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„Quecksilber(I)-chlorid“ – Versionsunterschied

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* {{ToxDaten |Typ=LD50 |Organismus=Ratte |Applikationsart=dermal |Wert=1500 mg·kg<sup>−1</sup> |Bezeichnung= |Quelle=<ref name="alfa-SDB"/> }}
| [[Löslichkeit]] || fast nicht in Wasser (0,0023 g/L)
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'''Quecksilber(I)-chlorid''' (Kalomel, "schönes Schwarz" von altgriechisch kalos="schön" und melas="schwarz", früher auch ''süßes Quecksilber'' oder ''Quecksilberchlorür)'' ist ein weißes, in Wasser nur sehr wenig lösliches, schweres [[Salze|Salz]], das bei ca. 380 °C [[Sublimation (Physik)|sublimiert]].
'''Quecksilber(I)-chlorid''' ('''Kalomel''', von [[Altgriechische Sprache|altgriech.]] καλός ''kalos'' ‚schön‘ und μέλας ''melas'' ‚schwarz‘, also „schönes Schwarz“; früher auch ''süßes Quecksilber'', ''Quecksilberchlorür oder ''Quecksilberhornerz'')'' ist ein farbloser Feststoff, der sich in Wasser nur sehr wenig löst und bei ca. 380&nbsp;°C [[Sublimation (Physik)|sublimiert]]. Die Summenformel lautet Hg<sub>2</sub>Cl<sub>2</sub>.


Im Licht verfärbt es sich allmählich dunkel bis schwarz (daher der Name Kalomel), weil es unter [[Disproportionierung]] zu elementarem [[Quecksilber]] und [[Sublimat]] zerfällt.
Im Licht verfärbt es sich allmählich dunkel bis schwarz (daher der Name Kalomel), weil es unter [[Disproportionierung]] zu elementarem [[Quecksilber]] und [[Quecksilber(II)-chlorid]] zerfällt.


==Vorkommen==
== Vorkommen ==
Quecksilber(I)-chlorid kommt in der Natur als seltenes ''Quecksilberhornerz'' vor, ein dunkelgraues Mineral, dass bei höheren Quecksilber(I)-chlorid-Anteilen auch graugelb bis hellgelb sein kann. Noch seltener findet man sehr kleine reine Quecksilber(I)-chlorid-Kristalle in [[Druse (Mineralogie)|Drusen]].
Quecksilber(I)-chlorid kommt in der Natur als seltenes Mineral [[Kalomel]] vor, ein dunkelgraues Mineral, das bei höheren Quecksilber(I)-chlorid-Anteilen auch graugelb bis hellgelb sein kann. Noch seltener findet man sehr kleine reine Quecksilber(I)-chlorid-Kristalle in [[Druse (Mineralogie)|Drusen]].


==Verwendung==
== Verwendung ==
Quecksilber(I)-chlorid wird in [[Kalomelelektrode]]n zur [[Potentiometrie]], zur Schädlingsbekämpfung, in der Pyrotechnik für grünleuchtende Fackeln, in der Porzellanmalerei zum Auftrag von Gold und als Katalysator verwendet.
Quecksilber(I)-chlorid wird in [[Elektroden zweiter Art|Kalomelelektrode]]n zur [[Potentiometrie]], zur Schädlingsbekämpfung, in der Pyrotechnik für grünleuchtende Fackeln, in der [[Porzellanmalerei]] zum Auftrag von Gold und als Katalysator verwendet.


===Medizin===
=== Medizin ===
Da es wegen seiner äußerst geringen Wasserlöslichkeit vom Körper kaum resorbiert wird fand es vielfältige Anwendung in der Medizin: gegen Entzündungen in Nase und Rachen, als Abführmittel, zur Anregung der Gallenfunktion, gegen Brechdurchfall, bei Wassersucht, Milz-, Leber-, Lungenleiden und gegen [[Syphilis]], sowie äußerlich gegen Hornhautflecken, Geschwüre und Feigwarzen.
Da es wegen seiner äußerst geringen Wasserlöslichkeit vom Körper kaum resorbiert wird, fand es vielfältige Anwendung in der [[Medizin]] (als Kalomel, auch Calomel): gegen Entzündungen in Nase und Rachen, als Abführmittel, zur Anregung der Gallenfunktion, gegen Brechdurchfall, bei Wassersucht, Milz-, Leber-, Lungenleiden und gegen [[Syphilis]],<ref>Emil Stern: ''Ueber das Quecksilberchlorid-Chlornatrium und seine subcutane Anwendung.'' In: ''Berliner klinische Wochenschrift.'' Band 15, 1878, S. 59–64.</ref> sowie äußerlich gegen Hornhautflecken, Windpocken, Geschwüre, und Feigwarzen.


Außerdem wurde es bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts als [[Spermizid]] in [[Chemische Verhütungsmethoden|chemischen Verhütungsmitteln]] eingesetzt.
Außerdem wurde es bis in die 1990er-Jahre als [[Spermizid]] in [[Chemische Verhütungsmethoden|chemischen Verhütungsmitteln]] eingesetzt.

