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„Rätsel“ – Versionsunterschied

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Ein '''Rätsel''' ist eine Aufgabe, die durch [[Denken]] gelöst werden muss. Rätsel können dem Zeitvertreib, der Unterhaltung und der Bildung des Rätsellösers dienen. Ihre Lösung wird teilweise durch irreführende, [[Mehrdeutigkeit|mehrdeutige]] Angaben erschwert. Schwierig zu lösende Rätsel werden [[redensart]]lich auch als ''Knacknuss'' oder ''Kopfnuss'' bezeichnet, da sie einer Nuss ähnlich „schwer zu knacken“ sind. Gelegentlich werden auch Rätsel gestellt, die keine Lösung besitzen. Ziel solcher Rätsel ist es meistens, den Rater zu foppen.
Unter '''Rätsel''' versteht man eine Aufgabe, die durch [[Denken]] gelöst werden soll.


Zu einem Rätselwettkampf, bei dem vor allem das Wissen zählt, wurde vor allem das [[Quiz]]. Mit dem [[WWW|Internet]] entstanden auch etliche, teilweise sehr schwierige Online-Rätsel, bei denen oft auch die Antworten im Web recherchiert werden müssen. Die Art der Aufgaben ist recht unterschiedlich. Lösungen sind im Web oft unter dem Begriff „[[Cheat (Computerspiel)|Cheat]]s“ zu finden.
Das Wort selbst erlangte durch [[Luther]]s Bibelübersetzung gemeinsprachliche Bedeutung und ist seit dem 15. Jahrhundert als ''rœtsel'' bezeugt. Es stammt vom Verb ''raten'' im Sinne von ''erraten, deuten'' und ist auch im englischen Verb ''to read '' zu finden, was ursprünglich ''[[Rune]]n deuten'' bezeichnete.
Rätsel sind oft Denkaufgaben auf der Grundlage der Verschlüsselung der Lösung durch Umschreibung, Wortwitz oder Illustration. Rätsel können dem Zeitvertreib, der Unterhaltung und der Bildung des Rätsellösers dienen.
Die Lösung wird auch durch irreführende ([[Zweideutigkeit|doppeldeutige]]) Angaben erschwert.
Gelegentlich werden auch Rätsel gestellt, die keine Lösung besitzen.
Ziel solcher Rätsel ist es, den Rater zum Denken anzuregen.
==Geschichte==
Bei fast allen Kulturvölkern, besonders bei den [[Indogermanen]] findet man bereits in den ältesten Überlieferungen eine Art Rätseldichtung. Sie tritt sowohl in der älteren Form des ''nicht erratbaren Rätsels'' als auch später in der ''erratbaren'' Version auf.
===Unlösbare===
Das nicht erratbare Rätsel, eher als ein [[Mysterium]] zu verstehen, hat eindeutig magische und kultische Elemente und dient dazu, den "Wissenden" als Mitglied eines Sozialverbandes oder einer Kultgemeinschaft auszuweisen. Dies fand sich bereits bei der Priesterinitiation der [[Weda|wedischen Religionen]] Indiens, als auch später in den Fragebüchern mit theologischem und philosophischem Inhalt, den [[Katechismus|Katechismen]].


== Geschichte ==
Eine Sonderheit des ''unlösbaren'' Rätsels findet sich dort, wo es auf einem individuellen Erlebnis beruht, das nur der Rätselsteller selbst kennt. Hier ist als Beispiel [[Simson]]s Hochzeit, aus dem [[Buch der Richter]] (14,1-14,20) zu nennen. Dessen Frage an die Verwandten seiner Frau ''"Vom Fresser kommt Speise, vom Starken kommt Süßes"'', konnte nur er selbst wissen. ([http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:R%C3%A4tsel Lösung hier]) Auch die so genannten ''Rätselmärchen'' in denen ein zum Tode Verurteilter seinen Richtern ein (für diese) unlösbares Rätsel aufgibt, gehören in diese Kategorie.
Bei fast allen [[Volk|Völkern]] und [[Kultur]]en findet man bereits in ältesten [[Schriftliche Überlieferung|Überlieferungen]] eine Rätseldichtung. Sie tritt sowohl in der älteren Form des ''nicht erratbaren Rätsels'' (religiöse oder philosophische Deutungen und Prophezeiungen) als auch später in der ''erratbaren'' (eher der Unterhaltung und dem Spiele dienenden) Version auf.<ref>dtv-Lexikon, Band 15, S.&nbsp;58, München 1976, ISBN 3-423-03065-8</ref>


Das Wort selbst erlangte durch die [[Lutherbibel]] gemeinsprachliche Bedeutung und ist seit dem 16. Jahrhundert als ''rœtsel'' bezeugt. Es stammt vom Verb ''raten'' im Sinne von ''erraten, deuten'' und ist auch im englischen Verb ''to read'' zu finden, was ursprünglich ''[[Runen|Runen deuten]]'' bedeutete. Aus etwa derselben Zeit stammt auch mit dem [[Straßburger Rätselbuch]] das erste im [[Deutschsprachiger Raum|deutschsprachigen Raum]] bekannte gedruckte Rätselbuch. Es erschien erstmals etwa um das Jahr 1500/1505. Etwas später erschien ein niederländisches<ref>[[Willy Louis Braekman]] (Hrsg.): ''Een nederlands raadselboek uit de zestiende eeuw'' (= ''Scripta. Mediaeval and renaissance texts and studies.'' Band 15). UFSAL, Brüssel 1985.</ref> Rätselbuch. Rätsel wurden jedoch schon vorher schriftlich festgehalten.<ref>Vgl. P. Lindemans: ''Raadsels uit de 15e eeuw.'' In: ''Eigen Schoon en De Brabander.'' Band 22, 1939, S. 44 ff.</ref> Um 1498 wurde eine französische Schrift mit 587 Rätseln publiziert.<ref>Bruno Roy: ''Devinettes françaised de moyen âge.'' Montréal/Paris 1977. Mit einer Edition von 587 Rätseln aus ''Les demandes ioyeuses pour rire'' (Paris, um 1498).</ref>
===Lösbare===
Die Arten der erratbaren Rätsel werden allgemein als die ''echten Rätsel'' betrachtet. Hier spielen keine mystizierenden oder magischen Elemente eine Rolle, es zählen ausschließlich Verstand und Gewitztheit. So hat [[Homer]] in seinen Epen mehrere Rätsel eingeflochten, und auch die nordischen Lieder kennen jenes Erzähl- und Spannungselement. Im Mittelalter gibt es dann die zahlreichen Märchen von den ''klugen Rätsellösern'' wie in [[Grimm]]s ''Die kluge Bauerntochter'', der vom König aufgegeben wird: ''"Komm zu mir, nicht gekleidet, nicht nackend, nicht geritten, nicht gefahren, nicht in dem Weg, nicht außer dem Weg, und wenn du das kannst, will ich dich heiraten." ''([http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:R%C3%A4tsel Lösung hier] oder auch [http://www.1000-maerchen.de/fairyTale/930-die-kluge-bauerntochter.htm das gesamte Märchen]).


