Zum Inhalt springen

SodaStream und Asienkrise: Unterschied zwischen den Seiten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Unterschied zwischen Seiten)
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
 
Perlenfischer (Diskussion | Beiträge)
K typo
 
Zeile 1: Zeile 1:
Mit '''Asienkrise''' wird die [[Finanzmarkt]]-, [[Währungskrise|Währungs-]] und [[Wirtschaftskrise]] Ostasiens der Jahre 1997 und 1998 bezeichnet. Sie begann im März 1997 in [[Thailand]] und griff auf mehrere asiatische Staaten über, insbesondere auf viele der so genannten [[Tigerstaaten|Tiger-]] und [[Pantherstaaten]].
'''Soda-Club''' ist ein Hersteller von [[Trinkwassersprudler]]n, mit denen sich Leitungswasser mit Kohlensäure versetzen lässt, wobei das Kohlenstoffdioxid in austauschbaren Zylindern gelagert wird. Während das Besprundelungsgerät lange Zeit nutzbar ist, muss der Zylinder ausgetauscht werden, sobald er leer ist. Soda-Club erzielt den größten Teil ihres Umsatzes mit der Befüllung dieser Zylinder, die sie für Europa zentral in [[Limburg an der Lahn]] durchführen lässt.


Die am stärksten betroffenen Länder waren [[Indonesien]], [[Südkorea]] und [[Thailand]]. Auch in [[Malaysia]], den [[Philippinen]] und [[Singapur]] machte sich die Krise bemerkbar, während die [[Volksrepublik China]] und [[Taiwan]] größtenteils unberührt blieben. Die [[Wirtschaftskrise#Japankrise|gleichzeitige Wirtschaftskrise]] in [[Japan]] hatte ihre eigenen Ursachen, wurde aber durch die Asienkrise noch verstärkt.
Der Engländer Peter Wiseburgh hat Soda-Club 1991 in Israel gegründet. Die wesentliche operative Gesellschaft ist die ''Soda-Club International BV'' mit Sitz im niederländischen [[Breda]]. Die deutsche Tochter ''Soda-Club GmbH'' mit 150 Mitarbeitern betreibt die Wiederbefüllanlage für die Kohlensäurezylinder in Limburg. Geräte und Fruchtsirups werden von ''Soda-Club Ltd.'' in Israel und den besetzten Gebieten <ref>http://www.unitedcivilians.nl/nl/doc.phtml?p=article&article=143</ref> produziert.
[[Bild:Asian Financial Crisis.png|thumb|300px|Von der Asienkrise besonders betroffene Staaten]]


== Entstehung und Ursachen der Krise==
Durch die Übernahme von Soda-Stream im Jahr 1998 hat Soda-Club seinen Marktanteil in Deutschland auf 70% ausgedehnt.
Die Ursachen und Gründe für die Krise 1997/98 im asiatischen Raum sehen viele Experten in maßlosen [[Investitionen]], exzessiver Kreditaufnahme – auch in Fremdwährung, [[Handelsbilanzdefizit|Handelsbilanzdefiziten]] und schwachen regionalen [[Finanzmarkt|Finanzmarktstrukturen]].<ref>Vgl. Dieter, H. ''Ostasien nach der Krise: Interne Reformen, neue Finanzarchitektur und monetärer Regionalismus. in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 37–38/2000, S. 21–28.</ref><ref>[http://www.cato.org/pubs/journal/cj17n3-10.html Vgl. Meltzer, Allan H. ''Asian Problems and the IMF'' Cato Journal, Vol. 17, No. 3, 1998]</ref><ref>[http://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/wp97157.pdf Vgl. Johnston, R. Barry, Salim M. Darbar and Claudia Echeverria, ''Sequencing Capital Account Liberalization – Lessons from the Experiences in Chile, Indonesia, Korea, and Thailand'' IMF Working Paper WP/1997/157.]</ref><ref>[http://www.bis.org/publ/econ46.pdf?noframes=1 Vgl. Goldstein, M., Turner, P. „Banking Crises in Emerging Economies: Origins and Policy Options,“ BIS Economic Paper No. 46. 1996]</ref>


===Investitionsblase===
Die Soda-Club-Gruppe erzielt mit etwa 900 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 100 Millionen Euro.
In Folge der Liberalisierung der Finanzsektoren asiatischer Staaten entstand in den neunziger Jahren ein <nowiki>Kredit</nowiki>[[Konjunktur#Hochkonjunktur_.28Boom.29|boom]] in Asien. Das Wachstum des [[Kredit]]volumens lag in den neunziger Jahren im Durchschnitt um 8 bis 10 Prozentpunkte über den [[Wachstum]]sraten des [[BIP]]. Ein immer größerer Teil der Kredite wurde dabei zum Kauf von [[Aktien]] und [[Immobilien]] eingesetzt. Die Folge war ein Anstieg der Aktienmärkte und ein starkes Ansteigen der Immobilienpreise um das bis zu Vierfache. Mit den steigenden Immobilien- und Aktienpreisen glaubten die asiatischen [[Bank]]en gute Sicherheiten für die weitere Vergabe neuer Kredite zu haben. Dieses Vorgehen führte zur neuerlichen Kreditvergabe, die wiederum in Aktien und Immobilien flossen. Durch die daraus folgenden Preissteigerungen entstand in einigen Bereichen eine enorme spekulative Blase.
Dieser „[[Teufelskreis]]“ bei der Kreditvergabe der Banken, bei denen der gestiegene Wert der Sicherheiten zu einer Ausweitung der Kreditvergabe führte, welche wiederum die Preise der Sicherheiten in die Höhe trieb, hatte eine stark einseitige Ausrichtung der Kreditvergabe zur Folge. Ende 1997 lag der Anteil der Kredite im Immobiliensektor in Thailand, Indonesien und Malaysia zwischen 25 und 40&nbsp;Prozent.
Dies machte die Banken bei einem eventuellen Tief am [[Aktienmarkt|Aktien]]- und [[Immobilienmarkt]] verwundbar.


[[Bild:Wechselkurse_Asienkrise.PNG|thumb|450px|[[Wechselkurs]]e zur [[Deutsche Mark|Deutschen Mark]] ausgewählter asiatischer [[Währung]]en in den Jahren 1995 bis 1999]]
== Kartellverfahren ==


===Fehlende Fremdwährungsabsicherung===
Am 9. Februar 2006 erließ das [[Bundeskartellamt]] einen Untersagungsbeschluss gegen das von Soda-Club praktizierte Befüllungssystem (Gesch.Z.: B3-39/03). Ursprünglich nahmen alle Einzelhändler und Abfüllunternehmen die am Markt umlaufenden Zylinder wieder zurück, tauschten und befüllten diese (Tauschpool). Soda-Club hat diese Konkurrenz dadurch auszuschalten versucht, dass sie nur noch den von ihr lizenzierten Befüllern die Wiederbefüllung der Zylinder gestattete. Um dieses Vorhaben umzusetzen, hat Soda-Club zunächst allen nicht lizenzierten Abfüllern vorgeworfen, durch die Befüllung der Soda-Club-Zylinder eine Verstoß gegen das Markenrecht zu begehen. Damit scheiterten sie allerdings sowohl vor dem OLG Düsseldorf (AZ.: 20 U 107/01), als auch vor dem BGH (AZ.: I ZR 44/02). Die Kohlensäurezylinder würden schließlich nicht Soda-Club sondern vielmehr den Verbrauchern gehören. Diesen müsse daher auch die Entscheidung über den Befüller zustehen.
Weitere Probleme resultierten aus unterschiedlichen [[Laufzeit|Laufzeiten]] und [[Währung|Währungen]] der aufgenommenen und vergebenen Kredite. Da die Banken von der günstigen Zinssituation auf den internationalen Finanzmärkten profitieren wollten, erfolgte die Verschuldung vielfach in [[US-Dollar]] oder [[Yen]] mit kurzen Laufzeiten. Die Kreditvergabe an inländische [[Kreditnehmer]] erfolgte meistens langfristig und in inländischer Währung. Kreditinstitute finanzierten langfristige Kredite mit Hilfe von kurzfristig aufgenommenem Geld. Aufgrund dieser Vorgehensweise kam es zu gravierenden Unterschieden bei Laufzeit und Währung zwischen den aufgenommenen und vergebenen Krediten.
Darauf reagiert Soda-Club, indem sie die Zylinder mit dem Aufdruck „Mietzylinder“ versah und ab 2004 an den Endverbraucher nur noch vermieten wollte, so dass nur Soda-Club das Recht über die Befüllung zustehen würde. Verschärft wurde diese Situation noch dadurch, dass von Mitbewerbern auf dem Markt gebrachte Ersatzzylinder von Soda-Club zwar zurückgenommen, allerdings nur eigene ausgegeben wurden.
Zu diesem Zeitpunkt wurde ein schwerwiegender Fehler begangen, da die Finanzinstitute auf die anhaltende Stabilität der Währungen durch die Koppelung der heimischen Währung, zumeist an den US-Dollar, vertrauten, und deshalb keine Notwendigkeit sahen, die [[Verbindlichkeiten]] in Yen oder Dollar gegen [[Wechselkurs#Wechselkurs.C3.A4nderungen|Wechselkursänderungen]] abzusichern.
In diesem Vorgehen sah das Bundeskartellamt eine Ausnutzung der marktbeherrschenden Stellung von Soda-Club und damit ein Verstoß gegen das [[Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen]]. Begründet wurde der Beschluss unter anderem damit, dass das Eigentum am Zylinder trotz des Aufklebers auf den Kunden übergehe. Außerdem schaffe Soda-Club durch ihre Geschäftspraktiken eine nicht zu rechtfertigen Behinderung für andere Abfüller.
Durch dieses Vorgehen profitierten sie von der Schwäche des US-Dollars gegenüber dem japanischen Yen zwischen 1985 und 1995. Bis 1995 war diese Strategie sehr erfolgreich. Sie waren konkurrenzfähig und konnten ein stark exportgetriebenes Wachstum verbuchen. Als sich der Dollar/Yen-Kurstrend umkehrte, stiegen plötzlich die lokalen Währungen in realer Rechnung, was zu einer ernsthaften Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit führte und somit zu einem gravierenden [[Handelsbilanzdefizit]].
Für die asiatischen Banken war durch die staatlich abgesicherten Wechselkurse das Wechselkursrisiko für die Aufnahme ausländischer Gelder scheinbar vernachlässigbar und [[Fremdwährungskredit|Devisenkredite]] waren aufgrund geringer [[Risikoprämie]]n vergleichsmäßig günstig.<ref>Vgl. Steinwand, Dirk (2002), ''Finanzkrisen der dritten Generation: Der Fall Asien'' Abteilung 41 Arbeitsfeld Finanzsystementwicklung und Kreditwesen, Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, Eschborn 2002</ref> Sie verzichteten zu Gunsten höherer Gewinne auf die in derartigen Situationen notwendige Risikoabsicherung über die [[Terminmarkt|Terminmärkte]].


[[Bild:Wechselkurse_Asienkrise2.PNG|thumb|450px|Prozentuale Veränderung der [[Wechselkurs]]e zur [[Deutsche Mark|Deutschen Mark]] ausgewählter asiatischer [[Währung]]en in den Jahren 1995 bis 1999]]
Das Oberlandesgericht Düsseldorf hat in einer am 14. März 2007 veröffentlichten Entscheidung (AZ.: XI Kart 5/06 (X)) eine Rechtsbeschwerde der Soda-Club GmbH zurückgewiesen. Gegen diese Entscheidung hatte Soda-Club Rechtsbeschwerde eingelegt. Am 4. März 2008 schließlich entschied der Bundesgerichtshof, dass Soda-Club die Befüllung oder den Tausch der eigenen Gaszylinder auch durch Wettbewerber zulassen muss. Zusätzlich muss Soda-Club künftig auf den Etiketten der Gaszylinder auf diese Möglichkeit hinweisen.<ref>http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=en&Datum=Aktuell&Sort=3&nr=42994&linked=pm&Blank=1</ref>


Das Hauptproblem dieser [[Finanzpolitik]] waren die kurzfristigen, in Fremdwährung laufenden Kredite der asiatischen Banken, denen nur ein verhältnismäßig geringer [[Währungsreserven]]bestand gegenüberstand.<ref>Vgl. McKinnon, Ronald; Pill, H (1996): ''Credible Liberalizations and International Capital Flows: The ”Overborrowing Syndrome'', in: Ito, Takatoshi; Krueger, Anne O. (Hrsg.): —Financial Deregulation and Integration in East Asi, Chicago, London, S. 7–42., 1996</ref> Die Krisenländer waren bei Eintreten der Krise und Fälligwerden der zuvor aufgenommenen Kredite nicht in der Lage kurzfristig diese mit genug ausländischen [[Devisen]] zu bedienen. Offizielle Angaben über die Währungsreserven zeigten ein verfälschtes Bild der wahren Situation. Die Währungsreserven waren viel zu hoch bewertet, weil Transaktionen an den Terminmärkten nicht berücksichtigt worden waren. Eine Reihe von Zentralbanken (bspw. die [[thailändische Zentralbank]]) versuchte bei Auftreten der Finanzkrise über Transaktionen an den Terminmärkten die Kurse ihrer Währungen zu stützen, um eine Währungskrise abzuwenden.
== Weblinks ==
* [http://www.sodaclub.de Soda-Club Deutschland]
* [http://www.sodaclub.com/corporate/default.html Soda-Club Group]
* [http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/download/pdf/Kartell/Kartell06/B3-39-03.pdf Beschluss des Bundeskartellamts]
* Handelsblatt.com: [http://www.handelsblatt.com/pshb/fn/relhbi/sfn/cn_artikel_drucken/strucid/200012/pageid/200038/docid/1040252 Das zischende Imperium zieht weiter]


===Schwache regionale Finanzmarktstrukturen===
== Quellen ==
Zusätzlich zu den bereits skizzierten Missständen gab es in den meisten Ländern keine oder eine nur unzureichend funktionierende Aufsichtsbehörde. Zudem verzichteten die Banken auf eine gründliche Risikobeurteilung bei der [[Kreditvergabe]], und die [[Bonitätsprüfung]] der Kreditnehmer wurde stark vernachlässigt. Die Folge dieser Kreditvergabepraktiken war, dass viele der Banken eine viel zu geringe [[Eigenkapitalquote]] aufwiesen. Das Management der Finanzinstitute vertraute darauf, dass die Regierung sie unterstützen würde, sollte es tatsächlich zu Schwierigkeiten kommen. Die Fehler sind jedoch nicht nur beim Management der asiatischen Banken zu suchen, sondern die Krise wurden besonders verstärkt oder erst herbeigeführt durch ausländische Spekulanten, die im Zusammenhang mit einer bevorstehenden Finanzkrise auf eine Währungskrise spekulierten.
Ein weiterer Grund für die [[Überschuldung]] der Institute und somit der einzelnen Staaten waren das niedrige [[Zinsniveau]] in [[Japan]] und die damit verbundenen Anreizstrukturen zur Kreditaufnahme im asiatischen Raum. Viele Investoren wollten in dem Zukunftsmarkt Südostasien dabei sein. Auch im Westen herrschte die Meinung, dass die Regierungen in Asien, sollte es zu Problemen kommen, über die Ressourcen verfügen würden, um eventuelle [[Solvenz|Solvenzprobleme]] abzufangen.

