„Nîmes“ – Versionsunterschied
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{{Infobox Gemeinde in Frankreich |
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'''Nîmes''' ist eine Stadt im Süden [[Frankreich]]s und Hauptstadt des [[Gard (Département)|Département Gard]]. Ihre Einwohnerzahl beträgt 137.200 (01.Januar 2004). |
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|nomcommune=Nîmes |
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[[Bild:Nimes_amphi.jpg|thumb|Amphitheater in Nîmes]] |
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|armoiries=Blason ville fr Nîmes (Gard).svg |
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[[Bild:Nimes_mc.jpg|thumb|[[Maison Carrée]] in Nîmes]] |
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|région=[[Okzitanien (Verwaltungsregion)|Okzitanien]] |
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Nîmes ist eine alte Römerstadt (antiker Name: Nemausus) unweit des [[Pont du Gard]] - ein gewaltiger [[Aquädukt]] aus dem 1. Jahrhundert. Sehenswürdigkeiten der Stadt sind vor allem die zahlreichen Bauten aus der [[Römisches_Reich|Römerzeit]] - u.a. das [[Amphitheater]] ''Les Arènes'' und die ''Maison Carrée'', ein heute noch existenter [[Tempel]] aus dieser Zeit - sowie besonders die Kathedrale und der malerische Stadtkern. |
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|département=[[Département Gard|Gard]] ([[Präfektur (Frankreich)|Präfektur]]) |
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|arrondissement=[[Arrondissement Nîmes|Nîmes]] |
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|canton=[[Kanton Nîmes-1|Nîmes-1]], [[Kanton Nîmes-2|Nîmes-2]], [[Kanton Nîmes-3|Nîmes-3]], [[Kanton Nîmes-4|Nîmes-4]], [[Kanton Saint-Gilles|Saint-Gilles]] |
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|insee=30189 |
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|cp=30000 und 30900 |
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|intercomm=[[Communauté d’agglomération de Nîmes Métropole|Nîmes Métropole]] |
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|longitude=04/21/36/O |
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|latitude=43/50/13/N |
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|alt mini=21 |
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|alt maxi=215 |
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|km²=161.85 |
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|siteweb=[https://www.nimes.fr/ www.nimes.fr] |
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|image=Nîmes, Centre ville.jpg |
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|image-desc=Nîmes |
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'''Nîmes''' [{{IPA|nim}}] (okzitanisch: ''Nimes'' [{{IPA|nimes}}], altokzitanisch: ''Nemze'', lateinisch: ''Nemausus'') ist eine Stadt im Süden [[Frankreich]]s und Hauptstadt des [[Département Gard|Départements Gard]]. |
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Der [[Jeans]]-Stoff [[Denim]] ist nach "de Nîmes", deutsch "aus Nîmes", benannt |
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==Geschichte== |
== Geschichte == |
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[[Datei:Historische Ansicht von Nimes.jpg|mini|Historische Ansicht]] |
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Nimes hieß bei den Kelten [[Namausos]] ("Heiligtum, Tempel") und war Hauptstadt der ''Volcae Arecomici'' in der Provincia Narbonensis. Die Stadt war sehr bevölkerungsreich und glänzend gebaut und ein Beispiel für die Blüte der [[Gallorömisch]]en Kultur. Nimes wurde in der ausgehenden [[Spätantike]] von den [[Westgoten]], [[507]] von den [[Franken (Volk)|Franken]], [[725]] von den [[Araber]]n erobert und bis zu Pippins Zeiten behauptet. Nachdem Nimes zum fränkischen Reich kam, regierten daselbst "vicecomites" (Vicomtes), die unter den Herzögen von Septimanien standen. Im 10. Jahrhundert machten sich dieselben unabhängig und führten seit dem den Titel Grafen. Nachdem der König von [[Aragonien]] als Lehnsherr an sich gezogen, eroberte es [[1226]] König [[Ludwig VIII. (Frankreich)|Ludwig VIII. von Frankreich]], und [[1259]] trat es [[Jakob I. (Aragón)|Jakob von Aragonien]] an [[Ludwig IX. (Frankreich)|Ludwig IX.]] förmlich ab. Im [[16. Jahrhundert]] war Nimes eine der Hauptstädte der [[Hugenotten]], welche sich trotz aller Verfolgungen und Bedrückungen in ziemlicher Anzahl dort behaupteten; trotz aller Friedensversuche herrscht seitdem ein schroffer Gegensatz zwischen den katholischen und protestantischen Einwohnern, der oft zu blutigen Kämpfen und in den Zeiten der Reaktion zu Verfolgungen der [[Protestanten]] führte, so 1791, 1815, wo die royalistischen [[Bandes Verdets]] in Nimes grausame Gewalttaten verübten, und 1830. |
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[[Datei:Befestigung von Nîmes 1634 - Christophe Tassin.jpg|mini|Die Befestigungsanlagen im Jahr 1634 (Kupferstich von [[Christophe Tassin]])]] |
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[[Datei:INCONNU 94 - NIMES - La Gare P.L.M..jpg|mini|Bahnhof (vor 1916)]] |
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=== Von der Frühzeit bis in die 1930er Jahre === |
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Nîmes hieß bei den [[Kelten]] ''Nemausus'' (Name der dortigen keltischen Quellgottheit) und war Hauptstadt der ''Volcae Arecomici''. Sie lag im Einflussgebiet von ''Massilia'' (dem heutigen [[Marseille]]). 121 v. Chr. wurde sie von den [[Römisches Reich|Römern]] erobert und Teil der Provinz [[Narbonensis|Gallia Narbonensis]], dann 27 v. Chr. von Kaiser [[Augustus]] zur [[Colonia (Rom)|''Colonia'']] erhoben (''Colonia Augusta Nemausus''). Um diese Zeit siedelten sich hier ägyptische Griechen, wohl aus der Armee des [[Marcus Antonius]], an. 149 n. Chr. wurde Nemausus wahrscheinlich nach dem Brand von ''Narbo'' (dem heutigen [[Narbonne]]) neue Hauptstadt der Narbonensis. Die Stadt war wenigstens bis zum Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. prosperierend. Sie war bevölkerungsreich, glänzend gebaut und ein Beispiel für die Blütezeit der [[gallorömisch]]en Kultur. Den in seinen ältesten Teilen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. stammenden, bis heute erhaltenen ''[[Tour Magne]]'' („Großer Turm“) machten die Römer zum Teil ihrer sieben Kilometer langen Stadtbefestigung. Die verkehrsgünstig an der ''[[Via Domitia]]'' gelegene Stadt verfügte über eine bedeutende Münzstätte und hatte damals rund 25.000 Einwohner. Von der damaligen Stellung zeugen erhaltene Baudenkmäler wie das ''[[Amphitheater von Nîmes|Amphitheater]]'', das ''castellum'', der [[Dianatempel (Nîmes)|Dianatempel]], der Aquädukt ''[[Pont du Gard]]'' nordöstlich der Stadt, die ''[[Maison Carrée]]'' sowie das Augustustor. |
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Nîmes, wo 396 eine [[Konzil|Synode]] stattfand, wurde in der ausgehenden [[Spätantike]] ein [[Bistum Nîmes|Bischofssitz]]; erstmals ist hier für das Jahr 506 ein Bischof bezeugt. 472 wurde die Stadt von den [[Westgoten]] erobert, die [[Septimanien]] lange gegen die Franken verteidigen konnten. 725 eroberten die [[Sarazenen]] Nîmes, das aber 737 von den [[Franken (Volk)|Franken]] unter Führung [[Karl Martell]]s eingenommen und fast gänzlich zerstört wurde. Von den Sarazenen kurzfristig zurückgewonnen fiel die Stadt 752 in die Hände [[Pippin der Jüngere|Pippins des Jüngeren]]. Nachdem Nîmes so zum fränkischen Reich kam, regierten dort die ''vicecomites'' (frz. ''vicomtes''), die unter den Herzögen von Septimanien standen. Im 10. Jahrhundert machten sich diese unabhängig und führten seitdem den Titel Grafen. Von den [[Normannen]] war die Stadt 859 geplündert worden. Wiederholt Zankapfel zwischen den Grafen von [[Toulouse]], [[Carcassonne]] und [[Béziers]] sowie dem König von [[Aragonien]] wurde Nîmes von Letzterem als Oberlehnsherr ganz an sich gezogen. 1226 eroberte es König [[Ludwig VIII. (Frankreich)|Ludwig VIII. von Frankreich]]. 1259 trat es [[Jakob I. (Aragón)|Jakob I. von Aragonien]] förmlich an [[Ludwig IX. (Frankreich)|Ludwig IX.]] ab. Im [[Hundertjähriger Krieg|Hundertjährigen Krieg]] wurde die Stadt 1378 vom Herzog von Anjou, 1417 von den Engländern und 1420 vom Dauphin [[Karl VII. (Frankreich)|Karl VII.]] erobert. |
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== Söhne und Töchter der Stadt == |
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*[[Jean Carrière]], französischer Schriftsteller [[1932]]-[[2005]] |
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*[[Édouard Daladier]], Politiker [[1884]]-[[1970]] |
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*[[Jean Gaston Darboux]], französischer Mathematiker |
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*[[Alphonse Daudet]], französischer Schriftsteller |
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*[[Émile Doumergue]], reformierter Theologe aus Frankreich |
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*[[François Pierre Guillaume Guizot]], [[1787]]-[[1874]], französischer Politiker und Schriftsteller |
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*[[Pierre Michel d'Ixnard]], französischer Baumeister des Klassizismus |
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*[[Bernadette Lafont]], Theater- und Filmschauspielerin |
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*[[Charles Joseph Natoire]], französischer Maler [[1700]]-[[1777]] |
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*[[Jean Nicot]], [[1530]]-[[1604]] |
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*[[Jean-Paul Rabaut Saint-Étienne]], Politiker in der Französischen Revolution |
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*[[Paul Soleillet]], [[1842]]-[[1886]] |
