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Frühstücksfleisch und Renaissance-Humanismus: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Renaissance-Humanismus''' [{{IPA|ʀənɛˈsɑ̃s}}] ist eine moderne Bezeichnung für eine geistige Strömung in der Zeit der ''[[Renaissance]]'', die zuerst von [[Francesco Petrarca]] angeregt und verkörpert wurde, in [[Florenz]] ein herausragendes Zentrum hatte und sich in mehr oder weniger starker Ausprägung über den größten Teil Europas ausbreitete. Prägendes Merkmal war das Bewusstsein, einer neuen Epoche anzugehören, und das Bedürfnis, sich von der Vergangenheit der vorhergehenden Jahrhunderte abzugrenzen. Diese Vergangenheit wurde von den [[Humanismus|Humanisten]] als [[Mittelalter]] definiert und scharf abgelehnt. Ihr wurde die [[Antike]] als schlechthin maßgebliche Norm für alle Lebensbereiche entgegengestellt.
{{Dieser Artikel|befasst sich mit Dosenfleisch. Für massenhaften Versand von Nachrichten, siehe [[Spam]].}}


===Begriffsgeschichte===
'''SPAM''' ist in vielen Teilen der Welt, aber vor allem aber in den [[USA]], als [[Marke (Rechtsschutz)|Marke]] für Dosenfleisch bekannt. Das Produkt wird von der Firma '''Hormel Foods Inc.''' seit 1937 produziert und vertrieben. Im deutschsprachigen Raum ist das Dosenfleisch (spiced ham) unter dem Namen "Frühstücksfleisch" bekannt.


Das Wort ''[[Humanismus]]'' wurde 1808 von dem [[Philosoph]]en [[Friedrich Immanuel Niethammer]] eingeführt. Er bezeichnete damit die pädagogische Grundhaltung derjenigen, die den Unterrichtsstoff nicht unter dem Gesichtspunkt seiner praktischen (materiellen) Verwertbarkeit beurteilen, sondern Bildung als Selbstzweck unabhängig von Nützlichkeitserwägungen anstreben. Eine zentrale Rolle kommt dabei der sprachlichen und literarischen Bildung zu. Dieses Bildungsideal war das traditionelle, seit der Renaissance allgemein herrschende. Daher begann man um die Mitte des 19. Jahrhunderts, die Geistesbewegung in der Epoche der Renaissance, die das Programm solcher Bildung formuliert und umgesetzt hatte, als Humanismus zu bezeichnen.
== Geschichte ==
[[Bild:Langhaardackel-Lonni.jpg|400px]][[Bild:Langhaardackel-Lonni.jpg|400px]][[Bild:Langhaardackel-Lonni.jpg|400px]][[Bild:Langhaardackel-Lonni.jpg|400px]][[Bild:Langhaardackel-Lonni.jpg|400px]][[Bild:Langhaardackel-Lonni.jpg|400px]][[Bild:Langhaardackel-Lonni.jpg|400px]][[Bild:Langhaardackel-Lonni.jpg|400px]][[Bild:Langhaardackel-Lonni.jpg|400px]][[Bild:Langhaardackel-Lonni.jpg|400px]]
[[Bild:Spam Usa fcm.jpg|thumb|SPAM aus USA]]
Bei der Einführung im Jahr [[1937]] wurde das Dosenfleisch noch '''HORMEL Spiced Ham''' ('''HORMEL Gewürzter Schinken''') genannt. Danach wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem Konsumenten aufgefordert wurden, einen Namen zu kreieren, der den Geschmack des Produktes widerspiegelt. So wurde das "sp" von spiced und das "am" von ham zu '''SPAM''' zusammengefügt.


Als historischer Epochenbegriff für den Zeitraum zwischen [[Spätmittelalter]] und [[Frühe Neuzeit|Früher Neuzeit]] wurde „Humanismus“ von [[Georg Voigt]] in seinem 1859 erschienenen Werk ''Die Wiederbelebung des classischen Alterthums oder das erste Jahrhundert des Humanismus'' eingeführt. Einen Anstoß dazu gab die Idee [[Johann Gustav Droysen]]s, den Begriff ''[[Hellenismus]]'' für die mit [[Alexander der Große| Alexander dem Großen]] beginnende Epoche zu verwenden.
[[1945]] werden russische Soldaten mit SPAM Dosenfleisch versorgt. Die ehemalige britische [[Premierminister (Großbritannien)|Premierministerin]] [[Margaret Thatcher]] bezeichnete SPAM als "Delikatesse für Kriegszeiten".


Das Wort „[[Humanist]]“ taucht erstmals gegen Ende des 15. Jahrhunderts auf, und zwar zunächst als Berufsbezeichnung für Inhaber einschlägiger Lehrstühle, analog zu Jurist oder Kanonist (Kirchenrechtler). Erst im frühen 16. Jahrhundert wurde es auch für außeruniversitäre Gebildete verwendet, die sich als ''[[Humanista|humanistae]]'' verstanden.
Zwischen [[1955]] und [[1957]] wird SPAM international. Hormel verhandelt die Produktion von SPAM mit Herstellern aus [[Republik Irland|Irland]], [[Kanada]], [[England]] und [[Venezuela]].


===Selbstverständnis der Humanisten===
[[Bild:Spam Mex fcm.JPG|thumb|SPAM aus Mexiko]]
[[Bild:Spam.jpg|thumb|SPAM aus Macau - Less Sodium]]
[[1959]] wird die milliardste Dose SPAM verkauft. Würde man alle diese Dosen aneinanderlegen, würden sie 2 1/2 mal den [[Globus]] umspannen.


Ausgangspunkt der humanistischen Bewegung war das auf [[Cicero]] zurückgehende Konzept der [[Humanität]] (''[[humanitas]]'') und der auf sie zielenden Bildungsbestrebungen (''[[studia humanitatis]]''). Schon in der Antike war (besonders von Cicero) betont worden, dass der Mensch sich vom Tier durch die Sprache unterscheidet. Das bedeutet, dass er in der Erlernung und Pflege sprachlicher Kommunikation seine Menschlichkeit lebt und das spezifisch Menschliche hervortreten lässt. Daher war der Gedanke naheliegend, dass die Kultivierung der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit den Menschen erst richtig zum Menschen macht, ihn auch moralisch emporhebt und zum Philosophieren befähigt. Daraus konnte man folgern, dass Sprachgebrauch auf dem höchsten erreichbaren Niveau die grundlegendste und vornehmste Tätigkeit des Menschen ist.
[[1962]] wird die Produktionslinie von Hormel um einen Sterilisator erweitert, der 350 SPAM Dosen in der Minute produzieren kann und nur von einer Person bedient werden muss.


Davon ausgehend sind die Humanisten zur Annahme gelangt, dass zwischen der Qualität der sprachlichen Form und der Qualität des durch sie mitgeteilten Inhalts ein notwendiger Zusammenhang bestehe, insbesondere dass ein in schlechtem Stil geschriebener Text auch inhaltlich nicht ernst zu nehmen und sein Autor ein Barbar sei. Daher wurde am Mittelalter und am mittelalterlichen Latein heftige Kritik geübt, indem man nur die klassischen Vorbilder (vor allem Cicero) gelten ließ. Besonders die [[Scholastik]] mit ihrer eigenen, von klassischem Latein besonders weit entfernten Fachsprache wurde von den Humanisten verachtet und verspottet.
[[1969]] wird ein [[Joint-Venture|Joint Venture]] mit australischen Firmen geschlossen und SPAM ist ab nun auch in [[Australien]] erhältlich.


Wer so dachte und empfand und in der Lage war, sich mündlich und schriftlich in klassischem Latein elegant und fehlerfrei auszudrücken, wurde von den Humanisten als einer der ihren betrachtet. Erwartet wurde von einem Humanisten, dass er die lateinische Grammatik und die [[Rhetorik]] beherrschte und sich in antiker Geschichte und Moralphilosophie und in der altrömischen Literatur gut auskannte und lateinisch dichten konnte. Vom Ausmaß solcher Kenntnisse und vor allem von der Eleganz ihrer Präsentation hing der Rang des Humanisten unter seinesgleichen ab. Griechischkenntnisse waren sehr erwünscht, aber nicht notwendig. In der Philosophie dominierte die Ethik; Logik und [[Metaphysik]] traten in den Hintergrund. Die weitaus meisten Humanisten waren eher Philologen und Historiker als Philosophen.
[[1980]] wird die 3-milliardste Dose SPAM verkauft. [[1986]] sind bereits 4.000.000.000 Dosen SPAM über den Ladentisch gegangen.
Daneben gab es noch andere Merkmale, durch die sich die Humanisten von mittelalterlichen Menschen unterschieden. Diese Merkmale gelten aber für die Menschen der [[Renaissance]] allgemein und nicht nur speziell für die Humanisten.


Oft wird behauptet, ein Merkmal der Humanisten sei ihr distanziertes Verhältnis zum [[Christentum]] und zur [[Kirche]] gewesen. Das trifft aber so nicht generell zu. Die Humanisten gingen von dem allgemeinen Grundsatz der universalen Vorbildlichkeit der Antike aus und bezogen dabei auch die "heidnische" Religion ein. Daher hatten sie zum antiken "Heidentum" in der Regel ein unbefangenes, meist positives Verhältnis. Es war bei ihnen üblich, auch christliche Inhalte in klassisch-antikem Gewand zu präsentieren samt einschlägigen Begriffen aus der altgriechischen und altrömischen Religion und Mythologie. Die meisten von ihnen hielten das für mit ihrem Christentum vereinbar. Manche waren nur noch dem Namen nach Christen, andere nach kirchlichen Maßstäben fromm. Im Einzelfall ist der philosophische und religiöse Standort eines Humanisten oft schwer zu bestimmen. Es gab unter ihnen Platoniker und Aristoteliker, Stoiker und Epikureer, Geistliche und Antiklerikale und sogar Mönche. Im allgemeinen war allerdings das Mönchtum (besonders die Bettelorden) der Hauptgegner des Humanismus.
Seit [[1998]] findet man das aktuelle [[Design]] der SPAM Dose mit dem SPAMBURGER.


===Humanismus und Kunst===
Seit [[2003]] wird SPAM in 41 Ländern verkauft. Nach den USA sind [[Großbritannien]] und [[Südkorea]] die größten Konsumenten von SPAM. Man schätzt, dass ca. alle 3,1 Sekunden eine Dose SPAM verzehrt wird.


Allen Humanisten gemeinsam war eine außerordentliche Wertschätzung der [[Ästhetik]]. Sie waren der Überzeugung, dass das Schöne mit dem Wertvollen, dem moralisch Richtigen und dem Wahren Hand in Hand geht. Diese Grundhaltung erstreckte sich nicht nur auf Sprache und Literatur, sondern auf alle Bereiche der Kunst und der Lebensführung. Natürlich galten auch in der bildenden Kunst die antiken Kriterien und Wertmaßstäbe.
== Geschmacksrichtungen ==
[[Bild:Vitruvian.jpg|thumb|250px|''Die menschlichen Proportionen nach Vitruv'' – Skizze von [[Leonardo da Vinci]]]]
Große Anziehungskraft übte der Humanismus auf viele Künstler aus, die mit Humanisten verkehrten. Von konkreten Auswirkungen des Humanismus auf die bildende Kunst kann aber nur dort gesprochen werden, wo antike Ästhetiktheorie für das künstlerische Schaffen bedeutsam wurde. Das war in der Architektur besonders stark der Fall. Der maßgebliche Klassiker war [[Vitruv]], der in seinem Werk ''Zehn Bücher über die Architektur'' eine umfassende Architekturtheorie entwickelt hatte, die allerdings nur teilweise der römischen Baupraxis seiner Zeit entsprach. Vitruv war im gesamten Mittelalter bekannt gewesen, daher war die Entdeckung einer St. Galler Vitruv-Handschrift durch Poggio Bracciolini 1416 nicht sensationell (sicher handelte es sich nicht um das antike Original). Folgenreich war aber die Intensität, mit der sich im 15. und im 16. Jahrhundert in vielen kulturellen Zentren Italiens Humanisten und Künstler (manchmal gemeinsam) mit Vitruv auseinandersetzten. Sie übernahmen seine Begriffe, Ideen und ästhetischen Maßstäbe, so dass man von einem "Vitruvianismus" in der italienischen Renaissance-Architektur sprechen kann. Der Humanist und Architekt [[Fra Giovanni Giocondo]] veröffentlichte 1511 in Venedig eine vorbildliche illustrierte Vitruv-Ausgabe. In den folgenden Jahren wurde Vitruvs Werk auch in italienischer Übersetzung zugänglich. 1542 bildete sich in Rom die ''Accademia delle virtù'', die sich der Pflege des Vitruvianismus widmete. Hervorzuheben sind unter den Künstlern, die Vitruv studierten, der Architekt, Architektur- und Kunsttheoretiker [[Leon Battista Alberti]], [[Lorenzo Ghiberti]], [[Bramante]], [[Raffael]] und (während seines Italienaufenthalts) [[Albrecht Dürer]]. Auch [[Leonardo da Vinci]] bezog sich in seiner berühmten Skizze der menschlichen Proportionen auf Vitruv. Der führende Architekt und Architekturtheoretiker [[Andrea Palladio]] entwickelte seine eigenständigen Ideen in der Auseinandersetzung mit Vitruv. Er arbeitete mit dem Humanisten und Vitruvkommentator [[Daniele Barbaro]] zusammen.


