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Scholpp und Hellenismus: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox Unternehmen
[[Datei:Tetradrachme.wmt.jpg|mini|hochkant=1.2|Mit Alexander dem Großen begann die Zeit des Hellenismus (Tetradrachmon, Alexander mit [[Löwenfell]])]]
| Name = SCHOLPP
| Logo = [[Datei:Logo von SCHOLPP.jpg|rahmenlos|zentriert]]
| Unternehmensform = [[GmbH (Deutschland)|GmbH]]
| ISIN =
| Gründungsdatum = 1956
| Auflösungsdatum =
| Auflösungsgrund =
| Sitz = [[Stuttgart]], [[Deutschland]]
| Leitung = * Wolfgang E. Mueller (Geschäftsführender Gesellschafter),
* Lars Gerlach (Sprecher der Geschäftsführung SCHOLPP Montage GmbH und Geschäftsführer PTC PressEngineering GmbH)
* Steffen Kühn (Geschäftsführer SCHOLPP Montagetechnik GmbH und SCHOLPP Montage GmbH)
* Horst Obergruber (Geschäftsführer SCHOLPP Montage GmbH und ProTec GmbH)
* Michael Schambach (Geschäftsführer SCHOLPP Montage GmbH und ProTec Service GmbH)
| Mitarbeiterzahl = 1.200 (31. Dezember 2014)
| Umsatz = 135 Mio. [[Euro|EUR]] (2014)
| Stand = 2015
| Branche = Industriedienstleistungen
| Homepage = www.scholpp.de
}}


Als '''Hellenismus''' (von [[Griechische Sprache|griechisch]] {{lang|grc|Ελληνισμός}} ''{{lang|grc-Latn|hellēnismós}}'' ‚Griechentum‘)<ref>Zu [[Griechische Sprache|griechisch]] {{lang|grc|ἑλληνίζω}} {{lang|grc-Latn|‚korrekte griechische Rede, griechische Sprache der nachklassischen Zeit im Gegensatz zur [[Attisches Griechisch|attischen]] Sprache‘}} vgl. Walter Otto, ''Kulturgeschichte des Altertums. Ein Überblick über neue Erscheinungen'', München 1925, S. 105.</ref> wird die geschichtliche Epoche vom Regierungsantritt [[Alexander der Große|Alexanders des Großen]] von [[Makedonien]] 336 v. Chr. bis zur Einverleibung des [[Ptolemäer|ptolemäischen]] Ägyptens, des letzten hellenistischen Großreiches, in das [[Römisches Reich|Römische Reich]] 30 v. Chr. bezeichnet.
Die '''SCHOLPP Holding GmbH''' ist ein Systemdienstleister für die weltweite Verlagerung und Montage von Industrieanlagen mit Hauptsitz in [[Stuttgart]]. 1.200 Mitarbeiter sind an 24 Standorten beschäftigt, davon 20 in Deutschland und vier in internationalen Wirtschaftszentren, und waren in 50 Ländern im Einsatz.


Diese Epochengrenzen, die die Großreiche Alexanders und der [[Diadochen]] in den Mittelpunkt rücken, sind allerdings nur für die politische Geschichte sinnvoll. Kulturgeschichtlich hingegen knüpfte der Hellenismus nicht nur an ältere Entwicklungen an, sondern wirkte vor allem auch über die [[römische Kaiserzeit]] bis in die [[Spätantike]] hinein fort.
== SCHOLPP Gruppe ==
Zur ''SCHOLPP Gruppe''' gehören mehrere nationale und internationale Gesellschaften:
* SCHOLPP Holding GmbH, Stuttgart und Dietzenbach bei Frankfurt/M.
* SCHOLPP Montage GmbH, Stuttgart und Dietzenbach bei Frankfurt/M.
* SCHOLPP Montagetechnik GmbH, Chemnitz
* TimeProfessionals GmbH, Fulda
* PTC PressEngineering GmbH, Oberhausen
* ProTec Gruppe, Nürnberg
* SCHOLPP Ibérica de Montajes S.A., Barcelona (Spanien)
* SCHOLPP Asia Pacific SDN. BHD., Kuala Lumpur (Malaysia)
* SCHOLPP Engineering Suzhou Co. Ltd., Shanghai (China)
* ProTec 24 SERVIZI INDUSTRIALI S.R.L., Oderzo (Italien)


Als Epochenbezeichnung verwendete den Begriff „Hellenismus“ zuerst der deutsche [[Historiker]] [[Johann Gustav Droysen]] um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Sinne von „Nachahmung der griechischen Lebensweise“ wurden das Substantiv „hellenismós“ und das Verb „hellenizein“ jedoch bereits in der [[Antike]] gebraucht.<ref>Vgl. den Artikel ''Hellenismus'' im ''Kleinen Lexikon des Hellenismus'', S. 1–9.</ref>
Betriebsstätten national sind in Augsburg, Berlin, Bremen, Dresden, Erfurt, Frankfurt/M., Hamburg, Heilbronn, Karlsruhe, Köln, Leipzig, Oberhausen, Rostock. Niederlassungen international befinden sich in Barcelona (Spanien), Kuala Lumpur (Malaysia), Shanghai (China), Oderzo (Italien).


Als ein wichtiges Kennzeichen dieser Geschichtsepoche gilt eine verstärkte [[Hellenisierung]], die Durchdringung vor allem des [[Orient]]s durch die [[Antikes Griechenland|griechische Kultur]], und im Gegenzug der wachsende Einfluss orientalischer Kultur auf die Griechen. Die hellenistische Welt umfasste einen gewaltigen Raum, der von [[Sizilien]] und [[Süditalien|Unteritalien]] (''[[Magna Graecia]]'') über Griechenland bis nach [[Indien]] und vom [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] bis nach [[Griechisch-römische Zeit|Ägypten]] und bis ins heutige [[Afghanistan]] reichte. Die Hellenisierung der orientalischen Bevölkerung sorgte dafür, dass noch bis ins 7. Jahrhundert hinein wenigstens die städtische Bevölkerung [[Syrien]]s eine Form des [[Griechische Sprache|Griechischen]] sprach, die ''[[Koine]]'' (von {{lang|grc|κοινός}} ''koinós'' „allgemein“), in [[Kleinasien]] noch länger. Die kulturellen Traditionen des Hellenismus überstanden den politischen Zusammenbruch der Monarchien und wirkten noch über Jahrhunderte in Rom und im [[Byzantinisches Reich|Byzantinischen Reich]] fort.
== Geschäftsfelder ==
Die ''SCHOLPP Gruppe'' führt Industriedienstleistungen durch:
* Verlagerung von kompletten Produktionsanlagen und Industrieanlagen
* Maschinenmontage und -transport bis zur Wiederinbetriebnahme
* Technische Instandhaltung nach DIN 31051 (Inspektion, Wartung, Instandsetzung)
* Maschinenmodernisierung (Retroffitting von Pressensystemen)
* Technische Reinigung mit Spezial-Verfahren: CO<sub>2</sub>-Trockeneis-Strahlen, mobiles Sandstrahlen, Wasserhochdrucktechnologie
* Technisches Gebäudemanagement im Verbund der Gewerke Sanitär, Heizung, Lüftung, Elektro, Mechanik
* Zeitarbeit und Arbeitnehmerüberlassung


== Geschichtlicher Grundriss ==
Die Kunden kommen aus der
* Automobil- und Zulieferindustrie
* Chemische und petrochemische Industrie
* Druckindustrie
* Aufzugsindustrie
* Halbleiterindustrie
* Kraftwerksindustrie
* Kunststoffindustrie
* Maschinenindustrie und Anlagenbau
* Nahrungs- und Genussmittelindustrie
* Metallerzeuger / -verarbeiter
* Papier- und Druckindustrie
* Pharmaindustrie
* Photovoltaikindustrie
* Umformindustrie
* Verpackungsindustrie


== Geschichte ==
''Hauptartikel:'' [[Geschichte des Hellenismus]]

Im Jahr 1956 gründete Alfred Scholpp in Stuttgart das gleichnamige Transportgeschäft. In den 1970er Jahren etablierte das Familienunternehmen den Montagebereich und entwickelte unter anderem die ersten Spezialhubgerüste für die Druckindustrie. Seit den frühen 1990er Jahren baute SCHOLPP die Industriemontage aus und gründete Niederlassungen und Tochtergesellschaften in China, Malaysia und Spanien. 2007 wurde in Fulda unter der Marke TimeProfessionals eine Zeitarbeitsfirma gegründet. In den Folgejahren kaufte SCHOLPP die SK Industrieservice GmbH im sächsischen Freital (2008) und integrierte einen Teilbetrieb der Grohmann ISM GmbH, Berlin, (2011) in die SCHOLPP Gruppe. Die in Oberhausen ansässige PTC PressEngineering GmbH wurde 2012 eine 100-prozentige Tochter von SCHOLPP. Durch den Erwerb der ProTec-Gruppe in Nürnberg und den Kauf des Teilbetriebes F.W. Neukirch Schwermontagen, Bremen, wuchs SCHOLPP 2014 noch einmal an.
[[Datei:MakedonischesReich.jpg|mini|hochkant=1.3|Das Weltreich, das beim Zug Alexanders entstanden war und das er seinen Nachfolgern 323 v. Chr. hinterließ]]
[[Datei:Diadochen1.png|mini|hochkant=1.3|Die hellenistische Welt 300 v. Chr.]]
[[Datei:Diadochen2.png|mini|hochkant=1.3|Die hellenistische Welt 200 v. Chr.]]

Der makedonische König Alexander der Große, unter dessen Vater [[Philipp II. (Makedonien)|Philipp II.]] Makedonien zur Vormacht in Griechenland geworden war, eroberte von 334 v. Chr. an das persische [[Achämenidenreich]] und drang bis nach Indien vor. Nach dem Tod Alexanders im Jahr 323 v. Chr. kam es zu Bürgerkriegen um seine Nachfolge, und da es niemandem gelang, die Herrschaft über das Gesamtreich zu erlangen, erhoben sich seine führenden Generäle, die sogenannten [[Diadochen]], schließlich zu lokalen Machthabern. Seit 306/5 führten die meisten von ihnen den Königstitel. Eine Wiedervereinigung des Alexanderreiches erschien spätestens 301 v. Chr. aussichtslos, als [[Antigonos I. Monophthalmos]] in der [[Schlacht von Ipsos]] seinen Rivalen unterlag. Die sogenannten [[Diadochenkriege|Diadochenkämpfe]] um Alexanders Erbe endeten schließlich 281 v. Chr. nach insgesamt sechs Kriegen. Es bildeten sich drei hellenistische Großreiche, die bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. den östlichen [[Mittelmeerraum]] beherrschen sollten: [[Makedonien]] und Teile [[Griechenland]]s fielen an die [[Antigoniden]], die Nachfahren Antigonos’ I., [[Syrien]], [[Mesopotamien]] und [[Perserreich|Persien]] gerieten unter die Herrschaft der [[Seleukidenreich|Seleukiden]] und Ägypten mit der [[Kyrenaika]] fielen an die [[Ptolemäer]]. Alle drei Dynastien rivalisierten um Einfluss in Griechenland und gaben den Anspruch auf Alexanders Gesamtreich ''pro forma'' niemals auf. Hinzu kamen Mittelmächte wie [[Pergamon]], [[Rhodos]] und der [[Achaiischer Bund|Achaiische Bund]].

Nach dem Ende der Diadochenkriege stabilisierte sich die politische Lage zunächst. Um 200 v. Chr. begann sich jedoch [[Römisches Reich|Rom]] in der hellenistischen Welt zu engagieren, zunächst in Griechenland, dann in Kleinasien und 168 auch im Konflikt der Seleukiden mit den Ptolemäern um [[Palästina (Region)|Palästina]]. Im Jahr 188 v. Chr. zwangen die Römer den Seleukiden [[Antiochos III.]] zum Verzicht auf Teile seines Reiches. Zuvor hatte bereits [[Philipp V. (Makedonien)|Philipp V.]] von Makedonien eine Einengung seines Handlungsspielraums in Griechenland und Kleinasien akzeptieren müssen. Diese Rückschläge blieben für die Monarchien nicht folgenlos: In Iran, bis dahin unter seleukidischer Kontrolle, breiteten sich bereits seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. die [[Parther]] aus, die sich hier ganz als Erben der hellenistischen Tradition präsentierten. Nach 188 v. Chr. beschleunigte sich ihr Vordringen erheblich; und als sie um 141 v. Chr. auch Mesopotamien in Besitz nahmen, beschränkten sie die Seleukiden, die bereits ihre östlichen Gebiete an das [[Griechisch-Baktrisches Königreich|Griechisch-Baktrische Königreich]] verloren hatten, auf einen unbedeutenden Reststaat in Syrien. Die Griechen in [[Baktrien]] hingegen, deren Reich um 130 v. Chr. unterging, sollten später ihren Einflussbereich noch auf Nordwestindien ausdehnen und sich dort bis Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. halten können.

Seit der Mitte der 170er Jahre wurde immer deutlicher, dass die Römer sich zu den neuen Herren im östlichen Mittelmeerraum aufschwangen. Im Jahr 168 v. Chr. teilten sie Makedonien nach einem letzten Krieg in vier Bezirke auf und schafften die antigonidische Monarchie ab; 148 v. Chr. wandelten sie es endgültig in eine [[römische Provinz]] um. Auch das griechische Mutterland geriet damals endgültig unter römische Kontrolle; ein Fanal war dabei die Eroberung und Plünderung [[Korinth]]s durch den römischen Feldherrn Mummius im Jahr 146. 133 v. Chr. fiel das [[Attaliden]]reich an Rom und wurde bald zur Provinz ''Asia''. 63 v. Chr. beseitigte die Eroberung Syriens durch [[Gnaeus Pompeius Magnus|Pompeius]] die letzten Reste der Seleukidenherrschaft. 30 v. Chr. nahm [[Augustus|Oktavian]] [[Alexandria]] ein und gliederte das Ptolemäerreich, das seit dem späten 2. Jahrhundert v. Chr. ohnehin nicht viel mehr als ein römisches [[Protektorat]] gewesen war, ins Imperium ein. 27 v. Chr. wurde auch Griechenland als Provinz ''Achaea'' endgültig direkter römischer Herrschaft unterstellt, auch wenn einige [[Polis|Poleis]] äußerlich frei blieben. Damit endete die politischen Selbstständigkeit griechischer Staaten und somit die politische Geschichte des Hellenismus, während die kulturelle Ausstrahlung des Hellenismus bis in die [[Spätantike]] erhalten blieb (siehe auch [[Byzantinisches Reich]]).

== Hellenistische Monarchien ==

Das [[Monarchie|Königtum]] der hellenistischen Herrscher stand auf zwei Säulen: der Alexandernachfolge ({{lang|grc|διαδοχή}}, ''diadochē'') und der Akklamation durch die Heere (siehe [[#Heer und Kriegführung|unten]]). Die Staaten existierten dabei nicht unabhängig von ihrer Regierungsform; die Seleukidenherrscher waren beispielsweise nicht etwa Könige ''von'' Syrien, sondern nur Könige ''in'' Syrien; ein Grund hierfür mag gewesen sein, dass jeder hellenistische ''basileus'' theoretisch Anspruch auf das ganze Alexanderreich, wenn nicht auf die ganze Welt, erhob. In den Diadochenreichen gab es keine Trennung zwischen [[Souverän]] und Person. Das Königtum (''basileia'') war kein staatliches Amt, sondern eine persönliche Würde, und der Monarch sah den begrifflich davon nicht abgegrenzten Staat als ''seine Angelegenheiten'' (''pragmata'').<ref>Vgl. [[Polybios]] 5, 41.</ref> Theoretisch war das ganze eroberte Land im Besitz des Königs, weshalb dieser es auch testamentarisch an eine fremde Macht wie die Römer übereignen konnte (so geschehen 133 v. Chr. in [[Pergamon]]).

[[Datei:Ptolemy I Soter Louvre Ma849.jpg|mini|Ptolemaios I. wurde als einer der ersten hellenistischen Herrscher als Gott verehrt]]

Der Personenkult, der sich um [[Alexander der Große|Alexander]] entwickelt hatte, wurde von den Diadochen gefördert, um so ihre eigene Machtstellung zu legitimieren. Die kultische Verehrung der hellenistischen Herrscher wurde aber zumindest anfangs nicht von ihnen selbst gefordert, sondern von außen durch die „freien“ [[Polis|Poleis]] Griechenlands an sie herangetragen. Anders als in Makedonien und in den einstigen Gebieten des Perserreiches wurde die Monarchie in Griechenland grundsätzlich abgelehnt, was Könige wie Untertanen dazu zwang, diplomatisch geschickt vorzugehen. Ein Weg, um die faktische Übermacht der Könige in eine akzeptable Form zu gießen, war der Herrscherkult, durch den die Poleis die Könige als Herren anerkennen konnten, ohne sie ''de iure'' als Monarchen anzunehmen. Man konnte hier auf Vorläufer aus spätklassischer Zeit (z. B. [[Lysander]]) zurückgreifen. Die Herrscher wurden dabei vorerst nur „gottgleich“ genannt. Doch schon im Jahr 304 v. Chr. bezeichneten die [[Rhodos|Rhodier]] [[Ptolemaios I.]] als Gott und nannten ihn {{lang|grc|σωτήρ}} (''Sōtēr'', „Retter“). Die Diadochen nahmen solche auf sie selbst bezogenen Kulthandlungen offenbar eher zögerlich an, während die nachfolgenden hellenistischen Könige den Herrscherkult bewusst forcierten. Der typisch hellenistische [[Herrscherkult]] setzte, nach Vorläufern unter den ersten beiden [[Antigoniden]], unter ihren Nachfolgern auf breiter Front ein.<ref>Vgl. Angelos Chaniotis: ''The Divinity of Hellenistic Rulers.'' In: Andrew Erskine (Hrsg.): ''A companion to the Hellenistic World'', Oxford 2003, S. 431–445.</ref> Dabei ist zu unterscheiden zwischen dem zentral verordneten Dynastiekult der [[Ptolemäer]] und späten Seleukiden und der kultischen Verehrung, die viele Könige in den griechischen Poleis genossen, denen sie im Gegenzug als [[Euergetismus|Euergeten]] gegenübertraten.

Vor allem [[Hans-Joachim Gehrke]] hat die hellenistische Monarchie unter Rückgriff auf die Soziologie [[Max Weber]]s als eine stark [[Charismatische Herrschaft|charismatisch]] geprägte Herrschaftsform gedeutet, in der Sieghaftigkeit und persönlicher Erfolg entscheidend für die Legitimität des Königs gewesen seien.<ref>Vgl. Hans-Joachim Gehrke: ''Der siegreiche König. Überlegungen zur hellenistischen Monarchie.'' In: ''Archiv für Kulturgeschichte.'' Bd. 64, 1982, S. 247–277.</ref> Die herrscherliche Tracht war die eines makedonischen Feldherrn, ergänzt um das [[Diadem]], und viele Könige zogen persönlich in die Schlacht, mit den entsprechenden Konsequenzen: 12 der ersten 14 seleukidischen Herrscher fanden im Kampf den Tod.<ref> Vgl. Arthur Eckstein: ''Mediterranean Anarchy, interstate War, and the Rise of Rome''. Berkeley 2006, S. 82f.</ref> In jüngerer Zeit wurde darauf hingewiesen, dass es im späten Hellenismus allerdings immer schwieriger wurde, diesem Anspruch gerecht zu werden.<ref>Vgl. Ulrich Gotter: ''The Castrated King. Or: The Everyday Monstrosity of Late Hellenistic Kingship.'' In: Nino Luraghi (Hrsg.): ''The Splendors and Miseries of Ruling Alone.'' Stuttgart 2013, S. 207–230.</ref>

Die Diadochen und ihre Nachfolger regierten mit Hilfe schriftlicher Erlasse, die als Briefe ({{lang|grc|ἐπιστολή}}, ''epistolē'') oder Verordnungen ({{lang|grc|πρόσταγμα}}, ''prostagma'') formuliert wurden. Der für diese Erlasse zuständige Beamte hieß ''[[epistoliagraphos]]''. Beraten wurde der Herrscher von einem Gremium aus Freunden ({{lang|grc|φίλοι}}, ''[[philoi]]'') und Verwandten ({{lang|grc|συγγενεῖς}}, ''[[syngeneis]]''). Verschiedene Hofämter insbesondere im fiskalischen Bereich wurden von [[Eunuch]]en ausgeübt. Das wohl wichtigste Amt war das des Hausverwalters ({{lang|grc|διοικητής}}, ''[[Dioiketes|dioikētēs]]''), der für Verwaltung, Wirtschaft und Finanzen zuständig war. Man kann bereits zur Zeit der Diadochen von einem „absolutistischen“ Staat sprechen. Entscheidenden Einfluss gewann die Herrschaftsform der hellenistischen Reiche auf die jüngere griechische [[Tyrannis]], die [[Karthago|Karthager]] und das römische Kaisertum.