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Im 16. Jahrhundert war Nîmes eine der Hauptstädte der [[Hugenotten]], welche sich dort trotz aller Verfolgungen und Unterdrückungen in verhältnismäßig großer Zahl behaupteten und auf Betreiben der [[Margarete von Navarra|Marguerite von Navarra]] sogar eine protestantische Universität errichteten. Trotz aller Versöhnungsversuche herrschte seitdem ein schroffer Gegensatz zwischen den katholischen und protestantischen Einwohnern. Dieser führte oft zu blutigen Kämpfen. (siehe: [[Michelade]] 1567) In den Zeiten der Reaktion, so nach der Aufhebung des [[Edikt von Nantes|Edikts von Nantes]] (1685) und während des [[Cevennenkrieg]]s (1702–05), kam es zu Verfolgungen der [[Protestanten]]. Im Zuge der Kämpfe wurde die [[Kathedrale von Nîmes|Kathedrale]] der Stadt mehrfach zerstört. Die Religionskonflikte eskalierten auch 1791, und 1815 gab die [[Restauration (Frankreich)|Restauration]] der [[Haus Bourbon|Bourbonen]] nach der [[Herrschaft der Hundert Tage]] von [[Napoleon Bonaparte]] hier ebenfalls zu großen Gräueln Anlass. Die Katholiken verfolgten im August und September dieses Jahres durch die „Bandes Verdets“ unter einem gewissen Dupont, genannt Trastaillon, die protestantischen Einwohner mit Mord und Brand; nur wiederholte Versuche des [[Louis-Antoine de Bourbon, duc d’Angoulême|Herzogs von Angoulême]] beendeten diese Wirren. Ende August 1830 erhob sich nach der [[Julirevolution von 1830|Julirevolution]] die katholische fanatische Partei für [[Karl X. (Frankreich)|Karl X.]] und verursachte viel Aufruhr, wurde aber unterdrückt. 1835 wütete dann noch die [[Cholera]] in Nîmes. |
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== Weblink == |
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{{commons1|Nîmes}} |
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* [http://www.nimes.fr/ Nîmes] |
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* [http://www.antikefan.de/Bilder/nimes/nimes.html Nîmes - Das antike Nemausus] |
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Dennoch erlebte die Stadt einen stetigen wirtschaftlichen Aufschwung, insbesondere seit dem Aufkommen der [[Manufaktur]]produktion im 18. Jahrhundert, die vor allem in der [[Textilindustrie|Textilproduktion]] Anwendung fand. Daneben erwies sich der [[Weinbau|Weinanbau]] als profitabel, insbesondere, nachdem man mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz und mit dem Bau des [[Canal du Midi]] die Erzeugnisse besser absetzen konnte. |
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[[Kategorie:Ort in Frankreich]] |
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=== 1939 – 1945: Internierungslager und Zweiter Weltkrieg === |
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[[en:Nîmes]] |
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Die französische Internierungspraxis der Jahre 1939 bis 1945, die spätestens seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor allem für deutsche und österreichische Emigranten das Recht auf Asyl stetig aushöhlte, führte schon 1939 dazu, dass alle männlichen Ausländer zwischen 20 und 40 Jahren verpflichtet wurden, als ''Prestataires'' nicht näher definierte gemeinnützige Arbeiten zu leisten. Sie wurden dazu in paramilitärischen Verbänden unter dem Kommando der Armee zusammengefasst, sogenannten „Compagnies de prestataires“ (Dienstleister-Kompanien, auch Compagnies de Travailleurs Étrangers, CTE, Fremdarbeiterkompagnien). |
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[[fr:Nîmes]] |
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{{Hauptartikel|Internierungspraxis in Frankreich (1939–1945)}} |
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[[ja:ニーム]] |
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{{Hauptartikel|Zwangsarbeit#Zwangsarbeit in Frankreich zwischen 1939 und 1945|titel1=Zwangsarbeit in Frankreich zwischen 1939 und 1945}} |
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[[la:Nemausus]] |
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Im Zuge dieser Politik wurde auch Nîmes bereits 1939 Standort einer Compagnie de Travailleurs Étrangers (CTE 16e), die im Juni 1940 in ein Groupement de Travailleurs Étrangers (GTE 803e) überführt wurde.<ref>AJPN: 16e CTE-803e GTE du Camp des Garrigues</ref> Die AJPN-Webseite legt den Schluss nahe, dass diese Einheit auf dem Militärgelände ''Camp des Garrigues'' stationiert war. ({{coordinate|simple=y|NS=43.88260867591517|EW=4.375289520061649|type=landmark|region=FR-30|name=Militärgelände ''Camp des Garrigues'', Nîmes}}) Dieses Militärgelände erstreckte sich allerdings vom nördlichen Stadtrand von Nîmes bis zum [[Gardon]]. Dort oben liegt auch ein als ''Le Cascaret'' bezeichnetes Areal ({{coordinate|simple=y|NS=43.915022|EW=4.354563|type=landmark|region=FR-30|name=Le Cascaret}}), auf dem sich laut AJPN ein ''Centre de rassemblement des étrangers'' (Sammellager für Ausländer) befunden haben soll.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ajpn.org/internement-Cascaret-48.html |titel=Cascaret- |abruf=2024-05-03}}</ref> Weitere Hinweise auf dieses Lager sind dort und in anderen Quellen nicht zu finden. |
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[[nl:Nîmes]] |
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[[no:Nîmes]] |
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André Fontaine siedelt sein Camp des Garrigues „auf dem gleichnamigen weitläufigen militärischen Manövergelände 10 km nördlich von Nîmes“ an, das „bis zum Ufer des Gardon“ reiche. Diese vage Lokalisation schließt auch Le Cascaret als den Ort ein, an dem im Januar 1940 ein Lager für 200 deutsche Häftlinge aus einem anderen Teil Frankreichs eröffnet wurde. Dieses Lager habe sich neben einem weiteren für 200 [[Spanischer Bürgerkrieg|spanische Flüchtlinge]] befunden. Die Spanier hätten ihre Unterkünfte selbst errichtet und ein Häuschen den Deutschen überlassen, bevor auch diese eine weitere Unterkunft bauen konnten.<ref>André Fontaine: ''QUELQUES CAMPS DU SUD-EST 1939-1940'', pdf-S. 21 ([https://www.departement06.fr/documents/A-votre-service/Culture/archives/recherches-regionales/rr104-1988-02.pdf Online]). Fontaines Beitrag bezieht sich ausschließlich auf dieses erste Lager in der Garrigue und damit auf die Zeit vor der Ankunft des ''Gespensterzuges'' Ende Juni 1940</ref> |
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[[pl:Nîmes]] |
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[[ro:Nîmes]] |
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In Frankreich lebten 1939/1940 etwa 700.000 Italiener. Als sich im Rahmen des [[Westfeldzug]]s auch Italien zu einem Kriegseintritt entschloss, wurden auch sie zu [[Enemy alien|feindlichen Ausländern]] (étrangers ennemis), die ab dem 10. Juni 1940 verfolgt und interniert werden sollten. In dem Umfange kam es schon aus logistischen Gründen nie zum Vollzug der Anordnung, doch wurden nach dem 10. Juni etwa 8.500 Italiener verhaftet und in verschiedene schon bestehende Internierungslager eingewiesen. 700 von ihnen wurden in die Nähe von Nîmes verlegt und aus Platzmangel in {{Anker|Marabout}}Zelten (Marabouts)<ref>Marabout-Zelte sind Rundzelte: [https://dict.leo.org/forum/viewWrongentry.php?idForum=17&idThread=1313244&lp=frde&lang=fr Definition]. Siehe hierzu auch die Abbildung der ''Marabouts'' bei Salvatore Puglia: ''Un camp d’internement dans la garrigue''.</ref> in der Garrigue untergebracht.<ref name="D-Peschanski" >Denis Peschanski: ''Les camps français d’internement (1938-1946) - Doctorat d’Etat. Histoire. Univer-sité Panthéon-Sorbonne'' - Paris I, 2000 ([https://www.academia.edu/48506429/Les_camps_fran%C3%A7ais_dinternement_1938_1946_Doctorat_dEtat?auto=download Online1] oder [https://tel.archives-ouvertes.fr/file/index/docid/362523/filename/DenisPeschanski_2000_TEL_TheseEtat.pdf Online2])</ref>{{rp|, S. 254}} Auch wenn Peschanski das so explizit nicht sagt, kann man wohl davon ausgehen, dass er mit ''Garrigue'' das weitläufige Camp de Garrigues meinte. Die Freilassung dieser Internierten erfolgte nach dem [[Waffenstillstand von Compiègne (1940)]] mit einigen Verzögerungen ab dem 17. Juli 1940.<ref name="D-Peschanski" />{{rp|S. 273 f.}} |
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[[sv:Nîmes]] |
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Nach dem Waffenstillstand von Compiègne versuchte der Kommandant des [[Camp des Milles]] noch am 22. Juni 1940 etwa 2.000 Gefangene vor den Deutschen in Sicherheit zu bringen. Er schickte sie in einem Zug nach [[Bayonne]], wo angeblich ein Schiff auf sie warten sollte. Bei der Ankunft in Bayonne verbreitete sich das Gerücht, dass die deutsche [[Wehrmacht]] kurz vor der Stadt stünde. Einige der [[Flüchtling]]e versuchten daraufhin, auf eigene Faust davonzukommen; die meisten aber bliebem beim Zug und begaben sich auf eine Rückreise, die bei Nîmes endete. Die Geschichte dieses „Gespensterzuges“ wurde von [[Lion Feuchtwanger]] und [[Alfred Kantorowicz]], beides unfreiwillige Passagiere des Zuges, ausführlich beschrieben und ist auch Gegenstand des [[Camp des Milles#Film|Spielfilms ''Les Milles. Gefangen im Lager'']]. |
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Die Zugodyssee endete am 27. Juni 1940 auf dem Gelände eines Bauernhofes in der Nähe von Nîmes. Am nächsten Tag begann für die nach wie vor unter Bewachung stehenden Zuginsassen ein stundenlanger Marsch, den [[Henry Gowa]] auf einem Bild festgehalten hat.<ref>''La Marche de Saint-Nicolas'', abgebildet bei Salvatore Puglia: ''Un camp d’internement dans la garrigue''</ref> Er endete nach etwa 15 Kilometern<ref name="S-Puglia" >Salvatore Puglia: ''Un camp d’internement dans la garrigue''</ref> auf dem Gelände eines aufgelassenen Gutshofes mit dem Namen ''San Nicola'' oder ''Saint-Nicolas''. Feuchtwanger hat die Lebensbedingungen dort im Abschnitt ''Die Zelte von Nîmes'' ausführlich beschrieben. |
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Nach Salvatore Puglia lag das Internierungslager Saint Nicolas „innerhalb der Verwaltungsgrenzen der Gemeinden [[Sainte-Anastasie (Gard)|Sainte Anastasie du Gard]] und Nîmes auf dem Militärgelände von Garrigues […] in der Nähe der Kreuzung der Straßen, die Nîmes, [[Uzès]] und [[Poulx]] verbinden“ und befand sich in der Nachbarschaft der oben schon erwähnten kleineren Lager für die Spanier und die deutschen Häftlinge.<ref name="S-Puglia" /> Puglia nennt in einem weiteren Beitrag<ref>[https://salvatorepuglia.info/2018/03/retour-sur-les-lieux-mars-2018/ Salvatore Puglia: Retour sur les lieux, mars 2018 (mit Fotos)]</ref> Koordinaten, die auf eine unmittelbare Nachbarschaft zu Le Cascaret hinweisen. ({{coordinate|simple=y|NS=43.92|EW=4.37|type=landmark|region=FR-30|name=Camp Saint Nicolas}}) |
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Unabhängig von der genauen Lokalisation herrscht auch in Bezug auf die Benennung des Lagers ein großes Durcheinander. |