==Chronologische Übersicht wichtiger Ereignisse der Asienkrise==

===Das Jahr 1997===
<div class="BoxenVerschmelzen">
<div class="NavFrame" style="clear:both">
<div class="NavHead">Indonesien</div>
<div class="NavContent">
{| width="100%"
|- bgcolor="#F0F0F0"
| width="10%" |März
| width="10%" |April
| width="10%" |Mai
| width="10%" |Juni
| width="10%" |Juli
| width="10%" |August
| width="10%" |September
| width="10%" |Oktober
| width="10%" |November
| width="10%" |Dezember
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
|
|
|
|
| bgcolor="#E6DBEC" | Die [[Indonesische_Rupiah|Indonesische Rupiah]] gerät unter Druck und verliert an Wert gegenüber dem US-Dollar.
| bgcolor="#CDB7D9" | Die Koppelung an den US-Dollar wird aufgehoben, daraufhin verliert die Indonesische Rupiah massiv an Wert.
| bgcolor="#CDB7D9" |
| bgcolor="#B494C6" | 16 Banken werden geschlossen; es wird eine begrenzte Spareinlagensicherungsgarantie abgegeben. Weitere Bankschließungen kündigen sich an.
| bgcolor="#B494C6" | Ein 3-Jahres Notfallarrangement mit dem Internationalen Währungsfonds wird genehmigt.
| bgcolor="#B494C6" | Ein [[Bank Run]] beginnt. Die Hälfte aller Bankeinlagen werden abgezogen.
|}
</div>
<div class="NavEnd">&nbsp;</div>
</div>
<div class="NavFrame" style="clear:both">
<div class="NavHead">Südkorea</div>
<div class="NavContent">
{| width="100%"
|- bgcolor="#F0F0F0"
| width="10%" |März
| width="10%" |April
| width="10%" |Mai
| width="10%" |Juni
| width="10%" |Juli
| width="10%" |August
| width="10%" |September
| width="10%" |Oktober
| width="10%" |November
| width="10%" |Dezember
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
|
|
|
|
| bgcolor="#FDE4CA" | Mehrere Koreanische Banken werden von Ratingagenturen auf „negative outlook“ gesetzt
| bgcolor="#FAC793" | Die Regierung gibt eine Garantieerklärung für alle Verbindlichkeiten der koreanischen Banken ab. Ausländische Investoren stellen Kredite, die an die Banken ausgereicht wurden, fällig.
| bgcolor="#FAC793" |
| bgcolor="#FAC793" |
| bgcolor="#F5A85B" | Der koreanische [[Won (Südkorea)|Won]] gerät unter Druck und die erlaubte Wechselkursschwankung weitet sich aus. Der Won verliert massiv an Wert.
| bgcolor="#F5A85B" | Ein 3-Jahres Notfallarrangement mit dem Internationalen Währungsfonds wird genehmigt. Die Aktien von 14 Universalbanken werden vom Handel ausgesetzt und 2 große Banken werden nationalisiert.
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
|
|
|
|
|
|
|
|
| bgcolor="#F5A85B" | Die Korea Asset Management Corporation (KAMCO) Fondsgesellschaft wird gegründet, um notleidende Kredite zu übernehmen
| bgcolor="#F5A85B" | Regierungswechsel. Reformen des Finanzmarkts, Gründung der Finanzmarktaufsicht und Implementierung von Kontrollen.
|}
</div>
<div class="NavEnd">&nbsp;</div>
</div>
<div class="NavFrame" style="clear:both">
<div class="NavHead">Malaysia</div>
<div class="NavContent">
{| width="100%"
|- bgcolor="#F0F0F0"
| width="10%" |März
| width="10%" |April
| width="10%" |Mai
| width="10%" |Juni
| width="10%" |Juli
| width="10%" |August
| width="10%" |September
| width="10%" |Oktober
| width="10%" |November
| width="10%" |Dezember
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
|
| bgcolor="#E7E4E2" | Die malaysische Nationalbank [[Bank Negara Malaysia]] begrenzt die Kreditvergabe der Banken im Hinblick auf Immobilien und Aktienkäufen.
| bgcolor="#E7E4E2" |
| bgcolor="#E7E4E2" |
| bgcolor="#B6B1AB" | Die Bank Negara Malaysia interveniert massiv um den Wechselkurs des Malayischen Ringgits zu verteildigen. Wenig später wird die Währungskoppelung aufgegeben.
| bgcolor="#B6B1AB" |
| bgcolor="#B6B1AB" |
| bgcolor="#B6B1AB" |
| bgcolor="#B6B1AB" |
| bgcolor="#B6B1AB" |
|}
</div>
<div class="NavEnd">&nbsp;</div>
</div>
<div class="NavFrame" style="clear:both">
<div class="NavHead">Philippinen</div>
<div class="NavContent">
{| width="100%"
|- bgcolor="#F0F0F0"
| width="10%" |März
| width="10%" |April
| width="10%" |Mai
| width="10%" |Juni
| width="10%" |Juli
| width="10%" |August
| width="10%" |September
| width="10%" |Oktober
| width="10%" |November
| width="10%" |Dezember
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
|
|
|
|
| bgcolor="#BC9750" | Der [[Philippinischer Peso|Philippinische Peso]] darf in größerer Bandbreite um den US-Dollar schwanken.
| bgcolor="#BC9750" |
| bgcolor="#BC9750" |
| bgcolor="#BC9750" |
| bgcolor="#BC9750" |
| bgcolor="#BC9750" |
|}
</div>
<div class="NavEnd">&nbsp;</div>
</div>
<div class="NavFrame" style="clear:both">
<div class="NavHead">Thailand</div>
<div class="NavContent">
{| width="100%"
|- bgcolor="#F0F0F0"
| width="10%" |März
| width="10%" |April
| width="10%" |Mai
| width="10%" |Juni
| width="10%" |Juli
| width="10%" |August
| width="10%" |September
| width="10%" |Oktober
| width="10%" |November
| width="10%" |Dezember
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
| bgcolor="#BFE8E3" | Erste offizielle Verlautbarung bezüglich Problemen bei zwei nicht namentlich genannten Finanzintermediären und Start von Rekapitalisierungen dieser.
| bgcolor="#BFE8E3" |
| bgcolor="#BFE8E3" |
| bgcolor="#BFE8E3" | 16 Finanzintermediäre werden geschlossen und eine Spareinlagengarantie für alle Finanzinstitute von der Regierung abgegeben.
| bgcolor="#7FD1C7" | Die Währungskoppelung wird aufgehoben und der thailändische Baht verliert zwischen 15–20 Prozent an Wert.
| bgcolor="#7FD1C7" | Maßnahmen zur Stärkung des Finanzmarkts werden ergriffen. 42 Finanzintermediäre vorübergehend geschlossen.
| bgcolor="#7FD1C7" |
| bgcolor="#7FD1C7" |
| bgcolor="#3FB9AA" | Regierungswechsel. Implementierung von Wirtschaftsreformen.
| bgcolor="#3FB9AA" | 56 vorübergehend geschlossene Finanzintermediäre werden endgültig geschlossen und abgewickelt.
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
| bgcolor="#BFE8E3" colspan="4"| 66 Finanzintermediäre erhalten nicht öffentlich Liquidität von der thailändischen Nationalbank. Signifikante Kapitalabflüsse.
| bgcolor="#7FD1C7" |
| bgcolor="#7FD1C7" | Ein 3-Jahres Notfallarrangement mit dem Internationalen Währungsfonds wird genehmigt.
| bgcolor="#7FD1C7" |
| bgcolor="#3FB9AA" | Notfallerlässe der Regierung um den Finanzsektor zu entlasten und zu restrukturieren.
| bgcolor="#3FB9AA" |
| bgcolor="#3FB9AA" | Die thailändische Nationalbank nationalisiert die Universalbanken.
|}
</div>
<div class="NavEnd">&nbsp;</div>
</div>
</div>

===Das Jahr 1998===

<div class="BoxenVerschmelzen">
<div class="NavFrame" style="clear:both">
<div class="NavHead">Indonesien</div>
<div class="NavContent">
{| width="100%"
|- bgcolor="#F0F0F0"
| width="9%" |Januar
| width="9%" |Februar
| width="9%" |März
| width="9%" |April
| width="9%" |Mai
| width="9%" |Juni
| width="9%" |Juli
| width="9%" |August
| width="9%" |September
| width="9%" |Oktober
| width="9%" |November
| width="9%" |Dezember
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
| bgcolor="#B494C6" | Ein zweites IWF-Programm wird angekündigt. Die [[Indonesian Bank Restructuring Agency]] (IBRA) wird gegründet und gibt eine Generalgarantie für die indonesischen Banken ab.
| bgcolor="#B494C6" | Zweifel über die Zukunft des Finanzsektors wachsen inmitten politischer Unsicherheit. Die Indonesische Rupiah wird weiter abgewertet und ein Currency-Board wird diskutiert.
| bgcolor="#B494C6" |
| bgcolor="#B494C6" | Die IBRA schließt 7 Banken und übernimmt 7 weitere.
| bgcolor="#B494C6" | Unruhen in Indonesien. Die Rupiah wird weiter abgewertet. Bank runs intensivieren sich. Die Nationalbank Indonesiens muss Liquidität bereitstellen. Die IBRA übernimmt eine grosse Privatbank.
| bgcolor="#B494C6" | International Kreditgeber und indonesische Unternehmen einigen sich auf Umschuldungsprogramme für indonesische Unternehmen.
| bgcolor="#B494C6" |
| bgcolor="#B494C6" |
| bgcolor="#B494C6" | Indonesiens Auslandsschulden bei institutionellen Investoren werden refinanziert.
| bgcolor="#B494C6" | Die Indonesische Regierung verabschiedet Änderungen des Bankengesetzes zur Stärkung der IBRA.
| bgcolor="#B494C6" |
| bgcolor="#B494C6" |
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
| bgcolor="#B494C6" |
| bgcolor="#B494C6" | Präsident [[Suharto]] wird wiedergewählt.
| bgcolor="#B494C6" |
| bgcolor="#B494C6" |
| bgcolor="#B494C6" | Präsident Suharto tritt zurück.
| bgcolor="#B494C6" |
| bgcolor="#B494C6" |
| bgcolor="#B494C6" |
| bgcolor="#B494C6" | Bank Mandiri wird durch Fusion der vier größten staatlichen Banken gegründet. Pläne für eine gemeinsame Regierung angekündigt. Rekapitalisierungsmassnahmen von privaten Banken.
| bgcolor="#B494C6" |
| bgcolor="#B494C6" |
| bgcolor="#B494C6" |
|}
</div>
<div class="NavEnd">&nbsp;</div>
</div>
<div class="NavFrame" style="clear:both">
<div class="NavHead">Südkorea</div>
<div class="NavContent">
{| width="100%"
|- bgcolor="#F0F0F0"
| width="9%" |Januar
| width="9%" |Februar
| width="9%" |März
| width="9%" |April
| width="9%" |Mai
| width="9%" |Juni
| width="9%" |Juli
| width="9%" |August
| width="9%" |September
| width="9%" |Oktober
| width="9%" |November
| width="9%" |Dezember
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
| bgcolor="#F5A85B" | Korea-Abkommen mit externen privaten Gläubigern bezüglich Umschuldung von kurzfristigen Schulden.
| bgcolor="#F5A85B" | Ein neuer Präsident und eine neue Regierung treten ihr Amt an.
| bgcolor="#F5A85B" |
| bgcolor="#F5A85B" |
| bgcolor="#F5A85B" |
| bgcolor="#FAC793" | Die koreanische Regierung schließt 7 kleinere Banken und zwei weitere Banken werden mit grösseren Geschäftsbanken fusioniert.
| bgcolor="#FAC793" |
| bgcolor="#FAC793" |
| bgcolor="#FAC793" |
| bgcolor="#FAC793" |
|
|
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
| bgcolor="#F5A85B" | 10 von 14 Banken werden geschlossen. Die verbleibenden 20 Banken sind verpflichtet Restrukturierungspläne vorzulegen.
| bgcolor="#F5A85B"
| bgcolor="#F5A85B"
| bgcolor="#F5A85B" | Vier der 20 Restrukturierungspläne werden abgelehnt und die 4 Banken geschlossen und abgewickelt.
| bgcolor="#F5A85B"
| bgcolor="#FAC793" | Neue Klassifizierung für [[Drohverlust]]e und deren [[Rückstellung]]en wird eingeführt.
| bgcolor="#FAC793" |
| bgcolor="#FAC793" |
| bgcolor="#FAC793" |
| bgcolor="#FAC793" |
|
|
|}
</div>
<div class="NavEnd">&nbsp;</div>
</div>
<div class="NavFrame" style="clear:both">
<div class="NavHead">Malaysia</div>
<div class="NavContent">
{| width="100%"
|- bgcolor="#F0F0F0"
| width="9%" |Januar
| width="9%" |Februar
| width="9%" |März
| width="9%" |April
| width="9%" |Mai
| width="9%" |Juni
| width="9%" |Juli
| width="9%" |August
| width="9%" |September
| width="9%" |Oktober
| width="9%" |November
| width="9%" |Dezember
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
| bgcolor="#B6B1AB" | Maßnahmen zur Stärkung der aufsichtsrechtlichen Vorschriften werden angekündigt. Bank Negara Malaysia gibt eine Generalgarantie für alle Bankeinlagen ab.
| bgcolor="#B6B1AB" | Eine kommerzielle Bank wird von ausländischen strategischen Investoren gekauft.
| bgcolor="#B6B1AB" | Ein Programm zur Konsolidierung der Finanzen und zur Rekapitalisierung von Unternehmen und kommerzielle Banken wird angekündigt.
| bgcolor="#B6B1AB" |
| bgcolor="#B6B1AB" |
| bgcolor="#B6B1AB" | [[Danaharta]], eine staatliche Asset-Management-Gesellschaft, wird gegründet.
| bgcolor="#B6B1AB" |
| bgcolor="#B6B1AB" | [[Danamodal]], eine Bankumstrukturierungs- und Sanierungsagentur wird gegründet.
| bgcolor="#B6B1AB" | Kapitalkontrollen werden eingeführt, der Wechselkurs wird gekoppelt, die Offenlegungspflichten entspannt, und Maßnahmen zur Förderung der Kreditvergabe der Banken verabschiedet.
| bgcolor="#B6B1AB" |
| bgcolor="#B6B1AB" |
| bgcolor="#B6B1AB" |
|}
</div>
<div class="NavEnd">&nbsp;</div>
</div>
<div class="NavFrame" style="clear:both">
<div class="NavHead">Philippinen</div>
<div class="NavContent">
{| width="100%"
|- bgcolor="#F0F0F0"
| width="9%" |Januar
| width="9%" |Februar
| width="9%" |März
| width="9%" |April
| width="9%" |Mai
| width="9%" |Juni
| width="9%" |Juli
| width="9%" |August
| width="9%" |September
| width="9%" |Oktober
| width="9%" |November
| width="9%" |Dezember
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
| bgcolor="#BC9750" |
| bgcolor="#BC9750" |
| bgcolor="#BC9750" | 3-Jahres-Stand-By-Arrangement mit dem IWF wird vereinbart
| bgcolor="#BC9750" |
| bgcolor="#BC9750" |
| bgcolor="#BC9750" |
| bgcolor="#BC9750" |
| bgcolor="#BC9750" |
| bgcolor="#BC9750" |
| bgcolor="#BC9750" |
| bgcolor="#BC9750" |
| bgcolor="#BC9750" |
|}
</div>
<div class="NavEnd">&nbsp;</div>
</div>
<div class="NavFrame" style="clear:both">
<div class="NavHead">Thailand</div>
<div class="NavContent">
{| width="100%"
|- bgcolor="#F0F0F0"
| width="9%" |Januar
| width="9%" |Februar
| width="9%" |März
| width="9%" |April
| width="9%" |Mai
| width="9%" |Juni
| width="9%" |Juli
| width="9%" |August
| width="9%" |September
| width="9%" |Oktober
| width="9%" |November
| width="9%" |Dezember
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
| bgcolor="#3FB9AA" | Bank of Thailand interveniert bei zwei kommerziellen Banken; Aktionäre werden ausgeschlossen.
| bgcolor="#3FB9AA" |
| bgcolor="#3FB9AA" | Neue Klassifizierung für Drohverluste und deren Rückstellungen wird eingeführt.
| bgcolor="#3FB9AA" |
| bgcolor="#3FB9AA" | Bank of Thailand interveniert bei 7 Finanzintermediären; Aktionäre werden ausgeschlossen.
| bgcolor="#3FB9AA" |
| bgcolor="#3FB9AA" |
| bgcolor="#3FB9AA" | Finanzsektorumstrukturierungsplan angekündigt. Bereitstellung von öffentlichen Mitteln zur Unterstützung der Rekapitalisierung der Banken. Intervention bei zwei Banken und fünf Finanzierungsgesellschaften. Aktionärsanteile eliminiert.
| bgcolor="#3FB9AA" |
| bgcolor="#3FB9AA" |
| bgcolor="#3FB9AA" |
| bgcolor="#3FB9AA" |
|}
</div>
<div class="NavEnd">&nbsp;</div>
</div>
</div>

