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„Tollensesee“ – Versionsunterschied

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{{Infobox See
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|NAME = Tollensesee
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|BILD = Tollensesee-Panorama-Behmshoehe.jpg
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|BILDBESCHREIBUNG = Tollensesee vom [[Aussichtsturm Behmshöhe]]
|colspan="2" align=center bgcolor="#FFFFFF" |[[Bild:Tollensesee.jpg|thumb|300px|Der Tollensesee während eines Sommergewitters]]
|BREITENGRAD=53/30/26/N
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|LAGE = [[Landkreis Mecklenburgische Seenplatte]], [[Mecklenburg-Vorpommern]]
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!colspan="2" align=center bgcolor="#EBE085" | '''Daten'''
|ABFLUSS = [[Tollense]] (hier zuerst ''Oberbach'') → [[Peene]] → [[Ostsee]]
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| Name: || Tollensesee
|INSELN = [[Fischerinsel (Tollensesee)|Fischerinsel]], Trümmerinsel
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|NAHERORT =
|Lage: || Mecklenburg-Vorpommern
|HÖHE = 14.8
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|HÖHE-BEZUG=DE-NHN
|Fläche || 17,4 km²
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|NACHWEIS-FLÄCHE = <ref name="Daten">[https://www-docs.b-tu.de/fg-gewaesserschutz/public/projekte/uba_2/02_meck_pom.pdf Dokumentation von Zustand und Entwicklung der wichtigsten Seen Deutschlands: Teil 2 Mecklenburg-Vorpommern (PDF; 3,5 MB)]</ref>
|maximale Tiefe: || ca. 33 m
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|NACHWEIS-SEELÄNGE = <ref name="Daten" />
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|NACHWEIS-SEEBREITE = <ref name="Daten" />
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|NACHWEIS-VOLUMEN = <ref name="Daten" />
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|MAX-TIEFE = 45.6
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|BESONDERHEITEN = Teil eines [[Tunneltal]]s
|ANMERKUNGEN = Der See ist auf dem Wasserweg nur mit kleinen Booten über die Tollense zu erreichen.
|BILD1 = Tollense Flusssystem.png
|BILD1-BESCHREIBUNG = Tollensesee im Gewässernetz
}}


Der '''Tollensesee''' ist ein See südlich der Innenstadt von [[Neubrandenburg]] in [[Mecklenburg-Vorpommern]] ([[Deutschland]]). Er gehört zum bekannten [[Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern|Urlaubsgebiet]] und Landschaftsraum der [[Mecklenburgische Seenplatte|Mecklenburgischen Seenplatte]]. Der See erstreckt sich bei einer Fläche von 17,9&nbsp;km² über 10,3&nbsp;km Länge und 2,4&nbsp;km Breite. [[Hydrologie|Hydrologisch]] liegt er im Verlauf der [[Tollense]].
Der '''Tollensesee''' ist ein [[See (Gewässer)|See]] in [[Mecklenburg-Vorpommern]] ([[Deutschland]]).


== Geographie ==
== Geografie ==
Der Tollensesee liegt im Stadtgebiet von Neubrandenburg und zählt in der Stadtgliederung zum Lindenbergviertel.<ref>''Hauptsatzung der Stadt Neubrandenburg.'' 27. Juni 2013, S. 11 ([http://62.159.150.6/probuerger60/getfile.cfm?id=f77 Online], [[PDF]]).</ref> Er befindet sich zwischen Neubrandenburg im Norden und dem See [[Lieps (See)|Lieps]] im Süden. An den See angrenzende Ortschaften sind [[Neubrandenburg|Broda]], [[Klein Nemerow]], [[Alt Rehse]] und [[Penzlin|Wustrow]].


Der See befindet sich zwischen der Stadt [[Neubrandenburg]] im Norden und dem See [[Lieps (See)|Lieps]] im Süden. Die größte Tiefe des Tollensesees, die sich etwa auf der halben Längstausdehnung unweit des südöstlichen Seeufers befindet, wird mit ca. 33 m angegeben.
Die größte Tiefe des Tollensesees beträgt ca. 45,6&nbsp;m. Sie befindet sich etwa auf der halben Längsausdehnung unweit des südöstlichen Seeufers vor Klein Nemerow.


