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„Eröffnung (Schach)“ – Versionsunterschied

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[[en:Chess opening]]
[[Datei:Chess board opening staunton.jpg|mini|Anfangsstellung im Schach]]
Die '''Eröffnung''' ist die erste [[Schach#Partiephasen|Phase]] einer [[Schach]]partie. Sie umfasst etwa die ersten 15 Züge einer Partie und endet nach der [[Strategie (Schach)#Stellung und Entwicklung|Entwicklung]] der [[Schachfigur|Figuren]]. An die Eröffnung schließt sich das [[Mittelspiel]] an. Je nachdem, welche Steine zuerst gezogen werden, spricht man von [[Offene Spiele|''Offenen'']], [[Halboffene Spiele|''Halboffenen'']], [[Geschlossene Spiele|''Geschlossenen'']] oder [[Unregelmäßige Eröffnungen|''Unregelmäßigen'']] Spielen.


== Allgemeine Eröffnungsstrategie ==
Jede Partie [[Schach]] beginnt mit der '''Eröffnung'''. Je nachdem, welche [[Bauer (Schach)|Bauern]] zuerst gezogen werden, spricht man von einer [[Offene Spiele (Schach)|''offenen'']], [[Halboffene Spiele (Schach)|''halboffenen'']] oder [[Geschlossene Spiele (Schach)|''geschlossenen'']] Partie.
Ziel der Eröffnung ist es für beide Seiten, die Figuren zu entwickeln, die Zentrumsfelder zu beherrschen und den [[König (Schach)|König]] – durch die [[Rochade]] – in eine sichere Position zu bringen. Da Weiß als [[Anziehender]] dem Gegner jeweils einen Halbzug voraus ist, wird er versuchen, daraus einen Eröffnungsvorteil zu erzielen.


Die großen Schachlehrer wie [[Ruy López de Segura|Ruy López]], [[Gioachino Greco]], [[François-André Danican Philidor|François-André Philidor]], [[Siegbert Tarrasch]], [[Aaron Nimzowitsch]] sowie die [[Schachweltmeister]] haben zur Eröffnungslehre beigetragen. Dadurch haben sich einige Prinzipien herauskristallisiert, die mehr oder weniger unabhängig vom gewählten Eröffnungssystem gelten. Diese „goldenen Regeln“<ref name="Schach ETM">Die Aufzählung folgt dem einführenden Schachbuch ''Schach – Einführung, Taktik, Musterspiele'' (Buch und Zeit Verlag, 1987, ISBN 3816691102), das sich seinerseits auf [[Theo Schuster (Schachspieler)|Theo Schuster]]: ''Schacheröffnungen'' beruft.</ref> können als Orientierungshilfe dienen, wenn ein Spieler nicht über eine genaue Kenntnis der Variante verfügt:
# Besetze falls möglich das [[Zentrum (Schach)|Zentrum]] (die vier Felder in der Mitte des [[Schachbrett]]s d4, d5, e4, e5) mit eigenen Bauern. Oder mache einen Zug, der auf das Zentrum einwirkt, z.&nbsp;B. 1. c4.
# Entwickle in der Regel erst die [[Leichtfigur]]en, und zwar erst Springer, dann Läufer.
# Sorge möglichst früh für eine sichere Positionierung des Königs durch die [[Rochade]].
# Ziehe jede Figur in der Eröffnung möglichst nur einmal.
# Entwickle die Figuren so, dass sie ihre maximale Wirksamkeit erzielen (also beispielsweise Sb1–c3 und nicht Sb1–a3).
# Bringe die Dame und die Türme nach der Entwicklung der Leichtfiguren und der Rochade ins Spiel.
# Überlege Dir Bauernzüge besonders gut, weil Du sie nicht rückgängig machen kannst.


Diese Regeln gelten nicht absolut, es existieren zahlreiche Ausnahmen: In der häufig gespielten [[Skandinavische Verteidigung|Skandinavischen Verteidigung]] zieht Schwarz seine Dame bereits im zweiten Zug und verstößt damit gegen das sechste der genannten Prinzipien. In der etwas selteneren [[Aljechin-Verteidigung]] wird der schwarze Königsspringer in der Eröffnungsphase gleich dreimal gezogen (Sg8–f6–d5–b6) – in Widerspruch zu Prinzip Nr. 4. In vielen „modernen“ Eröffnungssystemen schließlich verzichtet ein Spieler bewusst auf die Besetzung des Zentrums mit eigenen Bauern (Prinzip Nr. 1).
== Eröffnungstheorie ==


In Schachlehrbüchern wird darüber hinaus vor Fehlern (gelegentlich „Kardinalfehler“<ref name="Schach ETM" /> genannt) gewarnt:
In der Eröffnung geht es vor allem darum, seine Figuren zu entwickeln, also in vorteilhafte Stellungen zu bringen. Meist ist mit der Eröffnung auch ein Angriff auf die Mitte des Spielfeldes verbunden. Man sollte in der Eröffnung darauf achten, seinem König die [[Rochade]], z.B. durch falsche Bauernzüge, nicht zu verbauen, da das dem Gegner schnell zu einem Angriff auf den König verhelfen kann.
* das Ziehen von Randbauern
* das frühe Umherziehen der Dame
* das Herausziehen der Läufer vor die eigenen Zentrumsbauern, die dadurch [[Blockade (Schach)|blockiert]] werden.


Diese Eröffnungsfehler sowie der Verstoß gegen die Eröffnungsprinzipien haben häufig den Verlust eines oder mehrerer [[Tempo (Schach)|Tempi]] zur Folge. In der Brooklyn-Variante der Aljechin-Verteidigung (1. e4 Sf6 2. e5 Sg8) hat beispielsweise Schwarz zwei Tempi „verschenkt“, indem er nach zwei Springerzügen wieder die Grundstellung erreicht hat. Generell wird vor einem Tempoverlust in der Eröffnung gewarnt, wenn auch der Nachteil für Schwarz in der genannten Eröffnungsvariante verhältnismäßig gering ist.
Die großen Schachlehrer [[Ruy Lopez]], [[Greco]], [[Philidor]], aber auch großartige Schachspieler wie [[Paul Morphy]], vor allem aber auch die Schachweltmeister, angefangen mit [[Steinitz]] bis hin zu [[Garri Kasparov]] heutzutage, haben die Grundzüge der Eröffnungslehre stets weiter vorangetrieben, so dass heute quasi folgende Grundsätze in der Schacheröffnung gelten:


Einen Sonderfall stellen [[Gambit]]s dar. So werden Eröffnungen bezeichnet, bei denen ein Bauer (bzw. mehrere Bauern oder in manchen Fällen eine Leichtfigur) [[Opfer (Schach)|geopfert]] wird, um als [[Kompensation (Schach)|Kompensation]] dafür einen Entwicklungsvorsprung oder einen positionellen Vorteil zu erhalten. Das [[Evans-Gambit]] (1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Lc5 4. b4 Lxb4) opfert den weniger bedeutsamen b-Bauern und erhält dafür einen Tempo-Vorteil (Schwarz muss den Läufer zweimal, bzw. nach 5. c3 dreimal ziehen) und einen positionellen Vorteil (Der weiße Läufer steht auf c4 besser als der schwarze Läufer auf b4). Gambits werden von Amateuren nach wie vor häufig und gern gespielt. Unter Top-Großmeistern sind sie mit wenigen Ausnahmen (z.&nbsp;B. [[Marshall-Gambit]]) selten geworden, da die Verteidigungsstrategien in den meisten Gambit-Eröffnungen so gut erforscht sind, dass die Kompensation für den geopferten Bauern als oft nicht mehr ausreichend angesehen wird. Das [[Damengambit]] ist im eigentlichen Wortsinn kein Gambit, da der Mehrbauer von Schwarz im [[Angenommenes Damengambit|angenommenen Damengambit]] kaum zu halten ist.
*Jede Figur sollte in der Eröffnung möglichst nur einmal gezogen werden.
*Jeder Zug sollte der Beherrschung des Zentrums, der Sicherung der eigenen Figuren, oder dem Angriff auf den gegnerischen König gewidmet sein.
*Ein Schutz des Königs, durch eine Rochade, sollte so früh als möglich in der Eröffnungsphase geschehen.