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{{Zitat |
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|Text=Es ist nicht einfach, dieses Lager zu lokalisieren, da es manchmal als Zeltlager Saint-Nicolas, Camp des Garrigues-Saint-Nicolas oder auch Camp de Saint-Nicolas-des-Garrigues bezeichnet wird. Wenn man der Aussage des Schriftstellers Lion Feuchtwanger […] folgt, hätten die Militärbehörden in den letzten Junitagen 1940 und den allerersten Julitagen 1940 ein Lager in der Umgebung des Bauernhofs Saint-Nicolas errichtet. Es handelte sich wahrscheinlich um das Mas Saint-Nicolas, eine ehemalige Postkutschenstation aus dem Ancien Régime, die 1950 von den Militärbehörden erworben wurde und fortan zum Manöverlager Les Garrigues gehörte. Das Lager befand sich also in der Gemeinde Sainte-Anastasie, in der Nähe der Brücke Saint-Nicolas de Campagnac, die den Gardon nördlich von Nîmes überspannt.<ref>„Il n’est pas aisé de localiser ce camp puisqu’il est nommé parfois camp de tentes de Saint-Nicolas, camp des Garrigues-Saint-Nicolas ou encore camp de Saint-Nicolas-des-Garrigues. Si on suit le témoignage de l’écrivain Lion Feuchtwanger, auteur du Juif Süss et porte-parole des internés des Milles, les autorités militaires auraient créé un camp aux alentours de la ferme Saint-Nicolas dans les derniers jours de juin 1940 et les tous premiers de juillet 1940. Il s’agit probablement du mas Saint-Nicolas , un ancien relais de diligences de l’Ancien Régime, acquis en 1950 par les autorités militaires et intégré dorénavant au camp de manoeuvre des Garrigues. Le camp était donc situé sur la commune de Sainte-Anastasie, à proximité du pont de Saint-Nicolas de Campagnac qui surplombe le Gardon, au nord de Nîmes.“</ref> |
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|Quelle=Cévennes Magazine: ''Le camp d’internement de Saint-Nicolas''}} |
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Bis Oktober 1940 standen den 2.000 Männern aus dem Zug 100 der oben schon erwähnten [[#Marabout|Rundzelte (Marabouts)]] zur Verfügung<ref>AJPN: Camp Garrigues Saint-Nicolas</ref>, die nach Feuchtwanger im Schnitt 16 Personen Platz boten.<ref name="Teufel" >Lion Feuchtwanger: ''Der Teufel in Frankreich''</ref>{{rp|S. 158}} Das gesamte Lager war von Stacheldraht umgeben, der aber für eine Vielzahl der Internierten kein Hindernis darstellte für regelmäßige Ausflüge Nach Nîmes. Auch wenn es bei Feuchtwanger einzelne Schilderungen pittoreskerer Situationen des Lagerdaseins gibt, kommt die dort herrschende Not nicht zu kurz, die Puglia recht bündig zusammenfasst: |
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{{Zitat |
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|Text=Die Lebensbedingungen waren hart. Die Internierten, die in etwa 100 "Marabout"-Zelten mit Strohboden untergebracht waren, litten unter dem Mistral, der Hitze, Insekten, Ruhr und der Angst, an die Nazis ausgeliefert zu werden (die [[Kundt-Kommission]], die mit der Erfassung und Auswahl der Kriegsinternierten beauftragt war, wurde kurz nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands aktiv und erschien tatsächlich Anfang August).<ref>Les conditions de vie y étaient rudes. Les internés, logés dans une centaine de tentes « marabout » pourvues d’un sol en paille, souffraient du mistral, de la chaleur, des insectes, de la dysenterie et de l’angoisse d’être livrés aux nazis (la commission Kundt, chargée du recensement et de la sélection des internés de guerre, fut active peu après la signature de l’armistice et se présenta effectivement début août).</ref> |
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|Autor=Salvatore Puglia |
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|Quelle=''Un camp d’internement dans la garrigue''}} |
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Nach Feuchtwanger entwickelte sich das Lager immer mehr in einen Jahrmarkt, bestehend aus improvisierten Verkaufsständen und Bars, in denen Lagerinsassen Sachen anboten, die sie zum Verkauf organisiert hatten oder aufgrund ihrer eigenen Not zum Verkauf gezwungen waren. Sehr einfühlsam beschrieb er das im Lager herrschende soziale Gefälle, das sich hinter diesem Alltagstrubel verbarg. |
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{{Zitat |
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|Text=Es ist wohlfeil, sich zu entrüsten über die armen Teufel, welche sich durch Schacher jeder Art ein paar Franken zu erraffen suchten und welche wohl gar die andern, ihre Gefährten im Elend, bestahlen. Was sollten diese Unseligen tun? Ihre Kleider zerlumpten, das Essen, Welches die Lagerleitung bot, genügte gerade zur Fristung des Lebens und ließ einen hungrig. Es gab unter den zweitausend Lagerinsassen vielleicht hundert, die sich die paar erhältlichen Zutaten und Annehmlichkeiten ohne Rücksicht auf den Preis verschaffen konnten. Die meisten aber mußten rechnen, und sehr viele gab es, die nichts besaßen, im Wortsinne nichts, auch keinen Freund oder Verwandten außerhalb, der ihnen einen Centime hätte geben können. Diese Leute waren angewiesen auf die Mildtätigkeit der Wohlhabenden. Und da der Wohlhabenden so wenige, ihrer aber, der Bedürftigen, so viele waren, blieb ihnen kaum etwas anderes übrig, als zu schachern oder noch bedenklichere Mittel anzuwenden. |
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|Autor=Lion Feuchtwanger |
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|Quelle=''Der Teufel in Frankreich'', S. 160 f.}} |
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Feuchtwanger, der das Lager zeitweilig verlassen hatte und sich mehrere Tage illegal in Nîmes aufhielt, dann aber wieder nach San Nicolas zurückkehrte, konnte in der zweiten Julihälfte fliehen. Möglich gemacht wurde das von [[Marta Feuchtwanger]] in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Vizekonsul in Marseille, Hiram Bingham.<ref>[[Wilhelm von Sternburg]]: ''Lion Feuchtwanger. Ein deutsches Schriftstellerleben'', Lizenzausgabe der Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt nach der Ausgabe des Aufbau Verlags, 1994, S. 449</ref> Das Lager in Saint Nicola wurde im Oktober 1940 geschlossen. Dass einige weitere Lagerinsassen flohen, darunter auch Max Ernst, ist bekannt. Andere wurden freigelassen ([[Franz Hessel]] und sein Sohn Ulrich), mindestens einer wurde nach Deutschland ausgeliefert.<ref name="S-Puglia" /> Das Schicksal der weit überwiegenden Mehrheit der Lagerinsassen ist nicht bekannt. Eine nicht weiter verifizierbare Quelle legt nahe, dass sie ins Camp des Milles zurückverlegt wurden.<ref>{{Internetquelle |autor=Salvo Puglia |url=https://blogs.mediapart.fr/salvo-puglia/blog/150616/un-ete-au-camp-d-internement-de-saint-nicolas-de-campagnac |titel=Un été au camp d’internement de Saint-Nicolas de Campagnac |datum=2016-09-21 |sprache=fr |abruf=2024-05-03}}</ref> Das Gelände des Camp de Garrigue wird heute weiterhin als militärisches Übungsgelände genutzt.<ref>[https://www.objectifgard.com/gard/nimes/nimes-les-militaires-construisent-au-camp-des-garrigues-105773.php Anthony Maurin: NÎMES Les militaires construisent au Camp des garrigues], Objectif Gard, 15. Februar 2023</ref>, 20 % des Militärlandes sind Teil des im Oktober 2012 gestarteten Projekts „LIFE Défense Nature 2000“ im Rahmen des [[Natura 2000]]-Netzwerkes.<ref>[https://france3-regions.francetvinfo.fr/occitanie/nimes-lapins-zone-militaire-au-camp-garrigues-829743.html Sylvie Bonnet: ''Nîmes : des lapins en zone militaire au camp des Garrigues''], france 3 occitanie, 15. Oktober 2015</ref> Hinweise auf Gedenkorte an die ehemaligen Internierungslager in den Garrigues gibt es keine. |
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Während oberhalb von Nîmes das große Internierungslager entstand, wurde die Stadt selber von französischen Binnenflüchtlingen überschwemmt. Auf der Flucht vor den vorrückenden deutschen Truppen flohen Zehntausende Menschen in den Süden, und Nîmes wuchs innerhalb weniger Tage von 90.000 auf 200.000 Einwohner.<ref name="AJPN-Nîmes" >AJPN: Nîmes en 1939-1945</ref> Nach dem [[Waffenstillstand von Compiègne (1940)]] beruhigte sich die Lage. Ab Herbst 1940 Herbst konstituierten sich erste Widerstandsgruppen aus Personen, die das [[Vichy-Regime]] und die aus der Niederlage resultierende Situation ablehnten.<ref name="Collectif Histoire" >Collectif Histoire et Memoire: Nîmes pendant la seconde guerre mondiale</ref> In Nîmes brachten am 21. Januar 1942 Hausfrauen mit einer Demonstration ihre Unzufriedenheit mit dem Regime zum Ausdruck.<ref name="AJPN-Nîmes" /> |
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Auf der anderen Seite intensivierte das Vichy-Regime seine Kollaboration mit den deutschen Besatzern. Am 25 und 26. August 1942 wurden bei einer Massenrazzia der Vichy-Polizei in Nîmes 59 jüdische Männer, Frauen und Kinder zusammengetrieben, an die Deutschen ausgeliefert und anschließend deportiert.<ref name="AJPN-Nîmes" /> |
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Am 11. November 1942 marschierten die deutschen Truppen, die in die Südzone (die bisherige Freie Zone) ein und etablieren in Nîmes und [[Pujaut]] ihre Besatzungsstrukturen. Die Gestapo richtete ihre Zentrale in Nîmes am Boulevard Gambetta 13 ein.<ref name="AJPN-Nîmes" /> Es gab auch ein deutsches Arbeitsvermittlungsamt, das Arbeitskräfte für den [[Service du travail obligatoire]] (STO) rekrutieren sollte, doch gerade dagegen setzte sich der Widerstand zur Wehr. Es wurden Vorkehrungen getroffen, um die Sicherheit derer zu gewährleisten, die sich der Dienstverpflichtung und der Deportation nach Deutschland entzogen. Eine erste Initiative hierzu organisierte sich Ende 1942 in einem Bauernhaus im Stadtteil Eau Bouillie. Trotzdem wurden im Département Gard 10.204 Menschen für den STO zwangsverpflichtet.<ref name="Collectif Histoire" /> |
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Im Kampf gegen den Widerstand setzten die deutschen Besatzer in der ersten Hälfte des Jahres 1944 im Gard speziell dafür ausgebildete Einheiten ein: im Februar 1944 die [[9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“]], dann im Mai 1944 ein Regiment der SS-Spezialeinheit [[Brandenburg (Spezialeinheit)|Brandenburg]]. Nach einer vom 26. bis 29. Februar 1944 dauernden Operationen der SS gegen den [[Maquis]] wurden am 2. März 1944 in Nîmes 15 Geiseln erhängt.<ref name="Collectif Histoire" /> |