Die Territorialstruktur der Diadochenreiche geht noch auf Alexander den Großen selbst zurück, der im Wesentlichen die Verwaltungsgliederung des Perserreiches beibehalten hatte. Das von [[Strategos|Strategen]] und [[Satrap]]en verwaltete ''Königsland'' umfasste dabei den größten Teil des Alexanderreiches. Alexander hatte die militärischen Befugnisse der einheimischen Satrapen makedonischen Strategen übergeben, die nach seinem Tod nach und nach die gesamte Verwaltungsarbeit ihrer Gaue ({{lang|grc|νόμοι}}, ''nomoi'') übernahmen. Die Strategen waren nun auch für das Siedlungswesen und die Justiz zuständig und wurden dabei von einem königlichen [[Schreiber]] ({{lang|grc|βασιλικὸς γραμματεύς}}, ''basilikos grammateus'') unterstützt.

Besonders gut ist man dabei über die Verhältnisse im Ptolemäerreich, das aber teils einen Sonderfall darstellte, informiert. Der König konnte hier Teile des in Bezirke ({{lang|grc|τόποι}}, ''topoi'') und Dörfer ({{lang|grc|κώμαι}}, ''kōmai'') untergliederten Königslandes oder die Einkünfte daraus an seine Untergebenen vergeben. Ihre endgültige Form fand die Gauverwaltung im 3. Jahrhundert v. Chr. unter [[Ptolemaios III.]] (246–221). Die Außenbesitzungen gehörten nicht zum Königsland mit seiner Gaustruktur. Sie bildeten einen eigenen Territorialtypus, unterstanden aber ebenfalls Strategen. Zu den Außenbesitzungen des Ptolemäerreiches gehörten [[Kyrene]], Teile [[Syrien]]s und [[Kleinasien]]s, [[Zypern]] und die Küsten des [[Rotes Meer|Roten]] und des [[Indischer Ozean|Indischen Meeres]].

Im Seleukidenreich waren die Außenbesitzungen etwas anders organisiert, sie wurden je nach Größe und politischem System als Völker ({{lang|grc|ἔθνη}}, ''ethnē''), Städte ({{lang|grc|πόλεις}}, ''poleis'') oder Königreiche ({{lang|grc|δυναστεία}}, ''dynasteia'') bezeichnet. Diese Enklaven, die nicht unter direkter Verwaltung des Diadochenherrschers standen, blieben in dieser Form bis zum Ende des Hellenismus bestehen. Einige davon machten sich jedoch im Laufe der Zeit selbstständig, insbesondere an der Peripherie des Seleukidenreiches. Im dritten großen hellenistischen Reich, Makedonien, knüpften die Antigoniden stärker als die anderen Monarchen an ältere Traditionen an.

Mehr als ihre Struktur hat die Verwaltung der Diadochenreiche die Nachwelt beeinflusst. Sie war in der Regel zentralistisch und wurde von Berufsbeamten organisiert. Dieser Beamtenapparat war keine Erfindung der griechischen Poliskultur, sondern stand in der Tradition des [[Achämenidenreich|achaimenidischen]] und des [[pharao]]nischen Reiches. Im antiken Griechenland gab es Vergleichbares nur in der privatwirtschaftlichen Gutsverwaltung. Wie die Angestellten eines Gutes von dessen Besitzer, so waren die Beamten der hellenistischen Herrscher von ihrem König abhängig, der sie einsetzte, bezahlte, beförderte und entließ. Die Verwaltung der Diadochen legte den Grundstein für die feinziselierte und personalintensive [[Bürokratie]] der hellenistischen Zeit, wobei einheimische Beamte jedoch kaum zu höheren Ämtern zugelassen waren. Diese wurden in der Regel von Makedonen oder Griechen besetzt.

== Bundesstaaten ==

Mit den spätgriechischen Bundesrepubliken (κοινά, ''[[Koinon|koina]]'') entwickelte sich vor allem in Griechenland aus älteren [[Amphiktyonie|Kult-]] und [[Symmachie|Kampfbünden]] noch eine weitere Regierungsform neben den hellenistischen Königreichen. Ihre wichtigsten Vertreter waren der [[Aitolischer Bund|Aitolische Bund]] in Nordwestgriechenland und der [[Achaiischer Bund|Achaiische Bund]] auf der [[Peloponnes]]. Die Bundesstaaten bildeten sich ursprünglich meist in wirtschaftlich und kulturell unterentwickelten Gebieten, die nicht von einer mächtigen Polis wie [[Athen]] oder [[Theben (Böotien)|Theben]] dominiert wurden. Der [[Arkadischer Bund|Arkadische Bund]], der im 3. Jahrhundert im Achaiischen Bund aufging, gründete sogar eine eigene Bundeshauptstadt, [[Megalopoli]]s, um nicht unter die Vorherrschaft eines Mitglieds zu geraten. Andere Bundesrepubliken wählten alte Kultstätten als Versammlungsplätze ihrer Gremien, der Aitolische Bund zum Beispiel das [[Apollon]]heiligtum in [[Thermos]], was auch ein Mittel war, den Zusammenhalt des Bundes zu festigen. Hinzu kam der (oftmals fiktive) Anspruch, einander durch gemeinsame Vorfahren verbunden zu sein.

Die griechischen Bundesstaaten bestanden aus mehreren formal zumeist unabhängigen Poleis, die ihre außenpolitischen und militärischen Befugnisse an übergeordnete Instanzen delegiert hatten, in deren Gremien sie durch Delegierte vertreten waren. Die innere Autonomie der einzelnen Städte blieb allerdings erhalten, solange sie nicht gegen die Bündnistreue verstießen oder unter die Herrschaft von [[Tyrannis|Tyrannen]] gerieten. Einige "Tyrannen" traten deshalb freiwillig zurück und strebten eine Karriere auf Bundesebene an. Der ehemalige Tyrann [[Aratos von Sikyon]] war sogar achtmal Stratege des Achaiischen Bundes. Ansonsten mischte sich der Bund in der Regel nicht in die inneren Angelegenheiten der Städte ein; er wandte sich allerdings gegen radikale Sozialreformen und griff bei Konflikten zwischen seinen Mitgliedern ausgleichend ein. Typisches Kennzeichen der sympolitischen Koina war ein gemeinsames Bundes- bzw. Bürgerrecht, das jedoch nicht das Polisbürgerrecht ersetzte. Als übergeordnete politische Instanz fungierte eine Bundesversammlung, deren Kompetenzen von Bund zu Bund variierten und die auch in der Regel jährlich wechselnde Bundesbeamte wählte, denen die Vertretung des Bundes nach außen oblag. Die Bünde versuchten oft, ihren Machtbereich auszudehnen, und wandten dabei durchaus auch Gewalt an; ein Beispiel ist der Versuch des Achaiischen Bundes, [[Sparta]] gegen den Willen vieler Bürger zu integrieren.

[[Datei:United States Constitution.jpg|mini|Die hellenistischen Bundesrepubliken inspirierten die Väter der amerikanischen Verfassung]]

Im Verlauf des 2. Jahrhunderts v. Chr. gerieten die griechischen Bundesstaaten nach und nach unter römische Kontrolle, einige bestanden allerdings noch nach dem Ende der hellenistischen Zeit, etwa der [[Lykischer Bund|Lykische Bund]] in Kleinasien, der noch unter römischer Oberherrschaft für Riten verantwortlich war und den lykischen Poleis als Sprechorgan gegenüber römischen Instanzen diente.<ref>Vgl. Strabon 14,3.</ref> Der Geschichtsschreiber [[Polybios]], dessen Vater [[Lykortas]] zu den führenden Politikern des Achaiischen Bundes gehört hatte, idealisierte diesen Bund in seinem Werk und sah in ihm die Vollendung der Demokratie.<ref>Vgl. Polybios 2,38.</ref> Die neuzeitliche Staatstheorie beurteilte die spätgriechischen Koina lange ähnlich positiv, so nannte [[Charles de Secondat, Baron de Montesquieu|Montesquieu]] den Lykischen Bund eine ideale Bundesrepublik<ref>Vgl. Montesquieu, ''L’Esprit des Lois'' 9,13.</ref> und der Althistoriker [[Karl Julius Beloch]] die spätgriechischen Bundesrepubliken „die vollendetste Schöpfung auf politischem Gebiet, die den Hellenen und dem Altertum überhaupt gelungen ist“.<ref>Karl Julius Beloch, ''Griechische Geschichte'', 2. Auflage, de Gruyter, Berlin 1925, 4. Band, 1. Abteilung, S. 607 [Nachdruck 1967]. Zitiert nach Demandt, ''Antike Staatsformen'', S. 259.</ref> Erst in der neueren Forschung hat auch man auch die machtpolitische Realität hinter den hehren Ansprüchen der Bundesstaaten deutlicher benannt.

Die Bundesstaaten der hellenistischen Zeit, deren Blütezeit nur einige Jahrzehnte dauerte, gewannen somit entscheidenden Einfluss auf die Nachwelt. Selbst die Väter der [[Verfassung der Vereinigten Staaten|amerikanischen Verfassung]] orientierten sich bei deren Entwurf an den Berichten Polybios’ und [[Strabon]]s darüber.<ref>In den ''Federalist Papers'' schrieben [[James Madison]] und [[Alexander Hamilton]] im Jahr 1787: „Der Achaiische Bund gibt uns wertvolle Hinweise.“ Im Original: ''The Achaean league supplies us with valuable instruction.'' Zitiert nach [[Gustav Adolf Lehmann]]: ''Ansätze zur bundesstaatlichen Ordnung und repräsentativen Verfassung in der Antike und ihre Rückwirkungen auf die Neuzeit'' (= ''Geschichte in Köln.'' Band 9). Köln 1981, S. 74.</ref> Die Koina galten als der beste Weg, vormoderne Flächenstaaten ohne ein monarchisches Zentrum zu organisieren. Auch die Hauptstadt der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], [[Washington, D.C.|Washington]], wurde daher wie das achaiische Megalopolis eigens zu diesem Zweck neu gegründet, nachdem der [[Kongress der Vereinigten Staaten|amerikanische Kongress]] zuvor abwechselnd in verschiedenen Städten getagt hatte.

== Heer und Kriegführung ==

[[Datei:Hoplit.png|mini|hochkant=0.9|Hopliten spielten auch in den Armeen der Diadochen noch eine wichtige Rolle]]

Das Heer war vor allem für die Diadochenreiche von grundlegender Bedeutung. Es lässt sich grundsätzlich in drei große Gruppen einteilen: die makedonische Garde ({{lang|grc|ἄγημα}}, ''agēma''), die aus [[Hoplit]]en und Reitern bestand, die griechisch-makedonische [[Phalanx]] aus Schwerbewaffneten und eine wachsende Anzahl von auswärtigen Söldnern, auf die insbesondere in der Spätzeit nicht immer Verlass war.

Von der makedonischen Heeresversammlung ({{lang|grc|ἐκκλησία πάνδημος}}, ''ekklēsia pandēmos'') hatten die hellenistischen Heere neben der Landesverteidigung insbesondere vier Aufgaben übernommen: die Ausrufung oder Bestätigung eines Königs ([[Akklamation]]), die Einsetzung von Vormündern für unmündige Könige, die Anerkennung königlicher Testamente und die Verurteilung politischer Gegner des Herrschers. In der Diadochenzeit ließ unter anderem [[Ptolemaios I.|Ptolemaios]] den [[Eumenes von Kardia|Eumenes]], [[Kassander|Kassandros]] die [[Olympias von Epirus|Olympias]] und schließlich [[Antigonos I. Monophthalmos|Antigonos]] den Kassandros vom Heer verurteilen. Der zu dieser Zeit noch sehr große Einfluss des Heeres ging jedoch immer mehr zurück, später konnten nur noch die Garnisonen der Hauptstädte der politischen Führung ihren Willen aufzwingen. Dennoch blieb der militärische Oberbefehlshaber ({{lang|grc|χιλίαρχος}}, ''[[chiliarch]]os'') der zweite Mann im Staat neben dem ''dioikētēs''.

Eine Einschätzung der Größe dieser Heere ermöglicht unter anderem [[Appian]], der berichtet, das Ptolemäerreich habe über 200.000 Fußsoldaten, 40.000 Reiter, 300 Kriegselefanten, 2.000 Streitwagen, 1.500 große und 2.000 kleine Kriegsschiffe verfügt.<ref>Vgl Appian, ''praef.'' 10.</ref> Allerdings sind die genauen Zahlen kaum zu ermitteln, da antike Historiker in dieser Hinsicht oft übertrieben. Dennoch kann kein Zweifel daran bestehen, dass die hellenistischen Heere, verglichen mit den Armeen der klassischen Zeit, gewaltig waren.<ref>Vgl. ''Kleines Lexikon des Hellenismus'', S. 492f.</ref> Die Zahlenangaben für die Schlachten von [[Schlacht von Ipsos|Ipsos]] (301 v. Chr.), [[Schlacht von Raphia|Raphia]] (217 v. Chr.) und [[Schlacht bei Magnesia|Magnesia]] (190 v. Chr.), die bei gut 70.000 Soldaten pro Seite liegen, dürften aber durchaus realistisch sein.

Im Hellenismus wurden auch einige neue Waffengattungen eingeführt. Der Einsatz von [[Kriegselefant]]en geht auf [[Seleukos I.|Seleukos]] zurück, der in [[Apameia am Orontes|Apameia]] 500 indische Elefanten hielt, die er von dem [[Maurya-Reich|Mauryakönig]] [[Chandragupta Maurya|Chandragupta]] erhalten hatte. Außerdem wurden Kamele, gepanzerte Reiter ({{lang|grc|κατάφρακτοι}}, ''kataphraktoi'') und erstmals im großen Stil [[Belagerungsgerät|Belagerungsmaschinen]] eingesetzt, wobei die Belagerungstechnik gewaltige Fortschritte machte.

[[Demetrios I. Poliorketes|Demetrios Poliorketes]], der Sohn des [[Antigonos I. Monophthalmos|Antigonos]], ließ riesige Großkampfschiffe mit bis zu sechzehn Reihen von Ruderern bauen und gab so der [[Marine|Kriegsmarine]] wichtige Impulse. Die Größe der Kriegsschiffe wuchs in der Diadochenzeit ungewöhnlich schnell. Die größten Schiffe der Euphratflotte Alexanders des Großen besaßen lediglich fünf Reihen, bereits zur Zeit der Schlacht von Ipsos 301 v. Chr. ließ Demetrios aber dreizehnreihige Schiffe bauen. Die sechzehnreihige Hekkaidekere ({{lang|grc|ἑκκαιδεκήρης}}) markierte dann den Höhepunkt der auf praktischen Nutzwert ausgerichteten Schiffsentwicklung. Die später von den Ptolemäern gebauten zwanzig-, dreißig- und vierzigreihigen Schiffe waren dagegen wohl reine Schaustücke, die nur in sehr kleinen Stückzahlen gebaut wurden.

Bereits die Diadochen verfügten über ein [[stehendes Heer]], das mobil und ständig einsatzbereit war. In Kriegszeiten wurde es durch eine große Anzahl von Militärsiedlern ({{lang|grc|κάτοικοι κληροῦχοι}}, ''katoikoi klērouchoi'') ergänzt, die von Seleukos in Städten, von Ptolemaios in Dörfern angesiedelt wurden. Mit dem System der Militärsiedler erreichten die hellenistischen Herrscher gleichzeitig zwei Ziele: Zum einen konnte der [[Sold]] ganz oder teilweise mit den Erträgen des von den Soldaten im Frieden bebauten Landes abgegolten werden, zum anderen waren sie in dieser Zeit Landarbeiter und damit Steuerzahler, welche die stark ausgebaute Verwaltung und die ständigen Kriege mitfinanzierten. Die Militärsiedler waren meist griechische Einwanderer und errichteten die für sie neu gegründeten Städte selbst. Allerdings wurden durchaus auch Söldner angeworben und – zunächst nur vereinzelt, in späterer Zeit regulär – einheimische Truppen in die [[Phalanx]] integriert.

== Wirtschaft ==

[[Datei:Sphinx Alexandria.jpg|mini|Alexandria war das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der hellenistischen Welt]]

Die Diadochenreiche betrieben eine planmäßige Wirtschaftspolitik, deren Grundlage eine bis ins Detail durchorganisierte Landwirtschaft bildete. Im seleukidischen [[Babylonien]] machten die Makedonen den [[Weinbau]] heimisch, Ägypten entwickelte sich mit Hilfe moderner Anbaumethoden zum wichtigsten Getreideexporteur im östlichen Mittelmeerraum. Für das Ptolemäerreich, dessen Herrscher etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Erträge erhielt, lassen [[Papyrologie|Papyrusfunde]] auf eine echte staatliche [[Zentralverwaltungswirtschaft|Planwirtschaft]] schließen. Das Prinzip dieses noch auf die [[Pharao]]nen zurückgehenden Wirtschaftssystems bringt ein [[Papyrus]] aus [[Tebtunis]] auf den Punkt:

:''Niemand hat das Recht, zu tun, was er will, denn alles ist aufs Beste geregelt.''<ref>Zitiert nach Alexander Demandt, ''Antike Staatsformen'', S. 310.</ref>

Durch die Beseitigung von Korruption, wirtschaftlichem Leerlauf und oftmals chaotischen Privatinitiativen wurde Ägypten zum wohlhabendsten Land und der Ptolemäerkönig zum reichsten Mann der antiken Welt. Er profitierte dabei nicht zuletzt von der Einbeziehung der reichen Tempelbezirke, die vorher eine Art Staat im Staate bildeten. Seine Hauptstadt [[Alexandria]] blieb bis in die Zeit des römischen Kaisers [[Augustus]] der größte Handelsplatz der damals bekannten Welt.

[[Datei:Silver tetradrachm Athens new style obverse.jpg|mini|Tetradrachme aus hellenistischer Zeit]]

Auch die Münzprägung stand unter der Kontrolle des Königs. Zunächst war der [[Attika (Landschaft)|attische]] [[Münzfuß]] die Basis des hellenistischen Geldwesens, später stellte das Ptolemäerreich, dessen zweitwichtigster Hafen die phönikische Stadt [[Tyros]] war, auf den phönikischen Münzfüß um. Im Umlauf waren Münzen aus Gold für außenpolitische Zwecke, aus Silber für die griechischstämmigen Untertanen und aus Bronze für den Gebrauch der Einheimischen. Der Geldwechsel war wie das Bankwesen insgesamt in den Händen des Staates.

In Ägypten wickelte die königliche Staatsbank ({{lang|grc|βασιλικὴ τράπεζα}}, ''basilikē trapeza'') auswärtige Geldgeschäfte über ihre Hauptstelle in Alexandria und den inländischen Zahlungsverkehr über zahlreiche Zweigstellen im ganzen Reich ab. Von internationaler Bedeutung war außerdem die Bank auf der Insel [[Delos]]. Alle Bankgeschäfte wurden mit Hilfe der in Athen entwickelten Buchführung schriftlich dokumentiert.

Eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben der hellenistischen Monarchien spielten zudem die königlichen Lagerhäuser ({{lang|grc|θησαυροί}}, ''thēsauroi''). Neben dem Handel mit Naturalien wie Getreide boten sie auch zahlreiche Finanzdienstleistungen an. Die Einnahmen der Lagerhäuser bildeten gemeinsam mit den Erträgen der Krongüter, die von einem ''[[idiologos]]'' ({{lang|grc|ἰδιολόγος}}) geleitet wurden, den Zöllen und den von [[Steuerpacht|Steuerpächtern]] ({{lang|grc|τελώναι}}, ''telōnai'') eingetriebenen Steuern die Grundlage des Staatshaushalts. Dieser umfasste als wichtigste Posten die Hofhaltung, die Bezahlung der Soldaten und Beamten sowie außenpolitische Ausgaben wie Tribute. Steuerhinterziehung wurde mit Gefängnis oder dem Verkauf in die [[Sklaverei]] bestraft.

Im Bereich des Gewerbes blieb privaten Unternehmern mehr Spielraum. Dieser wurde jedoch durch umfangreiche Monopolbestimmungen begrenzt. Sache des Staates waren Grundnahrungsmittel wie Öl, Salz, Fisch, Bier, Honig und Datteln, die Herstellung von Papyrus, Textilien, Glas und Luxusartikeln und das Transportwesen, aber auch der Außenhandel. Die hellenistischen Staaten schützten die eigene Wirtschaft durch [[Zoll (Abgabe)|Zölle]] von bis zu 50 Prozent und erreichten nicht zuletzt durch eine Erweiterung des Osthandels beträchtliche Außenhandelsüberschüsse.

