Zum Inhalt springen

„Pius XII.“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
gab zugänglich ist hier falsch müsste "machte zugänglich" heißen
Markierungen: Visuelle Bearbeitung Mobile Bearbeitung Mobile Web-Bearbeitung
 
Zeile 1: Zeile 1:
{{Dieser Artikel|behandelt den Papst. Zum gleichnamigen Spielfilm siehe [[Pius XII. (Film)]].}}
[[Image:PIUSXIIFOTO.jpg|thumb|Pius XII.]]
'''Pius XII.''' (bürgerlicher Name '''Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli''', * [[2. März]] [[1876]] in [[Rom]], † [[9. Oktober]] [[1958]] in [[Castel Gandolfo]]) war [[Papst]] von [[1939]] bis [[1958]].


[[Datei:Pius XII, Papst.jpg|mini|Pius XII. <!--Die meisten Bilder von Pius XII. sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz – sofern ihr Urheber nicht seit MINDESTENS 70 JAHREN TOT IST und keine anderen Regelungen greifen – urheberrechtlich geschützt, da der [[Schutzfristenvergleich]] nicht angewendet wird. Solche Bilder dürfen in deutschsprachigen Wikimedia-Projekten NICHT VERWENDET werden!-->
== Leben ==
[[Datei:Signature of Pope Pius XII.svg|rahmenlos|hochkant|zentriert|klasse=skin-invert-image notpageimage|Unterschrift Pius’ XII.]]]]


'''Pius XII.''' (bürgerlich '''Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli''' [{{IPA|euˈdʒɛːnjo maˈriːa dʒuˈzɛppe dʒoˈvanni paˈtʃɛlli}}]; * [[2.&nbsp;März]] [[1876]] in [[Rom]]; †&nbsp;[[9.&nbsp;Oktober]] [[1958]] in [[Castel Gandolfo]]) war ein italienischer Priester und Diplomat. Er war vom 2.&nbsp;März 1939 bis zu seinem Tod am 9. Oktober 1958 der 260.&nbsp;Bischof von Rom ([[Papst]]) und damit Oberhaupt der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]] sowie das Staatsoberhaupt der [[Vatikanstadt]].
Er wurde am [[2. März]] [[1876]] in [[Rom]] als Sohn des Dekans des vatikanischen Anwaltskollegiums Filippo Pacelli ([[1837]]-[[1916]]), Nobile di Acquapendente e Nobile di Sant’Angelo in [[Vado]] geboren. Pacelli studierte ab [[1894]] [[Theologie]] und [[Promotion (Doktor)|promovierte]] [[1901]] zum Dr.theol. sowie [[1902]] zum Dr. jur. Pacelli schlug aber nicht nach Familientradition die Juristenlaufbahn ein, sondern ließ sich [[1899]] zum Priester weihen.


== Herkunft und Ausbildung ==
Pacelli durchlief eine Reihe Ämter innerhalb des römischen [[Klerus]], im Diplomatischen Dienst, unter anderem war er [[Professor]] für [[Kanonisches Recht]] am päpstlichen Institut Apollinaire und von [[1909]] bis [[1914]] Professor für kirchliche Diplomatie an der Päpstlichen Diplomatenakademie (Akademie für höhere Kirchenlehre in Rom). [[1916]] versuchte Pacelli als Sondergesandter Papst [[Benedikt XV.]] erfolglos zwischen den Parteien des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] zu vermitteln.
[[Datei:Pacelliordenado.jpg|mini|hochkant|Eugenio Pacelli am Tag seiner [[Weihesakrament|Priesterweihe]], dem 2.&nbsp;April 1899]]
Eugenio Pacelli wurde am 2.&nbsp;März 1876 in Rom geboren und zwei Tage darauf in der [[Pfarrkirche]] San Celso e Giuliano in Rom von seinem Onkel Don Giuseppe Pacelli getauft. Er stammte aus einer Juristen- und Beamtenfamilie, die seit Generationen mit dem [[Heiliger Stuhl|Heiligen Stuhl]] verbunden war: Sein Großvater Marcantonio Pacelli (1804–1902) war Mitgründer des ''[[L’Osservatore Romano|Osservatore Romano]]'' und von 1850 bis 1870 Vize-Innenminister im [[Kirchenstaat]] und ein Cousin des Kurienkardinals [[Prospero Caterini]]. Sein Vater Filippo Pacelli (1837–1916) war Rechtsanwalt für den Heiligen Stuhl während der ungeklärten „[[Römische Frage|römischen Frage]]“ und an der [[Kodifikation|Kodifizierung]] des [[Kanonisches Recht|kanonischen Rechts]] beteiligt. In Anerkennung dafür erhob ihn [[Pius XI.]] 1929 zum erblichen [[Markgraf|Marchese]] des [[Päpstlicher Adel|päpstlichen Adels]].<ref>Jan Olaf Smit, ''Pope Pius XII'', London 1951, S.&nbsp;58; Luís Miguel Rocha, ''La figlia del Papa'', Newton & Compton, Rom 2014, S.&nbsp;80.</ref> Pacellis Mutter war Virginia Pacelli, geb. Grazioso (1844–1920). Eugenio war ihr zweiter Sohn nach Francesco und hatte noch zwei jüngere Schwestern, Giuseppa Mengarini und Elisabetta Rossignani. Francesco (1872–1935) war als päpstlicher Diplomat maßgeblich an den Verhandlungen über die [[Lateranverträge]] beteiligt. Dessen ältester Sohn Carlo Pacelli (1903–1970), Berater der Vermögensverwaltung des Heiligen Stuhls<ref>[https://www.spiegel.de/politik/das-ende-der-paceiiis-a-dad36ffe-0002-0001-0000-000042624170 Das Ende der Pacellis], in: [[Der Spiegel]], 31. Dezember 1958: Als Berater der Vermögensverwaltung des Heiligen Stuhls hatte Carlo Pacelli eine Reihe von Aufsichtsratsmandaten inne und erhielt noch 1958 vom sozialistischen Finanzminister [[Luigi Preti]] vorübergehend eine persönliche Steuerbefreiung.</ref>, wurde mit Zustimmung [[Benito Mussolini|Mussolinis]] am 23.&nbsp;November 1941 vom italienischen König [[Viktor Emanuel&nbsp;III.]] in den erblichen italienischen [[Fürst]]enstand ''(Principe Pacelli)'' erhoben.<ref>Claudio Rendina, Le grandi famiglie di Roma, Newton & Compton, Rom 2010, S.&nbsp;190</ref>


Eugenio Pacelli besuchte das staatliche Gymnasium ''[[Lyzeum|Liceo]] Ennio Quirino Visconti'' in Rom, war dort stets Klassenbester und wurde daraufhin als [[Hochbegabung|Hochbegabter]] von [[Kardinal]] [[Vincenzo Vannutelli]], einem Freund seines Vaters, gefördert. Zu seinen Vorlieben gehörten Reiten, Schwimmen und klassische Musik; er spielte [[Violone]]. Nach dem Schulabschluss 1894 studierte er zuerst [[Philosophie]] an der [[Päpstliche Universität Gregoriana|Päpstlichen Universität Gregoriana]] und am [[Almo Collegio Capranica]], anschließend [[katholische Theologie]] am päpstlichen [[Päpstliche Lateranuniversität|Institut Sant’Apollinare]]. Er war ein Jahr lang Gasthörer an der staatlichen [[Universität La Sapienza]], unter anderem bei dem deutschen Althistoriker [[Karl Julius Beloch]]. Seit dem zweiten Semester durfte er wegen Gesundheitsproblemen bis zum Examen 1899 mit päpstlicher Sondererlaubnis zuhause wohnen.<ref>[[Georg Schwaiger (Historiker)|Georg Schwaiger]]: ''„Der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit“.'' In: ''Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert.'' München 1999, S.&nbsp;272.</ref>
Pacelli wurde [[1917]] [[Nuntius]] in [[Bayern]]. [[1920]] wurde er zum ersten päpstlichen Nuntius für Deutschland ernannt und handelte [[Konkordat]]e zwischen dem [[Vatikan]] und den deutschen Ländern Bayern ([[1924]]) und Preußen aus. Ab [[1925]] war er auch Nuntius in [[Preußen]] ([[1929]] [[Preußenkonkordat|Konkordat]]). Mit seiner Ernennung zum [[Kardinal]] [[1929]] wurde er aus Deutschland abberufen. Pacelli nahm wieder Ämter in [[Rom]] wahr als [[Kardinalstaatssekretär]], [[Camerlengo|Kardinalkämmerer]]. In dieser Funktion folgte er der politischen Linie des Papstes [[Pius XI.]], wobei er sich als fähiger Diplomat erwies. Er wurde in den folgenden Jahren von Pius XI. als Papstnachfolger vorbereitet. Am Zustandekommen des [[Reichskonkordat]]s von [[1933]] wie auch an der [[1937]] veröffentlichten [[Enzyklika]] ''[[Mit brennender Sorge]]'' war er maßgeblich beteiligt.


Am 2.&nbsp;April 1899, einem [[Ostersonntag]], weihte [[Francesco di Paola Cassetta]], der Vertreter des [[Kardinalvikar]]s von Rom und lateinischer Patriarch von Antiochien, Pacelli zum [[Priester (Katholizismus)|Priester]]. 1901 wurde Pacelli zum [[Doctor theologiae|Dr. theol.]] [[Promotion (Doktor)|promoviert]]. Noch im selben Jahr trat er auf Empfehlung Vannutellis in den Dienst des vatikanischen [[Kardinalstaatssekretär]]s [[Mariano Rampolla del Tindaro]]. 1902 wurde er zum [[Dr. iur. can.]] promoviert. Damit hatte er sich für eine Karriere als Kirchendiplomat in seiner Familientradition entschieden. Am 3.&nbsp;Oktober 1903 wurde er Minutant (Sachbearbeiter) in der neu geschaffenen Kongregation für außerordentliche kirchliche Angelegenheiten unter [[Pietro Gasparri]], mit dem er den 1917 approbierten ''[[Codex Iuris Canonici]]'', das erste gesamtkirchliche Gesetzbuch, ausarbeitete. 1908 lehnte Pacelli auf Wunsch des Papstes eine Berufung an die [[Katholische Universität von Amerika]] in [[Washington, D.C.]] ab. 1909 wurde er Professor an der [[Päpstliche Diplomatenakademie|Päpstlichen Diplomatenakademie]] in Rom. Von 1909 bis 1914 war er zudem Professor für kanonisches Recht am Institut Sant’Apollinare.
[[Bild:Stemma Pio XII.jpg|thumb||Wappen Papst Pius´ XII]]

Am 7.&nbsp;März 1911 wurde er Gasparris Untersekretär, am 1.&nbsp;Februar 1914 Sekretär als Nachfolger von [[Umberto Benigni]]. Ob er auch an dessen Geheimdienst [[Sodalitium Pianum]] beteiligt war, ist umstritten.<ref>[[Hubert Wolf (Theologe)|Hubert Wolf]]: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;42–47.</ref>

Seit 1912 war Pacelli [[Konsultor]] für das [[Dikasterium für die Glaubenslehre|Heilige Offizium]].<ref>Georg Schwaiger: ''„Der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit“.'' In: ''Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert.'' München 1999, S.&nbsp;273&nbsp;f.</ref> Im Juni 1914 erreichte er ein [[Konkordat]] mit dem damaligen Königreich [[Serbien]] und erwarb sich damit den Ruf eines Spezialisten für solche Verträge.<ref>[[Thomas Brechenmacher]]: ''Der Vatikan und die Juden.'' München 2005, S.&nbsp;167.</ref>

== Apostolischer Nuntius ==
[[Datei:Pp121957a.jpg|mini|hochkant|Pacelli als päpstlicher Nuntius in Bayern im Gespräch mit örtlichen Würdenträgern (1922)]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-08838, Päpstlicher Nuntius Pacelli.jpg|mini|hochkant|Nuntius Pacelli bei der Beisetzung des Breslauer Weihbischofs [[Josef Deitmer]], Berlin 1929]]

Mit Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] 1914 übertrug Papst [[Benedikt XV.]] Pacelli die Leitung humanitärer Aufgaben des Vatikans. Er sammelte bis zum Kriegsende Angaben über [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangene]] aller Kriegsparteien und bereitete deren Austausch vor.

Am 20.&nbsp;April 1917 ernannte der Papst ihn zum [[Apostolischer Nuntius|Nuntius]] für die [[Apostolische Nuntiatur in München]] und weihte ihn am 13. Mai zum [[Titularerzbistum Sardes|Titularerzbischof von Sardes]]. Da es damals in [[Preußen]] keinen Nuntius gab, vertrat er den Vatikan im gesamten [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Reich]]. Seit Juni 1917 sollte er bei der deutschen Regierung für eine päpstliche Friedensinitiative werben. Vom 26. bis 28.&nbsp;Juni verhandelte er dazu mit Reichskanzler [[Theobald von Bethmann Hollweg]], am 29. Juni empfing ihn Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]] für 30 Minuten. Am 24.&nbsp;Juli unterbreitete Pacelli dem Kaiser einen Vermittlungsentwurf mit sieben Friedensbedingungen und beantwortete dessen Einwände dagegen. In der durch seinen Bericht genährten Annahme, der Kaiser sei kompromissbereit, veröffentlichte der Papst am 1.&nbsp;August 1917 seinen Friedensappell ''[[Dès le début]]''. Doch alle Kriegsparteien lehnten die darin enthaltenen Vorschläge ab. Daraufhin nahm Pacelli von der Linie Benedikts, der Vatikan müsse durch eigene Initiativen aktiv für Frieden eintreten, Abstand und vertrat fortan eine strikte Neutralität in politischen Fragen.<ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;52&nbsp;ff.</ref>

Am 29.&nbsp;April 1919 wurde die Nuntiatur in München von Anhängern der [[Münchner Räterepublik]], speziell der [[Eugen Leviné]] unterstellten Gruppe Pongratz, besetzt. Pacelli wurde mit dem Revolver bedroht<ref>Kanzelrede des Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, vom 21.&nbsp;Februar 2010, {{Webarchiv |url=http://www2.nuntiatur.de/ansprachen/36-ansprachen/220-10-02-21-kanzelrede-von-nuntius-perisset-in-donaueschngen-pius-xii-der-missachtete-pastor-angelicus.html |text=online |wayback=20100303025952}}.</ref> und sein Dienstwagen beschlagnahmt, aber nach etlichen Protesten einige Tage später beschädigt zurückgegeben. Pacelli maß diesem Vorgang jedoch „keinen antireligiösen Charakter“ bei und betrachtete ihn als Bagatelle.<ref name="Feldkamp35">[[Michael F. Feldkamp]]: ''Pius XII. und Deutschland.'' Göttingen 2000, S.&nbsp;35.</ref><ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;90.</ref>

In seinen Berichten an den Vatikan übernahm Pacelli Polemiken gegen die Räterepublik speziell unter den Akteuren Eugen Leviné und [[Max Levien]] als „sehr harte russisch-jüdisch-revolutionäre Tyrannei“.<ref name="Wolf93">Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;93.</ref> Hubert Wolf kam daher zu der Auffassung: „Die Vorstellung von der [[Jüdischer Bolschewismus|jüdisch-bolschewistischen]] [[Verschwörungstheorie|Weltverschwörung]] wurde zwar von der deutschen Rechten mit ganz anderer Intensität und mit völlig unterschiedlichen Zielen propagiert; gänzlich unbeeinflusst blieb aber auch der Nuntius von solchen Parolen nicht.“<ref name="Wolf93" />

[[Michael F. Feldkamp]] bewertet Pacellis Haltung zur Räterepublik: „Obwohl der Verlauf der Revolutionsmonate […] der [[Antikommunismus|antikommunistischen]] und – wegen der Beteiligung jüdisch-russischer Revolutionäre – der [[Antisemitismus|antisemitischen]] Propaganda in Bayern starken Auftrieb gab, scheint die von Zeitgenossen bewunderte persönliche Bescheidenheit, Geduld und Zurückhaltung Pacellis […] glaubwürdiger als der Versuch, den späteren Papst bereits in den ersten Jahren seines Münchner Aufenthaltes als frühen Antisemiten entlarven zu wollen.“<ref name="Feldkamp35" /> Feldkamp unterstreicht dies unter anderem mit Pacellis Intervention zugunsten der jüdischen Gemeinde von München, das Einfuhrverbot dringend benötigter [[Lulav|Palmwedel]] für das [[Sukkot|Laubhüttenfest]] aus Italien – auch entgegen kanonischem Recht – zu umgehen.<ref>Michael F. Feldkamp: ''Pius XII. und Deutschland.'' Göttingen 2000, S.&nbsp;35.</ref>

Am 22.&nbsp;Juni 1920 wurde Pacelli zum Nuntius für die [[Weimarer Republik]] ernannt. Mit Besorgnis beobachtete er seit März 1923 antikatholische Tendenzen rechtsgerichteter Protestanten, die die [[Jesuiten]] und Juden als gemeinsame Feinde des [[Deutschtum]]s ansahen und bekämpften, und warnte deshalb vor ökumenischer Annäherung.<ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;92.</ref> Er erlebte den [[Hitlerputsch]] vom 8./9.&nbsp;November 1923 in München mit, berichtete dem Vatikan direkt davon und hob dessen antikatholischen Charakter hervor. Im Mai 1924 nannte er den [[Nationalsozialismus]] die „vielleicht gefährlichste [[Häresie]] unserer Zeit“.<ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;154.</ref>

Am 18.&nbsp;August 1925 verlegte er seinen Amtssitz in das neue Palais der Reichsnuntiatur in [[Berlin-Tiergarten]]. Er sprach inzwischen fließend Deutsch und stellte deutsches Personal an, das bis zu seinem Lebensende bei ihm blieb. Von 1918 bis 1930 verbrachte er seine Sommerferien im schweizerischen [[Rorschach]] am [[Bodensee]] bei den [[Schwestern vom Heiligen Kreuz|Menzinger Lehrschwestern vom Heiligen Kreuz]]. Aus dieser Kongregation kam seine lebenslange Haushälterin und Sekretärin [[Pascalina Lehnert]].<ref>Georg Schwaiger: ''„Der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit“.'' In: ''Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert.'' München 1999, S.&nbsp;275 f.</ref>

Nach dem Amtsantritt des neuen Papstes [[Pius XI.]] handelte er für diesen [[Konkordat]]e zwischen dem Vatikan und den Ländern [[Bayerisches Konkordat (1924)|Bayern]] (1924) und Preußen (1929) aus. Ein Konkordat mit [[Baden (Land)|Baden]] bereitete er vor; das angestrebte Konkordat mit dem Deutschen Reich kam nicht zustande. Im August 1929 sandte er dem Wiener Nuntius einen ausführlichen Bericht über [[Adolf Hitler]], den er als „berüchtigten politischen Agitator“ darstellte, dessen Putschversuch zu Recht gescheitert sei.<ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;155.</ref> Nach der Erinnerung von [[Pascalina Lehnert]] soll Pacelli 1929 über Hitler gesagt haben:<ref>Georg Schwaiger: ''„Der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit“.'' In: ''Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert.'' München 1999, S.&nbsp;279.</ref>
{{Zitat
|Text=Dieser Mensch ist völlig von sich selbst besessen, alles, was nicht ihm dient, verwirft er, was er sagt und schreibt, trägt den Stempel seiner Selbstsucht, dieser Mensch geht über Leichen und tritt nieder, was ihm im Weg ist – ich kann nur nicht begreifen, dass selbst so viele von den Besten in Deutschland dies nicht sehen oder wenigstens aus dem, was er schreibt und sagt, eine Lehre ziehen. – Wer von all diesen hat überhaupt das haarsträubende Buch ‚[[Mein Kampf]]‘ gelesen?}}

Am 9.&nbsp;Dezember 1929 wurde Pacelli aus Deutschland abberufen und vom Reichspräsidenten [[Paul von Hindenburg]] verabschiedet. Am 16.&nbsp;Dezember erhob Papst Pius XI. Eugenio Pacelli zum Kardinal an der [[Titelkirche]] ''[[Santi Giovanni e Paolo (Rom)|Santi Giovanni e Paolo]]''. Er bat den Papst mehrfach vergeblich, [[Diözesanbischof]] eines italienischen Bistums werden zu dürfen.

== Kardinalstaatssekretär ==
[[Datei:Coat of arms of Eugenio Maria Pacelli.svg|mini|hochkant|Wappen als [[Kardinalstaatssekretär]] (1930–1939)]]
[[Datei:Coat of arms of Eugenio Maria Pacelli (Camerlengo).svg|mini|hochkant|Wappen von Eugenio Maria Pacelli während der Sedisvakanz 1939]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R24391, Konkordatsunterzeichnung in Rom.jpg|mini|Reichskonkordatsunterzeichnung im Juli 1933 in Rom (v.l.n.r: Prälat [[Ludwig Kaas]], Vizekanzler [[Franz von Papen]], Untersekretär [[Giuseppe Pizzardo]], Staatssekretär Pacelli, Substitut [[Alfredo Ottaviani]] und Ministerialdirektor [[Rudolf Buttmann (Politiker, 1885)|Rudolf Buttmann]]).]]
Nach dem Rücktritt Gasparris ernannte der Papst Pacelli am 7.&nbsp;Februar 1930 zum [[Kardinalstaatssekretär]], am 25.&nbsp;März zudem zum Erzpriester und Vermögensverwalter des [[Petersdom]]s. Fortan war Pacelli der wichtigste außenpolitische Berater und Mitarbeiter des Papstes. Er traf den Papst das ganze Jahr hindurch etwa alle zwei Tage zu einer Audienz über alle aktuellen Fragen, deren Ergebnisse er ebenso wie seine Antworten auf diplomatische Anfragen für den Privatgebrauch notierte. Diese seit 2003 zugänglichen Notizen erlauben Einblicke in seine Amtsführung und Entscheidungen. Sein Amt erhielt zusätzliches Gewicht, weil die für besondere außenpolitische Ereignisse zuständige ''Kongregation für außerordentliche kirchliche Angelegenheiten'' von 1930 bis 1939 kaum noch einberufen wurde.<ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;148&nbsp;ff.</ref>

=== Konkordatspolitik ===
Am 12.&nbsp;Oktober 1932 unterschrieb Pacelli das [[Badisches Konkordat|Konkordat]] mit der [[Republik Baden]], am 5.&nbsp;Juni 1933 das [[Österreichisches Konkordat von 1933|Konkordat mit Österreich]] und am 8.&nbsp;Juli das [[Reichskonkordat]] mit der [[Kabinett Hitler|nationalsozialistischen Regierung]], das am 20.&nbsp;Juli in Kraft trat. Vorausgegangen waren Hitlers kirchenfreundliche Regierungserklärung (23.&nbsp;März 1933), die Rücknahme der Dekrete der deutschen Bischöfe, die die Unvereinbarkeit von Katholizismus und Nationalsozialismus erklärt hatten (28.&nbsp;März), die Zustimmung der katholischen [[Deutsche Zentrumspartei|Zentrumspartei]] zum [[Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933]], ihre Selbstauflösung (5.&nbsp;Juli 1933) und die absehbare [[Gleichschaltung]] der katholischen Verbände. Darum wollten Pius XI. und Pacelli nun staatliche Garantien für die katholische Religionsausübung: Dafür verpflichtete sich der Vatikan wie schon bei den [[Lateranverträge]]n mit [[Benito Mussolini]] von 1929 zu politischer Neutralität. Dies kam Hitlers Absicht entgegen, politische Aktivitäten der deutschen Bistümer, katholischen Orden und Verbände rechtlich zu unterbinden und international Prestige zu gewinnen.<ref>[[Thomas Brechenmacher]]: ''Der Vatikan und die Juden. Geschichte einer unheiligen Beziehung.'' Beck, München 2005, ISBN 3-406-52903-8, S.&nbsp;169.</ref>

Vor 1933 hatte Pacelli eine Koalition der Zentrumspartei mit der [[Deutschnationale Volkspartei|DNVP]] befürwortet, die dann mit der NSDAP koalierte.

Nach dem [[Anschluss Österreichs]] vom 12.&nbsp;März 1938 versicherten [[Österreichische Bischofskonferenz|Österreichs katholische Bischöfe]] Hitler am 18.&nbsp;März ihre bedingungslose Loyalität. Sie erhofften sich davon die Beibehaltung des Österreichkonkordats. Daraufhin veröffentlichte Pacelli am 6.&nbsp;April 1938 im [[L’Osservatore Romano|Osservatore Romano]] eine Richtigstellung: Der Vatikan habe die österreichische Bischofserklärung nicht autorisiert. Zudem erklärte er US-Präsident [[Franklin D. Roosevelt]] am 19.&nbsp;April 1938 in einem geheimen Memorandum: Der Vatikan werde niemals bereit sein, einem Abkommen von Bischöfen und/oder Regierungen zuzustimmen, das „in Gegensatz zum göttlichen Gebot sowie zur Freiheit und zu den Rechten der Kirche“ stehe. Die deutsche Regierung habe das Reichskonkordat und das Bemühen des Vatikans zum Interessenausgleich fortlaufend missachtet. In den Folgemonaten hielt Hitler seine Zusage, das Österreichkonkordat zu respektieren, nicht ein und dehnte das Reichskonkordat auch nicht auf Österreich aus. Die Verhandlungen Pacellis mit dem Gauleiter [[Josef Bürckel]], in denen der Rechtsstatus des österreichischen Episkopats geklärt werden sollte, scheiterten im August 1938 endgültig.<ref>[[Gerhard Besier]]: ''Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären.'' München 2004, S.&nbsp;274–281.</ref>

Bis 1939 bereiste Pacelli viele Staaten Europas und Amerikas, darunter 1934 Südamerika und im Oktober und November 1936 die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]].<ref>Avro Manhattan: ''Der Vatikan und das XX. Jahrhundert''. Verlag Volk und Welt, Berlin 1958. S.&nbsp;378 (zur Südamerika-Reise 1934) und S.&nbsp;367 (zur USA-Reise 1936).</ref> So wurde er international bekannt. Pacelli vermittelte auch im Konflikt der [[Römisch-katholische Kirche in Mexiko|römisch-katholischen Kirche]] mit der Regierung [[Mexiko]]s (1934) und im [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkrieg]] (1936). Die Ermordung Tausender katholischer Priester in dessen Verlauf verstärkte im Vatikan die Furcht vor dem [[Bolschewismus]].<ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' In: ''Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert.'' München 1999, S.&nbsp;153.</ref> Am 19.&nbsp;März 1937 erschien die Enzyklika ''[[Divini redemptoris]]'', die den „atheistischen Sowjetkommunismus“ verdammte und Staaten nannte, wo Christen aufgrund kommunistischer Ideologie verfolgt wurden.

=== „Mit brennender Sorge“ ===
Gegen häufige Übergriffe der [[Sturmabteilung|SA]] und [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]] auf katholische Gruppen hatte Pacelli oft päpstliche Protestnoten an die Reichsregierung gesandt. Im Juli 1936 informierte er die [[Deutsche Bischofskonferenz#Fuldaer Bischofskonferenz|Fuldaer Bischofskonferenz]] von der Absicht des Papstes, einen [[Hirtenbrief]] zu diesen Rechtsbrüchen zu erlassen. In einem Vorgespräch verlangten die deutschen Bischöfe stattdessen eine [[Enzyklika]]. Pacelli wollte jede offizielle Verurteilung des Nationalsozialismus verhindern, die als einseitige politische Stellungnahme wirken konnte, und stimmte diesem Verlangen erst zu, nachdem der Papst eine entsprechende Verurteilung des Kommunismus beschlossen hatte.<ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;300.</ref> Er erstellte dann die Schlussfassung der Enzyklika ''[[Mit brennender Sorge]]'', die am 21.&nbsp;März 1937 erschien.

Dabei überarbeitete er den Vorentwurf von Kardinal [[Michael von Faulhaber]] mit Hilfe eines ihm vorliegenden Gutachtens, in dem das [[Dikasterium für die Glaubenslehre|Heilige Offizium]] nationalsozialistische Ideologien als [[Häresie|Irrlehren]] definiert und zurückgewiesen hatte. Dieser geheime [[Syllabus]] wurde erst 2004 durch die Öffnung der Bestände der Vatikanarchive aus der Zeit des [[Pontifikat]]es Pius’ XI. (bis 1939) bekannt.

Pacelli stellte Faulhabers Entwurf eine Einleitung voran, die die Verstöße des [[Zeit des Nationalsozialismus|NS-Regimes]] gegen das Reichskonkordat beklagte. Faulhabers Einleitung hatte von „großer Sorge“ über „die Entwicklung des kirchlich religiösen Lebens“ in Deutschland gesprochen; Pacelli änderte dies zu „brennender Sorge und steigendem Befremden“ über „den Leidensweg der Kirche, die wachsende Bedrängnis der ihr in Gesinnung und Tat treubleibenden Bekenner und Bekennerinnen“.<ref name="js42">Johanna Schmid: ''Papst Pius XII. begegnen.'' Augsburg 2001, S.&nbsp;42.</ref>

Um dem NS-Regime keinen Vorwand zu geben, das Konkordat aufzukündigen, betonte Pacellis Einleitung, es sei auf dessen Wunsch zustande gekommen. Die Regierung allein sei für die Vertragsbrüche verantwortlich:
{{Zitat
|Text=Wenn der von Uns in lauterer Absicht in die deutsche Erde gesenkte Friedensbaum nicht die Früchte gezeitigt hat, die Wir im Interesse Eures Volkes ersehnten, dann wird niemand in der weiten Welt, der Augen hat, zu sehen, und Ohren, zu hören, heute noch sagen können, die Schuld liege auf Seiten der Kirche und ihres Oberhauptes. Der Anschauungsunterricht der vergangenen Jahre klärt die Verantwortlichkeiten.}}
Konkrete Verbrechen an Christen und Nichtchristen blieben jedoch anders als bei der Enzyklika gegen den Kommunismus unbenannt.<ref>Gerhard Besier: ''Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären.'' München 2004, S.&nbsp;263&nbsp;f.</ref>

Im zweiten, theologischen Teil ergänzte Pacelli einen Passus zur katholischen Kirchenlehre, der mit dem Satz begann:<ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;301&nbsp;f.</ref>
{{Zitat
|Text=Die von dem Erlöser gestiftete Kirche ist eine – für alle Völker und Nationen.}}
In ihr sei Raum zur Entfaltung der besonderen Eigenschaften jeder [[Volksgemeinschaft]], deren Vielfalt die Kirche begrüße und fördere. Gottes Einheitsgebot setze der Trennung der Nationen in der Kirche eine Grenze. Dies stellte die katholische Alternative zur nationalsozialistischen [[Rassentheorie]] heraus, die die Einheit der Menschheit bestritt und sie in feindliche Rassen und Völker zerteilte.

Ferner fügte er den Satz ein:<ref>Gerhard Besier: ''Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären.'' München 2004, S.&nbsp;264.</ref>
{{Zitat
|Text=Wer die Rasse oder das Volk oder den Staat oder die Staatsform […] zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und verfälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge.}}

Pacelli nannte den Nationalsozialismus nicht beim Namen, bezeichnete aber die Vorstellung eines „nationalen Gottes“ und einer „Nationalreligion“ als Irrlehre. Dass der kirchliche Autoritätsanspruch sich auch auf die Geltung und Bewahrung der [[Menschenrechte]] erstreckte, wie es das Gutachten des Offiziums betonte, ließ Pacelli fort und notierte dazu:<ref>Zitiert nach Gerhard Besier: ''Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären.'' München 2004, S.&nbsp;265.</ref>
{{Zitat
|Text=Der Papst will die Hoffnung, so gering sie auch sein mag, nicht ausschließen, dass die Situation sich bessern könnte.}}

Kirchenhistoriker bewerten Pacellis Überarbeitung verschieden: Laut [[Johanna Elisabeth Schmid|Johanna Schmid]] hat Pacelli Faulhabers Entwurf verschärft und die lehramtliche Kritik an der Ideologie des Nationalsozialismus genauer herausgestellt.<ref name="js42" /> Laut [[Gerhard Besier]], einem evangelischen Theologen, hat er das Gutachten des Offiziums, das die Unvereinbarkeit der katholischen Lehre mit der NS-Ideologie ausdrücklich und präzise feststellte, zu einem vorsichtigen diplomatischen Kompromiss abgeschwächt. Besier stimmte [[Peter Godman]] bei, der die Enzyklika als die Markierung „eines Rückzugs“ bezeichnet hatte.<ref>Peter Godman: ''Der Vatikan und Hitler – die geheimen Archive'' Droemer Knaur, München 2004, ISBN 3-426-27308-X.</ref>

Die Enzyklika wurde unter strengster Geheimhaltung und mit großer Wahrscheinlichkeit auch mit Billigung und Unterstützung Pacellis heimlich ins deutsche Reich gebracht, nachts in abgedunkelten Druckereien vervielfältigt und am 21.&nbsp;März 1937 in allen katholischen Gemeinden verlesen. Das NS-Regime reagierte darauf mit Hausdurchsuchungen, Verhaftungen,<ref>siehe auch [[Kanzelparagraph]]</ref> Schließungen von [[Konfessionsschule#katholisch|katholischen Schulen]] und Fakultäten, Enteignungen sowie der Auflösung von weiteren katholischen Organisationen und Verbänden.

=== Haltung zur Judenverfolgung bis 1939 ===
Botschafter, Bischöfe und Nuntii informierten Pacelli laufend, frühzeitig und detailliert über die Lage in Deutschland, besonders über die sich verschärfende Judenverfolgung. Seit Januar 1933 baten viele Prominente ihn darum, auf den Papst einzuwirken, um die Judenverfolgung öffentlich anzuprangern. Doch Pacelli sprach dieses Thema in seinen regelmäßigen Audienzen mit Pius XI. 1933–1939 nach Aktenlage fast nie an und ließ alle Bittbriefe bis auf einen unbeantwortet.<ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;217.</ref>

Am 1.&nbsp;April 1933 – dem Tag des [[Judenboykott]]s – beauftragte der Papst ihn damit, zu sondieren, „ob und wenn ja was“ der Heilige Stuhl gegen „antisemitische Exzesse in Deutschland“ tun könne. Pacelli notierte dazu: „Es könnten Tage kommen, in denen man sagen können muss, dass in dieser Sache etwas gemacht worden ist.“ Auf seine Anfrage wies Nuntius [[Cesare Orsenigo]] am 8.&nbsp;April auf das „[[Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums]]“ hin: Fortan sei Eintreten für die Juden identisch mit Protest gegen ein Staatsgesetz. Der Vatikan könne sich unmöglich in innere Staatsangelegenheiten einmischen, zumal er vorher nicht gegen „antideutsche Propaganda“ protestiert habe. Er müsse sich heraushalten und Stellungnahmen zur „[[Judenfrage]]“ den deutschen Bischöfen überlassen. Dem folgte Pacelli, obwohl auch die deutschen Bischöfe nicht gegen Verletzungen der Menschen- und Bürgerrechte protestierten, sondern allenfalls für [[Judenchristen|getaufte Juden]] eintraten.<ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;205–208.</ref>

Am 9.&nbsp;April 1933 appellierte der mit dem Papst seit 1920 befreundete Wiener Rabbiner und Hebraist [[Arthur Zacharias Schwarz]] über Pacelli an Pius XI:<ref>Zitiert nach Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;222.</ref>
{{Zitat
|Text=Wenn es Eurer Heiligkeit möglich wäre, auszusprechen, dass auch das gegen die ''Juden'' geübte Unrecht ein ''Unrecht'' bleibt, so würde ein solches Wort den Mut und die Moral von Millionen meiner jüdischen Brüder erhöhen.}}

Am 22.&nbsp;April telegrafierte der New Yorker Rabbiner William Margolis<!-- ist nicht der Schriftsteller --> an ihn:<ref>Zitiert nach Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;223.</ref>
{{Zitat
|Text=Im Namen von all dem, was der Christenheit heilig ist, flehe ich Sie an, Ihre Stimme zu erheben, um Hitlers Verfolgungen klar zu verurteilen. Ihre Kritik wird weitreichenden Einfluss auf die deutsche Regierung haben […] und zu einer Änderung der Politik führen.}}

Nach seinen Notizen legte Pacelli dem Papst keine dieser Bitten vor, nur die von [[Edith Stein]]. Die damals im Vatikan unbekannte Katholikin jüdischer Herkunft schilderte eindringlich die Judenverfolgung und machte die NS-Regierung für viele Selbsttötungen unter den Verfolgten verantwortlich. Diese Verantwortung falle auch „auf die, die dazu schweigen“. Nicht nur Juden, auch Tausende Katholiken warteten seit Wochen darauf, „dass die Kirche Jesu Christi ihre Stimme erhebe“, um der Judenverfolgung durch eine sich christlich nennende Regierung „Einhalt zu tun“. Erzabt [[Raphael Walzer]] übergab ihren Brief Pacelli am 12.&nbsp;April 1933 persönlich. Am 20.&nbsp;April antwortete dieser an Walzer, er habe diesen Brief „pflichtgemäß Seiner Heiligkeit vorgelegt“; er bete mit dem Papst um den Schutz der Kirche und den Mut aller Katholiken, die aktuellen Probleme zu überstehen. Zur Judenverfolgung und Bitte um einen Papstprotest nahm er nicht Stellung.<ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;208–216.</ref>

Auch zu den [[Nürnberger Gesetze]]n und den [[Novemberpogrome 1938|Novemberpogromen 1938]] ist weder eine interne noch öffentliche Reaktion Pacellis, der genau über die Vorgänge informiert war, und keine Unterredung mit dem Papst belegt.<ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;149.</ref> Bei einem Treffen mit deutschen Kardinälen im März 1939 erklärte er dies mit dem Festhalten am Reichskonkordat:<ref>Gerhard Besier: ''Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären.'' München 2004, S.&nbsp;293&nbsp;f.</ref>
{{Zitat
|Text=Die Welt soll sehen, daß wir alles versucht haben, um in Frieden mit Deutschland zu leben.}}

Jedoch bemühte er sich im päpstlichen Auftrag vergeblich um Aufnahme verfolgter, besonders getaufter Juden in außereuropäischen Staaten.

