in der Musik". In: ''Geist gegen den Zeitgeist: Erinnern an Adorno'', hrsg. Josef Früchtl und Maria Calloni. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 124.</ref> Einige Monate vor seinem Tod hielt Adorno einen Vortrag an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst mit dem Titel "Zum Problem der musikalischen Analyse", der zentrale Elemente seiner Kritik an der akademischen Musikforschung durchdenkt.<ref>Theodor W. Adorno: "Zum Problem der musikalischen Analyse". In: ''Frankfurter Adorno Blätter VII'', hrsg. von Rolf Tiedemann, edition text+kritik, München 1992, S. 73–89.</ref>
=== Kompositionen ===
=== Kompositionen ===
Als Komponist hat Adorno nur „ein schmales Œuvre“ hinterlassen:„ein paar Klavierstücke, meistens Miniaturen“, Lieder, Orchesterstücke und „zwei Fragmente aus einer geplanten Oper“.<ref>Dieter Schnebel: ''Finden neuer Töne''. In: Josef Früchtl / Maria Calloni (Hrsg.): ''Geist gegen den Zeitgeist''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 151.</ref> VonseinenKompositionenwurdenzuseinenLebzeitennur die ''Sechs kurzen Orchesterstücke'', op. 4, gedruckt; die Partitur erschien 1968 bei [[Ricordi]] in Mailand. [[Heinz-Klaus Metzger]],einFreund Adornos, gab gemeinsam mit dem Komponisten [[Rainer Riehn]] Adornos „Kompositionen“ in zwei Bänden in der Münchnereditiontext+kritikheraus (1981). 2007 erschien, herausgegeben von [[Maria Luisa Lopez-Vito]] und Ulrich Krämer, ein abschließender dritter Band von Adornos ''Kompositionen'',der neben den Klavierstückenim Nachlass vorhandene, vomKomponistenjedochverworfeneKompositionenenthält.
Adorno verstand sich in seiner Selbsteinschätzung als „Musiker der zweiten Wiener Schule“.<ref>Theodor W. Adorno: ''Gesammelte Schriften''. Band 13: ''Die musikalischen Monographien''. 4. Auflage Frankfurt am Main 1996, S. 324.</ref> Als Komponist hat er jedoch nur ein schmales Werk hinterlassen, darunter Klavierstücke, meistens [[Miniatur (Musik)|Miniaturen]], Lieder, Orchesterstücke und zwei Fragmente aus einer geplanten Oper.<ref>Dieter Schnebel: ''Finden neuer Töne.'' In: Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): ''Geist gegen den Zeitgeist''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 151.</ref> Nach 1945 hat er das Komponieren ganz aufgegeben.<ref>Heinz-Klaus Metzger: ''Das Ende der Musikgeschichte.'' In: Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): ''Geist gegen den Zeitgeist''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 177.</ref>
Der französische Dirigent und Komponist [[René Leibowitz]] rechnet Adornos Kompositionen der freien Atonalität zu. Sie seien völlig von den klassischen tonalen Funktionen emanzipiert, ohne sich – bis auf wenige Ausnahmen – „den genauen Prinzipien der Reihen- oder Zwölftonkompositionen zu unterwerfen“.<ref>René Leibowitz: ''Der Komponist Theodor W. Adorno.'' In: Max Horkheimer (Hrsg.): ''Zeugnisse. Theodor W. Adorno zum sechzigsten Geburtstag''. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1963, S. 355.</ref> Der Komponist Dieter Schnebel verortet sie zwischen den Kompositionen [[Anton Webern]]s und [[Alban Berg]]s.<ref>Dieter Schnebel: ''Finden neuer Töne''. In. Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): ''Geist gegen den Zeitgeist''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 151.</ref> Adornos „authentische kompositorische Aktivität“ ist Leibowitz zufolge dem hohen Niveau seiner musiktheoretischen Schriften zugutegekommen.<ref>René Leibowitz: ''Der Komponist Theodor W. Adorno.'' In: Max Horkheimer (Hrsg.): ''Zeugnisse. Theodor W. Adorno zum sechzigsten Geburtstag''. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1963, S. 359.</ref> Dem Komponisten Hans Werner Henze klangen Adornos Lieder, die er ihm am Klavier vorgespielt und vorgesungen hatte, „wie eine intelligente Fälschung“.<ref>Hans Werner Henze: ''[Motto]''. In: ''Mittelweg 36''. 30. Jahrgang (2021), Heft 3, S. 1.</ref>
Gespielt wurde der Komponist Adorno vor 1933 gelegentlich, erst seit den fünfziger Jahren etwas häufiger. 1923 wurde ein [[Streichquartett]] des jungen Komponisten als Teil eines Konzerts des ''Lange-Quartetts'' aufgeführt, das ihm die Anerkennung eines Kritikers eintrug, „fast gleichberechtigt neben seinem Lehrer Bernard Sekles und seinem Rivalen [[Paul Hindemith]] genannt“ zu werden.<ref>Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 50.</ref> Im Dezember 1926 wurden seine unter der Ägide Bergs entstandenen ''Zwei Stücke für Streichquartett'', op. 2, im Rahmen des Programms der [[Internationale Gesellschaft für Neue Musik|Internationalen Gesellschaft für Neue Musik]] vom [[Kolisch-Quartett]] uraufgeführt,<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 146.</ref> 1928 seine ''Sechs kurzen Orchesterstücke'', op. 4, in Berlin unter Leitung von Walter Herbert.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 928.</ref>
Von Adornos Kompositionen wurden zu seinen Lebzeiten nur die ''Sechs kurzen Orchesterstücke.'' op. 4, gedruckt; die Partitur erschien 1968 bei [[Ricordi]] in Mailand. [[Heinz-Klaus Metzger]], ein Freund Adornos, gab gemeinsam mit dem Komponisten [[Rainer Riehn]] Adornos ''Kompositionen'' in zwei Bänden in der Münchner [[edition text + kritik]] heraus (1981). 2007 erschien, herausgegeben von [[Maria Luisa Lopez-Vito]] und Ulrich Krämer, ein abschließender dritter Band von Adornos ''Kompositionen'', der neben den Klavierstücken im Nachlass vorhandene, vom Komponisten jedoch verworfene Kompositionen enthält.
Die Dirigenten [[Gary Bertini]], [[Michael Gielen]], [[Giuseppe Sinopoli]] und [[Hans Zender]] sowie der Violinist [[Walter Levin]] mit dem [[LaSalle String Quartet]] setzten sich für den Komponisten Adorno ein. Die Sängerin [[Carla Henius]] hat sich sehr für sein Schaffen eingesetzt; mit ihr trat er manchnmal auch gemeinsam auf.<ref>Dieter Schnebel: ''Finden neuer Töne''. In: Josef Früchtl / Maria Calloni (Hrsg.): ''Geist gegen den Zeitgeist''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 152.</ref>Die Pianistin Maria Luisa Lopez-Vito hat seit 1981 die ''Klavierstücke'' Adornos nach und nach bei Konzerten in Palermo, Bozen, Berlin, Hamburg und an anderen Orten uraufgeführt. Frühe Streichquartette wurden vom [[Leipziger Streichquartett|Neuen Leipziger Streichquartett]], Streichtrios vom Freiburger trio recherche uraufgeführt. Unter dem schwachen Echo, das seine Kompositionen fanden, hat Adorno gelitten.
Gespielt wurde der Komponist Adorno vor 1933 gelegentlich, erst seit den fünfziger Jahren etwas häufiger. 1923 wurde ein [[Streichquartett]] des jungen Komponisten als Teil eines Konzerts des ''Lange-Quartetts'' aufgeführt, das ihm die Anerkennung eines Kritikers eintrug, „fast gleichberechtigt neben seinem Lehrer [[Bernhard Sekles]] und seinem Rivalen [[Paul Hindemith]] genannt“ zu werden.<ref>Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 50.</ref> Im Dezember 1926 wurden seine unter der Ägide Bergs entstandenen ''Zwei Stücke für Streichquartett.'' op. 2, im Rahmen des Programms der [[Internationale Gesellschaft für Neue Musik|Internationalen Gesellschaft für Neue Musik]] vom [[Kolisch-Quartett]] uraufgeführt,<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 146.</ref> 1928 seine ''Sechs kurzen Orchesterstücke.'' op. 4, in Berlin unter Leitung von Walter Herbert.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Adorno. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 928.</ref>
== Rezeption ==
[[Datei:FFM Adorno-Gedenktafel.jpg|miniatur|Adorno-Gedenktafel an seinem Wohnhaus im Frankfurter Westend]]
Die Dirigenten [[Gary Bertini]], [[Michael Gielen]], [[Giuseppe Sinopoli]] und [[Hans Zender]] sowie der Violinist [[Walter Levin]] mit dem [[LaSalle String Quartet]] setzten sich für den Komponisten Adorno ein. Die Sängerin [[Carla Henius]] hat sich sehr für sein Schaffen eingesetzt; mit ihr trat er manchmal auch gemeinsam auf.<ref>Dieter Schnebel: ''Finden neuer Töne.'' In: Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): ''Geist gegen den Zeitgeist''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 152.</ref> Die Pianistin Maria Luisa Lopez-Vito hat seit 1981 die ''Klavierstücke'' Adornos nach und nach bei Konzerten in Palermo, Bozen, Berlin, Hamburg und an anderen Orten uraufgeführt. Frühe Streichquartette wurden vom [[Leipziger Streichquartett|Neuen Leipziger Streichquartett]], Streichtrios vom Freiburger trio recherche uraufgeführt. Unter dem schwachen Echo, das seine Kompositionen fanden, hat Adorno gelitten.
=== Wirkungsgeschichte ===
Adorno hat zumindest im institutionellen Sinn keine „Schule“ gebildet, obwohl es ihm an Schülern nicht mangelte. Das hatte Auswirkungen: Sein Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie wurde nach seinem Tod aufgeteilt und mit Wissenschaftlern besetzt, die eher entgegengesetzte Positionen vertraten. Das [[Institut für Sozialforschung]] wurde damit zu einem vorwiegend [[Empirische Sozialforschung|empirisch]] ausgerichteten Forschungsinstitut unter der Geschäftsführung [[Ludwig von Friedeburg]]s und [[Gerhard Brandt (Soziologe)|Gerhard Brandts]].
== Sprache und Darstellungsformen ==
Das schriftstellerische Werk Adornos wurde von seinem Schüler [[Rolf Tiedemann]] bald in umfangreichen Ausgaben herausgegeben: ''Gesammelte Schriften'' (1970 ff.) und ''Nachgelassene Schriften'' (1993 ff.), die im Frankfurter Suhrkamp Verlag erschienen. Tiedemann schildert in einem editorischen Nachwort, dass Adorno sich für eine Aufarbeitung seines Werkes gar nicht interessiert habe: „Ihr macht das dann schon“, sei stets die ausweichende Antwort gewesen. Adorno habe es abgelehnt zum „Museumswärter seines eigenen Denkens“ zu werden. Dies und der Rundfunkvortrag ''Erziehung zur Mündigkeit'' sowie Kritik an Denkschulen (''Jargon der Eigentlichkeit'') lassen den Schluss zu, dass Adorno kein Meister für seine Schüler sein, sondern eher das selbstständige, kritische Denken befördern wollte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass er bestimmte Texte als „Flaschenpost“ bezeichnete, also als eine Botschaft, deren Dechiffrierung zeitlich, räumlich und in der Person des Finders äußerst unbestimmt in der Zukunft liegt.
Kenner und Analytiker von Adornos Arbeiten haben auf deren Verwandtschaft mit literarischen Texten, musikalischen Kompositionen und den „porösen“ Denkbildern Walter Benjamins hingewiesen.<ref>Zu den „porösen“ Denkbildern vgl. Martin Mittelmeier: ''Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt''. Siedler, München 2013, S. 48–52.</ref> Nach [[Albrecht Wellmer]] gleichen seine Texte „komplexen und in jeder Nuance durchgehörten Musikstücken“.<ref>Albrecht Wellmer: ''Adorno, Anwalt des Nicht-Identischen.'' In: ders.: ''Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 137.</ref> Der Komponist und Musikwissenschaftler Dieter Schnebel deutet auf Adornos „Komposition in Sprache“ hin. Während die übliche Sprachgestaltung von Satz zu Satz fortschreitet, gleichen Kompositionen Beziehungsmodellen, die auf Zukünftiges verweisen und an Zurückliegendes erinnern sowie mit Variationen und Kontrasten, Verkürzungen und Erweiterungen arbeiten.<ref>Dieter Schnebel: ''Komposition von Sprache – sprachliche Gestaltung von Musik in Adornos Werk.'' In: Hermann Schweppenhäuser (Hrsg.): ''Theodor W. Adorno zum Gedächtnis''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971, S. 127.</ref> Die von ihm häufig gesetzten [[Paradoxon|Paradoxa]] gleichen [[Synkope (Musik)|Synkopen]], die den Text zugleich aufhalten und beschleunigen.<ref name="Rudolf zur Lippe">[[Rudolf zur Lippe]]: {{Webarchiv |url=http://www.solon-line.de/2013/03/02/zur-sprache-adornos/ |wayback=20141010221650 |text=''Zur Sprache Adornos''}} solon-line.de, 2. März 2013.</ref> [[Ruth Sonderegger]] spricht von einer „[[rhizom]]artigen Struktur“ der Texte.<ref>Ruth Sonderegger: ''Ästhetische Theorie.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' Metzler, Stuttgart 2011, S. 417.</ref>
Adornos Art zu schreiben ist ohne Benjamins Vorbild undenkbar; Adorno verdankt ihm den Hinweis auf das enge Verhältnis von Inhalt und Gestaltung. Seit seinen frühen Schriften betont Adorno ein komplementäres Verhältnis von Form und Inhalt philosophischer Texte. Insbesondere die von Adorno bevorzugten „kleinen Formen“ der philosophischen Darstellung – der [[Essay]], der [[Traktat]], der [[Aphorismus]], das [[Fragment (Literatur)|Fragment]] – sind Musterbeispiele seiner sprachlichen Ausbruchsversuche aus dem überkommenen philosophischen Systemdenken. Der Literaturwissenschaftler [[Detlev Schöttker]] weist auf Adornos teils verdeckte Aneignung von Benjamins Motiven hin.<ref>Detlev Schöttker: ''Konstruktiver Fragmentarismus. Form und Rezeption der Schriften Walter Benjamins''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999, S. 85 f.</ref>
Die Stadt Frankfurt stiftete 1976 den ''[[Theodor-W.-Adorno-Preis]]''. Ebendort wurde 1985 von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur das ''Theodor W. Adorno Archiv'' gegründet, in dem der wissenschaftliche und künstlerische Nachlass Adornos mit dem Nachlass Walter Benjamins vereinigt werden konnte. Das Archiv wurde von 1985 bis 2002 von Rolf Tiedemann aufgebaut und geleitet, der auch die Reihe ''Frankfurter Adorno Blätter'', die Erstdrucke Adornoscher Texte mit Diskussionsbeiträgen zu seinem Denken vereinigte, und die „Dialektischen Studien“ herausgab, in denen unzugängliche und neuere Arbeiten aus der Schule oder dem Geist Adornos publiziert wurden. 2004 wurde der Benjamin-Nachlass aus dem Theodor W. Adorno Archiv wieder ausgegliedert und in der Archivabteilung der Berliner [[Akademie der Künste (Berlin)|Akademie der Künste]] deponiert; der Adorno-Nachlass befindet sich inzwischen im Frankfurter Institut für Sozialforschung.
[[Datei:Ffm-adorno-denkmal002.jpg|miniatur|Adorno-''Denkmal'' von [[Vadim Zakharov]] auf dem Theodor W. Adorno-Platz in Frankfurt am Main]]
Zum 100. Geburtstag Adornos im Jahr 2003 rief die Stadt Frankfurt ein ''Adorno-Jahr'' aus.<ref>[http://frankfurt-interaktiv.de/frankfurt/veranstaltungen/adornojahr.html ''Theodor W. Adorno zum 100. Geburtstag'']. In: ''frankfurt-interaktiv.de'', abgerufen am 20. Juli 2012.</ref> In unmittelbarer Nähe zur [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Frankfurter Universität]] wurde ein Platz in ''Theodor W. Adorno-Platz'' umbenannt und darauf ein Denkmal für den Philosophen eingeweiht (ein Glaskasten mit Stuhl, Schreibtisch und einem darauf befindlichen [[Metronom]]). An seinem vormaligen Wohnhaus im [[Kettenhofweg]] im Frankfurter Westend, in dem Adorno von 1949 bis 1969 lebte, erinnert außerdem eine Gedenktafel an sein Wirken.
Hierzu trägt auch Adornos Abneigung gegen Definitionen und die [[Parataxe|parataktische]] Struktur seiner Texte bei, das heißt: Aussagesätze werden nebeneinandergestellt, unter Vermeidung einer [[Hierarchie|hierarchischen]] Ordnung der [[Subsumtion]], weil in dieser – wie Habermas Adorno interpretiert – „die Allgemeinheit der logischen Form dem Individuellen unrecht tut“.<ref>Jürgen Habermas: ''Ein philosophierender Intellektueller.'' In: ''Über Theodor W. Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968, S. 37.</ref> In den ''Minima Moralia'' fordert er: „In einem philosophischen Text sollten alle Sätze gleich nahe zum Mittelpunkt stehen“ (GS 4: 78). Das zugrundeliegende Gestaltungsprinzip, auf das Adorno immer wieder zurückgreift, bezeichnet er mit ''Konstellation'' oder ''Konfiguration.'' Als Merkmale dieses Verfahrens notiert Martin Mittelmeier die „möglichst differenzierte Aufsplitterung der Phänomene, das Herauslösen aus ihren angestammten Zusammenhängen und Neuzusammensetzung zu ungewohnten Kombinationen“.<ref>Martin Mittelmeier: ''Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt.'' Siedler, München 2013, S. 62.</ref> Das paradoxe Vorhaben, „einen linearen Text nach einem räumlichen Muster zu organisieren“,<ref>Martin Mittelmeier: ''Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt.'' Siedler, München 2013, S. 237.</ref> hat die wechselseitige Erhellung der Begriffe, bei der die Dominanz eines einzelnen Konzepts durch die Gegenüberstellung mit anderen gebrochen wird, zum Ziel.<ref>Andreas Lehr: ''Kleine Formen. Adornos Kombinationen: Konstellation/Konfiguration, Montage und Essay.'' Dissertation, Freiburg im Breisgau 2000 ([http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/27/ online]), S. 31.</ref> Für einen philosophischen Text wie etwa die ''Ästhetische Theorie'' betrachtet Adorno eine stufenweise Argumentation vom Allgemeinen zum Besonderen oder umgekehrt und die „unabdingbare Folge des Erst-Nachher“ als der Sache inadäquat.
Im ''Adorno-Jahr'' erschienen neben mehreren Einführungen und Text-Ausgaben auch drei umfangreiche Biographien Adornos:
*[[Stefan Müller-Doohm]]: ''Adorno. Eine Biographie'' Frankfurt am Main, Suhrkamp 2003,
Programmatischen Charakter für Adornos Schreiben wird seinem Aufsatz ''Der Essay als Form'' zugeschrieben.<ref>Stefan Müller-Doohm: ''Der Essay als Form.'' In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Schlüsseltexte der Kritischen Theorie''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 43.</ref> Er ist einer der wenigen Texte, in denen Adorno „Einblicke in seine Werkstatt“ gewährt und [[Metatheorie|metatheoretische]] Auskunft über die Formen der Darstellung in der Philosophie gibt.<ref>Andreas Lehr: ''Kleine Formen. Adornos Kombinationen: Konstellation/Konfiguration, Montage und Essay''. Dissertation, Freiburg i. B. 2000 [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/27/ (online auf: ''freidok.uni-freiburg.de'')], S. 198.</ref> In seiner anti-systematischen, parataktischen und von Montagen durchschnittenen Form, seinem „methodisch unmethodischen“ Verfahren (GS 11: 21) bildet der Essay „die Makrostruktur dessen, was auf einer Mikroebene Konstellation und Konfiguration heißt“.<ref>Andreas Lehr: ''Kleine Formen. Adornos Kombinationen: Konstellation/Konfiguration, Montage und Essay''. Dissertation, Freiburg i. B. 2000 [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/27/ (online auf: ''freidok.uni-freiburg.de'')], S. 197 f.</ref> Als Darstellungsform will der Essay „mit Begriffen aufsprengen, was in Begriffe nicht eingeht“; er lässt sich weder in die Welt der „organisierten Wissenschaft“ einsperren noch von einer Philosophie vereinnahmen, die mit dem „leeren und abstrakten Rest vorlieb nimmt, was der Wissenschaftsbetrieb noch nicht besetzte“; ihr „innerstes Formgesetz […] ist die [[Ketzer]]ei“ (GS 11: 32 f.). Britta Scholze zufolge wurden auch die großen Werke – ''Negative Dialektik'' und ''Ästhetische Theorie'' – nach dem essayistischen Darstellungsmodus verfasst und stellen gewissermaßen „essayistische [[Mosaik]]e“ dar.<ref>Britta Scholze: ''Kunst als Kritik. Adornos Weg aus der Dialektik.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, S. 302.</ref>
*[[Detlev Claussen]]: ''Theodor W. Adorno. Ein letztes Genie''. Fischer, Frankfurt am Main 2003,
*[[Lorenz Jäger]]: ''Adorno. Eine politische Biographie''. DVA, München 2003.<ref>Philipp von Wussow: ''„Eine Karikatur der Theorie“. Zur neueren Adorno-Biographik''. In: ''Naharaim'' 1, 2007, S. 131–147.</ref>
== Wirkungsgeschichte ==
[[Datei:FFM Adorno-Gedenktafel.jpg|miniatur|Adorno-Gedenktafel an seinem Wohnhaus im Frankfurter Westend]]
Adorno hat zumindest im institutionellen Sinn keine „Schule“ gebildet, obwohl es ihm an Schülern nicht mangelte. Das hatte Auswirkungen: Sein Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie wurde nach seinem Tod aufgeteilt und mit Wissenschaftlern besetzt, die teils entgegengesetzte Positionen vertraten. Das [[Institut für Sozialforschung]] wurde damit zu einem vorwiegend [[Empirie|empirisch]] ausgerichteten Forschungsinstitut unter der Geschäftsführung [[Ludwig von Friedeburg]]s und [[Gerhard Brandt (Soziologe)|Gerhard Brandts]].
Das schriftstellerische Werk Adornos wurde von seinem Schüler [[Rolf Tiedemann]] bald in umfangreichen Ausgaben herausgegeben: ''Gesammelte Schriften'' (1970 ff.) und ''Nachgelassene Schriften'' (1993 ff.), die im Frankfurter Suhrkamp Verlag erschienen. Tiedemann schildert in einem editorischen Nachwort Adornos Desinteresse an der Gesamtdarstellung seines Werkes: „Ihr macht das dann schon“, sei stets die ausweichende Antwort gewesen. Adorno habe es abgelehnt, zum „Museumswärter seines eigenen Denkens“ zu werden. Dies und der Rundfunkvortrag ''Erziehung zur Mündigkeit'' sowie Kritik an Denkschulen ''(Jargon der Eigentlichkeit)'' lassen den Schluss zu, dass Adorno kein Meister für seine Schüler sein, sondern eher das selbstständige, kritische Denken befördern wollte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass er bestimmte Texte als „[[Flaschenpost]]“ bezeichnete, also als eine Botschaft, deren Dechiffrierung zeitlich, räumlich und in der Person des Finders äußerst unbestimmt in der Zukunft liegt.
=== Gegenpositionen ===
=== Gegenpositionen ===
[[Axel Honneth]] warf Adorno in ''Kritik der Macht. Reflexionsstufen einer kritischen Gesellschaftstheorie'' einen „gesellschaftstheoretischen [[Reduktionismus]]“ vor. Seine auf den zivilisatorischen Prozess der Naturbeherrschung fixierte Gesellschaftstheorie lasse eine eigenständige „Sphäre sozialen Handelns“ analytisch nicht mehr zu, worin Honneth eine „Verabschiedung der Soziologie“ sieht.<ref>Axel Honneth: ''Kritik der Macht. Reflexionsstufen einer kritischen Gesellschaftstheorie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 110 f.</ref>
[[Jürgen Habermas]] verweist in seinem ''[[Der philosophische Diskurs der Moderne|Philosophischen Diskurs der Moderne]]'' auf den „performativen Widerspruch“ in Adornos [[Totalität|totalisierender]] Kritik von Vernunft, Geschichte, Kultur und Gesellschaft. Wenn jegliche Vernunft als korrumpierte kritisiert werde, stelle sich die Frage nach dem Ort dieser Vernunftkritik. Adorno sei zwar die paradoxe Struktur seines Denkens bewusst gewesen, er habe sich aber [[ad hoc]] auf die „bestimmte [[Negation]]“ Hegels zurückgezogen. In seiner „hemmungslosen Vernunftskepsis“ habe Adorno den vernünftigen Gehalt der kulturellen Moderne unterschätzt und gegenüber den „Errungenschaften des [[Okzidentaler Rationalismus|okzidentalen Rationalismus]]“ eine gewisse Unbekümmertheit gezeigt.<ref>Jürgen Habermas: ''Der Diskurs der Moderne. Zwölf Vorlesungen''. Suhrkamp, Frankfurt Main 1985, S. 144ff.</ref>
[[Jürgen Habermas]] verwies in seinem ''[[Der philosophische Diskurs der Moderne|Philosophischen Diskurs der Moderne]]'' auf den „performativen Widerspruch“ in Adornos [[Totalität|totalisierender]] Kritik von Vernunft, Geschichte, Kultur und Gesellschaft. Wenn jegliche Vernunft als korrumpierte kritisiert werde, stelle sich die Frage nach dem Ort dieser Vernunftkritik. Adorno sei zwar die paradoxe Struktur seines Denkens bewusst gewesen, er habe sich aber [[ad hoc]] auf die „[[bestimmte Negation]]“ Hegels zurückgezogen. In seiner „hemmungslosen Vernunftskepsis“ habe Adorno den vernünftigen Gehalt der kulturellen Moderne unterschätzt und gegenüber den „Errungenschaften des [[Okzidentaler Rationalismus|okzidentalen Rationalismus]]“ eine gewisse Unbekümmertheit gezeigt.<ref>Jürgen Habermas: ''Der Diskurs der Moderne. Zwölf Vorlesungen''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 144–147.</ref>
Mit [[Georg Lukács]], dessen Frühwerke (''Die Theorie des Romans'', ''[[Geschichte und Klassenbewußtsein]]'') Adorno überaus schätzte und die aus seinem Bildungsweg „schlechterdings nicht wegzudenken sind“,<ref>Hans-Ernst Schiller: ''Tod und Utopie: Ernst Bloch, Georg Lukács''. In: Richard Klein / Johann Kreuzer / Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' Metzler, Stuttgart 2011, S. 31.</ref> geriet er in den 1950er und späteren Jahren in eine scharfe Kontroverse, die sich an ästhetischen Fragen entzündete, aber schließlich auch die wechselseitige Kritik an den politischen Optionen beider einbezog. Mit Lukács stimmte Adorno überein, dass Kunst ein Medium der Erkenntnis sei (''Erpreßte Versöhnung'', GS 11: 264), er lehnte aber vehement die von diesem vertretene „[[Widerspiegelungstheorie]]“ ab, der zufolge ein Kunstwerk die objektive und gesellschaftliche Wirklichkeit widerspiegele (''Erpreßte Versöhnung'', GS 11: 253). In dieser Frage wirft Adorno Lukács „verbissenen Vulgärmaterialismus“ vor. Das Verhältnis der Kunst zur Wirklichkeit sieht Adorno vielmehr darin, dass Kunst „in ihrer autonomen Konstitution ausspricht, was von der empirischen Gestalt der Wirklichkeit verschleiert wird“ (''Erpreßte Versöhnung'', GS 11: 264). Politisch wirft Adorno Lukács vor, sich dem „trostlosen Niveau“ bornierter Parteifunktionäre anzupassen, im Wahn, in einer nichtantagonistischen Gesellschaft zu leben (''Erpreßte Versöhnung'', GS 11: 279). Lukács hingegen bezeichnet Adorno als einem im „nonkonformistisch maskierten Konformismus“ Befangenen, der das „Grand Hotel Abgrund“ bezogen habe, wo er mit anderen westlichen Intellektuellen den raffinierten Komfort genieße.<ref>Georg Lukács: ''Vorwort''. In ders.: ''Die Theorie des Romans. Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Ethik.'' Zweite um ein Vorwort vermehrte Auflage. Luchterhand, Neuwied 1963, S. 17.</ref>
Mit Georg Lukács, dessen Frühwerke (''Die Theorie des Romans'', ''Geschichte und Klassenbewußtsein'') Adorno überaus schätzte und die aus seinem Bildungsweg „schlechterdings nicht wegzudenken sind“,<ref>Hans-Ernst Schiller: ''Tod und Utopie: Ernst Bloch, Georg Lukács.'' In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' Metzler, Stuttgart 2011, S. 31.</ref> geriet er in den 1950er und späteren Jahren in eine scharfe Kontroverse, die sich an ästhetischen Fragen entzündete, aber schließlich auch die wechselseitige Kritik an den politischen Optionen beider einbezog. Mit Lukács stimmte Adorno darin überein, dass Kunst ein Medium der Erkenntnis sei (''Erpreßte Versöhnung.'' GS 11: 264), er lehnte aber vehement die von Lukács vertretene „[[Widerspiegelungstheorie]]“ ab, der zufolge ein Kunstwerk die objektive und gesellschaftliche Wirklichkeit widerspiegeln solle (''Erpreßte Versöhnung'', GS 11: 253). In dieser Frage wirft Adorno Lukács „verbissenen [[Naturwissenschaftlicher Materialismus ab 1850|Vulgärmaterialismus]]“ vor. Das Verhältnis der Kunst zur Wirklichkeit sieht Adorno vielmehr darin, dass Kunst „in ihrer autonomen Konstitution ausspricht, was von der empirischen Gestalt der Wirklichkeit verschleiert wird“ (''Erpreßte Versöhnung'', GS 11: 264). Politisch wirft Adorno Lukács vor, sich dem „trostlosen Niveau“ bornierter Parteifunktionäre anzupassen, im Wahn, in einer nichtantagonistischen Gesellschaft zu leben (''Erpreßte Versöhnung'', GS 11: 279). Lukács hingegen bezeichnet Adorno als einen im „nonkonformistisch maskierten Konformismus“ Befangenen, der das „Grand Hotel Abgrund“ bezogen habe, wo er mit anderen westlichen Intellektuellen den raffinierten Komfort genieße.<ref>Georg Lukács: ''Vorwort''. In ders.: ''Die Theorie des Romans. Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Ethik.'' Zweite um ein Vorwort vermehrte Auflage. Luchterhand, Neuwied 1963, S. 17.</ref>
Kritik an Adornos ''Negativer Dialektik'' übte [[Jean Amery]] 1967 in einem Aufsatz, den er in ironischer Abwandlung des Titels der von Adorno gegen Martin Heidegger gerichteten Schrift, ''[[Jargon der Eigentlichkeit]]'', mit ''Jargon der Dialektik'' überschrieb. Als Überlebender von Auschwitz kritisierte er, dass unter der Formel „absolute Negativität“ [[KZ Auschwitz-Birkenau|Auschwitz]] zur dialektischen Selbsterhöhung des philosophischen Gedankens herhalten muss - in einer „von sich selber bis zur Selbstblendung entzückten Sprache“.<ref>Jean Amery: ''Jargon der Dialektik''. In: ders.: ''Werke, Bd. 6: Aufsätze zur Philosophie.'' Klett-Cotta, 2004, S. 289f. Siehe auch die Rezension von [[Andreas Dorschel]]: ''Der Geist ist stets gestört.'' In: ''Süddeutsche Zeitung'' vom 7. Juni 2004, Nr. 129, S. 14.</ref>
Kritik an Adornos ''Negativer Dialektik'' übte [[Jean Améry]] 1967 in einem Aufsatz, den er in ironischer Abwandlung des Titels der von Adorno gegen Martin Heidegger gerichteten Schrift, ''[[Jargon der Eigentlichkeit]]'', mit ''Jargon der Dialektik'' überschrieb. Als Überlebender von Auschwitz kritisierte er, dass unter der Formel „absolute Negativität“ [[KZ Auschwitz|Auschwitz]] zur dialektischen Selbsterhöhung des philosophischen Gedankens herhalten muss – in einer „von sich selber bis zur Selbstblendung entzückten Sprache“.<ref>Jean Améry: ''Jargon der Dialektik.'' In: ders.: ''Werke, Band 6: Aufsätze zur Philosophie.'' Klett-Cotta, 2004, S. 289 f. Siehe auch die Rezension von [[Andreas Dorschel]]: ''Der Geist ist stets gestört.'' In: ''Süddeutsche Zeitung'' vom 7. Juni 2004, Nr. 129, S. 14.</ref>
Konträre Positionen zu Adornos Wissenschaftsverständnis bezogen die Vertreter des [[Kritischer Rationalismus|Kritischen Rationalismus]] wie [[Karl Popper|Karl Raimund Popper]] und [[Hans Albert]] sowie zahlreiche Vertreter der Mainstream-Soziologie, die sich als Erfahrungswissenschaftler verstanden oder der quantitativ orientierten [[Empirische Sozialforschung|empirischen Sozialforschung]] zurechneten. In [[Alphons Silbermann]] hatte Adorno einen streitbaren Kontrahenten der empirischen [[Kunstsoziologie|Kunst]]- und [[Kultursoziologie]]. [[Ralf Dahrendorf]] vertrat im so genannten [[Positivismusstreit]] eine eigene Position zwischen den Kontrahenten, die aber dem Denken Poppers näher stand als dem der Frankfurter Schule.
Konträre Positionen zu Adornos Wissenschaftsverständnis bezogen die Vertreter des [[Kritischer Rationalismus|Kritischen Rationalismus]] wie [[Karl Popper|Karl Raimund Popper]] und [[Hans Albert]] sowie zahlreiche Vertreter der Mainstream-Soziologie, die sich als Erfahrungswissenschaftler verstanden oder der quantitativ orientierten [[Empirische Sozialforschung|empirischen Sozialforschung]] zurechneten. [[Ralf Dahrendorf]] vertrat im so genannten [[Positivismusstreit]] eine zwar eigene Position zwischen den Kontrahenten, die aber dem Denken Poppers näher stand als dem der Frankfurter Schule. In [[Alphons Silbermann]] hatte Adorno einen streitbaren Kontrahenten der empirischen [[Kunstsoziologie|Kunst-]] und [[Kultursoziologie]].
