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„Geschichte des Staates Israel“ – Versionsunterschied

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:''Dieser Artikel befasst sich mit der Geschichte des Staates [[Israel]] seit 1948 n. Chr. bis heute. Siehe auch [[Palästina (Region)]] für die Geschichte der Region von etwa dem 13. vorchristlichen Jahrhundert an, hierzu auch: [[Jüdischer Aufstand]]. Siehe auch [[Zionismus]] für die Geschichte der zionistischen Bewegung und [[Völkerbundsmandat für Palästina]] für die Zeit vor der Staatsgründung.''
{{Dieser Artikel| befasst sich mit der Geschichte des heutigen [[Israel|Staates Israel]] seit seiner Gründung im Jahr 1948.<br>Die [[Geschichte Israels]] dagegen behandelt die Geschichte des Volkes Israel von seinen Anfängen um 1600 v.&#8239;Chr. bis zum Untergang des Zweiten Tempels 70 n.&#8239;Chr. und Ende der Eigenstaatlichkeit 135 n.&#8239;Chr.}}
[[Datei:Israel.png|mini|hochkant=1.2|Karte Israels]]


Die '''Geschichte des Staates [[Israel]]''' begann nicht erst mit seiner Gründung im Jahr 1948. Ihr gingen Bemühungen von Vordenkern des [[Zionismus]] über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren voraus, die eine Rückkehr von Juden in das „[[Gelobtes Land|gelobte Land]]“ ermöglichen und später einen [[Souveränität|souveränen]] [[Nationalstaat]] mit eigenem [[Staatsgebiet]] für die Juden [[Europa]]s schaffen wollten.
=== Zionismus und Israel ===


== Vorgeschichte ==
Der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 gingen Bemühungen von zionistischen Vordenkern über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren voraus, die einen [[Souveränität|souveränen]] [[Nationalstaat]] mit eigenem Staatsgebiet für die verfolgten und benachteiligten Juden Europas schaffen wollten. Die Sehnsucht nach einer Rückkehr in das Gebiet, das sie als das ihre ansahen, wurde erstmals im [[Babylonische Gefangenschaft|babylonischen Exil]] ausgedrückt und zog sich durch das jüdische Denken nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 n.Chr. und der Zerstreuung die darauf folgte.
{{Hauptartikel|Alija|Völkerbundsmandat für Palästina}}
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R68235, Naharija, Landung jüdischer Auswanderer.jpg|mini|Jüdische Einwanderer gehen 1948 nahe [[Naharija]] an Land.]]
[[Datei:UN Partition Plan For Palestine 1947 de.svg|mini|Teilung Palästinas nach Plänen der UN&nbsp;(1947)]]


Seit der Begründung der zionistischen Bewegung durch [[Theodor Herzl]] während des ersten [[Zionistenkongress]]es 1897 in [[Basel]] wurden praktische Schritte unternommen, internationale Unterstützung für einen jüdischen Nationalstaat in [[Palästina (Region)|Palästina]] zu erlangen, das damals ein Teil des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]] war.
Wenn auch Israel immer eine allgemeine jüdische Idee war, darf dies nicht mit [[Zionismus]] verwechselt werden. Vor dem Auftauchen des Zionismus glaubten die meisten Juden, dass die Rückkehr nach Israel mit der Ankunft des [[Messias]] kommen werden, sprich nach göttlicher Intervention. Es gab zwar Bewegungen, die meinten, Juden sollten schon früher versuchen zurückzukehren, diese blieben aber bis mindestens ins 19. Jahrhundert hinein in der Minderheit.


Die jüdische Einwanderung war zu Beginn des 20. Jahrhunderts stark von der [[Kibbuzbewegung]] geprägt. Zahlreiche [[Juden in Osteuropa|Einwanderer aus Osteuropa]] wirkten am Aufbau von [[Kibbuz]]im mit. Der 11. April 1909 gilt als Gründungsdatum von [[Tel Aviv]],<ref>Aryeh Akiva Weiss / Akiva Arie Weiss, geb. 1868 in Weißrussland, aufgewachsen in Lodz, Uhrmacher, gest. 1947, Neueinwanderer in Palästina, treibende Kraft innerhalb der Ahusat-Bajit-Gesellschaft, später in der historischen Erinnerung von [[Dizengoff]] überschattet.</ref> der ersten modernen jüdischen Stadt in Palästina. Mit der [[Balfour-Deklaration]] von 1917 sicherte die britische Regierung ihre Unterstützung für die Schaffung einer jüdischen Heimstätte in Palästina zu, die auch von einer Reihe anderer Staaten gestützt wurde. Im Jahre 1922 übertrug der [[Völkerbund]] dem [[Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland|Vereinigten Königreich]] das [[Völkerbundsmandat für Palästina|Mandat über Palästina]] (und damit auch über das heutige Jordanien).
Während heute die meisten Juden den Zionismus, mehr oder weniger unterstützen, wurde er zu seiner Entstehung sehr umstritten und die große Mehrheit der Juden lehnten ihn ab. Die deutschen Reformjuden der 1800er und frühen 1900er Jahre waren Antizionisten und lehnten jede Konzeption des Juden-Seins als etwas als anderes denn einer Religion ab. Die sekulären Zionisten, im Gegensatz zu diesen, wollten es mit Nachdruck als ethnische Gruppe verstanden wissen – viele der zionistischen Führer lehnten das Judentum im Sinne von Glauben ab, sahen sich aber dennoch weiterhin in gewissem Sinne als jüdisch an.


In den 1920er Jahren, als es zu blutigen Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung in Jerusalem 1920 und [[Unruhen von Jaffa|Jaffa 1921]], sowie 1929 zum [[Massaker von Hebron (1929)|Massaker von Hebron]] kam, begann [[Amin al-Husseini]] eine führende Rolle unter der palästinensischen arabischen Bevölkerung zu übernehmen. Al-Husseini, der 1921 vom britischen Hochkommissar [[Herbert Samuel, 1. Viscount Samuel|Herbert Samuel]] zum Großmufti von Jerusalem ernannt wurde, war von 1936 bis 1939 Anführer des [[Arabischer Aufstand|Arabischen Aufstandes]].
Viele [[Chassidismus|Chassidim]] und andere [[Ultraorthodoxes Judentum|ultra-orthodoxe Juden]] betrachteten die Rückkehr nach Israel vor der Ankunft des Messias als [[Sakrileg]]. Seit dem [[Holocaust]] sind pro-zionistische Strömungen im Judentum in der absoluten Mehrheit. Das Reformjudentum, Das Konservative Judentum und die moderne Orthodoxie sind starke Befürworter des Zionismus und sogar die Haredi (ultra-orthodoxe Juden) wechselten ihre Position von Antizionisten zu Nicht-Zionisten, also einer neutralen Position dem Zionismus gegenüber.


Die Geschichte des Frauenwahlrechts ist Teil der politischen Geschichte des Staates. 1920 schuf der [[Jischuw#Neuer Jischuw|Jischuw]] eine Repräsentantenversammlung. Diese verfügte zwar über keine juristische Legitimation, da die Macht bei der [[Völkerbundsmandat für Palästina|britischen Mandatsmacht]] lag; doch diese war zur Zusammenarbeit mit jüdischen Vertretungen angehalten. [[Orthodoxes Judentum|Ultraorthodoxe]] Männer blockierten das [[Frauenwahlrecht]] im Jischuw in den Anfängen erfolgreich. Als Kompromisslösung erhielten Frauen im April 1920 für eine beschränkte Zeit das Wahlrecht.<ref name="Hannam153" /> Die ultraorthodoxen Männer wurden dadurch entschädigt, dass sie zwei Stimmen erhielten: eine für sich und eine für ihre Frau. Ein dauerhaftes [[Frauenwahlrecht in Nordafrika und im Nahen Osten|Frauenwahlrecht]] gab es ab 1925 bei den Wahlen zur zweiten Gesetzgebenden Versammlung.<ref name="Hannam153" /> Das Prinzip ''Eine Stimme pro Person'' wurde jedoch erst bei der Wahl der vierten Gesetzgebenden Versammlung im August 1944 angewendet.<ref name="Hannam153" /> Die für diese Wahl geltenden Regeln bildeten die Grundlage für die Verfassung des Staats Israel.<ref name="Hannam153">June Hannam, Mitzi Auchterlonie, Katherine Holden: ''International Encyclopedia of Women’s Suffrage.'' ABC-Clio, Santa Barbara, Denver, Oxford 2000, ISBN 1-57607-064-6, S. 153.</ref> Nach der Unabhängigkeitserklärung sollte innerhalb von fünf Monaten eine Konstituierende Versammlung eine Verfassung aufstellen, was jedoch wegen des Kriegs nicht möglich war. Im Januar 1949 fanden [[Knesset]]wahlen nach dem System statt, das für die Repräsentantenversammlung (siehe oben) gegolten hatte. Am 16. Februar 1949 wurden dann zunächst einige Basisgesetze von der Konstituierenden Versammlung beschlossen.<ref>Emmanuel Saadia: ''Systèmes Electoraux et Territorialité en Israel.'' L'Harmattan Paris, Montreal 1997, S. 69.</ref> Die Vorschrift, dass das Geschlecht keine Rolle spielen darf, war Teil dieser Basisgesetze.<ref>Emmanuel Saadia: ''Systèmes Electoraux et Territorialité en Israel.'' L'Harmattan Paris, Montreal 1997, S. 12</ref>
Erst mit der Gründung der zionistischen Bewegung durch [[Theodor Herzl]] am Ende des 19. Jahrhunderts wurden freilich praktische Schritte unternommen, die internationale Unterstützung für eine jüdische Heimstätte in Palästina, das damals ein Teil des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]] war, einbringen sollten.


Im Jahre 1937 wurde im [[Peel-Kommission|Peel-Report]] erstmals die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat vorgeschlagen.
Die [[Balfour-Deklaration]] von 1917 stellte die Unterstützung der britischen Regierung für eine Schaffung einer jüdischen Heimstätte in Palästina fest, die auch von einer Reihe anderer Staaten gestützt wurde. Im Jahre 1922 übertrug der Völkerbund dem Vereinigten Königreich das Mandat über Palästina (damit auch über das heutige Jordanien).


Nach der „[[Machtübernahme]]“ der [[Nationalsozialisten]] in Deutschland und der einsetzenden [[Endlösung|Judenverfolgung]] ab 1933 stieg die jüdische Einwanderung beträchtlich an, wurde jedoch 1939 durch die britische Mandatsverwaltung teils gewaltsam zurückgedrängt. Das [[Weißbuch von 1939|Weißbuch]] sah einen fünfjährigen Zeitraum vor, in dem die Einwanderung von 75.000 Juden (10.000 pro Jahr und 25.000 Flüchtlinge zusätzlich) gestattet sein sollte. Es bestimmte die britische Politik in Palästina bis 1947 und führte von jüdischer Seite zu Reaktionen wie der [[Alija Bet]] und der [[Bricha|Fluchthilfe aus dem kriegszerstörten Europa]].
=== Frühe Geschichte des modernen Israels ===


Zu Beginn des britischen Mandats war die [[Hagana]] als jüdische paramilitärische Organisation gegründet worden, die insgesamt eine eher moderate Haltung einnahm. Der [[Arabischer Aufstand|Arabische Aufstand]] und die Behinderung der Flucht vor dem [[Nationalsozialismus]] gemäß dem [[Weißbuch]] führten seit den 1930er Jahren zur Abspaltung von Untergrundorganisationen wie [[Irgun]] und [[Lechi]], die zu terroristischen Maßnahmen wie etwa dem Anschlag auf das [[King David Hotel]] griffen.
Die jüdische Einwanderung in den 1920er Jahren wuchs langsam, um dann in den 1930 beträchtlich anzusteigen. Diese durch die Unterdrückung und Verfolgung durch die [[Nationalsozialisten]] bedingte Einwanderungswelle wurde im Jahre [[1939]] durch die Briten teils gewaltsam gestoppt.