Der Tollensesee ist 10,1&nbsp;Kilometer lang und bis zu 2,3&nbsp;Kilometer breit. Wegen der Wasserspiegelhöhe von knapp {{Höhe|15|DE-NN}} und seiner Tiefe von 45,6&nbsp;m zählt er zu den [[Kryptodepression|kryptodepressiven]] Seen.
Bei Neubrandenburg bildet der Fluss [[Tollense]], der zwischen [[Neustrelitz]] und dem Lieps entspringt, diesen und den Tollensesee in Richtung Norden durchfließt, in einem künstlich angelegten Kanal ("Oberbach" genannt) den Abfluss des Sees. Der wichtigste Zufluss des Tollensesees ist allerdings der Nonnenbach, der dem etwas weiter südöstlich liegenden [[Wanzkaer See]] enfließt und nördlich von [[Usadel]] einmündet.


Inseln im Tollensesee sind die [[Fischerinsel (Tollensesee)|Fischerinsel]] im äußersten Südwesten vor Wustrow und die künstliche „Trümmerinsel“ vor Neubrandenburg.
Das während der letzten [[Weichsel-Eiszeit|Eiszeit]] entstandene Gewässer, das 10,4 km lang und 1,5 bis 2,5 km breit ist, bildet einen typischen [[Zungenbecken|Gletscherzungensee]].


Das während der letzten [[Weichsel-Eiszeit|Eiszeit]] entstandene Gewässer galt lange als [[Zungenbecken]]see. Die Ergebnisse neuerer geologischer Forschungen verweisen jedoch auf die Entstehung des Sees aus einem [[Tunneltal]].<ref>[https://www.neubrandenburg.de/Sport-Kultur/Tourismus/Der-Tollensesee (Stadt) Neubrandenburg: ''Der Tollensesee'']</ref>
Am Nordufer des Sees liegt ein Naherholungsgebiet mit mehreren [[Strandbad|Strandbädern]], angrenzendem [[Park|Kulturpark]], [[Marina|Jachthafen]] und Wassersportzentrum.


== Name ==
=== Gewässernetz ===
Der längste und mit einem [[Abfluss]] von 0,57&nbsp;m³/s<ref name="Daten" /> wasserreichste Zufluss des Tollensesees ist der [[Nonnenbach (Tollense)|Nonnenbach]], oberhalb des [[Wanzkaer See]]s traditionell Warbender Mühlenbach genannt. Als hydrologischer Oberlauf der Tollense wurde jedoch der Zufluss durch die [[Lieps (See)|Lieps]] definiert. Er kommt vom Mürzsee bei [[Blumenholz]]. Von der Sandmühle an ist er Teil des historisch-topografisch definierten [[Ziemenbach]]s. Von der Lieps zum Tollensesee gibt es mehrere Gräben mit uneinheitlichen Bezeichnungen. Der wichtigste heißt jetzt Liepskanal.


Von der eigentlich erst unterhalb des Tollensesees in die Tollense mündenden [[Linde (Tollense)|Linde]] zweigt am Rand der städtischen Bebauung ein Kanal namens ''Gätenbach'' ab und mündet in den Norden des Tollensesees.
Der Name des Tollensesees (Mittelwasser ca. 15 m über [[Normalnull|NN]]) leitet sich vom [[Slawische Sprachen|slawischen]] ''"dolenzia" = Talniederung, "dol" oder "dolina" = Tal'' her.

Den Tollensesee verlässt die Tollense in zwei Armen. Der rechte wird bis zur Einmündung des Neubrandenburger Stadtgrabens traditionell ''Oberbach'' genannt, anschließend ''Unterbach''. Das Wasser trieb die Vierrademühle an. Der linke Arm, ''Ölmühlenbach'' genannt, ging bis vor einigen Jahrzehnten getrennt aus dem See ab, heute zweigt er wenige Meter vom See aus dem Oberbach ab. Beide Tollensearme vereinigen sich nach ca.&nbsp;1,6&nbsp;Kilometern.