Die musiktheoretische Position Adornos wurde bereits vor der [[Postmoderne]] in Frage gestellt. In einer resümierenden Kritik monierte der Habermas-Schüler [[Albrecht Wellmer]], dass Adorno mit seiner These eines unilateralen Fortschritts und eines eindeutig bestimmbaren Entwicklungstandes des musikalischen Materials [[Claude Debussy|Debussy]], [[Edgar Varèse|Varèse]], [[Béla Bartok|Bartók]], [[Igor Fjodorowitsch Strawinski|Strawinsky]], [[Charles Ives|Ives]] beiseite geschoben oder offen als Irrwege diffamiert habe. Eine „eigentümliche Blickverengung“ und die „Fixierung auf die deutsch-österreichische Musiktradition“ hätten ihn den „produktiven Pluralismus von Wegen zur Neuen Musik im 20. Jahrhundert“ verkennen lassen.<ref>Albrecht Wellmer: ''Über Negativität und Autonomie der Kunst. Die Aktualität von Adornos Ästhetik und blinde Flecken seiner Musikphilosophie''. In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 258, 261.</ref>
Die musiktheoretische Position Adornos wurde bereits vor der [[Postmoderne]] in Frage gestellt. In einer resümierenden Kritik monierte der Habermas-Schüler [[Albrecht Wellmer]], dass Adorno mit seiner These eines unilateralen Fortschritts und eines eindeutig bestimmbaren Entwicklungsstandes des musikalischen Materials [[Claude Debussy|Debussy]], [[Edgar Varèse|Varèse]], [[Béla Bartók|Bartók]], [[Igor Strawinsky|Strawinsky]] und [[Charles Ives|Ives]] beiseite geschoben oder offen als Irrwege diffamiert habe. Eine „eigentümliche Blickverengung“ und die „Fixierung auf die deutsch-österreichische Musiktradition“ hätten ihn den „produktiven Pluralismus von Wegen zur Neuen Musik im 20. Jahrhundert“ verkennen lassen.<ref>Albrecht Wellmer: ''Über Negativität und Autonomie der Kunst. Die Aktualität von Adornos Ästhetik und blinde Flecken seiner Musikphilosophie.'' In: Axel Honneth (Hrsg.): ''Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 258, 261.</ref>
[[Datei:Image-Postwertzeichen DPAG - 100. Geburtstag Theodor W. Adorno 2003.jpg|miniatur|[[Briefmarken-Jahrgang 2003 der Bundesrepublik Deutschland|Deutsche Briefmarke von 2003]] zum 100. Geburtstag Adornos]]
[[Hans Robert Jauß]], prominenter Vertreter der [[Rezeptionsästhetik]], führt gegen Adornos „Ästhetik der Negativität“ ins Feld, dass er die „gesamte vorautonome Kunst“, die beachtliche [[Affirmation|affirmative]] Kunstwerke aufweise, „nicht auf den Generalnenner der Negativität zu bringen“ vermöge, dass er ästhetische Erfahrung und Wechselwirkung von Kunstwerk und Publikum ignoriere und den Kunstgenuss als banausenhaft missbillige.<ref>Hans Robert Jauß: ''Ästhetische Erfahrung und literarische Hermeneutik.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 44–54.</ref>
=== Unverständlichkeitsvorwurf ===
Adorno gilt gemeinhin als besonders schwer zu lesender oder zu verstehender Autor. Dem entgegnete Adorno häufig, dass er, „wenn es die Sache nur zulassen würde, gern einfacher schriebe.“<ref name="Rudolf zur Lippe" /> [[Henning Ritter]] hielt den Vorwurf der Unverständlichkeit Adornos für eine Legende, welche sich einerseits aus der Häufung von Fremdwörtern, aber mehr noch aus einer im philosophischen Zusammenhang überraschenden Simplizität erkläre: „Worte der Umgangssprache werden gleichrangig behandelt wie Begriffe“.<ref>Henning Ritter: ''Adornos Stil. Wenn Adorno spricht.'' In: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/bilder-und-zeiten-1/adornos-stil-wenn-adorno-spricht-1712550.html ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'' vom 11. Oktober 2008].</ref> Indem er Worte aus unterschiedlichen Sprachdimensionen verwendet, fügt er ihnen Assoziationen und Motive eines bestimmten Materials hinzu, „ob es nun ‚tough baby‘ oder ‚ecriture‘ oder ‚[[Déjà-vu|dejavu]]‘ ist“.<ref name="Rudolf zur Lippe" /> Adorno benutze Alltagsworte als banale Einsprengsel, „um dann doch Dinge zu sagen, die jenseits jeder Banalität liegen – so wie Kunst aus irgendwo gefundenen Dingen gemacht wird“.<ref>Henning Ritter: ''Adornos Stil. Wenn Adorno spricht.'' In: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/bilder-und-zeiten-1/adornos-stil-wenn-adorno-spricht-1712550.html ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'' vom 11. Oktober 2008].</ref>
=== Erinnerungen ===
==== Theodor-W.-Adorno-Preis ====
{{Hauptartikel|Theodor-W.-Adorno-Preis}}
Die Stadt Frankfurt stiftete 1976 den ''Theodor-W.-Adorno-Preis''. Ebendort wurde 1985 von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur das ''Theodor W. Adorno Archiv'' gegründet, in dem der wissenschaftliche und künstlerische Nachlass Adornos mit dem Nachlass Walter Benjamins vereinigt werden konnte. Das Archiv wurde von 1985 bis 2002 von Rolf Tiedemann aufgebaut und geleitet, der auch die Reihe ''Frankfurter Adorno Blätter'', die Erstdrucke Adorno’scher Texte mit Diskussionsbeiträgen zu seinem Denken vereinigte und die ''Dialektischen Studien'' herausgab, in denen unzugängliche und neuere Arbeiten aus der Schule oder dem Geist Adornos publiziert wurden. 2004 wurde der Benjamin-Nachlass aus dem Theodor W. Adorno Archiv wieder ausgegliedert und in der Archivabteilung der Berliner [[Akademie der Künste (Berlin)|Akademie der Künste]] deponiert; der Adorno-Nachlass befindet sich inzwischen im Frankfurter Institut für Sozialforschung. Zum 100. Geburtstag Adornos im Jahr 2003 rief die Stadt Frankfurt ein ''Adorno-Jahr'' aus.<ref>{{Webarchiv|url=http://frankfurt-interaktiv.de/frankfurt/veranstaltungen/adornojahr.html |wayback=20120516153224 |text=''Theodor W. Adorno zum 100. Geburtstag'' }}. In: ''frankfurt-interaktiv.de.'' Abgerufen am 20. Juli 2012.</ref>
==== Denkmal und Platznamen ====
{{Hauptartikel|Adorno-Denkmal}}
[[Datei:Adorno-Denkmal-Campus-Westend-2016-Ffm-865.jpg|mini|Adorno-''Denkmal'' von [[Vadim Zakharov (Künstler)|Vadim Zakharov]] auf dem Theodor W. Adorno-Platz in Frankfurt am Main auf dem ''Westend-Campus'']]
In unmittelbarer Nähe zur [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Frankfurter Universität]] am [[Campus Bockenheim]] wurde ein Platz in ''Theodor-W.-Adorno-Platz'' (jetzt: ''Tilly-Edinger-Platz'') umbenannt und 2003 das Adorno-Denkmal für den Philosophen eingeweiht: ein Glaskasten mit Stuhl, Schreibtisch und einem darauf befindlichen [[Metronom]]. An seinem vormaligen Wohnhaus im [[Kettenhofweg]] im Frankfurter Westend, in dem Adorno von 1949 bis 1969 lebte, erinnert eine Gedenktafel an sein Wirken. Das Denkmal wurde 2016<ref>[http://aktuelles.uni-frankfurt.de/campus/adornos-schreibtisch-zieht-um/ uni-frankfurt.de] abgerufen am 16. März 2016</ref>, der Platzname bereits 2015 an den [[Campus Westend]] verlegt.<ref>Amtsblatt Frankfurt 42-2014</ref><ref>[https://abload.de/image.php?img=uni-frankfurtadressenreuzw.jpg Bildabzug aus dem Informationssystem der Stadt Frankfurt.]</ref>
==== Fußgängerampel ====
{{Hauptartikel|Adorno-Ampel}}
Die ''Adorno-Ampel'', eine 1987 errichtete Fußgängerampel, neben dem ''Institut für Sozialforschung'' in Frankfurt am Main.
==== Biographien ====
Im ''Adorno-Jahr'' erschienen neben mehreren Einführungen und Text-Ausgaben auch drei umfangreiche Biographien Adornos:
* [[Stefan Müller-Doohm]]: ''Adorno. Eine Biographie'' Frankfurt am Main, Suhrkamp 2003,
* [[Detlev Claussen]]: ''Theodor W. Adorno. Ein letztes Genie''. Fischer, Frankfurt am Main 2003,
* [[Lorenz Jäger]]: ''Adorno. Eine politische Biographie''. DVA, München 2003.<ref>Philipp von Wussow: ''„Eine Karikatur der Theorie“. Zur neueren Adorno-Biographik.'' In: ''Naharaim.'' 1, 2007, S. 131–147;<br />Eva-Maria Ziege: ''Mimesis als Lebensform und Theorieverhalten. Zum 100. Geburtstag von T.W. Adorno (1903–1969).'' In: ''Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte.'' 56, 4, 2004, S. 366–373.</ref>
=== Ehrungen ===
=== Ehrungen ===
* 1954 Arnold-Schönberg-Medaille
* 1954 Arnold-Schönberg-Medaille
* 1961 Deutscher Kritikerpreis für Literatur
* 1959 [[Deutscher Kritikerpreis]] für Literatur
* 1963 [[Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main]]
* 1963 [[Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main]]
* 1987 Adorno forderte 1962 nach einem tödlichen Verkehrsunfall in der Senckenberganlage Ampelanlagen, diese wurde 25 Jahre später errichtet und trägt seinen [[Adorno-Ampel|Namen]]
* 2013 Ein [[Asteroid]] des äußeren Hauptgürtels wird nach ihm benannt: (21029) Adorno
* 2013 Ein [[Asteroid]] des äußeren Hauptgürtels wird nach ihm benannt: [[(21029) Adorno]]
* 2015 Ein [[Liste der Straßennamen von Frankfurt am Main/T#Th|zentraler Platz in Frankfurt am Main]] auf dem [[Campus Westend]] der Goethe-Universität nach ihm „Theodor-W.-Adorno-Platz“ benannt.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.muk.uni-frankfurt.de/53983979/041 |wayback=20160304142101 |text=''Feierstunde zur Umbenennung auf dem Campus Westend''}}</ref>
* Ein 2015 gegründetes Gymnasium in Frankfurt trägt seit Januar 2018 den Namen [[Adorno-Gymnasium]]. Es soll im Sommer 2019 einen provisorischen Standort auf dem [[Campus Westend]] erhalten und langfristig einen Neubau an der [[Miquelallee]] beziehen.
* [[Datei:Stolperstein Theodor W.-Adorno, 1, Seeheimer Straße 19, Oberrad, Frankfurt am Main.jpg|mini|2021 verlegter [[Stolpersteine|Stolperstein]] vor der Seeheimer Straße 19 in [[Frankfurt-Oberrad]]]]Am 27. Juni 2021 wurden für Theodor W. Adorno und seine Eltern, Maria Calvelli-Adorno und Oskar Wiesengrund in Frankfurt am Main [[Stolpersteine]] verlegt. Die Zeremonie fand vor dem Haus, das die Familie Wiesengrund-Adorno 1914 bezog, statt.<ref>{{Internetquelle |autor=Eugen El |url=https://www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/stolpersteine-erinnern-an-familie-wiesengrund-adorno/ |titel=Stolpersteine erinnern an Familie Wiesengrund-Adorno |werk=Jüdische Allgemeine |datum=2021-06-29 |sprache=de |abruf=2023-09-08}}</ref>
* Seit Dezember 2022 erinnert eine Informationstafel am Standort des früheren Geburtshauses Schöne Aussicht Nr. 9 in Frankfurt am Main mit einem historischen Foto an das Geburtshaus und die benachbarte Weinhandlung des Vaters.<ref>{{Internetquelle |autor=Marlene App |url=https://www.fr.de/frankfurt/auf-der-spur-adornos-91974299.html |titel=Auf der Spur Adornos |werk=Frankfurter Rundschau |datum=2022-12-13 |sprache=de |abruf=2023-09-08}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Carlota Brandis |Titel=Infotafel erinnert an Theodor W. Adornos Geburtshaus |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum=2022-12-17 |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/infotafel-erinnert-an-theodor-w-adornos-geburtshaus-18535076.html |Abruf=2023-09-08}}</ref>
* [[Rolf Tiedemann]] (1932–2018), Philosoph und Philologe
* [[Albrecht Wellmer]] (1933–2018), Philosoph
* [[Rolf Wiggershaus]] (* 1944), Publizist
* [[Rolf Wiggershaus]] (* 1944), Publizist
* [[Gisela von Wysocki]] (* 1940), Schriftstellerin
== Schriften ==
== Schriften ==
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* Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: ''[[Dialektik der Aufklärung]]. Philosophische Fragmente''. Amsterdam 1947
* Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: ''[[Dialektik der Aufklärung]]. Philosophische Fragmente''. Amsterdam 1947
* ''Philosophie der neuen Musik''. Tübingen 1949.
* ''Philosophie der neuen Musik''. Tübingen 1949.
* Theodor W. Adorno, Else Frenkel-Brunswik, Daniel J. Levinson, R. Nevitt Sanford: ''The Authoritarian Personality''. New York 1950, in Deutschland posthum erschienen unter dem Titel ''Studien zum autoritären Charakter''. Frankfurt am Main 1973 (vgl. auch [[Autoritäre Persönlichkeit]])
* Theodor W. Adorno, [[Else Frenkel-Brunswik]], Daniel J. Levinson, R. Nevitt Sanford: ''The Authoritarian Personality''. New York 1950, in Deutschland posthum erschienen unter dem Titel ''Studien zum autoritären Charakter''. Frankfurt am Main 1973 (vgl. auch [[Autoritäre Persönlichkeit]])
* ''[[Minima Moralia]]. Reflexionen aus dem beschädigten Leben''. Berlin, Frankfurt am Main 1950
* ''[[Minima Moralia]]. Reflexionen aus dem beschädigten Leben''. Berlin, Frankfurt am Main 1951
* ''Versuch über Wagner''. Berlin, Frankfurt am Main 1952.
* ''Versuch über Wagner''. Berlin, Frankfurt am Main 1952.
* ''Prismen. Kulturkritik und Gesellschaft''. Berlin, Frankfurt am Main 1955.
* ''Prismen. Kulturkritik und Gesellschaft''. Berlin, Frankfurt am Main 1955.
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* ''Noten zur Literatur I''. Berlin, Frankfurt am Main 1958.
* ''Noten zur Literatur I''. Berlin, Frankfurt am Main 1958.
* ''Klangfiguren. Musikalische Schriften I''. Berlin, Frankfurt am Main 1959.
* ''Klangfiguren. Musikalische Schriften I''. Berlin, Frankfurt am Main 1959.
* ''Mahler. Eine musikalische Physiognomie''. Frankfurt am Main 1960.
* ''Mahler. Eine musikalische Physiognomik''. Frankfurt am Main 1960.
* ''Noten zur Literatur II''. Frankfurt am Main 1961.
* ''Noten zur Literatur II''. Frankfurt am Main 1961.
* ''Einleitung in die Musiksoziologie. Zwölf theoretische Vorlesungen''. Frankfurt am Main 1962.
* ''Einleitung in die Musiksoziologie. Zwölf theoretische Vorlesungen''. Frankfurt am Main 1962.
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'''Sammelausgaben:'''
'''Sammelausgaben:'''
* ''Gesammelte Schriften''. Hrsg. von [[Rolf Tiedemann]] unter Mitwirkung von [[Gretel Adorno]], [[Susan Buck-Morss]] und [[Klaus Schultz]]. Bde. 1–20 (in 23 Bdn. geb.). 1. Auflage. Frankfurt am Main 1970–1980. – [Rev. Taschenbuch-Ausg.] Frankfurt am Main 1997. – Lizenzausgabe der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt 1998. – [Revidierte und erweiterte elektronische Ausg. auf CD-ROM:] [[Digitale Bibliothek]] Band 97, [[Directmedia Publishing]] Berlin 2003, ISBN 3-89853-497-9.
* ''Gesammelte Schriften''. Hrsg. von [[Rolf Tiedemann]] unter Mitwirkung von [[Gretel Adorno]], [[Susan Buck-Morss]] und [[Klaus Schultz]]. Bde. 1–20 (in 23 Bdn. geb.). 1. Auflage. Frankfurt am Main 1970–1980. – [Rev. Taschenbuch-Ausg.] Frankfurt am Main 1997. – Lizenzausgabe der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt 1998. – [Revidierte und erweiterte elektronische Ausg. auf CD-ROM:] [[Digitale Bibliothek]] Band 97, [[Directmedia Publishing]] Berlin 2003, ISBN 3-89853-497-9.
* ''Nachgelassene Schriften''. Hrsg. vom Theodor W. Adorno Verlag. Frankfurt am Main 1993 ff. [Bisher erschienen: 10 Bde.]
* ''Nachgelassene Schriften''. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 1993 ff. [Bisher erschienen: 12 Bde.]
* ''Eine Auswahl''. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt a.M. 1971. – Lizenzausg. des Deutschen Bücherbundes, Stuttgart 1971.
*** Band 1: Beethoven. Philosophie der Musik
*** Band 2: Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion
*** Band 3: Current of Music. Elements of a Radio Theory
** Abteilung IV: ''Vorlesungen'':
** Band I: Erkenntnistheorie (1957/58)
** Band 4: Kants »Kritik der reinen Vernunft« (1959)
** Band 6: Philosophie und Soziologie (1960)
** Band 8: Ästhetik (1961/62)
** Band 9: Philosophische Terminologie
** Band 10: Probleme der Moralphilosophie (1963)
** Band 11: Fragen der Dialektik (1963/64)
** Band 12: Philosophische Elemente einer Theorie der Gesellschaft (1964)
** Band 15: Einleitung in die Soziologie (1968)
** Band 17: Kranichsteiner Vorlesungen
* ''Eine Auswahl''. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1971. – Lizenzausg. des Deutschen Bücherbundes, Stuttgart 1971.
* ''Kritik. Kleine Schriften zur Gesellschaft''. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1971.
* ''Kritik. Kleine Schriften zur Gesellschaft''. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1971.
* ''Philosophie und Gesellschaft''. Fünf Essays. Auswahl und Nachwort Rolf Tiedemann. Stuttgart 1984.
* ''Philosophie und Gesellschaft''. Fünf Essays. Auswahl und Nachwort Rolf Tiedemann. Stuttgart 1984.
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* ''Aufarbeitung der Vergangenheit. Reden und Gespräche''. Auswahl und Begleittext von Rolf Tiedemann. München 1999, DerHörVerlag. (AUDIO BOOKS. Stimmen der Philosophie.) 5 CD: ISBN 3-89584-730-5; 2 MC: ISBN 3-89584-630-9.
* ''Aufarbeitung der Vergangenheit. Reden und Gespräche''. Auswahl und Begleittext von Rolf Tiedemann. München 1999, DerHörVerlag. (AUDIO BOOKS. Stimmen der Philosophie.) 5 CD: ISBN 3-89584-730-5; 2 MC: ISBN 3-89584-630-9.
* ''Kompositionen''. Hrsg. von [[Heinz-Klaus Metzger]] und [[Rainer Riehn]]. 2 Bde., München 1980
* ''Kompositionen''. Hrsg. von [[Heinz-Klaus Metzger]] und [[Rainer Riehn]]. 2 Bde., München 1980
* ''Kompositionen''. Bd. 3: Kompositionen aus dem Nachlass. Hrsg. von [[Maria Luisa Lopez-Vito]] und Ulrich Krämer. München 2007
* ''Kompositionen''. Band 3: Kompositionen aus dem Nachlass. Hrsg. von [[Maria Luisa Lopez-Vito]] und Ulrich Krämer. München 2007
* ''Klavierstücke''. Hrsg. von [[Maria Luisa Lopez-Vito]], Nachwort von Rolf Tiedemann. München 2001
* ''Klavierstücke''. Hrsg. von [[Maria Luisa Lopez-Vito]], Nachwort von Rolf Tiedemann. München 2001
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* ''Noten zur Literatur IV''. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1974.
* ''Noten zur Literatur IV''. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1974.
* ''Der Schatz des Indianer-Joe. Singspiel nach Mark Twain''. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1979.
* ''Der Schatz des Indianer-Joe. Singspiel nach Mark Twain''. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1979.
* ''Beethoven. Philosophie der Musik. Fragmente und Texte''. Hrsg. von Rolf Tiedemann. (Nachgelassene Schriften. Hrsg. vom Theodor W. Adorno Archiv. Abt. I, Bd. 1.) Frankfurt am Main 1993. – 2. Auflage. 1994. – [Taschenbuch-Ausg.] Frankfurt am Main 2004.
* ''Beethoven. Philosophie der Musik. Fragmente und Texte''. Hrsg. von Rolf Tiedemann. (Nachgelassene Schriften. Hrsg. vom Theodor W. Adorno Archiv. Abt. I, Band 1.) Frankfurt am Main 1993. – 2. Auflage. 1994. – [Taschenbuch-Ausg.] Frankfurt am Main 2004.
* ''Probleme der Moralphilosophie<1963>''. Hrsg. von ThomasSchröder. Frankfurt am Main 1996. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Bd.10.)
* ''Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion. Aufzeichnungen, ein Entwurf und zwei Schemata''. Hrsg. von Henri Lonitz. Frankfurt am Main 2001. (Nachgel. Schr., Abt. I, Band 2.)
* ''Metaphysik. Begriff und Probleme <1965>''. Hrsg. von RolfTiedemann. Frankfurt am Main 1998. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Bd.14.)
* ''Ästhetik (1958/59).'' Hrsg. von Eberhard Ortland. Frankfurt am Main 2009. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Band 3.) – [Taschenbuch-Ausg.] Berlin 2017.
* ''Zur Lehre von der Geschichte und von der Freiheit <1964/65>''. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 2001. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Bd.13.)
* ''Ontologie und Dialektik <1960/61>''. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 2002. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Band 7.)
* ''OntologieundDialektik <1960/61>''. Hrsg. von RolfTiedemann. Frankfurt am Main 2002. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Bd.7.)
* ''Probleme der Moralphilosophie <1963>''. Hrsg. von Thomas Schröder. Frankfurt am Main 1996. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Band 10.)
* ''VorlesungüberNegativeDialektik.FragmentezurVorlesung1965/66''. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 2003. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Bd.16.)
* ''Zur Lehre von der Geschichte und von der Freiheit <1964/65>''. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 2001. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Band 13.)
* ''Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion. Aufzeichnungen, ein Entwurf und zweiSchemata''. Hrsg. von HenriLonitz. Frankfurt am Main 2001. (Nachgel. Schr., Abt. I, Bd.2.)
* ''Metaphysik. Begriff und Probleme <1965>''. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1998. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Band 14.)
* ''Traumprotokolle''.Hrsg.vonChristophGöddeundHenriLonitz. Nachwort von JanPhilipp Reemtsma. Frankfurt am Main 2005.
* ''Vorlesung über Negative Dialektik. Fragmente zur Vorlesung 1965/66''. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 2003. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Band 16.)
* ''Traumprotokolle''. Hrsg. von Christoph Gödde und Henri Lonitz. Nachwort von Jan Philipp Reemtsma. Frankfurt am Main 2005.<ref>[http://traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php?title=%22Traumprotokolle%22_(Theodor_W._Adorno) Eintrag] zu Adornos Traumprotokollen im „Lexikon Traumkultur“</ref> [[#Hörspiel|Hörspielbearbeitung]]
* ''Current of Music. Elements of a Radio Theory'', hrsg von Robert Hullot-Kentor. Frankfurt am Main 2006.
* ''Current of Music. Elements of a Radio Theory'', hrsg. von Robert Hullot-Kentor. Frankfurt am Main 2006.
* ''Komposition für den Film''. Text der Edition in Band 15 der ''Gesammelten Schriften'', durchgesehen, korrigiert und ergänzt von Johannes C. Gall. Mit einem Nachwort von Johannes C. Gall und einer [http://www.hanns-eisler.de/DVD DVD „Hanns Eislers Rockefeller-Filmmusik-Projekt“], im Auftrag der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft hrsg. von Johannes C. Gall. Frankfurt am Main 2006.
* ''Komposition für den Film''. Text der Edition in Band 15 der ''Gesammelten Schriften'', durchgesehen, korrigiert und ergänzt von Johannes C. Gall. Mit einem Nachwort von Johannes C. Gall und einer [http://www.hanns-eisler.de/DVD DVD „Hanns Eislers Rockefeller-Filmmusik-Projekt“], im Auftrag der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft hrsg. von Johannes C. Gall. Frankfurt am Main 2006.
* ''Aspekte des neuen Rechtsradikalismus. Ein Vortrag''. Berlin 2019, ISBN 978-3-518-58737-9.
* ''Bemerkungen zu ›The Authoritarian Personality‹ und weitere Texte.'', hrsg. v. [[Eva-Maria Ziege]], Suhrkamp, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-29900-5.
* ''Vorträge 1949–1968''. Hrsg. von Michael Schwarz. Suhrkamp, Berlin 2019.
* ''Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute. Ein Vortrag.'' Mit einem Nachwort von Jan Philipp Reemtsma, Suhrkamp, Berlin 2024, ISBN 978-3-518-58823-9.
== Briefwechsel ==
== Briefwechsel ==
* Theodor W. Adorno – Walter Benjamin: ''Briefwechsel 1928–1940''
* Theodor W. Adorno – Walter Benjamin: ''Briefwechsel 1928–1940''. Suhrkamp, Frankfurt am Main
* Theodor W. Adorno – Alban Berg: ''Briefwechsel 1925–1935''
* Theodor W. Adorno – Alban Berg: ''Briefwechsel 1925–1935''. Suhrkamp, Frankfurt am Main
* Theodor W. Adorno – [[Elias Canetti]]: ''„Ich kann auch den kleinsten Weg nicht anders als allein gehen“. Briefwechsel.'' Mit einer Vorbemerkung von Sven Hanuschek. In: [[Sinn und Form]] 6/2023, S. 790–810
* Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: ''Briefwechsel 1927–1937''
* Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: ''Briefwechsel 1938–1944''
* Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: ''Briefwechsel 1927–1937''. Suhrkamp, Frankfurt am Main
* Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: ''Briefwechsel 1945–1949''
* Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: ''Briefwechsel 1938–1944''. Suhrkamp, Frankfurt am Main
* Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: ''Briefwechsel 1950–1969''
* Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: ''Briefwechsel 1945–1949''. Suhrkamp, Frankfurt am Main
* Theodor W. Adorno – ThomasMann: ''Briefwechsel 1943–1955''
* Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: ''Briefwechsel 1950–1969''. Suhrkamp, Frankfurt am Main
* Theodor W. Adorno – SiegfriedKracauer: ''Briefwechsel 1923–1966''
* Theodor W. Adorno – Rudolf Kolisch: Briefwechsel 1926–1969, Suhrkamp, Berlin
* Theodor W. Adorno -ErnstKrenek: ''Briefwechsel''
* Theodor W. Adorno – Siegfried Kracauer: ''Briefwechsel 1923–1966''. Suhrkamp, Frankfurt am Main.
* Theodor W. Adorno – Heinz-KlausMetzger: ''Briefwechsel 1954–1967''
* Theodor W. Adorno – Ernst Krenek: ''Briefwechsel 1929–1964''. Suhrkamp, Berlin 2020 (zuerst Frankfurt am Main 1974).
*: (alle Suhrkamp, Frankfurt am Main)
* Theodor W. Adorno – Thomas Mann: ''Briefwechsel 1943–1955''. Suhrkamp, Frankfurt am Main
* Theodor W. Adorno – Heinz-Klaus Metzger: ''Briefwechsel 1954–1967''. Suhrkamp, Frankfurt am Main.
* WolfgangSchopf (Hrsg.): ''„SomüßteicheinEngelundkeinAutorsein“.-Adorno undseine Frankfurter Verleger. Der Briefwechsel mit [[Peter Suhrkamp]]und[[SiegfriedUnseld]]''.
* Asaf Angermann (Hrsg.): Theodor W. Adorno – Gershom Scholem: ''Der liebe Gott wohnt im Detail. Briefwechsel 1939–1969''. Suhrkamp, Berlin 2015, ISBN 978-3-518-58617-4.
* Wolfgang Schopf (Hrsg.): ''„So müßte ich ein Engel und kein Autor sein“. – Adorno und seine Frankfurter Verleger. Der Briefwechsel mit [[Peter Suhrkamp]] und [[Siegfried Unseld]]''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003
*: Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003
* Theodor W. Adorno – [[Lotte Tobisch]]: ''Der private Briefwechsel'' (1962–1969)
* Theodor W. Adorno – [[Lotte Tobisch]]: ''Der private Briefwechsel (1962–1969)''. Herausgegeben von Bernhard Kraller und [[Heinz Steinert]]. Droschl, Graz 2003
* Theodor W. Adorno – [[Paul Celan]]: ''Briefwechsel 1960–1968''. Hrsg. v. Joachim Seng. In: ''Frankfurter Adorno Blätter VIII.'' edition text + kritik 2003, S. 177–202.
*: Verlag Droschl, Graz 2003
* Theodor W. Adorno - [[PaulCelan]]: ''Briefwechsel 1960–1968''
* Theodor W. Adorno und [[Elisabeth Lenk]]: ''Briefwechsel 1962–1969''. Herausgegeben von Elisabeth Lenk. [[edition text + kritik]], München 2001
* Theodor W. Adorno – [[Harald Kaufmann]]: ''Briefwechsel 1967–1969.'' In: Harald Kaufmann: ''Von innen und außen. Schriften über Musik, Musikleben und Ästhetik.'' Hrsg. v. [[Werner Grünzweig]] und Gottfried Krieger. Wolke, Hofheim 1993, S. 261–300.
*: Hg. v. Joachim Seng. In: ''Frankfurter Adorno Blätter VIII''. edition text + kritik 2003, S. 177–202.
* Theodor W. Adorno und [[ElisabethLenk]]: ''Briefwechsel 1962–1969''
* Theodor W. Adorno und [[Alfred Sohn-Rethel]]: ''Briefwechsel 1936–1969.'' Herausgegeben von Christoph Gödde. edition text + kritik, München 1991.
* Theodor W. Adorno und [[Ulrich Sonnemann]]: ''Briefwechsel 1957–1969''. Herausgegeben und kommentiert von Martin Mettin und Tobias Heinze. In: ''Zeitschrift für kritische Theorie''. Band 25, Nr. 48/49, 2019, S. 167–222.
*: Edition Text und Kritik, München 2001
* Theodor W. Adorno: ''Briefe an die Eltern. 1939–1951.'' Herausgegeben von Christoph Gödde und Henri Lonitz. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003.
* Theodor W. Adorno – [[Harald Kaufmann]]: ''Briefwechsel 1967–1969''
* [[Günther Anders]]: ''Briefwechsel mit Theodor W. Adorno''. In: Günther Anders: ''Gut, dass wir einmal die ''hot potatos'' ausgraben. Briefwechsel mit Theodor W. Adorno, Ernst Bloch, Max Horkheimer, Herbert Marcuse und Helmuth Plessner''. Beck, München 2022, S. 45–95 und 264-292.
*: In: Harald Kaufmann: ''Von innen und außen. Schriften über Musik, Musikleben und Ästhetik'' Hg. v. Werner Grünzweig und Gottfried Krieger. Wolke, Hofheim 1993, S. 261–300.
* Theodor W. Adorno und [[Ludwig von Friedeburg]]: ''Briefwechsel 1950–1969 und weitere Materialien''. Im Auftrag des Instituts für Sozialforschung herausgegeben von Dirk Braunstein und Maischa Gelhard. Suhrkamp, Berlin 2024.
== Kompositionen ==
== Kompositionen ==
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* ''Vier Lieder nach Gedichten von Stefan George für Singstimme und Klavier'', op. 7 (1944)
* ''Vier Lieder nach Gedichten von Stefan George für Singstimme und Klavier'', op. 7 (1944)
* ''Drei Gedichte von Theodor Däubler für vierstimmigen Frauenchor a cappella'', op. 8 (1923–1945)
* ''Drei Gedichte von Theodor Däubler für vierstimmigen Frauenchor a cappella'', op. 8 (1923–1945)
* ''Zwei Propagandagedichte für Singstimme und Klavier'', o.O. (1943)
* ''Zwei Propagandagedichte für Singstimme und Klavier'', o. O. (1943)
* ''Sept chansons populaires francaises, arrangées pour une voix et piano'', o.O. (1925–1939)
* ''Sept chansons populaires francaises, arrangées pour une voix et piano'', o. O. (1925–1939)
* ''Zwei Lieder mit Orchester aus dem geplanten Singspiel Der Schatz des Indianer-Joe nach Mark Twain'', o. O. (1932/33)
* ''Drei Gedichte von Theodor Däubler für vierstimmigen Frauenchor a capella'', o.O. (1923–1945)
* ''ZweiLiedermit Orchester aus demgeplantenSingspielDerSchatzdesIndianer-Joenach MarkTwain'', o.O. (1932/33)
* ''Kinderjahr. Sechs Stücke aus op. 68 von Robert Schumann, für kleines Orchester gesetzt'', o. O. (1941)
* ''Kompositionen aus dem Nachlaß (Klavierstücke, Klavierlieder, Streichquartette, Streichtrios etc.)'', vgl. Theodor W. Adorno: ''Kompositionen Band 3.'' Hrsg. von Maria Luisa Lopez-Vito und Ulrich Krämer, München 2007.
* ''Kinderjahr. Sechs Stücke aus op. 68 von Robert Schumann, für kleines Orchester gesetzt'', o.O. (1941)
* ''Kompositionen aus dem Nachlaß (Klavierstücke, Klavierlieder, Streichquartette, Streichtrios u. a.)'', vgl. Theodor W. Adorno: ''Kompositionen Band 3'', hg. von Maria Luisa Lopez-Vito und Ulrich Krämer, München 2007.
* Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-476-02254-7.
* Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): ''Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' 2., erweiterte und aktualisierte Auflage. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-476-02626-2 (zuerst 2011).
* Stefan Müller-Doohm: ''Die Soziologie Theodor W. Adornos. Eine Einführung''. Campus, Frankfurt am Main 1996.
* Stefan Müller-Doohm: ''Die Soziologie Theodor W. Adornos. Eine Einführung''. Campus, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-593-35511-6.
* Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek 1989.
* Hartmut Scheible: ''Theodor W. Adorno mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek 1989, ISBN 3-499-50400-6.
* Gerhard Schweppenhäuser: ''Theodor W. Adorno zur Einführung''.5. Auflage. Junius, Hamburg 2009, ISBN 978-3-88506-671-2.
* [[Gerhard Schweppenhäuser]]: ''Theodor W. Adorno zur Einführung.'' 7., ergänzte Auflage. Junius, Hamburg 2019, ISBN 978-3-88506-671-2.
* Tilo Wesche: ''Adorno. Eine Einführung''. Reclam, Ditzingen 2018, ISBN 978-3-15-019506-2.
* Rolf Wiggershaus: ''Theodor W. Adorno''. C. H. Beck, München 1987.
* [[Rolf Wiggershaus]]: ''Theodor W. Adorno''. C. H. Beck, München 1987, ISBN 3-406-32279-4.
* ''Über Theodor W. Adorno''. Mit Beiträgen von Kurt Oppens, Hans Kudszus, Jürgen Habermas, Bernard Willms, Hermann Schweppenhäuser und Ulrich Sonnemann. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968.
* ''Über Theodor W. Adorno''. Mit Beiträgen von Kurt Oppens, Hans Kudszus, Jürgen Habermas, Bernard Willms, Hermann Schweppenhäuser und Ulrich Sonnemann. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968.
=== Biographien ===
=== Biographien ===
* [[Detlev Claussen]]: ''Theodor W. Adorno. Ein letztes Genie.'' Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-10-010813-2.
* [[Detlev Claussen]]: ''Theodor W. Adorno. Ein letztes Genie.'' S. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-10-010813-2.
* [[Lorenz Jäger]]: ''Adorno. Eine politische Biographie''. 2. Auflage. DVA, München 2003, ISBN 3-421-05493-2.
* [[Lorenz Jäger]]: ''Adorno. Eine politische Biographie.'' 2. Auflage. DVA, München 2003, ISBN 3-421-05493-2.
* [[Stefan Müller-Doohm]]: ''Adorno. Eine Biographie'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-58378-6.
* [[Stefan Müller-Doohm]]: ''Adorno. Eine Biographie.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-58378-6.
=== Biographische Orte ===
=== Biographische Orte ===
* Martin Mittelmeier: ''Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt''. Siedler, München 2013, ISBN 978-3-8275-0031-1.
* '''Frankfurt'''
** [[WolframSchütte]] (Hrsg.): ''Adorno in Frankfurt''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003.
* [[Claus Offe]]: ''Kulturindustrie und andere Ansichten des amerikanischen Jahrhunderts.'' In: Derselbe: ''Selbstbetrachtung aus der Ferne: Tocqueville, Weber und Adorno in den Vereinigten Staaten''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-58399-9, S. 91–120.
* Reinhard Pabst (Hrsg.): ''Theodor W. Adorno. Kindheit in Amorbach. Bilder und Erinnerungen''. Insel, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-458-34623-6.
* '''Amorbach'''
** ReinhardPabst (Hrsg.): ''Theodor W. Adorno. Kindheit in Amorbach. Bilder und Erinnerungen''. Insel, Frankfurt am Main 2003.
* [[Wolfram Schütte]] (Hrsg.): ''Adorno in Frankfurt''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-58379-4.
* [[Heinz Steinert]]: ''Adorno in Wien. Über die (Un-)Möglichkeit von Kunst, Kultur und Befreiung''. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1989, ISBN 3-85115-113-5.
* '''Wien'''
* [[Viktor Žmegač]]: ''Adorno und die Wiener Moderne der Jahrhundertwende''. In: Axel Honneth, Albrecht Wellmer (Hrsg.): ''Die Frankfurter Schule und die Folgen''. Referate eines Symposiums der Alexander von Humboldt-Stiftung vom 10.–15. Dezember 1984 in Ludwigsburg. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1986, ISBN 3-11-010805-4, S. 321–338.
** [[Heinz Steinert]]: ''Adorno in Wien. Über die (Un-)Möglichkeit von Kunst, Kultur und Befreiung''. Fischer, Frankfurt am Main 1989.
* '''Neapel'''
** Martin Mittelmeier: ''Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt''. Siedler, München 2013.
* '''USA'''
** [[Claus Offe]]: ''Kulturindustrie und andere Ansichten des amerikanischen Jahrhunderts''. In: Ders.: ''Selbstbetrachtung aus der Ferne: Tocqueville, Weber und Adorno in den Vereinigten Staaten''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, S. 91–120.
** David Jenemann: ''Adorno in America''. University of Minnesota Press, Minneapolis 2007.
=== Adorno Blätter ===
=== Adorno Blätter ===
* Rolf Tiedemann (Hrsg.): '' Frankfurter Adorno Blätter'', Band I-VIII. edition text + kritik, 2003, ISBN 3-88377-752-8.
* Rolf Tiedemann (Hrsg.): '' Frankfurter Adorno Blätter.'' Band I–VIII. edition text + kritik, 2003, ISBN 3-88377-752-8.
=== Adorno-Konferenzen ===
=== Adorno-Konferenzen ===
* [[Ludwig von Friedeburg]], [[Jürgen Habermas]] (Hrsg.): ''Adorno-Konferenz 1983.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983.
* [[Ludwig von Friedeburg]], [[Jürgen Habermas]] (Hrsg.): ''Adorno-Konferenz 1983.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-518-28060-0.
* Michael Löbig, Gerhard Schweppenhäuser (Hrsg.): ''Hamburger Adorno-Symposion.'' Lüneburg 1984, ISBN 3-924245-01-0.
* Michael Löbig, Gerhard Schweppenhäuser (Hrsg.): ''Hamburger Adorno-Symposion.'' zu Klampen, Lüneburg 1984, ISBN 3-924245-01-0.
* Frithjof Hager, Hermann Pfütze (Hrsg.): ''Das unerhört Moderne. Berliner Adorno-Tagung.'' zu Klampen, Lüneburg 1990, ISBN 3-924245-17-7.
* [[Andreas Gruschka]], [[Ulrich Oevermann (Soziologe)|Ulrich Oevermann]] (Hrsg.): ''Die Lebendigkeit der kritischen Gesellschaftstheorie. Dokumentation der Arbeitstagung aus Anlass des 100. Geburtstages von Theodor W. Adorno.'' Wetzlar 2004, ISBN 3-88178-324-5.
* [[Axel Honneth]] (Hrsg.): ''Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-29328-1.
* [[Andreas Gruschka]], [[Ulrich Oevermann (Soziologe)|Ulrich Oevermann]] (Hrsg.): ''Die Lebendigkeit der kritischen Gesellschaftstheorie. Dokumentation der Arbeitstagung aus Anlass des 100. Geburtstages von Theodor W. Adorno.'' Büchse der Pandora, Wetzlar 2004, ISBN 3-88178-324-5.
=== Frankfurter Seminare ===
* ''Frankfurter Seminare. Gesammelte Sitzungsprotokolle 1949–1969.'' Band 1 bis 4, herausgegeben von Dirk Braunstein. De Gruyter, Berlin/Boston 2021, ISBN 978-3-11-070549-2 (Band 1), ISBN 978-3-11-070733-5 (Band 2), ISBN 978-3-11-070734-2 (Band 3), ISBN 978-3-11-070735-9 (Band 4).
=== Weiterführende Studien ===
=== Weiterführende Studien ===
* [[Alex Demirović|Alex Demirovic]]: ''Der nonkonformistische Intellektuelle. Die Entwicklung der Kritischen Theorie zur Frankfurter Schule''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-518-29040-1.
* Wolfram Ette, [[Günter Figal]], Richard Klein, Günter Peters (Hrsg.): ''Adorno im Widerstreit. Zur Präsenz seines Denkens''. Alber, Freiburg/ München 2004.
* Wolfram Ette, [[Günter Figal]], Richard Klein, Günter Peters (Hrsg.): ''Adorno im Widerstreit. Zur Präsenz seines Denkens''. Alber, Freiburg/München 2004, ISBN 3-495-48131-1.
* [[Roger Behrens]]: ''Verstummen. Über Adorno''. Wehrhahn, Laatzen 2004, ISBN 3-932324-80-3.