===Das Jahr 1999===

<div class="BoxenVerschmelzen">
<div class="NavFrame" style="clear:both">
<div class="NavHead">Indonesien</div>
<div class="NavContent">
{| width="100%"
|- bgcolor="#F0F0F0"
| width="9%" |Januar
| width="9%" |Februar
| width="9%" |März
| width="9%" |April
| width="9%" |Mai
| width="9%" |Juni
| width="9%" |Juli
| width="9%" |August
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
| bgcolor="#B494C6" |
| bgcolor="#B494C6" |
| bgcolor="#B494C6" | Indonesiens Regierung schließt 38 Banken und die IBRA übernimmt sieben weitere. Für neun Banken werden staatliche Sanierungspläne angekündigt
| bgcolor="#CDB7D9" | Schließung einer Joint-Venture-Bank. Indonesiens Regierung kündigt einen Plan zur Rekapitalisierung von drei verstaatlichten insolventen Banken an.
| bgcolor="#CDB7D9" |
| bgcolor="#E6DBEC" | Acht Privatbanken werden mit öffentlichen und privaten Mitteln rekapitalisiert.
| bgcolor="#E6DBEC" | Indonesiens Regierung kündigt einen Plan zur Auflösung der IBRA Banken an.
| bgcolor="#E6DBEC" | Verschmelzung der Bankeneinheiten der Bank Mandiri.
|}
</div>
<div class="NavEnd">&nbsp;</div>
</div>
<div class="NavFrame" style="clear:both">
<div class="NavHead">Malaysia</div>
<div class="NavContent">
{| width="100%"
|- bgcolor="#F0F0F0"
| width="9%" |Januar
| width="9%" |Februar
| width="9%" |März
| width="9%" |April
| width="9%" |Mai
| width="9%" |Juni
| width="9%" |Juli
| width="9%" |August
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
| bgcolor="#E7E4E2" |
| bgcolor="#E7E4E2" | Kapitalkontrollen werden durch Abgaben ersetzt.
|
|
|
|
|
|
|}
</div>
<div class="NavEnd">&nbsp;</div>
</div>
<div class="NavFrame" style="clear:both">
<div class="NavHead">Thailand</div>
<div class="NavContent">
{| width="100%"
|- bgcolor="#F0F0F0"
| width="9%" |Januar
| width="9%" |Februar
| width="9%" |März
| width="9%" |April
| width="9%" |Mai
| width="9%" |Juni
| width="9%" |Juli
| width="9%" |August
|- bgcolor="#F0F0F0" style="line-height:1em; font-size:0.8em;"
| bgcolor="#BFE8E3" |
| bgcolor="#BFE8E3" |
| bgcolor="#BFE8E3" |
| bgcolor="#BFE8E3" |
| bgcolor="#BFE8E3" |
| bgcolor="#BFE8E3" |
| bgcolor="#BFE8E3" | Die thailändische Regierung interveniert bei einer kleineren Privatbank und bereitet den Verkauf vor.
|
|}
</div>
<div class="NavEnd">&nbsp;</div>
</div>
</div>

== Wirtschaftliche Auswirkungen ==
===Auswirkungen der Krise auf die asiatischen Länder===
Nach Jahren starken Wachstums sahen sich die asiatischen Länder 1997 mit einem plötzlichen Fall in tiefe Rezession konfrontiert. Die internationalen Kapitalmärkte reagierten mit der gewohnten Härte. Damalige und zukünftige Investoren zeigten sich skeptisch über die Aussichten der Region und reagierten dementsprechend.
Vor Beginn der Krise waren die „[[Tigerstaaten]]“ noch sehr erfolgreich auf den weltweiten Kapitalmärkten, wobei der US-Dollar-Markt ungefähr 33 Mrd. US$ pro Jahr ausmachte. Doch der Vertrauensverlust der Investoren war enorm und 1998 sank der Wert auf nur noch 8 Mrd. US$ für asiatische Kreditnehmer. Die Krise zeigte sich besonders deutlich an der Wirtschaftsleistung des Jahres 1998. In diesem Jahr schrumpfte das [[Bruttoinlandsprodukt|BIP]] in Indonesien (-13,7 %), Thailand (-8,0 %), Südkorea (-5,5 %), Hongkong (-5,1 %) und auf den Philippinen (-0,5 %), nachdem diese Länder bis 1996 einen langjährigen Zuwachs verzeichnet hatten. In Japan sank das BIP ebenfalls um 2,8 %.
Auch der [[Arbeitsmarkt]] brach zusammen. In Südkorea stieg die Arbeitslosenquote von 2 % (1996) auf 6,8 % (1998), in Malaysia von 2,5 % (1996) auf 8 % (1998) und in Indonesien auf 22 % (Anfang 1999).
[[Bild:Erwerbslosenquote 1995-1998.GIF|thumb|450px|Erwerbslosenquote in ausgewählten asiatischen Ländern in den Jahren 1995 bis 1998]]

Während sich die Asienkrise weiterhin verschlimmerte, bemühte sich die internationale Gemeinschaft, die negativen Konsequenzen einzugrenzen. Der [[Internationaler Währungsfonds|Internationale Währungsfonds]] stellte in den Jahren 1997/98 39&nbsp;Milliarden US-Dollar für Thailand, Indonesien und Südkorea zur Verfügung. Zusätzlich bemühten sich zahlreiche Regierungen und internationale Organisationen, Hilfestellung zu leisten. Damals bestand Hoffnung, dass sich der Markt bald erholen würde.
Die am meisten betroffenen Währungen, der thailändische [[Baht]], die [[indonesische Rupiah]] und der [[südkoreanischer Won|südkoreanische Won]], hatten bis Mitte 1998 einen Teil ihres Wertverlustes aufgeholt und sich stabilisiert. Ebenso stabilisierten sich die Exportzahlen wieder.
Eine beruhigende Tatsache war, dass nicht alle Länder gleichermaßen betroffen waren. Die [[Volksrepublik China|VR China]] war relativ immun gegenüber den direkten Auswirkungen der Krise. Der [[Renminbi|Yuan]] behielt seinen Wert, das Bruttoinlandsprodukt wuchs weiter an und die [[Export|Exporte]] nahmen weiterhin kräftig zu.

===Auswirkungen der Krise auf andere Länder===
Die Marktprognosen waren denkbar schlecht und verhießen einen gravierend negativen Effekt auf die gesamte Weltproduktion. Es gab Prognosen, die von bis zu einem Drittel ausgingen. Tatsächlich entpuppten sich die direkten Effekte als wesentlich geringfügiger. Als Grund dafür ist der relativ geringfügige Exportanteil der USA und Europas in die asiatischen Länder, mit Ausnahme von Japan, zu nennen. Im Gegensatz dazu hatten die asiatischen Länder eine durchschnittlich hohe Exportquote von 36 % in die USA und nach Europa und standen so in einem engen Abhängigkeitsverhältnis. Im Vergleich dazu gingen nur 2,5 % der US-amerikanischen Exporte nach Südostasien.

Für den amerikanischen und europäischen Raum war die Krise anfänglich nicht allzu bedrohlich, doch Japan, das aus geographischer Lage heraus einen natürlichen [[Handel|Handelspartner]] und [[Anleger|Investor]] für diese Region darstellt, wurde am stärksten von den negativen Auswirkungen der Krise getroffen. Als direkte Konsequenz wurde Japans Exportanstieg deutlich geringer und erstmals in diesem Jahrzehnt wuchs Japans Wirtschaft 1998 nicht mehr. Die japanische Wirtschaft geriet in eine [[Rezession]].

Die USA konnten während der Ereignisse ihr Wirtschaftswachstum halten und gegen Ende 1998 sogar erhöhen. Gleichzeitig gelang es, die Inflation gering zu halten, die Konsumausgaben waren hoch und die Arbeitslosigkeit erreichte ein 30-Jahretief von 4,3 %. Aber der Höhepunkt der positiven Entwicklungen für die USA war der Höhenflug des [[Dow Jones Index]], der die 10.000er Marke überstieg und damit die europäischen Aktienmärkte mit sich auf Rekordhöhe zog.

Die Auswirkungen auf die EU-Wirtschaft hielten sich in Grenzen, obwohl die europäischen Investitionen in Asien einen Rückschlag erlitten. Der sekundäre und der tertiäre Bereich hatten die größten Schwierigkeiten, da eine Reihe von europäischen Industrieprodukten und Dienstleistungen für den asiatischen Markt bestimmt waren. Die Einbußen der [[Bundesrepublik Deutschland]] wurden, nach Aussage der Regierung, auf 10 Milliarden [[Deutsche Mark|DM]] geschätzt. Die Wachstumsrate der deutschen Wirtschaft fiel um 0,25 % und die Arbeitslosenquote nahm um 0,1–0,2 % zu.<ref>[http://www.geogr.uni-goettingen.de/kus/apsa/pn/ Racota, Despina-Simona (1999) Globale Konsequenzen der Asienkrise, Universität Göttingen]
</ref>

==Auswirkungen auf die Bevölkerung==
Die sozialen Auswirkungen der Krise äußerten sich überwiegend im Anstieg der Arbeitslosenzahlen und starken Realeinkommeneinbußen. Aber nicht alle Einkommensklassen waren gleichmäßig betroffen. Der Anteil der Löhne und Gehälter am Gesamteinkommen sank und führte so zu Änderungen der Einkommensverteilung. Als Folge hatten Bewohner der ländliche Gebieten, die meist ihre eigenen Nahrungsmittel anbauten oder züchteten, im Zuge der steigenden Preise durch den Verkauf ihrer Erzeugnisse profitiert, während die städtischen Haushalte, die sich Nahrungsmittel zu erhöhten Marktpreisen kaufen mussten, negativ betroffen waren. Dementsprechend stieg die [[Armut]] in städtischen Gebieten stärker als in ländlichen Gebieten.
Durch Kürzung der [[Soziale Sicherheit|Sozialausgaben]] seitens des Staates sank die Verfügbarkeit von Leistungen sowie die Qualität im Bildungs- und Gesundheitswesen und anderen öffentlichen Versorgungsleistungen. Aber auch die Humankapitalinvestitionen der Privathaushalte, insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Ernährung und Familienplanung nahmen ab. In der Gesundheitsversorgung verlagerten viele Haushalte ihre Behandlungen von der modernen medizinischen Versorgung zu traditionellen Heilern und Selbsthilfe um. So z.B. berichteten private Krankenhäuser und Kliniken in Malaysia einen Rückgang zwischen 15 und 50 Prozent der Anzahl der Patienten in Behandlung.
Die Kosten für Kontrazeptiva stiegen und eine große Anzahl von Frauen schied aus den [[Familienplanung]]sprogrammen aus. In Indonesien hatten bis dato die Teilnehmer der nationalen Familienplanungsprogramme die Kosten in vollem Umfang tragen müssen. Dementsprechend gehen Schätzungen davon aus, dass sich die Zahl der illegalen [[Abtreibung]]en und [[Kindstötung]]en deutlich erhöhte. <ref>„The Social Impact of the Asian Crisis”, 2001, Asian Development Bank http://www.adb.org</ref>

==Ausklang der Krise und Erholung==

Die wirtschaftliche Erholung von der Krise erfolgte in den meisten der betroffenen Ländern recht schnell. <ref>[http://www.bpb.de/publikationen/J333HG,0,0,Ostasien_nach_der_Krise%3A_Interne_Reformen_neue_Finanzarchitektur_und_monet%E4rer_Regionalismus.html Vgl. Dieter, H.: ''Ostasien nach der Krise: Interne Reformen, neue Finanzarchitektur und monetärer Regionalismus'', Bundeszentrale für politische Bildung, Aus Politik und Zeitgeschichte (B 37–38/2000)]</ref> Ein gutes makroökonomisches Management in der Stärkung der Stabilisierung der Finanzmärkte spielte dabei eine besondere Rolle. In den meisten asiatischen Ländern waren zwei Jahre später die [[Realzinssatz|realen]] und [[Nominalzinssatz|nominalen Zinssätze]] auf den [[Geldmarkt|Geldmärkten]] niedriger als vor der Krise 1999. Als der spekulative Druck auf die Währungen nachließ, fielen die Zinssätze in Korea, Thailand (Anfang 1998) und Indonesien (Mitte 1999). Die Kreditvergabe im Privatsektor wurde drastisch gesenkt und zog negative Auswirkungen auf den Privatkonsum nach sich, stabilisierte aber das Bankensystem.

==Die Rolle des Internationalen Währungsfonds ==

Der [[Internationaler Währungsfonds|Internationale Währungsfonds]] führte in Indonesien, Korea und Thailand Programme durch, die Finanzierungshilfen beinhalteten, aber an Bedingungen bezüglich Strukturreformen und makroökonomischen Maßnahmen gebunden waren. <ref name="IMF-Supported Programs in Indonesia, Korea, and Thailand, A Preliminary Assessment"> [http://www.imf.org/external/pubs/ft/op/op178/OP178.pdf Vgl. ''IMF-Supported Programs in Indonesia, Korea, and Thailand, A Preliminary Assessment'' Timothy Lane, Atish Ghosh, Javier Hamann, Steven Phillips, Marianne Schulze-Ghattas, and Tsidi Tsikata; IMF Publications Occasional Paper 178, 1999]</ref>

In den Jahren 1997/98 stellte er etwa 39 Milliarden US-Dollar Finanzmittel für Anpassungs- und Reformprogramme in Indonesien, Korea, Philippinen und Thailand bereit. <ref>[http://www.wiwi.uni-bielefeld.de/~dawid/Lehre/Downloads/Seminar-Globalisierung/Vortrag10.pdf Vgl. Arne Kleine-Hartlage, Pawel Redlich: ''Die Rolle des Internationalen Währungsfonds in der Asienkrise.'' Universität Bielefeld, Lehrstuhl für Volkswirtschaftspolitik, 2005]</ref> Insgesamt wurden 85 Milliarden US-Dollar von multilateralen und bilateralen Organisationen zugesichert, dieser Betrag wurde aber nie vollständig ausgezahlt.
Diese Finanzmittel wurden unter der Voraussetzung in Aussicht gestellt, dass die Geldpolitik in den jeweiligen Ländern gestrafft und damit einen weiteren Verfall der Wechselkurse einzudämmt würde, sowie der Implementierung einer restriktiven Haushaltspolitik.
Desweiteren war die Freigabe der Finanzmittel an Strukturreformen gebunden wozu insbesondere Vorschriften und das Einrichten von Überwachungskomissionen, die die Verschuldungs-, Effizienz- und Führungsprobleme im Banken- und Unternehmenssektor lösen sollten, gehörten. Weiter Reformmaßnahmen sollten die sozialen Auswirkungen der Krise abschwächen und das Wirtschaftswachstum beleben.
[[Bild:Stanley Fischer.jpg|thumb|right|[[Stanley Fischer]] Erster stellvertretender Direktor des Internationalen Währungsfonds von September 1994 bis Ende August 2001]]
{{Zitat|(…) first, the failure to dampen overheating pressures that had become increasingly evident in Thailand and many other countries in the region and were manifested in large external deficits and property and stock market bubbles; second, the maintenance of pegged exchange rate regimes for too long, which encouraged external borrowing and led to excessive exposure to foreign exchange risk in both the financial and corporate sectors: and third, lax prudential rules and financial oversight, which led to a sharp deterioration in the quality of banks’ loan portfolios|[[Stanley Fischer]], Erster stellvertretender Direktor des Internationalen Währungsfonds zu den internen Ursachen der Krise <ref>Fischer, Stanley ''The Asian Crisis: A View from the IMF.'' Address at the Midwinter Conference of the Bankers’ Association for Foreign Trade. IMF 1998</ref>}}

