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[[Datei:Landesvater in Prag von Oscar Rex um 1900-1905.jpg|mini|hochkant=1.2|[[Landesvater (Brauch)|Landesvater]] der deutschen Studenten in Prag (1900)]]
{{Lückenhaft}} Darstellung des Verhaltens der Studentenverbindungen gegenüber dem Dritten Reich, unter Einbeziehung aller Quellen (Untersuchungen von Verbindungen und von anderen).
Unter dem Begriff der '''Studentenverbindung''' oder '''Korporation''' wird im weitesten Sinne jede organisierte Form traditioneller studentischer Sozialisation verstanden, wie sie seit der [[Frühe Neuzeit|frühen Neuzeit]] an europäischen Universitäten nachweisbar ist. Im engeren Sinne versteht man darunter einen im [[Deutscher Sprachraum|deutschen Sprachraum]] verbreiteten Verband von [[Student]]en und [[Alumni]] einer Hochschule in Form einer Gesellschaft mit bruderschaftlichen und genossenschaftlichen Elementen, der [[Studentisches Brauchtum|Brauchtum]] und gewachsene Traditionen pflegt.<ref name="gt212">[[George Turner (Politiker, 1935)|George Turner]], Joachim D. Weber: ''Hochschule von A–Z. Orientierungen – Geschichte – Begriffe.'' Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-8305-0836-0, S. 212 („Studentische Verbindungen“).</ref><ref>Matthias Asche, Stefan Gerber: ''Studentenverbindung''. In: ''Enzyklopädie der Neuzeit'' (ENZ) Sp. 1166–1175, hier Sp. 1166 f.</ref> In [[Deutschland]] sind weniger als ein Prozent aller Studierenden Mitglied in einer Studentenverbindung.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.wdr.de/wissen/wdr_wissen/themen/schule_beruf/aktuell/2011/10/studentenverbindungen.php5 |text=Burschen, Corps und alte Herren – WDR, 8. Oktober 2011 |wayback=20111008083652}}</ref>
International bestehen heute über 1.600 Studentenverbindungen mit über 190.000 Mitgliedern nach deutschsprachigem Ursprung.<!-- Deutschsprachig ist hier ein problematischer Begriff, da es in der Schweiz schon seit dem frühen 19. Jhd. Verbindungen „deutschen Typs“ gibt, die traditionell nicht deutschsprachig sind (heute meist Teil des StV); vgl. Staatslexikon. Vermutlich wäre es daher besser, hier (im Sinne des deutschen Idealismus) nicht von Verbindungen deutschsprachigen Ursprungs, sondern schlicht vom Verbildungen „deutschen Typs“ im Sinne von „Deutschland als Region und Kulturraum“ zu spreche; das tut im Übrigen auch der StuRA der Uni Dresden und der Asta Hannover. --> In Deutschland gibt es insgesamt etwa 1000 Studentenverbindungen. Sie sind in rund 30 [[Korporationsverband|Korporationsverbänden]] organisiert und unterscheiden sich sehr stark voneinander.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.wdr.de/wissen/wdr_wissen/themen/schule_beruf/aktuell/2011/10/studentenverbindungen.php5 |text=Studentenverbindungen in NRW: Burschen, Corps und alte Herren |wayback=20141129111313}}, wdr.de.</ref> Gemeinsame Merkmale der Verbindungen im deutschsprachigen Raum sind der [[Convent (Studentenverbindung)|Convent]] und der Lebensbund. Lediglich Studentenverbindungen pflegen sogenannte [[Kneipe (Studentenverbindung)|studentische Kneipen]].<ref name="Institutionen. A 1985">[[Herbert Neupert]]: ''Andere Korporationen und gemeinsame Institutionen. A. Das gemeinsame Prinzip.'' In: Vorstand des Verbandes Alter Corpsstudenten e. V. (Hrsg.): ''Handbuch des Kösener Corpsstudenten''. Band I, 6. Auflage, Würzburg 1985, S. 283.</ref> [[Studentenverbindungen außerhalb des deutschen Sprachraums|Traditionelle studentische Societäten außerhalb des deutschen Sprachraums]] pflegen teilweise ganz andere Traditionen. In [[Deutschland]] wurden Studentenverbindungen während der Zeit des [[Nationalsozialismus]] – teils freiwillig, teils unfreiwillig – [[Gleichschaltung|gleichgeschaltet]] und größtenteils aufgelöst. Im Zuge der [[68er-Bewegung]] erlitten Studentenverbindungen einen starken Ansehensverlust.
{{Neutralität}}
[[Bild:Mühlberg_-_Zum_ersten_Mal_in_Wichs.jpg|thumb|Georg Mühlberg - "Zum ersten Mal in Wichs" (um 1900)]]
== Überblick ==
Eine '''Studentenverbindung''' oder auch ''Studentenkorporation'' ist ein relativ enger Zusammenschluss einer Gruppe von derzeitigen und ehemaligen Studenten an einer Hochschule oder Fachhochschule, der sich an alten studentischen Traditionen orientiert. Im engeren Sinne nennt man so nur studentische Zusammenschlüsse im deutschsprachigen Raum oder an deutschsprachigen Universitäten ab [[1800]]. Im weiteren Sinne werden damit auch vergleichbare studentische Zusammenschlüsse in anderen Ländern bezeichnet.
[[Datei:Corpsstudenten im Hof der Rudelsburg - 1.jpg|mini|Kösener Corpsstudenten (2011)]]
In Studentenverbindungen gestalten Studenten ihre Studienzeit in einer organisierten Gemeinschaft, der aktive wie nicht aktive Mitglieder lebenslang verbunden bleiben.<ref name="gt212" /> Zudem ist das [[Convent (Studentenverbindung)|Conventsprinzip]], ein Organisationskonzept geprägt von Autonomie und [[Basisdemokratie|basisdemokratischer]] Entscheidungsfindung, eine wichtige Gemeinsamkeit aller studentischen Korporationen.<ref>George Turner, Joachim D. Weber: ''Hochschule von A–Z. Orientierungen – Geschichte – Begriffe.'' Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-8305-0836-0, S. 213 („Studentische Verbindungen“).</ref>
In Deutschland sind Studentenverbindungen in der Regel in der Rechtsform des [[Verein#Verein ohne Rechtspersönlichkeit|nicht eingetragenen Vereins]] organisiert.<ref>Vgl. Carl Creifelds und Klaus Weber (Hrsg.): ''Rechtswörterbuch.'' Beck, München 1999, zum Stichwort Verein.</ref> So gibt es etliche Studentenverbindungen, die vom Namen her zwar ''Vereine'' sind, trotzdem aber zu den Studentenverbindungen gezählt werden. Neben dem Lebensbundprinzip und dem Conventsprinzip ist auch das Vorhandensein von [[Comment]]s – traditionellen Regelwerken für verschiedene Bereiche des Zusammenlebens – ein wichtiges Merkmal zur Unterscheidung zwischen Studentenverbindungen und -vereinen.
In [[Deutschland]] sind etwa 2-3% aller Studenten Mitglied einer Verbindung. Obwohl genaue Zahlen schwer zu ermitteln sind, kann man davon ausgehen, dass sich 170.000 bis 200.000 studierende oder berufstätige Personen in Deutschland und [[Österreich]] als "Verbindungsstudenten" bezeichnen.
Ein Ziel des Lebensbundes ist es, Kontakte und Freundschaften zwischen den Generationen zu ermöglichen, die der [[Vernetzung]] dienen. Bei den meisten Verbindungen [[duzen]] sich alle Mitglieder unabhängig von ihrem Alter und beruflichen Status ohne besondere Vereinbarung von dem Moment an, in dem ein Student als „[[Fuchs (Studentenverbindung)|Fuchs]]“ der Verbindung beitritt. Studentische Verbindungen stellen ein äußerst einflussreiches und weit verzweigtes Netzwerk dar, welches es den
==Definition==
Mitgliedern ermöglichen soll, Unterstützung zu erfahren und beruflich schnell aufzusteigen. Das Lebensbundprinzip, d. h. die lebenslange Mitgliedschaft, trägt dabei maßgeblich dazu bei, dass solche Netzwerke von beständiger Dauer sind.<ref>Gerald Pilz: ''Networking – Beziehungen und Kontakte nutzen.'' Beck-Wirtschaftsberater im dtv, dtv, München, 2009, S. 67.</ref>
Vor dem Erreichen des ersten akademischen Abschlusses sind studentische Mitglieder Teil der Aktivitas. Diese organisiert in der Regel im Rahmen ihres Semesterprogramms selbstverantwortlich Veranstaltungen: wissenschaftliche Weiterbildungen ([[Studium generale]]), Feste und Feiern, je nach Ausrichtung aber auch sportliche und musische Aktivitäten in der Freizeit, bzw. allgemein die Pflege des gesellschaftlichen Lebens, dazu gehört auch die Pflege von [[Studentenlied]]ern.
Studentenverbindungen sind [[Verein]]e - eingetragen oder nicht - mit folgenden gemeinsamen Merkmalen:
{{Anker|pflichtschlagend}}
Bei vielen traditionsorientierten Verbindungen ist das akademische [[Fechten]], die [[Mensur (Studentenverbindung)|Mensur]], ein fester Bestandteil ihres Gemeinschaftslebens.<ref>[[Hermann Rink]]: ''Die Mensur, ein wesentliches Merkmal des Verbandes.'' In: Rolf-Joachim Baum (Hrsg.): ''„Wir wollen Männer, wir wollen Taten!“ Deutsche Corpsstudenten 1848 bis heute.'' Siedler, Berlin 1998, ISBN 3-88680-653-7, S. 383–402.</ref> Diese [[Mensur (Studentenverbindung)|''schlagenden'']] Verbindungen erwarten die Ausübung der Mensur entweder von jedem Mitglied ''(pflichtschlagend)'' oder stellen sie ihm frei ''(fakultativ schlagend)''. Die Mehrzahl der deutschen Verbindungen ist heutzutage ''nichtschlagend''.
Nach dem Studium folgt die ''Philistrierung'': Fortan ist man in der Korporiertensprache „[[Philister (Studentenverbindung)|Alter Herr]]“ oder „Alte oder Hohe Dame“ und gehört zu einer eigenen, von der Aktivitas verschiedenen, Organisationsstruktur: dem [[Philisterium]]. Dieses unterstützt aus seinen Mitgliedsbeiträgen unter anderem die Verbindung finanziell; es hat in der Regel die Rechtsform eines [[Eingetragener Verein|eingetragenen Vereins]] (e. V.).
*'''Basisdemokratie ''': Verbindungen treffen ihre internen Entscheidungen basisdemokratisch auf verschiedenen Arten von Zusammenkünften der Mitglieder (Conventsprinzip).
Das Brauchtum vieler Verbindungen entstand oft vor dem 19. Jahrhundert und stammt großenteils aus einer besonderen studentischen Kultur und Lebensweise, die seit dem Mittelalter bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts für alle Studenten üblich war.<ref>George Turner, Joachim D. Weber: ''Hochschule von A–Z. Orientierungen – Geschichte – Begriffe.'' Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-8305-0836-0, S. 212 f. („Studentische Verbindungen“)</ref> Ab etwa 1850 entwickelte sich daraus die Kultur der Studentenverbindungen, in der alte, in weiten Teilen der Studentenschaft vergessene ausgeprägte Traditionen konserviert wurden. Dazu gehört bei vielen Verbindungen das Tragen von Farben, dem sogenannten [[Couleur]], in Form von [[Studentenmütze]]n oder Bändern. Andere tragen diese nicht, sondern führen bei Zusammenkünften nur ihre farbigen [[Studentenwappen]] und Fahnen mit (''farbenführend'' im Gegensatz zu ''farbentragend''). Wieder andere verzichten selbst darauf ([[Schwarze Verbindung|''schwarze'' Verbindungen]]). Im frühen 20. Jahrhundert führte die [[Jugendbewegung]] zu Erneuerungsbestrebungen auch im Verbindungsleben.<ref name="fme">[[Franz Meyers]], 1908–2002: eine politische Biographie, Stefan Marx, Klartext, 30. Juni 2003.</ref> Sprachliche Besonderheiten der [[Burschensprache]] haben teilweise auch den Weg in den Mainstream gefunden, manche sind bis heute auf den internen Gebrauch beschränkt. Die meisten Verbindungen nehmen traditionell nur Männer auf. 1899 wurden die ersten [[Damenverbindung]]en gegründet, die nach 1945 aber allesamt nicht wieder Fuß fassen konnten. Um das Jahr 1970 wurden die ersten bis dahin rein männlichen Verbindungen durch die Aufnahme von Frauen in „gemischte Verbindungen“ umgewandelt. Erst seit den 1980er Jahren gibt es auch wieder rein weibliche Studentenverbindungen; ihre Zahl hat seit 2000 stark zugenommen.<ref>[http://www.cousin.de/kkisbin/verblist.tcl?spez=Dam&stat=gax Couleurstudentische Informationen: Damenverbindungen]</ref>
*'''Probephase ''': Neue Mitglieder durchlaufen eine ein- bis zweisemestrige oder, je nach Bund, längere, "[[Fux|Fuchsenzeit]]" zum gegenseitigen Kennenlernen mit eingeschränkten Rechten und Pflichten.
Ihre weiteste Verbreitung fanden Studentenverbindungen zur Zeit des deutschen Kaiserreiches, wo in größeren Universitätsstädten wie Berlin 25 % aller Studenten, in kleinen Universitätsstädten wie Bonn bis zu 60 % aller Studenten in Verbindungen organisiert waren.<ref>Möller, Silke: Zwischen Wissenschaft und „Burschenherrlichkeit“. Franz Steiner Verlag: 2001, S. 108 [http://books.google.at/books?id=Df_y-pe60iMC&pg=PA123&dq=Rituale+Studentenverbindungen&hl=de&sa=X&ei=34FCT4fxKtOF8gPv2_CyAQ&ved=0CFgQ6AEwCA#v=onepage&q=Rituale%20Studentenverbindungen&f=false Verfügbar über Google Books].</ref>
*'''Generationen-Verbund ([[Lebensbund]])''': Auch nach dem Studium bleiben die Mitglieder ihrer Verbindung lebenslang verbunden und unterstützen sie.
Etwa 10 bis 15 % der deutschen Studentenverbindungen, vor allem [[Burschenschaft]]en, halten auf ihren Häusern Veranstaltungen zur politischen Bildung ab. Im Mittelpunkt stehen hierbei vor allem Fragen der deutschen Einheit, des deutschen Volkstums, der deutschen Nation und der Freiheit. Bei österreichischen Verbindungen (hauptsächlich katholischen) wird über die Republik Österreich in der Europäischen Union diskutiert.
*'''Geselligkeit''': Die gemeinsamen Freizeitaktivitäten werden teilweise in bestimmten traditionellen Formen durchgeführt.
1984 gehörten in der Bundesrepublik Deutschland etwa 2 bis 3 % aller Studenten einer Verbindung an. Damals bezeichneten sich etwa 170.000 bis 200.000 studierende oder berufstätige Personen in Westdeutschland und Österreich als „Verbindungsstudenten“.<ref>Als Basis der Schätzung dient Herbert Neupert: ''Statistiken, Organigramme und Aufstellungen anderer Korporationsverbände.'' In: Vorstand des Verbandes Alter Corpsstudenten e. V. (Hrsg.): ''Handbuch des Kösener Corpsstudenten''. Band II, Ziffer 42, 6. Auflage, Würzburg 1985, S. 4/1. Hier werden in einer Aufstellung von 24 Verbänden, die Mitglied im CDA sind, 23.304 studierende Mitglieder und 152.333 nicht mehr studierende Mitglieder gezählt, zusammen 175.637 Mitglieder (Stand 1984). Mitgezählt sind weder suspendierte Korporationen noch solche, die 1984 nicht Mitglied des CDA waren.</ref> Die Hochschulorte mit den meisten aktiven Verbindungen in Deutschland sind München (84 Verbindungen), Berlin (63), Bonn (51), Göttingen (42) und Aachen (42), in Österreich sind das Wien (118), Graz (43) und Innsbruck (42), in der Schweiz Zürich (26), Genf (20) und St. Gallen (18).
*'''Charakterbildung''': Die Rechte und Aufgaben jedes Mitglieds dienen dem Einüben von individueller und sozialer Verantwortung.
== Verbindungsarten ==
Diese Merkmale werden von allen Verbindungsarten als unaufgebbar betrachtet und unterscheiden sie von anderen studentischen Vereinigungen oder politischen Zweckgemeinschaften. Hinzu kommen einige traditionelle Merkmale, die nur einen Teil der Verbindungen kennzeichnen:
{{Hauptartikel|Liste der Korporationsverbände}}
{| class="wikitable"
*'''Fester Treffpunkt''': Die meisten Verbindungen besitzen ein eigenes Haus ([[Korporationshaus]]) zum Treffen und Wohnen. Andere treffen sich regelmäßig in öffentlichen oder gemieteten Versammlungsräumen (in Deutschland meist [[Konstante (Studentenverbindung)|Konstante]], in Österreich meist [[Studentenbude]] genannt).
|-
! class="hintergrundfarbe6"| Verbindungsform
*'''Farben ("[[Couleur]]")''': Die Mitglieder der meisten Verbindungen tragen bestimmte äußere Abzeichen in festgelegten Farben, um ihre Zusammengehörigkeit zu zeigen.
*'''Männerbünde''': Die meisten Verbindungen nehmen nur Männer auf, andere auch Frauen, manche nur Frauen. Die Anzahl der Damenverbindungen nimmt zu.
! class="hintergrundfarbe6"| Anzahl der Verbindungen<br />(ohne freie Verbindungen)
*'''Akademisches Fechten''': Das akademische Fechten mit scharfen Waffen ("[[Mensur (Studentenverbindung)|Mensur]]") ist in einigen Verbindungsarten Pflicht, in anderen freigestellt. Die meisten Verbindungen sind nichtschlagend.
Der Artikel stellt die Arten, den Aufbau, die Aktivitäten und die Geschichte vor allem der deutschen Verbindungen dar. Auch die Kritik am Verbindungswesen und einzelnen Verbindungsarten kommt zur Sprache.
==Verbindungsarten==
Vielfalt und Unterschiede sind bei dieser traditionellen studentischen Gemeinschaftsform außerordentlich groß. Am häufigsten findet man an Universitäten heute
*[[Christliche Studentenverbindungen]],
*[[Corps|Corps]],
*[[Burschenschaft]]en,
*[[Landsmannschaft]]en,
*[[Turnerschaft]]en,
*[[musische Studentenverbindung]]en
sowie zahllose sonstige Arten. Diese unterscheiden sich vor allem durch ihre [[Prinzipien von Studentenverbindungen|Prinzipien]] und spezifischen Gebräuche. Aber trotz aller Vielfalt treten bestimmte Formen besonders häufig auf (siehe Tabelle):
|[[Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine|KV]], [[Verband der Wissenschaftlichen Katholischen Studentenvereine Unitas|UV]], [[Kartellverband der Katholischen Österreichischen Studentenvereine|ÖKV]]
''Bemerkung: Hier sind nicht alle Dachverbände und keine dachverbandsfreien Verbindungen berücksichtigt.''
<references group="Leg." />
Darüber hinaus gibt es [[Studentische Forstverbindung]]en und [[Nautische Kameradschaft]]en sowie Verbindungen, die in die obigen Kategorien nur bedingt eingeordnet werden können, zum Beispiel die Verbindungen des [[Deutscher Wissenschafter-Verband|Deutschen Wissenschafter-Verbandes]], die [[Akademischer Verein Hütte (Berlin)|Hütte]] in Berlin, Stuttgart und Karlsruhe, eine akademische [[Fliegerschaft]], [[Akademischer Seglerverein|Segler-]] und [[Sportverbindung]]en, eine katholisch-bayerische Verbindung<ref>{{Internetquelle |url=http://www.rhaetia.de/uber-uns/geschichte/ |titel=Geschichte {{!}} K.B.St.V. Rhaetia |abruf=2017-02-09}}</ref> und weitere.
All diese Verbindungsarten unterscheiden sich beträchtlich durch ihre Prinzipien, ihre [[Geschichte der Studentenverbindungen|Geschichte]] und spezifischen Gebräuche. Trotz der Vielfalt treten bestimmte Formen besonders häufig auf, die in der beigefügten Tabelle benannt sind. Diese enthält jedoch nicht alle [[Korporationsverband|Verbände]] und keine verbandsfreien Verbindungen. In der [[Liste der Korporationsverbände]] findet man ferner die erloschenen und heute noch aktiven Verbände und Dachverbände.
In der [[Liste der Dachverbände von Studentenverbindungen]] werden die erloschenen und heute noch aktiven Dachverbände aufgelistet und ihre Merkmale gekennzeichnet.
Von den 1880er Jahren bis 1933 (Deutsches Reich) bzw. 1938 (Österreich) existierten auch [[jüdische Studentenverbindung]]en, die als Reaktion auf zunehmende [[Antisemitismus|antisemitische]] Ausgrenzungsversuche seitens der bestehenden Studentenverbindungen gegründet wurden.<ref>Christian Käselau: [https://bibliothek.uni-wuerzburg.de/permalink/bv/BV014742469 ''Der Kartell-Convent der Tendenzverbindungen deutscher Studenten jüdischen Glaubens als ein Beispiel für jüdische Korporationsverbände im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik'']</ref> Vorher konnten Juden in den meisten Verbindungen problemlos Mitglied werden. Prinzipienbedingte Ausnahmen galten für die christlichen Studentenverbindungen. Nach dem Ende der [[Zeit des Nationalsozialismus]] kam es zu keinen Wiedergründungen. Heute werden jüdische, aber auch muslimische Studenten regulär Mitglieder in praktisch allen Studentenverbindungen, sofern diese nicht speziell christlich ausgerichtet sind.
== Der Aufbau der Studentenverbindungen ==
Über 120 Korporationen, also gut 10 % aller Verbindungen, haben seit den späten sechziger Jahren die Geschlechtertrennung aufgehoben. Es gibt sportlich, [[Religiöse Studentenverbindungen|religiös]], kulturell oder musisch ausgerichtete [[gemischte Studentenverbindung]]en (beispielsweise im [[Akademischer Turnbund|Akademischen Turnerbund]] (ATB), im [[Sondershäuser Verband]] und im [[Schwarzburgbund]] sowie im [[Miltenberg-Wernigeroder Ring]] (MWR)), in denen Männer und Frauen gleichberechtigte Mitglieder stellen. Im katholisch ausgerichteten [[Unitasverband]] können nur reine Damenverbindungen und reine Männerverbindungen Mitglied werden.
===Die [[Aktivitas]] und das [[Convent]]sprinzip===
[[Datei:Chargierte der Regiomontana Königsberg (1930).JPG|mini|Chargierte der [[Damenverbindung]] Regiomontana Königsberg (1930)]]
Eine Verbindung gliedert sich in studierende und berufstätige Mitglieder. Die ''Aktivitas'' ist die Organisationsform der studierenden Mitglieder, meist ohne Rechtsform. Sie treffen ihre Entscheidungen demokratisch in „''Conventen''“, bei [[Corps]] etwa dem [[Corpsburschen-Convent]] (CC). Sie wählen dort in jedem Semester einen Vorstand - die [[Chargia]], die sich meist aus drei "[[Chargierter|Chargierten]]" zusammmensetzt - und den "[[Fuchsmajor|Fuxmajor]]", der für die Neulinge ([[Fux|Füxe]]) verantwortlich ist. Alle Amtsinhaber können jederzeit - auch spontan - abgewählt werden. Mit dieser '''Basisdemokratie''' ist ein Anspruch auf Autonomie verbunden: Man weigert sich, für innere Belange Anweisungen von staatlichen Stellen, Parteien oder Universitätsbehörden entgegen zu nehmen oder sich in staatliche Strukturen eingliedern zu lassen.
Seit 1975 wurden zahlreiche [[Damenverbindung]]en neu gegründet, da den Damenverbindungen aus Kaiserzeit und Weimarer Republik eine Neugründung nach dem Krieg nicht gelang. Mittlerweile gibt es alleine in Deutschland über 50 aktive Damenverbindungen. Bundesweite Dachverbände wurden bisher nicht gebildet, allerdings haben sich einige Damenverbindungen den bestehenden Dachverbänden Unitasverband, Sondershäuser Verband und Schwarzburgbund angeschlossen. In Österreich existieren derzeit reine Zusammenschlüsse von Damenverbindungen. Seit 2017 existiert auch in Deutschland ein reiner Zusammenschluss von Damenverbindungen ([[Norddeutsche Kartell weiblicher Korporationen (NdK)]]).
Die Mehrzahl der Studentenverbindungen, in Deutschland etwa 85 %, nehmen nach wie vor nur Männer auf. Meist ist es aber so, dass weibliche Gäste bei diesen Verbindungen im Alltag oder auch auf Veranstaltungen präsent sind.
===[[Fux|Fuchsenzeit]] und [[Bursche]]nzeit===
== Aktivitas und Conventsprinzip ==
Beim Eintritt in eine Verbindung macht der Student eine '''Probezeit''' durch. Als [[Fux]] oder "Fuchs" bezeichnet (weibliche Studenten werden meist ebenso bezeichnet, seltener als "Fee", "Fähe"), kann er/sie die Verbindung mit weniger Rechten, aber auch weniger Pflichten unverbindlich kennenlernen. Man wird mit den Traditionen und Werten seiner Verbindung vertraut gemacht lernt befreundete Verbindungen kennen. Das dauert ein bis zwei Semester und endet mit der "[[Burschung]]" (auch "Rezeption" etc.), womit man "[[Bursche]]" (Vollmitglied) wird. Dieser übernimmt für zwei bis drei Semester die Hauptverantwortung des Aktivenlebens: Ämter (Chargen), Gastgeberrolle bei Veranstaltungen, Leitung verschiedener Convente oder Repräsentationspflichten bei Besuchen. In dieser Zeit werden in „schlagenden“ Verbindungen die [[Mensur]]en gefochten (siehe unten). - Die restlichen zwei Drittel seines Studiums ist der Verbindungsstudent jedoch [[Inaktiver]] und kann sich auf seinen Studienabschluss konzentrieren, ohne Ämter und weitere Pflichten übernehmen oder Mensuren schlagen zu müssen.
Eine Verbindung gliedert sich in studierende und berufstätige Mitglieder. Die studierenden Mitglieder sind in der Aktivitas organisiert. Sie ist meist als nicht eingetragener Verein organisiert, der nicht rechtsfähig ist. Die Aktivitas besteht aus den Aktiven und den Inaktiven (bekleiden keine offiziellen Ämter mehr und unterliegen nur noch einer eingeschränkten Anwesenheitspflicht).<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.cartellverband.de/studentenverbindungen/struktur-einer-studentenverbindung/ |titel=Struktur einer Studentenverbindung |werk= |hrsg=Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen |datum= |abruf=2021-01-29 |sprache=de}}</ref> Sie treffen ihre Entscheidungen in [[Convent (Studentenverbindung)|Conventen]]. Die Aktiven wählen dort aus ihren Reihen in jedem Semester einen mindestens dreiköpfigen Vorstand (oft auch: Chargia, Chargenconvent, Chargenkabinett). Diese [[Charge (Studentenverbindung)|Chargierten]] bekleiden die Chargen: Vorsitzender (auch: Sprecher, [[Senior (Studentenverbindung)|Senior]]), den Fechtverantwortlichen (auch Fechtwart, 2. Sprecher oder auch [[Consenior]]) und den Kassenwart (auch Aktuar oder Sekretär, oder auf zwei Aktive verteilt Quästor, Scriptor; Kassier, Schriftführer). Hinzu kommt ein [[Fuchsmajor]] (FM), der für die Neulinge ([[Fuchs (Studentenverbindung)|Füchse]]) verantwortlich ist und der auch ein Inaktiver sein kann. Alle Amtsinhaber können jederzeit abgewählt werden.
Aus historischen Gründen sehen die Convente für sich auch eine Art Aufsichtspflicht für ihre Mitglieder (''siehe'' [[Comment]]), die bei Verstößen gegen gemeinsam und demokratisch festgesetzte Regeln Bestrafungen vorsieht. Dazu gehören geringfügige Geldstrafen in die Gemeinschaftskasse (Beireitungen, Frequenzen, Beifuhren, Poen, Pönale), aber auch protokollarische Strafen (Verweise) sowie den zeitweiligen oder endgültigen Ausschluss aus der Verbindung (Dimission). Das Conventsprinzip wird heute häufig mit dem jüngeren Begriff [[Basisdemokratie]] umschrieben.
===[[Alte Herren]] und der [[Lebensbund]]===
Besonders in großen Dachverbänden ist es üblich, dass einzelne Verbindungen mit mehreren Verbindungen an jeweils anderen Studienorten befreundete [[Verhältnisvertrag|Verhältnisse]] abschließen – durchaus schriftlich mit Vertrag. So erhalten die Aktiven die Gelegenheit, bei gegenseitigen Besuchen andere Universitätsstädte in anderen geographischen Regionen kennenzulernen und ihren Horizont zu erweitern. Viele Arten von Verbindungen erlauben ihren Mitgliedern, nach Studienortwechseln bei anderen Verbindungen (in der Regel desselben Dachverbandes, vorzugsweise bei befreundeten Verbindungen) weitere Mitgliedschaften einzugehen. Bei farbentragenden Verbindungen werden dann lebenslang die [[Couleur]]-Bänder gleichzeitig getragen (Zweifarbenbruder, Zweibändermann, Mehrbänderleute). Einige Verbindungen ([[Lebenscorps]]) schließen weitere Mitgliedschaften grundsätzlich aus.
Ehemalige Studenten heißen unabhängig von ihrem Lebensalter "Alter Herr" oder „Hohe Dame“. Sie bilden gemeinsam die Altherrenschaft (Hohedamenschaft). Das sind meist eingetragene Vereine (e.V.). Für die Aufnahme ist eine gesicherte Lebensstellung Voraussetzung. Alte Herren haben zwar aufgrund von Familie und Beruf am wenigsten Zeit, können den Bund aber finanziell unterstützen: durch Jahresbeitrag und Spenden, vor allem aber durch den Unterhalt des [[Korporationshaus]]es. Besonders Engagierte können auch Ämter im [[Philisterium|Altherrenverband]] und im [[Dachverband]] übernehmen.
Aufgrund ihres Selbstverständnisses als selbstverwaltete studentische Zusammenschlüsse sehen sich die Convente der Studentenverbindungen als autonom an. Sie betrachten sich als unabhängig von staatlichen und universitären Autoritäten, von Parteien und anderen politischen oder gesellschaftlichen Gruppen. Das hat in der Geschichte auch zu Konflikten mit dem Staat geführt. So waren die Verbindungen im Zuge der [[Karlsbader Beschlüsse]] von 1819 bis 1848 verboten, ebenso ab 1935 in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] und in der [[Deutsche Demokratische Republik|Deutschen Demokratischen Republik]].
Alte Herren und aktive Studenten treffen sich auf Veranstaltungen des eigenen Bundes (z.B. anlässlich des [[Stiftungsfest]]es) oder bei Tagungen des jeweiligen Dachverbandes (z.B. dem Burschentag). Das Lebensbund-Prinzip bedeutet eine lebenslange Verpflichtung, für alle Mitglieder der eigenen Verbindung einzustehen.
Die meisten Verbindungen verfügen über ein [[Korporationshaus]] oder eine Wohnung. Die übrigen treffen sich in öffentlichen oder gemieteten Versammlungsräumen (in Deutschland [[Konstante (Studentenverbindung)|Konstante]], in Österreich [[Studentenbude (Studentenverbindung)|Studentenbude]] genannt). Der Erwerb und der Betrieb der Immobilien wird von den Alten Herren finanziert, was niedrige Mieten für Studentenzimmer ermöglicht.
===Dachverbände===
== Fuchsenzeit und Burschenzeit ==
Die meisten Studentenverbindungen sind in Dachverbänden zusammengeschlossen, deren Zweck es ist, die vereinbarten Ziele und Prinzipien gemeinsam zu erreichen. Dazu gibt es verschiedene Arten: Manche Dachverbände sind lockere Zusammenschlüsse, die ihren Einzelverbindungen weitreichende Freiheiten lassen. Andere dienen hauptsächlich der Wahrung gemeinsamer, demokratisch festgelegter Prinzipien. Wieder andere verstehen sich als ein großer Bund mit Dependancen in verschiedenen Universitätsstädten. Daneben gibt es "freie Verbindungen", die keinem Dachverband angehören.
[[Datei:Weinheimtagung 2010.jpg|mini|Aktive Corpsstudenten auf der Weinheimtagung 2010]]
Personen, die einer Verbindung beitreten möchten, werden bis zum Eintritt oft „Spefüchse“ (von lat. ''spes'': Hoffnung) genannt. Beim Eintritt in eine Verbindung macht der Student oder die Studentin eine Probezeit durch. Als [[Fuchs (Studentenverbindung)|Fuchs]] oder Fux bezeichnet, kann er/sie die Verbindung mit weniger Rechten, aber auch weniger Pflichten unverbindlich kennenlernen.<ref>Erich Bauer: ''Schimmerbuch für junge Corpsstudenten.'' 4. Auflage. o. O., 1971, S. 24 f.</ref> Er/sie wird mit den Traditionen und Werten der Verbindung vertraut gemacht und lernt befreundete Verbindungen kennen. Das dauert im Regelfall ein bis zwei Semester und endet mit der [[Burschung]]. In manchen Dachverbänden wird sie [[Reception (Corps)|Reception]], Burschifikation oder Entfuxifizierung genannt. Damit wird man als [[Bursche]] oder [[Corpsbursche]] Vollmitglied.<ref>Erich Bauer: ''Schimmerbuch für junge Corpsstudenten.'' 4. Auflage. o. O., 1971, S. 8 ff.</ref> Im [[Progress (Studentenbewegung)|Progress]] spielte die Gleichberechtigung von Füchsen eine zentrale Rolle. Bei vielen gemischten Verbindungen wird „der Fuchs“ (oder Bursch) als nicht geschlechtsspezifischer Status (wenn nicht als [[Neutrum]]) betrachtet; deshalb werden auch Frauen „geburscht“.