* [[Friedrich Wilhelm Graf]]: Theodor Wiesengrund-Adorno und der Verlag J.C.B Mohr (Paul Siebeck): Zur Publikationsgeschichte des „Kierkegaard“ und der „Philosophie der neuen Musik“, in: Zeitschrift für Neuere Theologiegeschichte/Journal for the History of Modern Theology 21/1-2 (2014), S. 180–249.
* [[Alex Demirovic]]: ''Der nonkonformistische Intellektuelle. Die Entwicklung der Kritischen Theorie zur Frankfurter Schule''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-518-29040-1.
* Hans-Joachim Hahn: ''[https://zeithistorische-forschungen.de/2-2023/6138 Kritik und Idealisierung. Theodor W. Adornos Verhältnis zur deutschen Sprache].'' In: ''[[Zeithistorische Forschungen]].'' Band 20, 2023, S. 297–312.
* [[Gillian Rose]]: ''The Melancholy Science. An Introduction to the Thought of Theodor W. Adorno''. Macmillan, London 1978, ISBN 0-333-23214-3.
* [[Gillian Rose (Philosophin)|Gillian Rose]]: ''The Melancholy Science. An Introduction to the Thought of Theodor W. Adorno''. Macmillan, London 1978, ISBN 0-333-23214-3.
* [[Hermann Schweppenhäuser]] (Hrsg.): ''Theodor W. Adorno zum Gedächtnis''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971
* [[RolfTiedemann]]: ''Niemandsland. Studien mit und über Theodor W. Adorno''. München2007,ISBN978-3-88377-872-3.
* [[Hermann Schweppenhäuser]] (Hrsg.): ''Theodor W. Adorno zum Gedächtnis''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971.
* [[Rolf Tiedemann]]: ''Niemandsland. Studien mit und über Theodor W. Adorno''. Edition Text + Kritik, München 2007, ISBN 978-3-88377-872-3.
* [[Zeitschrift für Ideengeschichte]]: Adorno. Heft XIII/1 – Frühjahr 2019.
; Philosophie
'''Philosophie'''
* Dirk Auer, Lars Rensmann, Julia Schulze Wessel (Hrsg.): ''Arendt und Adorno''. 2. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-29235-8.
* Dirk Auer, [[Lars Rensmann]], Julia Schulze Wessel (Hrsg.): ''Arendt und Adorno.'' 2. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-29235-8.
* Jürgen Habermas: ''„Ich selber bin ja ein Stück Natur“ - Adorno über die Naturverflochtenheit der Vernunft.'' In: Jürgen Habermas: ''Zwischen Naturalismus und Religion.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-58448-0, S. 187–215.
* Jürgen Habermas: ''„Ich selber bin ja ein Stück Natur“ – Adorno über die Naturverflochtenheit der Vernunft.'' In: Derselbe: ''Zwischen Naturalismus und Religion.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-58448-0, S. 187–215.
* [[Fredric Jameson]]: ''Spätmarxismus. Adorno oder Die Beharrlichkeit der Dialektik''. Argument Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-88619-391-8.
* [[Fredric Jameson]]: ''Spätmarxismus. Adorno oder Die Beharrlichkeit der Dialektik''. Argument Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-88619-391-8.
* Manuel Knoll: ''Theodor W. Adorno. Ethik als erste Philosophie.'' Fink, München 2002, ISBN 978-3-7705-3665-8.
* [[Ulrich Müller (Philosoph)|Ulrich Müller]]: ''Theodor W. Adornos Negative Dialektik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-15626-9.
* Carsten Schlüter-Knauer: ''Adornos Kritik der apologetischen Vernunft.'' Zwei Teile (= Epistemata. Reihe Philosophie, Bd. 46). Königshausen + Neumann, Würzburg 1988, ISBN 3-88479-340-3.
* [[Gerhard Schweppenhäuser]]: ''Ethik nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie''. 2. überarbeitete Auflage. Springer VS, Würzburg 2016, ISBN 978-3-658-11770-2.
* [[Martin Seel]]: ''Adornos Philosophie der Kontemplation''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-29294-3.
* [[Martin Seel]]: ''Adornos Philosophie der Kontemplation''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-29294-3.
* Anke Thyen: ''Negative Dialektik und Erfahrung. Zur Rationalität des Nichtidentischen bei Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-518-57977-0.
* [[Gerhard Schweppenhäuser]]: ''Ethik nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie''. Argument, Hamburg 1993, ISBN 3-88619-213-X.
* [[Rolf Tiedemann]]: ''Mythos und Utopie. Aspekte der Adornoschen Philosophie''. München 2009, ISBN 978-3-86916-013-9.
* [[Rolf Tiedemann]]: ''Mythos und Utopie. Aspekte der Adornoschen Philosophie''. Edition Text + Kritik, München 2009, ISBN 978-3-86916-013-9.
* [[Albrecht Wellmer]]: ''Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-518-28132-1.
* [[Albrecht Wellmer]]: ''Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-518-28132-1.
* Philipp von Wussow: ''Logik der Deutung. Adorno und die Philosophie''. Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, ISBN 978-3-8260-3547-0.
* Philipp von Wussow: ''Logik der Deutung. Adorno und die Philosophie''. Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, ISBN 978-3-8260-3547-0.
; Soziologie / Gesellschaftskritik / Politische Ökonomie
'''Soziologie / Gesellschaftskritik / Politische Ökonomie'''
* Frank Böckelmann: ''Über Marx und Adorno. Schwierigkeiten der spätmarxistischen Theorie.'' Zweite, vom Autor mit einem Vorwort versehene Ausgabe der Auflage Frankfurt 1971. ça ira, Freiburg 1998, ISBN 3-924627-53-3.
* Frank Böckelmann: ''Über Marx und Adorno. Schwierigkeiten der spätmarxistischen Theorie.'' Zweite, vom Autor mit einem Vorwort versehene Ausgabe der Auflage Frankfurt 1971. ça ira, Freiburg 1998, ISBN 3-924627-53-3.
* Dirk Braunstein: ''Adornos Kritik der politischen Ökonomie''. Transcript, Bielefeld 2011.
* Dirk Braunstein: ''Adornos Kritik der politischen Ökonomie'', 3., um einen Anhang erweiterte Auflage, ça-ira-Verlag, Freiburg 2025, ISBN 978-3-86259-189-3 (zuerst Transcript, Bielefeld 2011).
* [[Iring Fetscher]], [[Alfred Schmidt (Philosoph)|Alfred Schmidt]] (Hrsg.): ''Emanzipation als Versöhnung. Zu Adornos Kritik der „Warentausch“-Gesellschaft und Perspektiven der Transformation.'' Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-8015-0356-9.
* [[Iring Fetscher]], [[Alfred Schmidt (Philosoph)|Alfred Schmidt]] (Hrsg.): ''Emanzipation als Versöhnung. Zu Adornos Kritik der „Warentausch“-Gesellschaft und Perspektiven der Transformation.'' Verlag Neue Kritik, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-8015-0356-9.
* Gerhard Schweppenhäuser (Hrsg.): ''Soziologie im Spätkapitalismus. Zur Gesellschaftstheorie Theodor W. Adornos''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995.
* Gerhard Schweppenhäuser (Hrsg.): ''Soziologie im Spätkapitalismus. Zur Gesellschaftstheorie Theodor W. Adornos''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995, ISBN 3-534-12309-3.
* Jan Weyand: ''Adornos kritische Theorie des Subjekts.'' 2. Auflage. Zu Klampen, Springe 2021, ISBN 978-3-86674-819-4.
'''Psychologie / Psychoanalyse'''
; Ästhetische Theorie / Kunst- und Literatursoziologie
* [[Wolfgang Bock (Kulturwissenschaftler)|Wolfgang Bock]]: ''Dialektische Psychologie. Adornos Rezeption der Psychoanalyse''. VS-Springer Verlag, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-15325-0.
* Klaus Baum: ''Die Transzendierung des Mythos. Zur Philosophie und Ästhetik Schellings und Adornos''. Würzburg 1988.
* Christine Kirchhoff, Falko Schmieder (Hrsg.): ''Freud und Adorno. Zur Urgeschichte der Moderne'' (= ''LiteraturForschung.'' Band 19). Kadmos, Berlin 2014, ISBN 978-3-86599-212-3.
* [[Gerhard Kaiser (Germanist)|Gerhard Kaiser]]: ''Theodor W. Adornos „Ästhetische Theorie“''. In: Ders.: ''Benjamin. Adorno. Zwei Studien''. Athenäum, Frankfurt am Main 1974.
* [[Burkhardt Lindner]], W. Martin Lüdke (Hrsg.): ''Materialien zur ästhetischen Theorie Theodor W. Adornos. Konstruktion der Moderne''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980.
* Ulrich Plass: ''Language and History in Theodor W. Adorno’s ‘Notes to Literature’''. Routledge, London/ New York 2007.
* Andreas Pradler: ''Das monadische Kunstwerk. Adornos Monanadenkonzeption und ihr ideengeschichtlicher Hintergrund''. Königshausen und Neumann, Würzburg 2003.
* Birgit Recki: ''Aura und Autonomie. Zur Subjektivität der Kunst bei Walter Benjamin und Theodor W. Adorno''. Würzburg 1988, ISBN 3-88479-361-6.
* [[Martin Zenck]]: ''Kunst als begriffslose Erkenntnis. Zum Kunstbegriff der ästhetischen Theorie Theodor W. Adornos''. München 1977, ISBN 3-7705-1365-7.
'''Pädagogik / Erziehungswissenschaft'''
; Musiktheorie / Musiksoziologie
* [[Alfred Schäfer (Pädagoge)|Alfred Schäfer]]: ''Theodor W. Adorno. Ein pädagogisches Porträt''. 2. Auflage. Beltz, Weinheim 2017, ISBN 978-3-7799-3705-0.
* Richard Klein, [[Claus-Steffen Mahnkopf]] (Hrsg.): ''Mit den Ohren denken. Adornos Philosophie der Musik.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998.
* Matteo Nanni: ''Auschwitz – Adorno und [[Luigi Nono|Nono]]. Philosophische und musikanalytische Untersuchungen.'' Freiburg i.Br. 2004, ISBN 3-7930-9366-2.
* Ralph Paland: ''„… eine sehr große Konvergenz“? Theodor W. Adornos und György Ligetis Darmstädter Form-Diskurs''. In: Christoph von Blumröder (Hrsg.): ''Kompositorische Stationen des 20. Jahrhunderts: Debussy, Webern, Messiaen, Boulez, Cage, Ligeti, Stockhausen, Höller, Bayle.'' (Signale aus Köln: Beiträge zur Musik der Zeit 7). Münster 2003, ISBN 3-8258-7212-2, S. 87–115.
* Nikolaus Urbanek: ''Auf der Suche nach einer zeitgemäßen Musikästhetik. Adornos „Philosophie der Musik“ und die Beethoven-Fragmente.'' transcript, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1320-9.
* [[Hans Wollschläger]]: ''Moments musicaux. Tage mit TWA.'' Göttingen 2005, ISBN 3-89244-878-7.
'''Ästhetische Theorie / Kunst- und Literatursoziologie'''
; Kulturindustrie
* Klaus Baum: ''Die Transzendierung des Mythos. Zur Philosophie und Ästhetik Schellings und Adornos''. Königshausen und Neumann, Würzburg 1988, ISBN 3-88479-344-6.
* [[Dieter Prokop]]: ''Mit Adorno gegen Adorno. Negative Dialektik der Kulturindustrie''. VSA Verlag, Hamburg 2003.
* Martin Endres, Axel Pichler, Claus Zittel (Hrsg.): ''Eros und Erkenntnis – 50 Jahre Adornos „Ästhetische Theorie“.'' De Gruyter, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-063839-4.
* Dieter Prokop: ''Das Nichtidentische der Kulturindustrie. Neue kritische Kommunikationsforschung über das Kreative der Medien-Waren.'' Herbert von Halem Verlag, Köln 2005.
* Anne Eusterschulte, Sebastian Tränkle (Hrsg.): ''Theodor W. Adorno: Ästhetische Theorie'' (= ''Klassiker Auslegen.'' Band 74). De Gruyter, Berlin/Boston 2021, ISBN 978-3-11-067065-3.
* Dieter Prokop: ''Ästhetik der Kulturindustrie''. Tectum Verlag, Marburg 2009.
* Pola Groß: ''Adornos Lächeln. Das „Glück am Ästhetischen“ in seinen literatur- und kulturtheoretischen Essays'' (= ''Studien zur deutschen Literatur.'' Band 222). De Gruyter, Berlin/Boston 2020, ISBN 978-3-11-065153-9.
* Heinz Steinert: ''Die Entdeckung der Kulturindustrie''. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien.
* [[Gerhard Kaiser (Germanist, 1927)|Gerhard Kaiser]]: ''Theodor W. Adornos „Ästhetische Theorie“.'' In: Derselbe: ''Benjamin. Adorno. Zwei Studien''. Athenäum, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-8072-2062-3.
* [[Burkhardt Lindner]], [[Martin Lüdke]] (Hrsg.): ''Materialien zur ästhetischen Theorie Theodor W. Adornos. Konstruktion der Moderne''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-518-07722-8.
* [[Walther Müller-Jentsch]]: ''Adorno und Andere. Soziologische Exkurse zu Kunst und Literatur''. transcript, Bielefeld 2022, ISBN 978-3-8376-6391-4.
* [[Heinz Paetzold]]: ''Neomarxistische Ästhetik''. Teil 2: ''Adorno, Marcuse''. Schwann, Düsseldorf 1974, ISBN 3-590-15705-4.
* Ulrich Plass: ''Language and History in Theodor W. Adorno’s Notes to Literature''. Routledge, New York/London 2007, ISBN 978-0-415-53590-8.
* Andreas Pradler: ''Das monadische Kunstwerk. Adornos Monadenkonzeption und ihr ideengeschichtlicher Hintergrund'' (= ''Epistemata. Würzburger wissenschaftliche Schriften.'' Band 426). Königshausen und Neumann, Würzburg 2003, ISBN 3-8260-2411-7.
* Marcus Quent, Eckardt Lindner (Hrsg.): ''Das Versprechen der Kunst. Aktuelle Zugänge zu Adornos ästhetischer Theorie''. Turia + Kant, Wien/Berlin 2014, ISBN 978-3-85132-741-0.
* [[Birgit Recki]]: ''Aura und Autonomie. Zur Subjektivität der Kunst bei Walter Benjamin und Theodor W. Adorno''. Königshausen und Neumann, Würzburg 1988, ISBN 3-88479-361-6.
* Britta Scholze: ''Kunst als Kritik. Adornos Weg aus der Dialektik''. Königshausen und Neumann, Würzburg 2000, ISBN 3-8260-1828-1.
* [[Otto Karl Werckmeister|O. K. Werckmeister]]: ''Das Kunstwerk als Negation. Zur geschichtlichen Bestimmung der Kunsttheorie Theodor W. Adornos''. In: Derselbe: ''Ende der Ästhetik. Essays über Adorno, Bloch, das gelbe Unterseeboot und der eindimensionale Mensch''. S. Fischer, Frankfurt am Main 1971, ISBN 3-10-091101-6, S. 7–32.
* [[Albrecht Wellmer]]: ''Über Negativität und Autonomie der Kunst. Die Aktualität von Adornos Ästhetik und blinde Flecken seiner Musiksoziologie''. In: [[Axel Honneth]] (Hrsg.): ''Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2005''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-29328-1, S. 237–278.
'''Musiktheorie / Musiksoziologie'''
== Siehe auch ==
* Ulrich J. Blomann: [https://www.liquidmusicology.org/publikationen/nicht-dar%C3%BCber-reden/ ''„Nicht darüber reden!“ Der Strawinsky-Teil in Theodor W. Adornos Philosophie der neuen Musik – Strategien des Kalten Krieges.''] In: Ulrich J. Blomann (Hrsg.): ''Kultur und Musik nach 1945. Ästhetik im Zeichen des Kalten Krieges.'' Pfau, Saarbrücken 2015, ISBN 978-3-89727-526-3, S. 124–144.
* [[Das Erhabene]]
* Richard Klein, [[Claus-Steffen Mahnkopf]] (Hrsg.): ''Mit den Ohren denken. Adornos Philosophie der Musik''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-28978-0.
* [[Neogramscianismus]]
* Matteo Nanni: ''Auschwitz – Adorno und [[Luigi Nono|Nono]]. Philosophische und musikanalytische Untersuchungen''. Rombach, Freiburg im Breisgau 2004, ISBN 3-7930-9366-2.
* [[Verblendungszusammenhang]]
* Max Paddison: ''Adorno's Aesthetics of Music''. Cambridge University Press, Cambridge 1993, ISBN 978-0-511-54944-1.
* Ralph Paland: ''„… eine sehr große Konvergenz“? Theodor W. Adornos und György Ligetis Darmstädter Form-Diskurs.'' In: [[Christoph von Blumröder]] (Hrsg.): ''Kompositorische Stationen des 20. Jahrhunderts: Debussy, Webern, Messiaen, Boulez, Cage, Ligeti, Stockhausen, Höller, Bayle'' (= ''Signale aus Köln: Beiträge zur Musik der Zeit.'' Band 7). Lit, Münster 2003, ISBN 3-8258-7212-2, S. 87–115.
* Michael Turnheim: ''Zerfetzen der Zeit: Adorno und Derrida über Jazz.'' In: Eva Laquièze-Waniek, Erik M. Vogt (Hrsg.): ''Derrida und Adorno. Zur Aktualität von Dekonstruktion und Frankfurter Schule.'' Turia + Kant, Wien, Berlin 2008, ISBN 978-3-85132-497-6, S. 232–252.
* Nikolaus Urbanek: ''Auf der Suche nach einer zeitgemäßen Musikästhetik. Adornos „Philosophie der Musik“ und die Beethoven-Fragmente''. transcript, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1320-9.
* Sebastian Wedler: "Adorno on Schenker: Reconstructing the Formation of a Critique". In: ''Music Analysis'' 39/2 (2020), S. 240–265 (https://doi.org/10.1111/musa.12157, open access).
* [[Hans Wollschläger]]: ''Moments musicaux. Tage mit TWA''. Wallstein-Verlag, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-878-7.
* Ferdinand Zehentreiter: ''Adorno. Spurlinien seines Denkens. Eine Einführung''. Wolke, Hofheim am Taunus 2019, ISBN 978-3-95593-120-9.
'''Kompositionen'''
== Weblinks ==
* Gabriele Geml, Han-Gyeol Lie (Hrsg.): ''»Durchaus rhapsodisch«. Theodor Wiesengrund Adorno: Das kompositorische Werk''. J. B. Metzler, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-02666-8.
* Martin Hufner: ''Adorno und die Zwölftontechnik''. ConBrio, Regensburg 1996, ISBN 3-930079-74-7.
* [[René Leibowitz]]: ''Der Komponist Theodor W. Adorno.'' In: Max Horkheimer (Hrsg.): ''Zeugnisse. Theodor W. Adorno zum sechzigsten Geburtstag''. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1963, S. 355–359.
'''Kulturindustrie'''
{{Commonscat}}
* [[Dieter Prokop]]: ''Mit Adorno gegen Adorno. Negative Dialektik der Kulturindustrie''. VSA Verlag, Hamburg 2003, ISBN 3-89965-000-X.
* Dieter Prokop: ''Das Nichtidentische der Kulturindustrie. Neue kritische Kommunikationsforschung über das Kreative der Medien-Waren.'' Herbert von Halem Verlag, Köln 2005, ISBN 3-931606-90-2.
* Dieter Prokop: ''Ästhetik der Kulturindustrie'' (= ''Kulturanalysen.'' Band 11). Tectum Verlag, Marburg 2009, ISBN 978-3-8288-2018-0.
* [[Heinz Steinert]]: ''Die Entdeckung der Kulturindustrie oder: Warum Professor Adorno Jazz-Musik nicht ausstehen konnte''. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1992, ISBN 3-85115-159-3.
* ''Adorno. 1. Der Bürger als Revolutionär.'' Dokumentarfilm, Deutschland, 2003, 58:40 Min., Buch und Regie: [[Meinhard Prill]] und Kurt Schneider, Produktion: [[arte]], [[Südwestrundfunk|SWR]], Erstsendung: 1. August 2003 bei arte, [https://programm.ard.de/?sendung=2848612052609335 Inhaltsangabe] von [[ARD]], unter anderem mit Alexander Kluge, [[Rüdiger Safranski]], [[Rolf Wiggershaus]], [[Regina Becker-Schmidt]], [[Bazon Brock]], [[Richard Sennett]], [[Martin Jay]].<ref>Besprechung in der [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]: [[Lorenz Jäger]]: ''[https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/fernsehen-der-buerger-auf-den-barrikaden-adorno-1118898.html Fernsehen. Der Bürger auf den Barrikaden: „Adorno“.]'' In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung.'' 1. August 2003.</ref>
* ''Adorno. 2. Wer denkt, ist nicht wütend.'' Dokumentarfilm, Deutschland, 2003, 58:50 Min., Buch und Regie: [[Meinhard Prill]] und Kurt Schneider, Produktion: [[arte]], [[Südwestrundfunk|SWR]], Erstsendung: 8. August 2003 bei arte, [https://programm.ard.de/TV/swrfernsehenbw/adorno---wer-denkt--ist-nicht-wuetend--2-2-/eid_2811312052611284 Inhaltsangabe] von [[ARD]].
== Hörspiel ==
* ''Traumprotokolle''. Mit [[Andreas Dorau]]. Komposition und Realisation: [[Georg Zeitblom|zeitblom]]. BR-[[Hörspiel und Medienkunst]] 2016. Als Podcast/Download im BR Hörspiel Pool.<ref>[https://www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/sendung-1227120.html BR Hörspiel Pool – Adorno, ''Traumprotokolle'']</ref>
== Frankfurter Adorno-Vorlesungen ==
Seit 2002 werden vom Frankfurter Institut für Sozialforschung und dem Suhrkamp Verlag jährlich stattfindenden Adorno-Vorlesungen an der Frankfurter Universität veranstaltet. Die Preisträger widmen sich heutigen Möglichkeiten kritischer Gesellschaftstheorie als Philosophen, Soziologen, Historiker, Kunsthistoriker, Politologen und Literaturwissenschaftler von internationalem Rang.
* [https://www.mediathek.at/redirect.json?hash=VEW7IeRy&no_cache=1&searchQuery=1951&cHash=cac95884712549f7c203c4bb47ae7f96 Audioaufnahmen mit Theodor Adorno] in den Onlinebeständen der [[Österreichische Mediathek|Österreichischen Mediathek]] (Vorträge, Interviews)
* [http://ubu.com/sound/adorno.html Audiodokumente] von Theodor W. Adorno: Radiosendungen, Vorträge, Kompositionen
* [https://ubu.com/sound/adorno.html Audiodokumente] von Theodor W. Adorno: Radiosendungen, Vorträge, Kompositionen
* Konzertmitschnitte und Videos zu Musik von Theodor W. Adorno auf [https://www.youtube.com/playlist?list=PLsMQXjixlksp4hpbLzVy6GpQCIxOL1d7A Youtube]
* [[b:Soziologische Klassiker/ Adorno, Theodor W.|wikibooks Theodor W. Adorno]]
* [[b:Soziologische Klassiker/ Adorno, Theodor W.|wikibooks Theodor W. Adorno]]
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* {{DDB|Person|118500775}}
* Theodor W. Adorno: [http://bildungskollektiv.blogsport.de/images/Marginalien_Text.pdf Marginalien zu Theorie und Praxis] (PDF; 208 kB)
* {{LeMO|AdornoTheodorW|Theodor W. Adorno|Barbara Schmidt/Irmgard Zündorf}}
* {{DHM-HdG|Bio=theodor-w-adorno|HDG=1|Titel=Theodor W. Adorno|Autor=Barbara Schmidt, Irmgard Zündorf}}
* Reinhard Pabst: [https://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/36050217/44-48-Adorno-Kindheit.pdf ''Ein Sohn aus gutem Hause.''] Theodor W. Adornos Kindheit in Frankfurt – PDF (742,7 kB)
* [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Uni Frankfurt]]: [http://www.uni-frankfurt.de/fb/fb04/forschung/gruschka_adorno/index.html Die Lebendigkeit kritischer Gesellschaftstheorie (Arbeitstagung aus Anlass des 100. Geburtstages von Theodor W. Adorno 4. – 6. Juli 2003)]
* Reinhard Pabst: [http://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/36050217/44-48-Adorno-Kindheit.pdf? ''Ein Sohn aus gutem Hause''], Theodor W. Adornos Kindheit in Frankfurt- PDF (742,7 KB)
* Detlev Claussen: [http://www.univerlag.uni-goettingen.de/ring04/audio/ring2004-05-25.ogg Intellectual Transfer. Die amerikanische Erfahrung in der Kritischen Theorie], OGG (50,3 MB)
* Videostream: [https://videogold.de/es-gibt-kein-richtiges-leben-im-falschen/ Es gibt kein richtiges Leben im Falschen]
* Videostream: [https://videogold.de/adorno-wer-denkt-ist-nicht-wutend/ Adorno – Wer denkt, ist nicht wütend]
* Videostream: [https://videogold.de/der-weg-zur-kritischen-theorie-adorno-horkheimer-fromm-habermas/ Der Weg Zur Kritischen Theorie – Adorno Horkheimer Fromm Habermas]
* {{UTB-Philosophie|Gerhild Tesak|1|Theodor W. Adorno}}
* {{UTB-Philosophie|Gerhild Tesak|1|Theodor W. Adorno}}
* [https://archiv.adk.de/bigobjekt/19345 Theodor W. Adorno Archiv] im Archiv der [[Akademie der Künste (Berlin)|Akademie der Künste, Berlin]]
* {{LAGIS|ref=nein|DB=HBN|ID=118500775|titel=Adorno, Theodor Wiesengrund|datum=2020-01-15}}
* {{Frankfurter Personenlexikon|369|Adorno, Theodor W.}}
== Anmerkungen ==
== Anmerkungen und Einzelnachweise ==
Die von Rolf Tiedemann hrsgg. ''Gesammelten Schriften'' werden im Artikel mit dem Kürzel '''GS''' und der Angabe von Band- und Seitenzahl zitiert.
Die von Rolf Tiedemann herausgegebenen ''Gesammelten Schriften'' werden im Artikel mit dem Kürzel '''GS''' und der Angabe von Band- und Seitenzahl zitiert.
* Band 8: ''Soziologische Schriften I.'' Frankfurt am Main 1972.
* Bd. 9/1: ''Soziologische Schriften II. Erste Hälfte.'' Frankfurt a.M. 1971.
* Band 9/1: ''Soziologische Schriften II. Erste Hälfte.'' Frankfurt am Main 1971.
* Bd. 9/2: ''Soziologische Schriften II. Zweite Hälfte.'' Frankfurt a.M. 1971.
* Band 9/2: ''Soziologische Schriften II. Zweite Hälfte.'' Frankfurt am Main 1971.
* Bd. 10/1: ''Kulturkritik und Gesellschaft I: Prismen. Ohne Leitbild.'' Frankfurt a.M. 1977.
* Band 10/1: ''Kulturkritik und Gesellschaft I: Prismen. Ohne Leitbild.'' Frankfurt am Main 1977.
* Bd. 10/2: ''Kulturkritik und Gesellschaft II: Eingriffe. Stichworte.'' Frankfurt a.M. 1977.
* Band 10/2: ''Kulturkritik und Gesellschaft II: Eingriffe. Stichworte.'' Frankfurt am Main 1977.
* Bd. 11: ''Noten zur Literatur.'' Frankfurt a.M. 1974.
* Band 11: ''Noten zur Literatur.'' Frankfurt am Main 1974.
* Bd. 12: ''Philosophie der neuen Musik.'' Frankfurt a.M. 1975.
* Band 12: ''Philosophie der neuen Musik.'' Frankfurt am Main 1975.
* Bd. 13: ''Die musikalischen Monographien.'' Frankfurt am Main 1971.
* Band 13: ''Die musikalischen Monographien.'' Frankfurt am Main 1971.
* Bd. 14: ''Dissonanzen. Einleitung in die Musiksoziologie.'' Frankfurt a.M. 1973.
* Band 14: ''Dissonanzen. Einleitung in die Musiksoziologie.'' Frankfurt am Main 1973.
* Bd. 15: ''Theodor W. Adorno und Hanns Eisler: Komposition für den Film. Theodor W. Adorno: Der getreue Korrepetitor. Lehrschriften zur musikalischen Praxis.'' Frankfurt a.M. 1976.
* Band 15: ''Theodor W. Adorno und Hanns Eisler: Komposition für den Film. Theodor W. Adorno: Der getreue Korrepetitor. Lehrschriften zur musikalischen Praxis.'' Frankfurt am Main 1976.
* Bd. 16: ''Musikalische Schriften I-III: Klangfiguren (I). Quasi una fantasia (II). Musikalische Schriften III.'' Frankfurt a.M 1978.
* Band 16: ''Musikalische Schriften I-III: Klangfiguren (I). Quasi una fantasia (II). Musikalische Schriften III.'' Frankfurt am Main 1978.
* Bd. 19: ''Musikalische Schriften VI.'' Hrsg. v. Rolf Tiedemann u. Klaus Schultz. Frankfurt a.M. 1984.
* Band 19: ''Musikalische Schriften VI.'' Hrsg. v. [[Rolf Tiedemann]] u. [[Klaus Schultz]]. Frankfurt am Main 1984.
[[Kategorie:Hochschullehrer (Goethe-Universität Frankfurt am Main)]]
[[Kategorie:Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie]]
[[Kategorie:Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie]]
[[Kategorie:Komponist klassischer Musik (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Komponist klassischer Musik (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Deutscher Komponist]]
[[Kategorie:Komponist (Deutschland)]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]
[[Kategorie:Musikwissenschaftler]]
[[Kategorie:Musikwissenschaftler]]
[[Kategorie:Musiktheoretiker]]
[[Kategorie:Musiktheoretiker]]
[[Kategorie:Musikkritiker]]
[[Kategorie:Musikkritiker]]
[[Kategorie:Ästhetiker]]
[[Kategorie:Pädagoge (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus]]
[[Kategorie:Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus]]
[[Kategorie:NS-Opfer]]
[[Kategorie:Antisemitismusforscher]]
[[Kategorie:Antisemitismusforscher]]
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[[Kategorie:Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main]]
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[[Kategorie:Geboren 1903]]
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[[Kategorie:Gestorben 1969]]
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|NAME=Adorno, Theodor W.
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|ALTERNATIVNAMEN=Wiesengrund-Adorno, Theodor Ludwig (wirklicher Name); Rottweiler, Hektor (Pseudonym); Zwieback, Castor (Pseudonym gemeinsam mit Carl Dreyfus)
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Aktuelle Version vom 19. November 2025, 09:22 Uhr
Adorno ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Weitere Bedeutungen sind unter Adorno (Begriffsklärung) aufgeführt.
Adorno wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen in Frankfurt auf. Als Kind erhielt er eine intensive musikalische Erziehung, und bereits als Schüler beschäftigte er sich mit der Philosophie Immanuel Kants. Nach dem Studium der Philosophie widmete er sich der Kompositionslehre im Kreis der Zweiten Wiener Schule um Arnold Schönberg und betätigte sich als Musikkritiker. Ab 1931 lehrte er zudem als Privatdozent an der Universität Frankfurt bis zum Lehrverbot 1933 durch die Nationalsozialisten. Sein Antrag auf Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer wurde am 20. Februar 1935 abgelehnt.
Während der Zeit des Nationalsozialismus emigrierte er in die USA. Dort wurde er Mitarbeiter des Instituts für Sozialforschung, bearbeitete einige empirische Forschungsprojekte, unter anderem über den autoritären Charakter, und schrieb mit Max Horkheimer die Dialektik der Aufklärung. Nach seiner Rückkehr war er einer der Direktoren des in Frankfurt wiedereröffneten Instituts. Wie nur wenige Vertreter der akademischen Elite wirkte er als „öffentlicher Intellektueller“ mit Reden, Rundfunkvorträgen und Publikationen auf das kulturelle und intellektuelle Leben Nachkriegsdeutschlands ein und trug – mit allgemeinverständlichen Vorträgen – gewollt und mittelbar zur demokratischenReeducation der deutschen Bevölkerung bei.[1]
Adornos Arbeit als Philosoph und Sozialwissenschaftler steht in der Tradition von Immanuel Kant, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Karl Marx und Sigmund Freud. Wegen der Resonanz, die seine schonungslose Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft unter den Studenten fand, galt er bei Befürwortern und Kritikern als einer der geistigen Väter der deutschen Studentenbewegung. Obwohl er die Kritik der Studenten an den restaurativen Tendenzen der spätkapitalistischen Gesellschaft teilte, stand er dem Wirken der Studentenbewegung wegen deren Hang zu blindem Aktionismus und wegen ihrer Gewaltbereitschaft mit Befremden und Distanz gegenüber.[2]
Die von Theodor vorgenommene Ergänzung des väterlichen Nachnamens um den Namen der Mutter soll ein Wunsch der Mutter gewesen sein, er erfüllte sich jedoch erst im Verlauf des Lebens. Während die ersten Veröffentlichungen noch mit „Wiesengrund“ gezeichnet waren, verwendete er in seiner publizistischen Tätigkeit früh den Doppelnamen „Wiesengrund-Adorno“. Eine Verkürzung auf „W. Adorno“ nahm er bei seinen Veröffentlichungen in der US-amerikanischen Emigration vor. Nach der formellen Einbürgerung als US-Bürger Ende 1943 lautete sein amtlicher Name „Theodore Adorno“.[5] Seine Publikationen zeichnete er indes fortan mit Theodor W. Adorno.
Wohnhaus der Familie Adorno ab 1914 in der Seeheimer Straße 19, Frankfurt-Oberrad
Als Kind wurde der Junge „Teddie“ gerufen. Er wuchs in der Schönen Aussicht, Hausnummer 9, auf, einer Straße am Mainufer. Im Nebenhaus betrieb sein Vater eine Weinhandlung, zu der ein großes Weingut im Rheingau gehörte.[6] 1914 zog die Familie in ein neu erbautes Haus im Stadtteil Oberrad in die Seeheimer Straße 19.[7]
Im Haushalt der Familie lebte auch die Sängerin und Pianistin Agathe Calvelli-Adorno, eine unverheiratete Schwester seiner Mutter, die Adorno als seine „zweite Mutter“ bezeichnete.[12] Adornos „überaus behütete Kindheit“ war vornehmlich von den beiden „Müttern“ geprägt.[13] Von ihnen erlernte er das Klavierspiel. Die Musik bildete den kulturellen Mittelpunkt der kosmopolitisch ausgerichteten, großbürgerlichen Familie. So zog seine Mutter mit der Partie des Waldvögleins aus Richard Wagners Oper Siegfried durch Europa. Adorno wurde mit der kammermusikalischen und symphonischen Literatur durch das Vierhändigspielen vertraut gemacht und konnte somit seine musikalische Kompetenz schon früh ausbilden.[14] Er nahm neben dem Schulunterricht bei Bernhard Sekles Privatstunden in Komposition. Die Sommer verbrachte die Familie im Odenwaldidyll Amorbach; seitdem galt ihm Amorbach „als die Wirklichkeit gewordene Utopie […], mit der Welt eins zu sein“.[15]
Nachdem er zwei Klassen übersprungen hatte, bestand der „privilegierte Hochbegabte“[16] 1921 am Kaiser-Wilhelms-Gymnasium (heute Freiherr-vom-Stein-Schule) in Frankfurt bereits mit 17 Jahren das Abitur als Jahrgangsbester.[17] Als Primus erlebte er Ressentiment und Feindseligkeit, die eine solche Begabung auf sich ziehen kann.[18] So erlitt er im Gymnasium Quälereien derjenigen, die „keinen richtigen Satz zustande brachten, aber jeden von mir zu lang fanden“ (GS 4: 219f).[19]
Philosophisch geschult wurde er durch seinen 14 Jahre älteren Freund Siegfried Kracauer, den er bei einer Freundin seiner Eltern kennengelernt hatte. Kracauer war ein bedeutender Feuilletonredakteur der Frankfurter Zeitung. In einem Brief an Leo Löwenthal gestand er, zu seinem jüngeren Freund „eine unnatürliche Leidenschaft“ zu empfinden und sich für „geistig homosexuell“ zu halten.[20] Gemeinsam lasen sie über Jahre hinweg regelmäßig an Samstagnachmittagen Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft, eine Erfahrung, die nach Adornos Selbstzeugnis für ihn prägend war: „Nicht im leisesten übertreibe ich, wenn ich sage, daß ich dieser Lektüre mehr verdanke als meinen akademischen Lehrern“ (GS 11: 388). Als Abiturient las er fasziniert die gerade erschienenen Bücher Die Theorie des Romans von Georg Lukács und Geist der Utopie von Ernst Bloch.[21] Im Gymnasium erlernte er Latein, Griechisch und Französisch;[22] später in der Emigration kam Englisch hinzu.
An der Universität Frankfurt belegte er ab 1921 Philosophie, Musikwissenschaft, Psychologie und Soziologie; zur gleichen Zeit begann er seine Tätigkeit als Musikkritiker. Philosophie hörte er bei Hans Cornelius, Soziologie bei Gottfried Salomon-Delatour und Franz Oppenheimer.[23] In der Universität traf er 1922 in einem Seminar auf Max Horkheimer, mit dem er theoretische Anschauungen teilte und Freundschaft schloss. Auch mit Walter Benjamin, den er durch Vermittlung Kracauers als Student kennengelernt hatte, pflegte er eine enge und dauerhafte Freundschaftsbeziehung. Das Studium absolvierte er sehr zügig: Ende 1924 schloss er es mit einer Dissertation über Edmund HusserlsPhänomenologie mit summa cum laude ab. Die Arbeit, die er im Geist seines Lehrers Cornelius abfasste, enthielt reine Schulphilosophie, die noch wenig von Adornos späterem Denken ahnen ließ.
