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„Der Spiegel“ – Versionsunterschied

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{{Weiterleitungshinweis|SPIEGEL|Zu den anderen Bedeutungen, siehe [[Spiegel]] bzw. [[Spiegel (Begriffsklärung)]].}}
[[en:Der Spiegel]]
{{Infobox Publikation
| titel = Der Spiegel
| bild = [[Datei:Der Spiegel 2022 logo.svg|250px|Logo]]
| beschreibung = [[Nachrichtenmagazin]]
| fachgebiet =
| sprache = {{deS}}
| verlag = [[Spiegel-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG]]
| land = [[Deutschland]]
| hauptsitz = [[Hamburg]]
| erstausgabe_tag = 4. Januar
| erstausgabe_jahr = 1947
| gründer = [[Rudolf Augstein]]
| erscheint = wöchentlich (samstags)
| auflage_quelle = {{Metadaten Auflagen Zeitschriften DE|Quartalstext|Liste und Infobox}}
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| chefreds = [[Dirk Kurbjuweit]]<br />[[Melanie Amann]] (Stellvertreterin)<br />Thorsten Dörting (Stellvertreter)
| herausgeber = Rudolf Augstein (1947–2002)
| herausgeberin =
| geschäftsführer = Thomas Hass (Vorsitzender)<br />[[Stefan Ottlitz]]
| weblink = [https://www.spiegel.de/spiegel/ spiegel.de/spiegel]<!--Link zur Unterscheidung von „Spiegel Online“-->
| archiv = [https://www.spiegel.de/spiegel/print/ 1947 ff.]
| issn-print = 0038-7452
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| CODEN = SPILB
}}


[[Datei:2013-06-08 Highflyer HP L4711.JPG|mini|hochkant=1.3|Das Spiegel-Gebäude in Hamburg]]
"'''Der Spiegel'''" erblickte am 4. Januar 1947, einem Samstag, in [[Hannover]] als Nachfolger der Zeitschrift "[[Diese Woche]]", nach dem Muster amerikanischer und britischer "news magazines", das Licht der Welt.


'''Der Spiegel''' (Eigenschreibweise ''DER SPIEGEL'') ist ein deutsches [[Nachrichtenmagazin]], das im [[Spiegel-Verlag]] in [[Hamburg]] erscheint.
Einige junge deutsche Redakteure, angeführt von [[Rudolf Augstein]], versuchten die Forderungen nach kritischem und seriösen [[Journalismus]] zu erfüllen und ersparten auch den Alliierten keine Kritik. Die Administration in [[London]], und die drei anderen Besatzungsmächte protestierten gegen diese Form der Aufklärung, und entledigten sich dem [[Magazin]] , indem sie "Diese Woche" an die Deutschen abgaben.


Das [[Der Spiegel (online)|gleichnamige Nachrichtenportal]], das von 1994 bis 2020 ''Spiegel Online'' hieß, wird von einer Tochtergesellschaft des Spiegel-Verlags betrieben. Die beiden Gesellschaften gründeten im September 2019 eine Gemeinschaftsredaktion<ref>{{Internetquelle |url=https://meedia.de/2019/06/19/umstrukturierung-beim-spiegel-bis-alle-online-in-der-mitarbeiter-kg-sind-dauert-es-noch-zehn-jahre/ |titel=Umstrukturierung beim “Spiegel”: Bis alle Onliner in der Mitarbeiter KG sind, dauert es noch zehn Jahre |werk=[[meedia.de]] |datum=2019-06-19 |sprache=de |abruf=2019-06-19 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20220412114036/https://meedia.de/2019/06/19/umstrukturierung-beim-spiegel-bis-alle-online-in-der-mitarbeiter-kg-sind-dauert-es-noch-zehn-jahre/ |archiv-datum=2022-04-12}}</ref> und nutzen seit Januar 2020 dieselbe Dachmarke.<ref>{{Internetquelle |url=https://meedia.de/2020/01/08/alles-neu-beim-spiegel-im-web-so-will-chefredakteur-klusmann-neue-digitalabonnenten-gewinnen/ |titel=Alles neu beim „Spiegel“ im Web – so will Chefredakteur Klusmann neue Digitalabonnenten gewinnen |werk=meedia.de |datum=2020-01-08 |sprache=de |abruf=2020-01-08}}</ref>
[[Rudolf Augstein]], erhielt die Verlegerlizenz und benannte das Magazin in DER SPIEGEL um und war seit der ersten Ausgabe im Januar 1947 bis zu seinem Tode 2002 Chefredakteur und Herausgeber.
Derzeitiger [[Chefredakteur]] ist [[Stefan Aust]].


== Profil ==
Für die Aufdeckung bundesdeutscher Skandale in den 50er und 60er Jahren erhielt es den Namen "Sturmgeschütz der Demokratie". Zu den Skandalen, die der "Spiegel" an die Öffentlichkeit brachte, gehören:
In der bundesdeutschen Pressegeschichte nehmen ''Der Spiegel'' und sein Gründer [[Rudolf Augstein]] eine wichtige Rolle ein.<ref>Almut Kipp: [https://www.stern.de/unterhaltung/buecher/579670.html ''„Der Spiegel“: Erfolge feiern mit Skandalen.''] Auf ''[[Stern.de]]'' vom 4. Januar 2007.</ref> Das 1947 gegründete Blatt erlangte seine Bedeutung im Kampf für die [[Pressefreiheit]] (siehe ''[[Spiegel-Affäre]]'') und durch die Enthüllung [[Skandal#Skandale und Affären|politischer Affären]]. Es ist Gründungsmitglied der 2016 initiierten [[European Investigative Collaborations]] (EIC). [[Journalist]]en stufen es als eines der [[Deutsche Sprache|deutschsprachigen]] [[Leitmedium|Leitmedien]] ein.
* der Fall "Kilb", 1959

* die Fibag-Affäre, 1961
''Der Spiegel'' erscheint seit dem 10. Januar 2015 (Ausgabe 3/2015) samstags. Die digitale Ausgabe ist am Freitagmittag um 13 Uhr erhältlich.<ref>{{Internetquelle |autor=Klaus Brinkbäumer, Florian Harms |url=https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/der-spiegel-erscheint-jetzt-am-samstag-a-1012015.html |titel=In eigener Sache: Samstag ist jetzt Spiegel-Tag |werk=Spiegel Online |datum=2015-01-09 |abruf=2015-01-11}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://abo.spiegel.de/de/c/spiegel |titel=DER SPIEGEL im Heft-Abo |abruf=2021-06-11}}</ref> Zuvor erschien das Magazin von der Ausgabe 1/1947 bis zur Ausgabe 19/1949 am Samstag, von der Ausgabe 20/1949 bis zur Ausgabe 35/1950 am Donnerstag, von der Ausgabe 36/1950 bis zur Ausgabe 52/1965 am Mittwoch und von der Ausgabe 1/1966 bis zur Ausgabe 2/2015 am Montag.<ref name="spiegelgruppe">[https://www.spiegelgruppe.de/news/pressemitteilungen/detail/70-jahre-der-spiegel-70-jahre-investigativer-journalismus-am-4-januar-1947-erschien-die-erste-ausgabe-des-deutschen-nachrichten-magazins ''70 Jahre Der Spiegel – 70 Jahre investigativer Journalismus: Am 4. Januar 1947 erschien die erste Ausgabe des deutschen Nachrichten-Magazins.''] spiegelgruppe.de</ref> Die Verlegung des Erscheinungstags auf Samstag wird auf die wachsende Bedeutung von [[Sonntagszeitung]]en zurückgeführt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/spiegel-koennte-von-2025-an-freitags-erscheinen-19931402.html |titel=„Spiegel“ könnte von 2025 an freitags erscheinen |datum=2024-08-21 |sprache=de |abruf=2024-08-21}}</ref>
* die Lauschaffäre Traube, 1977

* der Skandal im Gewerkschaftskonzern "Neue Heimat", [[8. Februar]] [[1982]]
== Auflage ==
* die Parteispendenaffäre, 1982
''Der Spiegel'' hat wie seine direkten Konkurrenten ''[[Focus]]'' und ''[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]'' in den vergangenen Jahren an [[Auflage (Publikation)#Zeitungen und Zeitschriften|Auflage]] eingebüßt. {{Auflagen-Vergleich|Zeitschriften|122|Verk}} Sie beträgt gegenwärtig {{IVW-Text|Zeitschriften|122|Exemplare.}} Das entspricht einem Rückgang von {{FormatZahl|{{#expr: {{Metadaten Auflagen Zeitschriften DE 19984|122|Verk}} - {{Metadaten Auflagen Zeitschriften DE|122|Verk}}}}}} Stück. Der Anteil der [[Abonnement]]s an der verkauften Auflage liegt bei {{FormatZahl|{{#expr: {{Metadaten Auflagen Zeitschriften DE|122|Abo}} / {{Metadaten Auflagen Zeitschriften DE|122|Verk}} * 100}}}} Prozent. Seit dem ersten Quartal 2014 ist auch die ePaper-Ausgabe in diesen Zahlen enthalten, deren verkaufte Auflage aktuell rund 180.000 Exemplare beträgt.
* die [[Barschel-Affäre]], 1987 (Siehe auch [[Uwe Barschel]])

* die Spiegel-Affäre, ausgelöst durch den Beitrag "Bedingt einsatzbereit". Sie führte zum Rücktritt des damaligen Verteidigungsministers [[Franz Josef Strauß]].
Die verkaufte Auflage überschritt im dritten Quartal 1980 erstmals die Millionengrenze und erreichte im ersten Quartal 1991 mit 1,212 Millionen Exemplaren ihren Höchststand.<ref>{{Webarchiv|url=https://meedia.de/2016/02/12/historische-analyse-spiegel-und-stern-im-66-jahre-auflagentrend-rekorde-mit-kennedy-und-dem-irak-krieg/ |wayback=20230102103841 |text=''Historische Analyse: Spiegel und stern im 66-Jahre-Auflagentrend – Rekorde mit Kennedy und dem Irak-Krieg''. }} meedia.de, 12. Februar 2016</ref>
{{Auflagen-Diagramm|Zeitschriften|122|Verk|1210000|noborder=}}
{{Auflagen-Diagramm|Zeitschriften|122|Abo|510000|noborder=}}

== Geschichte ==
=== Ursprünge ===
[[Datei:Impressum Spiegel 1.png|mini|Das Impressum der ersten Ausgabe]]
[[Datei:Hamburg.Spiegel.Nordwest.wmt.JPG|mini|Der 2011 bezogene Neubau auf der Ericusspitze]]
[[Datei:Spiegel Building Hamburg 1.jpg|mini|Das von 1969 bis 2011 vom Spiegel-Verlag genutzte Gebäude]]

Bereits vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] hatte [[Lion Feuchtwanger]] in [[München]] eine Zeitschrift unter dem Namen ''Der Spiegel'' herausgegeben. Sie fusionierte im November 1908 mit [[Siegfried Jacobsohn]]s ''[[Die Weltbühne|Schaubühne]]'', steht allerdings nicht in Verbindung mit dem heutigen Nachrichtenmagazin ''Der Spiegel''.

Die erste Ausgabe des Blattes erschien am 4. Januar 1947, einem Samstag, in [[Hannover]].<ref name="geschichte">[https://www.spiegelgruppe.de/unternehmen/historie ''Die Geschichte der Spiegel-Gruppe.''] spiegelgruppe.de</ref> Unter dem Titel ''Diese Woche'' war bereits seit November 1946 in Hannover ein Vorläufer erschienen, der amerikanischen und britischen ''news magazines'' nachempfunden war und zunächst unter der [[Ägide]] der [[Britische Besatzungszone|britischen Militärverwaltung]] stand. Die drei verantwortlichen Presseoffiziere waren [[John Seymour Chaloner]], [[Henry Ormond]] und [[Harry Bohrer]], letzterer als kommissarischer Chefredakteur. Mit der siebten Ausgabe wurde das Blatt in deutsche Hände übergeben.

Rudolf Augstein, der das Deutschland-Referat bei ''Diese Woche'' geleitet hatte, erhielt die [[Lizenzzeitung|Verlegerlizenz]] und übernahm das Magazin, das er alsbald ''Der Spiegel'' nannte, als [[Herausgeber]] und [[Chefredakteur]]. Die erste Ausgabe erschien im Januar 1947, wurde im hannoverschen [[Anzeiger-Hochhaus]] erstellt und erreichte eine Auflage von 15.000 Exemplaren – die Papierrationierungen der Briten verhinderten zunächst höhere Auflagen.

1949 beschloss die Redaktion das ''Spiegel-Statut'':
{{Zitat
|Text=Alle im ''Spiegel'' verarbeiteten und verzeichneten Nachrichten, Informationen, Tatsachen müssen unbedingt zutreffen. Jede Nachricht und jede Tatsache ist […] peinlichst genau nachzuprüfen.}}
Zur Verwirklichung dieses Anspruchs sollte das ''Spiegel-Archiv'' dienen, das später über Deutschland hinaus bekannt wurde und mit über 80 Mitarbeitern als weltweit größte Dokumentations- und Rechercheabteilung eines Nachrichtenmagazins gilt.<ref>Craig Silverman: [https://www.cjr.org/behind_the_news/inside_the_worlds_largest_fact.php?page=all ''Inside the World’s Largest Fact Checking Operation.''] ''Columbia Journalism Review,'' 9. April 2010 (englisch)</ref>

In der Nr. 35 vom 28. August 1948 schrieb der ''Spiegel'' „in allgemein [[Beleidigung (Deutschland)|beleidigendem]] Ton“ über den Thronwechsel der niederländischen [[Wilhelmina (Niederlande)|Königin Wilhelmina]] zu [[Juliana (Niederlande)|Königin Juliana]]. Die britische Besatzungsmacht verbot den ''Spiegel'' für zwei Wochen, als die niederländische Regierung sich beschwerte. Daher erschien am 23. Oktober 1948 keine Ausgabe.<ref>[https://www.spiegel.de/spiegel/print/index-1948-42.html]</ref><ref>Zum Hintergrund siehe Christine Auerbach, Tobias Krone: [https://www.br.de/puls/themen/popkultur/boehmermann-erdogan-schmaehkritik-historie-100.html ''Deutsche Satire provoziert nicht zum ersten Mal.''] ''Puls'' ([[Bayerischer Rundfunk]]), 11. April 2016, abgerufen am 18. März 2024, die aber eine falsche Jahreszahl angeben.</ref>

=== 1950er Jahre ===
1950 deckte das Blatt auf, dass [[Mitglied des Deutschen Bundestages|Bundestagsabgeordnete]] bei der [[Hauptstadtfrage der Bundesrepublik Deutschland|Wahl der Bundeshauptstadt]] bestochen worden waren, damit sie für [[Bonn]] statt [[Frankfurt am Main]] stimmten. Augstein wurde im sogenannten ''Spiegel-Ausschuss'' als Zeuge vernommen, gab jedoch die Quellen für die Geschichte nicht preis und berief sich auf die journalistische [[Verschwiegenheitspflicht|Schweigepflicht]].

1952 folgte die ''Schmeißer-Affäre''. [[Hans-Konrad Schmeißer]], ehemaliger Agent im [[Service de Documentation Extérieure et de Contre-Espionnage|französischen Geheimdienst]], hatte behauptet, Bundeskanzler [[Konrad Adenauer|Adenauer]], Ministerialdirektor [[Herbert Blankenhorn|Blankenhorn]] und Generalkonsul [[Adolph Reifferscheidt|Reifferscheid]] seien für den französischen Geheimdienst tätig gewesen und hätten einen französischen Agenten mit geheimen Nachrichten versorgt.<ref>{{Der Spiegel |ID=21977263 |Titel=Am Telefon vorsichtig |Jahr=1952 |Nr=28 |Seiten=5}}</ref> 1958 begann im ''Spiegel'' die Debatte um die [[Deutsche Notstandsgesetze|Notstandsgesetze]], aus denen später (1960, 1963, 1965) verschiedene Gesetzesentwürfe des Innenministers [[Gerhard Schröder (Politiker, 1910)|Gerhard Schröder]] wurden.

Schon in seiner Anfangszeit erlangte ''Der Spiegel'' große Bedeutung. Die Auflage stieg massiv: 1961 betrug sie 437.000 Exemplare. Mit dem wirtschaftlichen Erfolg stiegen auch die publizistische Macht und der politische Einfluss.

=== Spiegel-Affäre ===
{{Hauptartikel|Spiegel-Affäre}}
Am 10. Oktober 1962 erschien im ''Spiegel'' der Artikel ''Bedingt abwehrbereit'', in dem der verantwortliche Redakteur [[Conrad Ahlers]] interne Dokumente der [[Bundeswehr]] zitierte und zu dem Schluss kam, die [[NATO]] und die Bundesrepublik könnten einem sowjetischen Angriff nicht standhalten.<ref>{{Der Spiegel |ID=25673830 |Titel=Bedingt abwehrbereit |Jahr=1962 |Nr=41 |Seiten=32}}</ref> Am 26.&nbsp;Oktober&nbsp;1962 wurden das ''Spiegel''-Verlagsgebäude in Hamburg und die Redaktion in Bonn durchsucht. Es wurden Haftbefehle mit dem Vorwurf auf Verdacht des [[Landesverrat]]s, landesverräterischer [[Fälschung]] und aktiver [[Bestechung]] ausgestellt. Bundesverteidigungsminister [[Franz Josef Strauß]] ließ ''Spiegel''-Redakteur Conrad Ahlers in Spanien mit falschen Behauptungen durch die Polizei verhaften und nach Deutschland transferieren. Zwei Tage später stellte sich Rudolf Augstein der Polizei und wurde in Untersuchungshaft genommen. Weite Teile der Öffentlichkeit solidarisierten sich mit dem Nachrichtenmagazin, Studenten gingen für Augstein auf die Straße. Bundeskanzler Konrad Adenauer sagte im Bundestag unter heftigem Protest aus den Reihen der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] und auch der [[Freie Demokratische Partei|FDP]] und unter Beifall der [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]], beim ''Spiegel'' habe sich ein „Abgrund von Landesverrat“ aufgetan. Nach 103 Tagen wurde Rudolf Augstein aus der Haft entlassen. 1963 sagte Strauß über das Blatt:

{{Zitat
|Text=Sie sind die [[Gestapo]] im Deutschland unserer Tage. Sie führen Tausende persönliche Akten. Wenn ich an die Nazi-Vergangenheit von Deutschland denke – fast jeder hat irgend etwas zu vertuschen, und das ermöglicht Erpressung… Ich war gezwungen, gegen sie zu handeln.
|ref=<ref>{{Der Spiegel |ID=46174133 |Titel=Spiegel Hausmitteilung; Betr.: Franz-Josef Strauss |Jahr=1964 |Nr=28 |Seiten=3}}</ref>}}

Strauß musste im Anschluss an die Affäre zurücktreten. Er hatte derart vielfältig deutsches und internationales Recht gebrochen, insbesondere bei der Veranlassung der Verhaftung von Conrad Ahlers in Spanien, dass er politisch nicht zu halten war. Bundeskanzler Adenauer überstand die Affäre trotz des Votums „Abgrund an Landesverrat“ verhältnismäßig unbeschädigt, insbesondere auch deshalb, weil sein Verteidigungsminister ihn in erheblichem Umfang falsch informiert hatte und der Bundeskanzler sich darauf berief, er hätte seinem eigenen Minister wohl kaum misstrauen müssen.

Am 13. Mai 1965 lehnte der [[Bundesgerichtshof]] aus Mangel an Beweisen die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen Ahlers und Augstein ab.<ref>{{Der Spiegel |ID=46272783 |Titel=Die Kosten trägt die Bundeskasse |Jahr=1965 |Nr=22 |Seiten=83}}</ref>

Die Affäre führte dazu, dass weite Kreise, besonders Angehörige der jungen Generation und der kritischen Intelligenz, sich für das Wochenmagazin als Garant der [[Meinungsfreiheit]] engagierten, und begründete den Mythos des Blattes.

=== Weitere Entwicklung der 1960er Jahre ===
Am 5.&nbsp;August 1966 scheiterte eine [[Verfassungsbeschwerde (Deutschland)|Verfassungsbeschwerde]] des ''Spiegels'' gegen die [[Deutsche Notstandsgesetze|Notstandsgesetze]] vor dem [[Bundesverfassungsgericht]]. 1969 betrug die ''Spiegel''-Auflage 953.000 verkaufte Exemplare.

=== 1970er Jahre ===
[[Datei:Yitzhak Rabin Der Spiegel 1974.jpg|alt=Spiegel-Interview mit Jitzchak Rabin, israelischer Premier, 1974.|mini|''Spiegel''-Interview mit Jitzchak Rabin, israelischer Premier, 1974]]
Das Blatt hatte Anfang der 1970er Jahre knapp 900 Beschäftigte, davon rund 400 in der Redaktion, 100 in der Dokumentation sowie knapp 400 in den kaufmännischen und technischen Abteilungen. 1970 wurde das ''[[Manager Magazin]]'' gegründet, das von einer Tochtergesellschaft der ''[[Spiegel-Gruppe]]'' herausgegeben wird. 1971/1972 wurde ein [[Mitbestimmung]]smodell und mehr Demokratie innerhalb der Redaktion beschlossen; außerdem eine [[Gewinnbeteiligung]]. Einnahmen aus Anzeigen sanken. 1971 betrug die Anzahl der Leser rund sechs Millionen – das entsprach rund zwölf Prozent aller in der Bundesrepublik lebenden Menschen über 14 Jahre. Der Anteil der Auslandsauflage an der Gesamtauflage betrug 10 bis 15 Prozent – ''Der Spiegel'' ist seitdem eine Publikation mit intensiver Rezeption im Ausland. Die Auflage betrug 923.000 verkaufte Exemplare.

1974 nannte [[Willy Brandt]] das Magazin ein „Scheißblatt“. 1975 wurden ''Spiegel''-Korrespondenten aus der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] wegen „böswilliger Verletzung ihrer Rechtsvorschriften“ ausgewiesen. Im Januar 1978 schloss die DDR die ''Spiegel''-Büros in der DDR, auch das in [[Ost-Berlin]], nach einer kritischen Berichterstattung über [[Zwangsadoption]]en und der Veröffentlichung des zweiten Teils des [[Manifest des Bundes Demokratischer Kommunisten Deutschlands|Manifests des Bundes Demokratischer Kommunisten Deutschlands]], einem Dokument einer angeblichen Opposition innerhalb der [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]]. Die DDR wertete diese Veröffentlichungen als Einmischung in die inneren Angelegenheiten der DDR.<ref>[https://www.spiegel.de/geschichte/pressefreiheit-a-949004.html ''Pressefreiheit: Gift und Galle.''] Auf ''[[einestages]]'' vom 8. Januar 2008</ref>

Das Blatt publizierte Vorabdrucke von und über den Dissidenten [[Rudolf Bahro]], ''Die Alternative'' (EVA) und ''Elemente einer neuen Politik'' (Olle & Wolter), ''Antworten auf Bahro'' (Olle & Wolter) und machte damit seinen systemkritischen Ansatz einem größeren Publikum bekannt.