Nach dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] und der beinahe kompletten Auslöschung des europäischen Judentums durch die Nazis wuchs die internationale Unterstützung für die zionistische Sache und überwandt die britischen Bemühungen die Einwanderung einzudämmen. Die Briten kündigten an, sich aus dem britischen Mandatsgebiet zurückziehen zu wollen und die Vollversammlung der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] beschloss mit der Resolution 181 vom [[29. November]] [[1947]] die Teilung Palästinas in einen arabischen und einen jüdischen Staat, wobei Jerusalem unter UN-Verwaltung stehen sollte (siehe hierzu diese [http://www.israel-mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH0dt70 Karte]). Die meisten Juden in Palästina akzeptierten den Beschluss, während ihn die meisten Araber dort zurückwiesen.
Nach dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] und der [[Holocaust|Shoa]], die in Europa sechs Millionen jüdische Opfer forderte, wuchs die internationale Unterstützung für die zionistische Bewegung. Großbritannien kündigte an, sich aus dem britischen Mandatsgebiet zurückziehen zu wollen. Die [[UN-Generalversammlung]] beschloss am 29. November 1947 die [[UN-Teilungsplan für Palästina|Teilung Palästinas]] in einen arabischen und einen jüdischen Staat, wobei Jerusalem als „[[Corpus separatum]]“ unter UN-Verwaltung stehen sollte. Der Beschluss wurde von den meisten Juden in Palästina akzeptiert, von den meisten Arabern jedoch abgelehnt.


== Staatsgründung ==
Praktisch gleich nach dem Beschluss brachen Gewalttätigkeiten zwischen den beiden Gemeinschaften aus. Mit Auslaufen des britischen Mandats wollten die Juden einen eigen Staat ausrufen, was die Araber entschlossen verhinderten wollten. Am [[14. Mai]] [[1948]] zogen sich die letzten britischen Streitkräfte aus Palästina zurück und der Staat Israel wurde in Einstimmung mit dem [[UN-Teilungsplan für Palästina]] ausgerufen.
{{Hauptartikel|Israelische Unabhängigkeitserklärung}}


[[Datei:Nitzanim-captives.jpg|mini|Israelische Kriegsgefangene, wahrscheinlich in Ägypten, 1948–49]]
Noch am selben Tag gaben die Araber ihre Ablehnung bekannt und kurz darauf begann eine Invasion Israels durch [[Syrien|syrische]], [[irak]]ische und [[Ägypten|ägyptische]] Truppen.


Am 14. Mai 1948 zogen sich die letzten britischen Streitkräfte aus Palästina zurück und [[David Ben-Gurion]] verlas die [[israelische Unabhängigkeitserklärung]]. Noch in der Gründungsnacht erklärten [[Ägypten]], [[Saudi-Arabien]], [[Jordanien]], [[Libanon]], [[Irak]] und [[Syrien]] dem jungen Staat den Krieg.
Israel trieb die Armeen erfolgreich zurück und die israelische Armee konnte einige der Gebiete, die laut Teilungsplan den Arabern oder der Stadt [[Jerusalem]] zugefallen wären, erobern. Der Krieg, der von Mai 1948 bis Juli 1949 andauerte, hat als Resultat eine 50-prozentige Erweiterung des israelischen Gebiets einschließlich Westjerusalems. Es wurde kein abschließender Frieden unterzeichnet und Gewalttätigkeiten setzten sich über die Jahre an den Grenzen fort.
Unter der Federführung der Vereinten Nationen wurden im Jahre [[1949]] auf [[Rhodos]] vier Waffenstillstandserklärungen zwischen Israel und auf der anderen Seite Ägypten, Jordanien, dem [[Libanon]] und Syrien unterzeichnet, mit der [[Grüne Linie|Grünen Linie]] als Grenze zwischen den Staaten. Das [[Westjordanland]] einschließlich des Ostteils von Jerusalem mit der Altstadt wurde von Jordanien besetzt (Juden hatten deshalb keinen Zugang zur [[Klagemauer]] und zum [[Tempelberg]]) und der [[Gazastreifen]] kam unter ägyptische Verwaltung. Ein Friedensabkommen konnte bisher nur mit Jordanien und Ägypten abgeschlossen werden.


Israel trieb im [[Palästinakrieg|Israelischen Unabhängigkeitskrieg]] die Armeen erfolgreich zurück. Die [[Israelische Streitkräfte|israelische Armee]] konnte einige der Gebiete erobern, die laut Teilungsplan den Arabern oder [[Jerusalem]] zugefallen wären. Der Krieg dauerte 15 Monate und brachte eine 50-prozentige Erweiterung des israelischen Gebiets (einschließlich Westjerusalems). Im Juni 1948 führten Auseinandersetzungen um die Entwaffnung des Schiffs [[Altalena]] zu schweren Kämpfen zwischen der israelischen Regierung unter Ben Gurion und Vertretern der [[Irgun Zwai Leumi|Irgun]], darunter [[Menachem Begin]].
Als Folge dieses Krieges wurden 726.000 Araber zu Flüchtlingen (nach einer Schätzung der UNO) und nach pro-israelischen Quellen wurden über 800.000 Juden in arabischen Ländern zu Flüchtlingen. Streitigkeiten bestehen in der Frage, mit welcher Berechtigung man diese Gruppen als Flüchtlinge und nicht als Emigranten bezeichnet. In der Sicht der meisten Araber war die Geburtsstunde Israels (siehe [[Jom Haazmaut]]) eine Katastrophe ([[Nakba]]) und eine [[ethnische Säuberung]] gegenüber den Palästinensern. Die jüdischen Flüchtlinge übersiedelten in den Staat Israel; viele der arabischen Flüchtlinge und ihre Nachkommen leben bis heute in sogenannten Flüchtlingslagern die von der [[UNRWA]] betrieben werden.


Im Laufe des Krieges begann die Flucht bzw. Vertreibung vieler palästinensischer Araber. Die Geburtsstunde Israels (siehe [[Jom Haazmaut]]) gilt für die Palästinenser als Katastrophe ([[Nakba]]). Umgekehrt kam es zur massenhaften [[Vertreibung von Juden aus arabischen und islamischen Ländern]]. Die jüdischen Flüchtlinge siedelten zu großen Teilen in den Staat Israel über; viele der arabischen Flüchtlinge und ihre Nachkommen leben bis heute in Flüchtlingslagern, die von der [[Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten|UNRWA]] betrieben werden (siehe [[Palästinensisches Flüchtlingsproblem]]).
Weil zwischen Israel und seinen Nachbarn kein Friede zustandekam, versuchte die Regierung die Beziehungen mit Ländern im Fernen Osten zu verbessern. So wurden etwa am 15. Mai 1952 diplomatische Beziehungen mit der [[Japan|japanischen]] Regierung aufgenommen. Ähnliches versuchte man mit den Regierungen Indiens und der [[Volksrepublik China]] zustande zu bekommen, scheiterte in den 1950ern jedoch damit.


Unter der Federführung der Vereinten Nationen wurden im Jahre 1949 auf [[Rhodos]] [[Waffenstillstandsabkommen von 1949|vier Waffenstillstandserklärungen]] zwischen Israel und auf der anderen Seite Ägypten, Jordanien, dem Libanon und Syrien unterzeichnet, mit der [[Grüne Linie|Grünen Linie]] als Grenze zwischen den Staaten. Das [[Westjordanland]] einschließlich des [[Ostjerusalem|Ostteils von Jerusalem]] mit der [[Jerusalemer Altstadt|Altstadt]] wurde von [[Transjordanien]] annektiert (Juden hatten, obwohl dies laut Waffenstillstandsabkommen mit Jordanien ihr Recht war, keinen Zugang zur [[Klagemauer]] und zum [[Tempelberg]]) und der [[Gazastreifen]] kam unter ägyptische Herrschaft. Friedensabkommen konnten bisher nur mit [[Israelisch-ägyptischer Friedensvertrag|Ägypten]] (1979) und mit [[Israelisch-jordanischer Friedensvertrag|Jordanien]] (1994) abgeschlossen werden.
Am [[5. Juli]] [[1950]] verabschiedete die [[Knesset]] das Rückkehrgesetz, welches es allen Juden in der Welt das Recht gab, nach Israel auszuwandern. Aber schon vor der Verabschiedung des Gesetzes kamen Einwanderer in Scharen nach Israel. Einige von ihnen wurden dabei vom israelischen Staat unterstützt, so kamen von 1947 bis 1950 etwa 250.000 Holocaust-Überlebende ins Land und die „Operation fliegender Teppich" brachte tausende [[jemen]]itischer Juden nach Israel. Am [[25. Januar]] fanden die ersten Wahlen zur Knesset statt und am [[11. Mai]] [[1949]] wurde Israel 59. Mitglied der [[UNO]].


Am 23. Januar 1950 erklärte die israelische Regierung Westjerusalem zur Hauptstadt.<ref>[[Angelika Timm]], [[Johannes Glasneck]]: ''Israel. Die Geschichte des Staates seit seiner Gründung'', Bonn 1992, ISBN 3-416-02349-8, S. 117.</ref>
Wegen der finanziellen Schwierigkeiten des neugegründeten Staates galten seit 1949 Gesetze, die den Lebensstandard gering halten sollten, diese wurden erst 1959 endgültig abgeschafft.


== Geschichte bis 1967 ==
'''''Siehe auch:''''' [[Israelischer Unabhängigkeitskrieg]]
Am 25. Januar 1949 fanden die [[Israelische Parlamentswahl 1949|ersten Wahlen zur Knesset]] statt. [[David Ben Gurion]] wurde nach den Wahlen der erste Premierminister, [[Chaim Weizmann]] der erste Präsident. Am 11. Mai 1949 wurde Israel das 59. Mitglied der [[UN]].<ref>{{Internetquelle |autor=United Nations |url=https://www.un.org/en/about-us/member-states#gotoI |titel=Member States |sprache=en |abruf=2025-01-04}}</ref>
Die umliegenden arabischen Staaten standen Israel trotz des geschlossenen Waffenstillstands weiterhin feindselig gegenüber. Direkt nach der Staatsgründung wurde der [[Wirtschaftsboykott]] des [[Jischuw]] auf den Staat Israel übertragen. Es folgte ein bis in die 1990er Jahre andauernder [[Boykott Israels durch die Arabische Liga]], in den auch Drittstaaten miteinbezogen wurden. Dies sorgte für eine andauernde wirtschaftlich prekäre Position Israels, welches sich darum unter der Führung von Ben Gurion und seinen Nachfolgern [[Mosche Scharet]], [[Levi Eschkol]], [[Golda Meir]] und [[Jitzchak Rabin]] politisch und wirtschaftlich stark an Westeuropa und die USA band und im Übrigen eine sehr interventionistische und zu Beginn staatssozialistisch geprägte [[Wirtschaftspolitik]] verfolgte. Weitere politische Festlegungen der Anfangszeit waren unter anderem: zwei [[Landessprache]]n (Hebräisch und Arabisch); staatlich garantierte, säkulare Schulbildung (anstelle Lagerschulen politischer oder religiöser Gruppen); (zunächst) keine feste Bindung an eine der zwei Supermächte [[USA]] und [[UdSSR]] im [[Kalter Krieg|Kalten Krieg]].


Die [[Mapai]] erhielt bei mehreren Parlamentswahlen mit Abstand die meisten Stimmen: 1949, [[Parlamentswahl in Israel 1951|1951]], [[Parlamentswahl in Israel 1955|1955]], [[Parlamentswahl in Israel 1959|1959]] und [[Parlamentswahl in Israel 1961|1961]]. 1968 wurde die Nachfolgepartei [[Awoda]] gegründet. Bei der [[Parlamentswahl in Israel 1977|Parlamentswahl 1977]] wurde erstmals der [[Likud]] stärkste Partei.
=== Die Lavon Affäre ===


Am 5. Juli 1950 verabschiedete die [[Knesset]] das [[Rückkehrgesetz]], das allen Juden in der Welt das Recht gibt, nach Israel einzuwandern.<ref>[http://www.mfa.gov.il/MFA/MFAArchive/1950_1959/Law%20of%20Return%205710-1950 Englische Übersetzung des Gesetzes], Webauftritt des Israelischen Ausministeriums.</ref> Schon vor der Verabschiedung dieses Gesetzes kamen Einwanderer in Scharen nach Israel, was große finanzielle und logistische Probleme verursachte. Einige von ihnen wurden dabei vom israelischen Staat unterstützt, so kamen von 1947 bis 1950 etwa 250.000 [[Holocaust]]-Überlebende ins Land. Die „[[Operation Magic Carpet (Jemen)|Operation fliegender Teppich]]“ brachte zwischen 1949 und 1950 etwa 49.000 [[Geschichte des Judentums im Jemen|jemenitische Juden]] nach Israel. Die Operation war nach dem Einverständnis der [[Kabinett Attlee I|britischen Regierung]] möglich geworden, ihr waren [[Pogrom]]e in [[Aden]] vorausgegangen. Viele dieser Einwanderer waren orthodoxe Juden in großen Familien, oft waren es Bewohner vom Lande, die erst von der Möglichkeit der Auswanderung informiert werden mussten. Gegen diese Aktion gab es auch Widerstände aus den Reihen der [[Mapam]], wegen der befürchteten Kosten der Integration. Die Neueinwanderer wurden in den im Unabhängigkeitskrieg verlassenen arabischen Dörfern, in britischen Kasernen oder Zeltlagern untergebracht.
Nachdem [[Gamal Abdel Nasser]] 1952 in Ägypten an die Macht kam, verbesserten sich die amerikanisch-ägyptischen Beziehungen. Dies wurde von einigen als Bedrohung für Israel angesehen. Es kam zu einem Zwischenfall, der später, als alle Fakten aufgedeckt waren, die israelische Öffentlich schockierte und zum Sturtz der Regierung unter [[Ben Gurion]] führte. Die Lavon Affäre beschäftigte die israelische Innenpolitik noch für eine Dekade.