== Spezielle Eröffnungen ==
Es gibt genügend Eröffnungen, die sich nicht an diese Regeln halten, bei den meistgespielten Eröffnungen jedoch wird man diese Regelmotive deutlich erkennen können.
Das Wort ''Eröffnung'' ist nicht nur die allgemeine Bezeichnung für den ersten Partieabschnitt, sondern auch für bestimmte Zugfolgen, die in der Praxis häufig gespielt werden und dadurch mit einem eigenen Namen bezeichnet werden. Diese Bezeichnungen sind historisch gewachsen und daher oft nicht einheitlich oder systematisch, haben sich aber als recht nützlich erwiesen. Sie leiten sich häufig von Stellungsmerkmalen her (z.&nbsp;B. [[Vierspringerspiel]]), vom Namen der Schachmeister, die sich um die Erforschung oder Etablierung einer bestimmten Eröffnung besonders verdient gemacht haben (z.&nbsp;B. [[Caro-Kann]]) oder von der Herkunft dieser Spieler (z.&nbsp;B. [[Spanische Partie]], nach dem Spanier [[Ruy López de Segura]], der im Englischen Sprachgebrauch namensgebend ist). Der Namensbestandteil ''Indisch'' (z.&nbsp;B. [[Damenindisch]]) verweist jedoch nicht auf das Land Indien, sondern lediglich auf die Tatsache, dass diese Eröffnungen bis ins 19. Jahrhundert als besonders fremd angesehen wurden. Wird der charakteristische Zug von Weiß ausgeführt, so heißt die Eröffnung oft „…-Angriff“ oder „…-Partie“ (z.&nbsp;B. [[Wiener Partie]]), wenn er von Schwarz gemacht wird, oft „…&nbsp;Verteidigung“ (z.&nbsp;B. [[Sizilianische Verteidigung]]), unabhängig davon, ob die Eröffnung eher offensiv oder defensiv ausgerichtet ist.

Viele Eröffnungen entstehen schon nach wenigen Zügen und verzweigen sich dann weiter in ''Eröffnungsvarianten''. Oft tragen diese Varianten eigene Bezeichnungen (beispielsweise unterscheidet man bei der Sizilianischen Verteidigung die [[Drachenvariante]], die [[Najdorf-Variante]], die [[Taimanow-Variante]] und viele andere mehr). Wird eine dieser Varianten bei weitem bevorzugt, so nennt man sie die „Hauptvariante“ und die anderen dann die „Nebenvarianten“. In manchen Fällen ist eine Eröffnung weniger dadurch charakterisiert, welche Zugfolge genau gespielt wird, sondern durch die entstehenden Stellungstypen. Die einzelnen Varianten sind dann durch [[Zugumstellung]]en miteinander verknüpft. Dann spricht man eher von einem ''Eröffnungssystem''. Durch Zugumstellungen können auch verschiedene Eröffnungen ineinander überführt werden. Beispielsweise gelangt man nach den Zügen 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 d5 4. e5 Sc6 in der Sizilianischen Verteidigung zu einer Stellung, die eigentlich für die Französische Verteidigung charakteristisch ist.

Taucht in einer Partie zwischen namhaften Meistern ein Zug auf, der zuvor noch nicht in der Literatur beschrieben wurde, so spricht man von einer Neuerung (siehe unten).

Prinzipiell werden Eröffnungen in drei verschiedene Systeme eingeteilt, die nach den typischerweise entstehenden [[Bauernstruktur]]en benannt sind:

* [[Offene Spiele]] sind Eröffnungen, die mit 1. e2–e4 e7–e5 beginnen (beispielsweise [[Spanische Partie]]). Sie haben die Tendenz, zu frühen [[Offene Linie|Linienöffnungen]] zu führen.
* [[Halboffene Spiele]] beginnen mit 1. e2–e4, Schwarz antwortet aber nicht e7–e5 (beispielsweise [[Französische Verteidigung|Französisch]]).
* In [[Geschlossene Spiele|Geschlossenen Spielen]] wird nicht 1. e2–e4 gespielt, sondern meist 1. d2–d4 (beispielsweise [[Damengambit]]), 1. Sg1–f3 oder 1. c2–c4 Bei diesen Systemen sind frühe Linienöffnungen selten.
* Als [[Unregelmäßige Eröffnungen|Unregelmäßig]] gelten Eröffnungszüge, die sich nicht in diese drei Kategorien einordnen lassen, nur selten gespielt werden und vergleichsweise wenig [[Analyse (Schach)|analysiert]] sind, z.&nbsp;B. die [[Sokolski-Eröffnung|Orang-Utan-Eröffnung]] (Sokolski-Eröffnung) mit 1. b2–b4.

Die Begriffe sind nur in einem sehr allgemeinen Sinne zu verstehen und kennen Ausnahmen: Bei den „Offenen“ Spielen gibt es in fast jeder Eröffnung auch ruhige, positionelle Abspiele mit geschlossener Bauernstruktur. Auf der anderen Seite gibt es auch bei den „Geschlossenen“ Spielen scharfe Fortsetzungen mit beweglichen Figuren in offenem Schlagabtausch. In allen drei Gruppen finden sich [[Gambit]]-Eröffnungen; besonders zahlreich sind diese unter den Offenen Spielen. Außerdem ist die Einteilung international nicht einheitlich. Beispielsweise wird in der englischsprachigen Literatur zwischen „closed games“ und „semi-closed games“ unterschieden.

Neben den traditionellen Bezeichnungen der Eröffnungen gibt es inzwischen eine systematische Katalogisierung aller Eröffnungsvarianten, den [[ECO-Schlüssel]]. Einen Kompromiss aus beidem stellt der [[NIC-Key]] dar.

Als ''[[Eröffnungsfalle]]'' wird eine Zugfolge bezeichnet, mit der ein Spieler seinen Gegner zu einem Fehler verleiten möchte. Oft erweist sich eine solche Zugfolge nur gegen unerfahrene Spieler als wirksam und gerät bei fehlerfreiem Spiel des Gegners zum eigenen Nachteil. Man sagt: Die Variante wird vom Gegner „[[Widerlegung (Schach)|widerlegt]]“. Es gibt wiederkehrende Motive in diesen Fallen. Viele machen sich zunutze, dass die Felder f2 beziehungsweise f7 Schwächen in der Grundstellung darstellen. Vor der Rochade werden diese Felder nur vom jeweiligen König verteidigt. Eine gedeckte Angriffsfigur, die auf dieses Feld eindringt, kann einen Mattangriff bewirken (beispielsweise im [[Seekadettenmatt]]) oder (im Falle eines Springers) eine [[Gabel (Schach)|Gabel]] gegen Turm und Dame aufbauen. Andere Eröffnungsfallen nutzen eine frühe Öffnung der e-Linie für Schachgebote oder [[Fesselung (Schach)|Fesselungen]] aus.