Aus der Geschäftsbeziehung zwischen der Frankfurter Weinhandlung Oscar Wiesengrund und der Berliner Fabrik für Lederverarbeitung Karplus & Herzberger entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den Eigentümer-Familien beider Firmen. Zwischen dem temperamentvollen jungen „Teddie“ Wiesengrund und der Berlinerin Margarete (Rufname: Gretel) Karplus kam es zu einer Liebesbeziehung, die zu einer lebenslangen Bindung führen sollte.[24]
Im März 1925 zog Adorno nach Wien, der Geburtsstätte der Zwölftonmusik, wo er sich ein Zimmer in der Pension „Luisenheim“ im 9. Bezirk nahm.[25] Bei Alban Berg, dem Schüler Arnold Schönbergs, begann er ein Aufbaustudium in Komposition und bei Eduard Steuermann nahm er gleichzeitig Klavierunterricht. Adorno hatte Alban Berg anlässlich der Uraufführung seiner Drei Bruchstücke für Gesang und Orchester aus Wozzeck 1924 in Frankfurt kennengelernt.[26] Der aus Polen stammende Steuermann, der die meisten Klavierwerke Schönbergs uraufgeführt hatte, war der maßgebliche Pianist der Zweiten Wiener Schule, mit deren Begründer er ebenfalls zusammentraf. Adorno schätzte Schönberg als „revolutionären Veränderer der überlieferten Kompositionsweise“.[27] Dessen Zwölftonkompositionen würdigte er später (1949) in der Philosophie der neuen Musik. Persönlich jedoch entwickelte sich eine „wechselseitige Antipathie“ zwischen beiden.[28] Schönberg hielt Adornos „Schreibstil für manieriert, die musiktheoretische Begriffsbildung für zu unverständlich“ und glaubte, dass dies der Neuen Musik in der öffentlichen Wirkung schade.[29] Adornos musikästhetische Wertschätzung und persönliche Sympathie galten vor allem Alban Berg,[30] zu dem er eine freundschaftliche Beziehung pflegte, die sich bis zu dessen frühem Tod (1935) in einem intensiven Briefwechsel niederschlug. Später veröffentlichte er über ihn die Monographie Berg. Der Meister des kleinsten Übergangs (1968).
Schon im ersten Jahr seines Aufenthalts in Wien verfasste er Aufsätze über Werke von Berg und Schönberg. Er setzte damit seine bereits als Student aufgenommene musikkritische Tätigkeit fort, die er 1928 mit dem Eintritt in die Redaktion der musikalischen Avantgarde-Zeitschrift Anbruch fundieren konnte.[31] Adornos Bestreben, die Zeitschrift als musikpolitisches Machtinstrument zur Durchsetzung avancierter Musik zu nutzen, war jedoch auf Widerstand in der Redaktion gestoßen, aus der er dann 1931 offiziell ausschied.[32]
Die Jahre seines Wiener Aufenthalts waren für Adorno die kompositorisch intensivsten. Unter seinen Kompositionen machen eine Reihe von Klavierliederzyklen den umfangreichsten und auch gewichtigsten Teil aus. Daneben schrieb er Orchesterstücke, Kammermusik für Streicher und A-cappella-Chöre und bearbeitete französische Volkslieder.
Zusammen mit Berg besuchte er Lesungen von Karl Kraus. Dessen spektakuläre Vortragsweise machte auf ihn anfänglich den Eindruck eines „halb priesterlichen und halb clownesken Komödianten“; erst später, vermittelt durch Lektüre, begann er ihn zu schätzen.[33] Zu den zahlreichen Bekanntschaften, die er in Wien machte, zählte die von Georg Lukács, der hier unter schwierigen Lebensbedingungen als Emigrant lebte. Gegenüber Berg gestand er, dass Lukács ihn „geistig […] tiefer fast als jeder andere beeinflusst“ habe. Dessen Theorie des Romans hatte ihn bereits als Abiturient begeistert und dessen 1922 in Wien abgeschlossene Arbeit Geschichte und Klassenbewußtsein war für seine Marx-Rezeption (wie für die seiner engeren Freunde) eminent wichtig.[34] Eine enge Freundschaft verband ihn in dieser Zeit auch mit dem Prager Schriftsteller und Musiker Hermann Grab. Das intellektuelle und künstlerische Milieu der Wiener Moderne um die Jahrhundertwende prägte anhaltend nicht nur Adornos Musiktheorie, sondern auch seine Kunstauffassung.[35]
Mit Alban Berg und dessen Frau Helene besuchte er nicht nur Konzerte und Opern; die Bergs führten ihn auch in exzellente Restaurants. Überhaupt genoss er die sinnliche Lebensfreude der Donaumetropole, inklusive „vorsichtig erprobter Liebschaften“.[36]
In die Wiener Zeit fällt ein knapp dreiwöchiger Aufenthalt mit Siegfried Kracauer am Golf von Neapel (September 1925), wo beide mit Walter Benjamin und Alfred Sohn-Rethel zu fruchtbarem Gedankenaustausch zusammentrafen. Martin Mittelmeier interpretiert diesen Aufenthalt als einen Wendepunkt in der intellektuellen Biographie Adornos. Hier habe er unter dem Einfluss Benjamins die für seine Texte bedeutsamste Darstellungsform, die „Konstellation“, gefunden.[37]
Stolperstein vor dem Wohnhaus der Familie Adorno in der Seeheimer Straße 19, Frankfurt-Oberrad
Zurück aus Wien widmete er sich der musikpublizistischen Tätigkeit und dem Komponieren. Daneben begann Adorno die Arbeit an einer Habilitationsschrift. Die Ergebnisse einer ausführlichen Beschäftigung mit der Psychoanalyse verarbeitete er in einer umfangreichen philosophisch-psychologischen Abhandlung mit dem Titel Begriff des Unbewußten in der transzendentalen Seelenlehre, die er seinem Doktorvater Cornelius vorlegte. Nachdem dieser Bedenken geäußert hatte, denen sich sein Assistent Horkheimer anschloss, zog Adorno 1928 das Habilitationsgesuch zurück. Cornelius hatte bemängelt, dass die Arbeit zu wenig originell sei und sein eigenes, Cornelius’, Denken paraphrasiere.[38]
Die Jahre 1928–1930 waren für Adorno Jahre der beruflichen Ungewissheit. Vergeblich bemühte er sich um eine feste Anstellung als Musikkritiker bei Ullstein in Berlin. Zahlreiche Kompositionen und musikkritische Beiträge aus dieser Zeit zeugen indessen von nicht erlahmter Produktivität. Über seine finanzielle Lage brauchte er sich keine Sorgen zu machen, sein Vater hatte ihm weitere Unterstützung zugesagt.[39] Adorno weilte in diesen Jahren mehrfach in Berlin bei der – mit ihm inzwischen verlobten – promovierten Chemikerin und Unternehmerin Gretel Karplus. Mit ihr unternahm er auch mehrere Reisen, unter anderem nach Amorbach, Italien und Frankreich.[40] Während der Aufenthalte in Berlin traf er mit vielen zeitgenössischen Autoren und Künstlern zusammen, darunter Ernst Bloch, Kurt Weill, Hanns Eisler und Bertolt Brecht.
Adorno konzentrierte sich zudem auf die Abfassung einer zweiten Habilitationsschrift. Er hatte das Angebot des 1929 auf einen philosophischen Lehrstuhl neu berufenen evangelischen Theologen Paul Tillich, bei ihm zu habilitieren, angenommen. Nachdem er binnen eines Jahres die Arbeit über den dänischen Existentialphilosophen und Hegel-Kritiker Kierkegaard niedergeschrieben hatte, reichte er sie unter dem Titel Kierkegaard – Konstruktion des Ästhetischen ein und wurde damit im Februar 1931 an der Frankfurter Universität habilitiert. Die stark überarbeitete Buchausgabe (1933) trug die Widmung: „Meinem Freunde Siegfried Kracauer“.
Kontakt zu linksorientierten Frankfurter Intellektuellen pflegte er in einem Kreis, „Kränzchen“ genannt, der im lockeren Turnus im Café Laumer zur Diskussion zusammentraf. Zu ihm gehörten Horkheimer, Tillich, Friedrich Pollock, der Nationalökonom Adolf Löwe und der frisch berufene Soziologe Karl Mannheim. Obwohl noch ohne Habilitation, genoss Adorno „das Privileg“, zu jenem „Kränzchen“ geladen zu werden.[41]
Nachdem Adorno die Venia legendi verliehen worden war, hielt er im Mai 1931 seine Antrittsvorlesung als Privatdozent für Philosophie; ihr Titel: Die Aktualität der Philosophie, die viele Gedanken enthielt, die in sein späteres Werk eingingen.[42]
Im Auftrag Tillichs hatte Adorno schon vor der Antrittsvorlesung an der Frankfurter Universität Seminare veranstaltet. Sie waren, wie die nach seiner Ernennung zum Privatdozenten selbstständig durchgeführten Kollegs, der Ästhetik gewidmet. Nach der ihm erteilten Lehrbefugnis verblieben ihm noch vier Semester an der Frankfurter Universität. Zu den angebotenen Lehrveranstaltungen gehörten – neben „Kierkegaard“ und „Erkenntnistheoretische Übungen (Husserl)“ – „Probleme der Kunstphilosophie“, eine Veranstaltung, in der er sich mit Benjamins Schrift Ursprung des deutschen Trauerspiels befasste,[43] die Benjamin bereits 1925 als Habilitationsschrift bei der Frankfurter Philosophischen Fakultät eingereicht hatte und die von dieser abgelehnt worden war.
Vor seiner Emigration in die USA gehörte Adorno noch nicht zu den offiziellen Mitarbeitern des Instituts für Sozialforschung (anders als Horkheimer, Pollock, Fromm und Löwenthal), publizierte aber bereits im ersten Heft der von Horkheimer seit 1932 herausgegebenen Zeitschrift für Sozialforschung den Aufsatz Zur gesellschaftlichen Lage der Musik. Darin untersuchte er ideologiekritisch die Produktion und Konsumtion von Musik in der kapitalistischen Gegenwartsgesellschaft.
Adornos Lehrtätigkeit endete mit dem Wintersemester 1933. Das nationalsozialistische Regime entzog ihm im Herbst wegen seiner väterlicherseits jüdischen Abstammung die Befugnis zur akademischen Lehre. Wie viele andere Intellektuelle seiner Zeit erwartete er keine lange Dauer des neuen Regimes und räumte rückblickend ein, dass er die politische Lage 1933 völlig falsch beurteilt hatte.[44] Er machte sich anfangs sogar noch Hoffnung auf den Posten eines Musikkritikers bei der Vossischen Zeitung. In der Zeitschrift Europäische Revue glossierte er das von den Nationalsozialisten durchgesetzte Verbot des „Negerjazz“ dahingehend, dass das Dekret nachträglich bestätige, was sich musikalisch bereits vollzogen habe. Auch lobte er 1934 Männerchöre, die vertonte Gedichte von Hitlers Jugendführer Baldur von Schirach sangen.[45] Im Wintersemester 1962/63 von der Frankfurter Studentenzeitung Diskus mit diesen Veröffentlichungen konfrontiert, bedauerte er in einem offenen Brief seine „dumm-taktischen Sätze“, die der Torheit dessen zuzuschreiben seien, „dem der Entschluß zur Emigration unendlich schwer fiel“.[46] Wie naiv er die anfängliche Lage nach der nationalsozialistischen Machtergreifung beurteilte, zeigt ein Brief vom 15. April 1933 an den im Pariser Exil befindlichen Siegfried Kracauer, in dem er ihm riet, nach Deutschland zurückzukehren, denn: „Es herrscht völlige Ruhe und Ordnung, ich glaube, die Verhältnisse werden sich konsolidieren. […] auch ein übereilter und kostspieliger Umzug [nach Paris] schiene mir bedenklich“.[47] Leo Löwenthal vermerkte: „wir mußten ihn fast physisch dazu zwingen, endlich Deutschland zu verlassen“.[48]
Als durch die nationalsozialistische Rassengesetzgebung definiertem „Halbjuden“ blieb Adorno zunächst noch Bewegungsspielraum im nationalsozialistisch regierten Deutschland. Unter Beibehaltung seines amtlich gemeldeten Wohnsitzes in Frankfurt[49] ging er nach Großbritannien, wo er, obwohl bereits deutscher Philosophiedozent, nur als advanced student im Fach Philosophie am Merton College in Oxford aufgenommen wurde.[50] Er plante, mit einer Arbeit über die Philosophie Edmund Husserls den akademischen Grad Ph.D. zu erwerben. Sein Tutor war Gilbert Ryle, kompetenter Kenner der deutschen Philosophie, insbesondere Husserls und Heideggers, und später berühmter Autor von The Concept of Mind. Kontakt hatte er auch zu dem Ideengeschichtler Isaiah Berlin.[51] Wie er Freunden mitteilte, arbeitete er „in einer unbeschreiblichen Ruhe und unter sehr angenehmen äußeren Arbeitsbedingungen“ (Brief an Ernst Krenek),[52] wenngleich er „das Leben eines mittelalterlichen Studenten mit Cap und Gown“[53] zu führen gezwungen war, wie er an Walter Benjamin schrieb.[54]
Die Oxforder Jahre nutzte Adorno nicht nur für seine Husserl-Studien. Er schrieb eine kritische Abhandlung über die Wissenssoziologie Karl Mannheims[55] und musiktheoretische Artikel für die der Avantgarde verpflichteten Wiener Musikzeitschrift 23 sowie den Aufsatz Über Jazz, der 1936 in der Zeitschrift für Sozialforschung unter dem Pseudonym Hektor Rottweiler erschien[56] und bis über Adornos Tod hinaus heftigste Reaktionen hervorrief.
Da die damaligen Devisenbestimmungen nur die Ausfuhr geringer Beträge erlaubten, kehrte Adorno, um sein Leben in Oxford finanzieren zu können, regelmäßig nach den Semestern zu längeren Aufenthalten nach Deutschland zurück – in ein Land, das ihm zur „Hölle“ geworden war, wie er dem in die USA emigrierten Horkheimer schrieb. Er traf dort neben Freunden seine Eltern und seine Verlobte,[57] für die, als Jüdin, das Leben in Deutschland immer prekärer wurde und die daher im August 1937 nach London übersiedelte, wo beide am 8. September 1937 im Standesamt des Districts Paddington heirateten. Einer der Trauzeugen war Horkheimer, der zu dieser Zeit, aus den USA kommend, die Zweigstellen des Instituts für Sozialforschung in Europa (Genf, Paris, London) bereiste.[58] Adorno bestand auf einer traditionellen Arbeitsteilung mit seiner Frau: „er dachte nicht im entferntesten daran, sich an der Organisation und Führung des Haushaltes zu beteiligen“.[59]
Während dieser Zeit unterhielt Adorno einen intensiven Briefwechsel mit dem bereits im amerikanischen Exil lebenden Max Horkheimer, den er im Dezember 1935 in Paris getroffen und im Juni 1937 für zwei Wochen in New York besucht hatte. Horkheimer machte ihm schließlich das Angebot, in den USA eine existenzsichernde wissenschaftliche Tätigkeit aufzunehmen und offizieller Mitarbeiter in seinem Institut für Sozialforschung zu werden.[60]
Mitte Dezember 1937 verbrachten die Adornos noch einen Urlaub an der Ligurischen Küste, wo sie sich mit Walter Benjamin trafen, und in Brüssel verabschiedete sich Adorno von den Eltern, die später nachkommen sollten.[61]
Christopher Street 45, 1938 zeitweise Wohnhaus der Adornos
Horkheimers Einladung folgend, siedelte Adorno mit seiner Frau im Februar 1938 in die USA über und emigrierte damit aus dem Dritten Reich. Seinen Eltern, die bei den antijüdischen Ausschreitungen während der Novemberpogrome 1938 misshandelt und verhaftet worden waren, gelang im Jahr darauf die Ausreise nach Havanna.[62] Nachdem die Adornos in den ersten Wochen eine provisorische Wohnung in Greenwich Village (New York City) bezogen hatten, mieteten sie ein Apartment unweit der Columbia University, die dem Institut für Sozialforschung (nunmehr unter dem Namen Institute of Social Research) ein Gebäude zur Verfügung gestellt hatte. Das Paar richtete sich hier mit den aus Deutschland verschifften Möbeln ein und hatte von Anfang an keinen Mangel an privaten Kontakten und Beziehungen.[63]
Gleich nach seiner Ankunft wurde Adorno Mitarbeiter des Princeton Radio Research Projects, eines von dem österreichischen Soziologen Paul Felix Lazarsfeld geleiteten größeren Forschungsvorhabens. Adorno wurde die Durchführung eines Teilprojekts für den Bereich der Musik übertragen, die für ihn eine gänzlich ungewohnte und aufreibende Tätigkeit bedeutete.[64] Während er seine Arbeit zur Hälfte dem empirischen Projekt widmete, war er zur anderen Hälfte als nunmehr offizieller Mitarbeiter an Horkheimers Institute of Social Research tätig (GS 10/2: 705) und neben Leo Löwenthal für die redaktionelle Arbeit an der Zeitschrift für Sozialforschung verantwortlich. Überdies beteiligte er sich an den Seminaren, Vorträgen und internen Diskussionen über den Charakter des Nationalsozialismus.[65]
Da Adorno auf seiner kritischen Einstellung gegenüber dem administrative research[66] beharrte, kam es zu einem „anhaltenden Disput zwischen dem Musiktheoretiker und dem Sozialforscher“,[67] der schließlich dazu führte, dass Lazarsfeld die Zusammenarbeit nach zwei Jahren beendete.
Horkheimer, der Adorno nach seinem Ausscheiden aus dem Radio-Projekt eine volle Institutsstelle zugesagt hatte, suchte in dieser Zeit die engere Zusammenarbeit mit ihm. Er hatte ihn als Mitarbeiter an dem schon länger geplanten Buch über „dialektische Logik“, das die Selbstzerstörung der Vernunft zum Thema haben sollte, vorgesehen. Ab Herbst 1939 fanden zwischen beiden Gespräche statt, die Gretel Adorno teilweise protokollierte.[68] Zeitweilig war auch Herbert Marcuse, der damalige „hauptamtliche Philosoph des Instituts“,[69] mit dem Horkheimer in New York an einer materialistischen Kritik des Idealismus arbeitete, ebenfalls für die Mitarbeit vorgesehen. Da Horkheimer keineswegs mit letzter Deutlichkeit ausgeschlossen hatte, ihn an dem Dialektik-Buch zu beteiligen, war Adorno, „nicht frei von Eifersucht, […] alles dran gelegen, mit Horkheimer exklusiv das Buch zu schreiben“.[70] Bereits im Mai 1935 hatte Adorno aus Oxford an Horkheimer über Marcuse geschrieben, es mache ihn traurig, dass „Sie philosophisch unmittelbar mit einem Mann arbeiten, den ich schließlich für einen durch Judentum verhinderten Faszisten halte“.[71][72]
Horkheimer und seine Frau Maidon siedelten 1940, vorwiegend aus gesundheitlichen Gründen – vor allem Maidon litt unter dem New Yorker Klima –, nach Los Angeles über und bezogen in Pacific Palisades einen eigens für sie gebauten Bungalow. Die Adornos zogen im November 1941 nach und dort in ein gemietetes Haus ein.[73] Beide wohnten in unmittelbarer Nähe und zudem in Nachbarschaft einer Kolonie deutscher und österreichischer Emigranten, wie Berthold und Salka Viertel, Thomas und Katia Mann, Hanns Eisler, Bertolt Brecht und Helene Weigel, Max Reinhardt, Arnold Schönberg und vielen anderen. Die meisten von ihnen waren gekommen, weil sie sich Aufträge von der Filmindustrie in Hollywood erhofften.[74]
Anfang 1942 begannen Adorno und Horkheimer mit der Arbeit an dem Buch, das später den Titel Dialektik der Aufklärung tragen sollte. Mit ihm entstand als Gemeinschaftsarbeit beider, unter Mithilfe von Adornos Frau Gretel, das Hauptwerk der Kritischen Theorie, das erstmals 1944 im Herstellungsverfahren der Mimeographie unter dem Titel Philosophische Fragmente mit der Widmung „Friedrich Pollock zum 50. Geburtstag“ im Verlag des New York Institute of Social Research erschien und in seiner endgültigen Form 1947 im Amsterdamer Querido Verlag veröffentlicht wurde.
Angesichts des an den Juden und anderen Bevölkerungsgruppen verübten Massenmords legten die beiden Autoren eine Geschichtsphilosophie der Gesellschaft nach Auschwitz vor, die eine grundsätzliche Kritik der Aufklärung darstellte, deren Fortschrittsoptimismus obsolet geworden sei. Programmatisch heißt es gleich auf der ersten Seite, es gehe um „die Erkenntnis, warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt“ (GS 3: 11). Dies zu erklären, setzte das Buch mit der dialektischen These einer Verschränkung von Vernunft und Mythos, von Natur und Rationalität ein. Die Vernunftkritik erfolgte aus einer katastrophischen Perspektive.[75]
Über das Ende des nationalsozialistischen Regimes und Hitlers Tod äußerte Adorno sich in privaten Briefen an seine Eltern (1. Mai 1945) und an Horkheimer (9. Mai 1945) mit einer Mischung aus Gefühlen von Freude, Trauer und Sarkasmus.[76]
In diese Jahre fällt auch die Zusammenarbeit mit Thomas Mann, der für seinen Roman Doktor Faustus zahlreiche Anregungen aus Adornos Manuskript zur Philosophie der neuen Musik bezog, insbesondere aus dem ersten Teil über Schönberg.[79] Im September 1943 hatte Thomas Mann Adorno in sein Haus am San Remo Drive eingeladen und aus dem achten Kapitel vorgelesen. Adornos Einwände und Ergänzungsvorschläge, die er „zunächst spontan, dann in schriftlicher Form machte, hat der Autor für die ersten Kapitel seines Romans […] weitgehend berücksichtigt“.[80] Er verdankte Adorno als dem intimen Kenner der Musik-Avantgarde wichtige Auskünfte zu musikphilosophischen und kompositionstechnischen Fragen. Bis ins kleinste musikalische Detail profitierte Thomas Mann sowohl in Gesprächen anlässlich mehrerer wechselseitiger Einladungen beider Familien, als auch durch die Korrespondenz von der Expertise eines „so erstaunlichen Kenners“ (Mann über Adorno).[81] Mann bedankte sich für diese Zusammenarbeit mit einer Anspielung auf Adorno im Roman. Dort wird das „d-g-g-“-Thema des zweiten Satzes von Beethovens Sonate op. 111 (Arietta) unter anderem mit dem Wort „Wiesengrund“ unterlegt. Die Ähnlichkeit, die laut Hans Mayer der als Musikkritiker figurierende Teufel mit Adorno haben soll, nennt Thomas Mann „ganz absurd“.[82]
Hanns Eisler, mit dem Adorno seit 1925 befreundet war und der nur ein paar Straßen weiter wohnte, trat im Dezember 1942 an Adorno mit dem Vorschlag heran, zusammen ein Buch über Filmmusik zu schreiben. Das 1944 auf Deutsch abgeschlossene Buch erschien erst 1949 unter dem Titel Composing for the Films auf Englisch, mit Eisler als alleinigem Autor. Adorno, der in einem Brief an seine Mutter beanspruchte, 90 Prozent des Textes verfasst zu haben, war als Co-Autor zurückgetreten, weil Eisler, ein Anhänger des Sowjetmarxismus, vor das Committee of Un-American Activities zitiert worden war und Adorno nicht „Märtyrer einer Sache“ werden wollte, „die nicht die meine war und nicht die meine ist“ (GS 15: 144), wie er 1969 im Nachwort zum Erstdruck der Originalfassung rückblickend sich rechtfertigte.[83]
Nachdem Anfang 1944 das Manuskript des Dialektik-Buchs – zunächst noch mit Philosophische Fragmente betitelt – abgeschlossen worden war, begann Adorno, an dem gemeinsam von der University of Berkeley und dem Institute of Social Research betriebenen, großangelegten Forschungsprojekt zum Thema Antisemitismus mitzuwirken.[84]
Seine letzte Tätigkeit in den USA trat er im Oktober 1952 als Forschungsdirektor der Hacker Psychiatric Foundation an und befasste sich in dieser Eigenschaft mit inhaltsanalytischen Untersuchungen über Zeitungshoroskope und Fernsehserien. Nachdem er mit dem Aggressionsforscher Friedrich Hacker in konfliktreiche Auseinandersetzungen geraten war, kündigte er seine Stellung und kehrte im August 1953 nach Deutschland zurück.[85]
So kritisch der Emigrant Adorno auch die in den USA beobachtete konformistische Gleichschaltung, die konsequente „Hereinziehung der Kulturprodukte in die Warensphäre“ beurteilte, ja, das Schreckbild einer möglichen Konvergenz des „europäischen Faschismus und der amerikanischen Unterhaltungsindustrie“ heraufziehen sah, behielt er als „existentielle Dankespflicht“ im Gedächtnis, dass er den USA seine „Rettung vor der nationalsozialistischen Verfolgung“ zu verdanken hatte.[86]
Institut für Sozialforschung und „Adorno-Ampel“ an der Senckenberganlage in Frankfurt am Main. Adorno hatte sich seit 1962 für den Bau einer Ampel an der vielbefahrenen Straße zwischen dem Institut und dem Universitätscampus in Frankfurt-Bockenheim eingesetzt; allerdings wurde die Ampel erst 1987 installiert.
Im Oktober 1949 kehrte Adorno erstmals aus den USA wieder nach Deutschland zurück. Unmittelbarer Grund war die Vertretung Horkheimers an der Frankfurter Universität, die Horkheimer bereits 1949 wieder zum ordentlichen Professor, diesmal für Philosophie und Soziologie, berufen hatte.[87] Nach wechselnden Aufenthalten in Deutschland und den USA kehrte Adorno im August 1953 endgültig nach Deutschland zurück, wo ihn die Frankfurter Universität vom außerplanmäßigen (1950) zum planmäßigen außerordentlichen Professor (1953) und schließlich 1956 zum ordentlichen Professor für Philosophie und Soziologie ernannte.[88]
Adornos Motivation zur Rückkehr nach Deutschland war nach eigener Aussage subjektiv durch Heimweh und objektiv durch die Sprache bestimmt. Er war auf die deutsche Sprache angewiesen, die für ihn eine „besondere Verwandtschaft zur Philosophie“ habe.[89] Sein Denken „ließ sich nicht von der deutschen Sprache lösen“.[90] Als Wissenschaftler war er zurückgekommen, um an seiner Heimatuniversität an die ihm 1933 entzogene Privatdozentur für Philosophie anzuknüpfen. Er wurde aber bald als Repräsentant einer anderen Disziplin, der Soziologie, bekannt, für die er während seiner Emigrationsjahre vielfältige Qualifikationen erworben hatte. Über die frühen Erfahrungen, die Adorno im besiegten Deutschland machte, äußerte er sich einerseits sehr kritisch: Man treffe so gut wie keine Nationalsozialisten, keiner wolle es gewesen sein und man habe von allem nichts gewusst,[91] andererseits lobte er an den Studenten eine „leidenschaftliche Teilnahme“.[92] Mit der Dichterin Marie Luise Kaschnitz schloss er Freundschaft; eine enge Zusammenarbeit entstand mit den beiden Herausgebern der Frankfurter Hefte, Walter Dirks und Eugen Kogon.[93]
Von den alten Institutsmitarbeitern war außer Horkheimer und Adorno nur noch Friedrich Pollock nach Frankfurt zurückgekehrt; Fromm, Löwenthal, Marcuse, Franz Neumann und Karl August Wittfogel zogen es vor, in den USA ihre akademische Karrieren fortzusetzen.[94] Für das am 14. November 1951 in einem neuen Gebäude wiedereröffnete Institut für Sozialforschung war Adorno von Anfang an als stellvertretender Direktor mitverantwortlich. Das Institut war die erste akademische Einrichtung, die ein Soziologiestudium im Deutschland der Nachkriegszeit ermöglichte.[95]
Nach dem Rückzug Horkheimers nach Montagnola in der Schweiz ruhte die Hauptarbeit faktisch auf Adornos Schultern. 1958 übernahm er offiziell die Leitung des Instituts.[96] In seiner Frau Margarete fand er eine „wesentliche Stütze seines Schaffens“ und eine aktive Mitarbeiterin. Gemeinsam mit ihm betrat sie morgens das Institut und verließ es abends mit ihm. In ihrem eigenen Büro redigierte sie penibel alle Texte Adornos vor der Drucklegung. Selten verpasste sie eine seiner Vorlesungen. Den Studenten stand sie als „Beichtmutter“ und Vermittlerin zum „Übervater“ bei.[97] Dass ihre Ehe kinderlos blieb, war eine von beiden bewusst getroffene Entscheidung, die sie den ungewissen Zeitumständen und Zukunftsperspektiven zuschrieben.[98]
Die wissenschaftliche Produktivität, die Adorno in den USA auf dem Gebiet der Sozialforschung entfaltet hatte, trug dazu bei, dass er in Deutschland in den 1950er und 1960er Jahren als einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Soziologie anerkannt wurde.[99] Nachdem 1955 Ludwig von Friedeburg als der für die empirischen Forschungsprojekte verantwortliche neue Abteilungsleiter des Instituts eingestellt worden war, zog sich Adorno allmählich aus der empirischen Forschung zurück, wiewohl er sich in der Folgezeit weiterhin zum Verhältnis von theoretischer Reflexion und empirischer Forschung zu Wort meldete.[100] Seine Skepsis steigerte sich zur Polarisierung im sogenannten Positivismusstreit, der 1961 mit einem Referat von Karl Popper und dem Koreferat Adornos zur „Logik der Sozialwissenschaften“ auf einer Tübinger Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie begonnen hatte und an dessen weiterem Verlauf sich Ralf Dahrendorf, Jürgen Habermas und Hans Albert beteiligten.[101]
Von 1962 bis 1969 hatte Adorno eine Affäre mit der Münchnerin Arlette Pielmann, die ihn regelmäßig in Frankfurt besuchte. Adornos Ehefrau Gretel wusste darüber Bescheid und duldete dies, ohne es zu billigen.[102]
Von 1963 bis 1967 amtierte Adorno als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und zeichnete für den 16. Deutschen Soziologentag verantwortlich, der unter dem Titel Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft 1968 in Frankfurt am Main veranstaltet wurde.[103] Der Zeitpunkt fiel mit dem Höhepunkt der Studentenbewegung zusammen. Die Vortragenden und Diskutanten auf den Podien reagierten meist gelassen auf wiederholte Störungen, Unterbrechungen und andere Regelverletzungen der Studenten.
Neben seiner Tätigkeit als Universitätslehrer und als Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung verfasste Adorno bedeutende philosophische Schriften. Bereits 1951 war die aus der Emigration mitgebrachte und erweiterte Sammlung von Aphorismen: Minima Moralia erschienen, die er Max Horkheimer gewidmet hatte. Das mehr als 100.000-mal verkaufte Buch enthält die berühmt gewordene Sentenz „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ (GS 4: 43).[104] Das 1956 publizierte Werk über Husserl, Zur Metakritik der Erkenntnistheorie, ging in Teilen noch auf die Oxforder Studien zurück. Sein philosophisches Hauptwerk ist die Negative Dialektik, die Adorno selbst als „Antisystem“ (GS 6: 10) charakterisierte (erschienen erstmals 1966).
Am westdeutschen Musikleben der Nachkriegszeit nahm Adorno durch seine musikphilosophischen und musiksoziologischen Veröffentlichungen teil, wie mit der schon in der Emigration entstandenen Philosophie der neuen Musik (1949), den Monographien über Richard Wagner (1952), Gustav Mahler (1960) und Alban Berg (1968) sowie der Einleitung in die Musiksoziologie (1962),[105] aber auch als Musiklehrer im Rahmen der bis in die späten 1960er Jahre im jährlichen Turnus stattfindenden Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt, an denen er zwischen 1950 und 1966 als Referent und Kursleiter nahezu regelmäßig teilnahm.[106]
Außer der Musik war es die Literatur, die Adornos ästhetisches Denken beflügelte; seine philosophischen Ansichten zu dieser Kunstgattung legte er in zahlreichen Aufsätzen nieder, die in den vier Bänden der Noten zur Literatur zusammengefasst sind (GS 11). Mit Schriftstellern wie Ingeborg Bachmann, Alexander Kluge und Hans Magnus Enzensberger pflegte er freundschaftliche Beziehungen. Er entwickelte eine starke Präsenz in den Medien, die ihn zum gefragten Kenner und Diskutanten nicht nur auf den Gebieten der Philosophie und Soziologie, sondern auch der Musiktheorie und Literaturkritik machte.[107] In den letzten Lebensjahren arbeitete er an seiner posthum erschienenen Ästhetik.
Adorno war ein geschätzter Hochschullehrer. Seit dem Ende der 1950er Jahre strömten Studenten aller Fachrichtungen in seine Vorlesungen, welche im größten Hörsaal der Universität stattfanden. Sein sich auf wenige Notizen stützender, in nuancierter Diktion frei formulierter Vortrag schlug viele in seinen Bann.
Die letzten Jahre Adornos standen ganz im Zeichen von Konflikten mit seinen Studenten. Als sich aus der außerparlamentarischen Opposition (APO) gegen die von der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD gebildete Regierung und deren geplante Notstandsgesetze wie auch gegen den Vietnamkrieg eine neuartige Studentenbewegung mit dem SDS an der Spitze bildete, verschärften sich die Spannungen.[108] Während Adorno sich den entschiedenen Kritikern dieser Gesetze anschloss und mit ihnen öffentlich auf einer Veranstaltung des Aktionskomitees Demokratie im Notstand am 28. Mai 1968 Stellung bezog, hielt er Distanz zum studentischen Aktionismus.
Es waren Schüler Adornos, die den Geist der Revolte repräsentierten und „praktische Konsequenzen“ aus der Kritischen Theorie zu ziehen versuchten. Als der Polizist Karl-Heinz Kurras bei der Demonstration am 2. Juni 1967 in West-Berlin gegen den Schah den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, begann sich die APO zu radikalisieren. Unmittelbar nach dem Tod Ohnesorgs hatte Adorno vor Beginn seiner Ästhetik-Vorlesung seine „Sympathie für den Studenten“ ausgesprochen, „dessen Schicksal […] in gar keinem Verhältnis zu seiner Teilnahme an einer politischen Demonstration steht“.[109] Die Köpfe der Frankfurter Schule hatten zwar Sympathie mit den studentischen Kritikern und deren Protesten gegen restaurative Tendenzen und „technokratische Hochschulreform“,[110] waren aber nicht bereit, deren aktionistisches Vorgehen zu unterstützen; als „Pseudo-Aktivität“ und „Ungeduld gegenüber der Theorie“ bezeichnete Adorno es 1969 in seinem Rundfunkvortrag Resignation (GS 10/2 756 f.).
Zum Verhältnis von Theorie und Praxis äußerte sich Adorno in einem längeren Spiegel-Interview im Mai 1969: „Ich habe neulich in einem Fernsehinterview gesagt, ich hätte zwar ein theoretisches Modell aufgestellt, hätte aber nicht ahnen können, dass Leute es mit Molotow-Cocktails verwirklichen wollen. […] Seitdem es in Berlin 1967 zum erstenmal zu einem Zirkus gegen mich gekommen ist, haben bestimmte Gruppen von Studenten immer wieder versucht, mich zur Solidarität zu zwingen, und praktische Aktionen von mir verlangt. Das habe ich verweigert.“[111]
Die Studenten agierten zunehmend gegen ihre einstigen Vorbilder, beschimpften sie in einem Flugblatt gar als „Büttel des autoritären Staates“.[112] Adornos Vorlesungen wurden wiederholt von studentischen Aktivisten gesprengt, besonders spektakulär war eine Aktion (in den Medien zum sogenannten Busenattentat stilisiert) im April 1969, als Hannah Weitemeier und zwei andere Studentinnen Adorno mit entblößten Brüsten auf dem Podium bedrängten und ihn mit Rosen- und Tulpenblüten bestreuten.[113] „Das Gefühl, mit einem Mal als Reaktionär angegriffen zu werden, hat immerhin etwas Überraschendes“, schrieb Adorno an Samuel Beckett.[114] Andererseits wurden Adorno und Horkheimer von der politischen Rechten vorgeworfen, sie seien die geistigen Urheber der studentischen Gewalt.
Adornos Grab (2007)
1969 sah Adorno sich gezwungen, seine Vorlesungen einzustellen. Als am 31. Januar 1969 Studenten in das Institut für Sozialforschung eingedrungen waren, um kategorisch eine sofortige Diskussion über die politische Situation durchzusetzen, riefen die Institutsdirektoren – Adorno und Ludwig von Friedeburg – die Polizei und zeigten die Besetzer an. Adorno, der immer ein Gegner des Polizei- und Überwachungsstaats gewesen war, litt unter diesem Bruch seines Selbstverständnisses. Er musste als Zeuge vor dem Frankfurter Landgericht gegen Hans-Jürgen Krahl, einen seiner begabtesten Schüler, aussagen. Adorno äußerte sich dazu in einem Brief an Alexander Kluge: „Ich sehe nicht ein, warum ich mich zum Märtyrer des Herrn Krahl machen soll, von dem ich mir doch ausdachte, daß er mir ein Messer an die Kehle setzt, um mir diese durchzuschneiden, und auf meinen gelinden Protest erwidert: Aber Herr Professor, das dürfen Sie doch nicht personalisieren“.[115]
Ab Februar 1969 bis zu Adornos Tod trugen Adorno und Herbert Marcuse in einem intensiven Briefwechsel einen Dissens aus, von dem Adorno in einem Brief an Horkheimer bereits befürchtete, er könnte einen „Bruch zwischen ihm und uns“ herbeiführen.[116] Marcuse kritisierte Adornos Praxis-Abstinenz ebenso wie Habermas’ Vorwurf des „linken Faschismus“ gegenüber den rebellierenden Studenten sowie die polizeiliche Räumung des besetzten Instituts.[117] Adorno verteidigte Habermas’ Vorwurf. Auch er sah jetzt Tendenzen, die „mit dem Faschismus unmittelbar konvergieren“, und nahm, wie er Marcuse schrieb, „die Gefahr des Umschlags der Studentenbewegung in Faschismus viel schwerer als Du“.[118]
Am Tag nach der Gerichtsverhandlung gegen Krahl fuhr er mit seiner Frau in den üblichen Sommerurlaub in die Schweizer Berge. Statt des gewohnten Urlaubs in Sils Maria fuhren sie erstmals nach Zermatt (1600 m. ü. M.). Ungenügend akklimatisiert, fuhr er mit einer Seilbahn auf fast 3000 m. ü. M. und wanderte dann zur Gandegghütte (3030 m. ü. M.). Weil er Probleme mit seinem Bergschuh hatte, ließ er sich anschließend nach Visp (660 M. ü. M.) zu einem Schuhmacher fahren. Als er Herzbeschwerden bekam, wurde er ins Visper Krankenhaus St. Maria gebracht. Dort erlag er am Morgen des 6. Augusts 1969 einem Herzinfarkt.[119]
Als besonders bedeutsame Einflüsse für das Denken Adornos lassen sich Immanuel Kant, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Karl Marx und Sigmund Freud anführen. Die „Großtheorien“ von Hegel, Marx und Freud übten auf viele linke Intellektuelle in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie auch auf einen Großteil der Theoretiker der Frankfurter Schule, eine große Faszination aus. Mit kritischem Unterton spricht Lorenz Jäger in seiner „politischen Biographie“ dabei von Adornos „Achillesferse“, das heißt dessen „fast unbegrenzte[m] Vertrauen auf fertige Lehren, auf den Marxismus, die Psychoanalyse, die Lehren der Zweiten Wiener Schule“.[120] Indessen vertraute Adorno dem Marxismus ebenso wenig unverändert wie der Hegel’schen spekulativenDialektik. Die Zweite Wiener Schule freilich blieb in seinem Wirken als Musikkritiker und Komponist der Leitstern.