=== 1980er Jahre ===
Das Blatt deckte diverse deutsche Staats- und Wirtschaftsaffären auf, zum Beispiel 1982 die ''[[Flick-Affäre|Flick-]]'' und ''[[Neue Heimat|Neue-Heimat]]-Affäre'' und 1987 die ''[[Barschel-Affäre]]''. Die Behandlung der ''Barschel-Affäre'' durch den ''Spiegel'' ist umstritten.<ref>[https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/barschel-affaere-barschel-pfeiffer-engholm-und-der-spiegel-1460752.html ''Barschel, Pfeiffer, Engholm und „Der Spiegel“.''] ''FAZ.NET'' vom 7. September 2007.</ref> 1988 deckte er die ''[[Co op AG|co-op]]-Affäre'' auf.

=== Frühe 1990er Jahre ===
Am 18.&nbsp;Januar&nbsp;1993 erschien die erste Ausgabe des ''[[Focus]]'', nach Aussage des Chefredakteurs [[Helmut Markwort]] als „Konkurrenz-, nicht Gegenmedium zum ''Spiegel''“. Danach kam es zu deutlich wahrnehmbaren Veränderungen. ''Focus'' wurde bewusst als Gegenpol und Alternative zum ''Spiegel'' konzipiert; nachweisbar ist das insbesondere an der politischen Linie und dem vergleichsweise schonenden Umgang mit den Anzeigenkunden. [[Uli Baur]], neben Markwort Chefredakteur des ''Focus'', fasste die redaktionelle Linie des ''Focus'' unter Bezugnahme auf das bekannte Augstein-Zitat („[…] im Zweifelsfalle [[Politische Linke|links]]“) deutlich zusammen: „Wenn ''Der Spiegel'' im Zweifel links ist, sind wir im Zweifel [[Politische Rechte (Politik)|rechts]].“

''Spiegel'' erlitt einen Auflagenverlust von mehr als zehn Prozent und einen Rückgang der verkauften Anzeigenseiten um mehr als zwölf Prozent. 1995 lag die Anzahl der Leser bei über sieben Millionen. Es entstanden ''[[Spiegel TV]]'' und ''Spiegel Special'', die ein Fünftel des ''Spiegel''-Umsatzes von 542 Millionen D-Mark (1996) generierten. ''Der Spiegel'' war im ersten Halbjahr 1996 „die deutsche Zeitschrift mit den höchsten Einnahmen aus Vertrieb und [[Anzeige (Medien)|Anzeigen]]“. Erzielt wurden Bruttoeinnahmen von 330,7&nbsp;Millionen&nbsp;D-Mark, das war knapp eine Million mehr als der ''Stern'' (Platz 2) erzielen konnte und lag noch vor ''[[Bild am Sonntag]]'' (Platz 3) und ''Focus''. Im Januar 1997 feierte ''Der Spiegel'' 50.&nbsp;Geburtstag. Bis dahin waren 2.649&nbsp;Ausgaben erschienen. Der Verlag aktualisierte das [[Layout]], das seitdem durchgehend farbig ist.

=== Ära Stefan Aust ===
[[Datei:Condoleezza Rice, Stefan Aust, Gerhard Sporl, Georg Mascolo and Ralf Beste 2007.jpg|mini|''Spiegel''-Interview in Berlin mit der damaligen US-Außenministerin Condoleezza Rice]]
Ab Ende der 1990er Jahre, unter dem Chefredakteur [[Stefan Aust]] und möglicherweise auch unter dem Eindruck der Konkurrenz, verzeichneten Beobachter eine Hinwendung des ''Spiegels'' zu [[Liberalismus|liberalen]] Standpunkten.
Als mit der [[Bundestagswahl 1998]] Helmut Kohl abgewählt wurde, kam es zur ersten rot-grünen Koalition auf Bundesebene. Vieles in Politik und Gesellschaft änderte sich. Das Internet gewann an Bedeutung und die [[Dotcom-Blase]] bildete sich.
Kritiker hielten dem Blatt vor, [[Boulevardzeitung|boulevardesker]] geworden zu sein und an analytischer Tiefe verloren zu haben. Die Artikel wurden aber nicht kürzer oder weniger aktuell. Vor der [[Bundestagswahl 2005]] wurde dem Blatt „Wahlhilfe“ für das bürgerliche Lager um [[Angela Merkel]] attestiert. Auf die Frage, mit welcher Partei sie sympathisieren, antworteten 2005 die befragten ''Spiegel''-Leser zu 36 Prozent CDU/CSU, zu 28 Prozent SPD, zu 18 Prozent Die Grünen, zu 7&nbsp;Prozent FDP und zu 5&nbsp;Prozent Linkspartei.PDS.<ref>''Statistik: Wer liest/hört/sieht was warum?'' In: ''[[Die Zeit]]'', Nr.&nbsp;5/2006, S.&nbsp;64.</ref>

Laut einer Umfrage unter 1536 deutschen Journalisten im Frühjahr 2005 soll sich der Einfluss des Magazins verringert haben. 33,8 Prozent der Befragten bezeichneten das Blatt weiterhin als ihr Leitmedium, während für die ''[[Süddeutsche Zeitung]]'' 34,6 Prozent votierten. 1993 hatten noch zwei Drittel der befragten Journalisten für den ''Spiegel'' als Leitmedium gestimmt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.journalistik.uni-hamburg.de/Leitmedien.pdf |titel=Studie „Journalismus in Deutschland“ |werk=journalistik.uni-hamburg.de |hrsg=Institute für Journalistik und Kommunikationswissenschaft der [[Universität Hamburg|Universitäten Hamburg]] und [[Universität Münster|Münster]] |datum=2005-04 |format=PDF; xxx&nbsp;kB |sprache=de |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20170607044518/http://www.journalistik.uni-hamburg.de/ |archiv-datum=2017-06-07 |abruf=2023-11-14 |kommentar=Erhebung vom 1. Februar bis 25. April 2005; Ursprungslink unauffindbar im [[Internet Archive]];}}</ref><ref>{{Toter Link |date=2023-11-14 |fix-attempted=1 |url=http://www.journalistik.uni-hamburg.de/Leitmedien.pdf |text=Studie „Journalismus in Deutschland“ |checked=[[Benutzer:Sailorsfriend|Sailorsfriend]] |botlauf=deadurl}}</ref>

Seit 1996 veranstaltet das Magazin den jährlichen ''[[Spiegel-Wettbewerb]]'' für [[Schülerzeitung]]en.

Im Jahr 2002 wurde der ''Spiegel-Shop'' gegründet, dessen Geschäftszweck die Vermarktung von Nebenprodukten des ''Spiegel''-Verlags und weiterer Medien ist.

Seit dem 24. Oktober 2002 gibt es das Blatt auch als digitale Ausgabe im ''[[Portable Document Format]]''.

Am 7. November 2002 starb Herausgeber Rudolf Augstein. Er wird auch postum als offizieller Herausgeber genannt.

Am 6. August 2004 verkündete der Verlag, gemeinsam mit der [[Axel Springer AG]], zur [[Deutsche Rechtschreibung im 20. Jahrhundert|traditionellen deutschen Rechtschreibung]] zurückkehren zu wollen.<ref>[https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/in-eigener-sache-spiegel-verlag-und-axel-springer-ag-kehren-zur-klassischen-rechtschreibung-zurueck-a-311777.html ''Spiegel-Verlag und Axel Springer AG kehren zur klassischen Rechtschreibung zurück.''] Spiegel Online, 6. August 2004.</ref> Dieses Vorhaben wurde aber nicht umgesetzt; am 2. Januar 2006 wurde die reformierte Rechtschreibung entsprechend den Empfehlungen des [[Rat für deutsche Rechtschreibung|Rates für deutsche Rechtschreibung]] weitgehend übernommen.

=== Doppelspitze Mascolo und Müller von Blumencron ===
Am 16. November 2007 gab der Spiegel-Verlag bekannt, dass der am 31. Dezember 2008 auslaufende Vertrag von Stefan Aust nicht verlängert wird.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article1369437/Das-Ende-des-Stefan-Aust-beim-Spiegel.html ''Das Ende des Stefan Aust beim „Spiegel“.''] [[Die Welt|welt.de]], 16. November 2007.</ref> Am 5. Februar 2008 wurde er freigestellt und [[Georg Mascolo]], bis dahin Leiter des Hauptstadtbüros, und [[Mathias Müller von Blumencron]], bis dahin Chefredakteur von ''[[Spiegel Online]]'', zu seinen Nachfolgern ernannt.<ref>{{Literatur |Autor=Michael Hanfeld |Titel=Stefan Aust beim „Spiegel“ freigestellt |Sammelwerk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung#FAZ.NET|Frankfurter Allgemeine Zeitung]] (FAZ) |Datum=2008-02-05 |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/medien-stefan-aust-beim-spiegel-freigestellt-1512303.html |Abruf=2023-11-14}}</ref>

Mit ''[[Spiegel Wissen]]'' startete der Verlag im Februar 2008 in Kooperation mit der [[Wissen Media Verlag|Wissen Media Group]] eine Internetplattform, die Inhalte des Nachrichtenmagazins ''Der Spiegel'', von ''Spiegel Online'', der [[Wikipedia]] und [[Bertelsmann]]-Lexika und -Wörterbücher zusammenfasste. Dort wurden außerdem kostenlos fast alle seit 1947 veröffentlichten ''Spiegel''-Artikel bis auf jene der beiden aktuellen Ausgaben angeboten.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,534775,00.html |text=''Finden statt suchen mit Spiegel Wissen''. |wayback=20110702091444}} auf Spiegel Online, 13. Februar 2008. Zumindest die Titelgeschichte und das Titelblatt der Ausgabe 22/1977 („Die verkauften Lolitas“) fehlen jedoch. Das Titelbild wurde 1977 nach Protest von ''[[Emma (Zeitschrift)|Emma]]'', [https://www.spiegel.de/geschichte/pressefreiheit-a-949004.html Courage], ''Unsere kleine Zeitung'' und dem [[Kinderschutzbund]] vom [[Deutscher Presserat|Deutschen Presserat]] gerügt. Vgl. {{Der Spiegel |ID=40859434 |Titel=Rückspiegel |Jahr=1977 |Nr=32}} {{Der Spiegel |ID=14354623 |Titel=Betr.: Presserat |Jahr=1981 |Nr=50}}</ref> Seit 2009 wurde der Großteil des Angebots von ''Spiegel Wissen'', insbesondere das Heftarchiv, in den Auftritt von ''Spiegel Online'' integriert. Im November 2013 konnten die ''Spiegel''-Artikel im Archiv bis auf die vergangenen zwölf Monate kostenlos gelesen werden.

Im September 2009 startete die [[Kinderzeitschrift]] ''[[Dein Spiegel]]''.<ref>[https://www.spiegelgruppe.de/news/pressemitteilungen/detail/nachwuchs-fuer-den-spiegel-dein-spiegel-erscheint-monatlich ''Nachwuchs für den Spiegel: „Dein Spiegel“ erscheint monatlich.''] spiegelgruppe.de, 19. Oktober 2009</ref> Im Februar 2011 wurden die Zuständigkeiten innerhalb der doppelköpfigen Chefredaktion neu verteilt: Mascolo übernahm die Alleinverantwortung für das Nachrichtenmagazin ''Der Spiegel'' und Müller von Blumencron die Verantwortung aller digitalen Aktivitäten, einschließlich von ''Spiegel Online''.<ref>[https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/spiegel-verlag-einsam-an-der-spitze-1596329.html ''Einsam an der Spitze.''] faz.net, 21. Februar 2011.</ref> Nach der im März 2012 veröffentlichten Studie „Medienmarken als Arbeitgeber 2012“ der Fachzeitung ''[[Horizont (Fachzeitschrift)|Horizont]]'' gilt ''Der Spiegel'' unter den Beschäftigten der Medienbranche als bester Arbeitgeber unter allen deutschen Zeitschriften und Zeitungen.<ref>[https://www.horizont.net/medien/nachrichten/-Medien-als-Arbeitgeber-Spiegel-fuehrt-Ranking-deutscher-Zeitschriften-und-Zeitungen-an-106612 ''Medien als Arbeitgeber: "Spiegel" führt Ranking deutscher Zeitschriften und Zeitungen an.''] horizont.net, 26. März 2012.</ref> Am 9. April 2013 wurden Mascolo und Müller von Blumencron „wegen unterschiedlicher Auffassungen zur strategischen Ausrichtung mit sofortiger Wirkung abberufen und beurlaubt“.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/medien/aus-fuer-mascolo-und-blumencron-kurzer-prozess-mit-der-spiegel-spitze-1.1644841 ''Kurzer Prozess mit der „Spiegel“-Spitze.''] [[Süddeutsche Zeitung|sueddeutsche.de]], 9. April 2013.</ref>

=== Wolfgang Büchner ===
Nach dem Ausscheiden von Mascolo und Müller von Blumencron wurde der bisherige [[Deutsche Presse-Agentur|dpa]]-Chefredakteur [[Wolfgang Büchner]] am 1. September 2013 Chefredakteur des ''Spiegels'' und von ''Spiegel Online''.<ref>Michael Hanfeld: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/einer-fuer-alles-wolfgang-buechner-wird-chefredakteur-beim-spiegel-12166648.html ''Wolfgang Büchner wird Chefredakteur beim „Spiegel“.''] In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', 29. April 2013.</ref> Er kündigte im Dezember 2013 an, dass das gedruckte Heft von 2015 an nicht mehr montags, sondern samstags erscheinen werde.<ref>Michael Hanfeld: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/neue-plaene-der-chefredaktion-spiegel-am-samstag-12691652.html ''„Spiegel“ am Samstag.''] In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 2. Dezember 2013.</ref>

Die Entscheidung Büchners, [[Nikolaus Blome]] als stellvertretenden Chefredakteur von der ''Bild''-Zeitung zum ''Spiegel'' zu holen, sorgte für Kritik bei Mitgliedern der [[Mitarbeiter KG]], die auf ihr Mitspracherecht bei der Berufung von stellvertretenden Chefredakteuren bestand,<ref>Kai-Hinrich Renner: [https://www.welt.de/kultur/medien/article119360425/Machtkampf-beim-Spiegel-hat-gerade-erst-begonnen.html ''Machtkampf beim „Spiegel“ hat gerade erst begonnen.''] In: ''[[Die Welt]]'', 25. August 2013.</ref> und bei den Ressortleitern, die die Berufung Blomes ablehnten.<ref>Kai-Hinrich Renner: [https://www.welt.de/kultur/medien/article119398963/Spiegel-Ressortleiter-lehnen-Blome-ab.html ''„Spiegel“-Ressortleiter lehnen Blome ab.''] In: ''Die Welt'', 26. August 2013.</ref> Büchner einigte sich daraufhin mit der Mitarbeiter KG und den Ressortleitern, dass Blome Mitglied der Chefredaktion und nicht stellvertretender Chefredakteur wird.<ref>Kai-Hinrich Renner: [https://www.welt.de/kultur/medien/article119489222/Buechner-gewinnt-Machtkampf-beim-Spiegel.html ''Büchner gewinnt Machtkampf beim „Spiegel“.''] In: ''Die Welt'', 28. August 2013.</ref>

2014 wurde ein „Labor für multimediales [[Storytelling (Methode)|Storytelling]]“ gegründet, in dem Mitarbeiter aller Sparten regelmäßig zusammenkamen, um Strukturen für [[Multi-Format Publishing]] und [[Datenjournalismus]] zu entwickeln. Maßgeblich an der Gründung beteiligt war [[Cordt Schnibben]].<ref>Thomas Schuler: [https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/zukunft-des-journalismus-labor-fuer-multimediales-erzaehlen-li.6205 ''Zukunft des Journalismus: Labor für multimediales Erzählen.''] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 19. Mai 2014</ref>

Im August 2014 protestierten die Printredakteure gegen Büchners Reformkonzept ''Spiegel 3.0'', bei dem die Print- und die Online-Ressorts eine gemeinsame Ressortleitung bekommen sollten.<ref>Michael Hanfeld: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/revolte-beim-spiegel-225-redakteure-proben-den-aufstand-13110600.html ''225 Redakteure proben den Aufstand.''] In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 21. August 2014.</ref> Die Gesellschafter des Verlags unterstützten die Pläne Büchners, forderten jedoch, dass sich Büchner mit den Printredakteuren einigt.<ref>Michael Hanfeld: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/neuausrichtung-des-verlags-gesellschafter-befuerworten-buechners-spiegel-3-0-13112294.html ''Gesellschafter befürworten Büchners „Spiegel 3.0“.''] In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 22. August 2014.</ref>

=== Klaus Brinkbäumer ===
Wolfgang Büchner verließ den ''Spiegel'' zum 31. Dezember 2014. Sein Reformkonzept ''Spiegel 3.0'' wurde nicht umgesetzt.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/medien/spiegel-trennt-sich-von-wolfgang-buechner-der-machtkampf-ist-vorbei-1.2252492 ''Der Machtkampf ist vorbei.''] sueddeutsche.de, 4. Dezember 2014.</ref> Am 13. Januar 2015 wurde der bisherige stellvertretende Chefredakteur [[Klaus Brinkbäumer]] zum Chefredakteur des ''Spiegels'' und Herausgeber von ''Spiegel Online'' ernannt.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/medien/fuehrungswechsel-bei-nachrichtenmagazin-brinkbaeumer-neuer-spiegel-chefredakteur-1.2303029 ''Brinkbäumer neuer „Spiegel“-Chefredakteur.''] sueddeutsche.de, 13. Januar 2015.</ref> Im Mai 2015 verließ auch Nikolaus Blome den ''Spiegel''.<ref>[https://www.welt.de/kultur/article141204209/Keine-Zukunft-warum-Blome-beim-Spiegel-geht.html ''Keine Zukunft – warum Blome beim „Spiegel“ geht.''] welt.de, 20. Mai 2015</ref>

Am 3. Juli 2015 erstattete ''Der Spiegel'' bei der [[Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof|Bundesanwaltschaft]] in Karlsruhe Anzeige wegen des „Verdachts der geheimdienstlichen Agententätigkeit und der Verletzung des Fernmeldegeheimnisses“, weil man davon ausgehe, von [[Vereinigte Staaten|US]]-Geheimdiensten abgehört worden zu sein.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/politik/deutschland/der-spiegel-ist-im-visier-von-us-geheimdiensten-a-1041985.html |titel=Überwachung: Spiegel im Visier von US-Geheimdiensten |werk=Spiegel Online |hrsg=Der Spiegel |datum=2015-07-03 |abruf=2015-07-03}}</ref>

Am 1. Dezember 2015 kündigte der Spiegel-Verlag an, dass bis 2018 von 727 Vollzeitstellen 147 abgebaut werden sollten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sueddeutsche.de/medien/medien-der-spiegel-streicht-stellen-1.2763436 |titel="Spiegel" streicht 149 Stellen |werk=sueddeutsche.de |datum=2015-12-01 |abruf=2017-06-16}}</ref> Im Frühjahr 2016 erschien der ''Spiegel'' in [[Nordrhein-Westfalen]] testweise mit einem Regionalteil.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dwdl.de/nachrichten/55773/spiegel_nrwteil_ist_schon_wieder_geschichte/ |titel=„Spiegel“: NRW-Teil ist schon wieder Geschichte |werk=dwdl.de |datum=2016-05-02 |abruf=2017-06-16}}</ref>

Ab dem 27. Juni 2016 wurden unter der Marke ''Spiegel Plus'' einzelne Artikel des ''Spiegels'' und von ''Spiegel Online'' auf ''Spiegel Online'' zum Kauf angeboten<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/medien-spiegel-verlag-startet-bezahlangebote-auf-spiegel-online-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-160627-99-472686 ''Spiegel-Verlag startet Bezahlangebote auf „Spiegel Online“.''] sueddeutsche.de, 27. Juni 2016</ref> und am 16. Mai 2017 startete die von ''Spiegel'' und ''Spiegel Online'' gemeinsam herausgegebene digitale Abendzeitung ''[[Spiegel Daily]]''.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/medien/digitalausgabe-abends-in-hamburg-1.3506112 ''„Spiegel“ startet neues Bezahlangebot „Daily“.''] sueddeutsche.de, 15. Mai 2017.</ref>

Am 13. September 2016 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift ''SPIEGEL Spezial''. In der in der Regel jährlich erscheinenden Zeitschrift widmen sich laut Verlag Spiegel-Redakteure in Beiträgen, Reportagen und Interviews intensiv einem gesellschaftlich relevanten Thema.<ref>{{Internetquelle |url=https://gruppe.spiegel.de/medien-und-marken/marken/spiegel-spezial |titel=SPIEGEL Spezial |sprache=de |abruf=2024-12-21}}</ref>

Zum 28. Mai 2018 wurden ''Spiegel Plus'', ''Spiegel Daily'' und die digitale Ausgabe des ''Spiegels'' zu ''Spiegel+'' zusammengelegt.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/medien/radikale-reform-zusammenruecken-auf-dem-dickschiff-1.3994197 ''Zusammenrücken auf dem Dickschiff.''] sueddeutsche.de, 28. Mai 2018</ref>

=== Chefredaktionsteams ===
Am 22. August 2018 gab der Spiegel-Verlag bekannt, dass Klaus Brinkbäumer am 1. Januar 2019 von einem Chefredakteursteam bestehend aus dem bisherigen Chefredakteur des ''[[Manager Magazin]]s'' [[Steffen Klusmann]] als Vorsitzenden, der bisherigen Chefredakteurin von ''Spiegel Online'' [[Barbara Hans]] und dem bisherigen ''Spiegel''-Reporter [[Ullrich Fichtner]] abgelöst werde.<ref>[https://www.tagesspiegel.de/medien/personalwechsel-beim-nachrichtenmagazin-spiegel-chef-brinkbaeumer-abgesetzt-steffen-klusmann-kommt/22939314.html ''„Spiegel“-Chef Brinkbäumer abgesetzt – Steffen Klusmann kommt.''] tagesspiegel.de, 22. August 2018.</ref> Die Auflage des ''Spiegels'' war zuvor innerhalb von drei Jahren um 118.000 Exemplare gesunken. Außerdem gab es unterschiedliche Auffassungen, wie die Print- und die Online-Redaktion zusammengeführt werden sollen, und Brinkbäumer wurde ein schwacher Führungsstil vorgeworfen.<ref>[https://meedia.de/2018/08/22/von-einer-aera-brinkbaeumer-kann-keine-rede-sein-was-der-chefredakteurswechsel-fuer-den-spiegel-bedeutet/ ''Von einer Ära Brinkbäumer kann keine Rede sein: Warum der aktuelle Spiegel-Chefredakteur gescheitert ist.''] meedia.de, 22. August 2018.</ref><ref>[https://www.nzz.ch/feuilleton/zu-nett-spiegel-chefredaktor-klaus-brinkbaeumer-muss-gehen-ld.1413520 ''Zu nett: «Spiegel»-Chefredaktor Klaus Brinkbäumer muss gehen.''] [[Neue Zürcher Zeitung|nzz.ch]], 22. August 2018.</ref> Am 15. Oktober 2018 gab der Spiegel-Verlag bekannt, dass Brinkbäumer ab sofort nicht mehr Chefredakteur sei und seine Stellvertreter bis Jahresende seine Aufgaben übernähmen.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/medien/hamburg-klaus-brinkbaeumer-verlaesst-den-spiegel-1.4170764 ''Klaus Brinkbäumer verlässt den „Spiegel“.''] sueddeutsche.de, 15. Oktober 2018.</ref>

Die Ernennung von Fichtner zum Chefredakteur wurde bis zum Abschluss der Untersuchung des Fälschungsskandals um [[Claas Relotius]] ausgesetzt.<ref name="sueddeutsche">[https://www.sueddeutsche.de/medien/spiegel-relotius-fichtner-geyer-1.4269455 ''Teile der designierten "Spiegel"-Führung lassen Verträge ruhen.''] sueddeutsche.de, 28. Dezember 2018</ref> Als Leiter des Gesellschaftsressorts hatte er Relotius 2014 zum ''Spiegel'' geholt und bis 2016 seine Arbeiten betreut.<ref name="horizont">[https://www.horizont.net/medien/nachrichten/neue-redaktionsspitze-hat-der-spiegel-ein-compliance-problem--debatte-um-verantwortung-fuer-relotius-gau-171951 ''Hat der Spiegel ein Compliance-Problem? / Debatte um Verantwortung für Relotius-GAU.''] horizont.net, 27. Dezember 2018</ref><ref name="meedia1">[https://meedia.de/2018/12/28/stolpert-print-chef-ullrich-fichtner-ueber-die-relotius-affaere-der-spiegel-und-die-offenen-fragen-im-betrugsskandal/ ''Stolpert Print-Chef Ullrich Fichtner über die Relotius-Affäre? Der Spiegel und die offenen Fragen im Betrugsskandal.''] meedia.de, 27. Dezember 2018.</ref>

Am 20. März 2019 teilte der Spiegel-Verlag mit, dass Fichtner nicht Chefredakteur werde.<ref name="meedia2">[https://meedia.de/2019/03/20/konsequenz-aus-relotius-affaere-designierter-spiegel-chefredakteur-ullrich-fichtner-bekommt-posten-nicht/ ''Konsequenz aus Relotius-Affäre: designierter Spiegel-Chefredakteur Ullrich Fichtner bekommt Posten nicht.''] meedia.de, 20. März 2019.</ref> Stattdessen wurde am 16. April 2019 Clemens Höges zum Chefredakteur ernannt.<ref>[https://meedia.de/2019/04/16/clemens-hoeges-wird-mitglied-der-spiegel-chefredaktion/ ''Fichtner-Nachfolge geregelt: Clemens Höges wird erneut Mitglied der Spiegel-Chefredaktion.''] meedia.de, 16. April 2019.</ref>

Hans verließ am 30. April 2021 den ''Spiegel''.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/medien/barbara-hans-spiegel-streit-chefredaktion-1.5277355 ''Chefredakteurin verlässt „Spiegel“.''] sueddeutsche.de, 27. April 2021.</ref> Zu ihren Nachfolgern wurden am 5. Mai 2021 [[Melanie Amann]] und Thorsten Dörting berufen.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/medien/melanie-amann-der-spiegel-thorsten-doerting-1.5285019 ''Melanie Amann und Thorsten Dörting werden Mitglieder der Chefredaktion.''] sueddeutsche.de, 5. Mai 2021.</ref>

Im Mai 2023 wurde [[Dirk Kurbjuweit]] Chefredakteur.