== Name ==
Der Name des Tollensesees leitet sich vom [[Slawische Sprachen|slawischen]] „dolenzia“ = Talniederung, „dol“ oder „dolina“ = Tal her. In einem Spätwerk des Rostocker Theologen [[Eilhard Lubin]] (1565–1621) wird der Tollensesee „Olse See“ genannt.<ref>Eilhard Lubin: "NOVA ILLVSTRISSIMI DVCATVS POMERANIAE TABVLA" (1621)</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Tollensesee-Belvedere.jpg|mini|[[Belvedere (Neubrandenburg)]]]]
Im Bereich des Südendes des Tollensesees und der angrenzenden Lieps wird seit mehreren Jahrhunderten die Lage des slawischen Hauptheiligtums [[Rethra]] vermutet. Bei den zahlreichen Versuchen, Rethra zu lokalisieren, spielt neben der Lieps die Fischerinsel eine große Rolle. Archäologische Ausgrabungen förderten hier eine massive Kulturschicht aus slawischer Zeit zutage und 1968 wurde ein doppelköpfiges slawisches [[Abgott|Holzidol]] gefunden.


Durch [[Mecklenburg|mecklenburgische]] Verehrer von [[Alexander von Humboldt]] wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Berggipfel am Ostufer des Tollensesees als [[Chimborazo]] benannt – nach einem Vulkan in Südamerika, dessen Erstbesteigung Humboldt versuchte.<ref>Jörg Franze: ''Humboldt ein bisschen älter gemacht.'' In: Nordkurier / Neubrandenburger Zeitung, 21./22. Juni 2014, S. 20.</ref>
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] mussten [[Zwangsarbeit|Zwangsarbeiter]] im Jahr [[1942]] im See eine künstliche Insel samt großem Gebäude errichten - eine geheime Torpedoversuchsanstalt (TVA). Von dieser aus konnten sowohl Unterwasser- als auch Überwasser-[[Torpedo]]s für Tests abgeschossen werden. Ziel war es, die Treffsicherheit zu verbessern. Explosionen gab es keine, die entschärften Torpedos wurden nach den Tests aus dem Wasser gefischt. Die Teststrecke betrug 8 km. Der Badebetrieb musste nicht eingestellt werden. Als die [[Rote Armee]] näher rückte, wurde der Unterwasserteil des Gebäudes geflutet und der Rest des Gebäudes in Brand gesteckt. Die Ruine und die ganze künstliche Insel wurden erst viele Jahre später gesprengt. Übrig geblieben ist eine zugewachsene Insel. Unter Wasser liegen selbst heute noch die Überreste.


Das tempelartige Haus [[Belvedere (Neubrandenburg)|Belvedere]] entstand im frühen 19.&nbsp;Jahrhundert am nordwestlichen Steilufer des Tollensesees an der Stelle eines schlichten [[Adolf Friedrich IV. (Mecklenburg)|herzoglichen]] Sommerhauses, welches zuvor abgetragen wurde. In den 1930er Jahren wurde es zum Landesehrenmal für Gefallene des Ersten Weltkriegs umgebaut. Später zum Aussichtspunkt umgestaltet, wird es noch heute so genutzt.
== Weblinks ==


1942 mussten Zwangsarbeiter im See eine künstliche Insel samt großem Gebäude für eine Außenstelle der [[Torpedoversuchsanstalt Neubrandenburg|Torpedoversuchsanstalt (TVA)]] der [[Kriegsmarine]] errichten. Von dieser aus konnten sowohl Unterwasser- als auch Überwasser-[[Torpedo]]s abgeschossen werden. Zweck der Tests war es, die Treffsicherheit zu verbessern. Explosionen gab es keine, die entschärften Torpedos wurden nach den Tests aus dem Wasser gefischt. Die Teststrecke betrug 8&nbsp;km. Der Badebetrieb musste dafür nicht eingestellt werden.
*http://www.altrehse.de/see.htm

Als die [[Rote Armee]] näher rückte, wurde der Unterwasserteil der Anlage geflutet und der Rest des Gebäudes in Brand gesteckt. Die Ruine und die ganze künstliche Insel wurden viele Jahre später gesprengt. Übrig geblieben ist eine zugewachsene [[Doppelinsel]], die heute als ''Trümmerinsel'', ''Torpedoinsel'' oder ''TVA'' bezeichnet wird. Unter Wasser liegen Überreste der Versuchsanlage.<ref>Michael Erler: ''Torpedos im Tollensesee''. mdr, 2008</ref>

Auch der im Südwesten des Sees gelegene Ort [[Alt Rehse]] ist mit der Geschichte des Nationalsozialismus verbunden: Hier wurde 1935 die [[Führerschule der Deutschen Ärzteschaft]] eingerichtet, die für die rassenpolitische und erbbiologische Ausbildung der deutschen Ärzteschaft im Sinne des [[Nationalsozialismus]] von Bedeutung war.