Pius XI. plante seit Sommer 1938 ein Lehrschreiben gegen den Rassismus und Antisemitismus, zu dem er weder das zuständige Heilige Offizium noch Pacelli beauftragte. Zudem wollte er am 11.&nbsp;Februar 1939, dem Zehnjahrestag der [[Lateranverträge]], die Leugnung der nationalsozialistischen Judenverfolgung in der italienischen Presse und die [[Italienische Rassengesetze|italienischen Rassengesetze]] vom Juli 1938 als Bruch des Italienkonkordats öffentlich anprangern. Pacelli dagegen wollte diesen Konfrontationskurs vermeiden, um das Konkordat nicht zu gefährden und Mussolini als Vermittler gegenüber Hitler zu behalten.<ref>Gerhard Besier: ''Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären.'' München 2004, S.&nbsp;286.</ref> Als Pius XI. am 10.&nbsp;Februar 1939 starb, ließ Pacelli die schon gedruckten Exemplare der geplanten Papstrede vernichten, wie es seine Aufgabe als [[Camerlengo]] war.<ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;234–237.</ref>


== Pontifikat ==
== Pontifikat ==
=== Wahl ===
Man geht davon aus, dass er im [[Konklave]] am [[2. März]] [[1939]] mit 61 von 62 Stimmen (ohne seine eigene) im dritten Wahlgang zum Papst gewählt wurde. Andere Quellen sprechen von einer geringeren Stimmzahl, da angeblich die italienischen [[Kurienkardinal|Kurienkardinäle]] Pacelli nicht unterstützten wollten. Am [[12. März]] erfolgte die feierliche Krönung auf der [[Loggia]] des Petersdoms. Die Wahl Pacellis wurde in der ganzen Welt, besonders in [[Frankreich]], [[England]] und [[USA]], gerade auch von jüdischen Medien, sehr positiv aufgenommen, und lediglich in Deutschland kritisiert, da der Papst allgemein als Gegner des [[Nationalsozialismus]] bekannt war. Der Beginn seines Pontifikats stand im Zeichen der Vermeidung des drohenden Krieges. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] bewahrte er eine neutrale Stellung und widmete sich in erster Linie Friedensappellen und Unterstützung humanitärer Hilfe, ganz nach dem Vorbild von [[Benedikt XV.]] im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]], unter dessen Pontifikat Pacelli bereits Leiter des päpstlichen Hilfswerks für Kriegsopfer aller Nationen war. Sein Wunsch, an den Friedensverhandlungen teilzunehmen, wurde von den Alliierten abgelehnt ("Wieviel Divisionen hat der Papst?" soll [[Josef Stalin|Stalin]] verächtlich gesagt haben. Als Stalin [[1953]] starb, verwies Pius auf die ewige Bestimmung des Menschen: "Jetzt wird er sehen, wieviele Divisionen wir haben").
[[Datei:C o a Pius XII.svg|mini|hochkant|Wappen als Papst (1939–1958)]]
[[Datei:Correio da Manhã AN 432.jpg|mini|Pius XII. nach seiner Wahl auf der Benediktionsloggia des Petersdoms, 2. März 1939]]


{{Hauptartikel|Konklave 1939}}
Seine erste, kurz nach Kriegsausbruch herausgegebene [[Enzyklika]] ''[[Summi Pontificatus]]'' verurteilte den Herrschaftsanspruch von Diktaturen und die Besetzung [[Polen|Polens]].


Pacelli wurde am 2.&nbsp;März 1939, seinem 63. Geburtstag, im dritten Wahlgang zum [[Papstwahl|Papst gewählt]] und am 12.&nbsp;März auf der [[Loggia]] des Petersdoms gekrönt. Er war der dritte Kardinalstaatssekretär nach 1655 und 1667, der zum Papst gewählt wurde, und der erste in Rom geborene Papst seit [[Clemens X.]] (1670–1676). Seine Wahl wurde weltweit begrüßt. Die [[The New York Times|New York Times]] sah ihn als Wunschnachfolger seines Vorgängers „Seite an Seite mit den demokratischen Völkern, um die Unabhängigkeit des menschlichen Geistes und die Brüderlichkeit der Menschheit gegen die ungeistigen Methoden neuzeitlicher Barbarei zu verteidigen“.<ref>Gerhard Besier: ''Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären.'' München 2004, S.&nbsp;298.</ref>


Das NS-Regime sandte als eine von sehr wenigen Regierungen keine Delegation zur Amtseinführung des neuen Papstes. Im [[Völkischer Beobachter|Völkischen Beobachter]] hieß es am 3.&nbsp;März 1939:<ref>Zitiert nach Gerhard Besier: ''Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären.'' München 2004, S.&nbsp;299.</ref>
Mit der Ernennung 32 neuer Kardinäle erweiterte Pius [[1946]] das Heilige Kollegium. Seitdem setzt sich dieses aus Vertretern aller Kontinente zusammen. Als Papst schloss er [[Konkordat]]e mit [[Portugal]], [[Spanien]] und anderen Staaten ab. Er förderte die Hierarchiebildung der [[Römisch-Katholische Kirche|Katholischen Kirche]] in Staaten der [[Dritte Welt|Dritten Welt]], um deren Eigenständigkeit und Unabhängigkeit zu betonen (u.a. [[1946]] [[Republik China]], [[1951]] [[Südafrika]], [[1955]] [[Birma]]). Pius XII. nahm 33 [[Heiligsprechung]]en vor, auch die von [[Pius X.]] Wichtige [[Enzyklika|Enzykliken]] sind zur modernen Ekklesiologie "''[[Mystici Corporis]]''" ([[1943]]), zur Anerekennung der Bibelwissenschaft "''[[Divino afflante Spiritu]]''" ([[1943]]) und zur Anerkennung der Liturgischen Bewegung [[Mediator Dei]]. In seinem [[Apostolisches Rundschreiben|Apostolischen Rundschreiben]] [[Humani Generis]] vom [[12. August]] [[1950]] warnt der Papst vor einigen Tendenzen der [[Nouvelle théologie], ohne diese mit dem [[Modernismus]] in einen Zusammenhang zu bringen. In der Apostolischen Konstitution "''[[Munificentissimus Deus]]''" vom [[1. November]] [[1950]] verkündete er die Definition des [[Dogmas]] von der leiblichen [[Leibliche Aufnahme Mariens|Himmelfahrt Mariens]]; dies war das erste Mal seit dem 1. Vatikanischen Konzil, dass ein Papst von seiner [[Unfehlbarkeit]] in Verkündigung der Lehre überhaupt Gebrauch machte. Der einzige weitere Fall war die Definition der Immaculata Conceptio durch Papst Pius IX. im Jahr 1854. Bereits im Jahr 1944 bekannte sich Pius XII. dazu, dass die Demokratie, christlich geläutert, eine der Monarchie gegenüber vorzugswürdige Regierungsform sei. Bis dahin hatte der römische Katholizismus jede legitime weltliche Autorität anerkannt und war von monarchischen oder autoritären Staatsmodellen, die bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 üblich waren, noch nicht eindeutig abgerückt. Vor den Kardinälen äußerte sich der Papst am 2. Juni 1945 rückblickend zum [[Nationalsozialismus]]. In seiner Weihnachtsbotschaft [[1950]] verkündete Pius öffentlich, dass das Grab des Apostels [[Simon Petrus|Petrus]] bei Ausgrabungsarbeiten unter dem Hochaltar des [[Petersdom]] in Rom gefunden worden sei.


{{Zitat
Papst Pius XII. starb am [[9. Oktober]] [[1958]] in [[Castel Gandolfo]] an den Folgen eines erneuten Schlaganfalls. Sein Tod war, wie bereits das Ableben seines Vorgängers, begleitet von weltweiter Trauer. Seine letzte Ruhe fand der Pontifex sechs Meter vom Grabmal des Heiligen [[Simon_Petrus|Petrus]] entfernt in der [[Krypta]] des Petersdoms.
|Text=Wir in Deutschland haben von diesem Papst nichts zu erwarten! […] Die Kirche unter Pius XII. wird mehr als sonst Politik machen, aber nicht so roh und polternd wie unter Pius XI., feiner, diskreter und steiler.}}


In einer Privataudienz versicherte Pius XII. dem [[Deutsche Botschaft beim Heiligen Stuhl|deutschen Botschafter beim Vatikan]], [[Diego von Bergen]], schon am 3.&nbsp;März 1939 seines „heißen Wunsches für Frieden zwischen Kirche und Staat“. Dabei werde die Regierungsform der Diktatur nicht stören, da die Kirche nicht berufen sei, zwischen politischen Systemen zu wählen.<ref>Gerhard Besier: ''Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären.'' München 2004, S.&nbsp;301.</ref>
Eine unrühmliche Rolle beim Tod des Papstes spielte sein Leibarzt [[Ricardo Galeazzi-Lisi]]. Er fiel beim Vatikan in Ungnade, als er versuchte, heimlich aufgenommene Bilder des kranken und sterbenden Papstes an die Presse zu verkaufen und den Leichnam von Pius XII. auf unsachgemäße Weise einbalsamierte. [[Johannes XXIII. (Papst)|Johannes XXIII.]] verbot ihm daraufhin jeglichen Zugang zum Vatikan.


=== Versuche der Kriegsverhinderung ===
Pius XII. hat die Amtsführung im Vatikan in den Nachkriegsjahren so sehr auf seine Person zugeschnitten, dass er für die Zeitgenossen zum Inbegriff des Papsttums überhaupt wurde. Seit 1944 hat er keinen Kardinalstaatssekretär mehr ernannt, 1952 anlässlich seines zweiten und letzten Konsistoriums dann stattdessen zwei Pro-Staatssekretäre (Tardini und 1952-1954 Montini), von denen keiner zum Kardinal erhoben wurde.
Gleich zu Beginn seines Pontifikates wurde Pius XII. mit der Kriegsgefahr konfrontiert. Am 15.&nbsp;März 1939 brach Hitler das [[Münchner Abkommen]] und ließ die „Resttschechei“ besetzen ([[Zerschlagung der Tschechoslowakei]]). Daraufhin forderten Vertreter der Westmächte, darunter der [[Erzbischof von Canterbury]] [[Cosmo Gordon Lang]], Pius auf, einen internationalen Protest aller Kirchen gegen die Diktaturen Europas anzuführen. Auch die [[Römisch-katholische Kirche in Frankreich|katholischen Bischöfe Frankreichs]] erwarteten seit Juni 1939 eine päpstliche Verurteilung von [[Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges in Europa#Nationalsozialistische Außenpolitik ab 1933|Hitlers Aggressionspolitik]]. Als diese ausblieb, übten katholische Zeitungen dort offen Kritik an seiner Amtsführung.<ref>{{Literatur |Autor=Emilia Hrabovec |Hrsg=Maddalena Guiotto, Wolfgang Wohnout |Titel=Der Vatikan, die Tschechoslowakei und die europäischen Mächte in der politischen Krise der späten Dreißigerjahre |Sammelwerk=Italien und Österreich im Mitteleuropa der Zwischenkriegszeit / Italia e Austria nella Mitteleuropa tra le due guerre mondiali |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Böhlau |Ort=Wien |Datum=2018 |ISBN=978-3-205-20269-1 |Seiten=310 f.}}</ref>


Nachdem Hitler am 28.&nbsp;April 1939 den [[Deutsch-polnischer Nichtangriffspakt|deutsch-polnischen Nichtangriffspakt]] und das [[Deutsch-britisches Flottenabkommen|deutsch-britische Flottenabkommen]] gekündigt hatte, schlug Pius eine europäische Fünfmächtekonferenz zur Beilegung der Konflikte vor. Auch wegen seiner vorherigen Passivität reagierte keine der angesprochenen Regierungen positiv darauf. Über die [[Apostolische Nuntiatur|Nuntiaturen]] versuchte Pius weiter, Einfluss zu nehmen, und erfuhr so im Mai, das Vereinigte Königreich werde Polen auf jeden Fall beistehen, falls Hitler [[Danzig]] besetzen werde. Vom 24. bis 28.&nbsp;August verlangte Frankreichs Botschafter beim Vatikan dreimal, der Papst müsse den bevorstehenden deutschen [[Überfall auf Polen]], ein katholisches Land, verdammen.
Im Laufe der 1950er Jahre ließ die Schaffenskraft des alternden Papstes nach, so dass sich in der Kurie Symptome des Stillstands zeigten. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, der Pacelli systematisch als Nachfolger aufgebaut hatte, hat Pius XII. bewusst vermieden, seine Nachfolge zu beeinflussen. Der frz. Philosoph [[Jean Guitton]] bezeugt, dass Pius XII. eine sehr klare Vorahnung davon hatte, dass er der letzte Papst typisch römischer Tradition sein würde ("''il disait lui-même qu'il était le "dernier pape", ultime chaînon d'une longue dynastie''"), seine Nachfolger also vor neuen Fragen stehen.
----
''"Sei mir gnädig, o Herr, gemäß deiner großen Gnade. Die Vergegenwärtigung der Mängel und Fehler, die während eines so langen Pontifikates und in solch schwerer Zeit begangen wurden, hat mir meine Unzulänglichkeit klar vor Augen geführt."''
aus dem Testament Pius XII.


Pius hielt dagegen an der politischen Neutralität fest und erklärte demgemäß in einer Rundfunkrede am 24.&nbsp;August: Mit dem Frieden sei nichts verloren, aber alles könne mit dem Krieg verloren werden. Hinter den Kulissen drängte er Mussolini, mäßigend auf Hitler einzuwirken. Am 31.&nbsp;August erwog er, direkt nach Berlin und Warschau zu reisen, appellierte dann aber von Rom aus an die deutsche und polnische Regierung, keine Zwischenfälle zu provozieren und die Spannungen nicht zu verschlimmern.<ref>[[Gerhard Besier]]: ''Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären.'' München 2004, S.&nbsp;301–304.</ref> Hitler gab an diesem 31. August die Weisung, Polen am nächsten Morgen [[Überfall auf Polen#Der Kriegsbeginn|ab 4:45 Uhr zu überfallen]].
== Das [[Reichskonkordat]] von 1933 ==


=== Bischof von Rom im Zweiten Weltkrieg ===
Die Gründe, weshalb die katholische Kirche auch schon vor der Zeit Pius XII. an einem Konkordat mit dem Deutschen Reich interessiert war, reichen bis zu der Zeit des Kulturkampfes in der Zeit Fürst Bismarcks in Preußen zurück.
[[Datei:The Pope visits the ruins of the Basilica of San Lorenzo fuori le mura (by A. Beltrame) - La Domenica del Corriere.jpg|mini|Besuch von Pius XII. am 19. Juli 1943 im [[Nomentano – San Lorenzo|Stadtteil San Lorenzo]]. Zeichnung von [[Achille Beltrame]] (1. August 1943)]]


Im Zweiten Weltkrieg erwarteten und erfuhren die Römer Hilfe eher vom „papa“ (im doppelten Sinne, als Papst und als „Vater“ ihrer Stadt) als von den staatlichen Behörden. Vom Vatikan zur Verfügung gestellte Gelder ermöglichten den römischen Pfarreien die Verteilung von Lebensmitteln. Pius veranlasste humanitäre Hilfen für Kriegsopfer; sein Hilfswerk leitete Giovanni Battista Montini, [[Stellvertreter|Substitut]] im [[Staatssekretariat (Heiliger Stuhl)|Staatssekretariat]], der spätere Papst [[Paul VI.]] Als die [[Alliierte]]n am 19. Juli 1943 erstmals Rom bombardierten, vor allem die Arbeiterviertel des [[Nomentano – San Lorenzo|Stadtteils San Lorenzo]],<ref>[[Heinz-Joachim Fischer]]: ''Zwischen Rom und Mekka''. Bertelsmann, München 2009, ISBN 978-3-570-01077-8, S. 61.</ref> eilten Papst Pius und Montini zu den Opfern und ihren Familien.<ref>Michael Feldkamp: ''Pius XII. und Deutschland''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-34026-5, S. 145.</ref> Als sich im Mai 1944 alliierte Truppen der Stadt näherten und die Römer fürchteten, es werde ein zweites [[Schlacht um Monte Cassino|Monte Cassino]] geben, war es maßgeblich der Papst, dem das Zustandekommen der allseitigen Erklärung Roms zur „[[Offene Stadt|offenen Stadt]]“ zu verdanken war.<ref>[[Gustav Seibt]]: ''Rom oder Tod. Der Kampf um die italienische Hauptstadt''. Siedler, Berlin 2001, ISBN 3-88680-726-6, S. 303.</ref> Die Römer ehrten ihn nach Kriegsende als „Defensor Urbis“ (Schirmherr der Stadt).<ref>Bruna Bocchini Camaiani: ''Il clero e la guerra: le fonti ecclesiastiche''. In: Anna Lisa Carlotti (Hrsg.): ''Italia 1939–1945. Storia e memoria''. Vita e pensiero, Milano 1996, ISBN 88-343-2458-7, S.&nbsp;127–144, hier S.&nbsp;130.</ref>
Bismarck hatte die Doktrin vertreten, dass Katholiken in Preußen keinen Zugang zu Ämtern in Wirtschaft und Verwaltung haben sollten. Dieses war gleichsam die Beerdigung des bis dahin seit der Aufklärung geltenden friederizianischen Toleranzedikts.


=== Aussagen zu deutschen Angriffskriegen ===
So suchte seither also der Vatikan der Katholischen Kirche in Deutschland einen weitgehenden Freiraum zu erschaffen, da auch die inzwischen in Kraft getretene Reichsverfassung des zweiten Deutschen Reichs einen solchen Schutz nicht unmittelbar vorsah.
Wie sein Vorgänger [[Benedikt XV.]] im [[Erster Weltkrieg|Ersten]], so veröffentlichte Pius XII. im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] allgemeine Friedensappelle, wobei er klare Schuldzuweisungen konsequent vermied und keine Kriegspartei namentlich nannte. Am 14.&nbsp;September 1939 beklagte er im Vatikan erstmals den Kriegsausbruch und erklärte seine Absicht, einen für alle Beteiligten ehrenhaften Frieden zu vermitteln. Dies wiederholte er bis zum Kriegsende öfter.


Am 26.&nbsp;September 1939 nannte er den Krieg eine „entsetzliche Gottesgeißel“ und hoffte auf Frieden durch „versöhnenden Ausgleich“, der auch der katholischen Kirche künftig „größere Freiheit“ schenken möge. Am 30.&nbsp;September, nach der Kapitulation der meisten polnischen Truppen, lobte er die „großen Taten“ der Polen und hoffte, trotz bekannter Absichten der „Feinde Gottes“ möge das „katholische Leben“ Polens weiterbestehen.
Mit dem Abschluss des Reichskonkordats sollte der deutschen katholischen Kirche vor allem die Freiheit der Religionsausübung gesichert werden. Die Forderungen des Vatikans erwiesen sich aber weder zur Kaiserzeit noch in der Weimarer Republik als durchsetzbar.


Am 20.&nbsp;Oktober 1939 erschien seine erste Enzyklika ''[[Summi pontificatus]]''. Sie verurteilte Staatsvergötzung, Verlust moralischer Normen und religiöse Leere und erklärte diese aus der weltweiten Nichtachtung des Christentums. Sie betonte die [[Gleichheit]] aller Menschen, ermahnte Staaten zu Verhandlungen und Verträgen und warb für weltweites Mitgefühl mit den Polen, deren Blutopfer eine „erschütternde Anklage“ erhöben. Nur dieses Mal nannte er ein Volk namentlich und verurteilte so implizit den deutschen Angriffskrieg und die Besetzung Polens.
Erst die Hitler-Regierung sah sich bereit, ein Konkordat mit dem Vatikan abzuschließen, sah Hitler darin doch die konkrete Möglichkeit, eine Rechtsgrundlage für einen Maulkorb speziell für die Katholische Kirche zu schaffen. In dem Konkordat sollte festgelegt werden, dass die Kirche sich politischer Stellungnahmen zu enthalten habe und auch ansonsten nicht politisch tätig werden sollte. Pius XI. und Pacelli indes hofften einen Freibrief für die Religionsausübung zu haben, die bis dahin immer noch nicht garantiert war. Für das Dritte Reich bedeutete der Abschluss des Konkordats einen internationalen Prestigegewinn und die Ausschaltung der Opposition von Seiten der kirchennahen [[Zentrumspartei]]. Ob Pius XI. und Pacelli dies billigend in Kauf genommen haben um des Konkordats willen, wird allenthalben diskutiert. Sicherlich ging es ihnen aber auch um den internationalen Prestigegewinn des noch jungen Vatikanstaats, der nach den Lateranverträgen gerade erst wenige Jahre bestanden hatte.


Das NS-Regime verbot am 10.&nbsp;November 1939 nicht die Verlesung, aber die Verbreitung und Diskussion der Enzyklika. Französische Flugzeuge warfen 88.000 Flugblätter mit dem Text über deutschen Städten ab, während die Deutschen eine gefälschte Version, in der „Deutschland“ „Polen“ im Text ersetzte, in Polen verteilten.<ref>José M. Sánchez: ''Pius XII. und der Holocaust.'' Paderborn 2003, S.&nbsp;30–33.</ref> Auf päpstliche Anweisung sendete [[Radio Vatikan]] am 21.&nbsp;Januar 1940:<ref>Pierre Blet: ''Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans.'' S.&nbsp;74.</ref>
Indes ist aber sehr deutlich geworden, dass Hitler und der Vatikan mit dem Konkordat zwei ganz verschiedene Zwecke verfolgten. Als Pius XII. gegen die Verfolgung der katholischen Kirche in Polen nach Kriegsbeginn protestierte, verstand die deutsche Reichsregierung dies als politisches Handeln und verbat sich den Protest. Für Pius indes stellte sein Protest die Verteidigung der Glaubensfreiheit dar. Beide, Reichsregierung und Pius, sahen die Grundlage ihrer Auffassung jeweils in ebendiesem Konkordat. Für den [[Heiliger Stuhl|Heiligen Stuhl]] war [[Konrad_Graf_von_Preysing|K.Preysing]] als [[Diplomat]] in der Hauptstadt in dieser und auch der im nächsten Absatz angeschnittenen Frage wichtig. Die von Pius XI. im März [[1937]] publizierte [[Enzyklika]] ''[[Mit brennender Sorge]]'', waren für ihn Wegmarken hin zu einer klaren Abgrenzung vom NS-Staat. Er fordert innerkirchlich eine öffentliche Gegenwehr und das Eintreten für die [[Menschenrechte]].
{{Zitat
|Text=Die Bedingungen des religiösen, politischen und wirtschaftlichen Lebens haben das edle polnische Volk, insbesondere in den von den Deutschen besetzten Gebieten, in einen Zustand von Terror, Abstumpfung und, wir möchten sogar sagen: von Barbarei versetzt […] Die Deutschen benutzen dieselben Mittel und vielleicht noch schlimmere als die Sowjets.}}


Am 10.&nbsp;Mai 1940 sandte Pius XII. nach dem deutschen [[Überfall auf die Niederlande, Belgien und Luxemburg]] Sympathietelegramme an ihre Monarchen. Am Folgetag notierte er für seine Mitarbeiter den Inhalt eines Gespräches mit dem aus [[Warschau]] zurückgekehrten italienischen Konsul:<ref>[[Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale]], Bd. 3/1 Nr. 138.</ref>
== Pius XII. zur Zeit des Nationalsozialismus ==
{{Zitat
|Text=Er bestätigte – in voller Übereinstimmung mit seiner Gattin –, daß es unmöglich ist, sich die Grausamkeit und den [[Sadismus]] vorzustellen, mit denen die Deutschen oder, besser gesagt, die [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]] – geführt von [[Heinrich Himmler|Himmler]], einem wirklichen Verbrecher, und zusammengesetzt aus widerlichen Individuen – das polnische Volk quälen und es zu zerstören versuchen.}}


Am 12.&nbsp;Mai 1940 verteidigte er gegenüber dem italienischen Botschafter Alfieri seine Sympathietelegramme und ging auf die Lage in Polen ein:<ref>Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la seconde Guerre Mondiale, Bd. 1 Nr. 313.</ref>
Papst Pius XII. galt zeit seines Lebens unter katholischen Gläubigen und darüber hinaus als geachtetes und vorbildliches Kirchenoberhaupt. Seine Haltung im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] und sein Einsatz für verfolgte Juden fanden bei vielen Menschen Anerkennung.
{{Zitat
|Text=Sie kennen genau und vollständig die fürchterlichen Dinge, die in Polen geschehen. Wir müssten feurige Proteste dagegen erheben, und das einzige, was Uns davon abhält, ist das Wissen, dass Unser Sprechen den Zustand dieser Unglücklichen nur noch verschlimmern würde.}}


=== Zur Anti-Hitler-Koalition der Vereinigten Staaten mit der Sowjetunion ===
[[1963]] veröffentlichte [[Rolf Hochhuth]] das teilweise dokumentarische Drama „[[Der Stellvertreter]]“, in dem Pius XII. als machtgieriger Kirchenfürst dargestellt wurde, der sich vornehmlich um die vatikanischen Finanzen gekümmert habe, nicht aber um das Schicksal der Verfolgten. Das Stück wurde vom Autor selbst teilweise als [[Fiktion]] bezeichnet. Darin wird die These vertreten, Pius hätte durch ein schnelleres und entschiedeneres öffentliches Auftreten gegen den Nationalsozialismus diesem ein rascheres Ende bereiten können. Die Aufführung war von kontroversen, jahrelang andauernden Debatten begleitet und hatte Einfluss auf das Bild, welches sich Kritiker von Pius XII. während des [[Nationalsozialismus]] machten.
Angesichts des deutschen [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Einmarsches in die Sowjetunion ab dem 22. Juni 1941]] interpretierte Pius XII. die [[Enzyklika]] ''Divini Redemptoris'' seines Vorgängers Pius XI. neu. In ihr hatte der Papst den Katholiken eine Zusammenarbeit mit dem Kommunismus untersagt. Neu an der Deutung Pius’ XII. war, dass er zwischen einem Volk und seiner jeweiligen Regierung streng differenzierte. Diese neue Interpretation ließ Pius XII. über diplomatische Kanäle den [[Römisch-katholische Kirche in den Vereinigten Staaten|US-Bischöfen]] übermitteln, mit der Folge, dass diese nun die von ihnen lange abgelehnte [[Leih- und Pachtgesetz#An die Sowjetunion|Hilfe der Vereinigten Staaten für die bedrängte Sowjetunion]] akzeptierten und die amerikanischen Waffen- und Ausrüstungslieferungen unterstützten. Ein internes Dokument<ref>[[Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale]], 15.&nbsp;September 1941; Pierre Blet: ''Aus den Akten des Vatikans'', S.&nbsp;125&nbsp;f.</ref> enthüllt die Hoffnungen, die der Vatikan damit verband: Kurz nach dem Beginn des Überfalls rechnete der Papst damit, dass Hitler [[Josef Stalin]] schnell bezwingen könnte, da die [[Blitzkrieg]]taktik erneut aufzugehen schien. Eine solche Entwicklung könne für die Kirche nichts Gutes bedeuten, da der Nationalsozialismus nach dem Endsieg das Christentum verdrängen wolle. Eine Beeinflussung des Krieges zugunsten Stalins wollte Pius aber ebenfalls nicht bewirken, denn auch von diesem Diktator sei eine Kirchenverfolgung zu erwarten, wenn er weitere europäische Länder unter seine Kontrolle gebracht habe. Die im Vatikan erhoffte Entwicklung bestand darin, dass die amerikanische Waffenhilfe für Stalin nur so zaghaft ausfalle, dass sowohl das deutsche Reich wie auch die Sowjetunion ihre Kräfte in einem langen Krieg erschöpfen würden. Der Kommunismus sollte besiegt werden, der Nationalsozialismus stark geschwächt aus der Auseinandersetzung hervorgehen und sodann „zur Strecke gebracht werden“.<ref>Pierre Blet: ''Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans.'' S.&nbsp;126.</ref>


Die Nationalsozialisten sahen in Pius XII. einen ihrer Gegner. So schrieb [[Joseph Goebbels]] am 9.&nbsp;Januar 1945 in sein Tagebuch: „Die [[Prawda]] leistet sich wieder einen starken Ausfall gegen den Papst. Es mutet geradezu humoristisch an, dass der Papst hier als Faschist angeprangert wird, der mit uns im Bunde stände, um Deutschland aus der schwierigen Situation zu retten.“<ref>''Die Tagebücher von Joseph Goebbels.'' Im Auftrag des [[Institut für Zeitgeschichte|Instituts für Zeitgeschichte]] hg. von Elke Fröhlich, Teil II, Band 15, S.&nbsp;93.</ref>
Dem Papst wird im Zuge der allgemeinen Diskussion eine stillschweigende Duldung, teilweise sogar Komplizenschaft mit den Nationalsozialisten unterstellt. Ferner wird ihm vorgeworfen, dass er zum [[Holocaust]] geschwiegen habe, obwohl er als ehemaliger Nuntius für Deutschland über Kontakte dorthin verfügte und über den Völkermord informiert gewesen sein muss, und viele Katholiken und Nicht-Katholiken auf der ganzen Welt sich entschiedenere Äußerungen gewünscht hätten.


=== Haltung zu NS-Verbrechen ===
Bis heute wird diese Auseinandersetzung um die Person Pius XII. und sein Amt geführt. Eine Beurteilung seiner Handlungen im historischen Kontext ist schwierig.
==== Zu NS-Morden an Kranken und Behinderten ====
Am 27. November 1940 publizierte das Heilige Offizium einen Dekretsentwurf, der die seit Januar 1940 laufende „[[Aktion T4]]“ – die vom NS-Regime angeordnete Ermordung Kranker und Behinderter – als „unmenschliches und frevelhaftes Verbrechen“ verurteilte. Pius XII. strich diese vier Worte, da sie ihm, obwohl gerechtfertigt, zu polemisch erschienen, und nannte die Morde „nicht erlaubt“. Sie seien Verstöße gegen das „natürliche und positive göttliche Recht“.<ref>Martina Ahmann: ''Was bleibt vom menschlichen Leben unantastbar?'' Lit, Münster/ Hamburg/ London 2001, ISBN 3-8258-5333-0, S. 204, Anmerkung 102 ([http://books.google.de/books?id=F6ZvgfQ8O7YC&pg=PA204&lpg=PA204 Buchauszug online]).</ref> Am 2. Dezember erschien das Dekret in seiner abgemilderten Fassung.<ref>Dekret des Heiligen Offiziums, 2. Dezember 1940; Acta Ap. Sedis, Band 32 (1940), S.&nbsp;553–554.</ref>


Dass entschiedenes Eintreten für die bedrohten Kranken und Behinderten die deutsche Regierung zur Mäßigung nötigen konnte, bewies [[Clemens August Graf von Galen]], der Bischof von Münster, mit drei Predigten im Juli/August 1941 gegen die sogenannte [[Nationalsozialistische Rassenhygiene|Euthanasie]]. Das NS-Regime stellte daraufhin diese Morde – wenigstens zeitweise – ein, und das, obwohl das deutsche Episkopat von Galens Haltung nicht aktiv unterstützte. Pius XII. hatte 1933 als Kardinalstaatssekretär gegen die Wahl von Galens zum Bischof von Münster votiert, begrüßte nun aber dessen öffentlichen Protest in einem Brief an Bischof [[Konrad Graf von Preysing]] vom 30. September 1941 als Beweis dafür, „wie viel sich durch offenes und mannhaftes Auftreten innerhalb des Reichs immer noch erreichen lässt“. Zugleich erklärte er, dass er selbst nicht ebenso protestieren werde:<ref>Zitiert nach Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S.&nbsp;251.</ref>
Den Vorwürfen wird zunächst entgegnet, er habe nicht geschwiegen, teilweise mit Verweis auf seine Weihnachtsansprachen 1941 und 1942 sowie auf seine Eingaben bei der deutschen Reichsregierung, mit denen man, so sagte Ribbentrop während der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse, „ganze Registraturen füllen konnte“.
{{Zitat
|Text=Wir betonen das, weil die Kirche in Deutschland auf Euer öffentliches Handeln umso mehr angewiesen ist, als die allgemeine politische Lage […] dem Oberhaupt der Gesamtkirche in seinen öffentlichen Kundgebungen pflichtmäßige Zurückhaltung auferlegt.}}


1946 ernannte Pius XII. von Galen auch wegen seiner gleichsam stellvertretenden Proteste zum Kardinal.
Zudem wird entgegnet, dass Pius XII. befürchten musste, eine offene Verurteilung des Nationalsozialismus würde eine noch stärkere Kirchenverfolgung und Judenverfolgung nach sich ziehen und insbesondere die ohnehin schon bedrängten katholischen Priester und Gläubigen einer noch größeren Gefahr aussetzen.


==== Kenntnisse vom Holocaust ====
Er konnte dabei auf die Ereignisse in den Niederlanden verweisen: dort hatten die katholischen Bischöfe gegen die bevorstehenden Deportationen protestiert, woraufhin die deutsche Besatzungsmacht Ende 1942 gezielt Juden katholischen Glaubens inhaftierten und deportierten, z.B. [[Edith Stein]]. Gerade ihr Leben hatte Pius mit Interesse verfolgt, es liegt auf der Hand, dass die Nachricht von ihrer Deportation ihn sehr getroffen hatte.
Berichte über [[Deportation]]en von Juden in den Osten bekam der Vatikan zum ersten Mal von Kardinal [[Theodor Innitzer]] aus Wien Anfang 1941.<ref>Brief an Pius XII. vom 4. Februar 1941. In: ''Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale.'' Band VIII, S. 90–92.</ref> Später erreichten den Vatikan ähnliche Meldungen von Nuntiaturen oder Apostolischen Gesandtschaften aus anderen Ländern.<ref>Zum Beispiel Nuntiaturen/Gesandtschaften Preßburg (Slowakei); Vichy (Frankreich), Bukarest (Rumänien); Zagreb (Kroatien), vgl. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans, 2. durchges. Auflage, Paderborn 2000, S. 165 (Orig. auf Französisch, Paris 2007).</ref> Außerdem wurden regelmäßig [[British Broadcasting Corporation|BBC]]-Meldungen in den Vatikan gegeben.<ref>Der britische Gesandte beim Vatikan, [[Francis Osborne, 12. Duke of Leeds|Francis Osborne]], fasste regelmäßig BBC zusammen und übersetzte sie für den Papst ins Italienische. (Vgl. Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Paderborn 2003, S. 27.)</ref> Hervorzuheben ist das Memorandum von [[Gerhart M. Riegner|Gerhart Riegner]], der das Büro des Jüdischen Weltkongresses in Genf leitete. In dem Memorandum vom Frühjahr 1942<ref>Memorandum doku. in: Friedländer: Pius XII. und das Dritte Reich. Eine Dokumentation, München 2011, Neuausgabe mit einem Nachwort, (Erstaufl.: Reinbek 1965 / Paris 1964), S.&nbsp;102ff.</ref> fassten er und sein Mitarbeiter Lichtheim Berichte über Massendeportationen in den Osten zusammen und sprachen von Indizien über die Ermordung zahlreicher Deportierter. Das Memorandum wurde den Alliierten und dem Berner Nuntius übergeben.<ref>Von Bernardini am 19. März 1942 zum Vatikan gesandt (''Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale.'' Band VIII, S.&nbsp;466).</ref> Im August 1942 reichte Riegner den Alliierten ein Telegramm<ref>Raya Cohen: ''Das Riegner-Telegramm – Text, Kontext und Zwischentext''. In: ''Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte'', 23, 1994, S. 301–324.</ref> nach, in dem er neue alarmierende Berichte zusammenfasste über die brutalen Umstände bei den Deportationen und über ein geplantes Programm zur Auflösung (Liquidierung) von Ghettos. Der Vatikan wurde vom US-Botschafter beim Vatikan, [[Myron Charles Taylor]], über das [[Riegner-Telegramm]] unterrichtet. Im Namen seiner skeptischen Regierung fragte Taylor nach, ob dem Vatikan Berichte vorlägen, die die Angaben bestätigen könnten. Kardinalstaatssekretär [[Luigi Maglione]] bedankte sich für den Bericht, erklärte aber, der Vatikan könne diese und andere Nachrichten über harte Maßnahmen gegen Nichtarier derzeit nicht auf ihre Genauigkeit hin überprüfen.<ref>''Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale.'' Band VIII, S. 679.</ref> Dieser Beurteilung schloss sich auch der slowakische Nuntius Giuseppe Burzio in Meldungen vom 27. Oktober 1941 und 9. März 1942 über Erschießungen von Juden im Osten<ref>''Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale.'' Band VIII, S.&nbsp;327f und 456.</ref> an. Burzio hatte lediglich Informationen vom Hörensagen weitergegeben. Weder er noch der Vatikan konnten diese Berichte verifizieren.


Übereinstimmend bezeugen die privilegierten Geheimarchivforscher (Vatikan) Pierre Blet, Robert Graham und [[Peter Gumpel]] SJ, dass der Heilige Stuhl während des Krieges über keine gesicherten Informationen zum NS-Genozid am europäischen Judentum verfügt habe. Die beiden Historiker Blet und Graham arbeiteten maßgeblich an der elfbändigen vatikanischen Aktenedition zum Zweiten Weltkrieg ([[Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale]]) mit und P. Gumpel war der [[Postulator]] im Seligsprechungsprozess Pius’ XII.
Mitte 1943 begannen die Nazis dann auch die Juden evangelischen Glaubens zu deportieren. Das "Tauschgeschäft", das [[Arthur Seyß-Inquart]] den Bischöfen angeboten hatte und welches ein Schweigen gegenüber dem Holocaust forderte und dafür das Überleben der getauften Juden versprach, war somit gegenstandslos, wenn es das nicht schon vorher war, denn aus Dokumenten der nationalsozialistischen Machthaber geht hervor, dass man die Konvertiten auch ohne kirchlichen Protest ermordet hätte - wenn auch unter Umständen mit einem Jahr „Verspätung“.