Rückbezüge auf die Antike finden wir nicht nur in der Architektur. Zum Beispiel der Maler [[Raphael]] schuf ein [[Fresko]] von [[Die Schule von Athen]] mit dem Bildnis des Philosophen [[Platon]] im Mittelpunkt der [[Zentralperspektive]]. Auch [[Aristoteles]] ist hier als Schüler zu sehen. Das Fresco verherrlicht im Sinne des Renaissance-Humanismus das antike Denken als Ursprung der europäischen Kultur, ihrer Philosophie und Wissenschaften. Auch die Monumental[[statue]] vom [[David (Michelangelo)]] zeigt deutlich Rückbezüge auf antike Vorbilder. Der dabei zu sehende [[Kontrapost]] gehört ebenfalls zu dem künstlerischen [[Repertoire]] dieses Bildhauers. Deutlich wird überall die außerordentliche Wertschätzung der Ästhetik. Dieses fand zuletzt in den italienischen Kunsttheorien seinen Ausdruck. Außer Leonardo da Vinci beziehungsweise Alberti, die schon genannt wurden, betrifft das besonders [[Giorgio Vasari]], der mit seinen zahlreichen Künstlerbiographien eine wichtige Quelle zur Kunstgeschichte seiner Zeit geworden ist.
Der '''Classic SPAM''' besteht aus Schweinefleisch (91 %), Wasser, Salz, Verdickungsmittel, Zucker, Antioxidationsmittel und [[Konservierungsmittel]].
Weitere Geschmacksrichtungen sind:


== Italienischer Humanismus ==
* '''SPAM Oven Roasted Turkey''' (Truthahn)
Namhafte italienische Humanisten des 14. und des 15. Jahrhunderts waren [[Ciriaco d'Ancona]], [[Giovanni Aurispa]], [[Hermolaus Barbarus|Ermolao Barbaro]], [[Francesco Barbaro]], [[Gasparino Barzizza]], [[Antonio Beccadelli]], [[Filippo Beroaldo]], [[Flavio Biondo]], [[Giovanni Boccaccio]], [[Gianfrancesco Poggio Bracciolini]], [[Francesco Bruni]], [[Leonardo Bruni]], [[Angelo Decembrio]], [[Pier Candido Decembrio]], [[Felice Feliciano]], [[Vittorino da Feltre]], [[Marsilio Ficino]], [[Francesco Filelfo]], [[Battista Guarino]], [[Stefano Infessura]], [[Christoforo Landino|Cristoforo Landino]], [[Antonio Loschi]], [[Niccolo Niccoli|Niccolò Niccoli]], [[Matteo Palmieri]], [[Niccolò Perotti]], Petrarca, [[Enea Silvio de' Piccolomini]], [[Bartolomeo Platina]], [[Angelo Poliziano]], [[Julius Pomponius Laetus]], [[Giovanni Pontano]], [[Giovanni Conversini da Ravenna]], [[Coluccio Salutati]], [[Ambrogio Traversari]], [[Lorenzo Valla]], [[Maffeo Vegio]], [[Pier Paolo Vergerio]] und [[Guarino da Verona]].
* seit [[1971]] '''SPAM Smoke Flavored''' (Räuchergeschmack)
* '''SPAM Lite''' (50 % weniger Fett)
* seit [[1986]] '''SPAM Less Sodium''' (25 % weniger Salz)


Für das 16. Jahrhundert sind [[Pietro Alcionio]], [[Pietro Bembo]], [[Francesco Guicciardini]], [[Francesco Robortello]], [[Jacopo Sadoleto]], [[Torquato Tasso]], [[Ariost]] und [[Jacopo Sannazaro]] hervorzuheben.
== Verwechslung ==


Als wichtiger, symbolhafter Einschnitt wurde schon von den Zeitgenossen die Katastrophe des [[Sacco di Roma]] (1527) empfunden. Etwa damals endete (nach heutiger Einteilung) die Hochrenaissance in der bildenden Kunst und zugleich auch die Glanzzeit des mit dem Renaissance-Humanismus verbundenen Lebensgefühls.
Als Spam werden auch unerwünschte [[E-Mail|Werbemails]] sowie Masspostings in [[Newsgroup]]s (siehe [[Spam]]) bezeichnet.


=== Vorhumanismus ===
Hormel protestiert gegen die Verwendung des Markenzeichens SPAM im Kontext mit unerwünschter E-Mail-Werbung, wenn Spam vollständig in Großbuchstaben geschrieben wird.


Mit dem nicht genau definierten Begriff "Vorhumanismus" (Prähumanismus) werden kulturelle Erscheinungen in der Zeit vor Petrarca, d.h. im 13. und frühen 14. Jahrhundert bezeichnet, die in manchen Aspekten auf den Renaissance-Humanismus vorausweisen, obwohl die handelnden Personen insgesamt noch dem Spätmittelalter angehören. Da diese Erscheinungen ihre Zeit nicht geprägt haben, kann man nicht von einer "Epoche des Vorhumanismus" sprechen, sondern nur von einzelnen vorhumanistischen Phänomenen im Spätmittelalter.
== Weblinks ==


[[Dante Alighieri]] († 1321) war weder Humanist noch Vorhumanist. Unter seinen Zeitgenossen gab es aber bereits Persönlichkeiten, deren Haltung humanistisch wirkt. Der Vorhumanismus ist in Oberitalien entstanden. Begünstigt wurde seine Entstehung von der mittelalterlichen [[Ars dictaminis]], einem schon im 12. Jahrhundert auftauchenden Teil der [[Rhetorik]], der die Regeln eines guten Prosastils in Briefen ([[Briefsteller]]) und Urkunden umfasste. Es war eine an praktischen Bedürfnissen orientierte Stilkunst. Sie wurde besonders im städtischen Bürgertum Oberitaliens gepflegt und stand als Teil der Laienbildung im Gegensatz zur Rhetorik der Geistlichkeit. Diese Bestrebungen fanden im Universitätsbereich an der juristischen Fakultät eine Basis; Zentren waren [[Padua]] und [[Bologna]]. Aber erst als man in den Kreisen der davon geprägten Stilisten begann, die Lektüre der antiken "heidnischen" Dichter offensiv gegen die Kritik konservativer kirchlicher Kreise zu rechtfertigen, kam ein Element hinzu, das als vorhumanistisch bezeichnet werden kann. Eine Pionierrolle spielten die Paduaner Vorhumanisten [[Lovato de' Lovati]] (1241-1309) und [[Albertino Mussato]] (1261-1329), die auch schon philologisch arbeiteten, und der in Vicenza tätige Dichter und Geschichtsschreiber [[Ferreto de' Ferreti]] († 1337), der seinen klaren und eleganten Stil der Nachahmung des [[Livius]] und [[Sallust]] verdankte. Mussato, der die Lesetragödie ''Ecerinis'' nach dem Vorbild der Tragödien Senecas verfasst hatte, erhielt 1315 die [[Dichterkrone]]. Nach seiner Überzeugung war die klassische antike Dichtkunst göttlichen Ursprungs. So wurden damals bereits Elemente des Renaissance-Humanismus vorweggenommen.
* [http://www.spam.com offizielle SPAM-Seite]


===Die Anfänge des italienischen Humanismus===
[[Kategorie:Fleischprodukt]]
[[Bild:Francesco_Petrarca.jpg|thumb|150px|Petrarca]]
[[Kategorie:Markenname (Lebensmittel)]]
[[Bild:Giovanni_Boccaccio.jpg|thumb|150px|Giovanni Boccaccio]]
Der eigentliche Humanismus begann um die Mitte des 14. Jahrhunderts mit Petrarca. Im Unterschied zu den Vorhumanisten stellte sich Petrarca scharf und polemisch in Gegensatz zum gesamten mittelalterlich-scholastischen Bildungswesen seiner Zeit. Er hoffte auf eine beginnende neue Kulturblüte, ja auf ein neues Zeitalter. Dieses sollte nicht nur kulturell, sondern auch politisch an die Antike, an das Römische Reich anknüpfen. Daher unterstützte Petrarca 1347 mit Begeisterung den Staatsstreich des [[Cola di Rienzo]] in Rom. Cola war selbst gebildet, von der römischen Antike fasziniert und ein glänzender Redner, womit er ein Ideal des Humanismus verkörperte. Er war die führende Persönlichkeit einer adelsfeindlichen Strömung, die einen italienischen Staat mit Rom als Mittelpunkt anstrebte. Die politischen Träume und Utopien scheiterten zwar an den Machtverhältnissen und an Colas Mangel an Realitätssinn, aber die kulturelle Seite der Erneuerungsbewegung, die der politisch vorsichtigere Petrarca repräsentierte, setzte sich nachhaltig durch.


Petrarcas Erfolg war darin begründet, dass er nicht nur die Ideale und Sehnsüchte seiner Zeitgenossen artikulierte, sondern den neuen Zeitgeist auch als Persönlichkeit verkörperte. Bei ihm begegnen bereits voll ausgeprägt die markantesten Merkmale des Renaissance-Humanismus:
[[en:SPAM]]
* die Idee einer Vorbildlichkeit der altrömischen Staats- und Gesellschaftsordnung
[[ja:スパム]]
* scharfe Ablehnung des scholastischen Universitätsbetriebs, d.h. des im Spätmittelalter dominierenden Aristotelismus. Petrarca respektierte zwar Aristoteles als antiken Klassiker, wandte sich aber heftig gegen dessen mittelalterliche arabische und lateinischsprachige Interpreten, besonders gegen [[Averroes]]. Im Grunde lief das letztlich auf eine fundamentale Kritik an Aristoteles hinaus.
[[it:Spam_%28carne%29]]
* Verwerfung der spekulativen Metaphysik und Theologie des Spätmittelalters und der als sinnlos empfundenen logischen Tüfteleien; dadurch weitgehende Reduzierung der Philosophie auf die Tugendlehre.
[[fi:N%C3%B6tk%C3%B6tti]]
* Wiederentdeckung verschollener klassischer Texte, Sammeln und Kopieren von Handschriften, Anlegen einer umfangreichen Privatbibliothek. Rückkehr zu unmittelbarem, unbefangenem Kontakt mit den antiken Texten durch Befreiung von dem mittelalterlichen Deutungsmonopol kirchlicher Autoritäten. Grenzenlose Bewunderung Ciceros.
* Wie die meisten Humanisten war Petrarca selbstbewusst, auf Kritik empfindlich und schnell zu maßloser Polemik gegen wirkliche oder vermeintliche Neider und Feinde bereit.
* Petrarca bewunderte auch die griechische Kultur, aber seine Griechischkenntnisse waren wie bei vielen Humanisten bescheiden.

Schwerpunkte im Denken Petrarcas waren außerdem:
* der Kampf gegen die medizinischen und die juristischen Fakultäten. Den Ärzten warf er Ignoranz und Scharlatanerie vor, den Juristen Spitzfindigkeit.
* ein von [[Augustinus]] geprägtes weltflüchtiges und kulturpessimistisches Christentum mit Weltuntergangsstimmung. Darin zeigt Petrarca noch mittelalterliche Züge und unterscheidet sich von späteren, eindeutiger diesseitsorientierten Humanisten.

Stark von Petrarca beeinflusst war der etwas jüngere [[Giovanni Boccaccio]]. Auch er entdeckte Handschriften bedeutender antiker Werke. Echt humanistisch war seine Verteidigung der Dichtkunst. Der Dichtung gebührt nach seiner Überzeugung nicht nur unter literarischem Gesichtspunkt höchster Rang, sondern auch eine Vorzugsstellung unter den Wissenschaften, da sie bei der Erlangung von Weisheit und Tugend eine maßgebliche Rolle spielt; in ihr vereinen sich (im Idealfall) Sprachkunst und Philosophie und erreichen ihre Vollendung.