Im Juli 2023 zeigten Matthias Hempel und Oliver Zimmermann durch eigene Untersuchungen und Messungen, dass der See tiefer ist, als die bis dahin angenommenen 31,2&nbsp;m. Nach eigenen Messungen bestimmten sie die Tiefe auf 45,6&nbsp;m. Von offizieller Seite wurde nun begonnen, den See erneut zu vermessen.<ref name="NeueTiefe">"Mehr als 45 Meter – Tollensesee offenbar tiefer als gedacht" - [https://www.nordkurier.de/regional/neubrandenburg/tollensesee-ist-offenbar-tiefer-als-gedacht-1743345 Nordkurier], 7. Juli 2023</ref>

== Tourismus ==
[[Datei:Tollense-Schiffe.jpg|mini|Die Motorschiffe ''Rethra'' und ''Mudder Schulten'' in der Nähe von Klein Nemerow]]
* Im nördlichen Bereich des Tollensesees befinden sich große Strandbäder und Wassersportzentren mit [[Marina (Hafen)|Yachthäfen]], Segel-, Ruder- und Kanusportvereinen. Der angrenzende [[Kulturpark Neubrandenburg]] trennt den See von der bebauten Fläche der Stadt.
* Bei den großen Stränden am Nordwestufer (Broda), am Nordufer (dem so genannten „Freibad“) und am Nordostufer ([[Augustabad (Neubrandenburg)|Augustabad]]) gibt es Bademöglichkeiten in Neubrandenburg. Der [[Freikörperkultur|FKK]]-Strand ''Buchort'' im Brodaer Holz und der Strand in Nonnenhof bieten weitere Bademöglichkeiten.
* Um Tollensesee und [[Lieps (See)|Lieps]] führt ein ausgebauter, ca.&nbsp;35&nbsp;km langer Fahrradrundweg mit natürlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten. Entlang der Route liegen die Aussichtspunkte Belvedere, das auch für Hochzeiten und kulturelle Veranstaltungen genutzt wird, und Behmshöhe, das ehemalige nationalsozialistische Musterdorf [[Alt Rehse]] mit Gutspark und Fachwerkhäusern, das [[Jagdschloss Prillwitz]], das [[Naturschutzgebiet Nonnenhof]], sowie die Dörfer [[Blumenholz|Usadel]] und [[Klein Nemerow]].
* Im [[Brodaer Holz]] am westlichen Ufer befindet sich ein [[Campingplatz]]
* Fahrgastschiffe befahren den See linienmäßig und zu Rundfahrten. Schiffsanlegestellen gibt es in Neubrandenburg (Kulturpark-Badehaus), Klein Nemerow, Nonnenhof, Gatsch Eck und in [[Hohenzieritz|Prillwitz]] an der Lieps.
*In einigen Orten rund um den See gibt es Ferienwohnungen und Hotels.

== Naturschutz ==
[[Datei:Tollensesee-Fischerinsel-Okt-2007.jpg|mini|Die Fischerinsel im Südwesten des Sees gehört zum Naturschutzgebiet Nonnenhof]]
Der südlichste Teil des Tollensesees mit der Fischerinsel gehört zum Naturschutzgebiet Nonnenhof. Der Bereich ist durch [[Seezeichen|Tonnen]] gekennzeichnet. Der Schiffsanleger in Nonnenhof kann angefahren werden.