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Bei zwei amerikanischen Luftangriffen am 27. Mai 1944 und am 12. Juli 1944, die vor allem den östlichen Teil der Stadt trafen, kamen 271 Menschen ums Leben und 289 wurden verletzt; insgesamt wurden 443 Häuser zerstört und rund 5.000 beschädigt.<ref>[http://www.nemausensis.com/Nimes/Nimes1944.htm Philippe Ritter et Georges Mathon: ''Bombardements de Nîmes et résistance gardoise''] bei nemausensis.com, abgerufen am 15. Juli 2023</ref> |
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Nîmes wurde am 25. August 1944 befreit. Daran beteiligten sich auch deutsche [[Résistance]]-Kämpfer. Sie waren zum Teil deutsche Antifaschisten, die ins Gard geflohen waren, darunter auch Kämpfer, die auf [[Zweite Spanische Republik|republikanischer Seite]] am [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkrieg]] teilgenommen hatten.<ref>[https://vivrenimes.fr/2022/08/le-25-aout-1944-nimes-etait-liberee-du-joug-allemand/ Vivre Nîmes: Le 25 août 1944, Nîmes était libérée du joug allemand], 25. August 2022</ref> Marcelle Battut, der Frau eines Fußballspielers und Geliebten des lokalen deutschen Kommandanten wurden wegen [[Horizontale Kollaboration|Horizontaler Kollaboration]] zuerst die Haare geschoren, danach wurde sie in [[Selbstjustiz]] hingerichtet. Eine aufgebrachte Menge prügelte noch mehrere Stunden auf ihre Leiche ein.<ref>{{Literatur |Autor=Pierre Brana, Joëlle Dusseau |Titel=Collaboratrices : 1940–1945 – Histoire des femmes qui ont soutenu le régime Vichy et l’occupation nazi |Verlag=Édition Perrin |Ort=Paris |Datum=2024 |ISBN=978-2-262-10010-0 |Seiten=197}}</ref> Der erste Befreiungsausschuss des Départements tagte am 2. September 1944. Am 13. Mai 1945 gewann der [[Parti communiste français]]<ref>{{Literatur |Autor=Jean-Christophe Buisson |Titel=1945 |Verlag=Éditions Perrin |Ort=Paris |Datum=2024 |ISBN=978-2-262-10332-3 |Seiten=153}}</ref> den zweiten Wahlgang für die Stadtregierung. |
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<!-- In Nîmes gab es eine Besonderheit bei der Befreiung von den Deutschen: An der Spitze des Festzuges zur Feier der Befreiung durch die [[Résistance]]-Truppen liefen drei Deutsche, die im [[Maquis]], in den Cevennen, an der Seite Frankreichs mit Waffen gekämpft hatten. (Ein Beleg für die beschriebene Festzugbeteiligung war nicht zu finden.) --> |
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=== Nîmes nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs === |
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In Nimes befindet sich der Standort des 2<sup>e</sup> REI (2e régiment étranger d’infanterie, deutsch: 2. Fremdeninfanterieregiment) der [[Légion étrangère|Fremdenlegion]]. |
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=== Bevölkerungsentwicklung === |
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{| class="wikitable" width=400 |
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|- align=center class="hintergrundfarbe5" |
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|align=left | '''Jahr''' || '''1962''' || '''1968''' || '''1975''' || '''1982''' || '''1990''' || '''1999''' || '''2006''' || '''2017''' |
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|'''2021''' |
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|align=left|'''Einwohner'''|| 99.802 || 123.292 || 127.933 || 124.220 || 128.471 || 133.424 || 144.092 || 150.610 |
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|148.104<ref>{{Internetquelle |url=https://www.insee.fr/fr/statistiques/7725600?geo=COM-30189 |titel=Populations légales 2021 − Commune de Nîmes (30189) {{!}} Insee |abruf=2024-07-26}}</ref> |
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| colspan="10" align="Center" | Quellen: Cassini und INSEE |
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== Wappen == |
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Beschreibung: Auf Rot eine auf einem grünen [[Schildfuß]] stehende grüne [[Palme (Heraldik)|Palme]] mit einem an goldener Kette angebundenem, sich nach links wendenden grünen [[Krokodil]]. In der Palme hängt rechts ein goldener Kranz und zu ihren Seiten die goldenen [[Majuskel]]n ''COL'' und ''NEM''. |
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Symbolik: Das angekettete Krokodil stammt aus einem Münzmotiv aus der Zeit um 27 v. Chr. bis 14 n. Chr. Es soll von ägyptischen [[Sklaverei|Sklaven]] zu jener Zeit in die Stadt gebracht worden sein. Die Buchstaben bedeuten ''Colonia Nemausiensis'' (→ [[Initialwappen]]). Heute ist das Wappen auf vielen öffentlichen Gegenständen, wie etwa [[Poller|Straßenpollern]], zu finden. Im [[Rathaus]] hängen an der Decke eines Aufganges Krokodile. |
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== Politik == |
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Seit 2001 ist [[Jean-Paul Fournier]] ([[Union pour un mouvement populaire|UMP]]) Bürgermeister der Stadt. |
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=== Städtepartnerschaften === |
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Nîmes listet acht [[Städtepartnerschaft|Partnerstädte]] auf:<ref>{{cite web|url=http://www.nimes.fr/index.php?id=327|title=Jumelages |language=fr |accessdate=2015-03-31}}</ref> |
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!Stadt!!Land!!seit |
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|[[Braunschweig]]||{{DEU}}||1962 |
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|[[Frankfurt (Oder)]]||{{DEU}}||1976 |
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|[[Meknès]]||{{MAR}}||2005 |
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|[[Prag 1|Prag, 1. Bezirk]]||{{CZE}}||1967 |
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|[[Preston]]||{{GBR}}||1955 |
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|[[Rischon LeZion]]||{{ISR}}||1986 |
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|[[Verona]]||{{ITA}}<ref>{{cite web|url=http://www.comune.verona.it/nqcontent.cfm?a_id=5485|title=Comune di Verona – Grandi Eventi – Gemellaggi e Patti d’Amicizia |language=it |accessdate=2018-04-24}}</ref>||1960 |
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|[[Córdoba (Spanien)|Córdoba]]||{{ESP}}||2013 |
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== Sehenswürdigkeiten == |
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[[Datei:Nimes Amphitheatre 01.jpg|mini|Amphitheater]] |
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[[Datei:Arena Nimes 01.jpg|mini|Innenraum des Amphitheaters]] |
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[[Datei:France-002364 - Square House (15867600545).jpg|mini|[[Maison Carrée]]]] |
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[[Datei:Pools in the jardin de la fonatine, Nimes.JPG|mini|Jardins de la Fontaine]] |
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Sehenswürdigkeiten der Stadt sind vor allem die zahlreichen Bauten aus der [[Römisches Reich|Römerzeit]] – u. a. das [[Amphitheater von Nîmes|Amphitheater]] und die [[Maison Carrée]] – sowie die [[Kathedrale von Nîmes|Kathedrale]] und der malerische [[Historischer Stadtkern|historische Stadtkern]]. |
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Im Zentrum der Stadt befinden sich die Arenen, die Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. erbaut wurden. Dabei misst das Amphitheater 133 m in der Länge und 101 m in der Breite und bietet Platz für über 20.000 Zuschauer. Die 21 Meter hohe Fassade besteht aus zwei übereinanderliegenden Reihen aus jeweils 60 Bögen. Auch heute noch wird das Amphitheater für Veranstaltungen genutzt. Insbesondere während der Ferias finden dort dreimal im Jahr unblutige [[Stierkampf|Stierkämpfe]] statt, die sog. ''„Courses libres“''. In den Ferias vor [[Pfingsten]] werden allerdings auch allabendlich viele Stiere in der nach spanischem Muster inszenierten Corrida getötet. |
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Der ''Maison Carrée'' genannte Tempel wurde zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet und dominierte in der [[Antike]] das [[Forum (Platz)|Forum]] der Stadt. Er war [[Gaius Caesar|Gaius]] und [[Lucius Caesar]], den Enkeln und Adoptivsöhnen des Kaisers [[Augustus]], geweiht. Seit 2023 gehört er zum [[UNESCO-Welterbe]]. |
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Die ''Porte d'Auguste'' markiert mit ihren erhaltenen Bögen die Stelle, an der die [[Via Domitia]] von Osten in die Stadt mündete. |
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Das moderne ''[[Carré d’Art]]'', gegenüber der Maison Carrée gelegen, wurde vom Architekten [[Norman Foster]] entworfen, es enthält eine Bibliothek und ein Museum für Moderne Kunst. |
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Die ''Jardins de la Fontaine'' wurden im 18. Jahrhundert von Maréschal und Dardailhon angelegt. Auch der alte [[Dianatempel (Nîmes)|Dianatempel]] wurde in die französische Parklandschaft integriert, ebenso der keltische [[Tour Magne]], der eine Höhe von 32 Metern aufweist und als Aussichtsturm dient. |
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Das ''Castellum'' ist ein römisches Wasserkastell, der das Wasser, das über den Pont du Gard in die Stadt geleitet wurde, auffing und weiterleitete. Es hat einen Durchmesser von 5,90 Metern. |
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Das ''[[Musée des Beaux-Arts (Nîmes)|Musée de Beaux-Arts]]'' wurde 1907 erbaut und 1986/87 von [[Jean-Michel Wilmotte]] umgestaltet. Ausgestellt sind französische, niederländische und italienische Gemälde des 16. und 17. Jahrhunderts. |
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Das ''Musée du Vieux Nîmes'' befindet sich im alten, aus dem 17. Jahrhundert stammenden Bischofspalast. Gezeigt wird die Stadtgeschichte seit dem Ende des Mittelalters. |
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Das ''Musée des Cultures Taurines'' wurde im Jahre 2002 eingeweiht und befasst sich mit der regionalen Kultur, insbesondere mit dem Stierkampf. |