===Die Blütezeit des Humanismus in Florenz===
[[Image:Lorenzo il magnifico.jpg||left|thumb|Statue von [[Lorenzo de Medici]] "il magnifico" bei den [[Uffizien]]]]
Florenz als herausragende Kunst- und Kulturstätte war die Keimzelle des Humanismus. Von dort gingen entscheidende Impulse sowohl für die Philologie als auch für die Philosophie und die humanistische Geschichtsschreibung aus. Aus Florenz stammende bzw. dort ausgebildete Humanisten trugen ihr Wissen in andere Zentren. Die herausragende Rolle des Florentiner Humanismus blieb bis in die neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts erhalten. Dann wirkte sich jedoch der dominierende Einfluss [[Savonarola]]s in der Stadt im Zeitraum 1494-1498 auf das Kulturleben und den Humanismus verheerend aus, und die Wirren der Folgezeit hemmten die Erholung.

In Florenz bestand keine starke scholastische Tradition, da die Stadt keine erstrangige Universität hatte. Das geistige Leben spielte sich großenteils in lockeren Gesprächszirkeln ab. Diese offene Atmosphäre bot günstige Voraussetzungen für eine humanistische Diskussionskultur. Das Amt des Kanzlers der Republik war seit [[Coluccio Salutati]] (Kanzler 1375-1406) von Humanisten besetzt. Es bot dem Amtsinhaber Gelegenheit, der Öffentlichkeit die Vorzüge einer Verflechtung politischen und literarischen Wirkens und damit den staatspolitischen Nutzen des Humanismus zu demonstrieren. Salutati hat in seinen Sendschreiben und politischen Schriften diese Chance mit großem Erfolg genutzt. Durch seine wissenschaftlichen, kulturellen und politischen Leistungen machte er Florenz zum Hauptzentrum des italienischen Humanismus. Ein weiterer großer Vorteil für den Florentiner Humanismus war die Vorherrschaft der Familie [[Medici]] (1434-1494). Sowohl [[Cosimo de Medici|Cosimo „il Vecchio“ de’ Medici]] († 1464) als auch sein Enkel [[Lorenzo de Medici|Lorenzo „il Magnifico“ de’ Medici]] († 1492) zeichneten sich durch nachdrückliche Förderung der Künste und Wissenschaften aus. Lorenzo, selbst ein begabter Dichter und Schriftsteller, war das Modell eines Renaissance-Mäzens.

Allerdings hat die angeblich von Cosimo nach dem Vorbild der antiken [[Platonische Akademie|Platonischen Akademie]] begründete Platonische Akademie in Florenz als Institution nicht existiert; die Bezeichnung ''Platonische Akademie'' wurde erst im 17. Jahrhundert erfunden. Tatsächlich handelte es sich nur um den Schülerkreis des bedeutenden Florentiner Humanisten [[Marsilio Ficino]] (1433-1499). Ficino, der von Cosimo unterstützt wurde, erstrebte eine Synthese von antikem Neuplatonismus und katholischem Christentum. Mit großem Fleiß widmete er sich der Übersetzung (ins Lateinische) und Kommentierung von Werken Platons und antiker Platoniker. Zu seinem Kreis gehörte der umfassend gebildete, arabisch- und hebräischkundige [[Giovanni Pico della Mirandola]] (1463-1494), der für die Vereinbarkeit aller philosophischen und religiösen Traditionen einschließlich der islamischen eintrat und ein prominenter Vertreter der christlichen [[Kabbala]] war.

Unter den berühmten Florentiner Humanisten sind ferner hervorzuheben: [[Niccolo Niccoli|Niccolò Niccoli]] († 1437), ein eifriger Büchersammler und Organisator der Beschaffung und Erforschung von Handschriften; [[Leonardo Bruni]], ein Schüler Salutatis und als Kanzler 1427-1444 Fortsetzer von dessen Politik, Verfasser einer hervorragenden Geschichte von Florenz; [[Ambrogio Traversari]] (1386-1439), der aus dem Griechischen übersetzte und als Mönch eine Ausnahmeerscheinung unter den Humanisten war; dessen Schüler [[Giannozzo Manetti]] (1396-1459), der u.a. aus dem Hebräischen übersetzte; [[Angelo Poliziano]] (1454-1494), der italienisch, lateinisch und griechisch dichtete und sich in der [[Textkritik]] hervortat. Weitere bedeutende Humanisten, die zeitweilig in Florenz wirkten, waren [[Francesco Filelfo]], [[Gianfrancesco Poggio Bracciolini]] und [[Leon Battista Alberti]]. Eine besondere Rolle spielte [[Vespasiano da Bisticci]] (1421-1498), der erste Buchhändler großen Stils. Er war außerordentlich findig in der Beschaffung von Handschriften aller Art und ließ sie von Dutzenden von Kopisten [[Kalligraphie|kalligraphisch]] abschreiben, um die Nachfrage von Humanisten und Fürsten zu decken, welche Bibliotheken aufbauten. Außerdem verfasste er eine Sammlung von Lebensbeschreibungen herausragender Persönlichkeiten seiner Zeit, die die Vorstellungen der Nachwelt vom Renaissance-Humanismus stark beeinflusste.

Als '''Bürgerhumanismus''' (''Civic Humanism'') wird der Einsatz humanistischer Publizistik im Kampf für eine republikanische Verfassung und gegen „tyrannische“ Alleinherrschaft eines Machthabers bezeichnet. Dazu gesellt sich eine allgemeine Höherschätzung staatsbürgerlichen Gestaltungswillens gegenüber dem Rückzug in ein beschauliches Privatleben, später auch Bejahung bürgerlichen Wohlstands und Aufwertung des Italienischen als Literatursprache. Diese Haltung machte sich in Florenz geltend. Die republikanische Überzeugung wurde von den Kanzlern Salutati und Bruni rhetorisch wirksam vertreten, eingehend begründet und geschichtsphilosophisch untermauert. Dabei ging es vor allem um die Abwehr der Florenz bedrohenden Expansionspolitik der mailändischen [[Visconti]], die ihre Position ebenfalls von Humanisten erläutern ließen und aus der Sicht ihrer Florentiner Gegner finstere Gewaltherrscher waren. Die Florentiner betonten die Vorteile der in ihrem System herrschenden Freiheit, die Mailänder pochten auf Ordnung und Frieden, die der Unterstellung unter den Willen eines Herrschers zu verdanken seien. Dieser Gegensatz wurde in der Publizistik beider Seiten scharf herausgearbeitet. Der von dem Historiker [[Hans Baron]] ab 1928 geprägte Begriff „Bürgerhumanismus“ hat sich eingebürgert, ist aber in der Forschung umstritten. Gegner der „Baron-These“ behaupten, Baron idealisiere die Politik der humanistischen Florentiner Kanzler und folge deren Propaganda, er ziehe aus seinen Beobachtungen zu weitreichende Folgerungen und sein Vergleich mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts sei unzulässig.

===Humanismus in Rom===
Für die Humanisten war Rom der Inbegriff des Verehrungswürdigen. Als Zentrum des Humanismus stand Rom jedoch hinter Florenz zurück und begann erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts zu blühen. Dabei kamen die stärksten Anregungen aus Florenz und dessen Umfeld. Die meisten in Rom lebenden Humanisten waren auf eine Anstellung an der Kurie angewiesen, meist in der päpstlichen Kanzlei, manchmal als Sekretäre der Päpste. Viele waren Sekretäre von Kardinälen. Manche der begehrten Ämter in der Kanzlei waren käufliche Lebensstellungen. Viel hing davon ab, wie humanistenfreundlich der jeweils regierende Papst war.

Einen entscheidenden Anstoß gab dem römischen Humanismus die weitsichtige Kulturpolitik Papst [[Nikolaus V. (Papst)|Nikolaus’ V.]] (1447-1455). Er holte prominente Humanisten an seinen Hof, veranlasste Übersetzungen aus dem Griechischen und schuf als eifriger Büchersammler die Basis für eine neue Vatikanische Bibliothek. [[Pius II.]] (Enea Silvio de’Piccolomini, 1458-1464) war zwar vor seiner Papstwahl als Humanist hervorgetreten, unternahm aber als Papst relativ wenig für den Humanismus. Als sehr humanistenfreundlich erwiesen sich [[Sixtus IV. (Papst)|Sixtus IV.]] (1471-1484), [[Julius II. (Papst)|Julius II.]] (1503-1513) und [[Leo X. (Papst)|Leo X.]] (1513-1521). Allerdings setzte schon unter Leo ein Niedergang ein. Ein schwerer Rückschlag war der [[Sacco di Roma]] (1527).

Führende Persönlichkeiten im römischen Humanismus des 15. Jahrhunderts waren [[Gianfrancesco Poggio Bracciolini]], [[Lorenzo Valla]], [[Flavio Biondo]] und [[Julius Pomponius Laetus]]. Poggio († 1459) war der erfolgreichste Entdecker von Handschriften. Er verfasste bedeutende Dialoge (diese literarische Form war bei den Humanisten besonders beliebt), aber auch gehässige Schmähschriften. Wie manche andere Gelehrte auswärtiger Herkunft fasste Poggio Rom nur als vorübergehenden Wohnsitz auf. Valla († 1457), mit Poggio tödlich verfeindet, war Professor für Rhetorik. Er begründete die neuzeitliche philologische Echtheitskritik und stach durch seine unkonventionellen Ansichten und seine Provokationslust hervor. Biondo († 1463) vollbrachte bahnbrechende Leistungen auf dem Gebiet der Archäologie und historischen [[Topographie]] Italiens, insbesondere Roms. Er bezog auch das mittelalterliche Italien in seine Forschungen ein. Mit seiner systematischen Erfassung von Überresten der Antike wurde er zum Begründer der Altertumswissenschaft. In derselben Richtung arbeitete später Pomponius Laetus († 1498). Er gründete um 1464 die älteste römische Akademie, die [[Accademia Romana]], von der wesentliche Impulse für die Altertumskunde ausgingen. Einer seiner Schüler war der vorzügliche Archäologe [[Andrea Fulvio]]. Die Akademie geriet 1468 in eine schwere Krise und wurde vorübergehend geschlossen, weil Papst [[Paul II. (Papst)|Paul II.]] einzelne Humanisten aufrührerischer Umtriebe verdächtigte. Das harte Vorgehen dieses Papstes gegen die Akademie war eine untypische, vorübergehende Störung im ansonsten eher unproblematischen Verhältnis zwischen Kurie und Humanismus; im Kardinalskollegium fanden die beschuldigten Humanisten eifrige und erfolgreiche Fürsprecher.

Von den jüngeren römischen Akademien bzw. Humanistenkreisen des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts widmeten sich die bekanntesten der Pflege des [[Ciceronianismus]] (der an Ciceros Vorbild orientierten Latinität) und der neulateinischen Dichtung. In Rom wurde der reine Ciceronianismus noch nachdrücklicher betont als in anderen Zentren; darin trafen sich die Bedürfnisse der päpstlichen Kanzlei mit den Neigungen der Humanisten. Einen Höhepunkt erreichte diese Strömung mit den streng ciceronianisch gesinnten Humanisten [[Pietro Bembo]] († 1547) und [[Jacopo Sadoleto]] († 1547), die als Sekretäre Leos X. großen Einfluss an der Kurie erlangten.

===Humanismus in Neapel===
Im [[Königreich Neapel]] lebte der Humanismus von der Gunst der Könige. Schon König [[Robert von Anjou]] (1309-1343) ließ sich von Petrarca zu Bildungsbemühungen anregen und legte eine Bibliothek an, aber erst [[Alfons V. (Aragón)|Alfons I.]] (1442-1458), der glanzvollste Mäzen unter den damaligen Fürsten Italiens, machte den Humanismus in Neapel heimisch. Er schützte Humanisten, die sich durch ihr kühnes und herausforderndes Auftreten anderswo missliebig gemacht hatten. So konnte Valla von Neapel aus heftige Angriffe gegen Klerus und Mönchtum richten. Dort konnte auch Antonio Beccadelli wirken, der sich mit seiner für damalige Verhältnisse sensationellen erotischen Dichtung in kirchlichen Kreisen verhasst gemacht hatte. Um ihn bildete sich ein lockerer Kreis von Humanisten, der (in einem weiten Sinn des Wortes) als "Akademie von Neapel" bezeichnet wird. Alfons’ Sohn und Nachfolger [[Ferdinand I. (Neapel)|Ferdinand I.]] (1458-1494) setzte die Förderung des Humanismus fort und errichtete an der Universität vier humanistische Lehrstühle. Der eigentliche Gründer der Akademie wurde Giovanni Pontano († 1503), einer der bedeutendsten Dichter unter den Humanisten; nach ihm wird sie ''Accademia Pontaniana'' genannt. Sie zeichnete sich durch besondere Offenheit und Toleranz und eine breite Vielfalt von Ansätzen und Forschungsgebieten aus und wurde zu einem der einflussreichsten Zentren des geistigen Lebens in Italien. Aus Neapel gebürtig war der berühmte Dichter Jacopo Sannazaro († 1530), der am Hof und in der Akademie wirkte; er setzte Pontanos Tradition fort. Die Akademie konnte nach Pontanos Tod unter Pietro Summonte ihren Rang zunächst bewahren, doch in den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts setzte der Niedergang ein; 1542 wurde sie geschlossen.