== Kritik und Kontroversen ==
=== Vorwurf der Demokratiegefährdung ===
1956/1957, rund zehn Jahre nach der Gründung des Blattes, verfasste [[Hans Magnus Enzensberger]] eine kritische Analyse über ''Die Sprache des Spiegel'', in der er eine Reihe von Thesen aufstellte:<ref>{{Der Spiegel |ID=32092775 |Autor=Hans Magnus Enzensberger |Titel=Die Sprache des Spiegel |Jahr=1957 |Nr=10 |Seiten=48–51}}</ref> ''Das deutsche Nachrichtenmagazin'' sei im Grunde kein [[Nachrichtenmagazin]], da es seinen Informationsgehalt in die Form von „Storys“ kleide, ''Der Spiegel'' übe nicht Kritik, sondern deren [[Surrogat]], der Leser des ''Spiegels'' werde nicht orientiert, sondern desorientiert. Diese kritische Einstellung revidierte Enzensberger auch nach der ''Spiegel-Affäre'' nicht; er sah das Magazin weiterhin als latente Gefahr für die deutsche [[Demokratie]]. Dennoch hatte er in den 1950er Jahren betont, ''Der Spiegel'' sei unentbehrlich, solange es in der Bundesrepublik kein kritisches Organ gebe, das ihn ersetzen könne.

=== Berichterstattung zum Klimawandel ===

Der Medienwissenschaftler [[Bernhard Pörksen]] untersuchte<ref name="Pörksen" /> 2024 die Spiegel-Berichterstattung zum [[Globale Erwärmung|Klimawandel]] und kam zum Ergebnis, dass das Magazin im Laufe der Jahrzehnte bis ca. 2019 merkwürdig und widersprüchlich berichtet habe. Pörksen berichtet in seiner Analyse von "großartigen, visionären Reportern und von grandios gelungener Berichterstattung", weist aber zugleich darauf hin, dass es genauso zu "bizarren Fehleinschätzungen und einem dunkel schillernden Aktivismus" gekommen sei, der darauf abzielte, "die Gefahren der Erderhitzung kleinzureden und die Warner – manchmal mithilfe von bestellt wirkenden Provokationen – anzugreifen".<ref name="Pörksen" />

Bis 2019 habe es bei der Klimaberichterstattung keine einheitliche Linie gegeben, stattdessen hätten einzelne Spiegel-Autoren immer wieder "Verniedlichungs- und Verharmlosungs-Aktivismus" betrieben oder eine "provokativ klingende Quatschthese", die man zur (Klimawandel)-[[Entwarnung]] instrumentalisieren konnte, "großflächig präsentiert". Unter anderem gab der Spiegel demnach 2007 dem Biologen [[Josef Reichholf]] in einem langen Interview ausführlich Raum, seine These zu präsentieren, dass der Klimawandel gut für die [[Artenvielfalt]] sei oder ließ [[Bjørn Lomborg]] 2009 einen Gastartikel zur [[UN-Klimakonferenz in Kopenhagen 2009]] verfassen, in dem dieser schrieb: "Scheitern wäre ein Erfolg. Warum die Menschheit den Klimaschutz vertagen sollte." Auch als [[Fritz Vahrenholt]] 2012 erklärte "Die Klimakatastrophe findet nicht statt", den "Weltklimarat" [[Intergovernmental Panel on Climate Change|IPCC]] angriff und prophezeite, dass die Welt sich abkühle, erhielt er 2012 ein ausführliches Interview mit Titel "Wir werden hinters Licht geführt". Negativ hebt Pörksen zudem hervor, dass der Spiegel beginnend mit dem Jahr 2003 immer wieder und teils sogar anlasslos [[Hans von Storch]] interviewt habe, und damit einen Klimaforscher, "der die Politisierung von Forschung kritisiert, aber sie gleichzeitig offensiv betreibt". Dabei sei das erste Interview nur der Beginn für eine ganze Artikelserie mit "Endlos-Recycling von Verniedlichungsparolen" gewesen, bei denen von Storch in "handzahm geführten Wohlfühlinterviews" als "opportuner Zeuge" für die von den Autoren gewünschten Einordnungen herangezogen wurde. 2020 wurde sogar ein aus dem Jahr 2019 stammendes Interview, bei dem von Storch u.&nbsp;a. [[Greta Thunberg]] angriff, um "polemischen Zusatzattacken" ergänzt neu publiziert, was Pörksen als "Lehrbuchbeispiel" für "instrumentelle Aktualisierung". Ziel dieser journalistischen "Grenzüberschreitung" sei es gewesen, "hochziehen, was man hören will" und "niedermachen, was einem missfällt", jedoch "ohne jedoch die persönlich-private Meinungsmache als solche auszuflaggen". Insbesondere kritisiert Pörksen die "Vermischung von Meinung", die in den [[Kommentar (Journalismus)|Kommentarbereich]] gehöre, und vermeintlicher Realitätsanalyse der Autoren.<ref name="Pörksen" />

Beginnend mit dem Jahr 2019 sei - nicht zuletzt durch personelle Veränderungen in der Autorenschaft - diese Form der Klimaberichterstattung aufgegeben worden und es sei zu einem "Aufbruch" mit programmatischer Innovation und dem "Abschied vom Schlingerkurs der Vergangenheit" gekommen. Dabei habe der Spiegel u.&nbsp;a. einen "Climate Desk" eingerichtet und beschäftige inzwischen sogar "einige der besten Klimareporterinnen und -reporter des Landes". Problematisch sein allerdings, dass nur [[Susanne Götze]] sich ausschließlich um die Erderwärmung kümmere, andere Journalisten jedoch noch weitere Themengebiete bearbeiteten und durch die Vielzahl an Weltkrisen oft anderweitig beschäftigt seien. Zudem sei der deutsche [[Investigativjournalismus]] generell "im internationalen Vergleich klimapolitisch total unterbelichtet".<ref name="Pörksen">[https://www.spiegel.de/ausland/klimakrise-die-widersprueche-und-fehleinschaetzungen-in-der-spiegel-berichterstattung-a-815e8ee3-6e3c-431c-be37-bdbe10624864?sara_ref=re-so-app-sh ''SPIEGEL-Berichterstattung über Erderhitzung. Wissende Ignoranz'']. In: ''[[Spiegel Online]]'', 22. November 2024. Abgerufen am 10. Dezember 2024.</ref>

=== Berichterstattung zu AIDS ===
Die Berichterstattung des Magazins über die Krankheit [[AIDS]] wurde teilweise als „unangemessen“ kritisiert.<ref>[[Herbert Bock]]: ''Eine sprachpsychologische Untersuchung zur Berichterstattung über die Krankheit AIDS in Print-Medien.'' Roderer, Regensburg 1992, ISBN 3-89073-603-3, S. 92.</ref><ref>Herbert Bock: ''Zur sprachlichen Darstellung von AIDS in Print-Medien.'' In: Bernd Ulrich Biere, Wolf-Andreas Liebert (Hrsg.): ''Metaphern, Medien, Wissenschaft. Zur Vermittlung der AIDS-Forschung in Presse und Rundfunk.'' Westdeutscher Verlag, Opladen 1997, ISBN 3-531-12902-3, S. 81–101.</ref> Der Sexualwissenschaftler [[Volkmar Sigusch]] bezeichnete diese Form der Berichterstattung als „erschütternd“ und „Versagen jener Presse, die zwischendurch auch einmal [[Liberalismus|liberal]] war“.<ref>Volkmar Sigusch: ''Aids als Risiko: Über den gesellschaftlichen Umgang mit einer Krankheit.'' Konkret-Literatur-Verlag, Hamburg 1987, ISBN 3-922144-67-5, S. 8.</ref><ref name="Schmidt">Hans-Jürgen Schmidt: ''Mediale Deutungsmuster von AIDS. Über die Konsequenzen medialer Darstellung für Prävention und praktische AIDS-Arbeit.'' Mülheim an der Ruhr 2005, S. 66 ([https://d-nb.info/975610805/34 PDF]).</ref> Andere warfen dem Blatt vor, durch seinen Umgang mit Fallzahlen [[Panik]] zu verbreiten<ref name="Koeneke">Susanne Köneke: ''AIDS in der Presse: Der schreibende Umgang mit dem Ungewissen.'' Univ., Freiburg im Breisgau 1990, S. 24.</ref><ref>Frank Rühmann: ''AIDS: Eine Krankheit und ihre Folgen.'' Edition Qumran im Campus-Verlag, Frankfurt am Main/New York 1985, ISBN 3-88655-208-X, S. 75.</ref><ref>Ulrich Clement: ''Höhenrausch''. In: ''Aids als Risiko: Über den gesellschaftlichen Umgang mit einer Krankheit.'' Konkret-Literatur-Verlag, Hamburg 1987, ISBN 3-922144-67-5, S. 212.</ref><ref name="Schmidt" /> und, durch redaktionelle Aussagen wie „wenn erst Kinder an AIDS sterben werden, Frischoperierte, Unfallopfer, Krankenhauspatienten, ohne jedes [[Stigma]] also“<ref name="Koeneke" /> oder durch Veröffentlichung entsprechender Leserbriefe,<ref>Gunter Schmidt: ''Moral und Volksgesundheit.'' In: ''Aids als Risiko: Über den gesellschaftlichen Umgang mit einer Krankheit.'' Konkret-Literatur-Verlag, Hamburg 1987, ISBN 3-922144-67-5, S. 26.</ref> Kranke, Betroffene und Infizierte zu stigmatisieren.

Allerdings diente das „Leitmedium Spiegel“ in Untersuchungen oft als Vorzeigeobjekt, an dem Kritik festgemacht wurde, die so auch auf vielen anderen Medien zu finden war.<ref name="Schmidt" /> Außerdem erhielt ''Der Spiegel'' 1987 für eine Reportage auch den ersten [[Medienpreis der Deutschen AIDS-Stiftung#1987|Medienpreis der Deutschen AIDS-Stiftung]], der für Arbeiten ausgelobt wird, „die sachkundig über HIV/AIDS berichten und damit zur Solidarität mit Betroffenen beitragen“.

=== Umgang mit NS-Vergangenheit im eigenen Magazin ===
Nachdem der Medienforscher [[Lutz Hachmeister]] die Tätigkeit ehemaliger [[Schutzstaffel|SS]]-Offiziere als ''Spiegel''-Redakteure und Serienautoren für den frühen ''Spiegel'' belegen konnte, so zum Beispiel die Autorenschaft des Kriminalrates und [[SS-Hauptsturmführer]]s [[Bernhard Wehner]] für die am 29. September 1949 startende 30-teilige ''Spiegel''-Serie „Das Spiel ist aus – [[Arthur Nebe]]“,<ref>Lutz Hachmeister: ''Ein deutsches Nachrichtenmagazin. Der frühe „Spiegel“ und sein NS-Personal.'' In: Lutz Hachmeister, Friedemann Siering (Hrsg.): ''Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945.'' C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47597-3, S. 87–120.</ref> geriet das Magazin 2006 verstärkt in die Kritik, weil es seine eigene [[Nationalsozialismus|NS]]-belastete Vergangenheit nicht ausreichend reflektiert habe. So bemängelte die ''[[Süddeutsche Zeitung]]'' in einem ganzseitigen Beitrag ebenso wie das medienpolitische [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft|ver.di]]-Magazin ''M'',<ref>Willi Winkler: ''Ich hatt’ einen Kameraden. Ein Prozess, das Blatt mit dem Bayerischen Rundfunk führt, wirft unvermittelt Licht auf die Vergangenheit des Nachrichtenmagazins.'' In: ''Süddeutsche Zeitung'', 14./15. Juni 2006, S. 15. Und: ''Verharmlosung im Rückblick. Kritiker vermissen bis heute offenen Umgang des Spiegel mit seiner braunen Vergangenheit.'' In: ''M – Menschen – Machen – Medien.'' Heft 9/2006, S. 16.</ref> dass die Rolle des ehemaligen Pressechefs im [[Auswärtiges Amt#Deutsches Reich (1933–1945, Zeit des Nationalsozialismus)|NS-Außenministerium]] und [[SS-Obersturmbannführer]]s [[Paul Karl Schmidt]] alias Nachkriegsbestsellerautor [[Paul Carell]] als Serienautor des Magazins marginalisiert und die Tatsache, dass die SS-Hauptsturmführer [[Georg Wolff (Journalist)|Georg Wolff]] und [[Horst Mahnke]] in den 1950er Jahren zu leitenden Redakteuren avancierten, von dem sonst NS-kritischen Magazin ausgeblendet worden sei. Erst 2014 wurde bekannt, dass auch der langjährige [[Chef vom Dienst]] des ''Spiegels'' [[Johannes Matthiesen]] als ehemaliger [[SS-Untersturmführer]] sowie der Redakteur [[Kurt Blauhorn]] als früherer NS-Propagandist einschlägig vorbelastet waren.<ref>Lutz Hachmeister: ''Heideggers Testament. Der Philosoph, der Spiegel und die SS.'' Propyläen, Berlin 2014, ISBN 978-3-549-07447-3, S. 113f.</ref>

Schon im Jahr 2000 hatte die ''[[Neue Zürcher Zeitung]]'' Augstein vorgeworfen, ehemaligen Nationalsozialisten bewusst die Möglichkeit gegeben zu haben, wieder gesellschaftsfähig zu werden. Zudem soll er im Falle des [[Reichstagsbrand]]es mit dazu beigetragen haben, die kontroverse Alleintäterthese als allein gültig darzustellen.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.netzeitung.de/deutschland/123255.html |text=NZZ attackiert Rudolf Augstein |wayback=20070312035742}} auf ''netzeitung.de'' vom 8. Dezember 2000.</ref> 2011 behauptete [[Peter-Ferdinand Koch]], Rudolf Augstein sei mit den ehemaligen SS-Offizieren eine bewusste Kooperation eingegangen:
{{Zitat
|Text=Eine ‚beschönigende Vergangenheitsbewältigung‘ und die ‚öffentliche Rehabilitierung‘ ausgewählter SS-Größen seien dabei laut Koch der Preis dafür gewesen, von der ‚verschworenen Himmler-Garde‘ den Stoff zu bekommen, mit dem sich Auflage machen ließ.
|ref=<ref>Andreas Förster: [https://www.berliner-zeitung.de/archiv/ein-buch-beleuchtet--wie-eng-das-magazin-der-spiegel-in-seinen-anfangsjahren-mit-ns-taetern-kooperierte-braune-vergangenheit,10810590,10782036.html ''Braune Vergangenheit''.] ''Ein Buch beleuchtet, wie eng das Magazin Der Spiegel in seinen Anfangsjahren mit NS-Tätern kooperierte''. In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 14. April 2011. Peter-Ferdinand Koch: ''Enttarnt. Doppelagenten: Namen, Fakten, Beweise.'' Ecowin-Verlag, Salzburg 2011, ISBN 978-3-7110-0008-8, S. 218.</ref>}}

=== Berichterstattung über den GSG-9-Einsatz in Bad Kleinen ===
Nach dem [[GSG-9-Einsatz in Bad Kleinen]] im Jahr 1993 berichtete der ''Spiegel''-Journalist [[Hans Leyendecker]] in einer Titelgeschichte, dass der kampfunfähige [[Rote Armee Fraktion|RAF]]-Terrorist [[Wolfgang Grams]] aus nächster Nähe durch einen Polizeibeamten exekutiert worden sei. Er berief sich dabei auf einen anonymen Informanten, der ein am Einsatz beteiligter Polizeibeamter sei. Daraufhin trat Bundesinnenminister [[Rudolf Seiters]] zurück und Generalbundesanwalt [[Alexander von Stahl]] wurde in den Ruhestand versetzt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergaben später, dass sich Grams selbst erschossen hatte. Das [[Oberlandesgericht Rostock]] äußerte Zweifel, ob Leyendecker Kontakt zu einem am Einsatz beteiligten Polizeibeamten hatte. Auf Anregung von Alexander von Stahl begann die Aufklärungskommission des Fälschungsskandals um [[Claas Relotius]] im Dezember 2019 eine Untersuchung, ob Leyendecker Kontakt zu einem am Einsatz beteiligten Polizeibeamten hatte oder die Titelgeschichte auf einem anonymen Anruf basierte.<ref>[https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/spiegel-titelgeschichte-der-todesschuss-aufklaerungskommission-untersucht-enthuellung-von-1993/25347308.html ''Aufklärungskommission untersucht Enthüllung von 1993.''] tagesspiegel.de, 18. Dezember 2019</ref> Der Aufklärungskommission liegt das Tonbandprotokoll eines anonymen Anrufs vor, bei dem sich der Anrufer als ein am Einsatz beteiligter Polizeibeamter ausgab. Der Anrufer soll aber laut Leyendecker nicht der Informant aus der Titelgeschichte gewesen sein.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article204520812/Spiegel-prueft-Leyendecker-Recherche-ueber-Bad-Kleinen.html ''„Spiegel“ rollt 26 Jahre alte Recherche neu auf.''] welt.de, 22. Dezember 2019.</ref><ref>{{Webarchiv|url=https://www.focus.de/politik/deutschland/politik-eine-mordsgeschichte_id_11514528.html |wayback=20200415124840 |text=''Eine Mordsgeschichte.'' }} focus.de, 16. Januar 2020</ref> Eine Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass die Aussagen des Informanten aus der Titelgeschichte und die des Anrufers identisch sind. Leyendecker zufolge sollen die beiden sich abgesprochen haben.<ref>[https://www.focus.de/kultur/medien/der-mord-der-keiner-war-das-ist-ja-grauenvoll_id_11661198.html ''Wie die Lüge von der Hinrichtung des RAF-Manns Grams in die Medien kam.''] focus.de, 15. Februar 2020.</ref> Im Oktober 2020 wurde der Abschlussbericht der Aufklärungskommission veröffentlicht. Während der damalige Chefredakteur [[Hans Werner Kilz]] die Aussage über den zweiten Informanten bestätigte, sprachen laut der Aufklärungskommission die Aussagen von weiteren ''Spiegel''-Redakteuren, der Gesprächsverlauf des Telefongesprächs, die Übereinstimmung beider Aussagen und das jahrelange Schweigen Leyendeckers über eine mögliche zweite Quelle gegen die Existenz eines zweiten Informanten. Sie kam zu dem Ergebnis, dass Leyendeckers Version mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die tatsächlichen Abläufe wiedergibt.<ref>[https://cdn.prod.www.spiegel.de/media/8f1fd57a-6c4a-4506-b806-f4416b567386/Abschlussbericht_Der_Todesschuss.pdf ''Der Todesschuss.''] spiegel.de, 29. Oktober 2020.</ref><ref>[https://www.welt.de/kultur/medien/article218945686/Spiegel-gesteht-Fehler-bei-Titelgeschichte-zu-Bad-Kleinen-ein.html ''„Spiegel“ gesteht „journalistische Fehler“ bei Titelgeschichte zu Bad Kleinen ein.''] welt.de, 29. Oktober 2020</ref>

=== Vorwurf des Antisemitismus ===
Am 22. Dezember 2006 brachte ''Der Spiegel'' eine Titelgeschichte des Redakteurs Matthias Schulz mit dem Titel ''Das Testament des Pharao'' heraus, die sich stark auf angeblich durch den deutschen Ägyptologen [[Jan Assmann]] aufgestellte Thesen berief und in der unter anderem behauptet wurde, die [[Juden]] hätten den [[Monotheismus]] von [[Echnaton]]s [[Amarna]]-Religion „abgekupfert“.<ref>{{Der Spiegel |ID=49976963 |Autor=Matthias Schulz |Titel=Das Testament des Pharao |Jahr=2006 |Nr=52 |Seiten=112}}</ref> Assmann protestierte daraufhin zuerst in einem offenen Brief an die ''Spiegel''-Redaktion und dann in einem Interview in der ''[[Die Welt|Welt]]'' „in aller Schärfe“ gegen die Verwendung seines Namens in dem ''Spiegel''-Artikel, den er als „ungenießbare und [[Antisemitismus|antisemitische]] Suppe“ bezeichnete. Gleichzeitig wies Assmann die Kernthesen des Artikels zurück.<ref>[https://www.welt.de/print-welt/article708288/Ist-eine-Spiegel-Titelgeschichte-massiv-antisemitisch.html?config=print ''Jan Assmann im Gespräch. Ist eine „Spiegel“-Titelgeschichte massiv antisemitisch?''] In: ''[[Die Welt]]'' vom 13. Januar 2007.</ref> Der jüdische Erziehungswissenschaftler [[Micha Brumlik]] zeigte sich empört, dass {{" |der Chefredakteur eines bislang angesehenen Magazins der Republik ausgerechnet zu Weihnachten die bislang antisemitischste Titelgeschichte beschert hat}}.<ref>[https://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/3319 Monotheismus: Alles nur geklaut?] In: ''[[Jüdische Allgemeine]]'' vom 4. Januar 2007.</ref>