{{Zitat|deutsche Übersetzung ''(…) erstens, das Versagen den Überhitzungsdruck der zunehmend in Thailand und vielen anderen Ländern in der Region sichtbar wurde und sich in großen Staatshaushaltfdefiziten, Immobilien- und Börsenblasen manifestierte, einzudämmen; zweitens, die zu lange Aufrechterhaltung des gekoppelten Wechselkursregimes, welches die externe Kreditaufnahme förderte und zu einer übermäßigen Wechselkursrisikoaussetzung sowohl im Finanz- als auch im Unternehmenssektor führte, und drittens, laxe aufsichtsrechtliche Vorschriften und Finanzmarktkontrolle, die zu einer drastischen Verschlechterung in der Qualität der Kreditportfolios der Banken führten.''}}

=== Das Hilfsprogramm für Thailand ===
Am 14. August 1997 wandte sich die Regierung Thailands mit einer Absichtserklärung (''[[Letter of Intent]]'') an den Internationalen Währungsfonds. Am 20. August 1997 genehmigte dieser 4&nbsp;Milliarden US-Dollar Finanzhilfe für einen Zeitraum von 3&nbsp;Jahren. Primäres Ziel dieser Finanzierungshilfe sollte die Stabilisierung des Thailändischen Bahts sein. Die Finanzierungshilfe war mit mehreren Bedingungen verbunden, darunter eine Anhebung des thailändischen Leitzinses, Senkung der Staatsausgaben, Erhöhung der Mehrwertsteuer, weitreichende Privatisierungsmassnahmen, Restrukturierung des Finanzsektors und schlussendlich die Aufgabe der Wechselkursbindung des Baht an den US-Dollar. <ref name="IMF-Supported Programs in Indonesia, Korea, and Thailand, A Preliminary Assessment"/>

=== Das Hilfsprogramm für Südkorea ===
Am 4. Dezember 1997 stimmt der Internationale Währungsfonds einer Absichtserklärung der südkoreanischen Regierung bezüglich eines Finanzhilfeprogramms in Höhe von 58 Milliarden US-Dollar, wovon aber nur 21 Milliarden US-Dollar ausbezahlt wurden, für drei Jahre zu. Diese Zusage ist bis heute (2008) die größte monetäre Finanzhilfe des Internationalen Währungsfonds. Die Bedingungen dieser Finanzhilfe sahen unter anderem die kurzfristige Erhöhung des südkoreanischen Leitzinses, Reformen des hochverschuldeten Firmensektors und Umstrukturierungsmassnahmen bezüglich der Laufzeiten von kurzfristigen Krediten vor. <ref name="IMF-Supported Programs in Indonesia, Korea, and Thailand, A Preliminary Assessment"/>

=== Das Hilfsprogramm für Indonesien ===
In den Jahren 1997/98 stellte der Internationale Währungsfonds 14,9 Milliarden US-Dollar Finanzhilfe für Indonesien zur Verfügung. Wirtschaftspolitische Massnahmen, die an diese Finanzierungshilfe gebunden waren, beinhalteten Neustrukturierung und Schließung von Finanzinstituten, Bekämpfung der Korruption und mafiaähnlicher Strukturen, Freigabe des Rupiah-Kurses und die Liberalisierung des Handels. <ref name="IMF-Supported Programs in Indonesia, Korea, and Thailand, A Preliminary Assessment"/>

===Kritik an den Aktionen des Internationalen Währungsfonds===
Der Internationale Währungsfonds bezeichnet seine Maßnahmen als erfolgreich und notwendig. Trotzdem ist die Rolle des IWF bis heute sehr umstritten, und die Aktionen des IWF während und nach der Asienkrise sind auf zahlreiche Kritik gestoßen.
* ''Induzierung von „moral hazard“ seitens des IWF:''
:Die Gläubiger der asiatischen Finanzintermediäre wurden verführt erhöhte Risiken einzugehen, da sie angeblich damit rechnen konnten, dass bei Zahlungsschwierigkeiten der IWF, wie in anderen Krisen zuvor, einspringen würde.
* ''Die auferlegten Maßnahmen im Rahmen der Asienkrise waren falsch:''
:Die Anhebung von Zinssätzen und Steuern einhergehend mit der Kürzung von Staatsausgaben während einer [[Rezession]] seien kontraproduktiv.
* ''Fokussierung auf wirtschaftspolitische Maßnahmen unter Vernachlässigung von sozialen Maßnahmen''
* ''Die IWF-Agenda setze die [[Souveränität]] und die demokratische Kontrolle der abhängigen Staaten außer Kraft''

{{Zitat|Die Medizin, die der IWF verabreicht hat, war richtig. Er konnte nur nicht durchsetzen, dass die Patienten sie (auch) ordentlich einnehmen.|[[Rudi Dornbusch]]|Interview in der FAZ <ref>''Warum darf Rußland kein Geld mehr bekommen, Professor Dornbusch?''. Interview mit Rüdiger Dornbusch in: FAZ Magazin, 25. September 1998, S. 58.</ref>}}

==Theoretische Erklärungsmodelle==
Die Ursachen der Asienkrise sind Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Hierbei sind Modelle drei verschiedener Generationen zu unterscheiden, welche auf auf mehreren theoretischen Erklärungsansätzen beruhen.

===Modelle erster Generation===

Modelle der ersten Generation zur theoretischen Erläuterung von Finanzkrisen beruhen überwiegend auf dem abstrakten theoretischen Modell von [[Paul Krugman]].<ref>Krugman, Paul: A Model of Balance of Payment Crises, in: Journal of Money, Credit and Banking, No. 8, 311–325. 1979</ref>
In diesen Modellen, so z. B. auch bei dem 1984 präsentierten Modell von [[Robert P. Flood]] & [[Peter M. Garber]],<ref>[http://www.sciencedirect.com/science/article/B6V6D-4C9BX60-K/2/9e1d3eba7b67afc49dfab8d828f3cea4 Vgl. Flood R. & P. Garber: Collapsing Exchange Rate Regimes: Some Linear Examples, in: Journal of International Economics, 17, 1–13. 1984]</ref> wird erklärt, dass eine Regierung, deren Haushalt dauerhafte monetäre [[Haushaltsdefizit]]e aufweist und dabei versucht, einen an eine Leitwährung gebundenen Wechselkurs zu halten ([[Wechselkursparität]]), bei beschränkten [[Devisen]]reserven eine Finanzkrise ausgelöst werden kann. In diesen Modellen werden Finanzkrisen als reine [[Währungskrise]]n angesehen.

===Modelle zweiter Generation===

Die Modelle der zweiten Generation betrachten eine Finanzkrise ebenfalls lediglich als Währungskrise. In diesen Modellen, so z. B. dem von [[Maurice Obstfeld]] im Jahre 1994 veröffentlichten Modell,<ref>Obstfeld, M.: The Logic of Currency Crises, NBER Working Paper No. 4640.,1994</ref> wird erklärt, dass auch ohne expansive [[Geldpolitik]] und damit verbundenem starken Haushaltsdefizit eine Währungskrise ausgelöst werden kann. In diesen Modellen wird erläutert, dass internationale Finanzmarktteilnehmer spekulative Attacken auf eine Währung ausführen, wenn diese Spekulanten davon ausgehen, dass eine Regierung eine zuvor stabile Wechselkurspolitik zugunsten anderer Ziele, zum Beispiel die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, aufgeben würde. Diese Modelle der zweiten Generation basieren überwiegend auf der Erwartungshaltung der Wirtschaftssubjekte, welche das Auslösen einer Finanzkrise determiniert.<ref>[http://www.gtz.de/de/dokumente/de_finanzkrisen_asien_Steinwand.pdf Vgl. Steinwand, D. „Finanzkrisen der dritten Generation – Der Fall Asien, Erklärungsmodelle und Herausforderungen für die Technische Zusammenarbeit“ Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), Abteilung 41 Kompetenzfeld Finanzsystementwicklung, Eschborn 2002]</ref>

===Aktuelle Modelle===

Aktuelle Modelle, auch Modelle der dritten Generation genannt, versuchen dem Umstand, dass es sich bei der Asienkrise nicht nur um eine Währungskrise, sondern gleichzeitig beziehungsweise unmittelbar darauffolgend sowohl um eine Wirtschafts- als auch um eine Finanzmarktkrise handelt,<ref>
Vgl. Chang, Roberto & Andrés Velasco: Financial Crises in Emerging Markets: A Canonical Model. Federal Reserve Bank of Atlanta, Working Paper 98–10, 1998</ref> Rechnung zu tragen. Diese Modelle werden in der englischsprachigen Literatur unter dem Begriff „twin crises“ zusammengefasst.<ref>Vgl. Kaminsky, Graciela L. & Carmen M. Reinhart: The Twin Crisis: The Causes of
Banking and Balance-of-Payment Problems. International Finance Discussion Papers, No 544, Board of Governor of the Federal Reserve System, 1996</ref> Hierbei werden insbesondere die Rolle von Leistungsbilanzdefiziten, staatlichen Garantien für Banken<ref>Vgl. Schneider, Martin & Aaron Tornell: Balance Sheet Effects, Bailout Guarantees and Financial Crises. NBER Working Paper 8060, 2000</ref> (auch indirekt über das Moral Hazard Problem) und schwache Finanzmarktstrukturen<ref>
Vgl. Chan-Lau, Jorge A. & Zhaohui Chen: Financial Crisis and Credit Crunch as a Result of Inefficient Financial Intermediation – with Reference to the Asian Financial Crisis. IMF Working Paper 98/127, 1998</ref> in Verbindung mit Währungskrisen gesetzt.

[[Giancarlo Corsetti]], [[Paolo Pesenti]], [[Nouriel Roubini]] veröffentlichten 1999 ein Modell, welches basierend auf dem [[Moral Hazard|Moral-Hazard]]-Problem die Finanzmarkt- und Währungskrise in Asien makroökonomisch darzustellen versucht.
Unter dem Moral Hazard Problem versteht man, dass schwach regulierte und kontrollierte private Finanzinstitutionen aufgrund eines indirekten staatlichen Bürgschaftssystem für diese Institutionen einen gewissen Anreiz bieten, sich in exzessiven, riskanten Investitionen zu engagieren.

====Annahmen und Erläuterungen====

=====Der Privatsektor=====

Im Modell wird vereinfacht von einer kleinen offenen [[Marktwirtschaft]] ausgegangen, welche auf die Produktion eines handelbaren Gutes <math>Y\,</math> spezialisiert ist. Diese Marktwirtschaft wird mittels der [[Cobb-Douglas-Produktionsfunktion]] dargestellt.

<math>Y_t = A_t \cdot\ K_t^a \cdot\ L^{1-a} \,</math>

* <math>Y</math>: Produktionsmenge
* <math>A</math>: [[Stochastischer Prozess]], welcher den [[technischer Fortschritt|technischen Fortschritt]] abbildet. Als Faktor vor der Produktionsfunktion, wie im obigen Fall, bildet <math> A</math> den [[John Richard Hicks|Hicks]]-neutralen technischen Fortschritt ab.
* <math>K</math>: [[Kapitalstock]]
* <math>L</math>: Arbeitseinsatz
* <math>t</math>: Zeit
* <math>\alpha</math>: Partielle [[Produktionselastizität]]. Im Falle, dass die Summe der partiellen Produktionselastitzitäten, ergo die [[Skalenelastizität]] = 1 ist, wie in o.g. Gleichung <math>a + (1-a) = 1</math> bedeutet dies, wenn <math>K</math> und <math>L</math> um einen bestimmten Prozentsatz erhöht, erhöht sich die Ausbringung <math>Y</math> um denselben Prozentsatz.

Weiterhin wird angenommen, dass der [[Kapitalmarkt]] segmentiert und nicht vollkommen ist. Das bedeutet, dass nur ein geringer Teil der Bevölkerung Zugang zum Kapitalmarkt hat (z.&nbsp;B. Banken, Versicherungen und andere institutionelle Investoren), im weiteren „Elite“ genannt (ELI), und die übrigen Bewohner im weiteren „Rest des Landes“ (ROC) nicht über Kapitalvermögen verfügen.

Die erwartete [[Nutzenfunktion]] <math>U\,</math> der Elite wird dabei wie folgt definiert:

<math>U^{ELI} = E_t \cdot\ \sum_{s=t}^\infty \frac {1}{(1+\delta)^{s-t}} \cdot\ [C_s^{ELI}+\gamma \ln(M_s/P_s)] \,</math>

* <math>M</math>: Nominale [[Geldmenge]]
* <math>P</math>: [[Preisniveau]]
* <math>E</math>: [[Ertrag]]
* <math>U</math>: [[Nutzen]]
* <math>C^{ELI}</math>: Konsum der „Elite“
* <math>\delta</math>: Zeitparameter
* <math>\gamma \ln(M_s/P_s)]</math>: [[Inflation]] bzw. [[Deflation]]

Weiterhin wird angenommen, dass für die [[Budgetbeschränkung]] der Elite gilt, dass der gesamte [[Kapitalstock]] des Landes durchweg von ausländischen Finanzinstitutionen fremdfinanziert ist. Diese Annahme ist eine sehr realistische Vereinfachung, da Corsetti empirische Beweise darüber vorweisen kann, wie unzureichend die Eigenkapitalquote der einheimischen Unternehmen im Zeitpunkt des Entstehens der Krise war.

<math>K_{t+1}-K_t-(D_{t+1}-D_t) \cdot\ \frac {\xi_t}{P_t} = \beta \cdot\ W_t-\pi_t \cdot\ \frac {\xi_t}{P_t} \cdot\ D_t-C^{ELI}-T^{ELI}- \frac {M_t - M_{t-1}} {P_t} \,</math>

* <math>D</math>: Schulden bei ausländischen institutionellen Investoren
* <math>K</math>: Kapital
* <math>\pi</math>: Kreditkosten
* <math> \beta</math>: Anzahl der Investoren mit internationalen Kapitalmarktzugang (ELI)
* <math>T</math>: Steuern
* <math>\xi</math>: Nominale Wechselkursrate
* <math>W</math>: Arbeitseinkommen
* <math>P</math>: heimisches Preisniveau

Für den “Rest des Landes” ist [[Arbeitseinkommen]] die einzige [[Einkünfte|Einkunftsquelle]]. Die Budgetbeschränkung für den Rest des Landes definiert sich über deren Konsum und die zu zahlenden Steuern.

<math> (1-\beta) \cdot\ W_t=C_t^{ROC} + T_t^{ROC} \,</math>

* <math> (1-\beta)</math>: Anzahl der heimischen Investoren ohne internationalen Kapitalmarktzugang (ROC)

Aus diesen Budgetbeschränkungen wird ersichtlich, dass, sollte die ausstehende Menge der Schulden bei ausländischen institutionellen Investoren <math>D</math> größer als der Kapitalstock des Landes sein, eine Krise ausgelöst würde, wenn die ausländischen Gläubiger keine weiteren Kredite mehr vergäben. Die Elite wäre dann gezwungen, [[Insolvenz]] anzumelden, sofern die Regierung bzw. die Zentralbank nicht interveniert.<ref>Vgl. Díaz-Alejandro, Carlos F. (1985): ''Good-bye financial repression, hello financial crash.'' Journal of Development Economics, 19, S.&nbsp;1–24. 1985</ref>

=====Der öffentliche Sektor=====

Der Staat erhebt Steuern, verfügt über Geldreserven und kann am internationalen Geldmarkt Geld zu einem Marktzinssatz <math>r</math> leihen und verleihen. Die konsolidierte (Staat und Zentralbank) Budgetgleichung ergäbe sich dementsprechend als:

<math> \frac {\xi_t}{P_t} \cdot\ [(R_{t+1}-L_{t+1})-(R_t-L_t)]=T_t^{ELI}+T_t^{ROC}+ \frac {M_t-M_{t-1}}{P_t}+r \cdot\ \frac {\epsilon_t}{P_t} \cdot\ (R_t - L_t) \,</math>

* <math>\xi</math>: Nominale Wechselkursrate
* <math>\epsilon</math>: reale Wechselkursrate
* <math>R</math>: Geldreserven (in ausländischer Währung)
* <math>L</math>: Verbindlichkeiten (in ausländischer Währung)
* <math>r</math>: Marktzinssatz


Unter der Annahme, dass die Regierung die heimische [[Währung]] an eine starke, nicht schwankende Währung koppelt ergibt sich folgende Budgetbeschränkung des öffentlichen Sektors vor der Krise.