===Humanismus in Mailand===
Das Herzogtum Mailand, zu dem auch die Universitätsstadt Pavia gehörte, bot unter der Herrschaft des Hauses [[Visconti]] (bis 1447) dem Humanismus in der herzoglichen Kanzlei und an der Universität von Pavia einen Nährboden; ansonsten mangelte es an Impulsgebern. Mehr als anderswo stand in Mailand die Rolle der Humanisten als Propagandisten im Dienst des Herrscherhauses im Vordergrund. In diesem Sinne waren Antonio Loschi, Uberto Decembrio und dessen Sohn Pier Candido Decembrio am Hof tätig. Der prominenteste Humanist im Herzogtum war Francesco Filelfo († 1481), der sich durch seine außergewöhnlich vollendete Kenntnis der griechischen Sprache und Literatur auszeichnete und sogar griechisch dichtete. Filelfos vielen Schülern war eine Reihe von Klassikerausgaben zu verdanken. Er lebte aber nur in Mailand, weil er Florenz aus politischem Grunde hatte verlassen müssen, und kehrte im Alter nach Florenz zurück. Unter dem Herzogsgeschlecht der [[Sforza]] (ab 1450) profitierte auch die humanistische Kultur vom politischen und wirtschaftlichen Aufschwung, aber als Zentrum des geistigen Lebens stand Mailand hinter Florenz, Neapel und Rom zurück. Die Wirren nach der französischen Eroberung des Herzogtums (1500) waren auch für den Mailänder Humanismus verheerend.

===Humanismus in Venedig===
In Venedig war der Humanismus von den Zielen und Bedürfnissen des dort herrschenden Adels abhängig. Erwünscht waren Stabilität und Kontinuität, nicht die anderswo üblichen Gelehrtenfehden und Polemik gegen die scholastische Tradition. Die humanistische Produktion war im 15. Jahrhundert zwar beachtlich, entsprach aber nicht dem politischen und wirtschaftlichen Gewicht des venezianischen Staates. Vorherrschend war ein konservativer und konventioneller Grundzug; Gelehrte leisteten solide wissenschaftliche Arbeit, doch fehlte es an originellen Ideen und anregenden Kontroversen. Die Venezianer Humanisten waren Verteidiger des aristokratischen Systems der Stadt. Traditionelle Religiosität und Aristotelismus bildeten eine starke Strömung. Ein hervorragener und typischer Repräsentant des Venezianer Humanismus war Francesco Barbaro († 1454).

Später war die markanteste Persönlichkeit der Drucker und Verleger [[Aldus Manutius|Aldo Manuzio]], der 1491-1516 in Venedig tätig war und auch griechische Textausgaben herausbrachte. Seine Produktion war europaweit für den Buchdruck und das Verlagswesen wegweisend. Sein Verlagshaus wurde zum Mittelpunkt des Venezianer Humanismus. Die Philologen trafen sich in Manuzios ''Neoacademia''. Bei dieser "Akademie" handelte es sich um einen Gesprächskreis, nicht um eine feste Institution.

Zum Venezianer Adel gehörte der führende Humanist, Geschichtsschreiber und Kardinal Pietro Bembo († 1547), der in seinem einflussreichen Hauptwerk ''Prose della volgar lingua'' 1525 eine Grammatik und Stiltheorie der italienischen Literatursprache vorlegte.

===Sonstige Zentren===
An den Höfen, die kulturell miteinander wetteiferten, fand der Humanismus nicht nur in den bedeutendsten Staaten großzügige Förderer. Unter den Herrschern, die sich in hohem Maße für humanistische Bestrebungen aufgeschlossen zeigten, sind hervorzuheben:
* der gebildete [[Condottiere]] und Mäzen [[Sigismondo Malatesta]] († 1468), der an seinem Hof in [[Rimini]] Gelehrte und Dichter versammelte
*der [[Condottiere]] und Herzog von [[Urbino]] [[Federico da Montefeltro]] († 1482), ein Schüler des berühmten humanistischen Pädagogen [[Vittorino da Feltre]]; er legte eine große und prunkvolle Bibliothek an.
* in [[Mantua]], wo der berühmte humanistische Pädagoge Vittorino da Feltre unterrichtete, die Markgrafen [[Gianfrancesco I. Gonzaga|Gianfrancesco Gonzaga]] und [[Luigi III. Gonzaga|Ludovico (Luigi) III. Gonzaga]]
* in [[Ferrara]], wo der hervorragende Pädagoge Guarino da Verona das Bildungswesen prägte, [[Niccolò III. d'Este]], [[Leonello d'Este]] und [[Ercole I. d'Este]].

===Griechen in Italien===
Zu den Faktoren, die den italienischen Humanismus beeinflussten, gehört die Krise des byzantinischen Staates, die mit seinem Zusammenbruch im Jahre 1453 endete. Wegen des katastrophalen Verlaufs der Auseinandersetzungen mit den vordringenden Türken suchten die letzten byzantinischen Kaiser Unterstützung im Westen. Angesichts der verzweifelten militärischen Lage ließen sie sich zu weitreichenden kirchenpolitischen Zugeständnissen (Kirchenunion) herbei. Griechische Gelehrte kamen zeitweilig oder dauerhaft nach Italien, teils in politischer bzw. kirchenpolitischer Mission, teils um den Humanisten Griechischunterricht zu erteilen. Sie trugen zur philologischen Erschließung und Übersetzung der griechischen Klassiker bei. Große Mengen von Handschriften wurden von westlichen Sammlern bzw. deren Beauftragten im byzantinischen Reich vor dessen Untergang aufgekauft.

In der Endphase der byzantinischen Geschichte kam es in Byzanz zu Ansätzen eines Humanismus im Rahmen der nach dem damaligen Kaisergeschlecht der [[Palaiologen]] „Palaiologische Renaissance“ genannten Kulturblüte. Kennzeichen dieser Strömung waren eine breite, intensive und systematische Erforschung der antiken griechischen Literatur (vor allem der Dichtung), Verbesserung der philologischen Arbeit, Betonung der Rhetorik und Reflexion über die Vorbildlichkeit der Antike. Aus diesem Milieu gingen die Gelehrten hervor, die nach Italien kamen.

Eine Reihe von philosophischen Werken war schon im 13. Jahrhundert aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzt worden. Diese spätmittelalterlichen Übersetzungen folgten gewöhnlich stur dem Prinzip „Wort für Wort“ ohne Rücksicht auf die Verständlichkeit, geschweige denn auf den Stil. Daher bestand dringender Bedarf nach neuen, verständlichen, flüssig lesbaren Übersetzungen. Ein Großteil der griechischen Literatur (darunter die Werke Homers, die meisten Dialoge Platons, Tragödie und Komödie) wurde erstmals durch humanistische Übersetzungen und Textausgaben im Westen zugänglich.

Die Pionierrolle kam auch auf diesem Gebiet Florenz zu. Den Anfang machte [[Manuel Chrysoloras]], der 1396 als Lehrer der griechischen Sprache und Literatur in Florenz eintraf. Er begründete die humanistische Übersetzungstechnik. Auf dem [[Konzil von Basel/Ferrara/Florenz|Konzil von Ferrara/Florenz]] 1438-39 gehörten der byzantinischen Delegation bedeutende Gelehrte an, darunter [[Georgios Gemistos Plethon]], der eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Unterschieden zwischen aristotelischer und platonischer Philosophie anregte und einen Anstoß zur Ausbreitung des Platonismus gab, und [[Basilius Bessarion|Bessarion]], der in Italien blieb und ein einflussreicher Kardinal und Förderer des römischen Humanismus wurde. [[Johannes Argyropulos]], der 1456 auf einen philosophischen Lehrstuhl nach Florenz berufen wurde, leistete grundlegende Beiträge zur griechischen Philologie und zum Verständnis von Platon und Aristoteles in Italien. [[Theodorus Gaza|Theodoros Gazes]] und [[Georg von Trapezunt]] arbeiteten in Rom in päpstlichem Auftrag als Übersetzer philosophischer, naturwissenschaftlicher und [[Patristik|patristischer]] Werke.

===Leistungen des italienischen Renaissance-Humanismus===
Da der italienische Renaissance-Humanismus eine im wesentlichen literarische und altertumskundliche Bewegung war, liegen seine Hauptverdienste auch in diesem Bereich. Hier ist zunächst die zum Teil sehr bedeutende eigene literarische Produktion der Humanisten sowohl in lateinischer als auch in italienischer Sprache zu nennen. Große Errungenschaften waren die allgemeine Anhebung des Bildungsniveaus auf dem Gebiet der sprachlichen und historischen Fächer und die Herausbildung einer neuen stadtbürgerlichen Bildungsschicht. Hinsichtlich der Qualität des sprachlichen Ausdrucks wurden neue Maßstäbe gesetzt, die über das Renaissance-Zeitalter hinaus gültig blieben. Die klassische Altertumswissenschaft wurde begründet; sowohl die Philologie als auch die Geschichtsforschung einschließlich der Archäologie empfingen richtungweisende Impulse und erhielten ihre für die folgenden Jahrhunderte gültige Gestalt. Zahlreiche bisher verschollene literarische Werke und Geschichtsquellen aus der Antike wurden entdeckt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Zusammenwirken mit Fürsten und anderen Mäzenen entstanden bedeutende Bibliotheken und Bildungsstätten. In den zahlreichen [[Akademie]]n wurden zukunftweisende Formen des geistigen Austausches und der Zusammenarbeit entwickelt. Zugleich verbreiteten sich die im Mittelalter noch äußerst seltenen Griechischkenntnisse, so dass es erstmals seit dem Untergang der Antike im Westen möglich wurde, die griechische Wurzel der europäischen Kultur in ihrer besonderen Eigenart zu verstehen und zu würdigen. Vittorino da Feltre und Guarino da Verona schufen eine vorbildliche Reformpädagogik.

===Kritik am italienischen Renaissance-Humanismus===
In ihrer eigenen Epoche wurden die Renaissance-Humanisten hauptsächlich von streng kirchlich orientierten Kreisen kritisiert. Es wurde ihnen bzw. manchen von ihnen vorgeworfen, nicht im Glauben verwurzelt zu sein, kirchliche Vorschriften zu missachten, [[Epikureer]], Heiden oder gottlos zu sein, ein ausschweifendes und unsittliches Leben zu führen, Homosexualität zu billigen oder gar zu praktizieren und die Jugend zur Lektüre erotischer Literatur zu verleiten.

Die moderne Kritik richtet sich auf andere Aspekte. Schon Georg Voigt, der Begründer der modernen Humanismusforschung, hat deutlich einige Schwächen aufgezeigt:
* Sehr viele Humanisten waren eitel, eingebildet, schmeichlerisch und für Schmeichelei empfänglich. Sie arbeiteten für ihren eigenen Ruhm und Nachruhm ("Unsterblichkeit"). Humanistisches Geltungsbedürfnis zeigte sich etwa im Drang nach der Dichterkrönung mit dem Dichterkranz.
* Viele Humanisten waren opportunistisch und daher käuflich und leicht zum Frontwechsel zu bewegen. Sie stellten ihre rhetorischen und dichterischen Fähigkeiten in den Dienst derjenigen, die das honorieren konnten. Sie meinten, mit ihrer Beredsamkeit die Entscheidung über den Ruhm und Nachruhm eines Papstes, Fürsten oder Mäzens in der Hand zu haben, und spielten diese Macht aus.
* Untereinander waren die Humanisten oft zerstritten. Mit [[Invektive]]n (Schmähschriften) fielen sie hemmungslos übereinander her, manchmal aus nichtigem Anlass. Auch führende, berühmte Humanisten wie Poggio, Filelfo und Valla waren im Streit maßlos und ließen am Gegner kein gutes Haar. Sie stellten einander als ignorant, lasterhaft und bösartig dar und verbanden literarische Kritik mit Angriffen aufs Privatleben, ja sogar auf die Familienangehörigen der Geschmähten.
* Zwar entdeckten sie wichtige Klassikerhandschriften, aber sie gingen nachlässig damit um. Man zerlegte Handschriften und entfernte daraus Teile, die dann spurlos verschwanden. Manche Handschriften, die alle Wirren des Mittelalters überstanden hatten, kamen erst durch Verschulden von Humanisten abhanden. So wurden unersetzliche Kulturgüter beschädigt oder gingen verloren.
Zu beachten ist allerdings, dass diese Kritikpunkte nicht auf alle Humanisten zutreffen. Es mangelt nicht an Gegenbeispielen.