Die ältesten dokumentierten Rätsel stammen von einer Tontafel aus dem alt-[[sumer]]ischen [[Lagasch]] (ca. 2350 v. Chr.). Es werden Fragen der folgenden Art aufgelistet: {{"|sein Kanal ist a, sein Gott ist b, sein Fisch ist c, seine Schlange ist d. Gesucht wird nach einer Stadt, die am Kanal a liegt, deren Stadtgott/göttin b ist und die die Symboltiere c und d hat.}}<ref>Robert Biggs, [[Journal of Near Eastern Studies]] 32 (1973) 26–33.</ref> Weitere Rätsel verschiedener Art finden sich in der [[Sumerische Literatur|sumerischen]] und etwas seltener in der [[Akkadische Literatur|akkadischen Literatur]] [[Mesopotamien]]s.<ref>Reallexikon der Assyriologie Band 11, S.&nbsp;224, Berlin/New York 2007, ISBN 978-3-11-019544-6.</ref> Das älteste Rätsel aus [[Altes Ägypten|Ägypten]] ist auf einer Papyrusrolle verzeichnet, die im Jahre 1858 in [[Luxor]] von dem schottischen [[Ägyptologie|Ägyptologen]] [[Alexander Henry Rhind]] erworben wurde, dem später nach ihm benannten [[Papyrus Rhind]]. Der Verfasser dieser [[Papyrus]]rolle trug den Namen ''Ahmes'' (auch ''Ahmose''). Das Dokument selbst entstand um 1550 v. Chr. In einer [[Randnotiz|Notiz am Rande]] merkt der Verfasser an, dass er aus einer anderen – wahrscheinlich über zwei Jahrhunderte älteren – [[Quelle (Geschichtswissenschaft)|Quelle]] abgeschrieben habe, womit das Rätsel über 3800 Jahre alt sein dürfte. Die heute im [[British Museum]] aufbewahrte [[Schriftrolle]] gibt die auch als ''Katzen-und-Mäuse-Rätsel'' bekannt gewordene (79.) Aufgabe an: {{"|Es gibt sieben Häuser, in jedem Haus wohnen sieben Katzen. Jede Katze fängt sieben Mäuse, von denen jede sieben Kornähren gefressen hat. In jeder Ähre sind sieben Samen.}}<ref>{{Webarchiv|url=http://www.deutschesfachbuch.de/info/detail.php?isbn=3589220554&part=1&word=&PHPSESSID=spcc9d4a8a877d0ab9d35db5bdf3963bbf |wayback=20071103133727 |text=Die Fundgrube für Denksport und Rätsel }}</ref> Die Anzahl der hierbei involvierten Objekte ist <math>7 + 7^2 + 7^3 + 7^4 + 7^5 = 19607</math>.
Die Rätseldichtungen des [[Biedermeier]] und der Spätromantik wurden vor allem durch [[Friedrich Schiller|Schillers]] Bearbeitung des [[Turandot]] - Stoffes ausgelöst, bei der die Prinzessin jeden Bewerber töten lässt, der ihre Rätsel nicht besteht.


Der [[Israeliten|israelitische]] König [[Salomo]] und [[Hiram I. (Tyros)|Hiram von Tyros]] traten in einen Rätselwettstreit, den Hiram nach [[Flavius Josephus]]<ref>Jüdische Altertümer 8, 5</ref> durch die Hilfe von [[Abdemon (Tyros)|Abdemon]] gewann.
== Rätselarten==
* '''[[Kreuzworträtsel]]''' (siehe dort)
* '''Worträtsel''' (Umschreibung eines einzelnen Zielbegriffs) siehe :[[Anagramm]], [[Palindrom]], [[Homonym]], [[Erikativ|Erikativrätsel]]
*''' [[Rösselsprung]]'''
* '''[[Puzzle]]s'''
* '''Rätselgedichte''' oder auch '''literarische Rätsel''' sind eine sehr alte, volkstümliche literarische Form. Einige dieser Rätsel gehen auf mündliche Überlieferung zurück oder stammen aus der Frühzeit der Schrift. Auch Orakelsprüche gehörten häufig zu jenen Rätseln. Die dramatischen Dichter und Lyriker der Antike mischten gern rätselartige Aussprache in ihre Dichtungen ein. Bekannt ist das von [[Ödipus]] gelöste [[Das Rätsel der Sphinx]]. Eine weitere Ausbildung hat das Rätsel im 18. und 19. Jahrhundert erhalten, wo man ihm durch die poetische Form größern Reiz zu geben suchte. Durch poetischen Gehalt und Formenschönheit ragen Schillers bekannte Rätsel in der "Turandot" hervor. Mehr durch Humor oder durch Witz und Scharfsinn ausgezeichnet sind die Rätsel von [[Johann Peter Hebel|Hebel]] und [[Schleiermacher]], ferner von [[Ludwig von Mises|Mises]], [[Friedrich Thiersch|Thiersch]], [[Wilhelm Hauff|Hauff]], Schmidlin, [[Clemens Brentano|Brentano]]. Die erste deutsche Rätselsammlung wurde 1505 in Straßburg gedruckt und 1875 auch dort neu herausgegeben.