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Das ''Musée de la Romanité''<ref>siehe dazu: ''Eine besondere Kulisse für das römische Erbe. Das Musée de la Romanité in Nimes''. In: ''Antike Welt''. Bd. 54 (2023), Heft 1, S. 84–87. </ref> ist ein 2018 eröffneter Neubau unmittelbar neben dem Amphitheater. Die moderne geschwungene Glasfassade soll nach der Architektin ''Elizabeth de Portzamparc'' an eine römische Toga erinnern. Das archäologische Museum zeigt eine Sammlung, die von der Bronzezeit bis ins Mittelalter reicht, wobei der Schwerpunkt auf die Römische Epoche gerichtet ist, sehenswert ist beispielsweise die Sammlung an römischen Mosaiken. Ein Panoramablick über Nîmes bietet sich von der Dachterrasse. Das frühere ''Archäologische Museum'' (Musée Archéologique de Nîmes) in der ehemaligen Jesuitenschule wurde mit der Eröffnung geschlossen. |
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== Verkehr == |
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[[Datei:Gare-de-nimes--nimes-station--with-buses-in-march-1971.jpg|mini|Avenue Feuchères mit Bussen des Stadtverkehrs vor dem Bahnhof (1971)]] |
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1839 eröffnete die ''Compagnie des mines de la Grand’Combe et des chemins de fer du Gard'' den 26 km langen Abschnitt Nîmes–Beaucaire der späteren [[Bahnstrecke Tarascon–Sète-Ville|Bahnstrecke Tarascon–Nîmes–Sète]]. Der [[Bahnhof Nîmes|heutige Bahnhof]] wurde zwischen 1840 und 1844 von der ''Compagnie fermière du chemin de fer de Montpellier à Nîmes'' auf einem langgestreckten, die Innenstadt südöstlich tangierenden [[Viadukt]] errichtet und mit der Strecke nach Beaucaire verbunden. [[TGV]]- und [[Alta Velocidad Española|AVE]]-[[Hochgeschwindigkeitszug|Hochgeschwindigkeitszüge]] verkehren u. a. nach [[Bahnhof Paris-Gare-de-Lyon|Paris]], [[Bahnhof Strasbourg-Ville|Straßburg]], [[Bahnhof Lyon-Part-Dieu|Lyon]], [[Bahnhof Marseille-Saint-Charles|Marseille]], [[Bahnhof Barcelona-Sants|Barcelona]] und [[Bahnhof Toulouse-Matabiau|Toulouse]]. Mit der Inbetriebnahme des Bahnhofs Nîmes-Pont-du-Gard am [[Contournement de Nîmes et Montpellier]] am 15. Dezember 2019 wurde ein Teil des Hochgeschwindigkeitsverkehrs dorthin verlagert. |
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Nîmes befindet sich an der Autobahn [[Autoroute A 9|A9]] ([[Orange (Vaucluse)|Orange]]-[[Perpignan]]) und der [[Autoroute A 54|A54]] (Nîmes–[[Salon-de-Provence]]). Der Flughafen [[Flughafen Nîmes-Alès-Camargue-Cévennes|Nîmes-Garons]] befindet sich südlich der Stadt; zudem gibt es im Nordosten der Stadt, bei Courbessac, noch einen kleinen Flugplatz. |
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== Sonstiges == |
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Der Name des [[Jeans]]-Stoffes [[Denim]] leitet sich von ''de Nîmes'' „aus Nîmes“ ab. |
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== Persönlichkeiten == |
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{{Hauptartikel|Liste von Persönlichkeiten der Stadt Nîmes}} |
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== Literatur == |
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* {{RGA|21|65|66|Nemausus|[[Peter Ilisch]]}} ([http://books.google.de/books?id=rrgiAAAAQBAJ&pg=PA65#v=onepage&q&f=false online]) (Beitrag zur Geschichte von Nîmes, Artikel im Fachlexikon zum antiken ''Nemausus'') |
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* Gilles Martin-Raget und Jacques Maigne: ''De garrigues en Costières. Paysages de Nîmes Mêtropole.'' Arles (Actes Sud) 2005, ISBN 2-7427-5692-2. |
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* [[Ralf Nestmeyer]]: ''Languedoc-Roussillon.'' Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2012, ISBN 978-3-89953-696-6. |
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* Lion Feuchtwanger: ''Der Teufel in Frankreich. Erlebnisse'', Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, Juni 1987, ISBN 3-596-25918-5. |
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* Alfred Kantorowicz: ''Exil in Frankreich. Merkwürdigkeiten und Denkwürdigkeiten'', Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-596-25957-6 |
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== Dokumentationen == |
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* zdf.de / [[ZDFinfo]] (2022): [https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/die-roemer-in-nimes-auf-den-spuren-der-antike--100.html ''Die Römer in Nîmes - Auf den Spuren der Antike''] (42 Minuten) <!-- ein Film von Raphael Rouyer ---> |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat}} |
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{{Wikivoyage}} |
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* [https://www.nimes.fr/ Nîmes] |
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* [https://www.arenes-nimes.com/arenes Amphitheater in Nîmes] |
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* [http://www.antikefan.de/staetten/frankreich/nimes/nimes.html Antikefan - Nîmes, das römische Nemausus] |
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* [http://www.socher.org/gallery3/index.php/France20052006/20050918-Nimes 95 Fotos von Nîmes], abgerufen am 18. Januar 2017 |
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* [http://www.ajpn.org/ AJPN – Anonymes, Justes et Persécutés durant la période Nazie dans les communes de France]<ref>AJPN = Namenlose, Gerechte und Verfolgte während der NS-Zeit in den Gemeinden Frankreichs</ref> |
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** [http://www.ajpn.org/commune-Nimes-30189.html AJPN: Nîmes en 1939-1945] |
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** [http://www.ajpn.org/internement-Camp-Garrigues-Saint-Nicolas-1153.html AJPN: Camp Garrigues Saint-Nicolas durant la Seconde Guerre mondiale (WWII)] |
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** [http://www.ajpn.org/internement-16e-CTE-803e-GTE-du-Camp-des-Garrigues-532.html AJPN: 16e CTE-803e GTE du Camp des Garrigues durant la Seconde Guerre mondiale (WWII)] |
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* [http://www.bddm.org/int/details.php?id=33992&display=0 Fondation pour la Mémoire de la Déportation (FMD): Prison Nîmes (Maison Centrale)] |
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* [https://salvatorepuglia.info/2023/02/un-camp-dinternement-dans-la-garrigue/ Salvatore Puglia: ''Un camp d’internement dans la garrigue (2016-2023)'']<ref>Salvatore Puglia wurde 1953 in Rom geboren und studierte Geschichte. Seit 1985 trat er mit künstlerischen Ausstellungen an die Öffentlichkeit. Seine künstlerischen Untersuchungen basieren auf dokumentarischen Bildquellen. Historische Spuren betrachtet er als zu transformierendes Material und als Ausgangspunkt für seine Bilder.</ref> |
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* Cévennes Magazine: ''Le camp d’internement de Saint-Nicolas, à Sainte-Anastasie dans le Gard en 1940'', 3. Februar 2023 ([https://cevennesmagazine.fr/smartblog/21_cevennes-magazine.html Online]) |
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* [https://sites.google.com/collectifhistoirememoire.org/accueil/sujetsrep%C3%A8res-historiques/seconde-guerre-mondiale/nimes-guerre Collectif Histoire et Memoire: Nîmes pendant la seconde guerre mondiale] |
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== Einzelnachweise == |
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<references responsive /> |
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{{Navigationsleiste Gemeinden im Arrondissement Nîmes}} |
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{{Normdaten|TYP=g|GND=4117890-7|LCCN=n81011188|VIAF=131295776}} |
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{{SORTIERUNG:Nimes}} |
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[[Kategorie:Nîmes| ]] |
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[[Kategorie:Ort in Okzitanien]] |
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[[Kategorie:Präfektur in Frankreich]] |
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[[Kategorie:Stadt in Frankreich]] |
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[[Kategorie:Frankreich im Zweiten Weltkrieg]] |
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[[Kategorie:Weinbauort in Frankreich]] |
Aktuelle Version vom 7. April 2025, 15:43 Uhr
Nîmes | ||
---|---|---|
![]() |
||
Staat | ![]() | |
Region | Okzitanien | |
Département (Nr.) | Gard (Präfektur) (30) | |
Arrondissement | Nîmes | |
Kanton | Nîmes-1, Nîmes-2, Nîmes-3, Nîmes-4, Saint-Gilles | |
Gemeindeverband | Nîmes Métropole | |
Koordinaten | 43° 50′ N, 4° 22′ O | |
Höhe | 21–215 m | |
Fläche | 161,85 km² | |
Einwohner | 150.444 (1. Januar 2022) | |
Bevölkerungsdichte | 930 Einw./km² | |
Postleitzahl | 30000 und 30900 | |
INSEE-Code | 30189 | |
Website | www.nimes.fr | |
![]() Nîmes |
Nîmes [Frankreichs und Hauptstadt des Départements Gard.
] (okzitanisch: Nimes [ ], altokzitanisch: Nemze, lateinisch: Nemausus) ist eine Stadt im SüdenGeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Von der Frühzeit bis in die 1930er Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nîmes hieß bei den Kelten Nemausus (Name der dortigen keltischen Quellgottheit) und war Hauptstadt der Volcae Arecomici. Sie lag im Einflussgebiet von Massilia (dem heutigen Marseille). 121 v. Chr. wurde sie von den Römern erobert und Teil der Provinz Gallia Narbonensis, dann 27 v. Chr. von Kaiser Augustus zur Colonia erhoben (Colonia Augusta Nemausus). Um diese Zeit siedelten sich hier ägyptische Griechen, wohl aus der Armee des Marcus Antonius, an. 149 n. Chr. wurde Nemausus wahrscheinlich nach dem Brand von Narbo (dem heutigen Narbonne) neue Hauptstadt der Narbonensis. Die Stadt war wenigstens bis zum Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. prosperierend. Sie war bevölkerungsreich, glänzend gebaut und ein Beispiel für die Blütezeit der gallorömischen Kultur. Den in seinen ältesten Teilen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. stammenden, bis heute erhaltenen Tour Magne („Großer Turm“) machten die Römer zum Teil ihrer sieben Kilometer langen Stadtbefestigung. Die verkehrsgünstig an der Via Domitia gelegene Stadt verfügte über eine bedeutende Münzstätte und hatte damals rund 25.000 Einwohner. Von der damaligen Stellung zeugen erhaltene Baudenkmäler wie das Amphitheater, das castellum, der Dianatempel, der Aquädukt Pont du Gard nordöstlich der Stadt, die Maison Carrée sowie das Augustustor.