Adornos Aneignung der Hegel’schen Philosophie lässt sich mindestens bis zu seiner Antrittsvorlesung von 1931 zurückverfolgen; in ihr postulierte er: „Einzig dialektisch scheint mir philosophische Deutung möglich“ (GS 1: 338). Hegel lehne es ab, die philosophische Methode von ihrem Inhalt, den Gegenständen, zu trennen, da Denken immer schon Denken von etwas ist, sodass Dialektik „die begriffene Bewegung des Gegenstands selbst“ ist.[121] Der Argumentation der Phänomenologie des Geistes folgend, könne der wissenschaftliche Standpunkt weder als selbstverständlich vorausgesetzt, noch als losgelöst von den Gegenständen betrachtet werden.
Eine wichtige Rolle für Adornos Philosophie und Gesellschaftskritik nimmt dabei eine der Hegelschen Grundkategorien ein – die bestimmte Negation.[122] Allerdings erhält diese Kategorie bei Adorno nun eine neue, kritische Funktion: Hatte Hegel als bestimmte Negation das Charakteristikum der Entwicklung und des Fortschreitens des Bewusstseins beschrieben, wobei dem Philosophen selbst nichts als „das reine Zusehen“ bleibe, so wird die bestimmte Negation bei Adorno zu einer Form der immanenten Kritik umgedeutet. Dies dient Adorno nicht nur zur radikalen Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern beinhaltet letztlich sogar ein Festhalten an Metaphysik als „Konstellation“. (GS 6: 399) Die Vorgehensweise der bestimmten Negation durchzieht nicht zuletzt einen Großteil der materialen Arbeiten Adornos, so etwa die Dialektik der Aufklärung und die Minima Moralia.
Seine Drei Studien zu Hegel verstand Adorno als „Vorbereitung eines veränderten Begriffs von Dialektik“; sie hören dort auf, „wo erst zu beginnen wäre“ (GS 5: 249 f.). Dieser Aufgabe widmete sich Adorno in einem seiner späteren Hauptwerke, der Negativen Dialektik (1966). Der Titel dieses ‚Programms‘ bringt, wie Tilo Wesche es ausdrückt, „Tradition und Rebellion gleichermaßen zum Ausdruck“.[123] Tradition einerseits, da Adorno Dialektik, wie sie von Hegel als werdender Vermittlungsprozess neu gedacht und entfaltet wurde, aufgreift. Rebellion andererseits, insofern Adorno unter dem Vorbehalt des Negativen (auch: des „Nichtidentischen“) Hegels spekulative Dialektik angreift (siehe dazu weiter unten).
Speziell kritisiert Adorno an Hegel dessen Übergang von der Dialektik zur spekulativen Vernunft. Als Bedingung für das Funktionieren von Hegels geschichtlichem System werde dabei das Moment „des Nichtaufgehenden“ mithilfe eines „Münchhausenkunststücks“ der Vernunft weggeschafft. (GS 5: 375) Dafür müsse sich das „zum absoluten [Geist, d. V.] sich stilisierende Subjekt“ (GS 6: 187) jedoch selbst betrügen, also letztlich Realitätsverleugnung betreiben. Denn: „Vermittlung des Subjekts [bedeutet], daß es ohne das Moment der Objektivität buchstäblich nichts wäre.“ (GS 6: 187) Insofern verfolgt Adorno die Absicht, Dialektik – welche bei Hegel zwar mehr als der Verstand, jedoch weniger als die spekulative Vernunft geleistet habe – als Schlüsselmoment für Philosophie wiederzugewinnen.[124]
Die Marx’sche Kritik der politischen Ökonomie gehört zum Hintergrundverständnis des Adorno’schen Denkens, freilich – nach Jürgen Habermas – als „verschwiegene Orthodoxie, deren Kategorien […] sich in der kulturkritischen Anwendung [verraten], ohne als solche ausgewiesen zu werden“.[125] Seine Marx-Rezeption erfolgte zunächst vermittelt durch Georg Lukács’ einflussreiche Schrift Geschichte und Klassenbewußtsein; von ihm übernahm Adorno die marxistischen Kategorien des Warenfetischs und der Verdinglichung. Sie stehen in enger Verbindung zum Begriff des Tauschs, der wiederum im Zentrum von Adornos Philosophie steht und erkenntnistheoretisch weit über die Ökonomie hinausweist. Unschwer ist die entfaltete „Tauschgesellschaft“ mit ihrem „unersättlichen und destruktiven Expansionsprinzip“ (GS 5: 274) als die kapitalistische zu dechiffrieren. Neben dem Tauschwert nimmt der Marx’sche Ideologiebegriff in seinem gesamten Werk einen prominenten Stellenwert ein.[126]
Auch der Klassenbegriff, den Adorno eher selten benutzte, hat seinen Ursprung in der Marx’schen Theorie. Zwei Texte Adornos beziehen sich explizit auf den Klassenbegriff: Der eine ist das Unterkapitel Klassen und Schichten aus der Einleitung in die Musiksoziologie, der andere ein unveröffentlichter Aufsatz aus dem Jahre 1942 mit dem Titel Reflexionen zur Klassentheorie, der erstmals posthum in den Gesammelten Schriften veröffentlicht wurde (GS 8: 373–391).
Die Psychoanalyse ist ein konstitutives Element der Kritischen Theorie.[127] Zwar hat Adorno, im Gegensatz zu Horkheimer, sich nie der praktischen Erfahrung einer Psychoanalyse unterzogen,[128] aber schon früh das Werk Sigmund Freuds rezipiert. Seine Freud-Lektüre reicht in die Zeit seiner Arbeit an der ersten (zurückgezogenen) Habilitationsschrift – Der Begriff des Unbewußten in der transzendentalen Seelenlehre – von 1927 zurück. Darin vertrat Adorno die These, „daß die Heilung aller Neurosen gleichbedeutend ist mit der vollständigen Erkenntnis des Sinns ihrer Symptome durch den Kranken“ (GS 1: 236). In dem Aufsatz Zum Verhältnis von Soziologie und Psychologie (1955) begründete er als Notwendigkeit, „angesichts des Faschismus“ die „Theorie der Gesellschaft durch Psychologie, zumal analytisch orientierte Sozialpsychologie zu ergänzen“. Um den Zusammenhalt der repressiven, gegen die Interessen der Menschen gerichteten Gesellschaft erklären zu können, bedürfe es der Erforschung der in den Massen vorherrschenden Triebstrukturen (GS 8: 42).
Adorno blieb immer Anhänger und Verteidiger der orthodoxen Freud’schen Lehre, der „Psychoanalyse in ihrer strengen Gestalt“.[129] Aus dieser Position heraus hat er schon früh Erich Fromm[130] und später Karen Horney wegen ihres Revisionismus angegriffen (GS 8: 20 ff.). Vorbehalte äußerte er sowohl gegen eine Soziologisierung der Psychoanalyse[131] als auch gegen ihre Reduzierung auf ein therapeutisches Verfahren.[132] Der Freud-Rezeption verdankte Adorno zentrale analytische Begriffe wie Narzissmus, Ich-Schwäche, Lust- und Realitätsprinzip. Freuds Schriften Das Unbehagen in der Kultur und Massenpsychologie und Ich-Analyse waren ihm wichtige Referenzquellen. Der „genialen und viel zu wenig bekannten Spätschrift über das Unbehagen in der Kultur“ (GS 20/1: 144) wünschte er „die allerweiteste Verbreitung gerade im Zusammenhang mit Auschwitz“; zeige sie doch, dass mit der permanenten Versagung, welche die Zivilisation auferlege, „im Zivilisationsprinzip selbst die Barbarei angelegt ist“ (GS 10/2: 674).
Am dänischen Philosophen und Vorläufer der ExistenzphilosophieSøren Kierkegaard schätzte Adorno dessen Kritik an Hegels Geringschätzung des Individuums, das hinter dem objektiven Geist verschwindet. Sie hat Adornos Blick auf Hegels Dialektik geschärft und nachhaltig beeinflusst. Viele später ausformulierte philosophische Motive Adornos finden sich in seiner Kierkegaard-Schrift bereits angedeutet. Horkheimer charakterisierte sie als „unerhört schwierig“.[133]
Adornos Auseinandersetzung mit Edmund Husserls Phänomenologie fand ihren Niederschlag in der Schrift Zur Metakritik der Erkenntnistheorie. Adorno hatte an dem Manuskript von 1934 bis Herbst 1937 in Oxford gearbeitet, ohne es abzuschließen.[134] Nachdem in den folgenden Jahren einzelne Kapitel veröffentlicht worden waren, erschien das Werk erst 1956 als Monographie mit der Widmung „Für Max“. Das Buch gilt als „Solitär“, das keine größere Resonanz in der philosophischen Literatur fand,[135] obwohl Adorno 1968 die Arbeit als das ihm nächst der Negativen Dialektik wichtigste seiner Bücher bezeichnete (GS 5: 386).
Als AntipodeHeideggers, des führenden Vertreters der Fundamentalontologie, unterzog er im Jargon der Eigentlichkeit dessen Begrifflichkeit einer „ideologiekritischen Sprachanalyse“. Doch wusste er zu unterscheiden zwischen der substantiellen Philosophie Heideggers und der Plumpheit der „Imitatoren des existentiell-philosophischen Sprachgestus“.[136] Auf die Nähe des Denkens Adornos, seine Überschneidungen mit der Philosophie Heideggers, wurde häufig verwiesen.[137]
Jan Philipp Reemtsma hat Adornos Publikationen zu den verschiedenen Themengebieten nach quantitativen Anteilen an seinen Gesammelten Schriften erfasst: Demnach entfallen auf im weitesten Sinne philosophische Fragen 2.600 Seiten, auf soziologische Themen 1.500 Seiten, auf literaturtheoretische bzw. -kritische rund 800 Seiten, auf die musikalischen Schriften hingegen mehr als 4.000 Seiten.[138]
Als Adornos philosophische Hauptwerke gelten heute vier sehr unterschiedliche Werke. Die in der Emigration gemeinsam mit Max Horkheimer verfasste Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente (1947) wird als zentraler Text der Frankfurter Schule angesehen und prägte den Begriff der Kulturindustrie. Ebenfalls in der Emigration entstanden die Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben (1951), eine aphoristische „Diagnose einer global organisierten Unmündigkeit“.[139] Selbst betrachtete Adorno die Negative Dialektik (1966) als sein Hauptwerk, eine philosophische Kritik des „identifizierenden Denkens“; der Titel war für ihn gleichbedeutend mit dem Konzept der Kritischen Theorie. Posthum erschien 1970 Adornos Ästhetische Theorie, die seine Philosophie der Kunst darstellt.[140]
Albrecht Wellmer verweist auf die hohe Kontinuität des philosophischen Denkens Adornos von seiner frühen Frankfurter Antrittsvorlesung Die Aktualität der Philosophie (1931), in der er sein Konzept der Philosophie als „Deutungswissenschaft“ (GS 1: 334) begründete, bis hin zu seinen Spätwerken. Mit 28 Jahren hätten sich bei ihm bereits „alle entscheidenden Motive seines Denkens, gleichsam dessen Grundkonstellationen“ herausgebildet. Seine spätere reiche Produktion, auch die in der Musikphilosophie und Musiksoziologie, beruhe auf der Entfaltung dieser Grundkonstellationen.[141]
Anders als Horkheimer, der wenige Monate zuvor in seiner programmatischen Antrittsrede bei der Übernahme des Direktorats des Instituts für Sozialforschung[142] allein im interdisziplinären Zusammenwirken der Einzelwissenschaften das Ziel einer „Theorie der gegenwärtigen Gesellschaft als ganzer“ erreichbar sah,[143] wies Adorno in der „dialektischen Kommunikation“ von Soziologie und Philosophie jener die Aufgabe zu, das empirische Material zu liefern, der Philosophie die Deutungsmuster zu generieren; Letzteres fasste er in das Bild: „Schlüssel zu konstruieren, vor denen die Wirklichkeit aufspringt“ (GS 1: 340). Erstmals wurde in der Antrittsvorlesung der Begriff der Totalität in Frage gestellt, die das Denken nicht zu begreifen vermöge; Philosophie müsse lernen, auf die Totalitätsfrage zu verzichten. Zeitgenössischen Philosophierichtungen wie der Phänomenologie und der Seinslehre Heideggers sprach er ab, „die philosophischen Kardinalfragen“ zu beantworten. Einer Liquidation der Philosophie käme die These gleich, dass diese Fragen prinzipiell unbeantwortbar seien, wie sie der Positivismus des Wiener Kreises vertrete, der die Philosophie in Wissenschaft aufzulösen vorschlage. Dem hielt Adorno entgegen: „die Idee der Wissenschaft ist Forschung, die der Philosophie Deutung“ (GS 1: 334).
Der philosophische Gehalt der Texte Adornos lässt sich nur selten leicht erschließen. Philosophie ist ihm „der Musik verschwistert“; ihr Schwebendes sei „kaum […] recht in Worte zu bringen“ (GS 6: 115). Seine Kategorien sind janusköpfig: je nach Kontext verwendet er sie mit positiver oder negativer Konnotation.[144] Meistens ist Adorno der Analyse des Konkreten verpflichtet, in deren Mittelpunkt das Individuum in der zeitgenössischen Gesellschaft steht.[145] Den philosophischen Systemen wie der klassischen Erkenntnistheorie, die das Individuelle und Nichtidentische verstümmelten, statt es zu begreifen, stellt er seine negative Dialektik als „Antisystem“ entgegen. Dennoch hat Adorno an der Philosophie, sogar an Metaphysik im Sinn der Spekulation, die das Gegebene transzendiert, festgehalten. Nur als bestimmte Negation des Faktischen, so seine Lehre, lasse sich über das Bestehende hinausdenken. Wenn man nicht hinter Kant und Hegel zurückfallen wolle, müsse Philosophie Kritik sein: Sprachkritik, Gesellschaftskritik, Kunstkritik, die zudem die Übertreibung als Erkenntnismethode benutzt.[146]
Negative Dialektik: Adornos „Philosophie des Nichtidentischen“
Ausgangspunkt der Adorno’schen Philosophie, seiner negativen Dialektik, ist Hegels dialektische Implikation, die besagt, dass Subjekt und Objekt als vermittelt zu begreifen sind. Damit hatte Hegel Kants Bestimmung des transzendentalen Ichs kritisiert, welches dem zu erkennenden Objekt (dem Ding an sich bei Kant) verbindungslos gegenüberstehe.[147]
Adorno knüpft nun an das Konzept der Vermittlung der Hegel’schen Dialektik an, kritisiert diesen jedoch zugleich, indem er die „Ungleichheit im Begriff der Vermittlung“ (GS 6: 184) hervorhebt. Diese Ungleichheit besage, dass „das Subjekt ganz anders ins Objekt“ (GS 6: 184) falle als das Objekt ins Subjekt. Subjektivität sei, der eigenen Beschaffenheit nach, vorweg immer auch Objekt, ohne ein Moment der Objektivität könne es damit aber nicht einmal existieren. Ganz anders das Objekt, dieses könne zwar auch nur durch Subjektivität hindurch gedacht werden, erhalte sich dem Subjekt gegenüber aber immer als Anderes, also als ein mit dem Subjekt nicht Identisches. Wer dies nicht anerkenne, betrüge sich nicht nur selbst, sondern bestätige überhaupt „die Ohnmacht des Geistes in all seinen Urteilen wie bis heute in der Einrichtung der Realität.“ (GS 6: 187).
Rolf Wiggershaus, der Chronist der Frankfurter Schule, bezeichnet in seiner Einführung zu Adornos Denken dessen „Philosophie des Nichtidentischen“ daher auch als den Horizont seiner kritischen Gesellschaftstheorie.[148] Als Nichtidentisches versteht Adorno das „Begriffslose, Einzelne und Besondere“, für das Hegel sein Desinteressement bekundet und worauf dieser „das Etikett der faulen Existenz“ geklebt habe (GS 6: 20). Auch Albrecht Wellmer nennt Adorno einen „Anwalt des Nicht-Identischen“.[149] Als Kritiker des „identifizierenden Denkens“ misstraut Adorno dem Denken in – vom Konkreten abstrahierenden – Begriffen: Dialektisches Denken erhebe Einspruch dagegen, dass der Begriff einen „Sachverhalt an sich“ als etwas Festes, Unveränderliches und sich Gleichbleibendes darstellt (GS 6: 156).
Zugleich bleibt auch die (negative) Dialektik Adornos auf den Begriff angewiesen, sie ist selbst noch begriffliches Denken.[150] Insofern weckt ein „solcher Begriff von Dialektik […] Zweifel an seiner Möglichkeit.“ (GS 6: 21) Eine Philosophie des Nichtidentischen müsse dennoch an der utopischenIdee, sei diese auch zweifelhaft und paradox, festhalten: Dies gipfelt in der – nicht minder paradoxen – Forderung, „das Begriffslose mit Begriffen aufzutun, ohne es ihnen gleichzumachen.“ (GS 6: 21).
Dabei wendet sich die Philosophie des Nichtidentischen sowohl gegen Ursprungsphilosophie (die ein Erstes – Geist oder Materie – voraussetzt) als auch gegen Subjektphilosophie (die das Objekt als ein dem Subjekt Unterworfenes oder Nachgeordnetes denkt). „Objekt“ hat bei Adorno verschiedene Bedeutungen: andere Subjekte, Natur, Dinge, Verdinglichtes. Das Subjekt ist als bewusstes Wesen für Adorno zugleich Teil des ihm gegenüberstehenden Naturzusammenhangs, den es im eigenen Bewusstsein hat, aber als etwas anderes erkennt. Mit dem Verweis auf das mit dem Subjekt nicht Identische plädiert Adorno für ein anderes Verhältnis zur eigenen und äußeren Natur, das nicht mehr durch Verfügung und Herrschaft bestimmt ist, sondern durch Versöhnung und Anverwandlung.[151] Für letzteres bemüht Adorno häufig den Begriff Mimesis.
Zentral für Adornos Philosophie ist der Begriff der „Versöhnung“. Annäherungsweise lässt er sich mit der „gewaltlosen Integration des Divergierenden“ (GS 7: 283) übersetzen. Im Horizont des Adorno’schen Denkens kann Versöhnung so Vielfältiges heißen wie: Versöhnung von Geist und Natur, von Subjekt und Objekt, von Allgemeinem und Besonderem, von Individuum und Gesellschaft, von Moral und Natur. Vornehmlich die unterdrückte Natur, das bedrohte Individuum und das unbegriffene Vereinzelte steht im unversöhnten Verhältnis zu seinem Gegenpart. Versöhnung „gäbe das Nichtidentische frei, […] eröffnete erst die Vielheit des Verschiedenen“ (GS 6: 18).
Zwar steht die philosophische Erkenntnistheorie nicht im Zentrum von Adornos philosophischen Vorlesungen und Schriften, aber die frühe, durch Kracauer vermittelte Kant-Lektüre und seine Dissertation über Husserls Phänomenologie brachte ihn bereits in den frühen Phasen seiner intellektuellen Entwicklung mit dieser philosophischen Disziplin in Kontakt. Er ist Erkenntnistheoretiker insoweit, als er „das Verhältnis des Denkens zur Wirklichkeit als den Prüfstein und die Vorbedingung zuverlässiger Erkenntnis diskutiert.“[152]
Wie nahezu alle philosophischen Fragen hat Adorno auch die der Erkenntnistheorie unter Aspekten der Kritik behandelt. Seine Studien über Husserls Phänomenologie hat er mit Metakritik der Erkenntnistheorie überschrieben. In dem nur dürftig rezipierten Werk erörtert er das Verhältnis zwischen erkennendem Subjekt und zu erkennendem Objekt. Husserls Idee der Objektivität der Wahrheit und die Idee des denkenden Vollzugs wahrer Erkenntnis lagen auch Adorno am Herzen.[153] Doch Husserls Vorstellung, mit einer vorurteilsfreien Philosophie, die sich mit der Methode der „phänomenologischen Reduktion“ auf „die Sachen selbst“ beziehe, kritisiert er als „logischen Widersinn“, der mit Hegels „Lehre von der Vermitteltheit“ unvereinbar sei (GS 5: 13). Mit diesem teilt Adorno die Skepsis gegenüber einem „absolut Ersten als des zweifelfrei gewissen Ausgangspunktes der Philosophie“ (GS 5: 13) und insistiert auf der „Vermitteltheit eines jeglichen Unmittelbaren“ (GS 5: 160). Selbst wenn Adorno in materialistischer Denkweise häufig vom „Vorrang des Objekts“ (GS 6: 186) spricht und auf einer „dem Subjekt gegenübertretenden Alterität [= Andersheit, Andersartigkeit] beharrt“,[154] geschieht dies nicht ohne die Überzeugung, dass „die Beschaffenheiten der Erkenntnisobjekte immer nur durch das reflektierende Subjekt hindurch zu haben sind“.[155]
Da Adornos „Erkenntnisutopie“ auf die unverkürzte Erfahrung des Nichtidentischen zielt, erwartet er von der Kunst „als ein[em] genuin andere[n] Medium der Erkenntnis […] Unterstützung“.[156] Rüdiger Bubner sieht hier eine „Konvergenz von Erkenntnis und Kunst“,[157] während Habermas gar von der „Abtretung der Erkenntnis-Kompetenzen an die Kunst“[158] spricht.
Der bekannte Ausspruch aus den Minima Moralia: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ (GS 4: 43) wurde in der Sekundärliteratur oft als eine Absage Adornos an die Moralphilosophie interpretiert. Entgegen dieser Auffassung hat Gerhard Schweppenhäuser Adornos untergründig präsente Moralphilosophie herausgearbeitet und sie als eine „negative Moralphilosophie“, eine „Ethik nach Auschwitz“ bezeichnet, wobei Auschwitz als Chiffre für den Holocaust steht.[159] Dagegen spricht auch, dass Adorno immerhin zwei Vorlesungen zur Moralphilosophie gehalten hat (Wintersemester 1956/57, Sommersemester 1963)[160] und seine Minima Moralia das Thema falsches versus richtiges Leben ständig umkreisen. Adorno selbst bezeichnete die Minima Moralia als „ein Buch über das richtige oder vielmehr das falsche Leben“.[161]
Eine zentrale Rolle in Adornos Moralkritik nimmt die bestimmte Negation Hegels ein (s. oben zu Adornos Hegel-Rezeption). Diese impliziert für Adorno, dass man als Kritiker der Moral weder auf eine affirmative Gegenmoral noch auf eine abstrakte Negation jeder Moral hinsteuern dürfe.[162] Statt, wie Nietzsche[163], die Moral abstrakt zu negieren, müsse der Weg der bestimmten Negation erst beschritten werden, um so, wie Marx einmal sagt, „aus der Kritik der alten Welt die neue [zu] finden“.[164] In seinen Vorlesungen zur Moralphilosophie greift Adorno diese Vorgehensweise auf, indem er sich auf den Widerstand als „die eigentliche Substanz des Moralischen“[165] beruft.
„Das einzige, was man vielleicht sagen kann, ist, daß das richtige Leben heute in der Gestalt des Widerstands gegen die von dem fortgeschrittensten Bewusstsein durchschauten, kritisch aufgelösten Formen eines falschen Lebens bestünde.“[166]
Dabei hat Adorno, ähnlich wie zur Metaphysik, auch zur Moralphilosophie ein ambivalentes Verhältnis. Er kritisiert, dass die christlich-abendländische Moral den Individuen eine Verantwortung für ihre Handlungen abverlange und dabei eine Handlungsfreiheit unterstelle, die sie als soziale Wesen gar nicht haben. Zugleich sieht er in der Moral aber die „Repräsentantin einer kommenden Freiheit“.[167] Moral sei in sich widersprüchlich; sie meine „gleichzeitig immer Freiheit und Unterdrückung“.[168]
Ausgangspunkt Adornos ist Kants Moralphilosophie, die moralisches Handeln als Selbstbestimmung in Freiheit definiert.[169] Aber solange der gesellschaftliche Gesamtzusammenhang hinter den Maßstab eines gerechten Lebens zurückfalle, sei es für die Menschen gar nicht möglich, moralisch richtig zu handeln.[170] Ethische Erwägungen bedürfen daher der Ergänzung durch gesellschaftliche Analyse und Kritik. Das moralische Prinzip vom gesellschaftlichen abzutrennen und in die private Gesinnung zu verlegen, bedeute „auf die Verwirklichung des im moralischen Prinzip mitgesetzten menschenwürdigen Zustands“ (GS 4: 103) zu verzichten.
Die Frage, was das „richtige Leben“ ausmache, beantwortet Adorno durchgehend in negativer Weise, als bestimmte Negation. „Er setzt bei dem an, ‚was nicht sein soll‘, bzw. am Leben in seiner ‚verkehrten‘ oder ‚entfremdeten Gestalt‘.“[171] Adornos Lehre vom richtigen Leben finde sich nach Albrecht Wellmer „wie in Spiegelschrift“[172] in seinen Minima Moralia.
Statt Inhalt und Ziel einer mündigen, emanzipierten Gesellschaft auf positive Weise zu bestimmen, formuliert Adorno negative Minimalbedingungen an den moralisch richtigen Zustand. Zentral ist in diesem Zusammenhang seine Forderung, „daß Auschwitz nicht noch einmal sei“ (GS 10/2: 674).[173] Dieser durch Hitler aufgezwungene Kategorische Imperativ (GS 6: 358) richtet sich dabei jedoch nicht an ein reines Vernunftsubjekt im Sinne Kants: Wie Alfred Schäfer in seinem „pädagogischen Porträt“ betont, unterscheidet sich Adornos Version des Kategorischen Imperativs von der kantischen vor allem dadurch, dass in ihr (der Adorno’schen) ein „Moment des Hinzutretenden am Sittlichen“ (GS 6: 358) sich fühlen lässt: Für Adorno ist es der unmittelbare, leiblich erfahrbare Abscheu angesichts der nationalsozialistischen Gräueltaten, der die „in sich problematische“ Vernunft komplementiert. Erst durch den impulsiv sich einstellenden Abscheu, also durch ihr Gegenteil, hindurch[174], werde die vernünftige moralische Reflexion demnach „praktisch“.[175]
In der Achtung vor dem Individuellen sieht Martin Seel Adornos Kerngedanken eines guten menschlichen Lebens.[176] Ethik müsse daher politische Philosophie werden, die Frage nach dem richtigen Leben müsse in die Frage nach der richtigen Politik übergehen, heißt es zum Schluss von Adornos moralphilosophischer Vorlesung.[177]
Adornos Verhältnis zur Metaphysik ist ambivalent.[178] Seine Kritik gilt sowohl der klassischen Metaphysik als auch der Metaphysikkritik. Überlegungen zur Metaphysik ziehen sich durch sein ganzes Werk. Besonders ausgearbeitet hat er sie in der Negativen Dialektik, als deren zentrale Intention er gegenüber Gershom Scholem „die Rettung der Metaphysik“ nennt.[179]
Adornos Verständnis der Metaphysik hängt eng mit seinem Verständnis abendländischer Rationalität zusammen. Diese gilt ihm als ein Projekt der Selbst- und der Naturbeherrschung (GS 3: 19). Das Ziel dieses Projektes ist es, dass der Mensch sich mittels seiner Rationalität, dem „identifizierenden Denken“, von der Kontingenz natürlicher Geschehnisse zu befreien versucht, um Herrschaft über sich und seine Umgebung zu erlangen. Innerhalb dieses Projektes spielt die Metaphysik als die „Lehre vom geschichtslos Unveränderlichen“ (GS 2: 261) eine wichtige Rolle. Indem sie der Kontingenz des empirischen Lebens ein System von begrifflichen Zusammenhängen entgegenstellt, die als unveränderlich aufgefasst werden, leitet die Metaphysik ein „Denken der Identität“ ein. Das identifizierende Denken richtet sich dabei nicht nur gegen das, was dem Subjekt äußerlich begegnet, sondern auch gegen seine eigene leibliche Natur. Auch sie soll durch Identifikation beherrschbar und überwunden werden, was Adorno auch als „Anpassung ans Tote“ bezeichnet (GS 3: 79, 206). Das metaphysische Denken richtet sich so gegen sein eigentliches Ziel, die rationale Selbstbestimmung und Freiheit des Menschen. Die Identitäten, die das Kontingente bewältigen sollen, beherrschen den, um dessen Freiheit willen sie gesucht worden sind. Adorno gilt dies als das Skandalon der Metaphysik, aber auch von Rationalität und Aufklärung (GS 6: 361).
Auch die Metaphysikkritik, deren Grundprogramm eigentlich die Befreiung des Subjekts von der Metaphysik ist, führt für Adorno letztlich nur zu dessen Unfreiheit. Er setzt sich dabei vor allem mit der Philosophie Kants und dem Positivismus auseinander. Kants Philosophie wird von Adorno als Versuch interpretiert, aus der Metaphysikkritik heraus für die Freiheit des Menschen zu argumentieren. Für Kant ist der Mensch dabei ein Wesen, das nur unter Einbeziehung seiner Sinne und seines Verstandes zu Erkenntnissen zu kommen vermag. Wenn die Erkenntnisse demnach immer unter den feststehenden Anschauungsformen und Verstandesbegriffen stehen, so ist für Adorno damit die Unfreiheit des Subjekts besiegelt: Das menschliche Bewusstsein wird „gleichsam zu ewiger Haft in den ihm nun einmal gegebenen Formen der Erkenntnis verurteilt“ (GS 6: 378). Der Mensch wird so in seinen Erkenntnismöglichkeiten als ein vollkommen festgelegtes und unfreies Wesen begriffen. Diese Festlegung des Menschen auf das Tatsächliche findet nach Adorno ihre Fortsetzung im Positivismus.
Gegen die traditionelle Metaphysik und Metaphysikkritik will Adorno eine Metaphysik der Transzendenz rehabilitieren. Metaphysik ist ein Denken des Absoluten, ein Denken dessen, was das Gegebene überschreitet: „Denken über sich selbst hinaus, ins Offene, genau das ist Metaphysik“.[180] Wesentlich für das Denken des Absoluten ist es dabei, dass es jenseits der Verfügungsgewalt eines Subjekts steht. Es darf nicht mit dem Begriff des Unveränderlichen charakterisiert werden, sondern muss als das Nichtidentische gedacht werden: „Das Absolute jedoch, wie es der Metaphysik vorschwebt, wäre das Nichtidentische, das erst hervorträte, nachdem der Identitätszwang zerging“ (GS 6: 398).
Da die Erkenntnis immer auf das Identische gerichtet ist, kann es vom Absoluten als Nichtidentischem keine Erkenntnis geben. Das Nichtidentische kann aber den Subjekten gegenüber als „metaphysische Erfahrung“ (GS 6: 364) in Erscheinung treten. Sie ist die Erfahrung einer Unverfügbarkeit, Adorno spricht auch von „Unverlässlichkeit“ (GS 6: 364). Die metaphysische Erfahrung ist außerdem eine Erfahrung von Negativität. Das Subjekt erfährt seine eigene Ohnmacht, den Gegenstand der Erfahrung zu fassen zu bekommen.
Metaphysische Erfahrungen sind für Adorno vor allem in der Kunst möglich. Er spricht ausdrücklich vom „metaphysischen Gehalt von Kunst“ (GS 7: 122). Kunstwerke deuten auf Nichtidentisches hin, indem sie ihre Rezipienten zu einer bestimmten Verhaltensweise nötigen. Da ein Kunstwerk sich nicht einfach entziffern lässt, sind Rezipienten gezwungen, sich von den Strukturen des Kunstwerks leiten zu lassen. Sie werden dadurch zu einer Praxis der Anverwandlung gedrängt, die Adorno Mimesis nennt. Die damit von den Kunstwerken eröffnete Erfahrung deutet auf etwas hin, das sich nicht identifizierend fassen lässt.
Den Okkultismus beurteilt er dagegen in Minima Moralia Nr. 151[181] als Rückfall hinter die Rationalität der Moderne, nicht deren Überwindung, indem er von einer „Metaphysik der dummen Kerle“ spricht.[182] Okkultismus sei einerseits Reaktion auf Verdinglichung: „Wenn die objektive Realität den Lebendigen taub erscheint wie nie zuvor, so suchen sie ihr mit Abrakadabra Sinn zu entlocken.“ Andererseits werde „Arbeitsteilung und Verdinglichung […] auf die Spitze getrieben: Leib und Seele in gleichsam perennierenderVivisektion auseinandergeschnitten.“ Geist und Sinn werde als Faktum, als unmittelbare Erfahrung behauptet, die Vermittlung durch aufklärerisches Denken ignoriert.
Adorno bestand darauf, dass in einer widersprüchlichen Welt auch das Denken widersprüchlich sein müsse und somit das Postulat der Widerspruchsfreiheit wie auch das „falsche Ideal“ der Systembildung, an dem sich die „große Philosophie“ orientiere, abzulehnen seien. „Das Ganze ist das Unwahre“, heißt ein zentraler Satz in den Minima Moralia (GS 4: 55). Er beschäftigte sich mit den Einzelwissenschaften, übte gleichwohl immanente Kritik an der Arbeitsteiligkeit, die immer mehr einzelne wissenschaftliche Disziplinen von der Philosophie abgespalten und zu gegeneinander abgegrenzten Fächern im Wissenschaftsbetrieb gemacht habe. Reflexion über die gesellschaftlichen Bedingungen der wissenschaftlichen Arbeitsteilung machte ihn zum Kritiker des Positivismus, den er weiter fasste als allgemein üblich. Neben dem Logischen Positivismus des „Wiener Kreises“ und der Analytischen Philosophie zählte er dazu auch Autoren wie Karl Popper und Hans Albert, die sich selbst als Positivismus-Kritiker verstanden,[183] und Ludwig Wittgenstein, den „reflektiertesten Positivisten“ (GS 8: 282). Seine Grundthese im Tractatus, „Die Welt ist alles, was der Fall ist“,[184] ist für Adorno ein Gedanke, der die Unfreiheit des Menschen besiegelt und ihn auf das Bestehende verpflichtet.
Im so genannten Positivismusstreit zwischen den Kritischen Rationalisten Popper und Albert auf der einen Seite und Vertretern der Frankfurter Schule auf der anderen Seite, der in den 1960er Jahren um Methoden und Werturteile in den Sozialwissenschaften geführt wurde, war Adorno einer der Protagonisten. Von ihm stammte der Begriff Positivismusstreit, der von den Kontrahenten zunächst abgelehnt wurde, sich aber schließlich durchgesetzt hat.[185]
Adornos Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse und ihrer Ideologie richtet sich gegen die „verwaltete Welt“ (ein Synonym für den nachliberalen Spätkapitalismus) und die „Kulturindustrie“. Beiden wohne die Tendenz zur Liquidation des Individuums und alles Abweichenden inne, mit anderen Worten: die Beseitigung oder Unterwerfung des Nichtidentischen und Nichtverfügbaren. Im Rahmen des verordneten Konsums und der organisierten Ausfüllung der arbeitsfreien Zeit „durch Kulturindustrie, Technikbegeisterung und Sport“ erfolge eine „restlose Erfassung der Menschen bis in ihr Innenleben hinein“.[186]
Durchgängig ist Adornos negativer Bezug auf die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse. Thomas Mann kritisierte 1952 diesen Aspekt der Negativität des Adorno’schen Denkens: „Gäbe es nur je ein positives Wort bei Ihnen, Verehrter, das eine auch nur ungefähre Vision der wahren, der zu postulierenden Gesellschaft gewährte! Die Reflexionen aus dem beschädigten Leben ließen es daran, nur daran, auch schon fehlen. Was ist, was wäre das Rechte?“[187]
Diese Kritik Thomas Manns verfehlt nun aber den moralphilosophischen Kern der Sozialkritik Adornos – dessen bestimmte Negation: Denn Ziel Adornos soziologischer Bemühungen ist es, Gesellschaft als „universellen Verblendungszusammenhang“, als ausweglose Totalität, zu inszenieren. Das moralisch Rechte (wie etwa Mann es forderte) anzugeben bedürfte dabei eines moralischen Standpunktes jenseits gesellschaftlicher Vermittlung – ein solcher Standpunkt stellt für den Hegelianer Adorno jedoch selbst ein Problem dar, da sich das Moralische nicht einfach der eigenen gesellschaftlichen Vermitteltheit entziehen zu vermag. Wenn man nicht hinter Hegel zurückfallen wolle, damit aber die positive Angabe des moralisch Richtigen in sich problematisch erscheine, bleibe für den Kritiker nur noch der Weg der bestimmten Negation: Indem Gesellschaft provokativ „als Ding an sich, mit aller Schuld von Verdinglichung“ (GS 8: 292) dargestellt wird, soll folglich das moralisch Richtige gebildet werden.
Das soziologische und sozialpsychologische Werk Adornos steht zudem in der Tradition von Karl Marx, Émile Durkheim, Max Weber, Georg Lukács und Sigmund Freud. Ihnen verdankte er Einsichten, an die er häufig anknüpfte. Der Warencharakter und die Verdinglichung aller menschlichen Beziehungen, generell der Tausch bilden den Resonanzboden seiner marxistisch geprägten Gesellschaftsanalysen, die Lukács’ Geschichte und Klassenbewußtsein zentrale Anregungen verdanken. Das Thema der instrumentellen Vernunft finden Horkheimer und er in Max Webers Begriff der „Zweckrationalität“ vorgebildet. Der Begriff der „verwalteten Welt“ bleibt dem Weber’schen Idealtypus der Bürokratie mit ihrer Tendenz zur Ausdehnung und Verselbständigung verwandt; wiederholt verweist er darauf in seinen Vorträgen Kultur und Verwaltung von 1960 (GS 8: 124) und Individuum und Organisation von 1954 (GS 8: 442).