Diese Vollmitglieder übernehmen die Hauptverantwortung des Aktivenlebens: [[Chargierter|Chargen]] und Ämter, Gastgeber bei Veranstaltungen und Leitung von Conventen.<ref>Erich Bauer: ''Schimmerbuch für junge Corpsstudenten.'' 4. Auflage. o. O., 1971, S. 10 ff.</ref> In dieser Zeit werden in „schlagenden“ Verbindungen die Mensuren gefochten. In lernintensiven Phasen kann der aktive Verbindungsstudent beurlaubt werden. Als Inaktiver kann er sich persönlichen Neigungen oder auch dem Studienabschluss widmen.<ref>Erich Bauer: ''Schimmerbuch für junge Corpsstudenten.'' 4. Auflage. o. O., 1971, S. 10 f.</ref>
Viele deutsche Dachverbände haben sich wiederum zu zwei übergeordneten Interessenvertretungen vereint: Der [[Convent Deutscher Korporationsverbände]] (CDK) umfasst die Aktivenverbände von 11 Korporationsverbänden und damit etwa 200 Studentenverbindungen mit etwa 4.000 Studenten. Nicht Mitglied im CDK sind die beiden Corps-Verbände ([[KSCV]] und [[WSC]]), die [[Deutsche Burschenschaft]] (DB) und der [[Coburger Convent]] (CC). Auch die katholischen Verbände sind keine Mitglieder, kooperieren aber mit dem CDK.
Im [[Convent Deutscher Akademikerverbände]] (CDA) fanden sich die Altherrenschaften von 15 Korporationsverbänden, darunter auch die DB und der CC zusammen. Er vertritt etwa 500 Altherrenschaften mit etwa 50.000 Mitgliedern.
{{Siehe auch|Reception (Corps)|Konkneipant|}}
Zum [[Europäischen Kartellverband]] (EKV) gehören die katholischen Korporationsverbände CV, KV, RKDB, TCV, der UV sowie nicht-deutsche Korporationsverbände.
(Siehe auch: [[Liste der Dachverbände von Studentenverbindungen]])
In der Regel benötigt eine Verbindung mindestens drei „aktive“ Mitglieder zur Aufrechterhaltung des aktiven Betriebs. Wenn diese Zahl unterschritten wird und durch Reaktivierung von Inaktiven nicht ausgeglichen werden kann, suspendiert, sistiert oder vertagt sich die Verbindung. Der aktive Betrieb wird eingestellt oder von den verbliebenen Aktiven in stark eingeschränktem Maß weiterbetrieben. Die [[Altherrenschaft]]en bestehen weiter. Die Suspension reduziert im Regelfall die Pflichten gegenüber dem betreffenden [[Korporationsverband]]. Wenn wieder genügend Nachwuchs vorhanden ist, kann sich die Verbindung rekonstituieren, reaktivieren oder die Vertagung aufheben und den aktiven Betrieb wieder aufnehmen. Das ist manchmal noch nach jahrzehntelanger Suspension möglich. Es kommt dabei vor, dass in diesem Rahmen auch der Hochschulort gewechselt wird.
== Alte Herren und Lebensbund ==
==Vorgeschichte==
{{Anker|Lebensbundprinzip}}
Eines der wichtigsten gemeinsamen Prinzipien der Studentenverbindungen im deutschsprachigen Raum ist das Lebensbundprinzip.<ref name="Institutionen. A 1985"/> Das Lebensbundprinzip bedeutet eine lebenslange Verpflichtung, für alle Mitglieder der eigenen Verbindung einzustehen. Entgegen ursprünglichen Konzeptionen des Lebensbundes aus der Zeit um 1800 sind spätestens seit dem Inkrafttreten des [[Bürgerliches Gesetzbuch|BGB]] am 1. Januar 1900 jedoch auch freiwillige Austritte durch einseitige Erklärung des Austretenden möglich<ref>{{Internetquelle |url=https://rgz.staatsbibliothek-berlin.de/judgments/78%2Frgre078028134 |titel=RGZ 78, 134 ff. |werk=staatsbibliothek-berlin.de |datum=1912-01-03 |sprache=de |abruf=2022-09-04}}</ref> oder – bei schwerwiegendem Fehlverhalten – der zeitweilige oder endgültige Ausschluss aus der Verbindung auf Grundlage der [[Constitution (Studentenverbindung)|Constitution]].
Mit den ersten [[Universität]]en entstanden auch Zusammenschlüsse von Studenten. Diese entwickelten bestimmte Formen, die als frühe Vorläufer heutiger Verbindungstraditionen anzusehen sind. Erst auf ihrem Hintergrund kann man die heutigen Studentenverbindungen verstehen.
{{Hauptartikel|Alter Herr (Studentenverbindung)}}
===[[Nation]]en===
Ehemalige Studenten heißen unabhängig von ihrem Lebensalter „[[Alter Herr (Studentenverbindung)|Alter Herr]]“ bzw. „Alte Dame“ oder „[[Hohe Dame]]“. Sie bilden gemeinsam die [[Altherrenschaft]] bzw. das „[[Philisterium]]“. Dabei handelt es sich meist um [[Eingetragener Verein|eingetragene Vereine]]. Für die Aufnahme ist in der Regel ein Studienabschluss oder auch eine ''gesicherte Lebensstellung'' Voraussetzung, das heißt, der oder die Betreffende sollte eine feste Arbeitsstelle gefunden haben.
Im [[Mittelalter]] gliederte man die Gesamtheit (''universitas'') der Professoren und Studenten einer Hochschule nach Gebieten ihrer Herkunft: z.B. an den frühen Universitäten in [[Universität Ravenna|Ravenna]], [[Universität Bologna|Bologna]] und [[Universität Padua|Padua]], aber auch in [[Sorbonne|Paris]].
Alte Herren haben zwar aufgrund von Familie und Beruf weniger Zeit als die Aktiven, können den Bund aber finanziell unterstützen: durch Jahresbeitrag und [[Spende]]n, vor allem aber durch den Unterhalt des [[Korporationshaus]]es. Besonders Engagierte können auch Ämter im [[Altherrenverband]] und im [[Dachverband]] übernehmen. Alte Herren und aktive Studenten treffen sich auf Veranstaltungen des eigenen Bundes, etwa beim [[Stiftungsfest]] oder bei Tagungen des jeweiligen Dachverbandes.
Diese Gebiete wurden ''nationes'' genannt, hatten aber weder mit den späteren Nationalstaaten noch einer nationalen Haltung zu tun. Sie dienten wie [[Gilde]]n dem Schutz ihrer Mitglieder und waren wiederum in Korporationen unterteilt. So genossen die "deutschen" Studenten in Orleans den Schutz des deutschen Königs und durften mit dem Degen bewaffnet sein.
== Verbände ==
Anfangs richtete sich ihre [[Territorium|territoriale]] Einordnung nur nach den vier Himmelsrichtungen. So gehörten die Nord- und Osteuropäer an der Universität Paris zur "englischen" Nation. Dazu gab es die normannische, pikardische und gallische Nation. An der [[Karls-Universität Prag|Universität Prag]], der ersten deutschsprachigen Universität, gab es die böhmische "Landsmannschaft" für Deutsche und Tschechen, daneben eine bayrische, polnische und sächsische Abteilung. Die Mitglieder der Universität schlossen sich der "Nation" an, die ihrer Herkunft am ehesten entsprach (Details siehe [[Landsmannschaft (Studentenverbindung)]]).
{{Hauptartikel|Korporationsverband}}
Die meisten Studentenverbindungen sind in Verbänden zusammengeschlossen, deren Zweck die gemeinsame Erreichung von festgelegten Zielen ist. Dazu gibt es verschiedene Arten: Manche Verbände sind lockere Zusammenschlüsse, die ihren Einzelverbindungen weitreichende Freiheiten lassen. Andere dienen hauptsächlich der Wahrung gemeinsamer, demokratisch festgelegter Prinzipien. Wieder andere verstehen sich als ein großer Bund mit Dependancen in verschiedenen Universitätsstädten. Daneben gibt es „verbandsfreie Verbindungen“, die keinem Verband angehören.
Einige deutsche Verbände haben sich wiederum zu Dachverbänden vereint: Der [[Convent Deutscher Korporationsverbände]] (CDK) umfasst die Aktivenverbände von 5 Korporationsverbänden und damit etwa 100 Studentenverbindungen mit etwa 1.300 Studenten. Im [[Convent Deutscher Akademikerverbände]] (CDA) finden sich die Altherrenschaften von 5 Korporationsverbänden, zusammen. Er vertritt etwa 100 Altherrenschaften mit etwa 7.000 Mitgliedern.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.akademikerverbaende.de/kurzinformation.html |text=Homepage von CDA/CDK |wayback=20170828013441}}, abgerufen am 16. Januar 2013.</ref>
===[[Burse]]n===
Zum christlichen [[Europäischer Kartellverband|Europäischen Kartellverband]] (EKV) gehören aus Deutschland die katholischen Korporationsverbände CV, KV, RKDB, TCV und der UV sowie Dachverbände aus Belgien (Flandern, KVSR), der Schweiz (StV), Österreich (ÖCV, ÖKV, KÖL, RKAB, VCS, MKV, VfM). Weitere Verbindungen aus Liechtenstein, Tschechien, Ungarn, Slowenien, Slowakei, Rumänien, Italien, Frankreich und Österreich sind in der Kurie der freien Vereinigungen zusammengefasst ebenfalls Mitglied des EKV.
Die frühen Universitäten hatten Wohnungen für Magister (Lehrer) und Scholaren (Schüler). In diesen ''hospicia'' oder Collegien wurden auch die Vorlesungen gehalten. Daraus entwickelten sich Wohn-, Ess- und Lehrgemeinschaften unter der Leitung eines Magisters. Diese ''Bursen'' hatten eine gemeinsame Kasse (lateinisch ''bursa''), aus der der gemeinsame Lebensunterhalt bestritten wurde. Zu Anfangs waren die Bursen nur für arme Studenten gedacht, denen ein Stipendium (Bursen genannt) gewährt wurde, später durften die Collegien auch Studenten aufnehmen, die ihre Burse selbst bezahlten. Neue Bursenmitglieder mussten sich einer rituellen ''Deposition'' unterziehen: Während dieser Aufnahmefrist durfte man sie misshandeln, sie mussten ein Eintrittsgeld an die Burse zahlen oder die älteren Semsester eine Weile aushalten (Details siehe [[Burse]]). Die Kleidung der in der Burse wohnenden Studenten (''collegiati'', ''bursati'' oder ''bursarii'' genannt, hieraus entwickelte sich der heutige Begriff des Burschen) war genau nach Farbe, Stoff und Schnitt vorgeschrieben, hieraus entwickelte sich das heutige Couleur.
== Kennzeichen ==
===Die alten Landsmannschaften===
Studentenverbindungen verfügen traditionell über eine Anzahl an Accessoires, mit denen ihre Mitglieder sich öffentlich zur Mitgliedschaft bekennen.
=== Farben ===
[[Bild:Der_Rauffende_Student.jpg|thumb|Johann Georg Puschner, "Der Rauffende Student", Kupferstich von 1725]]
{{Hauptartikel|Couleur}}
[[Datei:Burschenmuetze Corps Hannovera.jpg|mini|[[Studentenmütze|Mütze]] des [[Corps Hannovera Hannover]]]]
Als ''farbentragend'' werden Studentenverbindungen bezeichnet, deren Mitglieder (zumindest bei offiziellen Veranstaltungen) ein Band und eine Kopfbedeckung (Studentenmütze) in den Farben ihrer Verbindung (Couleur) tragen.<ref>Erich Bauer: ''Schimmerbuch für junge Corpsstudenten.'' 4. Auflage. o. O., 1971, S. 12 ff.</ref>
Die von vielen Burschenschaften, aber auch einigen anderen Verbindungstypen häufig getragene Farbkombination [[Schwarz-Rot-Gold]] ist historischer Ausdruck des Wunsches nach Einigung der deutschen Länder in einem demokratischen Staat und wurde erstmals 1815 von der [[Urburschenschaft]] verwendet.
Im [[15. Jahrhundert|15.]] und [[16. Jahrhundert]] gerieten die Universitäten immer mehr unter den Einfluss, die Finanzierung und Kontrolle der [[Landesfürst]]en. Nun bildeten sich vermehrt private Studentenzirkel, die nur der gemeinsamen Geselligkeit dienten. Sie waren ebenfalls landsmannschaftlich organisiert, aber kein Teil der Universität mehr. Die Studenten knüpften an bestehende Traditionen an und nannten ihre Zusammenschlüsse auch "Nationen" und ihre Mitglieder "[[Bursche]]n" (abgeleitet von "Burse"). Die ''Deposition'' wurde auf einen formalen Aufnahmeakt bei der [[Immatrikulation]] reduziert. Einige Quellen schildern, dass zu dieser Zeit zum ersten Mal der Begriff (Schul-)"Fuchs" als Bezeichnung für ehemalige Gymnasiasten auftaucht, die neu an die Universität kamen.
Daneben existieren seit 1857 sogenannte ''farbenführende'' Verbindungen, deren Mitglieder kein Couleur tragen. Ihre Farben finden sich häufig in dem Wichs und in Couleurgegenständen wie den sogenannten Zipfeln. Manche nichtfarbentragende Verbindungen in Süddeutschland und in Österreich tragen zwar ein Band, aber keine Studentenmütze. ''Schwarze'' Studentenverbindungen tragen und führen keine Farben.
Im [[17. Jahrhundert]] wurde daraus der "[[Pennalismus]]": Die Studienanfänger ("[[Pennäler]]") wurden nun oft ein Jahr lang augebeutet und mussten die älteren Semester bedienen. Die Universitäten bekämpften diesen Brauch und die Nationen mehr oder weniger energisch. Dennoch konnte er sich bis ins [[18. Jahrhundert]] hinein halten.
=== Zirkel ===
Die Zugehörigkeit zu einer Landsmannschaft endete mit dem Studienabschluss. Einen [[Lebensbund]] gab es noch nicht (Details siehe in [[Landsmannschaft (Studentenverbindung)]]).
{{Hauptartikel|Zirkel (Studentenverbindung)|Liste der Zirkel von Studentenverbindungen}}
[[Datei:Zirkel Corps Borussia Bonn.jpg|mini|[[Zirkel (Studentenverbindung)|Zirkel]] des [[Corps Borussia Bonn]]]]
Der Zirkel ist eine [[monogramm]]artige Verschlingung von Buchstaben und enthält in der Regel die Anfangsbuchstaben des Verbindungsnamens und des [[Wahlspruch#Studentenverbindungen|Wahlspruchs]] der Verbindung.<ref>Erich Bauer: ''Schimmerbuch für junge Corpsstudenten.'' 4. Auflage. o. O., 1971, S. 15.</ref> Oft sind die Buchstaben v, c und f enthalten, was sich aus lateinisch ''Vivat circulus fratrum'' („Es lebe der Kreis der Brüder“) bzw. ''Vivat, crescat, floreat'' („Es lebe, wachse, gedeihe“) zusammensetzt. Die Zirkel der heutigen Studentenverbindungen haben ihren Ursprung in [[Kryptographie|kryptographischen]] Kürzeln, mit denen die Mitglieder der [[Studentenorden]] des 18. Jahrhunderts in schriftlichen Dokumenten ihre Ordenszugehörigkeit zum Ausdruck brachten.
===Studentenorden===
=== Wappen ===
{{Hauptartikel|Studentenwappen}}
[[Datei:FcA-Wappen-400.jpg|mini|[[Studentenwappen|Wappen]] der [[K.D.St.V. Franconia Aachen]]]]
Das Studentenwappen ist eine nicht streng den [[Heraldik|heraldischen]] Regeln folgende Form der [[Wappen]] und kam um das Jahr 1800 in Gebrauch.<ref>Erich Bauer: ''Schimmerbuch für junge Corpsstudenten.'' 4. Auflage. o. O., 1971, S. 15 f.</ref> Oft wird der Schild in vier Felder geteilt, bei Burschenschaften meist durch ein [[Kreuz (Symbol)|Kreuz]]. Diese Felder werden mit verschiedenen nichtheraldischen Identitätssymbolen der Verbindung ausgefüllt, zum Beispiel mit den Farben der Verbindung, mit dem [[Bundeszeichen]], dem Zirkel, mit Hinweisen auf die Universitätsstadt, aber auch mit regionalen heraldischen Elementen. Dazu kommen weitere Symbole für Freundschaft und Ewigkeit, die teils aus der Freimaurerei, teils direkt aus der Antike übernommen wurden.
=== Farbenlied, Farbenstrophe ===
Im 18. Jahrhundert entwickelten sich nach dem Vorbild der [[Freimaurerloge]]n die Studentenorden. Von ihnen stammen das strenge interne Reglement, die ''Constitution'', das förmliche Aufnahme-Versprechen und viele, teils geheime Identitätssymbole wie Zirkel, Bundeszeichen usw., die bis heute in Gebrauch sind. Die Studentenorden, waren der erste Verbindungstypus, bei dem die Mitgliedschaft nicht mit dem Examen endete; das [[Lebensbund]]-Prinzip entstand. Die Studentenorden existierten nahezu parallel zu den alten Landsmannschaften. Die vier wichtigsten Orden waren die Amicisten, Constantisten, Unitisten und Harmonisten.
Als weiteres Zeichen der Zusammengehörigkeit haben farbenführende Verbindungen ein Bundeslied oder/und eine Farbenstrophe, die eine ähnliche Rolle spielt wie die jeweilige [[Nationalhymne]] für einen Staat. In einem Farbenlied werden meist die Verbindungsfarben gedeutet und Zusammengehörigkeit, Freundschaft und die lebenslange Treue der einzelnen Mitglieder zur Verbindung (Lebensbundprinzip) beschworen. Die Farbenstrophe ist bei [[Corps]] zumeist eine Zusatzstrophe zum Lied „So pünktlich zur Sekunde“. [[Katholische Studentenverbindung|Katholische Verbindungen]] singen überwiegend ihre Farbenstrophe zur Melodie von „Wenn wir durch die Straßen ziehen“. Das Farbenlied bzw. die Farbenstrophe wird grundsätzlich im Stehen und häufig a cappella gesungen, meist zum Abschluss einer [[Kneipe (Studentenverbindung)|Kneipe]] oder eines Kommerses.
== Feiern ==
[[Bild:Bundeszeichen_Guestphalia_Berlin_jpg.jpg|thumb| Großes Bundeszeichen des Corps Guestphalia Berlin (bestand von 1810 bis 1821) mit dem Zirkel im oberen Feld der gekreuzten Schläger]]
[[Datei:Hospitium Jena 1750.jpg|mini|Studentisches „Hospitium“ in Jena, Stammbuchmalerei um 1750: Der Gastgeber (links im Hausmantel mit Hausschlüssel) lässt seine Gäste trinken, „biß ihr unter dem tisch liegt“.]]
[[Datei:Suevia Freiburg (2015).jpg|mini|200. Stiftungsfest des [[Corps Suevia Freiburg]]]]
Verbindungen legen von jeher großen Wert auf gesellschaftliche Veranstaltungen und Feiern aller Art für ihre Mitglieder. Studenten lebten schon früher oft weit von ihren Familien entfernt und konnten ihre frei verfügbare Zeit selbstständiger gestalten und ohne elterliche Aufsicht mit ihren Vorlieben ausfüllen. Ein wichtiger Erwerbszweig in Universitätsstädten war daher schon immer die [[Gastronomie]]. Der alltägliche Konsum [[Alkoholisches Getränk|alkoholischer Getränke]] war für die meisten Studenten üblich und wurde im Laufe der Jahrhunderte zu einem beliebten Klischee in Literatur und (Volks-)Kunst.<ref>[https://www.welt.de/wams_print/article1575485/Bierselige-Wissenschaft.html Birgitta vom Lehn: ''Bierselige Wissenschaft.'' In: ''Welt online.'' 20. Januar 2008]</ref> Im 19. Jahrhundert erschienen Bücher, die Rituale und Standards für den Bierkonsum enthielten und als [[Bier-Comment|Bierkomment]] bezeichnet werden. Viele dieser Rituale, wie der „[[Bierjunge]]“, der als [[Persiflage]] des studentischen [[Duell]]s und der [[Mensur (Studentenverbindung)|Mensur]] entstand, oder die „Bierstaffette“ beinhalten Wettbewerbselemente und das schnelle Trinken großer Mengen an Bier. In vielen Verbindungshäusern gibt es eigene [[Speibecken#Burschensprache|Kotzbecken]] zum Erbrechen nach übermäßigem Alkoholkonsum.<ref>{{Literatur |Autor=Gerhard Dammann |Titel=Alcohol Consumption and Binge Drinking in German and American Fraternities: Anthropological and Social Psychological Aspects |Sammelwerk=Liquid Bread: Beer and Brewing in Cross-Cultural Perspective |Auflage= |Verlag=Berghahn Books |Datum=2011 |ISBN=978-1-78238-033-7 |Seiten=111–124}}</ref>
Obwohl sie unpolitisch waren, wurden die Orden von der jeweiligen Obrigkeit misstrauisch beobachtet. Im Absolutismus galt jeder Zusammenschluss von Menschen als potentiell gefährlich und schädlich für das Staatsinteresse. Hinzu kamen die häufigen Kämpfe, die Einzelstudenten oder Studentengruppen gegeneinander austrugen.
Traditionelle Namen für spezielle studentische Veranstaltungsformen sind etwa „[[Kneipe (Studentenverbindung)|Kneipe]]“ und „[[Kommers]]“, aber auch heute in Vergessenheit geratene Begriffe wie „[[Hospiz (Brauch)|Hospicium]]“ oder „[[Kränzchen]]“. Essen, Trinken und Rauchen waren darin bis zum frühen 19. Jahrhundert gleich wichtig.
[[1793]] verbot ein Abschied des [[Immerwährender Reichstag|Immerwährenden Reichstags]] in Regensburg alle Orden im ganzen Deutschen Reich. Damit war diese Organisationsform praktisch am Ende (Details siehe [[Studentenorden]]).
Heute hat fast jede Verbindung alle oder mehrere der folgenden Veranstaltungen in ihrem Semesterprogramm:
==Geschichte der heutigen Verbindungen==
* [[Datei:Studentisches Stammbuchblatt Würzburg 1815.jpg|mini|Studentisches Stammbuchblatt Würzburg vom 18. Juli 1815, aquarellierte Zeichnung, dargestellt sind Studenten des [[Corps Moenania Würzburg]] am Biertisch]]Kneipe: Dies ist eine traditionelle Feier, die in einem festgelegten Rahmen ([[Bier-Comment]]) gestaltet wird. Es werden Reden gehalten und Lieder gesungen sowie meist [[Bier]], manchmal auch [[Wein]] getrunken. Im sogenannten inoffiziellen Teil einer Kneipe werden meist auch „Biermimiken“ von den Teilnehmern der Kneipe vorgetragen; dies sind amüsante Reden, Dialoge oder Dichtungen.
Studentenverbindungen im heutigen Sinne entwickelten sich an deutschsprachigen Universitäten seit etwa [[1800]]. Sie übernahmen einzelne Elemente der älteren Formen studentischer Zusammenschlüsse und entwickelten sie weiter.
* Kommers: Dies ist die festliche und repräsentative Form der studentischen Kneipe. Kommerse finden typischerweise bei Stiftungsfesten, Stadt- oder Universitätsjubiläen statt. Dabei wird zu besonderen Anlässen ein „[[Landesvater (Studentenverbindung)|Landesvater]] gestochen“. Höhepunkt ist die Festrede, die meist von einem prominenten Kommersteilnehmer gehalten wird, der nicht unbedingt einer Verbindung angehören muss.
* [[Stiftungsfest]]: Dies ist die Feier zu jedem Jahrestag der Gründung einer Studentenverbindung. Gesellschaftlicher Höhepunkt dabei ist der Stiftungsfestball.
* Kongress/Verbandsfest/Verbandstagung: Dies ist die zentrale Veranstaltung eines Dachverbandes mit Arbeitssitzungen und gesellschaftlichen Bestandteilen (meist Kommersen und Bällen), die meist einmal jährlich oder alle zwei Jahre stattfindet.
Diese traditionellen Veranstaltungsformen finden bei einigen Verbindungen ohne weibliche Gäste bzw. bei Damenverbindungen ohne männliche Gäste statt, dies variiert jedoch beträchtlich nach Verbindung und/oder Verband. Veranstaltungen der traditionellen Art sind heute ohnehin in der Minderzahl gegenüber gemischten Veranstaltungen. Den Semesterverlauf füllen heutige Verbindungen überwiegend mit modernen Formen zwangloser Feste, die in der Regel mit Partnern und anderen Gästen in kleinem oder größerem Kreis stattfinden. Inzwischen laden viele Verbindungen mindestens einmal im Jahr alle Studenten zu einer großen Party ein, die dann oft mit mehreren hundert Teilnehmern gefeiert wird. Dazu wird das Korporationshaus, über das heute praktisch alle deutschen Verbindungen verfügen, für nichtkorporierte Besucher geöffnet.
===Entstehung der frühen [[Corps]]===
Weitere Veranstaltungen sind primär auf die jeweiligen Schwerpunkte der Studentenverbindung ausgerichtet. So veranstalten Burschenschaften und wissenschaftliche Studentenverbindungen eine Reihe von wissenschaftlichen Abenden, musische Verbindungen Gesangsabende oder Konzerte, sportlich orientierte Verbindungen (wie [[Akademischer Seglerverein|Akademische Seglervereine]] oder [[Akademische Ruderverbindung|Ruderverbindungen]]) sportliche Aktivitäten und christliche Studentenverbindungen religiöse Feiern.
Nach dem Verbot der Studentenorden bildeten sich neue Formen, sogenannte Corps. Sie trugen noch ganz verschiedene Namen wie "Landsmannschaft", "Gesellschaft", "Kränzchen", "Club" usw.. Sie verbanden äußere Elemente der Orden - straffes Reglement, verbindliche Zusammengehörigkeit, geheime Identitätsymbole - mit denen der alten Landsmannschaften - lateinische Landesnamen, farblich einheitliche Kleidung (Vorläufer der [[Couleur]]s) und schufen so die ersten Verbindungen heutigen Typs.
== Geschichte ==
Neu an ihnen war, dass sie sich an jeder einzelnen Universität zu [[Senioren-Convent]]en (SC) zusammenschlossen und ein studentisches Gesetzeswerk erstellten, das für alle Studenten der Universität verbindlich war: den [[SC-Comment]]. Der Grund waren die damals üblichen rauen Sitten und Gebräuche, die nach damaliger Auffassung nur durch „geschriebene Gesetze“ eingedämmt werden konnten. Analog dazu wurde seit der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] und der [[Napoléon Bonaparte|napoleonischen]] Besatzung von den Herrschern die schriftliche Fixierung von Bürgerrechten zur Eindämmung der Herrscherwillkür verlangt (Codici).
{{Hauptartikel|Geschichte der Studentenverbindungen}}
=== Entstehung der frühen Corps ===
Das Streben nach Verbindlichkeit und [[Demokratie|demokratischen]] Strukturen mit dem Anspruch auf positive Beeinflussung des Studentenlebens und der Landesentwicklung legte den Grundstein für die Entwicklung der für den deutschen Sprachraum typischen Studentenverbindungen. Damals waren die deutschen Länder noch weit davon entfernt, ihren Bürgern [[Versammlungsfreiheit|Versammlungs-]] und [[Vereinigungsfreiheit]] einzuräumen. Daher waren die selbstverwalteten studentischen Zusammenschlüsse bis [[1848]] verboten. Das Verbot wurde jedoch nicht überall gleich streng kontrolliert und geahndet (Details siehe [[Corps]], [[Baltische Studentenverbindung]]).
Studentenverbindungen im heutigen Sinne entwickelten sich an deutschsprachigen Universitäten seit etwa 1800. Aus dem 18. Jahrhundert wurde auch das studentische Fechten übernommen, weitergeführt und im Laufe des 19. Jahrhunderts zur Mensur weiterentwickelt.
Die [[Corps]], die früheste Form der heutigen Verbindungen, verbanden gegen Ende des 18. Jahrhunderts äußere Elemente der Studentenorden – straffes Reglement, verbindliche Zusammengehörigkeit, geheime Identitätssymbole – mit denen der [[Landsmannschaft (Frühe Neuzeit)|alten Landsmannschaften]] – lateinische Landesnamen, farblich einheitliche Kleidung (Vorläufer der Couleurs).<ref>Erich Bauer: ''Schimmerbuch für junge Corpsstudenten.'' 4. Auflage. o. O., 1971, S. 8ff; Herbert Neupert: ''Andere Korporationen und gemeinsame Institutionen. A. Das gemeinsame Prinzip.'' In: Vorstand des Verbandes Alter Corpsstudenten e. V. (Hrsg.): ''Handbuch des Kösener Corpsstudenten''. Band I, 6. Auflage, Würzburg 1985, S. 283.</ref> Das Streben nach Verbindlichkeit und demokratischen Strukturen im Sinne des [[Deutscher Idealismus|deutschen Idealismus]] legte den Grundstein für die Entwicklung der für den deutschen Sprachraum typischen Studentenverbindungen.<ref>Rolf-Joachim Baum: ''Vorwort des Herausgebers.'' In: Rolf-Joachim Baum: ''„Wir wollen Männer, wir wollen Taten!“ – Deutsche Corpsstudenten 1848 bis heute''. Siedler Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-88680-653-7, S. 7–12.</ref>
===Die [[Urburschenschaft]]===
=== Urburschenschaft und Karlsbader Beschlüsse ===
Innerhalb der frühen [[Corps]] regten sich bald Bestrebungen, die landsmannschaftliche Gliederung der Studenten an den Universitäten abzuschaffen und alle Studenten („[[Bursche]]n“) in einer einheitlichen "[[Burschenschaft]]" zusammenzuführen. Auch in der Politik sollte die [[Kleinstaaterei]] zugunsten eines vereinten Deutschlands abgeschafft werden. Protagonisten dieser Ideen waren zum Beispiel „Turnvater“ [[Friedrich Ludwig Jahn]], [[Ernst Moritz Arndt]], [[Johann Gottlieb Fichte]] und [[Jakob Friedrich Fries]].
[[Datei:Goettinger Clubbs - NUNC - 1827.jpg|mini]]
[[Datei:Goettinger Clubbs - OLIM - 1827.jpg|mini]]
Innerhalb der frühen Corps regten sich nach den [[Befreiungskriege]]n Bestrebungen, die landsmannschaftliche Gliederung der Studenten an den Universitäten abzuschaffen und alle Studenten („Burschen“) in einer einheitlichen „Burschenschaft“ zusammenzuführen. Auch in der Politik sollte die [[Kleinstaaterei]] zugunsten eines vereinten Deutschlands abgeschafft werden. Die Bewegung breitete sich ab 1815 von [[Friedrich-Schiller-Universität Jena#Geschichte|Jena]] über den gesamten deutschen Raum aus und stellte sich in Gegensatz zu den frühen Corps. Auf dem [[Wartburgfest]] am 18. Oktober 1817 trat sie zum ersten Mal öffentlich auf. Bald zeichnete sich aber ab, dass ein deutschlandweiter Zusammenschluss aller Studenten nicht gelingen konnte.
Bei einem Treffen von etwa 500 bis 600 Studenten auf der Wartburg [[1817]] gründete sich die [[Urburschenschaft]]. Diese Bewegung breitete sich bald im gesamten deutschen Raum aus und stellte sich in Gegensatz zu den frühen Corps und ihren SCs, die bis dahin die Gesamtvertretung für die Studenten einer Universität beanspruchten. Bei den Wartburgfesten 1818 und 1819 waren jeweils etwa 3000 Burschen anwesend, was in etwa ein Drittel der gesamten Studentenschaft des Deutschen Bundes war.
Einen politischen Mord durch den Burschenschafter [[Karl Ludwig Sand|Sand]] nahm der [[Deutscher Bund|Deutsche Bund]] 1819 zum Anlass, alle selbstverwalteten studentischen Zusammenschlüsse zu verbieten. Diese [[Karlsbader Beschlüsse]] wurden erst 1848 aufgehoben. Sie hinderten jedoch weder die Corps noch die Burschenschaften wirksam an ihrer Ausbreitung und Weiterentwicklung.
Die Burschenschaften waren von Anfang an politische Organisationen mit politischen Forderungen: vor allem nach demokratischen Reformen und Deutschlands Einigung. Die Corps dagegen verstanden sich als Zusammenschlüsse zur gemeinsamen Regelung des studentischen Lebens.
=== Entstehung der Katholischen Studentenverbindungen ===
Die Obrigkeit nahm auf diese Gegensätze keine Rücksicht: Nach den Hep-Hep-Krawallen [[1819]] - Hassausbrüchen, die sich gegen jüdische Bürger in vielen deutschen Großstädten wandten - und einem politischen Mord eines Burschenschafters verbot der [[Deutscher Bund|Deutsche Bund]] alle selbstverwalteten studentischen Zusammenschlüsse. Diese [[Karlsbader Beschlüsse]] galten bis [[1848]]. Sie wurden verschieden streng gehandhabt, führten aber zu Gefängnisstrafen, Berufsverboten und Ausweisung für einige Burschenschafter.
Katholische Studenten traten in den ersten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nicht in organisierter Weise hervor. Dies hat seine Gründe auch im noch nicht gegründeten katholischen Vereinswesen. Erst durch die Ausstellung des [[Heiliger Rock|heiligen Rockes]] in Trier 1844 wurden katholische Vereine initiiert und infolgedessen der [[Katholikentag]] gegründet. Die Gründung von Katholischen Studentenverbindungen war jedoch hauptsächlich eine Reaktion auf die Unterdrückung der katholischen Bevölkerung durch die protestantisch dominierten Regierungen der deutschen Länder.
Folglich mussten katholische Studenten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, insofern sie einer Korporation beitreten wollten, bei einer der bestehenden [[Burschenschaft]]en, [[Corps]] oder [[Landsmannschaft (Studentenverbindung)|Landsmannschaften]] aktiv werden. Als die katholischen Verbindungen mehr und mehr an Bedeutung gewannen, reagierten die etablierten Verbindungen ablehnend. So wurde den katholischen Studentenverbindungen in Deutschland und Österreich von den [[Mensur (Studentenverbindung)|schlagenden]] Verbindungen in der Geschichte oft der Vorwurf des so genannten [[Ultramontanismus]] gemacht.
=== Veränderungen um 1848 und im Kaiserreich ===
Die regelmäßigen Verfolgungen seitens der Behörden machten immer wieder Schließungen und Wiedergründungen erforderlich. Doch das hinderte weder die Corps noch die Burschenschaften an ihrer Ausbreitung und Weiterentwicklung. Dabei stellte sich heraus, das die Vereinheitlichung aller Studenten in einer einzigen Burschenschaft praktisch nicht durchsetzbar war. Die Zusammenführung gelang nicht, da die Corps weiterexistierten und sich teilweise mehrere Burschenschaften pro Universität bildeten. Der Grund dafür waren unter anderem Richtungs- und Machtkämpfe innerhalb der Bewegung, z.B. zwischen der "[[Arminia]]" und der "[[Germania]]".