In der [[Griechische Mythologie|griechischen Sagenwelt]] bringt die [[Sphinx (griechisch)|Sphinx]] alle Reisenden auf dem Weg nach [[Theben (Thessalien)|Theben]] um, die ihr Rätsel nicht lösen können: „Es ist am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig, am Abend dreifüßig. Von allen Geschöpfen wechselt es allein in der Zahl seiner Füße; aber eben, wenn es die meisten Füße bewegt, sind Kraft und Schnelligkeit bei ihm am geringsten.“ [[Ödipus]] weiß die Antwort (der Mensch), woraufhin die Sphinx stirbt und der Held die verwitwete Königin heiratet (die, wie sich später herausstellt, seine eigene Mutter ist).<ref>{{PGDW|schwab/sagen/sch1532|Ödipus in Theben, heiratet seine Mutter|Gustav Schwab}}</ref>
: Immer wieder haben Schriftsteller die Form des Rätsels augegriffen. So gibt es Rätsel von [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]], [[Friedrich Schiller|Schiller]], [[Ludwig Achim von Arnim|Arnim]], [[Edgar Allan Poe]] und [[Franz Grillparzer|Grillparzer]]. Der Altphilologe [[J. R. R. Tolkien|Tolkien]] bezieht sich auf diese alte Tradition, wenn er in seinen Werken das Rätsel zur beliebsten Literaturform der [[Hobbit|Hobbits]] wie auch von [[Gollum]] macht.
**Beispiel: Ein Rätsel von Goethe


In der [[antike]]n [[Lateinische Literatur|lateinischen Literatur]] sind kaum Rätsel überliefert. Erst aus der [[Spätantike]] ist die Rätselsammlung des [[Symphosius]] überliefert. Auf sie gehen die [[Berner Rätsel]] (7.&nbsp;Jahrhundert) zurück.<ref>{{KlP|4|1333|1334|Rätsel|[[Konrat Ziegler]]}}</ref>
::Ein Bruder ist's von vielen Brüdern,
::in allem ihnen völlig gleich,
::ein nötig Glied von vielen Gliedern
::in eines großen Vaters Reich;
::jedoch erblickt man ihn nur selten,
::fast, wie ein eingeschobnes Kind;
::die anderen lassen ihn nur gelten
::da, wo sie unvermögend sind. (Lösung auf der Diskussionsseite)


== Rätseltypen ==
=== Lösbar ===
Die Arten der lösbaren Rätsel werden allgemein als die ''echten Rätsel'' betrachtet. Hier spielen keine mystizierenden oder magischen Elemente eine Rolle, es zählen ausschließlich Verstand und Gewitztheit. So hat [[Homer]] in seinen Epen mehrere Rätsel eingeflochten, und auch die nordischen Lieder<ref>Vgl. auch J. J. Mak: ''Over Raadsels, in het bijzonder de Oud-Noordsche.'' In: ''Volkskunde.'' Band 40, 1935/1936, S. 25–41 und 82–97.</ref> kennen jenes Erzähl- und Spannungselement. Im Mittelalter gibt es die zahlreichen Märchen von den ''klugen Rätsellösern'' wie in [[Brüder Grimm|Grimms]] [[Die kluge Bauerntochter]], der vom König aufgegeben wird: {{"|Komm zu mir, nicht gekleidet, nicht nackend, nicht geritten, nicht gefahren, nicht in dem Weg, nicht außer dem Weg, und wenn du das kannst, will ich dich heiraten.}}<ref>[http://www.maerchenlexikon.de/Grimm/khm-texte/khm094.htm Die kluge Bauerntochter KHM 94 (1857)], maerchenlexikon.de</ref> Die Rätseldichtungen des [[Biedermeier]] und der Spätromantik wurden vor allem durch [[Friedrich Schiller|Schillers]] Bearbeitung des Turandot-Stoffes ausgelöst, bei der die Prinzessin jeden Bewerber töten lässt, der ihre Rätsel nicht besteht.


=== Unlösbar ===
Die folgenden Kategorien werden oft auch als '''Denksportaufgaben''' bezeichnet:
Das unlösbare Rätsel, eher als ein [[Mysterium]] zu verstehen, hat [[Magie|magische]] und [[kult]]ische Elemente und dient dazu, den „Wissenden“ als Mitglied eines Sozialverbandes oder einer Kultgemeinschaft auszuweisen. Dies fand sich bereits bei der Priesterinitiation der [[Veda|wedischen Religionen]] Indiens, als auch später in den Fragebüchern mit [[Theologie|theologischem]] und [[Philosophie|philosophischem]] Inhalt, den [[Katechismus|Katechismen]].
[[Image:Nt-9point-1-1.gif|thumb|100px|Aufgabe:Alle Quadrate sind durch 4 gerade Linien zu verbínden]]
* '''[[Bilderrätsel]]''' (siehe dort)
* '''Logikrätsel''' (die Lösung erfordert [[Logik|logische]] Schlussfolgerungen; siehe nebenstehende Abbildung, Lösung auf der Diskussionsseite).
* '''[[Mathematisches Rätsel|Mathematische Rätsel]]''' (Das Rätsel basiert auf einem mathematischen Sachverhalt). Dazu zählt auch das auf der [[Graphentheorie]] basierende Kinderrätsel: ''[[Haus vom Nikolaus]].
* '''Knobeleien''', oft mit Streichhölzern o.ä. Beispiel: ''wie bildet man aus 6 Hölzchen 4 gleichseitige Dreiecke?'' (siehe auch [[:Kategorie:Geduldsspiel|Geduldsspiel]] und [[Mechanische Geduldspiele]])
* '''[[Lateral (Rätsel)|Laterale]]''' (Ja-Nein-Rätsel)