== Beispiele für bekannte Eröffnungen ==
{| class="wikitable sortable"
! Kategorie
! Name
! Anfangszüge (häufige Fortsetzung)
! [[ECO-Schlüssel]]
|-
|rowspan="8"|Offene Spiele
| [[Italienische Partie|Italienisch]]
| 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 Sb8–c6 3. Lf1–c4 (3. … Lf8–c5)
| {{ECO|C50–C54}}
|-
| [[Spanische Partie|Spanisch]]
| 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 Sb8–c6 3. Lf1–b5
| {{ECO|C60–C99}}
|-
| [[Schottische Partie|Schottisch]]
| 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 Sb8–c6 3. d2–d4
| {{ECO|C45}}
|-
| [[Philidor-Verteidigung]]
| 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 d7–d6
| {{ECO|C41}}
|-
| [[Russische Verteidigung]]
| 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 Sg8–f6
| {{ECO|C42–C43}}
|-
| [[Läuferspiel]]
| 1. e2–e4 e7–e5 2. Lf1–c4
| {{ECO|C23–C24}}
|-
| [[Königsgambit]]
| 1. e2–e4 e7–e5 2. f2–f4
| {{ECO|C30–C39}}
|-
| [[Wiener Partie]]
| 1. e2–e4 e7–e5 2. Sb1–c3
| {{ECO|C25–C29}}
|-
| rowspan="7" | Halboffene Spiele
| [[Französische Verteidigung|Französisch]]
| 1. e2–e4 e7–e6 (2. d2–d4 d7–d5)
| {{ECO|C00–C19}}
|-
| [[Caro-Kann-Verteidigung|Caro-Kann]]
| 1. e2–e4 c7–c6 (2. d2–d4 d7–d5)
| {{ECO|B10–B19}}
|-
| [[Sizilianische Verteidigung|Sizilianisch]]
| 1. e2–e4 c7–c5
| {{ECO|B20–B99}}
|-
| [[Pirc-Ufimzew-Verteidigung]]
| 1. e2–e4 d7–d6
| {{ECO|B07–B09}}
|-
| [[Moderne Verteidigung]]
| 1. e2–e4 g7–g6
| {{ECO|B06}}
|-
| [[Aljechin-Verteidigung]]
| 1. e2–e4 Sg8–f6
| {{ECO|B02–B05}}
|-
| [[Skandinavische Verteidigung|Skandinavisch]]
| 1. e2–e4 d7–d5
| {{ECO|B01}}
|-
| rowspan="11"| Geschlossene Spiele
| [[Abgelehntes Damengambit]]
| 1. d2–d4 d7–d5 2. c2–c4 e7–e6
| {{ECO|D30–D39}}
|-
| [[Angenommenes Damengambit]]
| 1. d2–d4 d7–d5 2. c2–c4 d5xc4
| {{ECO|D20–D29}}
|-
| [[Slawische Verteidigung]]
| 1. d2–d4 d7–d5 2. c2–c4 c7–c6
| {{ECO|D10–D19}}
|-
| [[Nimzowitsch-Indische Verteidigung|Nimzowitsch-Indisch]]
| 1. d2–d4 Sg8–f6 2. c2–c4 e7–e6 3. Sb1–c3 Lf8–b4
| {{ECO|E20–E59}}
|-
| [[Damenindische Verteidigung|Damenindisch]]
| 1. d2–d4 Sg8–f6 2. c2–c4 e7–e6 3. Sg1–f3 b7–b6
| {{ECO|E11–E19}}
|-
| [[Königsindische Verteidigung|Königsindisch]]
| 1. d2–d4 Sg8–f6 2. c2–c4 g7–g6 nebst … d7–d6
| {{ECO|E60–E99}}
|-
| [[Grünfeld-Indische Verteidigung|Grünfeld-Indisch]]
| 1. d2–d4 Sg8–f6 2. c2–c4 g7–g6 nebst … d7–d5
| {{ECO|D80–D99}}
|-
| [[Benoni-Verteidigung]]
| 1. d2–d4 Sg8–f6 2. c2–c4 c7–c5 3. d4–d5 e7–e6
| {{ECO|A60–A69}}
|-
| [[Holländische Verteidigung|Holländisch]]
| 1. d2–d4 f7–f5
| {{ECO|A80–A99}}
|-
| [[Englische Eröffnung|Englisch]]
| 1. c2–c4 (1. … e7–e5 oder Sg8–f6 oder c7–c5)
| {{ECO|A10–A39}}
|-
| [[Réti-Eröffnung]]
| 1. Sg1–f3 d7–d5 2. c2–c4
| {{ECO|A04–A09}}
|-
| rowspan ="4" | Unregelmäßige Eröffnungen
| [[Orang-Utan-Eröffnung]]
| 1. b2–b4
| {{ECO|A00}}
|-
| [[Königsfianchetto]]
| 1. g2–g3
| {{ECO|A00}}
|-
| [[Larsen-Eröffnung]]
| 1. b2–b3
| {{ECO|A01}}
|-
| [[Bird-Eröffnung]]
| 1. f2–f4
| {{ECO|A02–A03}}
|}


== Die Geschichte der Schacheröffnung ==
== Die Geschichte der Schacheröffnung ==


Die Geschichte der Schacheröffnungen beginnt mit dem allgemein als ältester Schachversion betrachteten [[Chaturanga]]. Bei diesem Spiel waren die Zugmöglichkeiten der Figuren derart eingeschränkt, dass bis zum Aufeinandertreffen feindlicher Figuren viele Züge vergingen. Chaturanga entwickelte sich weiter zu [[Schatrandsch]], dem Vorläufer des modernen europäischen Schachspiels. Für dieses Spiel wurden zur Beschleunigung des Spielanfangs [[Tabija|Tabijen]] entwickelt, d.&nbsp;h. aus über festgelegte Zugfolgen erreichten Endpositionen entstanden Aufstellungsvarianten, von denen aus die eigentliche Partie begann.
Die Geschichte der Schacheröffnungen beginnt mit dem Großvater von Schach, dem [[Indien|indischen]] Spiel [[Tschaturanga]]. In Tschaturanga zogen einige der heutigen Figuren noch nicht so, wie wir es heute gewohnt sind. Die Bewegungsmöglichkeiten waren sehr viel geringer, so dass in der Regel bis zu 20 Züge notwendig waren, bevor eine Feindberührung überhaupt möglich wurde.

Vom 15. Jahrhundert bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts erhielt das Schachspiel seine heute gültigen Spielregeln und es erschienen die ersten Schachbücher der führenden Spieler dieser Zeit. Das Buch ''Repeticion de Amores e Arte de Axedres con CL Juegos de Partido'' von [[Luis Ramírez Lucena]], die [[Göttinger Handschrift]], ''Questo libro e da imparare giocare a scachi et de le partite'' von [[Pedro Damiano]] und ''Libro de la invención liberal y arte del juego del Axedrez'' von [[Ruy López de Segura]] enthalten Eröffnungsvarianten nach den neuen Spielregeln.

Die in den ersten Schachbüchern beschriebenen Varianten zählen mehrheitlich zu den [[Offene Spiele|offenen Spielen]], die bis ins 19. Jahrhundert die mit Abstand meistgespielten Eröffnungen waren. Im 19. Jahrhundert begann mit dem [[Handbuch des Schachspiels]] die Systematisierung der Schacheröffnungen und mit Arbeiten führender Schachmeister wie der [[Berliner Schule (Schach)|Berliner Schule]] ihre gezielte Erforschung. In dieser Zeit entstand die Mehrzahl der [[Halboffene Spiele|halboffenen Spiele]], welche vor allem im 20. Jahrhundert große Popularität erlangten. Mit dem Übergang zum von [[Wilhelm Steinitz]] propagierten und [[Siegbert Tarrasch]] weiterentwickelten [[Strategie (Schach)|strategisch-positionellen]] Schach gewannen im späten 19. Jahrhunderts die [[Geschlossene Spiele|geschlossenen Spiele]] und hier vor allem die Eröffnungen mit 1. d2–d4 d7–d5 an Bedeutung.

Im frühen 20. Jahrhundert entwickelte die von [[Aaron Nimzowitsch]] geprägte [[Hypermoderne Schule]] das Konzept, das [[Zentrum (Schach)|Zentrum]] zunächst mit Figuren zu kontrollieren und Züge der Mittelbauern ins Zentrum später folgen zu lassen. Dadurch gewannen unter den geschlossenen Spielen die Eröffnungen ohne frühe Züge der Mittelbauern, vor allem die [[Indische Eröffnung|Indischen Eröffnungen]] enorme Popularität.