In der Ausgabe 29/2019 vom 12. Juli 2019 erschien ein Artikel der Autoren Matthias Gebauer, Ann-Katrin Müller, Sven Röbel, Raniah Salloum, Christoph Schult und [[Christoph Sydow]] mit dem Titel „Gezielte Kampagne“. Darin wird den Vereinen [[WerteInitiative. jüdisch-deutsche Positionen]] und Nahost Friedensforum (NAFFO) vorgeworfen, Bundestagsabgeordnete vor der Verabschiedung der Resolution, welche die Kampagne [[Boycott, Divestment and Sanctions]] (BDS) als antisemitisch verurteilte, mit aggressiver Lobbyarbeit und Geldspenden massiv beeinflusst zu haben. Die Autoren spekulierten, dass die beiden Vereine vom [[Ministerium für strategische Angelegenheiten (Israel)|israelischen Ministerium für strategische Angelegenheiten]] finanziert werden und in dessen Auftrag handeln würden. Auch eine Beteiligung des [[Mossad]] wurde für möglich gehalten. Die Überschrift der Onlineversion lautete zunächst „So steuern zwei Vereine die deutsche Nahostpolitik“ und wurde kurz nach der Veröffentlichung zu „Wie zwei Vereine die deutsche Nahostpolitik beeinflussen wollen“ geändert.<ref>{{Internetquelle |autor=Matthias Gebauer, Ann-Katrin Müller, Sven Röbel, Raniah Salloum, Christoph Schult, [[Christoph Sydow]] |url=https://www.spiegel.de/politik/lobbyismus-im-bundestag-wie-zwei-vereine-die-deutsche-nahostpolitik-beeinflussen-wollen-a-00000000-0002-0001-0000-000164871539 |titel=Wie zwei Vereine die deutsche Nahostpolitik beeinflussen wollen |werk=Der Spiegel |datum=2019-07-12 |abruf=2019-07-18}}</ref>

Der Artikel rief in zahlreichen Medien heftige Kritik hervor. So erschien unter anderem in der ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|Frankfurter Allgemeinen Zeitung]]'' der Artikel „Wegbereiter des Judenhasses“,<ref>{{Internetquelle |autor=[[Thomas Thiel]] |url=https://zeitung.faz.net/faz/feuilleton/2019-07-17/6414086a2c373bf7512287560eac0e68/ |titel=Wegbereiter des Judenhasses |werk=Frankfurter Allgemeine Zeitung |datum=2019-07-17 |abruf=2019-07-18 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20200705220020/https://zeitung.faz.net/faz/feuilleton/2019-07-17/6414086a2c373bf7512287560eac0e68/ |archiv-datum=2020-07-05 |offline=ja }}</ref> in der ''[[Die Welt|Welt]]'' der Artikel „‚Der Spiegel‘ und das gefährliche Spiel mit den Israel-Freunden“,<ref>{{Internetquelle |autor=[[Michael Wolffsohn]] |url=https://www.welt.de/debatte/kommentare/article196829743/Der-Spiegel-und-das-gefaehrliche-Spiel-mit-den-Israel-Freunden.html |titel=„Der Spiegel“ und das gefährliche Spiel mit den Israel-Freunden |werk=[[Die Welt]] |datum=2019-07-14 |abruf=2019-07-18}}</ref> in der ''[[Neue Zürcher Zeitung|Neuen Zürcher Zeitung]]'' der Artikel „Wo Fakten nicht reichen, behilft man sich mit Andeutungen: Wie der «Spiegel» antiisraelische Verschwörungstheorien nährt“<ref>{{Internetquelle |autor=Hansjörg Friedrich Müller |url=https://www.nzz.ch/international/wo-fakten-nicht-reichen-behilft-man-sich-mit-andeutungen-wie-der-spiegel-antisemitische-verschwoerungstheorien-naehrt-ld.1496199?reduced=true |titel=Wo Fakten nicht reichen, behilft man sich mit Andeutungen: Wie der «Spiegel» antiisraelische Verschwörungstheorien nährt |werk=[[Neue Zürcher Zeitung]] |datum=2019-07-16 |abruf=2019-07-18}}</ref> und in der ''[[Jüdische Allgemeine|Jüdischen Allgemeinen]]'' der Artikel „Das Gerücht von der jüdischen Lobby“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.juedische-allgemeine.de/politik/das-geruecht-von-der-juedischen-lobby/ |titel=Das Gerücht von der jüdischen Lobby |werk=[[Jüdische Allgemeine]] |datum=2019-07-13 |abruf=2019-07-18}}</ref> Auch die israelischen Tageszeitungen ''[[The Jerusalem Post|Jerusalem Post]]'' und ''[[Haaretz]]'' berichteten über den Artikel.<ref>{{Internetquelle |autor=Benjamin Weinthal |url=https://www.jpost.com/Diaspora/German-magazine-under-fire-for-promoting-anti-Jewish-conspiracy-595659 |titel=German Magazine under Fire for promoting Anti-Jewish Conspiracy |werk=[[The Jerusalem Post]] |datum=2019-07-15 |abruf=2019-07-18}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Noa Landau, Ofer Aderet |url=https://www.haaretz.com/world-news/europe/.premium-der-spiegel-pro-israel-groups-promoted-anti-bds-resolution-in-german-parliament-1.7500126 |titel=Pro-Israel Groups Promoted anti-BDS Resolution in German Parliament, Der Spiegel Reports |werk=[[Haaretz]] |datum=2019-07-15 |abruf=2019-07-18}}</ref> Kritisiert wurde, dass der Artikel antisemitische Klischees bedienen würde wie das von der allmächtigen [[Weltjudentum|jüdischen Weltverschwörung]] und für die vermutete Verbindung zur israelischen Regierung keine Belege angegeben wurden. Außerdem würde man die beiden Vereine strenger bewerten als andere Interessensverbände. Die ''Spiegel''-Chefredaktion bestehend aus [[Steffen Klusmann]], [[Barbara Hans]] und Clemens Höges wies die Kritik in einer Stellungnahme zurück. Man würde die beiden Vereine so behandeln wie alle anderen Interessensverbände und auch legale Lobbytätigkeit sollte kritisiert werden dürfen. Außerdem habe man keine antisemitischen Klischees bedient, sondern lediglich Fakten aufgeführt.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Steffen Klusmann]], [[Barbara Hans]], Clemens Höges |url=https://www.spiegel.de/politik/anmerkungen-zu-unserer-recherche-fuer-den-artikel-gezielte-kampagne-a-0960bc5e-2bc4-485d-8dde-5ff0cdded5db |titel=Anmerkungen zu unserer Recherche für den Artikel „Gezielte Kampagne“ |werk=Der Spiegel |datum=2019-07-15 |abruf=2019-07-18}}</ref> Der [[Deutscher Presserat|Deutsche Presserat]] entschied im Dezember 2019, der Spiegel habe mit dem Artikel nicht gegen den [[Pressekodex]] verstoßen. Dem Artikel lägen keine vorgefasste Absicht mit eindeutig antisemitischen Tendenzen zugrunde.<ref>{{Internetquelle |autor=Severin Weiland |url=https://www.spiegel.de/politik/deutschland/presserat-weist-antisemitismus-vorwuerfe-gegen-spiegel-bericht-zurueck-a-1302153.html |titel=Presserat weist Antisemitismus-Vorwürfe gegen Spiegel-Bericht zurück |werk=Der Spiegel |datum=2019-12-20 |abruf=2019-12-20}}</ref>

=== Klischees über Italien ===
[[Italien]]ische Medien zeigten sich empört, als im Heft 31 (1977) das [[Titelblatt]] ''Urlaubsland Italien – Entführung, Erpressung, Straßenraub'' einen Teller Spaghetti zusammen mit einem Revolver zeigte. Hingegen relativierte die größte italienische Tageszeitung ''[[Corriere della Sera]]'': Der ''Spiegel'' habe nur zwei Fehler gemacht: Das Titelbild zeige eine andere Pistole als behauptet und: „Die Spaghetti sind zu weich gekocht.“<ref>[[Marlis Prinzing]]: [https://de.ejo-online.eu/qualitaet-ethik/bleibt-der-revolver-im-spaghetti-teller ''Bleibt der Revolver im Spaghetti-Teller?''] ejo-online.eu, 25. Mai 2008</ref>

Der Umgang der Zeitschrift mit Klischees über Italien wurde 2012 in Zusammenhang mit dem Schiffbruch der ''[[Costa Concordia]]'' wieder zum Thema, als ''Spiegel-Online''-Kolumnist [[Jan Fleischhauer]] in einer Kolumne auf ''Spiegel Online'' suggerierte, es sei kein Zufall, dass ein solcher Unfall einem italienischen Schiffsführer passiert sei –&nbsp;im Gegensatz etwa zu einem Deutschen oder Briten.<ref>[https://www.bazonline.ch/panorama/vermischtes/italienischdeutscher-kolumnenstreit-eskaliert/story/14604014 ''Italienisch-deutscher Kolumnenstreit eskaliert.''] [[Basler Zeitung|bazonline.ch]], 30. Januar 2012.</ref>

=== Deutscher Presserat zum Titelblatt „Stoppt Putin jetzt!“ ===
Der [[Deutscher Presserat|Deutsche Presserat]] missbilligte das Titelblatt „Stoppt Putin jetzt!“ vom 27. Juli 2014, weil die darauf gezeigten Opferfotos den Opferschutz verletzen. Außerdem würden sie politisch instrumentalisiert.<ref>{{Internetquelle |autor=Marc Bartl |url=https://kress.de/news/detail/beitrag/127834-presserat-missbilligt-abbildung-von-mh17-opfern-spiegel-wird-fuer-stoppt-putin-jetzt-titel-gemassregelt.html |titel=Presserat missbilligt Abbildung von MH17-Opfern: „Spiegel“ wird für „Stoppt Putin jetzt!“-Titel gemaßregelt |werk=kress.de |datum=2015-09-10 |abruf=2015-11-25}}</ref> Der ''Spiegel'' berichtete weder über die Missbilligung des Presserats noch über weitere Kritik zu dem Titelblatt und der Titelgeschichte, wie etwa Medienjournalist [[Stefan Niggemeier]] monierte.<ref>{{Internetquelle |autor=Stefan Niggemeier|url=http://www.stefan-niggemeier.de/blog/19266/was-der-presserat-empfiehlt-ist-dem-spiegel-egal/ |titel=Was der Presserat empfiehlt, ist dem „Spiegel“ egal |werk=stefan-niggemeier.de |datum=2015-09-29 |abruf=2015-11-25}}</ref>

=== Synchronisation von Nachricht und Werbung ===
In einer Studie der [[TU Dresden]] von 2014 wurde die Synchronisation von Nachricht und Werbung untersucht. Ergebnis war, „dass über Unternehmen sowohl im ''Spiegel'' als auch im ''Focus'' erstens häufiger, zweitens freundlicher, drittens mit mehr Produktnennungen berichtet wird, je mehr Anzeigen diese Unternehmen schalten.“<ref>{{Internetquelle |url=https://tu-dresden.de/gsw/phil/ifk/ressourcen/dateien/inst/news/2014/12_Synchronisation_Nachricht_Werbung?lang=de |titel=Synchronisation von Nachricht und Werbung |abruf=2023-11-14}}</ref>

Im Dezember 2014 veröffentlichte der ''Spiegel'' eine Titelgeschichte des Redakteurs [[Alexander Neubacher]] mit heftiger Kritik an der [[Energiewende]] und neuen [[Wärmedämmung]]sauflagen. Diese Titelgeschichte war damals mit [[Native Advertising]] des Energiekonzerns [[DONG Energy]] verknüpft. Der Medienwissenschaftler [[Volker Lilienthal]], der die Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für Qualitätsjournalismus an der [[Universität Hamburg]] innehat, zeigte sich entsetzt. Wenn zur Kampagne noch die Reklame käme, so Lilienthal, gäbe es eine „Überdosis von Verquickung – und einen erodierenden Journalismus“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.cicero.de/wirtschaft/native-advertising-energiewirtschaft-sponsert-daemmstoff-kritik-des-spiegel/58586 |titel=„Erodierender Journalismus“ - Energiewirtschaft sponsert Dämmstoff-Kritik des Spiegel {{!}} Cicero Online |sprache=de |abruf=2023-11-14}}</ref>

Der Medienjournalist [[Stefan Niggemeier]] kritisierte im Dezember 2018, dass das Gesundheitsmagazin ''Wohl'' wie ein journalistisches Produkt des ''Spiegels'' wirkte, obwohl es eine von einer Agentur erstellte und vom ''Spiegel'' herausgegebene werbliche Beilage war, und unkritische werbende Beiträge zum Thema [[Homöopathie]] enthielt.<ref>{{Internetquelle |autor=Stefan Niggemeier |url=https://uebermedien.de/33495/ein-magazin-fuer-spiegel-leser-ohne-laestigen-spiegel-journalismus/ |titel=Ein Magazin für "Spiegel"-Leser ohne lästigen "Spiegel"-Journalismus |datum=2018-12-02 |sprache=de-DE |abruf=2023-11-14}}</ref> Im Mai 2019 wurde die Beilage nach zwei Jahren wieder eingestellt.<ref name="meedia3" />

=== Manipulationsvorwürfe bei der WM 2014 ===
Während der [[Fußball-Weltmeisterschaft 2014]] veröffentlichte der ''Spiegel'' den Artikel „Faule Äpfel“ des Redakteurs [[Rafael Buschmann]], dessen zentrale Behauptung es war, dass der verurteilte Spielemanipulator [[Wilson Raj Perumal]] Buschmann Stunden vor einem WM-Spiel in einem [[Facebook]]-Chat den richtigen Ausgang vorausgesagt habe. Perumal gab an, dass der Chat erst nach dem Spiel stattfand, und veröffentlichte Screenshots des Chats.<ref>[https://www.telegraph.co.uk/sport/football/teams/cameroon/10939113/Wilson-Raj-Perumal-has-no-evidence-for-claims-Cameroon-fixed-World-Cup-matches.html ''Wilson Raj Perumal has 'no evidence' for claims Cameroon fixed World Cup matches.''] telegraph.co.uk, 1. Juli 2014</ref><ref>[https://www.wsj.com/articles/fifas-match-fixing-problem-1408645287 ''FIFA's Match-Fixing Problem.''] wsj.com, 21. August 2014</ref> Im Juli 2019 kam im Rahmen der geplanten Beförderung Buschmanns zum Leiter des Investigativteams erneut Kritik am Artikel auf, weswegen die geplante Beförderung bis zum Abschluss einer internen Untersuchung verschoben wurde. Nach der Bekanntgabe der geplanten Beförderung verließen mit [[Jürgen Dahlkamp]], Gunther Latsch und [[Jörg Schmitt]] die übrigen Mitglieder das Investigativteam und wechselten in andere Ressorts.<ref>[https://uebermedien.de/40247/spiegel-haelt-an-unhaltbarer-geschichte-fest-und-befoerdert-ihren-autor/ ''„Spiegel“ hält an unhaltbarer Geschichte fest – und befördert ihren Autor.''] uebermedien.de, 24. Juli 2019.</ref><ref>[https://www.morgenpost.de/wirtschaft/article226656789/Weshalb-die-Befoerderung-eines-Spiegel-Redakteurs-stockt.html ''Weshalb die Beförderung eines „Spiegel“-Redakteurs stockt.''] [[Berliner Morgenpost|morgenpost.de]], 2. August 2019.</ref> Am 25. September 2019 gab der Spiegel-Verlag bekannt, dass Buschmann auf die Beförderung verzichtet. Buschmann konnte keine Belege für seinen Artikel vorlegen und sagte aus, dass seine Screenshots verloren gegangen seien, als sein Handy in eine Pfütze gefallen sei. Wegen der fehlenden Belege wurde der Artikel aus dem Internet entfernt.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/medien/rafael-buschmann-spiegel-relotius-1.4614820 ''Kein Beleg, keine Beförderung.''] sueddeutsche.de, 25. September 2019.</ref><ref>[https://uebermedien.de/41916/nach-5-jahren-mauern-spiegel-raeumt-ein-keinen-beweis-fuer-enthuellung-zu-haben/ ''Nach 5 Jahren Mauern: „Spiegel“ räumt ein, keinen Beweis für Enthüllung zu haben.''] uebermedien.de, 25. September 2019</ref>

=== Berichterstattung über Jürgen Todenhöfer ===
In der Ausgabe 3/2016 vom 16. Januar 2016 veröffentlichte der ''Spiegel'' unter dem Titel ''Der Märchenonkel'' einen von [[Özlem Gezer]] verfassten [[Verriss]] des Buches ''Inside IS – 10 Tage im „Islamischen Staat“'' von [[Jürgen Todenhöfer]]. Nachdem dieser anschließend rechtliche Schritte gegen den Artikel einleitete, gab der ''Spiegel'' im August 2016 zu allen 14 von ihm als unwahr bezeichneten Stellen [[Unterlassungserklärung]]en ab und entfernte den Artikel aus dem Internet.<ref>[https://www.ksta.de/kultur/rechtsstreit-um--schmaehartikel--der--spiegel--loescht-text-zu-juergen-todenhoefer-24671104 ''Rechtsstreit um „Schmähartikel“: Der „Spiegel“ löscht Text zu Jürgen Todenhöfer.''] ksta.de, 30. August 2016.</ref><ref>[https://meedia.de/2016/08/30/arrogant-und-unjournalistisch-juergen-todenhoefer-gewinnt-rechtsstreit-mit-dem-spiegel-sein-sohn-rechnet-ab/ ''„Arrogant und unjournalistisch“ – Jürgen Todenhöfer gewinnt Rechtsstreit mit dem Spiegel, sein Sohn rechnet ab.''] meedia.de, 30. August 2016</ref><ref>Kai-Hinrich Renner: {{Webarchiv |url=https://www.wiwo.de/medienmacher-will-er-praesident-werden-oder-will-er-nicht/14525818.html |text=Medienmacher: ''Will er Präsident werden oder will er nicht?'' |wayback=20210509145543}} auf wiwo.de, ''[[Wirtschaftswoche]],'' 9. September 2016, abgerufen am 11. Dezember 2023.</ref>

=== Erfundene Inhalte durch den Redakteur Claas Relotius ===
[[Datei:Der Spiegel - Sagen was ist.jpg|mini|hochkant|Cover der Nr. 52 im Jahr 2018]]
Am 19. Dezember 2018 berichtete der ''Spiegel'', dass der langjährige Mitarbeiter [[Claas Relotius]] wesentliche Inhalte von Berichten erfunden und dies auch gegenüber Vorgesetzten eingeräumt habe. Hiernach reichte Relotius seine Kündigung ein. Das Blatt sprach von „einem Tiefpunkt in der 70-jährigen Geschichte des Spiegel“ und bat Betroffene, die „mit falschen Zitaten, erfundenen Details ihres Lebens, in erdachten Szenen, an fiktiven Orten oder sonst in falschen Zusammenhängen in Artikeln von Claas Relotius im ''Spiegel'' aufgetaucht sein mögen, um Entschuldigung“.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Ullrich Fichtner]] |url=https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/fall-claas-relotius-spiegel-legt-betrug-im-eigenen-haus-offen-a-1244579.html |titel=Spiegel legt Betrugsfall im eigenen Haus offen |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2018-12-19 |abruf=2018-12-24}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=[[Steffen Klusmann]], [[Dirk Kurbjuweit]] |url=https://www.spiegel.de/politik/deutschland/der-fall-claas-relotius-wir-haben-sehr-viele-fragen-an-uns-selbst-a-1244196.html |titel=Der Fall Relotius: Wir haben sehr viele Fragen an uns selbst |werk=Spiegel Online |datum=2018-12-20 |abruf=2018-12-24}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/fall-claas-relotius-antworten-auf-die-wichtigsten-fragen-a-1244568.html |titel=Der Fall Relotius: Die Antworten auf die wichtigsten Fragen |werk=Spiegel Online |datum=2018-12-19 |abruf=2018-12-24}}</ref> Der Fall war vom freien Journalisten [[Juan Moreno (Journalist)|Juan Moreno]] aufgedeckt worden, der bei einer Kooperation mit Relotius auf Unstimmigkeiten aufmerksam geworden war.