Bis 1958 stieg die Bevölkerung Israels insbesondere durch die Einwanderung von 800.000 auf 2 Millionen Einwohner. Dieser Zustrom war eine wirtschaftliche Belastung des jungen Staats, was [[Rationierung]]en der meisten Konsumgüter (Lebensmittel, Treibstoffe, Möbel, Bekleidung) noch bis 1959 notwendig machte. Israel finanzierte sich vor allem durch Wirtschaftshilfe und Spenden, etwa aus den USA. Gegen innenpolitischen Widerstand wurde 1952 das [[Luxemburger Abkommen]] mit [[Westdeutschland]] geschlossen, welches Israel eine beträchtliche wirtschaftliche Unterstützung durch die Bundesrepublik Deutschland als eine [[Deutsche Wiedergutmachungspolitik|Wiedergutmachung von Verbrechen des Nationalsozialismus]] zusagte. Diese Unterstützung lief über mehrere Jahre und beinhaltete Geldtransfers, Dienstleistungen, große Mengen an Rüstungsgütern und andere deutsche Exportwaren.
Einige Persönlichkeiten der israelischen Regierung und der [[Mossad]] schmiedeten einen Komplott, um die Beziehungen zwischen den [[USA]] und Ägypten zu unterminieren. Diese Gruppe führte Bombenanschläge gegen amerikanische Regierungs- und Zivileinrichtungen in Ägypten durch. Ziele waren eine amerikanische Bibliothek in Alexandria und Kairo, ein MGM Kino und andere amerikanische Geschäftsgebäude. Diese Aktionen wurden 1954 beendet, als zwei Agenten, die versucht hatten eine Bombe zu platzieren, gefangen genommen werden konnten. Die Zelle brach darauf zusammen und die meisten ihrer Mitglieder wurden von den Ägyptern inhaftiert und zwei wurden mit dem Tode bestraft. Die schlechte Behandlung, die die zumeist sepharischen Juden durch Ägypten erhielten, hat Kritiker darin bestätigt, dass die Regierung unter der [[Mapai]] die [[Sepharde]]n diskriminieren würde, weil diese sich nicht stark genug für die Gefangenen eingesetzt habe.


Die [[Lawon-Affäre]], benannt nach dem damaligen [[israel]]ischen Verteidigungsminister [[Pinchas Lawon]], war eine [[politische Affäre]] infolge einer misslungenen [[Verdeckte Operation|verdeckten Operation]], die im Jahre 1954 in [[Ägypten]] unter dem [[Kodename]]n ''Operation Susannah'' durchgeführt wurde. Die Affäre sorgte für jahrelange Auseinandersetzungen in der israelischen Öffentlichkeit und führte schließlich im Jahre 1963 zum endgültigen Rücktritt von David Ben Gurion, dessen Amt als Premierminister von [[Levi Eschkol]] übernommen wurde.
In der folgenden Untersuchung behauptete Brigadier Binyamin Gibli, dass Verteidigungsminister [[Pinhas Lavon]] mündlich den Befehl zur Ausführung der Operation gegeben habe. Der damalige Generalstabschef [[Mosche Dajan]] behauptete dasselbe. Lavon musste zurücktreten und Ben Gurion übernahm sein Amt. 1960 nach neuen Beweisen, die durch einen geheimen Prozess im Jahre 1958 gegen einen, der Doppelspionage Verdächtigten, ans Tageslicht kamen, verlangte Lavon von Ben Gurion seine Entlastung. Ben Gurion wies diese Forderung zurück, weil er nicht glauben mochte, dass Offiziere der von ihm mitgegründeten Armee eine so unehrenhafte Aktion durchführen könnten, wie Lavon etwas anzuhängen.
Im Jahre 1960 stellte ein Komitee aus sieben Ministern, das den Fall untersuchen sollte, dennoch fest, dass ein Dokument das [[Mosche Dajan]] un [[Schimon Peres]] (zu diesem Zeitpunkt Verteidigungsminister) benutzt hatten um die Verantwortung auf die 1954er-Aktion auf Lavon zu schieben, gefälscht war. Eine folgende Anhörung ergab, dass neben Dajan und Peres auch der Brigadier Abraham Givli verstrickt war. Die Schlüsse des Komitees wurden von der Regierung akzeptiert und obwohl versucht wurde, die Details des Falles auf Grund der nationalen Sicherheit geheim zu halten, führte die Lavon Affäre zu einem zweiten Skandal. Ben Gurion trat mit dem Argument zurück, die Regierung sei aus politischen Erwägungen zu diesem Urteil gegen die „jungen Wilden“ gelangt und könne in diesem Fall nicht entscheiden.


Die [[Sueskrise]] (auch ''Sinai-Krieg'' bzw. ''Sinai-Feldzug'') im Jahr [[1956]] war eine in einen bewaffneten Konflikt mündende Krise zwischen Ägypten auf der einen und einer Allianz aus [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]], [[Frankreich]] und Israel auf der anderen Seite. Hauptstreitpunkt war die Kontrolle über den strategisch bedeutsamen [[Sueskanal]]. Das Resultat war trotz militärischer Erfolge eine Blamage und Schwächung der europäischen Mächte und eine Stärkung der ägyptischen Position im Nahen Osten. Da [[Gamal Abdel Nasser]] und auch andere arabische Staaten sich politisch enger an die Sowjetunion banden, distanzierte sich diese gegen Ende der 1950er Jahre von Israel, sodass die [[Neutralitätspolitik]] Israels im Kalten Krieg letztlich aufgegeben werden musste; Israel arbeitete ab der Sueskrise hauptsächlich mit den USA, Frankreich (bis 1966 der wichtigste Waffenlieferant) und Großbritannien zusammen.
Bei den folgenden Wahlen im Jahre 1961 erklärte Ben Gurion, dass er nur dann den Regierungsauftrag übernehme, wenn Lavon vom Vorsitz über die [[Histadrut]] (der israelischen Gewerkschaft) entlassen würde. Seine Forderungen wurden akzeptiert, aber 1963 trat er abermals wegen des Skandals zurück. Seine Versuche, das Problem in den Jahren 1964-1965 durch die Mapai zu lösen wendeten sich gegen ihn und Ben Gurion war gezwungen sie zu verlassen.


== Sechstagekrieg 1967 und Folgen ==
=== Die [[Suez-Krise]] von 1956 ===
{{Hauptartikel|Sechstagekrieg}}


Der Sechstagekrieg folgte unmittelbar auf die Sperrung der [[Straße von Tiran]] für die israelische Schifffahrt, den von [[Gamal Abdel Nasser|Nasser]] erzwungenen Abzug der [[United Nations Emergency Force|UNEF]]-Truppen vom Sinai und einen ägyptischen Aufmarsch von 1000 Panzern und fast 100.000 Soldaten an den Grenzen Israels. Der Krieg begann am 5.&nbsp;Juni 1967 mit einem [[Präventivschlag]] der [[Israelische Luftstreitkräfte|israelischen Luftwaffe]] gegen ägyptische Luftwaffenbasen, der einem befürchteten Angriff der arabischen Staaten zuvorkommen sollte. Jordanien, das am 30. Mai 1967 einen Verteidigungsvertrag mit Ägypten geschlossen hatte, griff daraufhin Westjerusalem und [[Netanja]] an. Am Ende des Krieges kontrollierte Israel den [[Gazastreifen]], die [[Sinai-Halbinsel]], die [[Golanhöhen]], das [[Westjordanland]] und [[Ostjerusalem]].<ref>{{Internetquelle|autor=Tsafrir Cohen|url=http://www.rosalux.org.il/sechs-tage-die-nicht-vergehen/|titel=Sechs Tage, die nicht vergehen|werk=Rosa-Luxemburg-Stiftung Israel Office|datum=2017-03-07|zugriff=2017-06-14}}</ref>
Im Jahre steigerte sich der Konflikt zwischen Israel und Ägypten, das Guerilla-Einheiten auf israelisches Gebiet schickte, was häufige Einfälle von Israel in ägyptische Gebiete zur Folge hatte. Ägypten blockierte den [[Golf von Akaba]] und schloss den [[Suezkanal]] für die israelische Schifffahrt, Israel war damit vom Handel mit Asien und Afrika ausgeschlossen. Außerdem wurde der Kanal von Ägypten nationalisiert, was den Zorn [[Frankreich]]s und [[Großbritannien]]s weckte, die ihn bisher kontolliert hatten. Die beiden ehemaligen Kolonialmächte traten mit Israel in geheime Verhandlungen ein, um den Kanal gewaltsam wieder in ihre Gewalt zu bringen. Im Oktober 1956 kam es zu einem Bündnis von Syrien, Jordanien und Ägypten. In Übereinstimmung mit der Vereinbarung (die erst sehr viel später zugegeben wurde) fiel Israel im Oktober [[1956]] in den [[Gazastreifen]] und die [[Sinai]]-Halbinsel ein. Die israelischen Truppen erreichten nach kurzer Zeit den Kanal, worauf britische und französische Einheiten unter dem Vorwand die Ordnung wieder herzustellen in den Krieg eintraten.


{{Lückenhaft|(politische, aber auch sonstige) Geschichte zwischen 1967 und 2017 fehlt praktisch}}
Die israelischen, französischen und britischen Einheiten trugen zwar den Sieg davon wurden aber durch den Druck der [[USA]] und der [[Sowjetunion]] dazu gezwungen, im März [[1957]] den Rückzug anzutreten, da diese den Krieg nicht billigten. Die UNO richtete die [[UN Emergency Force]] (UNEF) ein, um den Frieden in der Region zu gewährleisten.


=== Eichmann in Jerusalem ===
== Israel bis 1990 ==
''Siehe dazu'':
Im Mai [[1960]] wird [[Adolf Eichmann]] in [[Buenos Aires]] ([[Argentinien]]) von Agenten des [[Mossad]] aufgespürt und nach Israel entführt. Ein Auslieferungsantrag an Israel wurde von Deutschland nicht gestellt. Es kommt zu einem Prozess und der ersten und einzigen Verurteilung zum Tode durch ein israelisches Gericht.
* [[Jom-Kippur-Krieg]] (1973)
Nach monatelanger Vorbereitung wurde am [[21. Februar]] [[1961]] durch Generalstaatsanwalt Gideon Hausner Anklage gegen Eichmann erhoben und am [[10. April]] begann vor dem Jerusalemer Bezirksgericht die Verhandlung unter dem Vorsitz von Mosche Landau. Eichmanns Anklage bestand aus den vier Hauptpunkten ''Verbrechen gegen das jüdische Volk''; ''Verbrechen gegen die Menschlichkeit''; ''Kriegsverbrechen'' und ''Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation'', er bekannte sich "Im Sinne der Anklage nicht schuldig". Verteidigt wurde er von [[Robert Servatius]]. Mit dem Prozess sollte ein Exempel statuiert werden und der Weltöffentlichkeit einerseits die beklemmende Lage, in der Israel sich zu befinden glaubte, klargemacht und andererseits die Entschlossenheit, mit der Israel sich zu verteidigen gedachte, verdeutlicht werden. Dem Prozess war tatsächlich große Aufmerksamkeit beschieden und Artikel, wie der von [[Hannah Arendt]]: "Eichmann in Jerusalem", wurden von Historikern heftig diskutiert.
* [[Israelisch-ägyptischer Friedensvertrag]] (1979)
Am [[31. Mai]] 1962 wurde von Präsident [[Jitzhak Ben Zwi]] das letzte Gnadengesuch abgelehnt und wenige Stunden später das Todesurteil vollstreckt. Die Asche wurde im Meer verstreut.
* [[Libanonkrieg 1982]]
* [[Erste Intifada]] (1987–1993)