[[Datei:August-Fuhrmann-Berliner-Studenten-um-1912.jpg|mini|Verbindungsstudenten, [[Kolorieren|handkolorierte]] Fotografie um [[1912]]]]
Schon vor den [[Märzrevolution|Revolutionen von 1848]] bildeten sich die ersten betont [[Christliche Studentenverbindungen|christlichen Studentenverbindungen]]. Denn zumindest die katholischen Studenten waren vielerorts durch Repressionen und Ausgrenzungen dazu gezwungen, sich eigenständig zu organisieren. Sie waren auch die ersten, die das studentische Fechten ablehnten. 1836 verzichtete die neu gegründete [[CStV Uttenruthia Erlangen|Uttenruthia zu Erlangen]] von Beginn an auf Duell und Mensur. Das war damals geradezu revolutionär.
Zugleich bildete sich im Umfeld der politischen Emanzipation des Bürgertums die so genannte „[[Progress (Studentenverbindung)|Progressbewegung]]“ an den Hochschulen, die die studentischen Traditionen abschaffen bzw. an die bürgerliche Kultur der Zeit anpassen wollte. Aus ihnen bildete sich zum einen eine neue Art von Landsmannschaften, zum anderen beförderte der Progress aber auch das Entstehen eines nichtkorporativen Vereinswesens an den Hochschulen. Durch eine „Korporatisierungsbewegung der akademischen Vereine“ ausgangs des 19. Jahrhunderts wurden sie zu den Wurzeln vieler nichtfarbentragender Verbindungen. Insbesondere entstanden infolge des Progresses in den 1850er und 1860er verstärkt akademische Turn- und [[Akademischer Gesangverein|Gesangvereine]].
Mit der Zeit ließen die Burschenschaften einige Reformforderungen bezüglich der studentischen Kultur fallen und passten sich teilweise der älteren Corpstradition an (Details siehe: [[Urburschenschaft]], [[Burschenschaft]], [[Karlsbader Beschlüsse]], [[Wiener Kongress]], [[Heilige Allianz]]).
1848 hob die [[Frankfurter Nationalversammlung]] die Karlsbader Beschlüsse auf. Aus verbotenen „Untergrundorganisationen“ wurden Zusammenschlüsse der akademischen [[Elite]], die sich zur heute existierenden Vielfalt fortentwickelten. Auch die „ehemaligen Mitglieder“ bekannten sich nun zu ihrem früheren Studentenbund. Die so mögliche engere Verbindung war die Basis für die späteren Altherrenvereine. An den Gymnasien und Oberrealschulen formierten sich in der dieser Zeit verstärkt Schülerverbindungen, die die studentischen Verbindungen in Inhalt und Form nachahmten.
===Veränderungen um [[1848]]===
Ab etwa 1850 entwickelte sich aus dem studentischen Duellwesen die Bestimmungsmensur, ein Fechten mit scharfen Waffen, das nicht mehr der Bereinigung von Ehrenhändeln diente, sondern der Charakter- und Persönlichkeitsbildung.
[[Bild:Stor(c)k_-_Paukboden,_um_1845.jpg|thumb|300px|Kolorierter Stahlstich von Stor(c)k, "Paukboden" um 1845
]]
Zum Ende des 19. Jahrhunderts begannen sich auch die nicht-korporierten Freistudenten in so genannten ''[[Finkenschaft]]en'' als „Verein der Vereinslosen“ zu organisieren und die Einrichtung [[Allgemeiner Studierendenausschuss|gesamtstudentischer Vertretungen]] auf der Basis allgemeiner Wahlen einzufordern. [[Geschichte des Antisemitismus bis 1945|Antisemitismus]] und [[Nationalismus]] ergriffen auch die meisten Studentenverbindungen. Nachdem viele von ihnen jüdische Studenten ausgeschlossen hatten, wurden erste [[jüdische Studentenverbindung]]en gegründet.
Schon vor den [[Märzrevolution|Revolutionen von 1848]] bildeten sich die ersten betont christliche Studentenverbindungen. Denn viele Studenten vermissten das christlich-religiöse Element und wollten es zum Bestandteil ihres traditionellen Gemeinschaftslebens machen. Sie waren auch die ersten, die das studentische Fechten zur Austragung von Ehrenhändeln für sich ablehnten. [[1836]] verzichtete die neu gegründete [[Uttenruthia]] (Erlangen) von Beginn an auf Duell und Mensur. Das war damals geradezu revolutionär.
Um 1900 wurden schrittweise auch Frauen zum regulären Universitätsstudium zugelassen. Das [[Frauenstudium]] stellte den männlich dominierten Konsens an den Universitäten und damit auch in den Studentenverbindungen in Frage. Die männlichen Strukturen hatten sich in den Verbindungen so stark verfestigt, dass Änderungen daran gar nicht erst diskutiert wurden. Zwar wurde die Frage des Frauenstudiums in den Verbindungen breit diskutiert, allerdings wurde in keiner Korporation die Frage nach der Aufnahme von Frauen ernsthaft in Betracht gezogen. An Stelle von gemischtgeschlechtlichen Verbindungen entstanden Damenverbindungen. 1899 bildeten sich die ersten Damenverbindungen.
Daraus entstanden zahlreiche [[Christliche Studentenverbindungen]] in wiederum ganz verschiedenen Formen auf sowohl evangelischer wie katholischer Seite. Die älteste katholische Studentenverbindung existiert seit [[1844]].
=== Weimarer Republik ===
Zugleich bildete sich im Umfeld der politischen Emanzipation des Bürgertums die sogenannte "Progressbewegung" an den Hochschulen, die die studentischen Traditionen abschaffen oder an die bürgerliche Kultur der Zeit anpassen wollte. Doch auch die neuen [[Progressverbindung]]en konnten die bereits etablierte studentische Kultur nicht ablösen. Aus ihnen bildeten sich teilweise heute noch existierende [[Turnerschaft]]en, [[Sängerschaft]]en und eine neue Art von [[Landsmannschaft (Studentenverbindung)|Landsmannschaften]].
[[Datei:Rfss.png|mini|hochkant|Verbot der letzten Korporationsverbände durch den [[Himmler-Erlass vom 20. Juni 1938]]]]
Die Studentenverbindungen bekannten sich auch nach der Ausrufung der Republik weiterhin zu konservativen und nationalistischen Ideen und hatten einen starken Zulauf. Der Anteil der Korporierten an der gesamten Studentenschaft stieg von etwa 30 % (1919) auf fast 60 % (1929). Ein großer Teil der Mitglieder lehnte die neue Republik spätestens seit Beginn der 1920er Jahre ab. Parteipolitische Aktivitäten blieben jedoch Sache des Einzelnen. Gleichzeitig verschärfte sich die antisemitische Grundhaltung der meisten Studentenverbindungen. Die Mehrheit der Korporationsverbände untersagte seit 1919 in ihren Statuten ausdrücklich die Aufnahme von Juden.<ref>[[Matthias Stickler]]: Zwischen Reich und Republik. Zur Geschichte der studentischen Verbindungen in der Weimarer Republik. In: Harm-Hinrich Brandt, Matthias Stickler (Hrsg.): ''Der Burschen Herrlichkeit. Geschichte und Gegenwart des studentischen Korporationswesens'' (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg, Band 8), Würzburg 1998, S. 85–107.</ref> 1921 beschlossen schlagende und nichtschlagende Studentenverbindungen das [[Erlanger Verbände- und Ehrenabkommen]]. Dieses bot erstmals eine Basis zur Beilegung von Streit zwischen diesen Gruppen. Die Kontakte zwischen Damenverbindungen und dem Teil der Studentenverbindungen, die lediglich Männer organisierten, blieben sehr gering.<ref>Diana Auth, Alexandra Kurth: ''Männerbündische Burschenherrlichkeit. Forschungslage und historischer Rückblick.'' In: Christoph Butterwegge / Gudrun Hentges (Hrsg.): ''Alte und Neue Rechte an den Hochschulen'', Agenda-Verlag, Münster, 1999, S. 114–129.</ref>
[[Datei:HJFlyer1934.jpg|mini|hochkant|Flugblatt der Bonner HJ, welches im Juni 1934 vor den Korporationshäusern und in der Stadt verteilt wurde]]
Die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] bemühte sich früh um studentische Mitglieder und gründete 1926 den [[Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund|Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund]] (NSDStB). 1931 übernahm dieser die Führung in der [[Deutsche Studentenschaft|Deutschen Studentenschaft]].
=== Zeit des Nationalsozialismus ===
[[1848]] erzwang die erste demokratische [[Frankfurter Nationalversammlung|Nationalversammlung]] in der Frankfurter [[Paulskirche]] die Aufhebung der [[Karlsbader Beschlüsse]]. Die nun mögliche Liberalisierung der deutschen Gesellschaft markiert einen tiefen Einschnitt in der Geschichte der Studentenverbindungen. Aus verbotenen "Untergrundorganisationen" unbotsamer Jugendlicher wurden Zusammenschlüsse der akademischen [[Elite]] der Nation. Die Burschenschafterfarben [[Schwarz-Rot-Gold]] wurden sogar zu den Farben des [[Deutscher Bund|Deutschen Bundes]] erklärt. Von nun an entfaltete sich die ganze Vielfalt der deutschen Studentenverbindungen.
Nach der nationalsozialistischen [[Machtergreifung]] setzte in den Studentenverbindungen ein Prozess der [[Gleichschaltung|Selbstgleichschaltung]] ein. Ein Großteil der studentischen Mitglieder schloss sich einer nationalsozialistischen Organisation an. Die „Corpsstudentischen Monatshefte“ sprachen Anfang 1934 nicht ohne kritischen Unterton von einem regelrechten „Wettlauf der Verbände in das siegreiche nationalsozialistische Lager“.<ref>[[Michael Grüttner]]: ''Studenten im Dritten Reich.'' Paderborn 1995, S. 291.</ref> Der NS-Studentenbund strebte zeitweise die Kasernierung aller Anfangssemester in einem „Kameradschaftshaus“ an. Dafür sollten die Verbindungen ihre Häuser zur Verfügung stellen. Darüber hinaus sollten nach dem Willen der Nationalsozialisten alle Verbindungen sich von jenen Alten Herren trennen, die „nichtarisch“ oder „[[Jüdisch versippt|nichtarisch versippt]]“ waren. Das widersprach auf fundamentale Weise dem Lebensbundprinzip. Einige betroffene Verbindungen versuchten sich dem zu entziehen, so dass ihnen zum Schluss nur noch die freiwillige Einstellung des Aktivenbetriebes (Suspension) übrig blieb. Nachdem [[Rudolf Heß]] 1936 allen NSDAP-Mitgliedern die Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung untersagt hatte, lösten sich die Studentenverbindungen entweder selbst auf oder wurden zwangsweise aufgelöst. Übrig blieben lediglich die Altherrenvereine. Als Alternative gründete der NS-Studentenbund „[[Kameradschaft (Studentenorganisation)|Kameradschaften]]“. Da die Nationalsozialisten zur Finanzierung und Unterbringung der Kameradschaften die Alten Herren und die Korporationshäuser brauchten, entwickelten sich einige dieser Kameradschaften in den folgenden Jahren unter dem Einfluss der Alten Herren zu verkappten Studentenverbindungen.<ref>Michael Grüttner: ''Die Korporationen und der Nationalsozialismus.'' In: [[Harm-Hinrich Brandt]], [[Matthias Stickler]] (Hrsg.): ''Der Burschen Herrlichkeit. Geschichte und Gegenwart des studentischen Korporationswesens'' (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg, Band 8), Würzburg 1998, S. 125–143.</ref>
Auch die "ehemaligen Mitglieder" - heute [[Alte Herren]] genannt - bekannten sich nun zu ihrem früheren Studentenbund. Da viele von ihnen mittlerweile Spitzenpositionen der Gesellschaft eingenommen hatten, konnten sie ihren Einfluss etwa in der Nationalversammlung geltend machen. Dort waren viele alte Corpsstudenten und Burschenschafter vertreten.
Die ersten [[Stiftungsfest]]e wurden mit den "Ehemaligen" gefeiert. Um dabei zu sein, reisten berufstätige Akademiker mit der neuen [[Eisenbahn]] kurzfristig für wenige Tage in ihre alte Universitätsstadt. Die so mögliche engere Verbindung war die Basis für die späteren Altherrenvereine.
Von den 1207 Abgeordneten im [[Reichstag (Zeit des Nationalsozialismus)]] waren 67 korporiert.
Die zunehmende Industrialisierung verlangte neue und höher qualifizierte Berufe auf breiter Front. Neue Ausbildungsgänge entstanden, neu gegründete Fachschulen, etwa für Landwirtschaft und Technik, Forst- und [[Bergakademie]]n gewannen stärkere Bedeutung. Sie waren Vorläufer der heutigen [[Technische Universität|Technischen Universitäten]] und [[Fachhochschule]]n. Auch an diesen neuen Instituten bildeten sich bald Studentenbünde, die traditionelle Verbindungsformen übernahmen. An den Gymnasien und Oberrealschulen formierten sich [[Schülerverbindung]]en.
{{Siehe auch|Liste der korporierten Reichstagsabgeordneten (Weimarer Republik)|Liste der korporierten Reichstagsabgeordneten (1933–1945)}}
Die "Alten Herren" trugen die studentische Kultur offen in das bürgerliche Leben hinein. So gewannen ihre Sitten zunehmend Einfluss auf Sprache und Gewohnheiten der deutschen Bevölkerung. Studentische Ausdrücke wie "Kneipe", "Bursche", auch Redensarten wie "anpumpen", "eine Abfuhr erteilen", "in Verruf kommen" wurden Teil der Umgangssprache. Es kam in Mode, studentische Sitten nachzuahmen. So wurde sogar in den 1870er Jahren für die Schüler weiterführender Schulen nach dem Muster der [[Studentenmütze]]n so genannte [[Schülermütze]]n eingeführt, die die Schüler nach Schule und Klassenstufe klassifizierten - auch ohne jede Verbindungszugehörigkeit.
=== Nachkriegszeit und Studentenbewegung ===
Die Aufhebung der Karlsbader Beschlüsse ermöglichte nun auch daas Aufleben des bürgerlichen Vereinswesens. Es gründeten sich die vielfach noch heute existierenden Turn- und Gesangsvereine, die auch bald [[Kommers]]e und [[Stiftungsfest]]e feierten.
Im [[Deutschland 1945 bis 1949|besetzten Deutschland]] ließen die alliierten Militärregierungen die Neugründung von Studentenverbindungen zunächst nicht zu. Während die westlichen Militärregierungen später davon abrückten, blieb das Verbot in der [[SBZ]] und später der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] in Kraft.
Wenige Wochen nach [[Gründung der Bundesrepublik Deutschland]] erklärte im Oktober 1949 die [[Westdeutsche Rektorenkonferenz]] (WRK) in ihrem [[Tübinger Beschluss]]: „Im Bilde der kommenden studentischen Gemeinschaft wird kein Platz mehr sein für Veranstaltungen von Mensuren, die Behauptung eines besonderen Ehrbegriffs, die Abhaltung geistloser und lärmender Massengelage, die Ausübung einer unfreiheitlichen Vereinsdisziplin und das öffentliche Tragen von Farben.“ Viele Universitäten änderten ihre Hochschulordnungen entsprechend der Forderungen der WRK. Das Verbot von Korporationen durch Universitäten wurde einige Jahre später vor Gericht für unrechtmäßig erklärt.
Selbst für die Söhne regierender Adelshäuser ([[Preußen]], [[Württemberg]], [[Baden (Land)|Baden]], [[Mecklenburg-Schwerin]], [[Sachsen-Coburg-Gotha]], [[Schaumburg-Lippe]] etc.) wurde es nun opportun, in einer Studentenverbindung zu sein. Dafür kamen allerdings nur nach bestimmten Kriterien ausgewählte [[Corps]] in Frage.
Aufgrund der Schwierigkeiten und der ablehnenden Haltung von verschiedenen Seiten wurden die ersten Mensuren nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] dann auch heimlich und mit ungeklärter Rechtslage gefochten. Der [[Göttinger Mensurenprozess]], eine gerichtliche Auseinandersetzung, die bis vor den [[Bundesgerichtshof]] getragen wurde, schaffte 1953 Klarheit. Die Mensur ist seitdem straffrei, wenn sie nicht zum Austragen von [[Ehrenhandel|Ehrenhändeln]] dient und wenn die verwendeten [[Schutzwaffe]]n sicherstellen, dass tödliche Verletzungen ausgeschlossen sind. Der Verzicht auf die Austragung von Ehrenhändeln mit der Waffe wurde dann auch gegenüber dem damaligen deutschen Bundespräsidenten [[Theodor Heuss]] bei einem persönlichen Treffen 1953 von den Delegationen aller maßgeblichen mensurschlagenden Verbände bestätigt.
In der DDR galten die Studentenverbindungen als Relikte der alten herrschenden Klassen und wurden nicht geduldet. Der [[Marxismus-Leninismus]] bestimmte Studieninhalte und die Grundsätze des studentischen Lebens.<ref>[http://www.ddr-geschichte.de/Bildung/Studium/studium.html DDR-Geschichte, Studium]</ref> Erste zaghafte Bestrebungen, alte studentische Traditionen wiederzubeleben, gab es in den 1960er Jahren. In den frühen 1980er Jahren gründeten sich meist unter dem Deckmantel historischer oder Fechtvereine und unter strenger Beobachtung durch das [[Ministerium für Staatssicherheit]] die ersten [[Studentenverbindungen in der DDR]].
===Die Kaiserzeit===
[[Bild:Wilhelm_II._(Deutsches_Reich)_im_Couleur_des_Corps_Borussia_Bonn.jpg|thumb|Der spätere deutsche Kaiser und König von Preußen, Wilhelm II., hier als Kronprinz im Couleur des Corps Borussia Bonn]]
Mit der seit 1965 aufkommenden [[Deutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre|Studentenbewegung]] erwuchs den Verbindungen starke Konkurrenz durch [[Studentenverband|politische Studentenverbände]]. Die Rebellion der [[68er-Bewegung|68er Generation]] richtete sich gegen den [[Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren|„Muff“ des Bildungsbürgertums]], gegen die mangelnde Bewältigung und Aufklärung des Nationalsozialismus und gegen die Verstrickung eines Teils des universitären Lehrkörpers in diese totalitäre Herrschaft.
Die Gründung des [[Deutsches Reich|Deutschen Reiches]] im Jahre [[1871]] erfüllte zwar nicht alle, aber einige Forderungen des [[Bürgertum]]s, besonders der [[Burschenschaft]]sbewegung: vor allem die Einheit Deutschlands und eine gemeinsame [[Reichsverfassung]]. Allgemeine [[Menschenrechte|Menschen- und Bürgerrechte]] wie das freie Wahlrecht, Versammlungs- und Redefreiheit blieben weiterhin stark eingeschränkt.
An diesen Bestrebungen hatten die konservativen deutschen Studentenverbindungen keinen Anteil. Auch ihre Vergangenheit, ihr Verhalten besonders in der Zeit des Aufstiegs der NSDAP, aber auch ihre sonstigen Sitten und Gebräuche wurden Ziel studentischer Kritik. Darauf reagierten einige Verbindungen umso mehr mit der Bewahrung studentischer Traditionen. Daraus stammt ein Teil der heutigen Vorbehalte an manchen Universitäten gegen Studentenverbindungen.
Das Kaiserreich wurde vom Großbürgertum und Adel beherrscht und geprägt. Deren politische Ziele glichen sich stark an. Die Verbindungsstudenten gehörten nun zur etablierten Führungsschicht und stützten diese. Ihre Mitglieder besetzten höchste Positionen im Staat: So waren [[Otto von Bismarck]] und Kaiser [[Wilhelm II.]] zu ihrer Studienzeit Corpsstudenten.
Die [[Industrialisierung]] ließ nun auch in der [[Proletariat|Arbeiterschaft]] eine politische Kraft entstehen: Sie organisierte sich seit etwa [[1860]] in [[Gewerkschaft]]en, seit [[1871]] in der neugegründeten [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]. Auch dort spielten einige Verbindungsstudenten wie [[Karl Marx]], [[Wilhelm Liebknecht]] und [[Ferdinand Lassalle]] eine hervorragende Rolle.
Diese mussten seit 1968 einen relativ starken Rückgang des Anteils an Korporierten und der absoluten Mitgliederzahlen hinnehmen. Viele Verbindungen mussten sich vertagen. Einige, die bisher nur Männer aufnahmen, versuchten sich durch die Aufnahme von Frauen zu stabilisieren. Dies scheiterte jedoch in den meisten Fällen. Die rückläufige Entwicklung kam aber in den 1980er Jahren zu einem Stillstand und kehrte sich schließlich um. Viele Verbindungen, die seit 1970 vertagt wurden, haben ihren Aktivenbetrieb wieder aufgenommen. Zum Teil konnten sie hierbei von der Dienstleistungsorientierung der Sportbewegung lernen.<ref>[[Arnd Krüger]]: Der Festkommers. Was man vom Sport heute lernen kann, in: ''Cheruskerzeitung'' 105 (2000), 2, 21 – 27.</ref>
Dennoch sahen die Arbeiter die Studentenverbindungen überwiegend als Gegner, da diese die konservativ-nationalen Ideen und Ziele des Bürgertums verkörperten. Diese Konstellation besteht bis heute: Vertreter des linken politischen Spektrums kritisieren das gesamte Verbindungswesen oft scharf.
{{Siehe auch|Liste der korporierten Bundestagsabgeordneten}}
Von Anfang an hatte das aufstrebende Bürgertum Europas, besonders seine akademische Elite großen Anteil an Verbreitung und Verschärfung einer christlichen, anti-aufklärerischen und nationalistischen [[Judenfeindlichkeit]]. Eins ihrer Merkmale war, dem jüdischen Bevölkerungsteil die negativen Folgen der explosiven wirtschaftlich-industriellen Entwicklung anzulasten. Auch in Deutschland und Österreich wurde daraus nun eine regelrechte [[Ideologie]] mit zunehmend [[Rassismus|rassistischen]] Elementen. Dieser [[Antisemitismus]] war nicht auf eine Parteizugehörigkeit begrenzt. Er fand vor allem in rechtsgerichteten Parteien Eingang, wurde aber auch von liberalen oder sozialen Politikern vertreten.
=== Die deutsche Einheit, Europäisierung und Globalisierung ===
Diese Entwicklung wurde von vielen Studenten und ihren Verbindungen aktiv und passiv mitgetragen. Schon seit [[1817]] hatten einige Verbindungen Juden ausgegrenzt. Nach und nach stoppten die meisten Dachverbände seit [[1880]] die Neuaufnahme jüdischer Mitglieder. Das fand bei einigen Mitgliedern Widerspruch, aber kaum wirklichen Widerstand (siehe dazu: [[Deutsche Burschenschaft]]).
Nach der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende von 1989]] wurde es auch auf dem Gebiet der DDR wieder möglich, die früher hier ansässigen Studentenverbindungen, die in der Nachkriegszeit in den Westen gegangen waren, an den Heimatuniversitäten neu zu beleben. Viele Verbindungen gingen diesen Weg; es kam aber auch zu einigen [[Studentenverbindungen in der DDR#Erste Gründungen|Neugründungen]].
Mittlerweile gibt es auch Bestrebungen auf europäischer Ebene, mit Studentenverbindungen in anderen Ländern zusammenzuarbeiten. Beispiele hierfür sind der 1975 gegründete [[Europäischer Kartellverband|Europäische Kartellverband]], der erste [[Weltkorporationstag]] 2002 sowie der jährlich stattfindende „[[Gesamtbaltischer Völkerkommers|Gesamtbaltische Völkerkommers]]“.
Daraufhin gründeten sich [[jüdische Studentenverbindung]]en. Viele dieser Verbindungen vertraten ein ähnlich deutschnationales Weltbild wie ihre "arischen" Vorbilder. Die Reichsverfassung von 1871 garantierte Juden theoretisch erstmals rechtliche Gleichstellung. Das durch Preußen dominierte neue Vaterland versprach ihnen einen Fortschritt gegenüber absolutistischen, kleinstaaterischen und gegenaufklärerischen Positionen der Restaurationszeit.
== Landesspezifische Besonderheiten ==
Neben den jüdischen Studentenverbindungen, die sich zum deutschen Patriotismus bekannten, gab es auch zionistische Verbindungen. Diese verknüpften studentische Traditionen mit zionistischer Ideologie: So sang man etwa das deutschnationale Lied "Die Wacht am Rhein" als "Die Wacht am Jordanstrand".
Auch wenn sich die Studentenverbindungen im [[Deutsche Sprache|deutschsprachigen]] Raum über die Landesgrenzen hinweg stark ähneln, so gibt es dennoch einige Besonderheiten.
=== Österreich ===
Jüdische Studentenverbindungen legten großen Wert darauf, sich durch besonderen Eifer in [[Mensur (Studentenverbindung)|Mensur]] und [[Duell]] als den anderen Verbindungen gleichwertig zu erweisen.
[[Datei:Couleurkarte dachl.jpg|mini|hochkant|Couleurkarte: Korporierte vor dem Goldenen Dachl in Innsbruck]]
{{Hauptartikel|Studentenverbindungen in Österreich}}
Die Studentenverbindungen in [[Österreich]] sind im Großen und Ganzen mit den Verbindungen in Deutschland vergleichbar. Untereinander sind sie aber tief in konfessionelle (vor allem katholische) und schlagende, national-freiheitliche Verbindungen gespalten. Gemeinsame Auftritte bei universitären oder allgemein gesellschaftlichen Veranstaltungen sind nach wie vor äußerst selten.
Um [[1900]] wurden schrittweise Frauen zum regulären Universitätsstudium zugelassen. Schon [[1899]] bildeten sich die ersten Zusammenschlüsse von Studentinnen, von denen einige verbindungsähnlichen Charakter hatten (siehe [[Damenverbindung]]).
Auffallend ist eine parteipolitische und weltanschauliche Nähe zwischen katholischen Korporationen und der [[Österreichische Volkspartei|Österreichischen Volkspartei]] (ÖVP) einerseits sowie zwischen Burschenschaften und [[Freiheitliche Partei Österreichs|Freiheitlicher Partei Österreichs]] (FPÖ) sowie dem [[Bündnis Zukunft Österreich]] (BZÖ) anderseits. Die meisten [[Bundeskanzler (Österreich)|Bundeskanzler]] aus der ÖVP sowie aus deren Vorgängern [[Christlichsoziale Partei (Österreich)|Christlichsoziale Partei]] und [[Vaterländische Front]] gehörten katholischen [[Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen|CV]]- bzw. [[Österreichischer Cartellverband|ÖCV]]-Verbindungen an. In der FPÖ gibt es hingegen traditionell zahlreiche Mitglieder von schlagenden Verbindungen, insbesondere Burschenschaften. In der [[Sozialdemokratische Partei Österreichs|Sozialdemokratischen Partei Österreichs]] (SPÖ) sind heute, anders als bei ihrer Gründung, Mitglieder von Studentenverbindungen kaum vertreten.
Auch die Studentenzahl nahm um diese Zeit stark zu: Manche Quellen sprechen von über 1.300 Studentenverbindungen und 49 verschiedenen Dachverbänden. Das deutsche Kaiserreich gilt bis heute als Blütezeit der Studentenverbindungen: weniger wegen der absoluten Mitgliederzahlen, eher wegen des hohen gesellschaftlichen Ansehens in weiten Teilen der Bevölkerung.
Als Eigenart des österreichischen Couleurstudententums mag der [[Akademischer Bund Katholisch-Österreichischer Landsmannschaften|Akademische Bund Katholisch-Österreichischer Landsmannschaften]] gelten, der in der Tradition der [[Legitimistische Studentenverbindung|legitimistischen Studentenverbindungen]] steht und noch heute enge Verbindungen mit dem [[Haus Habsburg]] pflegt.
[[Bild:Uni-Heidelberg_Studentenkarzer.jpg|thumb|300px|right|Universität Heidelberg, Studenten[[karzer]] mit scherzhaften Couleurmalereien der "Inhaftierten" von 1901]]
=== Schweiz ===
Der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] beendete diese "alte Burschenherrlichkeit". Alle gesunden jungen Männer mussten in den Krieg. Das brachte auch vielen Studenten und Akademikern die Einberufung, das Ende der Karriere oder den Tod. Das Universitätsleben kam praktisch zum Erliegen. Nur zum Teil konnten Alte Herren oder verwundete Kriegsheimkehrer den Betrieb mühsam aufrecht erhalten. Die Hochschulen schlossen zwar nicht, aber viele Verbindungen mussten suspendieren. Manche erholten sich nicht mehr davon. Vor allem Damenverbindungen wurden nach 1918 nicht wieder aktiviert.
Studentische Gesellschaften sind in der [[Schweiz]] seit dem 18. Jahrhundert belegt. Die einzige Schweizer Universität war die 1460 gegründete [[Universität Basel]]; sonst gab es in der [[Deutschsprachige Schweiz|deutschsprachigen Schweiz]] nur kleinere Bildungseinrichtungen im Range von Akademien und Kollegien ohne Promotionsrecht. Daher prägte sich die studentische Kultur dort weniger stark aus.
Dennoch bejahten alle Verbindungen den Krieg als Dienst "für's Vaterland" und trugen ihn mit. Viele Akademiker wählten eine Offizierslaufbahn über den Krieg hinaus. Für viele brach eine Welt zusammen, als der letzte kaiserliche Reichskanzler, der Corpsstudent [[Max von Baden]], die Abdankung des Kaisers verkündete und die Regierungsgeschäfte dem Sozialdemokraten [[Friedrich Ebert]] übergab.
Viele Schweizer gingen zum Studium nach Deutschland, wo sie im frühen 19. Jahrhundert viele landsmannschaftlich ausgerichtete Corps namens ''[[Schweizerische Studentenverbindung Helvetia|Helvetia]]'' gründeten.<ref>Herbert Kater, Jörg Onnasch: ''Die einzelnen Corps im KSCV. Verzeichnis der erloschenen Corps im KSCV einschließlich deren wichtigen Vorläufer.'' In: Vorstand des Verbandes Alter Corpsstudenten e. V. (Hrsg.): ''Handbuch des Kösener Corpsstudenten''. Band II, Ziffer 1.C., 6. Auflage, Würzburg 1985.</ref> Als in den frühen 1830er Jahren die protestantischen Universitäten [[Universität Zürich|Zürich]] und [[Universität Bern|Bern]] gegründet wurden, kamen viele Schweizer Studenten wieder in ihr Land zurück und brachten die studentischen Bräuche aus Deutschland mit. In diesen Jahren begannen die ersten Schweizer Verbindungen Couleur zu tragen und Mensuren zu fechten.
===Weimarer Republik===
Das Korporationswesen in der Schweiz ähnelt heute dem in Deutschland und Österreich, die drei großen Korporationsverbände der Schweiz ([[Schweizerischer Zofingerverein]], [[Studentenverbindung Helvetia]] und [[Schweizerischer Studentenverein]]) entstanden allerdings nicht aus Zusammenschlüssen einzelner Verbindungen, sondern wurden von Anfang an als Verbände gegründet. Außerdem gehören ihnen sowohl Studenten- als auch Schülerverbindungen an. Die schlagenden Verbindungen der Schweiz sind zum größten Teil im [[Schweizerischer Waffenring|Schweizerischen Waffenring]] (SWR) organisiert.
Im Jahre [[1919]] erklärte die erste gewählte Regierung der [[Weimarer Republik]] die Trikolore [[Schwarz-Rot-Gold]] zu den offiziellen Staatsfarben. Das vom Burschenschafter [[Hoffmann von Fallersleben]] gedichtete [[Lied der Deutschen]] wurde zur [[Nationalhymne]].
In der [[Romandie]] existieren französischsprachige Verbindungen nach deutschem Vorbild. Neben mehrsprachigen Verbänden gibt es mit der [[Stella Helvetica]] und der [[Société d’Étudiants de Belles-Lettres]] auch rein französischsprachige.
Zuvor hatte der noch nicht gewählte Reichskanzler [[Friedrich Ebert]] eine folgenschwere Entscheidung getroffen: Er ließ sogenannte [[Freikorps]] aufstellen, um die am [[16. November]] [[1918]] von der provisorischen Regierung beschlossene, vom [[Reichsrätekongress]] im Dezember bestätigte Sozialisierung der Wirtschaft zu verhindern und zu erwartende Massenstreiks niederzuschlagen. Daraufhin löste sich die provisorische Regierung noch vor den allgemeinen Wahlen auf (siehe [[Novemberrevolution]]).
=== Liechtenstein ===
Diese Freikorps bestanden aus [[Kriegsheimkehrer]]n des [[1. Weltkrieg]]s und waren - anders als frühere Freiwilligenverbände vor [[1848]] - ein Sammelbecken für monarchistische und rückwärtsgewandte Kräfte. Ihnen und den regulären Freiwilligen-Verbänden der Reichswehr gehörten auch Mitglieder von Studentenverbindungen an.
In [[Liechtenstein]] gibt es zwar vier [[Hochschulen im Fürstentum Liechtenstein|Hochschulen]] ([[Universität Liechtenstein]], [[Private Universität im Fürstentum Liechtenstein]], [[Internationale Akademie für Philosophie]], [[Liechtenstein-Institut]]), die meisten Studenten absolvieren ihr Studium aber im Ausland, vorwiegend in Österreich und der Schweiz.
In Liechtenstein gibt es zum einen die als [[Ferialverbindung]] gegründete Korporation ''L.A.V. Rheinmark'', zum anderen besteht an der [[Universität Liechtenstein]] die ''Landsmannschaft Invictus zu Vaduz''.
Mit der Vorgabe, einen linksgerichteten Putsch zu verhindern, erschossen die Freikorps bei Straßenkämpfen in Berlin im Januar [[1919]] einige Hundert Arbeiter. Zudem ermordeten sie die Führer der neugegründeten [[KPD]], [[Karl Liebknecht]] und [[Rosa Luxemburg]]. Danach kam es monatelang zu bürgerkriegsähnlichen Zusammenstößen in ganz Deutschland mit tausenden Toten. Nach den Wahlen und der Gründung der Weimarer Republik 1919 blieben die Freikorps zunächst bestehen.
== Verbindungen außerhalb des deutschen Sprachraums ==
Doch die meisten Studenten kehrten wieder an die Universitäten zurück, wo sie ihre Traditionen neu aufleben ließen. Die Studentenverbindungen - auch die eigentlich unpolitischen - bekannten sich weiterhin zu konservativen und nationalen Ideen und hatten einen Zulauf wie nie zuvor. Ein Teil ihrer Mitglieder lehnte - wie ein Großteil der Bevölkerung - die neue Republik ab. Dabei waren nach wie vor "alte Herren" in der Führungselite vertreten, etwa als Reichsminister bürgerlicher Parteien.