Der gesamte See und die angrenzenden Wälder gehören zum 10.440&nbsp;ha großen [[Landschaftsschutzgebiet]] Tollensebecken.<ref>[https://www.lung.mv-regierung.de/dateien/liste_lsg.pdf Liste der Landschaftsschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern (PDF; 17&nbsp;kB)]</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Liste der Seen in Mecklenburg-Vorpommern]]
* [[Flusssysteme von Peene und Zarow]]

== Literatur ==
* Gudrun Mohr: ''Wundervolle Tollense. Unterwegs an See und Fluss gestern und heute. Mit Ausflugs- und Wanderzielen von A-Z.'' Steffen, Friedland 2005. ISBN 3-937669-48-5.
* [[Frank Pergande]]: ''Hundertzwanzig Stufen. Der Tollensesee. Ein Reisebegleiter.'' [[Thomas Helms Verlag]], Schwerin 2007. ISBN 978-3-935749-77-0.
* Wolfgang Heintze: ''Neubrandenburg am Tollensesee. Neubrandenburger Ansichtskarten 1895–1940.'' Steffen, Friedland 2007. ISBN 978-3-937669-85-4.

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{LBMV SWW|tollensesee}}


== Einzelnachweise ==
*[[Liste der Seen in Deutschland]]
<references />
*[[Liste der größten Seen Mecklenburg-Vorpommerns]]


{{Navigationsleiste Seen in Mecklenburg-Vorpommern}}
{{Normdaten|TYP=g|GND=4060353-2}}


[[Kategorie:See in Mecklenburg-Vorpommern]]
[[Kategorie:See in Europa]]
[[Kategorie:See in Deutschland]]
[[Kategorie:See im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte]]
[[Kategorie:Geographie (Neubrandenburg)]]
[[Kategorie:Flusssystem Tollense|STollensesee]]

Aktuelle Version vom 1. Juni 2025, 07:41 Uhr

Tollensesee
Tollensesee vom Aussichtsturm Behmshöhe
Geographische Lage Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, Mecklenburg-Vorpommern
Zuflüsse Tollense (Abschnitt Liepskanal), Nonnenbach, Gätenbach (aus der Linde)
Abfluss Tollense (hier zuerst Oberbach) → Peene → Ostsee
Inseln Fischerinsel, Trümmerinsel
Orte am Ufer Neubrandenburg, Klein Nemerow, Wustrow
Daten
Koordinaten 53° 30′ N, 13° 13′ OKoordinaten: 53° 30′ N, 13° 13′ O
Tollensesee (Mecklenburg-Vorpommern)
Tollensesee (Mecklenburg-Vorpommern)
Höhe über Meeresspiegel 14,8 m ü. NHN
Fläche 17,9 km²[1]
Länge 10,26 km[1]
Breite 2,394 km[1]
Volumen 315,89 Mio. m³[1]
Umfang 27 km[2]
Maximale Tiefe 45,6 m[3]
Mittlere Tiefe 17,6 m[1]
pH-Wert 8,7
Einzugsgebiet 502 km²[2]

Besonderheiten

Teil eines Tunneltals

Der See ist auf dem Wasserweg nur mit kleinen Booten über die Tollense zu erreichen.
Tollensesee im Gewässernetz

Der Tollensesee ist ein See südlich der Innenstadt von Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Er gehört zum bekannten Urlaubsgebiet und Landschaftsraum der Mecklenburgischen Seenplatte. Der See erstreckt sich bei einer Fläche von 17,9 km² über 10,3 km Länge und 2,4 km Breite. Hydrologisch liegt er im Verlauf der Tollense.

Der Tollensesee liegt im Stadtgebiet von Neubrandenburg und zählt in der Stadtgliederung zum Lindenbergviertel.[4] Er befindet sich zwischen Neubrandenburg im Norden und dem See Lieps im Süden. An den See angrenzende Ortschaften sind Broda, Klein Nemerow, Alt Rehse und Wustrow.

Die größte Tiefe des Tollensesees beträgt ca. 45,6 m. Sie befindet sich etwa auf der halben Längsausdehnung unweit des südöstlichen Seeufers vor Klein Nemerow.

Der Tollensesee ist 10,1 Kilometer lang und bis zu 2,3 Kilometer breit. Wegen der Wasserspiegelhöhe von knapp 15 m ü. NN und seiner Tiefe von 45,6 m zählt er zu den kryptodepressiven Seen.

Inseln im Tollensesee sind die Fischerinsel im äußersten Südwesten vor Wustrow und die künstliche „Trümmerinsel“ vor Neubrandenburg.