== Israel in den 1990er Jahren ==
=== Der [[Sechstagekrieg]] ===
''Siehe dazu'':
[[Bild:Eroberung_Jerusalems_1967.jpg|thumb|Verteidigungsminister General [[Mosche Dajan]] (in der Mitte), flankiert von Generalstabschef General [[Jitzhak Rabin]] (rechts) and General Uzi Narkiss (links) beim Betreten der Altstadt von Jerusalem 1967]] Im Juni [[1967]] ließ das vereinigte arabische Militärkommando Truppen an der israelischen Grenze aufmarschieren, Nasser ließ die Straße von Tiran schließen und drängte die UNEF aus Ägypten, die als Puffer zwischen Israel und seinem Nachbarn gedient hatten. Am [[5. Juni]] flog daraufhin die israelische Luftwaffe gleichzeitige Angriffe auf Luftbasen in Ägypten, Jordanien und Syrien. [[Hussein II. (Jordanien)|König Hussein bin Talal]] von Jordanien ordnete daraufhin den Angriff auf Israel an. Bis zum [[11. Juni]] waren alle arabischen Streitkräfte geschlagen und die Parteien hatten einem Waffenstillstand, wie er durch die UN-Sicherheitsresolutionen 253 und 236 gefordert wurde, zugestimmt.
* [[Zweiter Golfkrieg]] (1990–1991)
* [[Oslo-Friedensprozess]]


== Ab 2000 ==
Israel gewann die Kontrolle über die Sinai-Halbinsel den Gazastreifen, die [[Golanhöhen]] und das Westjordanland einschließlich Jerusalems. Am [[22. November]] 1967 nahm der Sicherheitsrat die [[Resolution 242 des UN-Sicherheitsrates|Resolution 242]] an, die auf dem Gedanken des “Land für Frieden” basierte.
''Siehe dazu'':
* [[Zweite Intifada]] (2000–2005)


Am 4. Oktober 2001 wurde der [[Sibir-Flug 1812|Charterflug]] der [[Russland|russischen]] [[Fluggesellschaft]] [[S7 Airlines|Siberia Airlines]] von [[Tel Aviv]] nach [[Nowosibirsk]] über dem [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] von einer Boden-Luft-Rakete der [[Ukrainische Seestreitkräfte|ukrainischen Marine]] abgeschossen.<ref name="bbc">{{Internetquelle |url=http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/1579072.stm |titel=Russian jet explodes over Black Sea |hrsg=bbc |datum=2001-10-04 |zugriff=2018-03-25 |sprache=en}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Ben Aris |titel=Ukraine admits it shot down Russian airliner |url=http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/ukraine/1359353/Ukraine-admits-it-shot-down-Russian-airliner.html |werk=The Telegraph |datum=2001-10-13 |sprache=en |zitat=Although both Russia and Ukraine were almost certainly aware of the cause from the start, it took eight days for Ukraine to accept responsibility. |zugriff=2018-03-25}}</ref> Alle 78 Menschen an Bord, darunter 40 Israeli, kamen dabei ums Leben.<ref name="ASN">{{ASN|id=20011004-0}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/vermischtes/article130322400/Wenn-Raketen-Passagierjets-vom-Himmel-holen.html |titel=Wenn Raketen Passagierjets vom Himmel holen |werk=welt.de |datum=2014-07-18 |zugriff=2018-03-25}}</ref>
In den Jahren [[1969]]-[[1970]] kommt es zum [[Abnutzungskrieg]], das heißt dem dauerhaften Beschuss israelischer Stellungen entlang des Suezkanals durch Ägypten und israelischen Gegenmaßnahmen darauf. Anfang 1969 kam es zu ernsthaften Kämpfen zwischen Israel und Ägypten, doch im August 1970 waren die dauerhaften Bemühungen der USA, ein Interimsabkommen zu schließen, das den Kanal öffnen und einen Teilabzug der Truppen erreichen sollte, erfolgreich.


* [[Israels einseitiger Abkoppelungsplan]] (2004)
=== Der [[Jom-Kippur-Krieg]] ===
* [[Libanonkrieg 2006]]
* [[Israelische Friedensdiplomatie#Olmerts Friedensangebot 2008|Olmerts Friedensangebot an die Palästinenser]] (2008)
* [[Operation Gegossenes Blei]] (2008/2009)


Am 2. Dezember 2010 brachen die [[Waldbrand in Israel 2010|größten Waldbrände in der Geschichte des Staates]] aus. Bei den Bränden im [[Karmel-Gebirge]] starben 44 Menschen und zahlreiche wurden verletzt. Dies war bis dahin die tödlichste zivile [[Katastrophe|Katastrophen]] in der Geschichte des Staates Israel.
Am [[6. Oktober]] [[1973]] (dem jüdischen Versöhnungstag) führten die Armeen Syriens und Ägyptens einen simultanen Angriff auf Israel aus und konnten der überraschten israelische Armee ([[Zahal]]) schwere Niederlagen befügen. Nach drei Wochen des Kampfes wurden die Invasoren zurückgeschlagen, das Land zurückerobert und es wurden UN-Friedenstruppen in einigen Gebieten stationiert.


Bei einem [[Lag baOmer|Lag-baOmer-Fest]] auf dem [[Har Meron]] ereignete sich am Abend des 29. April 2021 bis zum frühen Morgen des Folgetags eine [[Massenpanik auf dem Har Meron|Massenpanik]] mit 45 Toten und 150 Verletzten, die meisten davon schwer. Es war die tödlichste zivile Katastrophe in der Geschichte des Staates Israel.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.israelnetz.com/gesellschaft-kultur/gesellschaft/2021/05/03/die-suche-nach-der-verantwortung/ |titel=Die Suche nach der Verantwortung |hrsg=Israelnetz |datum=2021-05-03 |sprache=de |abruf=2021-07-08}}</ref>
Im Ergebnis war die israelische Gesellschaft nach dem Krieg nachhaltig über die eigene Verwundbarkeit geschockt und die israelische Regierung begann Verhandlung über die Sicherheit an den Staatsgrenzen. Am [[18. Januar]] [[1974]] wurde mit der ägyptischen Regierung ein Truppenentflechtungsabkommen geschlossen, und am [[31. Mai]] eines mit der syrischen Regierung. International hatte der Krieg ein arabisches Öl-Embargo für die Staaten, die mit Israel handelten, zur Folge. Daraufhin erklärte am [[22. November]] die japanische Regierung, sie würde ihre Beziehungen mit Israel überdenken, wenn dieses sich nicht aus allen im Sechstagekrieg eroberten Gebieten zurückzöge.


Zwischen dem 10. Mai 2021 und dem 21. Mai 2021 ereigneten sich die [[Israel-Gaza-Konflikt 2021|schwersten Auseinandersetzungen]] zwischen Israelis und den Palästinensern seit Jahren. Im Jahr 2023 flammte der Konflikt erneut auf mit dem [[Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023]].
===Wirtschaftliche Beziehungen zur EU ===


== Wirtschaftliche Entwicklung ==
Erste Beziehungen zur [[Europäische Gemeinschaft|Europäischen Gemeinschaft]] bestanden seit [[1964]] in Form eines Handelsabkommens. In den 1970ern begann Israel mit von der EG und den USA empfohlenen Reformen im Geld- und Finanzwesen sowie Handelsliberalisierungsmaßnahmen. Infolgedessen wurde im Jahre [[1975]] ein Handels- und Kooperationsabkommen mit der EG geschlossen. Innerhalb dessen kam es 1989 zu einer Freihandelszone im gewerblichen Bereich außerdem wurden Israel damit Zollpräferenzen im Agrarbereich eingeräumt. Hier kam es infolge allerdings zu Konflikten in Bezug auf Waren, die nicht ausschließlich aus den israelischen Kernlanden stammten. Am [[20. November]] [[1995]] wurde schließlich ein Assoziationsabkommen abgeschlossen, das das Abkommen von 1975 ersetzte. Seit Mitte 2000 gibt es ein Assoziationsabkommen mit der [[EU]] vom Typ "Europa-Mittelmeer". Neben der wirtschaftlichen Zusammenarbeit gibt es auch Formen des wissenschaftlichen und kulturellen Austausches. Eine besondere Rolle spielt der [[Barcelona-Prozess]] in dem Israel mit anderen, arabischen Mittelmeeranrainern an einem Tisch sitzt.
{{Hauptartikel|Wirtschaft Israels#Wirtschaftsgeschichte|titel1=Wirtschaftsgeschichte Israels}}


=== Kooperation mit asiatischen und afrikanischen Staaten ===
=== Die "Zionismus ist Rassismus" Resolution der UNO ===
Weil zwischen Israel und seinen Nachbarn kein Friede zustande kam, versuchte die israelische Regierung die Beziehungen mit Ländern in [[Ferner Osten|Fernost]] zu verbessern. So wurden etwa am 15. Mai 1952 diplomatische Beziehungen mit der [[japan]]ischen Regierung aufgenommen. Ähnliches versuchte man mit den Regierungen Indiens und der [[Volksrepublik China]] zustande zu bekommen, scheiterte in den 1950er Jahren jedoch damit.


In den 1960er Jahren erhielt Israel von einer Gruppe gerade in die Unabhängigkeit entlassener afrikanischer und asiatischer Staaten – darunter [[Burma]], [[Nigeria]], [[Kenia]], [[Kamerun]], die [[Elfenbeinküste]] und die Republik [[Liberia]] – Bitten um wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit beim Aufbau der Infrastruktur, der Armee und Verwaltung. Israels Regierung konnte daraufhin mit diesen Ländern Verträge zum gegenseitigen Vorteil abschließen. Die ehemaligen Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien und selbst die [[USA]] nahmen diese Entwicklung mit Erschrecken zur Kenntnis. Gegen die sich abzeichnende wirtschaftliche Aufwertung und außenpolitische Stärkung Israels trat bereits bei der [[Bandung-Konferenz]] eine Gruppe arabischer und [[nordafrika]]nischer Staaten, mit [[Ägypten]] an der Spitze, diplomatisch zu Felde.<ref name="Magazin_Spiegel">{{Der Spiegel|ID=43067099 |Titel=ISRAEL / AFRIKA-HILFE: Mit Nasser beten |Autor= |Jahr=1960 |Nr=43 |Datum=1960-10-19 |Seiten=53–54}}</ref>
Am [[10. November]] 1975 nahm die Vollversammlung der Vereinten Nationen eine Resolution an, die den Zionismus als eine Form des [[Rassismus]]es bezeichnet. Dies ist der Text der [http://domino.un.org/UNISPAL.NSF/0/761c1063530766a7052566a2005b74d1?OpenDocument Resolution 3379 vom November 1975].


=== Wirtschaftliche Beziehungen zur EU ===
Die Vollversammlung nahm diese Resolution im Dezember 1991 wieder zurück – siehe [http://www.un.org/documents/ga/res/46/a46r086.htm Resolution 46/86 vom 16. Dezember 1991].
Erste Beziehungen zur [[Europäische Gemeinschaft|Europäischen Gemeinschaft]] bestanden seit 1964 in Form eines Handelsabkommens. In den 1970er Jahren begann Israel mit von der EG und den USA empfohlenen Reformen im Geld- und Finanzwesen sowie Handelsliberalisierungsmaßnahmen. Infolgedessen wurde im Jahre 1975 ein Handels- und Kooperationsabkommen mit der EG geschlossen. Innerhalb dessen kam es 1989 zu einer Freihandelszone im gewerblichen Bereich, außerdem wurden Israel damit Zollpräferenzen im Agrarbereich eingeräumt. Hier kam es infolge allerdings zu Konflikten in Bezug auf Waren, die nicht ausschließlich aus den israelischen Kernlanden stammten. Am 20. November 1995 wurde schließlich ein Assoziationsabkommen abgeschlossen, das das Abkommen von 1975 ersetzte. Neben der wirtschaftlichen Zusammenarbeit gibt es auch Formen des wissenschaftlichen und kulturellen Austausches. Eine besondere Rolle spielt der 1995 eingeleitete [[Euro-mediterrane Partnerschaft|Barcelona-Prozess]], der 2008 zur Gründung der [[Union für das Mittelmeer]] führte. Außer den [[EU-Mitgliedstaaten]] und Israel sind mit Ausnahme Libyens alle arabischen Mittelmeeranrainerstaaten Mitglied dieser Union. Die Union nahm im März 2010 ihre Tätigkeit auf.