{{Zitat
Ebenfalls wird eingewandt, dass Pius nicht die Möglichkeit aufs Spiel setzen wollte, Kirchen und Klöster als Zuflucht für von den Nationalsozialisten Verfolgte zu nutzen. Im Hintergrund wirkte die Kirche durch Umtaufungen, Fälschung von Ausweisen und Gewährung des Asyls in katholischen Einrichtungen und konnte so Menschenleben retten. Der jüdische Theologe und Historiker [[Pinchas Lapide]] schätzt, dass die katholische Kirche mindestens 700.000, wahrscheinlich aber sogar 860.000 Juden vor dem sicheren Tod rettete. In Anbetracht von ca. 1.000.000 jüdischen Holocaustüberlebenden erscheinen diese Zahlen aber sehr hoch, da mehrere Juden bereits vor dem 2. Weltkrieg aus Deutschland fliehen konnten und viele auch in protestantischen und orthodoxen Gebieten überlebten.
|Text=Solange der Krieg andauerte, lag Dunkelheit über dem Schicksal der Deportierten. Man kannte die mörderischen Bedingungen, unter denen die Transporte stattfanden. Man zweifelte nicht daran, daß Unterernährung, Zwangsarbeit und Epidemien in den überbevölkerten Lagern Abertausende von Opfern forderten. Man nahm die Berichte über Massaker in Polen, in Russland und anderswo ernst. Aber über diesen eindeutigen Fakten und den Berichten von einigen wenigen Entkommenen über die Todeslager lag ein dichter Nebelschleier, den sogar die Verwandten und die jüdischen Glaubensbrüder der Opfer nicht durchdringen konnten oder wollten.
|Autor=Blet
|ref=<ref>Pierre Blet: ''Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans.'' S.&nbsp;170.</ref>}}


{{Zitat
Die Kritik an Pius XII. beinhaltet des weiteren, dass er nicht vor [[1942]] Kritik an der Behandlung der Juden in den besetzten Gebieten Osteuropas geübt habe, und dann auch lediglich durch verklausulierte Verurteilungen. Als die deutsche [[Deutsche Wehrmacht|Wehrmacht]] [[1943]] [[Rom]] besetzte, habe der Papst selbst zur [[Deportation]] von [[Juden]] "vor der Haustür" des [[Vatikan]]s geschwiegen. Dem wird entgegnet, dass auf Befehl Papst Pius XII. in 150 Kirchen Roms Juden versteckt worden seien. Wo überall sonst in Europa 80% der Juden umgekommen seien, so seien in Rom 80% der Juden gerettet worden. Deswegen haben, so die Entgegnung weiter, die Juden Roms selbst an der ehem. SS Kommandantur in Rom eine Gedenktafel angebracht, die auch heute noch auf diesen Umstand des helfenden Einschreitens Pius XII. hinweise.
|Text=Wußte der Papst vom Auschwitzdrama? Er wußte nicht mehr als die Juden in Amerika und Großbritannien und er wußte soviel wie die Regierungen. Graham macht darauf aufmerksam, daß die Meldungen über massenhafte Judenermordungen sehr ‚ambivalent‘ waren. Weder in Washington noch in London oder bei Zeitungen und jüdischen Organisationen lagen gesicherte Informationen vor. Selbst die Ankläger bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen (namentlich der spätere Chefankläger Telford Taylor) seien bei ihren Recherchen überrascht gewesen vom Ausmaß der Judenvernichtung.
|Autor=Graham
|ref=<ref>Robert A. Graham: ''Pius XII: Years of Praise Years of Blame.'' In: ''Suppl. Catholic League Newsletter.'' 11, Vol. 16, Nr. 2, 1989. Vgl. auch A. R. Butz: ''Robert Graham and Revisionism.'' In: ''The Journal of Historical Review.'' März/April 1988, S.&nbsp;24–25.</ref>}}


{{Zitat
Unter anderem agierte Pius XII. - das ist anhand des römischen Salvatorianerarchivs nachweisbar - durch die Hilfe des deutschen Salvatorianerpaters [[Pankratius Pfeiffer]], indem er ihm direkte Order erteilte, für wen er sich im Einzelnen bei der Besatzung bzw. bei der SS einzusetzen habe. Pater Pfeiffer verfügte über gute persönliche Kontakte zu katholischen Angehörigen der Wehrmacht und der SS, die er auf oft auch erfolgreich in seinem Sinne nutzte. Auf diese Weise konnten viele Menschen befreit werden, die sich bereits im Gewahrsam der Besatzer befanden, darunter Kommunisten, Royalisten und auch Juden. Bei dem alsbald als "Engel von Rom" stadtbekannten Pankratius Pfeiffer machten viele italienische Familien Eingaben im Sinne ihrer gefangenen Angehörigen, 90 Prozent der später als "Pfeiffers Liste" bekannt gewordenen Initiativen gehen auf direkte Order Pius XII. zurück. Nachdem in Rom die Judendeportationen angefangen hatten, benutzte Pius XII. die Verbindung über Pfeiffer und den Stadtkommandanten Roms direkt zu Himmler. Dem Himmler sollte in beeinflussender Weise berichtet werden, dass Neapel kurz zuvor durch die Mithilfe Aufständischer an die Alliierten gefallen sei. Dasgleiche drohe Rom, wenn die Deportationen nicht unmittelbar eingestellt würden, die Stimmung in der Stadt ginge in Richtung eines Aufstandes, der durch die deutschen Truppen nur schwer unter Kontrolle zu bringen sei. Widerwillig beorderte Himmler daraufhin seine Schergen mit der vorübergehenden Einstellung der Deportationen der römischen Juden. Dieselbe Verbindung über Pankratius Pfeiffer benutzten dann – in die andere Richtung – auch die deutschen Besatzer Roms anläßlich der Verhandlungen über die Übergabe der Stadt an die Alliierten, und trugen so Pius den Wunsch an, diese Verhandlungen zu initiieren. Pius erklärte sich dazu bereit, indes forderte er von den Besatzern als Zeichen guten Willens, namhafte Gefangene freizulassen sowie die Deportationen einzustellen.
|Text=Man wußte, daß eine große Zahl von Juden ‚nach Osten‘ deportiert wurde, aber sogar die amerikanische Regierung fragte Ende 1942 im Vatikan an, ob er diese Zahlen bestätigen könnte. Sie glaubte es auch nicht. […] Kein Mensch wußte damals etwas Genaueres, auch die Amerikaner nicht, geschweige denn von 6 Millionen Juden, die vernichtet werden sollten.
|Autor=Gumpel
|ref=<ref>{{Internetquelle |url=http://www.domus-ecclesiae.de/tractatus/gumpel.html |titel=Wer hat mehr Dank von der jüdischen Seite erhalten? |titelerg=Interview von Jens Mersch mit Peter Gumpel |werk=Kirchliche Umschau, Nr. 11 |datum=2000-11 |abruf=2013-12-14}}</ref>}}


Auch der Historiker José Sánchez rät in seiner Studie ''Pius XII. und der Holocaust'' zur Vorsicht bei der Beurteilung des vatikanischen Kenntnisstandes über das Ausmaß der Ermordung von Juden.<ref>José Sánchez: ''Pius XII. und der Holocaust. Anatomie einer Debatte'', Paderborn 2003, S.&nbsp;26 ff.</ref> Die Informationsquellen des Heiligen Stuhles seien nicht gut gewesen. Auch habe man nach den Erfahrungen im Ersten Weltkrieg allen Grund gehabt, sehr vorsichtig zu sein bei der Beurteilung von Gräuelnachrichten.
Im Geheimen ließ Pius rund 4500 Juden in Klöstern und Häusern in und um Rom dauerhaft verstecken. In [[Castel Gandolfo]] fanden zeitweise bis zu 8000 Flüchtlinge Unterschlupf, von denen ein Teil Bombenflüchtlinge waren, aber auch Kommunisten und Juden waren unter ihnen. Als die Judenverfolgung in Europa ihren Höhepunkt erreichte, war Pius XII. selbst Gefangener im Vatikan. Rom war von deutschen Truppen besetzt, und Hitler plante sogar, Pius XII. wegen seiner Aktivitäten gegen die Nationalsozialisten zu entführen und nach Deutschland zu deportieren. Der Papst hatte für diesen Fall bereits einen schriftlichen Amtsverzicht vorbereitet. Vor diesem Hintergrund wird argumentiert, dass allzu offene, ggf. reißerisch im Stile eines Winston Churchill geäußerte kritische Äußerungen des Papstes für Hitler ein willkommener Vorwand für den offenen, direkten Angriff auf den Vatikan gewesen wären.


Außerdem konnte man damals kaum die Tötung von Juden von der Tötung zahlreicher anderer Unschuldiger in den Kriegsgebieten unterscheiden.<ref>José Sánchez: ''Pius XII. und der Holocaust. Anatomie einer Debatte.'' Paderborn 2003, S. 28–29 (Orig. auf Amerikanisch, Washington 2002).</ref>
Im Frühjahr 1943 verhinderte Pius XII auf diplomatischem Wege, dass die slowakische Regierung die Judendeportationen fortsetzte. Dieser Schritt wird vereinzelt kritisch beurteilt mit der Begründung, dass er angeblich in erster Linie dem Ansehen der Kirche habe helfen sollen. Denn in der Slowakei bekleidetete der Priester Josef Tiso das Amt des Präsidenten und auch weitere hohe Staatsämter wurden von Geistlichen ausgeübt. Der "Außenminister" des Vatikans, Domenico Tardini, stellte fest, dass die slowakische Beteiligung an den Judendeportationen dem Ansehen der Kirche massiv schaden könnte. Mit Blick auf die Tatsache, dass die Juden nach Kriegsende auf Seiten der Sieger stehen würden, habe der Papst sodann zum Handeln geraten. Eine andere Sicht der Dinge lässt auch den Schluss zu, dass Pius XII. es in diesem Einzelfall besonders leicht hatte, da der Präsident der Slowakei ein Priester war. Weitere diplomatische Eingaben ähnlicher Intention an andere Regierungen hatten nicht den gleichen Erfolg.


Nach der Öffnung des [[Vatikanisches Apostolisches Archiv|Vatikanischen Apostolischen Archives]] für wissenschaftliche Untersuchungen im März 2020 wurden auf Grundlage der nun verfügbaren Dokumente den vorherigen Positionen widersprüchliche Beurteilungen abgegeben. Der Kirchenhistoriker [[Hubert Wolf (Theologe)|Hubert Wolf]] legte in einem Vortrag am 25. April 2023 in Mainz einige zentrale Punkte seiner Forschung dar:
Die verbale Zurückhaltung in Form verklausulierter Verurteilungen Pius XII. gegen die millionenfache Vertreibung und Vernichtung der Juden wird von einigen Historikern dahingehend erklärt, dass Pius XII. glaubte, ein provozierender Protest würde die Lage nur verschlimmern und keine praktischen Erfolge zeigen. Der offizielle Kurs Pius XII. und des deutschen Episkopates entsprach der Linie, die unter anderem auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz einschlug.


* Der Kardinalstaatssekretär [[Luigi Maglione]] äußerte zwar zum Vorwurf aus [[Myron Charles Taylor|Taylors]] Anfrage bezüglich der Massenhinrichtung der Juden durch die deutsche Besatzung in Polen zuerst intern, er glaube nicht, dass der Vatikan über die schwerwiegenden Nachrichten im Einzelnen bestätigende Informationen verfüge (»Non credo che abbiamo informazioni che confermano – in particolare – queste gravissime notizie«), dem widersprach jedoch sein Stellvertreter Giovanni Battista Montini, der spätere [[Paul VI.|Papst Paul VI.]], in einem Brief am 30. September 1942, dass Informationen darüber von Giovanni Malvezzi, der als Mitglied des [[Istituto per la Ricostruzione Industriale]] in Polen zu Besuch war, vorlägen.
Einige Bischöfe und andere Kleriker, beispielsweise von [[Clermont-Ferrand]] , [[Lyon]] und [[Toulouse]] haben im Bereich des [[Vichy-Regime]]s in Frankreich insbesondere sehr vielen jüdischen Kindern durch die Aufnahme in Klosterschulen das Leben gerettet und die Judenverfolgung öffentlich verurteilt.
* Unabhängig von Giovanni Malvezzi sprach der griechisch-katholische Metropolit von Lemberg [[Andrej Scheptyzkyj]] in einem Brief an Pius XII. vom 29. bzw. 31. August 1942 über die Massakrierung von 200.000 Juden.
* Am 10. Oktober 1942 gab Luigi Maglione die offizielle Antwort des Vatikans auf die amerikanische Anfrage, in dem er trotz der unabhängigen Berichte über die Schoa angab, man habe von den „strengen Maßnahmen“ (''severi provvedimenti'') gegenüber den „Nichtariern“ gehört, könne aber die Genauigkeit der Informationen nicht überprüfen.
* [[Angelo Dell’Acqua]], Mitarbeiter im Staatssekretariat, glaubte den vorliegenden Berichten über den Holocaust nicht, im Falle des Riegner-Telegramms aus der amerikanischen Anfrage, da er Juden einen Hang zur Übertreibung zuschrieb, und im Falle des Briefs des Metropoliten Andrej Scheptyzkyj, da östliche Katholiken nicht vertrauenswürdig seien.


Außerdem übte er Kritik an den [[Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale]]. In dieser fehlen nun zugängliche Dokumente teilweise oder gänzlich oder wurden nicht ordentlich aufgeführt, obwohl die Autoren der ''Actes'' zu diesen Dokumenten Zugang gehabt haben müssen.<ref>{{Internetquelle |url=https://video.uni-mainz.de/Panopto/Pages/Viewer.aspx?id=5dc39ad5-5c71-4df8-a3b9-aff000742fbe |titel=JGSP_Wolf_II |abruf=2023-07-11}}</ref>
Robert Graham, einer der vier Herausgeber der «Actes et Documentes», beschreibt das Gefühl von Papst Pius XII. zu den Judenvernichtungen in Polen: «Die veröffentlichten Korrespondenzen und die Gespräche mit dem polnischen Gesandten im Vatikan, Casimir Papée, beschreiben viel und lassen sogar noch mehr die Qual und damit die Hilflosigkeit des Heiligen Vaters angesichts dieser traurigen Tatsachen durchblicken. Es war nicht Mangel an Mitgefühl oder an Wissen, sondern die Gegenwart der Gewalt, rücksichtsloser Gewalt, die seinen Mund verschloss. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine formelle Verurteilung der Nazi-Greueltaten durch den Papst die Lage der Opfer erleichtert hätte, war sehr gering; dagegen war es möglich, dass ein so gezeigtes Interesse des Papstes noch grössere Grausamkeiten verursacht hätte. Dafür hätte man dann den Papst verantwortlich gemacht... »


* Am 14. Dezember 1942 schrieb der deutsche Jesuit [[Lothar König (Jesuit)|Lothar König]] an den Privatsekretär des Papstes [[Robert Leiber]]:
Des weiteren wird angeführt, dass der Vatikan sich weigerte, die deutschen Eroberungen und Annexionen in Polen anzuerkennen, solange nicht entsprechende Friedensverträge unterzeichnet waren. Hitler schlug deshalb mit einer harten Repressalie zurück. Wenn der Vatikan die deutsche Anwesenheit in diesen besetzten und eroberten Gebiete nicht anerkennt, dann anerkennt Deutschland auch nicht das Recht des Hl. Stuhles, mit ihm irgendein diesen Raum betreffendes Problem zu erörtern. Von diesem Moment an hatte das deutsche Außenministerium einen leichten Vorwand, die Appelle und Proteste des Hl. Stuhles, die sich auf Vorkommnisse in jenen Gebieten bezogen, abzuweisen.
::''die letzten Angaben über [[Rawa-Ruska|„Rawa Russka“]]'' [eine vom [[Vernichtungslager Belzec]] 22 km entfernte Kleinstadt] ''mit seinem SS-Hochofen, wo täglich bis zu 6000 Menschen, vor allem Polen und Juden, umgelegt wurden, habe ich erneut über andere Quellen bestätigt gefunden. Auch der Bericht über Oschwitz'' [ [[KZ Auschwitz|Auschwitz]] ] ''bei Kattowitz stimmt.''<ref>zitiert bei: [[Luzi Bernet]]: [https://www.nzz.ch/feuilleton/pius-xii-und-die-nazis-brisanter-brief-aus-dem-geheimarchiv-ld.1756700 ''Ein vergilbter Brief und ein Dolch mit Hakenkreuz: wichtige Fundstücke in den vatikanischen Archiven verändern das Bild des «Schweigepapstes» Pius XII.''], NZZ, 18. September 2023</ref>
Unmittelbar nach diesen Erkenntnissen äußerte sich der Papst in der Weihnachtsansprache 1942 zur Schoah. Das [[Reichssicherheitshauptamt|NS-Reichssicherheitshauptamt]] notierte dazu, dass der Papst „in bislang nie dagewesener Weise die Neuordnung der Welt in nationalsozialistischem Sinne kritisiert“ habe.<ref>{{Internetquelle |autor=Irene Klissenbauer, religion.ORF.at |url=https://religion.orf.at/stories/3227246/ |titel=Vatikan-Geheimarchiv: Pius’ Rolle im Holocaust |datum=2024-11-21 |sprache=de |abruf=2025-03-16}}</ref> Allerdings verwendete der Papst auch hier eine diplomatische Sprache, da der Heilige Stuhl, überzeugt war, dass die Nazis andernfalls noch grausamer gegen ihre Gegner vorgegangen wären und die Kirche daran gehindert hätten, den Verfolgten zu helfen.<ref>{{Internetquelle |url= https://www.theguardian.com/world/2023/sep/16/letter-suggests-pope-pius-xii-knew-of-mass-gassings-of-jews-and-poles-in-1942 |titel=Letter suggests Pope Pius XII knew of mass gassings of Jews and Poles in 1942 |werk=[[The Guardian]] |datum=2023-09-16 |abruf=2023-09-20}}</ref>


Das erwähnte vorherige Schreiben über die Judenvernichtung in [[KZ Auschwitz|Auschwitz]] ist bisher, 2023, vom Archivar [[Giovanni Coco]] im [[Vatikanisches Apostolisches Archiv|Archiv des Vatikans]] noch nicht entdeckt worden.<ref>Antonio Carioti: [https://www.corriere.it/cultura/23_settembre_16/pio-xii-sapeva-shoah-prova-una-lettera-scritta-1942-un-gesuita-tedesco-380489dc-53fb-11ee-8884-717525326594.shtml?refresh_ce ''Pio XII sapeva della Shoah: la prova in una lettera scritta nel 1942 da un gesuita tedesco''], [[Corriere della Sera]], 16. September 2023</ref>
Als Pius XII. in seiner Weihnachtsansprache 1942 seine Sorge um « die Hunderttausende, die ohne eigenes Verschulden, bisweilen nur wegen ihrer Nationalität oder Rasse, dem Tode oder fortschreitender Vernichtung preisgegeben sind, » ausdrückte, wies Außenminister von [[Ribbentrop]] den Gesandten beim Vatikan, [[Diego von Bergen]], an, mit Vergeltungsmaßnahmen zu drohen. Der deutsche Sicherheitsdienst brachte die Papstansprache auf den Nenner: «... eine einzige Attacke gegen alles, für das wir einstehen.» «Der Papst sagt», so von Ribbentrop, «dass Gott alle Völker und Rassen gleichwertig ansieht. Hier spricht er deutlich zugunsten der Juden... Er beschuldigt das deutsche Volk, Ungerechtigkeiten gegenüber den Juden zu begehen, und macht sich zum Sprecher der jüdischen Kriegsverbrecher» (24. Januar 1943). Der Gesandte, der dem Auftrag seines Berliner Vorgesetzten nachkam, berichtete, dass der Papst zunächst schweigend zugehört habe. Dann habe er in aller Ruhe gesagt, ihn bekümmere nicht, was ihm zustoßen werde. Doch käme es zu einem Konflikt zwischen der Kirche und dem deutschen Staat, so würde der Staat den Kürzeren ziehen. «Der Papst», kommentierte von Bergen, «ist so wenig durch Drohungen zu beeinflussen wie wir selber».


==== Stellungnahmen ab 1942 ====
Angesichts des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion 1941 interpretierte Pius XII. die Enzyklika "Divini Redemptoris" seines Vorgängers Pius XI. um. Diese hatte den Katholiken eine Zusammenarbeit mit dem Kommunismus untersagt. In der neuen Deutung wurde allerdings zwischen einem Volk und seiner jeweiligen Regierung unterschieden. Diese neue Interpretation ließ Pius XII. über diplomatische Kanäle den amerikanischen Bischöfen übermitteln. Diese hatte eine Hilfe der USA für die begrängte Sowjetunion stets abgelehnt. Daraufhin unterstützten die Bischöfe die amerikanischen Waffen- und Ausrüstungslieferungen. Ein internes Dokument (aus: Actes et Documents du Saint Siége relatifs á la seconde guerre mondiale, ADSS, 15. September 1941) enthüllt die Hoffnungen, die man sich diesbezüglich im Vatikan machte. Kurz nach dem Beginn des Überfalls wurde damit gerechnet, dass Hitler Stalin schnell bezwingen könnte, da die Blitzkriegstaktik erneut aufzugehen schien. Eine solche Entwicklung konnte für die Kirche nichts Gutes bedeuten, da der Nationalsozialismus nach dem Endsieg das Christentum verdrängen wollte. Einer Beeinflussung des Krieges zugunsten Stalins stand man ebenfalls skeptisch gegenüber, denn auch von diesem war eine Kirchenverfolgung zu erwarten, wenn er weitere europäische Länder unter seine Kontrolle bringen würde. Die im Vatikan erhoffte Entwicklung bestand darin, dass die amerikanische Waffenhilfe für Stalin nur so zaghaft ausfiel, dass sowohl Deutsches Reich wie auch Sowjetunion ihre Kräfte in einem langen Krieg erschöpfen würden. Der Kommunismus sollte besiegt werden, der Nationalsozialismus stark geschwächt aus der Auseinandersetzung hervorgehen.
Im Dezember gingen viele dringende Appelle beim Vatikan ein, sich für die [[Juden in Mittel- und Osteuropa]] einzusetzen. Daraufhin entschied Pius XII. erstmals, persönlich deutlicher Stellung zu beziehen, anstatt über seine Nuntien zu agieren. In seiner Weihnachtsansprache vom 24. Dezember 1942 bekundete er seine Sorge um die


{{Zitat
Der Streit zwischen Verteidigern und Anklägern Pius XII. wird wohl auch zukünftig um die Fragen geführt werden, ob der Papst seinen moralischen Standpunkt gegen die Nationalsozialisten noch deutlicher hätte publik machen müssen, und ob er in der Rolle des Verantwortungsträgers tatsächlich mehr Menschenleben hätte retten können. Pius XII. hat sich kraft seines diplomatisch – staatsmännischen Selbstverständnisses dafür entschieden, den Verhandlungsweg offen zu lassen und pragmatische Erwägungen einer symbolhaften Geste vorzuziehen. Ob dieser Weg richtig war, wird kontrovers bewertet.
|Text=Hunderttausende, die ohne eigenes Verschulden, bisweilen nur aufgrund ihrer Nationalität oder Rasse dem Tod oder fortschreitender Vernichtung preisgegeben sind.
|ref=<ref>''Discorsi e Radiomessaggi di S.S. Pio XII.'' Bd. 4, Città del Vaticano 1960.</ref>}}
Er nannte hier absichtlich weder die Nationalsozialisten noch bestimmte Opfergruppen ausdrücklich.


Gegenüber den Kardinälen erwähnte Pius am 2. Juni 1943 die
Nach dem Untergang des nationalsozialistischen Regimes waren kirchliche Stellen an der Fluchthilfe für Naziverbrecher, der sog. [[Rattenlinie]], beteiligt. Nazi-Größen wie [[Adolf Eichmann]] oder [[Josef Mengele]] verließen Italien mit Pässen und Visa, an deren Beschaffung und Herstellung unter anderem auch päpstliche Behörden beteiligt waren. Es ist allerdings umstritten, ob es sich um zusammenhanglose Handlungen einzelner Personen wie etwa dem Bischof [[Alois Hudal]] handelte, oder um eine organisierte Aktion, und wieviel Papst Pius XII. über diese Vorgänge wusste. Historiker, darunter auch Kritiker Pius XII., merken zu diesem Thema an, dass Hudal in der katholischen Kirche trotz seines Bischofsamtes und wegen seiner offenen Bekenntnisse zum Nationalsozialismus eine Aussenseiterrolle spielte.

{{Zitat
|Text=Bitten derjenigen, die sich mit angsterfülltem Herzen flehend an Uns wenden. Es sind dies diejenigen, die wegen ihrer Nationalität oder wegen ihrer Rasse von größerem Unheil und schwereren Schmerzen gequält werden und die auch ohne eigene Schuld bisweilen Einschränkungen unterworfen sind, die ihre [[Ausrottung]] bedeuten.
|ref=<ref>Ansprache an das Kardinalskollegium vom 2. Juni 1943; [[Acta Apostolicae Sedis]], Band 35, S.&nbsp;165 ff.</ref>}}

Die westliche Presse, allen voran ''[[The New York Times]]'',<ref name="digiovanni8">Stephen M. DiGiovanni: ''Pius XII and the Jews: The War Years – as Reported by the New York Times.'' Rutgers Journal of Law and Religion Band 3, Nr. 2, Art. 8.</ref> verfolgte aufmerksam die Stellungnahmen des Heiligen Stuhls. Die ''New York Times'' berichtete 1940 von einer Audienz des deutschen Außenministers [[Joachim von Ribbentrop]], nach der der Außenminister dem Papst vorwarf, auf der Seite der Alliierten zu stehen, und dass Pius XII. mit einer Liste von nationalsozialistischen Grausamkeiten geantwortet haben soll:

{{Zitat
|Text=In den flammenden Worten, mit denen sich der Papst an Herrn von Ribbentrop richtete, verteidigte der Heilige Vater die Juden in Deutschland und Polen.
|ref=<ref name="digiovanni8" />}}

Auf seine Weihnachtsansprache 1941 reagierte die New York Times:

{{Zitat
|Text=Die Stimme von Pius XII. ist eine einsame Stimme im Schweigen und in der Dunkelheit, welche Europa an dieser Weihnacht umfangen. Er ist so ziemlich der einzige Regierende auf dem europäischen Kontinent, der es überhaupt wagt, seine Stimme zu erheben. […] Indem er eine ‚wirklich neue Ordnung‘ forderte, stellte sich der Papst dem [[Nationalsozialismus|Hitlerismus]] in die Quere. Er ließ keinen Zweifel daran, dass die Ziele der Nazis mit seiner Auffassung vom Frieden Christi unvereinbar sind.
|ref=<ref>New York Times, 25. Dezember 1941 (Spätausgabe), S. 24; zitiert nach: Stephen M. DiGiovanni: ''Pius XII and the Jews: The War Years – as Reported by the New York Times.'' Rutgers Journal of Law and Religion, Band 3, Nr. 2, Art. 8.</ref>}}

Ebenso schrieb die New York Times Weihnachten 1942:

{{Zitat
|Text=In dieser Weihnacht ist er [der Papst] mehr denn je die einsame aufbegehrende Stimme im Schweigen eines Kontinents… Papst Pius drückt sich so leidenschaftlich aus wie jeder Regierende an unserer Seite, indem er ausführt, dass diejenigen, die an einer neuen Weltordnung bauen wollen, für die freie Wahl einer Regierung und der Religion eintreten müssten. Sie müssten sich dagegen wehren, dass der Staat aus Individuen eine Herde mache, über die er dann verfüge wie über leblose Dinge.
|ref=<ref>New York Times, 25. Dezember 1942 (Spätausgabe), S. 16; zitiert nach: Stephen M. DiGiovanni: ''Pius XII and the Jews: The War Years – as Reported by the New York Times.'' Rutgers Journal of Law and Religion, Band 3, Nr. 2, Art. 8.</ref>}}

Auch in seiner Korrespondenz mit den deutschen Bischöfen machte Pius XII. deutlich, dass er davon ausging, eine verständliche Botschaft verkündet zu haben:

{{Zitat
|Text=Zu dem, was im deutschen Machtraum zurzeit gegen die Nichtarier vor sich geht, haben Wir in Unserer Weihnachtsbotschaft ein Wort gesagt. Es war kurz, wurde aber gut verstanden.
|ref=<ref name="brief-20041943">Brief Pius’ XII. vom 30. April 1943 an den Berliner Bischof Graf von Preysing, veröffentlicht in „Documentation catholique“ vom 2. Februar 1964.</ref>}}

Die Regierungen der Vereinigten Staaten und des Vereinigten Königreichs hätten sich, das geht aus der Korrespondenz [[Franklin D. Roosevelt]]s mit seinem persönlichen Botschafter Myron C. Taylor und dessen Mitarbeiter Harold Tittmann hervor, vom Papst eine deutlichere Äußerung gewünscht. So führte der britische Gesandte beim Heiligen Stuhl, Sir Francis D’Arcy Osborne, aus:

{{Zitat
|Text=[…] dass eine solch umfassende Verurteilung, die ebensogut das Bombardement deutscher Städte gemeint haben könnte, nicht dem entspricht, was die englische Regierung erbeten hat.
|ref=<ref>Dokument CCXVIII-78 des ''Centre de Documentation juive contemporaine''.</ref>}}

Franklin D. Roosevelts Sonderbotschafter berichtete von einem sichtlich erstaunten Papst, der diese Vorhaltungen nicht teilte:

{{Zitat
|Text=Was die Weihnachtsbotschaft anbelangt, so machte der Papst mir den Eindruck, daß er aufrichtig glaubt, er habe sich klar genug geäußert, um alle, die im Vergangenen darauf bestanden, er solle einige Worte zur Verurteilung der nationalsozialistischen Grausamkeiten sagen, zufriedenzustellen. Er schien überrascht, als ich ihm sagte, nicht alle Leute seien derselben Ansicht. Er sagte mir, seines Erachtens sei es für alle Welt klar, daß er die Polen, die Juden und die Geiseln meinte, als er von Hunderttausenden von Menschen sprach, die man getötet oder gefoltert habe, ohne ihnen irgendwelche Schuld beimessen zu können, ja manchmal nur auf Grund ihrer Rasse oder ihrer Nationalität. […] Im großen und ganzen meinte er, seine Botschaft müsse vom amerikanischen Volk gut aufgenommen werden, und ich sagte ihm, ich stimmte mit ihm überein.
|ref=<ref>Telegramm von Harold Tittmann an das State Department vom 5. Januar 1943; Foreign Relations of the United States 1943 II, S.&nbsp;911 ff.</ref>}}

Auch die Nationalsozialisten hatten seine Weihnachtsansprache verfolgt und in ihrem Sinne interpretiert. Der [[Sicherheitsdienst des Reichsführers SS]] kommentierte die Weihnachtsansprache 1942 folgendermaßen:

{{Zitat
|Text=… eine einzige Attacke gegen alles, für das wir einstehen. Der Papst sagt, dass Gott alle Völker und Rassen gleichwertig ansieht. Hier spricht er deutlich zugunsten der Juden… Er beschuldigt das deutsche Volk, Ungerechtigkeiten gegenüber den Juden zu begehen, und macht sich zum Sprecher der jüdischen Kriegsverbrecher.
|ref=<ref>Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Inland I D/Kirche 17/9 (R 98833); Teil-Abdruck (mit falschem Datum) bei Anthony Rhodes: ''Der Papst und die Diktatoren.'' Köln u.&nbsp;a. 1980 (zuerst engl. 1975), S.&nbsp;233–235.</ref>}}

Außenminister von Ribbentrop befahl daraufhin dem Gesandten beim Vatikan, [[Diego von Bergen]], dem Vatikan als Reaktion auf die Weihnachtsansprache 1942 mit Vergeltungsmaßnahmen zu drohen. Der Gesandte, der dem Auftrag seines Berliner Vorgesetzten nachkam, berichtete, dass der Papst dem deutschen Gesandten zunächst schweigend zugehört habe. Dann habe er in aller Ruhe gesagt, ihn bekümmere nicht, was ihm zustoßen werde. Doch käme es zu einem Konflikt zwischen der Kirche und dem deutschen Staat, so würde der Staat den Kürzeren ziehen. Kommentar von Bergen:

{{Zitat
|Text=Der Papst ist so wenig durch Drohungen zu beeinflussen wie wir selbst.
|ref=<ref>Zitiert nach: Victor Conzemius: ''Schreien oder Schweigen? Das Dilemma eines Papstes.'' In: ''Vaterland'', Nr. 209, 9. September 1988.</ref>}}

Auch von jüdischer Seite wurde das Verhalten Pius’ anerkannt:

{{Zitat
|Text=Das [[Juden|Volk von Israel]] wird nie vergessen, was Seine Heiligkeit für unsere unglücklichen Brüder und Schwestern in dieser höchst tragischen Stunde unserer Geschichte tut. Das ist ein lebendiges Zeugnis der göttlichen Vorsehung in dieser Welt. – [[Isaak HaLevy Herzog]]
|ref=<ref>[[Isaak HaLevy Herzog]] am 28. Februar 1944 in [[Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale]], Bd. X, S.&nbsp;292.</ref>}}

==== Intervention bei Hitler ====
Am 21. Juni 1943 entsandte Pius seinen Nuntius in Berlin, [[Cesare Orsenigo]], zu Hitler. Dieser berichtete:<ref>Erklärung Msgr. Orsenigos gegenüber Professor Edoardo Senatra wenige Tage nach der Intervention, wiedergegeben im Petrusblatt, dem Organ der Diözese Berlin, Nr. 14 vom 7. April 1963 Seite 2, dort mit dem offensichtlich falschen Datum November 1943 (zu der Zeit war Hitler auf der Wolfsschanze und nicht in Berchtesgaden). [https://www.catholicculture.org/culture/library/view.cfm?id=1438&CFID=71816372&CFTOKEN=13605639 ''The Record of Pius XII’s Opposition to Hitler''] nennt den 21. Juni 1943.</ref>

{{Zitat
|Text=In allerhöchstem Auftrag bin ich vor einigen Tagen nach Berchtesgaden geflogen. Ich wurde vom Führer und Kanzler Hitler empfangen, aber sobald ich das Thema Juden und Judentum … angeschnitten hatte, drehte sich Hitler ab, ging ans Fenster und trommelte mit den Fingern gegen die Scheibe. Sie können sich vorstellen, wie peinlich es mir war, im Rücken meines Gesprächspartners mein Vorhaben vorzutragen. Ich tat es trotzdem. Dann drehte sich plötzlich Hitler um, ging an einen Tisch, wo ein Glas Wasser stand, faßte es und schleuderte es wütend auf den Boden. Mit dieser hochdiplomatischen&nbsp;[…] Geste durfte ich meine Mission als beendet und gleichzeitig leider als abgelehnt betrachten.}}

==== Zur Deportation römischer Juden 1943 ====
Gleich nach der Machtübernahme in Italien ([[Fall Achse]]) und der [[Unternehmen Eiche|Befreiung Mussolinis]] (12. September 1943) befahl Hitler die Deportation aller Juden aus Rom. Der Befehl wurde SS-Obersturmbannführer [[Herbert Kappler]], dem örtlichen [[Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD]], Mitte September mündlich und schriftlich übermittelt.<ref>M. Tagliacozzo: ''La Communità di Roma sotto l’incubo della svastica – La grande razzia del 16 ottobre 1943.'' In: ''Gli ebrei in Italia durante il Fascismo''; Quaderni del Centro di Docum. Ebraica Contemporanea, Nr. 3, Mailand, 1963, S. 9. Vgl. auch Aussage Kapplers bei seinem Prozess; dokumentiert in: [http://www.nizkor.org/ftp.cgi/people/e/eichmann.adolf/transcripts/Testimony-Abroad/ftp.py?people/e/eichmann.adolf/transcripts/Testimony-Abroad//Herbert_Kappler-01 The Nizkor Project]</ref> Kenntnis von diesem Vorhaben bekamen der Oberbefehlshaber Süd, Feldmarschall [[Albert Kesselring]], der Stadtkommandant [[Rainer Stahel]], der SS- und Polizeichef in Italien, Obergruppenführer [[Karl Wolff (SS-Mitglied)|Karl Wolff]], sowie die beiden deutschen Botschaften in Rom. Robert Katz behauptet, dass auch Pius XII. von der deutschen Vatikanbotschaft informiert worden sei.<ref>''Black Sabbath.'' London 1969, S.&nbsp;139; (zuletzt auch in: ''Rom 1943–1944.'' Essen 2006; S.&nbsp;106 = NY 2003). Katz leitet seine These von einer Interviewaussage Eitel F. Möllhausens ab (deutsche Botschaft, Rom). Es gibt dafür aber keine weitere Bestätigung.</ref>

Wegen der angespannten Lage in Rom waren alle deutschen Dienststellen gegen einen Vollzug der Maßnahme – oder zumindest gegen ein schnelles Vorgehen.<ref>Vgl. die berühmten Möllhausen-Telegramme am 6. und 7. Okt. 1943 an das Ribbentrop-Amt: ''Akten zur deutschen auswärtigen Politik'', hrsg. von Bußmann, W. u.&nbsp;a., Serie E: 1941–1945, Bd. VII. Ebenso: Möllhausen, E.: ''Die gebrochene Achse.'' Alfeld 1949, S. 112&nbsp;f.</ref> Daher beorderte [[Adolf Eichmann]] noch im September unter der Leitung des bewährten SS-Sturmbannführers [[Theodor Dannecker]] ein spezielles Einsatzkommando mit allen Vollmachten nach Rom. Das Kommando kam in der ersten Oktoberwoche in Rom an. Innerhalb von zwei Wochen erarbeiteten Dannecker und sein Stab einen Plan für eine umfassende Razzia.<ref>Zu Danneckers Mission mit Belegen aus Prozessakten: Steur, C., Theodor Dannecker: ''Ein Funktionär der Endlösung.'' Tüb. 1997, S.&nbsp;116&nbsp;ff.</ref>

Am frühen Morgen des [[Schabbat]]tages am 16. Oktober 1943 begann die sogenannte „Judenaktion“ mit der Abriegelung und systematischen Durchkämmung des alten Ghettos. Gleichzeitig fuhren in ganz Rom kleine Kommandos jene Adressen an, an denen Juden gemeldet waren.<ref>Zum Beispiel: M. Tagliacozzo: ''La persecuzione degli ebrei a Roma.'' In: Picciotto Fargion, L.: ''L’occupazione tedesca e gli ebrei di Roma. Documenti e fatti.'' Mailand 1979; F. Coen: ''16 ottobre 1943. La grande Razzia degli ebrei di Roma.'' Florenz 1993.</ref> Insgesamt sind 1259 Personen jedes Alters verhaftet und in der leer stehenden [[Kadettenanstalt]] ''[[Centro Alti Studi per la Difesa#Geschichte|Collegio Militare di Roma]]'' im Palazzo Salviati, in der Nähe des [[Regina-Coeli-Gefängnis]]ses, nicht weit vom Vatikan entfernt, gesammelt worden. Dort wurden am späten Nachmittag nach näherer Überprüfung der Identitäten 236 Personen wieder freigelassen, weil sie nach den [[Italienische Rassengesetze|italienischen Rassengesetzen]] als „[[Jüdischer Mischling|jüdische Mischlinge]]“, Ehegatten aus Mischehen und geschützte Ausländer nicht als Juden galten. Die verbleibenden Menschen seien „hauptsächlich Frauen, Kinder, Kranke, Alte. Ich erinnere mich auch daran, dass eine junge Frau, Marcella Perugia, einen Jungen zur Welt brachte“ (Arminio Wachsberger, zum offiziellen Dolmetscher während der Razzia ernannt).<ref>L. Picciotto Fargion: ''Il libro della memoria. Gli Ebrei deportati dall’Italia (1943–1945).'' 2. Auflage. Mailand 2002; S.&nbsp;881&nbsp;f.</ref>

Unmittelbar nach Beginn der Aktion wurde die katholische Prinzessin Enza Aragona Cortes telefonisch alarmiert. Da sie Pius persönlich kenne, solle sie den Papst um Hilfe bitten. Principessa Aragona fuhr sofort zum Apostolischen Palast und informierte Pius über die Judenverhaftungen auf der anderen Seite des Tiber. Ihre dringende Bitte um Intervention vor Ort schlug der Papst aus.<ref>Interview am 9. Juni 1969 in: Graham, R. A.: ''La strana condotta di E. von Weizsäcker, Ambasciatore del Reich in Vaticano.'' In: [[La Civiltà Cattolica]] 121 (1970), S. 466; auch: TV-Interview in: ''Pius XII – the Pope, the Jews and the Nazis'' (BBC, 1995).</ref> Er beauftragte stattdessen seinen Staatssekretär Kardinal [[Luigi Maglione]], den Vatikan-Botschafter [[Ernst Freiherr von Weizsäcker]] einzubestellen und ein Ende der Razzia zu verlangen. Persönlich empfing Pius den Botschafter nicht.