== Gesellschaft und Sozialstruktur ==

Die Diadochenreiche hatten für antike Verhältnisse eine recht große Bevölkerung: Die Einwohnerzahl des Seleukidenreiches wird auf dreißig, die des Ptolemäerreiches auf etwa acht Millionen geschätzt.<ref>Vgl. [[Diodor]] 1,31; [[Flavius Josephus|Josephus]], ''De bello Judaico'' 2,16,4.</ref> Dabei waren die Staaten der hellenistischen Zeit durch zwei große Gegensätze geprägt: die Aufteilung in Nationalitäten und die Trennung in soziale Schichten.

[[Datei:PhiloThevet.jpg|mini|hochkant=0.9|Philon von Alexandria ist eine wichtige Quelle zum hellenistischen Ägypten]]

Der bedeutendere Gegensatz war der zwischen Griechen und Orientalen. [[Philon von Alexandria]] bezeugt die Existenz einer Zwei-Klassen-Gesellschaft: Ägypter wurden mit der Peitsche, Griechen lediglich mit dem Stock gezüchtigt.<ref>Vgl. Philo, ''In Flaccum'' 10.</ref> Die Diadochen gaben die von Alexander geförderte Gleichberechtigung der beiden Gruppen weitgehend auf und führten bald eine Trennung zwischen einheimischen und griechischen Funktionsträgern durch. Seleukos entzog den einheimischen Satrapen den militärischen Oberbefehl zugunsten griechischer Strategen, Ptolemaios verzichtete beim Aufbau seines Verwaltungsapparates ganz auf Einheimische, die nur noch auf der Ebene der [[Schultheiß|Dorfschulzen]] politische Verantwortung tragen durften. In dieses Bild einer [[Rassentrennung|Apartheidgesellschaft]] passt, dass Mischehen untersagt waren und jede Bevölkerungsgruppe einem eigenen Recht unterlag. Prozesse zwischen Menschen verschiedener ethnischer Gruppen wurden vor besonderen Gerichten verhandelt. Der ethnische Gegensatz zwischen Einwanderern und Orientalen war also größer und bedeutender als der zwischen Sklaven und Freien. Dabei war aber nicht mehr als ein Prozent der Bevölkerung griechischer Herkunft.

Die Diadochen und ihre Nachfolger wollten das griechische Element in ihren Staaten stärken und begünstigten deshalb die Einwanderer, von denen im Laufe der Zeit Hunderttausende kamen. Griechen traten als Soldaten oder Beamte in den Königsdienst und ließen sich in den griechischen Städten des Ostens, in denen sie auch als Privatleute sofort das Bürgerrecht erhielten, als Händler, Gewerbetreibende oder Bauern nieder. Niedergelassene Einwanderer waren vom Militärdienst befreit. Allerdings spielte bei der Einwanderungspolitik die Befähigung der Immigranten eine größere Rolle als ihre Herkunft. Auch [[Galater]] und [[Juden]] wurden ins Heer aufgenommen, die Städte nahmen auch Juden und [[Phönizier|Phöniker]] auf. Bei den eingewanderten Griechen nivellierten sich schon bald die Unterschiede, es entstand eine Art „Einheitsgrieche“. Die lokalen Traditionen traten zurück, eine gesamtgriechische Verkehrssprache ({{lang|grc|κοινή}}, ''[[Koine|koinē]]'') entstand. Die Bedeutung der ''koinē'' zeigt sich darin, dass das [[Altes Testament|Alte Testament]] in diese Sprache übersetzt und das [[Neues Testament|Neue]] sogar in ihr abgefasst wurde. Die Entwicklung einer griechischen Hochsprache in der Zeit des Hellenismus legte so gleichsam den Grundstein für die spätere Verbreitung des [[Christentum]]s.

Die Makedonen blieben am längsten kulturell eigenständig. Die Bezeichnung „Makedone“ wurde jedoch schon bald zum Standesbegriff und wurde später selbst von Juden geführt. Die Zugehörigkeit zur griechischen Kultur war das Ziel vieler Orientalen. So bezeichnete [[Manetho]], der die [[Liste der Pharaonen]] aufstellte, die Stammväter von Griechen und Ägyptern als Brüder, König [[Pyrrhus|Pyrrhos]] von Epirus führte seine Herrschaft auf [[Achilleus]] zurück. Selbst die Römer beriefen sich vor Seleukos auf eine angebliche Blutsverwandtschaft über ihre sagenhaften [[troja]]nischen Ahnen. Dabei galt allgemein das Wort des Philosophen [[Isokrates]]. Dieser hatte erklärt:

:''Grieche ist man nicht durch Geburt (''{{lang|grc|γένος}}, genos'') und Aussehen (''{{lang|grc|φύσις}}, physis''), sondern durch Vernunft (''{{lang|grc|διάνοια}}, dianoia'') und Bildung (''{{lang|grc|παίδευσις}}, paideusis'').''<ref>Zitiert nach Demandt, ''Antike Staatsformen'', S. 314.</ref>

Langfristig wurde dadurch trotz der rigiden Trennung der ethnischen Gruppen letztlich eine Vermischung von Griechen und Orientalen erleichtert. Im Niltal wurden die Griechen ägyptisiert und die Ägypter hellenisiert. Besonders entgegenkommend zeigte sich Ptolemaios gegenüber den [[Fellache]]n, wohl vor allem, um mögliche Aufstände zu verhindern. Jedenfalls nahm der Wohlstand der ägyptischen Bauern in der Diadochenzeit so weit zu, dass ein Fellache mehr verdiente als ein griechischer Arbeiter auf [[Delos]].

Eine wesentlich geringere Rolle als der Gegensatz zwischen den verschiedenen Nationalitäten spielte die soziale Schichtung. Einen [[Adel]] in eigentlichen Sinne gab es zunächst nicht. Die Griechen waren gerade erst eingewandert und konnten so kaum mit der Leistung ihrer Vorfahren prunken, die Bedeutung des vor allem in Persien zunächst noch vorhandenen einheimische Adels nahm schnell ab. Dies lag auch im Interesse der hellenistischen Herrscher, deren Beamtenapparat darauf angewiesen war, dass Ämter nach Tüchtigkeit und nicht nach Geburt vergeben wurden. Deshalb waren vom König verliehene Ränge zunächst nicht erblich.

[[Datei:Oktadrachmon Ptolemaios II Arsinoe II.jpg|mini|Arsinoë II. (hinten) mit ihrem Bruder Ptolemaios II., der eine [[Königsbinde]] trägt]]

Auch die [[Sklaverei|Sklaven]] waren weniger zahlreich und auch weniger bedeutend als in anderen antiken Staatswesen. Für Ägypten kann mit einiger Sicherheit von einer geringen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung der Sklaverei ausgegangen werden, die Anzahl der Sklaven im Seleukidenreich lässt sich nur schwer ermitteln. Die Landarbeit wurde von Fellachen betrieben, die rein rechtlich nicht als Sklaven galten. Ehen zwischen Freien und Unfreien waren relativ häufig. Von den Tempelsklaven ({{lang|grc|ἱεροδοῦλοι}}, [[Hierodulen]]) abgesehen, gab es vor allem in den Privathaushalten reicher Griechen Sklaven, diese waren also kaum in der Produktion tätig. Sie galten als Luxusgut und unterlagen deshalb einer besonderen Steuer. Der Freikauf von Sklaven wurde erst um 200 v. Chr. üblich. Kriegsgefangene im Sklavenstatus kamen dagegen schon unter den Diadochen vor. Diese arbeiteten vor allem in königlichen Steinbrüchen und Bergwerken.

Die Stellung der Frauen war in hellenistischer Zeit im Vergleich zur klassischen Zeit relativ gut. Sie gewannen das Recht, selbstständig Unternehmen zu führen und vor Gericht im eigenen Namen auszusagen. Auch waren ihnen alle Stufen der Schulbildung zugänglich. Frauen besuchten das [[Gymnasion]], betätigten sich als Dichterinnen oder Philosophinnen und organisierten sich in eigenen Vereinen. Wie Inschriften aus Kleinasien, Sparta und Kyrene zeigen, machten sich Frauen durch Stiftungen einen Namen und übernahmen politische Ämter. In [[Delphi]] und [[Priene]] amtierten Frauen sogar als [[Archon (Amt)|Archonten]]. Zudem erhielten bedeutende Frauen das Bürgerrecht auswärtiger Städte. Frauen aus dem Königshaus wie [[Arsinoë II.]], die Tochter des Ptolemaios, und später [[Kleopatra VII.|Kleopatra]], griffen sogar aktiv in die Politik ein. Allerdings wurden noch immer neugeborene Mädchen weit häufiger ausgesetzt als Jungen. Dieses Schicksal traf aber nur selten die Töchter von Sklavinnen, da Unfreie allgemein als Luxusgüter begehrt waren.

== Religion und Kult ==

Die Diadochen gestatteten ihren Untertanen die Verehrung einheimischer Götter. Während aber Seleukos deren Kultstätten einen eigenen rechtlichen Status zubilligte und ihnen eine durch Tempelversammlung ({{lang|grc|ἐκκλησία}}, ''ekklēsia'') und Kultvereine organisierte Selbstverwaltung gestattete, versuchte Ptolemaios, die reichen Heiligtümer Ägyptens in seinen Verwaltungsapparat zu integrieren. Die Ptolemäer ließen sich als {{lang|grc|σύνναοι θεοί}} (''synnaoi theoi'') in den Tempeln mitverehren und ernannten die Priester selbst. Griechische Kontrollbeamte übernahmen die Aufsicht über die [[Tempelwirtschaft]], selbst griechische Priester kamen vor. Die Erträge der Tempel wurden besteuert und ihr [[Asyl]]recht eingeschränkt, der Kult selbst blieb jedoch weitgehend in seiner vorhellenistischen Form erhalten.

Nicht nur in Ägypten genossen auch die Diadochen selbst göttliche Ehren. Ein anlässlich seiner Rückkehr in das von ihm besetzte Athen etwa 291 verfasster [[Hymne|Hymnus]] an Demetrios, den Sohn des Antigonos, gibt einen seltenen Einblick in die begleitende Rhetorik:

:''Freue dich, Sohn des mächtigen Gottes Poseidon ''[Anspielung auf seine oben genannte Flotte]'' und der Aphrodite ''[Schmeichelei gegenüber seiner Schönheit]''. Denn die anderen Götter sind weit entfernt oder sie existieren überhaupt nicht, oder sie kümmern sich nicht um uns. Dich aber sehen wir gegenwärtig, nicht aus Holz oder Stein ''[wie die Kultbilder in den Tempeln]'', sondern wirklich.''<ref>Zitiert nach Demandt, ''Antike Staatsformen'', S. 303.</ref>

Neben solche – teils spontane, teils mit dem Herrscher abgesprochene – Ehrungen seitens der Städte trat bei den Ptolemäern, den Seleukiden und später den [[Attaliden]] der reichsweit verordnete dynastische Kult. Bereits Alexander forderte 324 die Griechenstädte auf, ihn als Sohn des Zeus zu verehren. Schon seine Rückkehr aus Indien hatte Alexander in Anlehnung an den [[Der Triumph des Bacchus|Dionysos-Mythos]] mit einem rauschenden Fest gefeiert (''komos''). [[Dionysos]] selbst sollte auch in der Folgezeit im Rahmen des hellenistischen Herrscherkults eine wichtige Rolle spielen. Die Diadochen setzten den ''Alexanderkult'' fort, dessen Zentrum im ptolemäischen Ägypten Alexanders Grab ({{lang|grc|σῆμα}}, ''sēma'') in Alexandria bildete. Zudem förderten sie Legenden über ihre eigene göttliche Abstammung. Bald schon fand allgemeine Verbreitung, dass [[Herakles]] der Ahnherr der Ptolemäer und [[Apollon]] der Stammvater der Seleukiden sei. Während in Makedonien eine kultische Verehrung des Herrschers nicht stattfand, wurde sie in den anderen beiden Reichen bald schon im großen Stil praktiziert. Bei den Ptolemäern gab es bereits sehr früh (unter [[Ptolemaios II.]]) einen dynastischen Kult, während im Seleukidenreich wohl erst unter [[Antiochos III.]] entsprechende Schritte eingeleitet wurden. In diesem Zuge entstand auch die von den Ptolemäern bald übernommene Institution des [[Hoherpriester|Oberpriesters]] ({{lang|grc|ἀρχιερεύς}}, ''archiereus''), in dessen Zuständigkeitsbereich neben nicht näher bekannten administrativen Aufgaben auch der Herrscherkult fiel. Zu Ehren der hellenistischen Herrscher wurden regelmäßig Festspiele nach dem Vorbild der [[Olympische Spiele|Olympischen Spiele]] abgehalten, die Gäste aus aller Welt anzogen.

[[Datei:Serapis Pio-Clementino Inv689 n2.jpg|mini|hochkant=0.9|Büste des Sarapis]]

In hellenistischer Zeit trafen griechisch-makedonische Vorstellungen von der Götterwelt auf lokale orientalische Kulte, woraus sich jeweils spezifische wechselseitige Beeinflussungen ergaben. Die polytheistische Grundhaltung der Monarchen ermöglichte die Koexistenz. In Alexandria bildete sich die größte jüdische Gemeinschaft außerhalb Jerusalems. Nach allerdings unsicheren (da jüdisch-apologetischen) Nachrichten bildeten die Juden in Alexandria ein eigenes ''[[politeuma]]'' mit gewissen Privilegien. Ebenfalls in hellenistischer Zeit begann die Arbeit an der ''[[Septuaginta]]'', der griechischen Fassung des [[Altes Testament|Alten Testaments]]. Der älteste außerbiblische Bericht über den [[Auszug aus Ägypten|Exodus]] stammt aus der ''Aegyptiaca'' des [[Hekataios von Abdera]] (um 300 v. Chr.). In seinem am Hof des Ptolemaios verfassten Werk berichtet er, dass die Juden während einer Pest aus Ägypten vertrieben und von ihrem weisen Gesetzgeber (dem biblischen [[Mose]]?) nach Judäa geführt wurden. Die Schriften des Hekataios beeinflussten offenbar auch Manetho, der in ähnlicher Weise über die Herkunft der Juden schrieb. Insgesamt waren die Juden einem Hellenisierungsprozess unterworfen, der auch dank der Unterstützung durch Seleukos und die ersten Seleukiden zu einer weitgehenden Gleichberechtigung mit den Griechen führte. Das [[Hellenistisches Judentum|hellenistische Judentum]] entstand.

Neue orientalische Erlösungsreligionen wurden in den Diadochenreichen immer wichtiger. Die [[olymp]]ischen Götter der Griechen verloren an Bedeutung. Religion wurde Privatsache, lediglich der Herrscherkult blieb als verbindendes Element erhalten. Die daneben wohl folgenreichste religionspolitische Neuerung war die Einführung des [[Synkretismus|synkretistischen]] [[Serapis|Sarapiskults]] durch Ptolemaios. Sarapis war eine Verschmelzung aus den ägyptischen Göttern [[Osiris]] und [[Apis (Ägyptische Mythologie)|Apis]] und dem griechischen Göttervater [[Zeus]]. Zudem wurden nach der ''[[Interpretatio Graeca]]'' vermehrt griechische und orientalische Götter gleichgesetzt, beispielsweise die Erntegöttin [[Demeter]] mit [[Isis (Ägyptische Mythologie)|Isis]], der Gattin des Osiris. Diese Entwicklung bereitete den Boden für die Verbreitung des [[Christentum]]s, einer weiteren östlichen Erlösungsreligion.

== Wissenschaft und Forschung ==

[[Datei:Epikur.jpg|mini|hochkant=0.8|Der Philosoph Epikur war ein Zeitgenosse der Diadochen]]

Die Diadochenzeit leitete den Aufschwung in Wissenschaft und Technik der hellenistischen Zeit ein, von dem noch die Neuzeit profitieren sollte. Bereits der [[Alexanderzug]] wurde von Vermessern begleitet, deren Aufzeichnungen für die [[Geographie]] von großer Bedeutung waren. Im Hellenismus bildeten sich einige der bedeutendsten philosophischen Strömungen heraus (siehe beispielsweise [[Stoa]], [[Epikureismus]] und [[Peripatos]]), wobei sich aber auch die [[Mathematik]], [[Kunst]] und [[Medizin]] in dieser produktiven Zeit weiter entfalten konnten.

Zum Mittelpunkt der griechischen Gelehrsamkeit wurde seit der Zeit der Diadochen Alexandria mit seinem [[Museion von Alexandria|Museion]] und der zugehörigen [[Bibliothek von Alexandria]], wobei die Patronagepolitik der Ptolemäer eine große Rolle spielte.<ref>Vgl. Peter Green, ''Alexander to Actium'', S. 80ff.</ref> Das im Palastbezirk der Stadt gelegene Museion lässt sich am ehesten mit einer heutigen [[Universität]] vergleichen. Mit seinem Vortragsraum, der zu philosophischen Gesprächen einladenden Wandelhalle und dem gemeinsamen Speisesaal der örtlichen ''Philologen'' bildete es ein Wissenschafts- und Kulturzentrum. Unter der Leitung eines Oberpriesters wurde neben Philosophie auch Naturwissenschaften und Medizin gelehrt. Hier gelangte die geographische Mathematik zur vollen Entfaltung, ebenso entstanden bedeutende Beiträge zur [[Philosophie]] und [[Astronomie]]. Die Ärzte Alexandrias, namentlich [[Herophilos von Chalkedon|Herophilos]] und [[Erasistratos]], wagten sich als erste an eine umfassende Erforschung der menschlichen [[Anatomie]] und sezierten dafür Hingerichtete. Auch [[Eratosthenes]] wirkte hier. Ihm kam wie auch den anderen Wissenschaftlern, Literaten und Künstlern jener Zeit zugute, dass er seine Wirkungsstätte frei wählen konnte. So entstand eine internationale Schicht aus Gelehrten, die bald den Spott der Satiriker herausforderte. In ''Athenaios 22 D'' wurden sie mit Vögeln verglichen, die sich im Käfig des Museions mästeten und den König mit ihrem Gezänk belustigten.

Die an das Museion angeschlossene Bibliothek umfasste bis zu 700.000 Rollen. Vor allem [[Ptolemaios II.]], der Sohn und Nachfolger des Ptolemaios, machte sich um sie verdient. Er ließ die Schriften der Griechen, [[Chaldäer]], Ägypter, Römer und Juden sammeln, erwarb die Bibliothek des zu Beginn der Diadochenkriege verstorbenen Philosophen [[Aristoteles]] und kaufte vor allem in Athen und Rhodos weitere Bücher zu. [[Kallimachos]] verfasste den ersten Bibliothekskatalog, der erste Bibliotheksvorsteher war [[Zenodotos von Ephesos]]. Die große Bibliothek von Alexandria weckte den Ehrgeiz der Herrscher des sich gerade vom Seleukidenreich lösenden Pergamon. Auch sie begannen Bücher zu sammeln und kopieren zu lassen. Das von Ptolemaios II. verhängte Ausfuhrverbot für Papyrus (''chartae'') umgingen sie durch die Verwendung des neuartigen [[Pergament]]s. [[Marcus Antonius]] schenkte später [[Kleopatra VII.]], der letzten Ptolemäerin, 200.000 Rollen der pergamenischen Bibliothek, die so schließlich wieder nach Alexandria kamen.

[[Datei:Aristarchos von Samos (Denkmal).jpeg|mini|hochkant=0.8|Aristarch begründete das heliozentrische Weltbild]]

Auch wenn die Hauptstadt der Ptolemäer von diesen planmäßig zum kulturellen Mittelpunkt der hellenistischen Welt ausgebaut wurde, so kamen doch die anderen Städte nicht zu kurz. Besonders das griechische Mutterland wurde immer wieder von den Diadochen mit Spenden bedacht. Seleukos gab die vom persischen Großkönig [[Xerxes I.]] 200 Jahre zuvor aus Athen entführte Bibliothek des [[Peisistratos]] wieder zurück. Um die griechische Öffentlichkeit in ihrem Sinne zu beeinflussen, unterstützten die Diadochen die Poleis finanziell durch Stiftung und durch Bauten wie das [[Olympieion (Athen)|Olympieion]] in Athen. Dieser vordergründigen Unterstützung des kulturellen Lebens und der finanziellen Lage der Städte stand deren weitreichende politische Entmachtung gegenüber. Die städtische Selbstverwaltung blieb nur im Inneren erhalten. Außenpolitik, Militär und Steuern waren nun Sache der Diadochenherrscher, die die Städte aber trotz allem relativ behutsam behandelten. So konnten sich in ihnen in der hellenistischen Zeit Kultur und Wissenschaften in einer Weise entfalten, die aus dem Hellenismus die moderne Zeit des Altertums machte.