== Gesellschaft ==
=== Der Ägyptisch-Israelische Friedensprozess ===
=== Einwanderung russischer Juden ===
{{Siehe auch|Geschichte der Juden in Russland}}


Die organisierte Einwanderung von [[Juden in Russland|russischen Juden]] begann um das Jahr 1880 mit der [[Chibbat Zion|Chibbat-Zion]]-Bewegung, einer Vorläuferorganisation des Zionismus. In den nächsten Jahrzehnten, bis um das Jahr 1930, wanderten in den vier ersten [[Alija|Alijot]] Hunderttausende von Juden aus dem [[Russisches Kaiserreich|Zarenreich]] bzw. der [[Sowjetunion]] nach Palästina aus.
Im Jahre 1977 gewann der [[Likud]]-Block nach der 30-jährigen Regierungszeit der Arbeitspartei die Wahlen zur Knesset und stellte erstmals die Regierung. Als Grund hierfür wurde seine integrative Politik denjenigen Juden gegenüber, die aus der arabischen Welt stammten, angeführt. In November [[1977]] überwandt der ägyptische Präsident [[Anwar Sadat]] die 30-jährige Feindschaft mit Israel und besuchte auf Einladung von Ministerpräsident [[Menachem Begin]] [[Jerusalem]]. Mit seinem zweitägigen Besuches, bei dem er auch vor der [[Knesset]] sprach, schaffte der ägyptische Präsident ein neues psychologisches Klima im [[Naher Osten|Nahen Osten]] und ein Frieden zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn schien erstmals eine Option zu sein. Sadat kannte das Existenzrecht Israels an und legte mit seinem Besuch die Grundlage für direkte Verhandlungen zwischen Ägypten und Israel. Sadat fiel später einem Attentat ägyptischer Militärs zum Opfer, die seine Friedensbemühungen ablehnten.


Von 1948 bis zur [[Auflösung der Sowjetunion]] waren die sowjetisch-israelischen Beziehungen von mannigfachen Änderungen gekennzeichnet, obwohl die eigentlichen Ziele stets dieselben blieben. Diese Ziele beruhten auf einer Kombination von drei Faktoren. Schon in der Zarenzeit hatte der Wunsch bestanden, dass Russland im Nahen Osten durch Ausspielen der gegnerischen Großmächte einen womöglich exklusiven Einfluss gewinnen sollte. Der zweite, ideologische Faktor war die führende Rolle der UdSSR in der kommunistischen Welt sowie im „anti-imperialistischen“ Kampf gegen den Westen. Drittens versuchte die sowjetische Regierung unter Stalin die „Judenfrage“ mit der Umsiedlung der Juden nach Israel zu klären. Antisemitismus war in der UdSSR offiziell unter Strafe gestellt, aber gängige Praxis.
Im September [[1978]] lud der damalige U.S.-Präsident [[Jimmy Carter]] Sadat und Begin nach [[Camp David]] ein und am [[11. September]] einigten sich die beiden Seiten auf Rahmenbedingungen für einen Frieden zwischen den beiden Ländern und einen umfassenden Frieden im Nahen Osten. Bei dem Treffen wurden Prinzipien für zukünftige Verhandlungen mit arabischen Ländern festgelegt. Außerdem wurden hier vage Leitlinien für ein vorübergehendes Regime im Westjodanland und Gaza beschlossen. Der Vertrag wurde am [[26. März]] [[1979]] von Begin und Sadat mit Carter als Zeugen unterzeichnet, die drei wurden später mit dem [[Friedensnobelpreis]] ausgezeichnet.


Am letzten Tag des [[Sechstagekrieg]]s, dem 10. Juni 1967, brach die Sowjetunion die diplomatischen Beziehungen mit Israel ab und verweigerte in den folgenden Jahren bis zu ihrer Auflösung ca. 3 Millionen ausreisewilligen jüdischen Bürgern die Emigration bzw. verband die Ausstellung von Reisepässen mit hohen finanziellen und bürokratischen Hürden. Der unerwartet schnelle Sieg Israels im Sechstagekrieg war auch für die Sowjetunion eine enttäuschende Niederlage, auf die sie mit der Wiederbewaffnung [[Ägypten]]s und [[Syrien]]s und der Unterstützung Ägyptens im [[Abnutzungskrieg]] gegen Israel reagierte, in der Hoffnung, damit die arabische Abhängigkeit von der Sowjetunion zu verstärken. Die Schlagworte „Sowjetisch-Arabisches Bündnis“ und „Israel, die Nazis der Gegenwart“ prägten in den letzten Jahrzehnten der Sowjetunion deren Beziehungen zu Israel.<ref>[[Encyclopedia Judaica]]. Bd. 14, S. 490–506</ref>
Im Sinne des Vertrages übergab Israel im April [[1982]] den Sinai an Ägypten, zuvor wurden dort bereits angelegte Siedlungen abgebaut. Diesen Abbau führte [[Ariel Scharon]] gründlich und teilweise gegen den Widerstand der jüdischen Siedler durch. [[1989]] einigten sich die beiden Staaten auf eine Lösung für [[Taba]], einem Ferienort am [[Golf von Akaba]].


Nach dem Amtsantritt von [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Michail Gorbatschow]] und der von ihm ins Leben gerufenen [[Perestroika]] wurden die Ausreisebestimmungen gelockert. 1989 begann die Masseneinwanderung von jüdischen Menschen aus der Sowjetunion.<ref>''Informationen zur politischen Bildung, Israel, Nr. 287, S. 80''</ref> Insgesamt wanderten bis zum Jahr 2003 über eine Million Menschen aus Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion nach Israel ein.<ref>[http://www.nahost-politik.de/israel/einwanderung/russisch.htm ''Mit uns, aber im Abseits''] ''Artikel auf hagalil.com vom 9. Juli 2003''</ref> Es gibt zahlreiche Zeitungen, Radio- und TV-Sender in russischer Sprache. Von russischen Einwanderern wurde die nationalistische Partei [[Jisrael Beitenu]] gegründet. Von religiöser Seite wird gelegentlich die jüdische Identität einiger Emigranten aus der Sowjetunion angezweifelt. Dies beruht auf Widersprüchen zwischen der [[Halacha]], in der die jüdische Religionszugehörigkeit [[matrilinear]] übertragen wird, und dem Begriff der (jüdischen) [[Nationalität]] in der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten, die [[patrilinear]] bestimmt wird.
Siehe auch: [[Israelisch-ägyptischer Friedensvertrag]]


=== Libanon===
=== Sozialproteste 2011 ===
{{Hauptartikel|Proteste in Israel 2011/2012}}
[[Bild:Libanon.png|thumb|300px|Karte des Libanon]]In den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit war die Grenze Israels mit dem Libanon eher ruhig verglichen mit den Grenzen zu den anderen Nachbarn. Nachdem die palästinensischen [[Fedajin]] ([[Guerilla]]s) [[1970]] aus Jordanien vertrieben worden waren und in den südlichen Libanon einsickerten, begannen sich die Kampfhandlungen an Israels nördlicher Grenze zu häufen. Im März [[1978]], nach einer Reihe von Zusammenstößen zwischen isrelischen Einheiten und palästinensischen Guerillas, marschierten israelische Truppen in den Libanon ein. Nachdem der UN-Sicherheitsrat in der Resolution 425 den israelischen Rückzug verlangte und die Entsendung von friedenserhaltenden Truppen in den Libanon (die [[UNIFIL]]) angekündigt hatte, zog Israel seine Truppen zurück.


Im Sommer 2011 kam es landesweit zu den größten Sozialprotesten seit Gründung des Staates. Entzündet hatten sich die Proteste Mitte Juli 2011 mit einem spontanen Zeltlager aus Ärger über die hohen Mieten in [[Tel Aviv-Jaffa|Tel Aviv]]. Die Bewegung organisierte Großdemonstrationen an den Wochenenden und schwoll rasch an. Neben dem Wohnungsproblem wurden die Lebensmittelpreise, die Gesundheitsversorgung, das Bildungssystem und die zu hohe Steuerlast thematisiert. Nach einem ersten Höhepunkt der Protestwelle Anfang August, als 300.000 [[Israelis]] auf die Straße gingen, setzte Ministerpräsident Netanjahu ein Expertenteam unter Leitung des ehemaligen Vorsitzenden des Nationalen Wirtschaftsrats, [[Manuel Trajtenberg]], ein, das im Laufe von etwa acht Wochen Lösungsvorschläge ausarbeiten sollte. Allgemein wurde erwartet, dass in dieser Zeit keine weiteren Massenaktionen stattfinden würden. Am Samstagabend des 3. September 2011 kam es jedoch zu den größten Demonstrationen in der Geschichte Israels, an denen sich nach Medienberichten über 450.000 Menschen beteiligten. Allein in Tel Aviv forderten 300.000 Demonstranten eine gerechtere Gesellschaftsordnung. In [[Jerusalem]] versammelten sich 30.000 Menschen vor der Residenz des Ministerpräsidenten; weitere Demonstrationen fanden unter anderem in [[Haifa]] und [[Afula]] statt.<ref>{{Internetquelle |autor=Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH |url=http://www.faz.net/artikel/C31325/israel-massendemonstrationen-fuer-soziale-gerechtigkeit-30496885.html |titel=Israel: Massendemonstrationen für soziale Gerechtigkeit - Ausland - Politik - FAZ.NET |sprache=de |archiv-url=http://web.archive.org/web/20110904080801/http://www.faz.net/artikel/C31325/israel-massendemonstrationen-fuer-soziale-gerechtigkeit-30496885.html |archiv-datum=2011-09-04 |abruf=2025-01-04}}</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.zeit.de/news/2011-09/soziales-450-000-bei-groessten-sozialprotesten-in-israel-04113805 |wayback=20160906153638 |text=450 000 bei größten Sozialprotesten in Israel }} zeit.de, 4. September 2011</ref><ref>[http://english.aljazeera.net/news/middleeast/2011/09/201193232913445359.html Mass rallies revive Israel protest movement] Al Jazeera, 4. September 2011</ref>
Am [[7. Juni]] [[1981]] zerstört die israelische Luftwaffe den irakischen Atomreaktor [[Osirak]] kurz vor seiner Inbetriebnahme, um die Entwicklung einer arabischen Atombombe zu verhindern.


== Siehe auch ==
Im Juli [[1981]], nach weiteren Kämpfen zwischen Israel und der PLO half [[Philip C. Habib]], der Sondergesandte des amerikanischen Präsidenten [[Ronald Reagan]], eine Feuerpause zwischen den Parteien zu bewirken. Währenddessen startete die [[PLO]] Raketen- und Artillerie-Angriffe auf Nord-Israel. Gleichzeitig kämpfte sie gegen christliche libanesische Truppen.
* [[Geschichte der Juden]]
* [[Chronologie des israelisch-palästinensischen Konflikts]]
* [[Friedensprozess im Nahen Osten]]


== Literatur ==
Im Juni [[1982]] antwortete Israel hierauf mit einem Einmarsch in die südliche Hälfte des Libanon, um die PLO zu vertreiben (siehe auch: [[Libanonkrieg]]), die Aktion wurde als Operation »Frieden für Galiläa« bezeichnet. Während die Israelis noch zu Beginn von einigen Libanesen begrüßt wurden, lehnten später nahezu alle Libanesen die Besatzung strikt ab. Schwere israelische Verluste und der Mangel an klaren Zielen bewirkten auch in der israelischen Öffentlichkeit eine zunehmende Ablehnung des Krieges. Innerhalb von sechs Monaten nach Beginn des Krieges zog Israel die Truppen von den meisten libanesischen Gebieten ab, behielt allerdings ein 16 Kilometer tiefes Gebiet entlang der Grenze weiterhin besetzt, die als „Sicherheitszone“ bezeichnet wurde. Die „Sicherheitszone“ wurde erst im Jahre [[2000]] während der Amtszeit von Ministerpräsident [[Ehud Barak]] aufgegeben. Strittig ist das Gebiet der "[[Scheeba Farmen]]", die der Libanon für sich beansprucht, von dem Israel aber sagt, es sei syrisches Gebiet.
* [[Brigitte Bailer-Galanda]] (Hrsg.): ''Israel – Geschichte und Gegenwart'' (= ''Studien zur politischen Wirklichkeit''. Bd. 24). Braumüller, Wien 2009, ISBN 978-3-7003-1695-4.
* [[Avi Shlaim]]: ''The Iron Wall. Israel and the Arab World.'' Penguin Books, 2000, ISBN 978-0-14-028870-4.
* [[Noah Flug]], Martin Schäuble: ''Die Geschichte der Israelis und Palästinenser.'' Bonn 2008 (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung 691), ISBN 978-3-89331-852-0.
* ''Informationen zur politischen Bildung.'' Bd. 278. Franzis' Print & Media, München/Bonn 2003 (mit Karten), 2. überarb. Aufl. 2008, {{ISSN|0046-9408}}.
* [[Johannes Glasneck]], [[Angelika Timm]]: ''Israel. Die Geschichte des Staates seit seiner Gründung.'' Bonn 1992, ISBN 3-416-02753-1.
* [[Benny Morris]]: ''The birth of the Palestinian refugee Problem 1947–1949.'' Cambridge University Press, New York 1987, 1989 (Repr.), ISBN 0-521-33889-1.
* [[Ilan Pappe]]: ''Die Ethnische Säuberung Palästinas.'' Zweitausendundeins, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-86150-791-8.
* Evelyn Runge/[[Annette Vowinckel]] (Hrsg.): [https://zeithistorische-forschungen.de/3-2019 Themenheft: Israel, Palästina und die deutsche Zeitgeschichte], [[Zeithistorische Forschungen]] 16 (2019) Heft 3.
* [[Tom Segev]]: ''Es war einmal ein Palästina. Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels.'' München 2005, ISBN 978-3-570-55009-0.
* Tom Segev: ''1967. Israels zweite Geburt.'' Bonn 2007 (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung 635), ISBN 978-3-89331-789-9.
* [[Dan Senor]] und Saul Singer: ''Start-Up Nation. The Story of Israel's Economic Miracle.'' [[Hachette Book Group]], New York/Boston 2009.
* Markus A. Weingardt: ''Deutsche Israel- und Nahostpolitik. Geschichte einer Gratwanderung seit 1949.'' Frankfurt a. Main 2002, ISBN 3-593-37109-X.
* [[Michael Wolffsohn]]: ''Israel. Geschichte, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft.'' Vs-Verlag 2007, ISBN 3-531-15654-3.