{{Hauptartikel|Studentenverbindungen außerhalb des deutschen Sprachraums}}
Doch viele "Aktive" waren überzeugt, dass Deutschland das "Chaos" der Weimarer Demokratie und die durch das "Versailler Diktat" erzwungenen "Demütigungen" überwinden müsse, um sich vom Weltkrieg wieder erholen zu können.
[[Datei:Padova-Goliardia-Pileo in vetrina.jpg|mini|hochkant=0.7|Typische Mütze der italienischen Goliarden]]
Auch außerhalb des [[Deutsche Sprache|deutschen Sprachraums]] gibt es Studentenverbindungen. Zu unterscheiden ist dabei zwischen den Verbindungen [[Mitteleuropa|Mittel-]] und [[Osteuropa]]s, die mit den deutschsprachigen eine gemeinsame Tradition haben, Sonderfällen wie [[Chile]] und [[Japan]], wo es ebenfalls Studentenverbindungen „deutscher Tradition“ gibt, und anderen Ländern mit Studentenverbindungen und -vereinen eigenständiger Traditionen.
Die bekanntesten Studentenvereine in anderen Ländern sind:
Der Weg dorthin blieb umstritten. Verbindungen bildeten keine Parteien und schlossen sich insgesamt keiner Parteilinie an. Parteipolitische Aktivitäten blieben Sache des Einzelnen. Aber ein großer Teil propagierte von nun an die republikfeindliche [[Konservative Revolution]]. Davon traten viele später der Partei [[Adolf Hitler|Hitlers]], der [[NSDAP]] bei.
* [[Fraternities und Sororities]] in Nordamerika;
* [[Tuna]]s, Vereinigungen von Studenten in [[Spanien]], [[Portugal]] und verschiedenen Ländern [[Lateinamerika]]s;
* [[Goliardischer Orden|Goliarden]] in [[Italien]] (ehemals auch in der [[Italienische Schweiz|italienischen Schweiz]]), die seit dem 19. Jahrhundert traditionelle studentische Bräuche pflegen;
* [[Studentnation]]en an den traditionsreichen Universitäten in [[Schweden]] und [[Finnland]]: Uppsala, Lund und Helsinki;<ref>[http://blogs.faz.net/blogseminar/mit-frack-und-fahne/ O goldne Herrlichkeit der Studienzeit (FAZ)]</ref>
* [[Deutsch-Baltische Studentenverbindungen|Corps]] aus dem [[Baltikum]] oder [[Corpo]]s aus [[Frankreich]], die inhaltlich keine Ähnlichkeit mit den deutschen [[Corps]] haben,
* und die katholischen Korporationen des Aller Heiligen Convents in den [[Niederlande]]n.
== Liste der Listen von Verbindungen ==
[[1920]] beschloss die "[[Deutsche Burschenschaft]]" auf dem Eisenacher Burschentag den Ausschluss aller Juden und mit Juden Verheirateten. Dieser "Rassestandpunkt" wurde nun zur Prestigefrage auch für andere Dachverbände, die in der Kaiserzeit noch tolerante Aufnahmebedingungen hatten (u.a. Kyffhäuserverband, Deutsche Landsmannschaft, Vertreter-Convent der deutschen Turnerschaften, katholischer Cartellverband). Damit übernahmen viele Verbindungen eine Vorreiterrolle bei der Ausgrenzung der Juden aus dem akademischen und sonstigen öffentlichen Leben.
{{Hauptartikel|Liste der Listen von Studentenverbindungen}}In der Liste der Listen von Studentenverbindungen sind die Studentenverbindungen und [[Schülerverbindung]]en nach [[Stadt]], [[Korporationsverband|Korporationsart]], [[Korporationsverband]] oder Korporationsnamen verzeichnet.
== Aktuelle Kontroversen ==
[[1921]] beschlossen schlagende und nichtschlagende Studentenverbindungen das [[Erlanger Verbände- und Ehrenabkommen]]. Dieses bot erstmals eine Basis zur Beilegung von Streit zwischen diesen Gruppen.
=== Häufige Kritikpunkte ===
==== Hierarchische Strukturen ====
Der Politik- und Geschichtslehrer<ref>[http://d-nb.info/gnd/122326121 Dietrich Heither] im Katalog der [[Deutsche Nationalbibliothek|Deutschen Nationalbibliothek]]</ref> [[Dietrich Heither]] attestiert den Verbindungen ein „hierarchisches Gesellschaftsbild, das ein natürliches Oben und Unten kennt“. Kritisiert wird dabei, dass „weniger fachliches Können oder Leistung, also wissenschaftliche Autorität, […] das korporierte Autoritätsverständnis [bestimmen], vielmehr Vorstellungen von Herrschaftsgewalt und Machtbesitz“.<ref name="Heither">Dietrich Heither: ''Weltbild und Habitus eines schlagenden Männerbundes.'' In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): ''Alte und Neue Rechte an den Hochschulen.'' Agenda, Münster 1999, S. 92–113, hier S. 103f.</ref> Die Unterordnung ziele seit der Kaiserzeit auf die Formung der Persönlichkeitsstruktur des Einzelnen, welche „eine hohe Abhängigkeit des individuellen Gewissens von der Meinung anderer Menschen“ impliziere. Diese, so Heither weiter, sei „nicht nur für das Militär funktional, sondern für eine autoritäre Gesellschaft bzw. eine hierarchisch gegliederte Gesellschaftsordnung schlechthin“. Herausragende Bedeutung komme dabei der Mensur zugute.<ref>Dietrich Heither: ''Weltbild und Habitus eines schlagenden Männerbundes.'' In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): ''Alte und Neue Rechte an den Hochschulen.'' Agenda, Münster 1999, S. 92–113, hier S. 108.</ref>
==== Bildung von Seilschaften ====
(Details dazu siehe unter [[Liste der Dachverbände von Studentenverbindungen]])
Von Teilen der Kritiker wird das Lebensbundprinzip von Studentenverbindungen als ein System dargestellt, mit dem gezielt Aufstiegschancen für Jungakademiker beeinflusst würden. Statt der eigenen Leistung seien dort aufgebaute Beziehungen maßgeblich für die spätere Karriere eines Mitglieds. Heither spricht in diesem Zusammenhang von „Günstlingswirtschaft“.<ref>Dietrich Heither: ''Weltbild und Habitus eines schlagenden Männerbundes.'' In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): ''Alte und Neue Rechte an den Hochschulen.'' Agenda, Münster 1999, S. 92–113, hier S. 107f.</ref> Bei einem Beratungsinstitut für junge Akademiker heißt es [[lapidar]]: ''„Hauptzweck der Verbindungen ist, sich gegenseitig in Posten zu hieven“''.<ref>http://www.karrieremagazin.net [http://www.karrieremagazin.net/campus/erfolg/karrierebeschleuniger-network/service-clubs.html karrieremagazin.net] geladen am 19. August 2014.</ref> Das [[Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin|Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin]] schreibt:<ref>{{Webarchiv |url=http://www.apabiz.de/bildung/RefKat/BurschenschaftenStudentenverbindungen.pdf |text=Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin: ''Burschenschaften & Studentenverbindungen. Eine Handreichung zu Struktur, Inhalten, Geschichte und Hintergründen'' |wayback=20050515181828}} (PDF; 419 kB), S. 1.</ref>
{{Zitat
|Text=Das Lebensbundprinzip ist die Ursache dafür, dass Studentenverbindungen [[Seilschaft]]en herausbilden. Verbindungsstudenten, die im Berufsleben stehen (Alte Herren), protegieren jüngere Verbindungsmitglieder − nicht selten mit Erfolg. So mancher Verbindungsstudent gelangt auf diesem Wege in hohe Positionen, was das Selbstbild der Studentenverbindungen stützt, die akademische Elite zu sein.}}
Der Vorwurf der Seilschaften wird von den Studentenverbindungen jedoch zurückgewiesen. In der modernen Arbeitswelt sei es nicht möglich, Menschen mit unzureichenden Qualifikation allein durch Netzwerke auf wichtige Posten zu hieven. Solche Versuche würden jedoch auf die Studentenverbindung zurückfallen. Außerdem würde ein solches Verhalten den Grundüberzeugungen von Studentenverbindungen widersprechen, dass Menschen selbst die Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen sollen. Netzwerke innerhalb der Studentenverbindungen können jedoch helfen, Praktikumsstellen zu vermitteln oder auf Jobgesuche aufmerksam zu machen.<ref>„Korporierte Karrieremacher“ [https://www.nd-aktuell.de/artikel/935989.korporierte-karrieremacher.html neues-deutschland.de] geladen am 4. August 2015.</ref>
==== Frauenbild ====
Die 1930-Jahre waren dann von immer stärkerer Auseinandersetzung mit und Angleichung an die Ideen des konkurrierenden "Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes" ([[NSDStB]]) geprägt
Traditionell gibt es nur wenige [[Gemischte Studentenverbindung|gemischtgeschlechtliche Verbindungen]] und auch vergleichsweise wenige [[Damenverbindung]]en. Alexandra Kurth bezifferte 2004 die Anzahl der Verbindungen, die potentiell Frauen aufnahmen, auf 10 %. Den gesamten Anteil von Frauen aller Verbindungen inklusive der reinen Damenverbindungen schätzte sie auf zwischen 1 % und 5 %.<ref>Alexandra Kurth: ''Männer – Bünde – Rituale. Studentenverbindungen seit 1800.'' Campus, Frankfurt 2004, ISBN 3-593-37623-7, S. 18.</ref> Seit 2000 gab es jedoch eine "Art Gründungsboom", sodass es mittlerweile über 100 aktive und vertagte Damenverbindungen allein in Deutschland gibt (''siehe auch: [[Liste der Damenverbindungen]]'').<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sueddeutsche.de/bildung/hochschulen-damenverbindungen-emanzipation-oder-imitation-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-140703-99-03984 |titel=Damenverbindungen - Emanzipation oder Imitation? |datum=2014-07-03 |sprache=de |abruf=2024-12-10}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/av-athenia-damenverbindung-mit-tradition-art-10303772 |titel=AV Athenia: Damenverbindung mit Tradition |datum=2019-08-29 |sprache=de |abruf=2024-12-10}}</ref> Laut einer Schätzung von Anne Mielke lag der Anteil von Frauenverbindungen 2022 bei ca. 5 %.<ref>{{Literatur |Autor=Anne Mielke |Titel=Frauen in Couleur. Akademische Frauenverbindungen und die Strategien weiblicher Gemeinschaftsbildungen in einer Männerdomäne |Datum=2022-10-10 |Seiten=9 |Online=https://ediss.uni-goettingen.de/handle/11858/14279 |Abruf=2024-12-18}}</ref>
(siehe dazu: [[Deutsche Burschenschaft]]).
Das Prinzip des [[Männerbund]]es sei laut Heither seit dem 18. Jahrhundert kultiviert und zum Teil im Comment verbindlich gemacht worden. Anfang des 19. Jahrhunderts habe sich ein „[[Patriotismus|patriotisch]]-[[militär]]ischer [[Männlichkeit]]sentwurf“ in den Studentenverbindungen durchgesetzt.<ref>Dietrich Heither: ''Weltbild und Habitus eines schlagenden Männerbundes.'' In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): ''Alte und Neue Rechte an den Hochschulen.'' Agenda, Münster 1999, S. 92–113, hier S. 116.</ref>
===Drittes Reich===
Laut Diana Auth und Alexandra Kurth sei die [[Mensur (Studentenverbindung)|Mensur]] auch dazu bestimmt gewesen, „[[Verweichlichung]]“ und „[[Effemination|Verweiblichung]]“ aus den Verbindungen herauszuhalten.<ref>Diana Auth, Alexandra Kurth: ''Männerbündische Burschenherrlichkeit. Forschungslage und historischer Rückblick.'' In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): ''Alte und Neue Rechte an den Hochschulen.'' Agenda, Münster 1999, S. 114–129, hier S. 118.</ref> Sie bemängeln, dass bei Männerbünden Frauen lediglich als „schmückendes Beiwerk“ gälten, das nur zu festlichen Anlässen im Verbindungshaus erscheinen solle.<ref>Diana Auth, Alexandra Kurth: ''Männerbündische Burschenherrlichkeit. Forschungslage und historischer Rückblick.'' In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): ''Alte und Neue Rechte an den Hochschulen.'' Agenda, Münster 1999, S. 114–129, hier S. 114 ff.</ref> Befürworter halten dem entgegen, dass die Geschlechtertrennung primär historische Gründe habe, da zu dem Zeitpunkt, als die ältesten heute noch bestehenden Verbindungen entstanden, Frauen noch gar nicht zum Studium zugelassen waren (''siehe auch: [[Frauenstudium]]''), und diese Regelung aufgrund der „Sitten und Gebräuche auf dem Haus“ geboten sei. Andere Verbindungen haben sich aufgrund verschiedener Gründe (meist Mitgliedermangel) seit den 1968ern und auch in den letzten Jahren (Stand 2024) Frauen geöffnet, d. h. sie sind zu [[Gemischte Studentenverbindung|gemischten Verbindungen]] geworden (''siehe auch: [[Liste der gemischten Studentenverbindungen]]'').
[[Hitler]]s Machtergreifung wurde von vielen Studenten begeistert begrüßt, auch wenn sie nicht zur [[NSDAP]] gehörten. Die ersten Gewaltmaßnahmen gegen Kommunisten, Sozialdemokraten und Juden wurden von vielen Verbindungen gutgeheißen.
==== Rechtsextreme Tendenzen ====
Die neuen Machthaber gaben vor, „Arbeiter der Stirn“ (Akademiker) und „Arbeiter der Faust“ (Arbeiter) gleichrangig zu behandeln. Ab [[1934]] wurde unübersehbar, dass sie Studentenorganisationen nicht von der [[Gleichschaltung]]spolitik ausnehmen würden.
{{Hauptartikel|Burschenschaftliche Gemeinschaft#Politische Einordnung|Deutsche Burschenschaft#Kontroversen und Kritik}}
Das [[Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes]] (DÖW) und [[Spiegel Online]] sehen bei einzelnen Burschenschaften der [[Burschenschaftliche Gemeinschaft|Burschenschaftlichen Gemeinschaft]] (BG) ideologische und personelle Bezüge zum [[Rechtsextremismus]].<ref>Zum Beispiel das DÖW 2008 bei der [[Wiener akademische Burschenschaft Olympia|Wiener akademischen Burschenschaft Olympia]]: ''{{Webarchiv |url=http://doewweb01.doew.at/frames.php?%2Fprojekte%2Frechts%2Fchronik%2F2008_10%2Fwahl2.html |text=Neues von ganz rechts |archive-is=20160121114223}}''</ref><ref>Spiegel Online zum Personal und Ideologie der [[Wiener akademische Burschenschaft Teutonia|Wiener akademischen Burschenschaft Teutonia]] anlässlich deren Vorsitzes der Deutschen Burschenschaft 2013: ''[http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/deutsche-burschenschaft-wiener-teutonia-uebernimmt-den-vorsitz-a-873889.html Völkische Ideologen führen Deutsche Burschenschaft]''</ref><ref>''[http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/burschenschafter-gericht-bestaetigt-urteil-gegen-norbert-weidner-a-877600.html Gericht verurteilt rechtsextremen Burschenschafter]'' bei Spiegel Online.</ref> [[Jens Mecklenburg]] und Dietrich Heither sahen in den 1990er Jahren auch bei manchen Verbindungen des [[Coburger Convent]]s,<ref>Jens Mecklenburg (Hrsg.): ''Handbuch Deutscher Rechtsextremismus.'' Berlin 1996, S. 325 f. und 869 f.</ref> den Vereinen Deutscher Studenten und dem Wingolfbund<ref>Dietrich Heither: ''Weltbild und Habitus eines schlagenden Männerbundes.'' In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): ''Alte und Neue Rechte an den Hochschulen.'' Agenda, Münster 1999, S. 92–113, S. 92.</ref> rechtsextreme Tendenzen, etwa den Anspruch auf ehemalige deutsche Ostgebiete und [[Ausländerfeindlichkeit]]. Beim Wingolfbund wurden entsprechende Verbindungen wegen Unvereinbarkeit mit den Grundprinzipien des Bundes inzwischen ausgeschlossen. Kritiker verweisen unter anderem darauf, dass Mitglieder einiger Burschenschaften auch rechtsextremen Gruppen angehörten und einige Verbindungshäuser Räume und Publikum für Vorträge bekannter rechter Ideologen anboten. Diese betrachteten die Burschenschaften als Schnittstelle zur bürgerlichen Rechten und hätten sich entsprechend in rechtsextremen Publikationen geäußert.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.fzs.de/presse/853.html |text=Freier Zusammenschluss Studierender (fzs), 28. Mai 2004: ''Gewerkschaften und Studierendenvertretung kritisieren Deutsche Burschenschaft (DB)'' |wayback=20080603085316}}; Johannes Jäger: ''Die rechtsextreme Versuchung.'' Lit, 2001, ISBN 3-8258-5722-0, S. 64 ff. ([http://books.google.de/books?id=wKHNmCR6g3AC&pg=PA64&lpg=PA64&dq=deutsche+burschenschaft+rechtsextremismus&source=web&ots=Ny7VZ7h_Pn&sig=92HFV_JheWg_zDF8Dz735cHgpXM&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=8&ct=result Buchauszug online]); Diether Heither: ''Burschenschaften. Rechte Netzwerke auf Lebenszeit.'' In: Stephan Braun, Daniel Hörsch (Hrsg.): ''Rechte Netzwerke – eine Gefahr.'' VS, 2004, ISBN 3-8100-4153-X, besonders S. 134 ff. ([http://books.google.de/books?id=Rajv1EG9Jq4C&pg=PA135&lpg=PA135&dq=deutsche+burschenschaft+rechtsextremismus&source=web&ots=LWZuDJYydq&sig=L9hDgON56xZbvZINi6x4BY4Vii0&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=3&ct=result Buchauszug online]).</ref> Manche [[Verfassungsschutz]]ämter bestätigen solche Kontakte.<ref>Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) Österreich: [http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_Verfassungsschutz/Verfassungsschutzbericht_2002.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2002''], S. 26 (pdf; 727 kB).</ref><ref>Gabriele Nandlinger: [http://www.bpb.de/themen/TGE8K9,0,Ehre_Freiheit_Vaterland!.html ''„Ehre, Freiheit, Vaterland!“ Burschenschaften als Refugium für intellektuelle Rechtsextremisten'']; Bundeszentrale für politische Bildung, 23. April 2007.</ref>
Die Bundesregierung antwortete 2007 auf eine kleine Anfrage der Fraktion [[Die Linke]], ob sie bei der DB „Anzeichen für eine inhaltliche Nähe zur extremen Rechten“ sehe:<ref>{{Webarchiv |url=http://dokumente.linksfraktion.net/drucksachen/7782129143_1604142.pdf |text=Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Fraktion Die Linke. ''Rechtsextreme Verbindungen der Deutschen Burschenschaft'' |wayback=20110728140333}}. Drucksache 16/4142 des Deutschen Bundestages vom 30. Januar 2007.</ref>
Die NSDAP bemühte sich schon früh um studentische und akademische Mitglieder, die ihr auch zuströmten. [[1926]] hatte sie dazu den [[Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund|Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund]] (NSDStB) gegründet. Dieser organisierte seine Mitglieder in örtlichen "[[Kameradschaft (Studentenverbindung)|Kameradschaften]]" und strebte ihre Kasernierung in einem jeweils zu schaffenden „Kameradschaftshaus“ an. Dieses Ziel wurde nun auf alle Studenten übertragen.
{{Zitat
Traditionelle Organisationsformen wurden als „reaktionär“, „spießig“ und „ewiggestrig“ denunziert.
|Text=Die ganz überwiegende Zahl der Mitgliedsburschenschaften unterhält keine Kontakte zu Rechtsextremisten. Aus Auftritten rechtsextremistischer Referenten auf einzelnen Häusern von Burschenschaften des Dachverbandes ‚Deutsche Burschenschaft‘ (DB) kann nicht auf eine inhaltliche Nähe des Dachverbandes zum Rechtsextremismus geschlossen werden.}}
Im Jahr 2011 sorgte ein auf dem [[Burschentag]] der [[Deutsche Burschenschaft|Deutschen Burschenschaft]] eingebrachter Antrag für große mediale Aufmerksamkeit, der den Ausschluss der Burschenschaft Hansea Mannheim forderte, weil diese einen chinesischstämmigen Deutschen als Mitglied aufgenommen hatte. Der Antrag wurde nicht verhandelt. Aufgrund der stärker werdenden rechten Tendenzen in der Deutschen Burschenschaft traten in den folgenden Jahren über 40 Burschenschaften aus dem Dachverband aus.
Die [[Nürnberger Rassengesetze]] wurden in manchen bis dahin noch bestehenden Verbindungen rigoros durchgesetzt. Die Verwandtschafts- und Abstammungsverhältnisse wurden per Fragebogen abgefragt. Jede Verbindung musste außer Juden auch alle „jüdisch versippten“ Nichtjuden, mit „Halb-“ und „Vierteljüdinnen“ verheiratete Mitglieder ausschließen und darüber Vollzug melden. Zuwiderhandlungen führten zur Einstufung als „nicht-arische Organisation“, der kein Student angehören durfte.
Im Februar 2013 zitierte die [[Allgemeine Zeitung (Mainz)|Allgemeine Zeitung]] aus Mainz den verbindungskritischen Autor Stephan Peters, der auf einer Veranstaltung über Studentenverbindungen im Allgemeinen sowie Burschenschaften im Speziellen referierte und dabei auf die Komplexität des Themas verwies:<ref>[http://web.archive.org/web/20160512173652/http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/nachrichten-mainz/dr-stephan-peters-spricht-ueber-burschenschaften_12813617.htm http://www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/meldungen/12813617.htm] ([[Web-Archivierung#Begrifflichkeiten|Memento]] vom 12. Mai 2016 im ''[[Internet Archive]]'')</ref>
Betroffene Verbindungen versuchten es mit Anträgen auf Ausnahmeregelungen und Verzögerungstaktik. Viele der betroffenen Alten Herren traten freiwillig aus, um der eigenen Verbindung nicht zu schaden. Aber die Convente akzeptierten das oft nicht, so dass ihnen nur noch die freiwillige Einstellung des Aktivenbetriebes (Suspension) übrig blieb.
{{Zitat|Text=Das Problem an der Debatte, laut Peters, sei, dass nicht genug differenziert würde. Er erklärt, dass es einen Unterschied zwischen rechtsextremen Burschenschaften, studentischen Verbindungen und Corps gebe, die alle in der öffentlichen Meinung in einen Topf geworfen würden. Corps etwa legten großen Wert auf Toleranz und hielten sich politisch neutral, im Gegensatz zu den Burschenschaften.}}
Hier zeigte sich das Konfliktpotential zwischen traditionellen Verbindungsstrukturen und der nationalsozialistischen Ideologie. Es gab eine Reihe von Konfliktpunkten:
Eine Ursache dafür, dass sich in Burschenschaften und anderen schlagenden Studierendenverbindungen mit höherer Wahrscheinlichkeit Anfälligkeit für rechtsextreme Ideologie oder Elementen davon fänden, sieht die Politikwissenschaftlerin Alexandra Kurth in der dort praktizierten „Erziehung zur Härte, eine[r] Erziehung zur Gleichgültigkeit gegen den Schmerz, eine[r] Erziehung zu Empathielosigkeit“.<ref>{{Literatur |Autor=Alexandra Kurth |Titel=Expertise zum Thema: Aktivitäten rechter/rechtsextremer Gruppierungen im Bereich politische Bildung mit besonderem Fokus auf die Burschenschaften der Deutschen Burschenschaft (DB) |Hrsg=[[Deutsches Jugendinstitut]] |Ort=München |Datum=2020 |ISBN=978-3-86379-384-5 |Online=https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs2021/KJB_Kurth_Exp16KJB_20042021.pdf |Abruf=2021-05-09}}</ref>
=== Unvereinbarkeitsbeschlüsse der SPD ===
*'''Demokratieprinzip''': Trotz der seit [[1871]] allgemein konservativen Ausrichtung verankerten die [[Convent]]e die demokratische Unabhängigkeit ihrer Entscheidungen in den Verbindungen. Das widersprach dem [[Führerprinzip]], das die Nationalsozialisten nun durchsetzten.
Am 25. Juni 1954 beschloss die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] auf ihrem Berliner Parteitag, dass die Mitgliedschaft in akademischen Studentenverbindungen, die dem [[Convent Deutscher Korporationsverbände]] angehören, [[Unvereinbarkeitsbeschluss|unvereinbar]] mit der Mitgliedschaft in der SPD sei.<ref>[http://library.fes.de/fulltext/bibliothek/chronik/band3/e235g710.html Digitale Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung: ''Chronik der deutschen Sozialdemokratie'']</ref> 1967 beschloss der Parteivorstand der SPD nach Gesprächen mit studentischen Verbänden, diese Unvereinbarkeit wieder aufzuheben.
Vor allem die [[Jusos|Jungsozialisten]] hielten jedoch an der Distanz zu den Verbindungen fest; ihre Hochschulgruppen schlossen Verbindungsmitglieder aus ihren Reihen aus. Im Bundestagswahlkampf 2005 kritisierten sie Auftritte prominenter Parteimitglieder wie [[Friedhelm Farthmann]] und [[Egon Bahr]] bei Veranstaltungen von Verbindungen:
*'''Lebensbundprinzip''': Obwohl die meisten Verbindungen schon seit [[1880]] keine Juden mehr als Neumitglieder aufgenommen hatten, blieben ihnen viele "[[Alte Herren]]" jüdischer Herkunft verbunden. Das kollidierte nun mit dem „Arierprinzip“, das die Nationalsozialisten auf alle Alten Herren ausdehnten.
{{Zitat
|Text=Burschenschaften behandeln Menschen ungleich, Frauen werden oft wegen ihres Geschlechts strukturell benachteiligt. Für viele Burschenschaften sind rassische Kriterien, Nationalität, sexuelle Orientierung, Religion oder die Wehrdienstverweigerung Ausschlusskriterien für eine Aufnahme. […] Wir halten es für nicht akzeptabel, wenn Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten durch Reden vor Burschenschaften daran mitwirken, dass Burschenschaften an Einfluss gewinnen und ihr elitäres und undemokratisches Weltbild salonfähig wird.}}
Der Bundesparteitag der SPD in Karlsruhe beauftragte den Parteivorstand am 16. November 2005, zu prüfen, ob die „Mitgliedschaft in einer studentischen Burschenschaft oder in einem Corps“ grundsätzlich für unvereinbar mit der Mitgliedschaft in der SPD erklärt werden könne.<ref>[http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,385331,00.html Jochen Leffers: ''Burschenschafter sollen draußen bleiben'', Der Spiegel, 16. November 2005.]</ref> Am 27. März 2006 beschlossen Präsidium und Vorstand der SPD, dass die Mitgliedschaft in einer Burschenschaft der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) nicht mit einer SPD-Mitgliedschaft vereinbar sei. Der Parteirat der Bundes-SPD stimmte diesem Beschluss am 24. April zu.
Im Juni 2007 wurde der Ausschluss eines Burschenschafters aufgrund dieses Beschlusses vom Landgericht Berlin aufgehoben, da das vom Parteiengesetz vorgesehene Verfahren nicht eingehalten wurde.<ref>[https://web.archive.org/web/20070927020238/http://www.akademische-freiheit.de/Inhalt/parteiaus.html www.akademische-freiheit.de Parteiausschluss]</ref><ref>{{Literatur |Autor=Jan Bielicki |Titel=Prozess um rechtsextremes Mitglied – „Wir wollen ihn los sein“ |Sammelwerk=Süddeutsche Zeitung |Ort=München |Datum=2010-05-17 |Online=[https://www.sueddeutsche.de/muenchen/prozess-um-rechtsextremes-mitglied-wir-wollen-ihn-los-sein-1.872571 online] |Abruf=2015-11-25}}</ref> Im Juni 2006 gründeten korporierte Sozialdemokraten den [[Lassalle-Kreis]] mit dem Ziel, positiv auf das Verständnis zwischen Partei und Verbindungen einzuwirken. Am 23. Juni 2014 beschloss der SPD-Parteivorstand, dass auch die Mitgliedschaft in einer Burschenschaft der Deutschen Burschenschaft (DB) unvereinbar mit einer SPD-Mitgliedschaft sei.<ref>Welt.de: ''[https://www.welt.de/newsticker/news2/article129383185/SPD-grenzt-sich-von-Burschenschaftern-ab.html SPD grenzt sich von Burschenschaftern ab.]'' 23. Juni 2014.</ref>
*'''Studentischer Ehrbegriff''': Die uralte Tradition, dass jeder Student die eigene Würde zu wahren und die eines jeden anderen zu achten habe, hätte verlangt, die Ehre anderer, vor allem der Juden, als gleichwertig zu schützen und gegen staatliche oder sonstige Angriffe zu verteidigen. Das geschah jedoch nur sehr selten. Der individuelle Ehrbegriff wurde nun ganz der „Treue zum deutschen Volk“ untergeordnet: Ehrenhaft war, was dem Volk nützt, und was das war, bestimmte allein die NSDAP. Aus der Verpflichtung zur individuellen Gewissensentscheidung wurde der [[Kadavergehorsam]].
*'''[[Couleur]] und Brauchtum''': Als autonome Vereine hatten die Verbindungen im Rahmen des Patriotismus eine große Vielfalt an kulturellen Ausdrucksformen gepflegt und zugelassen. Sie dienten der elitären Abgrenzung der gebildeten Oberschicht vom Rest des Volkes. Das lehnten die Nationalsozialisten ab. Sie verlangten stattdessen die völlige Eingliederung. Studenten hatten möglichst Kameradschaftsuniform zu tragen. Das Ideal war der einheitliche „Volksgenosse“.
=== Gewalt gegen Studentenverbindungen ===
*'''Lebensfreude''': Das Ausleben jugendlicher Lebensfreude in traditionellen außeruniversitären Freizeitaktivitäten widersprach nun ebenfalls der Verpflichtung gegenüber der „Volksgemeinschaft“. Die Nationalsozialisten füllten die Freizeit der Studenten mit [[Wehrsport]] und ideologischer Schulung aus. Sie eigneten sich viele ihrer Traditionen an wie Turner-, Gesangs- und Wandervereine. Mit dem Motto "Kraft durch Freude" griffen sie deren Ideen auf und pervertierten sie.
{{Veraltet| seit=2011}}
{{Mehrere Bilder
|align = right
|Richtung = horizontal
|Fußzeile = [[Vandalismus]]: Gründungstafel der [[Wiener akademische Burschenschaft Teutonia|Burschenschaft Teutonia Wien]] und Verbindungshaus der Burschenschaft Hannovera Göttingen nach Farbbeutelanschlägen
|Breite = 175
|Bild1 = FarbbeutelBurschenschaftTafel.JPG
|Bild2 = Burschenschaft Hannovera Göttingen.jpg}}
Historisch sind gewaltsame Auseinandersetzungen unter Studenten wie auch insbesondere mit Handwerkern und anderen Gruppierungen belegt und mit einer der Gründe für das Privileg des Waffentragens. Der Umgang mit sowie der Einsatz von handgreiflicher Gewalt ist seit den 1950er Jahren deutlich tabuisiert. Der relative Anteil der Verbindungsstudenten an der Studentenschaft ist deutlich gesunken.
Zu Beginn der 2010er Jahre wurden Anfeindungen und gewaltsame Ausschreitungen gegenüber Verbindungsstudenten vermehrt öffentlich bekannt gemacht und thematisiert. Dabei sind teilweise erhebliche Gewalttaten gegen Menschen und Gegenstände wie auch systematische Störungen öffentlicher Veranstaltungen in Couleur anzutreffen.<ref>''Geschlagene Verbindung.'' In: [[Süddeutsche Zeitung]], Druckausgabe des 22. Januar 2011. {{Webarchiv |url=http://www.corpsstudenten.eu/2011/01/22/geschlagene-verbindung/ |text=Digital abrufbar |wayback=20131216134953}}</ref><ref name="VS NI 2011">{{Webarchiv |url=http://cms2.niedersachsen.de/download/66961/Verfassungsschutzbericht_2011_Unbebilderte_Pressefassung.pdf |text=Verfassungsschutzbericht 2011 des Niedersächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz |wayback=20140731211803}} (PDF; 3,1 MB), S. 175, 180, 186f. und 190.</ref><ref>''[https://www.welt.de/politik/deutschland/article116428787/Linksextreme-machen-Jagd-auf-Burschenschafter.html Linksextreme machen Jagd auf Burschenschafter].'' In: ''[[Die Welt]].'' 22. Mai 2013.</ref><ref>''{{Internetquelle |url=https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/4030329/Graz_Verbindungsstudent-brutal-niedergeschlagen |titel=Verbindungsstudent brutal niedergeschlagen |hrsg=[[Kleine Zeitung]] |datum=2013-03-04 |abruf=2020-05-24}}''</ref> In einigen Universitätsstädten waren Verbindungshäuser Ziel von Vandalismus, wurden zum Beispiel mit [[Farbbeutel]]n und Steinen beworfen oder in Brand zu setzen versucht.<ref name="Gewalt gegen Korporationen">{{Webarchiv |url=http://www.akademikerverbaende.de/files/110128_pm_cda_gewalt_gegen_korporationen.pdf |text=Pressemitteilung des CDA: ''Gewalt gegen Korporationen'' |wayback=20110927063624}} (PDF; 19 kB)</ref><ref>Gießener Allgemeine: {{Webarchiv |url=http://www.giessener-allgemeine.de/Home/Stadt/Uebersicht/Artikel,-Polizei-sucht-Zeugen-von-Randale-in-Licher-Strasse-_arid,274637_regid,1_puid,1_pageid,113.html |text=''Polizei sucht Zeugen von Randale in Licher Straße'' |wayback=20150924040802}}, 20. Juli 2011.</ref><ref>Frankfurter Rundschau: [https://www.fr.de/rhein-main/polizei-org27586/anschlag-burschenschaft-11403116.html ''Anschlag auf Burschenschaft''], 16. Juni 2011.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/linke-parolen-am-germania-haus-art-6229686 |titel=Würzburg. Linke Parolen am Germania-Haus |werk=Mainpost |datum=2011-07-08 |sprache=de |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210805124817/https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/linke-parolen-am-germania-haus-art-6229686 |archiv-datum=2021-08-05 |abruf=2024-01-14}}</ref><ref name="VS NI 2011" /> Zusammenkünfte von Verbindungsstudenten in der Öffentlichkeit mussten teilweise von der Polizei geschützt werden.<ref>''[https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttgart-untertuerkheim-demo-gegen-die-burschenschaften-in-untertuerkheim.b91e2079-bebc-4988-b6f4-3c7a9f2c7d35.html Demo gegen die Burschenschaften in Untertürkheim].'' In: ''[[Stuttgarter Nachrichten]].'' 24. November 2011.</ref><ref>''[https://www.np-coburg.de/inhalt.coburg-coburger-convent-polizei-zieht-positive-bilanz.3ec2d14c-3e28-47c2-9e7e-939ac5a6ed50.html Coburger Convent: Polizei zieht positive Bilanz].'' In: ''[[Coburger Neue Presse]].'' 14. Juni 2011.</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Birgit Schellbach |url=https://www.thueringer-allgemeine.de/politik/article218411019/Protest-zum-Burschentag-in-Eisenach-angekuendigt.html |titel=Protest zum Burschentag in Eisenach angekündigt |werk=Thüringer Allgemeine |datum=2011-06-15 |sprache=de |abruf=2024-01-14}}</ref> Eine kurzfristig abgesagte ''Fuxentaufe'' der [[Burschenschaft Hannovera Göttingen|Göttinger Burschenschaft Hannovera]] am Himmelfahrtstag 2011 hätte unter Polizeischutz gestellt werden sollen, nachdem Hinweise auf gewaltbereite Gegendemonstrationen vorlagen.<ref>Hessische/Niedersächsische Allgemeine: [https://www.hna.de/lokales/witzenhausen/fuxentaufe-unter-polizeischutz-1269014.html ''Fuxentaufe unter Polizeischutz''] (2. Juni 2011)</ref> Beim Marburger [[Marktfrühschoppen]] kam es jahrelang zu Störungen der Veranstaltung.