Die astronomischen Arbeiten des [[Eudoxos von Knidos]] († 352 v. Chr.) wurden im 3. Jahrhundert fortgeführt von [[Aristarchos von Samos|Aristarch]] († 230 v. Chr.), der das [[Heliozentrisches Weltbild|heliozentrische Weltbild]] begründete und die Drehung der Erde erkannte, und von Eratosthenes († 202 v. Chr.), der ihren Umfang berechnete und das System der [[Meridian (Geographie)|Längengrade]] schuf. Schon zur Zeit Alexanders befuhr [[Pytheas]] die [[Nordsee]] und entdeckte [[Britannien]]. [[Ptolemaios II.]], der Sohn des Diadochen Ptolemaios, schickte Gesandte nach Indien und ließ das Innere [[Afrika]]s erforschen. Auch im Bereich der Technik wurden viele Fortschritte gemacht, die einige Jahrzehnte später [[Archimedes]] und [[Heron von Alexandria]] ihre bedeutenden Erfindungen ermöglichten. Bereits zur Diadochenzeit ließ [[Demetrios I. Poliorketes|Demetrios Poliorketes]] eine als ''[[Helepolis]]'' ({{lang|grc|ἑλέπολις}}) bekannte Belagerungsmaschine konstruieren, mit der er [[Rhodos]] angriff.

== Literatur und Kunst ==

[[Datei:Menander.jpg|mini|hochkant=0.9|Menander erneuerte die Komödie]]

Die Literatur des Hellenismus hat einige bemerkenswerte Werke hervorgebracht. Dabei sind vor allem die Schriften des [[Kallimachos]], des bedeutendsten alexandrinischen Dichters, und seiner Schüler zu nennen, unter ihnen auch [[Apollonios von Rhodos]], der sein berühmtes Werk zur [[Argonautensage]] verfasste (Ἀργοναυτικά, ''Argonautika''). In hellenistischer Zeit entstand auch der romantisch verklärte [[Alexanderroman]], der sich bis in die Neuzeit größter Beliebtheit erfreuen konnte. Im Mittelalter war er sogar nach der Bibel das am weitesten verbreitete Buch und wurde von Europa bis Südostasien gelesen. Ebenso erfreuten sich die Werke der [[Alexanderhistoriker]] großer Beliebtheit.

Generell kann konstatiert werden, dass sich die hellenistische Literatur zwar im Rahmen bereits bekannter Gattungen bewegte ([[Drama]], [[Elegie]], [[Epigramm]], [[Epos]], [[Hymne|Hymnus]], [[Lyrik]] etc.), diese aber weiterentwickelte und umgestaltete. Auf dem Gebiet der Komödie war vor allem [[Menander]] bedeutend, der gemeinsam mit dem Philosophen [[Epikur]] in Athen als [[Ephebe]] diente. Nur der [[Roman]] (Abenteuer-, Liebes-, Reiseroman) gilt als eine originäre Entwicklung der hellenistischen Zeit. Im Gegensatz zu den älteren Gattungen ist er in [[Prosa]] gehalten, was auf Leserezeption statt öffentlicher Aufführung und damit die Ausbreitung einer privaten Buchkultur in den Städten hinweist.

Der Umgestaltungsprozess in der Literatur wurde durch eine neue Form der öffentlichen Bildung gefördert, wie öffentliche Schulen und vor allem das umfangreiche Bibliothekswesen der hellenistischen Zeit. Die oben erwähnten Bibliotheken ermöglichten den Wissenschaftlern und Schriftstellern zum ersten Mal auf breiter Basis, sich auf bereits analysiertes Material zu stützen und sich damit auseinanderzusetzen.

[[Datei:Modell Pergamonmuseum.jpg|mini|Modell der Stadt Pergamon (Pergamon-Museum Berlin)]]

Der Hellenismus veränderte auch die Rahmenbedingungen für Kunst und Architektur der Griechen. Alexander der Große und nach ihm die hellenistischen Herrscher gründeten eine Vielzahl von Städten, die Tempel, [[Gymnasion|Gymnasien]], Theater und Plätze benötigten und somit reiche Entfaltungsmöglichkeiten für Architekten und Kunsthandwerker boten. Ihre Residenzen wurden zu Zentren einer höfischen Kunst, in deren Mittelpunkt der Herrscher selbst stand. [[Pergamon]] ist ein besonders eindrucksvolles Beispiel für eine solche Residenzstadt. Aber auch die städtischen Oberschichten waren vermehrt um ihren Nachruhm besorgt und ließen ihr Wirken durch Ehrenstatuen dokumentieren.

Die Kunst der hellenistischen Zeit unterschied sich von ihren Vorläufern vor allem durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Orient und den Barbaren. Es entwickelten sich Mischformen zwischen griechischer und orientalischer Kunst, beispielsweise im Osten Irans. Gleichzeitig war vor allem die Bildhauerei durch ein verstärktes Streben nach Realismus geprägt, das auch die Darstellung der in der klassischen Zeit wenig beachteten unteren Schichten mit einschloss und teilweise ins Groteske überging. Wichtige Merkmale der hellenistischen Kunst sind expressionistische Stilelemente und pathetische Motive (Beispiele: ''[[Die trunkene Alte]]'' und ''[[Barberinischer Faun]]'', beide in der [[Glyptothek (München)|Glyptothek]]) sowie ein Ausgreifen der Figuren in den Raum. Daneben war die Unterstützung der herrscherlichen Selbstdarstellung eine wichtige Funktion der hellenistischen Kunst. Durch die Verwendung göttlicher Attribute wurde die herausgehobene Stellung und die Sieghaftigkeit der Monarchen betont.

An herausragenden Werken der hellenistischen Kunst können vor allem genannt werden: die Gallieranatheme [[Attalos I.|Attalos’ I.]] (überliefert in römischen Kopien, bekannt sind vor allem der ''Sterbende Gallier'' und der ''Gallier, der seine Frau tötet''), der [[Pergamonaltar]] in Berlin, die [[Nike (Siegesgöttin)|Nike]] von Samothrake, die Aphrodite von Melos (auch [[Venus von Milo]], beide im Louvre) und, als einer der letzten großen Kunstschöpfungen des Hellenismus, die [[Laokoon]]-Gruppe in Rom. [[Jacob Burckhardt]] prägte für den bewegten, emotionalen Stil dieser Skulpturen den Begriff [[Pergamenischer Barock]].

== Nachwirkung ==

[[Datei:Christus Ravenna.jpg|mini|Das Christentum war die folgenreichste Nachwirkung des Hellenismus]]

Der Hellenismus wirkte auch nach dem Ende der hellenistischen Monarchien im Jahr 30 v. Chr. weiter nach. Die bedeutendste Auswirkung war sicher die mit der Eroberung Persiens durch Alexander den Großen begonnene Hellenisierung des Orients und die damit verbundene Entwicklung einer griechisch geprägten Zivilisation, die das Gebiet des ehemaligen Alexanderreiches bis zur [[Islamische Expansion|islamischen Expansion]] im 7. Jahrhundert prägen sollte. Wenn auch schon vor Alexander teilweise Griechen im Vorderen Orient lebten, so wurde diese Entwicklung durch den Alexanderzug intensiviert. In Syrien, Kleinasien und Ägypten war Griechisch noch Jahrhunderte nach der Auflösung der Diadochenreiche die Hauptverkehrssprache. Nicht zu unterschätzen ist auch der griechische Einfluss auf das römische Reich, das zwar die politische Vorherrschaft über die hellenistische Welt gewann, aber dieser nicht nur die kulturelle Autonomie beließ, sondern sich selbst der griechischen Kultur öffnete. Die Kenntnis der griechischen Sprache und Literatur wurde zum Kennzeichen des gebildeten Römers.

Zwar gab es in hellenistischer Zeit noch zahlreiche demokratisch verfasste Poleis, politisch gesehen begann mit dem Hellenismus aber der Sieg der Monarchie über die Polisdemokratie der klassischen Zeit, deren letzte bedeutende Ausprägung die Bundesstaaten der hellenistischen Zeit waren. Auch das römische Reich wandelte sich schließlich – teilweise unter Übernahme hellenistischer Herrschaftsformen – von einer [[Römische Republik|Republik]] in eine [[Römische Kaiserzeit|Monarchie]] um, die im Verlauf der Jahrhunderte dem Königtum der Diadochenreiche immer ähnlicher wurde, ohne ihren eigentümlichen Charakter je ganz zu verlieren. Auch auf religiösem Gebiet wirkte der Hellenismus fort. Orientalische Kulte wie der [[Mithraismus|Mithraskult]], die unter griechischem Einfluss oft [[Synkretismus|synkretistische]] Formen annahmen, verbreiteten sich im ganzen römischen Reich. Erheblichen Einfluss gewann der Hellenismus früh auch auf das Judentum und auf das sich daraus entwickelnde Christentum – der Apostel [[Paulus von Tarsus]] war ein gründlich hellenisierter Jude und auch die Sprache des Neuen Testaments und der meisten frühen Kirchenväter war das Griechische. Das Christentum wurde Ende des 4. Jahrhunderts römische Staatsreligion und fand später weltweite Verbreitung. Damit war es das wohl einflussreichste Erbe des Hellenismus.

== Bewertung der Epoche ==

Von der [[Antike]] bis ins 19. Jahrhundert wurde der Hellenismus allgemein recht negativ gesehen. Für [[Plutarch]] endete die Freiheit mit dem Tod des [[Demosthenes]] 322 v. Chr. und damit zu Beginn dieser Zeit.<ref>Plutarch, ''Demosthenes'' 3.</ref> Die Diadochenzeit markierte das Ende der [[Antikes Griechenland|griechischen Klassik]] und damit den Anfang des als Verfallsprozess empfundenen Hellenismus. Dabei wurde aber meist übersehen, dass die Kanonisierung der so genannten Klassik erst im Hellenismus erfolgte und der Begriff selbst erst in römischer Zeit entstand.<ref>[[Aulus Gellius|Gellius]] 19,8,15.</ref> Ebenso blieb unberücksichtigt, dass die innere Autonomie der griechischen Poleis bestehen blieb und ihre außenpolitische Handlungsfreiheit nur so weit eingeschränkt wurde, dass sie nicht mehr in der Lage waren, gegeneinander Krieg zu führen.<ref>Demandt, ''Antike Staatsformen'', S. 317.</ref>

[[Datei:Gustav Droysen.jpg|mini|hochkant=0.9|[[Johann Gustav Droysen]] (um 1868) prägte den Begriff „Hellenismus“]]

Die positive Würdigung der Zeit des Hellenismus geht vor allem auf den Historiker [[Johann Gustav Droysen]] im 19. Jahrhundert zurück, der den Hellenismus als ''moderne Zeit des Altertums''<ref>Johann Gustav Droysen, ''Historik'', 1843, S. 384.</ref> bezeichnete und recht treffend formulierte:
:''Der Name Alexander bezeichnet das Ende einer Weltepoche, den Anfang einer neuen''.<ref>Droysen, ''Geschichte des Hellenismus'', Bd. 1, S. 1.</ref>
Droysen wandte sich gegen die Idealisierung der klassischen Zeit und meinte, dass die Diadochen den erfolgreichen Versuch unternahmen, das partikularistische [[Polis]]system zu überwinden (wenn die Polis auch freilich weiterhin eine wichtige Verwaltungseinheit darstellte) und große Länder durch zentrale Planung politisch und wirtschaftlich wirklich zu erfassen. Auf Droysen geht die Einschätzung der Diadochenreiche als Teile einer vergleichsweise modernen, städtisch geprägten Weltzivilisation zurück, die durch einen wirtschaftlichen Aufschwung, technischen Fortschritt, Mobilität, Individualismus und die Begegnung verschiedener Kulturen geprägt war.<ref>Demandt, ''Antike Staatsformen'', S. 317/318.</ref> Im 20. Jahrhundert fand diese Einschätzung allgemeine Anerkennung, so schrieb der Schriftsteller [[Gottfried Benn]] 1949:

:''Der griechische Kosmos schuf durch den Hellenismus die innere Lebensform für die halbe Erde.''<ref>Zitiert nach Demandt, ''Antike Staatsformen'', S. 295.</ref>

Generell bleibt festzuhalten, dass bis heute keine wirkliche Einigung erzielt wurde. Noch der amerikanische Historiker Peter Green kommt in seiner detaillierten und interessanten, aber auch aufgrund teils eigenwilliger Interpretationen problematischen Studie ''From Alexander to Actium'' zu einer eher negativen Beurteilung, anders etwa Graham Shipley oder [[Hans-Joachim Gehrke]]. Auch [[Alexander Demandt|Demandt]] verficht Droysens Einschätzung und betont die Ähnlichkeiten zwischen Hellenismus und Moderne. Ihm zufolge steht die Zeit der Diadochenreiche in einem ähnlichen Verhältnis zu klassischer und archaischer Zeit wie die Neuzeit zu Mittelalter und Antike.<ref>Alexander Demandt, ''Antike Staatsformen'', S. 318.</ref> Ähnlichkeiten sieht er bei der Erweiterung des Lebensraumes, der Errichtung von Kolonialregimes über technisch weniger entwickelte Völker, dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt, der Entstehung eines Weltmarktes und der [[Urbanisierung]].

Weitgehend unbestritten ist die Bedeutung des Hellenismus im Bereich der Außenpolitik. In dieser Zeit entstand ein außenpolitisches Regelsystem, das zwischenstaatliche Beziehungen in feste Formen brachte. Ludwig Mitteis bemerkte 1900, dass dieses Regelsystem ''die Einheit des griechischen Rechts im gesamten Umfang des graecomacedonischen Hellenismus''<ref>Zitiert nach Demandt, ''Antike Staatsformen'', S. 318.</ref> verwirklichte. Einher mit dieser Regelung ging jedoch eine Labilität der Diadochenstaaten, die damit zusammenhing, dass fast jeder Diadoche ein großer Eroberer im Stil Alexanders des Großen werden wollte. Der armenische König [[Trdat I.|Tiridates]] fasste das Selbstbild eines hellenistischen Herrschers so zusammen:

:''Ein Privatmann verdient Lob, wenn er sich um sein eigenes Haus kümmert, ein König aber, wenn er um die Güter anderer streitet.''<ref>Bezeugt bei [[Publius Cornelius Tacitus|Tacitus]], ''[[Annales (Tacitus)|Annalen]]'' 15,1; zitiert nach Demandt, ''Antike Staatsformen'', S. 318.</ref>

Während die hellenistischen Herrscher sich in der Zeit um 300 v. Chr. jedoch vor allem jeweils in untereinander geschlossenen Bündnissen gegen einen Aggressor aus ihren Reihen wehrten, konnten sie sich später an die mittlerweile zur Vormacht im Mittelmeerraum gewordenen Römer wenden. Diese – und nicht die Diadochen – errichteten schließlich das Weltreich, das die unmittelbaren Nachfolger Alexanders des Großen nicht verwirklichen konnten. Der kulturelle Einfluss des Griechentums blieb jedoch ungebrochen.

== Quellen ==

[[Datei:Poseidonios.jpg|mini|hochkant=0.8|Poseidonios ist eine der Hauptquellen für die Zeit der Diadochen]]
[[Datei:Plutarch0.jpg|mini|Plutarch verglich in seinen Viten bedeutende Griechen und Römer. Kupferstich von Johann Rudolf Holzhalb (1723–1806).]]
[[Datei:Dedication Ptolemy VI Louvre Ma4977.jpg|mini|Inschrift Ptolemaios’ VI.<br />(180–145 v. Chr.)]]

In weiten Teilen fehlt eine durchgehende Überlieferung, die Quellenlage zum Hellenismus gehört damit in der Alten Geschichte zu den problematischsten. Die Historiker sind auf Fragmente (wie von [[Hieronymos von Kardia]]) bzw. auf die nicht vollständig erhaltenen Schriften von antiken Geschichtsschreibern ([[Polybios]], [[Diodor]]), [[Papyrus|Papyri]] (vor allem aus Ägypten), Münzen, Inschriften sowie auf [[Archäologie|archäologische]] Quellen angewiesen. Aus diesem Grund sind viele Sachverhalte umstritten, auch wenn im Großen und Ganzen ein Gerüst steht, welches jedoch komplexe Detailfragen aufwirft.

Der Hellenismus gilt als die schreibfreudigste Zeit der griechischen Antike.<ref>Für einen allgemeinen Überblick hinsichtlich der Quellen und den damit verbundenen Problemen siehe Graham Shipley, ''The Greek world after Alexander'', S. 1–32. Eine nützliche Quellensammlung (in englischer Übersetzung) stellt Michel Austin, ''The Hellenistic World from Alexander to the Roman Conquest. A Selection of Ancient Sources in Translation'', Cambridge 1981, dar.</ref> Bereits die Diadochen sammelten in ihren Bibliotheken in [[Alexandria]], [[Antiochia am Orontes|Antiochia]] und [[Pella (Pella)|Pella]] die Werke zeitgenössischer Autoren. Dennoch sind kaum historische oder philosophische Schriften aus jener Zeit erhalten. Der Altertumsforscher [[Hermann Strasburger]] geht von einem Verhältnis zwischen verlorengegangenen und erhaltenen Werken von 40:1 aus.<ref>Hermann Strasburger, ''Umblick im Trümmerfeld der griechischen Geschichtsschreibung'', in: ''Historiographia antiqua'', Festschrift für Willy Peremans, Leuven 1977, S. 3–52.</ref> Die meisten dieser Bücher gingen offenbar in byzantinischer Zeit verloren, da sie dem damals verfochtenen klassizistischen Sprachideal nicht entsprachen. Auch die Zerstörung der großen [[Bibliothek von Alexandria]] trug sicher zu dieser schlechten Überlieferungssituation bei.

Fragmentarisch erhalten sind die griechischen Autoren [[Timaios von Tauromenion]] (345–250 v. Chr.), [[Duris von Samos]] (340–270 v. Chr.) und [[Hieronymos von Kardia]] (360–272 v. Chr.), Zeitgenossen der Diadochen, sowie [[Phylarchos]] von [[Naukratis]] (3. Jahrhundert) und [[Poseidonios]] von [[Apameia am Orontes|Apameia]] (135–51 v. Chr.).

Deutlich besser sieht es mit den römischen und anderen in römischer Zeit schreibenden Autoren aus. Diese sind jedoch alle keine Zeitgenossen der Diadochen, einige lebten sogar erst nach dem um 30 v. Chr. angesetzten Ende des Hellenismus. Dennoch sind etwa [[Diodor]], der um die Zeitenwende schrieb und der vom 18. Buch seines Geschichtswerkes an die Diadochenzeit behandelt, der in einer Zusammenfassung des [[Junianus Justinus|Justinus]] erhaltene [[Pompeius Trogus]] und [[Appian]], der einen Überblick über die [[Seleukidenreich|Seleukiden]] verfasst hat, wichtige antike Quellen. Ebenfalls in römischer Zeit schrieb der Grieche Plutarch, der unter anderem [[Vita|Viten]] von [[Eumenes von Kardia|Eumenes]], [[Demetrios I. Poliorketes|Demetrios]] und [[Pyrrhos I.|Pyrrhos]] verfasst hat. Von entscheidender Bedeutung für die Chronologie der hellenistischen Zeit ist die Weltchronik des [[Eusebius von Caesarea|Eusebius]].

Eine auf den ersten Blick wenig naheliegende Quelle sind jüdische Texte in griechischer und aramäischer Sprache. Dazu zählen [[Flavius Josephus]], der Geschichtsschreiber des [[Jüdischer Krieg|Jüdischen Krieges]], das [[Buch Daniel]] des [[Altes Testament|Alten Testaments]] und [[Apokryphen]] wie der [[Aristeasbrief]].

Umfangreicher als die schriftlichen sind die dokumentarischen Zeugnisse jener Zeit. Neben den [[Inschrift]]en, die vor allem Briefe der hellenistischen Könige an die Städte enthalten, sind insbesondere die ägyptischen Papyri, die [[Michael Rostovtzeff]] ausgewertet hat, und die [[Keilschrift]]urkunden aus dem [[Mesopotamien]] der ersten Seleukiden für die Historiographie bedeutsam. Von besonderer Bedeutung sind der dreisprachige [[Stein von Rosette]], den der ägyptische König [[Ptolemaios V.]] 197 v. Chr. zu seinem Regierungsantritt aufstellen ließ und mit dessen Hilfe [[Jean-François Champollion]] die [[Ägyptische Hieroglyphen|Hieroglyphenschrift]] entzifferte, und das rund 2000 Dokumente umfassende Archiv des ägyptischen Grundbesitzers Zenon, der zur Zeit [[Ptolemaios II.|Ptolemaios’ II.]] Sekretär des Dioiketes war.