==Humanismus außerhalb Italiens==

Der Humanismus verbreitete sich von Italien aus in ganz Europa. Dabei war die Aufnahmebereitschaft für die neuen Ideen in den einzelnen Ländern sehr verschieden. Dies zeigte sich an der unterschiedlichen Geschwindigkeit und Intensität der Rezeption humanistischer Impulse und auch darin, daß in manchen Regionen Europas nur bestimmte Teile und Aspekte des humanistischen Gedankenguts und Lebensgefühls auf Resonanz stießen. Unterschiedlich waren auch die Bevölkerungsteile, die in den einzelnen Ländern als Träger einer humanistischen Bewegung in Betracht kamen. So hatte sich der Humanismus länderspezifischen Gegebenheiten und Bedürfnissen anzupassen und länderspezifische Widerstände zu überwinden. Für die einzelnen Länder siehe:
* [[Deutscher Humanismus]]
* [[Englischer Humanismus]]
* [[Französischer Humanismus]]
* [[Polnischer Humanismus]]
* [[Ungarischer Humanismus]]
* [[Humanismus in den Niederlanden]]
* [[Kroatischer Humanismus]]
* [[Spanischer Humanismus]]

Die Anwendung der humanistischen philologischen Vorgehensweise auf die Bibel wird als [[Bibelhumanismus]] bezeichnet.



==Nachwirkung und [[Rezeption]] des Renaissance-Humanismus==

Zu beachten ist in diesem Zusammenhang aber auch, dass noch in [[Barock]] und [[Rokoko]] sich in der Kunst eine Antikenrezeption beobachten lässt, die freilich nicht mehr dem Renaissance-Humanismus zuzurechnen ist. Doch lässt sich diese Rezeption durchaus auch als eine humanistische Regung ansehen. Die Strömung des [[Klassizismus]] seit [[Johann Joachim Winckelmann]] fußend auf dem Geist der Aufklärung, baut allerdings weniger auf dem Renaissance-Humanismus als vielmehr auf der Antike selbst auf. Dieser Geist findet auch in der Literatur seinen Niederschlag.

Im 19. Jahrhundert lässt sich indessen durch gesellschaftliche Krisenerscheinungen oder deren Wahrnehmung verursacht bei [[Jacob Burckhardt]] und in dessen Rezeption durch [[Friedrich Nietzsche]] eine schwärmerische Verehrung der Renaissance beobachten, die gewissermaßen als Bildungsideal angesehen wird. Diese Idealisierung der Renaissance wird als [[Renaissancismus]] bezeichnet. Es handelt sich hierbei um eine verzerrte Wahrnehmung der Renaissancezeit, wie sie besonders in der Literatur, etwa bei [[Conrad Ferdinand Meyer]], zu bemerken ist. Die literarische Überwindung wird [[Thomas Mann]] zugeschrieben.

Jedoch gerät die Geschichtsschreibung des Renaissance-Humanismus wie die von Guicciardini, der bis dahin nie widersprochen wurde, im 19. Jahrhundert auf den Prüfstand. Der Erste, der an den Aussagen Guiccardinis zweifelte und deren Unhaltbarkeit nachwies, war der deutsche Historiker [[Leopold von Ranke]].

== Literatur ==
* ''Hinweis: Im Artikel [[Humanismus]] wird zugleich auch die grundlegende Literatur zum Renaissance-Humanismus aufgeführt.

* ''Speziellere Literatur zu diesem Artikel unter:'' http://de.wikipedia.org/wiki/Renaissance-Humanismus/Bibliographie


=== Weblinks ===
* [http://www.enzyklopaedie-der-neuzeit.de/index.php?id=116 Enzyklopädie der Neuzeit – Späthumanismus]
* [http://www.sino.uni-heidelberg.de/students/tjuelch/Stadtgeschichte/Reformation.htm Renaissance-Humanismus und Reformation]
* [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/type=rezbuecher&id=2562 Rezension von C. Augustijn: ''Humanismus'']
* [http://www.luther.de/kontext/welt/humanismus.html Luther und der Humanismus]
* [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/type=rezbuecher&id=6184&verlage=182 Eine Stellungnahme zu Barons These des Bürgerhumanismus in einer Buchrezension] bei [[H-Soz-u-Kult]]

=== Siehe auch ===

* [[Sieben Freie Künste]]
* [[Artes mechanicae]]
* [[Philosophie der Renaissance und des Humanismus]]
* [[Geschichte der Geschichtsschreibung]]
* [[Frühe Neuzeit]]

{{Lesenswert}}
[[Kategorie:Renaissance-Humanismus|!]]

[[en:Renaissance humanism]]

Version vom 30. März 2006, 19:03 Uhr

Renaissance-Humanismus [ʀənɛˈsɑ̃s] ist eine moderne Bezeichnung für eine geistige Strömung in der Zeit der Renaissance, die zuerst von Francesco Petrarca angeregt und verkörpert wurde, in Florenz ein herausragendes Zentrum hatte und sich in mehr oder weniger starker Ausprägung über den größten Teil Europas ausbreitete. Prägendes Merkmal war das Bewusstsein, einer neuen Epoche anzugehören, und das Bedürfnis, sich von der Vergangenheit der vorhergehenden Jahrhunderte abzugrenzen. Diese Vergangenheit wurde von den Humanisten als Mittelalter definiert und scharf abgelehnt. Ihr wurde die Antike als schlechthin maßgebliche Norm für alle Lebensbereiche entgegengestellt.

Begriffsgeschichte

Das Wort Humanismus wurde 1808 von dem Philosophen Friedrich Immanuel Niethammer eingeführt. Er bezeichnete damit die pädagogische Grundhaltung derjenigen, die den Unterrichtsstoff nicht unter dem Gesichtspunkt seiner praktischen (materiellen) Verwertbarkeit beurteilen, sondern Bildung als Selbstzweck unabhängig von Nützlichkeitserwägungen anstreben. Eine zentrale Rolle kommt dabei der sprachlichen und literarischen Bildung zu. Dieses Bildungsideal war das traditionelle, seit der Renaissance allgemein herrschende. Daher begann man um die Mitte des 19. Jahrhunderts, die Geistesbewegung in der Epoche der Renaissance, die das Programm solcher Bildung formuliert und umgesetzt hatte, als Humanismus zu bezeichnen.

Als historischer Epochenbegriff für den Zeitraum zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit wurde „Humanismus“ von Georg Voigt in seinem 1859 erschienenen Werk Die Wiederbelebung des classischen Alterthums oder das erste Jahrhundert des Humanismus eingeführt. Einen Anstoß dazu gab die Idee Johann Gustav Droysens, den Begriff Hellenismus für die mit Alexander dem Großen beginnende Epoche zu verwenden.

Das Wort „Humanist“ taucht erstmals gegen Ende des 15. Jahrhunderts auf, und zwar zunächst als Berufsbezeichnung für Inhaber einschlägiger Lehrstühle, analog zu Jurist oder Kanonist (Kirchenrechtler). Erst im frühen 16. Jahrhundert wurde es auch für außeruniversitäre Gebildete verwendet, die sich als humanistae verstanden.

Selbstverständnis der Humanisten

Ausgangspunkt der humanistischen Bewegung war das auf Cicero zurückgehende Konzept der Humanität (humanitas) und der auf sie zielenden Bildungsbestrebungen (studia humanitatis). Schon in der Antike war (besonders von Cicero) betont worden, dass der Mensch sich vom Tier durch die Sprache unterscheidet. Das bedeutet, dass er in der Erlernung und Pflege sprachlicher Kommunikation seine Menschlichkeit lebt und das spezifisch Menschliche hervortreten lässt. Daher war der Gedanke naheliegend, dass die Kultivierung der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit den Menschen erst richtig zum Menschen macht, ihn auch moralisch emporhebt und zum Philosophieren befähigt. Daraus konnte man folgern, dass Sprachgebrauch auf dem höchsten erreichbaren Niveau die grundlegendste und vornehmste Tätigkeit des Menschen ist.

Davon ausgehend sind die Humanisten zur Annahme gelangt, dass zwischen der Qualität der sprachlichen Form und der Qualität des durch sie mitgeteilten Inhalts ein notwendiger Zusammenhang bestehe, insbesondere dass ein in schlechtem Stil geschriebener Text auch inhaltlich nicht ernst zu nehmen und sein Autor ein Barbar sei. Daher wurde am Mittelalter und am mittelalterlichen Latein heftige Kritik geübt, indem man nur die klassischen Vorbilder (vor allem Cicero) gelten ließ. Besonders die Scholastik mit ihrer eigenen, von klassischem Latein besonders weit entfernten Fachsprache wurde von den Humanisten verachtet und verspottet.

Wer so dachte und empfand und in der Lage war, sich mündlich und schriftlich in klassischem Latein elegant und fehlerfrei auszudrücken, wurde von den Humanisten als einer der ihren betrachtet. Erwartet wurde von einem Humanisten, dass er die lateinische Grammatik und die Rhetorik beherrschte und sich in antiker Geschichte und Moralphilosophie und in der altrömischen Literatur gut auskannte und lateinisch dichten konnte. Vom Ausmaß solcher Kenntnisse und vor allem von der Eleganz ihrer Präsentation hing der Rang des Humanisten unter seinesgleichen ab. Griechischkenntnisse waren sehr erwünscht, aber nicht notwendig. In der Philosophie dominierte die Ethik; Logik und Metaphysik traten in den Hintergrund. Die weitaus meisten Humanisten waren eher Philologen und Historiker als Philosophen.

Daneben gab es noch andere Merkmale, durch die sich die Humanisten von mittelalterlichen Menschen unterschieden. Diese Merkmale gelten aber für die Menschen der Renaissance allgemein und nicht nur speziell für die Humanisten.

Oft wird behauptet, ein Merkmal der Humanisten sei ihr distanziertes Verhältnis zum Christentum und zur Kirche gewesen. Das trifft aber so nicht generell zu. Die Humanisten gingen von dem allgemeinen Grundsatz der universalen Vorbildlichkeit der Antike aus und bezogen dabei auch die "heidnische" Religion ein. Daher hatten sie zum antiken "Heidentum" in der Regel ein unbefangenes, meist positives Verhältnis. Es war bei ihnen üblich, auch christliche Inhalte in klassisch-antikem Gewand zu präsentieren samt einschlägigen Begriffen aus der altgriechischen und altrömischen Religion und Mythologie. Die meisten von ihnen hielten das für mit ihrem Christentum vereinbar. Manche waren nur noch dem Namen nach Christen, andere nach kirchlichen Maßstäben fromm. Im Einzelfall ist der philosophische und religiöse Standort eines Humanisten oft schwer zu bestimmen. Es gab unter ihnen Platoniker und Aristoteliker, Stoiker und Epikureer, Geistliche und Antiklerikale und sogar Mönche. Im allgemeinen war allerdings das Mönchtum (besonders die Bettelorden) der Hauptgegner des Humanismus.

Humanismus und Kunst

Allen Humanisten gemeinsam war eine außerordentliche Wertschätzung der Ästhetik. Sie waren der Überzeugung, dass das Schöne mit dem Wertvollen, dem moralisch Richtigen und dem Wahren Hand in Hand geht. Diese Grundhaltung erstreckte sich nicht nur auf Sprache und Literatur, sondern auf alle Bereiche der Kunst und der Lebensführung. Natürlich galten auch in der bildenden Kunst die antiken Kriterien und Wertmaßstäbe.