Um den Konflikt zwischen dem Interesse an den Studenten und der Ablehnung ihrer Werte zu überbrücken, verfolgten die [[Nazi]]s eine Strategie von „Zuckerbrot und Peitsche“: Botmäßigkeit wurde belohnt, Verzögerungstaktik bestraft.
Im Januar 2011 präsentierte der [[Convent Deutscher Akademikerverbände]] (CDA) bei einer [[Pressekonferenz]] in Frankfurt erstmals eine eigene Statistik, die Gewalt gegen Studentenverbindungen thematisierte. Diese nannte für das Jahr 2010 in Deutschland und Österreich „über 100 Straftaten gegen Mitglieder von Studentenverbindungen sowie gegen deren Eigentum“.<ref name="Gewalt gegen Korporationen" /><ref name="HNA_Blinde_Wut">{{Internetquelle |url=http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-goettingen/goettingen/blinde-gegen-rechts-1124403.html |titel=Linksextreme Gewalt in Göttingen: Blinde Wut gegen Rechts |titelerg=Akademikerverbände: Burschenschafter werden zunehmend Opfer von Übergriffen |datum=15.02.11 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20110914102624/http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-goettingen/goettingen/blinde-gegen-rechts-1124403.html |archiv-datum=2011-09-14 |abruf=2013-02-02 |zitat=Der CDA hätte für 2010 über 100 Straftaten gegen Studentenverbindungen gezählt, […]}}</ref> In den meisten Fällen handelte es sich um Vandalismus, es habe aber auch zehn Fälle von [[Schwere Körperverletzung (Deutschland)|schwerer Körperverletzung]] und fünf schwere [[Brandstiftung]]en an Verbindungshäusern und Autos gegeben.<ref name="Gewalt gegen Korporationen" /><ref name="HNA_Blinde_Wut" /><ref name="FAZ Gewalt">Frankfurter Allgemeine Zeitung: ''Gewalt gegen Studentenverbindungen beklagt – Verband erhebt Vorwürfe gegen Polizei'' / ''Union: Unversehrtheit der Korporationen schützen'', in [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]], 22. Januar 2011, Nr. 18, S. 4 [https://fazarchiv.faz.net/?q=Gewalt+gegen+Studentenverbindungen&search_in=TI&timePeriod=timeFilter&submitSearch=Suchen&sext=0&dosearch=new#hitlist faz-archiv.de]</ref> Der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Göttingen bestätigte gegenüber der [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine|HNA]], es würde etwa einen Vorfall pro Monat geben.<ref name="HNA_Blinde_Wut" /> Laut dem Vorsitzenden des Convents Joachim Schön würden „zum Teil nur widerwillig“ Strafanzeigen bei der Polizei aufgenommen.<ref name="FAZ Gewalt" /> In der Statistik des CDA für das Folgejahr wird eine Zunahme der Gewalttaten angegeben, insbesondere bei Brandstiftungen, deren Zahl von fünf im Jahr 2010 auf 13 im Jahr 2011 gestiegen sei.<ref>Convent Deutscher Akademikerverbände: {{Webarchiv |url=http://www.akademikerverbaende.de/files/cda_pm_31052012.pdf |text=Pressemitteilung ''Studentenverbindungen beklagen steigende linksextreme Gewalt'' |wayback=20140202112310}} (31. Mai 2012; PDF; 32 kB).</ref>
Die Verbindungen reagierten darauf unterschiedlich. Einige Dachverbände sahen ihre Aufgabe mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten als erfüllt an und lösten sich auf, sei es freiwillig oder wegen des Drucks der Regierung. Andere versuchten, zu "überwintern" und passten sich äußerlich an.
Sie wollten sich nicht auflösen, sondern ihre Werte und Traditionen für spätere Generationen bewahren. Sie hofften, dass Hitlers Herrschaft nur kurzlebig sei und gingen daher viele Kompromisse ein. Einige wenige verteidigten ihre Binnenstrukturen offensiv.
Bei einer Pressekonferenz zur Bilanz des österreichischen [[Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung|Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung]] (BVT) für den Beobachtungszeitraum 2010 erklärte [[Peter Gridling]], der Direktor des BVT, Korporationen würden bei sogenannten „Burschenschaft-Safaris“ und „Run-Ins“ politischer Gegner ganz gezielt bei internen Veranstaltungen gestört und provoziert. Dabei komme es regelmäßig zu Gewaltanwendungen hauptsächlich gegenüber einschreitenden Polizisten.<ref>[[Die Presse]], 5. August 2011: [https://www.diepresse.com/683889/extremismus-deutlich-mehr-anzeigen Extremismus: Deutlich mehr Anzeigen]</ref>
Doch die Gleichschaltung wurde langsam aber sicher durchgesetzt. Zwischen [[1934]] und [[1936]] hatten sich die Studentenverbindungen entweder selbst aufgelöst oder waren zwangsaufgelöst worden. Die Altherrenverbände existierten noch bis etwa [[1938]]. Da die Nationalsozialisten die Alten Herren zur Finanzierung der Kameradschaften brauchten, tarnten sich viele Verbindungen als Kameradschaften, um so trotz strengen Verbots möglichst viele alte Werte und Sitten heimlich weiter zu vermitteln. Danach waren praktisch alle Studenten Mitglieder in den nun zahlreich gegründeten [[Kameradschaft (Studentenverbindung)|Kameradschaften]]. Diese übernahmen nun auch die Häuser der Studentenverbindungen.
[[Bild:Rfss.png|thumb|200px|Verbot der Korporationsverbände durch den RFSS [[Heinrich Himmler|H. Himmler]]]]
== Forschung ==
Im Krieg seit [[1939]] ließ die Überwachung der Universitäten nach. Dort studierten fast nur noch verwundete Kriegsheimkehrer. So konnten sich lokal einige Verbindungen heimlich neugründen, Veranstaltungen in [[Couleur]] abhalten und sogar [[Mensur (Studentenverbindung)|Mensuren]] fechten. [[1944]] planten Kösener Corpsstudenten aus Leipzig, Würzburg, Tübingen und Bonn sogar, ihren Dachverband wieder zu gründen und feierten in Couleur eine [[Kneipe (Studentenverbindung)|Kneipe]] auf der [[Rudelsburg]], dem traditionellen Treffpunkt des Verbandes. Doch der dazu nötige Schriftverkehr fiel auf. Die [[Gestapo]] strengte ein Ermittlungsverfahren wegen „Gründung neuer Parteien und Hochverrat“ an. Die Ermittlungsakten wurden jedoch bei einem alliierten Bombenangriff in Berlin im Frühjahr [[1945]] vernichtet.
Die Studentengeschichte ist ein Forschungsgebiet der [[Universitätsgeschichte]] und beschäftigt sich mit der [[Kulturgeschichte|Kultur-]] und [[Sozialgeschichte]] der Studenten vom [[Mittelalter]] bis in die Gegenwart. Das Forschungsfeld war lange Zeit das Revier von [[Barfußhistoriker|Hobbyhistorikern]] aus dem Umfeld der Studentenverbindungen selbst. In jüngerer Zeit finden studentenhistorische Fragestellungen verstärktes Interesse im akademischen Diskurs.<ref name="Asche/Gerber">[[Matthias Asche]], Stefan Gerber: ''Neuzeitliche Universitätsgeschichte in Deutschland. Entwicklungslinien und Forschungsfelder.'' In: Helmut Neuhaus (Hrsg.): ''Archiv für Kulturgeschichte.'' 90. Band, Heft 1, 2008, S. 153–202, hier: S. 197.</ref> So insbesondere im [[Institut für Hochschulkunde]] in [[Würzburg]], wo auch einige Archive der Verbände untergebracht sind.
Eine Reihe von Verbindungsstudenten machten Karriere in Hitlers Partei und Staat. Andere beteiligten sich an Widerstandsversuchen. Sie gehörten zum inneren Führungskreis der Attentäter des [[20. Juli 1944]], zum [[Kreisauer Kreis]], zur [[Bekennende Kirche|Bekennenden Kirche]] oder starben als Einzelkämpfer in Gestapohaft.
Die Betrachtungen beziehen auch informelle Zusammenschlüsse im Gefolge etwa der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|politischen Wende in der DDR]] mit ein.<ref>Tobias Kaiser: Jenas Studierende im Umbruch von 1989/90 und danach. Zur Bedeutung der Studentengeschichte für die Universitätsgeschichte, oder: Was soll das Ganze?, in: Robert Gramsch/Tobias Kaiser (Hrsg.): ''Engagement und Ernüchterung. Jenaer Studenten 1988 bis 1995'', Jena 2009, S. 35–46.</ref>
Obwohl genaue Zahlen schwer zu ermitteln sind, ist davon auszugehen, dass einige zehntausend Verbindungsstudenten im Krieg fielen oder an Kriegsfolgen starben.
Im Wintersemester 2010/11 wie in den darauffolgenden Jahren fand an der [[TU Dresden]] unter dem Titel ''Füxe, Kneipen und Couleur – Studentenverbindungen in Vergangenheit und Gegenwart''<ref>Füxe, Kneipen und Couleur – Studentenverbindungen in Vergangenheit und Gegenwart (Hrsg.): ''von Ralf Prescher'', Essen 2011, 1. Bd., ISBN 978-3-939413-19-6.</ref> eine erste Ringvorlesung an einer deutschen Universität statt, die auf wissenschaftlichem Niveau der Thematik „Studentenverbindungen“ gewidmet war.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.gfsk-dresden.de/?q=node/17 |wayback=20141209030728 |text=zu Inhalten der Ringvorlesung in Dresden |archiv-bot=2024-05-18 12:56:07 InternetArchiveBot }}</ref>
Das zunehmende Interesse und verbesserte Analyseinstrumente an und für soziale Netzwerke schlagen sich ebenso in der Forschung zu den Verbindungen nieder. Beispiele umfassen die Geschichte des Maschinenbaus,<ref>[http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=2982 Workshop „Historische Netzwerkforschung“ Köln 2009] Tagungsbericht bei hsozkult zum Dissertationsprojekt zur deutschen Maschinenbauforschung zwischen 1920 und 1970.</ref> wo die Zugehörigkeit zu Studentenverbindungen oft die engsten Relationen der untersuchten Universitätsprofessoren wiedergibt, wie auch die Forschung zu den amerikanischen [[Fraternities und Sororities]].<ref>Nicholas L. Syrett: ''The Company He Keeps: A History of White College Fraternities''. 2011.</ref>
== Literatur ==
(Für weitere Details siehe [[Kameradschaft (Studentenverbindung)]])
* [[Martin Biastoch]]: ''Studenten und Universitäten im Kaiserreich – Ein Überblick.'' In: Marc Zirlewagen (Hrsg.): ''„Wir siegen oder fallen“. Deutsche Studenten im Ersten Weltkrieg''. Köln 2008, (= Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen 17), S. 11–24.
* Edwin A. Biedermann: ''Logen, Clubs und Bruderschaften.'' Droste, Düsseldorf 2004, 2. Auflage 2007, ISBN 3-7700-1184-8.
* [[Harm-Hinrich Brandt]], [[Matthias Stickler]]: ''Der Burschen Herrlichkeit – Geschichte und Gegenwart des studentischen Korporationswesens.'' Historia Academica, Band 36. Würzburg 1998, ISBN 3-930877-30-9.
* Jan Carstensen, Gefion Apel (Hrsg.): ''Schlagfertig! Studentenverbindungen im Kaiserreich. Reader und Ausstellungskatalog im Auftrage des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe zur Ausstellung im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold vom 15. August bis 31. Oktober 2006''. Detmold 2006, ISBN 3-926160-39-X, {{ISSN|1862-6939}}
* [[Ludwig Elm]], [[Dietrich Heither]], Gerhard Schäfer (sg.): ''Füxe, Burschen, Alte Herren – Studentische Korporationen vom Wartburgfest bis heute.'' Papyrossa, Köln 1993, ISBN 3-89438-050-0.
* [[Paulgerhard Gladen]]: ''Gaudeamus igitur – Die studentischen Verbindungen einst und jetzt.'' Callwey, München 1988, ISBN 3-7667-0912-7.
* [[Hans-Ernst Folz]]: ''Studentische Vereinigungen.'' In: Christian Flämig u. a. (Hrsg.): ''Handbuch des Wissenschaftsrechts.'' Springer, Berlin 1982, ISBN 978-3-642-96660-6, S. 658–676.
* [[Friedhelm Golücke]], Bernhard Grün, Christoph Vogel: ''[[Die Fuxenstunde]].'' Allgemeiner Teil. 4. Auflage. SH, 1996, ISBN 3-89498-010-9 (Hrsg.): Lothar Braun, Armin Gehlert und Bernhard Grün [[Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte]].
* Bernhard Grün, Christoph Vogel: ''[[Die Fuxenstunde]].'' Handbuch des Korporationsstudententums. Bad Buchau 2014, ISBN 978-3-925171-92-5.
* [[Michael Grüttner]]: ''Die Korporationen und der Nationalsozialismus.'' In: Harm-Hinrich Brandt, [[Matthias Stickler]] (Hrsg.): ''Der Burschen Herrlichkeit. Geschichte und Gegenwart des studentischen Korporationswesens'' (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg, Band 8), Würzburg 1998, ISBN 3-87717-781-6, S. 125–143.
* Diana Auth, Alexandra Kurth: ''Männerbündische Burschenherrlichkeit. Forschungslage und historischer Rückblick.'' In: [[Christoph Butterwegge]], [[Gudrun Hentges]] (Hrsg.): ''Alte und Neue Rechte an den Hochschulen.'' Agenda, Münster 1999, ISBN 3-89688-060-8.
* Dietrich Heither, Gerhard Schäfer: ''Studentenverbindungen zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus.'' In: Jens Mecklenburg (Hrsg.): ''Handbuch Deutscher Rechtsextremismus.'' Berlin 1996, ISBN 3-88520-585-8.
* [[Konrad Jarausch]]: ''Students, Society, and Politics. The Rise of Academic Illiberalism'', Princeton 1982.
* [[Peter Ferdinand Krause|Peter Krause]]: ''O alte Burschenherrlichkeit – Die Studenten und ihr Brauchtum.'' 5. Auflage. Graz 1997, ISBN 3-222-12478-7.
* Alexandra Kurth: ''Männer – Bünde – Rituale. Studentenverbindungen seit 1800.'' Campus, Frankfurt 2004, ISBN 3-593-37623-7.
* [[Hans Magenschab]]: ''Die geheimen Drahtzieher. Macht und Einfluss der Studentenverbindungen.'' Styria, Wien 2011, ISBN 978-3-222-13344-2.
* Silke Möller: ''Zwischen Wissenschaft und „Burschenherrlichkeit“. Studentische Sozialisation im deutschen Kaiserreich''. Frank Steiner, Stuttgart 2001, ISBN 3-515-07842-8.
* Robert Paschke: ''Studentenhistorisches Lexikon.'' GDS-Archiv für Hochschulgeschichte und Studentengeschichte, Beiheft 9. Köln 1999, ISBN 3-89498-072-9.
* Gerhard Richwien: ''Student sein, eine kleine Kulturgeschichte.'' Gemeinschaft für Deutsche Studentengeschichte (GDS), Kleine Schriften der GDS 15, SH, Köln 1998, ISBN 3-89498-049-4.
* Matthias Stickler: ''Universität als Lebensform? Überlegungen zur Selbststeuerung studentischer Sozialisation im langen 19. Jahrhundert.'' In: ''Die Berliner Universität im Kontext der deutschen Universitätslandschaft nach 1800, um 1860 und um 1910.'' (= Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien 76). Hg. von Rüdiger vom Bruch u. M. von Elisabeth Müller-Luckner. München 2010, ISBN 978-3-486-59710-3 ([https://www.historischeskolleg.de/fileadmin/pdf/kolloquien_pdf/Kolloquien76.pdf Digitalisat]), S. 149–186.
* Lisa Fetheringill Zwicker: ''Dueling Students. Conflict, Masculinity, and Politics in German Universities, 1890–1914.'' Ann Arbor: The University of Michigan Press 2011, ISBN 978-0-472-11757-4.
* [[Henner Huhle]]: ''Die Entwicklung des Fechtens an Deutschen Hochschulen'', Erstausgabe 1965.
* Henner Huhle: ''Die Entwicklung des Fechtens an deutschen Hochschulen: Ein Beitrag zur Geschichte der Schläger- und der Säbelmensuren (Historia Academica).'' Studentengeschichtliche Verlag des CC e. V.; 2., unveränderte Edition 1976, ISBN 978-3-930877-03-4.
* Detlef Frische (Hrsg.), Wolfgang Kümper (Hrsg.), Henner Huhle (Autor): ''Auf Mensur: Geschichte und Praxis des akademischen Fechtens (Historia Academica).'' 1976, ISBN 978-3-930877-53-9.
===DeutscheNachkriegszeit===
=== Verzeichnisse ===
* Ernst-Günter Glienke: ''[[Civis Academicus]] 2005–2006, Handbuch der deutschen, österreichischen und schweizerischen Korporationen und studentischen Vereinigungen an Universitäten und Hochschulen sowie Schülerverbindungen.'' Redaktion: Ernst Thomas. SH, 2004, ISBN 3-89498-149-0 (Hrsg.): ''[[Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte]]''. Detaillierte Liste (mit Kurzvorstellungen) aller existierenden Studentenverbindungen deutscher Prägung. Ein Eintrag im „Civis“ zählt teilweise in der sehr heterogenen Welt der Studentenverbindungen als Unterscheidungsmerkmal, ob eine Gesellschaft als Verbindung oder sonstiger Verein gelten kann.
* [[Christian Helfer]]: ''Kösener Brauch und Sitte.'' 2. Auflage. 1991, ISBN 3-9801475-2-5.
* Hartmut H. Jess: ''S. C. C. 2000 ([[Specimen Corporationum Cognitarum]]) – Das Lexikon der Verbindungen.'' CD-ROM, SH, 2000. Auf dieser CD-ROM sind die Daten von 12.000 Verbindungen und Vereinen zusammengestellt.
* [[Harald Lönnecker]]: ''„… der deutschen Studentenschaft und unserem Rechtsleben manchen Anstoß geben“ – Zwischen Verein und Verbindung, Selbsthilfeorganisation und Studienvereinigung. Juristische Zusammenschlüsse an deutschen Hochschulen ca. 1870–1918'' (= Rostocker Rechtsgeschichtliche Reihe, Band 13). [[Shaker Verlag]], Aachen 2013, IX u, ISBN 978-3-8440-2166-0.
=== Historische Werke ===
Ab etwa [[1947]] versuchten sich einige Studentenverbindungen in [[Bundesrepublik Deutschland|Westdeutschland]] und [[Österreich]] wiederzugründen. Bis [[1950]] hatten sie konkrete Formen angenommen. [[1953]] wurde die [[Mensur (Studentenverbindung)|Mensur]] für straffrei erklärt. Nun verlegten Verbindungen an Hochschulen der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]], von [[Kaliningrad|Königsberg]], [[Danzig]], [[Breslau]], [[Prag]] und [[Brünn]] ihren Standort nach Westdeutschland oder Österreich. Dabei fusionierten viele mit befreundeten Verbindungen, um ihre Ressourcen für den Wiederaufbau zu konzentrieren.
* Max Bauer: ''Sittengeschichte des deutschen Studententums.'' Dresden o. J. (um 1930)
* [[Michael Doeberl]], [[Otto Scheel]], [[Wilhelm Schlink (Physiker)|Wilhelm Schlink]], [[Hans Sperl]], [[Eduard Spranger]], Hans Bitter und Paul Frank (Hrsg.): ''Das Akademische Deutschland'', 4 Bände, 1 Registerband von Alfred Bienengräber. C. A. Weller Verlag, Berlin 1931.
* [[Richard Fick]]: ''Auf Deutschlands hohen Schulen.'' Berlin, Leipzig 1900.
* Friedhelm Golücke et al. i. A. der Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte: ''Auf Deutschlands Hohen Schulen.'' Fotomechanischer Nachdruck der Ausgabe Berlin 1900. SH, Köln 1997, ISBN 3-89498-042-7.
* Karl Konrad: ''Bilderkunde des deutschen Studentenwesens.'' 2. Auflage. Breslau 1931. Nachträge und Ergänzungen, Breslau 1935.
* Friedrich Schulze, Paul Ssymank: ''Das deutsche Studententum von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart.'' 4. Auflage. Verlag für Hochschulkunde, München 1932.
* [[Paul Ssymank]]: ''Bruder Studio in Karikatur und Satire.'' Stuttgart 1929.
{{Siehe auch|Geschichte der Studentenverbindungen#Literatur|titel1=Studentengeschichtliche Literatur}}
Die [[Baltische Studentenverbindung|baltischen Verbindungen]], die in [[Riga]] und [[Dorpat]], aber auch in [[Moskau]] oder [[St. Petersburg]] eine eigene Kultur entwickelt hatten, gründeten nach dem Krieg zwei neue Corps in Göttingen und Hamburg sowie eine nichtschlagende Verbindung in München.
== Weblinks ==
Nach und nach gaben viele Dachverbände auch Schuldeingeständnisse zu ihrem Verhalten im "Dritten Reich" ab: zunächst christlich orientierte Verbindungen wie der [[Schwarzburgbund]], die sich dabei an die Kirchen anlehnten.
* [https://studentenhistoriker.eu/ Arbeitskreis der Studentenhistoriker] Informationen zum Arbeitskreis und zur Studentengeschichte
== Einzelnachweise ==
[[Jüdische Studentenverbindung]]en haben sich bis heute nicht wieder gegründet.
<references responsive />
{{Lesenswert|11. Oktober 2005|9880931}}
[[Bild:Rudelsburg.jpg|thumb|right|320px|Die Burgen [[Rudelsburg]] (l.) und [[Burg Saaleck|Saaleck]]]]
{{Normdaten|TYP=s|GND=4058178-0}}
In der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] blieben Studentenverbindungen verboten. Erst seit [[1980]] gründeten sich an einigen Universitätsstandorten Studentenverbindungen neu, meist unter dem Deckmantel historischer oder Fechtvereine und unter strenger Beobachtung durch das [[Ministerium für Staatssicherheit]] (siehe [[Rudelsburger Allianz]]).
===[[Studentenbewegung|Die Studentenbewegung]]===
Der anhaltende Nachkriegsaufschwung und spätere Bildungsreformen gewährten ab [[1960]] allmählich mehr Kindern aus weniger privilegierten Schichten Zugang zu höherer Bildung. Ab [[1970]] wurden neue Universitäten und [[Gesamthochschule]]n gegründet, u.a. in Bochum, Salzburg und Linz in Österreich. Hier fanden neue Verbindungsangebote an interessierte Studenten ein fruchtbares, zum Teil aber auch ablehnendes Feld.
Denn mit der seit [[1965]] aufkommenden Studentenbewegung erwuchs den Verbindungen starke Konkurrenz. Diese war ein Teil des internationalen reformerischen Aufbruchs, der besonders [[1968]] von Berkeley (USA) über Paris, Berlin bis Prag reichte. Die deutsche "68-er"-Generation rebellierte gegen das Totschweigen der Verbrechen des "Dritten Reiches" durch die Elterngeneration und deckte die unaufgearbeiteten Verstrickungen erheblicher Teile der deutschen Wissenschaft in der Hitlerzeit auf. Der die Diskussion bestimmende Teil der damals Studierenden sah die gründliche Aufarbeitung und Abkehr von kompromittierten Traditionen, die das Dritte Reich vorbereitet hatten, als Voraussetzung für jeden weiteren wissenschaftlichen und sozialen Fortschritt an.
Der gesellschaftliche Umbruch reichte über die Universitäten hinaus: In der [[Bundesrepublik Deutschland]] begann die neu gebildete [[Sozialliberale Koalition]] eine Aussöhnungspolitik mit dem Osten und schuf damit wesentliche Voraussetzungen für die heutige deutsche Einheit. Die [[Sexuelle Revolution|sexuelle Revolution]], [[Dritte Welt|Dritte-Welt]]-Solidarität, [[Ökologie]]bewegung, [[Hausbesetzer]]bewegung, aber auch der [[Rote Armee Fraktion|RAF-Terrorismus]] waren nur einige Aspekte, die die tiefgreifende Veränderung des gesellschaftlichen Klima zeigten.
Daran hatten die konservativen deutschen Studentenverbindungen kaum Anteil. Das Vertreiben des "Muffs von 1000 Jahren unter den Talaren" betraf auch ihre Sitten und Gebräuche. Das empfanden viele als Angriff auf alle bestehenden Gesellschaftsstrukturen, gegen den sie ihre Traditionen umso mehr verteidigten. Aus diesem Beharrungsvermögen rührt ein Teil der heutigen Vorbehalte gegen studentische Verbindungen. Dabei geht es weniger um deren gemeinschaftsstiftende Elemente als um das Festhalten von als überholt empfundenen Formen, Ideen und damit einhergehenden politischen Positionen.
Die Studentenbewegung hat die universitäre Landschaft nachhaltig beeinflusst: Eine erweiterte Mitbestimmung - [[Drittelparität|Drittel-]] und [[Viertelparität]] - in den Universitätgremien der [[akademischen Selbstverwaltung]] eröffnete den Studenten eine Fülle an neuen politischen Aktionsmöglichkeiten. Auch sonst existiert heute an den Universitäten eine pluralistische Vielfalt von Vereinigungen. Darunter sind studentische [[Selbstverwaltung]]sorgane wie [[Allgemeiner Studentenausschuss|AStA]]-Referate für hochschul- und gesellschaftspolitische Fragen (z.B. Schwulenreferate, Ausländerreferate), politische [[Fachbereichsinitiative|Fachbereichsinitiativen]], Freizeiteinrichtungen, z.B. [[Studentencafé]]s, [[Entrepreneur]]-Vereine und [[Ausgründung|Ausgründungsinitiativen]] zur Karriere-Förderung. Studentische Dachverbände wie die [[fzs]] verstehen sich bewusst als Gegengewicht zu herkömmlichen Verbindungen, lehnen diese ab und bekämpfen sie offen.
Die Verbindungen mussten infolge dieser neuen Tatsachen zunächst einen relativ starken Rückgang des Anteils an Korporierten und der absoluten Mitgliedszahlen hinnehmen. Viele Verbindungen mussten sich vertagen. Einige, die bisher nur Männer aufnahmen, versuchten sich durch die Aufnahme von Studentinnen zu stabilisieren. Das gelang in einigen Fällen, in den meisten jedoch nicht. Die rückläufige Entwicklung kam erst ab [[1980]] zum Stillstand. Seit etwa [[1985]] ist wieder eine Zunahme an neuen Mitgliedern zu beobachten. Viele Verbindungen, die seit [[1970]] vertagt wurden, haben ihren Aktivenbetrieb wieder aufgenommen. Dabei steht meist die Traditionspflege im Vordergrund: Eine deutlich veränderte inhaltliche Ausrichtung ist eher selten zu beobachten.
===Die deutsche Einheit===
Nach der [[Wende]] von [[1989]] wurde es auch auf dem Gebiet der ehemaligen [[DDR]] wieder möglich, die Studentenverbindungen an den Universitäten neu zu beleben. Viele Verbindungen verlegten ihren Sitz aus dem Westen erneut an alte Heimatuniversitäten wie Jena, Leipzig, Halle, Rostock, Greifswald, Dresden, Freiberg und Tharandt. Es kam dabei zu Wiedergründungen und einigen Neugründungen. Teilweise wurden neue Universitätsstädte wie Potsdam und Frankfurt/Oder für Verbindungen erschlossen.
Studentenverbindungen im Gebiet der neuen Bundesländer haben damit zu kämpfen, dass ihre Tradition seit [[1933]], also seit über 70 Jahren, von den jeweils herrschenden politischen Systemen negativ belegt wurde. Auch fehlen die für das Verbindungsleben wichtigen Alten Herren im Umfeld einer Universitätsstadt.
=== Europäisierung und Globalisierung ===
Mittlerweile gibt es auch Bestrebungen auf europäischer Ebene mit Studentenverbindungen in anderen Ländern zusammen zu arbeiten. Ein Beispiel hierfür die der [[Europäischer Kartellverband|Europäische Kartellverband]], ein im Jahre [[1975]] gegründeter Zusammenschluss von katholischen Studentenverbindungen und -vereinen. Einen anderer Ansatz wurde mit dem im November [[2002]] in Würzburg abgehaltenen ersten [[Weltkorporationstag]] verfolgt. Es handelte sich dabei um ein Treffen von Studentenverbindungen aus aller Welt, der mit einer gemeinsamen Entschließung endete (Vgl.: [http://www.coburger-convent.de/dokumentation/texte/wktentschlieszung.html]).
Seit der Unabhängigkeit der baltischen Staaten hat sich auch eine rege Zusammenarbeit zwischen den deutsch-baltischen Verbindungen in Deutschland und den nach deutschem Vorbild gegründeten estnischen und lettischen Verbindungen in [[Dorpat]], [[Riga]] und [[Reval]] ergeben. Gemeinsame Veranstaltungen und Aktionen haben das Ziel, die Integration des Baltikums in die Europäische Union zu fördern.
Obwohl heute noch einige Verbindungen (vorwiegend Burschenschaften) aufgrund ihrer "Verbundenheit mit dem deutschen Volk" nur [[Deutsche|ethnische Deutsche]] als Mitglieder aufnehmen, haben die meisten Verbindungen - teilweise schon seit dem 19. Jahrhundert - ganz selbstverständlich auch ausländische Mitglieder. Aufgrund der Globalisierung nimmt der Trend natürlich zu. Heute gibt es "deutsche" Verbindungsstudenten nicht nur aus fast allen Ländern Europas und verschiedenen Teilen Amerikas, sondern auch aus Asien und Afrika.
== Äußere Erkennungszeichen ==
Aus der Geschichte waren die Erkennungszeichen (Zirkel - eine handwerkliche Tradition) und die Feiern besonders an die [[Freimaurer]] angelehnt.
Alle Studentenverbindungen haben eines oder mehrere der folgenden äußeren Erkennungszeichen.
=== Die Farben ===
''Hauptartikel'': [[Couleur]]
[[Bild:Studentenmütze.png|thumb|right|eine Penälermütze nach Vorbild einer [[Studentenmütze]]]]
Als ''farbentragend'' werden Studentenverbindungen bezeichnet, deren Mitglieder (zumindest bei offiziellen Veranstaltungen) ein Band und eine Kopfbedeckung ([[Studentenmütze]] auch Kopfcouleur genannt) in den Farben ihrer Verbindung ([[Couleur]]) tragen.
Daneben existieren seit [[1857]] sogenannte ''farbenführende'' Verbindungen, deren Mitglieder keine Couleur tragen. Die Farben dieser Verbindungen finden sich dann häufig in dem [[Couleur#Der Vollwichs|Wichs]] und in Couleurgegenständen wie z.B. den so genannten [[Couleur#Zipfel und Zipfelbund|Zipfeln]]. Manche nicht-farbentragende Verbindungen in Süddeutschland und in Österreicht tragen allerdings ein [[Couleur#Das Band|Band]] aber keine Studentenmütze.
Einige Studentenverbindungen tragen weder Farben, noch führen sie Farben. Diese Verbindungen werden als ''schwarze'' Verbindungen bezeichnet.
Der [[Zirkel (Studentenverbindung)|Zirkel]] ist eine [[monogramm]]artige Verschlingung von Buchstaben, gefolgt von einem [[Ausrufezeichen]] und enthält in der Regel die Anfangsbuchstaben des Verbindungsnamens und des [[Wahlspruch]]es der Verbindung. Oft finden sich auch (alternativ oder zusätzlich) die Anfangsbuchstaben von "libertas vita carior" (lvc), "vivat, crescat, floreat" (vcf) bzw. "vivat circulus fratrum (Verbindungsname)" im Zirkel.
=== Das Wappen ===
''Hauptartikel'': [[Studentenwappen]]
Das [[Studentenwappen]] ist eine nicht streng den [[Heraldik|heraldischen]] Regeln folgende Form der [[Wappen]] und kam um das Jahr [[1800]] in Gebrauch. Meist wird das Schild durch ein Kreuz in vier Felder geteilt. Beliebte Elemente sind die Farben der Verbindung, das [[Bundeszeichen]], der [[Zirkel (Studentenverbindung)]], Hinweise auf die Universitätsstadt, regionale heraldische Elemente sowie weitere Symbole für Freundschaft und Ewigkeit, die teils aus dem Freimaurertum, teils direkt aus der Antike übernommen wurden.
=== Die Fahne ===
Die meisten Studentenverbindungen haben eine Fahne in ihren Farben. Diese wird während des Semester am Korporationshaus gehißt. Daneben haben Studentenverbindungen oft noch eine Prunkfahne oder -standarte, die neben den Farben der Verbindung häufig das [[Studentenwappen|Wappen]], den Namen der Verbindung und den [[Wahlspruch]] aufweist.