Der Verlag kündigte die Berufung einer Kommission an, bestehend aus [[Brigitte Fehrle]], Clemens Höges und Stefan Weigel, die Aufklärung betreiben und das „Versagen der hausinternen Sicherungssysteme überprüfen“ sollte.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/der-fall-claas-relotius-wie-das-spiegel-sicherungssystem-an-grenzen-stiess-a-1244593.html |titel=Der Fall Relotius: Wie das Spiegel-Sicherungssystem an Grenzen stieß |werk=Spiegel Online |datum=2018-12-19 |abruf=2018-12-24}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/der-fall-claas-relotius-kommission-aus-erfahrenen-journalisten-soll-routinen-beim-spiegel-hinterfragen-a-1244680.html |titel=Der Fall Relotius: Kommission aus erfahrenen Journalisten soll Routinen beim Spiegel hinterfragen |werk=Spiegel Online |datum=2018-12-19 |abruf=2018-12-24}}</ref> Die zum 1. Januar 2019 geplante Ernennung von [[Ullrich Fichtner]] zum Chefredakteur und [[Matthias Geyer]] zum [[Blattmacher]] wurde bis zum Abschluss der Untersuchung ausgesetzt.<ref name="sueddeutsche" /> Als Leiter des Gesellschaftsressorts hatten sie die Arbeiten von Relotius betreut.<ref name="horizont" /><ref name="meedia1" /> Geyer blieb Leiter des Gesellschaftsressorts, dessen Leitung Relotius am 1. Januar 2019 hätte übernehmen sollen.<ref>[https://www.morgenpost.de/vermischtes/article227112903/Spiegel-Skandal-Wie-Relotius-die-todkranke-Schwester-erfand.html ''Spiegel-Skandal: Wie Relotius die todkranke Schwester erfand.''] morgenpost.de, 17. September 2019.</ref> Am 20. März 2019 teilte der Spiegel-Verlag mit, dass Fichtner nicht Chefredakteur werde und Geyer nicht Blattmacher. Geyer gab außerdem die Leitung des Gesellschaftsressorts ab. Als Reporter und Redakteur für besondere Aufgaben blieben sie aber an die Chefredaktion angebunden.<ref name="meedia2" /> Im Abschlussbericht der Untersuchung wurde ihnen vorgeworfen, sie seien Hinweisen nicht nachgegangen und hätten die Aufklärung verzögert.<ref>[https://cdn.prod.www.spiegel.de/media/67c2c416-0001-0014-0000-000000044564/media-44564.pdf ''Der Fall Relotius.''] spiegel.de, 25. Mai 2019</ref><ref>[https://www.welt.de/kultur/article194115067/Spiegel-Bericht-Das-ganze-Ausmass-des-Skandals-um-Claas-Relotius.html ''„Die Reaktionen waren langsam und mangelhaft“''] welt.de, 24. Mai 2019</ref><ref>[https://uebermedien.de/41254/der-spiegel-matthias-geyer-wie-die-relotius-kommission-einen-buhmann-fand/ ''Warum der Relotius-Bericht für den „Spiegel“ so verheerend ist''] uebermedien.de, 24. Mai 2019</ref> Am 23. August 2019 wurde bekannt, dass der Spiegel-Verlag Geyer gekündigt und der gegen die Kündigung geklagt hatte. Einen Tag vor dem ersten Verhandlungstag am 27. August 2019 einigten sie sich darauf, dass der Spiegel-Verlag die Kündigung zurückzieht und Geyer einen Aufhebungsvertrag unterschreibt.<ref>[https://www.welt.de/kultur/medien/article199169053/Spiegel-und-Relotius-Vorgesetzter-Geyer-stehen-vor-einer-Trennung.html ''Relotius-Vorgesetzter soll nicht mehr beim „Spiegel“ arbeiten''] welt.de, 26. August 2019</ref><ref>[https://uebermedien.de/41254/der-spiegel-matthias-geyer-wie-die-relotius-kommission-einen-buhmann-fand/ ''Wie die Relotius-Kommission einen Buhmann fand''] uebermedien.de, 26. August 2019</ref> Im Oktober 2019 wurde das Gesellschaftsressort in Reporterressort umbenannt und die Seiten im Magazin für Redakteure aus anderen Ressorts geöffnet. Neue Ressortleiterin wurde die bisherige stellvertretende Ressortleiterin [[Özlem Gezer]].<ref>[https://www.zeit.de/gesellschaft/2019-10/fall-claas-relotius-spiegel-reportagen-ressort-umstrukturierung ''Der "Spiegel" benennt sein Gesellschaftsressort um''] zeit.de, 2. Oktober 2019</ref>

Der Fall Claas Relotius wurde von [[Michael Herbig|Michael Bully Herbig]] verfilmt. Die Mediensatire ''[[Tausend Zeilen]]'', inspiriert vom Bestseller ''Tausend Zeilen Lüge'' (2019) von Juan Moreno, kam am 29. September 2022 in die Kinos.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ndr.de/kultur/film/tipps/Tausend-Zeilen-Bully-Herbig-Relotius-Film-Kino,tausendzeilenfilm100.html |titel=„Tausend Zeilen“: Bully Herbig bringt Relotius-Skandal ins Kino |werk=[[NDR.de]] |datum=2022-09-22 |sprache=de |abruf=2023-07-29}}</ref>

=== Deutscher Presserat zum Psychedelika-Artikel ===
Im September 2020 rügte der [[Deutscher Presserat|Deutsche Presserat]] den ''Spiegel'' wegen einer mangelnden Trennung von Tätigkeiten nach Ziffer 6 des Pressekodex im Artikel ''Statt Kaffee lieber eine kleine Dosis [[LSD]]''. In dem in der Beilage ''S-Magazin'' und online veröffentlichten Artikel beschreibt die Autorin zuerst die Vorzüge von [[Psychedelikum|Psychedelika]] und offenbart erst am Ende, dass sie eine Lobby-Plattform für die kommerzielle Nutzung von Psychedelika gegründet hat. Auf diese Doppelfunktion hätte laut dem Presserat an prominenter Stelle hingewiesen werden müssen.<ref>[https://www.spiegel.de/stil/ruege-des-presserats-zum-beitrag-statt-kaffee-lieber-eine-kleine-dosis-lsd-a-a11dbc76-ce48-454b-a4da-421920ac7edd ''Rüge des Presserats.''] spiegel.de, 6. Januar 2021.</ref><ref>[https://uebermedien.de/56546/hochmut-kommt-vor-der-ruege-spiegel-blamiert-sich-beim-presserat/ ''Hochmut kommt vor der Rüge: „Spiegel“ blamiert sich beim Presserat.''] uebermedien.de, 11. Januar 2021.</ref>

=== Erfundener Tod eines Flüchtlingsmädchens ===
Im Sommer 2022 berichtete der ''Spiegel'' in mehreren Artikeln über den angeblichen Tod des [[Flüchtlinge des syrischen Bürgerkriegs|syrischen Flüchtlingsmädchens]] Maria. Das fünf Jahre alte Kind sei als Teil einer Gruppe von Flüchtlingen an der türkisch-griechischen Grenze wiederholt zurückgewiesen worden. Infolgedessen seien zwei Schwestern in der Gruppe von einem [[Skorpion]] gestochen worden. Eine der Schwestern, Maria, sei verstorben. Griechische Behörden widersprachen der Darstellung im Spiegel. So habe die betreffende Familie vier statt der vom ''Spiegel'' genannten fünf Kinder, keines davon trage den Namen Maria. Die Angaben der Familie bezüglich der Anzahl und Namen ihrer Kinder hatten sich den Recherchen einer Journalistin zufolge als widersprüchlich herausgestellt. Fragen zu Maria sei die Familie ausgewichen, die behaupteten Skorpionstiche des zweiten Mädchens stellten sich als Mückenstiche heraus.

Kritik an der Berichterstattung des ''Spiegel'' wurde von diesem und [[Deutsche Welle|Deutscher Welle]] als „[[Populismus|populistisch]]“ und Angriff auf die [[Pressefreiheit]] gewertet.<ref>{{Internetquelle |autor=Lucien Scherrer, Oliver Maksan, Forrest Rogers |url=https://www.nzz.ch/feuilleton/totes-fluechtlingsmaedchen-der-spiegel-evros-ld.1715879 |titel=Der «Spiegel» verbreitet eine Geschichte über ein totes Flüchtlingsmädchen, das es vielleicht gar nicht gibt. Parallelen zum Fall Relotius streiten deutsche Medien ab – zu Recht? |werk=Neue Zürcher Zeitung |datum=2022-12-12 |abruf=2022-12-30}}</ref>

Ende 2022 räumte der ''Spiegel'' Fehler ein: Ein per [[WhatsApp]] verschicktes Bild des angeblich toten Mädchens sei kein Beweis für dessen Tod gewesen. Zudem enthalte es keine Daten, wann und wo es aufgenommen wurde. Auch sei unklar, ob das Mädchen darauf vielleicht nur die Augen geschlossen habe. Manches deute darauf hin, „dass einige der Geflüchteten den Todesfall in ihrer Verzweiflung erfunden haben könnten. Möglicherweise dachten sie, dass sie dann endlich gerettet würden.“ Der Gründer des Branchendienstes [[Medieninsider]], Marvin Schade, kritisierte, dass das Eingeständnis einen Abend vor Silvester veröffentlicht wurde, und äußerte sich „gespannt, welche Konsequenzen der ‚Spiegel‘ daraus ziehen wird. Trotz der ausführlichen Aufarbeitung: das hätte nicht passieren dürfen. Höchste Standards bringen nichts, wenn alle Kontrollmechanismen versagen.“<ref>[https://www.welt.de/kultur/medien/article242964849/Spiegel-Angeblich-gestorbenes-Fluechtlingsmaedchen-Maria-offenbar-erfunden.html ''„Spiegel“-Eingeständnis: „Manches“ deutet darauf hin, dass das tote Flüchtlingsmädchen Maria erfunden wurde.''] Welt Online, 31. Dezember 2022.</ref><ref>[https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/spiegel-verschleiert-ausmass-der-falschen-maria-artikel-18597677.html ''Der „Spiegel“ und das angeblich tote Mädchen''], FAZ Online, 13. Januar 2023.</ref>

== Redakteure ==
=== Chefredakteure ===
* 1. Januar 1947 bis 31. Dezember 1958: [[Rudolf Augstein]]
* 1. Januar 1959 bis 31. Dezember 1961: [[Hans Detlev Becker]]
* 1. Januar 1962 bis 21. September 1987: [[Johannes K. Engel]]
* 1. Januar 1962 bis 31. Dezember 1968: [[Claus Jacobi (Journalist)|Claus Jacobi]]
* 15. November 1962 bis 11. Juli 1963: [[Leo Brawand]]
* 1. April 1969 bis 31. März 1973: [[Günter Gaus]]
* 19. Februar 1973 bis 31. Dezember 1989: [[Erich Böhme]]
* 1. Februar 1986 bis 26. Juli 1991: [[Werner Funk]]
* 1. Januar 1990 bis 16. Dezember 1994: [[Hans Werner Kilz]]
* 9. Juli 1991 bis 31. Oktober 1994: [[Wolfgang Kaden (Journalist)|Wolfgang Kaden]]
* 16. Dezember 1994 bis 5. Februar 2008: [[Stefan Aust]]
* 5. Februar 2008 bis 9. April 2013: [[Georg Mascolo]]
* 5. Februar 2008 bis 9. April 2013: [[Mathias Müller von Blumencron]]
* 1. September 2013 bis 31. Dezember 2014: [[Wolfgang Büchner]]
* 13. Januar 2015 bis 15. Oktober 2018: [[Klaus Brinkbäumer]]<ref name="spiegelgruppe" />
* 1. Januar 2019 bis 25. Mai 2023: [[Steffen Klusmann]] (Vorsitzender)
* 1. Januar 2019 bis 30. April 2021: [[Barbara Hans]]
* 16. April 2019 bis 16. Oktober 2023: [[Clemens Höges]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.horizont.net/medien/nachrichten/amann-und-doerting-steigen-auf-wie-spiegel-chefredakteur-dirk-kurbjuweit-sein-team-aufstellt-215293 |titel=Amann und Dörting steigen auf: Wie Spiegel-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit sein Team aufstellt - HORIZONT |sprache=de |abruf=2024-05-30}}</ref>
* Seit 25. Mai 2023: [[Dirk Kurbjuweit]]<ref>{{Internetquelle |url=https://gruppe.spiegel.de/news/pressemitteilungen/detail/default-b0d25b12f99307fea6c6095c0c3f633b |titel=Dirk Kurbjuweit übernimmt SPIEGEL-Chefredaktion von Steffen Klusmann |werk=gruppe.spiegel.de |hrsg=SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein |datum=2023-05-25 |abruf=2023-12-11}}</ref>

=== Redakteure (Auswahl) ===
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0"
|style="vertical-align:top; width:20%;"|
* [[Melanie Amann]]
* [[Philip Bethge]]
* [[Alexandra Berlin]]
* [[Susanne Beyer (Journalistin)|Susanne Beyer]]
* [[Jörg Blech]]
* [[Rafaela von Bredow]]
* [[Felix Dachsel]]
* [[Jürgen Dahlkamp]]
|style="vertical-align:top; width:20%;"|
* [[Markus Feldenkirchen]]
* [[Ullrich Fichtner]]
* [[Özlem Gezer]]
* [[Wolfgang Höbel]]
* [[Susanne Koelbl]]
* [[Juliane Löffler]]
* [[Guido Mingels]]
* [[Martin U. Müller]]
|style="vertical-align:top; width:20%;"|
* [[Alexander Neubacher]]
* [[Roland Nelles]]
* [[Philipp Oehmke]]
* [[Alexander Osang]]
* [[Marc Pitzke]]
* [[René Pfister]]
* [[Christoph Reuter (Journalist)|Christoph Reuter]]
|style="vertical-align:top; width:20%;"|
* [[Mathieu von Rohr]]
* [[Marcel Rosenbach]]
* [[Britta Sandberg]]
* [[Fritz Schaap]]
* [[Jörg Schindler]]
* [[Alexander Smoltczyk]]
* [[Olaf Stampf]]
|style="vertical-align:top; width:20%;"|
* [[Jonathan Stock]]
* [[Özlem Topçu]]
* [[Markus Verbeet]]
* [[Marianne Wellershoff]]
* [[Wolf Wiedmann-Schmidt]]
* [[Klaus Wiegrefe]]
|}

=== Ehemalige Redakteure (Auswahl) ===
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0"
|style="vertical-align:top; width:20%;"|
* [[Sven Afhüppe]]
* [[Conrad Ahlers]]
* [[Wolfram Baentsch]]
* [[Beat Balzli]]
* [[Stefan Baron]]
* [[Dieter Bednarz]]
* [[Wolfram Bickerich]]
* [[Nikolaus Blome]]
* [[Jochen Bölsche]]
* [[Sebastian Borger]]
* [[Henryk M. Broder]]
* [[Peter Brügge]]
* [[Rafael Buschmann]]
* [[Thomas Darnstädt]]
* [[Ulrich Deupmann]]
* [[Georg Diez]]
* [[Martin Doerry]]
* [[Manfred Ertel]]
* [[Rüdiger Falksohn]]
* [[Jan Fleischhauer]]
|style="vertical-align:top; width:20%;"|
* [[Erich Follath]]
* [[Gisela Friedrichsen]]
* [[Oliver Gehrs]]
* [[Matthias Geyer]]
* [[Hermann L. Gremliza]]
* [[Bartholomäus Grill]]
* [[Markus Grill]]
* [[Jochen-Martin Gutsch]]
* [[Volker Hage]]
* [[Hans Halter]]
* [[Christiane Hoffmann (Journalistin, 1967)|Christiane Hoffmann]]
* [[Jürgen Hogrefe]]
* [[Thomas Hüetlin]]
* [[Isabell Hülsen]]
* [[Olaf Ihlau]]
* [[Hans-Jürgen Jakobs]]
* [[Urs Jenny]]
* [[Mario Kaiser]]
* [[Hellmuth Karasek]]
|style="vertical-align:top; width:20%;"|
* [[Sebastian Knauer (Autor)|Sebastian Knauer]]
* [[Wolfgang Krach]]
* [[Christian Kracht]]
* [[Jürgen Leinemann]]
* [[Hans Leyendecker]]
* [[Udo Ludwig]]
* [[Matthias Matussek]]
* [[Gerhard Mauz]]
* [[Veit Medick]]
* [[Fritjof Meyer]]
* [[Hermann Meyn (Journalist)|Hermann Meyn]]
* [[Nils Minkmar]]
* [[Reinhard Mohr]]
* [[Christian Neef]]
* [[Jürgen Neffe]]
* [[Stefan Niggemeier]]
* [[Hans-Joachim Noack]]
* [[Norbert F. Pötzl]]
* [[Claas Relotius]]
|style="vertical-align:top; width:20%;"|
* [[Richard Rickelmann]]
* [[Gerd Rosenkranz]]
* [[Johannes Saltzwedel]]
* [[Ulrich Schäfer (Wirtschaftsjournalist)|Ulrich Schäfer]]
* [[Marie-Luise Scherer]]
* [[Jörg Schmitt]]
* [[Elke Schmitter]]
* [[Gregor Peter Schmitz]]
* [[Cordt Schnibben]]
* [[Hermann Schreiber (Journalist)|Hermann Schreiber]]
* [[Mathias Schreiber]]
* [[Bruno Schrep]]
* [[Dieter Schröder (Journalist)|Dieter Schröder]]
* [[Hajo Schumacher]]
* [[Harald Schumann]]
* [[Christoph Schwennicke]]
* [[Claudius Seidl]]
* [[Ferdinand Simoneit]]
* [[Michael Sontheimer]]
|style="vertical-align:top; width:20%;"|
* [[Sebastian Späth (Journalist)|Sebastian Späth]]
* [[Gerhard Spörl]]
* [[Holger Stark (Journalist)|Holger Stark]]
* [[Gabor Steingart]]
* [[Christoph Sydow]]
* [[Tiziano Terzani]]
* [[Thomas Tuma]]
* [[Moritz von Uslar]]
* [[Wieland Wagner (Journalist)|Wieland Wagner]]
* [[Volker Weidermann]]
* [[Peter Wensierski]]
* [[Carlos Widmann]]
* [[Erich Wiedemann]]
* [[Wilfried Wiegand]]
* [[Dieter Wild (Journalist)|Dieter Wild]]
* [[Stefan Willeke]]
* [[Willi Winkler (Autor)|Willi Winkler]]
* [[Takis Würger]]
|}

== Design ==
[[Datei:SpiegelSansWeb.png|mini|Schriftart ''SpiegelSansWeb'']]
Die Schriftart „Spiegel“, die speziell von [[Lucas de Groot|LucasFonts]] für die Zeitschrift entwickelt worden ist, wird in der gedruckten Version und auch im Internet verwendet.<ref>{{cite web |url=https://www.lucasfonts.com/fonts/spiegel-sans/info |title=LucasFonts – Info – Spiegel Sans |work=lucasfonts.com |accessdate=2023-12-11 |language=en}}</ref>

== Literatur ==
* ''Der Spiegel.'' Spiegelverlag Rudolf Augstein, Hamburg 1946,1&nbsp;ff. {{ISSN|0038-7452}}.
* [[Helmut Arntzen]], H.A. und Winfried Nolting (Hrsg.): ''Der Spiegel. Analyse, Interpretation, Kritik.'' Fink, München 1977, ISBN 3-7705-1536-6.
* [[Rudolf Augstein]], [[Jochen Bölsche]] (Hrsg.): ''Schreiben, was ist. Kommentare, Gespräche, Vorträge.'' DVA, Stuttgart/München 2003, ISBN 3-421-05747-8.
* [[Julia Bönisch]]: ''Meinungsführer oder Populärmedium? Das journalistische Profil von Spiegel Online.'' In: ''Recherche-Journalismus und kritische Medienpolitik.'' Band 3. Netzwerk Recherche, Münster 2006, ISBN 3-8258-9379-0.
* Johanna Braun: ''Das Nationen-Bild Chinas im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Eine vergleichende Bildanalyse der Jahrgänge 2004 und 2009.'' Druckwerk on demand, Online-Ressource, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2011, ISBN 978-3-639-37264-9.
* [[Leo Brawand]]: ''Die Spiegel-Story. Wie alles anfing.'' Econ, Düsseldorf 1995, ISBN 3-612-26212-2.
* Leo Brawand: ''Der Spiegel – ein Besatzungskind. Wie die Pressefreiheit nach Deutschland kam.'' EVA, Hamburg 2007, ISBN 978-3-434-50604-1.
* [[Martin Doerry]], Hauke Janssen (Hrsg.): ''Die Spiegel-Affäre. Ein Skandal und seine Folgen.'' DVA, München / Spiegel, Hamburg 2013, ISBN 978-3-421-04604-8.
* [[Oliver Gehrs]]: ''Der Spiegel-Komplex. Wie Stefan Aust das Blatt für sich wendete.'' Droemer/Knaur, München 2005, ISBN 3-426-27343-8.
* [[Lutz Hachmeister]]: ''Ein deutsches Nachrichtenmagazin. Der frühe „Spiegel“ und sein NS-Personal.'' In: Lutz Hachmeister, Friedemann Siering (Hrsg.): ''Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945.'' C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47597-3, S. 87–120.
* Hans Dieter Jaene: ''Der Spiegel. Ein deutsches Nachrichten-Magazin.'' Fischer Bücherei, Frankfurt am Main/Hamburg 1968, {{DNB|457087439}}.
* [[Digne Meller Marcovicz]]: ''2000 Spiegel-Photos der Jahre 1965 bis 1985.'' Greno, Nördlingen 1986, ISBN 3-89190-008-2.
* [[Juan Moreno (Journalist)|Juan Moreno]]: ''Tausend Zeilen Lüge. Das System Relotius und der deutsche Journalismus.'' Rowohlt, Berlin 2019, ISBN 978-3-7371-0086-1.
* [[Michael Schneider (Schriftsteller)|Michael Schneider]], Eckhard Siepmann: ''Der Spiegel oder die Nachricht als Ware.'' In: ''[[Voltaire Flugschriften|Voltaire Flugschrift]]'' 18. Voltaire, Frankfurt am Main/Berlin 1968.
* [[Cordt Schnibben]]: ''Wegelagerer: die besten Storys der Spiegel-Reporter.'' Eichborn, Frankfurt am Main 2009, Reihe ''[[Die Andere Bibliothek]],'' ISBN 978-3-8218-6227-9.
* Ralf Stockmann: ''Spiegel und Focus. Eine vergleichende Inhaltsanalyse 1993–1996.'' Schmerse, Göttingen 1999, ISBN 3-926920-26-2 (Zugleich [[Diplomarbeit]] [[Universität Göttingen]]).
* [[Bodo Zeuner]]: ''Veto gegen Augstein. Der Kampf in der „Spiegel“-Redaktion um Mitbestimmung.'' Hoffmann & Campe, Hamburg 1972, ISBN 3-455-08737-X.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|audio=0|video=1}}
* [http://www.spiegel.de Spiegel online]
* [https://www.spiegel.de/ Website des Magazins]
* [https://www.spiegel.de/spiegel/print/index-2023.html Archiv des Magazins]
* [https://www.spiegel.de/geschichte/75-jahre-spiegel-welche-ausgabe-lag-bei-ihrer-geburt-am-kiosk-a-ffa0d302-19a9-487a-85b5-1ab42be4a45e ''Welcher SPIEGEL lag am Kiosk, als Sie auf die Welt kamen?''] (anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums)
* [https://www.spiegelgruppe.de/ Website der Spiegel-Gruppe]

== Einzelnachweise ==
<references responsive>
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|url=https://www.meedia.de/
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</ref>
</references>

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[[Kategorie:Der Spiegel| ]]
[[Kategorie:Gruner + Jahr]]
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[[Kategorie:Medienmarke]]

Aktuelle Version vom 22. April 2025, 11:56 Uhr

Der Spiegel

Logo
Beschreibung Nachrichtenmagazin
Sprache deutsch
Verlag Spiegel-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG (Deutschland)
Hauptsitz Hamburg
Erstausgabe 4. Januar 1947
Gründer Rudolf Augstein
Erscheinungsweise wöchentlich (samstags)
Verkaufte Auflage 669.893 Exemplare
(IVW 1/2025)
Verbreitete Auflage 673.285 Exemplare
(IVW 1/2025)
Reichweite 4,66 Mio. Leser
(MA 2020 I)
Chefredakteure Dirk Kurbjuweit
Melanie Amann (Stellvertreterin)
Thorsten Dörting (Stellvertreter)
Herausgeber Rudolf Augstein (1947–2002)
Geschäftsführer Thomas Hass (Vorsitzender)
Stefan Ottlitz
Weblink spiegel.de/spiegel
Artikelarchiv 1947 ff.
ISSN (Print)
ISSN (online)
CODEN SPILB
Das Spiegel-Gebäude in Hamburg

Der Spiegel (Eigenschreibweise DER SPIEGEL) ist ein deutsches Nachrichtenmagazin, das im Spiegel-Verlag in Hamburg erscheint.

Das gleichnamige Nachrichtenportal, das von 1994 bis 2020 Spiegel Online hieß, wird von einer Tochtergesellschaft des Spiegel-Verlags betrieben. Die beiden Gesellschaften gründeten im September 2019 eine Gemeinschaftsredaktion[1] und nutzen seit Januar 2020 dieselbe Dachmarke.[2]

In der bundesdeutschen Pressegeschichte nehmen Der Spiegel und sein Gründer Rudolf Augstein eine wichtige Rolle ein.[3] Das 1947 gegründete Blatt erlangte seine Bedeutung im Kampf für die Pressefreiheit (siehe Spiegel-Affäre) und durch die Enthüllung politischer Affären. Es ist Gründungsmitglied der 2016 initiierten European Investigative Collaborations (EIC). Journalisten stufen es als eines der deutschsprachigen Leitmedien ein.