Im Protokoll vermerkte Kardinal Maglione, was er dem Botschafter wörtlich sagte:<ref>Protokoll dokumentiert in: ''[[Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale]].'' Band IX, Dokument 368, S. 505&nbsp;f.</ref>
{{Zitat
|Text=Es ist schmerzhaft für den Heiligen Vater, kaum zu sagen, wie schmerzhaft, dass gerade in Rom unter den Augen des Vaters aller so viele Personen leiden müssen, nur weil sie einer bestimmten Rasse angehören.}}

Weizsäcker antwortete, dass er selbst nichts machen könne, da die Anweisungen zur Razzia von „allerhöchster Stelle“ gekommen seien. Von einem Protest des Heiligen Stuhls rate er dringend ab; das würde nur Konsequenzen für die Kirche provozieren. Das Gespräch endete ohne greifbares Ergebnis.

Nach diesem vergeblichen Vorstoß auf diplomatischer Ebene versuchte Pius XII. über die Stadtkommandantur, die Razzia aufzuhalten. Er sandte am Nachmittag seinen Verbindungsmann zu den deutschen Dienststellen, den Generalsuperior der [[Salvatorianer]] Pater [[Pankratius Pfeiffer]], zu den deutschen Dienststellen und zu General Stahel. Doch auch Stahel wies das Ansinnen von sich mit der Bemerkung, dass er nichts damit zu schaffen habe; die Aktion sei allein Sache der SS. „Trotzdem habe ich selbstverständlich Ihre Bedenken den zuständigen Stellen umgehend zur Kenntnis gebracht.“<ref>[https://www.vatican.va/archive/actes/documents/Volume-9.pdf ''Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale.'' Band IX,] Dokument 373, S. 510 Anm. 4; Dokument 383, S. 519.</ref> Weitere Versuche bei anderen Dienststellen unternahm Pius nicht. Weder zum örtlichen SD-Hauptquartier in der [[Museo storico della Liberazione|Via Tasso]] noch zum Feldmarschall [[Albert Kesselring]] noch zum verantwortlichen höchsten SS-Polizeichef [[Karl Wolff (SS-Mitglied)|Karl Wolff]] noch zum eigenen Nuntius in Berlin ([[Cesare Orsenigo]]) wurde Kontakt aufgenommen. Der Heilige Stuhl sah auch von einer Presseverlautbarung ab.

Der Neffe des Papstes, [[Carlo Pacelli]], nahm am Morgen des 16. Oktober wegen der Razzia Kontakt mit dem Bischof der deutschen Gemeinde zu Rom, [[Alois Hudal]], auf. Hudal schrieb daraufhin noch am 16. Oktober in einem Brief an den Stadtkommandanten Stahel, dass ein päpstlicher Protest drohe, falls die Razzia weitergehe.<ref>Vollständiger Andruck des Hudalbriefes bei Rainer Decker, [https://www.herder.de/rq/hefte/archiv/113-2018/3-4-2018/bischof-alois-hudal-und-die-judenrazzia-in-rom-am-16-oktober-1943/ ''Bischof Alois Hudal und die Judenrazzia in Rom am 16. Oktober 1943''], in: Römische Quartalschrift 113 (2018), Heft 3–4, S. 233–255.</ref> Bischof Hudal hielt später in einer kurzen Notiz fest, dass General Stahel ihn am Sonntag (17. Oktober) angerufen und mitgeteilt habe, dass die Razzia eingestellt werde.<ref>In einer Fußnote im Dokument 373 (Anmerkung 4): ''Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale.'' Band IX, S. 510.</ref> Er habe mit [[Heinrich Himmler]] ([[Reichsführer SS]]) telefoniert und ihm die angespannte Situation in Rom erläutert, woraufhin dieser die Razzia habe abbrechen lassen. Ob es dieses Telefonat wirklich gab und welche Wirkung es ggf. hatte, ist noch nicht geklärt.<ref>Graham, R. A.: ''La strana condotta di E. von Weizsäcker, Ambasciatore del Reich in Vaticano.'' In: La Civiltà Cattolica 121 (1970), S. 469&nbsp;f.; L. E. Hill: ''The Vatican Embassy of Ernst von Weizsäcker.'' In: ''Journal of Modern History.'' 39 (1967), S. 148&nbsp;ff.; M. Phayer: ''Pius XII. The Holocaust and the cold War.'' Indiana University Press, 2008, S. 76&nbsp;f. Rainer Decker, [https://www.herder.de/rq/hefte/archiv/113-2018/3-4-2018/bischof-alois-hudal-und-die-judenrazzia-in-rom-am-16-oktober-1943/ ''Bischof Alois Hudal und die Judenrazzia in Rom am 16. Oktober 1943''], in: Römische Quartalschrift 113 (2018), Heft 3-4, hier S. 246-250.</ref>

Die verhafteten Juden Roms wurden nach zwei Tagen Internierung am Montag, den 18. Oktober, vom römischen [[Bahnhof Roma Tiburtina|Verladebahnhof Tiburtina]] aus in achtzehn Viehwaggons direkt nach Auschwitz deportiert (Transportnr.: X70469). Dort kamen sie am Freitagabend an. Während der Fahrt starben mindestens sieben Menschen und am Samstagmorgen, dem 23. Oktober, wurde der Transport von [[Josef Mengele]] „selektiert“. Er musterte 184 Menschen, ein Drittel davon Frauen, als arbeitsfähig aus, die übrigen 839 Personen schickte er sofort in die Gaskammer des [[KZ Auschwitz-Birkenau]]. Von den „Arbeitsfähigen“ überlebten 15 Männer und eine Frau das KZ.<ref>F. Coen: ''16 ottobre 1943. La grande Razzia degli ebrei di Roma.'' Florenz 1993 S. 103&nbsp;ff.; ''Black Sabbath.'' London 1969, S. 260&nbsp;ff.</ref> Die einzige überlebende Frau, Signora Settimia Spizzichino, erhob später Vorwürfe gegen Pius XII.: Er habe es unterlassen, auch nur ein einziges Kind zu retten – dies hätte er ohne eigenes Risiko tun können.<ref>Vgl. ihre Autobiografie: ''Gli anni rubati.'' 2. Auflage. Cava de’ Tirreni 2001.</ref>

Einige Tage nach der Razzia bestimmte Pius XII. kraft seines Amtes allgemeines [[Kirchenasyl]] für alle jetzt untergetauchten und flüchtigen Juden in Rom und im besetzten Italien. Zu den Asylorten zählten die Klöster, andere kirchliche Häuser und Institute, die Patriarchalbasiliken, der päpstliche Sommersitz [[Castel Gandolfo]] und der Vatikan selbst. Nach verlässlichen Schätzungen konnten sich allein in Rom bis zur Befreiung am 4. Juni 1944 in mindestens 150 Einrichtungen rund 4500 Juden versteckt halten.<ref>Beispielhaft für die zahlreichen Belege: A. Gaspari: ''Gli ebrei salvati da Pio XII''; Rom 2001. G. Loparco: ''Gli Ebrei negli istituti religiosi a Roma (1943–1944). Dall’arrivo alla partenza.'' In: Rivista di storia della chiesa in Italia 58 (2004), S. 107–210. A. Riccardi: ''L’inverno più lungo 1943–1944: Pio XII, gli ebrei e i nazisti a Roma''; Rom 2008.</ref>

Mittlerweile ist in der Forschung nahezu unstrittig, dass die folgenreiche Asylorder von Pius XII. persönlich kam. Es gibt vereinzelten Widerspruch: [[Susan Zuccotti]] bestreitet eine Verbindung zum Papst und begründet dies damit, dass belegende Dokumente fehlen. Die vereinzelte Aufnahme schutzsuchender Juden sei auf eigenen Entschluss von Klöstern erfolgt.<ref>''Pius XII and the Rescue of Jews in Italy: Evidence of Papal Directive?'' In: [[Joshua D. Zimmerman]] (Hrsg.): ''Jews in Italy under Fascist and Nazi Rule''. Cambridge Press/NY 2005, S. 287&nbsp;ff.</ref>

Die Asylaktion wurde in Berlin als offene Provokation aufgefasst. [[Klaus Kühlwein]] deutete 2008 in seiner Schrift ''Warum der Papst schwieg'' das überraschende Asyldekret als abrupte Kehrtwende der vatikanischen Politik und schrieb pointiert von einem „Damaskus-Erlebnis“ bei Pius XII.<ref>''Warum der Papst schwieg.'' Düsseldorf 2008, S. 56. Auch schrieb Kühlwein, Pius XII. habe eine „[[Jakobus der Ältere|Jakobs]]-Nacht“ durchlebt, die den Sinneswandel eingeleitet habe (S. 212&nbsp;f.). Anlass sei der Schock der Judendeportation in seiner Bischofsstadt gewesen und sein Unvermögen, die Verhafteten zu retten.</ref> 2015 veröffentlichte Kühlwein einen Offenen Brief an Papst [[Franziskus (Papst)|Franziskus]], in dem er diesen bat, den „im Vatikan unterstützten Mythos über Pius XII. als Retter der Juden während der Razzia“ zu beenden. Dieser Mythos verdränge die Wahrheit und verhindere die aussöhnende Erinnerung.<ref>Klaus Kühlwein: ''Pius XII. und die Judenrazzia in Rom.'' Düsseldorf 2008, S. 328&nbsp;f.</ref>

Während der deutschen Besatzung Roms unterlief Pius die Verhaftungswelle wirkungsvoll, indem er Pater [[Pankratius Pfeiffer]] direkte Order erteilte, für wen er sich im Einzelnen bei der Besatzung oder bei der SS einzusetzen habe.<ref>Stefan Samerski: ''Im Dienst der Kirche ständig bemüht um die Rettung von Menschen. Erinnerung an Pater Pankratius Pfeiffer SDS (1872–1945).'' In: L’Osservatore Romano, Wochenausg. in deut. Sprache, Bd. 35 (2005) S. 5. Ein Buch von Samerski war für den 5. Dezember 2012 angekündigt; es erschien im August 2013: ''Pancratius Pfeiffer, der verlängerte Arm von Pius XII. '' Schöningh-Verlag, 978-3506767264</ref> Auf diese Weise konnten viele Menschen befreit werden, die die Besatzer bereits inhaftiert hatten, darunter Kommunisten, Royalisten und Juden. Bei dem alsbald als „Engel von Rom“ stadtbekannten Pankratius Pfeiffer machten viele italienische Familien Eingaben für ihre gefangenen Angehörigen. 90&nbsp;Prozent der später als „Pfeiffers Liste“ bekannt gewordenen Initiativen gehen auf direkte Order Pius’ XII. zurück.

Zu erwähnen ist, dass während dieser Zeit Pius XII. selbst Gefangener im Vatikan war. Schon zu Beginn der Machtübernahme in Rom plante Hitler die Entführung des Papstes und seine Internierung in Deutschland. Einen entsprechenden Befehl zur Vorbereitung der Aktion erteilte er SS-General Wolff.<ref>Vgl. D. Kurzman: ''A Special Mission, Hitler’s Secret Plot to Seize the Vatican and Kidnap Pope Pius XII.'' Cambridge/MA 2007.</ref> Allerdings zögerte Hitler so lange mit dem endgültigen Einsatzbefehl, dass die Aktion am Ende nicht mehr ausgeführt werden konnte. Pius selbst rechnete ernsthaft mit einer Besetzung des Vatikans und der Verhaftung seiner Person. Für diesen Fall hatte er einen schriftlichen Amtsverzicht vorbereitet.

Nach der Befreiung Roms durch die Alliierten bekam Pius zahlreiche Dankbesuche und Dankschreiben von jüdischen Organisationen und einzelnen Repräsentanten für seine Rettungsaktion durch [[Kirchenasyl]]. Der damalige [[Großrabbiner]] von Rom [[Eugenio Zolli|Israel Zolli]], der ebenfalls durch das Kirchenasyl die Verfolgung überlebte, ließ sich 1945 katholisch taufen und nahm als [[Taufname]]n ''Eugenio Pio'' an, den bürgerlichen Namen und den Papstnamen Pius’ XII.<ref>[https://www.santiebeati.it/dettaglio/92728 Biografie von Eugenio Zolli] auf ''santiebeati.it''</ref>

==== Zu slowakischen Juden 1943 ====
Im Frühjahr 1943 verhinderte Pius XII. auf diplomatischem Wege die Fortsetzung der von der kollaborierenden slowakischen Regierung betriebenen Judendeportationen. Dieser Schritt wird vereinzelt unter den Verdacht gestellt, der Papst habe in erster Linie dem Ansehen der Kirche helfen wollen. Denn in der Slowakei bekleidete der Priester [[Jozef Tiso]], vgl. auch [[Klerikalfaschismus]], das Amt des Präsidenten, und auch weitere hohe Staatsämter wurden von Geistlichen ausgeübt. Der „Außenminister“ des Vatikans, [[Domenico Tardini]], stellte fest, dass die slowakische Beteiligung an den Judendeportationen dem Ansehen der Kirche massiv schaden könnte. In der Vermutung, dass die Juden nach Kriegsende auf der Seite der Sieger stehen würden, habe der Papst sodann zum Handeln geraten. Eine andere Sicht der Dinge lässt aber auch den Schluss zu, dass Pius XII. es in diesem Einzelfall besonders leicht hatte, da der Präsident der Slowakei ein Priester war. Weitere diplomatische Eingaben ähnlicher Intention an andere Regierungen hatten nicht den gleichen Erfolg.

==== Zu polnischen Juden ====
Der Vatikan weigerte sich, die deutschen Eroberungen ([[Überfall auf Polen]]) und [[Annexion]]en in Polen ([[Generalgouvernement]]) anzuerkennen, solange nicht entsprechende Friedensverträge unterzeichnet seien. Hitler antwortete damit, dass er das Reichskonkordat fortan ausschließlich auf das Gebiet des [[Altreich (Deutschland)|Altreichs]] anwende. Dies bedeutete eine Einengung des Zuständigkeitsbereichs des [[Apostolischer Nuntius#Apostolische Nuntien im Deutschen Reich|vatikanischen Nuntius in Deutschland]] auf ebendieses Gebiet. Wenn der Vatikan die deutsche Anwesenheit in diesen besetzten und eroberten Gebiete nicht anerkenne, so Hitler, dann anerkenne Deutschland auch nicht das Recht des Hl. Stuhles, mit ihm irgendein diesen Raum betreffendes Problem zu erörtern.<ref>Robert Graham: ''Papst Pius XII. und seine Haltung zu den Kriegsmächten.'' In: ''Pius XII. zum Gedenken.'' Schambeck, Berlin 1977, 161.</ref> So wurde in den [[Deutsche Besetzung Polens 1939–1945|deutsch besetzten Gebieten]] durch die Reichsregierung ein „vertragsloser Zustand“, also ein konkordatsloser Status, herbeigeführt.<ref>Dieter Albrecht: ''Notenwechsel zwischen Hl. Stuhl und Dt. Reichsregierung.'' Bd. 2 Dok. 15*, S. 235/37, und Bd. 3, Dok. 934, S. 657/58; Albrecht: ''Kirche im Deutschen Reich.'' S. 164. ''Goebbels-Tagebücher'', Bd. 2/6, S. 181.</ref> Von diesem Moment an hatte das [[Auswärtiges Amt|deutsche Außenministerium]] einen leichten Vorwand, die Appelle und Proteste des Hl. Stuhles, die sich auf Vorkommnisse in jenen Gebieten bezogen, abzuweisen. Eingaben dieses Inhalts wurden den jeweiligen Überbringern teilweise urschriftlich zurückgegeben und fanden daher nicht den Eingang in die entsprechenden Archive<ref>Dieter Albrecht: ''Notenwechsel zwischen Hl. Stuhl und Dt. Reichsregierung.'' Bd. 3, S. XXXII, und in Dok. 1000, S. 695/97; auch in Friedländer: ''Pius XII.'' S. 122/23; Albrecht: ''Kirche im Deutschen Reich.'' S. 168/69; Pierre Blet: ''Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans.'' S. 90; Falconi: ''Schweigen.'' S. 242.</ref> oder blieben in den Registerschränken des Auswärtigen Amts liegen.<ref>Dies ergab die Vernehmung [[Joachim von Ribbentrop]]s im [[Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher]]: ''Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof. Amtlicher Text in deutscher Sprache.'' Bd. X, S. 162.</ref>

Zudem waren allein in Polen etwa 2000 Priester und Ordensleute, darunter vier Bischöfe,<ref>Pierre Blet: ''Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans.'' S. 70.</ref> ermordet worden. Die Struktur der [[Römisch-katholische Kirche in Polen|katholischen Kirche in Polen]] war so sehr zerstört, dass die verbliebene keine zentral gesteuerten Maßnahmen mehr erlaubte.<ref>Pierre Blet: ''Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans.'' S. 87.</ref> Vatikanischer Diplomatenverkehr in das [[Generalgouvernement]] war aufgrund der genannten Haltung der Reichsregierung nur höchst eingeschränkt möglich. Ab Mitte 1943 bestand praktisch kein Kontakt zwischen Vatikan und polnischer Kirche mehr.<ref>Pierre Blet: ''Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans.'' S. 85&nbsp;ff.</ref>

==== Abwägung der Folgen von Protesten ====
Dem Verhalten von Pius XII. lag die Vermutung zu Grunde, dass ein öffentlicher Protest die Nationalsozialisten nicht dazu bewegen würde, ihre Haltung zu ändern, sondern im Gegenteil diese provozieren würde, noch schärfere Maßnahmen zu ergreifen, trotz der Erfahrung des Protests Clemens August Graf von Galens, des Bischofs von Münster, der die zumindest zeitweilige Einstellung der Euthanasie zur Folge hatte. Dass es auf laute öffentliche Proteste hin zu gezielter Repression kommen konnte, belegen die Geschehnisse in den [[Niederlande]]n. Dort hatten die katholischen Bischöfe gegen die bevorstehenden Deportationen protestiert, woraufhin die deutsche Besatzungsmacht Ende 1942 gezielt Katholiken jüdischer Abstammung inhaftierte und deportierte. [[Arthur Seyß-Inquart]] bezeichnete die Deportation katholischer Juden in einer Stellungnahme vom 3. August als „Gegenmaßnahme gegen den Hirtenbrief vom 26. Juli“.<ref>Zitiert nach: Schmid: ''Papst Pius XII. begegnen.'' Augsburg, 2001, S. 96. Vgl. auch Hesemann: ''Der Papst, der Hitler trotzte.'' S. 176.</ref> Papst Pius sah sich daher gezwungen, eine Abwägung zu treffen:

{{Zitat
|Text=Den an Ort und Stelle tätigen Oberhirten überlassen Wir es, abzuwägen, ob und bis zu welchem Grade die Gefahr von Vergeltungsmaßnahmen und Druckmitteln im Falle bischöflicher Kundgebungen sowie andere vielleicht durch die Länge und Psychologie des Krieges verursachten Umstände es ratsam erscheinen lassen, trotz der angeführten Beweggründe, ''ad maiora mala vitanda''<ref>''Lat.'' ‚Um Schlimmeres zu verhindern‘. Übers. d. Verf.</ref> Zurückhaltung zu üben. Hier liegt einer der Gründe, warum Wir selber Uns in Unseren Kundgebungen Beschränkung auferlegen; die Erfahrung, die Wir im Jahre 1942 mit päpstlichen, von Uns aus für die Weitergabe an die Gläubigen freigestellten Schriftstücken gemacht haben, rechtfertigt, soweit Wir sehen, Unsere Haltung.
|Autor=Pius XII<ref name="brief-20041943" />}}

==== Zu deutschen Bischöfen ====
Pius XII. unterließ es nicht, den Bischöfen in Deutschland Mut zuzusprechen, ihrerseits für die Menschlichkeit einzustehen und sich nicht durch den Gedanken an einen „Vaterlandsverrat“ davon abhalten zu lassen. Er ermunterte sie sogar, in einzelnen Fragen ihre Stimme zu erheben.<ref name="brief-20041943" /> Hierdurch trat Pius offen der auf Beschwichtigung und Nichtkonfrontation ausgerichteten Linie der Deutschen Bischofskonferenz entgegen. Diese in der Deutschen Bischofskonferenz mehrheitlich vertretene Linie wurde vor allem von ihrem Vorsitzenden [[Adolf Bertram|Kardinal Bertram]], dem Erzbischof von Breslau, vorgegeben. Ihr entgegengetreten sind im Wesentlichen nur [[Clemens August Graf von Galen]], [[Joannes Baptista Sproll]], [[Konrad Graf von Preysing|Konrad von Preysing]] und [[Michael von Faulhaber|Kardinal Faulhaber]].<ref>[[Antonia Leugers]] in: ''Gegen eine Mauer bischöflichen Schweigens. Der Ausschuß für Ordensangelegenheiten und seine Widerstandskonzeption 1941–1945.'' Knecht, Frankfurt am Main, 1996.</ref>

{{Zitat
|Text=Man wende nicht ein, daß bischöfliche Kundgebungen, die mutvoll der eigenen Regierung gegenüber für die Rechte der Religion, der Kirche, der menschlichen Persönlichkeit, für Schutzlose, von der öffentlichen Macht Vergewaltigte eintreten, gleichviel ob die Betroffenen Kinder der Kirche oder Außenstehende sind – daß solche Kundgebungen eurem Vaterland in der Weltöffentlichkeit schaden. Jenes mutvolle Eintreten für Recht und Menschlichkeit stellt euer Vaterland nicht bloß, wird euch und ihm vielmehr in der Weltöffentlichkeit Achtung schaffen und kann sich in Zukunft sehr zu seinem Besten auswirken. […] Es hat Uns, um ein naheliegendes Beispiel zu nehmen, getröstet, zu hören, daß die Katholiken, gerade auch die Berliner Katholiken, den sogenannten Nichtariern in ihrer Bedrängnis viel Liebe entgegengebracht haben, und Wir sagen in diesem Zusammenhang ein besonderes Wort väterlicher Anerkennung wie innigen Mitgefühls dem in Gefangenschaft befindlichen Prälaten [[Bernhard Lichtenberg|Lichtenberg]].
|Autor=Pius XII.<ref name="brief-20041943" />}}

Von den Verurteilungen des [[Nationalsozialismus]], die sein Vorgänger Pius XI. während seiner Amtszeit öffentlich ausgesprochen hatte, nahm Pius XII. nie etwas zurück noch relativierte er sie jemals.

=== Lehramt ===
Pius XII. erließ 40 [[Enzyklika|Enzykliken]] und war damit einer der aktivsten Päpste im Blick auf Lehrentscheidungen. Besondere Beachtung fanden neben ''[[Summi pontificatus]]''
* ''[[Mystici Corporis]]'' (29. Juni 1943): Damit versuchte er erstmals, die moderne römisch-katholische [[Ekklesiologie]] zu formulieren, die das [[Erstes Vatikanisches Konzil|Erste Vatikanische Konzil]] offengelassen hatte. Daran knüpfte das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] an.
* ''[[Divino afflante Spiritu]]'' (30. September 1943): Damit gab der Vatikan der [[Historisch-kritische Methode (Theologie)|historisch-kritischen]] Bibelwissenschaft größeren Spielraum gegenüber dem Dogma.
* ''[[Provida Mater]]'' (2. Februar 1947): Damit ließ er die sogenannten Weltlichen Institute neben den Orden zu und ermöglichte Laien eine eigenständige christliche Form des Zusammenlebens.
* ''[[Mediator Dei]]'' (20. November 1947): Damit erkannte er die [[liturgische Bewegung]] an, wobei er die Autorität der Priester gegenüber den Laien stark hervorhob.
* ''[[Humani generis]]'' (12. August 1950): Damit grenzte er sich gegen Versuche der [[Neo-Modernismus|neo-modernistischen]] „Nouvelle Théologie“ in Frankreich ab, scholastische Kategorien aufzunehmen, aber mit neuen Inhalten zu füllen. Demgegenüber hielt er am unverrückbaren Vorrang des päpstlichen Lehramts fest.
* ''[[Haurietis aquas]]'' (15. Mai 1956): eine Enzyklika zur [[Herz-Jesu-Verehrung]].

Als wichtigste Lehrentscheidung dieses Papstes gilt die [[Apostolische Konstitution]] ''[[Munificentissimus Deus]]'' vom 1. November 1950, die die [[leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel]] als [[Dogma]] proklamierte. Dies war das erste Mal seit dem Ersten Vatikanischen Konzil 1870 – und bis heute das einzige Mal –, dass ein Papst von seiner [[Päpstliche Unfehlbarkeit|Unfehlbarkeit]] in Fragen der Lehre Gebrauch machte. Dem folgte am 11. Oktober 1954 die Enzyklika ''[[Ad caeli reginam]]'', die das Fest vom Königtum Marias einsetzte.<ref>Gottfried Maron: ''Pius XII.'' In: ''Theologische Realenzyklopädie.'' Band 26, 4. Auflage. 1996, S. 675&nbsp;f.</ref>

Zur Soziallehre und vielen sozialen und politischen Fragen nahm Pius in Form zahlreicher Vorträge, Ansprachen und Radiobotschaften Stellung, darunter 1944 zu Regierungsformen: Die christlich geläuterte [[Repräsentative Demokratie|parlamentarische Demokratie]] sei autoritären Systemen heute vorzuziehen. Traditionell bevorzugte die katholische Kirche wegen ihrer eigenen monarchischen Struktur eher die [[Monarchie]]. Die Aufzeichnungen seiner Äußerungen zur Soziallehre umfassen über 4000 Seiten.<ref>Arthur Fridolin Utz, Joseph Fulko Groner (Hrsg.): ''Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens. Soziale Summe Pius’ XII.'' Drei Bände, Freiburg i.&nbsp;Ue. 1954–1961</ref>

Die von seinem Vorgänger begonnene Enzyklika zum Antisemitismus stellte Pius XII. nicht fertig und erwähnte sie nie.<ref>Georges Passelecq, Bernard Suchecky: ''Die unterschlagene Enzyklika. Der Vatikan und die Judenverfolgung.'' Hanser Verlag, München/Wien 1997. (Französische Originalausgabe: ''L’encyclique cachée de Pie XI. Une occasion manquée de l’Église face à l’antisemitisme.'' Paris 1995.)</ref> Der Entwurf dazu wurde erst 2003 bei der Freigabe des Archivs aus der Regierungszeit Pius’ XI. bekannt. Der Kirchenhistoriker [[Hubert Wolf (Theologe)|Hubert Wolf]] führt die Entscheidung seines Nachfolgers nicht auf eine Billigung des Antisemitismus, sondern auf sein Amtsverständnis zurück: Für Pius XII. sollte der Heilige Stuhl als Oberhaupt aller Katholiken strikte Neutralität in politischen Fragen wahren, zu denen er auch die „Judenfrage“ gezählt habe.<ref>Hubert Wolf: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' München 2009, S. 205–240.</ref> Wichtige Aussagen über die Einheit des Menschengeschlechtes sind allerdings in seine Antrittsenzyklika [[Summi pontificatus]] übernommen worden.

Erhebliche Folgen besonders in Italien hatte das Dekret des Heiligen Offiziums vom 1. Juli 1949, das jedem Katholiken mit der [[Exkommunikation]] drohte, der einer kommunistischen Partei beitritt, kommunistische Bücher und Zeitschriften herausgibt, sie liest oder in ihnen schreibt. Papst Pius XII. verkündete dieses Dekret am 13. Juli 1949.<ref>Dieter Bänsch: [http://books.google.ch/books/about/Die_f%C3%BCnfziger_Jahre.html?id=zMzuMLHFKN4C&redir_esc=y ''Die fünfziger Jahre.''] Narr Francke Attempto, Tübingen 1985, ISBN 978-3-87808-725-0, S. 415. (Google Books, abgerufen am 11. März 2012)</ref>

Pius XII. änderte auch das Vorgehen bei der ausnahmsweisen Aufnahme verheirateter, vormals protestantischer Pfarrer als Priester in die römisch-katholische Kirche. Bis dahin war dies – bei fortbestehendem Eheband – nur möglich gewesen, wenn die Frau zugleich in ein Kloster eintrat.

=== Nachkriegszeit ===
Ob es sich bei Fluchthilfeaktionen für als Kriegsverbrecher gesuchte Nationalsozialisten um Handlungen einzelner Vatikanvertreter oder um eine organisierte Aktion handelte und wie viel Papst Pius XII. darüber wusste, ist umstritten (siehe dazu ''[[Rattenlinien]]''). Die [[Alliierte]]n lehnten den Wunsch des Papstes, an den Friedensverhandlungen mit den „kleinen Verlierern“ des Zweiten Weltkrieges teilzunehmen, ab.

In einer programmatischen Ansprache am 21. Oktober 1945 an alle katholischen Frauenverbände Italiens widmete er sich der Stellung der Frau in der Gesellschaft und betonte ihr Recht, in selbst gewählter Form am politisch-gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Er zeigte sich anschließend enttäuscht, dass sein aufklärerisches Gedankengut unterdrückt worden sei; der [[L’Osservatore Romano|Osservatore Romano]] vermutete in einem Artikel am 30. August 1955 zum zehnten Jahrestag der päpstlichen Ansprache, dass die geringe Wirkung der päpstlichen Botschaft „in einer hartnäckigen und weit verbreiteten antifeministischen Mentalität zu suchen ist, die den richtigen persönlichen Wert der Frau ... , die ihr nach dem Plan des Schöpfers ... zufällt, nicht anerkennen will“.<ref>{{Literatur |Autor=Gertrud Heinzelmann |Titel=Die getrennten Schwestern |Verlag=Interfeminas-Verlag |Ort=Zürich |Datum=1967 |Seiten=15}}</ref>

In zwei [[Konsistorium|Konsistorien]] 1946 und 1953 ernannte Pius XII. insgesamt 56 neue Kardinäle. Er erweiterte und internationalisierte damit das Heilige Kollegium, so dass es seither Vertreter fast aller Kontinente umfasst (Afrika bekam erst 1960 unter Johannes XXIII. seinen ersten Kardinal). Er schloss weitere Konkordate mit [[Portugal]] (1940), [[Spanien]] (1953), der [[Dominikanische Republik|Dominikanischen Republik]] (1954) und [[Bolivien]] (1957). Er förderte die Herausbildung einer einheimischen Kirchenhierarchie in Staaten der „[[Dritte Welt|Dritten Welt]]“, um deren Eigenständigkeit und Unabhängigkeit zu betonen (unter anderem 1946 [[Republik China (1912–1949)|Republik China]], 1951 [[Südafrika]], 1955 [[Myanmar|Birma]]).

Pius nahm 33 [[Heiligsprechung]]en vor, darunter die seines frühen Förderers [[Pius X.]] Vor den Kardinälen äußerte sich der Papst am 2. Juni 1945 rückblickend zum Nationalsozialismus und zur Lage in Deutschland. In seiner Weihnachtsbotschaft 1950 gab er öffentlich bekannt, dass das Grab des [[Apostel]]s [[Simon Petrus]] in einer [[Vatikanische Nekropole|römischen Nekropole]] bei Ausgrabungsarbeiten, mit denen er Prälat [[Ludwig Kaas]] beauftragt hatte, unter dem [[Hochaltar]] des Petersdoms in Rom gefunden worden sei.

Für das [[Heiliges Jahr|Heilige Jahr]] 1950 erließ Papst Pius XII. ein ''Gebet für das Heilige Jahr'', das vom ''Vorbeter'' und ''Allen'' im Wechsel zu beten war. Dazu hatte er {{"|folgende Ablässe verliehen:
1. Einen Ablaß von sieben Jahren, so oft es verrichtet wird.
2. Einen vollkommenen Ablaß im Monat, wenn es den ganzen Monat lang täglich verrichtet wurde und wenn außerdem die hl. Sakramente der Buße und des Altares empfangen werden.}}<ref>Gebetszettel im Bistum Köln, ''Vordr. 127. F. Schmit, Siegburg''</ref>

=== Spätphase und Tod ===
Pius XII. schnitt seine Amtsführung im Vatikan in den Nachkriegsjahren so sehr auf seine Person zu, dass er für die Zeitgenossen zum Inbegriff des Papsttums überhaupt wurde. Nach dem Tode [[Luigi Maglione]]s 1944 ernannte er keinen Kardinalstaatssekretär mehr, sondern übte dieses Amt fortan in Personalunion aus. 1952 ernannte er in seinem zweiten und letzten [[Konsistorium]] stattdessen zwei Pro-Staatssekretäre. Domenico Tardini amtierte bis 1958 und neben ihm von 1952 bis 1954 Giovanni Battista Montini (der spätere Papst [[Paul&nbsp;VI.]]); beide hatten den Kardinalshut abgelehnt und wurden daher erst von Papst [[Johannes XXIII.]] im Dezember 1958 zu [[Kardinal|Kardinälen]] erhoben. Pius XII. ernannte 1941, als [[Lorenzo Lauri]] starb, auch keinen [[Camerlengo]] mehr. Das Amt blieb bis 1958 vakant. Bei Eintritt der [[Sedisvakanz]] am 9. Oktober 1958 bestimmten die Kardinäle, dass [[Benedetto Aloisi Masella]] die Aufgaben des Camerlengos wahrnehmen sollte, während Kardinal [[Eugène Tisserant|Tisserant]] als [[Kardinaldekan]] die Versiegelung der [[Apostolischer Palast|Privatgemächer]] und das Zerbrechen des [[Fischerring|Ringes]] vornahm.

Da Pius XII. im Frühjahr 1954 schwer erkrankte, wurde bei seiner Behandlung [[Paul Niehans]] hinzugezogen. Das Bulletin des päpstlichen Leibarztes Riccardo Galeazzi-Lisi vom 5.&nbsp;Februar 1954 brachte keine Hoffnung auf Besserung zum Ausdruck. In den Darstellungen des durch Schwester [[Pascalina Lehnert]] hinzugerufenen Arztes Niehans wird erwähnt, dass der Papst infolge einer [[Gastritis]] stark abmagerte und wochenlang an [[Schluckauf]] litt.<ref>Hannah Wunsch: [https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gesundheit/bei-chronischen-beschwerden-ist-guter-rat-teuer/83812.html ''Bei chronischen Beschwerden ist guter Rat teuer''.] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 31. Juli 1999.</ref><ref>{{Der Spiegel |ID=28958115 |Titel=Ampullen aus Heidelberg |Jahr=1954 |Nr=52}}</ref> Dies gilt als Resultat des manchmal 20-stündigen Arbeitstages des Papstes. Durch eine [[Frischzellentherapie|Zelltherapie]] konnte er den Papst kurieren. Vor dem Weihnachtsfest desselben Jahres erlitt Pius einen [[Zwerchfellhernie|Zwerchfellbruch]] mit Magenblutungen und erneutem Schluckauf, die wiederum von Niehans kuriert wurden.