<math> R_{t+1}-R{t}= \frac{M_t-M_{t-1}}{\xi_t}+r \cdot\ R_t \,</math>

mit <math> t_0\leq t \leq t_c \,</math>

Vor der Krise verfügt der Staat über eine einigermaßen ausgewogene [[Leistungsbilanz]]. Dies bedeutet, dass das anfängliche Niveau der Geldreserven positiv ist und dass die Verschuldung durch Steuern auf das Arbeitseinkommen und Unternehmenssteuern ausgeglichen werden kann. Das [[Preisniveau]] ist konstant und indiziert mit 1. Beim Eintreten der Krise <math>t_c</math> werden die Schulden des öffentlichen Sektors um die finanziellen Aufwendungen des Staates, zur Rettung der insolvente Elite, erhöht. Dementsprechend verändert sich die Budgetbeschränkung des öffentlichen Sektors, ergänzt um die zusätzlichen Aufwendungen, wie folgt:

<math> L_{t_c}=-\delta \cdot\ T_{t_c}^{ELI}= D_{t_c} \cdot\ (1+r) -(K_{t_c} + \alpha \cdot\ Y_{t_c}) \,</math>

Wird nun diese Budgetbeschränkung in die vorher erwähnte Budgetgleichung eingesetzt, so erhält man die Budgetgleichung während der Krise:

<math> L_{t_c+1}-R_{t_c+1}= E_{t_c+1} \sum_{s=t_{c}+1}^\infty \left(\frac {1}{1+r}\right)^{s-t_c} \cdot\ \left(\eta_s \cdot\ W_s + \frac {M_s - M_{s-1}}{P_s} \right) \,</math>

* <math>\eta_s \cdot\ W_s</math> = Gesamtes Steueraufkommen (<math>T^{Roc}+T^{ELI}</math>)

Diese Gleichung entspricht den anfallenden Verbindlichkeiten, also Schulden abzüglich der Geldreserven (linke Seite der Gleichung), und den abdiskontierten erwarteten Erträgen aus der Besteuerung der Arbeitseinkommen und dem Erhöhen der [[Geldmenge]].

====Refinanzierungsspirale====

Im Folgenden wird erläutert, wie sich die Krisensituation verschlimmert, wenn die ausländischen institutionellen Investoren über den durch den Staat mit Reserven gedeckten Kapitalstock hinaus Kredite an die Elite vergeben.
Die folgende Gleichung zeigt durch die [[Differentialrechnung#Berechnung_von_Ableitungen|erste Ableitung]] nach <math>K</math>, was der Elite passiert, wenn sie eine weitere Einheit am internationalen Finanzmarkt als Kredit aufnehmen.

<math> -\frac {\partial \left[\sum_{s=0}^\infty \frac{T_{t+1+s}^{ELI}}{(1+r)^s}\right]}{\partial K_{t+1}} = \theta_{t+1} </math>
Da die Elite sich der Bürgschaftsgarantie der Regierung bzw. der Zentralbank gewiss ist und sie daraus einen positiven Kapitaltransfer erwarten kann, wird sie keinen Verlust erleiden, egal, ob es zu einem negativen Produktionsschock ([[Cobb-Douglas-Produktionsfunktion]]) kommt oder nicht. Und genau aus diesem Grunde, dies ist der ''entscheidende Fehler'', wird die Elite alle finanziellen Engpässe durch weitere Ausleihungen am internationalen Finanzmarkt refinanzieren. Somit folgt, dass die erwünschte Kapitalausstattung <math>K_c</math> der Elite größer ist, als die eigentlich Effiziente <math>K^*</math>.

<math> K_c \equiv \left(\frac{\alpha(A+\delta)} {r} \right) ^\frac {1}{1-\alpha} > K^* \equiv \left(\frac{\alpha \cdot\ A}{r} \right)^\frac {1}{1-\alpha} </math>

Dieses Phänomen wird von [[Paul Krugman]] als spezifisches „overinvestment“ bezeichnet. Dieses wird stimuliert durch einen erwarteten positiven Ertrag bei weiterer Kreditaufnahme. Diese weitere Kreditaufnahme zur Verlustdeckung wird auch als “Evergreening Effect” bezeichnet.

Die kumulierten Verluste (Eventualverbindlichkeiten) <math>F</math> zum Zeitpunkt <math>t</math> durch uneinbringbare Forderungen der heimischen Institutionen werden wie folgt definiert:

<math> F_t= \sum_{s=t_0}^{t-1} \left[\alpha (A+\delta-A)K^{*^\alpha} \right] (1+r)^{t-s} </math>

Zum Zeitpunkt der Krise, also der [[Insolvenz]] der Elite, gehen die kumulierten Verluste der Elite in das Budget des öffentlichen Sektors über, so gilt
<math> L = D + F </math>

====Der öffentliche Sektor in der Krise====

Die Budgetbeschränkung nach dem die Krise ausgelöst wurde sieht demnach wie folgt aus:

<math> (1-\gamma) \cdot\ F_{{t_c}+1} - \left[\frac{\eta^*}{r} (1-\alpha) A K^\alpha\right] = E_{{t_c}+1} \sum_{s=t_{c}+1}^\infty \left(\frac {1}{1+r}\right)^s-t_c \cdot\ \left(\frac {M_s - M_{s-1}}{P_s}\right) </math>

* <math>\eta^*</math> durchschnittlicher Zinssatz nach dem die Krise ausgelöst wurde

Zu diesem Zeitpunkt kann die Finanzmarktkrise zu einer Währungskrise führen, sollte das Steueraufkommen vom [[Arbeitseinkommen]] und der [[Unternehmensbesteuerung]] nicht ausreichend hoch genug sein. Denn dann wäre die linke Seite der Gleichung positiv und eine Erhöhung der [[Geldmenge]] wäre nötig. Eine Möglichkeit, dies zu verhindern, wäre eine glaubhafte Implementierung eines Rückzahlungsplanes in Raten gewesen, sofern es mit den Gläubigern vereinbar gewesen wäre.
Diese Möglichkeit wurde nicht genutzt, was seitens des Staates zur Folge hatte, die Geldmenge zu erhöhen und somit eine wachsende [[Inflationsrate]] in Kauf zu nehmen, welche schon durch das Aufbrauchen der Geldreserven rapide zugenommen hatte. Dies leitete zusätzlich zur [[Finanzkrise]] die [[Inflation|Währungskrise]] ein.

====Die Rolle der ausländischen institutionellen Investoren und Spekulanten====

Die ausländischen institutionellen Investoren sind genau solange bereit, die heimische Elite zu finanzieren, solange ein Minimum an Geldreserven des öffentlichen Sektors vorhanden ist. In dem Moment, in dem die um die antizipierten kumulierten Verluste in die Staatsverschuldung zugerechneten Verbindlichkeiten die Geldreserveschwelle überschreitet, werden die ausländischen institutionellen Investoren ihre Forderungen einzuheben versuchen. („Show me the money- constraint“). Dies bedeutet, die Krise wird ausgelöst, sobald folgende Bedingung eintritt:

<math> R_{t_e+1} \leq \gamma \cdot\ F_{t_e+1} </math>

mit
* <math>\gamma \cdot\ F_{t_e+1}</math>: Offizielle Geldreserven ausgedrückt als Bruchteil der wachsenden Eventualverbindlichkeiten des Staates.

Mit Beginn der ersten insolventen Finanzinstitution begannen Spekulanten sofort auf den Verfall des Wechselkurses zu spekulieren. Denn sie rechneten mit einem Verfall der Wechselkurse, erstens durch das Aufbrauchen der Geldreserven, zweitens durch das Auslösen des „Show me the money constraints“ und drittens durch die Unterdeckung der ausstehenden Forderungen mit Steuereinnahmen. Diese Spekulation gegen die asiatischen Währungen verschlimmerte deren Situation noch weiter.

Ungewöhnlich an der Asienkrise war, dass die Probleme nicht national beschränkt waren, sondern regionale beziehungsweise globale Auswirkungen nach sich zogen.
Aus diesem Phänomen wurden die unterschiedlichsten Theorien abgeleitet, darunter auch die Vorstellung, dass Krisen in Ländern, die eigentlich „gesund“ sind und noch kurz vor der Krise von Analysten gelobt wurden, ''anstecken'' können. Dieser Effekt wurde in der englischsprachigen Literatur als Contagion oder als [[Contagion-Effekt]] bekannt.<ref>Bordo Michael D, Murshid Antu Panini, ''Are Financial Crises becoming increasingly more Contagious? What is the Historical Evidence on Contagion?'' NBER Working Paper 7900, Research, Februar 2000.</ref><ref>Vgl. Fratzscher, Marcel: What Causes Currency Crises: Sunspots, Contagion or Fundamentals? Paper presented at the Conference: „Financial Crises in Transition Countries“, Institut für Wirtschaftsforschung Halle, 2000</ref>

=== Kritik ===

Paul Krugman kritisierte, dass die in Modellen der ersten Generation dargestellten [[Finanzintermediär]]e keinen sinnvollen Zweck erfüllten. Zwar sei die Annahme unter [[Moral Hazard|Moral-Hazard]]-Gesichtspunkten richtig, vernachlässige aber einen wichtigen Aspekt von Finanzmarktkrisen: Finanzmarktkrisen hätten gerade deshalb so schwere Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum, da insbesondere die Finanzintermediäre betroffen seien.<ref>Mishkin, F. ''Anatomy of a Financial Crisis.'' Journal of Evolutionary Economics. 1992</ref>

Paul Krugman kritisiert weiter, dass es falsch sei, die alleinige Schuld des ''overinvestment'' und der Überbewertung von Vermögenswerten auf die inländischen Finanzintermediäre zu schieben. Er begründet dies damit, dass auch Privatpersonen und ausländische institutionelle Investoren in asiatische Aktien und Immobilien vor und während der Asienkrise investierten. Das deute darauf hin, dass insbesondere „[[Herdenverhalten|Herding]]“ eine entscheidende Rolle gespielt haben könne.<ref>[http://www.hartford-hwp.com/archives/50/010.html Vgl. Paul Krugman ''What happened to Asia?'']</ref>

==Präventivmaßnahmen==

Eine maßgebliche Lektion, die aus der Asienkrise zu lernen ist, ist, dass eine spekulative Attacke zwei Formen annehmen kann, wobei eine Finanzmarktkrise eine Währungskrise bedingen kann.
Unter gewissen Umständen kann, wie im Modell von Corsetti gezeigt, das „Moral-Hazard“-Problem zu zusätzlichen staatlichen Verbindlichkeiten durch die Insolvenz von heimischen Kreditinstituten führen, welche im Gegenzug die Funktionsfähigkeit einer fixierten Wechselkurspolitik unterwandern.

Eine genaue und strikte Finanzmarktaufsicht zur Absicherung gegen unzureichende Risikobewertung der Forderungen seitens der heimischen Finanzinstitutionen ist als wohl wichtigstes Instrument zur Krisenabwendung zu sehen.
In Europa wird, da diese spekulativen Angriffe nicht kontrollierbar und auch nicht nur auf Entwicklungsländer reduziert sind, mit der [[Kreditrisiko|Kreditausfallrisikobewertung]] durch die europaweite Einführung der [[Basel II|Basel-II]]-Vorschriften Rechnung getragen.
Dadurch werden eventuelle Insolvenzen und Missmanagement der Kreditinstitute und Unternehmen, die exzessive Kredite ins Ausland vergeben bzw. Kredit in [[Fremdwährung]] aufnehmen, frühzeitig erkennbar und der Staat bzw. die Zentralbank kann Verbindlichkeiten, die nicht in der Leistungsbilanz aufscheinen, frühzeitig mit einplanen. Ein frühzeitiges Entdecken der staatlichen [[Eventualverbindlichkeit|Eventualverbindlichkeiten]] würde in Folge das Ausmaß von „overinvestments“ reduzieren. Gleichzeitig, würde auf einem neuen Effizienzlevel für Investitionen, das reale Einkommen des restlichen Landes fallen, einerseits aufgrund niedrigerer [[Reallohn|Reallöhne]] und andererseits aufgrund eines höheren [[Steuersatz]]es. Insbesondere in Folge der [[Subprime-Krise 2007]] haben aber Kritiker darauf hingewiesen, dass die Basel-II Vorschriften insbesondere für Grossbanken teilweise zu geringe [[Mindesteigenkapitalanforderungen für Kreditrisiken]] enthält. <ref>[http://www.sfgate.com/cgi-bin/article.cgi?file=/c/a/2008/02/06/ED1GUSQ4D.DTL&t Vgl. Joseph E. Stiglitz: On the Davos World Economic Forum, What unfettered markets have wrought.] 2008</ref>

Paulo Corsetti hingegen sieht als die einfachste Methode der staatlichen Absicherung eine [[Kapitalfluss|Kapitalflusskontrolle]] durch eine Besteuerung von Kreditabschlüssen bzw. Aufnahmen in Fremdwährung. Das hierbei auftretende Problem wäre, so zeigt er auf, dass gerade Entwicklungsländer auf ausländische [[Direktinvestition]]en angewiesen sind. Die Kreditgeber versuchen sich gegen die in Entwicklungsländern hohe [[Wechselkursrisiko|Wechselkursvolatilität]] abzusichern, indem sie Kredite auf US-Dollar- oder Yen-Basis abschließen. Dennoch wäre aus theoretischer Überlegung bei der Implementierung der Kapitalflusskontrolle der Steuersatz so zu wählen, dass ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen Nichtabschluss und Abschluss der Kredite in ausländischer Währung möglich ist.