Eine Besonderheit des ''unlösbaren'' Rätsels findet sich dort, wo es auf einem individuellen Erlebnis beruht, das nur der Rätselsteller selbst kennt. Hier ist als Beispiel [[Simson]]s Hochzeit, aus dem [[Buch der Richter]] ({{B|Ri|14|1–20}}) zu nennen. Dessen Frage an die Verwandten seiner Frau, {{"|Vom Fresser kommt Speise, vom Starken kommt Süßes}}, konnte nur er selbst wissen ([[Diskussion:Rätsel#Lösungen|Lösung]]).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bibel-online.net/text/luther_1912/richter/14/ |titel=Bibel-Online.net |abruf=2022-10-25}}</ref> Auch die zu den sogenannten ''Gerichtsrätseln'' gehörenden ''Halslösungsrätsel'',<ref>[[Willy Louis Braekman]]: ''Inleiding.'' In: Willy Louis Braekman (Hrsg.): ''Een nederlands raadselboek uit de zestiende eeuw'' (= ''Scripta. Mediaeval and renaissance texts and studies.'' Band 15). UFSAL, Brüssel 1985, S. 7–27, hier: S. 9–10.</ref><ref>Vgl. auch Hansjörg Meyer: ''Das Halslösungsrätsel.'' Dissertation Würzburg 1967.</ref> in denen ein zum Tode Verurteilter seinen Richtern ein (für diese) unlösbares Rätsel aufgibt, gehören in diese Kategorie.
Zu einem regelrechten Rätselwettkampf, bei dem vor allem das Wissen zählt wurde in heutiger Zeit vor allem das [[Quiz]].


==Wissenswertes==
=== Weitere ===
In den Naturwissenschaften sind Rätsel bekannt, zu denen eine Lösung noch nicht gefunden wurde. Bei solchen Rätseln sind über die Unterscheidung „lösbar“ oder „unlösbar“ hinaus weitere Typzuordnungen denkbar, wenn bei der Formulierung des Rätsels von falschen Voraussetzungen oder unzutreffenden Randbedingungen ausgegangen wurde. Spätere Lösungen dieser Rätsel führen dann auch zu einer Korrektur der ursprünglichen Formulierung, so beispielsweise der Frage „Warum dreht sich die Sonne um die Erde?“
Einer der vielseitigsten und kreativsten Rätselerfinder war [[Samuel Loyd]].


== Rätselformen ==
Als Deutschlands schwerstes Rätsel gilt [[Das große Rätselrennen]] des SZ-Magazins. Autor ist der wohl bekannteste deutsche Rätselmacher [[CuS]].
=== Textbasierte Rätsel ===
Die in [[Vers]] oder [[Prosa]] vorliegenden Texte werfen Fragen auf, die nicht beantwortet werden. Dabei erscheint das zu Erfragende in vollständiger Verschlüsselung, deren Bildbereich (wie in der [[Allegorie]]) auflösbar sein muss. Aus diesem Grund können Rätsel als umgekehrte [[Definition]]en betrachtet werden.<ref>Metzler, ''Lexikon Literatur'', Rätsel, S.&nbsp;627, Weimar, 2007</ref> Zu dieser Gattung gehören [[Kreuzworträtsel]], [[Scharade (Silbenrätsel)|Silbenrätsel]], [[Rösselsprungrätsel|Rösselsprung]], [[Spiralrätsel]] sowie Worträtsel (Umschreibung eines einzelnen Zielbegriffs) wie [[Anagramm]], [[Palindrom]], [[Homonym]] und Rätsel, bei denen Buchstaben durch Ziffern ersetzt sind (''Arithmogriph'').
{{Siehe auch|:Kategorie:Buchstabenspiel|Scharade (Pantomimespiel)}}


==== Rätselgedichte ====
''Siehe auch:'' [[Nonogramm]] [[Esoterische_Programmiersprache]]n, [[:Kategorie:Buchstabenspiel]], [[Scharade]], [[Barbarossa und die Rätselmeister]].
Rätselgedichte oder auch literarische Rätsel sind eine sehr alte, volkstümliche<ref>Vgl. auch [[Robert Petsch]]: ''Neue Beiträge zur Kenntnis der Volksrätsel.'' In: ''Palaestra.'' Band 4, 1898.</ref> literarische Form. Einige dieser Rätsel gehen auf mündliche Überlieferung zurück oder stammen aus der Frühzeit der Schrift. Auch [[Orakel]]sprüche gehörten häufig zu jenen Rätseln. Die dramatischen Dichter und Lyriker der Antike mischten gern rätselartige Aussprüche in ihre Dichtungen ein. Bekannt ist das von [[Ödipus]] gelöste [[Das Rätsel der Sphinx|Rätsel der Sphinx]]. Eine weitere Ausbildung hat das Rätsel im 18. und 19. Jahrhundert erhalten, wo man ihm durch die poetische Form größeren Reiz zu geben suchte. Durch poetischen Gehalt und Formenschönheit ragen Schillers bekannte Rätsel in der ''Turandot'' hervor. Mehr durch Humor oder durch Witz und Scharfsinn ausgezeichnet sind die Rätsel von [[Johann Peter Hebel]] und [[Friedrich Schleiermacher]], ferner von [[Wilhelm Hauff]], [[Franz Brentano]] und [[Otto Sutermeister]].