Die menschlichen Proportionen nach Vitruv – Skizze von Leonardo da Vinci

Große Anziehungskraft übte der Humanismus auf viele Künstler aus, die mit Humanisten verkehrten. Von konkreten Auswirkungen des Humanismus auf die bildende Kunst kann aber nur dort gesprochen werden, wo antike Ästhetiktheorie für das künstlerische Schaffen bedeutsam wurde. Das war in der Architektur besonders stark der Fall. Der maßgebliche Klassiker war Vitruv, der in seinem Werk Zehn Bücher über die Architektur eine umfassende Architekturtheorie entwickelt hatte, die allerdings nur teilweise der römischen Baupraxis seiner Zeit entsprach. Vitruv war im gesamten Mittelalter bekannt gewesen, daher war die Entdeckung einer St. Galler Vitruv-Handschrift durch Poggio Bracciolini 1416 nicht sensationell (sicher handelte es sich nicht um das antike Original). Folgenreich war aber die Intensität, mit der sich im 15. und im 16. Jahrhundert in vielen kulturellen Zentren Italiens Humanisten und Künstler (manchmal gemeinsam) mit Vitruv auseinandersetzten. Sie übernahmen seine Begriffe, Ideen und ästhetischen Maßstäbe, so dass man von einem "Vitruvianismus" in der italienischen Renaissance-Architektur sprechen kann. Der Humanist und Architekt Fra Giovanni Giocondo veröffentlichte 1511 in Venedig eine vorbildliche illustrierte Vitruv-Ausgabe. In den folgenden Jahren wurde Vitruvs Werk auch in italienischer Übersetzung zugänglich. 1542 bildete sich in Rom die Accademia delle virtù, die sich der Pflege des Vitruvianismus widmete. Hervorzuheben sind unter den Künstlern, die Vitruv studierten, der Architekt, Architektur- und Kunsttheoretiker Leon Battista Alberti, Lorenzo Ghiberti, Bramante, Raffael und (während seines Italienaufenthalts) Albrecht Dürer. Auch Leonardo da Vinci bezog sich in seiner berühmten Skizze der menschlichen Proportionen auf Vitruv. Der führende Architekt und Architekturtheoretiker Andrea Palladio entwickelte seine eigenständigen Ideen in der Auseinandersetzung mit Vitruv. Er arbeitete mit dem Humanisten und Vitruvkommentator Daniele Barbaro zusammen.

Rückbezüge auf die Antike finden wir nicht nur in der Architektur. Zum Beispiel der Maler Raphael schuf ein Fresko von Die Schule von Athen mit dem Bildnis des Philosophen Platon im Mittelpunkt der Zentralperspektive. Auch Aristoteles ist hier als Schüler zu sehen. Das Fresco verherrlicht im Sinne des Renaissance-Humanismus das antike Denken als Ursprung der europäischen Kultur, ihrer Philosophie und Wissenschaften. Auch die Monumentalstatue vom David (Michelangelo) zeigt deutlich Rückbezüge auf antike Vorbilder. Der dabei zu sehende Kontrapost gehört ebenfalls zu dem künstlerischen Repertoire dieses Bildhauers. Deutlich wird überall die außerordentliche Wertschätzung der Ästhetik. Dieses fand zuletzt in den italienischen Kunsttheorien seinen Ausdruck. Außer Leonardo da Vinci beziehungsweise Alberti, die schon genannt wurden, betrifft das besonders Giorgio Vasari, der mit seinen zahlreichen Künstlerbiographien eine wichtige Quelle zur Kunstgeschichte seiner Zeit geworden ist.

Italienischer Humanismus

Namhafte italienische Humanisten des 14. und des 15. Jahrhunderts waren Ciriaco d'Ancona, Giovanni Aurispa, Ermolao Barbaro, Francesco Barbaro, Gasparino Barzizza, Antonio Beccadelli, Filippo Beroaldo, Flavio Biondo, Giovanni Boccaccio, Gianfrancesco Poggio Bracciolini, Francesco Bruni, Leonardo Bruni, Angelo Decembrio, Pier Candido Decembrio, Felice Feliciano, Vittorino da Feltre, Marsilio Ficino, Francesco Filelfo, Battista Guarino, Stefano Infessura, Cristoforo Landino, Antonio Loschi, Niccolò Niccoli, Matteo Palmieri, Niccolò Perotti, Petrarca, Enea Silvio de' Piccolomini, Bartolomeo Platina, Angelo Poliziano, Julius Pomponius Laetus, Giovanni Pontano, Giovanni Conversini da Ravenna, Coluccio Salutati, Ambrogio Traversari, Lorenzo Valla, Maffeo Vegio, Pier Paolo Vergerio und Guarino da Verona.

Für das 16. Jahrhundert sind Pietro Alcionio, Pietro Bembo, Francesco Guicciardini, Francesco Robortello, Jacopo Sadoleto, Torquato Tasso, Ariost und Jacopo Sannazaro hervorzuheben.

Als wichtiger, symbolhafter Einschnitt wurde schon von den Zeitgenossen die Katastrophe des Sacco di Roma (1527) empfunden. Etwa damals endete (nach heutiger Einteilung) die Hochrenaissance in der bildenden Kunst und zugleich auch die Glanzzeit des mit dem Renaissance-Humanismus verbundenen Lebensgefühls.

Vorhumanismus

Mit dem nicht genau definierten Begriff "Vorhumanismus" (Prähumanismus) werden kulturelle Erscheinungen in der Zeit vor Petrarca, d.h. im 13. und frühen 14. Jahrhundert bezeichnet, die in manchen Aspekten auf den Renaissance-Humanismus vorausweisen, obwohl die handelnden Personen insgesamt noch dem Spätmittelalter angehören. Da diese Erscheinungen ihre Zeit nicht geprägt haben, kann man nicht von einer "Epoche des Vorhumanismus" sprechen, sondern nur von einzelnen vorhumanistischen Phänomenen im Spätmittelalter.

Dante Alighieri († 1321) war weder Humanist noch Vorhumanist. Unter seinen Zeitgenossen gab es aber bereits Persönlichkeiten, deren Haltung humanistisch wirkt. Der Vorhumanismus ist in Oberitalien entstanden. Begünstigt wurde seine Entstehung von der mittelalterlichen Ars dictaminis, einem schon im 12. Jahrhundert auftauchenden Teil der Rhetorik, der die Regeln eines guten Prosastils in Briefen (Briefsteller) und Urkunden umfasste. Es war eine an praktischen Bedürfnissen orientierte Stilkunst. Sie wurde besonders im städtischen Bürgertum Oberitaliens gepflegt und stand als Teil der Laienbildung im Gegensatz zur Rhetorik der Geistlichkeit. Diese Bestrebungen fanden im Universitätsbereich an der juristischen Fakultät eine Basis; Zentren waren Padua und Bologna. Aber erst als man in den Kreisen der davon geprägten Stilisten begann, die Lektüre der antiken "heidnischen" Dichter offensiv gegen die Kritik konservativer kirchlicher Kreise zu rechtfertigen, kam ein Element hinzu, das als vorhumanistisch bezeichnet werden kann. Eine Pionierrolle spielten die Paduaner Vorhumanisten Lovato de' Lovati (1241-1309) und Albertino Mussato (1261-1329), die auch schon philologisch arbeiteten, und der in Vicenza tätige Dichter und Geschichtsschreiber Ferreto de' Ferreti († 1337), der seinen klaren und eleganten Stil der Nachahmung des Livius und Sallust verdankte. Mussato, der die Lesetragödie Ecerinis nach dem Vorbild der Tragödien Senecas verfasst hatte, erhielt 1315 die Dichterkrone. Nach seiner Überzeugung war die klassische antike Dichtkunst göttlichen Ursprungs. So wurden damals bereits Elemente des Renaissance-Humanismus vorweggenommen.

Die Anfänge des italienischen Humanismus

Petrarca
Giovanni Boccaccio

Der eigentliche Humanismus begann um die Mitte des 14. Jahrhunderts mit Petrarca. Im Unterschied zu den Vorhumanisten stellte sich Petrarca scharf und polemisch in Gegensatz zum gesamten mittelalterlich-scholastischen Bildungswesen seiner Zeit. Er hoffte auf eine beginnende neue Kulturblüte, ja auf ein neues Zeitalter. Dieses sollte nicht nur kulturell, sondern auch politisch an die Antike, an das Römische Reich anknüpfen. Daher unterstützte Petrarca 1347 mit Begeisterung den Staatsstreich des Cola di Rienzo in Rom. Cola war selbst gebildet, von der römischen Antike fasziniert und ein glänzender Redner, womit er ein Ideal des Humanismus verkörperte. Er war die führende Persönlichkeit einer adelsfeindlichen Strömung, die einen italienischen Staat mit Rom als Mittelpunkt anstrebte. Die politischen Träume und Utopien scheiterten zwar an den Machtverhältnissen und an Colas Mangel an Realitätssinn, aber die kulturelle Seite der Erneuerungsbewegung, die der politisch vorsichtigere Petrarca repräsentierte, setzte sich nachhaltig durch.

Petrarcas Erfolg war darin begründet, dass er nicht nur die Ideale und Sehnsüchte seiner Zeitgenossen artikulierte, sondern den neuen Zeitgeist auch als Persönlichkeit verkörperte. Bei ihm begegnen bereits voll ausgeprägt die markantesten Merkmale des Renaissance-Humanismus:

  • die Idee einer Vorbildlichkeit der altrömischen Staats- und Gesellschaftsordnung
  • scharfe Ablehnung des scholastischen Universitätsbetriebs, d.h. des im Spätmittelalter dominierenden Aristotelismus. Petrarca respektierte zwar Aristoteles als antiken Klassiker, wandte sich aber heftig gegen dessen mittelalterliche arabische und lateinischsprachige Interpreten, besonders gegen Averroes. Im Grunde lief das letztlich auf eine fundamentale Kritik an Aristoteles hinaus.
  • Verwerfung der spekulativen Metaphysik und Theologie des Spätmittelalters und der als sinnlos empfundenen logischen Tüfteleien; dadurch weitgehende Reduzierung der Philosophie auf die Tugendlehre.
  • Wiederentdeckung verschollener klassischer Texte, Sammeln und Kopieren von Handschriften, Anlegen einer umfangreichen Privatbibliothek. Rückkehr zu unmittelbarem, unbefangenem Kontakt mit den antiken Texten durch Befreiung von dem mittelalterlichen Deutungsmonopol kirchlicher Autoritäten. Grenzenlose Bewunderung Ciceros.
  • Wie die meisten Humanisten war Petrarca selbstbewusst, auf Kritik empfindlich und schnell zu maßloser Polemik gegen wirkliche oder vermeintliche Neider und Feinde bereit.
  • Petrarca bewunderte auch die griechische Kultur, aber seine Griechischkenntnisse waren wie bei vielen Humanisten bescheiden.

Schwerpunkte im Denken Petrarcas waren außerdem:

  • der Kampf gegen die medizinischen und die juristischen Fakultäten. Den Ärzten warf er Ignoranz und Scharlatanerie vor, den Juristen Spitzfindigkeit.
  • ein von Augustinus geprägtes weltflüchtiges und kulturpessimistisches Christentum mit Weltuntergangsstimmung. Darin zeigt Petrarca noch mittelalterliche Züge und unterscheidet sich von späteren, eindeutiger diesseitsorientierten Humanisten.

Stark von Petrarca beeinflusst war der etwas jüngere Giovanni Boccaccio. Auch er entdeckte Handschriften bedeutender antiker Werke. Echt humanistisch war seine Verteidigung der Dichtkunst. Der Dichtung gebührt nach seiner Überzeugung nicht nur unter literarischem Gesichtspunkt höchster Rang, sondern auch eine Vorzugsstellung unter den Wissenschaften, da sie bei der Erlangung von Weisheit und Tugend eine maßgebliche Rolle spielt; in ihr vereinen sich (im Idealfall) Sprachkunst und Philosophie und erreichen ihre Vollendung.

Die Blütezeit des Humanismus in Florenz

Statue von Lorenzo de Medici "il magnifico" bei den Uffizien

Florenz als herausragende Kunst- und Kulturstätte war die Keimzelle des Humanismus. Von dort gingen entscheidende Impulse sowohl für die Philologie als auch für die Philosophie und die humanistische Geschichtsschreibung aus. Aus Florenz stammende bzw. dort ausgebildete Humanisten trugen ihr Wissen in andere Zentren. Die herausragende Rolle des Florentiner Humanismus blieb bis in die neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts erhalten. Dann wirkte sich jedoch der dominierende Einfluss Savonarolas in der Stadt im Zeitraum 1494-1498 auf das Kulturleben und den Humanismus verheerend aus, und die Wirren der Folgezeit hemmten die Erholung.