==Siehe auch==

* [[Contagion-Effekt]]
* [[Wirtschaftskrise]]
* [[Argentinienkrise]]
* [[Tequila-Krise]]

==Einzelnachweise==
<references/>
<references/>


== Literatur ==
[[Kategorie:Haushaltswarenhersteller]]
* Corsetti, G., Pesenti, P. & Roubini, N.; ''Paper Tigers? A model of the Asian crisis'', European Economic Review 43, S. 1211 – 1236, 1999
[[Kategorie:Unternehmen (Niederlande)]]
* Corsetti, G., Pesenti,P. & Roubini, N.; ''What Caused the Asian Currency and Financial Crises?'' Part I: A Macroeconomic Overview, 1998
* Dieter, H.; ''[http://inef.uni-due.de/page/documents/Report29.pdf Die Asienkrise und der IWF: Ist die Politik des Internationalen Währungsfonds gescheitert?]'' [[Institut für Entwicklung und Frieden|INEF]]-Report Nr. 29, 1998 Duisburg.
* Green, Stephan K.; ''Die Asienkrise und ihre Bedeutung für die Weltwirtschaft'', in: Politische Studien, Nr. 366, 50. Jg., 07/08 1999
* Joebges, H.; ''Transmissionsmechanismen von Währungskrisen. Am Beispiel der Tequilakrise (1994/95) und der Asienkrise (1997)''. Herbert Utz Verlag, München 2006, ISBN 3-8316-0659-5
* Krugman, P.; ''A model of balance of payments crises'' Journal of Money, Credit, and Banking 11, S. 311–325. 1979
* Nunnenkamp, P.; ''Die Asienkrise und was daraus zu lernen ist'', Institut für Weltwirtschaft, Beitrag für das Jahrbuch Dritte Welt, Kiel 1999
* Kaminsky G. L., Reinhart C. M.; ''The Twin Crises: The Causes of Banking and Balance-of-Payments Problems'', The American Economic Review, S. 471–500, June 1999
* Kaufman, GG., Krueger, TH., Hunter, WC. ''The Asian Financial Crisis: Origins, Implications and Solutions''. Springer, 1999 ISBN 0792384725

== Weblinks ==
* [http://www.imf.org/external/np/exr/ib/2000/deu/062300g.htm Erholung von der Asienkrise und die Rolle des IWF]
* [http://ideas.repec.org/a/diw/diwwob/69-380-10.html Asienkrise – Fünf Jahre danach: Bedeutung von Auslandskapital gesunken]
* [http://faculty.washington.edu/karyiu/Asia/papers/AsianCrisis.htm Sammlung von verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen zur Asienkrise] in Englisch
*[http://www.rrz.uni-hamburg.de/RRZ/R.Tiwari/papers/exchange-rate.pdf Post-Crisis Exchange Rate Regimes in Southeast Asia] in Englisch
*[http://www.frbsf.org/news/speeches/2007/0206.html The Asian Financial Crisis Ten Years Later: Assessing the Past and Looking to the Future] in Englisch


[[Kategorie:Wirtschaft (Asien)]]
[[Kategorie:Finanzkrise]]
[[Kategorie:Wirtschaftskrise]]
[[Kategorie:1997]]
[[Kategorie:1998]]


[[ca:Crisi financera del sud-est asiàtic]]
[[en:1997 Asian Financial Crisis]]
[[es:Crisis financiera asiática]]
[[fi:Aasian talouskriisi]]
[[fr:Crise économique asiatique]]
[[id:Krisis finansial Asia]]
[[it:Crisi finanziaria asiatica]]
[[ja:アジア通貨危機]]
[[ka:აზიის ფინანსური კრიზისი 1997]]
[[ko:아시아 금융 위기]]
[[mn:1997 оны Азийн санхүүгийн хямрал]]
[[ms:Krisis Kewangan Asia]]
[[pt:Crise financeira asiática]]
[[sv:Asienkrisen]]
[[th:วิกฤตการณ์ทางการเงินในเอเชีย พ.ศ. 2540]]
[[tr:1997 Doğu Asya Mali Krizi]]
[[vi:Khủng hoảng tài chính Đông Á]]
[[zh:亞洲金融危機]]


{{Review|S}}
[[en:Sodastream]]
[[sv:Sodastream]]

Version vom 5. März 2008, 04:12 Uhr

Mit Asienkrise wird die Finanzmarkt-, Währungs- und Wirtschaftskrise Ostasiens der Jahre 1997 und 1998 bezeichnet. Sie begann im März 1997 in Thailand und griff auf mehrere asiatische Staaten über, insbesondere auf viele der so genannten Tiger- und Pantherstaaten.

Die am stärksten betroffenen Länder waren Indonesien, Südkorea und Thailand. Auch in Malaysia, den Philippinen und Singapur machte sich die Krise bemerkbar, während die Volksrepublik China und Taiwan größtenteils unberührt blieben. Die gleichzeitige Wirtschaftskrise in Japan hatte ihre eigenen Ursachen, wurde aber durch die Asienkrise noch verstärkt.

Von der Asienkrise besonders betroffene Staaten

Entstehung und Ursachen der Krise

Die Ursachen und Gründe für die Krise 1997/98 im asiatischen Raum sehen viele Experten in maßlosen Investitionen, exzessiver Kreditaufnahme – auch in Fremdwährung, Handelsbilanzdefiziten und schwachen regionalen Finanzmarktstrukturen.[1][2][3][4]

Investitionsblase

In Folge der Liberalisierung der Finanzsektoren asiatischer Staaten entstand in den neunziger Jahren ein Kreditboom in Asien. Das Wachstum des Kreditvolumens lag in den neunziger Jahren im Durchschnitt um 8 bis 10 Prozentpunkte über den Wachstumsraten des BIP. Ein immer größerer Teil der Kredite wurde dabei zum Kauf von Aktien und Immobilien eingesetzt. Die Folge war ein Anstieg der Aktienmärkte und ein starkes Ansteigen der Immobilienpreise um das bis zu Vierfache. Mit den steigenden Immobilien- und Aktienpreisen glaubten die asiatischen Banken gute Sicherheiten für die weitere Vergabe neuer Kredite zu haben. Dieses Vorgehen führte zur neuerlichen Kreditvergabe, die wiederum in Aktien und Immobilien flossen. Durch die daraus folgenden Preissteigerungen entstand in einigen Bereichen eine enorme spekulative Blase. Dieser „Teufelskreis“ bei der Kreditvergabe der Banken, bei denen der gestiegene Wert der Sicherheiten zu einer Ausweitung der Kreditvergabe führte, welche wiederum die Preise der Sicherheiten in die Höhe trieb, hatte eine stark einseitige Ausrichtung der Kreditvergabe zur Folge. Ende 1997 lag der Anteil der Kredite im Immobiliensektor in Thailand, Indonesien und Malaysia zwischen 25 und 40 Prozent. Dies machte die Banken bei einem eventuellen Tief am Aktien- und Immobilienmarkt verwundbar.

Wechselkurse zur Deutschen Mark ausgewählter asiatischer Währungen in den Jahren 1995 bis 1999

Fehlende Fremdwährungsabsicherung

Weitere Probleme resultierten aus unterschiedlichen Laufzeiten und Währungen der aufgenommenen und vergebenen Kredite. Da die Banken von der günstigen Zinssituation auf den internationalen Finanzmärkten profitieren wollten, erfolgte die Verschuldung vielfach in US-Dollar oder Yen mit kurzen Laufzeiten. Die Kreditvergabe an inländische Kreditnehmer erfolgte meistens langfristig und in inländischer Währung. Kreditinstitute finanzierten langfristige Kredite mit Hilfe von kurzfristig aufgenommenem Geld. Aufgrund dieser Vorgehensweise kam es zu gravierenden Unterschieden bei Laufzeit und Währung zwischen den aufgenommenen und vergebenen Krediten. Zu diesem Zeitpunkt wurde ein schwerwiegender Fehler begangen, da die Finanzinstitute auf die anhaltende Stabilität der Währungen durch die Koppelung der heimischen Währung, zumeist an den US-Dollar, vertrauten, und deshalb keine Notwendigkeit sahen, die Verbindlichkeiten in Yen oder Dollar gegen Wechselkursänderungen abzusichern. Durch dieses Vorgehen profitierten sie von der Schwäche des US-Dollars gegenüber dem japanischen Yen zwischen 1985 und 1995. Bis 1995 war diese Strategie sehr erfolgreich. Sie waren konkurrenzfähig und konnten ein stark exportgetriebenes Wachstum verbuchen. Als sich der Dollar/Yen-Kurstrend umkehrte, stiegen plötzlich die lokalen Währungen in realer Rechnung, was zu einer ernsthaften Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit führte und somit zu einem gravierenden Handelsbilanzdefizit. Für die asiatischen Banken war durch die staatlich abgesicherten Wechselkurse das Wechselkursrisiko für die Aufnahme ausländischer Gelder scheinbar vernachlässigbar und Devisenkredite waren aufgrund geringer Risikoprämien vergleichsmäßig günstig.[5] Sie verzichteten zu Gunsten höherer Gewinne auf die in derartigen Situationen notwendige Risikoabsicherung über die Terminmärkte.

Prozentuale Veränderung der Wechselkurse zur Deutschen Mark ausgewählter asiatischer Währungen in den Jahren 1995 bis 1999

Das Hauptproblem dieser Finanzpolitik waren die kurzfristigen, in Fremdwährung laufenden Kredite der asiatischen Banken, denen nur ein verhältnismäßig geringer Währungsreservenbestand gegenüberstand.[6] Die Krisenländer waren bei Eintreten der Krise und Fälligwerden der zuvor aufgenommenen Kredite nicht in der Lage kurzfristig diese mit genug ausländischen Devisen zu bedienen. Offizielle Angaben über die Währungsreserven zeigten ein verfälschtes Bild der wahren Situation. Die Währungsreserven waren viel zu hoch bewertet, weil Transaktionen an den Terminmärkten nicht berücksichtigt worden waren. Eine Reihe von Zentralbanken (bspw. die thailändische Zentralbank) versuchte bei Auftreten der Finanzkrise über Transaktionen an den Terminmärkten die Kurse ihrer Währungen zu stützen, um eine Währungskrise abzuwenden.

Schwache regionale Finanzmarktstrukturen

Zusätzlich zu den bereits skizzierten Missständen gab es in den meisten Ländern keine oder eine nur unzureichend funktionierende Aufsichtsbehörde. Zudem verzichteten die Banken auf eine gründliche Risikobeurteilung bei der Kreditvergabe, und die Bonitätsprüfung der Kreditnehmer wurde stark vernachlässigt. Die Folge dieser Kreditvergabepraktiken war, dass viele der Banken eine viel zu geringe Eigenkapitalquote aufwiesen. Das Management der Finanzinstitute vertraute darauf, dass die Regierung sie unterstützen würde, sollte es tatsächlich zu Schwierigkeiten kommen. Die Fehler sind jedoch nicht nur beim Management der asiatischen Banken zu suchen, sondern die Krise wurden besonders verstärkt oder erst herbeigeführt durch ausländische Spekulanten, die im Zusammenhang mit einer bevorstehenden Finanzkrise auf eine Währungskrise spekulierten.

Ein weiterer Grund für die Überschuldung der Institute und somit der einzelnen Staaten waren das niedrige Zinsniveau in Japan und die damit verbundenen Anreizstrukturen zur Kreditaufnahme im asiatischen Raum. Viele Investoren wollten in dem Zukunftsmarkt Südostasien dabei sein. Auch im Westen herrschte die Meinung, dass die Regierungen in Asien, sollte es zu Problemen kommen, über die Ressourcen verfügen würden, um eventuelle Solvenzprobleme abzufangen.

Chronologische Übersicht wichtiger Ereignisse der Asienkrise

Das Jahr 1997

Das Jahr 1998

Das Jahr 1999

Wirtschaftliche Auswirkungen

Auswirkungen der Krise auf die asiatischen Länder

Nach Jahren starken Wachstums sahen sich die asiatischen Länder 1997 mit einem plötzlichen Fall in tiefe Rezession konfrontiert. Die internationalen Kapitalmärkte reagierten mit der gewohnten Härte. Damalige und zukünftige Investoren zeigten sich skeptisch über die Aussichten der Region und reagierten dementsprechend. Vor Beginn der Krise waren die „Tigerstaaten“ noch sehr erfolgreich auf den weltweiten Kapitalmärkten, wobei der US-Dollar-Markt ungefähr 33 Mrd. US$ pro Jahr ausmachte. Doch der Vertrauensverlust der Investoren war enorm und 1998 sank der Wert auf nur noch 8 Mrd. US$ für asiatische Kreditnehmer. Die Krise zeigte sich besonders deutlich an der Wirtschaftsleistung des Jahres 1998. In diesem Jahr schrumpfte das BIP in Indonesien (-13,7 %), Thailand (-8,0 %), Südkorea (-5,5 %), Hongkong (-5,1 %) und auf den Philippinen (-0,5 %), nachdem diese Länder bis 1996 einen langjährigen Zuwachs verzeichnet hatten. In Japan sank das BIP ebenfalls um 2,8 %. Auch der Arbeitsmarkt brach zusammen. In Südkorea stieg die Arbeitslosenquote von 2 % (1996) auf 6,8 % (1998), in Malaysia von 2,5 % (1996) auf 8 % (1998) und in Indonesien auf 22 % (Anfang 1999).

Erwerbslosenquote in ausgewählten asiatischen Ländern in den Jahren 1995 bis 1998

Während sich die Asienkrise weiterhin verschlimmerte, bemühte sich die internationale Gemeinschaft, die negativen Konsequenzen einzugrenzen. Der Internationale Währungsfonds stellte in den Jahren 1997/98 39 Milliarden US-Dollar für Thailand, Indonesien und Südkorea zur Verfügung. Zusätzlich bemühten sich zahlreiche Regierungen und internationale Organisationen, Hilfestellung zu leisten. Damals bestand Hoffnung, dass sich der Markt bald erholen würde. Die am meisten betroffenen Währungen, der thailändische Baht, die indonesische Rupiah und der südkoreanische Won, hatten bis Mitte 1998 einen Teil ihres Wertverlustes aufgeholt und sich stabilisiert. Ebenso stabilisierten sich die Exportzahlen wieder. Eine beruhigende Tatsache war, dass nicht alle Länder gleichermaßen betroffen waren. Die VR China war relativ immun gegenüber den direkten Auswirkungen der Krise. Der Yuan behielt seinen Wert, das Bruttoinlandsprodukt wuchs weiter an und die Exporte nahmen weiterhin kräftig zu.

Auswirkungen der Krise auf andere Länder

Die Marktprognosen waren denkbar schlecht und verhießen einen gravierend negativen Effekt auf die gesamte Weltproduktion. Es gab Prognosen, die von bis zu einem Drittel ausgingen. Tatsächlich entpuppten sich die direkten Effekte als wesentlich geringfügiger. Als Grund dafür ist der relativ geringfügige Exportanteil der USA und Europas in die asiatischen Länder, mit Ausnahme von Japan, zu nennen. Im Gegensatz dazu hatten die asiatischen Länder eine durchschnittlich hohe Exportquote von 36 % in die USA und nach Europa und standen so in einem engen Abhängigkeitsverhältnis. Im Vergleich dazu gingen nur 2,5 % der US-amerikanischen Exporte nach Südostasien.

Für den amerikanischen und europäischen Raum war die Krise anfänglich nicht allzu bedrohlich, doch Japan, das aus geographischer Lage heraus einen natürlichen Handelspartner und Investor für diese Region darstellt, wurde am stärksten von den negativen Auswirkungen der Krise getroffen. Als direkte Konsequenz wurde Japans Exportanstieg deutlich geringer und erstmals in diesem Jahrzehnt wuchs Japans Wirtschaft 1998 nicht mehr. Die japanische Wirtschaft geriet in eine Rezession.

Die USA konnten während der Ereignisse ihr Wirtschaftswachstum halten und gegen Ende 1998 sogar erhöhen. Gleichzeitig gelang es, die Inflation gering zu halten, die Konsumausgaben waren hoch und die Arbeitslosigkeit erreichte ein 30-Jahretief von 4,3 %. Aber der Höhepunkt der positiven Entwicklungen für die USA war der Höhenflug des Dow Jones Index, der die 10.000er Marke überstieg und damit die europäischen Aktienmärkte mit sich auf Rekordhöhe zog.