In der modernen Turnierpraxis ist ein fundiertes Eröffnungsstudium unabdingbar für den sportlichen Erfolg. Seit der Einführung des [[Schachinformator]]s 1966, digitalen [[Schachdatenbank|Eröffnungsdatenbanken]] und der Verfügbarkeit von Turnierpartien im Internet erfahren Eröffnungsneuerungen eine immer schnellere Verbreitung unter den Schachspielern. Zudem stehen seit den 1990er Jahren allen Schachspielern leistungsfähige [[Schachcomputer]] und [[Schachprogramm]]e als Unterstützung bei der Eröffnungsanalyse zur Verfügung, so dass es immer schwieriger wird, seinen Gegner mit einer kreativen Variante zu überraschen. Dadurch kristallisieren sich bestimmte Spielsysteme heraus, die als besonders vielversprechend gelten und keine offensichtlichen Schwächen mit sich bringen. Dennoch kommt es auch in jüngerer Zeit vor, dass sich die Popularität einzelner Varianten im Spitzenschach erheblich verändert. Als [[Wladimir Kramnik]] bei der [[Schachweltmeisterschaft 2000]] mit Schwarz die [[Berliner Variante]] der Spanischen Partie erfolgreich gegen den als nahezu unbesiegbar geltenden [[Garri Kimowitsch Kasparow|Garri Kasparow]] einsetzte, trug dies wesentlich dazu bei, dass die altbekannte Eröffnungsvariante plötzlich wieder häufiger im Spitzenschach anzutreffen war und bis heute zum Repertoire der meisten Topspieler gehört.

Dass das Eröffnungswissen inzwischen so enorm angewachsen ist und viele Varianten bis weit ins Mittelspiel durchanalysiert sind, wird zunehmend auch kritisch bewertet. [[Bobby Fischer]] machte daher den Vorschlag, die Grundstellung der Figuren auszulosen. Diese Variante des Schachs, [[Chess960|Fischer-Random-Schach]], erfreut sich vor allem im Internet wachsender Beliebtheit.

== Eröffnungsliteratur ==

Die erste umfassende Darstellung der Schacheröffnungen nahm [[Paul Rudolph von Bilguer]], Mitbegründer der [[Berliner Schule (Schach)|Berliner Schule]], 1843 in seinem ''[[Handbuch des Schachspiels]]'' vor. Im 20.&nbsp;Jahrhundert sind u.&nbsp;a. [[Max Euwe]], [[Paul Keres]], [[Luděk Pachman]], [[Alexei Suetin]] und [[Rolf Schwarz]] als Autoren von Eröffnungsbüchern hervorgetreten. Meistens wird versucht, die Grundideen einer Eröffnung anhand von Meisterpartien darzustellen. Es gibt auch Werke, die sich auf die Auflistung und Bewertung von Varianten beschränken (z.&nbsp;B. die ''[[Enzyklopädie der Schacheröffnungen]]''). In diesem Zusammenhang ist der gebräuchliche Begriff ''Theorie'' oder ''Stand der Theorie'' irreführend. Es handelt sich dabei um Erfahrungswissen aus Meisterpartien und um veröffentlichte Eröffnungsanalysen.

In der Regel werden in Eröffnungsbüchern die ''Hauptvarianten'' einer Eröffnung –&nbsp;das sind die am meisten gespielten Varianten, meist auch die als beste Züge anerkannten Varianten&nbsp;– ausführlich besprochen. ''Nebenvarianten'' – selten gespielte Züge, in der Regel schwächere Züge – werden aufgeführt, aber weniger ausführlich behandelt. Heute haben die Eröffnungsbücher etwas an Bedeutung verloren. Die Eröffnungen werden in umfangreichen Schachdatenbanken dargestellt.


[[Schachprogramm]]e verfügen über ein so genanntes Eröffnungsbuch, in dem gängige Eröffnungsvarianten abgespeichert sind, um dem Computer in der Eröffnungsphase einen Vorteil zu verschaffen oder zumindest Bedenkzeit einzusparen.
Tschaturanga entwickelte sich in Persien weiter zu [[Shatranj]]. Bei Shatranj kam die Neuerung hinzu, das Meisterspieler so genannte Tabijen ausklügelten, das heißt es wurden Figurenaufstellung kreiert, die ein Aufeinandertreffen der Partei bereits mit dem ersten Zug möglich machten, jedoch waren die Tabijen so ausgeklügelt, das keine Partei von Anfang einen einen Vorteil besaß. In diesen Tabijen ist jetzt quasi die Grundidee zu der heutigen Eröffnungslehre zu suchen.


== Eröffnungsneuerung ==
Schach, in der Form wie wir es heute zu Beginn des 21. Jahrhunderts spielen, gibt es in dieser Form erst seit 300 Jahren. Die Bewegung der Figuren ist neu, die Dame zieht weiter, die Läufer ebenso - und zuletzt kamen sogar noch solche Spezialzüge wie die [[Rochade]]n, das Schlagen [[en passant]] und der Doppelschritt des Bauern hinzu. Tabijen haben in unserer heutigen Zeit ihren Sinn verloren, denn die Figurenaufstellung wird durch jeden Spieler selber bestimmt, wobei sich die gegnerischen Parteien gegenseitig beeinflussen, was natürlich der Hauptgrund für die heute notwendige Eröffnungslehre bildet.


Als ''Neuerung'' oder ''theoretische Neuerung'' bezeichnet man die Anwendung eines vorher nicht gespielten Zuges in einer Schacheröffnung. Diese meist als Vorbereitung auf große Turniere geheim gehaltenen Varianten finden große Aufmerksamkeit in der Schachpresse. In Veröffentlichungen wie dem [[Schachinformator]] werden sie besonders gekennzeichnet. Schon die [[Tarrasch-Falle]] zeigte das Ausmaß notwendiger Vorbereitung für eine gelungene Neuerung. Bedeutende Neuerungen führen oft zu eigenständigen Eröffnungssystemen, zum Beispiel [[Polugajewski-Variante]] oder [[Sweschnikow-Variante]]. Der langfristige Wert einer Neuerung wird erst in der dauernden praktischen Erprobung festgestellt.
Früher meinte man, dass man in der Eröffnung unbedingt danach streben sollte, das Zentrum - das sind die Felder d4,d5,e4,e5 - mit Bauern zu ''besetzen'' um so die Herrschaft über das Zentrum zu erkämpfen. Folgerichtig begannen die meisten Schachpartien mit den Zügen e4,e5 bzw. d4,d5. Erläutert wird dieses Zentrumsprinzip auch im Artikel [[Damengambit]]. Mit dieser Auffassung verbindet man insbesondere den Namen des Schachmeisters Tarrasch.<br>
Später gelangte man zu der Auffassung, dass es ja eigentlich darum geht, das Zentrum zu ''kontrollieren'' - ohne es zwingend mit Bauern zu besetzen. Dabei erlangten u.a. die indischen Eröffnungen an Bedeutung. Beispielsweise versucht Schwarz in der Königsindischen Eröffnung mit Sf6,g6,Lg7,d6 Einfluss auf das Zentrum zu gewinnen. Diese so genannten ''hypermodernen'' Ideen stammten u.a. von den Schachmeistern Reti, Nimzowitsch und Breyer.


;Beispiel
== Eröffnungsbibliotheken ==
Ein bekanntes Beispiel für eine missglückte Neuerung ist die ''Göteborger Variante''. Im [[Interzonenturnier Göteborg 1955]] bereiteten die argentinischen Spieler [[Miguel Najdorf]], [[Oscar Panno]] und [[Herman Pilnik]] für Schwarz eine Neuerung im 9.&nbsp;Zug in der [[Najdorf-Variante]] der Sizilianischen Verteidigung vor.
Nach '''1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. Lg5 e6 7. f4 Le7 8. Df3 h6 9. Lh4''' geschah '''9. … g5'''. Dieser neue Zug kam fast gleichzeitig in drei Partien auf das Brett. Allerdings gewannen die sowjetischen Spieler [[Efim Geller|Geller]], [[Paul Keres|Keres]] und [[Boris Wassiljewitsch Spasski|Spasski]] ihre Partien nach '''10. fxg5 Sfd7 11. Sxe6'''. Daraufhin erschien die Göteborger Variante für Schwarz nicht mehr spielbar. 1958 aber rehabilitierte [[Bobby Fischer]] die Variante beim nächsten Interzonenturnier: In [[Interzonenturnier Portorož 1958|Portorož]] brachte er in seiner Partie gegen [[Svetozar Gligorić|Gligorić]] wiederum eine Neuerung im 13. Zug und hielt diese Partie [[remis]].<ref name="Goet1955" />