Nîmes, wo 396 eine Synode stattfand, wurde in der ausgehenden Spätantike ein Bischofssitz; erstmals ist hier für das Jahr 506 ein Bischof bezeugt. 472 wurde die Stadt von den Westgoten erobert, die Septimanien lange gegen die Franken verteidigen konnten. 725 eroberten die Sarazenen Nîmes, das aber 737 von den Franken unter Führung Karl Martells eingenommen und fast gänzlich zerstört wurde. Von den Sarazenen kurzfristig zurückgewonnen fiel die Stadt 752 in die Hände Pippins des Jüngeren. Nachdem Nîmes so zum fränkischen Reich kam, regierten dort die vicecomites (frz. vicomtes), die unter den Herzögen von Septimanien standen. Im 10. Jahrhundert machten sich diese unabhängig und führten seitdem den Titel Grafen. Von den Normannen war die Stadt 859 geplündert worden. Wiederholt Zankapfel zwischen den Grafen von Toulouse, Carcassonne und Béziers sowie dem König von Aragonien wurde Nîmes von Letzterem als Oberlehnsherr ganz an sich gezogen. 1226 eroberte es König Ludwig VIII. von Frankreich. 1259 trat es Jakob I. von Aragonien förmlich an Ludwig IX. ab. Im Hundertjährigen Krieg wurde die Stadt 1378 vom Herzog von Anjou, 1417 von den Engländern und 1420 vom Dauphin Karl VII. erobert.
Im 16. Jahrhundert war Nîmes eine der Hauptstädte der Hugenotten, welche sich dort trotz aller Verfolgungen und Unterdrückungen in verhältnismäßig großer Zahl behaupteten und auf Betreiben der Marguerite von Navarra sogar eine protestantische Universität errichteten. Trotz aller Versöhnungsversuche herrschte seitdem ein schroffer Gegensatz zwischen den katholischen und protestantischen Einwohnern. Dieser führte oft zu blutigen Kämpfen. (siehe: Michelade 1567) In den Zeiten der Reaktion, so nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) und während des Cevennenkriegs (1702–05), kam es zu Verfolgungen der Protestanten. Im Zuge der Kämpfe wurde die Kathedrale der Stadt mehrfach zerstört. Die Religionskonflikte eskalierten auch 1791, und 1815 gab die Restauration der Bourbonen nach der Herrschaft der Hundert Tage von Napoleon Bonaparte hier ebenfalls zu großen Gräueln Anlass. Die Katholiken verfolgten im August und September dieses Jahres durch die „Bandes Verdets“ unter einem gewissen Dupont, genannt Trastaillon, die protestantischen Einwohner mit Mord und Brand; nur wiederholte Versuche des Herzogs von Angoulême beendeten diese Wirren. Ende August 1830 erhob sich nach der Julirevolution die katholische fanatische Partei für Karl X. und verursachte viel Aufruhr, wurde aber unterdrückt. 1835 wütete dann noch die Cholera in Nîmes.
Dennoch erlebte die Stadt einen stetigen wirtschaftlichen Aufschwung, insbesondere seit dem Aufkommen der Manufakturproduktion im 18. Jahrhundert, die vor allem in der Textilproduktion Anwendung fand. Daneben erwies sich der Weinanbau als profitabel, insbesondere, nachdem man mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz und mit dem Bau des Canal du Midi die Erzeugnisse besser absetzen konnte.
1939 – 1945: Internierungslager und Zweiter Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die französische Internierungspraxis der Jahre 1939 bis 1945, die spätestens seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor allem für deutsche und österreichische Emigranten das Recht auf Asyl stetig aushöhlte, führte schon 1939 dazu, dass alle männlichen Ausländer zwischen 20 und 40 Jahren verpflichtet wurden, als Prestataires nicht näher definierte gemeinnützige Arbeiten zu leisten. Sie wurden dazu in paramilitärischen Verbänden unter dem Kommando der Armee zusammengefasst, sogenannten „Compagnies de prestataires“ (Dienstleister-Kompanien, auch Compagnies de Travailleurs Étrangers, CTE, Fremdarbeiterkompagnien).
Im Zuge dieser Politik wurde auch Nîmes bereits 1939 Standort einer Compagnie de Travailleurs Étrangers (CTE 16e), die im Juni 1940 in ein Groupement de Travailleurs Étrangers (GTE 803e) überführt wurde.[1] Die AJPN-Webseite legt den Schluss nahe, dass diese Einheit auf dem Militärgelände Camp des Garrigues stationiert war. (Lage) Dieses Militärgelände erstreckte sich allerdings vom nördlichen Stadtrand von Nîmes bis zum Gardon. Dort oben liegt auch ein als Le Cascaret bezeichnetes Areal (Lage), auf dem sich laut AJPN ein Centre de rassemblement des étrangers (Sammellager für Ausländer) befunden haben soll.[2] Weitere Hinweise auf dieses Lager sind dort und in anderen Quellen nicht zu finden.
André Fontaine siedelt sein Camp des Garrigues „auf dem gleichnamigen weitläufigen militärischen Manövergelände 10 km nördlich von Nîmes“ an, das „bis zum Ufer des Gardon“ reiche. Diese vage Lokalisation schließt auch Le Cascaret als den Ort ein, an dem im Januar 1940 ein Lager für 200 deutsche Häftlinge aus einem anderen Teil Frankreichs eröffnet wurde. Dieses Lager habe sich neben einem weiteren für 200 spanische Flüchtlinge befunden. Die Spanier hätten ihre Unterkünfte selbst errichtet und ein Häuschen den Deutschen überlassen, bevor auch diese eine weitere Unterkunft bauen konnten.[3]
In Frankreich lebten 1939/1940 etwa 700.000 Italiener. Als sich im Rahmen des Westfeldzugs auch Italien zu einem Kriegseintritt entschloss, wurden auch sie zu feindlichen Ausländern (étrangers ennemis), die ab dem 10. Juni 1940 verfolgt und interniert werden sollten. In dem Umfange kam es schon aus logistischen Gründen nie zum Vollzug der Anordnung, doch wurden nach dem 10. Juni etwa 8.500 Italiener verhaftet und in verschiedene schon bestehende Internierungslager eingewiesen. 700 von ihnen wurden in die Nähe von Nîmes verlegt und aus Platzmangel in Zelten (Marabouts)[4] in der Garrigue untergebracht.[5]:, S. 254 Auch wenn Peschanski das so explizit nicht sagt, kann man wohl davon ausgehen, dass er mit Garrigue das weitläufige Camp de Garrigues meinte. Die Freilassung dieser Internierten erfolgte nach dem Waffenstillstand von Compiègne (1940) mit einigen Verzögerungen ab dem 17. Juli 1940.[5]:S. 273 f.
Nach dem Waffenstillstand von Compiègne versuchte der Kommandant des Camp des Milles noch am 22. Juni 1940 etwa 2.000 Gefangene vor den Deutschen in Sicherheit zu bringen. Er schickte sie in einem Zug nach Bayonne, wo angeblich ein Schiff auf sie warten sollte. Bei der Ankunft in Bayonne verbreitete sich das Gerücht, dass die deutsche Wehrmacht kurz vor der Stadt stünde. Einige der Flüchtlinge versuchten daraufhin, auf eigene Faust davonzukommen; die meisten aber bliebem beim Zug und begaben sich auf eine Rückreise, die bei Nîmes endete. Die Geschichte dieses „Gespensterzuges“ wurde von Lion Feuchtwanger und Alfred Kantorowicz, beides unfreiwillige Passagiere des Zuges, ausführlich beschrieben und ist auch Gegenstand des Spielfilms Les Milles. Gefangen im Lager.
Die Zugodyssee endete am 27. Juni 1940 auf dem Gelände eines Bauernhofes in der Nähe von Nîmes. Am nächsten Tag begann für die nach wie vor unter Bewachung stehenden Zuginsassen ein stundenlanger Marsch, den Henry Gowa auf einem Bild festgehalten hat.[6] Er endete nach etwa 15 Kilometern[7] auf dem Gelände eines aufgelassenen Gutshofes mit dem Namen San Nicola oder Saint-Nicolas. Feuchtwanger hat die Lebensbedingungen dort im Abschnitt Die Zelte von Nîmes ausführlich beschrieben.
Nach Salvatore Puglia lag das Internierungslager Saint Nicolas „innerhalb der Verwaltungsgrenzen der Gemeinden Sainte Anastasie du Gard und Nîmes auf dem Militärgelände von Garrigues […] in der Nähe der Kreuzung der Straßen, die Nîmes, Uzès und Poulx verbinden“ und befand sich in der Nachbarschaft der oben schon erwähnten kleineren Lager für die Spanier und die deutschen Häftlinge.[7] Puglia nennt in einem weiteren Beitrag[8] Koordinaten, die auf eine unmittelbare Nachbarschaft zu Le Cascaret hinweisen. (Lage)
Unabhängig von der genauen Lokalisation herrscht auch in Bezug auf die Benennung des Lagers ein großes Durcheinander.