So ließ ab 1954 die Schaffenskraft des alternden Papstes nach. Der französische Philosoph [[Jean Guitton]] bezeugte, dass Pius XII. angesichts der Zeitumstände eine klare Vorahnung davon hatte, dass er der letzte Papst typisch römischer Tradition sein werde („Il disait lui-même qu’il était ‚le dernier pape‘, ultime chaînon d’une longue dynastie“), seine Nachfolger also vor neuen Fragen stehen würden. Nach dem Zeugnis Domenico Kardinal Tardinis und des Jesuiten Riccardo Lombardi sah der Papst bereits voraus, dass sein Nachfolger ein Konzil einberufen werde; er selbst hatte dazu bereits in den 40er Jahren umfangreiche Vorarbeiten durchführen, jedoch wegen seiner abnehmenden Gesundheit wieder unterbrechen lassen. Sie wurden später von Johannes XXIII. zur Vorbereitung des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] herangezogen, dessen Dokumente vielfach auf das umfangreiche Lehramt Pius’ XII. Bezug nehmen und ihn über tausend Mal und damit (nach der Heiligen Schrift) am häufigsten zitieren. Dabei sind diese Zitate nach den Worten Papst [[Benedikt XVI.|Benedikts XVI.]] {{" |nicht nur Anmerkungen zur Bekräftigung dessen, was im Text gesagt wurde, sondern sie bieten einen Interpretationsschlüssel dafür}},<ref>Benedikt XVI.: [https://w2.vatican.va/content/benedict-xvi/de/speeches/2008/november/documents/hf_ben-xvi_spe_20081108_congresso-pioxii.html ''Ansprache an die Teilnehmer des Kongresses „Das Erbe des Lehramtes Pius’ XII. und das II. Vatikanische Konzil.“''] Auf der Website des Vatikans, 8. November 2008.</ref> weshalb die Lehre des Pacelli-Papstes heute noch von größter Bedeutung für die katholische Kirche ist.

Im Dezember 1956 verurteilte Pius XII. den Ansatz italienischer Linkskatholiken, demzufolge der Kommunismus als unvermeidlicher Abschnitt der geschichtlichen Entwicklung anzusehen und der Dialog mit Kommunisten daher gerechtfertigt sei. Nach Ansicht des Heiligen Offiziums unter Kardinal [[Alfredo Ottaviani]] war dieser Ansatz dazu geeignet, für erhebliche Verwirrung der Gläubigen in kommunistisch regierten Staaten zu sorgen.<ref>''[https://www.spiegel.de/politik/vatikan-a-c942f38f-0002-0001-0000-000043064894 Vatikan.]'' In: ''[[Der Spiegel]]'' 50/1956 (12. Dezember 1956).</ref>

[[Datei:Pontificale rouwdienst voor paus Pius XII.ogv|mini|Trauerveranstaltung für Pius XII., niederländische Nachrichtensendung]]
Papst Pius XII. litt über vier Jahre an sich verschlimmernden Gesundheitsstörungen, die es der stark auf seine Person konzentrierten Kurie erschwerten, die Kirchenregierung weiter zu gewährleisten. Am 5. Oktober 1958 feierte er seine letzte Heilige Messe und tätigte im Anschluss daran den Ausspruch „Adesso non posso più“ („Ich kann jetzt nicht mehr“). Pius XII. erlitt in [[Castel Gandolfo]] am 6. Oktober zwei und am 8. Oktober einen weiteren [[Schlaganfall]], an deren Folgen er mit 82 Jahren starb. Sein Tod war mehr noch als bei seinem Vorgänger von weltweiter Anteilnahme und Würdigungen seiner Person begleitet.

In seinem Testament hatte Pius geschrieben:
{{Zitat
|Text=Sei mir gnädig, o Herr, nach deiner großen Barmherzigkeit. Die Vergegenwärtigung der Mängel und Fehler, die während eines so langen Pontifikates und in solch schwerer Zeit begangen wurden, hat mir meine Unzulänglichkeit klar vor Augen geführt.}}

Der Leibarzt Pius’ XII., Riccardo Galeazzi-Lisi, sorgte nach dessen Tod für einen Skandal, als er [[Boulevardzeitung]]en Details aus der Krankengeschichte und heimlich aufgenommene Fotos des Papstes zum Kauf anbot. Als kompletter Fehlschlag erwiesen sich auch die Versuche der vatikanischen Totengräber, den Leichnam des Papstes nach althergebrachten Rezepturen für das Trauerzeremoniell vorzubereiten. Beim Tod des Papstes entschied man sich gegen moderne [[Einbalsamierung]]smethoden und benutzte Kräuter und [[ätherische Öle]] für die Konservierung. Dabei wurde der Tote zeitweilig in [[Kunststofffolie|Klarsichtfolie]] eingewickelt, damit die Mittel besser einwirken konnten. Dennoch konnte die Wirkung die einsetzende [[Verwesung]] nur ungenügend aufhalten. Wegen des unerträglichen Geruchs [[Synkope (Medizin)|kollabierten]] die an der Bahre des Papstes eingesetzten [[Päpstliche Schweizergarde|Gardisten]] und mussten in immer kürzeren Abständen ausgewechselt werden. Im Petersdom wurde Pius XII. auf einem hohen Podest aufgebahrt, damit die Gläubigen die Verfärbungen an Gesicht und Händen nicht wahrnehmen mussten.<ref>{{Internetquelle |autor=Benedikt Heider |url=https://www.katholisch.de/artikel/42877-aufbahrung-im-petersdom-pracht-macht-und-kontinuitaet |titel=Aufbahrung im Petersdom: Pracht, Macht und Kontinuität |werk=[[Katholisch.de]] |datum=2023-01-03 |abruf=2023-01-06}}</ref> Seine letzte Ruhe fand Pius in der [[Vatikanische Grotten|Krypta]] des Petersdoms, nur sechs Meter vom Petrusgrab entfernt, womit wohl seine Verdienste bei den [[Archäologie|archäologischen]] Ausgrabungen in Alt-St. Peter und der Capella Clementina gewürdigt werden sollten.

== Ehrungen und Seligsprechungsverfahren ==
[[Datei:Tumulo pio xii.jpg|mini|Grab Pius’ XII. in den [[Vatikanische Grotten|Vatikanischen Grotten]] des [[Petersdom]]s in Rom]]

Nach Pius XII. wurde 1949, also noch zu Lebzeiten, auf Beschluss des [[Magistrat von Berlin|Magistrats von Groß-Berlin]] die [[Pacelliallee]] in [[Berlin-Dahlem]] benannt, da sich an dieser Straße das [[Ordinariat (Behörde)|Bischöfliche Ordinariat]] der katholischen Kirche befand.<ref>Ingo Langner: {{Webarchiv|url=http://www.papstpiusxii.de/dokumente/Pius%20XII%20und%20Berlin.pdf |wayback=20201014111506 |text=''Papst Pius XII. und Berlin.'' |archiv-bot=2024-04-17 00:55:25 InternetArchiveBot }} In: Ausstellungskatalog ''Eugenio Pacelli – Papst Pius XII. / Die Papstausstellung'' (23. Januar bis 7. März 2009, [[Schloss Charlottenburg]]), S. 66–73.</ref> Weitere nach ihm benannte Straßen sind die Pacelliallee in [[Fulda]] und die [[Pacellistraße]] in [[München]]. Die Stadt [[Trier]] nannte 1957 zum 30. Jahrestag des Besuches von Pius XII. als Nuntius 1927 einen Teil der Moselstraße in [[Pacelliufer]] um.

Papst Paul VI. eröffnete 1965 den Seligsprechungsprozess für Pius XII. Als Voraussetzung für dessen [[Seligsprechung]] votierte die zuständige [[Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse|Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse]] im Mai 2007 zugunsten des [[Ehrwürdiger Diener Gottes|heroischen Tugendgrades]] des Papstes. Papst [[Benedikt XVI.]] würdigte seinen Vorgänger anlässlich des 50. Todestages am 9. Oktober 2008 mit einer feierlichen Messe im Kreise der Teilnehmer der [[Bischofssynode]]. In der Predigt hob Benedikt XVI. die Leistungen Pius’ XII. hervor und verteidigte ihn offen gegen Kritik.

Das Seligsprechungsverfahren für Pius XII. hat am 19. Dezember 2009 eine weitere wichtige Hürde genommen. Papst Benedikt XVI. hat an diesem Tag seinem Vorgänger den heroischen Tugendgrad zuerkannt. Damit ist das Beatifikationsverfahren in die entscheidende Phase getreten.<ref>[https://www.kath.net/news/24976 ''Heroischer Tugendgrad von Johannes Paul II. und Pius XII. anerkannt!''] [[kath.net]], 19. Dezember 2009.</ref> Für die Seligsprechung des Pacelli-Papstes braucht es noch den Nachweis einer Wunderheilung.

== Historische Debatte ==
=== Quellen ===
Die Beurteilung von Pius XII. wurde bis März 2020 durch die Quellenlage erschwert: Die kirchlichen Archive für seine Amtszeit als Nuntius, Kardinalstaatssekretär und Papst waren zum Teil verschlossen. 1966 wurden die Vatikanarchive bis 1933 freigegeben, 2003 die Vatikanarchive bis 1939. Die übrigen Akten von 1939 bis 1945 wurden erst 2020 durch Papst Franziskus veröffentlicht. Viele andere Archive wurden im Krieg zerstört, darunter die der bei einem Bombenangriff ausgebrannten Apostolischen Nuntiatur in Berlin.

Papst [[Johannes Paul II.]] gab im Gefolge seiner Schuldbekenntnisse für den katholischen [[Antijudaismus]] Wünschen jüdischer Historiker nach einer gemeinsamen Erforschung der Haltung von Pius XII. zur nationalsozialistischen Judenverfolgung statt. Daraufhin wurde im September 1999 eine jüdisch-katholische Historikerkommission eingerichtet, um die bisherigen Aktenausgaben zu Pius XII. zu überprüfen.

Im Verlauf der Auswertung von 2003 freigegebenen Vatikanakten kritisierte der Vatikan im April 2007 die Holocaustgedenkstätte [[Yad Vashem]]: Es sei unzutreffend, die Haltung von Papst Pius XII. zur Judenvernichtung in einer Porträtunterschrift als „umstritten“ zu kennzeichnen. Nachdem die Leitung der Gedenkstätte zugesagt hatte, den Text zu überprüfen, nahm der Apostolische Nuntius in Jerusalem entgegen seiner Absage am Holocaustgedenktag teil.<ref>[http://www.archivioradiovaticana.va/storico/2007/04/13/vatikan_gumpel_verteidigt_nuntius_in_israel/ted-128118 ''Vatikan: Gumpel verteidigt Nuntius in Israel.''] Radio Vatikan, 13. April 2007.</ref> Der israelische Botschafter beim Vatikan, Oded Ben-Hur, erklärte dazu, die Rolle des Papstes in der NS-Zeit sei nur durch die Öffnung der gesperrten Akten des [[Vatikanisches Apostolisches Archiv|vatikanischen Geheimarchivs]] endgültig zu klären.<ref>[http://www.archivioradiovaticana.va/storico/2007/04/14/irsael___vatikan_weiter_streit_um_pius_xii/ted-128303 ''Israel/Vatikan: Weiter Streit um Pius XII.''] Radio Vatikan, 14. April 2007.</ref>

Eine elfbändige Dokumentenauswahl der Jesuiten („Actes et Documents du Saint Siège“) umfasst die Jahrgänge 1938 bis 1945. Von den jüdischen Kommissionsmitgliedern wurde sie als unzureichend betrachtet; die Auswahlkriterien werden als nicht transparent angezweifelt. 12 ihrer Fragen dazu blieben unbeantwortet. Wegen der Verzögerung der Freigabe von päpstlichen Geheimarchiven zogen sich die jüdischen Historiker 2001 erstmals, 2008 endgültig aus der Kommission zurück.

Im Oktober 2008 veröffentlichte die Historikerkommission des Vatikans eine Wanderausstellung, die mit Originaldokumenten das Negativbild von Pius XII. korrigieren sollte.<ref>Daniel Gerster: [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id=108&type=rezausstellungen ''Papst Pius XII – Das Werk der Gerechtigkeit ist der Frieden''] (Ausstellungs-Rezension). H-Soz-u-Kult, 28. Februar 2009.</ref><ref>[http://www.papstpiusxii.de/ Website zur Papstausstellung].</ref> Hierzu wurde das Buch ''Opus Iustitiae Pax'' veröffentlicht.<ref>{{Literatur |Titel=Opus iustitiae pax: Eugenio Pacelli – Pius XII. (1876–1958) |Auflage=2. |Verlag=Schnell & Steiner |Ort=Regensburg |Datum=2009 |ISBN=978-3-7954-2197-7}}</ref>

Papst Franziskus kündigte am 4. März 2019 bei einer Audienz vor Mitarbeitern des Vatikanischen Geheimarchivs an, das Geheimarchiv zum Pontifikat von Pius XII. während des Zweiten Weltkriegs ab dem 2. März 2020 für Forscher freizugeben. Anlass der Audienz war der 80. Jahrestag der Wahl des Italieners Eugenio Pacelli zum Papst.<ref>[https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/papst-franziskus-offnet-archive-zu-pius-xii Papst Franziskus öffnet Archive zu Pius XII.], katholisch.de, 4. März 2019.</ref> Ein zusätzlicher Lesesaal wurde geschaffen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.faz.net/aktuell/wissen/geist-soziales/die-akten-zu-pius-xii-zwei-jahre-nach-der-archivoeffnung-17840673.html |titel=Die Akten zu Pius XII. zwei Jahre nach der Archivöffnung |datum=2022-03-01 |sprache=de |abruf=2025-01-23}}</ref> Im Juni 2022 machte Papst Franziskus Bittbriefe verfolgter Juden an Pius XII. online für die Allgemeinheit zugänglich.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/gesellschaft/2022-06/vatikan-archiv-holocaust-papst-pius-xii/komplettansicht |titel=Vatikan-Archiv zum Holocaust: Und die Kirche bewegt sich doch |hrsg=zeit.de |datum=2022-06-24 |abruf=2022-12-01}}</ref>

=== Kritikpunkte ===
Die Haltung Papst Pius’ XII. in der NS-Zeit wird seit dem Erscheinen von [[Rolf Hochhuth]]s Drama ''[[Der Stellvertreter]]'' 1963 kontrovers diskutiert; Pacelli haftet aufgrund Hochhuths Kritik bis heute der Beiname „Hitlers Papst“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/geschichte/kopf-des-tages/article227401741/Pius-XII-Aus-Eugenio-Pacelli-wurde-Hitlers-Papst.html |titel=Pius XII.: Aus Eugenio Pacelli wurde „Hitlers Papst“ - WELT |datum=2021-03-02 |sprache=de |abruf=2025-01-23}}</ref> an. Der Hauptvorwurf lautet seitdem: Pius XII. habe gegenüber dem Holocaust trotz zahlreicher Bitten um öffentlichen Protest beharrlich geschwiegen, sei es aus Gleichgültigkeit, Deutschfreundlichkeit oder Kommunistenangst.

Die Kritik an der Haltung von Pius XII. in der NS-Zeit umfasst folgende Einzelpunkte:
* Er habe Deutschland, die Deutschen und das NS-Regime wegen seiner langjährigen Amtszeit als Nuntius bevorzugt.
* Er habe das NS-Regime mit dem Reichskonkordat international legitimiert und die Ausschaltung der [[Deutsche Zentrumspartei|Zentrumspartei]] als Preis dafür billigend in Kauf genommen oder sogar heimlich geplant.
* Er habe 1939 nicht gegen den deutschen [[Überfall auf Polen]] protestiert, sondern die Polen gedrängt, auf Hitlers unrechtmäßige Forderungen einzugehen. Später habe er ebenso wenig gegen den [[Westfeldzug]] protestiert.
* Er habe im [[Luftkrieg]] einseitig gegen die Alliierten Partei ergriffen, indem er zwar den deutschen, nicht aber den britischen Bischöfen sein Mitgefühl ausgesprochen habe.
* Er habe die Antisemiten unter den deutschen Bischöfen nicht zurechtgewiesen und die Regimekritiker unter ihnen zu wenig unterstützt.
* Er habe die antisemitischen Gesetze der [[Vichy]]-Regierung nicht verurteilt, sondern diese [[Léon Bérard]] gegenüber gebilligt.
* Er habe den Diktator [[Kroatien]]s, [[Ante Pavelić]], bei der Verfolgung von Serben und Juden unterstützt, da dieser der katholischen Kirche mehr Rechte eingeräumt habe.
* Er habe den katholischen Priester [[Jozef Tiso]] als Regent der [[Slowakei]] wegen dessen Judenverfolgung nicht ermahnt und bestraft.
* Er habe die Razzia zum Aufgreifen römischer Juden im Oktober 1943 nicht durch rechtzeitigen Protest verhindert. Italienische Katholiken hätten den verfolgten Juden ohne Billigung des Vatikans geholfen.
* Er habe Nationalsozialisten und anderen Kriegsverbrechern nach Kriegsende zu Flucht und Amnestie verholfen.
* Er habe öffentlich gegen den [[Kommunismus]] Stellung bezogen und italienischen Katholiken für die Wahl von Kommunisten sogar Exkommunikation angedroht, während er dies gegenüber Nationalsozialisten unterlassen habe.
* Er habe auch nach 1945 so getan, als habe die römisch-katholische Kirche in der NS-Zeit keine Fehler gemacht, und dadurch ein Schuldbekenntnis für kirchliches Versagen, wie es die [[Evangelische Kirche in Deutschland|EKD]] im [[Stuttgarter Schuldbekenntnis]] 1945 aussprach, von Seiten der deutschen Bischöfe verhindert.<ref>Karl Otmar von Aretin, Süddeutsche Zeitung, 7. März 1981; referiert nach Gottfried Maron: ''Pius XII.'' In: ''Theologische Realenzyklopädie.'' Band 26, 4. Auflage. 1996, S. 675.</ref>
Durch die allmähliche Verbesserung der Quellenlage wurden viele Kritikpunkte Hochhuths widerlegt oder relativiert. Doch Hochhuths Werk bestimmt weiterhin die moralischen und historischen Fragen: Welche Haltung hatte dieser Papst zur NS-Ideologie und -Politik? Welche Kenntnis von der Judenverfolgung, besonders vom Holocaust, hatte er und seit wann? Welche Handlungsspielräume hatte und welche nutzte er gegenüber dem NS-Regime und dessen Helfern? Welche Alternativen gab es zu seiner Haltung?<ref>José M. Sánchez: ''Pius XII. und der Holocaust.'' Paderborn 2003, S. 8&nbsp;ff.</ref>

[[Reiner Möckelmann]] kritisiert, dass Hitler nie [[Exkommunikation|exkommuniziert]] und ''[[Mein Kampf]]'' nie vom Vatikan indiziert wurde, obwohl [[Joseph Goebbels]] wegen der Heirat mit [[Magda Goebbels]] exkommuniziert und [[Alfred Rosenberg]]s ''[[Der Mythus des 20. Jahrhunderts]]'' im Februar 1934 auf den Index gesetzt wurde.<ref>[[Reiner Möckelmann]]: ''Franz von Papen. Hitlers ewiger Vasall''. Darmstadt 2016, S. 327.</ref> [[David Kertzer]] beschrieb in seinem 2022 erschienenen Buch ''The Pope at War'' Pius XII. als Papst, nach dessen Überzeugung eine neutrale Haltung der einzige Weg sei, die Interessen der römisch-katholischen Kirche im Zweiten Weltkrieg zu schützen. Pius sei demnach kein Unterstützer des NS-Regimes gewesen, allerdings auch kein Streiter für verfolgte Juden. Pius hatte laut Kertzer während der Razzia in Rom im Oktober 1943 dahingehend interveniert, dass zum Katholizismus konvertierte Juden vom Transport nach Auschwitz ausgenommen wurden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.juedische-allgemeine.de/politik/vatikan-archiv-gibt-neue-aufschluesse-ueber-pius-xii/ |titel=Vatikan-Archiv gibt neue Aufschlüsse über Pius XII. |hrsg=juedische-allgemeine.de |datum=2022-06-08 |abruf=2022-12-01}}</ref>

=== Entwicklung ===
Der jüdische Historiker [[Léon Poliakov]] kritisierte 1950 in einem Artikel, Pius XII. habe zu den antisemitischen Gesetzen der Vichy-Regierung geschwiegen und sie dadurch gebilligt. Er sei insgesamt nicht so „freimütig“ gewesen wie sein Vorgänger, sondern habe wegen der Erwartung, Hitler werde Stalin eventuell besiegen, „übermäßige Vorsicht“ gegenüber dem NS-Regime walten lassen. Andererseits lobte Poliakov konkrete Hilfeleistungen des Papstes für verfolgte Juden.<ref>Léon Poliakov: ''The Vatican and the „Jewish Question“. The Record of the Hitler Period – and After.'' In: Commentary 10/1950, S. 439–449, referiert bei José Sánchez: ''Pius XII. und der Holocaust. Anatomie einer Debatte'', Paderborn 2003, S. 10.</ref>

Da Rolf Hochhuth sich auf eigene Recherchen in Vatikanakten und persönliche Gespräche mit Mitarbeitern des Papstes gestützt, die Fundorte aber vielfach nicht angegeben hatte, untersuchten Historiker viele damals verfügbare Akten erstmals genauer. Alberto Giovannetti beurteilte die Vatikandiplomatie im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs 1963 positiv,<ref>Alberto Giovannetti: ''L’action du Vatican pour la Paix.'' Paris 1963.</ref> [[Guenter Lewy]] gelangte anhand der Archive deutscher Bistümer zu einer moderaten Papstkritik.<ref>Guenter Lewy: ''Die katholische Kirche und das Dritte Reich'' (englische Erstausgabe New York 1964), München 1965.</ref> [[Saul Friedländer]] schloss 1964 aus diplomatischen Akten staatlicher, meist der deutschen Botschaften beim Vatikan und Italiens: Pius habe einerseits bis 1944 eine Vorliebe für Deutschland gehabt, andererseits eine übergroße Furcht vor kommunistischer Eroberung Europas. Er habe lange auf Aussöhnung der Alliierten mit Hitler als Bollwerk gegen Stalin gehofft. 1966 sah er diese Einschätzung durch neu veröffentlichte Akten bestätigt.<ref>Saul Friedländer: ''Pie XII et le IIIe Reich.'' Paris 1964; deutsch: ''Pius XII. und das Dritte Reich. Eine Dokumentation'', Reinbek 1965; Vorwort zur englischen Ausgabe ''Pius XII and the Third Reich'', New York 1966.</ref> Der Journalist [[Carlo Falconi (Journalist)|Carlo Falconi]] folgerte 1965 aus bis dahin unerforschten Akten in Polen und Kroatien: Pius habe „aus achtenswerten, wenn auch nicht zureichenden Gründen“ über die ihm bekannten Verbrechen der Nationalsozialisten und ihrer Helfer geschwiegen. Diese Kritik schließe Anerkennung seiner unbestreitbaren Versuche, den Krieg zu verhindern und den Kriegsopfern zu helfen, nicht aus.<ref>Carlo Falcone: ''Il silenzio di Pio XII.'' Mailand 1965; deutsch: ''Das Schweigen des Papstes. Eine Dokumentation.'' München 1966.</ref>

1967 veröffentlichte der US-amerikanische Journalist [[Robert Katz (Schriftsteller)|Robert Katz]] das Buch ''Mord in Rom'' zu den Vorgängen während der deutschen Besetzung Roms 1943/44. Darin beschuldigte er Pius XII., von einem geplanten Massaker der Deutschen am 24. März 1944, dem [[Massaker in den Ardeatinischen Höhlen]], rechtzeitig gewusst, aber nichts dagegen unternommen zu haben.<ref>Robert Katz: ''Death in Rome.'' Erste Auflage 1967; zweite Auflage unter dem Titel: ''Black Sabbath. A Journey through a Crime against Humanity.'' New York 1969.</ref> Das Buch wurde unter dem Titel ''La Rappresaglia'' verfilmt. Die Nichte von Pius XII., Elena Pacelli Rossigniani, erstattete 1974 Anzeige gegen Katz und den Regisseur und Produzenten des Films wegen „Höchstbeleidigung des Vatikans“. Nachdem die Angeklagten in erster Instanz zu insgesamt 28 Monaten Gefängnis verurteilt wurden, da Pius nichts von dem Massaker gewusst haben könne, sprach die Berufungsinstanz sie am 1. Juli 1978 frei, da sie einen Beitrag zur historischen Forschung geleistet, ihr Recht auf freie Meinungsäußerung ausgeübt hätten und Pius XII. als historische Gestalt keine „private Persönlichkeit“ mehr sei, die man verleumden könne. Im erneuten Berufungsverfahren tauchte ein Dokument aus den Vatikanarchiven auf, das ein Vorauswissen des vatikanischen Staatssekretariats vom Massaker erwies. Daraufhin wurde die Anklage gegen die Filmproduzenten fallengelassen und die Anklage gegen Katz auf das „Vorhaben, den Papst schlechtzumachen“, und den „verleumderischen Tonfall“ seines Drehbuchs verkürzt. Auf dieser Basis wurde er erneut verurteilt. Das oberste Kassationsgericht Italiens annullierte dieses Urteil und wies die Klage 1984 endgültig ab. Eine Rechtsgrundlage dafür habe nie existiert.<ref>Robert Katz: ''Rom 1943–1944.'' Essen 2006, S. 415&nbsp;f.</ref>

Der US-amerikanische Historiker und [[Jesuiten|Jesuit]] [[Robert A. Graham]] erklärte 1977 die Haltung von Pius XII. zu den Judenvernichtungen in Polen wie folgt:<ref>Robert Graham: ''Papst Pius XII. und seine Haltung zu den Kriegsmächten. Pius XII. zum Gedenken.'' Schambeck, Berlin 1977, S. 157.</ref>
{{Zitat
|Text=Es war nicht Mangel an Mitgefühl oder an Wissen, sondern die Gegenwart der Gewalt, rücksichtsloser Gewalt, die seinen Mund verschloss. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine formelle Verurteilung der Nazi-Greueltaten durch den Papst die Lage der Opfer erleichtert hätte, war sehr gering; dagegen war es möglich, dass ein so gezeigtes Interesse des Papstes noch größere Grausamkeiten verursacht hätte. Dafür hätte man dann den Papst verantwortlich gemacht&nbsp;…}}

[[Victor Conzemius]] veröffentlichte 1969 und nochmals 1984 einen Überblick über die Forschungsproblematik zu Pius XII.<ref>Victor Conzemius: ''Eglises chrétiennes e totalitarisme national-socialiste. Un bilan historiographique.'' Louvain 1969; ''Le Saint-Siège pendant la IIe Guerre mondiale.'' In: ''Miscellanea Historiae Ecclesiasticae'' 9/1984, S. 471–475.</ref>

Eine neue Forschungsphase setzte Ende der 1980er Jahre ein. Während viele Piuskritiker sich oft ohne Prüfung der Primärquellen auf Saul Friedländer gestützt hatten, bemängelte [[John S. Conway]] 1987, Friedländer habe die wichtigsten päpstlichen Proteste übersehen oder willkürlich übergangen.<ref>John S. Conway: ''Catholicism and the Jews during the Nazi Period and After.'' In: Otto Dov Kulka u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Judaism and Christianity under the Impact of National Socialism.'' Jerusalem 1987, S. 435–451.</ref> Giorgio Angelozzi Gariboldi gehörte zu den ersten, die die teilweise geöffneten Vatikanakten bis 1939 erforschten.<ref>Giorgio Angelozzi Gariboldi: ''Pio XII, Hitler e Mussolini.'' Mailand 1988; ''Il Vaticano nella seconda guerra mondiale.'' Mailand 1992.</ref> [[Emma Fattorini]] veröffentlichte 1992 erstmals freigegebene Dokumente aus der Nuntiatur Pacellis in München.<ref>Emma Fattorini: ''Germania e Santa Sede. Le nunziature di Pacelli fra la Grande guerra e la Repubblica di Weimar.'' Bologna 1992.</ref> Der jesuitische Herausgeber der Vatikanakten, Pierre Blet, bot 1996 erstmals eine umfassende Darstellung der Vatikanpolitik von 1939 bis 1945 an, jedoch ohne genaue Quellenangaben.<ref>Pierre Blet: ''Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg.'' Erstausgabe Paris 1996, deutsche Ausgabe, 2. Auflage, Paderborn 2001.</ref>

[[John Cornwell (Autor)|John Cornwell]] verwendete für sein 1999 erschienenes Buch ''Hitler’s Pope. The secret history of Pius XII'' Dokumente aus der Nuntiatur in München sowie unveröffentlichte Zeugenaussagen für den Prozess zur Seligsprechung Pius’ XII. Er ging über Hochhuths Kritik hinaus, indem er das Verhalten dieses Papstes aus dem päpstlichen Zentralismus seit dem Ersten Vatikanischen Konzil erklärte. Um seinen Suprematieanspruch gegenüber den Ortskirchen durchzusetzen, habe der Vatikan auf Konkordate auch mit undemokratischen Staaten hingearbeitet und dafür deren verbrecherische Politik toleriert. Cornwell warf Pius XII. neben einer Mitschuld am Zweiten Weltkrieg geistige Nähe zum Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus und Billigung der Deportationen insbesondere der römischen Juden vor.<ref>John Cornwell: ''[[Pius XII. – Der Papst, der geschwiegen hat]]'', deutsche Ausgabe München 1999, zum Beispiel S. 101 und 369.</ref>

Diese These, seine Quellenauswahl und ihre Deutung stießen auf viel Kritik. In rascher Folge erschienen daraufhin weitere Veröffentlichungen. [[Michael Phayer]] stellte das Verhalten von Pius XII. in den Kontext des Verhaltens des gesamten katholischen Klerus, den er in Helfer und Nichthelfer der Juden teilte, und dessen innerkirchliche Aufarbeitung bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil.<ref>Michael Phayer: ''The Catholic Church and the Holocaust, 1930–1965.'' Bloomington 2000.</ref> [[Susan Zuccotti]] stellte die Hilfen des Papstes für die römischen Juden 1943 in Frage.<ref>Susan Zuccotti: ''Under His very Windows. The Vatican and the Holocaust in Italy.'' New Haven 2000.</ref> [[Giovanni Miccoli (Kirchenhistoriker)|Giovanni Miccoli]] versuchte anhand der Sekundärliteratur nachzuweisen, dass die appellative Form vatikanischer Proteste schon seit dem Mittelalter überholt, da zu allgemein und daher wirkungslos gewesen sei.<ref>Giovanni Miccoli: ''I dilemmi e silenzi di Pio XII.'' Mailand 2000.</ref>

[[Daniel Goldhagen]] veröffentlichte 2002 seine Anklage gegen das Verhalten der römisch-katholischen Kirche gegenüber den Juden. Sie habe den Antisemitismus seit 1860 mitgetragen und auch in der NS-Zeit geteilt.<ref>Daniel Jonah Goldhagen: ''Die katholische Kirche und der Holocaust. Eine Untersuchung über Schuld und Sühne.'' Siedler Verlag, Berlin 2002.</ref>
<!--''Rainer Decker'' hielt Cornwell schwere Übersetzungsfehler bei seiner Quellenauswertung vor, die sich in der deutschen Ausgabe noch verstärkt hätten. Auch habe Cornwell Quellen ignoriert, die seit den 1960er Jahren überall einsehbar seien. Dies habe Fehlschlüsse wie die These, Pius XII. sei am Ersten Weltkrieg mitschuldig, bewirkt. Goldhagen habe nicht eigenständig über das Thema geforscht und grundlegende historische Untersuchungen dazu außer Acht gelassen.-->

Der US-amerikanische Historiker und Politikwissenschaftler [[David G. Dalin]] trat Cornwells Kritik 2005 entgegen: Pius habe hunderttausende Juden vor dem Tod im Konzentrationslager gerettet und solle deshalb den jüdischen Ehrentitel „[[Gerechter unter den Völkern]]“ erhalten.<ref>David G. Dalin: ''The Myth of Hitler’s Pope.'' Regnery, 2005.</ref> Dalins Zahlen beruhen auf indirekten Schätzungen, nicht Primärbelegen. So hatte auch [[Pinchas Lapide]], ein israelischer Diplomat und Religionswissenschaftler, 1967 die etwa 2,3 Millionen der den Holocaust überlebenden europäischen Juden 1967 zweigeteilt und 860.000 davon katholischen Rettungsaktionen zugeschrieben.

Zum 50. Todestag von Pius XII. am 9. Oktober 2008 veröffentlichte der Historiker [[Michael Hesemann]] umfangreiches Material, um vor allem den Vorwurf zu entkräften, Pius sei gegenüber den verfolgten Juden gleichgültig und kaltherzig gewesen. Ein offener, lautstarker Protest hätte Racheaktionen an Katholiken und Juden provoziert und damit noch weit größeren Schaden angerichtet. Nur durch stille und verdeckte Diplomatie habe der Papst den verfolgten Juden wirksam helfen können.<ref>Michael Hesemann: ''Der Papst, der Hitler trotzte: Die Wahrheit über Pius XII.'' Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2008.</ref>

Der italienische Historiker [[Andrea Riccardi]] erbrachte in einem erstmals 2008 veröffentlichten Buch zahlreiche Belege dafür, dass die Hilfsaktionen für Flüchtlinge und Verfolgte innerhalb der kirchlichen Häuser Roms während der deutschen Besatzung 1943–1944 mit Wissen und auf Initiative Pius’ erfolgten.<ref>Andrea Riccardi: ''Der längste Winter. Die vergessene Geschichte der Juden im besetzten Rom 1943/44.'' Theiss, Darmstadt 2017, ISBN 978-3-8062-3622-4 (italienisches Original 2008). Siehe auch die Rezension von Klaus Kühlwein in: ''Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte'', Bd. 37 (2018), S. 385–389, hier S. 389.</ref>

[[Klaus Kühlwein]] versuchte nachzuweisen, dass Pius bei seiner Güterabwägung zwischen „Schweigen“ und „Protestieren“ von einer großen moralischen Unsicherheit gequält worden sei. Die Razzia und Deportation von über tausend Juden aus Rom habe ihn so erschüttert, dass er einen radikalen Kurswechsel eingeleitet habe: Deshalb habe er kurz darauf die Klausur der Klöster und Konvente aufgehoben und damit eine Art [[Kirchenasyl]] für flüchtige Juden in Rom und dem noch nicht befreiten Italien ermöglicht.<ref>Klaus Kühlwein: ''Warum der Papst schwieg. Pius XII. und der Holocaust.'' Patmos-Verlag, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-491-72527-0.</ref>

Anfang März 2017 erklärte der Präfekt der Apostolischen Signatur, [[Dominique Mamberti|Dominique Kardinal Mamberti]], dass „das wahre Gesicht des Pacelli-Papstes“ ein ganz anderes sei als „jenes, das die ‚Schwarze Legende‘ über ihn verbreiten wollte.“<ref>{{Internetquelle |url=https://religion.orf.at/v3/stories/2829331/ |titel=Wichtige Dokumente zu Pius XII. wiederentdeckt |datum=2017-03-06 |sprache=de |abruf=2025-01-23}}</ref> Michael Hesemann bezeichnete die Behauptung, Pius XII. habe mit Hitler einen Pakt gegen den Kommunismus geschlossen, im Oktober 2018 als „Fake News“. Laut Hesemann hat der Papst schon im Oktober 1939 Pläne des deutschen Widerstandes, Hitler zu ermorden, abgesegnet.<ref>[https://www.die-tagespost.de/feuilleton/online/Michael-Hesemann-Pius-XII-hatte-Mord-an-Hitler-abgesegnet;art4690,192821 Michael Hesemann: Pius XII. hatte Mord an Hitler abgesegnet]</ref>

Am 2. März 2020 erfolgte eine Öffnung der Vatikanarchive aus der Zeit von Papst Pius XII. Der Präfekt des ehemaligen Vatikanischen Geheimarchivs, Bischof [[Sergio Pagano]], betonte bei der Vorstellung der geplanten Öffnung für Wissenschaftler, dass die ersten zugelassenen Forscher aus der jüdischen Welt stammen. Der Präsident des [[Jüdischer Weltkongress|Jüdischen Weltkongresses]] (WJC), [[Ronald Lauder]], nannte den Schritt einen »Schlüsselmoment in der Geschichte katholisch-jüdischer Beziehungen«.<ref>{{Internetquelle |autor=Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R |url=https://www.juedische-allgemeine.de/juedische-welt/juedischer-weltkongress-begruesst-oeffnung-der-vatikanarchive/?q=Vatikan |titel=Jüdischer Weltkongress begrüßt Öffnung der Vatikanarchive |datum=2020-02-28 |sprache=de |abruf=2025-01-23}}</ref>

Im August 2020 starteten die Historiker Ralf Balke und [[Julien Reitzenstein]] eine Petition, um die [[Pacelliallee]] in Berlin nach der früheren israelischen Ministerpräsidentin [[Golda Meir]] zu benennen.<ref>{{Internetquelle |autor=Berliner Zeitung |url=https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/der-naechste-streit-um-eine-strassen-umbenennung-steht-bevor-li.105055 |titel=Der nächste Streit um eine Straßen-Umbenennung steht bevor |abruf=2020-09-16}}</ref> Als Grund werden neben der Würdigung Meirs Pacellis Stellung zum Nationalsozialismus sowie antisemitische und frauenverachtende Bemerkungen angeführt. Im September 2020 äußerte der Antisemitismusbeauftragte der deutschen Bundesregierung, [[Felix Klein (Diplomat)|Felix Klein]], seine Unterstützung des Anliegens.<ref>[https://www.berlin.de/aktuelles/berlin/6291204-958092-antisemitismusbeauftragter-fuer-umbenenn.html ''Antisemitismusbeauftragter für Umbenennung der Pacelliallee''] auf berlin.de</ref> Meir selbst würdigte Pius anlässlich seines Todes als jemanden, „der in der Stunde der Not und der Verfolgung für unser Volk die Stimme erhoben hat“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.domradio.de/artikel/vatikan-botschaft-meldet-sich-zu-wort-debatte-um-umbenennung-der-berliner-pacelliallee |titel=Debatte um Umbenennung der Berliner Pacelliallee |datum=2020-09-15 |sprache=de |abruf=2025-01-23}}</ref>

== Werke und Dokumente ==
* Eugenio Pacelli: ''Gesammelte Reden.'' Ausgewählt und eingeleitet von [[Ludwig Kaas]], Berlin 1930.
* Eugenio Pacelli: ''Discorsi e Panegirici.'' (1931–1938), Città del Vaticano 1939.
* Eugenio Pacelli: ''Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII.'' 20 Bände, Città del Vaticano 1941–1959.
* [[Arthur F. Utz|Arthur Fridolin Utz]], Joseph Fulko Groner (Hrsg.): ''Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens. Soziale Summe Pius’ XII.'' Drei Bände. Freiburg i.&nbsp;Ue. 1954–1961.
* [[Burkhart Schneider]] (Hrsg.): ''Die Briefe Pius’ XII. an die deutschen Bischöfe 1939–1944.'' Schöningh, Paderborn 1966, ISBN 3-506-79844-8.
* Pierre Blet, Robert A. Graham, Angelo Martini, Burkhart Schneider (Hrsg.): ''[[Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale]].'' Vatikanstadt, 1965–1983 (12 Bände).
* Robert A. Graham, Joseph L. Lichten, John C. Pantuso, Virgil C. Blum (Hrsg.): ''Pius XII and the Holocaust: A Reader.'' Catholic League for Religious & Civil Rights, New York 1988, ISBN 0-945775-01-6.
* Hubert Gruber (Hrsg.): ''Katholische Kirche und Nationalsozialismus 1933–1945. Ein Bericht in Quellen.'' Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 3-506-73443-1.