== Weblinks ==
Im August [[1982]] zog sich die PLO aus dem Libanon zurück. Unter der Vermittlung der USA kam es im Mai [[1983]] zu einem Abkommen zwischen Israel und dem Libanon, das die Voraussetzungen für den israelischen Abzug setzte. Die Ratifizierungsunterlagen wurden allerdings niemals ausgetauscht und im März [[1984]] annullierte der Libanon, unter starkem syrischem Druck, das Abkommen.
{{Commonscat|History of Israel|Geschichte des Staates Israel}}
* [http://www.hagalil.com/israel/geschichte/geschichte.htm Übersicht der Geschichte Israels], [[HaGalil]]
* [http://www.israelsgeschichte.de/ israelsgeschichte.de], Israels Geschichte in Blog-Form (ein Netzwerk der Erinnerungen)
* [http://www.israel-palaestina.de/ israel-palaestina.de], Webseite mit Informationen zum israelisch-palästinensischen Konflikt: Artikel, Bücher, Landkarten, Links
* {{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=3ACzJPv4sJM |titel=Hafen der Hoffnung - Haifa: Das Tor Israels |abruf=2020-11-29}}
* [https://www.n-tv.de/mediathek/bilderserien/politik/Wie-Israel-ein-Staat-wurde-article798605.html Von einer Idee bis zur Gründung. Wie Israel ein Staat wurde] n-tv Bilderserie


== Einzelnachweise ==
=== Erste Intifada ===
<references />
''Hauptartikel: [[Erste Intifada]]''


{{NaviBlock
Wegen der andauernden israelischen Besetzung des Westjordanlandes und von Gaza, begannen die Palästinenser 1987 einen Aufstand, die [[Intifada]]. Israel antwortete mit dem Einsatz von Militär und Polizei, konnte die Kämpfe aber nicht beenden. Die erste Intifada endete etwa 1991.
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[[Kategorie:Geschichte Israels| ]]
=== [[2. Golfkrieg]] ===
[[Kategorie:Nahostkonflikt]]

[[1990]] marschierte der Irak in [[Kuwait]] ein, was einen Krieg des Iraks gegen eine große Gruppe von Aliierten unter der Führung der USA zur Folge hatte.
[[Saddam Hussein]] versuchte die öffentliche Meinung in den arabischen Staaten anzufachen indem er Israel mit 30 [[Scud]]raketen angriff, um damit die arabischen Staaten aus der Kriegskoalition (und eventuell auf seine Seite) zu drängen. [[Jassir Arafat]] stellte sich öffentlich auf die Seite Saddam Husseins. Unter dem Druck der USA verzichtete Israel auf Gegenschläge, stattdessen wurde akzeptiert, dass die USA die Angriffe abzuwehren versuchten.

=== Einwanderung aus der ehemaligen [[Sowjetunion]] ===

[[1990]] erlaubte die Sowjetunion ihren jüdischen Bürgern nach Israel auszuwandern. Früher hatte die Sowjetunion ca. 3 Millionen ausreisewilligen jüdischen Bürgern die Emigration verweigert. Gleich nach der Auflockerung der Bestimmungen emigrierten einige Hunderttausend nach Israel. In Israel wurden von einigen traditionellen Juden Zweifel daran erhoben, ob es sich wirklich bei allen Emigranten um Juden im Sinne des jüdischen Gesetzes handelte.

=== Der Friedensprozess im Nahen Osten ===

:''Siehe auch:'' [[Oslo-Abkommen]]
Im Oktober [[1991]] eröffneten die Präsidenten der USA und der Sowjetunion gemeinsam ein historisches Treffen in [[Madrid]], an dem israelische, libanesische, jordanische, syrische und palästinensische Politiker teilnahmen. Dieses Treffen war das Fundament für eine Reihe weiterer bilateraler und multilater Friedensverhandlungen in der Region.

Im Jahre 1991 nahm die [[UN-Vollversammlung]] die “Zionismus ist Rassismus”-Ressolution zurück.

Am [[13. September]], [[1993]] unterzeichneten Israel und die PLO eine Prinzipienerklärung vor dem [[Weißes Haus|Weißen Haus]]. Die Erklärung war ein großer konzeptioneller Durchbruch unter dem Madrider Rahmenwerk, denn sie legte eine ambitionierte Zielliste vor, die die Übergabe von Befugnissen von Israel an die palästienensische Autonomiebehörden regeln sollte. Sie legte den Mai [[1999]] als geplantes Datum für einen endgültigen Status des Westjordanlandes und des Gazastreifens fest. Israel und die PLO unterzeichneten daraufhin am [[4. Mai]] [[1994]] das [[Gaza-Jericho-Abkommen]] und am [[29. August]] des selben Jahres wurde das [[Agreement on Preparatory Transfer of Powers and Responsibilities]] (Abkommen zur vorbereitenden Übertragung von Amtsgewalt und Verantwortung) geschlossen, das den Übergabeprozess vorzeitig begann.

Am [[25. Juli]] 1994 wurde zwischen Israel und Jordanien die [[Washingtoner Erklärung]], die formal den Kriegszustand beendete, der seit 1948 zwischen den beiden Ländern bestand, unterzeichnet. Am [[26. Oktober]] desselben Jahres wurde schließlich ein offizieller Friedensvertrag unterzeichnet, der von Präsident [[Bill Clinton]] sowie Außenminister [[Warren Christopher]] bezeugt wurde. Israel trat einen kleinen Teil umstrittenen Landes an Jordanien ab und die beiden Länder eröffneten offizielle [[Diplomatie|diplomatische]] Beziehungen mit offenen Grenzen und freihem Handel.

Am [[28. September]] [[1995]] wurde von Ministerpräsident [[Jitzhak Rabin]] und PLO-Vorsitzendem [[Jassir Arafat]] das historische “Israelisch-palästinensische Interimsabkommens über die Westbank und den Gaza-Streifen ([[Oslo II]])” in Washington unterzeichnet. Das Abkommen, das von den Präsidenten der USA, Russlands, Ägyptens und Norwegens und der Europäischen Union bezeugt wurde, bezog die vorherigen Abkommen ein und ersetzte sie. Sie markiert den Abschluss der ersten Stufe der Verhandlungen zwischen Israel und der PLO.

Das Abkommen erweiterte die palästinensische Selbstverwaltung durch die Einrichtung einer allgemein gewählten [[Legislative]]. Es sah Wahlen und die Einrichtung dieser Körperschaft, die Übertragung von Kompetenzen, den israelischen Rückzug aus größeren palästinensischen Siedlungsgebieten im Westjordanland, Sicherheitsvereibahrungen, und Kooperation auf verschiedenen Gebieten vor.

Die Verhandlungen über einen endgültigen Status begannen am [[5. Mai]] [[1996]] in [[Taba]] (Ägypten). Wie in der Prinzipienerklärung von 1993 vereinbart worden war, sollten diese Gespräche den Status [[Jerusalem]]s, das palästinensische Flüchtlingsproblem, israelische Siedlung im Westjordanland und Gazastreifen, endgültige Sicherheitsvereinbarungen, die Grenzen, die Beziehungen und die Kooperation mit benachbarten Staaten und andere Fragen von gemeinsamen Interesse behandeln.

=== Das Attentat auf Rabin ===

Die Ermordung von Ministerpräsident [[Jitzhak Rabin]] am [[4. November]] [[1995]] durch den jüdischen rechtsradikalen Extremisten [[Jigal Amir]] geschah, als in Israel eine bittere nationale Diskussion über die Frage, wohin der Friedensprozess führen würde, ihren Höhepunkt erreichte. Rabins Tod erschütterte das Land im Tiefsten und führte zu einer Periode nationaler Selbstvergewisserung. Im Endeffekt verstärkte er den nationalen Konsens in der Unterstützung des Friedensprozesses.

=== Wahl Netanjahus ===

Im Februar 1996 wurden von Rabins Nachfolger [[Schimon Peres]] vorgezogene Neuwahlen ausgerufen. Diese im Mai 1996 gehaltenen Wahlen, die erstmals die Direktwahl des Ministerpräsidenten brachten, gewann der [[Likud]]-Vorsitzende [[Benjamin Netanjahu]] und sein Mitte-Rechts-Bündnis, die sozialdemokratische [[Arbeitspartei (Israel)|Arbeitspartei]]/[[Meretz]]-Regierung unter Peres wurde geschlagen.

Trotz seiner bekannten Vorbehalte gegenüber dem [[Oslo-Abkommen]] behauptete Ministerpräsident Netanjahu, er würde mit ihrer Durchführung fortfahren. Letztlich stellte seine Amtsperiode allerdings einen Rückschritt im Friedensprozess dar. Strittig ist, inwieweit das auf seine Politik oder auf die verstärkt einsetzenden Terroranschläge zurückzuführen war.

==Weblinks==

*[http://www.hagalil.com/israel/geschichte/geschichte.htm Übersicht der Geschichte Israels]
*[http://www.nahostkonflikt.net Geschichte Israels mit umfassender Chronik]

[[Kategorie:Israelische Geschichte]]
[[Kategorie:Israel]]
[[Kategorie:Jüdische Geschichte]]

[[en:History of Israel]]
[[fr:Histoire d'Israël]]
[[he:היסטוריה של מדינת ישראל]]
[[nl:Geschiedenis van de moderne staat Israël]]
[[sv:Israels historia]]
[[zh:以色列历史]]

Aktuelle Version vom 15. Mai 2025, 13:35 Uhr

Karte Israels

Die Geschichte des Staates Israel begann nicht erst mit seiner Gründung im Jahr 1948. Ihr gingen Bemühungen von Vordenkern des Zionismus über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren voraus, die eine Rückkehr von Juden in das „gelobte Land“ ermöglichen und später einen souveränen Nationalstaat mit eigenem Staatsgebiet für die Juden Europas schaffen wollten.

Jüdische Einwanderer gehen 1948 nahe Naharija an Land.
Teilung Palästinas nach Plänen der UN (1947)

Seit der Begründung der zionistischen Bewegung durch Theodor Herzl während des ersten Zionistenkongresses 1897 in Basel wurden praktische Schritte unternommen, internationale Unterstützung für einen jüdischen Nationalstaat in Palästina zu erlangen, das damals ein Teil des Osmanischen Reiches war.

Die jüdische Einwanderung war zu Beginn des 20. Jahrhunderts stark von der Kibbuzbewegung geprägt. Zahlreiche Einwanderer aus Osteuropa wirkten am Aufbau von Kibbuzim mit. Der 11. April 1909 gilt als Gründungsdatum von Tel Aviv,[1] der ersten modernen jüdischen Stadt in Palästina. Mit der Balfour-Deklaration von 1917 sicherte die britische Regierung ihre Unterstützung für die Schaffung einer jüdischen Heimstätte in Palästina zu, die auch von einer Reihe anderer Staaten gestützt wurde. Im Jahre 1922 übertrug der Völkerbund dem Vereinigten Königreich das Mandat über Palästina (und damit auch über das heutige Jordanien).