Wie Durkheim begreift er die Objektivität der gesellschaftlichen Tatsachen (faits sociaux), „die These von der Eigenständigkeit gesellschaftlicher Tendenzen gegenüber individuell-psychologischen“ (GS 8: 246)[188] als eine grundlegende soziologische Einsicht, die er in seiner Terminologie als „Vorrang des Objekts“ fasst (exemplarisch dazu in der Negativen Dialektik, GS 6: 184 ff.). Zwar spricht er sich gegen eine unvermittelte Zusammenführung von Erkenntnissen der Psychologie und Soziologie dezidiert aus – so in seinem Aufsatz Zum Verhältnis von Psychologie und Soziologie (GS 8: 42–92) –, weil angesichts „der gegenwärtigen Ohnmacht des Individuums“ Ökonomie und Soziologie mehr zur Erklärung gesellschaftlicher Vorgänge und Tendenzen beitragen könnten. Gleichwohl sei die Psychologie, insbesondere die Psychoanalyse, ein adäquates Medium zur Erklärung irrationaler Verhaltensweisen von Individuen und Gruppen (GS 8: 86). Wiederholt zog er Freuds Schrift Massenpsychologie und Ich-Analyse zur triebdynamischen Erklärung des autoritären Charakters wie der Massengefolgschaft faschistischer Führer heran.
Mit seinem Vortrag Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft eröffnete Adorno 1968 den 16. Deutschen Soziologentag, der im Zeichen der Studentenbewegung und des 150. Geburtstags von Karl Marx stand. Anknüpfend an die Marx’sche Orthodoxie beantwortet er die Titelfrage dahingehend, dass die gegenwärtige Gesellschaft Industriegesellschaft „nach dem Stand ihrer Produktivkräfte“, jedoch „Kapitalismus in ihren Produktionsverhältnissen“ (GS 8: 361) sei.
Erst während seiner Emigration in den USA sammelte Adorno Erfahrungen in der empirischen Sozialforschung. Auf Vermittlung von Horkheimer wurde er Mitarbeiter am Princeton Radio Research Project, einem von dem österreichischen Soziologen Paul Felix Lazarsfeld geleiteten größeren Forschungsvorhaben mit dem Titel The Essential Value of Radio to all Types of Listeners. Adorno wurde die Durchführung eines Teilprojekts für den musikalischen Bereich übertragen.
In seinem Rückblick auf Wissenschaftliche Erfahrungen in Amerika berichtete er, dass das Radio-Projekt „für kritische Sozialforschung wenig Raum“ ließ (GS 10/2: 707). So schien ihm die Technik, dass Probanden per Knopfdruck über Gefallen oder Nichtgefallen von Musikstücken abstimmten, „gegenüber der Komplexität des zu Erkennenden höchst unzulänglich“ (GS 10/2: 708). Da sich die Untersuchungen im Rahmen des etablierten kommerziellen Radiosystems vollzogen und „verwertbare Informationen“ erwartet wurden (GS 10/2: 709), war auf diese Weise kaum etwas für die Musiksoziologie zu ermitteln. Sein erster in den USA geschriebener Aufsatz – Über den Fetischcharakter der Musik und die Regression des Hörens –, der 1938 in der Zeitschrift für Sozialforschung erschien, war, nach des Autors eigenem Bekunden, der „erste Niederschlag“ seiner Arbeit am Radio Research Project (GS 14: 9).
Adorno bewertete seine Erfahrungen als lehrreiche Auseinandersetzungen mit Sinn und Methoden der Sozialforschung sowie mit Radiomusik und Radiohörern. Aus dieser Tätigkeit resultierte schließlich eine umfangreiche Untersuchung in englischer Sprache: die unter dem Titel Current of Music zusammengefassten Studien, die Robert Hullot-Kentor rekonstruiert und herausgegeben hat.[189] Insgesamt betrachtet, fand Adorno in den New Yorker wie in den späteren kalifornischen Emigrationsjahren durch praktische Erfahrungen und Auseinandersetzungen einen Zugang zur empirischen Sozialforschung (GS 10/2: 703–738).
Nachdem er mit Horkheimer 1944 die Dialektik der Aufklärung abgeschlossen hatte, wurde er Mitarbeiter an dem vom Institute of Social Research und von der University of Berkeley gemeinsam bearbeiteten großangelegten Forschungsprojekt zum Thema Antisemitismus.[190] Darauf geht die 1950 veröffentlichte soziologische Studie The Authoritarian Personality(Die autoritäre Persönlichkeit) zurück, die Vorurteilsstrukturen und den Zusammenhang von Autoritätsgläubigkeit und Faschismus untersucht. In einem Brief vom 19. Juli 1947 an Horkheimer äußerte sich Lazarsfeld geradezu begeistert über die gelungene Kombination von kritischer und empirischer Sozialforschung.[191] Die von Adorno verfassten Teile sowie die von ihm und den beteiligten Autoren (Else Frenkel-Brunswik, Daniel J. Levinson und R. Nevitt Sanford) gemeinsam verfasste Einleitung, ferner das Kapitel über die F-Skala (engl. Fassung in GS 9/1: 143–508) ließ er von Milli Weinbrenner, einer Mitarbeiterin des Instituts, übersetzen; erst posthum erschienen diese Texte unter dem Titel Studien zum autoritären Charakter (1973) auf Deutsch in der Bundesrepublik Deutschland. 2019 wurde erstmals sein 1947 geschriebener Entwurf eines Schlusskapitels für The Authoritarian Personality in dem Band Bemerkungen zu „The Authoritarian Personality“ publiziert.
Die von Adorno in den USA gemachten Erfahrungen mit der dort anders betriebenen Soziologie und Sozialforschung, vor allem seine Mitautorschaft an der Authoritarian Personality, bildeten die Grundlage dafür, dass er in Deutschland in den 1950er und 1960er Jahren als einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Soziologie anerkannt wurde. Beigetragen haben dazu auch seine Beiträge zu dem bedeutendsten empirischen Nachkriegsprojekt des Instituts für Sozialforschung: das an die Fragestellungen der Authoritarian Personality anknüpfende Gruppenexperiment.[192] Adorno hatte zu dem abschließenden Forschungsbericht das Kapitel Schuld und Abwehr und gemeinsam mit Horkheimer das Vorwort verfasst (GS 9/2: 121–324).
Unbeschadet dessen hielt er sich nicht zurück mit kritischen Erörterungen über die empirische Sozialforschung. 1952 hielt er die Rede Zur gegenwärtigen Stellung der empirischen Sozialforschung in Deutschland, in der er deren Bedeutung in modifizierter Form für die Kritische Theorie betonte (GS 8: 478–531), und in dem erstmals 1957 veröffentlichten Vortrag Soziologie und empirische Forschung stellte Adorno seine Kritik an der zeitgenössischen Soziologie und empirischen Sozialforschung dar (GS 8: 196–216). Er hatte zunächst, unter Einbeziehung der aus den USA stammenden Methoden, für den Ausbau der empirischen Sozialforschung in Deutschland und die Verbindung von quantitativen mit qualitativen Verfahren (wie Inhaltsanalyse und Gruppendiskussion) votiert. Hatte er dabei noch die Möglichkeit einer Verknüpfung von Empirie mit Theorie betont, äußerte er sich später zunehmend skeptischer hinsichtlich einer derartigen Vermittlung.[193] Unverhohlen artikulierte er diese Skepsis im sogenannten Positivismusstreit.
Adornos Schriften zur Ästhetik und Kulturkritik sind von den Schriften Walter Benjamins, mit dem er in regem Austausch stand, stark beeinflusst. Angefangen vom Ursprung des deutschen Trauerspiels (1928) bis zum Passagen-Werk dienten sie Adorno als wichtige Inspirationsquellen. Der erkenntniskritischen Vorrede der Trauerspiel-Schrift entnahm Adorno die Anregung, eine spezifische Form des philosophischen Umgangs mit der Kunst zu entwickeln: Nicht begrifflich-deduktiv noch induktiv, sondern konfigurativ durch Anordnung der Phänomene in Konstellationen.[194] Auf Benjamins berühmte Schrift Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit reagierte Adorno jedoch kritisch und verärgert.[195] So hatte Benjamin Film und Kino als avantgardistische Medien bezeichnet und sich für sie begeistert, während Adorno darin Auswüchse der Kulturindustrie sah.
Ausgangspunkt der kunstphilosophischen Überlegungen Adornos ist die Annahme einer „fundamentalen Differenz von Kunst und gesellschaftlicher Wirklichkeit“. Geschichte und Sein der Kunst rekonstruiert er „unter dem Vorzeichen der Negativität“. Sie ist „das konkrete Negative des allgemeinen Negativen“. Eine überhistorische Definition der Kunst kann es für ihn nicht geben; alle Vorstellungen und Theoreme der Kunstphilosophie werden radikal historisiert. Da das Kunstwerk noch nicht vollständig in die gesellschaftliche Totalität integriert ist, bildet es den archimedischen Punkt, von dem aus historische Erkenntnisse möglich werden.[196]
Der Philosoph Günter Figal sieht in der posthum erschienenen, vom Autor selbst nicht abgeschlossenen Ästhetischen Theorie Adornos Hauptwerk und Vermächtnis. Sie sei der Versuch, auf die Erfahrung des unverfügbaren „Individuellen und Nichtidentischen in der Kunst aufmerksam zu machen“. Konsequenter als in seinen anderen Schriften setze Adorno hier seine Leitbegriffe als eine Vielzahl von Zentren ein, um die sich seine Reflexionen bildeten und die erst in der Konstellation zueinander ein Ganzes ergäben.[197] Der GermanistGerhard Kaiser versteht Adornos Kritische Theorie im Wesentlichen als „ästhetische Theorie“: In ihr würden „alle Motive seines Denkens enggeführt“.[198]
Die zentrale These des Werks lautet für Günter Figal, dass Kunst das „Ergebnis einer rationalen Konstruktion“ ist, die das vielfältige „Material“ (Klänge, Worte, Farben, Holz, Metall etc.) zu einer Einheit stimmig zusammenfügt. Im Kunstwerk würde „das Material in seiner Individualität freigesetzt“ und dadurch das „Nichtidentische“ gerettet.[199] Obwohl zweckmäßig gestaltet, erscheine das Kunstwerk im Resultat, als sei es naturhaft erzeugt, weil das vermögende Gestalten selbst der „Natur im Subjekt“ (Immanuel Kant) zugehört – sei es als vorgeistige Sinnlichkeit oder als kreatürlicher Reflex. Adorno versteht Kunst nicht als Nachahmung der Natur, sondern des Naturschönen, das für Menschen etwas Überwältigendes habe, aber in seiner „Nichtgemachtheit“ sich menschlicher Verständlichkeit gleichzeitig entziehe.[200]
Bereits im einleitenden Abschnitt der Ästhetischen Theorie spricht Adorno vom „Doppelcharakter der Kunst als autonom und als fait social“ (GS 7: 16). Der von Émile Durkheim übernommene Begriff des fait social bezeichnet einen gesellschaftlich erzeugten Tatbestand (weiter Sinn). Kunstwerke sind in die herrschenden Produktionsverhältnisse eingebunden und als Produkte gesellschaftlicher Arbeit (GS 7: 337) auch verkäufliche Waren. Ihre Autonomie ist eine sozial determinierte (GS 7: 313); sie wurde „mühsam der Gesellschaft abgezwungen“ (GS 7: 353). Autonomie verkörpere das Kunstwerk darin, dass es allein seinem eigenen Formgesetz gehorche. Aus ihrer Autonomie folge, dass Kunstwerke funktionslos sind: „Soweit von Kunstwerken eine gesellschaftliche Funktion sich prädizieren lässt, ist es ihre Funktionslosigkeit“ (GS 7: 337). In ihrer unversöhnlichen Gegenposition zur Gesellschaft behauptet die Kunst ihre Autonomie: „Indem sie sich als Eigenes in sich kristallisiert, statt bestehenden gesellschaftlichen Normen zu willfahren und als ‚gesellschaftlich nützlich‘ sich zu qualifizieren, kritisiert sie die Gesellschaft, durch ihr bloßes Dasein“ (GS 7: 337).
Als Utopie repräsentiere Kunst das schwarz verhängte „noch nicht Seiende“, die „imaginäre Wiedergutmachung der Katastrophe Weltgeschichte“ (GS 7: 204). Adornos Satz – „In jedem genuinen Kunstwerk erscheint etwas, was es nicht gibt“ (GS 7: 127) – verweist auf ein Glücksversprechen (Stendhalspromesse du bonheur), das als „Totalnegation der gegebenen Wirklichkeit“ gelesen werden kann. Glück gibt es nur „als Erscheinung, die eschatologisch der Erfüllung harrt“.[201]
Der philosophischen Dechiffrierung von Dichtung sind Adornos unter dem Titel Noten zur Literatur zusammengefassten Essays gewidmet (GS 11). Neben dem für die Schreib- und Gestaltungsweise Adornos programmatischen Eröffnungsessay Der Essay als Form enthalten sie die in der Fachwelt mit großer Resonanz aufgenommenen Essays über Eichendorff und Hölderlin sowie über GoethesIphigenie auf Tauris und Samuel BeckettsEndspiel. In den beiden Essays, die einem einzelnen Werk gewidmet sind, gelinge Adorno, Jan Philipp Reemtsma zufolge, „die Synthese von Deutung eines Fremden und Explikation eigenster Intentionen“.[202]
In polemischer Auseinandersetzung mit Georg Lukács’ Theorie des literarischen Realismus (Erpreßte Versöhnung) und mit einem Essay, der Jean-Paul Sartres Schrift Was ist Literatur? zum Anlass für die kritische Abfertigung der engagierten Literatur nimmt, expliziert er in bestimmter Negation seine eigene normative Literaturtheorie. Danach sollten literarische Kunstwerke weder durch kritische Widerspiegelung der objektiven Wirklichkeit noch durch Aufzeigen von Alternativen zu ihr, sondern „durch nichts anderes als ihre Gestalt dem Weltlauf widerstehen“ (GS 11: 413). Allein die rücksichtslos autonome Literatur, „die jedes Engagement für die Welt […] gekündigt“ hat (GS 11: 425), dünkt Adorno, neben der avancierten Musik, ein „letzte[r] Ort für den ‚Vor-Schein‘ des Utopischen als eines möglichen Anderen“.[203] So erklärt er auch den „Künstler, der das Kunstwerk trägt“, zum „Statthalter des gesellschaftlichen Gesamtsubjekts“ (GS 11: 126).
Die kulturkritischen Schriften Adornos umfassen zwei umfangreiche Bände (GS 10/1 und 10/2), beginnend mit der frühen Aufsatzsammlung Prismen. Kulturkritik und Gesellschaft, die verstreut publizierte Arbeiten aus den Jahren 1950 bis 1953 versammelt und 1955 erstmals im Suhrkamp Verlag erschien. Sie enthalten die Essays Charakteristik Benjamins und Aufzeichnungen zu Kafka. In einer neuerlichen polemischen Auseinandersetzung mit dem Jazz: Zeitlose Mode. Zum Jazz wiederholt er die pejorativen Urteile des frühen Aufsatzes Über Jazz von 1936, den er als Bestandteil der kommerziellen Popularmusik[204] und als „falsche Liquidation der Kunst“ (GS 10/1: 127) abwertet.
In dem Aufsatz Kulturkritik und Gesellschaft formuliert Adorno eine seiner umstrittensten Aussagen: „Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch“. Das apodiktisch formulierte Verdikt erlangte wie kaum eine andere Aussage zur Gegenwartsliteratur eine solche Bekanntheit, dass sie über Jahrzehnte hinweg kontrovers diskutiert wurde und Adorno zu mehrfachen Erklärungen und Modifikationen motivierte, ohne dass er die zentrale Botschaft über das schmähliche Versagen der Kultur angesichts Auschwitz zurücknahm. „Ihr Missverhältnis zum geschehenen und drohenden Grauen verdammt sie zum Zynismus“, heißt es in der Ästhetischen Theorie von der „nach der Katastrophe auferstandenen Kultur“ (GS 7: 348).
Neben ideologiekritischen Essays über Karl Mannheim, Oswald Spengler, Thorstein Veblen und Aldous Huxley enthalten die Bände Beiträge, die, als Kritische Modelle ausgewiesen, für Adornos Texte ein bis dato ungewohntes Interesse an praktischem Eingreifen in gesellschaftliche und politische Prozesse bekunden. Dazu gehören, neben seinen weit über die Kreise der kritischen Pädagogik hinaus aufgenommenen Vorträgen Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit (1959)[205] und Erziehung nach Auschwitz (1966), Fragen zu Sexualtabus heute, Fernsehkonsum, Lehrerausbildung etc., allerdings auch die dezidierte Absage an die ihm von aufbegehrenden Studenten abgeforderte Solidarisierung mit ihren Protestaktionen (Marginalien zu Theorie und Praxis sowie Resignation in GS 10/2).
Das Kulturindustrie-Kapitel in der Dialektik der Aufklärung lässt deutlicher als andere Partien des Buches die Handschrift Adornos erkennen.[206] Sein Thema ist die „ästhetische Barbarei heute“ (GS 3: 152). Im Gegensatz zur authentischen Kunst, die die Widersprüche des gesellschaftlichen Systems wenigstens zum Sprechen bringe und ein Bewusstsein radikaler Veränderung aufrechterhalte, würden die Produkte der Kulturindustrie den Menschen das Verlangen nach Selbsterkenntnis und Selbstbestimmung austreiben.[207] Kino, Radio, Fernsehen, Jazz, Magazine und der organisierte Sport werden als die Medien benannt, die eine zunehmende „Uniformierung des individuellen Handelns, Denkens und Fühlens“ bewerkstelligen.[208] Der These, Adorno habe den Film grundsätzlich als Kunstform verachtet, widerspricht Detlev Clausen mit dem Hinweis auf Adornos Wertschätzung von Chaplin und Fritz Lang, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband.[209] Der Begriff „Industrie“ bezieht sich auf die Standardisierung der Produkte und die Rationalisierung der Verbreitungstechniken (GS 10/1: 339).
Adorno hat sich an verschiedenen Stellen mit pädagogischen Fragen der moralisch richtigen Form von Bildung und Erziehung auseinandergesetzt. Einen Großteil seiner – doch eher überschaubar gehaltenen – Auslassungen zur Pädagogik stellen die in den Gesammelten Schriften verstreuten und 1970 unter dem Titel Erziehung zur Mündigkeit gesondert publizierten Arbeiten und Rundfunkbeiträge der 1960er-Jahre dar.[210] Entgegen der Auffassung Jürgen Habermas’, der von einer Kluft „zwischen dem reformistischen, geradezu sozialdemokratischen Volkspädagogen und dem rabenschwarzen Totalitätsdenken des Philosophen“[211] sprach, ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass sich auch in Adornos pädagogischen Ausführungen eine bemerkenswerte Kontinuität zum moralphilosophischen Gehalt der Philosophie einer Negativen Dialektik feststellen lässt.[212]
Jürgen Habermas hat in einem Vortrag über jüdische Remigranten auf eine andere Seite des Gesellschaftskritikers Adorno aufmerksam gemacht.[213] In zahlreichen öffentlichen Auftritten und Vorträgen habe sich der vermeintlich pessimistische Sozialphilosoph und resignative Intellektuelle als „reformistischer, geradezu sozialdemokratischer […] Volkspädagoge“[214] gezeigt, der das Programm der amerikanischen Besatzungsmächte zur demokratischen Umerziehung (Reeducation) der Deutschen ernst nahm.[215] Bei allem in der akademischen Lehre vertretenen Negativismus und aller theoretischen Aufklärungskritik habe Adorno in der Öffentlichkeit „eine kantische Erziehung zur Mündigkeit“ praktiziert.[216] Emil Walter-Busch argumentiert, dass aus der Erkenntnis der Unmöglichkeit umwälzender Praxis in der Gegenwart Adorno mit bescheidenen Mitteln versucht habe, dem gesellschaftlichen Unheil entgegenzuarbeiten. Er tat dies insbesondere mit drei allgemeinverständlichen Vorträgen: Was bedeutet Aufarbeitung der Vergangenheit (1959; GS 10/2: 555–575), Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute (1962; GS 20/1: 360–383) und, als einer seiner bekanntesten pädagogischen Texte, Erziehung nach Auschwitz (1966; GS 10/2: 674–690).
Der KulturwissenschaftlerVolker Heins hat nach der ersten Durchsicht der im Suhrkamp Verlag zur Veröffentlichung anstehenden Publikationen Adornos mit „improvisierten Vorträgen“ (2 Bände) und mit „Gesprächen, Diskussionen und Interviews“ (3 Bände) bei ihm eine „aufklärerische Prämisse der Einsichtsfähigkeit und Erziehbarkeit des Publikums“ entdeckt,[217] die deutliche Spannungen „zwischen seiner Kritischen Theorie und der Rhetorik seiner öffentlichen Vorträge“[218] erkennen lasse.
Die vorgesehene zweibändige Publikation kam nicht zustande. Aus diesem Fundus stammt die Einzelveröffentlichung Aspekte des neuen Rechtsradikalismus,[219][220] die einen im April 1967 auf Einladung des Verbands Sozialistischer Studenten Österreichs an der Wiener Universität gehaltenen Vortrag enthält. In ihm setzte sich Adorno mit dem damaligen Aufstieg der NPD auseinander. Im Herbst 2019 erschien ein von Michael Schwarz herausgegebener Sammelband mit nach Tonbandaufnahmen und Abschriften rekonstruierten Vorträgen 1949–1968, der jedoch neben bildungspolitischen auch kultur- und musikkritische Vorträge enthält.[221]
Eine für die Pädagogik im Rahmen der Bildungstheorie[222] bedeutsam gewordene Schrift ist Adornos Theorie der Halbbildung (1959). In diesem kurzen, aber programmatischen Essay übt Adorno eine radikale Kritik am Bildungsbegriff. Bildung ist für ihn
„zu sozialisierter Halbbildung geworden, der Allgegenwart des entfremdeten Geistes. Nach Genesis und Sinn geht sie nicht der Bildung voran, sondern folgt auf sie.“
Dies ist nun so zu verstehen, dass Adorno die Aufgabe von Bildung gerade darin sieht, sie als in sich gespalten zu begreifen: Bildung oszilliert für ihn zwischen denkbaren, aber gesellschaftlich niemals einholbaren Bezugspunkten wie „Autonomie und Freiheit“ (GS 8: 104) und der gesellschaftlichen Wirklichkeit, in die die Menschen verstrickt sind – damit zwischen einer vorgestellten Idee von Bildung und der gesellschaftlichen Vereinnahmung dieser Idee – Halbbildung.[224] Für Adorno bedeutet diese Gegensätzlichkeit von Bildung und Halbbildung als ihrer sozialisierten Form aber zunächst nichts „Schlechtes“, im Gegenteil, Zweck seiner bildungstheoretischen Bemühungen ist die Offenhaltung des „Kraftfeld[es], das Bildung hieß“ (GS 8: 96).
Die Strategie, die er verwendet, um dies einsichtig zu machen, ist die der bestimmten Negation:[225] Diese an Hegel angelehnte Vorgehensweise stellt nicht nur den moralphilosophischen Kern seiner Gesellschaftskritik dar (s. dazu an mehreren Stellen weiter oben), sondern liegt auch seinen pädagogischen Überlegungen zugrunde. Die Inszenierung der Bildung als Halbbildung, als „der vom Fetischcharakter der Ware ergriffene Geist“ (GS 8: 108), ist, folgt man der Vorgehensweise der bestimmten Negation, nicht als Destruktion und Auflösung von Bildung zu verstehen.[226] Ziel der als ausweglos dargestellten Situation (in der Bildung unmöglich erscheint) ist vielmehr die Erzeugung einer Einsicht in die unauflösliche Spannung der Bildung, einer Einsicht dessen, dass, wer vorgibt, Bildung zu besitzen, diese im selben Moment „eigentlich schon nicht mehr“ (GS 8: 104) besitzt.
„Das allbeliebte Desiderat einer Bildung, die durch Examina gewährleistet, womöglich getestet werden kann, ist bloß noch der Schatten jener Erwartung. Die sich selbst zur Norm, zur Qualifikation gewordene, kontrollierbare Bildung ist als solche so wenig mehr eine wie die zum Geschwätz des Verkäufers degenerierte Allgemeinbildung.“
Wird also versucht, Bildung „dingfest“, also am Einzelnen mess- und überprüfbar zu machen, so ist dies keine Bildung mehr, sondern Halbbildung. Daher gibt es in dem Augenblick, in dem davon geredet wird, gebildet zu sein, Kompetenzen zu besitzen usw. Bildung in Wirklichkeit schon nicht mehr. Im Eingestehen dessen, dass der vermeintliche Besitz von Bildung selbst bereits die Auflösung der Bildung darstellt, liegt für Adorno die Hoffnung und das bildende Moment. Insofern ist, so könnte man vielleicht abschließend sagen, Bildung für Adorno kein starres Sein, sondern sie ist im ständigen Werden zu begreifen.
Rolf Wiggershaus sieht in der Musikphilosophie den „Ausgangs- und Endpunkt“ des Adorno’schen Denkens.[228] Für Heinz-Klaus Metzger ist er „der erste wahrhaft geschulte Musiker unter den Philosophen“.[229] Seine ersten musikphilosophischen und -soziologischen Aufsätze veröffentlichte er in der Zeitschrift für Sozialforschung (1932: Zur gesellschaftlichen Lage der Musik; 1936: Über Jazz, unter dem Pseudonym Hektor Rottweiler; 1938: Über den Fetischcharakter in der Musik und die Regression des Hörens; 1939: Fragmente über Wagner; 1941: On Popular Music).[230] In der 20-bändigen Ausgabe seiner Gesammelten Schriften sind allein acht Bände den musikalischen Schriften Adornos vorbehalten (Bände 12 bis 19), beginnend mit der Philosophie der neuen Musik (Erstausgabe 1949), über die musikalischen Monographien zu Richard Wagner, Gustav Mahler und Alban Berg (GS 13) und endend mit der Sammlung seiner Opern- und Konzertkritiken. Dass die musikalischen mit den philosophischen Schriften Adornos eng verzahnt sind, bringt der Autor bereits in seiner ersten Buchveröffentlichung nach dem Zweiten Weltkrieg, der Philosophie der neuen Musik, zum Ausdruck. In der „Vorrede“ bezeichnet er sie als einen „ausgeführten Exkurs zur Dialektik der Aufklärung“ (GS 12: 11). Adorno spricht von der Affinität zwischen Musik und Philosophie: „Die Philosophie sehnt sich nach der Unmittelbarkeit der Musik, wie sich die Musik nach der ausdrücklichen Bedeutung der Philosophie sehnt.“[231]
Zum Verständnis von Musik tragen nach Adorno sowohl sinnliches Erleben – in seinem Verständnis: mimetischer Nachvollzug durch Hören, Darstellen und Aufführen – als auch die begriffliche Reflexion bei. „Ästhetische Reflexion von Musik ohne mimetischen Nachvollzug ist leer, ästhetische Erfahrung von Musik ohne begrifflichen Nachvollzug ist taub.“[232]
In seinem frühen Aufsatz von 1932 – Zur gesellschaftlichen Lage der Musik – befindet er, dass alle Musik das Zeichen der Entfremdung trage und als Ware fungiere. Über ihre Authentizität entscheide, ob sie sich Marktbedingungen widersetze oder unterwerfe. Ihre gesellschaftliche Funktion erfülle sie, wenn „sie in ihrem eigenen Material und nach ihren eigenen Formgesetzen die gesellschaftlichen Probleme zur Darstellung“ bringe (GS 18: 731). Unter den Formen der Neuen Musik billigt er Authentizität vornehmlich der atonalen Musik der Schönberg-Schule zu. Nach Aussage des Komponisten und Musikwissenschaftlers Dieter Schnebel hatte er „große Schwierigkeiten mit Musik, die anders strukturiert war als die der Wiener Schule“.[233] So galten ihm Igor Strawinsky als „technisch reaktionär“ (GS 12: 57) und Paul Hindemith als dessen neoklassizistisches Pendant; und so begegnete er dem Werk von John Cage reserviert.[234]
Zu den umstrittensten Themen seiner musikalischen Schriften zählen sein Verdikt über den Jazz und seine These vom Materialfortschritt in der Musik.
Mit der These „Der Jazz ist Ware im strikten Sinn“ (GS 17: 77) formulierte Adorno seine erste prinzipielle Polemik gegen die aufkommende Unterhaltungsindustrie, die später in der Dialektik der Aufklärung die Bezeichnung Kulturindustrie erhalten sollte. Martin Jay verweist darauf, dass Adorno den Jazz noch nicht aus erster Hand kannte.[235] Richard Klein, Mitbegründer des Projekts und der Zeitschrift Musik & Ästhetik und Mitherausgeber des Adorno-Handbuchs, spricht von Adornos „notorisch verständnislosen Äußerungen zum Jazz“.[236] Der Poptheoretiker Diedrich Diederichsen räumt hingegen ein, dass Adorno die musikalischen Phänomene im Jazz genau beschrieben, aber daraus die falschen Konsequenzen gezogen habe.[237] Adorno hat seine Auffassung vom Jazz auch in späteren Veröffentlichungen nie mehr grundsätzlich verändert.[238]
Zentral für die Musikphilosophie Adornos ist das Theorem vom unilinearen Fortschritt des musikalischen Materials, der sich in der „Verbrauchtheit und dem Neuwerden von Klängen, Techniken und Formen“ manifestiere. Die Vorgeformtheit des musikalischen Materials verleihe ihm einen Eigensinn und stelle Anforderungen an die kompositorische Arbeit, die gleichwohl die Spontaneität des Subjekts verlange.[239] „Die Forderungen, die vom Material ans Subjekt ergehen, rühren davon her, daß das ‚Material‘ selber sedimentierter Geist, ein gesellschaftlich, durchs Bewußtsein von Menschen hindurch Präformiertes ist. Als ihrer selbstvergessene, vormalige Subjektivität hat solcher objektive Geist des Materials seine eigenen Bewegungsgesetze.“ (GS 12: 39) Der Materialbegriff sei gleichsam die „Schnittstelle zwischen Kunst und Gesellschaft“. Als „Objektivation künstlerischer, geistiger Arbeit“ berge es – vermittelt durch das in der Gesellschaft seiner Zeit verankerte Bewusstsein des Künstlers – „Spuren der jeweils herrschenden Gesellschaft“.[240]
Als ein Schüler der Schönberg-Schule sieht Adorno im Übergang von der Tonalität zur Atonalität der Zwölftontechnik einen geschichtlich unausweichlichen Schritt, analog demjenigen von der Gegenständlichkeit zur Abstraktion in der Malerei (GS 12: 15). Der Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus beurteilt Adornos Stellung zum Zwölftonsystem wie folgt: Einerseits hielt er es „für die notwendige Konsequenz aus der fortschreitenden Verdichtung der thematischen Arbeit von Beethoven über Brahms bis zu Schönberg, andererseits sah er in ihr einen Systemzwang, der die Musik gleichsam aushöhlte. Das blieb bei ihm als offene Dialektik stehen.“[241] In seinem Kranichsteiner Vortrag von 1961 Vers une musique informelle betrachtet Adorno die Zwölftontechnik als notwendiges Durchgangsstadium „zur Überwindung der Tonalität und hin zu einer befreiten, nachtonalen Musik“ – einer musique informelle.[242] Zu ihrer Charakterisierung verwendet Adorno starke Bilder: Sie sei „in allen Dimensionen […] ein Bild der Freiheit“ und „ein wenig wie Kants ewiger Frieden“ (GS 16: 540).
In den 1960er Jahren veröffentlichte er, nach Eislers Tod, die gemeinsam mit ihm in den USA geschriebene Arbeit Komposition für den Film unter beider Namen.[243]
Adornos Verhältnis zur historischen Musikwissenschaft sowie zur Musiktheorie seiner Zeit war ambivalent, wie Sebastian Wedler anhand Adornos Rezeption der musiktheoretischen Ideen Heinrich Schenkers herausgearbeitet hat.[244] Dahlhaus konstatierte in einem Gespräch mit dem Philosophen Josef Früchtl gar eine eigentümliche Diskrepanz zwischen der "Simplizität der musiktheoretischen Grundlagen" von Adornos musikanalytischer Arbeit und der Differenziertheit der "Reflexionen, zu denen er sich dann erhebt".[245] Einige Monate vor seinem Tod hielt Adorno einen Vortrag an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst mit dem Titel "Zum Problem der musikalischen Analyse", der zentrale Elemente seiner Kritik an der akademischen Musikforschung durchdenkt.[246]
Adorno verstand sich in seiner Selbsteinschätzung als „Musiker der zweiten Wiener Schule“.[247] Als Komponist hat er jedoch nur ein schmales Werk hinterlassen, darunter Klavierstücke, meistens Miniaturen, Lieder, Orchesterstücke und zwei Fragmente aus einer geplanten Oper.[248] Nach 1945 hat er das Komponieren ganz aufgegeben.[249]
Der französische Dirigent und Komponist René Leibowitz rechnet Adornos Kompositionen der freien Atonalität zu. Sie seien völlig von den klassischen tonalen Funktionen emanzipiert, ohne sich – bis auf wenige Ausnahmen – „den genauen Prinzipien der Reihen- oder Zwölftonkompositionen zu unterwerfen“.[250] Der Komponist Dieter Schnebel verortet sie zwischen den Kompositionen Anton Weberns und Alban Bergs.[251] Adornos „authentische kompositorische Aktivität“ ist Leibowitz zufolge dem hohen Niveau seiner musiktheoretischen Schriften zugutegekommen.[252] Dem Komponisten Hans Werner Henze klangen Adornos Lieder, die er ihm am Klavier vorgespielt und vorgesungen hatte, „wie eine intelligente Fälschung“.[253]
Von Adornos Kompositionen wurden zu seinen Lebzeiten nur die Sechs kurzen Orchesterstücke. op. 4, gedruckt; die Partitur erschien 1968 bei Ricordi in Mailand. Heinz-Klaus Metzger, ein Freund Adornos, gab gemeinsam mit dem Komponisten Rainer Riehn Adornos Kompositionen in zwei Bänden in der Münchner edition text + kritik heraus (1981). 2007 erschien, herausgegeben von Maria Luisa Lopez-Vito und Ulrich Krämer, ein abschließender dritter Band von Adornos Kompositionen, der neben den Klavierstücken im Nachlass vorhandene, vom Komponisten jedoch verworfene Kompositionen enthält.
Gespielt wurde der Komponist Adorno vor 1933 gelegentlich, erst seit den fünfziger Jahren etwas häufiger. 1923 wurde ein Streichquartett des jungen Komponisten als Teil eines Konzerts des Lange-Quartetts aufgeführt, das ihm die Anerkennung eines Kritikers eintrug, „fast gleichberechtigt neben seinem Lehrer Bernhard Sekles und seinem Rivalen Paul Hindemith genannt“ zu werden.[254] Im Dezember 1926 wurden seine unter der Ägide Bergs entstandenen Zwei Stücke für Streichquartett. op. 2, im Rahmen des Programms der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik vom Kolisch-Quartett uraufgeführt,[255] 1928 seine Sechs kurzen Orchesterstücke. op. 4, in Berlin unter Leitung von Walter Herbert.[256]
Die Dirigenten Gary Bertini, Michael Gielen, Giuseppe Sinopoli und Hans Zender sowie der Violinist Walter Levin mit dem LaSalle String Quartet setzten sich für den Komponisten Adorno ein. Die Sängerin Carla Henius hat sich sehr für sein Schaffen eingesetzt; mit ihr trat er manchmal auch gemeinsam auf.[257] Die Pianistin Maria Luisa Lopez-Vito hat seit 1981 die Klavierstücke Adornos nach und nach bei Konzerten in Palermo, Bozen, Berlin, Hamburg und an anderen Orten uraufgeführt. Frühe Streichquartette wurden vom Neuen Leipziger Streichquartett, Streichtrios vom Freiburger trio recherche uraufgeführt. Unter dem schwachen Echo, das seine Kompositionen fanden, hat Adorno gelitten.
Kenner und Analytiker von Adornos Arbeiten haben auf deren Verwandtschaft mit literarischen Texten, musikalischen Kompositionen und den „porösen“ Denkbildern Walter Benjamins hingewiesen.[258] Nach Albrecht Wellmer gleichen seine Texte „komplexen und in jeder Nuance durchgehörten Musikstücken“.[259] Der Komponist und Musikwissenschaftler Dieter Schnebel deutet auf Adornos „Komposition in Sprache“ hin. Während die übliche Sprachgestaltung von Satz zu Satz fortschreitet, gleichen Kompositionen Beziehungsmodellen, die auf Zukünftiges verweisen und an Zurückliegendes erinnern sowie mit Variationen und Kontrasten, Verkürzungen und Erweiterungen arbeiten.[260] Die von ihm häufig gesetzten Paradoxa gleichen Synkopen, die den Text zugleich aufhalten und beschleunigen.[261]Ruth Sonderegger spricht von einer „rhizomartigen Struktur“ der Texte.[262]
Adornos Art zu schreiben ist ohne Benjamins Vorbild undenkbar; Adorno verdankt ihm den Hinweis auf das enge Verhältnis von Inhalt und Gestaltung. Seit seinen frühen Schriften betont Adorno ein komplementäres Verhältnis von Form und Inhalt philosophischer Texte. Insbesondere die von Adorno bevorzugten „kleinen Formen“ der philosophischen Darstellung – der Essay, der Traktat, der Aphorismus, das Fragment – sind Musterbeispiele seiner sprachlichen Ausbruchsversuche aus dem überkommenen philosophischen Systemdenken. Der Literaturwissenschaftler Detlev Schöttker weist auf Adornos teils verdeckte Aneignung von Benjamins Motiven hin.[263]
Hierzu trägt auch Adornos Abneigung gegen Definitionen und die parataktische Struktur seiner Texte bei, das heißt: Aussagesätze werden nebeneinandergestellt, unter Vermeidung einer hierarchischen Ordnung der Subsumtion, weil in dieser – wie Habermas Adorno interpretiert – „die Allgemeinheit der logischen Form dem Individuellen unrecht tut“.[264] In den Minima Moralia fordert er: „In einem philosophischen Text sollten alle Sätze gleich nahe zum Mittelpunkt stehen“ (GS 4: 78). Das zugrundeliegende Gestaltungsprinzip, auf das Adorno immer wieder zurückgreift, bezeichnet er mit Konstellation oder Konfiguration. Als Merkmale dieses Verfahrens notiert Martin Mittelmeier die „möglichst differenzierte Aufsplitterung der Phänomene, das Herauslösen aus ihren angestammten Zusammenhängen und Neuzusammensetzung zu ungewohnten Kombinationen“.[265] Das paradoxe Vorhaben, „einen linearen Text nach einem räumlichen Muster zu organisieren“,[266] hat die wechselseitige Erhellung der Begriffe, bei der die Dominanz eines einzelnen Konzepts durch die Gegenüberstellung mit anderen gebrochen wird, zum Ziel.[267] Für einen philosophischen Text wie etwa die Ästhetische Theorie betrachtet Adorno eine stufenweise Argumentation vom Allgemeinen zum Besonderen oder umgekehrt und die „unabdingbare Folge des Erst-Nachher“ als der Sache inadäquat.