== Siehe auch ==
* [[Liste der Kardinalskreierungen Pius’ XII.]]


== Literatur ==
== Literatur ==
'''Biografien'''
* [[Pierre Blet]]: ''Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans.'' Aus dem Französischen von Birgit Martens-Schöne, Paderborn: Schöningh 2000, ISBN: 3-506-71903-3
* Francesco Traniello: ''[https://www.treccani.it/enciclopedia/papa-pio-xii_(Dizionario-Biografico)/?search=PIO%20XII%2C%20papa%2F Pio XII, papa]'', in: [[Dizionario Biografico degli Italiani]], 84 (2015) 58–69.
* [[John Cornwell]]: ''Pius XII. - Der Papst der geschwiegen hat'', C.H.Beck 1999, ISBN 3-40645-472-0 hierzu: [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/type=rezbuecher&id=174 Rezension]
* {{BBKL | url=http://www.bautz.de/bbkl/p/pius_xii.shtml| title=|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629054727/http://www.bautz.de/bbkl/p/pius_xii.shtml |archivedate=2007-06-29 |band=7|spalten=682-699|autor=Hugo Altmann|artikel=Pius XII., Papst}}
* [[David G. Dalin]]: ''The myth of Hitler's Pope. How Pope Pius XII rescued Jews from the Nazis'', Regnery Publ., Wahington 2005, ISBN 0-89526-034-4 [http://www.kath-info.de/piusxii.html Rezension]
* [[Karlheinz Deschner]]: ''Die Politik der Päpste im 20. Jahrhundert'', Hamburg: Rowohlt 1991, ISBN 3-498-01282-7
* [[Konstantin Prinz von Bayern]]: ''Papst Pius XII. Ein Lebensbild.'' Christiana, Stein am Rhein 1980, ISBN 3-7171-0780-1.
* Philippe Chenaux: ''Pie XII, diplomate et pasteur.'' Cerf, Paris 2003, ISBN 2-204-07197-8 (französisch).
* [[Michael F. Feldkamp]]: ''Pius XII. und Deutschland'', Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2000, ISBN: 3-525-34026-
* [[Michael F. Feldkamp]]: ''Pius XII. – Ein Papst für Deutschland, Europa und die Welt.'' [[Patrimonium-Verlag|Patrimonium]], Aachen 2018, ISBN 978-3-86417-114-7.
* [[Peter Godman]]: ''Der Vatikan und Hitler. Die geheimen Archive'', Knaur Taschenbuch, München 2005, ISBN 3-426-77810-6
* [[Robert A. Vetrasca]]: ''Soldier of Christ – The Life of Pope Pius XII.'' Cambridge, MA/London, Belknap Press of [[Harvard University Press]] 2013, ISBN 978-0-674-04961-1 (englisch).
* [[Daniel Jonah Goldhagen]]: ''Die katholische Kirche und der Holocaust'', Berlin: Siedler-Verlag 2004, ISBN 3-88680-770-3
* [[Wilhelm Sandfuchs]]: ''Papst Pius XII.'' (= ''Karlsruher Hefte, Biographische Reihe.'' Bd. 1). 1. Auflage. Badenia Verlag, Karlsruhe 1946.
* [[Robert A. Graham]] SJ: ''The Vatican and Communism during World War II. What Really Happened?,'' Ignatius Press, San Francisco 1996, ISBN 0-89870-549-5
* [[Johanna Elisabeth Schmid|Johanna Schmid]]: ''Papst Pius XII. begegnen.'' Sankt Ulrich, Augsburg 2001, ISBN 3-929246-62-7.
* [[Robert A. Graham]], [[Joseph L. Lichten]], [[John C. Pantuso]], [[Virgil C. Blum]]: ''Pius XII and the Holocaust: A Reader'', Catholic League for Religious & Civil Rights, New York 1988, ISBN 0945775016
* Burkhart Schneider: ''Pius XII. – Friede, das Werk der Gerechtigkeit'' (= ''Persönlichkeit und Geschichte.'' Bd. 47). Musterschmidt, Göttingen 1968.
* J.R. Grigulevic: ''Die Päpste des XX. Jahrhunderts'', Leipzig-Jena-Berlin: Urania-Verlag 1984
* Robert Serrou: ''Pie XII, le pape-roi.'' Perrin, Paris 1992, ISBN 2-262-00683-0 (französisch).
* Hubert Gruber: ''Katholische Kirche und Nationalsozialismus 1933-1945 - Ein Bericht in Quellen'', Paderborn: Schöningh 2005, ISBN 3-50673-443-1
* [[Domenico Tardini]], Franz Johna: ''Pius XII. als Oberhirte, Priester und Mensch.'' 2. Auflage. Herder, Freiburg im Breisgau u.&nbsp;a. 1961.
* [[Pinchas Lapide]]: ''Rom und die Juden'', 1967 ; 3., verb. und überarb. im Gerhard Hess Verlag, 2005, ISBN 3-87336-241-4
* [[Otto Walter (Verleger)|Otto Walter]]: ''Pius XII – Leben und Persönlichkeit.'' Otto Walter, Olten (CH) 1939.
* [[Mary Ball Martínez]]: ''Die Unterminierung der Katholischen Kirche'', Anton Schmid, Durach 1992, ISBN 3-929170-29-9 (Originaltitel: The Undermining of the Catholic Church, Mexico City 1991)

* [[Georges Roche]], [[Philippe Saint Germain]]: ''Pie XII devant l'Histoire'', Paris 1972
'''Zeitzeugnisse'''
* [[Ronald J. Rychlak]]: ''Hitler, the War, and the Pope'', Our Sunday Visitor 2000, ISBN 0-87973-217-2 (englisch)
* [[Graham Greene]]: ''Pius der Zwölfte.'' In: Graham Greene: ''Vom Paradox des Christentums'' (= ''Herder Bücherei.'' 31). Essay. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 1958, S. 41–62.
* [[José Sánchez (Historiker)|José Sánchez]]: ''Pius XII. und der Holocaust'', Paderborn: Schöningh 2002, ISBN 3-50677-553-7
* Ilse-Lore Konopatzki: ''Eugenio Pacelli, Pius XII.: Kindheit und Jugend in Dokumenten.'' Canisius-Werk, Ruppichteroth 2001, ISBN 3-934692-04-4.
* [[Wilhelm Sandfuchs]]: ''Papst Pius XII.'', Karlsruhe 1946. (Karlsruher Hefte)
* Johana Schmid: ''Papst Pius XII. begegnen'', Augsburg: Sankt Ulrich Verlag 2001, ISBN 3-929246-62-7
* [[Pascalina Lehnert]]: ''Ich durfte ihm dienen. Erinnerungen an Papst Pius XII.'' Naumann, Würzburg 1983, ISBN 3-88567-041-0.
* Markus Schmitt: ''Das „Schweigen“ Pius’ XII. zur Judenverfolgung im Spiegel von Selbstzeugnissen und Äußerungen seiner Mitarbeiter und Vertrauten.'' Benedetto, Aadorf 2008, ISBN 978-3-9523314-7-7.
* [[Georg Schwaiger]]: ''Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert'', München: C.H.Beck 1999, ISBN 3-406-44892-5

* Otto Walter: ''Pius XII - Leben und Persönlichkeit''. Schweiz 1941
'''Haltung im Zweiten Weltkrieg'''
* Mathieu-Rosay, Jean "Die Päpste im 20. Jahrhundert" ISBN 3-89678-531-1
{{Überarbeiten|grund=Die Literaturliste soll nur eine Auswahl enthalten und keineswegs eine Komplettliste sein. Bitte gemäß [[WP:LIT]] auf die wichtigsten und aktuellen Werke einkürzen.}}

* [[Lutz Klinkhammer]]: ''Pius XII., Rom und der Holocaust.'' In: ''[[Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken]].'' Bd. 80, 2000, S. 668–678 ([http://www.perspectivia.net/publikationen/qfiab/80-2000/0668-0678 online]).
* Gabriele Rigano: ''Jenseits von „schwarzer und weißer Legende“. Eine Diskussion über Pius XII. und die Deportation der römischen Juden.'' In: ''Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken.'' Bd. 94, 2014, S. 311–337 ([http://www.perspectivia.net/publikationen/qfiab/94-2014/311-337 online]).
* [[Dieter Albrecht]]: ''Der Heilige Stuhl und das Dritte Reich.'' In: [[Klaus Gotto]], [[Konrad Repgen]]: ''Die Katholiken und das Dritte Reich.'' 3., erweiterte und überarbeitete Auflage. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1990, ISBN 3-7867-1498-3, S. 25–48.
* [[Gerhard Besier]]: ''Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären.'' Deutsche Verlags-Anstalt, München 2004, ISBN 3-421-05814-8.
* Pierre Blet: ''Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans.'' Aus dem Französischen von Birgit Martens-Schöne. Schöningh, Paderborn 2000, ISBN 3-506-71903-3.
* [[Leonardo Ciampa]]: ''Pope Pius XII. A Dialogue.'' AuthorHouse, 2007, ISBN 978-1-4670-8539-7.
* [[John Cornwell (Autor)|John Cornwell]]: ''[[Pius XII. – Der Papst, der geschwiegen hat]].'' Beck, München 1999, ISBN 3-406-45472-0.
* David G. Dalin: ''The myth of Hitler’s Pope. How Pope Pius XII rescued Jews from the Nazis.'' Regnery Publishers, Washington 2005, ISBN 0-89526-034-4.
* [[Michael F. Feldkamp]]: ''Pius XII. und Deutschland.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-34026-5.
* Peter Godman: ''Der Vatikan und Hitler. Die geheimen Archive.'' Knaur Taschenbuch, München 2005, ISBN 3-426-77810-6.
* [[Daniel Goldhagen]]: ''Die katholische Kirche und der Holocaust.'' Siedler, Berlin 2004, ISBN 3-88680-770-3.
** hierzu: Michael F. Feldkamp: ''Goldhagens unwillige Kirche. Alte und neue Fälschungen über Kirche und Papst während der NS-Herrschaft.'' Olzog, München 2003, ISBN 3-7892-8127-1.
* Robert A. Graham: ''The Vatican and Communism during World War II. What Really Happened?'' Ignatius Press, San Francisco 1996, ISBN 0-89870-549-5 (englisch).
* [[Michael Hesemann]]: ''Der Papst, der Hitler trotzte – Die Wahrheit über Pius XII.'' Sankt-Ulrich-Verlag, Augsburg 2008, ISBN 978-3-86744-064-6.
* [[Jobst Knigge]]: ''Der Botschafter und der Papst. Weizsäcker und Pius XII. Die deutsche Vatikanbotschaft 1943–1945.'' Kovac, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3467-4.
* [[Klaus Kühlwein]]: ''„Die armen Juden“ – als Papst Pius XII. weinte.'' In: T. D. Wabbel (Hrsg.): ''Das Heilige Nichts. Gott nach dem Holocaust.'' Patmos, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-491-72510-2, S. 122–135.
* Klaus Kühlwein: ''Warum der Papst schwieg. Pius XII. und der Holocaust.'' Patmos, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-491-72527-0.
* Klaus Kühlwein: ''Pius XII. und die Judenrazzia in Rom.'' 2. Auflage. epubli, Berlin 2013, ISBN 978-3-8442-7035-8.
* [[Pinchas Lapide]]: ''Rom und die Juden.'' Herder, Freiburg i.&nbsp;Br. u.&nbsp;a. 1967 (dritte, verbesserte und überarbeitete Auflage, Hess, Ulm 2005, ISBN 3-87336-241-4).
* [[Hanspeter Oschwald]]: ''Pius XII. – Der letzte Stellvertreter: Der Papst, der Kirche und Gesellschaft spaltet.'' Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-06986-9.
* Ronald J. Rychlak: ''Hitler, the War, and the Pope.'' Our Sunday Visitor, Huntington IND 2000, ISBN 0-87973-217-2 (englisch).
* José Sánchez: ''Pius XII. und der Holocaust.'' Schöningh, Paderborn 2002, ISBN 3-506-77553-7.
* [[Hubert Wolf (Theologe)|Hubert Wolf]]: ''Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich.'' 2. Auflage. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-57742-0.
* Jean Chelini: ''L’Église sous Pie XII.'' Fayard, Paris 1983, ISBN 2-213-01595-3 (französisch).
* Philippe Chenaux, Giovanni Morello, Massimiliano Malente; im Auftrag des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften (Hrsg.): ''Opus Iustitiae Pax: Eugenio Pacelli – Pius XII (1876–1958).'' 2. Auflage. Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2197-7.
* Henri Fabre: ''L’Église catholique face au fascisme et au nazisme, Les outrages à la vérité.'' EPO, Bruxelles 1995 (französisch).
* Uki Goñi: ''The Real Odessa: how Perón brought the Nazi war criminals to Argentina.'' Granta Books, London 2002, ISBN 1-86207-403-8 (englisch; zur „Rattenlinie“).
* J. R. Grigulevic: ''Die Päpste des XX. Jahrhunderts.'' Urania-Verlag, Leipzig / Jena / Berlin 1984.
* Robert Katz: ''Rom 1943–1944: Besatzer, Befreier, Partisanen und der Papst.'' Magnus, Essen 2006, ISBN 3-88400-438-7.
* David Kertzer: ''Die Päpste gegen die Juden. Der Vatikan und die Entstehung des modernen Antisemitismus.'' List, München 2004, ISBN 3-548-60386-6.
* David Kertzer: ''The pope at war. The secret history of Pius XII, Mussolini, and Hitler.'' Random House, New York 2022, ISBN 978-0-8129-8994-6.
* [[Annie Lacroix-Riz]]: ''Le Vatican, l’Europe et le Reich de la Première Guerre Mondiale à la Guerre Froide (1914–1955).'' Armand Colin, Paris 1996, ISBN 2-200-21641-6 (französisch).
* [[Guenter Lewy]]: ''Die katholische Kirche und das Dritte Reich.'' Aus dem Amerikanischen von Hildegard Schulz. Piper, München 1965.
* Yves Marchasson: ''Les Papes du XXe siècle.'' Desclée, Paris 1990, ISBN 2-7189-0525-5 (französisch).
* John Francis Morley: ''Vatican Diplomacy and the Jews during the Holocaust, 1939–1943'' (= ''The Historical Journal.'' Bd. 23, Nr. 04). Ktav Publishing House, New York 1980 (englisch).
* Michael Phayer: ''„Helping the Jews is not an easy thing to do.“ Vatican Holocaust Policy: Continuity or Change?'' In: ''Holocaust and Genocide Studies.'' Bd. 21, Nr. 3, 2007, {{ISSN|8756-6583}}, S. 421–453.
* Carol Rittner, Stephen D. Smith, Irena Steinfeldt (Hrsg.): ''The Holocaust and the Christian World: Reflections on the Past, Challenges for the Future.'' Continuum, New York 2000, ISBN 0-8264-1299-8 (englisch).
* Georges Roche, Philippe Saint Germain: ''Pie XII devant l’Histoire.'' R. Laffont, Paris 1972 (französisch).
* Jean Mathieu-Rosay: ''Die Päpste im 20. Jahrhundert.'' Primus-Verlag, Darmstadt 2005, ISBN 3-89678-531-1.
* [[Georg Schwaiger (Historiker)|Georg Schwaiger]]: ''Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert.'' Beck, München 1999, ISBN 3-406-44892-5.
* Dirk Verhofstadt: ''Pius XII. und die Vernichtung der Juden.'' Alibri Verlag, 2013, ISBN 978-3-86569-076-0.
* Ludwig Volk: ''Katholische Kirche und Nationalsozialismus.'' Ausgewählte Aufsätze, hrsg. von Dieter Albrecht. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1987, ISBN 3-7867-1297-2.

'''Gedenken'''
* [[Karl Braun (Bischof)|Karl Braun]]: ''Pius XII. Begegnung in Wort und Bild.'' Fe-Medien, Kisslegg 2008, ISBN 978-3-939684-37-4.
* [[Herbert Schambeck]] (Hrsg.): ''Pius XII. zum Gedächtnis.'' Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-04050-3 (Sammelband anlässlich des 100. Geburtstags).
* Herbert Schambeck (Hrsg.): ''Pius XII. – Friede durch Gerechtigkeit.'' Butzon & Bercker, Kevelaer 1986, ISBN 3-7666-9473-1.


'''Sonstiges'''
== siehe auch:==
* José Antonio Almeida: ''Das Menschheitsproblem des Atomkrieges: Pius XII. und die Atomwaffen.'' Driewer, Essen 1961.
* Auf evangel. Seite im Nachkriegsdeutschland: [[Stuttgarter_Erklärung]]
* [[Thomas Brechenmacher]]: ''Johannes XXIII., Pacem in Terris und das Erbe Pius’ XII.'' In: ''[[Römische Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte]].'' Band 112/3–4, 2017, S. 230–244.
* S. auch die Auflistung aller [[Enzyklika|Enzykliken]].
* Raphael Hülsbömer: ''Eugenio Pacelli und der deutsche Episkopat: Einblick in die vatikanische Bischofspolitik in der NS-Zeit 1933–1939.'' In: Maria Anna Zumholz, Michael Hirschfeld (Hrsg.): ''Zwischen Seelsorge und Politik. Katholische Bischöfe in der NS-Zeit.'' Aschendorff, Münster 2017, ISBN 978-3-402-13228-9, S. 709–723.
* Stefan Samerski: ''Die Popularisierung des Papstes – Pius XII. in medialer Modernität. Schlaglichter auf weltpolitische Krisenzeiten.'' In: ''Römische Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte.'' Bd. 113, 2018, S.&nbsp;256–272.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Pius XII|Pius XII.|audio=1|video=1}}
{{Wikiquote}}
* {{DNB-Portal|118594753}}
* {{DDB|Person|118594753}}
* {{Pressemappe|FID=pe/013670}}
* [https://www.aufbruch.ch/warum-schwieg-papst-pius-xii/ ''Warum schwieg Papst Pius XII.''] In: ''[[Aufbruch (Zeitschrift)|Aufbruch]].'' 27. Oktober 2021
* [http://www.pacelli-edition.de/ Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917–1929)]


'''Biografien'''
*{{Wikiquote|Pius XII.}}
* {{DHM-HdG |Bio=pius-xii |Titel=Pius XII |Autor=Daniel Schmiedke}}
*[http://www.catholicleague.org/pius/dalinframe.htm Rabbi David Dalin: A Righteous Gentile] Die Meinung eines Rabbi zu Pius XII. (auf Englisch)
* [https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/pius-xii/ Pius XII.] zukunft-braucht-erinnerung.de
*{{BBKL|http://www.bautz.de/bbkl/p/pius_xii.shtml}}
*[http://www.shoa.de/content/view/105/92/ Ausführliche Biographie zu Pius XII. bei Shoa.de]
* [https://www.vatican.va/holy_father/pius_xii/index_ge.htm Pius XII.] Vatikan
*[http://www.firstthings.com/ftissues/ft0404/articles/bottum.html „The End of the Pius Wars“ - von Joseph Bottum] - Versuch einer Bilanz der Kontroverse um Pius XII. (auf Englisch)
*[http://www.vatican.va/holy_father/pius_xii/index_ge.htm Pius XII. auf den Seiten des Vatikans]
* [http://www.ihr.org/jhr/v13/v13n5p26_Martinez.html Mary Ball Martínez: Pope Pius XII in the Second World War] (Englisch)
*[http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/type=rezbuecher&id=174 Rainer Decker: Rezension über: Cornwell Pius XII., Der Papst der geschwiegen hat]
*[http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensio/buecher/2001/dera0201.htm Rainer Decker: Sammelrezension über Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. und Michael F. Feldkamp: Pius XII. und Deutschland]
* [http://www.uwe-lipowski.de/texte/piusxii.html Die Welt - Interview mit Robert Graham über Pius XII. und Cornwell]
*[http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/1997/imp970703.html Zum Verhalten der dänischen Kirche]
*[http://www.klick-nach-rechts.de/ticker/2003/08/bulgarien.htm Zum Verhalten der bulgarischen Kirche]
*[http://www.lupuz.de/Ad-maiora-mala-vitanda.193.html Zum Verhalten der niederländischen Kirchen]


'''Historische Kontroverse'''
* [https://www.hagalil.com/2009/01/pius/ ''Vatikan und Pius XII.: Der Papst, der schwieg''], Dokumentation auf ''haGalil.com. Jüdisches Leben online'', 25. Januar 2009, abgerufen am 24. Dezember 2019.
* {{Webarchiv |url=http://news.newsdirectory1.com/the-vatican-is-silent-and-special-discounts-for-70-years-right-after/%23header |text=''The Vatican is silent and special discounts for 70 years right after'' |archive-is=20150529101737}}. In: ''News Directory'' vom 7. Mai 2015.
* [http://www.catholicherald.co.uk/news/2015/03/04/the-vatican-newspaper-savages-clumsy-film-defending-pius-xii ''The Vatican newspaper savages clumsy film defending Pius XII'']. In: ''Catholic Herald'' vom 4. Mai 2015.
* Klaus Kühlwein: [https://www.fr.de/kultur/schuldbekenntnis-ueberfaellig-11056784.html ''Ein Schuldbekenntnis ist überfällig.''] In: ''Frankfurter Rundschau'' vom 15. April 2015.
* Klaus Kühlwein: [https://www.spiegel.de/geschichte/judenrazzia-1943-in-rom-retten-sie-uns-eure-heiligkeit-a-951284.html ''Judenrazzia in Rom. Der stumme Papst.''] [[einestages]] Auf: ''Spiegel online'' vom 15. Oktober 2013.
* Andreas M. Jarach: [https://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/17335 ''Und Pius blieb stumm. Vor 70 Jahren wurden mehr als 1000 Juden aus Rom nach Auschwitz deportiert. Hilferuf, der ohne Antwort blieb.''] In: ''[[Jüdische Allgemeine]].'' vom 17. Oktober 2013, Nr. 42.
* Josef Kirchengast: [https://derstandard.at/1381368432568/Ein-Hilferuf-der-ohne-Antwort-blieb ''Ein Hilferuf der ohne Antwort blieb.''] In: ''[[der Standard]].'' vom 14. Oktober 2013.
* Klaus Kühlwein: ''Die Legende vom Retter der Juden.'' In: ''[[Frankfurter Rundschau]].'' vom 14. Dezember 2010, Nr. 291, S. 32 f. (online auf [http://www.imdialog.org/bp2011/01/08.html imdialog.org]).
* Benno Kirsch: [https://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=13381 ''Widersacher Hitlers oder wankelmütiger Versager?''] Doppelrezension zu Hesemann: ''Der Papst, der Hitler trotzte'', und Kühlwein: ''Warum der Papst schwieg''. Auf: [[literaturkritik.de]] vom September 2009.
* Rainer Blasius: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/2.1715/teufelsaustreibung-aus-der-ferne-1759839.html ''Teufelsaustreibung aus der Ferne: Pius XII., die nationalsozialistische Judenverfolgung und die Weihnachtsansprache des Jahres 1942''.] In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]].'' vom 29. Januar 2009, Nr. 24.
* Sergio I. Minerbi: [http://www.haaretz.com/print-edition/opinion/sacrificing-the-jews-for-christianity-1.257227 ''Sacrificing the Jews for Christianity.''] In: ''[[Haaretz]].'' vom 14. November 2008.
* René Schlott: [https://www.spiegel.de/geschichte/papst-pius-xii-der-bizarre-tod-des-stellvertreters-a-947942.html ''Der bizarre Tod des Stellvertreters.''] Auf: [[einestages]].spiegel.de vom 8. Oktober 2008.
* Werner Kaltefleiter: ''Pius XII. – Ein Papst als Feindbild.'' ([http://www.kath.de/kaltefleiter/Pius_XII_Ein_Papst_als_Feindbild.pdf PDF-Datei; 553&nbsp;kB]) Auf: ''kath.de'' vom 7. Februar 2007.
* Heribert Smolinsky: [http://www.schulstiftung-freiburg.de/de/forum/pdf/pdf_199.pdf ''Judenverfolgung und Judenrettung. Die Politik des Vatikan während der NS-Zeit.''] (PDF 261&nbsp;kB) In: Wolfram Wette (Hrsg.): ''Stille Helden. Judenretter im Dreiländereck während des Zweiten Weltkriegs.'' Herder spektrum, Freiburg 2005. Auf: ''Forum Schulstiftung''
* Rainer Decker: [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/type=rezbuecher&id=174 ''John Cornwell: Pius XII. Der Papst, der geschwiegen hat''] (Rezension). [[H-Soz-Kult]], 22. Februar 2000.
* Robert Katz: [http://www.theboot.it/what_if.html Robert Katz: ''Pius XII Protests the Holocaust. Could the wartime pope have prevented the Final Solution?''] TheBoot.it, Robert Katz’s History of Modern Italy, 2001.
* Rainer Decker: [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensio/buecher/2001/dera0201.htm ''Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg'' und ''Michael F. Feldkamp: Pius XII. und Deutschland''] (Sammelrezension). H-Soz-u-Kult, 22. Februar 2000.
* Dominik Burkard: ''Pius XII. – der „schweigende Papst“? Plädoyer für eine differenzierte Betrachtung.'' In: Dominik Burkard – Erich Garhammer (Hrsg.): ''Christlich-jüdisches Gespräch – erneut in der Krise?'' Echter, Würzburg 2011, ISBN 978-3-429-03423-8, S. 11–75.
* [[Norbert Göttler]]: ''Die Akte Pacelli.'' Dokumentarfilm, Bayerisches Fernsehen 2004.


== Einzelnachweise ==
<references responsive />


{{Personenleiste
<div class="BoxenVerschmelzen">
|ZEIT=1920–1929|AMT=[[Apostolischer Nuntius#Apostolische Nuntien im Deutschen Reich|Apostolischer Nuntius beim Deutschen Reich]]|VORGÄNGER=''Amt neu geschaffen''|NACHFOLGER=[[Cesare Orsenigo]]
{{Vorgänger-Nachfolger|VORGÄNGER=[[Pius XI.]]|NACHFOLGER=[[Johannes XXIII.]]|AMT=[[Papst]] ([[Liste der Päpste]])|ZEIT=[[1939]]-[[1958]]}}
|ZEIT2=1930–1939|AMT2=[[Datei:Coat of arms of Eugenio Maria Pacelli.svg|25px]][[Kardinalstaatssekretär]]|VORGÄNGER2=[[Pietro Gasparri|Pietro Kardinal Gasparri]]|NACHFOLGER2=[[Luigi Maglione|Luigi Kardinal Maglione]]
{{Vorgänger-Nachfolger|VORGÄNGER=[[Pietro Gasparri|Pietro Kardinal Gasparri]]|NACHFOLGER=[[Lorenzo Lauri|Lorenzo Kardinal Lauri]]|AMT=[[Liste der Kardinalkämmerer der Heiligen Römischen Kirche|Kardinalkämmerer]]|ZEIT=[[1935]]-[[1939]]}}
|ZEIT3=1935–1939|AMT3=[[Datei:Coat of arms of Eugenio Maria Pacelli (Camerlengo).svg|25px]] [[Liste der Kardinalkämmerer der Heiligen Römischen Kirche|Kardinalkämmerer]]|VORGÄNGER3=[[Pietro Gasparri|Pietro Kardinal Gasparri]]|NACHFOLGER3=[[Lorenzo Lauri|Lorenzo Kardinal Lauri]]
{{Vorgänger-Nachfolger|VORGÄNGER=[[Pietro Gasparri|Pietro Kardinal Gasparri]]|NACHFOLGER=[[Luigi Maglione|Luigi Kardinal Maglione]]|AMT=[[Liste der Kardinalstaatssekretäre|Kardinalstaatssekretär]]|ZEIT=[[1930]]-[[1939]]}}
|ZEIT4=1937–1939|AMT4=[[Liste der Kämmerer des Heiligen Kardinalskollegiums|Kämmerer des Heiligen Kardinalskollegiums]]|VORGÄNGER4=[[Lorenzo Lauri|Lorenzo Kardinal Lauri]]|NACHFOLGER4=[[Federico Tedeschini|Federico Kardinal Tedeschini]]
</div>
|ZEIT5=1939–1940|AMT5=[[Datei:Croix de l Ordre du Saint-Sepulcre.svg|25px]] [[Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem|Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem]]|VORGÄNGER5=[[Pius XI.|Papst Pius XI.]]|NACHFOLGER5=[[Nicola Canali]]
|ZEIT6=1944–1952|AMT6=[[Kardinalstaatssekretär]]<br />''de facto''|VORGÄNGER6=[[Luigi Maglione|Luigi Kardinal Maglione]]|NACHFOLGER6=[[Domenico Tardini]]
|ZEIT7=1939–1958|AMT7=[[Datei:C o a Pius XII.svg|25px]] [[Liste der Päpste|Papst]]|VORGÄNGER7=[[Pius XI.]]|NACHFOLGER7=[[Johannes XXIII.]]
}}

{{Normdaten|TYP=p|GND=118594753|LCCN=n79046189|NDL=00542984|VIAF=63987052}}


{{SORTIERUNG:Pius 12}}
[[Kategorie:Pius XII.| ]]
[[Kategorie:Papst]]
[[Kategorie:Papst]]
[[Kategorie:Staatsoberhaupt (Vatikanstadt)]]
[[Kategorie:Kardinalstaatssekretär]]
[[Kategorie:Kardinal (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Römisch-katholischer Bischof (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Römisch-katholischer Theologe (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Römisch-katholische Kirche im Deutschen Reich 1933–1945]]
[[Kategorie:Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften]]
[[Kategorie:Ehrwürdiger Diener Gottes]]
[[Kategorie:Träger des Konstantinordens]]
[[Kategorie:Träger des Ordens der Krone von Italien (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Träger des Silvesterordens]]
[[Kategorie:Träger des Gregoriusordens]]
[[Kategorie:Träger des Piusordens]]
[[Kategorie:Träger des Ordens vom Goldenen Sporn]]
[[Kategorie:Großmeister (Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem)]]
[[Kategorie:Rattenlinien]]
[[Kategorie:Kardinalkämmerer der Heiligen Römischen Kirche]]
[[Kategorie:Apostolischer Nuntius in Deutschland]]
[[Kategorie:Italiener]]
[[Kategorie:Italiener]]
[[Kategorie:Korporierter im CV|Pacelli, Eugenio]]
[[Kategorie:Vatikanbürger]]
[[Kategorie:Geboren 1876]]
[[Kategorie:Geboren 1876]]
[[Kategorie:Gestorben 1958]]
[[Kategorie:Gestorben 1958]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]


{{Personendaten|
{{Personendaten
NAME=Pius XII.
|NAME=Pius XII.
|ALTERNATIVNAMEN=Pacelli, Eugenio Maria Giuseppe Giovanni
|ALTERNATIVNAMEN=Pacelli, Eugenio Maria Giuseppe Giovanni (Geburtsname)
|KURZBESCHREIBUNG=[[Papst]] von [[1939]] bis [[1958]]
|KURZBESCHREIBUNG=italienischer Geistlicher, 260. Papst, Bischof von Rom, Staatsoberhaupt des Vatikans
|GEBURTSDATUM=[[2. März]] [[1876]]
|GEBURTSDATUM=2. März 1876
|GEBURTSORT=[[Rom]]
|GEBURTSORT=[[Rom]]
|STERBEDATUM=[[9. Oktober]] [[1958]]
|STERBEDATUM=9. Oktober 1958
|STERBEORT=[[Castel Gandolfo]]
|STERBEORT=[[Castel Gandolfo]]
}}
}}

[[bg:Пий XII]]
[[ca:Pius XII]]
[[cs:Pius XII.]]
[[cy:Pab Pïws XII]]
[[en:Pope Pius XII]]
[[eo:Pio la 12-a]]
[[es:Pío XII]]
[[fi:Pius XII]]
[[fr:Pie XII]]
[[gl:Pío XII]]
[[hu:XII. Piusz pápa]]
[[id:Paus Pius XII]]
[[it:Papa Pio XII]]
[[ja:ピウス12世 (ローマ教皇)]]
[[jv:Paus Pius XII]]
[[ka:პიუს XII]]
[[ko:교황 비오 12세]]
[[la:Pius XII]]
[[nl:Paus Pius XII]]
[[no:Pius XII]]
[[pl:Papież Pius XII]]
[[pt:Papa Pio XII]]
[[ro:Papa Pius al XII-lea]]
[[ru:Пий XII (папа римский)]]
[[sk:Pius XII.]]
[[sl:Papež Pij XII.]]
[[sv:Pius XII]]
[[tl:Papa Pío XII]]
[[uk:Пій XII]]
[[zh:庇護十二世]]

Aktuelle Version vom 21. Mai 2025, 12:14 Uhr

Pius XII.
Unterschrift Pius’ XII.
Unterschrift Pius’ XII.

Pius XII. (bürgerlich Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli [euˈdʒɛːnjo maˈriːa dʒuˈzɛppe dʒoˈvanni paˈtʃɛlli]; * 2. März 1876 in Rom; † 9. Oktober 1958 in Castel Gandolfo) war ein italienischer Priester und Diplomat. Er war vom 2. März 1939 bis zu seinem Tod am 9. Oktober 1958 der 260. Bischof von Rom (Papst) und damit Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche sowie das Staatsoberhaupt der Vatikanstadt.

Herkunft und Ausbildung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eugenio Pacelli am Tag seiner Priesterweihe, dem 2. April 1899

Eugenio Pacelli wurde am 2. März 1876 in Rom geboren und zwei Tage darauf in der Pfarrkirche San Celso e Giuliano in Rom von seinem Onkel Don Giuseppe Pacelli getauft. Er stammte aus einer Juristen- und Beamtenfamilie, die seit Generationen mit dem Heiligen Stuhl verbunden war: Sein Großvater Marcantonio Pacelli (1804–1902) war Mitgründer des Osservatore Romano und von 1850 bis 1870 Vize-Innenminister im Kirchenstaat und ein Cousin des Kurienkardinals Prospero Caterini. Sein Vater Filippo Pacelli (1837–1916) war Rechtsanwalt für den Heiligen Stuhl während der ungeklärten „römischen Frage“ und an der Kodifizierung des kanonischen Rechts beteiligt. In Anerkennung dafür erhob ihn Pius XI. 1929 zum erblichen Marchese des päpstlichen Adels.[1] Pacellis Mutter war Virginia Pacelli, geb. Grazioso (1844–1920). Eugenio war ihr zweiter Sohn nach Francesco und hatte noch zwei jüngere Schwestern, Giuseppa Mengarini und Elisabetta Rossignani. Francesco (1872–1935) war als päpstlicher Diplomat maßgeblich an den Verhandlungen über die Lateranverträge beteiligt. Dessen ältester Sohn Carlo Pacelli (1903–1970), Berater der Vermögensverwaltung des Heiligen Stuhls[2], wurde mit Zustimmung Mussolinis am 23. November 1941 vom italienischen König Viktor Emanuel III. in den erblichen italienischen Fürstenstand (Principe Pacelli) erhoben.[3]

Eugenio Pacelli besuchte das staatliche Gymnasium Liceo Ennio Quirino Visconti in Rom, war dort stets Klassenbester und wurde daraufhin als Hochbegabter von Kardinal Vincenzo Vannutelli, einem Freund seines Vaters, gefördert. Zu seinen Vorlieben gehörten Reiten, Schwimmen und klassische Musik; er spielte Violone. Nach dem Schulabschluss 1894 studierte er zuerst Philosophie an der Päpstlichen Universität Gregoriana und am Almo Collegio Capranica, anschließend katholische Theologie am päpstlichen Institut Sant’Apollinare. Er war ein Jahr lang Gasthörer an der staatlichen Universität La Sapienza, unter anderem bei dem deutschen Althistoriker Karl Julius Beloch. Seit dem zweiten Semester durfte er wegen Gesundheitsproblemen bis zum Examen 1899 mit päpstlicher Sondererlaubnis zuhause wohnen.[4]

Am 2. April 1899, einem Ostersonntag, weihte Francesco di Paola Cassetta, der Vertreter des Kardinalvikars von Rom und lateinischer Patriarch von Antiochien, Pacelli zum Priester. 1901 wurde Pacelli zum Dr. theol. promoviert. Noch im selben Jahr trat er auf Empfehlung Vannutellis in den Dienst des vatikanischen Kardinalstaatssekretärs Mariano Rampolla del Tindaro. 1902 wurde er zum Dr. iur. can. promoviert. Damit hatte er sich für eine Karriere als Kirchendiplomat in seiner Familientradition entschieden. Am 3. Oktober 1903 wurde er Minutant (Sachbearbeiter) in der neu geschaffenen Kongregation für außerordentliche kirchliche Angelegenheiten unter Pietro Gasparri, mit dem er den 1917 approbierten Codex Iuris Canonici, das erste gesamtkirchliche Gesetzbuch, ausarbeitete. 1908 lehnte Pacelli auf Wunsch des Papstes eine Berufung an die Katholische Universität von Amerika in Washington, D.C. ab. 1909 wurde er Professor an der Päpstlichen Diplomatenakademie in Rom. Von 1909 bis 1914 war er zudem Professor für kanonisches Recht am Institut Sant’Apollinare.