Wichtig für unser Bild des Hellenismus ist auch der Abgleich der Quellen mit den [[Archäologie|archäologischen]] Befunden. Die Reste Alexandrias, Antiochias und Seleukias, der Hauptstädte der großen Diadochenreiche, sind eher kärglich, größere Funde wurden in [[Priene]], [[Milet]], [[Ephesos]], [[Herakleia am Latmos]] und [[Pergamon]] gemacht. Für das Leben im griechisch-baktrischen Reich sind die Funde von [[Ai Khanoum]] von großer Bedeutung. Titel und Porträts der Diadochen sind uns vor allem von Münzbildern und Marmorbüsten bekannt.

== Zeitleiste ==

(alle Angaben v. Chr.)

* 334 Beginn des [[Alexanderzug|Feldzugs]] Alexanders des Großen gegen das Perserreich
* 331 Entscheidungsschlacht von [[Schlacht von Gaugamela|Gaugamela]], Flucht des Perserkönigs [[Dareios III.|Dareios]], der 330 ermordet wird
* 327–325 Alexanders unternimmt einen Feldzug nach Indien
* 323 Tod Alexanders des Großen
* 323/22 [[Lamischer Krieg]]
* 322 [[Perdikkas (Diadoche)|Perdikkas]] erobert Kappadokien, [[Eumenes von Kardia|Eumenes]] wird Satrap
* 320 [[Konferenz von Triparadeisos]] und Neuordnung unter den verbliebenen Diadochen
* 317 [[Polyperchon]] verkündet die „Freiheit der Griechen“, Ermordung von [[Philipp III. Arrhidaios]]
* 310 [[Alexander IV. Aigos]] wird von [[Kassander]] ermordet, Ende des alten makedonischen Königshauses
* 306 [[Antigonos I. Monophthalmos|Antigonos]] und sein Sohn [[Demetrios I. Poliorketes|Demetrios]] nehmen den Königstitel an
* 305 [[Seleukos I.|Seleukos]] versucht vergeblich, die indischen Provinzen des Alexanderreichs zurückzuerobern
* 301 [[Schlacht von Ipsos]]. Der letzte Versuch, die Reichseinheit zu bewahren, scheitert
* 281 [[Schlacht von Kurupedion]], Ende der Diadochenzeit
* 250 Das [[Griechisch-Baktrisches Königreich|Gräko-baktrische Reich]] wird gegründet, die [[Parther]] beginnen ihre Eroberungszüge
* 221 Die Antigoniden werfen die letzte [[sparta]]nische Erhebung nieder
* 212 Der Seleukidenkönig [[Antiochos III.]] beginnt seine berühmte ''Anabasis'' in den Osten und gelangt bis nach Baktrien und Nordwestindien
* 192–188 Antiochos III. unterliegt, wie schon 197 [[Philipp V. (Makedonien)|Philipp V. von Makedonien]], den Römern
* 168 Die Römer zerschlagen Makedonien
* 141 Die Parther nehmen Mesopotamien in Besitz
* 133 [[Attalos III.]] vermacht Pergamon testamentarisch den Römern
* {{0}}88 [[Vesper von Ephesos]]: Ermordung von etwa 80.000 Römern und Italikern in Kleinasien
* {{0}}64 Der römische General [[Gnaeus Pompeius Magnus|Pompeius]] erobert Syrien und richtet die Provinz [[Syria]] ein, Ende des Seleukidenreichs
* {{0}}30 Ägypten wird römische Provinz

== Literatur ==

Eine klassische Darstellung ist Droysens ''Geschichte des Hellenismus'', die zwar immer noch lesenswert, aber inzwischen veraltet ist. Neuere Darstellungen sind in englischer (Peter Green, Graham Shipley, [[Frank W. Walbank]]) und französischer (Edouard Will) Sprache vorhanden; für den deutschen Leser sind Gehrkes Arbeiten, die Beiträge in Gregor Webers ''Kulturgeschichte'' sowie das ''Lexikon des Hellenismus'' (sowohl das kleine als auch das große Lexikon) sehr nützliche Orientierungen. Im Folgenden werden vor allem Überblickswerke genannt, anhand von deren Bibliografien sich leicht spezialisiertere Literatur erschließen lässt. Es sei auch auf die entsprechenden Abschnitte in der ''[[The Cambridge Ancient History|Cambridge Ancient History]]'' hingewiesen (ab Band 7.1).

=== Deutschsprachige Literatur ===

* {{Literatur|Autor = [[Alexander Demandt]]|Titel = Die hellenistischen Monarchien|Sammelwerk = Antike Staatsformen|Verlag = Akademie Verlag|Ort = Berlin|Jahr = 1995|ISBN = 3-05-002541-7|Seiten = 291–320|Kommentar = knapper Überblick über Geschichte und Gesellschaft der hellenistischen Staatenwelt mit Bibliografie}}
* {{Literatur|Herausgeber = Kay Ehling, [[Gregor Weber (Historiker)|Gregor Weber]]|Titel = Hellenistische Königreiche|Verlag = Zabern|Ort = Darmstadt|Jahr = 2014|ISBN = 978-3-8053-4758-7|Kommentar = [http://www.hsozkult.de/hfn/publicationreview/id/rezbuecher-22590 Rezension]}}
* {{Literatur|Autor = [[Robert Malcolm Errington]]|Titel = Geschichte Makedoniens|Verlag = C. H. Beck|Ort = München|Jahr = 1986|ISBN = 3-406-31412-0}}
* {{Literatur|Autor = [[Hans-Joachim Gehrke]]|Titel = Geschichte des Hellenismus|Reihe = Oldenbourg Grundriss der Geschichte|Band = Band 1B|Auflage = 4.|Verlag = Oldenbourg|Ort = München|Jahr = 2008|ISBN = 978-3-486-58785-2|Kommentar = knappe Darstellung mit Forschungsteil und umfassender Bibliografie}}
* {{Literatur|Autor = Hans-Joachim Gehrke|Titel = Hellenismus|Herausgeber = Hans-Joachim Gehrke, [[Helmuth Schneider (Althistoriker)|Helmuth Schneider]]|Sammelwerk = Geschichte der Antike. Ein Studienbuch|Auflage = 2.|Verlag = J. B. Metzler|Ort = Stuttgart|Jahr = 2006|ISBN = 3-476-02074-6|Seiten = 195–259|Kommentar = knappe und gut lesbare einführende Darstellung; [http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-8868 Rezension]}}
* {{Literatur|Autor = [[Heinz Heinen]]|Titel = Geschichte des Hellenismus. Von Alexander bis Kleopatra|Auflage = 3., aktualisierte|Verlag = C. H. Beck|Ort = München|Jahr = 2013|ISBN = 978-3-406-48009-6|Kommentar = [http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-2556 Rezension der 1. Auflage]}}
* {{Literatur|Autor = [[Günther Hölbl]]|Titel = Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung|Verlag = Theiss|Ort = Stuttgart|Jahr = 2004|ISBN = 3-8062-1868-4}}
* {{Literatur|Autor = [[Burkhard Meißner]]|Titel = Hellenismus|Verlag = Wissenschaftliche Buchgesellschaft|Ort = Darmstadt|Jahr = 2007|ISBN = 978-3-534-15494-4|Kommentar = [http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-9936 Rezension]}}
* {{Literatur|Herausgeber = [[Hatto H. Schmitt]], [[Ernst Vogt]]|Titel = Lexikon des Hellenismus|Verlag = Harrassowitz|Ort = Wiesbaden|Jahr = 2005|ISBN = 3-447-04842-5|Kommentar = erheblich erweiterte Fassung des bewährten ''Kleinen Lexikons des Hellenismus;'' [http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-7179 Rezension]}}
* {{Literatur|Autor = [[Peter Scholz (Althistoriker)|Peter Scholz]]|Titel = Der Hellenismus. Der Hof und die Welt|Verlag = C. H. Beck|Ort = München|Jahr = 2015|ISBN = 978-3-406-67911-7}}
* {{Literatur|Herausgeber = Gregor Weber|Titel = Kulturgeschichte des Hellenismus. Von Alexander dem Großen bis Kleopatra|Verlag = Klett-Cotta|Ort = Stuttgart|Jahr = 2007|ISBN = 978-3-608-94126-5|Kommentar = aktuelle, gut lesbare und reich bebilderte Aufsatzsammlung; der Beitrag von [[Jürgen Malitz]] zur politischen Geschichte ist [http://www.gnomon.ku-eichstaett.de/LAG/Hellenismus.pdf online] (PDF; 422 kB) einsehbar}}

=== Fremdsprachige Literatur ===

* {{Literatur|Herausgeber = Glenn Bugh|Titel = The Cambridge Companion to the Hellenistic World|Verlag = Cambridge University Press|Ort = Cambridge|Jahr = 2006|ISBN = 0-521-53570-0|Kommentar = einführende Aufsatzsammlung zu zentralen Themen}}
* {{Literatur|Autor = Robert Malcolm Errington|Titel = A History of the Hellenistic World: 323–30 BC|Verlag = Blackwell|Ort = Oxford|Jahr = 2008|ISBN = 978-0-631-23387-9}}
* {{Literatur|Herausgeber = Andrew Erskine|Titel = A Companion to the Hellenistic World|Verlag = Blackwell|Ort = Oxford|Jahr = 2003|ISBN = 0-631-22537-4}}
* {{Literatur|Autor = Peter Green|Titel = Alexander to Actium. The Historical Evolution of the Hellenistic Age|Verlag = University of California Press|Ort = Berkeley|Jahr = 1990|ISBN = 0-520-05611-6|Kommentar = detaillierte Gesamtdarstellung, in der Bewertung der Epoche allerdings teils zu negativ}}
* {{Literatur|Autor = Erich Stephen Gruen|Titel = The Hellenistic World and the Coming of Rome|Verlag = University of California Press|Ort = Berkeley|Jahr = 1984|ISBN = 0-520-04569-6}}
* {{Literatur|Autor = Waldemar Heckel|Titel = The Marshals of Alexander’s Empire|Verlag = Routledge|Ort = London|Jahr = 1992|ISBN = 0-415-05053-7}}
* {{Literatur|Autor = Jerome Jordan Pollitt|Titel = Art in the Hellenistic Age|Verlag = Cambridge University Press|Ort = Cambridge|Jahr = 1986|ISBN = 0-521-27672-1}}
* {{Literatur|Autor = Susan Sherwin-White, Amelie Kuhrt|Titel = From Samarkhand to Sardis. A New Approach to the Seleucid Empire|Verlag = Duckworth|Ort = London|Jahr = 1993|ISBN = 0-7156-2413-X}}
* {{Literatur|Autor = Graham Shipley|Titel = The Greek World After Alexander, 323–30 BC|Verlag = Routledge|Ort = London und New York|Jahr = 2000|ISBN = 0-415-04618-1|Kommentar = hervorragender englischsprachiger Überblick über die Zeit des Hellenismus von den Diadochen bis Kleopatra VII.}}
* {{Literatur|Autor = Edouard Will|Titel = Histoire politique du monde hellénistique (323–30 av. J.-C.)|Verlag = Éditions du Seuil|Ort = Paris|Jahr = 2003|ISBN = 2-02-060387-X|Kommentar = beste moderne Darstellung der politischen Geschichte der Diadochenreiche}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==

* [http://www.scholpp.de zur Homepage der SCHOLPP-Gruppe]
* [http://www.gnomon.ku-eichstaett.de/LAG/quellen/qvl99.html Quellenausschnitte und Bibliografie]
* [http://athena.leidenuniv.nl/letteren/opleiding/klassieketalen/index.php3?m=&c=86 Umfassende Bibliografie]
* [http://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/geschichte/alte/Materialien/c_06VL_Quellenreader.pdf Reader mit Quellenausschnitten und einer systematisch geordneten Kurz-Bibliografie] (PDF; 237 kB)
* [http://ark.cdlib.org/ark:/13030/ft0000035f/ Peter Greens ''Hellenistic History and Culture'' frei zugänglich (englisch)]
* [http://www.fordham.edu/halsall/ancient/asbook08.html ''Internet Ancient History Sourcebook'' zum Hellenismus (Quellen in englischer Übersetzung)]
* [http://www.historians.org/pubs/Free/BURSTEIN.HTM Stanley M. Burnstein: The Hellenistic Period in World History]
* [http://www.livius.org/greece.html Artikelsammlung zu Alexander dem Großen und den Diadochen (englisch)]

== Anmerkungen ==

<references />

{{Exzellent|19. Juli 2006|19166826}}

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[[Kategorie:Hellenismus| ]]
[[Kategorie:Transkulturation]]

Version vom 11. September 2015, 19:04 Uhr

Mit Alexander dem Großen begann die Zeit des Hellenismus (Tetradrachmon, Alexander mit Löwenfell)

Als Hellenismus (von griechisch Ελληνισμός hellēnismós ‚Griechentum‘)[1] wird die geschichtliche Epoche vom Regierungsantritt Alexanders des Großen von Makedonien 336 v. Chr. bis zur Einverleibung des ptolemäischen Ägyptens, des letzten hellenistischen Großreiches, in das Römische Reich 30 v. Chr. bezeichnet.

Diese Epochengrenzen, die die Großreiche Alexanders und der Diadochen in den Mittelpunkt rücken, sind allerdings nur für die politische Geschichte sinnvoll. Kulturgeschichtlich hingegen knüpfte der Hellenismus nicht nur an ältere Entwicklungen an, sondern wirkte vor allem auch über die römische Kaiserzeit bis in die Spätantike hinein fort.

Als Epochenbezeichnung verwendete den Begriff „Hellenismus“ zuerst der deutsche Historiker Johann Gustav Droysen um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Sinne von „Nachahmung der griechischen Lebensweise“ wurden das Substantiv „hellenismós“ und das Verb „hellenizein“ jedoch bereits in der Antike gebraucht.[2]

Als ein wichtiges Kennzeichen dieser Geschichtsepoche gilt eine verstärkte Hellenisierung, die Durchdringung vor allem des Orients durch die griechische Kultur, und im Gegenzug der wachsende Einfluss orientalischer Kultur auf die Griechen. Die hellenistische Welt umfasste einen gewaltigen Raum, der von Sizilien und Unteritalien (Magna Graecia) über Griechenland bis nach Indien und vom Schwarzen Meer bis nach Ägypten und bis ins heutige Afghanistan reichte. Die Hellenisierung der orientalischen Bevölkerung sorgte dafür, dass noch bis ins 7. Jahrhundert hinein wenigstens die städtische Bevölkerung Syriens eine Form des Griechischen sprach, die Koine (von κοινός koinós „allgemein“), in Kleinasien noch länger. Die kulturellen Traditionen des Hellenismus überstanden den politischen Zusammenbruch der Monarchien und wirkten noch über Jahrhunderte in Rom und im Byzantinischen Reich fort.

Geschichtlicher Grundriss

Hauptartikel: Geschichte des Hellenismus

Das Weltreich, das beim Zug Alexanders entstanden war und das er seinen Nachfolgern 323 v. Chr. hinterließ
Die hellenistische Welt 300 v. Chr.
Die hellenistische Welt 200 v. Chr.

Der makedonische König Alexander der Große, unter dessen Vater Philipp II. Makedonien zur Vormacht in Griechenland geworden war, eroberte von 334 v. Chr. an das persische Achämenidenreich und drang bis nach Indien vor. Nach dem Tod Alexanders im Jahr 323 v. Chr. kam es zu Bürgerkriegen um seine Nachfolge, und da es niemandem gelang, die Herrschaft über das Gesamtreich zu erlangen, erhoben sich seine führenden Generäle, die sogenannten Diadochen, schließlich zu lokalen Machthabern. Seit 306/5 führten die meisten von ihnen den Königstitel. Eine Wiedervereinigung des Alexanderreiches erschien spätestens 301 v. Chr. aussichtslos, als Antigonos I. Monophthalmos in der Schlacht von Ipsos seinen Rivalen unterlag. Die sogenannten Diadochenkämpfe um Alexanders Erbe endeten schließlich 281 v. Chr. nach insgesamt sechs Kriegen. Es bildeten sich drei hellenistische Großreiche, die bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. den östlichen Mittelmeerraum beherrschen sollten: Makedonien und Teile Griechenlands fielen an die Antigoniden, die Nachfahren Antigonos’ I., Syrien, Mesopotamien und Persien gerieten unter die Herrschaft der Seleukiden und Ägypten mit der Kyrenaika fielen an die Ptolemäer. Alle drei Dynastien rivalisierten um Einfluss in Griechenland und gaben den Anspruch auf Alexanders Gesamtreich pro forma niemals auf. Hinzu kamen Mittelmächte wie Pergamon, Rhodos und der Achaiische Bund.

Nach dem Ende der Diadochenkriege stabilisierte sich die politische Lage zunächst. Um 200 v. Chr. begann sich jedoch Rom in der hellenistischen Welt zu engagieren, zunächst in Griechenland, dann in Kleinasien und 168 auch im Konflikt der Seleukiden mit den Ptolemäern um Palästina. Im Jahr 188 v. Chr. zwangen die Römer den Seleukiden Antiochos III. zum Verzicht auf Teile seines Reiches. Zuvor hatte bereits Philipp V. von Makedonien eine Einengung seines Handlungsspielraums in Griechenland und Kleinasien akzeptieren müssen. Diese Rückschläge blieben für die Monarchien nicht folgenlos: In Iran, bis dahin unter seleukidischer Kontrolle, breiteten sich bereits seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. die Parther aus, die sich hier ganz als Erben der hellenistischen Tradition präsentierten. Nach 188 v. Chr. beschleunigte sich ihr Vordringen erheblich; und als sie um 141 v. Chr. auch Mesopotamien in Besitz nahmen, beschränkten sie die Seleukiden, die bereits ihre östlichen Gebiete an das Griechisch-Baktrische Königreich verloren hatten, auf einen unbedeutenden Reststaat in Syrien. Die Griechen in Baktrien hingegen, deren Reich um 130 v. Chr. unterging, sollten später ihren Einflussbereich noch auf Nordwestindien ausdehnen und sich dort bis Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. halten können.

Seit der Mitte der 170er Jahre wurde immer deutlicher, dass die Römer sich zu den neuen Herren im östlichen Mittelmeerraum aufschwangen. Im Jahr 168 v. Chr. teilten sie Makedonien nach einem letzten Krieg in vier Bezirke auf und schafften die antigonidische Monarchie ab; 148 v. Chr. wandelten sie es endgültig in eine römische Provinz um. Auch das griechische Mutterland geriet damals endgültig unter römische Kontrolle; ein Fanal war dabei die Eroberung und Plünderung Korinths durch den römischen Feldherrn Mummius im Jahr 146. 133 v. Chr. fiel das Attalidenreich an Rom und wurde bald zur Provinz Asia. 63 v. Chr. beseitigte die Eroberung Syriens durch Pompeius die letzten Reste der Seleukidenherrschaft. 30 v. Chr. nahm Oktavian Alexandria ein und gliederte das Ptolemäerreich, das seit dem späten 2. Jahrhundert v. Chr. ohnehin nicht viel mehr als ein römisches Protektorat gewesen war, ins Imperium ein. 27 v. Chr. wurde auch Griechenland als Provinz Achaea endgültig direkter römischer Herrschaft unterstellt, auch wenn einige Poleis äußerlich frei blieben. Damit endete die politischen Selbstständigkeit griechischer Staaten und somit die politische Geschichte des Hellenismus, während die kulturelle Ausstrahlung des Hellenismus bis in die Spätantike erhalten blieb (siehe auch Byzantinisches Reich).

Hellenistische Monarchien

Das Königtum der hellenistischen Herrscher stand auf zwei Säulen: der Alexandernachfolge (διαδοχή, diadochē) und der Akklamation durch die Heere (siehe unten). Die Staaten existierten dabei nicht unabhängig von ihrer Regierungsform; die Seleukidenherrscher waren beispielsweise nicht etwa Könige von Syrien, sondern nur Könige in Syrien; ein Grund hierfür mag gewesen sein, dass jeder hellenistische basileus theoretisch Anspruch auf das ganze Alexanderreich, wenn nicht auf die ganze Welt, erhob. In den Diadochenreichen gab es keine Trennung zwischen Souverän und Person. Das Königtum (basileia) war kein staatliches Amt, sondern eine persönliche Würde, und der Monarch sah den begrifflich davon nicht abgegrenzten Staat als seine Angelegenheiten (pragmata).[3] Theoretisch war das ganze eroberte Land im Besitz des Königs, weshalb dieser es auch testamentarisch an eine fremde Macht wie die Römer übereignen konnte (so geschehen 133 v. Chr. in Pergamon).