In den 1920er Jahren, als es zu blutigen Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung in Jerusalem 1920 und Jaffa 1921, sowie 1929 zum Massaker von Hebron kam, begann Amin al-Husseini eine führende Rolle unter der palästinensischen arabischen Bevölkerung zu übernehmen. Al-Husseini, der 1921 vom britischen Hochkommissar Herbert Samuel zum Großmufti von Jerusalem ernannt wurde, war von 1936 bis 1939 Anführer des Arabischen Aufstandes.

Die Geschichte des Frauenwahlrechts ist Teil der politischen Geschichte des Staates. 1920 schuf der Jischuw eine Repräsentantenversammlung. Diese verfügte zwar über keine juristische Legitimation, da die Macht bei der britischen Mandatsmacht lag; doch diese war zur Zusammenarbeit mit jüdischen Vertretungen angehalten. Ultraorthodoxe Männer blockierten das Frauenwahlrecht im Jischuw in den Anfängen erfolgreich. Als Kompromisslösung erhielten Frauen im April 1920 für eine beschränkte Zeit das Wahlrecht.[2] Die ultraorthodoxen Männer wurden dadurch entschädigt, dass sie zwei Stimmen erhielten: eine für sich und eine für ihre Frau. Ein dauerhaftes Frauenwahlrecht gab es ab 1925 bei den Wahlen zur zweiten Gesetzgebenden Versammlung.[2] Das Prinzip Eine Stimme pro Person wurde jedoch erst bei der Wahl der vierten Gesetzgebenden Versammlung im August 1944 angewendet.[2] Die für diese Wahl geltenden Regeln bildeten die Grundlage für die Verfassung des Staats Israel.[2] Nach der Unabhängigkeitserklärung sollte innerhalb von fünf Monaten eine Konstituierende Versammlung eine Verfassung aufstellen, was jedoch wegen des Kriegs nicht möglich war. Im Januar 1949 fanden Knessetwahlen nach dem System statt, das für die Repräsentantenversammlung (siehe oben) gegolten hatte. Am 16. Februar 1949 wurden dann zunächst einige Basisgesetze von der Konstituierenden Versammlung beschlossen.[3] Die Vorschrift, dass das Geschlecht keine Rolle spielen darf, war Teil dieser Basisgesetze.[4]

Im Jahre 1937 wurde im Peel-Report erstmals die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat vorgeschlagen.

Nach der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten in Deutschland und der einsetzenden Judenverfolgung ab 1933 stieg die jüdische Einwanderung beträchtlich an, wurde jedoch 1939 durch die britische Mandatsverwaltung teils gewaltsam zurückgedrängt. Das Weißbuch sah einen fünfjährigen Zeitraum vor, in dem die Einwanderung von 75.000 Juden (10.000 pro Jahr und 25.000 Flüchtlinge zusätzlich) gestattet sein sollte. Es bestimmte die britische Politik in Palästina bis 1947 und führte von jüdischer Seite zu Reaktionen wie der Alija Bet und der Fluchthilfe aus dem kriegszerstörten Europa.

Zu Beginn des britischen Mandats war die Hagana als jüdische paramilitärische Organisation gegründet worden, die insgesamt eine eher moderate Haltung einnahm. Der Arabische Aufstand und die Behinderung der Flucht vor dem Nationalsozialismus gemäß dem Weißbuch führten seit den 1930er Jahren zur Abspaltung von Untergrundorganisationen wie Irgun und Lechi, die zu terroristischen Maßnahmen wie etwa dem Anschlag auf das King David Hotel griffen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Shoa, die in Europa sechs Millionen jüdische Opfer forderte, wuchs die internationale Unterstützung für die zionistische Bewegung. Großbritannien kündigte an, sich aus dem britischen Mandatsgebiet zurückziehen zu wollen. Die UN-Generalversammlung beschloss am 29. November 1947 die Teilung Palästinas in einen arabischen und einen jüdischen Staat, wobei Jerusalem als „Corpus separatum“ unter UN-Verwaltung stehen sollte. Der Beschluss wurde von den meisten Juden in Palästina akzeptiert, von den meisten Arabern jedoch abgelehnt.

Staatsgründung

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Israelische Kriegsgefangene, wahrscheinlich in Ägypten, 1948–49

Am 14. Mai 1948 zogen sich die letzten britischen Streitkräfte aus Palästina zurück und David Ben-Gurion verlas die israelische Unabhängigkeitserklärung. Noch in der Gründungsnacht erklärten Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien dem jungen Staat den Krieg.

Israel trieb im Israelischen Unabhängigkeitskrieg die Armeen erfolgreich zurück. Die israelische Armee konnte einige der Gebiete erobern, die laut Teilungsplan den Arabern oder Jerusalem zugefallen wären. Der Krieg dauerte 15 Monate und brachte eine 50-prozentige Erweiterung des israelischen Gebiets (einschließlich Westjerusalems). Im Juni 1948 führten Auseinandersetzungen um die Entwaffnung des Schiffs Altalena zu schweren Kämpfen zwischen der israelischen Regierung unter Ben Gurion und Vertretern der Irgun, darunter Menachem Begin.

Im Laufe des Krieges begann die Flucht bzw. Vertreibung vieler palästinensischer Araber. Die Geburtsstunde Israels (siehe Jom Haazmaut) gilt für die Palästinenser als Katastrophe (Nakba). Umgekehrt kam es zur massenhaften Vertreibung von Juden aus arabischen und islamischen Ländern. Die jüdischen Flüchtlinge siedelten zu großen Teilen in den Staat Israel über; viele der arabischen Flüchtlinge und ihre Nachkommen leben bis heute in Flüchtlingslagern, die von der UNRWA betrieben werden (siehe Palästinensisches Flüchtlingsproblem).

Unter der Federführung der Vereinten Nationen wurden im Jahre 1949 auf Rhodos vier Waffenstillstandserklärungen zwischen Israel und auf der anderen Seite Ägypten, Jordanien, dem Libanon und Syrien unterzeichnet, mit der Grünen Linie als Grenze zwischen den Staaten. Das Westjordanland einschließlich des Ostteils von Jerusalem mit der Altstadt wurde von Transjordanien annektiert (Juden hatten, obwohl dies laut Waffenstillstandsabkommen mit Jordanien ihr Recht war, keinen Zugang zur Klagemauer und zum Tempelberg) und der Gazastreifen kam unter ägyptische Herrschaft. Friedensabkommen konnten bisher nur mit Ägypten (1979) und mit Jordanien (1994) abgeschlossen werden.

Am 23. Januar 1950 erklärte die israelische Regierung Westjerusalem zur Hauptstadt.[5]

Geschichte bis 1967

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Am 25. Januar 1949 fanden die ersten Wahlen zur Knesset statt. David Ben Gurion wurde nach den Wahlen der erste Premierminister, Chaim Weizmann der erste Präsident. Am 11. Mai 1949 wurde Israel das 59. Mitglied der UN.[6] Die umliegenden arabischen Staaten standen Israel trotz des geschlossenen Waffenstillstands weiterhin feindselig gegenüber. Direkt nach der Staatsgründung wurde der Wirtschaftsboykott des Jischuw auf den Staat Israel übertragen. Es folgte ein bis in die 1990er Jahre andauernder Boykott Israels durch die Arabische Liga, in den auch Drittstaaten miteinbezogen wurden. Dies sorgte für eine andauernde wirtschaftlich prekäre Position Israels, welches sich darum unter der Führung von Ben Gurion und seinen Nachfolgern Mosche Scharet, Levi Eschkol, Golda Meir und Jitzchak Rabin politisch und wirtschaftlich stark an Westeuropa und die USA band und im Übrigen eine sehr interventionistische und zu Beginn staatssozialistisch geprägte Wirtschaftspolitik verfolgte. Weitere politische Festlegungen der Anfangszeit waren unter anderem: zwei Landessprachen (Hebräisch und Arabisch); staatlich garantierte, säkulare Schulbildung (anstelle Lagerschulen politischer oder religiöser Gruppen); (zunächst) keine feste Bindung an eine der zwei Supermächte USA und UdSSR im Kalten Krieg.

Die Mapai erhielt bei mehreren Parlamentswahlen mit Abstand die meisten Stimmen: 1949, 1951, 1955, 1959 und 1961. 1968 wurde die Nachfolgepartei Awoda gegründet. Bei der Parlamentswahl 1977 wurde erstmals der Likud stärkste Partei.

Am 5. Juli 1950 verabschiedete die Knesset das Rückkehrgesetz, das allen Juden in der Welt das Recht gibt, nach Israel einzuwandern.[7] Schon vor der Verabschiedung dieses Gesetzes kamen Einwanderer in Scharen nach Israel, was große finanzielle und logistische Probleme verursachte. Einige von ihnen wurden dabei vom israelischen Staat unterstützt, so kamen von 1947 bis 1950 etwa 250.000 Holocaust-Überlebende ins Land. Die „Operation fliegender Teppich“ brachte zwischen 1949 und 1950 etwa 49.000 jemenitische Juden nach Israel. Die Operation war nach dem Einverständnis der britischen Regierung möglich geworden, ihr waren Pogrome in Aden vorausgegangen. Viele dieser Einwanderer waren orthodoxe Juden in großen Familien, oft waren es Bewohner vom Lande, die erst von der Möglichkeit der Auswanderung informiert werden mussten. Gegen diese Aktion gab es auch Widerstände aus den Reihen der Mapam, wegen der befürchteten Kosten der Integration. Die Neueinwanderer wurden in den im Unabhängigkeitskrieg verlassenen arabischen Dörfern, in britischen Kasernen oder Zeltlagern untergebracht.

Bis 1958 stieg die Bevölkerung Israels insbesondere durch die Einwanderung von 800.000 auf 2 Millionen Einwohner. Dieser Zustrom war eine wirtschaftliche Belastung des jungen Staats, was Rationierungen der meisten Konsumgüter (Lebensmittel, Treibstoffe, Möbel, Bekleidung) noch bis 1959 notwendig machte. Israel finanzierte sich vor allem durch Wirtschaftshilfe und Spenden, etwa aus den USA. Gegen innenpolitischen Widerstand wurde 1952 das Luxemburger Abkommen mit Westdeutschland geschlossen, welches Israel eine beträchtliche wirtschaftliche Unterstützung durch die Bundesrepublik Deutschland als eine Wiedergutmachung von Verbrechen des Nationalsozialismus zusagte. Diese Unterstützung lief über mehrere Jahre und beinhaltete Geldtransfers, Dienstleistungen, große Mengen an Rüstungsgütern und andere deutsche Exportwaren.

Die Lawon-Affäre, benannt nach dem damaligen israelischen Verteidigungsminister Pinchas Lawon, war eine politische Affäre infolge einer misslungenen verdeckten Operation, die im Jahre 1954 in Ägypten unter dem Kodenamen Operation Susannah durchgeführt wurde. Die Affäre sorgte für jahrelange Auseinandersetzungen in der israelischen Öffentlichkeit und führte schließlich im Jahre 1963 zum endgültigen Rücktritt von David Ben Gurion, dessen Amt als Premierminister von Levi Eschkol übernommen wurde.

Die Sueskrise (auch Sinai-Krieg bzw. Sinai-Feldzug) im Jahr 1956 war eine in einen bewaffneten Konflikt mündende Krise zwischen Ägypten auf der einen und einer Allianz aus Großbritannien, Frankreich und Israel auf der anderen Seite. Hauptstreitpunkt war die Kontrolle über den strategisch bedeutsamen Sueskanal. Das Resultat war trotz militärischer Erfolge eine Blamage und Schwächung der europäischen Mächte und eine Stärkung der ägyptischen Position im Nahen Osten. Da Gamal Abdel Nasser und auch andere arabische Staaten sich politisch enger an die Sowjetunion banden, distanzierte sich diese gegen Ende der 1950er Jahre von Israel, sodass die Neutralitätspolitik Israels im Kalten Krieg letztlich aufgegeben werden musste; Israel arbeitete ab der Sueskrise hauptsächlich mit den USA, Frankreich (bis 1966 der wichtigste Waffenlieferant) und Großbritannien zusammen.