Am 7. März 1911 wurde er Gasparris Untersekretär, am 1. Februar 1914 Sekretär als Nachfolger von Umberto Benigni. Ob er auch an dessen Geheimdienst Sodalitium Pianum beteiligt war, ist umstritten.[5]

Seit 1912 war Pacelli Konsultor für das Heilige Offizium.[6] Im Juni 1914 erreichte er ein Konkordat mit dem damaligen Königreich Serbien und erwarb sich damit den Ruf eines Spezialisten für solche Verträge.[7]

Apostolischer Nuntius

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Pacelli als päpstlicher Nuntius in Bayern im Gespräch mit örtlichen Würdenträgern (1922)
Nuntius Pacelli bei der Beisetzung des Breslauer Weihbischofs Josef Deitmer, Berlin 1929

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 übertrug Papst Benedikt XV. Pacelli die Leitung humanitärer Aufgaben des Vatikans. Er sammelte bis zum Kriegsende Angaben über Kriegsgefangene aller Kriegsparteien und bereitete deren Austausch vor.

Am 20. April 1917 ernannte der Papst ihn zum Nuntius für die Apostolische Nuntiatur in München und weihte ihn am 13. Mai zum Titularerzbischof von Sardes. Da es damals in Preußen keinen Nuntius gab, vertrat er den Vatikan im gesamten Deutschen Reich. Seit Juni 1917 sollte er bei der deutschen Regierung für eine päpstliche Friedensinitiative werben. Vom 26. bis 28. Juni verhandelte er dazu mit Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg, am 29. Juni empfing ihn Kaiser Wilhelm II. für 30 Minuten. Am 24. Juli unterbreitete Pacelli dem Kaiser einen Vermittlungsentwurf mit sieben Friedensbedingungen und beantwortete dessen Einwände dagegen. In der durch seinen Bericht genährten Annahme, der Kaiser sei kompromissbereit, veröffentlichte der Papst am 1. August 1917 seinen Friedensappell Dès le début. Doch alle Kriegsparteien lehnten die darin enthaltenen Vorschläge ab. Daraufhin nahm Pacelli von der Linie Benedikts, der Vatikan müsse durch eigene Initiativen aktiv für Frieden eintreten, Abstand und vertrat fortan eine strikte Neutralität in politischen Fragen.[8]

Am 29. April 1919 wurde die Nuntiatur in München von Anhängern der Münchner Räterepublik, speziell der Eugen Leviné unterstellten Gruppe Pongratz, besetzt. Pacelli wurde mit dem Revolver bedroht[9] und sein Dienstwagen beschlagnahmt, aber nach etlichen Protesten einige Tage später beschädigt zurückgegeben. Pacelli maß diesem Vorgang jedoch „keinen antireligiösen Charakter“ bei und betrachtete ihn als Bagatelle.[10][11]

In seinen Berichten an den Vatikan übernahm Pacelli Polemiken gegen die Räterepublik speziell unter den Akteuren Eugen Leviné und Max Levien als „sehr harte russisch-jüdisch-revolutionäre Tyrannei“.[12] Hubert Wolf kam daher zu der Auffassung: „Die Vorstellung von der jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung wurde zwar von der deutschen Rechten mit ganz anderer Intensität und mit völlig unterschiedlichen Zielen propagiert; gänzlich unbeeinflusst blieb aber auch der Nuntius von solchen Parolen nicht.“[12]

Michael F. Feldkamp bewertet Pacellis Haltung zur Räterepublik: „Obwohl der Verlauf der Revolutionsmonate […] der antikommunistischen und – wegen der Beteiligung jüdisch-russischer Revolutionäre – der antisemitischen Propaganda in Bayern starken Auftrieb gab, scheint die von Zeitgenossen bewunderte persönliche Bescheidenheit, Geduld und Zurückhaltung Pacellis […] glaubwürdiger als der Versuch, den späteren Papst bereits in den ersten Jahren seines Münchner Aufenthaltes als frühen Antisemiten entlarven zu wollen.“[10] Feldkamp unterstreicht dies unter anderem mit Pacellis Intervention zugunsten der jüdischen Gemeinde von München, das Einfuhrverbot dringend benötigter Palmwedel für das Laubhüttenfest aus Italien – auch entgegen kanonischem Recht – zu umgehen.[13]

Am 22. Juni 1920 wurde Pacelli zum Nuntius für die Weimarer Republik ernannt. Mit Besorgnis beobachtete er seit März 1923 antikatholische Tendenzen rechtsgerichteter Protestanten, die die Jesuiten und Juden als gemeinsame Feinde des Deutschtums ansahen und bekämpften, und warnte deshalb vor ökumenischer Annäherung.[14] Er erlebte den Hitlerputsch vom 8./9. November 1923 in München mit, berichtete dem Vatikan direkt davon und hob dessen antikatholischen Charakter hervor. Im Mai 1924 nannte er den Nationalsozialismus die „vielleicht gefährlichste Häresie unserer Zeit“.[15]

Am 18. August 1925 verlegte er seinen Amtssitz in das neue Palais der Reichsnuntiatur in Berlin-Tiergarten. Er sprach inzwischen fließend Deutsch und stellte deutsches Personal an, das bis zu seinem Lebensende bei ihm blieb. Von 1918 bis 1930 verbrachte er seine Sommerferien im schweizerischen Rorschach am Bodensee bei den Menzinger Lehrschwestern vom Heiligen Kreuz. Aus dieser Kongregation kam seine lebenslange Haushälterin und Sekretärin Pascalina Lehnert.[16]

Nach dem Amtsantritt des neuen Papstes Pius XI. handelte er für diesen Konkordate zwischen dem Vatikan und den Ländern Bayern (1924) und Preußen (1929) aus. Ein Konkordat mit Baden bereitete er vor; das angestrebte Konkordat mit dem Deutschen Reich kam nicht zustande. Im August 1929 sandte er dem Wiener Nuntius einen ausführlichen Bericht über Adolf Hitler, den er als „berüchtigten politischen Agitator“ darstellte, dessen Putschversuch zu Recht gescheitert sei.[17] Nach der Erinnerung von Pascalina Lehnert soll Pacelli 1929 über Hitler gesagt haben:[18]

„Dieser Mensch ist völlig von sich selbst besessen, alles, was nicht ihm dient, verwirft er, was er sagt und schreibt, trägt den Stempel seiner Selbstsucht, dieser Mensch geht über Leichen und tritt nieder, was ihm im Weg ist – ich kann nur nicht begreifen, dass selbst so viele von den Besten in Deutschland dies nicht sehen oder wenigstens aus dem, was er schreibt und sagt, eine Lehre ziehen. – Wer von all diesen hat überhaupt das haarsträubende Buch ‚Mein Kampf‘ gelesen?“

Am 9. Dezember 1929 wurde Pacelli aus Deutschland abberufen und vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg verabschiedet. Am 16. Dezember erhob Papst Pius XI. Eugenio Pacelli zum Kardinal an der Titelkirche Santi Giovanni e Paolo. Er bat den Papst mehrfach vergeblich, Diözesanbischof eines italienischen Bistums werden zu dürfen.

Kardinalstaatssekretär

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wappen als Kardinalstaatssekretär (1930–1939)
Wappen von Eugenio Maria Pacelli während der Sedisvakanz 1939
Reichskonkordatsunterzeichnung im Juli 1933 in Rom (v.l.n.r: Prälat Ludwig Kaas, Vizekanzler Franz von Papen, Untersekretär Giuseppe Pizzardo, Staatssekretär Pacelli, Substitut Alfredo Ottaviani und Ministerialdirektor Rudolf Buttmann).

Nach dem Rücktritt Gasparris ernannte der Papst Pacelli am 7. Februar 1930 zum Kardinalstaatssekretär, am 25. März zudem zum Erzpriester und Vermögensverwalter des Petersdoms. Fortan war Pacelli der wichtigste außenpolitische Berater und Mitarbeiter des Papstes. Er traf den Papst das ganze Jahr hindurch etwa alle zwei Tage zu einer Audienz über alle aktuellen Fragen, deren Ergebnisse er ebenso wie seine Antworten auf diplomatische Anfragen für den Privatgebrauch notierte. Diese seit 2003 zugänglichen Notizen erlauben Einblicke in seine Amtsführung und Entscheidungen. Sein Amt erhielt zusätzliches Gewicht, weil die für besondere außenpolitische Ereignisse zuständige Kongregation für außerordentliche kirchliche Angelegenheiten von 1930 bis 1939 kaum noch einberufen wurde.[19]

Konkordatspolitik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 12. Oktober 1932 unterschrieb Pacelli das Konkordat mit der Republik Baden, am 5. Juni 1933 das Konkordat mit Österreich und am 8. Juli das Reichskonkordat mit der nationalsozialistischen Regierung, das am 20. Juli in Kraft trat. Vorausgegangen waren Hitlers kirchenfreundliche Regierungserklärung (23. März 1933), die Rücknahme der Dekrete der deutschen Bischöfe, die die Unvereinbarkeit von Katholizismus und Nationalsozialismus erklärt hatten (28. März), die Zustimmung der katholischen Zentrumspartei zum Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933, ihre Selbstauflösung (5. Juli 1933) und die absehbare Gleichschaltung der katholischen Verbände. Darum wollten Pius XI. und Pacelli nun staatliche Garantien für die katholische Religionsausübung: Dafür verpflichtete sich der Vatikan wie schon bei den Lateranverträgen mit Benito Mussolini von 1929 zu politischer Neutralität. Dies kam Hitlers Absicht entgegen, politische Aktivitäten der deutschen Bistümer, katholischen Orden und Verbände rechtlich zu unterbinden und international Prestige zu gewinnen.[20]

Vor 1933 hatte Pacelli eine Koalition der Zentrumspartei mit der DNVP befürwortet, die dann mit der NSDAP koalierte.

Nach dem Anschluss Österreichs vom 12. März 1938 versicherten Österreichs katholische Bischöfe Hitler am 18. März ihre bedingungslose Loyalität. Sie erhofften sich davon die Beibehaltung des Österreichkonkordats. Daraufhin veröffentlichte Pacelli am 6. April 1938 im Osservatore Romano eine Richtigstellung: Der Vatikan habe die österreichische Bischofserklärung nicht autorisiert. Zudem erklärte er US-Präsident Franklin D. Roosevelt am 19. April 1938 in einem geheimen Memorandum: Der Vatikan werde niemals bereit sein, einem Abkommen von Bischöfen und/oder Regierungen zuzustimmen, das „in Gegensatz zum göttlichen Gebot sowie zur Freiheit und zu den Rechten der Kirche“ stehe. Die deutsche Regierung habe das Reichskonkordat und das Bemühen des Vatikans zum Interessenausgleich fortlaufend missachtet. In den Folgemonaten hielt Hitler seine Zusage, das Österreichkonkordat zu respektieren, nicht ein und dehnte das Reichskonkordat auch nicht auf Österreich aus. Die Verhandlungen Pacellis mit dem Gauleiter Josef Bürckel, in denen der Rechtsstatus des österreichischen Episkopats geklärt werden sollte, scheiterten im August 1938 endgültig.[21]

Bis 1939 bereiste Pacelli viele Staaten Europas und Amerikas, darunter 1934 Südamerika und im Oktober und November 1936 die Vereinigten Staaten.[22] So wurde er international bekannt. Pacelli vermittelte auch im Konflikt der römisch-katholischen Kirche mit der Regierung Mexikos (1934) und im Spanischen Bürgerkrieg (1936). Die Ermordung Tausender katholischer Priester in dessen Verlauf verstärkte im Vatikan die Furcht vor dem Bolschewismus.[23] Am 19. März 1937 erschien die Enzyklika Divini redemptoris, die den „atheistischen Sowjetkommunismus“ verdammte und Staaten nannte, wo Christen aufgrund kommunistischer Ideologie verfolgt wurden.

„Mit brennender Sorge“

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegen häufige Übergriffe der SA und Gestapo auf katholische Gruppen hatte Pacelli oft päpstliche Protestnoten an die Reichsregierung gesandt. Im Juli 1936 informierte er die Fuldaer Bischofskonferenz von der Absicht des Papstes, einen Hirtenbrief zu diesen Rechtsbrüchen zu erlassen. In einem Vorgespräch verlangten die deutschen Bischöfe stattdessen eine Enzyklika. Pacelli wollte jede offizielle Verurteilung des Nationalsozialismus verhindern, die als einseitige politische Stellungnahme wirken konnte, und stimmte diesem Verlangen erst zu, nachdem der Papst eine entsprechende Verurteilung des Kommunismus beschlossen hatte.[24] Er erstellte dann die Schlussfassung der Enzyklika Mit brennender Sorge, die am 21. März 1937 erschien.

Dabei überarbeitete er den Vorentwurf von Kardinal Michael von Faulhaber mit Hilfe eines ihm vorliegenden Gutachtens, in dem das Heilige Offizium nationalsozialistische Ideologien als Irrlehren definiert und zurückgewiesen hatte. Dieser geheime Syllabus wurde erst 2004 durch die Öffnung der Bestände der Vatikanarchive aus der Zeit des Pontifikates Pius’ XI. (bis 1939) bekannt.

Pacelli stellte Faulhabers Entwurf eine Einleitung voran, die die Verstöße des NS-Regimes gegen das Reichskonkordat beklagte. Faulhabers Einleitung hatte von „großer Sorge“ über „die Entwicklung des kirchlich religiösen Lebens“ in Deutschland gesprochen; Pacelli änderte dies zu „brennender Sorge und steigendem Befremden“ über „den Leidensweg der Kirche, die wachsende Bedrängnis der ihr in Gesinnung und Tat treubleibenden Bekenner und Bekennerinnen“.[25]

Um dem NS-Regime keinen Vorwand zu geben, das Konkordat aufzukündigen, betonte Pacellis Einleitung, es sei auf dessen Wunsch zustande gekommen. Die Regierung allein sei für die Vertragsbrüche verantwortlich:

„Wenn der von Uns in lauterer Absicht in die deutsche Erde gesenkte Friedensbaum nicht die Früchte gezeitigt hat, die Wir im Interesse Eures Volkes ersehnten, dann wird niemand in der weiten Welt, der Augen hat, zu sehen, und Ohren, zu hören, heute noch sagen können, die Schuld liege auf Seiten der Kirche und ihres Oberhauptes. Der Anschauungsunterricht der vergangenen Jahre klärt die Verantwortlichkeiten.“

Konkrete Verbrechen an Christen und Nichtchristen blieben jedoch anders als bei der Enzyklika gegen den Kommunismus unbenannt.[26]

Im zweiten, theologischen Teil ergänzte Pacelli einen Passus zur katholischen Kirchenlehre, der mit dem Satz begann:[27]

„Die von dem Erlöser gestiftete Kirche ist eine – für alle Völker und Nationen.“

In ihr sei Raum zur Entfaltung der besonderen Eigenschaften jeder Volksgemeinschaft, deren Vielfalt die Kirche begrüße und fördere. Gottes Einheitsgebot setze der Trennung der Nationen in der Kirche eine Grenze. Dies stellte die katholische Alternative zur nationalsozialistischen Rassentheorie heraus, die die Einheit der Menschheit bestritt und sie in feindliche Rassen und Völker zerteilte.

Ferner fügte er den Satz ein:[28]

„Wer die Rasse oder das Volk oder den Staat oder die Staatsform […] zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und verfälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge.“

Pacelli nannte den Nationalsozialismus nicht beim Namen, bezeichnete aber die Vorstellung eines „nationalen Gottes“ und einer „Nationalreligion“ als Irrlehre. Dass der kirchliche Autoritätsanspruch sich auch auf die Geltung und Bewahrung der Menschenrechte erstreckte, wie es das Gutachten des Offiziums betonte, ließ Pacelli fort und notierte dazu:[29]

„Der Papst will die Hoffnung, so gering sie auch sein mag, nicht ausschließen, dass die Situation sich bessern könnte.“

Kirchenhistoriker bewerten Pacellis Überarbeitung verschieden: Laut Johanna Schmid hat Pacelli Faulhabers Entwurf verschärft und die lehramtliche Kritik an der Ideologie des Nationalsozialismus genauer herausgestellt.[25] Laut Gerhard Besier, einem evangelischen Theologen, hat er das Gutachten des Offiziums, das die Unvereinbarkeit der katholischen Lehre mit der NS-Ideologie ausdrücklich und präzise feststellte, zu einem vorsichtigen diplomatischen Kompromiss abgeschwächt. Besier stimmte Peter Godman bei, der die Enzyklika als die Markierung „eines Rückzugs“ bezeichnet hatte.[30]

Die Enzyklika wurde unter strengster Geheimhaltung und mit großer Wahrscheinlichkeit auch mit Billigung und Unterstützung Pacellis heimlich ins deutsche Reich gebracht, nachts in abgedunkelten Druckereien vervielfältigt und am 21. März 1937 in allen katholischen Gemeinden verlesen. Das NS-Regime reagierte darauf mit Hausdurchsuchungen, Verhaftungen,[31] Schließungen von katholischen Schulen und Fakultäten, Enteignungen sowie der Auflösung von weiteren katholischen Organisationen und Verbänden.

Haltung zur Judenverfolgung bis 1939

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Botschafter, Bischöfe und Nuntii informierten Pacelli laufend, frühzeitig und detailliert über die Lage in Deutschland, besonders über die sich verschärfende Judenverfolgung. Seit Januar 1933 baten viele Prominente ihn darum, auf den Papst einzuwirken, um die Judenverfolgung öffentlich anzuprangern. Doch Pacelli sprach dieses Thema in seinen regelmäßigen Audienzen mit Pius XI. 1933–1939 nach Aktenlage fast nie an und ließ alle Bittbriefe bis auf einen unbeantwortet.[32]

Am 1. April 1933 – dem Tag des Judenboykotts – beauftragte der Papst ihn damit, zu sondieren, „ob und wenn ja was“ der Heilige Stuhl gegen „antisemitische Exzesse in Deutschland“ tun könne. Pacelli notierte dazu: „Es könnten Tage kommen, in denen man sagen können muss, dass in dieser Sache etwas gemacht worden ist.“ Auf seine Anfrage wies Nuntius Cesare Orsenigo am 8. April auf das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ hin: Fortan sei Eintreten für die Juden identisch mit Protest gegen ein Staatsgesetz. Der Vatikan könne sich unmöglich in innere Staatsangelegenheiten einmischen, zumal er vorher nicht gegen „antideutsche Propaganda“ protestiert habe. Er müsse sich heraushalten und Stellungnahmen zur „Judenfrage“ den deutschen Bischöfen überlassen. Dem folgte Pacelli, obwohl auch die deutschen Bischöfe nicht gegen Verletzungen der Menschen- und Bürgerrechte protestierten, sondern allenfalls für getaufte Juden eintraten.[33]

Am 9. April 1933 appellierte der mit dem Papst seit 1920 befreundete Wiener Rabbiner und Hebraist Arthur Zacharias Schwarz über Pacelli an Pius XI:[34]

„Wenn es Eurer Heiligkeit möglich wäre, auszusprechen, dass auch das gegen die Juden geübte Unrecht ein Unrecht bleibt, so würde ein solches Wort den Mut und die Moral von Millionen meiner jüdischen Brüder erhöhen.“

Am 22. April telegrafierte der New Yorker Rabbiner William Margolis an ihn:[35]

„Im Namen von all dem, was der Christenheit heilig ist, flehe ich Sie an, Ihre Stimme zu erheben, um Hitlers Verfolgungen klar zu verurteilen. Ihre Kritik wird weitreichenden Einfluss auf die deutsche Regierung haben […] und zu einer Änderung der Politik führen.“

Nach seinen Notizen legte Pacelli dem Papst keine dieser Bitten vor, nur die von Edith Stein. Die damals im Vatikan unbekannte Katholikin jüdischer Herkunft schilderte eindringlich die Judenverfolgung und machte die NS-Regierung für viele Selbsttötungen unter den Verfolgten verantwortlich. Diese Verantwortung falle auch „auf die, die dazu schweigen“. Nicht nur Juden, auch Tausende Katholiken warteten seit Wochen darauf, „dass die Kirche Jesu Christi ihre Stimme erhebe“, um der Judenverfolgung durch eine sich christlich nennende Regierung „Einhalt zu tun“. Erzabt Raphael Walzer übergab ihren Brief Pacelli am 12. April 1933 persönlich. Am 20. April antwortete dieser an Walzer, er habe diesen Brief „pflichtgemäß Seiner Heiligkeit vorgelegt“; er bete mit dem Papst um den Schutz der Kirche und den Mut aller Katholiken, die aktuellen Probleme zu überstehen. Zur Judenverfolgung und Bitte um einen Papstprotest nahm er nicht Stellung.[36]

Auch zu den Nürnberger Gesetzen und den Novemberpogromen 1938 ist weder eine interne noch öffentliche Reaktion Pacellis, der genau über die Vorgänge informiert war, und keine Unterredung mit dem Papst belegt.[37] Bei einem Treffen mit deutschen Kardinälen im März 1939 erklärte er dies mit dem Festhalten am Reichskonkordat:[38]

„Die Welt soll sehen, daß wir alles versucht haben, um in Frieden mit Deutschland zu leben.“

Jedoch bemühte er sich im päpstlichen Auftrag vergeblich um Aufnahme verfolgter, besonders getaufter Juden in außereuropäischen Staaten.

Pius XI. plante seit Sommer 1938 ein Lehrschreiben gegen den Rassismus und Antisemitismus, zu dem er weder das zuständige Heilige Offizium noch Pacelli beauftragte. Zudem wollte er am 11. Februar 1939, dem Zehnjahrestag der Lateranverträge, die Leugnung der nationalsozialistischen Judenverfolgung in der italienischen Presse und die italienischen Rassengesetze vom Juli 1938 als Bruch des Italienkonkordats öffentlich anprangern. Pacelli dagegen wollte diesen Konfrontationskurs vermeiden, um das Konkordat nicht zu gefährden und Mussolini als Vermittler gegenüber Hitler zu behalten.[39] Als Pius XI. am 10. Februar 1939 starb, ließ Pacelli die schon gedruckten Exemplare der geplanten Papstrede vernichten, wie es seine Aufgabe als Camerlengo war.[40]

Wappen als Papst (1939–1958)
Pius XII. nach seiner Wahl auf der Benediktionsloggia des Petersdoms, 2. März 1939

Pacelli wurde am 2. März 1939, seinem 63. Geburtstag, im dritten Wahlgang zum Papst gewählt und am 12. März auf der Loggia des Petersdoms gekrönt. Er war der dritte Kardinalstaatssekretär nach 1655 und 1667, der zum Papst gewählt wurde, und der erste in Rom geborene Papst seit Clemens X. (1670–1676). Seine Wahl wurde weltweit begrüßt. Die New York Times sah ihn als Wunschnachfolger seines Vorgängers „Seite an Seite mit den demokratischen Völkern, um die Unabhängigkeit des menschlichen Geistes und die Brüderlichkeit der Menschheit gegen die ungeistigen Methoden neuzeitlicher Barbarei zu verteidigen“.[41]

Das NS-Regime sandte als eine von sehr wenigen Regierungen keine Delegation zur Amtseinführung des neuen Papstes. Im Völkischen Beobachter hieß es am 3. März 1939:[42]

„Wir in Deutschland haben von diesem Papst nichts zu erwarten! […] Die Kirche unter Pius XII. wird mehr als sonst Politik machen, aber nicht so roh und polternd wie unter Pius XI., feiner, diskreter und steiler.“

In einer Privataudienz versicherte Pius XII. dem deutschen Botschafter beim Vatikan, Diego von Bergen, schon am 3. März 1939 seines „heißen Wunsches für Frieden zwischen Kirche und Staat“. Dabei werde die Regierungsform der Diktatur nicht stören, da die Kirche nicht berufen sei, zwischen politischen Systemen zu wählen.[43]

Versuche der Kriegsverhinderung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gleich zu Beginn seines Pontifikates wurde Pius XII. mit der Kriegsgefahr konfrontiert. Am 15. März 1939 brach Hitler das Münchner Abkommen und ließ die „Resttschechei“ besetzen (Zerschlagung der Tschechoslowakei). Daraufhin forderten Vertreter der Westmächte, darunter der Erzbischof von Canterbury Cosmo Gordon Lang, Pius auf, einen internationalen Protest aller Kirchen gegen die Diktaturen Europas anzuführen. Auch die katholischen Bischöfe Frankreichs erwarteten seit Juni 1939 eine päpstliche Verurteilung von Hitlers Aggressionspolitik. Als diese ausblieb, übten katholische Zeitungen dort offen Kritik an seiner Amtsführung.[44]

Nachdem Hitler am 28. April 1939 den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt und das deutsch-britische Flottenabkommen gekündigt hatte, schlug Pius eine europäische Fünfmächtekonferenz zur Beilegung der Konflikte vor. Auch wegen seiner vorherigen Passivität reagierte keine der angesprochenen Regierungen positiv darauf. Über die Nuntiaturen versuchte Pius weiter, Einfluss zu nehmen, und erfuhr so im Mai, das Vereinigte Königreich werde Polen auf jeden Fall beistehen, falls Hitler Danzig besetzen werde. Vom 24. bis 28. August verlangte Frankreichs Botschafter beim Vatikan dreimal, der Papst müsse den bevorstehenden deutschen Überfall auf Polen, ein katholisches Land, verdammen.

Pius hielt dagegen an der politischen Neutralität fest und erklärte demgemäß in einer Rundfunkrede am 24. August: Mit dem Frieden sei nichts verloren, aber alles könne mit dem Krieg verloren werden. Hinter den Kulissen drängte er Mussolini, mäßigend auf Hitler einzuwirken. Am 31. August erwog er, direkt nach Berlin und Warschau zu reisen, appellierte dann aber von Rom aus an die deutsche und polnische Regierung, keine Zwischenfälle zu provozieren und die Spannungen nicht zu verschlimmern.[45] Hitler gab an diesem 31. August die Weisung, Polen am nächsten Morgen ab 4:45 Uhr zu überfallen.

Bischof von Rom im Zweiten Weltkrieg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Besuch von Pius XII. am 19. Juli 1943 im Stadtteil San Lorenzo. Zeichnung von Achille Beltrame (1. August 1943)

Im Zweiten Weltkrieg erwarteten und erfuhren die Römer Hilfe eher vom „papa“ (im doppelten Sinne, als Papst und als „Vater“ ihrer Stadt) als von den staatlichen Behörden. Vom Vatikan zur Verfügung gestellte Gelder ermöglichten den römischen Pfarreien die Verteilung von Lebensmitteln. Pius veranlasste humanitäre Hilfen für Kriegsopfer; sein Hilfswerk leitete Giovanni Battista Montini, Substitut im Staatssekretariat, der spätere Papst Paul VI. Als die Alliierten am 19. Juli 1943 erstmals Rom bombardierten, vor allem die Arbeiterviertel des Stadtteils San Lorenzo,[46] eilten Papst Pius und Montini zu den Opfern und ihren Familien.[47] Als sich im Mai 1944 alliierte Truppen der Stadt näherten und die Römer fürchteten, es werde ein zweites Monte Cassino geben, war es maßgeblich der Papst, dem das Zustandekommen der allseitigen Erklärung Roms zur „offenen Stadt“ zu verdanken war.[48] Die Römer ehrten ihn nach Kriegsende als „Defensor Urbis“ (Schirmherr der Stadt).[49]

Aussagen zu deutschen Angriffskriegen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie sein Vorgänger Benedikt XV. im Ersten, so veröffentlichte Pius XII. im Zweiten Weltkrieg allgemeine Friedensappelle, wobei er klare Schuldzuweisungen konsequent vermied und keine Kriegspartei namentlich nannte. Am 14. September 1939 beklagte er im Vatikan erstmals den Kriegsausbruch und erklärte seine Absicht, einen für alle Beteiligten ehrenhaften Frieden zu vermitteln. Dies wiederholte er bis zum Kriegsende öfter.

Am 26. September 1939 nannte er den Krieg eine „entsetzliche Gottesgeißel“ und hoffte auf Frieden durch „versöhnenden Ausgleich“, der auch der katholischen Kirche künftig „größere Freiheit“ schenken möge. Am 30. September, nach der Kapitulation der meisten polnischen Truppen, lobte er die „großen Taten“ der Polen und hoffte, trotz bekannter Absichten der „Feinde Gottes“ möge das „katholische Leben“ Polens weiterbestehen.

Am 20. Oktober 1939 erschien seine erste Enzyklika Summi pontificatus. Sie verurteilte Staatsvergötzung, Verlust moralischer Normen und religiöse Leere und erklärte diese aus der weltweiten Nichtachtung des Christentums. Sie betonte die Gleichheit aller Menschen, ermahnte Staaten zu Verhandlungen und Verträgen und warb für weltweites Mitgefühl mit den Polen, deren Blutopfer eine „erschütternde Anklage“ erhöben. Nur dieses Mal nannte er ein Volk namentlich und verurteilte so implizit den deutschen Angriffskrieg und die Besetzung Polens.

Das NS-Regime verbot am 10. November 1939 nicht die Verlesung, aber die Verbreitung und Diskussion der Enzyklika. Französische Flugzeuge warfen 88.000 Flugblätter mit dem Text über deutschen Städten ab, während die Deutschen eine gefälschte Version, in der „Deutschland“ „Polen“ im Text ersetzte, in Polen verteilten.[50] Auf päpstliche Anweisung sendete Radio Vatikan am 21. Januar 1940:[51]

„Die Bedingungen des religiösen, politischen und wirtschaftlichen Lebens haben das edle polnische Volk, insbesondere in den von den Deutschen besetzten Gebieten, in einen Zustand von Terror, Abstumpfung und, wir möchten sogar sagen: von Barbarei versetzt […] Die Deutschen benutzen dieselben Mittel und vielleicht noch schlimmere als die Sowjets.“

Am 10. Mai 1940 sandte Pius XII. nach dem deutschen Überfall auf die Niederlande, Belgien und Luxemburg Sympathietelegramme an ihre Monarchen. Am Folgetag notierte er für seine Mitarbeiter den Inhalt eines Gespräches mit dem aus Warschau zurückgekehrten italienischen Konsul:[52]

„Er bestätigte – in voller Übereinstimmung mit seiner Gattin –, daß es unmöglich ist, sich die Grausamkeit und den Sadismus vorzustellen, mit denen die Deutschen oder, besser gesagt, die Gestapo – geführt von Himmler, einem wirklichen Verbrecher, und zusammengesetzt aus widerlichen Individuen – das polnische Volk quälen und es zu zerstören versuchen.“

Am 12. Mai 1940 verteidigte er gegenüber dem italienischen Botschafter Alfieri seine Sympathietelegramme und ging auf die Lage in Polen ein:[53]

„Sie kennen genau und vollständig die fürchterlichen Dinge, die in Polen geschehen. Wir müssten feurige Proteste dagegen erheben, und das einzige, was Uns davon abhält, ist das Wissen, dass Unser Sprechen den Zustand dieser Unglücklichen nur noch verschlimmern würde.“

Zur Anti-Hitler-Koalition der Vereinigten Staaten mit der Sowjetunion

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Angesichts des deutschen Einmarsches in die Sowjetunion ab dem 22. Juni 1941 interpretierte Pius XII. die Enzyklika Divini Redemptoris seines Vorgängers Pius XI. neu. In ihr hatte der Papst den Katholiken eine Zusammenarbeit mit dem Kommunismus untersagt. Neu an der Deutung Pius’ XII. war, dass er zwischen einem Volk und seiner jeweiligen Regierung streng differenzierte. Diese neue Interpretation ließ Pius XII. über diplomatische Kanäle den US-Bischöfen übermitteln, mit der Folge, dass diese nun die von ihnen lange abgelehnte Hilfe der Vereinigten Staaten für die bedrängte Sowjetunion akzeptierten und die amerikanischen Waffen- und Ausrüstungslieferungen unterstützten. Ein internes Dokument[54] enthüllt die Hoffnungen, die der Vatikan damit verband: Kurz nach dem Beginn des Überfalls rechnete der Papst damit, dass Hitler Josef Stalin schnell bezwingen könnte, da die Blitzkriegtaktik erneut aufzugehen schien. Eine solche Entwicklung könne für die Kirche nichts Gutes bedeuten, da der Nationalsozialismus nach dem Endsieg das Christentum verdrängen wolle. Eine Beeinflussung des Krieges zugunsten Stalins wollte Pius aber ebenfalls nicht bewirken, denn auch von diesem Diktator sei eine Kirchenverfolgung zu erwarten, wenn er weitere europäische Länder unter seine Kontrolle gebracht habe. Die im Vatikan erhoffte Entwicklung bestand darin, dass die amerikanische Waffenhilfe für Stalin nur so zaghaft ausfalle, dass sowohl das deutsche Reich wie auch die Sowjetunion ihre Kräfte in einem langen Krieg erschöpfen würden. Der Kommunismus sollte besiegt werden, der Nationalsozialismus stark geschwächt aus der Auseinandersetzung hervorgehen und sodann „zur Strecke gebracht werden“.[55]

Die Nationalsozialisten sahen in Pius XII. einen ihrer Gegner. So schrieb Joseph Goebbels am 9. Januar 1945 in sein Tagebuch: „Die Prawda leistet sich wieder einen starken Ausfall gegen den Papst. Es mutet geradezu humoristisch an, dass der Papst hier als Faschist angeprangert wird, der mit uns im Bunde stände, um Deutschland aus der schwierigen Situation zu retten.“[56]

Haltung zu NS-Verbrechen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu NS-Morden an Kranken und Behinderten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 27. November 1940 publizierte das Heilige Offizium einen Dekretsentwurf, der die seit Januar 1940 laufende „Aktion T4“ – die vom NS-Regime angeordnete Ermordung Kranker und Behinderter – als „unmenschliches und frevelhaftes Verbrechen“ verurteilte. Pius XII. strich diese vier Worte, da sie ihm, obwohl gerechtfertigt, zu polemisch erschienen, und nannte die Morde „nicht erlaubt“. Sie seien Verstöße gegen das „natürliche und positive göttliche Recht“.[57] Am 2. Dezember erschien das Dekret in seiner abgemilderten Fassung.[58]

Dass entschiedenes Eintreten für die bedrohten Kranken und Behinderten die deutsche Regierung zur Mäßigung nötigen konnte, bewies Clemens August Graf von Galen, der Bischof von Münster, mit drei Predigten im Juli/August 1941 gegen die sogenannte Euthanasie. Das NS-Regime stellte daraufhin diese Morde – wenigstens zeitweise – ein, und das, obwohl das deutsche Episkopat von Galens Haltung nicht aktiv unterstützte. Pius XII. hatte 1933 als Kardinalstaatssekretär gegen die Wahl von Galens zum Bischof von Münster votiert, begrüßte nun aber dessen öffentlichen Protest in einem Brief an Bischof Konrad Graf von Preysing vom 30. September 1941 als Beweis dafür, „wie viel sich durch offenes und mannhaftes Auftreten innerhalb des Reichs immer noch erreichen lässt“. Zugleich erklärte er, dass er selbst nicht ebenso protestieren werde:[59]

„Wir betonen das, weil die Kirche in Deutschland auf Euer öffentliches Handeln umso mehr angewiesen ist, als die allgemeine politische Lage […] dem Oberhaupt der Gesamtkirche in seinen öffentlichen Kundgebungen pflichtmäßige Zurückhaltung auferlegt.“

1946 ernannte Pius XII. von Galen auch wegen seiner gleichsam stellvertretenden Proteste zum Kardinal.

Kenntnisse vom Holocaust

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berichte über Deportationen von Juden in den Osten bekam der Vatikan zum ersten Mal von Kardinal Theodor Innitzer aus Wien Anfang 1941.[60] Später erreichten den Vatikan ähnliche Meldungen von Nuntiaturen oder Apostolischen Gesandtschaften aus anderen Ländern.[61] Außerdem wurden regelmäßig BBC-Meldungen in den Vatikan gegeben.[62] Hervorzuheben ist das Memorandum von Gerhart Riegner, der das Büro des Jüdischen Weltkongresses in Genf leitete. In dem Memorandum vom Frühjahr 1942[63] fassten er und sein Mitarbeiter Lichtheim Berichte über Massendeportationen in den Osten zusammen und sprachen von Indizien über die Ermordung zahlreicher Deportierter. Das Memorandum wurde den Alliierten und dem Berner Nuntius übergeben.[64] Im August 1942 reichte Riegner den Alliierten ein Telegramm[65] nach, in dem er neue alarmierende Berichte zusammenfasste über die brutalen Umstände bei den Deportationen und über ein geplantes Programm zur Auflösung (Liquidierung) von Ghettos. Der Vatikan wurde vom US-Botschafter beim Vatikan, Myron Charles Taylor, über das Riegner-Telegramm unterrichtet. Im Namen seiner skeptischen Regierung fragte Taylor nach, ob dem Vatikan Berichte vorlägen, die die Angaben bestätigen könnten. Kardinalstaatssekretär Luigi Maglione bedankte sich für den Bericht, erklärte aber, der Vatikan könne diese und andere Nachrichten über harte Maßnahmen gegen Nichtarier derzeit nicht auf ihre Genauigkeit hin überprüfen.[66] Dieser Beurteilung schloss sich auch der slowakische Nuntius Giuseppe Burzio in Meldungen vom 27. Oktober 1941 und 9. März 1942 über Erschießungen von Juden im Osten[67] an. Burzio hatte lediglich Informationen vom Hörensagen weitergegeben. Weder er noch der Vatikan konnten diese Berichte verifizieren.