== Häufigster Anfangszug ==
Die meisten [[Schachprogramm]]e verfügen über eine so genannte [[Eröffnungsbibliothek]], in der möglichst viele der gängigen Eröffnungen in möglichst vielen ihrer [[Variation]]en abgespeichert sind, um dem [[Computer]] in der Eröffnungsphase einen Vorteil zu verschaffen. So zielt ein geschickter menschlicher Spieler auch darauf ab, den Computer durch ungewöhnliche Züge schnell aus seiner Eröffnungsbibliothek zu bringen, damit dieser nicht in quasi Nullzeit eine gute Antwort parat hat.
Am häufigsten beginnt Weiß mit e2–e4. Dieser Zug wurde bis ins 20. Jahrhundert oft als einzig vernünftiger Anfangszug angesehen. [[Wsewolod Alfredowitsch Rauser|Rauser]] formulierte „1. e4 und Weiß gewinnt“. Vorsichtiger drückte das [[Bobby Fischer|Fischer]] aus: „Ich weiß nicht, was Gott gegen mich auf 1. e4 antworten würde.“ Da der Zug e2–e4 das Entwicklungsprinzip am meisten betont, wird er für Lernende empfohlen.
{| class="wikitable"
|-
! Züge !! 1800–1900 !! 1901–1935 !! 1935–1998
|-
! colspan="4" | Offene Spiele
|-
| 1. e2–e4 e7–e5 || 64 % || 31 % || 15 %
|-
! colspan="4" | Halboffene Spiele
|-
| 1. e2–e4 (ohne e7–e5) || 23 % || 20 % || 35 %
|-
! colspan="4" | Geschlossene Spiele
|-
| 1. d2–d4 d7–d5 || 10 % || 28 % || 15 %
|-
| 1. d2–d4 (ohne d7–d5) || rowspan="2" | 3 % || 16 % || 23 %
|-
| Sonstige || 5 % || 12 %
|}
Diese Statistik zeigt die Abkehr von symmetrischer Verteidigung zu asymmetrischen Eröffnungen. So wurden im 19. Jahrhundert noch mehr als die Hälfte der Partien mit 1. e2–e4 e7–e5 begonnen. Insbesondere haben sich als Antwort auf 1. e2–e4 die [[Sizilianische Eröffnung|Sizilianische]] (1. … c7–c5) und die [[Französische Verteidigung|Französische]] (1. … e7–e6) Verteidigung etabliert. Auf 1. d2–d4 werden mehr Indische Varianten (1. … Sg8–f6) gespielt. Bei starken Spielern ist auch die [[Englische Eröffnung]] (1. c2–c4) beliebter geworden.<ref>[[John L. Watson|John Watson]]: ''Secrets of modern chess strategy.'' Part 2: ''New ideas and the modern revolution.'' Gambit Publications, London 1998, ISBN 1-901983-07-2, S.&nbsp;93.</ref>


== Literatur ==
* Alexei Suetin: Lehrbuch der Schachtheorie, [[Sportverlag Berlin]], 1974.


== Weblinks ==
== Die Grundstellung auf dem Schachbrett ==
{{Commonscat|Chess openings|Eröffnung}}


== Belege ==
Zu Beginn eines Schachspiels, bevor der erste Zug gemacht wird, wird auf dem [[Schachbrett]] zuerst einmal die Grundstellung aufgebaut. Sofern es sich jetzt nicht um eine [[Fischer-Random-Chess]]-Partie handelt, sind die Figuren auf den folgenden Positionen aufzustellen:
<references>
*Die [[Turm|Türme]] werden in den Ecken des Schachbretts positioniert. Der weiße [[Damenturm]] nimmt die Position a1, der weiße [[Königsturm]] die Position h1 ein. Die Türme des Schwarzen Spielers werden spiegelverkehrt auf a8 und h8 in Position gebracht.
<ref name="Goet1955">In dem Buch ''Schach-Phänomen Bobby Fischer'' (Copress-Verlag) beschreibt Aleksander Pasternjak ausführlich die Geschichte dieser Göteborger Variante (Seite&nbsp;11&nbsp;ff).</ref>
*Die [[Springer]] werden neben den Türmen platziert. Der weiße [[Damenspringer]] auf das Feld b1, der weiße [[Königsspringer]] auf g1. Die Springer des Schwarzen Spielers werden auf b8 und g8 in Position gebracht.
</references>
*Die [[Läufer (Schach)|Läufer]] werden neben den Springern platziert. Der weiße [[Damenläufer]] bezieht Stellung auf dem Feld c1, der [[Königsläufer]] auf f1. Die schwarzen Läufer werden auf c8 und f8 postiert.
*Für die [[Dame (Schach|)Dame]]n gibt es einen wunderschönen alten Merksatz: "Weiße Dame, weißes Feld, Schwarze Dame, Schwarzes Feld". Auf gut deutsch: die Weiße Dame nimmt ihre Position auf d1, einem weißen Feld ein, bei der schwarzen Dame ist es d8, ein schwarzes Feld. Das D-Feld kann man sich auch leicht als '''D'''amen-Feld merken.
*Die [[König]]e werde auf die nun verbleibenden Felder der Grundlinie gestellt, der weiße König auf e1 und der schwarze König auf e8.
*Zuletzt wird nun vor jeder Figur ein [[Bauer (Schach)|Bauer]] der gleichen Farbe aufgestellt. Die acht weißen Bauern beziehen also ihre Positionen auf den Feldern a2, b2, c2, d2, e2, f2, g2 und h2. Die schwarzen Bauern auf den Feldern a7, b7, c7, d7, e7, f7, g7 und h7.


{{Normdaten|TYP=s|GND=4113466-7|LCCN=sh85023127}}
== Gängige Eröffnungen ==


{{SORTIERUNG:Eroffnung #Schach}}
In der Literatur sind folgende Eröffnungen bekannt (Erklärung der Notation unter [[Schach]], ausführliche Eröffnungsliste unter [[ECO Codes]]):
[[Kategorie:Schacheröffnung| ]]
*[[Aljechin-Verteidigung]] 1.e2-e4 Sg8-f6
*[[Benoni-Verteidigung]] 1.d2-d4 Sg8-f6 2.c2-c4 c7-c5 3.d4-d5 e7-e6
*[[Bird-Eröffnung]] 1.f2-f4
*[[Caro-Kann]] 1.e2-e4 c7-c6
*[[Damenbauernspiel]] 1.d2-d4 d7-d5 ohne 2.c2-c4
*[[Damengambit]] 1.d2-d4 d7-d5 2.c2-c4
*[[Englische Eröffnung]] 1.c2-c4
*[[Französische Verteidigung]] 1.e2-e4 e7-e6
*[[Holländische Verteidigung]] 1.d2-d4 f7-f5
*[[Indische Verteidigungen]] 1.d2-d4 Sg8-f6 2.c2-c4
*[[Jugoslawisch (Schach)|Jugoslawisch]] 1.d2-d4 g7-g6
*[[Katalanisch_(Schach)|Katalanisch]] 1.d2-d4 Sg8-f6 2.c2-c4 e7-e6
*[[Königsgambit]] 1.e2-e4 e7-e5 2.f2-f4
*[[Königsspringerspiel]] 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3
*[[Läuferspiel]] 1.e2-e4 e7-e5 2.Lf1-c4
*[[Larsen-System]] 1.b2-b3
*[[Mittelspiel]] 1.e2-e4 e7-e5 2.d2-d4
*[[Moderne Verteidigung]] 1.e2-e4 g7-g6
*[[Nimzowitsch-Verteidigung]] 1.e2-e4 Sb8-c6
*[[Orang-Utan (Schach)|Orang Utan]] 1.b2-b4 e7-e5 2.Lc1-b2
*[[Pirc-Ufimzew-Verteidigung]] 1.e2-e4 d7-d6
*[[Réti-Eröffnung]] 1.Sg1-f3 d7-d5 2.c2-c4
*[[Sizilianische Verteidigung]] 1.e2-e4 c7-c5
*[[Skandinavische Verteidigung]] 1.e2-e4 d7-d5
*[[Sokolski-Eröffnung]] 1.b2-b4
*[[Trompowski-Eröffnung]] 1.d2-d4 Sg8-f6 2.Lc1-g5
*[[Weressow-Eröffnung]] 1.d2-d4 Sg8-f6 2.Sb1-c3 d7-d5 3.Lc1-g5
*[[Wiener Partie]] 1.e2-e4 e7-e5 2.Sb1-c3
Eine Systematik der Eröffnungen finden Sie auf der Seite [[ECO Codes]].