==Gesellschaftliches Leben und Feiern==
Gesellschaftliche Veranstaltungen und Feiern aller Art sind seit jeher bei Studenten sehr beliebt. Weit entfernt von Eltern und Familie, ausgestattet mit einer mehr oder weniger großen Geldmenge und mit viel Zeit zur freien Verfügung konnte der Student schon immer seinen Lieblingsbeschäftigungen mehr Zeit einräumen, als das im Elternhaus der Fall gewesen wäre. Gastronomie war deshalb in Universitätsstädten schon immer ein wichtiger Erwerbszweig, der Verzehr alkoholischer Getränke eine tägliche Beschäftigung der meisten Studenten. Und da das Trinken nur in Gesellschaft richtig Spaß macht, bildeten sich im Laufe der Zeit auch speziell studentische Formen gesellschaftlicher Veranstaltungen, bei denen noch im frühen 19. Jahrhundert Essen, Trinken und Rauchen gleich wichtige Bestandteile bildeten. Traditionelle Bezeichnungen dafür sind [[Kneipe (Studentenverbindung)|Kneipe]] und [[Kommers]], aber auch heute in Vergessenheit geratene Begriffe wie "Hospicium" oder "Kränzchen".
Ursprünglich stellten studentische Veranstaltungen Verballhornungen von freimaurerischen und auch universitären Riten dar (die Kneipe entstand nach dem Bild der Vorlesung). Über die Zeit kamen so immer mehr Neuerungen in studentisches Brauchtum; als einige Landesfürsten den Alkoholgenuß verboten, konterten Studentenverbindungen mit Trinkzwang und Biercomment. Die Persiflierung von Riten machte dabei auch vor den Verbindungen selbst nicht halt; so entstand der "Bierjunge" als Verballhornung des studentischen Duells und der Mensur.
Einige dieser Formen haben sich bis heute weiterentwickelt und werden in zeitgemäßem Rahmen auch weiterhin gepflegt. So hat nahezu jede Verbindung alle oder mehrere der folgenden Veranstaltungen in ihrem [[Semesterprogramm]]:
* [[Kneipe (Studentenverbindung)|Kneipe]]: Dies ist eine traditionelle Feier, die in einem festgelegten Rahmen (Kneip-[[Comment]]) gestaltet wird. Es werden Reden gehalten und Lieder gesungen sowie meist Bier getrunken. Typischer Brauch auf einer Kneipe ist das Reiben eines [[Salamander (Ritual)|Schoppensalamanders]].
* [[Kommers]]: Dies ist die festliche und repräsentative Form der studentischen Kneipe. Kommerse finden typischerweise anlässlich von Stiftungsfesten, Stadt- oder Universitätsjubiläen statt. Auf Kommersen wird zu besonderen Anlässen ein "[[Landesvater (Studentenverbindung)|Landesvater]] gestochen", bei den meisten Verbindungen aber nur alle fünf Jahre einmal.
* [[Stiftungsfest]]: Dies ist die Feier aus Anlass des Jahrestages der Gründung einer Studentenverbindung. Gesellschaftlicher Höhepunkt eines Stiftungsfestes ist der Stiftungsfestball.
* Kongress/Verbandsfest: Dies ist die meist jährlich oder alle zwei Jahre stattfindende zentrale Veranstaltung eines [[Dachverband]]es mit Arbeitssitzungen ([[Kongress]]) und gesellschaftlichen Bestandteilen (meist als [[Kommers]]).
Darüber hinaus gibt es weitere Veranstaltungen, die primär auf die jeweiligen Schwerpunkte der Studentenverbindung ausgerichtet sind. So veranstalten Burschenschaften und wissenschaftliche Studentenverbindungen eine Reihe von wissenschaftlichen Abenden, musische Verbindungen Gesangsabende oder Konzerte, sportlich orientierte Verbindungen (wie Akademische Segelvereine oder Ruderverbindungen) sportliche Aktivitäten und christliche Studentenverbindungen religiöse Feiern. Natürlich kommen bei jungen Leuten auch moderne Formen zwangloser Feste nicht zu kurz. Das kann in kleinem, fast privaten Rahmen - natürlich meistens mit Damen - stattfinden, aber auch in größerem Stil. Mittlerweile ist es üblich, dass viele Verbindungen zumindest einmal im Jahr die studentische Öffentlichkeit zu einer großen Party einladen, die dann mit mehreren hundert Teilnehmern gefeiert wird. Das praktisch allen Verbindungen zumindest in Deutschland zu Verfügung stehende [[Korporationshaus]] eröffnet dabei umfangreiche gestalterische Möglichkeiten.
== Gesellschaftspolitisches Engagement ==
Obwohl viele Studentenverbindungen ihre Mitglieder zum bewussten und verantwortlichen politischen Denken ermutigen, werden sie als Organisation selbst nur indirekt politisch aktiv.
Ausnahmen sind die [[Burschenschaft]]en, die in der [[Deutsche Burschenschaft|Deutschen Burschenschaft]] und [[Neue Deutsche Burschenschaft|Neuen Deutschen Burschenschaft]] organisiert sind. Sie waren aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte schon immer politisch aktiv. Andere Verbände hingegen verneinen jede allgemeinpolitische Aktivität ihrer Mitgliedsverbindungen. So sind die beiden [[Corps]]-Verbände sowohl nach außen als auch bezüglich ihrer Mitglieder absolut neutral.
Der Begriff des [[Vaterland]]s spielt für einige Studentenverbindungen eine große Rolle. Seine historisch bedingte Bejahung vertreten neben vielen Burschenschaften auch die [[Verband der Vereine Deutscher Studenten|Vereine Deutscher Studenten]] in Deutschland und Österreich. Diese definieren "Vaterland" aber unterschiedlich. Einige nennen "Deutschland" eine kulturelle Einheit, die nicht mit den Grenzen der [[Bundesrepublik Deutschland]] identisch ist, sondern auch Österreich, teilweise sogar die Gebiete östlich der [[Oder-Neiße-Linie]] umfasst (siehe dazu [[Deutschland (Begriffsklärung)]], [[Großdeutschland]]).
Dementsprechend ist auch die Möglichkeit des Beitritts von Ausländern recht unterschiedlich geregelt. Die meisten Verbindungen nehmen Menschen jeder Staatsangehörigkeit auf. Manche machen die Mitgliedschaft von einer Verbundenheit zum Vaterland des jeweiligen Mitglieds abhängig. Einige verlangen die Zugehörigkeit zum [[Deutsche|deutschen Volk]], andere die [[Deutsche Staatsangehörigkeit|deutsche]] bzw. [[österreichische Staatsbürgerschaft]] von ihren Mitgliedern.
Tatsächlich sind heute Menschen aus praktisch allen Kontinenten Mitglieder in deutschen Studentenverbindungen: vor allem aus West-, Nord- und Osteuropa, den Mittelmeerländern, allen Teilen Amerikas, aber auch aus Afrika und Ostasien.
==Studentenverbindungen in Liechtenstein, Österreich und der Schweiz==
===Liechtenstein===
In [[Liechtenstein]] gibt es eine katholische (Ferial-)Verbindung, die
[http://www.rheinmark.li LAV Rheinmark], in der sich liechtensteinische Studenten zusammenfinden, wenn sie in den Ferien von ihrem Universitätsort in ihr Heimatland zurückkommen. In Liechtenstein selbst gibt es keine Universität.
===Österreich===
Die Studentenverbindungen in [[Österreich]] sind im Großen und Ganzen mit den Verbindungen in Deutschland vergleichbar. Die gesellschaftspolitische Relevanz ist (war) allerdings größer. So entstammen fast alle [[Bundeskanzler (Österreich)|Bundeskanzler]] der ersten Republik katholischen [[Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen|CV]]-Verbindungen. [[Engelbert Dollfuß]], Begründer der [[Austrofaschismus|austrofaschistischen]] Diktatur, war zum Zeitpunkt seiner Ermordung Philistersenior seiner Studentenverbindung KÖHV Franco Bavaria (Wien). Posthum wurde ihm von allen Verbindungen des [[Österreichischer Cartellverband|Österreichischen Cartellverbands]] (ÖCV) die Ehrenmitgliedschaft (Bandphilister h.c.) verliehen.
Die Verbindungen Österreichs sind politisch insgesamt deutlich konservativer als jene in Deutschland. Außerdem sind sie untereinander tief in katholische und schlagende Verbindungen gespalten. Gemeinsame Auftritte bei universitären oder allgemein gesellschaftlichen Veranstaltungen sind dort nach wie vor undenkbar. Die aggressive Ablehnung fand ihren traurigen Höhepunkt in der Ermordung eines katholischen [[Graz]]er Studenten Anfang des [[20. Jahrhundert]]s. Sie hat sich heute in ein "nicht einmal ignorieren" gewandelt.
Manche Korporationsverbände wie der Cartellverband oder der nicht-farbentragende [[Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine|Kartellverband]] koexistieren als deutsche und österreichische Verbände, weisen aber gemeinsame Wurzeln und teilweise sogar eine gemeinsame Geschichte auf. Partiell kann bei den schlagenden, nationalen österreichischen Verbindungen eine besondere Verbundenheit mit [[Deutschland (Begriffsklärung)|Deutschland]] festgestellt werden.
Ungewöhnlich ausgeprägt ist in Österreich das [[Schülerverbindung|Schülerkorporationswesen]]. Der größte Verband von Mittelschulverbindungen ist der [[Mittelschüler Kartell Verband]] (MKV). Österreichische Mittelschulverbindungen bezeichnen sich größtenteils auch als "Studentenverbindung".
===Schweiz===
Das Korporationswesen in der [[Schweiz]] ähnelt dem in [[Deutschland]] und [[Österreich]], allerdings mit einem Unterschied: Die drei großen Dachverbände "[[Schweizerischer Zofingerverein]] (Zofingia)", "[[Studentenverbindung Helvetia]]" und der "[[Schweizerischer Studentenverein]] (StV)", dem deutschen CV nahestehend, wurden von Anfang an als Dachverband gegründet und entstanden nicht aus Zusammenschlüssen einzelner Verbindungen. Daneben gehörten ihnen von Anfang an Verbindungen an Universitäten und [[Schülerverbindung]]en an. Letztere sind in der Schweiz weitaus häufiger anzutreffen als in Deutschland. Zudem waren alle drei Verbände ebenfalls von Anfang an politische Vereine (Siehe auch [http://www.schw-stv.ch Schweizerischer Studentenverein]).
(Für Studentenverbindungen in anderen Ländern siehe: [[Studentenverbindungen in nicht-deutschsprachigen Ländern]])
==Kritik am Verbindungswesen==
Studentenverbindungen werden in der Gesellschaft verschieden wahrgenommen. Ihre Traditionen sind diverser Kritik ausgesetzt und treffen zum Teil auf Ablehnung, sei es wegen ihrer Herkunft, sei es wegen ihres heutigen Erscheinungsbildes. Dabei geht es oft um besonders augenfällige Merkmale, die immer wieder Anstoß erregen. Einige seien hier kritisch erörtert.
===Kritik an Einzelmerkmalen===
===='''Das Verhältnis zu Frauen'''====
Obwohl viele Verbindungen seit den [[1970er|70er]] Jahren auch Frauen aufnehmen, sind Studentinnen in der korporierten Szene oft stark unterrepräsentiert. Der Anteil an reinen [[Damenverbindung]]en nimmt in letzter Zeit stetig zu. Dennoch ist der Frauenanteil in Verbindungen weiterhin sehr gering.
Sie werden deshalb von Kritikern als ausgrenzend und frauenfeindlich bezeichnet. Dies begründet sich zum Teil wegen verschiedenen besonders wahrgenommenen Verbindungstraditionen.
====Der '''aufstiegsfördernde Zusammenhalt'''====
Kritiker bezeichnen das Lebensbund-Prinzip von Studentenverbindungen oft als System von [[Seilschaft]]en. Statt eigener Leistung seien die dort aufgebauten Beziehungen maßgeblich für die spätere Karriere eines Mitglieds. Korporierte entgegnen, ohne erbrachte Leistung könne heute niemand mehr bestehen; und ohne von der Leistungsfähigkeit des Anderen überzeugt zu sein, könne es sich auch niemand erlauben, diesen in eine Position zu hieven. So dient die Gemeinschaft in Studentenverbindungen nur zum Kennenlernen und dem Aufbau von "Netzwerken", auf die man später zugreifen kann. Diese Funktion gibt es aber genauso im nichtakademischen Bereich, etwa in Vereinen, [[Gewerkschaft]]en, Parteien, da auch dort Kontakte geknüpft und langlebige Beziehungen zum gegenseitigen Vorteil aufgebaut werden können; die Ausrichtung von Studentenverbindungen gezielt auf Akademiker und damit die gewünschte Zielgruppe prädestinieren sie dabei besonders für diese Art des Aufbaus von Beziehungsnetzwerken. Aber neben den Studentenverbindungen bilden sich heute zunehmend wieder [[Studenteninitiative]]n, die das so genannte "Networking" ausdrücklich zum Ziel erklärt haben.
Doch Akademiker stellen auch nach eigenem Anspruch die geistige Elite des Volkes dar, so dass ihnen eine besondere Verantwortung für den wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt zukommt und von ihnen erwartet wird. Das universitäre Prinzip des freien Zugangs zum Wissen für alle weckt bei vielen Kritikern Misstrauen gegen jede Form der Abschottung, die als elitär aufgefasst wird. Auch dass die Bindung zwischen den Generationen die Abkehr vom Fehlverhalten Alter Herren erschwert oder verhindert, ist ein häufiger, nicht von der Hand zu weisender Kritikpunkt.
====Die '''hierarchische Struktur'''====
Die eingeschränkten Rechte und Pflichten der [[Fux|"Füchse"]] während ihrer Probezeit werden häufig als Zeichen einer hierarchischen, autoritären Struktur gesehen, die demokratischen Ansprüchen widerspreche.
Verbindungen verweisen dagegen auf das bürgerliche- und Vereinsrecht, das antidemokratische Strukturen nicht zulasse. Zwar seien Neumitglieder im Burschenconvent (BC) noch nicht zugelassen, hätten aber im Allgemeinen Convent (AC) volles Stimmrecht und entschieden dort über die meisten Interna mit. Sie stellen auch das Gleichheitsideal heraus, das etwa im Duzen der Bundesgeschwister zum Ausdruck komme.
Zudem übernehmen die Mitglieder direkt nach dieser Probezeit die Führungspositionen in der jeweiligen Verbindung und sind dabei auch älteren Mitgliedern gegenüber weisungsberechtigt. Das typische Merkmal einer hierarchischen Struktur - das langsame Anwachsen der eigenen Befugnisse - ist also nicht vorhanden.
====Die '''Ideale'''====
Viele politische Verbindungen und Burschenschaften vertreten seit ihren Anfängen einen bestimmten Wertekanon, der oft mit Dreiklängen wie „[[Prinzipien von Studentenverbindungen|Ehre, Freiheit, Vaterland]]“ oder - je nach Gewichtung und Rangfolge - „Freiheit, Ehre, Vaterland“ umschrieben wird.
Diese Werte werden heute weder als eindeutig empfunden noch allgemein geteilt. Sie sind seit dem ungeheuren Missbrauch des [[Nationalsozialismus|NS-Regimes]] für manche nicht mehr ungebrochen verwendbar. Gerade "Ehre" erscheint vielen vor dem geschichtlichen Hintergrund überholt, da sie auf einer Abgrenzung von anderen und dem Zusammenhalt und dem Wirken einer fragwürdigen Elite basiere. Hier wirkt die historische Herkunft aus der [[Aufklärung|voraufklärerischen]], adelig-ritterlichen "[[Satisfaktion]]" nach. Das betrifft vor allem schlagende, besonders in der [[Deutsche Burschenschaft|Deutschen Burschenschaft]] organisierte Verbindungen.
Kritiker übersehen oft, dass viele Verbindungen ihrerseits den Begriff einer besonderen "studentischen Ehre" ablehnen und Dreiklänge wie "Gott, Freiheit, Vaterland" (Schwarzburgbund) oder "Religion, Wissenschaft, Freundschaft" (KV) verwenden. Zu Mißverständnissen führt besonders, daß das Bekenntnis zum "[[Vaterland]]" von Seiten der Verbindungen heute das Eintreten für den Staat Bundesrepublik Deutschland mit seiner [[Freiheitlich-Demokratische Grundordnung|freiheitlichen und demokratischen Grundordnung]] bezeichnet. Daher ist für die Außenwahrnehmung nicht unerheblich, in welcher Weise Verbindungen ihre Werte aktiv vertreten.
====Der [[Nationalismus]]====
Der Begriff „Vaterland“ wird von einigen politisch aktiven Verbindungen, von denen viele Bünde der Deutschen Burschenschaft sind, völkisch, deutschnational, [[Revisionismus|revisionistisch]] bis fremdenfeindlich aufgefasst. Die Deutsche Burschenschaft bot in der Vergangenheit gelegentlich Anhängern von [[Großdeutschland|großdeutschen]] Positionen und nationalistischen Ideen ein Forum. Zusammen mit anderen Institutionen aus dem rechtsradikalen Spektrum wurden Veranstaltungen zu politisch zweifelhaften Themen organisiert.
Kritiker nehmen deshalb manchmal alle Verbindungen als konservativ bis reaktionär und nationalistisch mit fließenden Übergängen zum [[Rechtsradikalismus]] wahr. Die große Mehrheit der Korporierten lehnt radikale Tendenzen jedoch ab. Das breite Spektrum von Studentenverbindungen sieht sich überwiegend politisch neutral und betont seine Treue zum [[Grundgesetz]], die es aus dem [[Prinzipien von Studentenverbindungen|''Patria''-Prinzip]] ableitet.
Diese Kritiker werfen diesem Teil der Verbindungslandschaft aber vor, sich nicht ausreichend von verfassungswidrigen Tendenzen in den Reihen der Deutschen Burschenschaft abzugrenzen. Die politisch neutrale Selbsteinstellung überlasse politisch rechts exponierten Verbindungen die politische Außenwirkung. Außerdem werfen sie den Verbindungen der [[Deutsche Burschenschaft|Deutschen Burschenschaft]] vor, die betreffenden Burschenschaften weiterhin im eigenen Dachverband zu dulden.
===='''Verfassungswidrigkeit'''====
Vier Verbindungen innerhalb der [[Deutsche Burschenschaft|Deutschen Burschenschaft]] (DB) werden von den Landesämtern für [[Verfassungsschutz]] beobachtet: die "Danubia" München, "Teutonia" Regensburg, "Frankonia" Erlangen und "Germania" Hamburg.
Seit 2001 müssen Bewerber für den Staatsdienst in [[Bayern]] ihre Mitgliedschaft bei der [[Burschenschaft Danubia München]] offenbaren.
====Die '''Traditionspflege'''====
Viele Verbindungen passen ihre alten Strukturen, Rituale und Gepflogenheiten kaum der Aktualität an. Das sehen Kritiker oft als Bestätigung für das "ewiggestrige Gedankengut" der Korporierten. Doch diese möchten bewusst die oft über 100 Jahre alten Traditionen behalten und auf diese Weise ihre Identität wahren und pflegen. So konnten sich Studentenverbindungen nach den [[Karlsbader Beschlüsse]] oder dem [[Drittes Reich|"Dritten Reich"]] aus ihrer Tradition heraus wiedergründen. Selbst in der Zeit des SED-Regimes in der [[DDR]] nahmen Studenten zu den alten akademischen Traditionen Zuflucht, um der kommunistischen Einheitskultur zu entfliehen.
Dennoch trifft der [[Traditionalismus]] vieler Verbindungen auf Kritik, weil er ein veraltetes Weltbild kultiviere und sich nicht neuen gesellschaftlichen Herausforderungen stelle.
===='''Introvertiertheit'''====
Studentenverbindungen sind oft sehr stark mit den eigenen Belangen befasst und innenbezogen. Sie schotten sich gegenüber kritischen Einblicken von außen ab und stellen sich der Öffentlichkeit nicht genügend dar, so dass Außenstehende geradezu eingeladen werden, Vorurteile wie ein angebliches "[[Elite]]"-Denken zu bilden. Dies liegt auch an der relativ geringen Präsenz von Studentenverbindungen auf gesellschaftlich relevanten Kongressen, Aktionen und in den Medien außerhalb des eigenen Spektrums.
====Der '''Alkohol'''====
In der Zeit, in der Alkohol in einigen deutschen Staaten verboten war, gaben sich Studentenverbindungen eigene "Trinkordnungen", die teilweise bis heute fortbestehen. Das gemeinsame Trinken wird etwa auf [[Kneipe_(Studentenverbindung)|Kneipen]] oftmals als selbstverständlich erachtet. Vor allem Bier wird dort oft in großen Mengen konsumiert. Eine Trinkpflicht besteht jedoch im Prinzip nicht, wird von Beteiligten aber zuweilen als Gruppenzwang erfahren.
Progressivere Studentenverbindungen lassen heute aber durchaus alkoholfreie Getränke zu. Einige Verbindungen haben sich dem [[Mäßigkeit]]sprinzip verschrieben, das dem zügellosen Alkoholmissbrauch einen Riegel vorschieben soll.
== Weiterführende Informationen ==
=== Literatur ===
====Geschichte allgemein====
*Harm-Hinrich Brandt und Mathias Stickler: ''Der Burschen Herrlichkeit - Geschichte und Gegenwart des studentischen Korporationswesens'', Historia Academica Bd. 36, Würzburg, 1998, ISBN 3-930877-30-9
* Stefan Brüdermann, Ulrich Joost (Hrsg.): ''Der Göttinger Studentenauszug 1790. Handwerkerehre und akademische Freiheit'', Wallstein, Göttingen, 1991, ISBN 3-89244-020-4
*Michael Doeberl, Otto Scheel, Wilhelm Schlink, Hans Sperl, Eduard Spanger, Hans Bitter, Paul Frank, (Hrsg.): ''Das akademische Deutschland'', 4 Bände und ein Registerband, dieser bearbeitet von Alfred Bienengräber, Berlin, 1930–1931.
* Oskar Dolch: ''Geschichte des Deutschen Studententums - von der Gründung der deutschen Universitäten bis zu den deutschen Freiheitskriegen'', Photomechanischer Nachdruck der Ausgabe Brockhaus Leipzig, 1858 erschienen im Verlag für Sammler, Graz 1968.
* [[Fritz Elsas]]: ''Ein Demokrat im Widerstand. Zeugnisse eines Liberalen in der Weimarer Republik'', Hrsg. von [[Manfred Schmid]], Bleicher Verlag, 1999, ISBN 3-88350-664-8
*Paulgerhard Gladen: ''Gaudeamus igitur - Die studentischen Verbindungen einst und jetzt'', München, Callwey, 1988, ISBN 3-7667-0912-7
*Friedhelm Golücke et al. i. A. der Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte e.V.: ''Auf Deutschlands hohen Schulen'', Fotomechanischer Nachdruck der Ausgabe Berlin 1900, SH-Verlag, Köln, 1997, ISBN 3-89498-042-7
*Robert Paschke: ''Studentenhistorisches Lexikon'', GDS-Archiv für Hochschulgeschichte und Studentengeschichte, Beiheft 9, Köln, 1999, ISBN 3894980729
*Gerhard Richwien: ''Student sein, eine kleine Kulturgeschichte'', Gemeinschaft für Deutsche Studentengeschichte (GDS), Kleine Schriften der GDS 15, SH-Verlag, Köln, 1998, ISBN 3894980494
*Heinz-Joachim Toll: ''Akademische Gerichtsbarkeit und akademische Freiheit. Die sog. Demagogenverfolgung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel nach den Karlsbader Beschlüssen von 1819'', Karl Wachholtz Verlag Neumünster, 1979, Reihe Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins Band 73, ISBN 3-529-02173-3
====Geschichte einzelner Verbindungstypen====
*Rolf-Joachim Baum (Hrsg.): ''Wir wollen Männer, wir wollen Taten! - Deutsche Corpsstudenten 1848 bis heute'', Siedler-Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-88680-653-7
*Manfred Studier: ''Der Corpsstudent als Idealbild der Wilhelminischen Ära - Untersuchungen zum Zeitgeist 1888 bis 1914'', Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen, Band 3, Schernfeld 1990, ISBN 3-923621-68-X
====Brauchtum====
* Friedhelm Golücke, Bernhard Grün, Christoph Vogel: ''[[Die Fuxenstunde]]'', Allgemeiner Teil. 4., völlig überarbeitete Auflage, SH-Verlag, 1996, ISBN 3894980109 - Für Mitglieder einer Korporation gedachtes Ausbildungsbuch mit vielen Informationen zu Studentenverbindungen in Gegenwart und Geschichte, herausgegeben von der [[GDS]].
*Peter Krause: ''O alte Burschenherrlichkeit - Die Studenten und ihr Brauchtum'', 5. bearb. Auflage, Graz, 1997, ISBN 3222124787
*Raimund Lang: ''Ergo cantemus - Texte und Materialien zum Studentenlied'', GDS-Archiv für Hochschulgeschichte und Studentengeschichte, Beiheft 13, SH-Verlag, Köln, 2001, ISBN 3894981121
====Verzeichnisse====
* Ernst-Günter Glienke: ''[[Civis Academicus]] 2005-2006, Handbuch der deutschen, österreichichen und schweizerischen Korporationen und studentischen Vereinigungen an Universitäten und Hochschulen sowie Schülerverbindungen'', Redaktion: Ernst Thomas, SH-Verlag, 2004, ISBN 3894981490. - Detaillierte Liste (mit Kurzvorstellungen) aller existierenden Studentenverbindungen deutscher Prägung. Ein Eintrag im "Civis" zählt teilweise in der sehr heterogenen Welt der Studentenverbindungen als Unterscheidungsmerkmal, ob eine Gesellschaft als Verbindung oder sonstiger Verein gelten kann; herausgegeben von der [[GDS]].
*Hartmut H. Jess: ''S.C.C. 2000 ([[Specimen Corporationum Cognitarum]]) - Das Lexikon der Verbindungen'', CD-ROM, SH-Verlag, 2000. - Auf dieser CD-ROM sind die Daten von 12.000 Verbindungen und Vereinen zusammengestellt.
====Kritisches====
*Diana Auth, Alexandra Kurth: "Männerbündische Burschenherrlichkeit. Forschungslage und historischer Rückblick", in: Christoph Butterwegge / Gudrun Hentges (Hrsg.), ''Alte und Neue Rechte an den Hochschulen'', Agenda-Verlag, Münster, 1999, ISBN 3896880608
*Ludwig Elm, Dietrich Heither, Gerhard Schäfer (Hg.): ''Füxe Burschen Alte, Herren - Studentische Korporationen vom Wartburgfest bis heute'', Papyrossa-Verlag, Köln, 1993, ISBN 3-89438-050-0
*Dietrich Heither, Gerhard Schäfer: ''Studentenverbindungen zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus, in: Jens Mecklenburg (Hrsg.), Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin, 1996, ISBN 3885205858
====Belletristik====
*Walter Bloem: ''Der krasse Fuchs'', Roman, Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1911 mit einem Nachwort von Holger Zinn, SH-Verlag 2001, ISBN 3894981083
===Wikilinks ===
* [[Liste der Dachverbände von Studentenverbindungen]]
* [[Liste verbindungsstudentischer Begriffe]]
* [[Studentenverbindungen in nicht-deutschsprachigen Ländern]]
=== Weblinks ===
* [http://www.studentenhistoriker.de Arbeitskreis der Studentenhistoriker] Informationen zum Arbeitskreis und zur allgemeinen Studentengeschichte, Links und Meldungen
* [http://www.cousin.de/cousin/ Cousin: '''Cou'''leur'''s'''tudentische '''In'''formationen] Informations-Portal über Studentenverbindungen aller Art
* [http://www.eius.de/burschenschaft-bonn.de/material/presse01.htm «Es ist natürlich etwas anderes, wenn man weiß, der andere war auch aktiv»] Artikel von Peter Schmitt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung
* [http://www.gds-web.de Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte e.V.] Aktuelle Meldungen, Termine, Studenten-Kurier, Arbeitskreise und vieles mehr
* [http://www.tradition-mit-zukunft.de/ Tradition mit Zukunft] Plattform zur Förderung des couleurstudentischen Austauschs, unter anderem mit vielfach durchsuchbarem Verbindungs-/Dachverbandsverzeichnis
* [http://www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/cn/cn_artikel/cn/bm_morecontent/artpage/0/id/320/id/71179/fm/0/fl/0/bt/2/SH/0/depot/0/ Wohnen im Verbindungshaus: Die Bruderschaft] Artikel aus der Wirtschaftswoche; Verschiedene Sichtweisen zu Corps, Burschenschaften, ihren Villen und Traditionen
====Verbindungskritische Links====
*[http://www.fzs-online.org/article/64/de/ Linkliste des fzs zu verbindungskritischen Readern]
*[http://www.doew.at/thema/thema_alt/rechts/burschen/burschis.html "Zum deutschnationalen Korporationswesen in Österreich"] Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands
* [http://www.uni-stuttgart.de/hilaritas/NETZ/news.html Texte über Verbindungen] Unzensierte Sammlung der Stuttgarter Burschenschaft Hilaritas von online erschienenen Texten (1995-2001)
*[http://www.p-kw.de/ Arbeitskreis Konservatismus und Wissenschaft]
[[Kategorie:Studentenverbindung| ]]
[[Kategorie:Studentenverbindungen| ]]
[[en:Studentenverbindung]]
[[Kategorie:Vereinstyp]]
[[fr:Corporation (Université)]]
[[Kategorie:Studentengeschichte]]
[[nl:Studentenvereniging]]
[[Kategorie:Studium]]
[[pl:Korporacja akademicka]]
Aktuelle Version vom 27. Mai 2025, 19:02 Uhr
Landesvater der deutschen Studenten in Prag (1900)
Unter dem Begriff der Studentenverbindung oder Korporation wird im weitesten Sinne jede organisierte Form traditioneller studentischer Sozialisation verstanden, wie sie seit der frühen Neuzeit an europäischen Universitäten nachweisbar ist. Im engeren Sinne versteht man darunter einen im deutschen Sprachraum verbreiteten Verband von Studenten und Alumni einer Hochschule in Form einer Gesellschaft mit bruderschaftlichen und genossenschaftlichen Elementen, der Brauchtum und gewachsene Traditionen pflegt.[1][2] In Deutschland sind weniger als ein Prozent aller Studierenden Mitglied in einer Studentenverbindung.[3]
International bestehen heute über 1.600 Studentenverbindungen mit über 190.000 Mitgliedern nach deutschsprachigem Ursprung. In Deutschland gibt es insgesamt etwa 1000 Studentenverbindungen. Sie sind in rund 30 Korporationsverbänden organisiert und unterscheiden sich sehr stark voneinander.[4] Gemeinsame Merkmale der Verbindungen im deutschsprachigen Raum sind der Convent und der Lebensbund. Lediglich Studentenverbindungen pflegen sogenannte studentische Kneipen.[5]Traditionelle studentische Societäten außerhalb des deutschen Sprachraums pflegen teilweise ganz andere Traditionen. In Deutschland wurden Studentenverbindungen während der Zeit des Nationalsozialismus – teils freiwillig, teils unfreiwillig – gleichgeschaltet und größtenteils aufgelöst. Im Zuge der 68er-Bewegung erlitten Studentenverbindungen einen starken Ansehensverlust.
In Studentenverbindungen gestalten Studenten ihre Studienzeit in einer organisierten Gemeinschaft, der aktive wie nicht aktive Mitglieder lebenslang verbunden bleiben.[1] Zudem ist das Conventsprinzip, ein Organisationskonzept geprägt von Autonomie und basisdemokratischer Entscheidungsfindung, eine wichtige Gemeinsamkeit aller studentischen Korporationen.[6]
In Deutschland sind Studentenverbindungen in der Regel in der Rechtsform des nicht eingetragenen Vereins organisiert.[7] So gibt es etliche Studentenverbindungen, die vom Namen her zwar Vereine sind, trotzdem aber zu den Studentenverbindungen gezählt werden. Neben dem Lebensbundprinzip und dem Conventsprinzip ist auch das Vorhandensein von Comments – traditionellen Regelwerken für verschiedene Bereiche des Zusammenlebens – ein wichtiges Merkmal zur Unterscheidung zwischen Studentenverbindungen und -vereinen.
Ein Ziel des Lebensbundes ist es, Kontakte und Freundschaften zwischen den Generationen zu ermöglichen, die der Vernetzung dienen. Bei den meisten Verbindungen duzen sich alle Mitglieder unabhängig von ihrem Alter und beruflichen Status ohne besondere Vereinbarung von dem Moment an, in dem ein Student als „Fuchs“ der Verbindung beitritt. Studentische Verbindungen stellen ein äußerst einflussreiches und weit verzweigtes Netzwerk dar, welches es den
Mitgliedern ermöglichen soll, Unterstützung zu erfahren und beruflich schnell aufzusteigen. Das Lebensbundprinzip, d. h. die lebenslange Mitgliedschaft, trägt dabei maßgeblich dazu bei, dass solche Netzwerke von beständiger Dauer sind.[8]
Vor dem Erreichen des ersten akademischen Abschlusses sind studentische Mitglieder Teil der Aktivitas. Diese organisiert in der Regel im Rahmen ihres Semesterprogramms selbstverantwortlich Veranstaltungen: wissenschaftliche Weiterbildungen (Studium generale), Feste und Feiern, je nach Ausrichtung aber auch sportliche und musische Aktivitäten in der Freizeit, bzw. allgemein die Pflege des gesellschaftlichen Lebens, dazu gehört auch die Pflege von Studentenliedern.
Bei vielen traditionsorientierten Verbindungen ist das akademische Fechten, die Mensur, ein fester Bestandteil ihres Gemeinschaftslebens.[9] Diese schlagenden Verbindungen erwarten die Ausübung der Mensur entweder von jedem Mitglied (pflichtschlagend) oder stellen sie ihm frei (fakultativ schlagend). Die Mehrzahl der deutschen Verbindungen ist heutzutage nichtschlagend.
Nach dem Studium folgt die Philistrierung: Fortan ist man in der Korporiertensprache „Alter Herr“ oder „Alte oder Hohe Dame“ und gehört zu einer eigenen, von der Aktivitas verschiedenen, Organisationsstruktur: dem Philisterium. Dieses unterstützt aus seinen Mitgliedsbeiträgen unter anderem die Verbindung finanziell; es hat in der Regel die Rechtsform eines eingetragenen Vereins (e. V.).