Sechstagekrieg 1967 und Folgen

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Der Sechstagekrieg folgte unmittelbar auf die Sperrung der Straße von Tiran für die israelische Schifffahrt, den von Nasser erzwungenen Abzug der UNEF-Truppen vom Sinai und einen ägyptischen Aufmarsch von 1000 Panzern und fast 100.000 Soldaten an den Grenzen Israels. Der Krieg begann am 5. Juni 1967 mit einem Präventivschlag der israelischen Luftwaffe gegen ägyptische Luftwaffenbasen, der einem befürchteten Angriff der arabischen Staaten zuvorkommen sollte. Jordanien, das am 30. Mai 1967 einen Verteidigungsvertrag mit Ägypten geschlossen hatte, griff daraufhin Westjerusalem und Netanja an. Am Ende des Krieges kontrollierte Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen, das Westjordanland und Ostjerusalem.[8]

Israel bis 1990

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Siehe dazu:

Israel in den 1990er Jahren

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Siehe dazu:

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Am 4. Oktober 2001 wurde der Charterflug der russischen Fluggesellschaft Siberia Airlines von Tel Aviv nach Nowosibirsk über dem Schwarzen Meer von einer Boden-Luft-Rakete der ukrainischen Marine abgeschossen.[9][10] Alle 78 Menschen an Bord, darunter 40 Israeli, kamen dabei ums Leben.[11][12]

Am 2. Dezember 2010 brachen die größten Waldbrände in der Geschichte des Staates aus. Bei den Bränden im Karmel-Gebirge starben 44 Menschen und zahlreiche wurden verletzt. Dies war bis dahin die tödlichste zivile Katastrophen in der Geschichte des Staates Israel.

Bei einem Lag-baOmer-Fest auf dem Har Meron ereignete sich am Abend des 29. April 2021 bis zum frühen Morgen des Folgetags eine Massenpanik mit 45 Toten und 150 Verletzten, die meisten davon schwer. Es war die tödlichste zivile Katastrophe in der Geschichte des Staates Israel.[13]

Zwischen dem 10. Mai 2021 und dem 21. Mai 2021 ereigneten sich die schwersten Auseinandersetzungen zwischen Israelis und den Palästinensern seit Jahren. Im Jahr 2023 flammte der Konflikt erneut auf mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023.

Wirtschaftliche Entwicklung

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Kooperation mit asiatischen und afrikanischen Staaten

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Weil zwischen Israel und seinen Nachbarn kein Friede zustande kam, versuchte die israelische Regierung die Beziehungen mit Ländern in Fernost zu verbessern. So wurden etwa am 15. Mai 1952 diplomatische Beziehungen mit der japanischen Regierung aufgenommen. Ähnliches versuchte man mit den Regierungen Indiens und der Volksrepublik China zustande zu bekommen, scheiterte in den 1950er Jahren jedoch damit.

In den 1960er Jahren erhielt Israel von einer Gruppe gerade in die Unabhängigkeit entlassener afrikanischer und asiatischer Staaten – darunter Burma, Nigeria, Kenia, Kamerun, die Elfenbeinküste und die Republik Liberia – Bitten um wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit beim Aufbau der Infrastruktur, der Armee und Verwaltung. Israels Regierung konnte daraufhin mit diesen Ländern Verträge zum gegenseitigen Vorteil abschließen. Die ehemaligen Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien und selbst die USA nahmen diese Entwicklung mit Erschrecken zur Kenntnis. Gegen die sich abzeichnende wirtschaftliche Aufwertung und außenpolitische Stärkung Israels trat bereits bei der Bandung-Konferenz eine Gruppe arabischer und nordafrikanischer Staaten, mit Ägypten an der Spitze, diplomatisch zu Felde.[14]

Wirtschaftliche Beziehungen zur EU

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Erste Beziehungen zur Europäischen Gemeinschaft bestanden seit 1964 in Form eines Handelsabkommens. In den 1970er Jahren begann Israel mit von der EG und den USA empfohlenen Reformen im Geld- und Finanzwesen sowie Handelsliberalisierungsmaßnahmen. Infolgedessen wurde im Jahre 1975 ein Handels- und Kooperationsabkommen mit der EG geschlossen. Innerhalb dessen kam es 1989 zu einer Freihandelszone im gewerblichen Bereich, außerdem wurden Israel damit Zollpräferenzen im Agrarbereich eingeräumt. Hier kam es infolge allerdings zu Konflikten in Bezug auf Waren, die nicht ausschließlich aus den israelischen Kernlanden stammten. Am 20. November 1995 wurde schließlich ein Assoziationsabkommen abgeschlossen, das das Abkommen von 1975 ersetzte. Neben der wirtschaftlichen Zusammenarbeit gibt es auch Formen des wissenschaftlichen und kulturellen Austausches. Eine besondere Rolle spielt der 1995 eingeleitete Barcelona-Prozess, der 2008 zur Gründung der Union für das Mittelmeer führte. Außer den EU-Mitgliedstaaten und Israel sind mit Ausnahme Libyens alle arabischen Mittelmeeranrainerstaaten Mitglied dieser Union. Die Union nahm im März 2010 ihre Tätigkeit auf.

Einwanderung russischer Juden

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Die organisierte Einwanderung von russischen Juden begann um das Jahr 1880 mit der Chibbat-Zion-Bewegung, einer Vorläuferorganisation des Zionismus. In den nächsten Jahrzehnten, bis um das Jahr 1930, wanderten in den vier ersten Alijot Hunderttausende von Juden aus dem Zarenreich bzw. der Sowjetunion nach Palästina aus.

Von 1948 bis zur Auflösung der Sowjetunion waren die sowjetisch-israelischen Beziehungen von mannigfachen Änderungen gekennzeichnet, obwohl die eigentlichen Ziele stets dieselben blieben. Diese Ziele beruhten auf einer Kombination von drei Faktoren. Schon in der Zarenzeit hatte der Wunsch bestanden, dass Russland im Nahen Osten durch Ausspielen der gegnerischen Großmächte einen womöglich exklusiven Einfluss gewinnen sollte. Der zweite, ideologische Faktor war die führende Rolle der UdSSR in der kommunistischen Welt sowie im „anti-imperialistischen“ Kampf gegen den Westen. Drittens versuchte die sowjetische Regierung unter Stalin die „Judenfrage“ mit der Umsiedlung der Juden nach Israel zu klären. Antisemitismus war in der UdSSR offiziell unter Strafe gestellt, aber gängige Praxis.

Am letzten Tag des Sechstagekriegs, dem 10. Juni 1967, brach die Sowjetunion die diplomatischen Beziehungen mit Israel ab und verweigerte in den folgenden Jahren bis zu ihrer Auflösung ca. 3 Millionen ausreisewilligen jüdischen Bürgern die Emigration bzw. verband die Ausstellung von Reisepässen mit hohen finanziellen und bürokratischen Hürden. Der unerwartet schnelle Sieg Israels im Sechstagekrieg war auch für die Sowjetunion eine enttäuschende Niederlage, auf die sie mit der Wiederbewaffnung Ägyptens und Syriens und der Unterstützung Ägyptens im Abnutzungskrieg gegen Israel reagierte, in der Hoffnung, damit die arabische Abhängigkeit von der Sowjetunion zu verstärken. Die Schlagworte „Sowjetisch-Arabisches Bündnis“ und „Israel, die Nazis der Gegenwart“ prägten in den letzten Jahrzehnten der Sowjetunion deren Beziehungen zu Israel.[15]

Nach dem Amtsantritt von Michail Gorbatschow und der von ihm ins Leben gerufenen Perestroika wurden die Ausreisebestimmungen gelockert. 1989 begann die Masseneinwanderung von jüdischen Menschen aus der Sowjetunion.[16] Insgesamt wanderten bis zum Jahr 2003 über eine Million Menschen aus Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion nach Israel ein.[17] Es gibt zahlreiche Zeitungen, Radio- und TV-Sender in russischer Sprache. Von russischen Einwanderern wurde die nationalistische Partei Jisrael Beitenu gegründet. Von religiöser Seite wird gelegentlich die jüdische Identität einiger Emigranten aus der Sowjetunion angezweifelt. Dies beruht auf Widersprüchen zwischen der Halacha, in der die jüdische Religionszugehörigkeit matrilinear übertragen wird, und dem Begriff der (jüdischen) Nationalität in der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten, die patrilinear bestimmt wird.

Sozialproteste 2011

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Im Sommer 2011 kam es landesweit zu den größten Sozialprotesten seit Gründung des Staates. Entzündet hatten sich die Proteste Mitte Juli 2011 mit einem spontanen Zeltlager aus Ärger über die hohen Mieten in Tel Aviv. Die Bewegung organisierte Großdemonstrationen an den Wochenenden und schwoll rasch an. Neben dem Wohnungsproblem wurden die Lebensmittelpreise, die Gesundheitsversorgung, das Bildungssystem und die zu hohe Steuerlast thematisiert. Nach einem ersten Höhepunkt der Protestwelle Anfang August, als 300.000 Israelis auf die Straße gingen, setzte Ministerpräsident Netanjahu ein Expertenteam unter Leitung des ehemaligen Vorsitzenden des Nationalen Wirtschaftsrats, Manuel Trajtenberg, ein, das im Laufe von etwa acht Wochen Lösungsvorschläge ausarbeiten sollte. Allgemein wurde erwartet, dass in dieser Zeit keine weiteren Massenaktionen stattfinden würden. Am Samstagabend des 3. September 2011 kam es jedoch zu den größten Demonstrationen in der Geschichte Israels, an denen sich nach Medienberichten über 450.000 Menschen beteiligten. Allein in Tel Aviv forderten 300.000 Demonstranten eine gerechtere Gesellschaftsordnung. In Jerusalem versammelten sich 30.000 Menschen vor der Residenz des Ministerpräsidenten; weitere Demonstrationen fanden unter anderem in Haifa und Afula statt.[18][19][20]

Commons: Geschichte des Staates Israel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Aryeh Akiva Weiss / Akiva Arie Weiss, geb. 1868 in Weißrussland, aufgewachsen in Lodz, Uhrmacher, gest. 1947, Neueinwanderer in Palästina, treibende Kraft innerhalb der Ahusat-Bajit-Gesellschaft, später in der historischen Erinnerung von Dizengoff überschattet.
  2. a b c d June Hannam, Mitzi Auchterlonie, Katherine Holden: International Encyclopedia of Women’s Suffrage. ABC-Clio, Santa Barbara, Denver, Oxford 2000, ISBN 1-57607-064-6, S. 153.
  3. Emmanuel Saadia: Systèmes Electoraux et Territorialité en Israel. L'Harmattan Paris, Montreal 1997, S. 69.
  4. Emmanuel Saadia: Systèmes Electoraux et Territorialité en Israel. L'Harmattan Paris, Montreal 1997, S. 12
  5. Angelika Timm, Johannes Glasneck: Israel. Die Geschichte des Staates seit seiner Gründung, Bonn 1992, ISBN 3-416-02349-8, S. 117.
  6. United Nations: Member States. Abgerufen am 4. Januar 2025 (englisch).
  7. Englische Übersetzung des Gesetzes, Webauftritt des Israelischen Ausministeriums.
  8. Tsafrir Cohen: Sechs Tage, die nicht vergehen. In: Rosa-Luxemburg-Stiftung Israel Office. 7. März 2017, abgerufen am 14. Juni 2017.
  9. Russian jet explodes over Black Sea. bbc, 4. Oktober 2001, abgerufen am 25. März 2018 (englisch).
  10. Ben Aris: Ukraine admits it shot down Russian airliner. In: The Telegraph. 13. Oktober 2001, abgerufen am 25. März 2018 (englisch): „Although both Russia and Ukraine were almost certainly aware of the cause from the start, it took eight days for Ukraine to accept responsibility.“
  11. Flugunfalldaten und -bericht im Aviation Safety Network (englisch)
  12. Wenn Raketen Passagierjets vom Himmel holen. In: welt.de. 18. Juli 2014, abgerufen am 25. März 2018.
  13. Die Suche nach der Verantwortung. Israelnetz, 3. Mai 2021, abgerufen am 8. Juli 2021.
  14. ISRAEL / AFRIKA-HILFE: Mit Nasser beten. In: Der Spiegel. Nr. 43, 1960, S. 53–54 (online19. Oktober 1960).
  15. Encyclopedia Judaica. Bd. 14, S. 490–506
  16. Informationen zur politischen Bildung, Israel, Nr. 287, S. 80
  17. Mit uns, aber im Abseits Artikel auf hagalil.com vom 9. Juli 2003
  18. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH: Israel: Massendemonstrationen für soziale Gerechtigkeit - Ausland - Politik - FAZ.NET. Archiviert vom Original am 4. September 2011; abgerufen am 4. Januar 2025.
  19. 450 000 bei größten Sozialprotesten in Israel (Memento vom 6. September 2016 im Internet Archive) zeit.de, 4. September 2011
  20. Mass rallies revive Israel protest movement Al Jazeera, 4. September 2011