Das während der letzten Eiszeit entstandene Gewässer galt lange als Zungenbeckensee. Die Ergebnisse neuerer geologischer Forschungen verweisen jedoch auf die Entstehung des Sees aus einem Tunneltal.[5]

Der längste und mit einem Abfluss von 0,57 m³/s[1] wasserreichste Zufluss des Tollensesees ist der Nonnenbach, oberhalb des Wanzkaer Sees traditionell Warbender Mühlenbach genannt. Als hydrologischer Oberlauf der Tollense wurde jedoch der Zufluss durch die Lieps definiert. Er kommt vom Mürzsee bei Blumenholz. Von der Sandmühle an ist er Teil des historisch-topografisch definierten Ziemenbachs. Von der Lieps zum Tollensesee gibt es mehrere Gräben mit uneinheitlichen Bezeichnungen. Der wichtigste heißt jetzt Liepskanal.

Von der eigentlich erst unterhalb des Tollensesees in die Tollense mündenden Linde zweigt am Rand der städtischen Bebauung ein Kanal namens Gätenbach ab und mündet in den Norden des Tollensesees.

Den Tollensesee verlässt die Tollense in zwei Armen. Der rechte wird bis zur Einmündung des Neubrandenburger Stadtgrabens traditionell Oberbach genannt, anschließend Unterbach. Das Wasser trieb die Vierrademühle an. Der linke Arm, Ölmühlenbach genannt, ging bis vor einigen Jahrzehnten getrennt aus dem See ab, heute zweigt er wenige Meter vom See aus dem Oberbach ab. Beide Tollensearme vereinigen sich nach ca. 1,6 Kilometern.

Der Name des Tollensesees leitet sich vom slawischen „dolenzia“ = Talniederung, „dol“ oder „dolina“ = Tal her. In einem Spätwerk des Rostocker Theologen Eilhard Lubin (1565–1621) wird der Tollensesee „Olse See“ genannt.[6]

Belvedere (Neubrandenburg)

Im Bereich des Südendes des Tollensesees und der angrenzenden Lieps wird seit mehreren Jahrhunderten die Lage des slawischen Hauptheiligtums Rethra vermutet. Bei den zahlreichen Versuchen, Rethra zu lokalisieren, spielt neben der Lieps die Fischerinsel eine große Rolle. Archäologische Ausgrabungen förderten hier eine massive Kulturschicht aus slawischer Zeit zutage und 1968 wurde ein doppelköpfiges slawisches Holzidol gefunden.

Durch mecklenburgische Verehrer von Alexander von Humboldt wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Berggipfel am Ostufer des Tollensesees als Chimborazo benannt – nach einem Vulkan in Südamerika, dessen Erstbesteigung Humboldt versuchte.[7]

Das tempelartige Haus Belvedere entstand im frühen 19. Jahrhundert am nordwestlichen Steilufer des Tollensesees an der Stelle eines schlichten herzoglichen Sommerhauses, welches zuvor abgetragen wurde. In den 1930er Jahren wurde es zum Landesehrenmal für Gefallene des Ersten Weltkriegs umgebaut. Später zum Aussichtspunkt umgestaltet, wird es noch heute so genutzt.

1942 mussten Zwangsarbeiter im See eine künstliche Insel samt großem Gebäude für eine Außenstelle der Torpedoversuchsanstalt (TVA) der Kriegsmarine errichten. Von dieser aus konnten sowohl Unterwasser- als auch Überwasser-Torpedos abgeschossen werden. Zweck der Tests war es, die Treffsicherheit zu verbessern. Explosionen gab es keine, die entschärften Torpedos wurden nach den Tests aus dem Wasser gefischt. Die Teststrecke betrug 8 km. Der Badebetrieb musste dafür nicht eingestellt werden.