Die Auswirkungen auf die EU-Wirtschaft hielten sich in Grenzen, obwohl die europäischen Investitionen in Asien einen Rückschlag erlitten. Der sekundäre und der tertiäre Bereich hatten die größten Schwierigkeiten, da eine Reihe von europäischen Industrieprodukten und Dienstleistungen für den asiatischen Markt bestimmt waren. Die Einbußen der Bundesrepublik Deutschland wurden, nach Aussage der Regierung, auf 10 Milliarden DM geschätzt. Die Wachstumsrate der deutschen Wirtschaft fiel um 0,25 % und die Arbeitslosenquote nahm um 0,1–0,2 % zu.[7]

Auswirkungen auf die Bevölkerung

Die sozialen Auswirkungen der Krise äußerten sich überwiegend im Anstieg der Arbeitslosenzahlen und starken Realeinkommeneinbußen. Aber nicht alle Einkommensklassen waren gleichmäßig betroffen. Der Anteil der Löhne und Gehälter am Gesamteinkommen sank und führte so zu Änderungen der Einkommensverteilung. Als Folge hatten Bewohner der ländliche Gebieten, die meist ihre eigenen Nahrungsmittel anbauten oder züchteten, im Zuge der steigenden Preise durch den Verkauf ihrer Erzeugnisse profitiert, während die städtischen Haushalte, die sich Nahrungsmittel zu erhöhten Marktpreisen kaufen mussten, negativ betroffen waren. Dementsprechend stieg die Armut in städtischen Gebieten stärker als in ländlichen Gebieten. Durch Kürzung der Sozialausgaben seitens des Staates sank die Verfügbarkeit von Leistungen sowie die Qualität im Bildungs- und Gesundheitswesen und anderen öffentlichen Versorgungsleistungen. Aber auch die Humankapitalinvestitionen der Privathaushalte, insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Ernährung und Familienplanung nahmen ab. In der Gesundheitsversorgung verlagerten viele Haushalte ihre Behandlungen von der modernen medizinischen Versorgung zu traditionellen Heilern und Selbsthilfe um. So z.B. berichteten private Krankenhäuser und Kliniken in Malaysia einen Rückgang zwischen 15 und 50 Prozent der Anzahl der Patienten in Behandlung. Die Kosten für Kontrazeptiva stiegen und eine große Anzahl von Frauen schied aus den Familienplanungsprogrammen aus. In Indonesien hatten bis dato die Teilnehmer der nationalen Familienplanungsprogramme die Kosten in vollem Umfang tragen müssen. Dementsprechend gehen Schätzungen davon aus, dass sich die Zahl der illegalen Abtreibungen und Kindstötungen deutlich erhöhte. [8]

Ausklang der Krise und Erholung

Die wirtschaftliche Erholung von der Krise erfolgte in den meisten der betroffenen Ländern recht schnell. [9] Ein gutes makroökonomisches Management in der Stärkung der Stabilisierung der Finanzmärkte spielte dabei eine besondere Rolle. In den meisten asiatischen Ländern waren zwei Jahre später die realen und nominalen Zinssätze auf den Geldmärkten niedriger als vor der Krise 1999. Als der spekulative Druck auf die Währungen nachließ, fielen die Zinssätze in Korea, Thailand (Anfang 1998) und Indonesien (Mitte 1999). Die Kreditvergabe im Privatsektor wurde drastisch gesenkt und zog negative Auswirkungen auf den Privatkonsum nach sich, stabilisierte aber das Bankensystem.

Die Rolle des Internationalen Währungsfonds

Der Internationale Währungsfonds führte in Indonesien, Korea und Thailand Programme durch, die Finanzierungshilfen beinhalteten, aber an Bedingungen bezüglich Strukturreformen und makroökonomischen Maßnahmen gebunden waren. [10]

In den Jahren 1997/98 stellte er etwa 39 Milliarden US-Dollar Finanzmittel für Anpassungs- und Reformprogramme in Indonesien, Korea, Philippinen und Thailand bereit. [11] Insgesamt wurden 85 Milliarden US-Dollar von multilateralen und bilateralen Organisationen zugesichert, dieser Betrag wurde aber nie vollständig ausgezahlt. Diese Finanzmittel wurden unter der Voraussetzung in Aussicht gestellt, dass die Geldpolitik in den jeweiligen Ländern gestrafft und damit einen weiteren Verfall der Wechselkurse einzudämmt würde, sowie der Implementierung einer restriktiven Haushaltspolitik. Desweiteren war die Freigabe der Finanzmittel an Strukturreformen gebunden wozu insbesondere Vorschriften und das Einrichten von Überwachungskomissionen, die die Verschuldungs-, Effizienz- und Führungsprobleme im Banken- und Unternehmenssektor lösen sollten, gehörten. Weiter Reformmaßnahmen sollten die sozialen Auswirkungen der Krise abschwächen und das Wirtschaftswachstum beleben.

Stanley Fischer Erster stellvertretender Direktor des Internationalen Währungsfonds von September 1994 bis Ende August 2001

„(…) first, the failure to dampen overheating pressures that had become increasingly evident in Thailand and many other countries in the region and were manifested in large external deficits and property and stock market bubbles; second, the maintenance of pegged exchange rate regimes for too long, which encouraged external borrowing and led to excessive exposure to foreign exchange risk in both the financial and corporate sectors: and third, lax prudential rules and financial oversight, which led to a sharp deterioration in the quality of banks’ loan portfolios“

Stanley Fischer, Erster stellvertretender Direktor des Internationalen Währungsfonds zu den internen Ursachen der Krise [12]

„deutsche Übersetzung (…) erstens, das Versagen den Überhitzungsdruck der zunehmend in Thailand und vielen anderen Ländern in der Region sichtbar wurde und sich in großen Staatshaushaltfdefiziten, Immobilien- und Börsenblasen manifestierte, einzudämmen; zweitens, die zu lange Aufrechterhaltung des gekoppelten Wechselkursregimes, welches die externe Kreditaufnahme förderte und zu einer übermäßigen Wechselkursrisikoaussetzung sowohl im Finanz- als auch im Unternehmenssektor führte, und drittens, laxe aufsichtsrechtliche Vorschriften und Finanzmarktkontrolle, die zu einer drastischen Verschlechterung in der Qualität der Kreditportfolios der Banken führten.

Das Hilfsprogramm für Thailand

Am 14. August 1997 wandte sich die Regierung Thailands mit einer Absichtserklärung (Letter of Intent) an den Internationalen Währungsfonds. Am 20. August 1997 genehmigte dieser 4 Milliarden US-Dollar Finanzhilfe für einen Zeitraum von 3 Jahren. Primäres Ziel dieser Finanzierungshilfe sollte die Stabilisierung des Thailändischen Bahts sein. Die Finanzierungshilfe war mit mehreren Bedingungen verbunden, darunter eine Anhebung des thailändischen Leitzinses, Senkung der Staatsausgaben, Erhöhung der Mehrwertsteuer, weitreichende Privatisierungsmassnahmen, Restrukturierung des Finanzsektors und schlussendlich die Aufgabe der Wechselkursbindung des Baht an den US-Dollar. [10]

Das Hilfsprogramm für Südkorea

Am 4. Dezember 1997 stimmt der Internationale Währungsfonds einer Absichtserklärung der südkoreanischen Regierung bezüglich eines Finanzhilfeprogramms in Höhe von 58 Milliarden US-Dollar, wovon aber nur 21 Milliarden US-Dollar ausbezahlt wurden, für drei Jahre zu. Diese Zusage ist bis heute (2008) die größte monetäre Finanzhilfe des Internationalen Währungsfonds. Die Bedingungen dieser Finanzhilfe sahen unter anderem die kurzfristige Erhöhung des südkoreanischen Leitzinses, Reformen des hochverschuldeten Firmensektors und Umstrukturierungsmassnahmen bezüglich der Laufzeiten von kurzfristigen Krediten vor. [10]

Das Hilfsprogramm für Indonesien

In den Jahren 1997/98 stellte der Internationale Währungsfonds 14,9 Milliarden US-Dollar Finanzhilfe für Indonesien zur Verfügung. Wirtschaftspolitische Massnahmen, die an diese Finanzierungshilfe gebunden waren, beinhalteten Neustrukturierung und Schließung von Finanzinstituten, Bekämpfung der Korruption und mafiaähnlicher Strukturen, Freigabe des Rupiah-Kurses und die Liberalisierung des Handels. [10]

Kritik an den Aktionen des Internationalen Währungsfonds

Der Internationale Währungsfonds bezeichnet seine Maßnahmen als erfolgreich und notwendig. Trotzdem ist die Rolle des IWF bis heute sehr umstritten, und die Aktionen des IWF während und nach der Asienkrise sind auf zahlreiche Kritik gestoßen.

  • Induzierung von „moral hazard“ seitens des IWF:
Die Gläubiger der asiatischen Finanzintermediäre wurden verführt erhöhte Risiken einzugehen, da sie angeblich damit rechnen konnten, dass bei Zahlungsschwierigkeiten der IWF, wie in anderen Krisen zuvor, einspringen würde.
  • Die auferlegten Maßnahmen im Rahmen der Asienkrise waren falsch:
Die Anhebung von Zinssätzen und Steuern einhergehend mit der Kürzung von Staatsausgaben während einer Rezession seien kontraproduktiv.
  • Fokussierung auf wirtschaftspolitische Maßnahmen unter Vernachlässigung von sozialen Maßnahmen
  • Die IWF-Agenda setze die Souveränität und die demokratische Kontrolle der abhängigen Staaten außer Kraft

„Die Medizin, die der IWF verabreicht hat, war richtig. Er konnte nur nicht durchsetzen, dass die Patienten sie (auch) ordentlich einnehmen.“

Rudi Dornbusch: Interview in der FAZ [13]

Theoretische Erklärungsmodelle

Die Ursachen der Asienkrise sind Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Hierbei sind Modelle drei verschiedener Generationen zu unterscheiden, welche auf auf mehreren theoretischen Erklärungsansätzen beruhen.

Modelle erster Generation

Modelle der ersten Generation zur theoretischen Erläuterung von Finanzkrisen beruhen überwiegend auf dem abstrakten theoretischen Modell von Paul Krugman.[14] In diesen Modellen, so z. B. auch bei dem 1984 präsentierten Modell von Robert P. Flood & Peter M. Garber,[15] wird erklärt, dass eine Regierung, deren Haushalt dauerhafte monetäre Haushaltsdefizite aufweist und dabei versucht, einen an eine Leitwährung gebundenen Wechselkurs zu halten (Wechselkursparität), bei beschränkten Devisenreserven eine Finanzkrise ausgelöst werden kann. In diesen Modellen werden Finanzkrisen als reine Währungskrisen angesehen.

Modelle zweiter Generation

Die Modelle der zweiten Generation betrachten eine Finanzkrise ebenfalls lediglich als Währungskrise. In diesen Modellen, so z. B. dem von Maurice Obstfeld im Jahre 1994 veröffentlichten Modell,[16] wird erklärt, dass auch ohne expansive Geldpolitik und damit verbundenem starken Haushaltsdefizit eine Währungskrise ausgelöst werden kann. In diesen Modellen wird erläutert, dass internationale Finanzmarktteilnehmer spekulative Attacken auf eine Währung ausführen, wenn diese Spekulanten davon ausgehen, dass eine Regierung eine zuvor stabile Wechselkurspolitik zugunsten anderer Ziele, zum Beispiel die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, aufgeben würde. Diese Modelle der zweiten Generation basieren überwiegend auf der Erwartungshaltung der Wirtschaftssubjekte, welche das Auslösen einer Finanzkrise determiniert.[17]

Aktuelle Modelle

Aktuelle Modelle, auch Modelle der dritten Generation genannt, versuchen dem Umstand, dass es sich bei der Asienkrise nicht nur um eine Währungskrise, sondern gleichzeitig beziehungsweise unmittelbar darauffolgend sowohl um eine Wirtschafts- als auch um eine Finanzmarktkrise handelt,[18] Rechnung zu tragen. Diese Modelle werden in der englischsprachigen Literatur unter dem Begriff „twin crises“ zusammengefasst.[19] Hierbei werden insbesondere die Rolle von Leistungsbilanzdefiziten, staatlichen Garantien für Banken[20] (auch indirekt über das Moral Hazard Problem) und schwache Finanzmarktstrukturen[21] in Verbindung mit Währungskrisen gesetzt.

Giancarlo Corsetti, Paolo Pesenti, Nouriel Roubini veröffentlichten 1999 ein Modell, welches basierend auf dem Moral-Hazard-Problem die Finanzmarkt- und Währungskrise in Asien makroökonomisch darzustellen versucht. Unter dem Moral Hazard Problem versteht man, dass schwach regulierte und kontrollierte private Finanzinstitutionen aufgrund eines indirekten staatlichen Bürgschaftssystem für diese Institutionen einen gewissen Anreiz bieten, sich in exzessiven, riskanten Investitionen zu engagieren.

Annahmen und Erläuterungen

Der Privatsektor

Im Modell wird vereinfacht von einer kleinen offenen Marktwirtschaft ausgegangen, welche auf die Produktion eines handelbaren Gutes spezialisiert ist. Diese Marktwirtschaft wird mittels der Cobb-Douglas-Produktionsfunktion dargestellt.

  • : Produktionsmenge
  • : Stochastischer Prozess, welcher den technischen Fortschritt abbildet. Als Faktor vor der Produktionsfunktion, wie im obigen Fall, bildet den Hicks-neutralen technischen Fortschritt ab.
  • : Kapitalstock
  • : Arbeitseinsatz
  • : Zeit
  • : Partielle Produktionselastizität. Im Falle, dass die Summe der partiellen Produktionselastitzitäten, ergo die Skalenelastizität = 1 ist, wie in o.g. Gleichung bedeutet dies, wenn und um einen bestimmten Prozentsatz erhöht, erhöht sich die Ausbringung um denselben Prozentsatz.

Weiterhin wird angenommen, dass der Kapitalmarkt segmentiert und nicht vollkommen ist. Das bedeutet, dass nur ein geringer Teil der Bevölkerung Zugang zum Kapitalmarkt hat (z. B. Banken, Versicherungen und andere institutionelle Investoren), im weiteren „Elite“ genannt (ELI), und die übrigen Bewohner im weiteren „Rest des Landes“ (ROC) nicht über Kapitalvermögen verfügen.

Die erwartete Nutzenfunktion der Elite wird dabei wie folgt definiert:

  • : Nominale Geldmenge
  • : Preisniveau
  • : Ertrag
  • : Nutzen
  • : Konsum der „Elite“
  • : Zeitparameter
  • : Inflation bzw. Deflation

Weiterhin wird angenommen, dass für die Budgetbeschränkung der Elite gilt, dass der gesamte Kapitalstock des Landes durchweg von ausländischen Finanzinstitutionen fremdfinanziert ist. Diese Annahme ist eine sehr realistische Vereinfachung, da Corsetti empirische Beweise darüber vorweisen kann, wie unzureichend die Eigenkapitalquote der einheimischen Unternehmen im Zeitpunkt des Entstehens der Krise war.

  • : Schulden bei ausländischen institutionellen Investoren
  • : Kapital
  • : Kreditkosten
  • : Anzahl der Investoren mit internationalen Kapitalmarktzugang (ELI)
  • : Steuern
  • : Nominale Wechselkursrate
  • : Arbeitseinkommen
  • : heimisches Preisniveau

Für den “Rest des Landes” ist Arbeitseinkommen die einzige Einkunftsquelle. Die Budgetbeschränkung für den Rest des Landes definiert sich über deren Konsum und die zu zahlenden Steuern.

  • : Anzahl der heimischen Investoren ohne internationalen Kapitalmarktzugang (ROC)

Aus diesen Budgetbeschränkungen wird ersichtlich, dass, sollte die ausstehende Menge der Schulden bei ausländischen institutionellen Investoren größer als der Kapitalstock des Landes sein, eine Krise ausgelöst würde, wenn die ausländischen Gläubiger keine weiteren Kredite mehr vergäben. Die Elite wäre dann gezwungen, Insolvenz anzumelden, sofern die Regierung bzw. die Zentralbank nicht interveniert.[22]

Der öffentliche Sektor

Der Staat erhebt Steuern, verfügt über Geldreserven und kann am internationalen Geldmarkt Geld zu einem Marktzinssatz leihen und verleihen. Die konsolidierte (Staat und Zentralbank) Budgetgleichung ergäbe sich dementsprechend als:

  • : Nominale Wechselkursrate
  • : reale Wechselkursrate
  • : Geldreserven (in ausländischer Währung)
  • : Verbindlichkeiten (in ausländischer Währung)
  • : Marktzinssatz


Unter der Annahme, dass die Regierung die heimische Währung an eine starke, nicht schwankende Währung koppelt ergibt sich folgende Budgetbeschränkung des öffentlichen Sektors vor der Krise.

mit

Vor der Krise verfügt der Staat über eine einigermaßen ausgewogene Leistungsbilanz. Dies bedeutet, dass das anfängliche Niveau der Geldreserven positiv ist und dass die Verschuldung durch Steuern auf das Arbeitseinkommen und Unternehmenssteuern ausgeglichen werden kann. Das Preisniveau ist konstant und indiziert mit 1. Beim Eintreten der Krise werden die Schulden des öffentlichen Sektors um die finanziellen Aufwendungen des Staates, zur Rettung der insolvente Elite, erhöht. Dementsprechend verändert sich die Budgetbeschränkung des öffentlichen Sektors, ergänzt um die zusätzlichen Aufwendungen, wie folgt:

Wird nun diese Budgetbeschränkung in die vorher erwähnte Budgetgleichung eingesetzt, so erhält man die Budgetgleichung während der Krise:

  • = Gesamtes Steueraufkommen ()

Diese Gleichung entspricht den anfallenden Verbindlichkeiten, also Schulden abzüglich der Geldreserven (linke Seite der Gleichung), und den abdiskontierten erwarteten Erträgen aus der Besteuerung der Arbeitseinkommen und dem Erhöhen der Geldmenge.