==== Kinderrätsel ====
[[en:Puzzle]]
Kinderrätsel, auch Rätselfragen, lassen sich als gesunkene „normale“ Rätsel auffassen.
[[eo:Enigmo]]

[[es:Rompecabezas]]
; Beispiele:
[[fr:Casse-tête]]
* Was hängt an der Wand, hat den Rücken verbrannt? (Die Bratpfanne)
[[id:Tebakan]]
* Was hängt an der Wand, gibt jedem die Hand? (Das Handtuch)
[[it:Rompicapo]]
* Oder als Übergang zur [[Scherzfrage]]: Was hängt an der Wand, macht tick tack und wenn’s runterfällt, ist die Uhr kaputt? (Die Wanduhr)
[[ja:パズル]]

[[ja:&#12497;&#12474;&#12523;]]
Immer wieder haben Schriftsteller diese Form des Rätsels aufgegriffen. So gibt es Rätsel von [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]], [[Friedrich Schiller|Schiller]], [[Achim von Arnim|Arnim]], [[Edgar Allan Poe]] und [[Franz Grillparzer|Grillparzer]]. Der Altphilologe [[J. R. R. Tolkien|Tolkien]] bezieht sich auf diese alte Tradition, wenn er in seinen Werken das Rätsel zur beliebtesten Literaturform der [[Hobbit]]s wie auch von [[Figuren in Tolkiens Welt#Gollum / Sméagol|Gollum]] macht.
[[nl:Puzzel]]

[[pt:Quebra-cabeça]]
Ein Rätsel aus der Literatur von Goethe:
[[vi:Trò ch&#417;i &#273;&#7889;]]
<poem style='margin-left:3em;???:";'>
[[zh:&#36259;&#38988;]]
Ein Bruder ist’s von vielen Brüdern,
in allem ihnen völlig gleich,
ein nötig Glied von vielen Gliedern
in eines großen Vaters Reich;
jedoch erblickt man ihn nur selten,
fast, wie ein eingeschobnes Kind;
die anderen lassen ihn nur gelten
da, wo sie unvermögend sind.
(Lösung auf der Diskussionsseite)
</poem>

=== Denksport ===
Die folgenden Bereiche werden oft als ''[[Denksport]]aufgaben'' bezeichnet.

[[Datei:Nt-9point-1-1.svg|mini|hochkant=0.5|Logikrätsel ([[Neun-Punkte-Problem]]); Aufgabe: Alle Quadrate sind in einem Zug durch genau 4 gerade Linien zu verbinden]]
[[Datei:Nt-9point-1-2.svg|mini|hochkant=0.5|Lösung (Sind die Quadrate wirklich als Quadrate und nicht nur als Punkte definiert, ist es auch mit drei Linien möglich, indem man sie fast parallel zeichnet.)]]

* [[Bilderrätsel]]
* Fehlersuchbilder, bei denen subtile Unterschiede in Bildpaaren zu finden sind
* Logikrätsel, wie sie häufig in Tageszeitungen zu finden sind: Dazu zählen Zahlenrätsel wie [[Sudoku]] oder [[Str8ts]], aber auch textbasierte Logikrätsel wie die [[Logical]]s, denen das bekannte [[Zebrarätsel]] zuzuordnen ist
* [[Mathematisches Rätsel|Mathematische Rätsel]], also Rätsel, die auf einem mathematischen Sachverhalt basieren. Dazu zählt auch das der [[Graphentheorie]] zuzuordnende Kinderrätsel des [[Haus vom Nikolaus|Hauses vom Nikolaus]]
* [[Streichholzrätsel]], wie zum Beispiel: ''Wie bildet man aus 6 Hölzchen 4 gleichseitige Dreiecke?''
* [[Puzzle]]s
* [[Mechanische Geduldspiele]]
{{Siehe auch|Unterhaltungsmathematik|:Kategorie:Zahlenrätsel}}

Rätsel, bei denen aus der Verbindung vorgegebener Punkte ein Bild entsteht – Punktebilder oder Punkt-zu-Punkt Bilder genannt – unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade dienen der Förderung von Kindern im Kindergarten- und Schulalter oder der Unterhaltung von Erwachsenen.

== Siehe auch ==
* [[Rätselmärchen]]
* [[Sonntagsrätsel]]
* [[Orakel]]
* [[Propositiones ad acuendos iuvenes]]
* [[Problemlösen]]
* [[Gesellschaftsspiel]]
* [[Neun-Punkte-Problem]]
* [[Koan]] (rätselhafte Frage eines [[Zen]]-Meisters für seinen meditierenden Schüler)

== Literatur ==
* [[Hugo Kastner]]: ''Die Fundgrube für Denksport und Rätsel.'' Cornelsen, 2004.
* [[Willy Hochkeppel]]: '' Denken als Spiel.'' dtv, 1973.
* [[Samuel Loyd]], [[Martin Gardner]]: ''Mathematische Rätsel und Spiele.'' Dumont, 1978.
* [[Volker Schupp]]: ''Deutsches Rätselbuch.'' Reclam 1972.
* [[Tomas Tomasek]]: ''Das deutsche Rätsel im Mittelalter.'' Niemeyer 1994.
* C. P. Serrure: ''Middeleeuwsch raadsel.'' In: ''Vaderl. Mus.'' Band 3, 1859–1960, S. 292 ff.
* M. Sacré: ''De Raadsels in de Nederlandsche Letterkunde.'' In: ''De Brabander.'' Band 1, 1922, S. 113–128 und 190–191.
* [[Willy Louis Braekman]]: ''Nederlandse raadsels uit de middeleeuwen en zestiende eeuw.'' In: W. L. Braekman (Hrsg.): ''Een nederlands raadselboek uit de zestiende eeuw'' (= ''Scripta. Mediaeval and renaissance texts and studies.'' Band 15). UFSAL, Brüssel 1985, S. 12–17.
* [[Alfred Schönfeldt]]: ''Zur Analyse des Rätsels.'' In: ''Zeitschrift für deutsche Philologie.'' Band 97, 1978, S. 60–73.
* [[Mathilde Hain]]: ''Rätsel.'' Stuttgart 1966.
* K. Ohlert: ''Rätsel und Gesellschaftsspiel der alten Griechen.'' 2. Auflage. Berlin 1912.
* R. Hayn: ''Die deutsche Räthsel-Literatur. Versuch einer bibliographischen Uebersicht bis zur Neuzeit.'' In: ''Centralblatt für Bibliothekswesen.'' Band 7, 1890, S. 516–556.
* [[Johann Baptist Friedreich]]: ''Geschichte des Räthsel.'' Dresden 1860.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Puzzles|Rätsel}}
*[http://dmoz.org/World/Deutsch/Freizeit/Hobbys/R%c3%a4tsel/ Verzeichnis von Rätselsammlungen] bei [[Dmoz]]
{{Wiktionary}}
{{Wikiquote}}
{{Wikisource}}
* [http://www.janko.at/Raetsel/Gedichte/ Rätselgedichte, Rätselreime] verschiedener Autoren