Programmatischen Charakter für Adornos Schreiben wird seinem Aufsatz Der Essay als Form zugeschrieben.[268] Er ist einer der wenigen Texte, in denen Adorno „Einblicke in seine Werkstatt“ gewährt und metatheoretische Auskunft über die Formen der Darstellung in der Philosophie gibt.[269] In seiner anti-systematischen, parataktischen und von Montagen durchschnittenen Form, seinem „methodisch unmethodischen“ Verfahren (GS 11: 21) bildet der Essay „die Makrostruktur dessen, was auf einer Mikroebene Konstellation und Konfiguration heißt“.[270] Als Darstellungsform will der Essay „mit Begriffen aufsprengen, was in Begriffe nicht eingeht“; er lässt sich weder in die Welt der „organisierten Wissenschaft“ einsperren noch von einer Philosophie vereinnahmen, die mit dem „leeren und abstrakten Rest vorlieb nimmt, was der Wissenschaftsbetrieb noch nicht besetzte“; ihr „innerstes Formgesetz […] ist die Ketzerei“ (GS 11: 32 f.). Britta Scholze zufolge wurden auch die großen Werke – Negative Dialektik und Ästhetische Theorie – nach dem essayistischen Darstellungsmodus verfasst und stellen gewissermaßen „essayistische Mosaike“ dar.[271]
Adorno-Gedenktafel an seinem Wohnhaus im Frankfurter Westend
Adorno hat zumindest im institutionellen Sinn keine „Schule“ gebildet, obwohl es ihm an Schülern nicht mangelte. Das hatte Auswirkungen: Sein Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie wurde nach seinem Tod aufgeteilt und mit Wissenschaftlern besetzt, die teils entgegengesetzte Positionen vertraten. Das Institut für Sozialforschung wurde damit zu einem vorwiegend empirisch ausgerichteten Forschungsinstitut unter der Geschäftsführung Ludwig von Friedeburgs und Gerhard Brandts.
Das schriftstellerische Werk Adornos wurde von seinem Schüler Rolf Tiedemann bald in umfangreichen Ausgaben herausgegeben: Gesammelte Schriften (1970 ff.) und Nachgelassene Schriften (1993 ff.), die im Frankfurter Suhrkamp Verlag erschienen. Tiedemann schildert in einem editorischen Nachwort Adornos Desinteresse an der Gesamtdarstellung seines Werkes: „Ihr macht das dann schon“, sei stets die ausweichende Antwort gewesen. Adorno habe es abgelehnt, zum „Museumswärter seines eigenen Denkens“ zu werden. Dies und der Rundfunkvortrag Erziehung zur Mündigkeit sowie Kritik an Denkschulen (Jargon der Eigentlichkeit) lassen den Schluss zu, dass Adorno kein Meister für seine Schüler sein, sondern eher das selbstständige, kritische Denken befördern wollte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass er bestimmte Texte als „Flaschenpost“ bezeichnete, also als eine Botschaft, deren Dechiffrierung zeitlich, räumlich und in der Person des Finders äußerst unbestimmt in der Zukunft liegt.
Axel Honneth warf Adorno in Kritik der Macht. Reflexionsstufen einer kritischen Gesellschaftstheorie einen „gesellschaftstheoretischen Reduktionismus“ vor. Seine auf den zivilisatorischen Prozess der Naturbeherrschung fixierte Gesellschaftstheorie lasse eine eigenständige „Sphäre sozialen Handelns“ analytisch nicht mehr zu, worin Honneth eine „Verabschiedung der Soziologie“ sieht.[272]
Jürgen Habermas verwies in seinem Philosophischen Diskurs der Moderne auf den „performativen Widerspruch“ in Adornos totalisierender Kritik von Vernunft, Geschichte, Kultur und Gesellschaft. Wenn jegliche Vernunft als korrumpierte kritisiert werde, stelle sich die Frage nach dem Ort dieser Vernunftkritik. Adorno sei zwar die paradoxe Struktur seines Denkens bewusst gewesen, er habe sich aber ad hoc auf die „bestimmte Negation“ Hegels zurückgezogen. In seiner „hemmungslosen Vernunftskepsis“ habe Adorno den vernünftigen Gehalt der kulturellen Moderne unterschätzt und gegenüber den „Errungenschaften des okzidentalen Rationalismus“ eine gewisse Unbekümmertheit gezeigt.[273]
Mit Georg Lukács, dessen Frühwerke (Die Theorie des Romans, Geschichte und Klassenbewußtsein) Adorno überaus schätzte und die aus seinem Bildungsweg „schlechterdings nicht wegzudenken sind“,[274] geriet er in den 1950er und späteren Jahren in eine scharfe Kontroverse, die sich an ästhetischen Fragen entzündete, aber schließlich auch die wechselseitige Kritik an den politischen Optionen beider einbezog. Mit Lukács stimmte Adorno darin überein, dass Kunst ein Medium der Erkenntnis sei (Erpreßte Versöhnung. GS 11: 264), er lehnte aber vehement die von Lukács vertretene „Widerspiegelungstheorie“ ab, der zufolge ein Kunstwerk die objektive und gesellschaftliche Wirklichkeit widerspiegeln solle (Erpreßte Versöhnung, GS 11: 253). In dieser Frage wirft Adorno Lukács „verbissenen Vulgärmaterialismus“ vor. Das Verhältnis der Kunst zur Wirklichkeit sieht Adorno vielmehr darin, dass Kunst „in ihrer autonomen Konstitution ausspricht, was von der empirischen Gestalt der Wirklichkeit verschleiert wird“ (Erpreßte Versöhnung, GS 11: 264). Politisch wirft Adorno Lukács vor, sich dem „trostlosen Niveau“ bornierter Parteifunktionäre anzupassen, im Wahn, in einer nichtantagonistischen Gesellschaft zu leben (Erpreßte Versöhnung, GS 11: 279). Lukács hingegen bezeichnet Adorno als einen im „nonkonformistisch maskierten Konformismus“ Befangenen, der das „Grand Hotel Abgrund“ bezogen habe, wo er mit anderen westlichen Intellektuellen den raffinierten Komfort genieße.[275]
Kritik an Adornos Negativer Dialektik übte Jean Améry 1967 in einem Aufsatz, den er in ironischer Abwandlung des Titels der von Adorno gegen Martin Heidegger gerichteten Schrift, Jargon der Eigentlichkeit, mit Jargon der Dialektik überschrieb. Als Überlebender von Auschwitz kritisierte er, dass unter der Formel „absolute Negativität“ Auschwitz zur dialektischen Selbsterhöhung des philosophischen Gedankens herhalten muss – in einer „von sich selber bis zur Selbstblendung entzückten Sprache“.[276]
Konträre Positionen zu Adornos Wissenschaftsverständnis bezogen die Vertreter des Kritischen Rationalismus wie Karl Raimund Popper und Hans Albert sowie zahlreiche Vertreter der Mainstream-Soziologie, die sich als Erfahrungswissenschaftler verstanden oder der quantitativ orientierten empirischen Sozialforschung zurechneten. Ralf Dahrendorf vertrat im so genannten Positivismusstreit eine zwar eigene Position zwischen den Kontrahenten, die aber dem Denken Poppers näher stand als dem der Frankfurter Schule. In Alphons Silbermann hatte Adorno einen streitbaren Kontrahenten der empirischen Kunst- und Kultursoziologie.
Die musiktheoretische Position Adornos wurde bereits vor der Postmoderne in Frage gestellt. In einer resümierenden Kritik monierte der Habermas-Schüler Albrecht Wellmer, dass Adorno mit seiner These eines unilateralen Fortschritts und eines eindeutig bestimmbaren Entwicklungsstandes des musikalischen Materials Debussy, Varèse, Bartók, Strawinsky und Ives beiseite geschoben oder offen als Irrwege diffamiert habe. Eine „eigentümliche Blickverengung“ und die „Fixierung auf die deutsch-österreichische Musiktradition“ hätten ihn den „produktiven Pluralismus von Wegen zur Neuen Musik im 20. Jahrhundert“ verkennen lassen.[277]
Hans Robert Jauß, prominenter Vertreter der Rezeptionsästhetik, führt gegen Adornos „Ästhetik der Negativität“ ins Feld, dass er die „gesamte vorautonome Kunst“, die beachtliche affirmative Kunstwerke aufweise, „nicht auf den Generalnenner der Negativität zu bringen“ vermöge, dass er ästhetische Erfahrung und Wechselwirkung von Kunstwerk und Publikum ignoriere und den Kunstgenuss als banausenhaft missbillige.[278]
Adorno gilt gemeinhin als besonders schwer zu lesender oder zu verstehender Autor. Dem entgegnete Adorno häufig, dass er, „wenn es die Sache nur zulassen würde, gern einfacher schriebe.“[261]Henning Ritter hielt den Vorwurf der Unverständlichkeit Adornos für eine Legende, welche sich einerseits aus der Häufung von Fremdwörtern, aber mehr noch aus einer im philosophischen Zusammenhang überraschenden Simplizität erkläre: „Worte der Umgangssprache werden gleichrangig behandelt wie Begriffe“.[279] Indem er Worte aus unterschiedlichen Sprachdimensionen verwendet, fügt er ihnen Assoziationen und Motive eines bestimmten Materials hinzu, „ob es nun ‚tough baby‘ oder ‚ecriture‘ oder ‚dejavu‘ ist“.[261] Adorno benutze Alltagsworte als banale Einsprengsel, „um dann doch Dinge zu sagen, die jenseits jeder Banalität liegen – so wie Kunst aus irgendwo gefundenen Dingen gemacht wird“.[280]
Die Stadt Frankfurt stiftete 1976 den Theodor-W.-Adorno-Preis. Ebendort wurde 1985 von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur das Theodor W. Adorno Archiv gegründet, in dem der wissenschaftliche und künstlerische Nachlass Adornos mit dem Nachlass Walter Benjamins vereinigt werden konnte. Das Archiv wurde von 1985 bis 2002 von Rolf Tiedemann aufgebaut und geleitet, der auch die Reihe Frankfurter Adorno Blätter, die Erstdrucke Adorno’scher Texte mit Diskussionsbeiträgen zu seinem Denken vereinigte und die Dialektischen Studien herausgab, in denen unzugängliche und neuere Arbeiten aus der Schule oder dem Geist Adornos publiziert wurden. 2004 wurde der Benjamin-Nachlass aus dem Theodor W. Adorno Archiv wieder ausgegliedert und in der Archivabteilung der Berliner Akademie der Künste deponiert; der Adorno-Nachlass befindet sich inzwischen im Frankfurter Institut für Sozialforschung. Zum 100. Geburtstag Adornos im Jahr 2003 rief die Stadt Frankfurt ein Adorno-Jahr aus.[281]
Adorno-Denkmal von Vadim Zakharov auf dem Theodor W. Adorno-Platz in Frankfurt am Main auf dem Westend-Campus
In unmittelbarer Nähe zur Frankfurter Universität am Campus Bockenheim wurde ein Platz in Theodor-W.-Adorno-Platz (jetzt: Tilly-Edinger-Platz) umbenannt und 2003 das Adorno-Denkmal für den Philosophen eingeweiht: ein Glaskasten mit Stuhl, Schreibtisch und einem darauf befindlichen Metronom. An seinem vormaligen Wohnhaus im Kettenhofweg im Frankfurter Westend, in dem Adorno von 1949 bis 1969 lebte, erinnert eine Gedenktafel an sein Wirken. Das Denkmal wurde 2016[282], der Platzname bereits 2015 an den Campus Westend verlegt.[283][284]
1987 Adorno forderte 1962 nach einem tödlichen Verkehrsunfall in der Senckenberganlage Ampelanlagen, diese wurde 25 Jahre später errichtet und trägt seinen Namen
Ein 2015 gegründetes Gymnasium in Frankfurt trägt seit Januar 2018 den Namen Adorno-Gymnasium. Es soll im Sommer 2019 einen provisorischen Standort auf dem Campus Westend erhalten und langfristig einen Neubau an der Miquelallee beziehen.
2021 verlegter Stolperstein vor der Seeheimer Straße 19 in Frankfurt-OberradAm 27. Juni 2021 wurden für Theodor W. Adorno und seine Eltern, Maria Calvelli-Adorno und Oskar Wiesengrund in Frankfurt am Main Stolpersteine verlegt. Die Zeremonie fand vor dem Haus, das die Familie Wiesengrund-Adorno 1914 bezog, statt.[287]
Seit Dezember 2022 erinnert eine Informationstafel am Standort des früheren Geburtshauses Schöne Aussicht Nr. 9 in Frankfurt am Main mit einem historischen Foto an das Geburtshaus und die benachbarte Weinhandlung des Vaters.[288][289]
Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen. Tübingen 1933.
Willi Reich (Hrsg.): Alban Berg. Mit Bergs eigenen Schriften und Beiträgen von Theodor Wiesengrund-Adorno und Ernst Krenek. Wien, Leipzig, Zürich 1937.
Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Amsterdam 1947
Philosophie der neuen Musik. Tübingen 1949.
Theodor W. Adorno, Else Frenkel-Brunswik, Daniel J. Levinson, R. Nevitt Sanford: The Authoritarian Personality. New York 1950, in Deutschland posthum erschienen unter dem Titel Studien zum autoritären Charakter. Frankfurt am Main 1973 (vgl. auch Autoritäre Persönlichkeit)
Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Berlin, Frankfurt am Main 1951
Versuch über Wagner. Berlin, Frankfurt am Main 1952.
Prismen. Kulturkritik und Gesellschaft. Berlin, Frankfurt am Main 1955.
Zur Metakritik der Erkenntnistheorie. Studien über Husserl und die phänomenologischen Antinomien. Stuttgart 1956.
Dissonanzen. Musik in der verwalteten Welt. Göttingen 1956.
Aspekte der Hegelschen Philosophie. Berlin, Frankfurt am Main. 1957.
Noten zur Literatur I. Berlin, Frankfurt am Main 1958.
Klangfiguren. Musikalische Schriften I. Berlin, Frankfurt am Main 1959.
Mahler. Eine musikalische Physiognomik. Frankfurt am Main 1960.
Noten zur Literatur II. Frankfurt am Main 1961.
Einleitung in die Musiksoziologie. Zwölf theoretische Vorlesungen. Frankfurt am Main 1962.
Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: Sociologica II. Reden und Vorträge. Frankfurt am Main 1962.
Drei Studien zu Hegel. Frankfurt am Main 1963.
Eingriffe. Neun kritische Modelle. Frankfurt am Main 1963.
Der getreue Korrepetitor. Lehrschriften zur musikalischen Praxis. Frankfurt am Main 1963.
Quasi una fantasia. Musikalische Schriften II. Frankfurt am Main 1963.
Moments musicaux. Neu gedruckte Aufsätze 1928–1962. Frankfurt am Main 1964.
Nachgelassene Schriften. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 1993 ff. [Bisher erschienen: 12 Bde.]
Abteilung I: Fragment gebliebene Schriften:
Band 1: Beethoven. Philosophie der Musik
Band 2: Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion
Band 3: Current of Music. Elements of a Radio Theory
Abteilung IV: Vorlesungen:
Band I: Erkenntnistheorie (1957/58)
Band 4: Kants »Kritik der reinen Vernunft« (1959)
Band 6: Philosophie und Soziologie (1960)
Band 8: Ästhetik (1961/62)
Band 9: Philosophische Terminologie
Band 10: Probleme der Moralphilosophie (1963)
Band 11: Fragen der Dialektik (1963/64)
Band 12: Philosophische Elemente einer Theorie der Gesellschaft (1964)
Band 15: Einleitung in die Soziologie (1968)
Band 17: Kranichsteiner Vorlesungen
Eine Auswahl. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1971. – Lizenzausg. des Deutschen Bücherbundes, Stuttgart 1971.
Kritik. Kleine Schriften zur Gesellschaft. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1971.
Philosophie und Gesellschaft. Fünf Essays. Auswahl und Nachwort Rolf Tiedemann. Stuttgart 1984.
„Ob nach Auschwitz noch sich leben lasse.“ Ein philosophisches Lesebuch. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1997.
Aufarbeitung der Vergangenheit. Reden und Gespräche. Auswahl und Begleittext von Rolf Tiedemann. München 1999, DerHörVerlag. (AUDIO BOOKS. Stimmen der Philosophie.) 5 CD: ISBN 3-89584-730-5; 2 MC: ISBN 3-89584-630-9.
Kompositionen. Band 3: Kompositionen aus dem Nachlass. Hrsg. von Maria Luisa Lopez-Vito und Ulrich Krämer. München 2007
Klavierstücke. Hrsg. von Maria Luisa Lopez-Vito, Nachwort von Rolf Tiedemann. München 2001
Wichtige postume Einzelausgaben:
Ästhetische Theorie. Hrsg. von Gretel Adorno und Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1970; 13. Auflage. 1995.
Über Walter Benjamin. Hrsg. und mit Anmerkungen versehen von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1970. – [Revidierte und erweiterte Ausg.:] Frankfurt am Main 1990.
Noten zur Literatur IV. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1974.
Der Schatz des Indianer-Joe. Singspiel nach Mark Twain. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1979.
Beethoven. Philosophie der Musik. Fragmente und Texte. Hrsg. von Rolf Tiedemann. (Nachgelassene Schriften. Hrsg. vom Theodor W. Adorno Archiv. Abt. I, Band 1.) Frankfurt am Main 1993. – 2. Auflage. 1994. – [Taschenbuch-Ausg.] Frankfurt am Main 2004.
Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion. Aufzeichnungen, ein Entwurf und zwei Schemata. Hrsg. von Henri Lonitz. Frankfurt am Main 2001. (Nachgel. Schr., Abt. I, Band 2.)
Ästhetik (1958/59). Hrsg. von Eberhard Ortland. Frankfurt am Main 2009. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Band 3.) – [Taschenbuch-Ausg.] Berlin 2017.
Ontologie und Dialektik <1960/61>. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 2002. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Band 7.)
Probleme der Moralphilosophie <1963>. Hrsg. von Thomas Schröder. Frankfurt am Main 1996. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Band 10.)
Zur Lehre von der Geschichte und von der Freiheit <1964/65>. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 2001. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Band 13.)
Metaphysik. Begriff und Probleme <1965>. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1998. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Band 14.)
Vorlesung über Negative Dialektik. Fragmente zur Vorlesung 1965/66. Hrsg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 2003. (Nachgel. Schr., Abt. IV, Band 16.)
Traumprotokolle. Hrsg. von Christoph Gödde und Henri Lonitz. Nachwort von Jan Philipp Reemtsma. Frankfurt am Main 2005.[290]Hörspielbearbeitung
Current of Music. Elements of a Radio Theory, hrsg. von Robert Hullot-Kentor. Frankfurt am Main 2006.
Komposition für den Film. Text der Edition in Band 15 der Gesammelten Schriften, durchgesehen, korrigiert und ergänzt von Johannes C. Gall. Mit einem Nachwort von Johannes C. Gall und einer DVD „Hanns Eislers Rockefeller-Filmmusik-Projekt“, im Auftrag der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft hrsg. von Johannes C. Gall. Frankfurt am Main 2006.
Theodor W. Adorno – Walter Benjamin: Briefwechsel 1928–1940. Suhrkamp, Frankfurt am Main
Theodor W. Adorno – Alban Berg: Briefwechsel 1925–1935. Suhrkamp, Frankfurt am Main
Theodor W. Adorno – Elias Canetti: „Ich kann auch den kleinsten Weg nicht anders als allein gehen“. Briefwechsel. Mit einer Vorbemerkung von Sven Hanuschek. In: Sinn und Form 6/2023, S. 790–810
Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: Briefwechsel 1927–1937. Suhrkamp, Frankfurt am Main
Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: Briefwechsel 1938–1944. Suhrkamp, Frankfurt am Main
Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: Briefwechsel 1945–1949. Suhrkamp, Frankfurt am Main
Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: Briefwechsel 1950–1969. Suhrkamp, Frankfurt am Main
Theodor W. Adorno – Rudolf Kolisch: Briefwechsel 1926–1969, Suhrkamp, Berlin
Theodor W. Adorno – Siegfried Kracauer: Briefwechsel 1923–1966. Suhrkamp, Frankfurt am Main.
Theodor W. Adorno – Ernst Krenek: Briefwechsel 1929–1964. Suhrkamp, Berlin 2020 (zuerst Frankfurt am Main 1974).
Theodor W. Adorno – Thomas Mann: Briefwechsel 1943–1955. Suhrkamp, Frankfurt am Main
Theodor W. Adorno – Heinz-Klaus Metzger: Briefwechsel 1954–1967. Suhrkamp, Frankfurt am Main.
Asaf Angermann (Hrsg.): Theodor W. Adorno – Gershom Scholem: Der liebe Gott wohnt im Detail. Briefwechsel 1939–1969. Suhrkamp, Berlin 2015, ISBN 978-3-518-58617-4.
Wolfgang Schopf (Hrsg.): „So müßte ich ein Engel und kein Autor sein“. – Adorno und seine Frankfurter Verleger. Der Briefwechsel mit Peter Suhrkamp und Siegfried Unseld. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003
Theodor W. Adorno – Lotte Tobisch: Der private Briefwechsel (1962–1969). Herausgegeben von Bernhard Kraller und Heinz Steinert. Droschl, Graz 2003
Theodor W. Adorno – Paul Celan: Briefwechsel 1960–1968. Hrsg. v. Joachim Seng. In: Frankfurter Adorno Blätter VIII. edition text + kritik 2003, S. 177–202.
Theodor W. Adorno – Harald Kaufmann: Briefwechsel 1967–1969. In: Harald Kaufmann: Von innen und außen. Schriften über Musik, Musikleben und Ästhetik. Hrsg. v. Werner Grünzweig und Gottfried Krieger. Wolke, Hofheim 1993, S. 261–300.
Theodor W. Adorno und Alfred Sohn-Rethel: Briefwechsel 1936–1969. Herausgegeben von Christoph Gödde. edition text + kritik, München 1991.
Theodor W. Adorno und Ulrich Sonnemann: Briefwechsel 1957–1969. Herausgegeben und kommentiert von Martin Mettin und Tobias Heinze. In: Zeitschrift für kritische Theorie. Band 25, Nr. 48/49, 2019, S. 167–222.
Theodor W. Adorno: Briefe an die Eltern. 1939–1951. Herausgegeben von Christoph Gödde und Henri Lonitz. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003.
Günther Anders: Briefwechsel mit Theodor W. Adorno. In: Günther Anders: Gut, dass wir einmal die hot potatos ausgraben. Briefwechsel mit Theodor W. Adorno, Ernst Bloch, Max Horkheimer, Herbert Marcuse und Helmuth Plessner. Beck, München 2022, S. 45–95 und 264-292.
Theodor W. Adorno und Ludwig von Friedeburg: Briefwechsel 1950–1969 und weitere Materialien. Im Auftrag des Instituts für Sozialforschung herausgegeben von Dirk Braunstein und Maischa Gelhard. Suhrkamp, Berlin 2024.
Vier Gedichte von Stefan George für Singstimme und Klavier, op. 1 (1925–1928)
Zwei Stücke für Streichquartett, op. 2 (1925–1926)
Vier Lieder für eine mittlere Stimme und Klavier, op. 3 (1928)
Sechs kurze Orchesterstücke, op. 4 (1929)
Klage. Sechs Lieder für Singstimme und Klavier, op. 5 (1938–1941)
Sechs Bagatellen für Singstimme und Klavier, op. 6 (1923–1942)
Vier Lieder nach Gedichten von Stefan George für Singstimme und Klavier, op. 7 (1944)
Drei Gedichte von Theodor Däubler für vierstimmigen Frauenchor a cappella, op. 8 (1923–1945)
Zwei Propagandagedichte für Singstimme und Klavier, o. O. (1943)
Sept chansons populaires francaises, arrangées pour une voix et piano, o. O. (1925–1939)
Zwei Lieder mit Orchester aus dem geplanten Singspiel Der Schatz des Indianer-Joe nach Mark Twain, o. O. (1932/33)
Kinderjahr. Sechs Stücke aus op. 68 von Robert Schumann, für kleines Orchester gesetzt, o. O. (1941)
Kompositionen aus dem Nachlaß (Klavierstücke, Klavierlieder, Streichquartette, Streichtrios etc.), vgl. Theodor W. Adorno: Kompositionen Band 3. Hrsg. von Maria Luisa Lopez-Vito und Ulrich Krämer, München 2007.
Deborah Cook (Hrsg.): Theodor Adorno: Key Concepts. Acumen, Stocksfield 2008, ISBN 978-1-84465-120-7.
Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. 2., erweiterte und aktualisierte Auflage. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-476-02626-2 (zuerst 2011).
Stefan Müller-Doohm: Die Soziologie Theodor W. Adornos. Eine Einführung. Campus, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-593-35511-6.
Hartmut Scheible: Theodor W. Adorno mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1989, ISBN 3-499-50400-6.
Über Theodor W. Adorno. Mit Beiträgen von Kurt Oppens, Hans Kudszus, Jürgen Habermas, Bernard Willms, Hermann Schweppenhäuser und Ulrich Sonnemann. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968.
Martin Mittelmeier: Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt. Siedler, München 2013, ISBN 978-3-8275-0031-1.
Claus Offe: Kulturindustrie und andere Ansichten des amerikanischen Jahrhunderts. In: Derselbe: Selbstbetrachtung aus der Ferne: Tocqueville, Weber und Adorno in den Vereinigten Staaten. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-58399-9, S. 91–120.
Reinhard Pabst (Hrsg.): Theodor W. Adorno. Kindheit in Amorbach. Bilder und Erinnerungen. Insel, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-458-34623-6.
Heinz Steinert: Adorno in Wien. Über die (Un-)Möglichkeit von Kunst, Kultur und Befreiung. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1989, ISBN 3-85115-113-5.
Viktor Žmegač: Adorno und die Wiener Moderne der Jahrhundertwende. In: Axel Honneth, Albrecht Wellmer (Hrsg.): Die Frankfurter Schule und die Folgen. Referate eines Symposiums der Alexander von Humboldt-Stiftung vom 10.–15. Dezember 1984 in Ludwigsburg. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1986, ISBN 3-11-010805-4, S. 321–338.
Michael Löbig, Gerhard Schweppenhäuser (Hrsg.): Hamburger Adorno-Symposion. zu Klampen, Lüneburg 1984, ISBN 3-924245-01-0.
Frithjof Hager, Hermann Pfütze (Hrsg.): Das unerhört Moderne. Berliner Adorno-Tagung. zu Klampen, Lüneburg 1990, ISBN 3-924245-17-7.
Axel Honneth (Hrsg.): Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-29328-1.
Andreas Gruschka, Ulrich Oevermann (Hrsg.): Die Lebendigkeit der kritischen Gesellschaftstheorie. Dokumentation der Arbeitstagung aus Anlass des 100. Geburtstages von Theodor W. Adorno. Büchse der Pandora, Wetzlar 2004, ISBN 3-88178-324-5.
Alex Demirovic: Der nonkonformistische Intellektuelle. Die Entwicklung der Kritischen Theorie zur Frankfurter Schule. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-518-29040-1.
Wolfram Ette, Günter Figal, Richard Klein, Günter Peters (Hrsg.): Adorno im Widerstreit. Zur Präsenz seines Denkens. Alber, Freiburg/München 2004, ISBN 3-495-48131-1.
Friedrich Wilhelm Graf: Theodor Wiesengrund-Adorno und der Verlag J.C.B Mohr (Paul Siebeck): Zur Publikationsgeschichte des „Kierkegaard“ und der „Philosophie der neuen Musik“, in: Zeitschrift für Neuere Theologiegeschichte/Journal for the History of Modern Theology 21/1-2 (2014), S. 180–249.
Dirk Auer, Lars Rensmann, Julia Schulze Wessel (Hrsg.): Arendt und Adorno. 2. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-29235-8.
Jürgen Habermas: „Ich selber bin ja ein Stück Natur“ – Adorno über die Naturverflochtenheit der Vernunft. In: Derselbe: Zwischen Naturalismus und Religion. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-58448-0, S. 187–215.
Manuel Knoll: Theodor W. Adorno. Ethik als erste Philosophie. Fink, München 2002, ISBN 978-3-7705-3665-8.
Ulrich Müller: Theodor W. Adornos Negative Dialektik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-15626-9.
Carsten Schlüter-Knauer: Adornos Kritik der apologetischen Vernunft. Zwei Teile (= Epistemata. Reihe Philosophie, Bd. 46). Königshausen + Neumann, Würzburg 1988, ISBN 3-88479-340-3.
Albrecht Wellmer: Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-518-28132-1.
Philipp von Wussow: Logik der Deutung. Adorno und die Philosophie. Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, ISBN 978-3-8260-3547-0.
Soziologie / Gesellschaftskritik / Politische Ökonomie
Frank Böckelmann: Über Marx und Adorno. Schwierigkeiten der spätmarxistischen Theorie. Zweite, vom Autor mit einem Vorwort versehene Ausgabe der Auflage Frankfurt 1971. ça ira, Freiburg 1998, ISBN 3-924627-53-3.
Dirk Braunstein: Adornos Kritik der politischen Ökonomie, 3., um einen Anhang erweiterte Auflage, ça-ira-Verlag, Freiburg 2025, ISBN 978-3-86259-189-3 (zuerst Transcript, Bielefeld 2011).
Iring Fetscher, Alfred Schmidt (Hrsg.): Emanzipation als Versöhnung. Zu Adornos Kritik der „Warentausch“-Gesellschaft und Perspektiven der Transformation. Verlag Neue Kritik, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-8015-0356-9.
Gerhard Schweppenhäuser (Hrsg.): Soziologie im Spätkapitalismus. Zur Gesellschaftstheorie Theodor W. Adornos. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995, ISBN 3-534-12309-3.
Jan Weyand: Adornos kritische Theorie des Subjekts. 2. Auflage. Zu Klampen, Springe 2021, ISBN 978-3-86674-819-4.
Christine Kirchhoff, Falko Schmieder (Hrsg.): Freud und Adorno. Zur Urgeschichte der Moderne (= LiteraturForschung. Band 19). Kadmos, Berlin 2014, ISBN 978-3-86599-212-3.
Ästhetische Theorie / Kunst- und Literatursoziologie
Klaus Baum: Die Transzendierung des Mythos. Zur Philosophie und Ästhetik Schellings und Adornos. Königshausen und Neumann, Würzburg 1988, ISBN 3-88479-344-6.
Martin Endres, Axel Pichler, Claus Zittel (Hrsg.): Eros und Erkenntnis – 50 Jahre Adornos „Ästhetische Theorie“. De Gruyter, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-063839-4.
Anne Eusterschulte, Sebastian Tränkle (Hrsg.): Theodor W. Adorno: Ästhetische Theorie (= Klassiker Auslegen. Band 74). De Gruyter, Berlin/Boston 2021, ISBN 978-3-11-067065-3.
Pola Groß: Adornos Lächeln. Das „Glück am Ästhetischen“ in seinen literatur- und kulturtheoretischen Essays (= Studien zur deutschen Literatur. Band 222). De Gruyter, Berlin/Boston 2020, ISBN 978-3-11-065153-9.
Gerhard Kaiser: Theodor W. Adornos „Ästhetische Theorie“. In: Derselbe: Benjamin. Adorno. Zwei Studien. Athenäum, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-8072-2062-3.
Ulrich Plass: Language and History in Theodor W. Adorno’s Notes to Literature. Routledge, New York/London 2007, ISBN 978-0-415-53590-8.
Andreas Pradler: Das monadische Kunstwerk. Adornos Monadenkonzeption und ihr ideengeschichtlicher Hintergrund (= Epistemata. Würzburger wissenschaftliche Schriften. Band 426). Königshausen und Neumann, Würzburg 2003, ISBN 3-8260-2411-7.
Marcus Quent, Eckardt Lindner (Hrsg.): Das Versprechen der Kunst. Aktuelle Zugänge zu Adornos ästhetischer Theorie. Turia + Kant, Wien/Berlin 2014, ISBN 978-3-85132-741-0.
Birgit Recki: Aura und Autonomie. Zur Subjektivität der Kunst bei Walter Benjamin und Theodor W. Adorno. Königshausen und Neumann, Würzburg 1988, ISBN 3-88479-361-6.
Britta Scholze: Kunst als Kritik. Adornos Weg aus der Dialektik. Königshausen und Neumann, Würzburg 2000, ISBN 3-8260-1828-1.
O. K. Werckmeister: Das Kunstwerk als Negation. Zur geschichtlichen Bestimmung der Kunsttheorie Theodor W. Adornos. In: Derselbe: Ende der Ästhetik. Essays über Adorno, Bloch, das gelbe Unterseeboot und der eindimensionale Mensch. S. Fischer, Frankfurt am Main 1971, ISBN 3-10-091101-6, S. 7–32.
Albrecht Wellmer: Über Negativität und Autonomie der Kunst. Die Aktualität von Adornos Ästhetik und blinde Flecken seiner Musiksoziologie. In: Axel Honneth (Hrsg.): Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2005. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-29328-1, S. 237–278.
Matteo Nanni: Auschwitz – Adorno und Nono. Philosophische und musikanalytische Untersuchungen. Rombach, Freiburg im Breisgau 2004, ISBN 3-7930-9366-2.
Max Paddison: Adorno's Aesthetics of Music. Cambridge University Press, Cambridge 1993, ISBN 978-0-511-54944-1.
Ralph Paland: „… eine sehr große Konvergenz“? Theodor W. Adornos und György Ligetis Darmstädter Form-Diskurs. In: Christoph von Blumröder (Hrsg.): Kompositorische Stationen des 20. Jahrhunderts: Debussy, Webern, Messiaen, Boulez, Cage, Ligeti, Stockhausen, Höller, Bayle (= Signale aus Köln: Beiträge zur Musik der Zeit. Band 7). Lit, Münster 2003, ISBN 3-8258-7212-2, S. 87–115.
Michael Turnheim: Zerfetzen der Zeit: Adorno und Derrida über Jazz. In: Eva Laquièze-Waniek, Erik M. Vogt (Hrsg.): Derrida und Adorno. Zur Aktualität von Dekonstruktion und Frankfurter Schule. Turia + Kant, Wien, Berlin 2008, ISBN 978-3-85132-497-6, S. 232–252.
Nikolaus Urbanek: Auf der Suche nach einer zeitgemäßen Musikästhetik. Adornos „Philosophie der Musik“ und die Beethoven-Fragmente. transcript, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1320-9.
Sebastian Wedler: "Adorno on Schenker: Reconstructing the Formation of a Critique". In: Music Analysis 39/2 (2020), S. 240–265 (https://doi.org/10.1111/musa.12157, open access).
Ferdinand Zehentreiter: Adorno. Spurlinien seines Denkens. Eine Einführung. Wolke, Hofheim am Taunus 2019, ISBN 978-3-95593-120-9.
Kompositionen
Gabriele Geml, Han-Gyeol Lie (Hrsg.): »Durchaus rhapsodisch«. Theodor Wiesengrund Adorno: Das kompositorische Werk. J. B. Metzler, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-02666-8.
Martin Hufner: Adorno und die Zwölftontechnik. ConBrio, Regensburg 1996, ISBN 3-930079-74-7.
René Leibowitz: Der Komponist Theodor W. Adorno. In: Max Horkheimer (Hrsg.): Zeugnisse. Theodor W. Adorno zum sechzigsten Geburtstag. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1963, S. 355–359.
Kulturindustrie
Dieter Prokop: Mit Adorno gegen Adorno. Negative Dialektik der Kulturindustrie. VSA Verlag, Hamburg 2003, ISBN 3-89965-000-X.
Dieter Prokop: Das Nichtidentische der Kulturindustrie. Neue kritische Kommunikationsforschung über das Kreative der Medien-Waren. Herbert von Halem Verlag, Köln 2005, ISBN 3-931606-90-2.
Dieter Prokop: Ästhetik der Kulturindustrie (= Kulturanalysen. Band 11). Tectum Verlag, Marburg 2009, ISBN 978-3-8288-2018-0.
Heinz Steinert: Die Entdeckung der Kulturindustrie oder: Warum Professor Adorno Jazz-Musik nicht ausstehen konnte. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1992, ISBN 3-85115-159-3.
Adorno. 2. Wer denkt, ist nicht wütend. Dokumentarfilm, Deutschland, 2003, 58:50 Min., Buch und Regie: Meinhard Prill und Kurt Schneider, Produktion: arte, SWR, Erstsendung: 8. August 2003 bei arte, Inhaltsangabe von ARD.
Seit 2002 werden vom Frankfurter Institut für Sozialforschung und dem Suhrkamp Verlag jährlich stattfindenden Adorno-Vorlesungen an der Frankfurter Universität veranstaltet. Die Preisträger widmen sich heutigen Möglichkeiten kritischer Gesellschaftstheorie als Philosophen, Soziologen, Historiker, Kunsthistoriker, Politologen und Literaturwissenschaftler von internationalem Rang.
Gerhild Tesak: Theodor W. Adorno. In: Wulff D. Rehfus (Hrsg.): Handwörterbuch Philosophie (= Uni-Taschenbücher. Nr.8208). 1. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht / UTB, Göttingen / Stuttgart 2003, ISBN 3-8252-8208-2 (philosophie-woerterbuch.de (Memento vom 25. April 2013 im Internet Archive) – Ehemals Online-Dokument Nr. 1).
Die von Rolf Tiedemann herausgegebenen Gesammelten Schriften werden im Artikel mit dem Kürzel GS und der Angabe von Band- und Seitenzahl zitiert.
Band 1: Philosophische Frühschriften. Frankfurt am Main 1973.
Band 2: Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen. Frankfurt am Main 1979.
Band 3: Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt am Main 1987.
Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Frankfurt am Main 1980.
Band 5: Zur Metakritik der Erkenntnistheorie. Drei Studien zu Hegel. Frankfurt am Main 1970.
Band 6: Negative Dialektik. Jargon der Eigentlichkeit. Frankfurt am Main 1973.
Band 7: Ästhetische Theorie. Hrsg. v. Gretel Adorno und Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1970.
Band 8: Soziologische Schriften I. Frankfurt am Main 1972.
Band 9/1: Soziologische Schriften II. Erste Hälfte. Frankfurt am Main 1971.
Band 9/2: Soziologische Schriften II. Zweite Hälfte. Frankfurt am Main 1971.
Band 10/1: Kulturkritik und Gesellschaft I: Prismen. Ohne Leitbild. Frankfurt am Main 1977.