Aktuelle Version vom 6. März 2025, 22:34 Uhr

Anfangsstellung im Schach

Die Eröffnung ist die erste Phase einer Schachpartie. Sie umfasst etwa die ersten 15 Züge einer Partie und endet nach der Entwicklung der Figuren. An die Eröffnung schließt sich das Mittelspiel an. Je nachdem, welche Steine zuerst gezogen werden, spricht man von Offenen, Halboffenen, Geschlossenen oder Unregelmäßigen Spielen.

Allgemeine Eröffnungsstrategie

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Ziel der Eröffnung ist es für beide Seiten, die Figuren zu entwickeln, die Zentrumsfelder zu beherrschen und den König – durch die Rochade – in eine sichere Position zu bringen. Da Weiß als Anziehender dem Gegner jeweils einen Halbzug voraus ist, wird er versuchen, daraus einen Eröffnungsvorteil zu erzielen.

Die großen Schachlehrer wie Ruy López, Gioachino Greco, François-André Philidor, Siegbert Tarrasch, Aaron Nimzowitsch sowie die Schachweltmeister haben zur Eröffnungslehre beigetragen. Dadurch haben sich einige Prinzipien herauskristallisiert, die mehr oder weniger unabhängig vom gewählten Eröffnungssystem gelten. Diese „goldenen Regeln“[1] können als Orientierungshilfe dienen, wenn ein Spieler nicht über eine genaue Kenntnis der Variante verfügt:

  1. Besetze falls möglich das Zentrum (die vier Felder in der Mitte des Schachbretts d4, d5, e4, e5) mit eigenen Bauern. Oder mache einen Zug, der auf das Zentrum einwirkt, z. B. 1. c4.
  2. Entwickle in der Regel erst die Leichtfiguren, und zwar erst Springer, dann Läufer.
  3. Sorge möglichst früh für eine sichere Positionierung des Königs durch die Rochade.
  4. Ziehe jede Figur in der Eröffnung möglichst nur einmal.
  5. Entwickle die Figuren so, dass sie ihre maximale Wirksamkeit erzielen (also beispielsweise Sb1–c3 und nicht Sb1–a3).
  6. Bringe die Dame und die Türme nach der Entwicklung der Leichtfiguren und der Rochade ins Spiel.
  7. Überlege Dir Bauernzüge besonders gut, weil Du sie nicht rückgängig machen kannst.

Diese Regeln gelten nicht absolut, es existieren zahlreiche Ausnahmen: In der häufig gespielten Skandinavischen Verteidigung zieht Schwarz seine Dame bereits im zweiten Zug und verstößt damit gegen das sechste der genannten Prinzipien. In der etwas selteneren Aljechin-Verteidigung wird der schwarze Königsspringer in der Eröffnungsphase gleich dreimal gezogen (Sg8–f6–d5–b6) – in Widerspruch zu Prinzip Nr. 4. In vielen „modernen“ Eröffnungssystemen schließlich verzichtet ein Spieler bewusst auf die Besetzung des Zentrums mit eigenen Bauern (Prinzip Nr. 1).

In Schachlehrbüchern wird darüber hinaus vor Fehlern (gelegentlich „Kardinalfehler“[1] genannt) gewarnt:

  • das Ziehen von Randbauern
  • das frühe Umherziehen der Dame
  • das Herausziehen der Läufer vor die eigenen Zentrumsbauern, die dadurch blockiert werden.

Diese Eröffnungsfehler sowie der Verstoß gegen die Eröffnungsprinzipien haben häufig den Verlust eines oder mehrerer Tempi zur Folge. In der Brooklyn-Variante der Aljechin-Verteidigung (1. e4 Sf6 2. e5 Sg8) hat beispielsweise Schwarz zwei Tempi „verschenkt“, indem er nach zwei Springerzügen wieder die Grundstellung erreicht hat. Generell wird vor einem Tempoverlust in der Eröffnung gewarnt, wenn auch der Nachteil für Schwarz in der genannten Eröffnungsvariante verhältnismäßig gering ist.

Einen Sonderfall stellen Gambits dar. So werden Eröffnungen bezeichnet, bei denen ein Bauer (bzw. mehrere Bauern oder in manchen Fällen eine Leichtfigur) geopfert wird, um als Kompensation dafür einen Entwicklungsvorsprung oder einen positionellen Vorteil zu erhalten. Das Evans-Gambit (1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Lc5 4. b4 Lxb4) opfert den weniger bedeutsamen b-Bauern und erhält dafür einen Tempo-Vorteil (Schwarz muss den Läufer zweimal, bzw. nach 5. c3 dreimal ziehen) und einen positionellen Vorteil (Der weiße Läufer steht auf c4 besser als der schwarze Läufer auf b4). Gambits werden von Amateuren nach wie vor häufig und gern gespielt. Unter Top-Großmeistern sind sie mit wenigen Ausnahmen (z. B. Marshall-Gambit) selten geworden, da die Verteidigungsstrategien in den meisten Gambit-Eröffnungen so gut erforscht sind, dass die Kompensation für den geopferten Bauern als oft nicht mehr ausreichend angesehen wird. Das Damengambit ist im eigentlichen Wortsinn kein Gambit, da der Mehrbauer von Schwarz im angenommenen Damengambit kaum zu halten ist.

Spezielle Eröffnungen

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Das Wort Eröffnung ist nicht nur die allgemeine Bezeichnung für den ersten Partieabschnitt, sondern auch für bestimmte Zugfolgen, die in der Praxis häufig gespielt werden und dadurch mit einem eigenen Namen bezeichnet werden. Diese Bezeichnungen sind historisch gewachsen und daher oft nicht einheitlich oder systematisch, haben sich aber als recht nützlich erwiesen. Sie leiten sich häufig von Stellungsmerkmalen her (z. B. Vierspringerspiel), vom Namen der Schachmeister, die sich um die Erforschung oder Etablierung einer bestimmten Eröffnung besonders verdient gemacht haben (z. B. Caro-Kann) oder von der Herkunft dieser Spieler (z. B. Spanische Partie, nach dem Spanier Ruy López de Segura, der im Englischen Sprachgebrauch namensgebend ist). Der Namensbestandteil Indisch (z. B. Damenindisch) verweist jedoch nicht auf das Land Indien, sondern lediglich auf die Tatsache, dass diese Eröffnungen bis ins 19. Jahrhundert als besonders fremd angesehen wurden. Wird der charakteristische Zug von Weiß ausgeführt, so heißt die Eröffnung oft „…-Angriff“ oder „…-Partie“ (z. B. Wiener Partie), wenn er von Schwarz gemacht wird, oft „… Verteidigung“ (z. B. Sizilianische Verteidigung), unabhängig davon, ob die Eröffnung eher offensiv oder defensiv ausgerichtet ist.

Viele Eröffnungen entstehen schon nach wenigen Zügen und verzweigen sich dann weiter in Eröffnungsvarianten. Oft tragen diese Varianten eigene Bezeichnungen (beispielsweise unterscheidet man bei der Sizilianischen Verteidigung die Drachenvariante, die Najdorf-Variante, die Taimanow-Variante und viele andere mehr). Wird eine dieser Varianten bei weitem bevorzugt, so nennt man sie die „Hauptvariante“ und die anderen dann die „Nebenvarianten“. In manchen Fällen ist eine Eröffnung weniger dadurch charakterisiert, welche Zugfolge genau gespielt wird, sondern durch die entstehenden Stellungstypen. Die einzelnen Varianten sind dann durch Zugumstellungen miteinander verknüpft. Dann spricht man eher von einem Eröffnungssystem. Durch Zugumstellungen können auch verschiedene Eröffnungen ineinander überführt werden. Beispielsweise gelangt man nach den Zügen 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 d5 4. e5 Sc6 in der Sizilianischen Verteidigung zu einer Stellung, die eigentlich für die Französische Verteidigung charakteristisch ist.