Refinanzierungsspirale

Im Folgenden wird erläutert, wie sich die Krisensituation verschlimmert, wenn die ausländischen institutionellen Investoren über den durch den Staat mit Reserven gedeckten Kapitalstock hinaus Kredite an die Elite vergeben. Die folgende Gleichung zeigt durch die erste Ableitung nach , was der Elite passiert, wenn sie eine weitere Einheit am internationalen Finanzmarkt als Kredit aufnehmen.

Da die Elite sich der Bürgschaftsgarantie der Regierung bzw. der Zentralbank gewiss ist und sie daraus einen positiven Kapitaltransfer erwarten kann, wird sie keinen Verlust erleiden, egal, ob es zu einem negativen Produktionsschock (Cobb-Douglas-Produktionsfunktion) kommt oder nicht. Und genau aus diesem Grunde, dies ist der entscheidende Fehler, wird die Elite alle finanziellen Engpässe durch weitere Ausleihungen am internationalen Finanzmarkt refinanzieren. Somit folgt, dass die erwünschte Kapitalausstattung der Elite größer ist, als die eigentlich Effiziente .

Dieses Phänomen wird von Paul Krugman als spezifisches „overinvestment“ bezeichnet. Dieses wird stimuliert durch einen erwarteten positiven Ertrag bei weiterer Kreditaufnahme. Diese weitere Kreditaufnahme zur Verlustdeckung wird auch als “Evergreening Effect” bezeichnet.

Die kumulierten Verluste (Eventualverbindlichkeiten) zum Zeitpunkt durch uneinbringbare Forderungen der heimischen Institutionen werden wie folgt definiert:

Zum Zeitpunkt der Krise, also der Insolvenz der Elite, gehen die kumulierten Verluste der Elite in das Budget des öffentlichen Sektors über, so gilt

Der öffentliche Sektor in der Krise

Die Budgetbeschränkung nach dem die Krise ausgelöst wurde sieht demnach wie folgt aus:

  • durchschnittlicher Zinssatz nach dem die Krise ausgelöst wurde

Zu diesem Zeitpunkt kann die Finanzmarktkrise zu einer Währungskrise führen, sollte das Steueraufkommen vom Arbeitseinkommen und der Unternehmensbesteuerung nicht ausreichend hoch genug sein. Denn dann wäre die linke Seite der Gleichung positiv und eine Erhöhung der Geldmenge wäre nötig. Eine Möglichkeit, dies zu verhindern, wäre eine glaubhafte Implementierung eines Rückzahlungsplanes in Raten gewesen, sofern es mit den Gläubigern vereinbar gewesen wäre. Diese Möglichkeit wurde nicht genutzt, was seitens des Staates zur Folge hatte, die Geldmenge zu erhöhen und somit eine wachsende Inflationsrate in Kauf zu nehmen, welche schon durch das Aufbrauchen der Geldreserven rapide zugenommen hatte. Dies leitete zusätzlich zur Finanzkrise die Währungskrise ein.

Die Rolle der ausländischen institutionellen Investoren und Spekulanten

Die ausländischen institutionellen Investoren sind genau solange bereit, die heimische Elite zu finanzieren, solange ein Minimum an Geldreserven des öffentlichen Sektors vorhanden ist. In dem Moment, in dem die um die antizipierten kumulierten Verluste in die Staatsverschuldung zugerechneten Verbindlichkeiten die Geldreserveschwelle überschreitet, werden die ausländischen institutionellen Investoren ihre Forderungen einzuheben versuchen. („Show me the money- constraint“). Dies bedeutet, die Krise wird ausgelöst, sobald folgende Bedingung eintritt:

mit

  • : Offizielle Geldreserven ausgedrückt als Bruchteil der wachsenden Eventualverbindlichkeiten des Staates.

Mit Beginn der ersten insolventen Finanzinstitution begannen Spekulanten sofort auf den Verfall des Wechselkurses zu spekulieren. Denn sie rechneten mit einem Verfall der Wechselkurse, erstens durch das Aufbrauchen der Geldreserven, zweitens durch das Auslösen des „Show me the money constraints“ und drittens durch die Unterdeckung der ausstehenden Forderungen mit Steuereinnahmen. Diese Spekulation gegen die asiatischen Währungen verschlimmerte deren Situation noch weiter.

Ungewöhnlich an der Asienkrise war, dass die Probleme nicht national beschränkt waren, sondern regionale beziehungsweise globale Auswirkungen nach sich zogen. Aus diesem Phänomen wurden die unterschiedlichsten Theorien abgeleitet, darunter auch die Vorstellung, dass Krisen in Ländern, die eigentlich „gesund“ sind und noch kurz vor der Krise von Analysten gelobt wurden, anstecken können. Dieser Effekt wurde in der englischsprachigen Literatur als Contagion oder als Contagion-Effekt bekannt.[23][24]

Kritik

Paul Krugman kritisierte, dass die in Modellen der ersten Generation dargestellten Finanzintermediäre keinen sinnvollen Zweck erfüllten. Zwar sei die Annahme unter Moral-Hazard-Gesichtspunkten richtig, vernachlässige aber einen wichtigen Aspekt von Finanzmarktkrisen: Finanzmarktkrisen hätten gerade deshalb so schwere Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum, da insbesondere die Finanzintermediäre betroffen seien.[25]

Paul Krugman kritisiert weiter, dass es falsch sei, die alleinige Schuld des overinvestment und der Überbewertung von Vermögenswerten auf die inländischen Finanzintermediäre zu schieben. Er begründet dies damit, dass auch Privatpersonen und ausländische institutionelle Investoren in asiatische Aktien und Immobilien vor und während der Asienkrise investierten. Das deute darauf hin, dass insbesondere „Herding“ eine entscheidende Rolle gespielt haben könne.[26]

Präventivmaßnahmen

Eine maßgebliche Lektion, die aus der Asienkrise zu lernen ist, ist, dass eine spekulative Attacke zwei Formen annehmen kann, wobei eine Finanzmarktkrise eine Währungskrise bedingen kann. Unter gewissen Umständen kann, wie im Modell von Corsetti gezeigt, das „Moral-Hazard“-Problem zu zusätzlichen staatlichen Verbindlichkeiten durch die Insolvenz von heimischen Kreditinstituten führen, welche im Gegenzug die Funktionsfähigkeit einer fixierten Wechselkurspolitik unterwandern.

Eine genaue und strikte Finanzmarktaufsicht zur Absicherung gegen unzureichende Risikobewertung der Forderungen seitens der heimischen Finanzinstitutionen ist als wohl wichtigstes Instrument zur Krisenabwendung zu sehen. In Europa wird, da diese spekulativen Angriffe nicht kontrollierbar und auch nicht nur auf Entwicklungsländer reduziert sind, mit der Kreditausfallrisikobewertung durch die europaweite Einführung der Basel-II-Vorschriften Rechnung getragen. Dadurch werden eventuelle Insolvenzen und Missmanagement der Kreditinstitute und Unternehmen, die exzessive Kredite ins Ausland vergeben bzw. Kredit in Fremdwährung aufnehmen, frühzeitig erkennbar und der Staat bzw. die Zentralbank kann Verbindlichkeiten, die nicht in der Leistungsbilanz aufscheinen, frühzeitig mit einplanen. Ein frühzeitiges Entdecken der staatlichen Eventualverbindlichkeiten würde in Folge das Ausmaß von „overinvestments“ reduzieren. Gleichzeitig, würde auf einem neuen Effizienzlevel für Investitionen, das reale Einkommen des restlichen Landes fallen, einerseits aufgrund niedrigerer Reallöhne und andererseits aufgrund eines höheren Steuersatzes. Insbesondere in Folge der Subprime-Krise 2007 haben aber Kritiker darauf hingewiesen, dass die Basel-II Vorschriften insbesondere für Grossbanken teilweise zu geringe Mindesteigenkapitalanforderungen für Kreditrisiken enthält. [27]

Paulo Corsetti hingegen sieht als die einfachste Methode der staatlichen Absicherung eine Kapitalflusskontrolle durch eine Besteuerung von Kreditabschlüssen bzw. Aufnahmen in Fremdwährung. Das hierbei auftretende Problem wäre, so zeigt er auf, dass gerade Entwicklungsländer auf ausländische Direktinvestitionen angewiesen sind. Die Kreditgeber versuchen sich gegen die in Entwicklungsländern hohe Wechselkursvolatilität abzusichern, indem sie Kredite auf US-Dollar- oder Yen-Basis abschließen. Dennoch wäre aus theoretischer Überlegung bei der Implementierung der Kapitalflusskontrolle der Steuersatz so zu wählen, dass ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen Nichtabschluss und Abschluss der Kredite in ausländischer Währung möglich ist.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Vgl. Dieter, H. Ostasien nach der Krise: Interne Reformen, neue Finanzarchitektur und monetärer Regionalismus. in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 37–38/2000, S. 21–28.
  2. Vgl. Meltzer, Allan H. Asian Problems and the IMF Cato Journal, Vol. 17, No. 3, 1998
  3. Vgl. Johnston, R. Barry, Salim M. Darbar and Claudia Echeverria, Sequencing Capital Account Liberalization – Lessons from the Experiences in Chile, Indonesia, Korea, and Thailand IMF Working Paper WP/1997/157.
  4. Vgl. Goldstein, M., Turner, P. „Banking Crises in Emerging Economies: Origins and Policy Options,“ BIS Economic Paper No. 46. 1996
  5. Vgl. Steinwand, Dirk (2002), Finanzkrisen der dritten Generation: Der Fall Asien Abteilung 41 Arbeitsfeld Finanzsystementwicklung und Kreditwesen, Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, Eschborn 2002
  6. Vgl. McKinnon, Ronald; Pill, H (1996): Credible Liberalizations and International Capital Flows: The ”Overborrowing Syndrome, in: Ito, Takatoshi; Krueger, Anne O. (Hrsg.): —Financial Deregulation and Integration in East Asi, Chicago, London, S. 7–42., 1996
  7. Racota, Despina-Simona (1999) Globale Konsequenzen der Asienkrise, Universität Göttingen
  8. „The Social Impact of the Asian Crisis”, 2001, Asian Development Bank http://www.adb.org
  9. Vgl. Dieter, H.: Ostasien nach der Krise: Interne Reformen, neue Finanzarchitektur und monetärer Regionalismus, Bundeszentrale für politische Bildung, Aus Politik und Zeitgeschichte (B 37–38/2000)
  10. a b c d Vgl. IMF-Supported Programs in Indonesia, Korea, and Thailand, A Preliminary Assessment Timothy Lane, Atish Ghosh, Javier Hamann, Steven Phillips, Marianne Schulze-Ghattas, and Tsidi Tsikata; IMF Publications Occasional Paper 178, 1999
  11. Vgl. Arne Kleine-Hartlage, Pawel Redlich: Die Rolle des Internationalen Währungsfonds in der Asienkrise. Universität Bielefeld, Lehrstuhl für Volkswirtschaftspolitik, 2005
  12. Fischer, Stanley The Asian Crisis: A View from the IMF. Address at the Midwinter Conference of the Bankers’ Association for Foreign Trade. IMF 1998
  13. Warum darf Rußland kein Geld mehr bekommen, Professor Dornbusch?. Interview mit Rüdiger Dornbusch in: FAZ Magazin, 25. September 1998, S. 58.
  14. Krugman, Paul: A Model of Balance of Payment Crises, in: Journal of Money, Credit and Banking, No. 8, 311–325. 1979
  15. Vgl. Flood R. & P. Garber: Collapsing Exchange Rate Regimes: Some Linear Examples, in: Journal of International Economics, 17, 1–13. 1984
  16. Obstfeld, M.: The Logic of Currency Crises, NBER Working Paper No. 4640.,1994
  17. Vgl. Steinwand, D. „Finanzkrisen der dritten Generation – Der Fall Asien, Erklärungsmodelle und Herausforderungen für die Technische Zusammenarbeit“ Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), Abteilung 41 Kompetenzfeld Finanzsystementwicklung, Eschborn 2002
  18. Vgl. Chang, Roberto & Andrés Velasco: Financial Crises in Emerging Markets: A Canonical Model. Federal Reserve Bank of Atlanta, Working Paper 98–10, 1998
  19. Vgl. Kaminsky, Graciela L. & Carmen M. Reinhart: The Twin Crisis: The Causes of Banking and Balance-of-Payment Problems. International Finance Discussion Papers, No 544, Board of Governor of the Federal Reserve System, 1996
  20. Vgl. Schneider, Martin & Aaron Tornell: Balance Sheet Effects, Bailout Guarantees and Financial Crises. NBER Working Paper 8060, 2000
  21. Vgl. Chan-Lau, Jorge A. & Zhaohui Chen: Financial Crisis and Credit Crunch as a Result of Inefficient Financial Intermediation – with Reference to the Asian Financial Crisis. IMF Working Paper 98/127, 1998
  22. Vgl. Díaz-Alejandro, Carlos F. (1985): Good-bye financial repression, hello financial crash. Journal of Development Economics, 19, S. 1–24. 1985
  23. Bordo Michael D, Murshid Antu Panini, Are Financial Crises becoming increasingly more Contagious? What is the Historical Evidence on Contagion? NBER Working Paper 7900, Research, Februar 2000.
  24. Vgl. Fratzscher, Marcel: What Causes Currency Crises: Sunspots, Contagion or Fundamentals? Paper presented at the Conference: „Financial Crises in Transition Countries“, Institut für Wirtschaftsforschung Halle, 2000
  25. Mishkin, F. Anatomy of a Financial Crisis. Journal of Evolutionary Economics. 1992
  26. Vgl. Paul Krugman What happened to Asia?
  27. Vgl. Joseph E. Stiglitz: On the Davos World Economic Forum, What unfettered markets have wrought. 2008

Literatur

  • Corsetti, G., Pesenti, P. & Roubini, N.; Paper Tigers? A model of the Asian crisis, European Economic Review 43, S. 1211 – 1236, 1999
  • Corsetti, G., Pesenti,P. & Roubini, N.; What Caused the Asian Currency and Financial Crises? Part I: A Macroeconomic Overview, 1998
  • Dieter, H.; Die Asienkrise und der IWF: Ist die Politik des Internationalen Währungsfonds gescheitert? INEF-Report Nr. 29, 1998 Duisburg.
  • Green, Stephan K.; Die Asienkrise und ihre Bedeutung für die Weltwirtschaft, in: Politische Studien, Nr. 366, 50. Jg., 07/08 1999
  • Joebges, H.; Transmissionsmechanismen von Währungskrisen. Am Beispiel der Tequilakrise (1994/95) und der Asienkrise (1997). Herbert Utz Verlag, München 2006, ISBN 3-8316-0659-5
  • Krugman, P.; A model of balance of payments crises Journal of Money, Credit, and Banking 11, S. 311–325. 1979
  • Nunnenkamp, P.; Die Asienkrise und was daraus zu lernen ist, Institut für Weltwirtschaft, Beitrag für das Jahrbuch Dritte Welt, Kiel 1999
  • Kaminsky G. L., Reinhart C. M.; The Twin Crises: The Causes of Banking and Balance-of-Payments Problems, The American Economic Review, S. 471–500, June 1999
  • Kaufman, GG., Krueger, TH., Hunter, WC. The Asian Financial Crisis: Origins, Implications and Solutions. Springer, 1999 ISBN 0792384725