Ptolemaios I. wurde als einer der ersten hellenistischen Herrscher als Gott verehrt

Der Personenkult, der sich um Alexander entwickelt hatte, wurde von den Diadochen gefördert, um so ihre eigene Machtstellung zu legitimieren. Die kultische Verehrung der hellenistischen Herrscher wurde aber zumindest anfangs nicht von ihnen selbst gefordert, sondern von außen durch die „freien“ Poleis Griechenlands an sie herangetragen. Anders als in Makedonien und in den einstigen Gebieten des Perserreiches wurde die Monarchie in Griechenland grundsätzlich abgelehnt, was Könige wie Untertanen dazu zwang, diplomatisch geschickt vorzugehen. Ein Weg, um die faktische Übermacht der Könige in eine akzeptable Form zu gießen, war der Herrscherkult, durch den die Poleis die Könige als Herren anerkennen konnten, ohne sie de iure als Monarchen anzunehmen. Man konnte hier auf Vorläufer aus spätklassischer Zeit (z. B. Lysander) zurückgreifen. Die Herrscher wurden dabei vorerst nur „gottgleich“ genannt. Doch schon im Jahr 304 v. Chr. bezeichneten die Rhodier Ptolemaios I. als Gott und nannten ihn σωτήρ (Sōtēr, „Retter“). Die Diadochen nahmen solche auf sie selbst bezogenen Kulthandlungen offenbar eher zögerlich an, während die nachfolgenden hellenistischen Könige den Herrscherkult bewusst forcierten. Der typisch hellenistische Herrscherkult setzte, nach Vorläufern unter den ersten beiden Antigoniden, unter ihren Nachfolgern auf breiter Front ein.[4] Dabei ist zu unterscheiden zwischen dem zentral verordneten Dynastiekult der Ptolemäer und späten Seleukiden und der kultischen Verehrung, die viele Könige in den griechischen Poleis genossen, denen sie im Gegenzug als Euergeten gegenübertraten.

Vor allem Hans-Joachim Gehrke hat die hellenistische Monarchie unter Rückgriff auf die Soziologie Max Webers als eine stark charismatisch geprägte Herrschaftsform gedeutet, in der Sieghaftigkeit und persönlicher Erfolg entscheidend für die Legitimität des Königs gewesen seien.[5] Die herrscherliche Tracht war die eines makedonischen Feldherrn, ergänzt um das Diadem, und viele Könige zogen persönlich in die Schlacht, mit den entsprechenden Konsequenzen: 12 der ersten 14 seleukidischen Herrscher fanden im Kampf den Tod.[6] In jüngerer Zeit wurde darauf hingewiesen, dass es im späten Hellenismus allerdings immer schwieriger wurde, diesem Anspruch gerecht zu werden.[7]

Die Diadochen und ihre Nachfolger regierten mit Hilfe schriftlicher Erlasse, die als Briefe (ἐπιστολή, epistolē) oder Verordnungen (πρόσταγμα, prostagma) formuliert wurden. Der für diese Erlasse zuständige Beamte hieß epistoliagraphos. Beraten wurde der Herrscher von einem Gremium aus Freunden (φίλοι, philoi) und Verwandten (συγγενεῖς, syngeneis). Verschiedene Hofämter insbesondere im fiskalischen Bereich wurden von Eunuchen ausgeübt. Das wohl wichtigste Amt war das des Hausverwalters (διοικητής, dioikētēs), der für Verwaltung, Wirtschaft und Finanzen zuständig war. Man kann bereits zur Zeit der Diadochen von einem „absolutistischen“ Staat sprechen. Entscheidenden Einfluss gewann die Herrschaftsform der hellenistischen Reiche auf die jüngere griechische Tyrannis, die Karthager und das römische Kaisertum.

Die Territorialstruktur der Diadochenreiche geht noch auf Alexander den Großen selbst zurück, der im Wesentlichen die Verwaltungsgliederung des Perserreiches beibehalten hatte. Das von Strategen und Satrapen verwaltete Königsland umfasste dabei den größten Teil des Alexanderreiches. Alexander hatte die militärischen Befugnisse der einheimischen Satrapen makedonischen Strategen übergeben, die nach seinem Tod nach und nach die gesamte Verwaltungsarbeit ihrer Gaue (νόμοι, nomoi) übernahmen. Die Strategen waren nun auch für das Siedlungswesen und die Justiz zuständig und wurden dabei von einem königlichen Schreiber (βασιλικὸς γραμματεύς, basilikos grammateus) unterstützt.

Besonders gut ist man dabei über die Verhältnisse im Ptolemäerreich, das aber teils einen Sonderfall darstellte, informiert. Der König konnte hier Teile des in Bezirke (τόποι, topoi) und Dörfer (κώμαι, kōmai) untergliederten Königslandes oder die Einkünfte daraus an seine Untergebenen vergeben. Ihre endgültige Form fand die Gauverwaltung im 3. Jahrhundert v. Chr. unter Ptolemaios III. (246–221). Die Außenbesitzungen gehörten nicht zum Königsland mit seiner Gaustruktur. Sie bildeten einen eigenen Territorialtypus, unterstanden aber ebenfalls Strategen. Zu den Außenbesitzungen des Ptolemäerreiches gehörten Kyrene, Teile Syriens und Kleinasiens, Zypern und die Küsten des Roten und des Indischen Meeres.

Im Seleukidenreich waren die Außenbesitzungen etwas anders organisiert, sie wurden je nach Größe und politischem System als Völker (ἔθνη, ethnē), Städte (πόλεις, poleis) oder Königreiche (δυναστεία, dynasteia) bezeichnet. Diese Enklaven, die nicht unter direkter Verwaltung des Diadochenherrschers standen, blieben in dieser Form bis zum Ende des Hellenismus bestehen. Einige davon machten sich jedoch im Laufe der Zeit selbstständig, insbesondere an der Peripherie des Seleukidenreiches. Im dritten großen hellenistischen Reich, Makedonien, knüpften die Antigoniden stärker als die anderen Monarchen an ältere Traditionen an.

Mehr als ihre Struktur hat die Verwaltung der Diadochenreiche die Nachwelt beeinflusst. Sie war in der Regel zentralistisch und wurde von Berufsbeamten organisiert. Dieser Beamtenapparat war keine Erfindung der griechischen Poliskultur, sondern stand in der Tradition des achaimenidischen und des pharaonischen Reiches. Im antiken Griechenland gab es Vergleichbares nur in der privatwirtschaftlichen Gutsverwaltung. Wie die Angestellten eines Gutes von dessen Besitzer, so waren die Beamten der hellenistischen Herrscher von ihrem König abhängig, der sie einsetzte, bezahlte, beförderte und entließ. Die Verwaltung der Diadochen legte den Grundstein für die feinziselierte und personalintensive Bürokratie der hellenistischen Zeit, wobei einheimische Beamte jedoch kaum zu höheren Ämtern zugelassen waren. Diese wurden in der Regel von Makedonen oder Griechen besetzt.

Bundesstaaten

Mit den spätgriechischen Bundesrepubliken (κοινά, koina) entwickelte sich vor allem in Griechenland aus älteren Kult- und Kampfbünden noch eine weitere Regierungsform neben den hellenistischen Königreichen. Ihre wichtigsten Vertreter waren der Aitolische Bund in Nordwestgriechenland und der Achaiische Bund auf der Peloponnes. Die Bundesstaaten bildeten sich ursprünglich meist in wirtschaftlich und kulturell unterentwickelten Gebieten, die nicht von einer mächtigen Polis wie Athen oder Theben dominiert wurden. Der Arkadische Bund, der im 3. Jahrhundert im Achaiischen Bund aufging, gründete sogar eine eigene Bundeshauptstadt, Megalopolis, um nicht unter die Vorherrschaft eines Mitglieds zu geraten. Andere Bundesrepubliken wählten alte Kultstätten als Versammlungsplätze ihrer Gremien, der Aitolische Bund zum Beispiel das Apollonheiligtum in Thermos, was auch ein Mittel war, den Zusammenhalt des Bundes zu festigen. Hinzu kam der (oftmals fiktive) Anspruch, einander durch gemeinsame Vorfahren verbunden zu sein.

Die griechischen Bundesstaaten bestanden aus mehreren formal zumeist unabhängigen Poleis, die ihre außenpolitischen und militärischen Befugnisse an übergeordnete Instanzen delegiert hatten, in deren Gremien sie durch Delegierte vertreten waren. Die innere Autonomie der einzelnen Städte blieb allerdings erhalten, solange sie nicht gegen die Bündnistreue verstießen oder unter die Herrschaft von Tyrannen gerieten. Einige "Tyrannen" traten deshalb freiwillig zurück und strebten eine Karriere auf Bundesebene an. Der ehemalige Tyrann Aratos von Sikyon war sogar achtmal Stratege des Achaiischen Bundes. Ansonsten mischte sich der Bund in der Regel nicht in die inneren Angelegenheiten der Städte ein; er wandte sich allerdings gegen radikale Sozialreformen und griff bei Konflikten zwischen seinen Mitgliedern ausgleichend ein. Typisches Kennzeichen der sympolitischen Koina war ein gemeinsames Bundes- bzw. Bürgerrecht, das jedoch nicht das Polisbürgerrecht ersetzte. Als übergeordnete politische Instanz fungierte eine Bundesversammlung, deren Kompetenzen von Bund zu Bund variierten und die auch in der Regel jährlich wechselnde Bundesbeamte wählte, denen die Vertretung des Bundes nach außen oblag. Die Bünde versuchten oft, ihren Machtbereich auszudehnen, und wandten dabei durchaus auch Gewalt an; ein Beispiel ist der Versuch des Achaiischen Bundes, Sparta gegen den Willen vieler Bürger zu integrieren.

Die hellenistischen Bundesrepubliken inspirierten die Väter der amerikanischen Verfassung

Im Verlauf des 2. Jahrhunderts v. Chr. gerieten die griechischen Bundesstaaten nach und nach unter römische Kontrolle, einige bestanden allerdings noch nach dem Ende der hellenistischen Zeit, etwa der Lykische Bund in Kleinasien, der noch unter römischer Oberherrschaft für Riten verantwortlich war und den lykischen Poleis als Sprechorgan gegenüber römischen Instanzen diente.[8] Der Geschichtsschreiber Polybios, dessen Vater Lykortas zu den führenden Politikern des Achaiischen Bundes gehört hatte, idealisierte diesen Bund in seinem Werk und sah in ihm die Vollendung der Demokratie.[9] Die neuzeitliche Staatstheorie beurteilte die spätgriechischen Koina lange ähnlich positiv, so nannte Montesquieu den Lykischen Bund eine ideale Bundesrepublik[10] und der Althistoriker Karl Julius Beloch die spätgriechischen Bundesrepubliken „die vollendetste Schöpfung auf politischem Gebiet, die den Hellenen und dem Altertum überhaupt gelungen ist“.[11] Erst in der neueren Forschung hat auch man auch die machtpolitische Realität hinter den hehren Ansprüchen der Bundesstaaten deutlicher benannt.

Die Bundesstaaten der hellenistischen Zeit, deren Blütezeit nur einige Jahrzehnte dauerte, gewannen somit entscheidenden Einfluss auf die Nachwelt. Selbst die Väter der amerikanischen Verfassung orientierten sich bei deren Entwurf an den Berichten Polybios’ und Strabons darüber.[12] Die Koina galten als der beste Weg, vormoderne Flächenstaaten ohne ein monarchisches Zentrum zu organisieren. Auch die Hauptstadt der Vereinigten Staaten, Washington, wurde daher wie das achaiische Megalopolis eigens zu diesem Zweck neu gegründet, nachdem der amerikanische Kongress zuvor abwechselnd in verschiedenen Städten getagt hatte.

Heer und Kriegführung

Hopliten spielten auch in den Armeen der Diadochen noch eine wichtige Rolle

Das Heer war vor allem für die Diadochenreiche von grundlegender Bedeutung. Es lässt sich grundsätzlich in drei große Gruppen einteilen: die makedonische Garde (ἄγημα, agēma), die aus Hopliten und Reitern bestand, die griechisch-makedonische Phalanx aus Schwerbewaffneten und eine wachsende Anzahl von auswärtigen Söldnern, auf die insbesondere in der Spätzeit nicht immer Verlass war.

Von der makedonischen Heeresversammlung (ἐκκλησία πάνδημος, ekklēsia pandēmos) hatten die hellenistischen Heere neben der Landesverteidigung insbesondere vier Aufgaben übernommen: die Ausrufung oder Bestätigung eines Königs (Akklamation), die Einsetzung von Vormündern für unmündige Könige, die Anerkennung königlicher Testamente und die Verurteilung politischer Gegner des Herrschers. In der Diadochenzeit ließ unter anderem Ptolemaios den Eumenes, Kassandros die Olympias und schließlich Antigonos den Kassandros vom Heer verurteilen. Der zu dieser Zeit noch sehr große Einfluss des Heeres ging jedoch immer mehr zurück, später konnten nur noch die Garnisonen der Hauptstädte der politischen Führung ihren Willen aufzwingen. Dennoch blieb der militärische Oberbefehlshaber (χιλίαρχος, chiliarchos) der zweite Mann im Staat neben dem dioikētēs.

Eine Einschätzung der Größe dieser Heere ermöglicht unter anderem Appian, der berichtet, das Ptolemäerreich habe über 200.000 Fußsoldaten, 40.000 Reiter, 300 Kriegselefanten, 2.000 Streitwagen, 1.500 große und 2.000 kleine Kriegsschiffe verfügt.[13] Allerdings sind die genauen Zahlen kaum zu ermitteln, da antike Historiker in dieser Hinsicht oft übertrieben. Dennoch kann kein Zweifel daran bestehen, dass die hellenistischen Heere, verglichen mit den Armeen der klassischen Zeit, gewaltig waren.[14] Die Zahlenangaben für die Schlachten von Ipsos (301 v. Chr.), Raphia (217 v. Chr.) und Magnesia (190 v. Chr.), die bei gut 70.000 Soldaten pro Seite liegen, dürften aber durchaus realistisch sein.

Im Hellenismus wurden auch einige neue Waffengattungen eingeführt. Der Einsatz von Kriegselefanten geht auf Seleukos zurück, der in Apameia 500 indische Elefanten hielt, die er von dem Mauryakönig Chandragupta erhalten hatte. Außerdem wurden Kamele, gepanzerte Reiter (κατάφρακτοι, kataphraktoi) und erstmals im großen Stil Belagerungsmaschinen eingesetzt, wobei die Belagerungstechnik gewaltige Fortschritte machte.

Demetrios Poliorketes, der Sohn des Antigonos, ließ riesige Großkampfschiffe mit bis zu sechzehn Reihen von Ruderern bauen und gab so der Kriegsmarine wichtige Impulse. Die Größe der Kriegsschiffe wuchs in der Diadochenzeit ungewöhnlich schnell. Die größten Schiffe der Euphratflotte Alexanders des Großen besaßen lediglich fünf Reihen, bereits zur Zeit der Schlacht von Ipsos 301 v. Chr. ließ Demetrios aber dreizehnreihige Schiffe bauen. Die sechzehnreihige Hekkaidekere (ἑκκαιδεκήρης) markierte dann den Höhepunkt der auf praktischen Nutzwert ausgerichteten Schiffsentwicklung. Die später von den Ptolemäern gebauten zwanzig-, dreißig- und vierzigreihigen Schiffe waren dagegen wohl reine Schaustücke, die nur in sehr kleinen Stückzahlen gebaut wurden.

Bereits die Diadochen verfügten über ein stehendes Heer, das mobil und ständig einsatzbereit war. In Kriegszeiten wurde es durch eine große Anzahl von Militärsiedlern (κάτοικοι κληροῦχοι, katoikoi klērouchoi) ergänzt, die von Seleukos in Städten, von Ptolemaios in Dörfern angesiedelt wurden. Mit dem System der Militärsiedler erreichten die hellenistischen Herrscher gleichzeitig zwei Ziele: Zum einen konnte der Sold ganz oder teilweise mit den Erträgen des von den Soldaten im Frieden bebauten Landes abgegolten werden, zum anderen waren sie in dieser Zeit Landarbeiter und damit Steuerzahler, welche die stark ausgebaute Verwaltung und die ständigen Kriege mitfinanzierten. Die Militärsiedler waren meist griechische Einwanderer und errichteten die für sie neu gegründeten Städte selbst. Allerdings wurden durchaus auch Söldner angeworben und – zunächst nur vereinzelt, in späterer Zeit regulär – einheimische Truppen in die Phalanx integriert.

Wirtschaft

Alexandria war das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der hellenistischen Welt

Die Diadochenreiche betrieben eine planmäßige Wirtschaftspolitik, deren Grundlage eine bis ins Detail durchorganisierte Landwirtschaft bildete. Im seleukidischen Babylonien machten die Makedonen den Weinbau heimisch, Ägypten entwickelte sich mit Hilfe moderner Anbaumethoden zum wichtigsten Getreideexporteur im östlichen Mittelmeerraum. Für das Ptolemäerreich, dessen Herrscher etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Erträge erhielt, lassen Papyrusfunde auf eine echte staatliche Planwirtschaft schließen. Das Prinzip dieses noch auf die Pharaonen zurückgehenden Wirtschaftssystems bringt ein Papyrus aus Tebtunis auf den Punkt:

Niemand hat das Recht, zu tun, was er will, denn alles ist aufs Beste geregelt.[15]

Durch die Beseitigung von Korruption, wirtschaftlichem Leerlauf und oftmals chaotischen Privatinitiativen wurde Ägypten zum wohlhabendsten Land und der Ptolemäerkönig zum reichsten Mann der antiken Welt. Er profitierte dabei nicht zuletzt von der Einbeziehung der reichen Tempelbezirke, die vorher eine Art Staat im Staate bildeten. Seine Hauptstadt Alexandria blieb bis in die Zeit des römischen Kaisers Augustus der größte Handelsplatz der damals bekannten Welt.

Tetradrachme aus hellenistischer Zeit

Auch die Münzprägung stand unter der Kontrolle des Königs. Zunächst war der attische Münzfuß die Basis des hellenistischen Geldwesens, später stellte das Ptolemäerreich, dessen zweitwichtigster Hafen die phönikische Stadt Tyros war, auf den phönikischen Münzfüß um. Im Umlauf waren Münzen aus Gold für außenpolitische Zwecke, aus Silber für die griechischstämmigen Untertanen und aus Bronze für den Gebrauch der Einheimischen. Der Geldwechsel war wie das Bankwesen insgesamt in den Händen des Staates.

In Ägypten wickelte die königliche Staatsbank (βασιλικὴ τράπεζα, basilikē trapeza) auswärtige Geldgeschäfte über ihre Hauptstelle in Alexandria und den inländischen Zahlungsverkehr über zahlreiche Zweigstellen im ganzen Reich ab. Von internationaler Bedeutung war außerdem die Bank auf der Insel Delos. Alle Bankgeschäfte wurden mit Hilfe der in Athen entwickelten Buchführung schriftlich dokumentiert.

Eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben der hellenistischen Monarchien spielten zudem die königlichen Lagerhäuser (θησαυροί, thēsauroi). Neben dem Handel mit Naturalien wie Getreide boten sie auch zahlreiche Finanzdienstleistungen an. Die Einnahmen der Lagerhäuser bildeten gemeinsam mit den Erträgen der Krongüter, die von einem idiologos (ἰδιολόγος) geleitet wurden, den Zöllen und den von Steuerpächtern (τελώναι, telōnai) eingetriebenen Steuern die Grundlage des Staatshaushalts. Dieser umfasste als wichtigste Posten die Hofhaltung, die Bezahlung der Soldaten und Beamten sowie außenpolitische Ausgaben wie Tribute. Steuerhinterziehung wurde mit Gefängnis oder dem Verkauf in die Sklaverei bestraft.

Im Bereich des Gewerbes blieb privaten Unternehmern mehr Spielraum. Dieser wurde jedoch durch umfangreiche Monopolbestimmungen begrenzt. Sache des Staates waren Grundnahrungsmittel wie Öl, Salz, Fisch, Bier, Honig und Datteln, die Herstellung von Papyrus, Textilien, Glas und Luxusartikeln und das Transportwesen, aber auch der Außenhandel. Die hellenistischen Staaten schützten die eigene Wirtschaft durch Zölle von bis zu 50 Prozent und erreichten nicht zuletzt durch eine Erweiterung des Osthandels beträchtliche Außenhandelsüberschüsse.

Gesellschaft und Sozialstruktur

Die Diadochenreiche hatten für antike Verhältnisse eine recht große Bevölkerung: Die Einwohnerzahl des Seleukidenreiches wird auf dreißig, die des Ptolemäerreiches auf etwa acht Millionen geschätzt.[16] Dabei waren die Staaten der hellenistischen Zeit durch zwei große Gegensätze geprägt: die Aufteilung in Nationalitäten und die Trennung in soziale Schichten.