Das Brauchtum vieler Verbindungen entstand oft vor dem 19. Jahrhundert und stammt großenteils aus einer besonderen studentischen Kultur und Lebensweise, die seit dem Mittelalter bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts für alle Studenten üblich war.[10] Ab etwa 1850 entwickelte sich daraus die Kultur der Studentenverbindungen, in der alte, in weiten Teilen der Studentenschaft vergessene ausgeprägte Traditionen konserviert wurden. Dazu gehört bei vielen Verbindungen das Tragen von Farben, dem sogenannten Couleur, in Form von Studentenmützen oder Bändern. Andere tragen diese nicht, sondern führen bei Zusammenkünften nur ihre farbigen Studentenwappen und Fahnen mit (farbenführend im Gegensatz zu farbentragend). Wieder andere verzichten selbst darauf (schwarze Verbindungen). Im frühen 20. Jahrhundert führte die Jugendbewegung zu Erneuerungsbestrebungen auch im Verbindungsleben.[11] Sprachliche Besonderheiten der Burschensprache haben teilweise auch den Weg in den Mainstream gefunden, manche sind bis heute auf den internen Gebrauch beschränkt. Die meisten Verbindungen nehmen traditionell nur Männer auf. 1899 wurden die ersten Damenverbindungen gegründet, die nach 1945 aber allesamt nicht wieder Fuß fassen konnten. Um das Jahr 1970 wurden die ersten bis dahin rein männlichen Verbindungen durch die Aufnahme von Frauen in „gemischte Verbindungen“ umgewandelt. Erst seit den 1980er Jahren gibt es auch wieder rein weibliche Studentenverbindungen; ihre Zahl hat seit 2000 stark zugenommen.[12]
Ihre weiteste Verbreitung fanden Studentenverbindungen zur Zeit des deutschen Kaiserreiches, wo in größeren Universitätsstädten wie Berlin 25 % aller Studenten, in kleinen Universitätsstädten wie Bonn bis zu 60 % aller Studenten in Verbindungen organisiert waren.[13]
Etwa 10 bis 15 % der deutschen Studentenverbindungen, vor allem Burschenschaften, halten auf ihren Häusern Veranstaltungen zur politischen Bildung ab. Im Mittelpunkt stehen hierbei vor allem Fragen der deutschen Einheit, des deutschen Volkstums, der deutschen Nation und der Freiheit. Bei österreichischen Verbindungen (hauptsächlich katholischen) wird über die Republik Österreich in der Europäischen Union diskutiert.
1984 gehörten in der Bundesrepublik Deutschland etwa 2 bis 3 % aller Studenten einer Verbindung an. Damals bezeichneten sich etwa 170.000 bis 200.000 studierende oder berufstätige Personen in Westdeutschland und Österreich als „Verbindungsstudenten“.[14] Die Hochschulorte mit den meisten aktiven Verbindungen in Deutschland sind München (84 Verbindungen), Berlin (63), Bonn (51), Göttingen (42) und Aachen (42), in Österreich sind das Wien (118), Graz (43) und Innsbruck (42), in der Schweiz Zürich (26), Genf (20) und St. Gallen (18).
All diese Verbindungsarten unterscheiden sich beträchtlich durch ihre Prinzipien, ihre Geschichte und spezifischen Gebräuche. Trotz der Vielfalt treten bestimmte Formen besonders häufig auf, die in der beigefügten Tabelle benannt sind. Diese enthält jedoch nicht alle Verbände und keine verbandsfreien Verbindungen. In der Liste der Korporationsverbände findet man ferner die erloschenen und heute noch aktiven Verbände und Dachverbände.
Von den 1880er Jahren bis 1933 (Deutsches Reich) bzw. 1938 (Österreich) existierten auch jüdische Studentenverbindungen, die als Reaktion auf zunehmende antisemitische Ausgrenzungsversuche seitens der bestehenden Studentenverbindungen gegründet wurden.[17] Vorher konnten Juden in den meisten Verbindungen problemlos Mitglied werden. Prinzipienbedingte Ausnahmen galten für die christlichen Studentenverbindungen. Nach dem Ende der Zeit des Nationalsozialismus kam es zu keinen Wiedergründungen. Heute werden jüdische, aber auch muslimische Studenten regulär Mitglieder in praktisch allen Studentenverbindungen, sofern diese nicht speziell christlich ausgerichtet sind.
Über 120 Korporationen, also gut 10 % aller Verbindungen, haben seit den späten sechziger Jahren die Geschlechtertrennung aufgehoben. Es gibt sportlich, religiös, kulturell oder musisch ausgerichtete gemischte Studentenverbindungen (beispielsweise im Akademischen Turnerbund (ATB), im Sondershäuser Verband und im Schwarzburgbund sowie im Miltenberg-Wernigeroder Ring (MWR)), in denen Männer und Frauen gleichberechtigte Mitglieder stellen. Im katholisch ausgerichteten Unitasverband können nur reine Damenverbindungen und reine Männerverbindungen Mitglied werden.
Chargierte der Damenverbindung Regiomontana Königsberg (1930)
Seit 1975 wurden zahlreiche Damenverbindungen neu gegründet, da den Damenverbindungen aus Kaiserzeit und Weimarer Republik eine Neugründung nach dem Krieg nicht gelang. Mittlerweile gibt es alleine in Deutschland über 50 aktive Damenverbindungen. Bundesweite Dachverbände wurden bisher nicht gebildet, allerdings haben sich einige Damenverbindungen den bestehenden Dachverbänden Unitasverband, Sondershäuser Verband und Schwarzburgbund angeschlossen. In Österreich existieren derzeit reine Zusammenschlüsse von Damenverbindungen. Seit 2017 existiert auch in Deutschland ein reiner Zusammenschluss von Damenverbindungen (Norddeutsche Kartell weiblicher Korporationen (NdK)).
Die Mehrzahl der Studentenverbindungen, in Deutschland etwa 85 %, nehmen nach wie vor nur Männer auf. Meist ist es aber so, dass weibliche Gäste bei diesen Verbindungen im Alltag oder auch auf Veranstaltungen präsent sind.
Eine Verbindung gliedert sich in studierende und berufstätige Mitglieder. Die studierenden Mitglieder sind in der Aktivitas organisiert. Sie ist meist als nicht eingetragener Verein organisiert, der nicht rechtsfähig ist. Die Aktivitas besteht aus den Aktiven und den Inaktiven (bekleiden keine offiziellen Ämter mehr und unterliegen nur noch einer eingeschränkten Anwesenheitspflicht).[18] Sie treffen ihre Entscheidungen in Conventen. Die Aktiven wählen dort aus ihren Reihen in jedem Semester einen mindestens dreiköpfigen Vorstand (oft auch: Chargia, Chargenconvent, Chargenkabinett). Diese Chargierten bekleiden die Chargen: Vorsitzender (auch: Sprecher, Senior), den Fechtverantwortlichen (auch Fechtwart, 2. Sprecher oder auch Consenior) und den Kassenwart (auch Aktuar oder Sekretär, oder auf zwei Aktive verteilt Quästor, Scriptor; Kassier, Schriftführer). Hinzu kommt ein Fuchsmajor (FM), der für die Neulinge (Füchse) verantwortlich ist und der auch ein Inaktiver sein kann. Alle Amtsinhaber können jederzeit abgewählt werden.
Aus historischen Gründen sehen die Convente für sich auch eine Art Aufsichtspflicht für ihre Mitglieder (sieheComment), die bei Verstößen gegen gemeinsam und demokratisch festgesetzte Regeln Bestrafungen vorsieht. Dazu gehören geringfügige Geldstrafen in die Gemeinschaftskasse (Beireitungen, Frequenzen, Beifuhren, Poen, Pönale), aber auch protokollarische Strafen (Verweise) sowie den zeitweiligen oder endgültigen Ausschluss aus der Verbindung (Dimission). Das Conventsprinzip wird heute häufig mit dem jüngeren Begriff Basisdemokratie umschrieben.
Besonders in großen Dachverbänden ist es üblich, dass einzelne Verbindungen mit mehreren Verbindungen an jeweils anderen Studienorten befreundete Verhältnisse abschließen – durchaus schriftlich mit Vertrag. So erhalten die Aktiven die Gelegenheit, bei gegenseitigen Besuchen andere Universitätsstädte in anderen geographischen Regionen kennenzulernen und ihren Horizont zu erweitern. Viele Arten von Verbindungen erlauben ihren Mitgliedern, nach Studienortwechseln bei anderen Verbindungen (in der Regel desselben Dachverbandes, vorzugsweise bei befreundeten Verbindungen) weitere Mitgliedschaften einzugehen. Bei farbentragenden Verbindungen werden dann lebenslang die Couleur-Bänder gleichzeitig getragen (Zweifarbenbruder, Zweibändermann, Mehrbänderleute). Einige Verbindungen (Lebenscorps) schließen weitere Mitgliedschaften grundsätzlich aus.
Aufgrund ihres Selbstverständnisses als selbstverwaltete studentische Zusammenschlüsse sehen sich die Convente der Studentenverbindungen als autonom an. Sie betrachten sich als unabhängig von staatlichen und universitären Autoritäten, von Parteien und anderen politischen oder gesellschaftlichen Gruppen. Das hat in der Geschichte auch zu Konflikten mit dem Staat geführt. So waren die Verbindungen im Zuge der Karlsbader Beschlüsse von 1819 bis 1848 verboten, ebenso ab 1935 in der Zeit des Nationalsozialismus und in der Deutschen Demokratischen Republik.
Die meisten Verbindungen verfügen über ein Korporationshaus oder eine Wohnung. Die übrigen treffen sich in öffentlichen oder gemieteten Versammlungsräumen (in Deutschland Konstante, in Österreich Studentenbude genannt). Der Erwerb und der Betrieb der Immobilien wird von den Alten Herren finanziert, was niedrige Mieten für Studentenzimmer ermöglicht.
Personen, die einer Verbindung beitreten möchten, werden bis zum Eintritt oft „Spefüchse“ (von lat. spes: Hoffnung) genannt. Beim Eintritt in eine Verbindung macht der Student oder die Studentin eine Probezeit durch. Als Fuchs oder Fux bezeichnet, kann er/sie die Verbindung mit weniger Rechten, aber auch weniger Pflichten unverbindlich kennenlernen.[19] Er/sie wird mit den Traditionen und Werten der Verbindung vertraut gemacht und lernt befreundete Verbindungen kennen. Das dauert im Regelfall ein bis zwei Semester und endet mit der Burschung. In manchen Dachverbänden wird sie Reception, Burschifikation oder Entfuxifizierung genannt. Damit wird man als Bursche oder Corpsbursche Vollmitglied.[20] Im Progress spielte die Gleichberechtigung von Füchsen eine zentrale Rolle. Bei vielen gemischten Verbindungen wird „der Fuchs“ (oder Bursch) als nicht geschlechtsspezifischer Status (wenn nicht als Neutrum) betrachtet; deshalb werden auch Frauen „geburscht“.
Diese Vollmitglieder übernehmen die Hauptverantwortung des Aktivenlebens: Chargen und Ämter, Gastgeber bei Veranstaltungen und Leitung von Conventen.[21] In dieser Zeit werden in „schlagenden“ Verbindungen die Mensuren gefochten. In lernintensiven Phasen kann der aktive Verbindungsstudent beurlaubt werden. Als Inaktiver kann er sich persönlichen Neigungen oder auch dem Studienabschluss widmen.[22]
In der Regel benötigt eine Verbindung mindestens drei „aktive“ Mitglieder zur Aufrechterhaltung des aktiven Betriebs. Wenn diese Zahl unterschritten wird und durch Reaktivierung von Inaktiven nicht ausgeglichen werden kann, suspendiert, sistiert oder vertagt sich die Verbindung. Der aktive Betrieb wird eingestellt oder von den verbliebenen Aktiven in stark eingeschränktem Maß weiterbetrieben. Die Altherrenschaften bestehen weiter. Die Suspension reduziert im Regelfall die Pflichten gegenüber dem betreffenden Korporationsverband. Wenn wieder genügend Nachwuchs vorhanden ist, kann sich die Verbindung rekonstituieren, reaktivieren oder die Vertagung aufheben und den aktiven Betrieb wieder aufnehmen. Das ist manchmal noch nach jahrzehntelanger Suspension möglich. Es kommt dabei vor, dass in diesem Rahmen auch der Hochschulort gewechselt wird.
Eines der wichtigsten gemeinsamen Prinzipien der Studentenverbindungen im deutschsprachigen Raum ist das Lebensbundprinzip.[5] Das Lebensbundprinzip bedeutet eine lebenslange Verpflichtung, für alle Mitglieder der eigenen Verbindung einzustehen. Entgegen ursprünglichen Konzeptionen des Lebensbundes aus der Zeit um 1800 sind spätestens seit dem Inkrafttreten des BGB am 1. Januar 1900 jedoch auch freiwillige Austritte durch einseitige Erklärung des Austretenden möglich[23] oder – bei schwerwiegendem Fehlverhalten – der zeitweilige oder endgültige Ausschluss aus der Verbindung auf Grundlage der Constitution.
Ehemalige Studenten heißen unabhängig von ihrem Lebensalter „Alter Herr“ bzw. „Alte Dame“ oder „Hohe Dame“. Sie bilden gemeinsam die Altherrenschaft bzw. das „Philisterium“. Dabei handelt es sich meist um eingetragene Vereine. Für die Aufnahme ist in der Regel ein Studienabschluss oder auch eine gesicherte Lebensstellung Voraussetzung, das heißt, der oder die Betreffende sollte eine feste Arbeitsstelle gefunden haben.
Alte Herren haben zwar aufgrund von Familie und Beruf weniger Zeit als die Aktiven, können den Bund aber finanziell unterstützen: durch Jahresbeitrag und Spenden, vor allem aber durch den Unterhalt des Korporationshauses. Besonders Engagierte können auch Ämter im Altherrenverband und im Dachverband übernehmen. Alte Herren und aktive Studenten treffen sich auf Veranstaltungen des eigenen Bundes, etwa beim Stiftungsfest oder bei Tagungen des jeweiligen Dachverbandes.
Die meisten Studentenverbindungen sind in Verbänden zusammengeschlossen, deren Zweck die gemeinsame Erreichung von festgelegten Zielen ist. Dazu gibt es verschiedene Arten: Manche Verbände sind lockere Zusammenschlüsse, die ihren Einzelverbindungen weitreichende Freiheiten lassen. Andere dienen hauptsächlich der Wahrung gemeinsamer, demokratisch festgelegter Prinzipien. Wieder andere verstehen sich als ein großer Bund mit Dependancen in verschiedenen Universitätsstädten. Daneben gibt es „verbandsfreie Verbindungen“, die keinem Verband angehören.
Einige deutsche Verbände haben sich wiederum zu Dachverbänden vereint: Der Convent Deutscher Korporationsverbände (CDK) umfasst die Aktivenverbände von 5 Korporationsverbänden und damit etwa 100 Studentenverbindungen mit etwa 1.300 Studenten. Im Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA) finden sich die Altherrenschaften von 5 Korporationsverbänden, zusammen. Er vertritt etwa 100 Altherrenschaften mit etwa 7.000 Mitgliedern.[24]
Zum christlichen Europäischen Kartellverband (EKV) gehören aus Deutschland die katholischen Korporationsverbände CV, KV, RKDB, TCV und der UV sowie Dachverbände aus Belgien (Flandern, KVSR), der Schweiz (StV), Österreich (ÖCV, ÖKV, KÖL, RKAB, VCS, MKV, VfM). Weitere Verbindungen aus Liechtenstein, Tschechien, Ungarn, Slowenien, Slowakei, Rumänien, Italien, Frankreich und Österreich sind in der Kurie der freien Vereinigungen zusammengefasst ebenfalls Mitglied des EKV.
Als farbentragend werden Studentenverbindungen bezeichnet, deren Mitglieder (zumindest bei offiziellen Veranstaltungen) ein Band und eine Kopfbedeckung (Studentenmütze) in den Farben ihrer Verbindung (Couleur) tragen.[25]
Die von vielen Burschenschaften, aber auch einigen anderen Verbindungstypen häufig getragene Farbkombination Schwarz-Rot-Gold ist historischer Ausdruck des Wunsches nach Einigung der deutschen Länder in einem demokratischen Staat und wurde erstmals 1815 von der Urburschenschaft verwendet.
Daneben existieren seit 1857 sogenannte farbenführende Verbindungen, deren Mitglieder kein Couleur tragen. Ihre Farben finden sich häufig in dem Wichs und in Couleurgegenständen wie den sogenannten Zipfeln. Manche nichtfarbentragende Verbindungen in Süddeutschland und in Österreich tragen zwar ein Band, aber keine Studentenmütze. Schwarze Studentenverbindungen tragen und führen keine Farben.
Der Zirkel ist eine monogrammartige Verschlingung von Buchstaben und enthält in der Regel die Anfangsbuchstaben des Verbindungsnamens und des Wahlspruchs der Verbindung.[26] Oft sind die Buchstaben v, c und f enthalten, was sich aus lateinisch Vivat circulus fratrum („Es lebe der Kreis der Brüder“) bzw. Vivat, crescat, floreat („Es lebe, wachse, gedeihe“) zusammensetzt. Die Zirkel der heutigen Studentenverbindungen haben ihren Ursprung in kryptographischen Kürzeln, mit denen die Mitglieder der Studentenorden des 18. Jahrhunderts in schriftlichen Dokumenten ihre Ordenszugehörigkeit zum Ausdruck brachten.
Das Studentenwappen ist eine nicht streng den heraldischen Regeln folgende Form der Wappen und kam um das Jahr 1800 in Gebrauch.[27] Oft wird der Schild in vier Felder geteilt, bei Burschenschaften meist durch ein Kreuz. Diese Felder werden mit verschiedenen nichtheraldischen Identitätssymbolen der Verbindung ausgefüllt, zum Beispiel mit den Farben der Verbindung, mit dem Bundeszeichen, dem Zirkel, mit Hinweisen auf die Universitätsstadt, aber auch mit regionalen heraldischen Elementen. Dazu kommen weitere Symbole für Freundschaft und Ewigkeit, die teils aus der Freimaurerei, teils direkt aus der Antike übernommen wurden.
Als weiteres Zeichen der Zusammengehörigkeit haben farbenführende Verbindungen ein Bundeslied oder/und eine Farbenstrophe, die eine ähnliche Rolle spielt wie die jeweilige Nationalhymne für einen Staat. In einem Farbenlied werden meist die Verbindungsfarben gedeutet und Zusammengehörigkeit, Freundschaft und die lebenslange Treue der einzelnen Mitglieder zur Verbindung (Lebensbundprinzip) beschworen. Die Farbenstrophe ist bei Corps zumeist eine Zusatzstrophe zum Lied „So pünktlich zur Sekunde“. Katholische Verbindungen singen überwiegend ihre Farbenstrophe zur Melodie von „Wenn wir durch die Straßen ziehen“. Das Farbenlied bzw. die Farbenstrophe wird grundsätzlich im Stehen und häufig a cappella gesungen, meist zum Abschluss einer Kneipe oder eines Kommerses.
Studentisches „Hospitium“ in Jena, Stammbuchmalerei um 1750: Der Gastgeber (links im Hausmantel mit Hausschlüssel) lässt seine Gäste trinken, „biß ihr unter dem tisch liegt“.200. Stiftungsfest des Corps Suevia Freiburg
Verbindungen legen von jeher großen Wert auf gesellschaftliche Veranstaltungen und Feiern aller Art für ihre Mitglieder. Studenten lebten schon früher oft weit von ihren Familien entfernt und konnten ihre frei verfügbare Zeit selbstständiger gestalten und ohne elterliche Aufsicht mit ihren Vorlieben ausfüllen. Ein wichtiger Erwerbszweig in Universitätsstädten war daher schon immer die Gastronomie. Der alltägliche Konsum alkoholischer Getränke war für die meisten Studenten üblich und wurde im Laufe der Jahrhunderte zu einem beliebten Klischee in Literatur und (Volks-)Kunst.[28] Im 19. Jahrhundert erschienen Bücher, die Rituale und Standards für den Bierkonsum enthielten und als Bierkomment bezeichnet werden. Viele dieser Rituale, wie der „Bierjunge“, der als Persiflage des studentischen Duells und der Mensur entstand, oder die „Bierstaffette“ beinhalten Wettbewerbselemente und das schnelle Trinken großer Mengen an Bier. In vielen Verbindungshäusern gibt es eigene Kotzbecken zum Erbrechen nach übermäßigem Alkoholkonsum.[29]
Traditionelle Namen für spezielle studentische Veranstaltungsformen sind etwa „Kneipe“ und „Kommers“, aber auch heute in Vergessenheit geratene Begriffe wie „Hospicium“ oder „Kränzchen“. Essen, Trinken und Rauchen waren darin bis zum frühen 19. Jahrhundert gleich wichtig.
Heute hat fast jede Verbindung alle oder mehrere der folgenden Veranstaltungen in ihrem Semesterprogramm:
Studentisches Stammbuchblatt Würzburg vom 18. Juli 1815, aquarellierte Zeichnung, dargestellt sind Studenten des Corps Moenania Würzburg am BiertischKneipe: Dies ist eine traditionelle Feier, die in einem festgelegten Rahmen (Bier-Comment) gestaltet wird. Es werden Reden gehalten und Lieder gesungen sowie meist Bier, manchmal auch Wein getrunken. Im sogenannten inoffiziellen Teil einer Kneipe werden meist auch „Biermimiken“ von den Teilnehmern der Kneipe vorgetragen; dies sind amüsante Reden, Dialoge oder Dichtungen.
Kommers: Dies ist die festliche und repräsentative Form der studentischen Kneipe. Kommerse finden typischerweise bei Stiftungsfesten, Stadt- oder Universitätsjubiläen statt. Dabei wird zu besonderen Anlässen ein „Landesvater gestochen“. Höhepunkt ist die Festrede, die meist von einem prominenten Kommersteilnehmer gehalten wird, der nicht unbedingt einer Verbindung angehören muss.
Stiftungsfest: Dies ist die Feier zu jedem Jahrestag der Gründung einer Studentenverbindung. Gesellschaftlicher Höhepunkt dabei ist der Stiftungsfestball.
Kongress/Verbandsfest/Verbandstagung: Dies ist die zentrale Veranstaltung eines Dachverbandes mit Arbeitssitzungen und gesellschaftlichen Bestandteilen (meist Kommersen und Bällen), die meist einmal jährlich oder alle zwei Jahre stattfindet.
Diese traditionellen Veranstaltungsformen finden bei einigen Verbindungen ohne weibliche Gäste bzw. bei Damenverbindungen ohne männliche Gäste statt, dies variiert jedoch beträchtlich nach Verbindung und/oder Verband. Veranstaltungen der traditionellen Art sind heute ohnehin in der Minderzahl gegenüber gemischten Veranstaltungen. Den Semesterverlauf füllen heutige Verbindungen überwiegend mit modernen Formen zwangloser Feste, die in der Regel mit Partnern und anderen Gästen in kleinem oder größerem Kreis stattfinden. Inzwischen laden viele Verbindungen mindestens einmal im Jahr alle Studenten zu einer großen Party ein, die dann oft mit mehreren hundert Teilnehmern gefeiert wird. Dazu wird das Korporationshaus, über das heute praktisch alle deutschen Verbindungen verfügen, für nichtkorporierte Besucher geöffnet.
Weitere Veranstaltungen sind primär auf die jeweiligen Schwerpunkte der Studentenverbindung ausgerichtet. So veranstalten Burschenschaften und wissenschaftliche Studentenverbindungen eine Reihe von wissenschaftlichen Abenden, musische Verbindungen Gesangsabende oder Konzerte, sportlich orientierte Verbindungen (wie Akademische Seglervereine oder Ruderverbindungen) sportliche Aktivitäten und christliche Studentenverbindungen religiöse Feiern.
Studentenverbindungen im heutigen Sinne entwickelten sich an deutschsprachigen Universitäten seit etwa 1800. Aus dem 18. Jahrhundert wurde auch das studentische Fechten übernommen, weitergeführt und im Laufe des 19. Jahrhunderts zur Mensur weiterentwickelt.
Die Corps, die früheste Form der heutigen Verbindungen, verbanden gegen Ende des 18. Jahrhunderts äußere Elemente der Studentenorden – straffes Reglement, verbindliche Zusammengehörigkeit, geheime Identitätssymbole – mit denen der alten Landsmannschaften – lateinische Landesnamen, farblich einheitliche Kleidung (Vorläufer der Couleurs).[30] Das Streben nach Verbindlichkeit und demokratischen Strukturen im Sinne des deutschen Idealismus legte den Grundstein für die Entwicklung der für den deutschen Sprachraum typischen Studentenverbindungen.[31]
Innerhalb der frühen Corps regten sich nach den Befreiungskriegen Bestrebungen, die landsmannschaftliche Gliederung der Studenten an den Universitäten abzuschaffen und alle Studenten („Burschen“) in einer einheitlichen „Burschenschaft“ zusammenzuführen. Auch in der Politik sollte die Kleinstaaterei zugunsten eines vereinten Deutschlands abgeschafft werden. Die Bewegung breitete sich ab 1815 von Jena über den gesamten deutschen Raum aus und stellte sich in Gegensatz zu den frühen Corps. Auf dem Wartburgfest am 18. Oktober 1817 trat sie zum ersten Mal öffentlich auf. Bald zeichnete sich aber ab, dass ein deutschlandweiter Zusammenschluss aller Studenten nicht gelingen konnte.
Einen politischen Mord durch den Burschenschafter Sand nahm der Deutsche Bund 1819 zum Anlass, alle selbstverwalteten studentischen Zusammenschlüsse zu verbieten. Diese Karlsbader Beschlüsse wurden erst 1848 aufgehoben. Sie hinderten jedoch weder die Corps noch die Burschenschaften wirksam an ihrer Ausbreitung und Weiterentwicklung.
Katholische Studenten traten in den ersten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nicht in organisierter Weise hervor. Dies hat seine Gründe auch im noch nicht gegründeten katholischen Vereinswesen. Erst durch die Ausstellung des heiligen Rockes in Trier 1844 wurden katholische Vereine initiiert und infolgedessen der Katholikentag gegründet. Die Gründung von Katholischen Studentenverbindungen war jedoch hauptsächlich eine Reaktion auf die Unterdrückung der katholischen Bevölkerung durch die protestantisch dominierten Regierungen der deutschen Länder.
Folglich mussten katholische Studenten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, insofern sie einer Korporation beitreten wollten, bei einer der bestehenden Burschenschaften, Corps oder Landsmannschaften aktiv werden. Als die katholischen Verbindungen mehr und mehr an Bedeutung gewannen, reagierten die etablierten Verbindungen ablehnend. So wurde den katholischen Studentenverbindungen in Deutschland und Österreich von den schlagenden Verbindungen in der Geschichte oft der Vorwurf des so genannten Ultramontanismus gemacht.
Schon vor den Revolutionen von 1848 bildeten sich die ersten betont christlichen Studentenverbindungen. Denn zumindest die katholischen Studenten waren vielerorts durch Repressionen und Ausgrenzungen dazu gezwungen, sich eigenständig zu organisieren. Sie waren auch die ersten, die das studentische Fechten ablehnten. 1836 verzichtete die neu gegründete Uttenruthia zu Erlangen von Beginn an auf Duell und Mensur. Das war damals geradezu revolutionär.
Zugleich bildete sich im Umfeld der politischen Emanzipation des Bürgertums die so genannte „Progressbewegung“ an den Hochschulen, die die studentischen Traditionen abschaffen bzw. an die bürgerliche Kultur der Zeit anpassen wollte. Aus ihnen bildete sich zum einen eine neue Art von Landsmannschaften, zum anderen beförderte der Progress aber auch das Entstehen eines nichtkorporativen Vereinswesens an den Hochschulen. Durch eine „Korporatisierungsbewegung der akademischen Vereine“ ausgangs des 19. Jahrhunderts wurden sie zu den Wurzeln vieler nichtfarbentragender Verbindungen. Insbesondere entstanden infolge des Progresses in den 1850er und 1860er verstärkt akademische Turn- und Gesangvereine.
1848 hob die Frankfurter Nationalversammlung die Karlsbader Beschlüsse auf. Aus verbotenen „Untergrundorganisationen“ wurden Zusammenschlüsse der akademischen Elite, die sich zur heute existierenden Vielfalt fortentwickelten. Auch die „ehemaligen Mitglieder“ bekannten sich nun zu ihrem früheren Studentenbund. Die so mögliche engere Verbindung war die Basis für die späteren Altherrenvereine. An den Gymnasien und Oberrealschulen formierten sich in der dieser Zeit verstärkt Schülerverbindungen, die die studentischen Verbindungen in Inhalt und Form nachahmten.
Ab etwa 1850 entwickelte sich aus dem studentischen Duellwesen die Bestimmungsmensur, ein Fechten mit scharfen Waffen, das nicht mehr der Bereinigung von Ehrenhändeln diente, sondern der Charakter- und Persönlichkeitsbildung.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts begannen sich auch die nicht-korporierten Freistudenten in so genannten Finkenschaften als „Verein der Vereinslosen“ zu organisieren und die Einrichtung gesamtstudentischer Vertretungen auf der Basis allgemeiner Wahlen einzufordern. Antisemitismus und Nationalismus ergriffen auch die meisten Studentenverbindungen. Nachdem viele von ihnen jüdische Studenten ausgeschlossen hatten, wurden erste jüdische Studentenverbindungen gegründet.
Um 1900 wurden schrittweise auch Frauen zum regulären Universitätsstudium zugelassen. Das Frauenstudium stellte den männlich dominierten Konsens an den Universitäten und damit auch in den Studentenverbindungen in Frage. Die männlichen Strukturen hatten sich in den Verbindungen so stark verfestigt, dass Änderungen daran gar nicht erst diskutiert wurden. Zwar wurde die Frage des Frauenstudiums in den Verbindungen breit diskutiert, allerdings wurde in keiner Korporation die Frage nach der Aufnahme von Frauen ernsthaft in Betracht gezogen. An Stelle von gemischtgeschlechtlichen Verbindungen entstanden Damenverbindungen. 1899 bildeten sich die ersten Damenverbindungen.
Die Studentenverbindungen bekannten sich auch nach der Ausrufung der Republik weiterhin zu konservativen und nationalistischen Ideen und hatten einen starken Zulauf. Der Anteil der Korporierten an der gesamten Studentenschaft stieg von etwa 30 % (1919) auf fast 60 % (1929). Ein großer Teil der Mitglieder lehnte die neue Republik spätestens seit Beginn der 1920er Jahre ab. Parteipolitische Aktivitäten blieben jedoch Sache des Einzelnen. Gleichzeitig verschärfte sich die antisemitische Grundhaltung der meisten Studentenverbindungen. Die Mehrheit der Korporationsverbände untersagte seit 1919 in ihren Statuten ausdrücklich die Aufnahme von Juden.[32] 1921 beschlossen schlagende und nichtschlagende Studentenverbindungen das Erlanger Verbände- und Ehrenabkommen. Dieses bot erstmals eine Basis zur Beilegung von Streit zwischen diesen Gruppen. Die Kontakte zwischen Damenverbindungen und dem Teil der Studentenverbindungen, die lediglich Männer organisierten, blieben sehr gering.[33]
Flugblatt der Bonner HJ, welches im Juni 1934 vor den Korporationshäusern und in der Stadt verteilt wurde
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung setzte in den Studentenverbindungen ein Prozess der Selbstgleichschaltung ein. Ein Großteil der studentischen Mitglieder schloss sich einer nationalsozialistischen Organisation an. Die „Corpsstudentischen Monatshefte“ sprachen Anfang 1934 nicht ohne kritischen Unterton von einem regelrechten „Wettlauf der Verbände in das siegreiche nationalsozialistische Lager“.[34] Der NS-Studentenbund strebte zeitweise die Kasernierung aller Anfangssemester in einem „Kameradschaftshaus“ an. Dafür sollten die Verbindungen ihre Häuser zur Verfügung stellen. Darüber hinaus sollten nach dem Willen der Nationalsozialisten alle Verbindungen sich von jenen Alten Herren trennen, die „nichtarisch“ oder „nichtarisch versippt“ waren. Das widersprach auf fundamentale Weise dem Lebensbundprinzip. Einige betroffene Verbindungen versuchten sich dem zu entziehen, so dass ihnen zum Schluss nur noch die freiwillige Einstellung des Aktivenbetriebes (Suspension) übrig blieb. Nachdem Rudolf Heß 1936 allen NSDAP-Mitgliedern die Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung untersagt hatte, lösten sich die Studentenverbindungen entweder selbst auf oder wurden zwangsweise aufgelöst. Übrig blieben lediglich die Altherrenvereine. Als Alternative gründete der NS-Studentenbund „Kameradschaften“. Da die Nationalsozialisten zur Finanzierung und Unterbringung der Kameradschaften die Alten Herren und die Korporationshäuser brauchten, entwickelten sich einige dieser Kameradschaften in den folgenden Jahren unter dem Einfluss der Alten Herren zu verkappten Studentenverbindungen.[35]
Im besetzten Deutschland ließen die alliierten Militärregierungen die Neugründung von Studentenverbindungen zunächst nicht zu. Während die westlichen Militärregierungen später davon abrückten, blieb das Verbot in der SBZ und später der DDR in Kraft.
Wenige Wochen nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland erklärte im Oktober 1949 die Westdeutsche Rektorenkonferenz (WRK) in ihrem Tübinger Beschluss: „Im Bilde der kommenden studentischen Gemeinschaft wird kein Platz mehr sein für Veranstaltungen von Mensuren, die Behauptung eines besonderen Ehrbegriffs, die Abhaltung geistloser und lärmender Massengelage, die Ausübung einer unfreiheitlichen Vereinsdisziplin und das öffentliche Tragen von Farben.“ Viele Universitäten änderten ihre Hochschulordnungen entsprechend der Forderungen der WRK. Das Verbot von Korporationen durch Universitäten wurde einige Jahre später vor Gericht für unrechtmäßig erklärt.
Aufgrund der Schwierigkeiten und der ablehnenden Haltung von verschiedenen Seiten wurden die ersten Mensuren nach dem Zweiten Weltkrieg dann auch heimlich und mit ungeklärter Rechtslage gefochten. Der Göttinger Mensurenprozess, eine gerichtliche Auseinandersetzung, die bis vor den Bundesgerichtshof getragen wurde, schaffte 1953 Klarheit. Die Mensur ist seitdem straffrei, wenn sie nicht zum Austragen von Ehrenhändeln dient und wenn die verwendeten Schutzwaffen sicherstellen, dass tödliche Verletzungen ausgeschlossen sind. Der Verzicht auf die Austragung von Ehrenhändeln mit der Waffe wurde dann auch gegenüber dem damaligen deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss bei einem persönlichen Treffen 1953 von den Delegationen aller maßgeblichen mensurschlagenden Verbände bestätigt.