== Einzelnachweise ==
<references />


{{Normdaten|TYP=s|GND=4048267-4|LCCN=sh/85/113965|NDL=00568061}}
{{Wiktionary1|Rätsel}}


{{SORTIERUNG:Ratsel}}
[[Kategorie:Freizeit]]
[[Kategorie:Spielbegriff]]
[[Kategorie:Rätsel| ]]
[[Kategorie:Spielart]]

Aktuelle Version vom 25. April 2025, 19:30 Uhr

Ein Rätsel ist eine Aufgabe, die durch Denken gelöst werden muss. Rätsel können dem Zeitvertreib, der Unterhaltung und der Bildung des Rätsellösers dienen. Ihre Lösung wird teilweise durch irreführende, mehrdeutige Angaben erschwert. Schwierig zu lösende Rätsel werden redensartlich auch als Knacknuss oder Kopfnuss bezeichnet, da sie einer Nuss ähnlich „schwer zu knacken“ sind. Gelegentlich werden auch Rätsel gestellt, die keine Lösung besitzen. Ziel solcher Rätsel ist es meistens, den Rater zu foppen.

Zu einem Rätselwettkampf, bei dem vor allem das Wissen zählt, wurde vor allem das Quiz. Mit dem Internet entstanden auch etliche, teilweise sehr schwierige Online-Rätsel, bei denen oft auch die Antworten im Web recherchiert werden müssen. Die Art der Aufgaben ist recht unterschiedlich. Lösungen sind im Web oft unter dem Begriff „Cheats“ zu finden.

Bei fast allen Völkern und Kulturen findet man bereits in ältesten Überlieferungen eine Rätseldichtung. Sie tritt sowohl in der älteren Form des nicht erratbaren Rätsels (religiöse oder philosophische Deutungen und Prophezeiungen) als auch später in der erratbaren (eher der Unterhaltung und dem Spiele dienenden) Version auf.[1]

Das Wort selbst erlangte durch die Lutherbibel gemeinsprachliche Bedeutung und ist seit dem 16. Jahrhundert als rœtsel bezeugt. Es stammt vom Verb raten im Sinne von erraten, deuten und ist auch im englischen Verb to read zu finden, was ursprünglich Runen deuten bedeutete. Aus etwa derselben Zeit stammt auch mit dem Straßburger Rätselbuch das erste im deutschsprachigen Raum bekannte gedruckte Rätselbuch. Es erschien erstmals etwa um das Jahr 1500/1505. Etwas später erschien ein niederländisches[2] Rätselbuch. Rätsel wurden jedoch schon vorher schriftlich festgehalten.[3] Um 1498 wurde eine französische Schrift mit 587 Rätseln publiziert.[4]

Die ältesten dokumentierten Rätsel stammen von einer Tontafel aus dem alt-sumerischen Lagasch (ca. 2350 v. Chr.). Es werden Fragen der folgenden Art aufgelistet: „sein Kanal ist a, sein Gott ist b, sein Fisch ist c, seine Schlange ist d. Gesucht wird nach einer Stadt, die am Kanal a liegt, deren Stadtgott/göttin b ist und die die Symboltiere c und d hat.“[5] Weitere Rätsel verschiedener Art finden sich in der sumerischen und etwas seltener in der akkadischen Literatur Mesopotamiens.[6] Das älteste Rätsel aus Ägypten ist auf einer Papyrusrolle verzeichnet, die im Jahre 1858 in Luxor von dem schottischen Ägyptologen Alexander Henry Rhind erworben wurde, dem später nach ihm benannten Papyrus Rhind. Der Verfasser dieser Papyrusrolle trug den Namen Ahmes (auch Ahmose). Das Dokument selbst entstand um 1550 v. Chr. In einer Notiz am Rande merkt der Verfasser an, dass er aus einer anderen – wahrscheinlich über zwei Jahrhunderte älteren – Quelle abgeschrieben habe, womit das Rätsel über 3800 Jahre alt sein dürfte. Die heute im British Museum aufbewahrte Schriftrolle gibt die auch als Katzen-und-Mäuse-Rätsel bekannt gewordene (79.) Aufgabe an: „Es gibt sieben Häuser, in jedem Haus wohnen sieben Katzen. Jede Katze fängt sieben Mäuse, von denen jede sieben Kornähren gefressen hat. In jeder Ähre sind sieben Samen.“[7] Die Anzahl der hierbei involvierten Objekte ist .

Der israelitische König Salomo und Hiram von Tyros traten in einen Rätselwettstreit, den Hiram nach Flavius Josephus[8] durch die Hilfe von Abdemon gewann.