Band 10/2: Kulturkritik und Gesellschaft II: Eingriffe. Stichworte. Frankfurt am Main 1977.
Band 11: Noten zur Literatur. Frankfurt am Main 1974.
Band 12: Philosophie der neuen Musik. Frankfurt am Main 1975.
Band 13: Die musikalischen Monographien. Frankfurt am Main 1971.
Band 14: Dissonanzen. Einleitung in die Musiksoziologie. Frankfurt am Main 1973.
Band 15: Theodor W. Adorno und Hanns Eisler: Komposition für den Film. Theodor W. Adorno: Der getreue Korrepetitor. Lehrschriften zur musikalischen Praxis. Frankfurt am Main 1976.
Band 16: Musikalische Schriften I-III: Klangfiguren (I). Quasi una fantasia (II). Musikalische Schriften III. Frankfurt am Main 1978.
Band 20/1: Vermischte Schriften I. Frankfurt am Main 1986.
↑„Unter allen intellektuellen Gruppierungen hat keine das politisch-kulturelle Selbstverständnis der Bundesrepublik […] mehr beeinflusst als die Frankfurter Schule“. Clemens Albrecht, Günter C. Behrmann, Michael Bock, Harald Homann, Friedrich H. Tenbruck: Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik. Eine Wirkungsanalyse der Frankfurter Schule. Campus, Frankfurt am Main 1999, S. 20. Siehe auch die auf S. 204 zitierte Bemerkung von René König über den erfolgreichen Gebrauch von Massenmedien, den „eine scheinbar so esoterische Gruppe von Intellektuellen“, wie die der Frankfurter Schule, machte, und über deren Einfluss auf den politischen Journalismus ihrer Zeit. Fußend auf einer statistischen Auswertung Clemens Albrechts von 218 Radio- und Fernsehsendungen, konstatiert Emil Walter-Busch, Adorno sei „der Medienstar unter den Intellektuellen des westlichen Nachkriegsdeutschland“ gewesen. Siehe dazu das Kapitel „Adornos politisch aufklärende Vorträge 1950–1966“ in: Emil Walter-Busch: Geschichte der Frankfurter Schule, Kritische Theorie und Politik. Fink, München 2010, S. 164–175, hier S. 175. Laut Michael Schwarz, Mitarbeiter des Walter-Benjamin- und des Theodor-W.-Adorno-Archivs, lassen sich für die 1950er und 1960er Jahre „fast 300 Rundfunkbeiträge ermitteln. Hinzu kommen mehr als 300 Auftritte vor Präsenzpublikum. Man konnte Adorno also fast jede Woche irgendwo hören.“ Siehe Michael Schwarz: „Er redet leicht, schreibt schwer“. Theodor W. Adorno am Mikrophon. In: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History. Online-Ausgabe 8 (2011), Heft 2, S. 1.
↑Theodor W. Adorno: Briefe an die Eltern. 1939–1951. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 121.
↑Laut Taufbuch der Frankfurter Dompfarrei von 1903. Siehe: Ein Sohn aus gutem Hause. In: Goethe-Universität Frankfurt am Main (Hrsg.): Forschung Frankfurt. Ausgabe 3–4, 2003, S. 44. [1]
↑Theodor W. Adorno: Briefe an die Eltern 1939–1951. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 234.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 47.
↑Dorothea Razumovsky: Credo, Kanon, Theorie und Praxis. In: Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Portraits. Erinnerungen von Zeitgenossen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, S. 280.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 37.
↑Christian Schneider: Atempausen und Schlupflöcher. Theodor Adornos Briefe an die Eltern. In: Mittelweg 36. 12. Jg., Heft 6/2003, S. 50.
↑Dorothea Razumovsky: Credo, Kanon, Theorie und Praxis. In: Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Portraits. Erinnerungen von Zeitgenossen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, S. 280.
↑Hartmut Scheible: Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 8.
↑Rolf Wiggershaus: Theodor W. Adorno. Beck, München 1987, S. 12.
↑Lorenz Jäger: Adorno. Eine politische Biographie. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, S. 15.
↑Tilo Wesche: Adorno. Eine Einführung. Reclam, Ditzingen 2018, S. 7.
↑Jubiläumsschrift: 50 Jahre Freiherr-vom Stein-Schule, Gymnasium für Jungen, Frankfurt am Main, 1909–1959. Frankfurt am Main 1959, S. 100.
↑Hartmut Scheible: Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 20.
↑Original-Zitate im Fließtext werden mit den Siglen „GS“ für die von Rolf Tiedemann herausgegebenen „Gesammelten Schriften“ sowie der Angabe von Band- und Seitenzahl nachgewiesen, siehe oben vor Anmerkung 1.
↑Lorenz Jäger: Adorno. Eine politische Biographie. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, S. 31.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 61 f.
↑Theodor W. Adorno Archiv: Adorno. Eine Bildmonogrphie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 20.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 926.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 86.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 130.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 927.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 129.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 136.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 147.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 129.
↑Heinz Steinert: Adorno in Wien. Über die (Un-)Möglichkeit von Kunst, Kultur und Befreiung. Fischer, Frankfurt am Main 1989, S. 152.
↑Heinz Steinert: Adorno in Wien. Über die (Un-)Möglichkeit von Kunst, Kultur und Befreiung. Fischer, Frankfurt am Main 1989, S. 155–160.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 139.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 142 f.
↑Viktor Žmegač: Adorno und die Wiener Moderne der Jahrhundertwende. In: Axel Honneth / Albrecht Wellmer (Hrsg.): Die Frankfurter Schule und die Folgen. Referate eines Symposiums der Alexander von Humboldt-Stiftung vom 10.–15. Dezember 1984 in Ludwigsburg. Walter de Gruyter, Berlin, New York 1986, S. 321–338.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 137f.
↑Martin Mittelmeier: Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt. Siedler, München 2013.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 156–161.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 183.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 88.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 217 f.
↑Albrecht Wellmer: Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 139.
↑Hartmut Scheible: Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 69.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 271.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 280.
↑Studentenzeitung Diskus Januar 1963; zit. nach GS 19: 638. Detaillierter dazu Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 793–795 (Fn. 63).
↑Theodor W. Adorno, Siegfried Kracauer: Briefwechsel 1923–1966. Herausgegeben von Wolfgang Schopf. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009, S. 308.
↑Zitiert nach Detlev Claussen: Theodor W. Adorno. Ein letztes Genie. Fischer, Frankfurt am Main 2003, S. 279.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 347.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 288.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 292.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 293.
↑Das ist die an anglo-amerikanischen Colleges und Universitäten übliche Bekleidung der Graduierten.
↑Theodor W. Adorno, Walter Benjamin: Briefwechsel 1928–1940. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, S. 76.
↑Die ursprünglich für die Zeitschrift für Sozialforschung gedachte scharfe Abgrenzung von Mannheims Ideologiebegriff, den Adorno als formalsoziologisch abqualifizierte, wurde, obwohl bereits gesetzt, nach Einspruch Horkheimers mit Rücksicht auf die Lage der Emigranten nicht publiziert. Die Arbeit erschien erstmals 1953 unter dem Titel Das Bewußtsein der Wissenssoziologie. Vgl. dazu Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 239–243.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 302 f.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 289 f.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 356.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 348.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 929.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 930.
↑Lorenz Jäger: Adorno. Eine politische Biographie. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, S. 148f.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 369–371.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 372 f.
↑Vgl. dazu den Band Wirtschaft, Recht und Staat im Nationalsozialismus. Analysen des Instituts für Sozialforschung 1939–1942. Hrsg. von Helmut Dubiel und Alfred Söllner. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984. Aus diesem Diskussionszusammenhang stammt auch ein Arbeitspapier Adornos mit dem Titel Reflexionen zur Klassentheorie, das erstmals posthum in den Gesammelten Schriften (GS 8: 373–391) veröffentlicht wurde.
↑Von Paul F. Lazarsfeld eingeführter Begriff für empirische Sozialforschung im Auftrag einer öffentlichen oder privaten Administration. Vgl. Paul F. Lazarsfeld: Remarks on Administrative and Critical Communications Research In: Studies in Philosophy and Social Science. Jg. IX/1941, S. 2–16.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 379.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 397.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 392.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 409.
↑Theodor W. Adorno, Max Horkheimer: Briefwechsel, Band I: 1927–1837. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 65.
↑Diesen Vorwurf begründete Adorno mit der 1932 im Verlag Vittorio Klostermann veröffentlichten Habilitationsschrift Marcuses: Hegels Ontologie und die Theorie der Geschichtlichkeit, und zwar, weil dieser im Vorwort sich bei Heidegger bedankt hatte und der Verleger Vittorio Klostermann dem jungkonservativen Tat-Kreis angehörte. Adorno ließ dabei unberücksichtigt, dass Marcuse bereits 1931 wegen politischer Differenzen mit Heidegger Freiburg verlassen hatte und nach Frankfurt gegangen war, wo Horkheimer den Abschluss seiner Habilitation betreute (vgl. Theodor W. Adorno, Max Horkheimer: Briefwechsel, Band I: 1927–1937. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 70).
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 931.
↑Rolf Wiggershaus: Die Frankfurter Schule. Geschichte – Theoretische Entwicklung – Politische Bedeutung. Hanser, München 1986, S. 327.
↑Gerhard Schweppenhäuser: Theodor W. Adorno zur Einführung. Junius, Hamburg 1996, S. 39–44.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 471. – Christian Schneider: Atempausen und Schlupflöcher. Theodor Adornos Briefe an die Eltern. In: Mittelweg 36. 12. Jg., 2003, Heft 6, S. 41–56.
↑Hartmut Scheible: Theodor W. Adorno mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1989, S. 116.
↑Rolf Wiggershaus: Die Frankfurter Schule. Geschichte – Theoretische Entwicklung – Politische Bedeutung. 2. Auflage. Hanser, München 1987, S. 438.
↑Hartmut Scheible: Theodor W. Adorno mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1989, S. 117.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 480 f.
↑Theodor W. Adorno, Thomas Mann: Briefwechsel 1943–1955. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, S. 9 f.
↑Theodor W. Adorno, Thomas Mann: Briefwechsel 1943–1955. Hrsg. von Christoph Gödde und Thomas Sprecher. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2003 (ursprünglich: Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002), S. 76.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 479.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 444.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 528 f., 934.
↑Claus Offe: Selbstbetrachtung aus der Ferne. Tocqueville, Weber und Adorno in den USA. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, S. 92, 104, 108 (mit Originalzitaten Adornos).
↑Rolf Wiggershaus: Max Horkheimer zur Einführung. Junius, Hamburg 1998, S. 126.
↑Rolf Wiggershaus: Die Frankfurter Schule. Geschichte. Theoretische Entwicklung. Politische Bedeutung. 2. Auflage. Hanser, München 1987, S. 450.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 494.
↑Joachim Perels: Verteidigung der Erinnerung im Angesicht ihrer Zerstörung – Theodor W. Adorno. In: Michael Buckmiller; Dietrich Heimann; Joachim Perels (Hrsg.): Judentum und politische Existenz. Siebzehn Porträts deutsch-jüdischer Intellektueller. Offizin Verlag, Hannover 2000, S. 274.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 503.
↑Theodor W. Adorno, Thomas Mann: Briefwechsel 1943–1955. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, S. 46.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 501 f.
↑Helmut Gunnior, Rudolf Ringguth: Max Horkheimer mit Bilddokumenten und Selbstzeugnissen. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988 (23.–25. Tausend), S. 92.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 508.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 494 f.
↑Staci von Boeckmann: Trachodon und Teddie: Über Gretel Adorno. In: Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Portraits. Erinnerungen von Zeitgenossen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, S. 335–351.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 93.
↑Henning Ritter zufolge konnte Adorno „‚Amerikanisch‘ besser als irgendeiner sonst im Lande“. Er „war zurückgekommen mit dem amerikanischen Schlüssel zu allem in der Hand, bei einer tiefen Abneigung gegen alles Amerikanische.“ Henning Ritter: Adornos Stil. Wenn Adorno spricht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11. Oktober 2008.
↑Wolfgang Bonß: Kritische Theorie und empirische Sozialforschung – ein Spannungsverhältnis. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 245.
↑Vgl. Theodor W. Adorno u. a.: Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie. Luchterhand, Neuwied 1969.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 495 f.
↑Zu Adornos 100. Geburtstag lud der Suhrkamp Verlag 24 Feuilletonredakteure zu einer „Relektüre“ des berühmten Buches ein, sie wurde von Andreas Bernard und Ulrich Raulff unter dem Titel ‚Minima Moralia‘ neu gelesen (Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003) herausgegeben.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 496.
↑Claus-Steffen Mahnkopf: Adornos Kritik der Neueren Musik. In: Richard Klein, Claus-Steffen Mahnkopf (Hrsg.): Mit den Ohren denken. Adornos Philosophie der Musik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, S. 251 f.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 566 f.
↑Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995. Band 1: Chronik. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 26 f.
↑Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995. Band 1: Chronik. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 256 f.
↑Eine gemeinsame öffentliche Erklärung von Adorno, Friedeburg und Habermas vom 11. Dezember 1968 beginnt mit dem Satz: „Wir unterstützen den Protest unserer Studenten gegen Gefahren einer technokratischen Hochschulreform“. Zit. nach: Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995. Band 2: Dokumente. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 502.
↑Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995. Band 1: Chronik. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 382.
↑Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995. Band 1: Chronik. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 418.
↑Brief an Samuel Beckett, 4. Februar 1969, in: Rolf Tiedemann (Hrsg.): Frankfurter Adorno Blätter, Band III, edition text + kritik, 1998, S. 25.
↑Brief an Alexander Kluge, 1. April 1969, in: Rolf Tiedemann (Hrsg.): Frankfurter Adorno Blätter, Band VI, edition text + kritik, 2000, S. 100.
↑Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995. Band 2: Dokumente. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 639.
↑Vgl. die Dokumente 300, 313, 322, 331, 336, 340, 346, 349 in: Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995. Band 2: Dokumente. Rogner & Bernard, Hamburg 1998.
↑Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1946–1995. Band 2: Dokumente. Rogner & Bernard, Hamburg 1998, S. 652.
↑Lorenz Jäger: Adorno. Eine politische Biographie. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, S. 32.
↑Gerhard Schweppenhäuser: Theodor W. Adorno zur Einführung. 5. Auflage. Junius, Hamburg 2009, S. 31.
↑Gerhard Schweppenhäuser: Theodor W. Adorno zur Einführung. 5. Auflage. Junius, Hamburg 2009, S. 30–38.
↑Tilo Wesche: Negative Dialektik: Kritik an Hegel. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, S. 318.
↑Tilo Wesche: Negative Dialektik: Kritik an Hegel. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. 2. Auflage. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2019, S. 377 und 379.
↑Jürgen Habermas: Theorie und Praxis. Sozialphilosophische Studien. Luchterhand, Neuwied 1963, S. 170.
↑Jan Rehmann: Ideologiekritik. Die Ideologiekritik der Kritischen Theorie. In: Uwe H. Bittlingmayer / Alex Demirović / Tatjana Freytag (Hrsg.): Handbuch Kritische Theorie. Band 1. Springer VS, Wiesbaden 2019, S. 663–700, hier S. 664.
↑Martin Jay: III. Die Integration der Psychoanalyse. In: Ders.: Dialektische Phantasie. Die Geschichte der Frankfurter Schule und des Instituts für Sozialforschung 1923–1950. S. Fischer, Frankfurt am Main 1976, S. 113–142.
↑Christian Schneider: Die Wunde Freud. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, S. 284.
↑Theodor W. Adorno: Probleme der Moralphilosophie. Nachgelassene Schriften, Abteilung 4, Band 10: Vorlesungen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, S. 123.
↑Theodor W. Adorno, Max Horkheimer: Briefwechsel. Band I: 1927–1937. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 129 f.
↑Pointiert fasst er diese in die scheinbar paradoxe Formulierung: „Je mehr die Psychoanalyse soziologisiert wird, umso stumpfer wird ihr Organ für die Erkenntnis der sozial verursachten Konflikte.“ (GS 8: 28).
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 590.
↑Lore Hühn, Philipp Schwab: Intermittenz und ästhetische Konstruktion: Kierkegaard. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 326, 329.
↑Hartmut Scheible: Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 74f.
↑Petra Gehring: Metakritik der Erkenntnistheorie: Husserl. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 354.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 655.
↑Exemplarisch: Tilo Wesche: Dialektik oder Ontologie: Heidegger. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 364–373.
↑Jan Philipp Reemtsma: Der Traum von der Ich-Ferne. Adornos literarische Aufsätze. In: Mittelweg 36. 12. Jg., Heft 6/2003, S. 3–40.
↑Martin Seel: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. In: Axel Honneth (Hrsg.): Schlüsseltexte der Kritischen Theorie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 35.
↑Siehe zu diesen vier Werken die verlinkten Sonderseiten.
↑Albrecht Wellmer: Adorno, Anwalt des Nicht-Identischen. In: ders.: Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 139.
↑Max Horkheimer: Die gegenwärtige Lage der Sozialphilosophie und die Aufgaben eines Instituts für Sozialforschung. Öffentliche Antrittsvorlesung bei Übernahme des Lehrstuhls für Sozialphilosophie und der Leitung des Instituts für Sozialforschung am 24. Januar 1931. In: Ders.: Gesammelte Schriften. Band 3: Schriften 1931–1936. Fischer, Frankfurt am Main 1988, S. 20–35.
↑Max Horkheimer: Vorwort zu Heft 1/2 des ersten Jahrgangs der Zeitschrift für Sozialforschung (1932). In: Ders.: Gesammelte Schriften. Band 3: Schriften 1931–1936. Fischer, Frankfurt am Main 1988, S. 36.
↑Karl Markus Michel: Versuch, die ‚Ästhetische Theorie‘ zu verstehen. In: Burkhardt Lindner, W. Martin Lüdke (Hrsg.): Materialien zur ästhetischen Theorie Theodor W. Adornos. Konstruktion der Moderne. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980, S. 64.
↑Am Schluss der Negativen Dialektik erläutert er sein Motiv für diese „mikrologische“ Herangehensweise: „Die kleinsten innerweltlichen Züge hätten Relevanz fürs Absolute, denn der mikrologische Blick zertrümmert die Schalen des nach dem Maß des subsumierenden Oberbegriffs hilflos Vereinzelten und sprengt seine Identität, den Trug, es wäre bloß Exemplar.“ (GS 6: 400)
↑Albrecht Wellmer: Über Negativität und Autonomie der Kunst. Die Aktualität von Adornos Ästhetik und blinde Flecken seiner Musikphilosophie. In: Axel Honneth (Hrsg.): Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-29328-1, S. 237 und 240.
↑Hier bezog sich Hegel auf Kants Erörterungen im Abschnitt der transzendentalen Dialektik in der Kritik der reinen Vernunft.
↑Rolf Wiggershaus: Theodor W. Adorno. Beck, München 1987, S. 9.
↑Albrecht Wellmer: Adorno, Anwalt des Nicht-Identischen. In: ders.: Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 135–166.
↑Alfred Schäfer: Theodor W. Adorno. Ein pädagogisches Porträt. 2. Auflage. Beltz, Weinheim 2017, S. 115.
↑Rolf Wiggershaus: Theodor W. Adorno. Beck, München 1987, S. 40–47.
↑Rolf Wiggershaus: Die Frankfurter Schule. Geschichte – Theoretische Entwicklung – Politische Bedeutung. Hanser, München 1986, S. 592.
↑Petra Gehring: Metakritik der Erkenntnistheorie: Husserl. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 362.
↑Gerhard Schweppenhäuser: Theodor. W. Adorno zur Einführung. 5. Auflage. Junius, Hamburg 2009, S. 63.
↑Gerhard Schweppenhäuser: Theodor. W. Adorno zur Einführung. 5. Auflage. Junius, Hamburg 2009, S. 69.
↑Rüdiger Bubner: Ästhetische Erfahrung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, S. 71.
↑Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns. Band 1. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, S. 514.
↑Gerhard Schweppenhäuser: Ethik nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie. Argument, Hamburg 1993, S. 9.
↑Aus dem Nachlass veröffentlicht wurde die vom SS 1963: Theodor W. Adorno: Probleme der Moralphilosophie 1963. Herausgegeben von Thomas Schröder. TB-Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010.
↑Theodor W. Adorno: Probleme der Moralphilosophie 1963. Herausgegeben von Thomas Schröder. TB-Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010, S. 9.
↑Gerhard Schweppenhäuser: Negative Moralphilosophie. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 400.
↑In einem Gespräch zwischen Horkheimer, Adorno und Gadamer über Nietzsches Moralkritik monierte Adorno, dass es Nietzsche „am Begriff der bestimmten Negation gefehlt“ habe, „also daran, dass, wenn man einem als negativ Erkannten ein Anderes entgegensetzt, in diesem Anderen das Negierte in einer neuen Form mitenthalten sein muss“. Max Horkheimer: Gesammelte Schriften. Band 13: Nachgelassene Schriften 1949–1972. Fischer, Frankfurt am Main 1989, S. 116.
↑Karl Marx: Briefe aus den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern“. In: Marx-Engels-Werke, Band 1, S. 344.
↑Zitiert aus der Vorlesung 1956/57 nach Gerhard Schweppenhäuser: Ethik nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie. Argument, Hamburg 1993, S. 193.
↑Theodor W. Adorno: Probleme der Moralphilosophie 1963. Herausgegeben von Thomas Schröder. TB-Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010, S. 248f.
↑Zitat aus der Vorlesung WS 1956/57 nach Gerhard Schweppenhäuser: Ethik nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie. Argument, Hamburg 1993, S. 179.
↑Zitat aus der Vorlesung WS 1956/57 nach Gerhard Schweppenhäuser: Ethik nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie. Argument, Hamburg 1993, S. 179.
↑Gerhard Schweppenhäuser: Negative Moralphilosophie. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 404.
↑Gerhard Schweppenhäuser: Negative Moralphilosophie. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 401.
↑Rahel Jaeggi: „Kein Einzelner vermag etwas dagegen.“ Adornos Minima Moralia als Kritik von Lebensformen. In: Axel Honneth (Hrsg.): Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 133.
↑Albrecht Wellmer: Adorno, Anwalt des Nicht-Identischen. In: ders.: Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 140.
↑Als eine weitere solche Minimalbedingung an eine (erst noch zu verwirklichende) moralisch richtige Gesellschaft nennt er, „daß keiner mehr hungern soll“ (GS 4: 176). An anderer Stelle heißt es: „Es soll nicht gefoltert werden“ (GS 6: 281).
↑Gerhard Schweppenhäuser: Negative Moralphilosophie. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2019, S. 503.
↑Alfred Schäfer: Theodor W. Adorno. Ein pädagogisches Porträt. 2. Auflage. Beltz, Weinheim 2017, S. 27–31.
↑Martin Seel: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. In: Axel Honneth (Hrsg.): Schlüsseltexte der Kritischen Theorie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 34.
↑Theodor W. Adorno: Probleme der Moralphilosophie 1963. Herausgegeben von Thomas Schröder. TB-Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010, S. 262.
↑Zu diesem Abschnitt vgl. Georg W. Bertram: Metaphysik und Metaphysikkritik. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 405–414.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 663.
↑Theodor W. Adorno Archiv (Hrsg.): Nachgelassene Schriften. Abteilung 4: Vorlesungen. Band 14: Metaphysik. Begriff und Probleme (1965). Hrsg. v. Rolf Tiedemann. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, S. 108.
↑Hermann Kocyba: Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie. Einleitung. In: Axel Honneth (Hrsg.): Schlüsseltexte der Kritischen Theorie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 69.
↑Theodor W. Adorno, Hans Albert, Ralf Dahrendorf, Jürgen Habermas, Harald Pilot, Karl R. Popper: Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie. Luchterhand, Neuwied 1969.
↑Gerhard Schweppenhäuser: Theodor W. Adorno zur Einführung. 5. Auflage. Junius, Hamburg 2009, S. 86.
↑Thomas Mann in: Theodor W. Adorno, Thomas Mann: Briefwechsel 1943–1955. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, S. 122.
↑Einleitung zu Emile Durkheim, ‚Soziologie und Philosophie‘
↑Theodor W. Adorno: Current of Music: elements of a radio theory. Hrsg. von Robert Hullot-Kentor. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 444.
↑Emil Walter Busch: Geschichte der Frankfurter Schule. Kritische Theorie und Politik. Fink, München 2010, S. 128.
↑Gruppenexperiment. Ein Studienbericht, bearbeitet von Friedrich Pollock, mit einem Geleitwort von Franz Böhm, erschien 1955 als Band 2 der Frankfurter Beiträge zur Soziologie in der Europäischen Verlagsanstalt, Frankfurt am Main.
↑Wolfgang Bonß: Kritische Theorie und empirische Sozialforschung – ein Spannungsverhältnis. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 245f.
↑Rolf Wiggershaus: Ästhetische Theorie. In: Axel Honneth (Hrsg.): Schlüsseltexte der Kritischen Theorie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 81.
↑Siehe Brief an Walter Benjamin vom 18. März 1936, in: Theodor W. Adorno – Walter Benjamin: Briefwechsel 1928–1940. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, S. 168–177 und Brief an Max Horkheimer vom 21. März 1936, in: Theodor W. Adorno – Max Horkheimer: Briefwechsel 1927–1937. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, S. 2003, S. 130–132.
↑Britta Scholze: Kunst als Kritik. Adornos Weg aus der Dialektik. Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, S. 97.
↑Günter Figal: Kritische Theorie. die Philosophen der Frankfurter Schule und ihr Umkreis. In: Anton Hügli, Poul Lübcke (Hrsg.): Philosophie im 20. Jahrhundert. Band 1: Phänomenologie, Hermeneutik, Existenzphilosophie und Kritische Theorie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, S. 336.
↑Gerhard Kaiser: Theodor W. Adornos „Ästhetische Theorie“. In: Ders.: Benjamin. Adorno. Zwei Studien. Athenäum, Frankfurt am Main 1974, S. 109.
↑Günter Figal: Kritische Theorie. die Philosophen der Frankfurter Schule und ihr Umkreis. In: Anton Hügli, Poul Lübcke (Hrsg.): Philosophie im 20. Jahrhundert. Band 1: Phänomenologie, Hermeneutik, Existenzphilosophie und Kritische Theorie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, S. 332 f.
↑Ruth Sonderegger: Ästhetische Theorie. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 416.
↑Norbert Schneider: Geschichte der Ästhetik von der Aufklärung bis zur Postmoderne. Reclam, Stuttgart, S. 184.
↑Jan Philipp Reemtsma: Der Traum von der Ich-Ferne. Adornos literarische Aufsätze. In: Mittelweg 36. 12. Jg., Heft 6/2003, S. 27.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 541.
↑Markus Fahlbusch: Über Jazz. In: Axel Honneth (Hrsg.): Schlüsseltexte der Kritischen Theorie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 19.
↑Angela Keppler: Ambivalenzen der Kulturindustrie. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 253.
↑Angela Keppler: Ambivalenzen der Kulturindustrie. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 253f.
↑Angela Keppler: Ambivalenzen der Kulturindustrie. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 254.
↑Detlev Clausen: Theodor W. Adorno. Ein letztes Genie. Fischer, Frankfurt am Main 2003, S. 198–212.
↑Jürgen Vogt: Musikpädagogik nach 1945. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. 2. Auflage. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2019, S. 187.
↑Jürgen Habermas: Grossherzige Remigranten. Über jüdische Philosophen in der frühen Bundesrepublik. Eine persönliche Erinnerung. In: Neue Zürcher Zeitung. vom 2. Juli 2011. (online auf: nzz.ch)
↑Eine knapp gefasste Darstellung im Rahmen der Musikpädagogik bietet Jürgen Vogt: Musikpädagogik nach 1945. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. 2. Auflage. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2019, S. 187–193. Für eine ausführliche Diskussion des pädagogischen Ansatzes Adornos s. Alfred Schäfer: Theodor W. Adorno. Ein pädagogisches Porträt. 2. Auflage. Beltz, Weinheim 2017.
↑Jürgen Habermas: Grossherzige Remigranten. Über jüdische Philosophen in der frühen Bundesrepublik. Eine persönliche Erinnerung. In: Neue Zürcher Zeitung. vom 2. Juli 2011. (online auf: nzz.ch)
↑Jürgen Habermas: Grossherzige Remigranten. Über jüdische Philosophen in der frühen Bundesrepublik. Eine persönliche Erinnerung. In: Neue Zürcher Zeitung. vom 2. Juli 2011.
↑Jürgen Habermas: Ein Brief. In: Rainer Erd, Dietrich Hoß, Otto Jacobi, Peter Noller (Hrsg.): Kritische Theorie und Kultur. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, S. 393.
↑Theodor W. Adorno: Aspekte des neuen Rechtsradikalismus – Ein Vortrag. Suhrkamp, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-58737-9.
↑Nach Jens-Christian Rabe, dem Literaturkritiker der Süddeutschen Zeitung, habe der Suhrkamp Verlag mit diesem Vortrag begonnen, die für ein allgemeines Publikum in den Fünfziger- und Sechzigerjahren gehaltenen Vorträge herauszugeben. Weitere sollen ihm später folgen. Süddeutsche zeitung vom 20./21. Juli 2019, S. 15.
↑Theodor W. Adorno: Vorträge 1949–1968. Hrsg. von Michael Schwarz. Suhrkamp, Berlin 2019.
↑Exemplarisch dazu Tobias Lensch: Bildungsphilosophie und Kritische Theorie. Die Frankfurter Schule und der Begriff der Bildung. Academia, Baden-Baden 2022, ISBN 978-3-9857205-5-2, S. 54–108.
↑Alfred Schäfer: Theodor W. Adorno. Ein pädagogisches Porträt. 2. Auflage. Beltz, Weinheim 2017, S. 38 f.
↑Alfred Schäfer: Theodor W. Adorno. Ein pädagogisches Porträt. 2. Auflage. Beltz, Weinheim 2017, S. 103.
↑Dies entspräche einer abstrakten Negation (Hegel), in der (aus Sicht des Subjekts) nur der Verlust des Negierten, nicht aber die Wahrheit der Verneinung gesehen wird, die darin besteht, auf die dialektischen Spannungen in der Welt aufmerksam zu machen.
↑Rolf Wiggershaus: Theodor W. Adorno. Beck, München 1987, S. 17.
↑Heinz-Klaus Metzger: Das Ende der Musikgeschichte. In: Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): Geist gegen den Zeitgeist. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 164.
↑Die Zeitschrift für Sozialforschung erschien vom 2. (1933) bis zum 7. Jahrgang (1938) in Paris, die beiden letzten Jahrgänge erschienen unter dem Titel Studies in Philosophy and Social Science in New York.
↑Lydia Goehr: Doppelbewegung. Die musikalische Bewegung der Philosophie und die philosophische Bewegung der Musik. In: Axel Honneth (Hrsg.): Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003. Suhrkamp, Frankfurt am Main, S. 302.
↑Guido Kreis: Die philosophische Kritik der musikalischen Werke. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, S. 74.
↑Dieter Schnebel: Finden neuer Töne. In: Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): Geist gegen den Zeitgeist. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 150.
↑Dieter Schnebel: Finden neuer Töne. In: Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): Geist gegen den Zeitgeist. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 150.
↑Selbstkritisch hat Adorno dies später mit der Bemerkung eingeräumt, dass der Aufsatz „empfindlich an dem Mangel spezifisch amerikanischer Kenntnisse krankte“ (Wissenschaftliche Erfahrungen in Amerika, GS 10/2: 704).
↑Siehe Richard Klein, Claus-Steffen Mahnkopf (Hrsg.): Mit den Ohren denken. Adornos Philosophie der Musik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, S. 14.
↑Albrecht Wellmer: Über Negativität und Autonomie der Kunst. Die Aktualität von Adornos Ästhetik und blinde Flecken seiner Musikphilosophie. In: Axel Honneth (Hrsg.): Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003. Suhrkamp, Frankfurt am Main, S. 266.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 308.
↑Gunnar Hindrichs: Der Fortschritt des Materials. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011, S. 52–56.
↑Reinhard Kager: Einheit in der Zersplitterung. Überlegungen zu Adornos Begriff des „musikalischen Materials“. In: Richard Klein, Claus-Steffen Mahnkopf (Hrsg.): Mit den Ohren denken. Adornos Philosophie der Musik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, S. 97 f.
↑Carl Dahlhaus: Aufklärung in der Musik. In: Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): Geist gegen den Zeitgeist. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 131.
↑Albrecht Wellmer: Über Negativität und Autonomie der Kunst. Die Aktualität von Adornos Ästhetik und blinde Flecken seiner Musikphilosophie. In: Axel Honneth (Hrsg.): Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 256 f.
↑Siehe dazu Theodor W. Adorno: Zum Erstdruck der Originalfassung. Nachwort von 1969 zu Komposition für den Film (GS 15: 144–146).
↑Sebastian Wedler: "Adorno on Schenker: Reconstructing the Formation of a Critique". In: Music Analysis 39/2 (2020), S. 240–265 (https://doi.org/10.1111/musa.12157, open access).
↑Carl Dahlhaus: "Aufklärung in der Musik". In: Geist gegen den Zeitgeist: Erinnern an Adorno, hrsg. Josef Früchtl und Maria Calloni. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 124.
↑Theodor W. Adorno: "Zum Problem der musikalischen Analyse". In: Frankfurter Adorno Blätter VII, hrsg. von Rolf Tiedemann, edition text+kritik, München 1992, S. 73–89.
↑Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften. Band 13: Die musikalischen Monographien. 4. Auflage Frankfurt am Main 1996, S. 324.
↑Dieter Schnebel: Finden neuer Töne. In: Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): Geist gegen den Zeitgeist. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 151.
↑Heinz-Klaus Metzger: Das Ende der Musikgeschichte. In: Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): Geist gegen den Zeitgeist. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 177.
↑René Leibowitz: Der Komponist Theodor W. Adorno. In: Max Horkheimer (Hrsg.): Zeugnisse. Theodor W. Adorno zum sechzigsten Geburtstag. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1963, S. 355.
↑Dieter Schnebel: Finden neuer Töne. In. Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): Geist gegen den Zeitgeist. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 151.
↑René Leibowitz: Der Komponist Theodor W. Adorno. In: Max Horkheimer (Hrsg.): Zeugnisse. Theodor W. Adorno zum sechzigsten Geburtstag. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1963, S. 359.
↑Hans Werner Henze: [Motto]. In: Mittelweg 36. 30. Jahrgang (2021), Heft 3, S. 1.
↑Hartmut Scheible: Theodor W. Adorno in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 50.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 146.
↑Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 928.
↑Dieter Schnebel: Finden neuer Töne. In: Josef Früchtl, Maria Calloni (Hrsg.): Geist gegen den Zeitgeist. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 152.
↑Zu den „porösen“ Denkbildern vgl. Martin Mittelmeier: Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt. Siedler, München 2013, S. 48–52.
↑Albrecht Wellmer: Adorno, Anwalt des Nicht-Identischen. In: ders.: Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 137.
↑Dieter Schnebel: Komposition von Sprache – sprachliche Gestaltung von Musik in Adornos Werk. In: Hermann Schweppenhäuser (Hrsg.): Theodor W. Adorno zum Gedächtnis. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971, S. 127.
↑Ruth Sonderegger: Ästhetische Theorie. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 417.
↑Detlev Schöttker: Konstruktiver Fragmentarismus. Form und Rezeption der Schriften Walter Benjamins. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999, S. 85 f.
↑Jürgen Habermas: Ein philosophierender Intellektueller. In: Über Theodor W. Adorno. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968, S. 37.
↑Martin Mittelmeier: Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt. Siedler, München 2013, S. 62.
↑Martin Mittelmeier: Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt. Siedler, München 2013, S. 237.
↑Andreas Lehr: Kleine Formen. Adornos Kombinationen: Konstellation/Konfiguration, Montage und Essay. Dissertation, Freiburg im Breisgau 2000 (online), S. 31.
↑Stefan Müller-Doohm: Der Essay als Form. In: Axel Honneth (Hrsg.): Schlüsseltexte der Kritischen Theorie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 43.
↑Andreas Lehr: Kleine Formen. Adornos Kombinationen: Konstellation/Konfiguration, Montage und Essay. Dissertation, Freiburg i. B. 2000 (online auf: freidok.uni-freiburg.de), S. 198.
↑Andreas Lehr: Kleine Formen. Adornos Kombinationen: Konstellation/Konfiguration, Montage und Essay. Dissertation, Freiburg i. B. 2000 (online auf: freidok.uni-freiburg.de), S. 197 f.
↑Britta Scholze: Kunst als Kritik. Adornos Weg aus der Dialektik. Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, S. 302.
↑Axel Honneth: Kritik der Macht. Reflexionsstufen einer kritischen Gesellschaftstheorie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 110 f.
↑Jürgen Habermas: Der Diskurs der Moderne. Zwölf Vorlesungen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 144–147.
↑Hans-Ernst Schiller: Tod und Utopie: Ernst Bloch, Georg Lukács. In: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart 2011, S. 31.
↑Georg Lukács: Vorwort. In ders.: Die Theorie des Romans. Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Ethik. Zweite um ein Vorwort vermehrte Auflage. Luchterhand, Neuwied 1963, S. 17.
↑Jean Améry: Jargon der Dialektik. In: ders.: Werke, Band 6: Aufsätze zur Philosophie. Klett-Cotta, 2004, S. 289 f. Siehe auch die Rezension von Andreas Dorschel: Der Geist ist stets gestört. In: Süddeutsche Zeitung vom 7. Juni 2004, Nr. 129, S. 14.
↑Albrecht Wellmer: Über Negativität und Autonomie der Kunst. Die Aktualität von Adornos Ästhetik und blinde Flecken seiner Musikphilosophie. In: Axel Honneth (Hrsg.): Dialektik der Freiheit. Frankfurter Adorno-Konferenz 2003. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 258, 261.
↑Hans Robert Jauß: Ästhetische Erfahrung und literarische Hermeneutik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 44–54.
↑Philipp von Wussow: „Eine Karikatur der Theorie“. Zur neueren Adorno-Biographik. In: Naharaim. 1, 2007, S. 131–147; Eva-Maria Ziege: Mimesis als Lebensform und Theorieverhalten. Zum 100. Geburtstag von T.W. Adorno (1903–1969). In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte. 56, 4, 2004, S. 366–373.
↑Marlene App: Auf der Spur Adornos. In: Frankfurter Rundschau. 13. Dezember 2022, abgerufen am 8. September 2023.
↑Carlota Brandis: Infotafel erinnert an Theodor W. Adornos Geburtshaus. In: FAZ.NET. 17. Dezember 2022, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 8. September 2023]).
↑Eintrag zu Adornos Traumprotokollen im „Lexikon Traumkultur“