In der DDR galten die Studentenverbindungen als Relikte der alten herrschenden Klassen und wurden nicht geduldet. Der Marxismus-Leninismus bestimmte Studieninhalte und die Grundsätze des studentischen Lebens.[36] Erste zaghafte Bestrebungen, alte studentische Traditionen wiederzubeleben, gab es in den 1960er Jahren. In den frühen 1980er Jahren gründeten sich meist unter dem Deckmantel historischer oder Fechtvereine und unter strenger Beobachtung durch das Ministerium für Staatssicherheit die ersten Studentenverbindungen in der DDR.
Mit der seit 1965 aufkommenden Studentenbewegung erwuchs den Verbindungen starke Konkurrenz durch politische Studentenverbände. Die Rebellion der 68er Generation richtete sich gegen den „Muff“ des Bildungsbürgertums, gegen die mangelnde Bewältigung und Aufklärung des Nationalsozialismus und gegen die Verstrickung eines Teils des universitären Lehrkörpers in diese totalitäre Herrschaft.
An diesen Bestrebungen hatten die konservativen deutschen Studentenverbindungen keinen Anteil. Auch ihre Vergangenheit, ihr Verhalten besonders in der Zeit des Aufstiegs der NSDAP, aber auch ihre sonstigen Sitten und Gebräuche wurden Ziel studentischer Kritik. Darauf reagierten einige Verbindungen umso mehr mit der Bewahrung studentischer Traditionen. Daraus stammt ein Teil der heutigen Vorbehalte an manchen Universitäten gegen Studentenverbindungen.
Diese mussten seit 1968 einen relativ starken Rückgang des Anteils an Korporierten und der absoluten Mitgliederzahlen hinnehmen. Viele Verbindungen mussten sich vertagen. Einige, die bisher nur Männer aufnahmen, versuchten sich durch die Aufnahme von Frauen zu stabilisieren. Dies scheiterte jedoch in den meisten Fällen. Die rückläufige Entwicklung kam aber in den 1980er Jahren zu einem Stillstand und kehrte sich schließlich um. Viele Verbindungen, die seit 1970 vertagt wurden, haben ihren Aktivenbetrieb wieder aufgenommen. Zum Teil konnten sie hierbei von der Dienstleistungsorientierung der Sportbewegung lernen.[37]
Nach der Wende von 1989 wurde es auch auf dem Gebiet der DDR wieder möglich, die früher hier ansässigen Studentenverbindungen, die in der Nachkriegszeit in den Westen gegangen waren, an den Heimatuniversitäten neu zu beleben. Viele Verbindungen gingen diesen Weg; es kam aber auch zu einigen Neugründungen.
Mittlerweile gibt es auch Bestrebungen auf europäischer Ebene, mit Studentenverbindungen in anderen Ländern zusammenzuarbeiten. Beispiele hierfür sind der 1975 gegründete Europäische Kartellverband, der erste Weltkorporationstag 2002 sowie der jährlich stattfindende „Gesamtbaltische Völkerkommers“.
Auch wenn sich die Studentenverbindungen im deutschsprachigen Raum über die Landesgrenzen hinweg stark ähneln, so gibt es dennoch einige Besonderheiten.
Die Studentenverbindungen in Österreich sind im Großen und Ganzen mit den Verbindungen in Deutschland vergleichbar. Untereinander sind sie aber tief in konfessionelle (vor allem katholische) und schlagende, national-freiheitliche Verbindungen gespalten. Gemeinsame Auftritte bei universitären oder allgemein gesellschaftlichen Veranstaltungen sind nach wie vor äußerst selten.
Studentische Gesellschaften sind in der Schweiz seit dem 18. Jahrhundert belegt. Die einzige Schweizer Universität war die 1460 gegründete Universität Basel; sonst gab es in der deutschsprachigen Schweiz nur kleinere Bildungseinrichtungen im Range von Akademien und Kollegien ohne Promotionsrecht. Daher prägte sich die studentische Kultur dort weniger stark aus.
Viele Schweizer gingen zum Studium nach Deutschland, wo sie im frühen 19. Jahrhundert viele landsmannschaftlich ausgerichtete Corps namens Helvetia gründeten.[38] Als in den frühen 1830er Jahren die protestantischen Universitäten Zürich und Bern gegründet wurden, kamen viele Schweizer Studenten wieder in ihr Land zurück und brachten die studentischen Bräuche aus Deutschland mit. In diesen Jahren begannen die ersten Schweizer Verbindungen Couleur zu tragen und Mensuren zu fechten.
Das Korporationswesen in der Schweiz ähnelt heute dem in Deutschland und Österreich, die drei großen Korporationsverbände der Schweiz (Schweizerischer Zofingerverein, Studentenverbindung Helvetia und Schweizerischer Studentenverein) entstanden allerdings nicht aus Zusammenschlüssen einzelner Verbindungen, sondern wurden von Anfang an als Verbände gegründet. Außerdem gehören ihnen sowohl Studenten- als auch Schülerverbindungen an. Die schlagenden Verbindungen der Schweiz sind zum größten Teil im Schweizerischen Waffenring (SWR) organisiert.
In Liechtenstein gibt es zum einen die als Ferialverbindung gegründete Korporation L.A.V. Rheinmark, zum anderen besteht an der Universität Liechtenstein die Landsmannschaft Invictus zu Vaduz.
Auch außerhalb des deutschen Sprachraums gibt es Studentenverbindungen. Zu unterscheiden ist dabei zwischen den Verbindungen Mittel- und Osteuropas, die mit den deutschsprachigen eine gemeinsame Tradition haben, Sonderfällen wie Chile und Japan, wo es ebenfalls Studentenverbindungen „deutscher Tradition“ gibt, und anderen Ländern mit Studentenverbindungen und -vereinen eigenständiger Traditionen.
Die bekanntesten Studentenvereine in anderen Ländern sind:
Der Politik- und Geschichtslehrer[40]Dietrich Heither attestiert den Verbindungen ein „hierarchisches Gesellschaftsbild, das ein natürliches Oben und Unten kennt“. Kritisiert wird dabei, dass „weniger fachliches Können oder Leistung, also wissenschaftliche Autorität, […] das korporierte Autoritätsverständnis [bestimmen], vielmehr Vorstellungen von Herrschaftsgewalt und Machtbesitz“.[41] Die Unterordnung ziele seit der Kaiserzeit auf die Formung der Persönlichkeitsstruktur des Einzelnen, welche „eine hohe Abhängigkeit des individuellen Gewissens von der Meinung anderer Menschen“ impliziere. Diese, so Heither weiter, sei „nicht nur für das Militär funktional, sondern für eine autoritäre Gesellschaft bzw. eine hierarchisch gegliederte Gesellschaftsordnung schlechthin“. Herausragende Bedeutung komme dabei der Mensur zugute.[42]
Von Teilen der Kritiker wird das Lebensbundprinzip von Studentenverbindungen als ein System dargestellt, mit dem gezielt Aufstiegschancen für Jungakademiker beeinflusst würden. Statt der eigenen Leistung seien dort aufgebaute Beziehungen maßgeblich für die spätere Karriere eines Mitglieds. Heither spricht in diesem Zusammenhang von „Günstlingswirtschaft“.[43] Bei einem Beratungsinstitut für junge Akademiker heißt es lapidar: „Hauptzweck der Verbindungen ist, sich gegenseitig in Posten zu hieven“.[44] Das Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin schreibt:[45]
„Das Lebensbundprinzip ist die Ursache dafür, dass Studentenverbindungen Seilschaften herausbilden. Verbindungsstudenten, die im Berufsleben stehen (Alte Herren), protegieren jüngere Verbindungsmitglieder − nicht selten mit Erfolg. So mancher Verbindungsstudent gelangt auf diesem Wege in hohe Positionen, was das Selbstbild der Studentenverbindungen stützt, die akademische Elite zu sein.“
Der Vorwurf der Seilschaften wird von den Studentenverbindungen jedoch zurückgewiesen. In der modernen Arbeitswelt sei es nicht möglich, Menschen mit unzureichenden Qualifikation allein durch Netzwerke auf wichtige Posten zu hieven. Solche Versuche würden jedoch auf die Studentenverbindung zurückfallen. Außerdem würde ein solches Verhalten den Grundüberzeugungen von Studentenverbindungen widersprechen, dass Menschen selbst die Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen sollen. Netzwerke innerhalb der Studentenverbindungen können jedoch helfen, Praktikumsstellen zu vermitteln oder auf Jobgesuche aufmerksam zu machen.[46]
Traditionell gibt es nur wenige gemischtgeschlechtliche Verbindungen und auch vergleichsweise wenige Damenverbindungen. Alexandra Kurth bezifferte 2004 die Anzahl der Verbindungen, die potentiell Frauen aufnahmen, auf 10 %. Den gesamten Anteil von Frauen aller Verbindungen inklusive der reinen Damenverbindungen schätzte sie auf zwischen 1 % und 5 %.[47] Seit 2000 gab es jedoch eine "Art Gründungsboom", sodass es mittlerweile über 100 aktive und vertagte Damenverbindungen allein in Deutschland gibt (siehe auch: Liste der Damenverbindungen).[48][49] Laut einer Schätzung von Anne Mielke lag der Anteil von Frauenverbindungen 2022 bei ca. 5 %.[50]
Das Prinzip des Männerbundes sei laut Heither seit dem 18. Jahrhundert kultiviert und zum Teil im Comment verbindlich gemacht worden. Anfang des 19. Jahrhunderts habe sich ein „patriotisch-militärischerMännlichkeitsentwurf“ in den Studentenverbindungen durchgesetzt.[51]
Laut Diana Auth und Alexandra Kurth sei die Mensur auch dazu bestimmt gewesen, „Verweichlichung“ und „Verweiblichung“ aus den Verbindungen herauszuhalten.[52] Sie bemängeln, dass bei Männerbünden Frauen lediglich als „schmückendes Beiwerk“ gälten, das nur zu festlichen Anlässen im Verbindungshaus erscheinen solle.[53] Befürworter halten dem entgegen, dass die Geschlechtertrennung primär historische Gründe habe, da zu dem Zeitpunkt, als die ältesten heute noch bestehenden Verbindungen entstanden, Frauen noch gar nicht zum Studium zugelassen waren (siehe auch: Frauenstudium), und diese Regelung aufgrund der „Sitten und Gebräuche auf dem Haus“ geboten sei. Andere Verbindungen haben sich aufgrund verschiedener Gründe (meist Mitgliedermangel) seit den 1968ern und auch in den letzten Jahren (Stand 2024) Frauen geöffnet, d. h. sie sind zu gemischten Verbindungen geworden (siehe auch: Liste der gemischten Studentenverbindungen).
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und Spiegel Online sehen bei einzelnen Burschenschaften der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) ideologische und personelle Bezüge zum Rechtsextremismus.[54][55][56]Jens Mecklenburg und Dietrich Heither sahen in den 1990er Jahren auch bei manchen Verbindungen des Coburger Convents,[57] den Vereinen Deutscher Studenten und dem Wingolfbund[58] rechtsextreme Tendenzen, etwa den Anspruch auf ehemalige deutsche Ostgebiete und Ausländerfeindlichkeit. Beim Wingolfbund wurden entsprechende Verbindungen wegen Unvereinbarkeit mit den Grundprinzipien des Bundes inzwischen ausgeschlossen. Kritiker verweisen unter anderem darauf, dass Mitglieder einiger Burschenschaften auch rechtsextremen Gruppen angehörten und einige Verbindungshäuser Räume und Publikum für Vorträge bekannter rechter Ideologen anboten. Diese betrachteten die Burschenschaften als Schnittstelle zur bürgerlichen Rechten und hätten sich entsprechend in rechtsextremen Publikationen geäußert.[59] Manche Verfassungsschutzämter bestätigen solche Kontakte.[60][61]
Die Bundesregierung antwortete 2007 auf eine kleine Anfrage der Fraktion Die Linke, ob sie bei der DB „Anzeichen für eine inhaltliche Nähe zur extremen Rechten“ sehe:[62]
„Die ganz überwiegende Zahl der Mitgliedsburschenschaften unterhält keine Kontakte zu Rechtsextremisten. Aus Auftritten rechtsextremistischer Referenten auf einzelnen Häusern von Burschenschaften des Dachverbandes ‚Deutsche Burschenschaft‘ (DB) kann nicht auf eine inhaltliche Nähe des Dachverbandes zum Rechtsextremismus geschlossen werden.“
Im Jahr 2011 sorgte ein auf dem Burschentag der Deutschen Burschenschaft eingebrachter Antrag für große mediale Aufmerksamkeit, der den Ausschluss der Burschenschaft Hansea Mannheim forderte, weil diese einen chinesischstämmigen Deutschen als Mitglied aufgenommen hatte. Der Antrag wurde nicht verhandelt. Aufgrund der stärker werdenden rechten Tendenzen in der Deutschen Burschenschaft traten in den folgenden Jahren über 40 Burschenschaften aus dem Dachverband aus.
Im Februar 2013 zitierte die Allgemeine Zeitung aus Mainz den verbindungskritischen Autor Stephan Peters, der auf einer Veranstaltung über Studentenverbindungen im Allgemeinen sowie Burschenschaften im Speziellen referierte und dabei auf die Komplexität des Themas verwies:[63]
„Das Problem an der Debatte, laut Peters, sei, dass nicht genug differenziert würde. Er erklärt, dass es einen Unterschied zwischen rechtsextremen Burschenschaften, studentischen Verbindungen und Corps gebe, die alle in der öffentlichen Meinung in einen Topf geworfen würden. Corps etwa legten großen Wert auf Toleranz und hielten sich politisch neutral, im Gegensatz zu den Burschenschaften.“
Eine Ursache dafür, dass sich in Burschenschaften und anderen schlagenden Studierendenverbindungen mit höherer Wahrscheinlichkeit Anfälligkeit für rechtsextreme Ideologie oder Elementen davon fänden, sieht die Politikwissenschaftlerin Alexandra Kurth in der dort praktizierten „Erziehung zur Härte, eine[r] Erziehung zur Gleichgültigkeit gegen den Schmerz, eine[r] Erziehung zu Empathielosigkeit“.[64]
Am 25. Juni 1954 beschloss die SPD auf ihrem Berliner Parteitag, dass die Mitgliedschaft in akademischen Studentenverbindungen, die dem Convent Deutscher Korporationsverbände angehören, unvereinbar mit der Mitgliedschaft in der SPD sei.[65] 1967 beschloss der Parteivorstand der SPD nach Gesprächen mit studentischen Verbänden, diese Unvereinbarkeit wieder aufzuheben.
Vor allem die Jungsozialisten hielten jedoch an der Distanz zu den Verbindungen fest; ihre Hochschulgruppen schlossen Verbindungsmitglieder aus ihren Reihen aus. Im Bundestagswahlkampf 2005 kritisierten sie Auftritte prominenter Parteimitglieder wie Friedhelm Farthmann und Egon Bahr bei Veranstaltungen von Verbindungen:
„Burschenschaften behandeln Menschen ungleich, Frauen werden oft wegen ihres Geschlechts strukturell benachteiligt. Für viele Burschenschaften sind rassische Kriterien, Nationalität, sexuelle Orientierung, Religion oder die Wehrdienstverweigerung Ausschlusskriterien für eine Aufnahme. […] Wir halten es für nicht akzeptabel, wenn Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten durch Reden vor Burschenschaften daran mitwirken, dass Burschenschaften an Einfluss gewinnen und ihr elitäres und undemokratisches Weltbild salonfähig wird.“
Der Bundesparteitag der SPD in Karlsruhe beauftragte den Parteivorstand am 16. November 2005, zu prüfen, ob die „Mitgliedschaft in einer studentischen Burschenschaft oder in einem Corps“ grundsätzlich für unvereinbar mit der Mitgliedschaft in der SPD erklärt werden könne.[66] Am 27. März 2006 beschlossen Präsidium und Vorstand der SPD, dass die Mitgliedschaft in einer Burschenschaft der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) nicht mit einer SPD-Mitgliedschaft vereinbar sei. Der Parteirat der Bundes-SPD stimmte diesem Beschluss am 24. April zu.
Im Juni 2007 wurde der Ausschluss eines Burschenschafters aufgrund dieses Beschlusses vom Landgericht Berlin aufgehoben, da das vom Parteiengesetz vorgesehene Verfahren nicht eingehalten wurde.[67][68] Im Juni 2006 gründeten korporierte Sozialdemokraten den Lassalle-Kreis mit dem Ziel, positiv auf das Verständnis zwischen Partei und Verbindungen einzuwirken. Am 23. Juni 2014 beschloss der SPD-Parteivorstand, dass auch die Mitgliedschaft in einer Burschenschaft der Deutschen Burschenschaft (DB) unvereinbar mit einer SPD-Mitgliedschaft sei.[69]
Historisch sind gewaltsame Auseinandersetzungen unter Studenten wie auch insbesondere mit Handwerkern und anderen Gruppierungen belegt und mit einer der Gründe für das Privileg des Waffentragens. Der Umgang mit sowie der Einsatz von handgreiflicher Gewalt ist seit den 1950er Jahren deutlich tabuisiert. Der relative Anteil der Verbindungsstudenten an der Studentenschaft ist deutlich gesunken.
Zu Beginn der 2010er Jahre wurden Anfeindungen und gewaltsame Ausschreitungen gegenüber Verbindungsstudenten vermehrt öffentlich bekannt gemacht und thematisiert. Dabei sind teilweise erhebliche Gewalttaten gegen Menschen und Gegenstände wie auch systematische Störungen öffentlicher Veranstaltungen in Couleur anzutreffen.[70][71][72][73] In einigen Universitätsstädten waren Verbindungshäuser Ziel von Vandalismus, wurden zum Beispiel mit Farbbeuteln und Steinen beworfen oder in Brand zu setzen versucht.[74][75][76][77][71] Zusammenkünfte von Verbindungsstudenten in der Öffentlichkeit mussten teilweise von der Polizei geschützt werden.[78][79][80] Eine kurzfristig abgesagte Fuxentaufe der Göttinger Burschenschaft Hannovera am Himmelfahrtstag 2011 hätte unter Polizeischutz gestellt werden sollen, nachdem Hinweise auf gewaltbereite Gegendemonstrationen vorlagen.[81] Beim Marburger Marktfrühschoppen kam es jahrelang zu Störungen der Veranstaltung.
Im Januar 2011 präsentierte der Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA) bei einer Pressekonferenz in Frankfurt erstmals eine eigene Statistik, die Gewalt gegen Studentenverbindungen thematisierte. Diese nannte für das Jahr 2010 in Deutschland und Österreich „über 100 Straftaten gegen Mitglieder von Studentenverbindungen sowie gegen deren Eigentum“.[74][82] In den meisten Fällen handelte es sich um Vandalismus, es habe aber auch zehn Fälle von schwerer Körperverletzung und fünf schwere Brandstiftungen an Verbindungshäusern und Autos gegeben.[74][82][83] Der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Göttingen bestätigte gegenüber der HNA, es würde etwa einen Vorfall pro Monat geben.[82] Laut dem Vorsitzenden des Convents Joachim Schön würden „zum Teil nur widerwillig“ Strafanzeigen bei der Polizei aufgenommen.[83] In der Statistik des CDA für das Folgejahr wird eine Zunahme der Gewalttaten angegeben, insbesondere bei Brandstiftungen, deren Zahl von fünf im Jahr 2010 auf 13 im Jahr 2011 gestiegen sei.[84]
Bei einer Pressekonferenz zur Bilanz des österreichischen Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) für den Beobachtungszeitraum 2010 erklärte Peter Gridling, der Direktor des BVT, Korporationen würden bei sogenannten „Burschenschaft-Safaris“ und „Run-Ins“ politischer Gegner ganz gezielt bei internen Veranstaltungen gestört und provoziert. Dabei komme es regelmäßig zu Gewaltanwendungen hauptsächlich gegenüber einschreitenden Polizisten.[85]
Die Studentengeschichte ist ein Forschungsgebiet der Universitätsgeschichte und beschäftigt sich mit der Kultur- und Sozialgeschichte der Studenten vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Das Forschungsfeld war lange Zeit das Revier von Hobbyhistorikern aus dem Umfeld der Studentenverbindungen selbst. In jüngerer Zeit finden studentenhistorische Fragestellungen verstärktes Interesse im akademischen Diskurs.[86] So insbesondere im Institut für Hochschulkunde in Würzburg, wo auch einige Archive der Verbände untergebracht sind.
Die Betrachtungen beziehen auch informelle Zusammenschlüsse im Gefolge etwa der politischen Wende in der DDR mit ein.[87]
Im Wintersemester 2010/11 wie in den darauffolgenden Jahren fand an der TU Dresden unter dem Titel Füxe, Kneipen und Couleur – Studentenverbindungen in Vergangenheit und Gegenwart[88] eine erste Ringvorlesung an einer deutschen Universität statt, die auf wissenschaftlichem Niveau der Thematik „Studentenverbindungen“ gewidmet war.[89]
Das zunehmende Interesse und verbesserte Analyseinstrumente an und für soziale Netzwerke schlagen sich ebenso in der Forschung zu den Verbindungen nieder. Beispiele umfassen die Geschichte des Maschinenbaus,[90] wo die Zugehörigkeit zu Studentenverbindungen oft die engsten Relationen der untersuchten Universitätsprofessoren wiedergibt, wie auch die Forschung zu den amerikanischen Fraternities und Sororities.[91]
Martin Biastoch: Studenten und Universitäten im Kaiserreich – Ein Überblick. In: Marc Zirlewagen (Hrsg.): „Wir siegen oder fallen“. Deutsche Studenten im Ersten Weltkrieg. Köln 2008, (= Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen 17), S. 11–24.
Edwin A. Biedermann: Logen, Clubs und Bruderschaften. Droste, Düsseldorf 2004, 2. Auflage 2007, ISBN 3-7700-1184-8.
Jan Carstensen, Gefion Apel (Hrsg.): Schlagfertig! Studentenverbindungen im Kaiserreich. Reader und Ausstellungskatalog im Auftrage des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe zur Ausstellung im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold vom 15. August bis 31. Oktober 2006. Detmold 2006, ISBN 3-926160-39-X, ISSN1862-6939
Ludwig Elm, Dietrich Heither, Gerhard Schäfer (sg.): Füxe, Burschen, Alte Herren – Studentische Korporationen vom Wartburgfest bis heute. Papyrossa, Köln 1993, ISBN 3-89438-050-0.
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Detlef Frische (Hrsg.), Wolfgang Kümper (Hrsg.), Henner Huhle (Autor): Auf Mensur: Geschichte und Praxis des akademischen Fechtens (Historia Academica). 1976, ISBN 978-3-930877-53-9.
Ernst-Günter Glienke: Civis Academicus 2005–2006, Handbuch der deutschen, österreichischen und schweizerischen Korporationen und studentischen Vereinigungen an Universitäten und Hochschulen sowie Schülerverbindungen. Redaktion: Ernst Thomas. SH, 2004, ISBN 3-89498-149-0 (Hrsg.): Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte. Detaillierte Liste (mit Kurzvorstellungen) aller existierenden Studentenverbindungen deutscher Prägung. Ein Eintrag im „Civis“ zählt teilweise in der sehr heterogenen Welt der Studentenverbindungen als Unterscheidungsmerkmal, ob eine Gesellschaft als Verbindung oder sonstiger Verein gelten kann.
Hartmut H. Jess: S. C. C. 2000 (Specimen Corporationum Cognitarum) – Das Lexikon der Verbindungen. CD-ROM, SH, 2000. Auf dieser CD-ROM sind die Daten von 12.000 Verbindungen und Vereinen zusammengestellt.
Alexandra Kurth: Männer – Bünde – Rituale. Studentenverbindungen seit 1800. Campus, Frankfurt 2004, ISBN 3-593-37623-7.
Harald Lönnecker: „… der deutschen Studentenschaft und unserem Rechtsleben manchen Anstoß geben“ – Zwischen Verein und Verbindung, Selbsthilfeorganisation und Studienvereinigung. Juristische Zusammenschlüsse an deutschen Hochschulen ca. 1870–1918 (= Rostocker Rechtsgeschichtliche Reihe, Band 13). Shaker Verlag, Aachen 2013, IX u, ISBN 978-3-8440-2166-0.
Richard Fick: Auf Deutschlands hohen Schulen. Berlin, Leipzig 1900.
Ludwig Golinski: Die Studentenverbindungen in Frankfurt a. O. Ulan Press, 1903.
Friedhelm Golücke et al. i. A. der Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte: Auf Deutschlands Hohen Schulen. Fotomechanischer Nachdruck der Ausgabe Berlin 1900. SH, Köln 1997, ISBN 3-89498-042-7.
Karl Konrad: Bilderkunde des deutschen Studentenwesens. 2. Auflage. Breslau 1931. Nachträge und Ergänzungen, Breslau 1935.
Friedrich Schulze, Paul Ssymank: Das deutsche Studententum von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. 4. Auflage. Verlag für Hochschulkunde, München 1932.
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↑ abGeorge Turner, Joachim D. Weber: Hochschule von A–Z. Orientierungen – Geschichte – Begriffe. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-8305-0836-0, S. 212 („Studentische Verbindungen“).
↑Matthias Asche, Stefan Gerber: Studentenverbindung. In: Enzyklopädie der Neuzeit (ENZ) Sp. 1166–1175, hier Sp. 1166 f.
↑ abHerbert Neupert: Andere Korporationen und gemeinsame Institutionen. A. Das gemeinsame Prinzip. In: Vorstand des Verbandes Alter Corpsstudenten e. V. (Hrsg.): Handbuch des Kösener Corpsstudenten. Band I, 6. Auflage, Würzburg 1985, S. 283.
↑George Turner, Joachim D. Weber: Hochschule von A–Z. Orientierungen – Geschichte – Begriffe. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-8305-0836-0, S. 213 („Studentische Verbindungen“).
↑Vgl. Carl Creifelds und Klaus Weber (Hrsg.): Rechtswörterbuch. Beck, München 1999, zum Stichwort Verein.
↑Gerald Pilz: Networking – Beziehungen und Kontakte nutzen. Beck-Wirtschaftsberater im dtv, dtv, München, 2009, S. 67.
↑Hermann Rink: Die Mensur, ein wesentliches Merkmal des Verbandes. In: Rolf-Joachim Baum (Hrsg.): „Wir wollen Männer, wir wollen Taten!“ Deutsche Corpsstudenten 1848 bis heute. Siedler, Berlin 1998, ISBN 3-88680-653-7, S. 383–402.
↑George Turner, Joachim D. Weber: Hochschule von A–Z. Orientierungen – Geschichte – Begriffe. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-8305-0836-0, S. 212 f. („Studentische Verbindungen“)
↑Franz Meyers, 1908–2002: eine politische Biographie, Stefan Marx, Klartext, 30. Juni 2003.
↑Möller, Silke: Zwischen Wissenschaft und „Burschenherrlichkeit“. Franz Steiner Verlag: 2001, S. 108 Verfügbar über Google Books.
↑Als Basis der Schätzung dient Herbert Neupert: Statistiken, Organigramme und Aufstellungen anderer Korporationsverbände. In: Vorstand des Verbandes Alter Corpsstudenten e. V. (Hrsg.): Handbuch des Kösener Corpsstudenten. Band II, Ziffer 42, 6. Auflage, Würzburg 1985, S. 4/1. Hier werden in einer Aufstellung von 24 Verbänden, die Mitglied im CDA sind, 23.304 studierende Mitglieder und 152.333 nicht mehr studierende Mitglieder gezählt, zusammen 175.637 Mitglieder (Stand 1984). Mitgezählt sind weder suspendierte Korporationen noch solche, die 1984 nicht Mitglied des CDA waren.
↑Gerhard Dammann: Alcohol Consumption and Binge Drinking in German and American Fraternities: Anthropological and Social Psychological Aspects. In: Liquid Bread: Beer and Brewing in Cross-Cultural Perspective. Berghahn Books, 2011, ISBN 978-1-78238-033-7, S.111–124.
↑Erich Bauer: Schimmerbuch für junge Corpsstudenten. 4. Auflage. o. O., 1971, S. 8ff; Herbert Neupert: Andere Korporationen und gemeinsame Institutionen. A. Das gemeinsame Prinzip. In: Vorstand des Verbandes Alter Corpsstudenten e. V. (Hrsg.): Handbuch des Kösener Corpsstudenten. Band I, 6. Auflage, Würzburg 1985, S. 283.
↑Rolf-Joachim Baum: Vorwort des Herausgebers. In: Rolf-Joachim Baum: „Wir wollen Männer, wir wollen Taten!“ – Deutsche Corpsstudenten 1848 bis heute. Siedler Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-88680-653-7, S. 7–12.
↑Matthias Stickler: Zwischen Reich und Republik. Zur Geschichte der studentischen Verbindungen in der Weimarer Republik. In: Harm-Hinrich Brandt, Matthias Stickler (Hrsg.): Der Burschen Herrlichkeit. Geschichte und Gegenwart des studentischen Korporationswesens (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg, Band 8), Würzburg 1998, S. 85–107.
↑Diana Auth, Alexandra Kurth: Männerbündische Burschenherrlichkeit. Forschungslage und historischer Rückblick. In: Christoph Butterwegge / Gudrun Hentges (Hrsg.): Alte und Neue Rechte an den Hochschulen, Agenda-Verlag, Münster, 1999, S. 114–129.
↑Michael Grüttner: Studenten im Dritten Reich. Paderborn 1995, S. 291.
↑Michael Grüttner: Die Korporationen und der Nationalsozialismus. In: Harm-Hinrich Brandt, Matthias Stickler (Hrsg.): Der Burschen Herrlichkeit. Geschichte und Gegenwart des studentischen Korporationswesens (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg, Band 8), Würzburg 1998, S. 125–143.
↑Arnd Krüger: Der Festkommers. Was man vom Sport heute lernen kann, in: Cheruskerzeitung 105 (2000), 2, 21 – 27.
↑Herbert Kater, Jörg Onnasch: Die einzelnen Corps im KSCV. Verzeichnis der erloschenen Corps im KSCV einschließlich deren wichtigen Vorläufer. In: Vorstand des Verbandes Alter Corpsstudenten e. V. (Hrsg.): Handbuch des Kösener Corpsstudenten. Band II, Ziffer 1.C., 6. Auflage, Würzburg 1985.
↑Dietrich Heither: Weltbild und Habitus eines schlagenden Männerbundes. In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Alte und Neue Rechte an den Hochschulen. Agenda, Münster 1999, S. 92–113, hier S. 103f.
↑Dietrich Heither: Weltbild und Habitus eines schlagenden Männerbundes. In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Alte und Neue Rechte an den Hochschulen. Agenda, Münster 1999, S. 92–113, hier S. 108.
↑Dietrich Heither: Weltbild und Habitus eines schlagenden Männerbundes. In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Alte und Neue Rechte an den Hochschulen. Agenda, Münster 1999, S. 92–113, hier S. 107f.
↑Anne Mielke: Frauen in Couleur. Akademische Frauenverbindungen und die Strategien weiblicher Gemeinschaftsbildungen in einer Männerdomäne. 10. Oktober 2022, S.9 (uni-goettingen.de [abgerufen am 18. Dezember 2024]).
↑Dietrich Heither: Weltbild und Habitus eines schlagenden Männerbundes. In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Alte und Neue Rechte an den Hochschulen. Agenda, Münster 1999, S. 92–113, hier S. 116.
↑Diana Auth, Alexandra Kurth: Männerbündische Burschenherrlichkeit. Forschungslage und historischer Rückblick. In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Alte und Neue Rechte an den Hochschulen. Agenda, Münster 1999, S. 114–129, hier S. 118.
↑Diana Auth, Alexandra Kurth: Männerbündische Burschenherrlichkeit. Forschungslage und historischer Rückblick. In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Alte und Neue Rechte an den Hochschulen. Agenda, Münster 1999, S. 114–129, hier S. 114 ff.
↑Jens Mecklenburg (Hrsg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus. Berlin 1996, S. 325 f. und 869 f.
↑Dietrich Heither: Weltbild und Habitus eines schlagenden Männerbundes. In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Alte und Neue Rechte an den Hochschulen. Agenda, Münster 1999, S. 92–113, S. 92.
↑Alexandra Kurth: Expertise zum Thema: Aktivitäten rechter/rechtsextremer Gruppierungen im Bereich politische Bildung mit besonderem Fokus auf die Burschenschaften der Deutschen Burschenschaft (DB). Hrsg.: Deutsches Jugendinstitut. München 2020, ISBN 978-3-86379-384-5 (dji.de [PDF; abgerufen am 9. Mai 2021]).
↑Jan Bielicki: Prozess um rechtsextremes Mitglied – „Wir wollen ihn los sein“. In: Süddeutsche Zeitung. München 17. Mai 2010 (online [abgerufen am 25. November 2015]).
↑ abcLinksextreme Gewalt in Göttingen: Blinde Wut gegen Rechts. Akademikerverbände: Burschenschafter werden zunehmend Opfer von Übergriffen. 15. Februar 11, archiviert vom Original am 14. September 2011; abgerufen am 2. Februar 2013: „Der CDA hätte für 2010 über 100 Straftaten gegen Studentenverbindungen gezählt, […]“
↑ abFrankfurter Allgemeine Zeitung: Gewalt gegen Studentenverbindungen beklagt – Verband erhebt Vorwürfe gegen Polizei / Union: Unversehrtheit der Korporationen schützen, in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Januar 2011, Nr. 18, S. 4 faz-archiv.de
↑Matthias Asche, Stefan Gerber: Neuzeitliche Universitätsgeschichte in Deutschland. Entwicklungslinien und Forschungsfelder. In: Helmut Neuhaus (Hrsg.): Archiv für Kulturgeschichte. 90. Band, Heft 1, 2008, S. 153–202, hier: S. 197.
↑Tobias Kaiser: Jenas Studierende im Umbruch von 1989/90 und danach. Zur Bedeutung der Studentengeschichte für die Universitätsgeschichte, oder: Was soll das Ganze?, in: Robert Gramsch/Tobias Kaiser (Hrsg.): Engagement und Ernüchterung. Jenaer Studenten 1988 bis 1995, Jena 2009, S. 35–46.
↑Füxe, Kneipen und Couleur – Studentenverbindungen in Vergangenheit und Gegenwart (Hrsg.): von Ralf Prescher, Essen 2011, 1. Bd., ISBN 978-3-939413-19-6.