== Einzelnachweise ==
<references/>


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Holleman-Wiberg|Auflage=91.–100.|Startseite=1046}}
*Hollemann, Wiberg: Lehrbuch der anorg. Chemie, 91.-100. Auflage, deGruyter 1985, S. 1046, ISBN 3-11-007511-3
*Fachlexikon ABC Chemie, Band 2, 3, Auflage, Harri Deutsch Frankfurt 1987, S. 957, ISBN 3-87144-899-0
* Fachlexikon ABC Chemie, Band 2, 3. Auflage, Harri Deutsch Frankfurt 1987, S.&nbsp;957, ISBN 3-87144-899-0.
*J. G. Krünitz: [http://www.kruenitz1.uni-trier.de/ Oeconomischen Encyclopädie], Berlin : Pauli, 1773-1858
* J. G. Krünitz: ''[https://www.kruenitz1.uni-trier.de/ Oeconomischen Encyclopädie]''. Berlin : Pauli, S.&nbsp;1773–1858.
*[http://susi.e-technik.uni-ulm.de:8080/Meyers2/stoebern/werk/meyers/meyers.html Meyers Konversationslexikon], Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892




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[[pl:Kalomel]]
[[ru:Каломель]]

Aktuelle Version vom 9. April 2025, 14:41 Uhr

Strukturformel
Struktur von Quecksilber(I)-chlorid
Allgemeines
Name Quecksilber(I)-chlorid
Andere Namen
  • Kalomel
  • Diquecksilberdichlorid
Summenformel Hg2Cl2
Kurzbeschreibung

farblose geruchlose Kristalle[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 233-307-5
ECHA-InfoCard 100.030.266
PubChem 24956
Wikidata Q172949
Eigenschaften
Molare Masse 472,09 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

7,15 g·cm−3[1]

Sublimationspunkt

400 °C[1]

Dampfdruck

0,3 mPa (50 °C)[2]

Löslichkeit

sehr schlecht in Wasser (2,3 mg·l−1 bei 20 °C)[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[4] ggf. erweitert[3]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​312​‐​315​‐​319​‐​335​‐​410
P: 280​‐​301+310​‐​302+352​‐​304+340​‐​332+313​‐​337+313[3]
MAK

0,1 mg·m−3[1]

Toxikologische Daten
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Quecksilber(I)-chlorid (Kalomel, von altgriech. καλός kalos ‚schön‘ und μέλας melas ‚schwarz‘, also „schönes Schwarz“; früher auch süßes Quecksilber, Quecksilberchlorür oder Quecksilberhornerz) ist ein farbloser Feststoff, der sich in Wasser nur sehr wenig löst und bei ca. 380 °C sublimiert. Die Summenformel lautet Hg2Cl2.

Im Licht verfärbt es sich allmählich dunkel bis schwarz (daher der Name Kalomel), weil es unter Disproportionierung zu elementarem Quecksilber und Quecksilber(II)-chlorid zerfällt.

Quecksilber(I)-chlorid kommt in der Natur als seltenes Mineral Kalomel vor, ein dunkelgraues Mineral, das bei höheren Quecksilber(I)-chlorid-Anteilen auch graugelb bis hellgelb sein kann. Noch seltener findet man sehr kleine reine Quecksilber(I)-chlorid-Kristalle in Drusen.

Quecksilber(I)-chlorid wird in Kalomelelektroden zur Potentiometrie, zur Schädlingsbekämpfung, in der Pyrotechnik für grünleuchtende Fackeln, in der Porzellanmalerei zum Auftrag von Gold und als Katalysator verwendet.

Da es wegen seiner äußerst geringen Wasserlöslichkeit vom Körper kaum resorbiert wird, fand es vielfältige Anwendung in der Medizin (als Kalomel, auch Calomel): gegen Entzündungen in Nase und Rachen, als Abführmittel, zur Anregung der Gallenfunktion, gegen Brechdurchfall, bei Wassersucht, Milz-, Leber-, Lungenleiden und gegen Syphilis,[5] sowie äußerlich gegen Hornhautflecken, Windpocken, Geschwüre, und Feigwarzen.

Außerdem wurde es bis in die 1990er-Jahre als Spermizid in chemischen Verhütungsmitteln eingesetzt.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Datenblatt Quecksilber(I)-chlorid bei Alfa Aesar, abgerufen am 9. Februar 2010 (Seite nicht mehr abrufbar).
  2. a b Datenblatt Quecksilber(I)-chlorid bei Merck, abgerufen am 9. Februar 2010.
  3. a b Eintrag zu Quecksilber(I)-chlorid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 10. Januar 2017. (JavaScript erforderlich)
  4. Eintrag zu Dimercury dichloride in der Datenbank ECHA CHEM der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  5. Emil Stern: Ueber das Quecksilberchlorid-Chlornatrium und seine subcutane Anwendung. In: Berliner klinische Wochenschrift. Band 15, 1878, S. 59–64.