Der Spiegel erscheint seit dem 10. Januar 2015 (Ausgabe 3/2015) samstags. Die digitale Ausgabe ist am Freitagmittag um 13 Uhr erhältlich.[4][5] Zuvor erschien das Magazin von der Ausgabe 1/1947 bis zur Ausgabe 19/1949 am Samstag, von der Ausgabe 20/1949 bis zur Ausgabe 35/1950 am Donnerstag, von der Ausgabe 36/1950 bis zur Ausgabe 52/1965 am Mittwoch und von der Ausgabe 1/1966 bis zur Ausgabe 2/2015 am Montag.[6] Die Verlegung des Erscheinungstags auf Samstag wird auf die wachsende Bedeutung von Sonntagszeitungen zurückgeführt.[7]

Der Spiegel hat wie seine direkten Konkurrenten Focus und Stern in den vergangenen Jahren an Auflage eingebüßt. Die verkaufte Auflage ist seit 1998 um 36,6 Prozent gesunken.[8] Sie beträgt gegenwärtig 669.893 Exemplare.[9] Das entspricht einem Rückgang von 386.780 Stück. Der Anteil der Abonnements an der verkauften Auflage liegt bei 69,2 Prozent. Seit dem ersten Quartal 2014 ist auch die ePaper-Ausgabe in diesen Zahlen enthalten, deren verkaufte Auflage aktuell rund 180.000 Exemplare beträgt.

Die verkaufte Auflage überschritt im dritten Quartal 1980 erstmals die Millionengrenze und erreichte im ersten Quartal 1991 mit 1,212 Millionen Exemplaren ihren Höchststand.[10]

Entwicklung der verkauften Auflage[11]
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024
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Entwicklung der Abonnentenzahlen[12]
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Das Impressum der ersten Ausgabe
Der 2011 bezogene Neubau auf der Ericusspitze
Das von 1969 bis 2011 vom Spiegel-Verlag genutzte Gebäude

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte Lion Feuchtwanger in München eine Zeitschrift unter dem Namen Der Spiegel herausgegeben. Sie fusionierte im November 1908 mit Siegfried Jacobsohns Schaubühne, steht allerdings nicht in Verbindung mit dem heutigen Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Die erste Ausgabe des Blattes erschien am 4. Januar 1947, einem Samstag, in Hannover.[13] Unter dem Titel Diese Woche war bereits seit November 1946 in Hannover ein Vorläufer erschienen, der amerikanischen und britischen news magazines nachempfunden war und zunächst unter der Ägide der britischen Militärverwaltung stand. Die drei verantwortlichen Presseoffiziere waren John Seymour Chaloner, Henry Ormond und Harry Bohrer, letzterer als kommissarischer Chefredakteur. Mit der siebten Ausgabe wurde das Blatt in deutsche Hände übergeben.

Rudolf Augstein, der das Deutschland-Referat bei Diese Woche geleitet hatte, erhielt die Verlegerlizenz und übernahm das Magazin, das er alsbald Der Spiegel nannte, als Herausgeber und Chefredakteur. Die erste Ausgabe erschien im Januar 1947, wurde im hannoverschen Anzeiger-Hochhaus erstellt und erreichte eine Auflage von 15.000 Exemplaren – die Papierrationierungen der Briten verhinderten zunächst höhere Auflagen.

1949 beschloss die Redaktion das Spiegel-Statut:

„Alle im Spiegel verarbeiteten und verzeichneten Nachrichten, Informationen, Tatsachen müssen unbedingt zutreffen. Jede Nachricht und jede Tatsache ist […] peinlichst genau nachzuprüfen.“

Zur Verwirklichung dieses Anspruchs sollte das Spiegel-Archiv dienen, das später über Deutschland hinaus bekannt wurde und mit über 80 Mitarbeitern als weltweit größte Dokumentations- und Rechercheabteilung eines Nachrichtenmagazins gilt.[14]

In der Nr. 35 vom 28. August 1948 schrieb der Spiegel „in allgemein beleidigendem Ton“ über den Thronwechsel der niederländischen Königin Wilhelmina zu Königin Juliana. Die britische Besatzungsmacht verbot den Spiegel für zwei Wochen, als die niederländische Regierung sich beschwerte. Daher erschien am 23. Oktober 1948 keine Ausgabe.[15][16]

1950 deckte das Blatt auf, dass Bundestagsabgeordnete bei der Wahl der Bundeshauptstadt bestochen worden waren, damit sie für Bonn statt Frankfurt am Main stimmten. Augstein wurde im sogenannten Spiegel-Ausschuss als Zeuge vernommen, gab jedoch die Quellen für die Geschichte nicht preis und berief sich auf die journalistische Schweigepflicht.

1952 folgte die Schmeißer-Affäre. Hans-Konrad Schmeißer, ehemaliger Agent im französischen Geheimdienst, hatte behauptet, Bundeskanzler Adenauer, Ministerialdirektor Blankenhorn und Generalkonsul Reifferscheid seien für den französischen Geheimdienst tätig gewesen und hätten einen französischen Agenten mit geheimen Nachrichten versorgt.[17] 1958 begann im Spiegel die Debatte um die Notstandsgesetze, aus denen später (1960, 1963, 1965) verschiedene Gesetzesentwürfe des Innenministers Gerhard Schröder wurden.

Schon in seiner Anfangszeit erlangte Der Spiegel große Bedeutung. Die Auflage stieg massiv: 1961 betrug sie 437.000 Exemplare. Mit dem wirtschaftlichen Erfolg stiegen auch die publizistische Macht und der politische Einfluss.

Spiegel-Affäre

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Am 10. Oktober 1962 erschien im Spiegel der Artikel Bedingt abwehrbereit, in dem der verantwortliche Redakteur Conrad Ahlers interne Dokumente der Bundeswehr zitierte und zu dem Schluss kam, die NATO und die Bundesrepublik könnten einem sowjetischen Angriff nicht standhalten.[18] Am 26. Oktober 1962 wurden das Spiegel-Verlagsgebäude in Hamburg und die Redaktion in Bonn durchsucht. Es wurden Haftbefehle mit dem Vorwurf auf Verdacht des Landesverrats, landesverräterischer Fälschung und aktiver Bestechung ausgestellt. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß ließ Spiegel-Redakteur Conrad Ahlers in Spanien mit falschen Behauptungen durch die Polizei verhaften und nach Deutschland transferieren. Zwei Tage später stellte sich Rudolf Augstein der Polizei und wurde in Untersuchungshaft genommen. Weite Teile der Öffentlichkeit solidarisierten sich mit dem Nachrichtenmagazin, Studenten gingen für Augstein auf die Straße. Bundeskanzler Konrad Adenauer sagte im Bundestag unter heftigem Protest aus den Reihen der SPD und auch der FDP und unter Beifall der CDU, beim Spiegel habe sich ein „Abgrund von Landesverrat“ aufgetan. Nach 103 Tagen wurde Rudolf Augstein aus der Haft entlassen. 1963 sagte Strauß über das Blatt:

„Sie sind die Gestapo im Deutschland unserer Tage. Sie führen Tausende persönliche Akten. Wenn ich an die Nazi-Vergangenheit von Deutschland denke – fast jeder hat irgend etwas zu vertuschen, und das ermöglicht Erpressung… Ich war gezwungen, gegen sie zu handeln.“[19]

Strauß musste im Anschluss an die Affäre zurücktreten. Er hatte derart vielfältig deutsches und internationales Recht gebrochen, insbesondere bei der Veranlassung der Verhaftung von Conrad Ahlers in Spanien, dass er politisch nicht zu halten war. Bundeskanzler Adenauer überstand die Affäre trotz des Votums „Abgrund an Landesverrat“ verhältnismäßig unbeschädigt, insbesondere auch deshalb, weil sein Verteidigungsminister ihn in erheblichem Umfang falsch informiert hatte und der Bundeskanzler sich darauf berief, er hätte seinem eigenen Minister wohl kaum misstrauen müssen.

Am 13. Mai 1965 lehnte der Bundesgerichtshof aus Mangel an Beweisen die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen Ahlers und Augstein ab.[20]

Die Affäre führte dazu, dass weite Kreise, besonders Angehörige der jungen Generation und der kritischen Intelligenz, sich für das Wochenmagazin als Garant der Meinungsfreiheit engagierten, und begründete den Mythos des Blattes.

Weitere Entwicklung der 1960er Jahre

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Am 5. August 1966 scheiterte eine Verfassungsbeschwerde des Spiegels gegen die Notstandsgesetze vor dem Bundesverfassungsgericht. 1969 betrug die Spiegel-Auflage 953.000 verkaufte Exemplare.

Spiegel-Interview mit Jitzchak Rabin, israelischer Premier, 1974.
Spiegel-Interview mit Jitzchak Rabin, israelischer Premier, 1974

Das Blatt hatte Anfang der 1970er Jahre knapp 900 Beschäftigte, davon rund 400 in der Redaktion, 100 in der Dokumentation sowie knapp 400 in den kaufmännischen und technischen Abteilungen. 1970 wurde das Manager Magazin gegründet, das von einer Tochtergesellschaft der Spiegel-Gruppe herausgegeben wird. 1971/1972 wurde ein Mitbestimmungsmodell und mehr Demokratie innerhalb der Redaktion beschlossen; außerdem eine Gewinnbeteiligung. Einnahmen aus Anzeigen sanken. 1971 betrug die Anzahl der Leser rund sechs Millionen – das entsprach rund zwölf Prozent aller in der Bundesrepublik lebenden Menschen über 14 Jahre. Der Anteil der Auslandsauflage an der Gesamtauflage betrug 10 bis 15 Prozent – Der Spiegel ist seitdem eine Publikation mit intensiver Rezeption im Ausland. Die Auflage betrug 923.000 verkaufte Exemplare.

1974 nannte Willy Brandt das Magazin ein „Scheißblatt“. 1975 wurden Spiegel-Korrespondenten aus der DDR wegen „böswilliger Verletzung ihrer Rechtsvorschriften“ ausgewiesen. Im Januar 1978 schloss die DDR die Spiegel-Büros in der DDR, auch das in Ost-Berlin, nach einer kritischen Berichterstattung über Zwangsadoptionen und der Veröffentlichung des zweiten Teils des Manifests des Bundes Demokratischer Kommunisten Deutschlands, einem Dokument einer angeblichen Opposition innerhalb der SED. Die DDR wertete diese Veröffentlichungen als Einmischung in die inneren Angelegenheiten der DDR.[21]

Das Blatt publizierte Vorabdrucke von und über den Dissidenten Rudolf Bahro, Die Alternative (EVA) und Elemente einer neuen Politik (Olle & Wolter), Antworten auf Bahro (Olle & Wolter) und machte damit seinen systemkritischen Ansatz einem größeren Publikum bekannt.

Das Blatt deckte diverse deutsche Staats- und Wirtschaftsaffären auf, zum Beispiel 1982 die Flick- und Neue-Heimat-Affäre und 1987 die Barschel-Affäre. Die Behandlung der Barschel-Affäre durch den Spiegel ist umstritten.[22] 1988 deckte er die co-op-Affäre auf.

Frühe 1990er Jahre

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Am 18. Januar 1993 erschien die erste Ausgabe des Focus, nach Aussage des Chefredakteurs Helmut Markwort als „Konkurrenz-, nicht Gegenmedium zum Spiegel“. Danach kam es zu deutlich wahrnehmbaren Veränderungen. Focus wurde bewusst als Gegenpol und Alternative zum Spiegel konzipiert; nachweisbar ist das insbesondere an der politischen Linie und dem vergleichsweise schonenden Umgang mit den Anzeigenkunden. Uli Baur, neben Markwort Chefredakteur des Focus, fasste die redaktionelle Linie des Focus unter Bezugnahme auf das bekannte Augstein-Zitat („[…] im Zweifelsfalle links“) deutlich zusammen: „Wenn Der Spiegel im Zweifel links ist, sind wir im Zweifel rechts.“

Spiegel erlitt einen Auflagenverlust von mehr als zehn Prozent und einen Rückgang der verkauften Anzeigenseiten um mehr als zwölf Prozent. 1995 lag die Anzahl der Leser bei über sieben Millionen. Es entstanden Spiegel TV und Spiegel Special, die ein Fünftel des Spiegel-Umsatzes von 542 Millionen D-Mark (1996) generierten. Der Spiegel war im ersten Halbjahr 1996 „die deutsche Zeitschrift mit den höchsten Einnahmen aus Vertrieb und Anzeigen“. Erzielt wurden Bruttoeinnahmen von 330,7 Millionen D-Mark, das war knapp eine Million mehr als der Stern (Platz 2) erzielen konnte und lag noch vor Bild am Sonntag (Platz 3) und Focus. Im Januar 1997 feierte Der Spiegel 50. Geburtstag. Bis dahin waren 2.649 Ausgaben erschienen. Der Verlag aktualisierte das Layout, das seitdem durchgehend farbig ist.

Ära Stefan Aust

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Spiegel-Interview in Berlin mit der damaligen US-Außenministerin Condoleezza Rice

Ab Ende der 1990er Jahre, unter dem Chefredakteur Stefan Aust und möglicherweise auch unter dem Eindruck der Konkurrenz, verzeichneten Beobachter eine Hinwendung des Spiegels zu liberalen Standpunkten. Als mit der Bundestagswahl 1998 Helmut Kohl abgewählt wurde, kam es zur ersten rot-grünen Koalition auf Bundesebene. Vieles in Politik und Gesellschaft änderte sich. Das Internet gewann an Bedeutung und die Dotcom-Blase bildete sich. Kritiker hielten dem Blatt vor, boulevardesker geworden zu sein und an analytischer Tiefe verloren zu haben. Die Artikel wurden aber nicht kürzer oder weniger aktuell. Vor der Bundestagswahl 2005 wurde dem Blatt „Wahlhilfe“ für das bürgerliche Lager um Angela Merkel attestiert. Auf die Frage, mit welcher Partei sie sympathisieren, antworteten 2005 die befragten Spiegel-Leser zu 36 Prozent CDU/CSU, zu 28 Prozent SPD, zu 18 Prozent Die Grünen, zu 7 Prozent FDP und zu 5 Prozent Linkspartei.PDS.[23]

Laut einer Umfrage unter 1536 deutschen Journalisten im Frühjahr 2005 soll sich der Einfluss des Magazins verringert haben. 33,8 Prozent der Befragten bezeichneten das Blatt weiterhin als ihr Leitmedium, während für die Süddeutsche Zeitung 34,6 Prozent votierten. 1993 hatten noch zwei Drittel der befragten Journalisten für den Spiegel als Leitmedium gestimmt.[24][25]

Seit 1996 veranstaltet das Magazin den jährlichen Spiegel-Wettbewerb für Schülerzeitungen.

Im Jahr 2002 wurde der Spiegel-Shop gegründet, dessen Geschäftszweck die Vermarktung von Nebenprodukten des Spiegel-Verlags und weiterer Medien ist.

Seit dem 24. Oktober 2002 gibt es das Blatt auch als digitale Ausgabe im Portable Document Format.

Am 7. November 2002 starb Herausgeber Rudolf Augstein. Er wird auch postum als offizieller Herausgeber genannt.

Am 6. August 2004 verkündete der Verlag, gemeinsam mit der Axel Springer AG, zur traditionellen deutschen Rechtschreibung zurückkehren zu wollen.[26] Dieses Vorhaben wurde aber nicht umgesetzt; am 2. Januar 2006 wurde die reformierte Rechtschreibung entsprechend den Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung weitgehend übernommen.

Doppelspitze Mascolo und Müller von Blumencron

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Am 16. November 2007 gab der Spiegel-Verlag bekannt, dass der am 31. Dezember 2008 auslaufende Vertrag von Stefan Aust nicht verlängert wird.[27] Am 5. Februar 2008 wurde er freigestellt und Georg Mascolo, bis dahin Leiter des Hauptstadtbüros, und Mathias Müller von Blumencron, bis dahin Chefredakteur von Spiegel Online, zu seinen Nachfolgern ernannt.[28]

Mit Spiegel Wissen startete der Verlag im Februar 2008 in Kooperation mit der Wissen Media Group eine Internetplattform, die Inhalte des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, von Spiegel Online, der Wikipedia und Bertelsmann-Lexika und -Wörterbücher zusammenfasste. Dort wurden außerdem kostenlos fast alle seit 1947 veröffentlichten Spiegel-Artikel bis auf jene der beiden aktuellen Ausgaben angeboten.[29] Seit 2009 wurde der Großteil des Angebots von Spiegel Wissen, insbesondere das Heftarchiv, in den Auftritt von Spiegel Online integriert. Im November 2013 konnten die Spiegel-Artikel im Archiv bis auf die vergangenen zwölf Monate kostenlos gelesen werden.

Im September 2009 startete die Kinderzeitschrift Dein Spiegel.[30] Im Februar 2011 wurden die Zuständigkeiten innerhalb der doppelköpfigen Chefredaktion neu verteilt: Mascolo übernahm die Alleinverantwortung für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel und Müller von Blumencron die Verantwortung aller digitalen Aktivitäten, einschließlich von Spiegel Online.[31] Nach der im März 2012 veröffentlichten Studie „Medienmarken als Arbeitgeber 2012“ der Fachzeitung Horizont gilt Der Spiegel unter den Beschäftigten der Medienbranche als bester Arbeitgeber unter allen deutschen Zeitschriften und Zeitungen.[32] Am 9. April 2013 wurden Mascolo und Müller von Blumencron „wegen unterschiedlicher Auffassungen zur strategischen Ausrichtung mit sofortiger Wirkung abberufen und beurlaubt“.[33]

Wolfgang Büchner

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Nach dem Ausscheiden von Mascolo und Müller von Blumencron wurde der bisherige dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner am 1. September 2013 Chefredakteur des Spiegels und von Spiegel Online.[34] Er kündigte im Dezember 2013 an, dass das gedruckte Heft von 2015 an nicht mehr montags, sondern samstags erscheinen werde.[35]

Die Entscheidung Büchners, Nikolaus Blome als stellvertretenden Chefredakteur von der Bild-Zeitung zum Spiegel zu holen, sorgte für Kritik bei Mitgliedern der Mitarbeiter KG, die auf ihr Mitspracherecht bei der Berufung von stellvertretenden Chefredakteuren bestand,[36] und bei den Ressortleitern, die die Berufung Blomes ablehnten.[37] Büchner einigte sich daraufhin mit der Mitarbeiter KG und den Ressortleitern, dass Blome Mitglied der Chefredaktion und nicht stellvertretender Chefredakteur wird.[38]

2014 wurde ein „Labor für multimediales Storytelling“ gegründet, in dem Mitarbeiter aller Sparten regelmäßig zusammenkamen, um Strukturen für Multi-Format Publishing und Datenjournalismus zu entwickeln. Maßgeblich an der Gründung beteiligt war Cordt Schnibben.[39]

Im August 2014 protestierten die Printredakteure gegen Büchners Reformkonzept Spiegel 3.0, bei dem die Print- und die Online-Ressorts eine gemeinsame Ressortleitung bekommen sollten.[40] Die Gesellschafter des Verlags unterstützten die Pläne Büchners, forderten jedoch, dass sich Büchner mit den Printredakteuren einigt.[41]

Klaus Brinkbäumer

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Wolfgang Büchner verließ den Spiegel zum 31. Dezember 2014. Sein Reformkonzept Spiegel 3.0 wurde nicht umgesetzt.[42] Am 13. Januar 2015 wurde der bisherige stellvertretende Chefredakteur Klaus Brinkbäumer zum Chefredakteur des Spiegels und Herausgeber von Spiegel Online ernannt.[43] Im Mai 2015 verließ auch Nikolaus Blome den Spiegel.[44]

Am 3. Juli 2015 erstattete Der Spiegel bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe Anzeige wegen des „Verdachts der geheimdienstlichen Agententätigkeit und der Verletzung des Fernmeldegeheimnisses“, weil man davon ausgehe, von US-Geheimdiensten abgehört worden zu sein.[45]

Am 1. Dezember 2015 kündigte der Spiegel-Verlag an, dass bis 2018 von 727 Vollzeitstellen 147 abgebaut werden sollten.[46] Im Frühjahr 2016 erschien der Spiegel in Nordrhein-Westfalen testweise mit einem Regionalteil.[47]

Ab dem 27. Juni 2016 wurden unter der Marke Spiegel Plus einzelne Artikel des Spiegels und von Spiegel Online auf Spiegel Online zum Kauf angeboten[48] und am 16. Mai 2017 startete die von Spiegel und Spiegel Online gemeinsam herausgegebene digitale Abendzeitung Spiegel Daily.[49]

Am 13. September 2016 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift SPIEGEL Spezial. In der in der Regel jährlich erscheinenden Zeitschrift widmen sich laut Verlag Spiegel-Redakteure in Beiträgen, Reportagen und Interviews intensiv einem gesellschaftlich relevanten Thema.[50]

Zum 28. Mai 2018 wurden Spiegel Plus, Spiegel Daily und die digitale Ausgabe des Spiegels zu Spiegel+ zusammengelegt.[51]

Chefredaktionsteams

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Am 22. August 2018 gab der Spiegel-Verlag bekannt, dass Klaus Brinkbäumer am 1. Januar 2019 von einem Chefredakteursteam bestehend aus dem bisherigen Chefredakteur des Manager Magazins Steffen Klusmann als Vorsitzenden, der bisherigen Chefredakteurin von Spiegel Online Barbara Hans und dem bisherigen Spiegel-Reporter Ullrich Fichtner abgelöst werde.[52] Die Auflage des Spiegels war zuvor innerhalb von drei Jahren um 118.000 Exemplare gesunken. Außerdem gab es unterschiedliche Auffassungen, wie die Print- und die Online-Redaktion zusammengeführt werden sollen, und Brinkbäumer wurde ein schwacher Führungsstil vorgeworfen.[53][54] Am 15. Oktober 2018 gab der Spiegel-Verlag bekannt, dass Brinkbäumer ab sofort nicht mehr Chefredakteur sei und seine Stellvertreter bis Jahresende seine Aufgaben übernähmen.[55]

Die Ernennung von Fichtner zum Chefredakteur wurde bis zum Abschluss der Untersuchung des Fälschungsskandals um Claas Relotius ausgesetzt.[56] Als Leiter des Gesellschaftsressorts hatte er Relotius 2014 zum Spiegel geholt und bis 2016 seine Arbeiten betreut.[57][58]

Am 20. März 2019 teilte der Spiegel-Verlag mit, dass Fichtner nicht Chefredakteur werde.[59] Stattdessen wurde am 16. April 2019 Clemens Höges zum Chefredakteur ernannt.[60]

Hans verließ am 30. April 2021 den Spiegel.[61] Zu ihren Nachfolgern wurden am 5. Mai 2021 Melanie Amann und Thorsten Dörting berufen.[62]

Im Mai 2023 wurde Dirk Kurbjuweit Chefredakteur.