Taucht in einer Partie zwischen namhaften Meistern ein Zug auf, der zuvor noch nicht in der Literatur beschrieben wurde, so spricht man von einer Neuerung (siehe unten).

Prinzipiell werden Eröffnungen in drei verschiedene Systeme eingeteilt, die nach den typischerweise entstehenden Bauernstrukturen benannt sind:

Die Begriffe sind nur in einem sehr allgemeinen Sinne zu verstehen und kennen Ausnahmen: Bei den „Offenen“ Spielen gibt es in fast jeder Eröffnung auch ruhige, positionelle Abspiele mit geschlossener Bauernstruktur. Auf der anderen Seite gibt es auch bei den „Geschlossenen“ Spielen scharfe Fortsetzungen mit beweglichen Figuren in offenem Schlagabtausch. In allen drei Gruppen finden sich Gambit-Eröffnungen; besonders zahlreich sind diese unter den Offenen Spielen. Außerdem ist die Einteilung international nicht einheitlich. Beispielsweise wird in der englischsprachigen Literatur zwischen „closed games“ und „semi-closed games“ unterschieden.

Neben den traditionellen Bezeichnungen der Eröffnungen gibt es inzwischen eine systematische Katalogisierung aller Eröffnungsvarianten, den ECO-Schlüssel. Einen Kompromiss aus beidem stellt der NIC-Key dar.

Als Eröffnungsfalle wird eine Zugfolge bezeichnet, mit der ein Spieler seinen Gegner zu einem Fehler verleiten möchte. Oft erweist sich eine solche Zugfolge nur gegen unerfahrene Spieler als wirksam und gerät bei fehlerfreiem Spiel des Gegners zum eigenen Nachteil. Man sagt: Die Variante wird vom Gegner „widerlegt“. Es gibt wiederkehrende Motive in diesen Fallen. Viele machen sich zunutze, dass die Felder f2 beziehungsweise f7 Schwächen in der Grundstellung darstellen. Vor der Rochade werden diese Felder nur vom jeweiligen König verteidigt. Eine gedeckte Angriffsfigur, die auf dieses Feld eindringt, kann einen Mattangriff bewirken (beispielsweise im Seekadettenmatt) oder (im Falle eines Springers) eine Gabel gegen Turm und Dame aufbauen. Andere Eröffnungsfallen nutzen eine frühe Öffnung der e-Linie für Schachgebote oder Fesselungen aus.

Beispiele für bekannte Eröffnungen

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Kategorie Name Anfangszüge (häufige Fortsetzung) ECO-Schlüssel
Offene Spiele Italienisch 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 Sb8–c6 3. Lf1–c4 (3. … Lf8–c5) C50–C54
Spanisch 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 Sb8–c6 3. Lf1–b5 C60–C99
Schottisch 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 Sb8–c6 3. d2–d4 C45
Philidor-Verteidigung 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 d7–d6 C41
Russische Verteidigung 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 Sg8–f6 C42–C43
Läuferspiel 1. e2–e4 e7–e5 2. Lf1–c4 C23–C24
Königsgambit 1. e2–e4 e7–e5 2. f2–f4 C30–C39
Wiener Partie 1. e2–e4 e7–e5 2. Sb1–c3 C25–C29
Halboffene Spiele Französisch 1. e2–e4 e7–e6 (2. d2–d4 d7–d5) C00–C19
Caro-Kann 1. e2–e4 c7–c6 (2. d2–d4 d7–d5) B10–B19
Sizilianisch 1. e2–e4 c7–c5 B20–B99
Pirc-Ufimzew-Verteidigung 1. e2–e4 d7–d6 B07–B09
Moderne Verteidigung 1. e2–e4 g7–g6 B06
Aljechin-Verteidigung 1. e2–e4 Sg8–f6 B02–B05
Skandinavisch 1. e2–e4 d7–d5 B01
Geschlossene Spiele Abgelehntes Damengambit 1. d2–d4 d7–d5 2. c2–c4 e7–e6 D30–D39
Angenommenes Damengambit 1. d2–d4 d7–d5 2. c2–c4 d5xc4 D20–D29
Slawische Verteidigung 1. d2–d4 d7–d5 2. c2–c4 c7–c6 D10–D19
Nimzowitsch-Indisch 1. d2–d4 Sg8–f6 2. c2–c4 e7–e6 3. Sb1–c3 Lf8–b4 E20–E59
Damenindisch 1. d2–d4 Sg8–f6 2. c2–c4 e7–e6 3. Sg1–f3 b7–b6 E11–E19
Königsindisch 1. d2–d4 Sg8–f6 2. c2–c4 g7–g6 nebst … d7–d6 E60–E99
Grünfeld-Indisch 1. d2–d4 Sg8–f6 2. c2–c4 g7–g6 nebst … d7–d5 D80–D99
Benoni-Verteidigung 1. d2–d4 Sg8–f6 2. c2–c4 c7–c5 3. d4–d5 e7–e6 A60–A69
Holländisch 1. d2–d4 f7–f5 A80–A99
Englisch 1. c2–c4 (1. … e7–e5 oder Sg8–f6 oder c7–c5) A10–A39
Réti-Eröffnung 1. Sg1–f3 d7–d5 2. c2–c4 A04–A09
Unregelmäßige Eröffnungen Orang-Utan-Eröffnung 1. b2–b4 A00
Königsfianchetto 1. g2–g3 A00
Larsen-Eröffnung 1. b2–b3 A01
Bird-Eröffnung 1. f2–f4 A02–A03

Die Geschichte der Schacheröffnung

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Die Geschichte der Schacheröffnungen beginnt mit dem allgemein als ältester Schachversion betrachteten Chaturanga. Bei diesem Spiel waren die Zugmöglichkeiten der Figuren derart eingeschränkt, dass bis zum Aufeinandertreffen feindlicher Figuren viele Züge vergingen. Chaturanga entwickelte sich weiter zu Schatrandsch, dem Vorläufer des modernen europäischen Schachspiels. Für dieses Spiel wurden zur Beschleunigung des Spielanfangs Tabijen entwickelt, d. h. aus über festgelegte Zugfolgen erreichten Endpositionen entstanden Aufstellungsvarianten, von denen aus die eigentliche Partie begann.

Vom 15. Jahrhundert bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts erhielt das Schachspiel seine heute gültigen Spielregeln und es erschienen die ersten Schachbücher der führenden Spieler dieser Zeit. Das Buch Repeticion de Amores e Arte de Axedres con CL Juegos de Partido von Luis Ramírez Lucena, die Göttinger Handschrift, Questo libro e da imparare giocare a scachi et de le partite von Pedro Damiano und Libro de la invención liberal y arte del juego del Axedrez von Ruy López de Segura enthalten Eröffnungsvarianten nach den neuen Spielregeln.

Die in den ersten Schachbüchern beschriebenen Varianten zählen mehrheitlich zu den offenen Spielen, die bis ins 19. Jahrhundert die mit Abstand meistgespielten Eröffnungen waren. Im 19. Jahrhundert begann mit dem Handbuch des Schachspiels die Systematisierung der Schacheröffnungen und mit Arbeiten führender Schachmeister wie der Berliner Schule ihre gezielte Erforschung. In dieser Zeit entstand die Mehrzahl der halboffenen Spiele, welche vor allem im 20. Jahrhundert große Popularität erlangten. Mit dem Übergang zum von Wilhelm Steinitz propagierten und Siegbert Tarrasch weiterentwickelten strategisch-positionellen Schach gewannen im späten 19. Jahrhunderts die geschlossenen Spiele und hier vor allem die Eröffnungen mit 1. d2–d4 d7–d5 an Bedeutung.