In der griechischen Sagenwelt bringt die Sphinx alle Reisenden auf dem Weg nach Theben um, die ihr Rätsel nicht lösen können: „Es ist am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig, am Abend dreifüßig. Von allen Geschöpfen wechselt es allein in der Zahl seiner Füße; aber eben, wenn es die meisten Füße bewegt, sind Kraft und Schnelligkeit bei ihm am geringsten.“ Ödipus weiß die Antwort (der Mensch), woraufhin die Sphinx stirbt und der Held die verwitwete Königin heiratet (die, wie sich später herausstellt, seine eigene Mutter ist).[9]

In der antiken lateinischen Literatur sind kaum Rätsel überliefert. Erst aus der Spätantike ist die Rätselsammlung des Symphosius überliefert. Auf sie gehen die Berner Rätsel (7. Jahrhundert) zurück.[10]

Die Arten der lösbaren Rätsel werden allgemein als die echten Rätsel betrachtet. Hier spielen keine mystizierenden oder magischen Elemente eine Rolle, es zählen ausschließlich Verstand und Gewitztheit. So hat Homer in seinen Epen mehrere Rätsel eingeflochten, und auch die nordischen Lieder[11] kennen jenes Erzähl- und Spannungselement. Im Mittelalter gibt es die zahlreichen Märchen von den klugen Rätsellösern wie in Grimms Die kluge Bauerntochter, der vom König aufgegeben wird: „Komm zu mir, nicht gekleidet, nicht nackend, nicht geritten, nicht gefahren, nicht in dem Weg, nicht außer dem Weg, und wenn du das kannst, will ich dich heiraten.“[12] Die Rätseldichtungen des Biedermeier und der Spätromantik wurden vor allem durch Schillers Bearbeitung des Turandot-Stoffes ausgelöst, bei der die Prinzessin jeden Bewerber töten lässt, der ihre Rätsel nicht besteht.

Das unlösbare Rätsel, eher als ein Mysterium zu verstehen, hat magische und kultische Elemente und dient dazu, den „Wissenden“ als Mitglied eines Sozialverbandes oder einer Kultgemeinschaft auszuweisen. Dies fand sich bereits bei der Priesterinitiation der wedischen Religionen Indiens, als auch später in den Fragebüchern mit theologischem und philosophischem Inhalt, den Katechismen.

Eine Besonderheit des unlösbaren Rätsels findet sich dort, wo es auf einem individuellen Erlebnis beruht, das nur der Rätselsteller selbst kennt. Hier ist als Beispiel Simsons Hochzeit, aus dem Buch der Richter (Ri 14,1–20 EU) zu nennen. Dessen Frage an die Verwandten seiner Frau, „Vom Fresser kommt Speise, vom Starken kommt Süßes“, konnte nur er selbst wissen (Lösung).[13] Auch die zu den sogenannten Gerichtsrätseln gehörenden Halslösungsrätsel,[14][15] in denen ein zum Tode Verurteilter seinen Richtern ein (für diese) unlösbares Rätsel aufgibt, gehören in diese Kategorie.

In den Naturwissenschaften sind Rätsel bekannt, zu denen eine Lösung noch nicht gefunden wurde. Bei solchen Rätseln sind über die Unterscheidung „lösbar“ oder „unlösbar“ hinaus weitere Typzuordnungen denkbar, wenn bei der Formulierung des Rätsels von falschen Voraussetzungen oder unzutreffenden Randbedingungen ausgegangen wurde. Spätere Lösungen dieser Rätsel führen dann auch zu einer Korrektur der ursprünglichen Formulierung, so beispielsweise der Frage „Warum dreht sich die Sonne um die Erde?“

Textbasierte Rätsel

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Die in Vers oder Prosa vorliegenden Texte werfen Fragen auf, die nicht beantwortet werden. Dabei erscheint das zu Erfragende in vollständiger Verschlüsselung, deren Bildbereich (wie in der Allegorie) auflösbar sein muss. Aus diesem Grund können Rätsel als umgekehrte Definitionen betrachtet werden.[16] Zu dieser Gattung gehören Kreuzworträtsel, Silbenrätsel, Rösselsprung, Spiralrätsel sowie Worträtsel (Umschreibung eines einzelnen Zielbegriffs) wie Anagramm, Palindrom, Homonym und Rätsel, bei denen Buchstaben durch Ziffern ersetzt sind (Arithmogriph).

Rätselgedichte

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Rätselgedichte oder auch literarische Rätsel sind eine sehr alte, volkstümliche[17] literarische Form. Einige dieser Rätsel gehen auf mündliche Überlieferung zurück oder stammen aus der Frühzeit der Schrift. Auch Orakelsprüche gehörten häufig zu jenen Rätseln. Die dramatischen Dichter und Lyriker der Antike mischten gern rätselartige Aussprüche in ihre Dichtungen ein. Bekannt ist das von Ödipus gelöste Rätsel der Sphinx. Eine weitere Ausbildung hat das Rätsel im 18. und 19. Jahrhundert erhalten, wo man ihm durch die poetische Form größeren Reiz zu geben suchte. Durch poetischen Gehalt und Formenschönheit ragen Schillers bekannte Rätsel in der Turandot hervor. Mehr durch Humor oder durch Witz und Scharfsinn ausgezeichnet sind die Rätsel von Johann Peter Hebel und Friedrich Schleiermacher, ferner von Wilhelm Hauff, Franz Brentano und Otto Sutermeister.

Kinderrätsel, auch Rätselfragen, lassen sich als gesunkene „normale“ Rätsel auffassen.