„Es ist nicht einfach, dieses Lager zu lokalisieren, da es manchmal als Zeltlager Saint-Nicolas, Camp des Garrigues-Saint-Nicolas oder auch Camp de Saint-Nicolas-des-Garrigues bezeichnet wird. Wenn man der Aussage des Schriftstellers Lion Feuchtwanger […] folgt, hätten die Militärbehörden in den letzten Junitagen 1940 und den allerersten Julitagen 1940 ein Lager in der Umgebung des Bauernhofs Saint-Nicolas errichtet. Es handelte sich wahrscheinlich um das Mas Saint-Nicolas, eine ehemalige Postkutschenstation aus dem Ancien Régime, die 1950 von den Militärbehörden erworben wurde und fortan zum Manöverlager Les Garrigues gehörte. Das Lager befand sich also in der Gemeinde Sainte-Anastasie, in der Nähe der Brücke Saint-Nicolas de Campagnac, die den Gardon nördlich von Nîmes überspannt.[9]“
Bis Oktober 1940 standen den 2.000 Männern aus dem Zug 100 der oben schon erwähnten Rundzelte (Marabouts) zur Verfügung[10], die nach Feuchtwanger im Schnitt 16 Personen Platz boten.[11]:S. 158 Das gesamte Lager war von Stacheldraht umgeben, der aber für eine Vielzahl der Internierten kein Hindernis darstellte für regelmäßige Ausflüge Nach Nîmes. Auch wenn es bei Feuchtwanger einzelne Schilderungen pittoreskerer Situationen des Lagerdaseins gibt, kommt die dort herrschende Not nicht zu kurz, die Puglia recht bündig zusammenfasst:
„Die Lebensbedingungen waren hart. Die Internierten, die in etwa 100 "Marabout"-Zelten mit Strohboden untergebracht waren, litten unter dem Mistral, der Hitze, Insekten, Ruhr und der Angst, an die Nazis ausgeliefert zu werden (die Kundt-Kommission, die mit der Erfassung und Auswahl der Kriegsinternierten beauftragt war, wurde kurz nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands aktiv und erschien tatsächlich Anfang August).[12]“
Nach Feuchtwanger entwickelte sich das Lager immer mehr in einen Jahrmarkt, bestehend aus improvisierten Verkaufsständen und Bars, in denen Lagerinsassen Sachen anboten, die sie zum Verkauf organisiert hatten oder aufgrund ihrer eigenen Not zum Verkauf gezwungen waren. Sehr einfühlsam beschrieb er das im Lager herrschende soziale Gefälle, das sich hinter diesem Alltagstrubel verbarg.
„Es ist wohlfeil, sich zu entrüsten über die armen Teufel, welche sich durch Schacher jeder Art ein paar Franken zu erraffen suchten und welche wohl gar die andern, ihre Gefährten im Elend, bestahlen. Was sollten diese Unseligen tun? Ihre Kleider zerlumpten, das Essen, Welches die Lagerleitung bot, genügte gerade zur Fristung des Lebens und ließ einen hungrig. Es gab unter den zweitausend Lagerinsassen vielleicht hundert, die sich die paar erhältlichen Zutaten und Annehmlichkeiten ohne Rücksicht auf den Preis verschaffen konnten. Die meisten aber mußten rechnen, und sehr viele gab es, die nichts besaßen, im Wortsinne nichts, auch keinen Freund oder Verwandten außerhalb, der ihnen einen Centime hätte geben können. Diese Leute waren angewiesen auf die Mildtätigkeit der Wohlhabenden. Und da der Wohlhabenden so wenige, ihrer aber, der Bedürftigen, so viele waren, blieb ihnen kaum etwas anderes übrig, als zu schachern oder noch bedenklichere Mittel anzuwenden.“
Feuchtwanger, der das Lager zeitweilig verlassen hatte und sich mehrere Tage illegal in Nîmes aufhielt, dann aber wieder nach San Nicolas zurückkehrte, konnte in der zweiten Julihälfte fliehen. Möglich gemacht wurde das von Marta Feuchtwanger in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Vizekonsul in Marseille, Hiram Bingham.[13] Das Lager in Saint Nicola wurde im Oktober 1940 geschlossen. Dass einige weitere Lagerinsassen flohen, darunter auch Max Ernst, ist bekannt. Andere wurden freigelassen (Franz Hessel und sein Sohn Ulrich), mindestens einer wurde nach Deutschland ausgeliefert.[7] Das Schicksal der weit überwiegenden Mehrheit der Lagerinsassen ist nicht bekannt. Eine nicht weiter verifizierbare Quelle legt nahe, dass sie ins Camp des Milles zurückverlegt wurden.[14] Das Gelände des Camp de Garrigue wird heute weiterhin als militärisches Übungsgelände genutzt.[15], 20 % des Militärlandes sind Teil des im Oktober 2012 gestarteten Projekts „LIFE Défense Nature 2000“ im Rahmen des Natura 2000-Netzwerkes.[16] Hinweise auf Gedenkorte an die ehemaligen Internierungslager in den Garrigues gibt es keine.
Während oberhalb von Nîmes das große Internierungslager entstand, wurde die Stadt selber von französischen Binnenflüchtlingen überschwemmt. Auf der Flucht vor den vorrückenden deutschen Truppen flohen Zehntausende Menschen in den Süden, und Nîmes wuchs innerhalb weniger Tage von 90.000 auf 200.000 Einwohner.[17] Nach dem Waffenstillstand von Compiègne (1940) beruhigte sich die Lage. Ab Herbst 1940 Herbst konstituierten sich erste Widerstandsgruppen aus Personen, die das Vichy-Regime und die aus der Niederlage resultierende Situation ablehnten.[18] In Nîmes brachten am 21. Januar 1942 Hausfrauen mit einer Demonstration ihre Unzufriedenheit mit dem Regime zum Ausdruck.[17]
Auf der anderen Seite intensivierte das Vichy-Regime seine Kollaboration mit den deutschen Besatzern. Am 25 und 26. August 1942 wurden bei einer Massenrazzia der Vichy-Polizei in Nîmes 59 jüdische Männer, Frauen und Kinder zusammengetrieben, an die Deutschen ausgeliefert und anschließend deportiert.[17]
Am 11. November 1942 marschierten die deutschen Truppen, die in die Südzone (die bisherige Freie Zone) ein und etablieren in Nîmes und Pujaut ihre Besatzungsstrukturen. Die Gestapo richtete ihre Zentrale in Nîmes am Boulevard Gambetta 13 ein.[17] Es gab auch ein deutsches Arbeitsvermittlungsamt, das Arbeitskräfte für den Service du travail obligatoire (STO) rekrutieren sollte, doch gerade dagegen setzte sich der Widerstand zur Wehr. Es wurden Vorkehrungen getroffen, um die Sicherheit derer zu gewährleisten, die sich der Dienstverpflichtung und der Deportation nach Deutschland entzogen. Eine erste Initiative hierzu organisierte sich Ende 1942 in einem Bauernhaus im Stadtteil Eau Bouillie. Trotzdem wurden im Département Gard 10.204 Menschen für den STO zwangsverpflichtet.[18]
Im Kampf gegen den Widerstand setzten die deutschen Besatzer in der ersten Hälfte des Jahres 1944 im Gard speziell dafür ausgebildete Einheiten ein: im Februar 1944 die 9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“, dann im Mai 1944 ein Regiment der SS-Spezialeinheit Brandenburg. Nach einer vom 26. bis 29. Februar 1944 dauernden Operationen der SS gegen den Maquis wurden am 2. März 1944 in Nîmes 15 Geiseln erhängt.[18]
Bei zwei amerikanischen Luftangriffen am 27. Mai 1944 und am 12. Juli 1944, die vor allem den östlichen Teil der Stadt trafen, kamen 271 Menschen ums Leben und 289 wurden verletzt; insgesamt wurden 443 Häuser zerstört und rund 5.000 beschädigt.[19]
Nîmes wurde am 25. August 1944 befreit. Daran beteiligten sich auch deutsche Résistance-Kämpfer. Sie waren zum Teil deutsche Antifaschisten, die ins Gard geflohen waren, darunter auch Kämpfer, die auf republikanischer Seite am Spanischen Bürgerkrieg teilgenommen hatten.[20] Marcelle Battut, der Frau eines Fußballspielers und Geliebten des lokalen deutschen Kommandanten wurden wegen Horizontaler Kollaboration zuerst die Haare geschoren, danach wurde sie in Selbstjustiz hingerichtet. Eine aufgebrachte Menge prügelte noch mehrere Stunden auf ihre Leiche ein.[21] Der erste Befreiungsausschuss des Départements tagte am 2. September 1944. Am 13. Mai 1945 gewann der Parti communiste français[22] den zweiten Wahlgang für die Stadtregierung.
Nîmes nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Nimes befindet sich der Standort des 2e REI (2e régiment étranger d’infanterie, deutsch: 2. Fremdeninfanterieregiment) der Fremdenlegion.
Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2017 | 2021 |
Einwohner | 99.802 | 123.292 | 127.933 | 124.220 | 128.471 | 133.424 | 144.092 | 150.610 | 148.104[23] |
Quellen: Cassini und INSEE |
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beschreibung: Auf Rot eine auf einem grünen Schildfuß stehende grüne Palme mit einem an goldener Kette angebundenem, sich nach links wendenden grünen Krokodil. In der Palme hängt rechts ein goldener Kranz und zu ihren Seiten die goldenen Majuskeln COL und NEM.
Symbolik: Das angekettete Krokodil stammt aus einem Münzmotiv aus der Zeit um 27 v. Chr. bis 14 n. Chr. Es soll von ägyptischen Sklaven zu jener Zeit in die Stadt gebracht worden sein. Die Buchstaben bedeuten Colonia Nemausiensis (→ Initialwappen). Heute ist das Wappen auf vielen öffentlichen Gegenständen, wie etwa Straßenpollern, zu finden. Im Rathaus hängen an der Decke eines Aufganges Krokodile.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2001 ist Jean-Paul Fournier (UMP) Bürgermeister der Stadt.
Städtepartnerschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nîmes listet acht Partnerstädte auf:[24]
Stadt | Land | seit |
---|---|---|
Braunschweig | ![]() |
1962 |
Frankfurt (Oder) | ![]() |
1976 |
Meknès | ![]() |
2005 |
Prag, 1. Bezirk | ![]() |
1967 |
Preston | ![]() |
1955 |
Rischon LeZion | ![]() |
1986 |
Verona | ![]() |
1960 |
Córdoba | ![]() |
2013 |
Sehenswürdigkeiten
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Sehenswürdigkeiten der Stadt sind vor allem die zahlreichen Bauten aus der Römerzeit – u. a. das Amphitheater und die Maison Carrée – sowie die Kathedrale und der malerische historische Stadtkern. Im Zentrum der Stadt befinden sich die Arenen, die Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. erbaut wurden. Dabei misst das Amphitheater 133 m in der Länge und 101 m in der Breite und bietet Platz für über 20.000 Zuschauer. Die 21 Meter hohe Fassade besteht aus zwei übereinanderliegenden Reihen aus jeweils 60 Bögen. Auch heute noch wird das Amphitheater für Veranstaltungen genutzt. Insbesondere während der Ferias finden dort dreimal im Jahr unblutige Stierkämpfe statt, die sog. „Courses libres“. In den Ferias vor Pfingsten werden allerdings auch allabendlich viele Stiere in der nach spanischem Muster inszenierten Corrida getötet.
Der Maison Carrée genannte Tempel wurde zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet und dominierte in der Antike das Forum der Stadt. Er war Gaius und Lucius Caesar, den Enkeln und Adoptivsöhnen des Kaisers Augustus, geweiht. Seit 2023 gehört er zum UNESCO-Welterbe.