Als die Rote Armee näher rückte, wurde der Unterwasserteil der Anlage geflutet und der Rest des Gebäudes in Brand gesteckt. Die Ruine und die ganze künstliche Insel wurden viele Jahre später gesprengt. Übrig geblieben ist eine zugewachsene Doppelinsel, die heute als Trümmerinsel, Torpedoinsel oder TVA bezeichnet wird. Unter Wasser liegen Überreste der Versuchsanlage.[8]

Auch der im Südwesten des Sees gelegene Ort Alt Rehse ist mit der Geschichte des Nationalsozialismus verbunden: Hier wurde 1935 die Führerschule der Deutschen Ärzteschaft eingerichtet, die für die rassenpolitische und erbbiologische Ausbildung der deutschen Ärzteschaft im Sinne des Nationalsozialismus von Bedeutung war.

Im Juli 2023 zeigten Matthias Hempel und Oliver Zimmermann durch eigene Untersuchungen und Messungen, dass der See tiefer ist, als die bis dahin angenommenen 31,2 m. Nach eigenen Messungen bestimmten sie die Tiefe auf 45,6 m. Von offizieller Seite wurde nun begonnen, den See erneut zu vermessen.[3]

Die Motorschiffe Rethra und Mudder Schulten in der Nähe von Klein Nemerow
  • Im nördlichen Bereich des Tollensesees befinden sich große Strandbäder und Wassersportzentren mit Yachthäfen, Segel-, Ruder- und Kanusportvereinen. Der angrenzende Kulturpark Neubrandenburg trennt den See von der bebauten Fläche der Stadt.
  • Bei den großen Stränden am Nordwestufer (Broda), am Nordufer (dem so genannten „Freibad“) und am Nordostufer (Augustabad) gibt es Bademöglichkeiten in Neubrandenburg. Der FKK-Strand Buchort im Brodaer Holz und der Strand in Nonnenhof bieten weitere Bademöglichkeiten.
  • Um Tollensesee und Lieps führt ein ausgebauter, ca. 35 km langer Fahrradrundweg mit natürlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten. Entlang der Route liegen die Aussichtspunkte Belvedere, das auch für Hochzeiten und kulturelle Veranstaltungen genutzt wird, und Behmshöhe, das ehemalige nationalsozialistische Musterdorf Alt Rehse mit Gutspark und Fachwerkhäusern, das Jagdschloss Prillwitz, das Naturschutzgebiet Nonnenhof, sowie die Dörfer Usadel und Klein Nemerow.
  • Im Brodaer Holz am westlichen Ufer befindet sich ein Campingplatz
  • Fahrgastschiffe befahren den See linienmäßig und zu Rundfahrten. Schiffsanlegestellen gibt es in Neubrandenburg (Kulturpark-Badehaus), Klein Nemerow, Nonnenhof, Gatsch Eck und in Prillwitz an der Lieps.
  • In einigen Orten rund um den See gibt es Ferienwohnungen und Hotels.
Die Fischerinsel im Südwesten des Sees gehört zum Naturschutzgebiet Nonnenhof

Der südlichste Teil des Tollensesees mit der Fischerinsel gehört zum Naturschutzgebiet Nonnenhof. Der Bereich ist durch Tonnen gekennzeichnet. Der Schiffsanleger in Nonnenhof kann angefahren werden.

Der gesamte See und die angrenzenden Wälder gehören zum 10.440 ha großen Landschaftsschutzgebiet Tollensebecken.[9]

Commons: Tollensesee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Dokumentation von Zustand und Entwicklung der wichtigsten Seen Deutschlands: Teil 2 Mecklenburg-Vorpommern (PDF; 3,5 MB)
  2. a b Dokumentation von Zustand und Entwicklung der wichtigsten Seen Deutschlands: Vorwort (PDF; 471 kB)
  3. a b "Mehr als 45 Meter – Tollensesee offenbar tiefer als gedacht" - Nordkurier, 7. Juli 2023
  4. Hauptsatzung der Stadt Neubrandenburg. 27. Juni 2013, S. 11 (Online, PDF).
  5. (Stadt) Neubrandenburg: Der Tollensesee
  6. Eilhard Lubin: "NOVA ILLVSTRISSIMI DVCATVS POMERANIAE TABVLA" (1621)
  7. Jörg Franze: Humboldt ein bisschen älter gemacht. In: Nordkurier / Neubrandenburger Zeitung, 21./22. Juni 2014, S. 20.
  8. Michael Erler: Torpedos im Tollensesee. mdr, 2008
  9. Liste der Landschaftsschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern (PDF; 17 kB)