Philon von Alexandria ist eine wichtige Quelle zum hellenistischen Ägypten

Der bedeutendere Gegensatz war der zwischen Griechen und Orientalen. Philon von Alexandria bezeugt die Existenz einer Zwei-Klassen-Gesellschaft: Ägypter wurden mit der Peitsche, Griechen lediglich mit dem Stock gezüchtigt.[17] Die Diadochen gaben die von Alexander geförderte Gleichberechtigung der beiden Gruppen weitgehend auf und führten bald eine Trennung zwischen einheimischen und griechischen Funktionsträgern durch. Seleukos entzog den einheimischen Satrapen den militärischen Oberbefehl zugunsten griechischer Strategen, Ptolemaios verzichtete beim Aufbau seines Verwaltungsapparates ganz auf Einheimische, die nur noch auf der Ebene der Dorfschulzen politische Verantwortung tragen durften. In dieses Bild einer Apartheidgesellschaft passt, dass Mischehen untersagt waren und jede Bevölkerungsgruppe einem eigenen Recht unterlag. Prozesse zwischen Menschen verschiedener ethnischer Gruppen wurden vor besonderen Gerichten verhandelt. Der ethnische Gegensatz zwischen Einwanderern und Orientalen war also größer und bedeutender als der zwischen Sklaven und Freien. Dabei war aber nicht mehr als ein Prozent der Bevölkerung griechischer Herkunft.

Die Diadochen und ihre Nachfolger wollten das griechische Element in ihren Staaten stärken und begünstigten deshalb die Einwanderer, von denen im Laufe der Zeit Hunderttausende kamen. Griechen traten als Soldaten oder Beamte in den Königsdienst und ließen sich in den griechischen Städten des Ostens, in denen sie auch als Privatleute sofort das Bürgerrecht erhielten, als Händler, Gewerbetreibende oder Bauern nieder. Niedergelassene Einwanderer waren vom Militärdienst befreit. Allerdings spielte bei der Einwanderungspolitik die Befähigung der Immigranten eine größere Rolle als ihre Herkunft. Auch Galater und Juden wurden ins Heer aufgenommen, die Städte nahmen auch Juden und Phöniker auf. Bei den eingewanderten Griechen nivellierten sich schon bald die Unterschiede, es entstand eine Art „Einheitsgrieche“. Die lokalen Traditionen traten zurück, eine gesamtgriechische Verkehrssprache (κοινή, koinē) entstand. Die Bedeutung der koinē zeigt sich darin, dass das Alte Testament in diese Sprache übersetzt und das Neue sogar in ihr abgefasst wurde. Die Entwicklung einer griechischen Hochsprache in der Zeit des Hellenismus legte so gleichsam den Grundstein für die spätere Verbreitung des Christentums.

Die Makedonen blieben am längsten kulturell eigenständig. Die Bezeichnung „Makedone“ wurde jedoch schon bald zum Standesbegriff und wurde später selbst von Juden geführt. Die Zugehörigkeit zur griechischen Kultur war das Ziel vieler Orientalen. So bezeichnete Manetho, der die Liste der Pharaonen aufstellte, die Stammväter von Griechen und Ägyptern als Brüder, König Pyrrhos von Epirus führte seine Herrschaft auf Achilleus zurück. Selbst die Römer beriefen sich vor Seleukos auf eine angebliche Blutsverwandtschaft über ihre sagenhaften trojanischen Ahnen. Dabei galt allgemein das Wort des Philosophen Isokrates. Dieser hatte erklärt:

Grieche ist man nicht durch Geburt (γένος, genos) und Aussehen (φύσις, physis), sondern durch Vernunft (διάνοια, dianoia) und Bildung (παίδευσις, paideusis).[18]

Langfristig wurde dadurch trotz der rigiden Trennung der ethnischen Gruppen letztlich eine Vermischung von Griechen und Orientalen erleichtert. Im Niltal wurden die Griechen ägyptisiert und die Ägypter hellenisiert. Besonders entgegenkommend zeigte sich Ptolemaios gegenüber den Fellachen, wohl vor allem, um mögliche Aufstände zu verhindern. Jedenfalls nahm der Wohlstand der ägyptischen Bauern in der Diadochenzeit so weit zu, dass ein Fellache mehr verdiente als ein griechischer Arbeiter auf Delos.

Eine wesentlich geringere Rolle als der Gegensatz zwischen den verschiedenen Nationalitäten spielte die soziale Schichtung. Einen Adel in eigentlichen Sinne gab es zunächst nicht. Die Griechen waren gerade erst eingewandert und konnten so kaum mit der Leistung ihrer Vorfahren prunken, die Bedeutung des vor allem in Persien zunächst noch vorhandenen einheimische Adels nahm schnell ab. Dies lag auch im Interesse der hellenistischen Herrscher, deren Beamtenapparat darauf angewiesen war, dass Ämter nach Tüchtigkeit und nicht nach Geburt vergeben wurden. Deshalb waren vom König verliehene Ränge zunächst nicht erblich.

Arsinoë II. (hinten) mit ihrem Bruder Ptolemaios II., der eine Königsbinde trägt

Auch die Sklaven waren weniger zahlreich und auch weniger bedeutend als in anderen antiken Staatswesen. Für Ägypten kann mit einiger Sicherheit von einer geringen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung der Sklaverei ausgegangen werden, die Anzahl der Sklaven im Seleukidenreich lässt sich nur schwer ermitteln. Die Landarbeit wurde von Fellachen betrieben, die rein rechtlich nicht als Sklaven galten. Ehen zwischen Freien und Unfreien waren relativ häufig. Von den Tempelsklaven (ἱεροδοῦλοι, Hierodulen) abgesehen, gab es vor allem in den Privathaushalten reicher Griechen Sklaven, diese waren also kaum in der Produktion tätig. Sie galten als Luxusgut und unterlagen deshalb einer besonderen Steuer. Der Freikauf von Sklaven wurde erst um 200 v. Chr. üblich. Kriegsgefangene im Sklavenstatus kamen dagegen schon unter den Diadochen vor. Diese arbeiteten vor allem in königlichen Steinbrüchen und Bergwerken.

Die Stellung der Frauen war in hellenistischer Zeit im Vergleich zur klassischen Zeit relativ gut. Sie gewannen das Recht, selbstständig Unternehmen zu führen und vor Gericht im eigenen Namen auszusagen. Auch waren ihnen alle Stufen der Schulbildung zugänglich. Frauen besuchten das Gymnasion, betätigten sich als Dichterinnen oder Philosophinnen und organisierten sich in eigenen Vereinen. Wie Inschriften aus Kleinasien, Sparta und Kyrene zeigen, machten sich Frauen durch Stiftungen einen Namen und übernahmen politische Ämter. In Delphi und Priene amtierten Frauen sogar als Archonten. Zudem erhielten bedeutende Frauen das Bürgerrecht auswärtiger Städte. Frauen aus dem Königshaus wie Arsinoë II., die Tochter des Ptolemaios, und später Kleopatra, griffen sogar aktiv in die Politik ein. Allerdings wurden noch immer neugeborene Mädchen weit häufiger ausgesetzt als Jungen. Dieses Schicksal traf aber nur selten die Töchter von Sklavinnen, da Unfreie allgemein als Luxusgüter begehrt waren.

Religion und Kult

Die Diadochen gestatteten ihren Untertanen die Verehrung einheimischer Götter. Während aber Seleukos deren Kultstätten einen eigenen rechtlichen Status zubilligte und ihnen eine durch Tempelversammlung (ἐκκλησία, ekklēsia) und Kultvereine organisierte Selbstverwaltung gestattete, versuchte Ptolemaios, die reichen Heiligtümer Ägyptens in seinen Verwaltungsapparat zu integrieren. Die Ptolemäer ließen sich als σύνναοι θεοί (synnaoi theoi) in den Tempeln mitverehren und ernannten die Priester selbst. Griechische Kontrollbeamte übernahmen die Aufsicht über die Tempelwirtschaft, selbst griechische Priester kamen vor. Die Erträge der Tempel wurden besteuert und ihr Asylrecht eingeschränkt, der Kult selbst blieb jedoch weitgehend in seiner vorhellenistischen Form erhalten.

Nicht nur in Ägypten genossen auch die Diadochen selbst göttliche Ehren. Ein anlässlich seiner Rückkehr in das von ihm besetzte Athen etwa 291 verfasster Hymnus an Demetrios, den Sohn des Antigonos, gibt einen seltenen Einblick in die begleitende Rhetorik:

Freue dich, Sohn des mächtigen Gottes Poseidon [Anspielung auf seine oben genannte Flotte] und der Aphrodite [Schmeichelei gegenüber seiner Schönheit]. Denn die anderen Götter sind weit entfernt oder sie existieren überhaupt nicht, oder sie kümmern sich nicht um uns. Dich aber sehen wir gegenwärtig, nicht aus Holz oder Stein [wie die Kultbilder in den Tempeln], sondern wirklich.[19]

Neben solche – teils spontane, teils mit dem Herrscher abgesprochene – Ehrungen seitens der Städte trat bei den Ptolemäern, den Seleukiden und später den Attaliden der reichsweit verordnete dynastische Kult. Bereits Alexander forderte 324 die Griechenstädte auf, ihn als Sohn des Zeus zu verehren. Schon seine Rückkehr aus Indien hatte Alexander in Anlehnung an den Dionysos-Mythos mit einem rauschenden Fest gefeiert (komos). Dionysos selbst sollte auch in der Folgezeit im Rahmen des hellenistischen Herrscherkults eine wichtige Rolle spielen. Die Diadochen setzten den Alexanderkult fort, dessen Zentrum im ptolemäischen Ägypten Alexanders Grab (σῆμα, sēma) in Alexandria bildete. Zudem förderten sie Legenden über ihre eigene göttliche Abstammung. Bald schon fand allgemeine Verbreitung, dass Herakles der Ahnherr der Ptolemäer und Apollon der Stammvater der Seleukiden sei. Während in Makedonien eine kultische Verehrung des Herrschers nicht stattfand, wurde sie in den anderen beiden Reichen bald schon im großen Stil praktiziert. Bei den Ptolemäern gab es bereits sehr früh (unter Ptolemaios II.) einen dynastischen Kult, während im Seleukidenreich wohl erst unter Antiochos III. entsprechende Schritte eingeleitet wurden. In diesem Zuge entstand auch die von den Ptolemäern bald übernommene Institution des Oberpriesters (ἀρχιερεύς, archiereus), in dessen Zuständigkeitsbereich neben nicht näher bekannten administrativen Aufgaben auch der Herrscherkult fiel. Zu Ehren der hellenistischen Herrscher wurden regelmäßig Festspiele nach dem Vorbild der Olympischen Spiele abgehalten, die Gäste aus aller Welt anzogen.

Büste des Sarapis

In hellenistischer Zeit trafen griechisch-makedonische Vorstellungen von der Götterwelt auf lokale orientalische Kulte, woraus sich jeweils spezifische wechselseitige Beeinflussungen ergaben. Die polytheistische Grundhaltung der Monarchen ermöglichte die Koexistenz. In Alexandria bildete sich die größte jüdische Gemeinschaft außerhalb Jerusalems. Nach allerdings unsicheren (da jüdisch-apologetischen) Nachrichten bildeten die Juden in Alexandria ein eigenes politeuma mit gewissen Privilegien. Ebenfalls in hellenistischer Zeit begann die Arbeit an der Septuaginta, der griechischen Fassung des Alten Testaments. Der älteste außerbiblische Bericht über den Exodus stammt aus der Aegyptiaca des Hekataios von Abdera (um 300 v. Chr.). In seinem am Hof des Ptolemaios verfassten Werk berichtet er, dass die Juden während einer Pest aus Ägypten vertrieben und von ihrem weisen Gesetzgeber (dem biblischen Mose?) nach Judäa geführt wurden. Die Schriften des Hekataios beeinflussten offenbar auch Manetho, der in ähnlicher Weise über die Herkunft der Juden schrieb. Insgesamt waren die Juden einem Hellenisierungsprozess unterworfen, der auch dank der Unterstützung durch Seleukos und die ersten Seleukiden zu einer weitgehenden Gleichberechtigung mit den Griechen führte. Das hellenistische Judentum entstand.

Neue orientalische Erlösungsreligionen wurden in den Diadochenreichen immer wichtiger. Die olympischen Götter der Griechen verloren an Bedeutung. Religion wurde Privatsache, lediglich der Herrscherkult blieb als verbindendes Element erhalten. Die daneben wohl folgenreichste religionspolitische Neuerung war die Einführung des synkretistischen Sarapiskults durch Ptolemaios. Sarapis war eine Verschmelzung aus den ägyptischen Göttern Osiris und Apis und dem griechischen Göttervater Zeus. Zudem wurden nach der Interpretatio Graeca vermehrt griechische und orientalische Götter gleichgesetzt, beispielsweise die Erntegöttin Demeter mit Isis, der Gattin des Osiris. Diese Entwicklung bereitete den Boden für die Verbreitung des Christentums, einer weiteren östlichen Erlösungsreligion.

Wissenschaft und Forschung

Der Philosoph Epikur war ein Zeitgenosse der Diadochen

Die Diadochenzeit leitete den Aufschwung in Wissenschaft und Technik der hellenistischen Zeit ein, von dem noch die Neuzeit profitieren sollte. Bereits der Alexanderzug wurde von Vermessern begleitet, deren Aufzeichnungen für die Geographie von großer Bedeutung waren. Im Hellenismus bildeten sich einige der bedeutendsten philosophischen Strömungen heraus (siehe beispielsweise Stoa, Epikureismus und Peripatos), wobei sich aber auch die Mathematik, Kunst und Medizin in dieser produktiven Zeit weiter entfalten konnten.

Zum Mittelpunkt der griechischen Gelehrsamkeit wurde seit der Zeit der Diadochen Alexandria mit seinem Museion und der zugehörigen Bibliothek von Alexandria, wobei die Patronagepolitik der Ptolemäer eine große Rolle spielte.[20] Das im Palastbezirk der Stadt gelegene Museion lässt sich am ehesten mit einer heutigen Universität vergleichen. Mit seinem Vortragsraum, der zu philosophischen Gesprächen einladenden Wandelhalle und dem gemeinsamen Speisesaal der örtlichen Philologen bildete es ein Wissenschafts- und Kulturzentrum. Unter der Leitung eines Oberpriesters wurde neben Philosophie auch Naturwissenschaften und Medizin gelehrt. Hier gelangte die geographische Mathematik zur vollen Entfaltung, ebenso entstanden bedeutende Beiträge zur Philosophie und Astronomie. Die Ärzte Alexandrias, namentlich Herophilos und Erasistratos, wagten sich als erste an eine umfassende Erforschung der menschlichen Anatomie und sezierten dafür Hingerichtete. Auch Eratosthenes wirkte hier. Ihm kam wie auch den anderen Wissenschaftlern, Literaten und Künstlern jener Zeit zugute, dass er seine Wirkungsstätte frei wählen konnte. So entstand eine internationale Schicht aus Gelehrten, die bald den Spott der Satiriker herausforderte. In Athenaios 22 D wurden sie mit Vögeln verglichen, die sich im Käfig des Museions mästeten und den König mit ihrem Gezänk belustigten.

Die an das Museion angeschlossene Bibliothek umfasste bis zu 700.000 Rollen. Vor allem Ptolemaios II., der Sohn und Nachfolger des Ptolemaios, machte sich um sie verdient. Er ließ die Schriften der Griechen, Chaldäer, Ägypter, Römer und Juden sammeln, erwarb die Bibliothek des zu Beginn der Diadochenkriege verstorbenen Philosophen Aristoteles und kaufte vor allem in Athen und Rhodos weitere Bücher zu. Kallimachos verfasste den ersten Bibliothekskatalog, der erste Bibliotheksvorsteher war Zenodotos von Ephesos. Die große Bibliothek von Alexandria weckte den Ehrgeiz der Herrscher des sich gerade vom Seleukidenreich lösenden Pergamon. Auch sie begannen Bücher zu sammeln und kopieren zu lassen. Das von Ptolemaios II. verhängte Ausfuhrverbot für Papyrus (chartae) umgingen sie durch die Verwendung des neuartigen Pergaments. Marcus Antonius schenkte später Kleopatra VII., der letzten Ptolemäerin, 200.000 Rollen der pergamenischen Bibliothek, die so schließlich wieder nach Alexandria kamen.

Aristarch begründete das heliozentrische Weltbild

Auch wenn die Hauptstadt der Ptolemäer von diesen planmäßig zum kulturellen Mittelpunkt der hellenistischen Welt ausgebaut wurde, so kamen doch die anderen Städte nicht zu kurz. Besonders das griechische Mutterland wurde immer wieder von den Diadochen mit Spenden bedacht. Seleukos gab die vom persischen Großkönig Xerxes I. 200 Jahre zuvor aus Athen entführte Bibliothek des Peisistratos wieder zurück. Um die griechische Öffentlichkeit in ihrem Sinne zu beeinflussen, unterstützten die Diadochen die Poleis finanziell durch Stiftung und durch Bauten wie das Olympieion in Athen. Dieser vordergründigen Unterstützung des kulturellen Lebens und der finanziellen Lage der Städte stand deren weitreichende politische Entmachtung gegenüber. Die städtische Selbstverwaltung blieb nur im Inneren erhalten. Außenpolitik, Militär und Steuern waren nun Sache der Diadochenherrscher, die die Städte aber trotz allem relativ behutsam behandelten. So konnten sich in ihnen in der hellenistischen Zeit Kultur und Wissenschaften in einer Weise entfalten, die aus dem Hellenismus die moderne Zeit des Altertums machte.

Die astronomischen Arbeiten des Eudoxos von Knidos († 352 v. Chr.) wurden im 3. Jahrhundert fortgeführt von Aristarch († 230 v. Chr.), der das heliozentrische Weltbild begründete und die Drehung der Erde erkannte, und von Eratosthenes († 202 v. Chr.), der ihren Umfang berechnete und das System der Längengrade schuf. Schon zur Zeit Alexanders befuhr Pytheas die Nordsee und entdeckte Britannien. Ptolemaios II., der Sohn des Diadochen Ptolemaios, schickte Gesandte nach Indien und ließ das Innere Afrikas erforschen. Auch im Bereich der Technik wurden viele Fortschritte gemacht, die einige Jahrzehnte später Archimedes und Heron von Alexandria ihre bedeutenden Erfindungen ermöglichten. Bereits zur Diadochenzeit ließ Demetrios Poliorketes eine als Helepolis (ἑλέπολις) bekannte Belagerungsmaschine konstruieren, mit der er Rhodos angriff.

Literatur und Kunst

Menander erneuerte die Komödie

Die Literatur des Hellenismus hat einige bemerkenswerte Werke hervorgebracht. Dabei sind vor allem die Schriften des Kallimachos, des bedeutendsten alexandrinischen Dichters, und seiner Schüler zu nennen, unter ihnen auch Apollonios von Rhodos, der sein berühmtes Werk zur Argonautensage verfasste (Ἀργοναυτικά, Argonautika). In hellenistischer Zeit entstand auch der romantisch verklärte Alexanderroman, der sich bis in die Neuzeit größter Beliebtheit erfreuen konnte. Im Mittelalter war er sogar nach der Bibel das am weitesten verbreitete Buch und wurde von Europa bis Südostasien gelesen. Ebenso erfreuten sich die Werke der Alexanderhistoriker großer Beliebtheit.

Generell kann konstatiert werden, dass sich die hellenistische Literatur zwar im Rahmen bereits bekannter Gattungen bewegte (Drama, Elegie, Epigramm, Epos, Hymnus, Lyrik etc.), diese aber weiterentwickelte und umgestaltete. Auf dem Gebiet der Komödie war vor allem Menander bedeutend, der gemeinsam mit dem Philosophen Epikur in Athen als Ephebe diente. Nur der Roman (Abenteuer-, Liebes-, Reiseroman) gilt als eine originäre Entwicklung der hellenistischen Zeit. Im Gegensatz zu den älteren Gattungen ist er in Prosa gehalten, was auf Leserezeption statt öffentlicher Aufführung und damit die Ausbreitung einer privaten Buchkultur in den Städten hinweist.

Der Umgestaltungsprozess in der Literatur wurde durch eine neue Form der öffentlichen Bildung gefördert, wie öffentliche Schulen und vor allem das umfangreiche Bibliothekswesen der hellenistischen Zeit. Die oben erwähnten Bibliotheken ermöglichten den Wissenschaftlern und Schriftstellern zum ersten Mal auf breiter Basis, sich auf bereits analysiertes Material zu stützen und sich damit auseinanderzusetzen.

Modell der Stadt Pergamon (Pergamon-Museum Berlin)

Der Hellenismus veränderte auch die Rahmenbedingungen für Kunst und Architektur der Griechen. Alexander der Große und nach ihm die hellenistischen Herrscher gründeten eine Vielzahl von Städten, die Tempel, Gymnasien, Theater und Plätze benötigten und somit reiche Entfaltungsmöglichkeiten für Architekten und Kunsthandwerker boten. Ihre Residenzen wurden zu Zentren einer höfischen Kunst, in deren Mittelpunkt der Herrscher selbst stand. Pergamon ist ein besonders eindrucksvolles Beispiel für eine solche Residenzstadt. Aber auch die städtischen Oberschichten waren vermehrt um ihren Nachruhm besorgt und ließen ihr Wirken durch Ehrenstatuen dokumentieren.