In Florenz bestand keine starke scholastische Tradition, da die Stadt keine erstrangige Universität hatte. Das geistige Leben spielte sich großenteils in lockeren Gesprächszirkeln ab. Diese offene Atmosphäre bot günstige Voraussetzungen für eine humanistische Diskussionskultur. Das Amt des Kanzlers der Republik war seit Coluccio Salutati (Kanzler 1375-1406) von Humanisten besetzt. Es bot dem Amtsinhaber Gelegenheit, der Öffentlichkeit die Vorzüge einer Verflechtung politischen und literarischen Wirkens und damit den staatspolitischen Nutzen des Humanismus zu demonstrieren. Salutati hat in seinen Sendschreiben und politischen Schriften diese Chance mit großem Erfolg genutzt. Durch seine wissenschaftlichen, kulturellen und politischen Leistungen machte er Florenz zum Hauptzentrum des italienischen Humanismus. Ein weiterer großer Vorteil für den Florentiner Humanismus war die Vorherrschaft der Familie Medici (1434-1494). Sowohl Cosimo „il Vecchio“ de’ Medici († 1464) als auch sein Enkel Lorenzo „il Magnifico“ de’ Medici († 1492) zeichneten sich durch nachdrückliche Förderung der Künste und Wissenschaften aus. Lorenzo, selbst ein begabter Dichter und Schriftsteller, war das Modell eines Renaissance-Mäzens.

Allerdings hat die angeblich von Cosimo nach dem Vorbild der antiken Platonischen Akademie begründete Platonische Akademie in Florenz als Institution nicht existiert; die Bezeichnung Platonische Akademie wurde erst im 17. Jahrhundert erfunden. Tatsächlich handelte es sich nur um den Schülerkreis des bedeutenden Florentiner Humanisten Marsilio Ficino (1433-1499). Ficino, der von Cosimo unterstützt wurde, erstrebte eine Synthese von antikem Neuplatonismus und katholischem Christentum. Mit großem Fleiß widmete er sich der Übersetzung (ins Lateinische) und Kommentierung von Werken Platons und antiker Platoniker. Zu seinem Kreis gehörte der umfassend gebildete, arabisch- und hebräischkundige Giovanni Pico della Mirandola (1463-1494), der für die Vereinbarkeit aller philosophischen und religiösen Traditionen einschließlich der islamischen eintrat und ein prominenter Vertreter der christlichen Kabbala war.

Unter den berühmten Florentiner Humanisten sind ferner hervorzuheben: Niccolò Niccoli († 1437), ein eifriger Büchersammler und Organisator der Beschaffung und Erforschung von Handschriften; Leonardo Bruni, ein Schüler Salutatis und als Kanzler 1427-1444 Fortsetzer von dessen Politik, Verfasser einer hervorragenden Geschichte von Florenz; Ambrogio Traversari (1386-1439), der aus dem Griechischen übersetzte und als Mönch eine Ausnahmeerscheinung unter den Humanisten war; dessen Schüler Giannozzo Manetti (1396-1459), der u.a. aus dem Hebräischen übersetzte; Angelo Poliziano (1454-1494), der italienisch, lateinisch und griechisch dichtete und sich in der Textkritik hervortat. Weitere bedeutende Humanisten, die zeitweilig in Florenz wirkten, waren Francesco Filelfo, Gianfrancesco Poggio Bracciolini und Leon Battista Alberti. Eine besondere Rolle spielte Vespasiano da Bisticci (1421-1498), der erste Buchhändler großen Stils. Er war außerordentlich findig in der Beschaffung von Handschriften aller Art und ließ sie von Dutzenden von Kopisten kalligraphisch abschreiben, um die Nachfrage von Humanisten und Fürsten zu decken, welche Bibliotheken aufbauten. Außerdem verfasste er eine Sammlung von Lebensbeschreibungen herausragender Persönlichkeiten seiner Zeit, die die Vorstellungen der Nachwelt vom Renaissance-Humanismus stark beeinflusste.

Als Bürgerhumanismus (Civic Humanism) wird der Einsatz humanistischer Publizistik im Kampf für eine republikanische Verfassung und gegen „tyrannische“ Alleinherrschaft eines Machthabers bezeichnet. Dazu gesellt sich eine allgemeine Höherschätzung staatsbürgerlichen Gestaltungswillens gegenüber dem Rückzug in ein beschauliches Privatleben, später auch Bejahung bürgerlichen Wohlstands und Aufwertung des Italienischen als Literatursprache. Diese Haltung machte sich in Florenz geltend. Die republikanische Überzeugung wurde von den Kanzlern Salutati und Bruni rhetorisch wirksam vertreten, eingehend begründet und geschichtsphilosophisch untermauert. Dabei ging es vor allem um die Abwehr der Florenz bedrohenden Expansionspolitik der mailändischen Visconti, die ihre Position ebenfalls von Humanisten erläutern ließen und aus der Sicht ihrer Florentiner Gegner finstere Gewaltherrscher waren. Die Florentiner betonten die Vorteile der in ihrem System herrschenden Freiheit, die Mailänder pochten auf Ordnung und Frieden, die der Unterstellung unter den Willen eines Herrschers zu verdanken seien. Dieser Gegensatz wurde in der Publizistik beider Seiten scharf herausgearbeitet. Der von dem Historiker Hans Baron ab 1928 geprägte Begriff „Bürgerhumanismus“ hat sich eingebürgert, ist aber in der Forschung umstritten. Gegner der „Baron-These“ behaupten, Baron idealisiere die Politik der humanistischen Florentiner Kanzler und folge deren Propaganda, er ziehe aus seinen Beobachtungen zu weitreichende Folgerungen und sein Vergleich mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts sei unzulässig.

Humanismus in Rom

Für die Humanisten war Rom der Inbegriff des Verehrungswürdigen. Als Zentrum des Humanismus stand Rom jedoch hinter Florenz zurück und begann erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts zu blühen. Dabei kamen die stärksten Anregungen aus Florenz und dessen Umfeld. Die meisten in Rom lebenden Humanisten waren auf eine Anstellung an der Kurie angewiesen, meist in der päpstlichen Kanzlei, manchmal als Sekretäre der Päpste. Viele waren Sekretäre von Kardinälen. Manche der begehrten Ämter in der Kanzlei waren käufliche Lebensstellungen. Viel hing davon ab, wie humanistenfreundlich der jeweils regierende Papst war.

Einen entscheidenden Anstoß gab dem römischen Humanismus die weitsichtige Kulturpolitik Papst Nikolaus’ V. (1447-1455). Er holte prominente Humanisten an seinen Hof, veranlasste Übersetzungen aus dem Griechischen und schuf als eifriger Büchersammler die Basis für eine neue Vatikanische Bibliothek. Pius II. (Enea Silvio de’Piccolomini, 1458-1464) war zwar vor seiner Papstwahl als Humanist hervorgetreten, unternahm aber als Papst relativ wenig für den Humanismus. Als sehr humanistenfreundlich erwiesen sich Sixtus IV. (1471-1484), Julius II. (1503-1513) und Leo X. (1513-1521). Allerdings setzte schon unter Leo ein Niedergang ein. Ein schwerer Rückschlag war der Sacco di Roma (1527).

Führende Persönlichkeiten im römischen Humanismus des 15. Jahrhunderts waren Gianfrancesco Poggio Bracciolini, Lorenzo Valla, Flavio Biondo und Julius Pomponius Laetus. Poggio († 1459) war der erfolgreichste Entdecker von Handschriften. Er verfasste bedeutende Dialoge (diese literarische Form war bei den Humanisten besonders beliebt), aber auch gehässige Schmähschriften. Wie manche andere Gelehrte auswärtiger Herkunft fasste Poggio Rom nur als vorübergehenden Wohnsitz auf. Valla († 1457), mit Poggio tödlich verfeindet, war Professor für Rhetorik. Er begründete die neuzeitliche philologische Echtheitskritik und stach durch seine unkonventionellen Ansichten und seine Provokationslust hervor. Biondo († 1463) vollbrachte bahnbrechende Leistungen auf dem Gebiet der Archäologie und historischen Topographie Italiens, insbesondere Roms. Er bezog auch das mittelalterliche Italien in seine Forschungen ein. Mit seiner systematischen Erfassung von Überresten der Antike wurde er zum Begründer der Altertumswissenschaft. In derselben Richtung arbeitete später Pomponius Laetus († 1498). Er gründete um 1464 die älteste römische Akademie, die Accademia Romana, von der wesentliche Impulse für die Altertumskunde ausgingen. Einer seiner Schüler war der vorzügliche Archäologe Andrea Fulvio. Die Akademie geriet 1468 in eine schwere Krise und wurde vorübergehend geschlossen, weil Papst Paul II. einzelne Humanisten aufrührerischer Umtriebe verdächtigte. Das harte Vorgehen dieses Papstes gegen die Akademie war eine untypische, vorübergehende Störung im ansonsten eher unproblematischen Verhältnis zwischen Kurie und Humanismus; im Kardinalskollegium fanden die beschuldigten Humanisten eifrige und erfolgreiche Fürsprecher.

Von den jüngeren römischen Akademien bzw. Humanistenkreisen des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts widmeten sich die bekanntesten der Pflege des Ciceronianismus (der an Ciceros Vorbild orientierten Latinität) und der neulateinischen Dichtung. In Rom wurde der reine Ciceronianismus noch nachdrücklicher betont als in anderen Zentren; darin trafen sich die Bedürfnisse der päpstlichen Kanzlei mit den Neigungen der Humanisten. Einen Höhepunkt erreichte diese Strömung mit den streng ciceronianisch gesinnten Humanisten Pietro Bembo († 1547) und Jacopo Sadoleto († 1547), die als Sekretäre Leos X. großen Einfluss an der Kurie erlangten.

Humanismus in Neapel

Im Königreich Neapel lebte der Humanismus von der Gunst der Könige. Schon König Robert von Anjou (1309-1343) ließ sich von Petrarca zu Bildungsbemühungen anregen und legte eine Bibliothek an, aber erst Alfons I. (1442-1458), der glanzvollste Mäzen unter den damaligen Fürsten Italiens, machte den Humanismus in Neapel heimisch. Er schützte Humanisten, die sich durch ihr kühnes und herausforderndes Auftreten anderswo missliebig gemacht hatten. So konnte Valla von Neapel aus heftige Angriffe gegen Klerus und Mönchtum richten. Dort konnte auch Antonio Beccadelli wirken, der sich mit seiner für damalige Verhältnisse sensationellen erotischen Dichtung in kirchlichen Kreisen verhasst gemacht hatte. Um ihn bildete sich ein lockerer Kreis von Humanisten, der (in einem weiten Sinn des Wortes) als "Akademie von Neapel" bezeichnet wird. Alfons’ Sohn und Nachfolger Ferdinand I. (1458-1494) setzte die Förderung des Humanismus fort und errichtete an der Universität vier humanistische Lehrstühle. Der eigentliche Gründer der Akademie wurde Giovanni Pontano († 1503), einer der bedeutendsten Dichter unter den Humanisten; nach ihm wird sie Accademia Pontaniana genannt. Sie zeichnete sich durch besondere Offenheit und Toleranz und eine breite Vielfalt von Ansätzen und Forschungsgebieten aus und wurde zu einem der einflussreichsten Zentren des geistigen Lebens in Italien. Aus Neapel gebürtig war der berühmte Dichter Jacopo Sannazaro († 1530), der am Hof und in der Akademie wirkte; er setzte Pontanos Tradition fort. Die Akademie konnte nach Pontanos Tod unter Pietro Summonte ihren Rang zunächst bewahren, doch in den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts setzte der Niedergang ein; 1542 wurde sie geschlossen.

Humanismus in Mailand

Das Herzogtum Mailand, zu dem auch die Universitätsstadt Pavia gehörte, bot unter der Herrschaft des Hauses Visconti (bis 1447) dem Humanismus in der herzoglichen Kanzlei und an der Universität von Pavia einen Nährboden; ansonsten mangelte es an Impulsgebern. Mehr als anderswo stand in Mailand die Rolle der Humanisten als Propagandisten im Dienst des Herrscherhauses im Vordergrund. In diesem Sinne waren Antonio Loschi, Uberto Decembrio und dessen Sohn Pier Candido Decembrio am Hof tätig. Der prominenteste Humanist im Herzogtum war Francesco Filelfo († 1481), der sich durch seine außergewöhnlich vollendete Kenntnis der griechischen Sprache und Literatur auszeichnete und sogar griechisch dichtete. Filelfos vielen Schülern war eine Reihe von Klassikerausgaben zu verdanken. Er lebte aber nur in Mailand, weil er Florenz aus politischem Grunde hatte verlassen müssen, und kehrte im Alter nach Florenz zurück. Unter dem Herzogsgeschlecht der Sforza (ab 1450) profitierte auch die humanistische Kultur vom politischen und wirtschaftlichen Aufschwung, aber als Zentrum des geistigen Lebens stand Mailand hinter Florenz, Neapel und Rom zurück. Die Wirren nach der französischen Eroberung des Herzogtums (1500) waren auch für den Mailänder Humanismus verheerend.