Beispiele
  • Was hängt an der Wand, hat den Rücken verbrannt? (Die Bratpfanne)
  • Was hängt an der Wand, gibt jedem die Hand? (Das Handtuch)
  • Oder als Übergang zur Scherzfrage: Was hängt an der Wand, macht tick tack und wenn’s runterfällt, ist die Uhr kaputt? (Die Wanduhr)

Immer wieder haben Schriftsteller diese Form des Rätsels aufgegriffen. So gibt es Rätsel von Goethe, Schiller, Arnim, Edgar Allan Poe und Grillparzer. Der Altphilologe Tolkien bezieht sich auf diese alte Tradition, wenn er in seinen Werken das Rätsel zur beliebtesten Literaturform der Hobbits wie auch von Gollum macht.

Ein Rätsel aus der Literatur von Goethe:

Ein Bruder ist’s von vielen Brüdern,
in allem ihnen völlig gleich,
ein nötig Glied von vielen Gliedern
in eines großen Vaters Reich;
jedoch erblickt man ihn nur selten,
fast, wie ein eingeschobnes Kind;
die anderen lassen ihn nur gelten
da, wo sie unvermögend sind.
       (Lösung auf der Diskussionsseite)

Die folgenden Bereiche werden oft als Denksportaufgaben bezeichnet.

Logikrätsel (Neun-Punkte-Problem); Aufgabe: Alle Quadrate sind in einem Zug durch genau 4 gerade Linien zu verbinden
Lösung (Sind die Quadrate wirklich als Quadrate und nicht nur als Punkte definiert, ist es auch mit drei Linien möglich, indem man sie fast parallel zeichnet.)

Rätsel, bei denen aus der Verbindung vorgegebener Punkte ein Bild entsteht – Punktebilder oder Punkt-zu-Punkt Bilder genannt – unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade dienen der Förderung von Kindern im Kindergarten- und Schulalter oder der Unterhaltung von Erwachsenen.

  • Hugo Kastner: Die Fundgrube für Denksport und Rätsel. Cornelsen, 2004.
  • Willy Hochkeppel: Denken als Spiel. dtv, 1973.
  • Samuel Loyd, Martin Gardner: Mathematische Rätsel und Spiele. Dumont, 1978.
  • Volker Schupp: Deutsches Rätselbuch. Reclam 1972.
  • Tomas Tomasek: Das deutsche Rätsel im Mittelalter. Niemeyer 1994.
  • C. P. Serrure: Middeleeuwsch raadsel. In: Vaderl. Mus. Band 3, 1859–1960, S. 292 ff.
  • M. Sacré: De Raadsels in de Nederlandsche Letterkunde. In: De Brabander. Band 1, 1922, S. 113–128 und 190–191.
  • Willy Louis Braekman: Nederlandse raadsels uit de middeleeuwen en zestiende eeuw. In: W. L. Braekman (Hrsg.): Een nederlands raadselboek uit de zestiende eeuw (= Scripta. Mediaeval and renaissance texts and studies. Band 15). UFSAL, Brüssel 1985, S. 12–17.
  • Alfred Schönfeldt: Zur Analyse des Rätsels. In: Zeitschrift für deutsche Philologie. Band 97, 1978, S. 60–73.
  • Mathilde Hain: Rätsel. Stuttgart 1966.
  • K. Ohlert: Rätsel und Gesellschaftsspiel der alten Griechen. 2. Auflage. Berlin 1912.
  • R. Hayn: Die deutsche Räthsel-Literatur. Versuch einer bibliographischen Uebersicht bis zur Neuzeit. In: Centralblatt für Bibliothekswesen. Band 7, 1890, S. 516–556.
  • Johann Baptist Friedreich: Geschichte des Räthsel. Dresden 1860.
Commons: Rätsel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Rätsel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Rätsel – Zitate
Wikisource: Rätsel – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. dtv-Lexikon, Band 15, S. 58, München 1976, ISBN 3-423-03065-8
  2. Willy Louis Braekman (Hrsg.): Een nederlands raadselboek uit de zestiende eeuw (= Scripta. Mediaeval and renaissance texts and studies. Band 15). UFSAL, Brüssel 1985.
  3. Vgl. P. Lindemans: Raadsels uit de 15e eeuw. In: Eigen Schoon en De Brabander. Band 22, 1939, S. 44 ff.
  4. Bruno Roy: Devinettes françaised de moyen âge. Montréal/Paris 1977. Mit einer Edition von 587 Rätseln aus Les demandes ioyeuses pour rire (Paris, um 1498).
  5. Robert Biggs, Journal of Near Eastern Studies 32 (1973) 26–33.
  6. Reallexikon der Assyriologie Band 11, S. 224, Berlin/New York 2007, ISBN 978-3-11-019544-6.
  7. Die Fundgrube für Denksport und Rätsel (Memento vom 3. November 2007 im Internet Archive)
  8. Jüdische Altertümer 8, 5
  9. Gustav Schwab: Ödipus in Theben, heiratet seine Mutter im Projekt Gutenberg-DE
  10. Konrat Ziegler: Rätsel. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 4, Stuttgart 1972, Sp. 1333 f.
  11. Vgl. auch J. J. Mak: Over Raadsels, in het bijzonder de Oud-Noordsche. In: Volkskunde. Band 40, 1935/1936, S. 25–41 und 82–97.
  12. Die kluge Bauerntochter KHM 94 (1857), maerchenlexikon.de
  13. Bibel-Online.net. Abgerufen am 25. Oktober 2022.
  14. Willy Louis Braekman: Inleiding. In: Willy Louis Braekman (Hrsg.): Een nederlands raadselboek uit de zestiende eeuw (= Scripta. Mediaeval and renaissance texts and studies. Band 15). UFSAL, Brüssel 1985, S. 7–27, hier: S. 9–10.
  15. Vgl. auch Hansjörg Meyer: Das Halslösungsrätsel. Dissertation Würzburg 1967.
  16. Metzler, Lexikon Literatur, Rätsel, S. 627, Weimar, 2007
  17. Vgl. auch Robert Petsch: Neue Beiträge zur Kenntnis der Volksrätsel. In: Palaestra. Band 4, 1898.