Die Kunst der hellenistischen Zeit unterschied sich von ihren Vorläufern vor allem durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Orient und den Barbaren. Es entwickelten sich Mischformen zwischen griechischer und orientalischer Kunst, beispielsweise im Osten Irans. Gleichzeitig war vor allem die Bildhauerei durch ein verstärktes Streben nach Realismus geprägt, das auch die Darstellung der in der klassischen Zeit wenig beachteten unteren Schichten mit einschloss und teilweise ins Groteske überging. Wichtige Merkmale der hellenistischen Kunst sind expressionistische Stilelemente und pathetische Motive (Beispiele: Die trunkene Alte und Barberinischer Faun, beide in der Glyptothek) sowie ein Ausgreifen der Figuren in den Raum. Daneben war die Unterstützung der herrscherlichen Selbstdarstellung eine wichtige Funktion der hellenistischen Kunst. Durch die Verwendung göttlicher Attribute wurde die herausgehobene Stellung und die Sieghaftigkeit der Monarchen betont.

An herausragenden Werken der hellenistischen Kunst können vor allem genannt werden: die Gallieranatheme Attalos’ I. (überliefert in römischen Kopien, bekannt sind vor allem der Sterbende Gallier und der Gallier, der seine Frau tötet), der Pergamonaltar in Berlin, die Nike von Samothrake, die Aphrodite von Melos (auch Venus von Milo, beide im Louvre) und, als einer der letzten großen Kunstschöpfungen des Hellenismus, die Laokoon-Gruppe in Rom. Jacob Burckhardt prägte für den bewegten, emotionalen Stil dieser Skulpturen den Begriff Pergamenischer Barock.

Nachwirkung

Das Christentum war die folgenreichste Nachwirkung des Hellenismus

Der Hellenismus wirkte auch nach dem Ende der hellenistischen Monarchien im Jahr 30 v. Chr. weiter nach. Die bedeutendste Auswirkung war sicher die mit der Eroberung Persiens durch Alexander den Großen begonnene Hellenisierung des Orients und die damit verbundene Entwicklung einer griechisch geprägten Zivilisation, die das Gebiet des ehemaligen Alexanderreiches bis zur islamischen Expansion im 7. Jahrhundert prägen sollte. Wenn auch schon vor Alexander teilweise Griechen im Vorderen Orient lebten, so wurde diese Entwicklung durch den Alexanderzug intensiviert. In Syrien, Kleinasien und Ägypten war Griechisch noch Jahrhunderte nach der Auflösung der Diadochenreiche die Hauptverkehrssprache. Nicht zu unterschätzen ist auch der griechische Einfluss auf das römische Reich, das zwar die politische Vorherrschaft über die hellenistische Welt gewann, aber dieser nicht nur die kulturelle Autonomie beließ, sondern sich selbst der griechischen Kultur öffnete. Die Kenntnis der griechischen Sprache und Literatur wurde zum Kennzeichen des gebildeten Römers.

Zwar gab es in hellenistischer Zeit noch zahlreiche demokratisch verfasste Poleis, politisch gesehen begann mit dem Hellenismus aber der Sieg der Monarchie über die Polisdemokratie der klassischen Zeit, deren letzte bedeutende Ausprägung die Bundesstaaten der hellenistischen Zeit waren. Auch das römische Reich wandelte sich schließlich – teilweise unter Übernahme hellenistischer Herrschaftsformen – von einer Republik in eine Monarchie um, die im Verlauf der Jahrhunderte dem Königtum der Diadochenreiche immer ähnlicher wurde, ohne ihren eigentümlichen Charakter je ganz zu verlieren. Auch auf religiösem Gebiet wirkte der Hellenismus fort. Orientalische Kulte wie der Mithraskult, die unter griechischem Einfluss oft synkretistische Formen annahmen, verbreiteten sich im ganzen römischen Reich. Erheblichen Einfluss gewann der Hellenismus früh auch auf das Judentum und auf das sich daraus entwickelnde Christentum – der Apostel Paulus von Tarsus war ein gründlich hellenisierter Jude und auch die Sprache des Neuen Testaments und der meisten frühen Kirchenväter war das Griechische. Das Christentum wurde Ende des 4. Jahrhunderts römische Staatsreligion und fand später weltweite Verbreitung. Damit war es das wohl einflussreichste Erbe des Hellenismus.

Bewertung der Epoche

Von der Antike bis ins 19. Jahrhundert wurde der Hellenismus allgemein recht negativ gesehen. Für Plutarch endete die Freiheit mit dem Tod des Demosthenes 322 v. Chr. und damit zu Beginn dieser Zeit.[21] Die Diadochenzeit markierte das Ende der griechischen Klassik und damit den Anfang des als Verfallsprozess empfundenen Hellenismus. Dabei wurde aber meist übersehen, dass die Kanonisierung der so genannten Klassik erst im Hellenismus erfolgte und der Begriff selbst erst in römischer Zeit entstand.[22] Ebenso blieb unberücksichtigt, dass die innere Autonomie der griechischen Poleis bestehen blieb und ihre außenpolitische Handlungsfreiheit nur so weit eingeschränkt wurde, dass sie nicht mehr in der Lage waren, gegeneinander Krieg zu führen.[23]

Johann Gustav Droysen (um 1868) prägte den Begriff „Hellenismus“

Die positive Würdigung der Zeit des Hellenismus geht vor allem auf den Historiker Johann Gustav Droysen im 19. Jahrhundert zurück, der den Hellenismus als moderne Zeit des Altertums[24] bezeichnete und recht treffend formulierte:

Der Name Alexander bezeichnet das Ende einer Weltepoche, den Anfang einer neuen.[25]

Droysen wandte sich gegen die Idealisierung der klassischen Zeit und meinte, dass die Diadochen den erfolgreichen Versuch unternahmen, das partikularistische Polissystem zu überwinden (wenn die Polis auch freilich weiterhin eine wichtige Verwaltungseinheit darstellte) und große Länder durch zentrale Planung politisch und wirtschaftlich wirklich zu erfassen. Auf Droysen geht die Einschätzung der Diadochenreiche als Teile einer vergleichsweise modernen, städtisch geprägten Weltzivilisation zurück, die durch einen wirtschaftlichen Aufschwung, technischen Fortschritt, Mobilität, Individualismus und die Begegnung verschiedener Kulturen geprägt war.[26] Im 20. Jahrhundert fand diese Einschätzung allgemeine Anerkennung, so schrieb der Schriftsteller Gottfried Benn 1949:

Der griechische Kosmos schuf durch den Hellenismus die innere Lebensform für die halbe Erde.[27]

Generell bleibt festzuhalten, dass bis heute keine wirkliche Einigung erzielt wurde. Noch der amerikanische Historiker Peter Green kommt in seiner detaillierten und interessanten, aber auch aufgrund teils eigenwilliger Interpretationen problematischen Studie From Alexander to Actium zu einer eher negativen Beurteilung, anders etwa Graham Shipley oder Hans-Joachim Gehrke. Auch Demandt verficht Droysens Einschätzung und betont die Ähnlichkeiten zwischen Hellenismus und Moderne. Ihm zufolge steht die Zeit der Diadochenreiche in einem ähnlichen Verhältnis zu klassischer und archaischer Zeit wie die Neuzeit zu Mittelalter und Antike.[28] Ähnlichkeiten sieht er bei der Erweiterung des Lebensraumes, der Errichtung von Kolonialregimes über technisch weniger entwickelte Völker, dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt, der Entstehung eines Weltmarktes und der Urbanisierung.

Weitgehend unbestritten ist die Bedeutung des Hellenismus im Bereich der Außenpolitik. In dieser Zeit entstand ein außenpolitisches Regelsystem, das zwischenstaatliche Beziehungen in feste Formen brachte. Ludwig Mitteis bemerkte 1900, dass dieses Regelsystem die Einheit des griechischen Rechts im gesamten Umfang des graecomacedonischen Hellenismus[29] verwirklichte. Einher mit dieser Regelung ging jedoch eine Labilität der Diadochenstaaten, die damit zusammenhing, dass fast jeder Diadoche ein großer Eroberer im Stil Alexanders des Großen werden wollte. Der armenische König Tiridates fasste das Selbstbild eines hellenistischen Herrschers so zusammen:

Ein Privatmann verdient Lob, wenn er sich um sein eigenes Haus kümmert, ein König aber, wenn er um die Güter anderer streitet.[30]

Während die hellenistischen Herrscher sich in der Zeit um 300 v. Chr. jedoch vor allem jeweils in untereinander geschlossenen Bündnissen gegen einen Aggressor aus ihren Reihen wehrten, konnten sie sich später an die mittlerweile zur Vormacht im Mittelmeerraum gewordenen Römer wenden. Diese – und nicht die Diadochen – errichteten schließlich das Weltreich, das die unmittelbaren Nachfolger Alexanders des Großen nicht verwirklichen konnten. Der kulturelle Einfluss des Griechentums blieb jedoch ungebrochen.

Quellen

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Poseidonios ist eine der Hauptquellen für die Zeit der Diadochen
Plutarch verglich in seinen Viten bedeutende Griechen und Römer. Kupferstich von Johann Rudolf Holzhalb (1723–1806).
Inschrift Ptolemaios’ VI.
(180–145 v. Chr.)

In weiten Teilen fehlt eine durchgehende Überlieferung, die Quellenlage zum Hellenismus gehört damit in der Alten Geschichte zu den problematischsten. Die Historiker sind auf Fragmente (wie von Hieronymos von Kardia) bzw. auf die nicht vollständig erhaltenen Schriften von antiken Geschichtsschreibern (Polybios, Diodor), Papyri (vor allem aus Ägypten), Münzen, Inschriften sowie auf archäologische Quellen angewiesen. Aus diesem Grund sind viele Sachverhalte umstritten, auch wenn im Großen und Ganzen ein Gerüst steht, welches jedoch komplexe Detailfragen aufwirft.

Der Hellenismus gilt als die schreibfreudigste Zeit der griechischen Antike.[31] Bereits die Diadochen sammelten in ihren Bibliotheken in Alexandria, Antiochia und Pella die Werke zeitgenössischer Autoren. Dennoch sind kaum historische oder philosophische Schriften aus jener Zeit erhalten. Der Altertumsforscher Hermann Strasburger geht von einem Verhältnis zwischen verlorengegangenen und erhaltenen Werken von 40:1 aus.[32] Die meisten dieser Bücher gingen offenbar in byzantinischer Zeit verloren, da sie dem damals verfochtenen klassizistischen Sprachideal nicht entsprachen. Auch die Zerstörung der großen Bibliothek von Alexandria trug sicher zu dieser schlechten Überlieferungssituation bei.

Fragmentarisch erhalten sind die griechischen Autoren Timaios von Tauromenion (345–250 v. Chr.), Duris von Samos (340–270 v. Chr.) und Hieronymos von Kardia (360–272 v. Chr.), Zeitgenossen der Diadochen, sowie Phylarchos von Naukratis (3. Jahrhundert) und Poseidonios von Apameia (135–51 v. Chr.).

Deutlich besser sieht es mit den römischen und anderen in römischer Zeit schreibenden Autoren aus. Diese sind jedoch alle keine Zeitgenossen der Diadochen, einige lebten sogar erst nach dem um 30 v. Chr. angesetzten Ende des Hellenismus. Dennoch sind etwa Diodor, der um die Zeitenwende schrieb und der vom 18. Buch seines Geschichtswerkes an die Diadochenzeit behandelt, der in einer Zusammenfassung des Justinus erhaltene Pompeius Trogus und Appian, der einen Überblick über die Seleukiden verfasst hat, wichtige antike Quellen. Ebenfalls in römischer Zeit schrieb der Grieche Plutarch, der unter anderem Viten von Eumenes, Demetrios und Pyrrhos verfasst hat. Von entscheidender Bedeutung für die Chronologie der hellenistischen Zeit ist die Weltchronik des Eusebius.

Eine auf den ersten Blick wenig naheliegende Quelle sind jüdische Texte in griechischer und aramäischer Sprache. Dazu zählen Flavius Josephus, der Geschichtsschreiber des Jüdischen Krieges, das Buch Daniel des Alten Testaments und Apokryphen wie der Aristeasbrief.

Umfangreicher als die schriftlichen sind die dokumentarischen Zeugnisse jener Zeit. Neben den Inschriften, die vor allem Briefe der hellenistischen Könige an die Städte enthalten, sind insbesondere die ägyptischen Papyri, die Michael Rostovtzeff ausgewertet hat, und die Keilschrifturkunden aus dem Mesopotamien der ersten Seleukiden für die Historiographie bedeutsam. Von besonderer Bedeutung sind der dreisprachige Stein von Rosette, den der ägyptische König Ptolemaios V. 197 v. Chr. zu seinem Regierungsantritt aufstellen ließ und mit dessen Hilfe Jean-François Champollion die Hieroglyphenschrift entzifferte, und das rund 2000 Dokumente umfassende Archiv des ägyptischen Grundbesitzers Zenon, der zur Zeit Ptolemaios’ II. Sekretär des Dioiketes war.

Wichtig für unser Bild des Hellenismus ist auch der Abgleich der Quellen mit den archäologischen Befunden. Die Reste Alexandrias, Antiochias und Seleukias, der Hauptstädte der großen Diadochenreiche, sind eher kärglich, größere Funde wurden in Priene, Milet, Ephesos, Herakleia am Latmos und Pergamon gemacht. Für das Leben im griechisch-baktrischen Reich sind die Funde von Ai Khanoum von großer Bedeutung. Titel und Porträts der Diadochen sind uns vor allem von Münzbildern und Marmorbüsten bekannt.

Zeitleiste

(alle Angaben v. Chr.)

Literatur

Eine klassische Darstellung ist Droysens Geschichte des Hellenismus, die zwar immer noch lesenswert, aber inzwischen veraltet ist. Neuere Darstellungen sind in englischer (Peter Green, Graham Shipley, Frank W. Walbank) und französischer (Edouard Will) Sprache vorhanden; für den deutschen Leser sind Gehrkes Arbeiten, die Beiträge in Gregor Webers Kulturgeschichte sowie das Lexikon des Hellenismus (sowohl das kleine als auch das große Lexikon) sehr nützliche Orientierungen. Im Folgenden werden vor allem Überblickswerke genannt, anhand von deren Bibliografien sich leicht spezialisiertere Literatur erschließen lässt. Es sei auch auf die entsprechenden Abschnitte in der Cambridge Ancient History hingewiesen (ab Band 7.1).

Deutschsprachige Literatur

Fremdsprachige Literatur

  • Glenn Bugh (Hrsg.): The Cambridge Companion to the Hellenistic World. Cambridge University Press, Cambridge 2006, ISBN 0-521-53570-0 (einführende Aufsatzsammlung zu zentralen Themen).
  • Robert Malcolm Errington: A History of the Hellenistic World: 323–30 BC. Blackwell, Oxford 2008, ISBN 978-0-631-23387-9.
  • Andrew Erskine (Hrsg.): A Companion to the Hellenistic World. Blackwell, Oxford 2003, ISBN 0-631-22537-4.
  • Peter Green: Alexander to Actium. The Historical Evolution of the Hellenistic Age. University of California Press, Berkeley 1990, ISBN 0-520-05611-6 (detaillierte Gesamtdarstellung, in der Bewertung der Epoche allerdings teils zu negativ).
  • Erich Stephen Gruen: The Hellenistic World and the Coming of Rome. University of California Press, Berkeley 1984, ISBN 0-520-04569-6.
  • Waldemar Heckel: The Marshals of Alexander’s Empire. Routledge, London 1992, ISBN 0-415-05053-7.
  • Jerome Jordan Pollitt: Art in the Hellenistic Age. Cambridge University Press, Cambridge 1986, ISBN 0-521-27672-1.
  • Susan Sherwin-White, Amelie Kuhrt: From Samarkhand to Sardis. A New Approach to the Seleucid Empire. Duckworth, London 1993, ISBN 0-7156-2413-X.
  • Graham Shipley: The Greek World After Alexander, 323–30 BC. Routledge, London und New York 2000, ISBN 0-415-04618-1 (hervorragender englischsprachiger Überblick über die Zeit des Hellenismus von den Diadochen bis Kleopatra VII.).
  • Edouard Will: Histoire politique du monde hellénistique (323–30 av. J.-C.). Éditions du Seuil, Paris 2003, ISBN 2-02-060387-X (beste moderne Darstellung der politischen Geschichte der Diadochenreiche).

Anmerkungen

  1. Zu griechisch ἑλληνίζω ‚korrekte griechische Rede, griechische Sprache der nachklassischen Zeit im Gegensatz zur attischen Sprache‘ vgl. Walter Otto, Kulturgeschichte des Altertums. Ein Überblick über neue Erscheinungen, München 1925, S. 105.
  2. Vgl. den Artikel Hellenismus im Kleinen Lexikon des Hellenismus, S. 1–9.
  3. Vgl. Polybios 5, 41.
  4. Vgl. Angelos Chaniotis: The Divinity of Hellenistic Rulers. In: Andrew Erskine (Hrsg.): A companion to the Hellenistic World, Oxford 2003, S. 431–445.
  5. Vgl. Hans-Joachim Gehrke: Der siegreiche König. Überlegungen zur hellenistischen Monarchie. In: Archiv für Kulturgeschichte. Bd. 64, 1982, S. 247–277.
  6. Vgl. Arthur Eckstein: Mediterranean Anarchy, interstate War, and the Rise of Rome. Berkeley 2006, S. 82f.
  7. Vgl. Ulrich Gotter: The Castrated King. Or: The Everyday Monstrosity of Late Hellenistic Kingship. In: Nino Luraghi (Hrsg.): The Splendors and Miseries of Ruling Alone. Stuttgart 2013, S. 207–230.
  8. Vgl. Strabon 14,3.
  9. Vgl. Polybios 2,38.
  10. Vgl. Montesquieu, L’Esprit des Lois 9,13.
  11. Karl Julius Beloch, Griechische Geschichte, 2. Auflage, de Gruyter, Berlin 1925, 4. Band, 1. Abteilung, S. 607 [Nachdruck 1967]. Zitiert nach Demandt, Antike Staatsformen, S. 259.
  12. In den Federalist Papers schrieben James Madison und Alexander Hamilton im Jahr 1787: „Der Achaiische Bund gibt uns wertvolle Hinweise.“ Im Original: The Achaean league supplies us with valuable instruction. Zitiert nach Gustav Adolf Lehmann: Ansätze zur bundesstaatlichen Ordnung und repräsentativen Verfassung in der Antike und ihre Rückwirkungen auf die Neuzeit (= Geschichte in Köln. Band 9). Köln 1981, S. 74.
  13. Vgl Appian, praef. 10.
  14. Vgl. Kleines Lexikon des Hellenismus, S. 492f.
  15. Zitiert nach Alexander Demandt, Antike Staatsformen, S. 310.
  16. Vgl. Diodor 1,31; Josephus, De bello Judaico 2,16,4.
  17. Vgl. Philo, In Flaccum 10.
  18. Zitiert nach Demandt, Antike Staatsformen, S. 314.
  19. Zitiert nach Demandt, Antike Staatsformen, S. 303.
  20. Vgl. Peter Green, Alexander to Actium, S. 80ff.
  21. Plutarch, Demosthenes 3.
  22. Gellius 19,8,15.
  23. Demandt, Antike Staatsformen, S. 317.
  24. Johann Gustav Droysen, Historik, 1843, S. 384.
  25. Droysen, Geschichte des Hellenismus, Bd. 1, S. 1.
  26. Demandt, Antike Staatsformen, S. 317/318.
  27. Zitiert nach Demandt, Antike Staatsformen, S. 295.
  28. Alexander Demandt, Antike Staatsformen, S. 318.
  29. Zitiert nach Demandt, Antike Staatsformen, S. 318.
  30. Bezeugt bei Tacitus, Annalen 15,1; zitiert nach Demandt, Antike Staatsformen, S. 318.
  31. Für einen allgemeinen Überblick hinsichtlich der Quellen und den damit verbundenen Problemen siehe Graham Shipley, The Greek world after Alexander, S. 1–32. Eine nützliche Quellensammlung (in englischer Übersetzung) stellt Michel Austin, The Hellenistic World from Alexander to the Roman Conquest. A Selection of Ancient Sources in Translation, Cambridge 1981, dar.
  32. Hermann Strasburger, Umblick im Trümmerfeld der griechischen Geschichtsschreibung, in: Historiographia antiqua, Festschrift für Willy Peremans, Leuven 1977, S. 3–52.