Humanismus in Venedig

In Venedig war der Humanismus von den Zielen und Bedürfnissen des dort herrschenden Adels abhängig. Erwünscht waren Stabilität und Kontinuität, nicht die anderswo üblichen Gelehrtenfehden und Polemik gegen die scholastische Tradition. Die humanistische Produktion war im 15. Jahrhundert zwar beachtlich, entsprach aber nicht dem politischen und wirtschaftlichen Gewicht des venezianischen Staates. Vorherrschend war ein konservativer und konventioneller Grundzug; Gelehrte leisteten solide wissenschaftliche Arbeit, doch fehlte es an originellen Ideen und anregenden Kontroversen. Die Venezianer Humanisten waren Verteidiger des aristokratischen Systems der Stadt. Traditionelle Religiosität und Aristotelismus bildeten eine starke Strömung. Ein hervorragener und typischer Repräsentant des Venezianer Humanismus war Francesco Barbaro († 1454).

Später war die markanteste Persönlichkeit der Drucker und Verleger Aldo Manuzio, der 1491-1516 in Venedig tätig war und auch griechische Textausgaben herausbrachte. Seine Produktion war europaweit für den Buchdruck und das Verlagswesen wegweisend. Sein Verlagshaus wurde zum Mittelpunkt des Venezianer Humanismus. Die Philologen trafen sich in Manuzios Neoacademia. Bei dieser "Akademie" handelte es sich um einen Gesprächskreis, nicht um eine feste Institution.

Zum Venezianer Adel gehörte der führende Humanist, Geschichtsschreiber und Kardinal Pietro Bembo († 1547), der in seinem einflussreichen Hauptwerk Prose della volgar lingua 1525 eine Grammatik und Stiltheorie der italienischen Literatursprache vorlegte.

Sonstige Zentren

An den Höfen, die kulturell miteinander wetteiferten, fand der Humanismus nicht nur in den bedeutendsten Staaten großzügige Förderer. Unter den Herrschern, die sich in hohem Maße für humanistische Bestrebungen aufgeschlossen zeigten, sind hervorzuheben:

Griechen in Italien

Zu den Faktoren, die den italienischen Humanismus beeinflussten, gehört die Krise des byzantinischen Staates, die mit seinem Zusammenbruch im Jahre 1453 endete. Wegen des katastrophalen Verlaufs der Auseinandersetzungen mit den vordringenden Türken suchten die letzten byzantinischen Kaiser Unterstützung im Westen. Angesichts der verzweifelten militärischen Lage ließen sie sich zu weitreichenden kirchenpolitischen Zugeständnissen (Kirchenunion) herbei. Griechische Gelehrte kamen zeitweilig oder dauerhaft nach Italien, teils in politischer bzw. kirchenpolitischer Mission, teils um den Humanisten Griechischunterricht zu erteilen. Sie trugen zur philologischen Erschließung und Übersetzung der griechischen Klassiker bei. Große Mengen von Handschriften wurden von westlichen Sammlern bzw. deren Beauftragten im byzantinischen Reich vor dessen Untergang aufgekauft.

In der Endphase der byzantinischen Geschichte kam es in Byzanz zu Ansätzen eines Humanismus im Rahmen der nach dem damaligen Kaisergeschlecht der Palaiologen „Palaiologische Renaissance“ genannten Kulturblüte. Kennzeichen dieser Strömung waren eine breite, intensive und systematische Erforschung der antiken griechischen Literatur (vor allem der Dichtung), Verbesserung der philologischen Arbeit, Betonung der Rhetorik und Reflexion über die Vorbildlichkeit der Antike. Aus diesem Milieu gingen die Gelehrten hervor, die nach Italien kamen.

Eine Reihe von philosophischen Werken war schon im 13. Jahrhundert aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzt worden. Diese spätmittelalterlichen Übersetzungen folgten gewöhnlich stur dem Prinzip „Wort für Wort“ ohne Rücksicht auf die Verständlichkeit, geschweige denn auf den Stil. Daher bestand dringender Bedarf nach neuen, verständlichen, flüssig lesbaren Übersetzungen. Ein Großteil der griechischen Literatur (darunter die Werke Homers, die meisten Dialoge Platons, Tragödie und Komödie) wurde erstmals durch humanistische Übersetzungen und Textausgaben im Westen zugänglich.

Die Pionierrolle kam auch auf diesem Gebiet Florenz zu. Den Anfang machte Manuel Chrysoloras, der 1396 als Lehrer der griechischen Sprache und Literatur in Florenz eintraf. Er begründete die humanistische Übersetzungstechnik. Auf dem Konzil von Ferrara/Florenz 1438-39 gehörten der byzantinischen Delegation bedeutende Gelehrte an, darunter Georgios Gemistos Plethon, der eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Unterschieden zwischen aristotelischer und platonischer Philosophie anregte und einen Anstoß zur Ausbreitung des Platonismus gab, und Bessarion, der in Italien blieb und ein einflussreicher Kardinal und Förderer des römischen Humanismus wurde. Johannes Argyropulos, der 1456 auf einen philosophischen Lehrstuhl nach Florenz berufen wurde, leistete grundlegende Beiträge zur griechischen Philologie und zum Verständnis von Platon und Aristoteles in Italien. Theodoros Gazes und Georg von Trapezunt arbeiteten in Rom in päpstlichem Auftrag als Übersetzer philosophischer, naturwissenschaftlicher und patristischer Werke.

Leistungen des italienischen Renaissance-Humanismus

Da der italienische Renaissance-Humanismus eine im wesentlichen literarische und altertumskundliche Bewegung war, liegen seine Hauptverdienste auch in diesem Bereich. Hier ist zunächst die zum Teil sehr bedeutende eigene literarische Produktion der Humanisten sowohl in lateinischer als auch in italienischer Sprache zu nennen. Große Errungenschaften waren die allgemeine Anhebung des Bildungsniveaus auf dem Gebiet der sprachlichen und historischen Fächer und die Herausbildung einer neuen stadtbürgerlichen Bildungsschicht. Hinsichtlich der Qualität des sprachlichen Ausdrucks wurden neue Maßstäbe gesetzt, die über das Renaissance-Zeitalter hinaus gültig blieben. Die klassische Altertumswissenschaft wurde begründet; sowohl die Philologie als auch die Geschichtsforschung einschließlich der Archäologie empfingen richtungweisende Impulse und erhielten ihre für die folgenden Jahrhunderte gültige Gestalt. Zahlreiche bisher verschollene literarische Werke und Geschichtsquellen aus der Antike wurden entdeckt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Zusammenwirken mit Fürsten und anderen Mäzenen entstanden bedeutende Bibliotheken und Bildungsstätten. In den zahlreichen Akademien wurden zukunftweisende Formen des geistigen Austausches und der Zusammenarbeit entwickelt. Zugleich verbreiteten sich die im Mittelalter noch äußerst seltenen Griechischkenntnisse, so dass es erstmals seit dem Untergang der Antike im Westen möglich wurde, die griechische Wurzel der europäischen Kultur in ihrer besonderen Eigenart zu verstehen und zu würdigen. Vittorino da Feltre und Guarino da Verona schufen eine vorbildliche Reformpädagogik.

Kritik am italienischen Renaissance-Humanismus

In ihrer eigenen Epoche wurden die Renaissance-Humanisten hauptsächlich von streng kirchlich orientierten Kreisen kritisiert. Es wurde ihnen bzw. manchen von ihnen vorgeworfen, nicht im Glauben verwurzelt zu sein, kirchliche Vorschriften zu missachten, Epikureer, Heiden oder gottlos zu sein, ein ausschweifendes und unsittliches Leben zu führen, Homosexualität zu billigen oder gar zu praktizieren und die Jugend zur Lektüre erotischer Literatur zu verleiten.

Die moderne Kritik richtet sich auf andere Aspekte. Schon Georg Voigt, der Begründer der modernen Humanismusforschung, hat deutlich einige Schwächen aufgezeigt:

  • Sehr viele Humanisten waren eitel, eingebildet, schmeichlerisch und für Schmeichelei empfänglich. Sie arbeiteten für ihren eigenen Ruhm und Nachruhm ("Unsterblichkeit"). Humanistisches Geltungsbedürfnis zeigte sich etwa im Drang nach der Dichterkrönung mit dem Dichterkranz.
  • Viele Humanisten waren opportunistisch und daher käuflich und leicht zum Frontwechsel zu bewegen. Sie stellten ihre rhetorischen und dichterischen Fähigkeiten in den Dienst derjenigen, die das honorieren konnten. Sie meinten, mit ihrer Beredsamkeit die Entscheidung über den Ruhm und Nachruhm eines Papstes, Fürsten oder Mäzens in der Hand zu haben, und spielten diese Macht aus.
  • Untereinander waren die Humanisten oft zerstritten. Mit Invektiven (Schmähschriften) fielen sie hemmungslos übereinander her, manchmal aus nichtigem Anlass. Auch führende, berühmte Humanisten wie Poggio, Filelfo und Valla waren im Streit maßlos und ließen am Gegner kein gutes Haar. Sie stellten einander als ignorant, lasterhaft und bösartig dar und verbanden literarische Kritik mit Angriffen aufs Privatleben, ja sogar auf die Familienangehörigen der Geschmähten.
  • Zwar entdeckten sie wichtige Klassikerhandschriften, aber sie gingen nachlässig damit um. Man zerlegte Handschriften und entfernte daraus Teile, die dann spurlos verschwanden. Manche Handschriften, die alle Wirren des Mittelalters überstanden hatten, kamen erst durch Verschulden von Humanisten abhanden. So wurden unersetzliche Kulturgüter beschädigt oder gingen verloren.

Zu beachten ist allerdings, dass diese Kritikpunkte nicht auf alle Humanisten zutreffen. Es mangelt nicht an Gegenbeispielen.

Humanismus außerhalb Italiens

Der Humanismus verbreitete sich von Italien aus in ganz Europa. Dabei war die Aufnahmebereitschaft für die neuen Ideen in den einzelnen Ländern sehr verschieden. Dies zeigte sich an der unterschiedlichen Geschwindigkeit und Intensität der Rezeption humanistischer Impulse und auch darin, daß in manchen Regionen Europas nur bestimmte Teile und Aspekte des humanistischen Gedankenguts und Lebensgefühls auf Resonanz stießen. Unterschiedlich waren auch die Bevölkerungsteile, die in den einzelnen Ländern als Träger einer humanistischen Bewegung in Betracht kamen. So hatte sich der Humanismus länderspezifischen Gegebenheiten und Bedürfnissen anzupassen und länderspezifische Widerstände zu überwinden. Für die einzelnen Länder siehe:

Die Anwendung der humanistischen philologischen Vorgehensweise auf die Bibel wird als Bibelhumanismus bezeichnet.


Nachwirkung und Rezeption des Renaissance-Humanismus

Zu beachten ist in diesem Zusammenhang aber auch, dass noch in Barock und Rokoko sich in der Kunst eine Antikenrezeption beobachten lässt, die freilich nicht mehr dem Renaissance-Humanismus zuzurechnen ist. Doch lässt sich diese Rezeption durchaus auch als eine humanistische Regung ansehen. Die Strömung des Klassizismus seit Johann Joachim Winckelmann fußend auf dem Geist der Aufklärung, baut allerdings weniger auf dem Renaissance-Humanismus als vielmehr auf der Antike selbst auf. Dieser Geist findet auch in der Literatur seinen Niederschlag.

Im 19. Jahrhundert lässt sich indessen durch gesellschaftliche Krisenerscheinungen oder deren Wahrnehmung verursacht bei Jacob Burckhardt und in dessen Rezeption durch Friedrich Nietzsche eine schwärmerische Verehrung der Renaissance beobachten, die gewissermaßen als Bildungsideal angesehen wird. Diese Idealisierung der Renaissance wird als Renaissancismus bezeichnet. Es handelt sich hierbei um eine verzerrte Wahrnehmung der Renaissancezeit, wie sie besonders in der Literatur, etwa bei Conrad Ferdinand Meyer, zu bemerken ist. Die literarische Überwindung wird Thomas Mann zugeschrieben.

Jedoch gerät die Geschichtsschreibung des Renaissance-Humanismus wie die von Guicciardini, der bis dahin nie widersprochen wurde, im 19. Jahrhundert auf den Prüfstand. Der Erste, der an den Aussagen Guiccardinis zweifelte und deren Unhaltbarkeit nachwies, war der deutsche Historiker Leopold von Ranke.

Literatur

  • Hinweis: Im Artikel Humanismus wird zugleich auch die grundlegende Literatur zum Renaissance-Humanismus aufgeführt.


Siehe auch