Kritik und Kontroversen

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Vorwurf der Demokratiegefährdung

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1956/1957, rund zehn Jahre nach der Gründung des Blattes, verfasste Hans Magnus Enzensberger eine kritische Analyse über Die Sprache des Spiegel, in der er eine Reihe von Thesen aufstellte:[63] Das deutsche Nachrichtenmagazin sei im Grunde kein Nachrichtenmagazin, da es seinen Informationsgehalt in die Form von „Storys“ kleide, Der Spiegel übe nicht Kritik, sondern deren Surrogat, der Leser des Spiegels werde nicht orientiert, sondern desorientiert. Diese kritische Einstellung revidierte Enzensberger auch nach der Spiegel-Affäre nicht; er sah das Magazin weiterhin als latente Gefahr für die deutsche Demokratie. Dennoch hatte er in den 1950er Jahren betont, Der Spiegel sei unentbehrlich, solange es in der Bundesrepublik kein kritisches Organ gebe, das ihn ersetzen könne.

Berichterstattung zum Klimawandel

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Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen untersuchte[64] 2024 die Spiegel-Berichterstattung zum Klimawandel und kam zum Ergebnis, dass das Magazin im Laufe der Jahrzehnte bis ca. 2019 merkwürdig und widersprüchlich berichtet habe. Pörksen berichtet in seiner Analyse von "großartigen, visionären Reportern und von grandios gelungener Berichterstattung", weist aber zugleich darauf hin, dass es genauso zu "bizarren Fehleinschätzungen und einem dunkel schillernden Aktivismus" gekommen sei, der darauf abzielte, "die Gefahren der Erderhitzung kleinzureden und die Warner – manchmal mithilfe von bestellt wirkenden Provokationen – anzugreifen".[64]

Bis 2019 habe es bei der Klimaberichterstattung keine einheitliche Linie gegeben, stattdessen hätten einzelne Spiegel-Autoren immer wieder "Verniedlichungs- und Verharmlosungs-Aktivismus" betrieben oder eine "provokativ klingende Quatschthese", die man zur (Klimawandel)-Entwarnung instrumentalisieren konnte, "großflächig präsentiert". Unter anderem gab der Spiegel demnach 2007 dem Biologen Josef Reichholf in einem langen Interview ausführlich Raum, seine These zu präsentieren, dass der Klimawandel gut für die Artenvielfalt sei oder ließ Bjørn Lomborg 2009 einen Gastartikel zur UN-Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 verfassen, in dem dieser schrieb: "Scheitern wäre ein Erfolg. Warum die Menschheit den Klimaschutz vertagen sollte." Auch als Fritz Vahrenholt 2012 erklärte "Die Klimakatastrophe findet nicht statt", den "Weltklimarat" IPCC angriff und prophezeite, dass die Welt sich abkühle, erhielt er 2012 ein ausführliches Interview mit Titel "Wir werden hinters Licht geführt". Negativ hebt Pörksen zudem hervor, dass der Spiegel beginnend mit dem Jahr 2003 immer wieder und teils sogar anlasslos Hans von Storch interviewt habe, und damit einen Klimaforscher, "der die Politisierung von Forschung kritisiert, aber sie gleichzeitig offensiv betreibt". Dabei sei das erste Interview nur der Beginn für eine ganze Artikelserie mit "Endlos-Recycling von Verniedlichungsparolen" gewesen, bei denen von Storch in "handzahm geführten Wohlfühlinterviews" als "opportuner Zeuge" für die von den Autoren gewünschten Einordnungen herangezogen wurde. 2020 wurde sogar ein aus dem Jahr 2019 stammendes Interview, bei dem von Storch u. a. Greta Thunberg angriff, um "polemischen Zusatzattacken" ergänzt neu publiziert, was Pörksen als "Lehrbuchbeispiel" für "instrumentelle Aktualisierung". Ziel dieser journalistischen "Grenzüberschreitung" sei es gewesen, "hochziehen, was man hören will" und "niedermachen, was einem missfällt", jedoch "ohne jedoch die persönlich-private Meinungsmache als solche auszuflaggen". Insbesondere kritisiert Pörksen die "Vermischung von Meinung", die in den Kommentarbereich gehöre, und vermeintlicher Realitätsanalyse der Autoren.[64]

Beginnend mit dem Jahr 2019 sei - nicht zuletzt durch personelle Veränderungen in der Autorenschaft - diese Form der Klimaberichterstattung aufgegeben worden und es sei zu einem "Aufbruch" mit programmatischer Innovation und dem "Abschied vom Schlingerkurs der Vergangenheit" gekommen. Dabei habe der Spiegel u. a. einen "Climate Desk" eingerichtet und beschäftige inzwischen sogar "einige der besten Klimareporterinnen und -reporter des Landes". Problematisch sein allerdings, dass nur Susanne Götze sich ausschließlich um die Erderwärmung kümmere, andere Journalisten jedoch noch weitere Themengebiete bearbeiteten und durch die Vielzahl an Weltkrisen oft anderweitig beschäftigt seien. Zudem sei der deutsche Investigativjournalismus generell "im internationalen Vergleich klimapolitisch total unterbelichtet".[64]

Berichterstattung zu AIDS

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Die Berichterstattung des Magazins über die Krankheit AIDS wurde teilweise als „unangemessen“ kritisiert.[65][66] Der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch bezeichnete diese Form der Berichterstattung als „erschütternd“ und „Versagen jener Presse, die zwischendurch auch einmal liberal war“.[67][68] Andere warfen dem Blatt vor, durch seinen Umgang mit Fallzahlen Panik zu verbreiten[69][70][71][68] und, durch redaktionelle Aussagen wie „wenn erst Kinder an AIDS sterben werden, Frischoperierte, Unfallopfer, Krankenhauspatienten, ohne jedes Stigma also“[69] oder durch Veröffentlichung entsprechender Leserbriefe,[72] Kranke, Betroffene und Infizierte zu stigmatisieren.

Allerdings diente das „Leitmedium Spiegel“ in Untersuchungen oft als Vorzeigeobjekt, an dem Kritik festgemacht wurde, die so auch auf vielen anderen Medien zu finden war.[68] Außerdem erhielt Der Spiegel 1987 für eine Reportage auch den ersten Medienpreis der Deutschen AIDS-Stiftung, der für Arbeiten ausgelobt wird, „die sachkundig über HIV/AIDS berichten und damit zur Solidarität mit Betroffenen beitragen“.

Umgang mit NS-Vergangenheit im eigenen Magazin

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Nachdem der Medienforscher Lutz Hachmeister die Tätigkeit ehemaliger SS-Offiziere als Spiegel-Redakteure und Serienautoren für den frühen Spiegel belegen konnte, so zum Beispiel die Autorenschaft des Kriminalrates und SS-Hauptsturmführers Bernhard Wehner für die am 29. September 1949 startende 30-teilige Spiegel-Serie „Das Spiel ist aus – Arthur Nebe“,[73] geriet das Magazin 2006 verstärkt in die Kritik, weil es seine eigene NS-belastete Vergangenheit nicht ausreichend reflektiert habe. So bemängelte die Süddeutsche Zeitung in einem ganzseitigen Beitrag ebenso wie das medienpolitische ver.di-Magazin M,[74] dass die Rolle des ehemaligen Pressechefs im NS-Außenministerium und SS-Obersturmbannführers Paul Karl Schmidt alias Nachkriegsbestsellerautor Paul Carell als Serienautor des Magazins marginalisiert und die Tatsache, dass die SS-Hauptsturmführer Georg Wolff und Horst Mahnke in den 1950er Jahren zu leitenden Redakteuren avancierten, von dem sonst NS-kritischen Magazin ausgeblendet worden sei. Erst 2014 wurde bekannt, dass auch der langjährige Chef vom Dienst des Spiegels Johannes Matthiesen als ehemaliger SS-Untersturmführer sowie der Redakteur Kurt Blauhorn als früherer NS-Propagandist einschlägig vorbelastet waren.[75]

Schon im Jahr 2000 hatte die Neue Zürcher Zeitung Augstein vorgeworfen, ehemaligen Nationalsozialisten bewusst die Möglichkeit gegeben zu haben, wieder gesellschaftsfähig zu werden. Zudem soll er im Falle des Reichstagsbrandes mit dazu beigetragen haben, die kontroverse Alleintäterthese als allein gültig darzustellen.[76] 2011 behauptete Peter-Ferdinand Koch, Rudolf Augstein sei mit den ehemaligen SS-Offizieren eine bewusste Kooperation eingegangen:

„Eine ‚beschönigende Vergangenheitsbewältigung‘ und die ‚öffentliche Rehabilitierung‘ ausgewählter SS-Größen seien dabei laut Koch der Preis dafür gewesen, von der ‚verschworenen Himmler-Garde‘ den Stoff zu bekommen, mit dem sich Auflage machen ließ.“[77]

Berichterstattung über den GSG-9-Einsatz in Bad Kleinen

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Nach dem GSG-9-Einsatz in Bad Kleinen im Jahr 1993 berichtete der Spiegel-Journalist Hans Leyendecker in einer Titelgeschichte, dass der kampfunfähige RAF-Terrorist Wolfgang Grams aus nächster Nähe durch einen Polizeibeamten exekutiert worden sei. Er berief sich dabei auf einen anonymen Informanten, der ein am Einsatz beteiligter Polizeibeamter sei. Daraufhin trat Bundesinnenminister Rudolf Seiters zurück und Generalbundesanwalt Alexander von Stahl wurde in den Ruhestand versetzt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergaben später, dass sich Grams selbst erschossen hatte. Das Oberlandesgericht Rostock äußerte Zweifel, ob Leyendecker Kontakt zu einem am Einsatz beteiligten Polizeibeamten hatte. Auf Anregung von Alexander von Stahl begann die Aufklärungskommission des Fälschungsskandals um Claas Relotius im Dezember 2019 eine Untersuchung, ob Leyendecker Kontakt zu einem am Einsatz beteiligten Polizeibeamten hatte oder die Titelgeschichte auf einem anonymen Anruf basierte.[78] Der Aufklärungskommission liegt das Tonbandprotokoll eines anonymen Anrufs vor, bei dem sich der Anrufer als ein am Einsatz beteiligter Polizeibeamter ausgab. Der Anrufer soll aber laut Leyendecker nicht der Informant aus der Titelgeschichte gewesen sein.[79][80] Eine Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass die Aussagen des Informanten aus der Titelgeschichte und die des Anrufers identisch sind. Leyendecker zufolge sollen die beiden sich abgesprochen haben.[81] Im Oktober 2020 wurde der Abschlussbericht der Aufklärungskommission veröffentlicht. Während der damalige Chefredakteur Hans Werner Kilz die Aussage über den zweiten Informanten bestätigte, sprachen laut der Aufklärungskommission die Aussagen von weiteren Spiegel-Redakteuren, der Gesprächsverlauf des Telefongesprächs, die Übereinstimmung beider Aussagen und das jahrelange Schweigen Leyendeckers über eine mögliche zweite Quelle gegen die Existenz eines zweiten Informanten. Sie kam zu dem Ergebnis, dass Leyendeckers Version mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die tatsächlichen Abläufe wiedergibt.[82][83]

Vorwurf des Antisemitismus

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Am 22. Dezember 2006 brachte Der Spiegel eine Titelgeschichte des Redakteurs Matthias Schulz mit dem Titel Das Testament des Pharao heraus, die sich stark auf angeblich durch den deutschen Ägyptologen Jan Assmann aufgestellte Thesen berief und in der unter anderem behauptet wurde, die Juden hätten den Monotheismus von Echnatons Amarna-Religion „abgekupfert“.[84] Assmann protestierte daraufhin zuerst in einem offenen Brief an die Spiegel-Redaktion und dann in einem Interview in der Welt „in aller Schärfe“ gegen die Verwendung seines Namens in dem Spiegel-Artikel, den er als „ungenießbare und antisemitische Suppe“ bezeichnete. Gleichzeitig wies Assmann die Kernthesen des Artikels zurück.[85] Der jüdische Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik zeigte sich empört, dass „der Chefredakteur eines bislang angesehenen Magazins der Republik ausgerechnet zu Weihnachten die bislang antisemitischste Titelgeschichte beschert hat“.[86]

In der Ausgabe 29/2019 vom 12. Juli 2019 erschien ein Artikel der Autoren Matthias Gebauer, Ann-Katrin Müller, Sven Röbel, Raniah Salloum, Christoph Schult und Christoph Sydow mit dem Titel „Gezielte Kampagne“. Darin wird den Vereinen WerteInitiative. jüdisch-deutsche Positionen und Nahost Friedensforum (NAFFO) vorgeworfen, Bundestagsabgeordnete vor der Verabschiedung der Resolution, welche die Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions (BDS) als antisemitisch verurteilte, mit aggressiver Lobbyarbeit und Geldspenden massiv beeinflusst zu haben. Die Autoren spekulierten, dass die beiden Vereine vom israelischen Ministerium für strategische Angelegenheiten finanziert werden und in dessen Auftrag handeln würden. Auch eine Beteiligung des Mossad wurde für möglich gehalten. Die Überschrift der Onlineversion lautete zunächst „So steuern zwei Vereine die deutsche Nahostpolitik“ und wurde kurz nach der Veröffentlichung zu „Wie zwei Vereine die deutsche Nahostpolitik beeinflussen wollen“ geändert.[87]

Der Artikel rief in zahlreichen Medien heftige Kritik hervor. So erschien unter anderem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung der Artikel „Wegbereiter des Judenhasses“,[88] in der Welt der Artikel „‚Der Spiegel‘ und das gefährliche Spiel mit den Israel-Freunden“,[89] in der Neuen Zürcher Zeitung der Artikel „Wo Fakten nicht reichen, behilft man sich mit Andeutungen: Wie der «Spiegel» antiisraelische Verschwörungstheorien nährt“[90] und in der Jüdischen Allgemeinen der Artikel „Das Gerücht von der jüdischen Lobby“.[91] Auch die israelischen Tageszeitungen Jerusalem Post und Haaretz berichteten über den Artikel.[92][93] Kritisiert wurde, dass der Artikel antisemitische Klischees bedienen würde wie das von der allmächtigen jüdischen Weltverschwörung und für die vermutete Verbindung zur israelischen Regierung keine Belege angegeben wurden. Außerdem würde man die beiden Vereine strenger bewerten als andere Interessensverbände. Die Spiegel-Chefredaktion bestehend aus Steffen Klusmann, Barbara Hans und Clemens Höges wies die Kritik in einer Stellungnahme zurück. Man würde die beiden Vereine so behandeln wie alle anderen Interessensverbände und auch legale Lobbytätigkeit sollte kritisiert werden dürfen. Außerdem habe man keine antisemitischen Klischees bedient, sondern lediglich Fakten aufgeführt.[94] Der Deutsche Presserat entschied im Dezember 2019, der Spiegel habe mit dem Artikel nicht gegen den Pressekodex verstoßen. Dem Artikel lägen keine vorgefasste Absicht mit eindeutig antisemitischen Tendenzen zugrunde.[95]

Klischees über Italien

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Italienische Medien zeigten sich empört, als im Heft 31 (1977) das Titelblatt Urlaubsland Italien – Entführung, Erpressung, Straßenraub einen Teller Spaghetti zusammen mit einem Revolver zeigte. Hingegen relativierte die größte italienische Tageszeitung Corriere della Sera: Der Spiegel habe nur zwei Fehler gemacht: Das Titelbild zeige eine andere Pistole als behauptet und: „Die Spaghetti sind zu weich gekocht.“[96]

Der Umgang der Zeitschrift mit Klischees über Italien wurde 2012 in Zusammenhang mit dem Schiffbruch der Costa Concordia wieder zum Thema, als Spiegel-Online-Kolumnist Jan Fleischhauer in einer Kolumne auf Spiegel Online suggerierte, es sei kein Zufall, dass ein solcher Unfall einem italienischen Schiffsführer passiert sei – im Gegensatz etwa zu einem Deutschen oder Briten.[97]

Deutscher Presserat zum Titelblatt „Stoppt Putin jetzt!“

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Der Deutsche Presserat missbilligte das Titelblatt „Stoppt Putin jetzt!“ vom 27. Juli 2014, weil die darauf gezeigten Opferfotos den Opferschutz verletzen. Außerdem würden sie politisch instrumentalisiert.[98] Der Spiegel berichtete weder über die Missbilligung des Presserats noch über weitere Kritik zu dem Titelblatt und der Titelgeschichte, wie etwa Medienjournalist Stefan Niggemeier monierte.[99]

Synchronisation von Nachricht und Werbung

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In einer Studie der TU Dresden von 2014 wurde die Synchronisation von Nachricht und Werbung untersucht. Ergebnis war, „dass über Unternehmen sowohl im Spiegel als auch im Focus erstens häufiger, zweitens freundlicher, drittens mit mehr Produktnennungen berichtet wird, je mehr Anzeigen diese Unternehmen schalten.“[100]

Im Dezember 2014 veröffentlichte der Spiegel eine Titelgeschichte des Redakteurs Alexander Neubacher mit heftiger Kritik an der Energiewende und neuen Wärmedämmungsauflagen. Diese Titelgeschichte war damals mit Native Advertising des Energiekonzerns DONG Energy verknüpft. Der Medienwissenschaftler Volker Lilienthal, der die Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für Qualitätsjournalismus an der Universität Hamburg innehat, zeigte sich entsetzt. Wenn zur Kampagne noch die Reklame käme, so Lilienthal, gäbe es eine „Überdosis von Verquickung – und einen erodierenden Journalismus“.[101]

Der Medienjournalist Stefan Niggemeier kritisierte im Dezember 2018, dass das Gesundheitsmagazin Wohl wie ein journalistisches Produkt des Spiegels wirkte, obwohl es eine von einer Agentur erstellte und vom Spiegel herausgegebene werbliche Beilage war, und unkritische werbende Beiträge zum Thema Homöopathie enthielt.[102] Im Mai 2019 wurde die Beilage nach zwei Jahren wieder eingestellt.[103]

Manipulationsvorwürfe bei der WM 2014

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Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 veröffentlichte der Spiegel den Artikel „Faule Äpfel“ des Redakteurs Rafael Buschmann, dessen zentrale Behauptung es war, dass der verurteilte Spielemanipulator Wilson Raj Perumal Buschmann Stunden vor einem WM-Spiel in einem Facebook-Chat den richtigen Ausgang vorausgesagt habe. Perumal gab an, dass der Chat erst nach dem Spiel stattfand, und veröffentlichte Screenshots des Chats.[104][105] Im Juli 2019 kam im Rahmen der geplanten Beförderung Buschmanns zum Leiter des Investigativteams erneut Kritik am Artikel auf, weswegen die geplante Beförderung bis zum Abschluss einer internen Untersuchung verschoben wurde. Nach der Bekanntgabe der geplanten Beförderung verließen mit Jürgen Dahlkamp, Gunther Latsch und Jörg Schmitt die übrigen Mitglieder das Investigativteam und wechselten in andere Ressorts.[106][107] Am 25. September 2019 gab der Spiegel-Verlag bekannt, dass Buschmann auf die Beförderung verzichtet. Buschmann konnte keine Belege für seinen Artikel vorlegen und sagte aus, dass seine Screenshots verloren gegangen seien, als sein Handy in eine Pfütze gefallen sei. Wegen der fehlenden Belege wurde der Artikel aus dem Internet entfernt.[108][109]

Berichterstattung über Jürgen Todenhöfer

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In der Ausgabe 3/2016 vom 16. Januar 2016 veröffentlichte der Spiegel unter dem Titel Der Märchenonkel einen von Özlem Gezer verfassten Verriss des Buches Inside IS – 10 Tage im „Islamischen Staat“ von Jürgen Todenhöfer. Nachdem dieser anschließend rechtliche Schritte gegen den Artikel einleitete, gab der Spiegel im August 2016 zu allen 14 von ihm als unwahr bezeichneten Stellen Unterlassungserklärungen ab und entfernte den Artikel aus dem Internet.[110][111][112]

Erfundene Inhalte durch den Redakteur Claas Relotius

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Cover der Nr. 52 im Jahr 2018

Am 19. Dezember 2018 berichtete der Spiegel, dass der langjährige Mitarbeiter Claas Relotius wesentliche Inhalte von Berichten erfunden und dies auch gegenüber Vorgesetzten eingeräumt habe. Hiernach reichte Relotius seine Kündigung ein. Das Blatt sprach von „einem Tiefpunkt in der 70-jährigen Geschichte des Spiegel“ und bat Betroffene, die „mit falschen Zitaten, erfundenen Details ihres Lebens, in erdachten Szenen, an fiktiven Orten oder sonst in falschen Zusammenhängen in Artikeln von Claas Relotius im Spiegel aufgetaucht sein mögen, um Entschuldigung“.[113][114][115] Der Fall war vom freien Journalisten Juan Moreno aufgedeckt worden, der bei einer Kooperation mit Relotius auf Unstimmigkeiten aufmerksam geworden war.

Der Verlag kündigte die Berufung einer Kommission an, bestehend aus Brigitte Fehrle, Clemens Höges und Stefan Weigel, die Aufklärung betreiben und das „Versagen der hausinternen Sicherungssysteme überprüfen“ sollte.[116][117] Die zum 1. Januar 2019 geplante Ernennung von Ullrich Fichtner zum Chefredakteur und Matthias Geyer zum Blattmacher wurde bis zum Abschluss der Untersuchung ausgesetzt.[56] Als Leiter des Gesellschaftsressorts hatten sie die Arbeiten von Relotius betreut.[57][58] Geyer blieb Leiter des Gesellschaftsressorts, dessen Leitung Relotius am 1. Januar 2019 hätte übernehmen sollen.[118] Am 20. März 2019 teilte der Spiegel-Verlag mit, dass Fichtner nicht Chefredakteur werde und Geyer nicht Blattmacher. Geyer gab außerdem die Leitung des Gesellschaftsressorts ab. Als Reporter und Redakteur für besondere Aufgaben blieben sie aber an die Chefredaktion angebunden.[59] Im Abschlussbericht der Untersuchung wurde ihnen vorgeworfen, sie seien Hinweisen nicht nachgegangen und hätten die Aufklärung verzögert.[119][120][121] Am 23. August 2019 wurde bekannt, dass der Spiegel-Verlag Geyer gekündigt und der gegen die Kündigung geklagt hatte. Einen Tag vor dem ersten Verhandlungstag am 27. August 2019 einigten sie sich darauf, dass der Spiegel-Verlag die Kündigung zurückzieht und Geyer einen Aufhebungsvertrag unterschreibt.[122][123] Im Oktober 2019 wurde das Gesellschaftsressort in Reporterressort umbenannt und die Seiten im Magazin für Redakteure aus anderen Ressorts geöffnet. Neue Ressortleiterin wurde die bisherige stellvertretende Ressortleiterin Özlem Gezer.[124]

Der Fall Claas Relotius wurde von Michael Bully Herbig verfilmt. Die Mediensatire Tausend Zeilen, inspiriert vom Bestseller Tausend Zeilen Lüge (2019) von Juan Moreno, kam am 29. September 2022 in die Kinos.[125]

Deutscher Presserat zum Psychedelika-Artikel

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Im September 2020 rügte der Deutsche Presserat den Spiegel wegen einer mangelnden Trennung von Tätigkeiten nach Ziffer 6 des Pressekodex im Artikel Statt Kaffee lieber eine kleine Dosis LSD. In dem in der Beilage S-Magazin und online veröffentlichten Artikel beschreibt die Autorin zuerst die Vorzüge von Psychedelika und offenbart erst am Ende, dass sie eine Lobby-Plattform für die kommerzielle Nutzung von Psychedelika gegründet hat. Auf diese Doppelfunktion hätte laut dem Presserat an prominenter Stelle hingewiesen werden müssen.[126][127]

Erfundener Tod eines Flüchtlingsmädchens

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Im Sommer 2022 berichtete der Spiegel in mehreren Artikeln über den angeblichen Tod des syrischen Flüchtlingsmädchens Maria. Das fünf Jahre alte Kind sei als Teil einer Gruppe von Flüchtlingen an der türkisch-griechischen Grenze wiederholt zurückgewiesen worden. Infolgedessen seien zwei Schwestern in der Gruppe von einem Skorpion gestochen worden. Eine der Schwestern, Maria, sei verstorben. Griechische Behörden widersprachen der Darstellung im Spiegel. So habe die betreffende Familie vier statt der vom Spiegel genannten fünf Kinder, keines davon trage den Namen Maria. Die Angaben der Familie bezüglich der Anzahl und Namen ihrer Kinder hatten sich den Recherchen einer Journalistin zufolge als widersprüchlich herausgestellt. Fragen zu Maria sei die Familie ausgewichen, die behaupteten Skorpionstiche des zweiten Mädchens stellten sich als Mückenstiche heraus.