Im frühen 20. Jahrhundert entwickelte die von Aaron Nimzowitsch geprägte Hypermoderne Schule das Konzept, das Zentrum zunächst mit Figuren zu kontrollieren und Züge der Mittelbauern ins Zentrum später folgen zu lassen. Dadurch gewannen unter den geschlossenen Spielen die Eröffnungen ohne frühe Züge der Mittelbauern, vor allem die Indischen Eröffnungen enorme Popularität.

In der modernen Turnierpraxis ist ein fundiertes Eröffnungsstudium unabdingbar für den sportlichen Erfolg. Seit der Einführung des Schachinformators 1966, digitalen Eröffnungsdatenbanken und der Verfügbarkeit von Turnierpartien im Internet erfahren Eröffnungsneuerungen eine immer schnellere Verbreitung unter den Schachspielern. Zudem stehen seit den 1990er Jahren allen Schachspielern leistungsfähige Schachcomputer und Schachprogramme als Unterstützung bei der Eröffnungsanalyse zur Verfügung, so dass es immer schwieriger wird, seinen Gegner mit einer kreativen Variante zu überraschen. Dadurch kristallisieren sich bestimmte Spielsysteme heraus, die als besonders vielversprechend gelten und keine offensichtlichen Schwächen mit sich bringen. Dennoch kommt es auch in jüngerer Zeit vor, dass sich die Popularität einzelner Varianten im Spitzenschach erheblich verändert. Als Wladimir Kramnik bei der Schachweltmeisterschaft 2000 mit Schwarz die Berliner Variante der Spanischen Partie erfolgreich gegen den als nahezu unbesiegbar geltenden Garri Kasparow einsetzte, trug dies wesentlich dazu bei, dass die altbekannte Eröffnungsvariante plötzlich wieder häufiger im Spitzenschach anzutreffen war und bis heute zum Repertoire der meisten Topspieler gehört.

Dass das Eröffnungswissen inzwischen so enorm angewachsen ist und viele Varianten bis weit ins Mittelspiel durchanalysiert sind, wird zunehmend auch kritisch bewertet. Bobby Fischer machte daher den Vorschlag, die Grundstellung der Figuren auszulosen. Diese Variante des Schachs, Fischer-Random-Schach, erfreut sich vor allem im Internet wachsender Beliebtheit.

Eröffnungsliteratur

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Die erste umfassende Darstellung der Schacheröffnungen nahm Paul Rudolph von Bilguer, Mitbegründer der Berliner Schule, 1843 in seinem Handbuch des Schachspiels vor. Im 20. Jahrhundert sind u. a. Max Euwe, Paul Keres, Luděk Pachman, Alexei Suetin und Rolf Schwarz als Autoren von Eröffnungsbüchern hervorgetreten. Meistens wird versucht, die Grundideen einer Eröffnung anhand von Meisterpartien darzustellen. Es gibt auch Werke, die sich auf die Auflistung und Bewertung von Varianten beschränken (z. B. die Enzyklopädie der Schacheröffnungen). In diesem Zusammenhang ist der gebräuchliche Begriff Theorie oder Stand der Theorie irreführend. Es handelt sich dabei um Erfahrungswissen aus Meisterpartien und um veröffentlichte Eröffnungsanalysen.

In der Regel werden in Eröffnungsbüchern die Hauptvarianten einer Eröffnung – das sind die am meisten gespielten Varianten, meist auch die als beste Züge anerkannten Varianten – ausführlich besprochen. Nebenvarianten – selten gespielte Züge, in der Regel schwächere Züge – werden aufgeführt, aber weniger ausführlich behandelt. Heute haben die Eröffnungsbücher etwas an Bedeutung verloren. Die Eröffnungen werden in umfangreichen Schachdatenbanken dargestellt.

Schachprogramme verfügen über ein so genanntes Eröffnungsbuch, in dem gängige Eröffnungsvarianten abgespeichert sind, um dem Computer in der Eröffnungsphase einen Vorteil zu verschaffen oder zumindest Bedenkzeit einzusparen.

Eröffnungsneuerung

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Als Neuerung oder theoretische Neuerung bezeichnet man die Anwendung eines vorher nicht gespielten Zuges in einer Schacheröffnung. Diese meist als Vorbereitung auf große Turniere geheim gehaltenen Varianten finden große Aufmerksamkeit in der Schachpresse. In Veröffentlichungen wie dem Schachinformator werden sie besonders gekennzeichnet. Schon die Tarrasch-Falle zeigte das Ausmaß notwendiger Vorbereitung für eine gelungene Neuerung. Bedeutende Neuerungen führen oft zu eigenständigen Eröffnungssystemen, zum Beispiel Polugajewski-Variante oder Sweschnikow-Variante. Der langfristige Wert einer Neuerung wird erst in der dauernden praktischen Erprobung festgestellt.

Beispiel

Ein bekanntes Beispiel für eine missglückte Neuerung ist die Göteborger Variante. Im Interzonenturnier Göteborg 1955 bereiteten die argentinischen Spieler Miguel Najdorf, Oscar Panno und Herman Pilnik für Schwarz eine Neuerung im 9. Zug in der Najdorf-Variante der Sizilianischen Verteidigung vor. Nach 1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. Lg5 e6 7. f4 Le7 8. Df3 h6 9. Lh4 geschah 9. … g5. Dieser neue Zug kam fast gleichzeitig in drei Partien auf das Brett. Allerdings gewannen die sowjetischen Spieler Geller, Keres und Spasski ihre Partien nach 10. fxg5 Sfd7 11. Sxe6. Daraufhin erschien die Göteborger Variante für Schwarz nicht mehr spielbar. 1958 aber rehabilitierte Bobby Fischer die Variante beim nächsten Interzonenturnier: In Portorož brachte er in seiner Partie gegen Gligorić wiederum eine Neuerung im 13. Zug und hielt diese Partie remis.[2]

Häufigster Anfangszug

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Am häufigsten beginnt Weiß mit e2–e4. Dieser Zug wurde bis ins 20. Jahrhundert oft als einzig vernünftiger Anfangszug angesehen. Rauser formulierte „1. e4 und Weiß gewinnt“. Vorsichtiger drückte das Fischer aus: „Ich weiß nicht, was Gott gegen mich auf 1. e4 antworten würde.“ Da der Zug e2–e4 das Entwicklungsprinzip am meisten betont, wird er für Lernende empfohlen.

Züge 1800–1900 1901–1935 1935–1998
Offene Spiele
1. e2–e4 e7–e5 64 % 31 % 15 %
Halboffene Spiele
1. e2–e4 (ohne e7–e5) 23 % 20 % 35 %
Geschlossene Spiele
1. d2–d4 d7–d5 10 % 28 % 15 %
1. d2–d4 (ohne d7–d5) 3 % 16 % 23 %
Sonstige 5 % 12 %

Diese Statistik zeigt die Abkehr von symmetrischer Verteidigung zu asymmetrischen Eröffnungen. So wurden im 19. Jahrhundert noch mehr als die Hälfte der Partien mit 1. e2–e4 e7–e5 begonnen. Insbesondere haben sich als Antwort auf 1. e2–e4 die Sizilianische (1. … c7–c5) und die Französische (1. … e7–e6) Verteidigung etabliert. Auf 1. d2–d4 werden mehr Indische Varianten (1. … Sg8–f6) gespielt. Bei starken Spielern ist auch die Englische Eröffnung (1. c2–c4) beliebter geworden.[3]

Commons: Eröffnung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b Die Aufzählung folgt dem einführenden Schachbuch Schach – Einführung, Taktik, Musterspiele (Buch und Zeit Verlag, 1987, ISBN 3816691102), das sich seinerseits auf Theo Schuster: Schacheröffnungen beruft.
  2. In dem Buch Schach-Phänomen Bobby Fischer (Copress-Verlag) beschreibt Aleksander Pasternjak ausführlich die Geschichte dieser Göteborger Variante (Seite 11 ff).
  3. John Watson: Secrets of modern chess strategy. Part 2: New ideas and the modern revolution. Gambit Publications, London 1998, ISBN 1-901983-07-2, S. 93.