Die Porte d'Auguste markiert mit ihren erhaltenen Bögen die Stelle, an der die Via Domitia von Osten in die Stadt mündete.
Das moderne Carré d’Art, gegenüber der Maison Carrée gelegen, wurde vom Architekten Norman Foster entworfen, es enthält eine Bibliothek und ein Museum für Moderne Kunst.
Die Jardins de la Fontaine wurden im 18. Jahrhundert von Maréschal und Dardailhon angelegt. Auch der alte Dianatempel wurde in die französische Parklandschaft integriert, ebenso der keltische Tour Magne, der eine Höhe von 32 Metern aufweist und als Aussichtsturm dient.
Das Castellum ist ein römisches Wasserkastell, der das Wasser, das über den Pont du Gard in die Stadt geleitet wurde, auffing und weiterleitete. Es hat einen Durchmesser von 5,90 Metern.
Das Musée de Beaux-Arts wurde 1907 erbaut und 1986/87 von Jean-Michel Wilmotte umgestaltet. Ausgestellt sind französische, niederländische und italienische Gemälde des 16. und 17. Jahrhunderts.
Das Musée du Vieux Nîmes befindet sich im alten, aus dem 17. Jahrhundert stammenden Bischofspalast. Gezeigt wird die Stadtgeschichte seit dem Ende des Mittelalters.
Das Musée des Cultures Taurines wurde im Jahre 2002 eingeweiht und befasst sich mit der regionalen Kultur, insbesondere mit dem Stierkampf.
Das Musée de la Romanité[26] ist ein 2018 eröffneter Neubau unmittelbar neben dem Amphitheater. Die moderne geschwungene Glasfassade soll nach der Architektin Elizabeth de Portzamparc an eine römische Toga erinnern. Das archäologische Museum zeigt eine Sammlung, die von der Bronzezeit bis ins Mittelalter reicht, wobei der Schwerpunkt auf die Römische Epoche gerichtet ist, sehenswert ist beispielsweise die Sammlung an römischen Mosaiken. Ein Panoramablick über Nîmes bietet sich von der Dachterrasse. Das frühere Archäologische Museum (Musée Archéologique de Nîmes) in der ehemaligen Jesuitenschule wurde mit der Eröffnung geschlossen.
Verkehr
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1839 eröffnete die Compagnie des mines de la Grand’Combe et des chemins de fer du Gard den 26 km langen Abschnitt Nîmes–Beaucaire der späteren Bahnstrecke Tarascon–Nîmes–Sète. Der heutige Bahnhof wurde zwischen 1840 und 1844 von der Compagnie fermière du chemin de fer de Montpellier à Nîmes auf einem langgestreckten, die Innenstadt südöstlich tangierenden Viadukt errichtet und mit der Strecke nach Beaucaire verbunden. TGV- und AVE-Hochgeschwindigkeitszüge verkehren u. a. nach Paris, Straßburg, Lyon, Marseille, Barcelona und Toulouse. Mit der Inbetriebnahme des Bahnhofs Nîmes-Pont-du-Gard am Contournement de Nîmes et Montpellier am 15. Dezember 2019 wurde ein Teil des Hochgeschwindigkeitsverkehrs dorthin verlagert.
Nîmes befindet sich an der Autobahn A9 (Orange-Perpignan) und der A54 (Nîmes–Salon-de-Provence). Der Flughafen Nîmes-Garons befindet sich südlich der Stadt; zudem gibt es im Nordosten der Stadt, bei Courbessac, noch einen kleinen Flugplatz.
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name des Jeans-Stoffes Denim leitet sich von de Nîmes „aus Nîmes“ ab.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Ilisch: Nemausus. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 21, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2002, ISBN 3-11-017272-0, S. 65 f. (online) (Beitrag zur Geschichte von Nîmes, Artikel im Fachlexikon zum antiken Nemausus)
- Gilles Martin-Raget und Jacques Maigne: De garrigues en Costières. Paysages de Nîmes Mêtropole. Arles (Actes Sud) 2005, ISBN 2-7427-5692-2.
- Ralf Nestmeyer: Languedoc-Roussillon. Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2012, ISBN 978-3-89953-696-6.
- Lion Feuchtwanger: Der Teufel in Frankreich. Erlebnisse, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, Juni 1987, ISBN 3-596-25918-5.
- Alfred Kantorowicz: Exil in Frankreich. Merkwürdigkeiten und Denkwürdigkeiten, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-596-25957-6
Dokumentationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- zdf.de / ZDFinfo (2022): Die Römer in Nîmes - Auf den Spuren der Antike (42 Minuten)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nîmes
- Amphitheater in Nîmes
- Antikefan - Nîmes, das römische Nemausus
- 95 Fotos von Nîmes, abgerufen am 18. Januar 2017
- AJPN – Anonymes, Justes et Persécutés durant la période Nazie dans les communes de France[27]
- Fondation pour la Mémoire de la Déportation (FMD): Prison Nîmes (Maison Centrale)
- Salvatore Puglia: Un camp d’internement dans la garrigue (2016-2023)[28]
- Cévennes Magazine: Le camp d’internement de Saint-Nicolas, à Sainte-Anastasie dans le Gard en 1940, 3. Februar 2023 (Online)
- Collectif Histoire et Memoire: Nîmes pendant la seconde guerre mondiale
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ AJPN: 16e CTE-803e GTE du Camp des Garrigues
- ↑ Cascaret-. Abgerufen am 3. Mai 2024.
- ↑ André Fontaine: QUELQUES CAMPS DU SUD-EST 1939-1940, pdf-S. 21 (Online). Fontaines Beitrag bezieht sich ausschließlich auf dieses erste Lager in der Garrigue und damit auf die Zeit vor der Ankunft des Gespensterzuges Ende Juni 1940
- ↑ Marabout-Zelte sind Rundzelte: Definition. Siehe hierzu auch die Abbildung der Marabouts bei Salvatore Puglia: Un camp d’internement dans la garrigue.
- ↑ a b Denis Peschanski: Les camps français d’internement (1938-1946) - Doctorat d’Etat. Histoire. Univer-sité Panthéon-Sorbonne - Paris I, 2000 (Online1 oder Online2)
- ↑ La Marche de Saint-Nicolas, abgebildet bei Salvatore Puglia: Un camp d’internement dans la garrigue
- ↑ a b c Salvatore Puglia: Un camp d’internement dans la garrigue
- ↑ Salvatore Puglia: Retour sur les lieux, mars 2018 (mit Fotos)
- ↑ „Il n’est pas aisé de localiser ce camp puisqu’il est nommé parfois camp de tentes de Saint-Nicolas, camp des Garrigues-Saint-Nicolas ou encore camp de Saint-Nicolas-des-Garrigues. Si on suit le témoignage de l’écrivain Lion Feuchtwanger, auteur du Juif Süss et porte-parole des internés des Milles, les autorités militaires auraient créé un camp aux alentours de la ferme Saint-Nicolas dans les derniers jours de juin 1940 et les tous premiers de juillet 1940. Il s’agit probablement du mas Saint-Nicolas , un ancien relais de diligences de l’Ancien Régime, acquis en 1950 par les autorités militaires et intégré dorénavant au camp de manoeuvre des Garrigues. Le camp était donc situé sur la commune de Sainte-Anastasie, à proximité du pont de Saint-Nicolas de Campagnac qui surplombe le Gardon, au nord de Nîmes.“
- ↑ AJPN: Camp Garrigues Saint-Nicolas
- ↑ Lion Feuchtwanger: Der Teufel in Frankreich
- ↑ Les conditions de vie y étaient rudes. Les internés, logés dans une centaine de tentes « marabout » pourvues d’un sol en paille, souffraient du mistral, de la chaleur, des insectes, de la dysenterie et de l’angoisse d’être livrés aux nazis (la commission Kundt, chargée du recensement et de la sélection des internés de guerre, fut active peu après la signature de l’armistice et se présenta effectivement début août).
- ↑ Wilhelm von Sternburg: Lion Feuchtwanger. Ein deutsches Schriftstellerleben, Lizenzausgabe der Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt nach der Ausgabe des Aufbau Verlags, 1994, S. 449
- ↑ Salvo Puglia: Un été au camp d’internement de Saint-Nicolas de Campagnac. 21. September 2016, abgerufen am 3. Mai 2024 (französisch).
- ↑ Anthony Maurin: NÎMES Les militaires construisent au Camp des garrigues, Objectif Gard, 15. Februar 2023
- ↑ Sylvie Bonnet: Nîmes : des lapins en zone militaire au camp des Garrigues, france 3 occitanie, 15. Oktober 2015
- ↑ a b c d AJPN: Nîmes en 1939-1945
- ↑ a b c Collectif Histoire et Memoire: Nîmes pendant la seconde guerre mondiale
- ↑ Philippe Ritter et Georges Mathon: Bombardements de Nîmes et résistance gardoise bei nemausensis.com, abgerufen am 15. Juli 2023
- ↑ Vivre Nîmes: Le 25 août 1944, Nîmes était libérée du joug allemand, 25. August 2022
- ↑ Pierre Brana, Joëlle Dusseau: Collaboratrices : 1940–1945 – Histoire des femmes qui ont soutenu le régime Vichy et l’occupation nazi. Édition Perrin, Paris 2024, ISBN 978-2-262-10010-0, S. 197.
- ↑ Jean-Christophe Buisson: 1945. Éditions Perrin, Paris 2024, ISBN 978-2-262-10332-3, S. 153.
- ↑ Populations légales 2021 − Commune de Nîmes (30189) | Insee. Abgerufen am 26. Juli 2024.
- ↑ Jumelages. Abgerufen am 31. März 2015 (französisch).
- ↑ Comune di Verona – Grandi Eventi – Gemellaggi e Patti d’Amicizia. Abgerufen am 24. April 2018 (italienisch).
- ↑ siehe dazu: Eine besondere Kulisse für das römische Erbe. Das Musée de la Romanité in Nimes. In: Antike Welt. Bd. 54 (2023), Heft 1, S. 84–87.
- ↑ AJPN = Namenlose, Gerechte und Verfolgte während der NS-Zeit in den Gemeinden Frankreichs
- ↑ Salvatore Puglia wurde 1953 in Rom geboren und studierte Geschichte. Seit 1985 trat er mit künstlerischen Ausstellungen an die Öffentlichkeit. Seine künstlerischen Untersuchungen basieren auf dokumentarischen Bildquellen. Historische Spuren betrachtet er als zu transformierendes Material und als Ausgangspunkt für seine Bilder.