Kritik an der Berichterstattung des Spiegel wurde von diesem und Deutscher Welle als „populistisch“ und Angriff auf die Pressefreiheit gewertet.[128]

Ende 2022 räumte der Spiegel Fehler ein: Ein per WhatsApp verschicktes Bild des angeblich toten Mädchens sei kein Beweis für dessen Tod gewesen. Zudem enthalte es keine Daten, wann und wo es aufgenommen wurde. Auch sei unklar, ob das Mädchen darauf vielleicht nur die Augen geschlossen habe. Manches deute darauf hin, „dass einige der Geflüchteten den Todesfall in ihrer Verzweiflung erfunden haben könnten. Möglicherweise dachten sie, dass sie dann endlich gerettet würden.“ Der Gründer des Branchendienstes Medieninsider, Marvin Schade, kritisierte, dass das Eingeständnis einen Abend vor Silvester veröffentlicht wurde, und äußerte sich „gespannt, welche Konsequenzen der ‚Spiegel‘ daraus ziehen wird. Trotz der ausführlichen Aufarbeitung: das hätte nicht passieren dürfen. Höchste Standards bringen nichts, wenn alle Kontrollmechanismen versagen.“[129][130]

Redakteure (Auswahl)

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Ehemalige Redakteure (Auswahl)

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Schriftart SpiegelSansWeb

Die Schriftart „Spiegel“, die speziell von LucasFonts für die Zeitschrift entwickelt worden ist, wird in der gedruckten Version und auch im Internet verwendet.[133]

Commons: Der Spiegel – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

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  1. Umstrukturierung beim “Spiegel”: Bis alle Onliner in der Mitarbeiter KG sind, dauert es noch zehn Jahre. In: meedia.de. 19. Juni 2019, archiviert vom Original am 12. April 2022; abgerufen am 19. Juni 2019.
  2. Alles neu beim „Spiegel“ im Web – so will Chefredakteur Klusmann neue Digitalabonnenten gewinnen. In: meedia.de. 8. Januar 2020, abgerufen am 8. Januar 2020.
  3. Almut Kipp: „Der Spiegel“: Erfolge feiern mit Skandalen. Auf Stern.de vom 4. Januar 2007.
  4. Klaus Brinkbäumer, Florian Harms: In eigener Sache: Samstag ist jetzt Spiegel-Tag. In: Spiegel Online. 9. Januar 2015, abgerufen am 11. Januar 2015.
  5. DER SPIEGEL im Heft-Abo. Abgerufen am 11. Juni 2021.
  6. a b 70 Jahre Der Spiegel – 70 Jahre investigativer Journalismus: Am 4. Januar 1947 erschien die erste Ausgabe des deutschen Nachrichten-Magazins. spiegelgruppe.de
  7. „Spiegel“ könnte von 2025 an freitags erscheinen. 21. August 2024, abgerufen am 21. August 2024.
  8. laut IVW, (Details auf ivw.de)
  9. laut IVW, erstes Quartal 2025 (Details und Quartalsvergleich auf ivw.de)
  10. Historische Analyse: Spiegel und stern im 66-Jahre-Auflagentrend – Rekorde mit Kennedy und dem Irak-Krieg. (Memento vom 2. Januar 2023 im Internet Archive) meedia.de, 12. Februar 2016
  11. laut IVW, jeweils viertes Quartal (Details auf ivw.de)
  12. laut IVW, jeweils viertes Quartal (Details auf ivw.de)
  13. Die Geschichte der Spiegel-Gruppe. spiegelgruppe.de
  14. Craig Silverman: Inside the World’s Largest Fact Checking Operation. Columbia Journalism Review, 9. April 2010 (englisch)
  15. [1]
  16. Zum Hintergrund siehe Christine Auerbach, Tobias Krone: Deutsche Satire provoziert nicht zum ersten Mal. Puls (Bayerischer Rundfunk), 11. April 2016, abgerufen am 18. März 2024, die aber eine falsche Jahreszahl angeben.
  17. Am Telefon vorsichtig. In: Der Spiegel. Nr. 28, 1952, S. 5 (online).
  18. Bedingt abwehrbereit. In: Der Spiegel. Nr. 41, 1962, S. 32 (online).
  19. Spiegel Hausmitteilung; Betr.: Franz-Josef Strauss. In: Der Spiegel. Nr. 28, 1964, S. 3 (online).
  20. Die Kosten trägt die Bundeskasse. In: Der Spiegel. Nr. 22, 1965, S. 83 (online).
  21. Pressefreiheit: Gift und Galle. Auf einestages vom 8. Januar 2008
  22. Barschel, Pfeiffer, Engholm und „Der Spiegel“. FAZ.NET vom 7. September 2007.
  23. Statistik: Wer liest/hört/sieht was warum? In: Die Zeit, Nr. 5/2006, S. 64.
  24. Studie „Journalismus in Deutschland“. (PDF; xxx kB) In: journalistik.uni-hamburg.de. Institute für Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Universitäten Hamburg und Münster, April 2005, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Juni 2017; abgerufen am 14. November 2023 (Erhebung vom 1. Februar bis 25. April 2005; Ursprungslink unauffindbar im Internet Archive;).
  25. @1@2Vorlage:Toter Link/www.journalistik.uni-hamburg.deStudie „Journalismus in Deutschland“ (Seite dauerhaft nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2023. Suche in Webarchiven)
  26. Spiegel-Verlag und Axel Springer AG kehren zur klassischen Rechtschreibung zurück. Spiegel Online, 6. August 2004.
  27. Das Ende des Stefan Aust beim „Spiegel“. welt.de, 16. November 2007.
  28. Michael Hanfeld: Stefan Aust beim „Spiegel“ freigestellt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). 5. Februar 2008, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 14. November 2023]).
  29. Finden statt suchen mit Spiegel Wissen. (Memento vom 2. Juli 2011 im Internet Archive) auf Spiegel Online, 13. Februar 2008. Zumindest die Titelgeschichte und das Titelblatt der Ausgabe 22/1977 („Die verkauften Lolitas“) fehlen jedoch. Das Titelbild wurde 1977 nach Protest von Emma, Courage, Unsere kleine Zeitung und dem Kinderschutzbund vom Deutschen Presserat gerügt. Vgl. Rückspiegel. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1977 (online). Betr.: Presserat. In: Der Spiegel. Nr. 50, 1981 (online).
  30. Nachwuchs für den Spiegel: „Dein Spiegel“ erscheint monatlich. spiegelgruppe.de, 19. Oktober 2009
  31. Einsam an der Spitze. faz.net, 21. Februar 2011.
  32. Medien als Arbeitgeber: "Spiegel" führt Ranking deutscher Zeitschriften und Zeitungen an. horizont.net, 26. März 2012.
  33. Kurzer Prozess mit der „Spiegel“-Spitze. sueddeutsche.de, 9. April 2013.
  34. Michael Hanfeld: Wolfgang Büchner wird Chefredakteur beim „Spiegel“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. April 2013.
  35. Michael Hanfeld: „Spiegel“ am Samstag. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Dezember 2013.
  36. Kai-Hinrich Renner: Machtkampf beim „Spiegel“ hat gerade erst begonnen. In: Die Welt, 25. August 2013.
  37. Kai-Hinrich Renner: „Spiegel“-Ressortleiter lehnen Blome ab. In: Die Welt, 26. August 2013.
  38. Kai-Hinrich Renner: Büchner gewinnt Machtkampf beim „Spiegel“. In: Die Welt, 28. August 2013.
  39. Thomas Schuler: Zukunft des Journalismus: Labor für multimediales Erzählen. In: Berliner Zeitung, 19. Mai 2014
  40. Michael Hanfeld: 225 Redakteure proben den Aufstand. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. August 2014.
  41. Michael Hanfeld: Gesellschafter befürworten Büchners „Spiegel 3.0“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. August 2014.
  42. Der Machtkampf ist vorbei. sueddeutsche.de, 4. Dezember 2014.
  43. Brinkbäumer neuer „Spiegel“-Chefredakteur. sueddeutsche.de, 13. Januar 2015.
  44. Keine Zukunft – warum Blome beim „Spiegel“ geht. welt.de, 20. Mai 2015
  45. Überwachung: Spiegel im Visier von US-Geheimdiensten. In: Spiegel Online. Der Spiegel, 3. Juli 2015, abgerufen am 3. Juli 2015.
  46. "Spiegel" streicht 149 Stellen. In: sueddeutsche.de. 1. Dezember 2015, abgerufen am 16. Juni 2017.
  47. „Spiegel“: NRW-Teil ist schon wieder Geschichte. In: dwdl.de. 2. Mai 2016, abgerufen am 16. Juni 2017.
  48. Spiegel-Verlag startet Bezahlangebote auf „Spiegel Online“. sueddeutsche.de, 27. Juni 2016
  49. „Spiegel“ startet neues Bezahlangebot „Daily“. sueddeutsche.de, 15. Mai 2017.
  50. SPIEGEL Spezial. Abgerufen am 21. Dezember 2024.
  51. Zusammenrücken auf dem Dickschiff. sueddeutsche.de, 28. Mai 2018
  52. „Spiegel“-Chef Brinkbäumer abgesetzt – Steffen Klusmann kommt. tagesspiegel.de, 22. August 2018.
  53. Von einer Ära Brinkbäumer kann keine Rede sein: Warum der aktuelle Spiegel-Chefredakteur gescheitert ist. meedia.de, 22. August 2018.
  54. Zu nett: «Spiegel»-Chefredaktor Klaus Brinkbäumer muss gehen. nzz.ch, 22. August 2018.
  55. Klaus Brinkbäumer verlässt den „Spiegel“. sueddeutsche.de, 15. Oktober 2018.
  56. a b Teile der designierten "Spiegel"-Führung lassen Verträge ruhen. sueddeutsche.de, 28. Dezember 2018
  57. a b Hat der Spiegel ein Compliance-Problem? / Debatte um Verantwortung für Relotius-GAU. horizont.net, 27. Dezember 2018
  58. a b Stolpert Print-Chef Ullrich Fichtner über die Relotius-Affäre? Der Spiegel und die offenen Fragen im Betrugsskandal. meedia.de, 27. Dezember 2018.
  59. a b Konsequenz aus Relotius-Affäre: designierter Spiegel-Chefredakteur Ullrich Fichtner bekommt Posten nicht. meedia.de, 20. März 2019.
  60. Fichtner-Nachfolge geregelt: Clemens Höges wird erneut Mitglied der Spiegel-Chefredaktion. meedia.de, 16. April 2019.
  61. Chefredakteurin verlässt „Spiegel“. sueddeutsche.de, 27. April 2021.
  62. Melanie Amann und Thorsten Dörting werden Mitglieder der Chefredaktion. sueddeutsche.de, 5. Mai 2021.
  63. Hans Magnus Enzensberger: Die Sprache des Spiegel. In: Der Spiegel. Nr. 10, 1957, S. 48–51 (online).
  64. a b c d SPIEGEL-Berichterstattung über Erderhitzung. Wissende Ignoranz. In: Spiegel Online, 22. November 2024. Abgerufen am 10. Dezember 2024.
  65. Herbert Bock: Eine sprachpsychologische Untersuchung zur Berichterstattung über die Krankheit AIDS in Print-Medien. Roderer, Regensburg 1992, ISBN 3-89073-603-3, S. 92.
  66. Herbert Bock: Zur sprachlichen Darstellung von AIDS in Print-Medien. In: Bernd Ulrich Biere, Wolf-Andreas Liebert (Hrsg.): Metaphern, Medien, Wissenschaft. Zur Vermittlung der AIDS-Forschung in Presse und Rundfunk. Westdeutscher Verlag, Opladen 1997, ISBN 3-531-12902-3, S. 81–101.
  67. Volkmar Sigusch: Aids als Risiko: Über den gesellschaftlichen Umgang mit einer Krankheit. Konkret-Literatur-Verlag, Hamburg 1987, ISBN 3-922144-67-5, S. 8.
  68. a b c Hans-Jürgen Schmidt: Mediale Deutungsmuster von AIDS. Über die Konsequenzen medialer Darstellung für Prävention und praktische AIDS-Arbeit. Mülheim an der Ruhr 2005, S. 66 (PDF).
  69. a b Susanne Köneke: AIDS in der Presse: Der schreibende Umgang mit dem Ungewissen. Univ., Freiburg im Breisgau 1990, S. 24.
  70. Frank Rühmann: AIDS: Eine Krankheit und ihre Folgen. Edition Qumran im Campus-Verlag, Frankfurt am Main/New York 1985, ISBN 3-88655-208-X, S. 75.
  71. Ulrich Clement: Höhenrausch. In: Aids als Risiko: Über den gesellschaftlichen Umgang mit einer Krankheit. Konkret-Literatur-Verlag, Hamburg 1987, ISBN 3-922144-67-5, S. 212.
  72. Gunter Schmidt: Moral und Volksgesundheit. In: Aids als Risiko: Über den gesellschaftlichen Umgang mit einer Krankheit. Konkret-Literatur-Verlag, Hamburg 1987, ISBN 3-922144-67-5, S. 26.
  73. Lutz Hachmeister: Ein deutsches Nachrichtenmagazin. Der frühe „Spiegel“ und sein NS-Personal. In: Lutz Hachmeister, Friedemann Siering (Hrsg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47597-3, S. 87–120.
  74. Willi Winkler: Ich hatt’ einen Kameraden. Ein Prozess, das Blatt mit dem Bayerischen Rundfunk führt, wirft unvermittelt Licht auf die Vergangenheit des Nachrichtenmagazins. In: Süddeutsche Zeitung, 14./15. Juni 2006, S. 15. Und: Verharmlosung im Rückblick. Kritiker vermissen bis heute offenen Umgang des Spiegel mit seiner braunen Vergangenheit. In: M – Menschen – Machen – Medien. Heft 9/2006, S. 16.
  75. Lutz Hachmeister: Heideggers Testament. Der Philosoph, der Spiegel und die SS. Propyläen, Berlin 2014, ISBN 978-3-549-07447-3, S. 113f.
  76. NZZ attackiert Rudolf Augstein (Memento vom 12. März 2007 im Internet Archive) auf netzeitung.de vom 8. Dezember 2000.
  77. Andreas Förster: Braune Vergangenheit. Ein Buch beleuchtet, wie eng das Magazin Der Spiegel in seinen Anfangsjahren mit NS-Tätern kooperierte. In: Berliner Zeitung, 14. April 2011. Peter-Ferdinand Koch: Enttarnt. Doppelagenten: Namen, Fakten, Beweise. Ecowin-Verlag, Salzburg 2011, ISBN 978-3-7110-0008-8, S. 218.
  78. Aufklärungskommission untersucht Enthüllung von 1993. tagesspiegel.de, 18. Dezember 2019
  79. „Spiegel“ rollt 26 Jahre alte Recherche neu auf. welt.de, 22. Dezember 2019.
  80. Eine Mordsgeschichte. (Memento vom 15. April 2020 im Internet Archive) focus.de, 16. Januar 2020
  81. Wie die Lüge von der Hinrichtung des RAF-Manns Grams in die Medien kam. focus.de, 15. Februar 2020.
  82. Der Todesschuss. spiegel.de, 29. Oktober 2020.
  83. „Spiegel“ gesteht „journalistische Fehler“ bei Titelgeschichte zu Bad Kleinen ein. welt.de, 29. Oktober 2020
  84. Matthias Schulz: Das Testament des Pharao. In: Der Spiegel. Nr. 52, 2006, S. 112 (online).
  85. Jan Assmann im Gespräch. Ist eine „Spiegel“-Titelgeschichte massiv antisemitisch? In: Die Welt vom 13. Januar 2007.
  86. Monotheismus: Alles nur geklaut? In: Jüdische Allgemeine vom 4. Januar 2007.
  87. Matthias Gebauer, Ann-Katrin Müller, Sven Röbel, Raniah Salloum, Christoph Schult, Christoph Sydow: Wie zwei Vereine die deutsche Nahostpolitik beeinflussen wollen. In: Der Spiegel. 12. Juli 2019, abgerufen am 18. Juli 2019.
  88. Thomas Thiel: Wegbereiter des Judenhasses. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 17. Juli 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Juli 2020; abgerufen am 18. Juli 2019.
  89. Michael Wolffsohn: „Der Spiegel“ und das gefährliche Spiel mit den Israel-Freunden. In: Die Welt. 14. Juli 2019, abgerufen am 18. Juli 2019.
  90. Hansjörg Friedrich Müller: Wo Fakten nicht reichen, behilft man sich mit Andeutungen: Wie der «Spiegel» antiisraelische Verschwörungstheorien nährt. In: Neue Zürcher Zeitung. 16. Juli 2019, abgerufen am 18. Juli 2019.
  91. Das Gerücht von der jüdischen Lobby. In: Jüdische Allgemeine. 13. Juli 2019, abgerufen am 18. Juli 2019.
  92. Benjamin Weinthal: German Magazine under Fire for promoting Anti-Jewish Conspiracy. In: The Jerusalem Post. 15. Juli 2019, abgerufen am 18. Juli 2019.
  93. Noa Landau, Ofer Aderet: Pro-Israel Groups Promoted anti-BDS Resolution in German Parliament, Der Spiegel Reports. In: Haaretz. 15. Juli 2019, abgerufen am 18. Juli 2019.
  94. Steffen Klusmann, Barbara Hans, Clemens Höges: Anmerkungen zu unserer Recherche für den Artikel „Gezielte Kampagne“. In: Der Spiegel. 15. Juli 2019, abgerufen am 18. Juli 2019.
  95. Severin Weiland: Presserat weist Antisemitismus-Vorwürfe gegen Spiegel-Bericht zurück. In: Der Spiegel. 20. Dezember 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  96. Marlis Prinzing: Bleibt der Revolver im Spaghetti-Teller? ejo-online.eu, 25. Mai 2008
  97. Italienisch-deutscher Kolumnenstreit eskaliert. bazonline.ch, 30. Januar 2012.
  98. Marc Bartl: Presserat missbilligt Abbildung von MH17-Opfern: „Spiegel“ wird für „Stoppt Putin jetzt!“-Titel gemaßregelt. In: kress.de. 10. September 2015, abgerufen am 25. November 2015.
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  105. FIFA's Match-Fixing Problem. wsj.com, 21. August 2014
  106. „Spiegel“ hält an unhaltbarer Geschichte fest – und befördert ihren Autor. uebermedien.de, 24. Juli 2019.
  107. Weshalb die Beförderung eines „Spiegel“-Redakteurs stockt. morgenpost.de, 2. August 2019.
  108. Kein Beleg, keine Beförderung. sueddeutsche.de, 25. September 2019.
  109. Nach 5 Jahren Mauern: „Spiegel“ räumt ein, keinen Beweis für Enthüllung zu haben. uebermedien.de, 25. September 2019
  110. Rechtsstreit um „Schmähartikel“: Der „Spiegel“ löscht Text zu Jürgen Todenhöfer. ksta.de, 30. August 2016.
  111. „Arrogant und unjournalistisch“ – Jürgen Todenhöfer gewinnt Rechtsstreit mit dem Spiegel, sein Sohn rechnet ab. meedia.de, 30. August 2016
  112. Kai-Hinrich Renner: Medienmacher: Will er Präsident werden oder will er nicht? (Memento vom 9. Mai 2021 im Internet Archive) auf wiwo.de, Wirtschaftswoche, 9. September 2016, abgerufen am 11. Dezember 2023.
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  116. Der Fall Relotius: Wie das Spiegel-Sicherungssystem an Grenzen stieß. In: Spiegel Online. 19. Dezember 2018, abgerufen am 24. Dezember 2018.
  117. Der Fall Relotius: Kommission aus erfahrenen Journalisten soll Routinen beim Spiegel hinterfragen. In: Spiegel Online. 19. Dezember 2018, abgerufen am 24. Dezember 2018.
  118. Spiegel-Skandal: Wie Relotius die todkranke Schwester erfand. morgenpost.de, 17. September 2019.
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  120. „Die Reaktionen waren langsam und mangelhaft“ welt.de, 24. Mai 2019
  121. Warum der Relotius-Bericht für den „Spiegel“ so verheerend ist uebermedien.de, 24. Mai 2019
  122. Relotius-Vorgesetzter soll nicht mehr beim „Spiegel“ arbeiten welt.de, 26. August 2019
  123. Wie die Relotius-Kommission einen Buhmann fand uebermedien.de, 26. August 2019
  124. Der "Spiegel" benennt sein Gesellschaftsressort um zeit.de, 2. Oktober 2019
  125. „Tausend Zeilen“: Bully Herbig bringt Relotius-Skandal ins Kino. In: NDR.de. 22. September 2022, abgerufen am 29. Juli 2023.
  126. Rüge des Presserats. spiegel.de, 6. Januar 2021.
  127. Hochmut kommt vor der Rüge: „Spiegel“ blamiert sich beim Presserat. uebermedien.de, 11. Januar 2021.
  128. Lucien Scherrer, Oliver Maksan, Forrest Rogers: Der «Spiegel» verbreitet eine Geschichte über ein totes Flüchtlingsmädchen, das es vielleicht gar nicht gibt. Parallelen zum Fall Relotius streiten deutsche Medien ab – zu Recht? In: Neue Zürcher Zeitung. 12. Dezember 2022, abgerufen am 30. Dezember 2022.
  129. „Spiegel“-Eingeständnis: „Manches“ deutet darauf hin, dass das tote Flüchtlingsmädchen Maria erfunden wurde. Welt Online, 31. Dezember 2022.
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  131. Amann und Dörting steigen auf: Wie Spiegel-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit sein Team aufstellt - HORIZONT. Abgerufen am 30. Mai 2024.
  132. Dirk Kurbjuweit übernimmt SPIEGEL-Chefredaktion von Steffen Klusmann. In: gruppe.spiegel.de. SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein, 25. Mai 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023.
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