Übereinstimmend bezeugen die privilegierten Geheimarchivforscher (Vatikan) Pierre Blet, Robert Graham und Peter Gumpel SJ, dass der Heilige Stuhl während des Krieges über keine gesicherten Informationen zum NS-Genozid am europäischen Judentum verfügt habe. Die beiden Historiker Blet und Graham arbeiteten maßgeblich an der elfbändigen vatikanischen Aktenedition zum Zweiten Weltkrieg (Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale) mit und P. Gumpel war der Postulator im Seligsprechungsprozess Pius’ XII.

„Solange der Krieg andauerte, lag Dunkelheit über dem Schicksal der Deportierten. Man kannte die mörderischen Bedingungen, unter denen die Transporte stattfanden. Man zweifelte nicht daran, daß Unterernährung, Zwangsarbeit und Epidemien in den überbevölkerten Lagern Abertausende von Opfern forderten. Man nahm die Berichte über Massaker in Polen, in Russland und anderswo ernst. Aber über diesen eindeutigen Fakten und den Berichten von einigen wenigen Entkommenen über die Todeslager lag ein dichter Nebelschleier, den sogar die Verwandten und die jüdischen Glaubensbrüder der Opfer nicht durchdringen konnten oder wollten.“

Blet[68]

„Wußte der Papst vom Auschwitzdrama? Er wußte nicht mehr als die Juden in Amerika und Großbritannien und er wußte soviel wie die Regierungen. Graham macht darauf aufmerksam, daß die Meldungen über massenhafte Judenermordungen sehr ‚ambivalent‘ waren. Weder in Washington noch in London oder bei Zeitungen und jüdischen Organisationen lagen gesicherte Informationen vor. Selbst die Ankläger bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen (namentlich der spätere Chefankläger Telford Taylor) seien bei ihren Recherchen überrascht gewesen vom Ausmaß der Judenvernichtung.“

Graham[69]

„Man wußte, daß eine große Zahl von Juden ‚nach Osten‘ deportiert wurde, aber sogar die amerikanische Regierung fragte Ende 1942 im Vatikan an, ob er diese Zahlen bestätigen könnte. Sie glaubte es auch nicht. […] Kein Mensch wußte damals etwas Genaueres, auch die Amerikaner nicht, geschweige denn von 6 Millionen Juden, die vernichtet werden sollten.“

Gumpel[70]

Auch der Historiker José Sánchez rät in seiner Studie Pius XII. und der Holocaust zur Vorsicht bei der Beurteilung des vatikanischen Kenntnisstandes über das Ausmaß der Ermordung von Juden.[71] Die Informationsquellen des Heiligen Stuhles seien nicht gut gewesen. Auch habe man nach den Erfahrungen im Ersten Weltkrieg allen Grund gehabt, sehr vorsichtig zu sein bei der Beurteilung von Gräuelnachrichten.

Außerdem konnte man damals kaum die Tötung von Juden von der Tötung zahlreicher anderer Unschuldiger in den Kriegsgebieten unterscheiden.[72]

Nach der Öffnung des Vatikanischen Apostolischen Archives für wissenschaftliche Untersuchungen im März 2020 wurden auf Grundlage der nun verfügbaren Dokumente den vorherigen Positionen widersprüchliche Beurteilungen abgegeben. Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf legte in einem Vortrag am 25. April 2023 in Mainz einige zentrale Punkte seiner Forschung dar:

  • Der Kardinalstaatssekretär Luigi Maglione äußerte zwar zum Vorwurf aus Taylors Anfrage bezüglich der Massenhinrichtung der Juden durch die deutsche Besatzung in Polen zuerst intern, er glaube nicht, dass der Vatikan über die schwerwiegenden Nachrichten im Einzelnen bestätigende Informationen verfüge (»Non credo che abbiamo informazioni che confermano – in particolare – queste gravissime notizie«), dem widersprach jedoch sein Stellvertreter Giovanni Battista Montini, der spätere Papst Paul VI., in einem Brief am 30. September 1942, dass Informationen darüber von Giovanni Malvezzi, der als Mitglied des Istituto per la Ricostruzione Industriale in Polen zu Besuch war, vorlägen.
  • Unabhängig von Giovanni Malvezzi sprach der griechisch-katholische Metropolit von Lemberg Andrej Scheptyzkyj in einem Brief an Pius XII. vom 29. bzw. 31. August 1942 über die Massakrierung von 200.000 Juden.
  • Am 10. Oktober 1942 gab Luigi Maglione die offizielle Antwort des Vatikans auf die amerikanische Anfrage, in dem er trotz der unabhängigen Berichte über die Schoa angab, man habe von den „strengen Maßnahmen“ (severi provvedimenti) gegenüber den „Nichtariern“ gehört, könne aber die Genauigkeit der Informationen nicht überprüfen.
  • Angelo Dell’Acqua, Mitarbeiter im Staatssekretariat, glaubte den vorliegenden Berichten über den Holocaust nicht, im Falle des Riegner-Telegramms aus der amerikanischen Anfrage, da er Juden einen Hang zur Übertreibung zuschrieb, und im Falle des Briefs des Metropoliten Andrej Scheptyzkyj, da östliche Katholiken nicht vertrauenswürdig seien.

Außerdem übte er Kritik an den Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale. In dieser fehlen nun zugängliche Dokumente teilweise oder gänzlich oder wurden nicht ordentlich aufgeführt, obwohl die Autoren der Actes zu diesen Dokumenten Zugang gehabt haben müssen.[73]

die letzten Angaben über „Rawa Russka“ [eine vom Vernichtungslager Belzec 22 km entfernte Kleinstadt] mit seinem SS-Hochofen, wo täglich bis zu 6000 Menschen, vor allem Polen und Juden, umgelegt wurden, habe ich erneut über andere Quellen bestätigt gefunden. Auch der Bericht über Oschwitz [ Auschwitz ] bei Kattowitz stimmt.[74]

Unmittelbar nach diesen Erkenntnissen äußerte sich der Papst in der Weihnachtsansprache 1942 zur Schoah. Das NS-Reichssicherheitshauptamt notierte dazu, dass der Papst „in bislang nie dagewesener Weise die Neuordnung der Welt in nationalsozialistischem Sinne kritisiert“ habe.[75] Allerdings verwendete der Papst auch hier eine diplomatische Sprache, da der Heilige Stuhl, überzeugt war, dass die Nazis andernfalls noch grausamer gegen ihre Gegner vorgegangen wären und die Kirche daran gehindert hätten, den Verfolgten zu helfen.[76]

Das erwähnte vorherige Schreiben über die Judenvernichtung in Auschwitz ist bisher, 2023, vom Archivar Giovanni Coco im Archiv des Vatikans noch nicht entdeckt worden.[77]

Stellungnahmen ab 1942

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dezember gingen viele dringende Appelle beim Vatikan ein, sich für die Juden in Mittel- und Osteuropa einzusetzen. Daraufhin entschied Pius XII. erstmals, persönlich deutlicher Stellung zu beziehen, anstatt über seine Nuntien zu agieren. In seiner Weihnachtsansprache vom 24. Dezember 1942 bekundete er seine Sorge um die

„Hunderttausende, die ohne eigenes Verschulden, bisweilen nur aufgrund ihrer Nationalität oder Rasse dem Tod oder fortschreitender Vernichtung preisgegeben sind.“[78]

Er nannte hier absichtlich weder die Nationalsozialisten noch bestimmte Opfergruppen ausdrücklich.

Gegenüber den Kardinälen erwähnte Pius am 2. Juni 1943 die

„Bitten derjenigen, die sich mit angsterfülltem Herzen flehend an Uns wenden. Es sind dies diejenigen, die wegen ihrer Nationalität oder wegen ihrer Rasse von größerem Unheil und schwereren Schmerzen gequält werden und die auch ohne eigene Schuld bisweilen Einschränkungen unterworfen sind, die ihre Ausrottung bedeuten.“[79]

Die westliche Presse, allen voran The New York Times,[80] verfolgte aufmerksam die Stellungnahmen des Heiligen Stuhls. Die New York Times berichtete 1940 von einer Audienz des deutschen Außenministers Joachim von Ribbentrop, nach der der Außenminister dem Papst vorwarf, auf der Seite der Alliierten zu stehen, und dass Pius XII. mit einer Liste von nationalsozialistischen Grausamkeiten geantwortet haben soll:

„In den flammenden Worten, mit denen sich der Papst an Herrn von Ribbentrop richtete, verteidigte der Heilige Vater die Juden in Deutschland und Polen.“[80]

Auf seine Weihnachtsansprache 1941 reagierte die New York Times:

„Die Stimme von Pius XII. ist eine einsame Stimme im Schweigen und in der Dunkelheit, welche Europa an dieser Weihnacht umfangen. Er ist so ziemlich der einzige Regierende auf dem europäischen Kontinent, der es überhaupt wagt, seine Stimme zu erheben. […] Indem er eine ‚wirklich neue Ordnung‘ forderte, stellte sich der Papst dem Hitlerismus in die Quere. Er ließ keinen Zweifel daran, dass die Ziele der Nazis mit seiner Auffassung vom Frieden Christi unvereinbar sind.“[81]

Ebenso schrieb die New York Times Weihnachten 1942:

„In dieser Weihnacht ist er [der Papst] mehr denn je die einsame aufbegehrende Stimme im Schweigen eines Kontinents… Papst Pius drückt sich so leidenschaftlich aus wie jeder Regierende an unserer Seite, indem er ausführt, dass diejenigen, die an einer neuen Weltordnung bauen wollen, für die freie Wahl einer Regierung und der Religion eintreten müssten. Sie müssten sich dagegen wehren, dass der Staat aus Individuen eine Herde mache, über die er dann verfüge wie über leblose Dinge.“[82]

Auch in seiner Korrespondenz mit den deutschen Bischöfen machte Pius XII. deutlich, dass er davon ausging, eine verständliche Botschaft verkündet zu haben:

„Zu dem, was im deutschen Machtraum zurzeit gegen die Nichtarier vor sich geht, haben Wir in Unserer Weihnachtsbotschaft ein Wort gesagt. Es war kurz, wurde aber gut verstanden.“[83]

Die Regierungen der Vereinigten Staaten und des Vereinigten Königreichs hätten sich, das geht aus der Korrespondenz Franklin D. Roosevelts mit seinem persönlichen Botschafter Myron C. Taylor und dessen Mitarbeiter Harold Tittmann hervor, vom Papst eine deutlichere Äußerung gewünscht. So führte der britische Gesandte beim Heiligen Stuhl, Sir Francis D’Arcy Osborne, aus:

„[…] dass eine solch umfassende Verurteilung, die ebensogut das Bombardement deutscher Städte gemeint haben könnte, nicht dem entspricht, was die englische Regierung erbeten hat.“[84]

Franklin D. Roosevelts Sonderbotschafter berichtete von einem sichtlich erstaunten Papst, der diese Vorhaltungen nicht teilte:

„Was die Weihnachtsbotschaft anbelangt, so machte der Papst mir den Eindruck, daß er aufrichtig glaubt, er habe sich klar genug geäußert, um alle, die im Vergangenen darauf bestanden, er solle einige Worte zur Verurteilung der nationalsozialistischen Grausamkeiten sagen, zufriedenzustellen. Er schien überrascht, als ich ihm sagte, nicht alle Leute seien derselben Ansicht. Er sagte mir, seines Erachtens sei es für alle Welt klar, daß er die Polen, die Juden und die Geiseln meinte, als er von Hunderttausenden von Menschen sprach, die man getötet oder gefoltert habe, ohne ihnen irgendwelche Schuld beimessen zu können, ja manchmal nur auf Grund ihrer Rasse oder ihrer Nationalität. […] Im großen und ganzen meinte er, seine Botschaft müsse vom amerikanischen Volk gut aufgenommen werden, und ich sagte ihm, ich stimmte mit ihm überein.“[85]

Auch die Nationalsozialisten hatten seine Weihnachtsansprache verfolgt und in ihrem Sinne interpretiert. Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS kommentierte die Weihnachtsansprache 1942 folgendermaßen:

„… eine einzige Attacke gegen alles, für das wir einstehen. Der Papst sagt, dass Gott alle Völker und Rassen gleichwertig ansieht. Hier spricht er deutlich zugunsten der Juden… Er beschuldigt das deutsche Volk, Ungerechtigkeiten gegenüber den Juden zu begehen, und macht sich zum Sprecher der jüdischen Kriegsverbrecher.“[86]

Außenminister von Ribbentrop befahl daraufhin dem Gesandten beim Vatikan, Diego von Bergen, dem Vatikan als Reaktion auf die Weihnachtsansprache 1942 mit Vergeltungsmaßnahmen zu drohen. Der Gesandte, der dem Auftrag seines Berliner Vorgesetzten nachkam, berichtete, dass der Papst dem deutschen Gesandten zunächst schweigend zugehört habe. Dann habe er in aller Ruhe gesagt, ihn bekümmere nicht, was ihm zustoßen werde. Doch käme es zu einem Konflikt zwischen der Kirche und dem deutschen Staat, so würde der Staat den Kürzeren ziehen. Kommentar von Bergen:

„Der Papst ist so wenig durch Drohungen zu beeinflussen wie wir selbst.“[87]

Auch von jüdischer Seite wurde das Verhalten Pius’ anerkannt:

„Das Volk von Israel wird nie vergessen, was Seine Heiligkeit für unsere unglücklichen Brüder und Schwestern in dieser höchst tragischen Stunde unserer Geschichte tut. Das ist ein lebendiges Zeugnis der göttlichen Vorsehung in dieser Welt. – Isaak HaLevy Herzog[88]

Intervention bei Hitler

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 21. Juni 1943 entsandte Pius seinen Nuntius in Berlin, Cesare Orsenigo, zu Hitler. Dieser berichtete:[89]

„In allerhöchstem Auftrag bin ich vor einigen Tagen nach Berchtesgaden geflogen. Ich wurde vom Führer und Kanzler Hitler empfangen, aber sobald ich das Thema Juden und Judentum … angeschnitten hatte, drehte sich Hitler ab, ging ans Fenster und trommelte mit den Fingern gegen die Scheibe. Sie können sich vorstellen, wie peinlich es mir war, im Rücken meines Gesprächspartners mein Vorhaben vorzutragen. Ich tat es trotzdem. Dann drehte sich plötzlich Hitler um, ging an einen Tisch, wo ein Glas Wasser stand, faßte es und schleuderte es wütend auf den Boden. Mit dieser hochdiplomatischen […] Geste durfte ich meine Mission als beendet und gleichzeitig leider als abgelehnt betrachten.“

Zur Deportation römischer Juden 1943

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gleich nach der Machtübernahme in Italien (Fall Achse) und der Befreiung Mussolinis (12. September 1943) befahl Hitler die Deportation aller Juden aus Rom. Der Befehl wurde SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler, dem örtlichen Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD, Mitte September mündlich und schriftlich übermittelt.[90] Kenntnis von diesem Vorhaben bekamen der Oberbefehlshaber Süd, Feldmarschall Albert Kesselring, der Stadtkommandant Rainer Stahel, der SS- und Polizeichef in Italien, Obergruppenführer Karl Wolff, sowie die beiden deutschen Botschaften in Rom. Robert Katz behauptet, dass auch Pius XII. von der deutschen Vatikanbotschaft informiert worden sei.[91]

Wegen der angespannten Lage in Rom waren alle deutschen Dienststellen gegen einen Vollzug der Maßnahme – oder zumindest gegen ein schnelles Vorgehen.[92] Daher beorderte Adolf Eichmann noch im September unter der Leitung des bewährten SS-Sturmbannführers Theodor Dannecker ein spezielles Einsatzkommando mit allen Vollmachten nach Rom. Das Kommando kam in der ersten Oktoberwoche in Rom an. Innerhalb von zwei Wochen erarbeiteten Dannecker und sein Stab einen Plan für eine umfassende Razzia.[93]

Am frühen Morgen des Schabbattages am 16. Oktober 1943 begann die sogenannte „Judenaktion“ mit der Abriegelung und systematischen Durchkämmung des alten Ghettos. Gleichzeitig fuhren in ganz Rom kleine Kommandos jene Adressen an, an denen Juden gemeldet waren.[94] Insgesamt sind 1259 Personen jedes Alters verhaftet und in der leer stehenden Kadettenanstalt Collegio Militare di Roma im Palazzo Salviati, in der Nähe des Regina-Coeli-Gefängnisses, nicht weit vom Vatikan entfernt, gesammelt worden. Dort wurden am späten Nachmittag nach näherer Überprüfung der Identitäten 236 Personen wieder freigelassen, weil sie nach den italienischen Rassengesetzen als „jüdische Mischlinge“, Ehegatten aus Mischehen und geschützte Ausländer nicht als Juden galten. Die verbleibenden Menschen seien „hauptsächlich Frauen, Kinder, Kranke, Alte. Ich erinnere mich auch daran, dass eine junge Frau, Marcella Perugia, einen Jungen zur Welt brachte“ (Arminio Wachsberger, zum offiziellen Dolmetscher während der Razzia ernannt).[95]

Unmittelbar nach Beginn der Aktion wurde die katholische Prinzessin Enza Aragona Cortes telefonisch alarmiert. Da sie Pius persönlich kenne, solle sie den Papst um Hilfe bitten. Principessa Aragona fuhr sofort zum Apostolischen Palast und informierte Pius über die Judenverhaftungen auf der anderen Seite des Tiber. Ihre dringende Bitte um Intervention vor Ort schlug der Papst aus.[96] Er beauftragte stattdessen seinen Staatssekretär Kardinal Luigi Maglione, den Vatikan-Botschafter Ernst Freiherr von Weizsäcker einzubestellen und ein Ende der Razzia zu verlangen. Persönlich empfing Pius den Botschafter nicht.

Im Protokoll vermerkte Kardinal Maglione, was er dem Botschafter wörtlich sagte:[97]

„Es ist schmerzhaft für den Heiligen Vater, kaum zu sagen, wie schmerzhaft, dass gerade in Rom unter den Augen des Vaters aller so viele Personen leiden müssen, nur weil sie einer bestimmten Rasse angehören.“

Weizsäcker antwortete, dass er selbst nichts machen könne, da die Anweisungen zur Razzia von „allerhöchster Stelle“ gekommen seien. Von einem Protest des Heiligen Stuhls rate er dringend ab; das würde nur Konsequenzen für die Kirche provozieren. Das Gespräch endete ohne greifbares Ergebnis.

Nach diesem vergeblichen Vorstoß auf diplomatischer Ebene versuchte Pius XII. über die Stadtkommandantur, die Razzia aufzuhalten. Er sandte am Nachmittag seinen Verbindungsmann zu den deutschen Dienststellen, den Generalsuperior der Salvatorianer Pater Pankratius Pfeiffer, zu den deutschen Dienststellen und zu General Stahel. Doch auch Stahel wies das Ansinnen von sich mit der Bemerkung, dass er nichts damit zu schaffen habe; die Aktion sei allein Sache der SS. „Trotzdem habe ich selbstverständlich Ihre Bedenken den zuständigen Stellen umgehend zur Kenntnis gebracht.“[98] Weitere Versuche bei anderen Dienststellen unternahm Pius nicht. Weder zum örtlichen SD-Hauptquartier in der Via Tasso noch zum Feldmarschall Albert Kesselring noch zum verantwortlichen höchsten SS-Polizeichef Karl Wolff noch zum eigenen Nuntius in Berlin (Cesare Orsenigo) wurde Kontakt aufgenommen. Der Heilige Stuhl sah auch von einer Presseverlautbarung ab.

Der Neffe des Papstes, Carlo Pacelli, nahm am Morgen des 16. Oktober wegen der Razzia Kontakt mit dem Bischof der deutschen Gemeinde zu Rom, Alois Hudal, auf. Hudal schrieb daraufhin noch am 16. Oktober in einem Brief an den Stadtkommandanten Stahel, dass ein päpstlicher Protest drohe, falls die Razzia weitergehe.[99] Bischof Hudal hielt später in einer kurzen Notiz fest, dass General Stahel ihn am Sonntag (17. Oktober) angerufen und mitgeteilt habe, dass die Razzia eingestellt werde.[100] Er habe mit Heinrich Himmler (Reichsführer SS) telefoniert und ihm die angespannte Situation in Rom erläutert, woraufhin dieser die Razzia habe abbrechen lassen. Ob es dieses Telefonat wirklich gab und welche Wirkung es ggf. hatte, ist noch nicht geklärt.[101]

Die verhafteten Juden Roms wurden nach zwei Tagen Internierung am Montag, den 18. Oktober, vom römischen Verladebahnhof Tiburtina aus in achtzehn Viehwaggons direkt nach Auschwitz deportiert (Transportnr.: X70469). Dort kamen sie am Freitagabend an. Während der Fahrt starben mindestens sieben Menschen und am Samstagmorgen, dem 23. Oktober, wurde der Transport von Josef Mengele „selektiert“. Er musterte 184 Menschen, ein Drittel davon Frauen, als arbeitsfähig aus, die übrigen 839 Personen schickte er sofort in die Gaskammer des KZ Auschwitz-Birkenau. Von den „Arbeitsfähigen“ überlebten 15 Männer und eine Frau das KZ.[102] Die einzige überlebende Frau, Signora Settimia Spizzichino, erhob später Vorwürfe gegen Pius XII.: Er habe es unterlassen, auch nur ein einziges Kind zu retten – dies hätte er ohne eigenes Risiko tun können.[103]

Einige Tage nach der Razzia bestimmte Pius XII. kraft seines Amtes allgemeines Kirchenasyl für alle jetzt untergetauchten und flüchtigen Juden in Rom und im besetzten Italien. Zu den Asylorten zählten die Klöster, andere kirchliche Häuser und Institute, die Patriarchalbasiliken, der päpstliche Sommersitz Castel Gandolfo und der Vatikan selbst. Nach verlässlichen Schätzungen konnten sich allein in Rom bis zur Befreiung am 4. Juni 1944 in mindestens 150 Einrichtungen rund 4500 Juden versteckt halten.[104]

Mittlerweile ist in der Forschung nahezu unstrittig, dass die folgenreiche Asylorder von Pius XII. persönlich kam. Es gibt vereinzelten Widerspruch: Susan Zuccotti bestreitet eine Verbindung zum Papst und begründet dies damit, dass belegende Dokumente fehlen. Die vereinzelte Aufnahme schutzsuchender Juden sei auf eigenen Entschluss von Klöstern erfolgt.[105]

Die Asylaktion wurde in Berlin als offene Provokation aufgefasst. Klaus Kühlwein deutete 2008 in seiner Schrift Warum der Papst schwieg das überraschende Asyldekret als abrupte Kehrtwende der vatikanischen Politik und schrieb pointiert von einem „Damaskus-Erlebnis“ bei Pius XII.[106] 2015 veröffentlichte Kühlwein einen Offenen Brief an Papst Franziskus, in dem er diesen bat, den „im Vatikan unterstützten Mythos über Pius XII. als Retter der Juden während der Razzia“ zu beenden. Dieser Mythos verdränge die Wahrheit und verhindere die aussöhnende Erinnerung.[107]

Während der deutschen Besatzung Roms unterlief Pius die Verhaftungswelle wirkungsvoll, indem er Pater Pankratius Pfeiffer direkte Order erteilte, für wen er sich im Einzelnen bei der Besatzung oder bei der SS einzusetzen habe.[108] Auf diese Weise konnten viele Menschen befreit werden, die die Besatzer bereits inhaftiert hatten, darunter Kommunisten, Royalisten und Juden. Bei dem alsbald als „Engel von Rom“ stadtbekannten Pankratius Pfeiffer machten viele italienische Familien Eingaben für ihre gefangenen Angehörigen. 90 Prozent der später als „Pfeiffers Liste“ bekannt gewordenen Initiativen gehen auf direkte Order Pius’ XII. zurück.

Zu erwähnen ist, dass während dieser Zeit Pius XII. selbst Gefangener im Vatikan war. Schon zu Beginn der Machtübernahme in Rom plante Hitler die Entführung des Papstes und seine Internierung in Deutschland. Einen entsprechenden Befehl zur Vorbereitung der Aktion erteilte er SS-General Wolff.[109] Allerdings zögerte Hitler so lange mit dem endgültigen Einsatzbefehl, dass die Aktion am Ende nicht mehr ausgeführt werden konnte. Pius selbst rechnete ernsthaft mit einer Besetzung des Vatikans und der Verhaftung seiner Person. Für diesen Fall hatte er einen schriftlichen Amtsverzicht vorbereitet.

Nach der Befreiung Roms durch die Alliierten bekam Pius zahlreiche Dankbesuche und Dankschreiben von jüdischen Organisationen und einzelnen Repräsentanten für seine Rettungsaktion durch Kirchenasyl. Der damalige Großrabbiner von Rom Israel Zolli, der ebenfalls durch das Kirchenasyl die Verfolgung überlebte, ließ sich 1945 katholisch taufen und nahm als Taufnamen Eugenio Pio an, den bürgerlichen Namen und den Papstnamen Pius’ XII.[110]

Zu slowakischen Juden 1943

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Frühjahr 1943 verhinderte Pius XII. auf diplomatischem Wege die Fortsetzung der von der kollaborierenden slowakischen Regierung betriebenen Judendeportationen. Dieser Schritt wird vereinzelt unter den Verdacht gestellt, der Papst habe in erster Linie dem Ansehen der Kirche helfen wollen. Denn in der Slowakei bekleidete der Priester Jozef Tiso, vgl. auch Klerikalfaschismus, das Amt des Präsidenten, und auch weitere hohe Staatsämter wurden von Geistlichen ausgeübt. Der „Außenminister“ des Vatikans, Domenico Tardini, stellte fest, dass die slowakische Beteiligung an den Judendeportationen dem Ansehen der Kirche massiv schaden könnte. In der Vermutung, dass die Juden nach Kriegsende auf der Seite der Sieger stehen würden, habe der Papst sodann zum Handeln geraten. Eine andere Sicht der Dinge lässt aber auch den Schluss zu, dass Pius XII. es in diesem Einzelfall besonders leicht hatte, da der Präsident der Slowakei ein Priester war. Weitere diplomatische Eingaben ähnlicher Intention an andere Regierungen hatten nicht den gleichen Erfolg.

Zu polnischen Juden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vatikan weigerte sich, die deutschen Eroberungen (Überfall auf Polen) und Annexionen in Polen (Generalgouvernement) anzuerkennen, solange nicht entsprechende Friedensverträge unterzeichnet seien. Hitler antwortete damit, dass er das Reichskonkordat fortan ausschließlich auf das Gebiet des Altreichs anwende. Dies bedeutete eine Einengung des Zuständigkeitsbereichs des vatikanischen Nuntius in Deutschland auf ebendieses Gebiet. Wenn der Vatikan die deutsche Anwesenheit in diesen besetzten und eroberten Gebiete nicht anerkenne, so Hitler, dann anerkenne Deutschland auch nicht das Recht des Hl. Stuhles, mit ihm irgendein diesen Raum betreffendes Problem zu erörtern.[111] So wurde in den deutsch besetzten Gebieten durch die Reichsregierung ein „vertragsloser Zustand“, also ein konkordatsloser Status, herbeigeführt.[112] Von diesem Moment an hatte das deutsche Außenministerium einen leichten Vorwand, die Appelle und Proteste des Hl. Stuhles, die sich auf Vorkommnisse in jenen Gebieten bezogen, abzuweisen. Eingaben dieses Inhalts wurden den jeweiligen Überbringern teilweise urschriftlich zurückgegeben und fanden daher nicht den Eingang in die entsprechenden Archive[113] oder blieben in den Registerschränken des Auswärtigen Amts liegen.[114]

Zudem waren allein in Polen etwa 2000 Priester und Ordensleute, darunter vier Bischöfe,[115] ermordet worden. Die Struktur der katholischen Kirche in Polen war so sehr zerstört, dass die verbliebene keine zentral gesteuerten Maßnahmen mehr erlaubte.[116] Vatikanischer Diplomatenverkehr in das Generalgouvernement war aufgrund der genannten Haltung der Reichsregierung nur höchst eingeschränkt möglich. Ab Mitte 1943 bestand praktisch kein Kontakt zwischen Vatikan und polnischer Kirche mehr.[117]

Abwägung der Folgen von Protesten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Verhalten von Pius XII. lag die Vermutung zu Grunde, dass ein öffentlicher Protest die Nationalsozialisten nicht dazu bewegen würde, ihre Haltung zu ändern, sondern im Gegenteil diese provozieren würde, noch schärfere Maßnahmen zu ergreifen, trotz der Erfahrung des Protests Clemens August Graf von Galens, des Bischofs von Münster, der die zumindest zeitweilige Einstellung der Euthanasie zur Folge hatte. Dass es auf laute öffentliche Proteste hin zu gezielter Repression kommen konnte, belegen die Geschehnisse in den Niederlanden. Dort hatten die katholischen Bischöfe gegen die bevorstehenden Deportationen protestiert, woraufhin die deutsche Besatzungsmacht Ende 1942 gezielt Katholiken jüdischer Abstammung inhaftierte und deportierte. Arthur Seyß-Inquart bezeichnete die Deportation katholischer Juden in einer Stellungnahme vom 3. August als „Gegenmaßnahme gegen den Hirtenbrief vom 26. Juli“.[118] Papst Pius sah sich daher gezwungen, eine Abwägung zu treffen:

„Den an Ort und Stelle tätigen Oberhirten überlassen Wir es, abzuwägen, ob und bis zu welchem Grade die Gefahr von Vergeltungsmaßnahmen und Druckmitteln im Falle bischöflicher Kundgebungen sowie andere vielleicht durch die Länge und Psychologie des Krieges verursachten Umstände es ratsam erscheinen lassen, trotz der angeführten Beweggründe, ad maiora mala vitanda[119] Zurückhaltung zu üben. Hier liegt einer der Gründe, warum Wir selber Uns in Unseren Kundgebungen Beschränkung auferlegen; die Erfahrung, die Wir im Jahre 1942 mit päpstlichen, von Uns aus für die Weitergabe an die Gläubigen freigestellten Schriftstücken gemacht haben, rechtfertigt, soweit Wir sehen, Unsere Haltung.“

Pius XII[83]

Zu deutschen Bischöfen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pius XII. unterließ es nicht, den Bischöfen in Deutschland Mut zuzusprechen, ihrerseits für die Menschlichkeit einzustehen und sich nicht durch den Gedanken an einen „Vaterlandsverrat“ davon abhalten zu lassen. Er ermunterte sie sogar, in einzelnen Fragen ihre Stimme zu erheben.[83] Hierdurch trat Pius offen der auf Beschwichtigung und Nichtkonfrontation ausgerichteten Linie der Deutschen Bischofskonferenz entgegen. Diese in der Deutschen Bischofskonferenz mehrheitlich vertretene Linie wurde vor allem von ihrem Vorsitzenden Kardinal Bertram, dem Erzbischof von Breslau, vorgegeben. Ihr entgegengetreten sind im Wesentlichen nur Clemens August Graf von Galen, Joannes Baptista Sproll, Konrad von Preysing und Kardinal Faulhaber.[120]

„Man wende nicht ein, daß bischöfliche Kundgebungen, die mutvoll der eigenen Regierung gegenüber für die Rechte der Religion, der Kirche, der menschlichen Persönlichkeit, für Schutzlose, von der öffentlichen Macht Vergewaltigte eintreten, gleichviel ob die Betroffenen Kinder der Kirche oder Außenstehende sind – daß solche Kundgebungen eurem Vaterland in der Weltöffentlichkeit schaden. Jenes mutvolle Eintreten für Recht und Menschlichkeit stellt euer Vaterland nicht bloß, wird euch und ihm vielmehr in der Weltöffentlichkeit Achtung schaffen und kann sich in Zukunft sehr zu seinem Besten auswirken. […] Es hat Uns, um ein naheliegendes Beispiel zu nehmen, getröstet, zu hören, daß die Katholiken, gerade auch die Berliner Katholiken, den sogenannten Nichtariern in ihrer Bedrängnis viel Liebe entgegengebracht haben, und Wir sagen in diesem Zusammenhang ein besonderes Wort väterlicher Anerkennung wie innigen Mitgefühls dem in Gefangenschaft befindlichen Prälaten Lichtenberg.“

Pius XII.[83]

Von den Verurteilungen des Nationalsozialismus, die sein Vorgänger Pius XI. während seiner Amtszeit öffentlich ausgesprochen hatte, nahm Pius XII. nie etwas zurück noch relativierte er sie jemals.

Pius XII. erließ 40 Enzykliken und war damit einer der aktivsten Päpste im Blick auf Lehrentscheidungen. Besondere Beachtung fanden neben Summi pontificatus

Als wichtigste Lehrentscheidung dieses Papstes gilt die Apostolische Konstitution Munificentissimus Deus vom 1. November 1950, die die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel als Dogma proklamierte. Dies war das erste Mal seit dem Ersten Vatikanischen Konzil 1870 – und bis heute das einzige Mal –, dass ein Papst von seiner Unfehlbarkeit in Fragen der Lehre Gebrauch machte. Dem folgte am 11. Oktober 1954 die Enzyklika Ad caeli reginam, die das Fest vom Königtum Marias einsetzte.[121]

Zur Soziallehre und vielen sozialen und politischen Fragen nahm Pius in Form zahlreicher Vorträge, Ansprachen und Radiobotschaften Stellung, darunter 1944 zu Regierungsformen: Die christlich geläuterte parlamentarische Demokratie sei autoritären Systemen heute vorzuziehen. Traditionell bevorzugte die katholische Kirche wegen ihrer eigenen monarchischen Struktur eher die Monarchie. Die Aufzeichnungen seiner Äußerungen zur Soziallehre umfassen über 4000 Seiten.[122]

Die von seinem Vorgänger begonnene Enzyklika zum Antisemitismus stellte Pius XII. nicht fertig und erwähnte sie nie.[123] Der Entwurf dazu wurde erst 2003 bei der Freigabe des Archivs aus der Regierungszeit Pius’ XI. bekannt. Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf führt die Entscheidung seines Nachfolgers nicht auf eine Billigung des Antisemitismus, sondern auf sein Amtsverständnis zurück: Für Pius XII. sollte der Heilige Stuhl als Oberhaupt aller Katholiken strikte Neutralität in politischen Fragen wahren, zu denen er auch die „Judenfrage“ gezählt habe.[124] Wichtige Aussagen über die Einheit des Menschengeschlechtes sind allerdings in seine Antrittsenzyklika Summi pontificatus übernommen worden.

Erhebliche Folgen besonders in Italien hatte das Dekret des Heiligen Offiziums vom 1. Juli 1949, das jedem Katholiken mit der Exkommunikation drohte, der einer kommunistischen Partei beitritt, kommunistische Bücher und Zeitschriften herausgibt, sie liest oder in ihnen schreibt. Papst Pius XII. verkündete dieses Dekret am 13. Juli 1949.[125]

Pius XII. änderte auch das Vorgehen bei der ausnahmsweisen Aufnahme verheirateter, vormals protestantischer Pfarrer als Priester in die römisch-katholische Kirche. Bis dahin war dies – bei fortbestehendem Eheband – nur möglich gewesen, wenn die Frau zugleich in ein Kloster eintrat.

Ob es sich bei Fluchthilfeaktionen für als Kriegsverbrecher gesuchte Nationalsozialisten um Handlungen einzelner Vatikanvertreter oder um eine organisierte Aktion handelte und wie viel Papst Pius XII. darüber wusste, ist umstritten (siehe dazu Rattenlinien). Die Alliierten lehnten den Wunsch des Papstes, an den Friedensverhandlungen mit den „kleinen Verlierern“ des Zweiten Weltkrieges teilzunehmen, ab.

In einer programmatischen Ansprache am 21. Oktober 1945 an alle katholischen Frauenverbände Italiens widmete er sich der Stellung der Frau in der Gesellschaft und betonte ihr Recht, in selbst gewählter Form am politisch-gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Er zeigte sich anschließend enttäuscht, dass sein aufklärerisches Gedankengut unterdrückt worden sei; der Osservatore Romano vermutete in einem Artikel am 30. August 1955 zum zehnten Jahrestag der päpstlichen Ansprache, dass die geringe Wirkung der päpstlichen Botschaft „in einer hartnäckigen und weit verbreiteten antifeministischen Mentalität zu suchen ist, die den richtigen persönlichen Wert der Frau ... , die ihr nach dem Plan des Schöpfers ... zufällt, nicht anerkennen will“.[126]

In zwei Konsistorien 1946 und 1953 ernannte Pius XII. insgesamt 56 neue Kardinäle. Er erweiterte und internationalisierte damit das Heilige Kollegium, so dass es seither Vertreter fast aller Kontinente umfasst (Afrika bekam erst 1960 unter Johannes XXIII. seinen ersten Kardinal). Er schloss weitere Konkordate mit Portugal (1940), Spanien (1953), der Dominikanischen Republik (1954) und Bolivien (1957). Er förderte die Herausbildung einer einheimischen Kirchenhierarchie in Staaten der „Dritten Welt“, um deren Eigenständigkeit und Unabhängigkeit zu betonen (unter anderem 1946 Republik China, 1951 Südafrika, 1955 Birma).

Pius nahm 33 Heiligsprechungen vor, darunter die seines frühen Förderers Pius X. Vor den Kardinälen äußerte sich der Papst am 2. Juni 1945 rückblickend zum Nationalsozialismus und zur Lage in Deutschland. In seiner Weihnachtsbotschaft 1950 gab er öffentlich bekannt, dass das Grab des Apostels Simon Petrus in einer römischen Nekropole bei Ausgrabungsarbeiten, mit denen er Prälat Ludwig Kaas beauftragt hatte, unter dem Hochaltar des Petersdoms in Rom gefunden worden sei.

Für das Heilige Jahr 1950 erließ Papst Pius XII. ein Gebet für das Heilige Jahr, das vom Vorbeter und Allen im Wechsel zu beten war. Dazu hatte er „folgende Ablässe verliehen: 1. Einen Ablaß von sieben Jahren, so oft es verrichtet wird. 2. Einen vollkommenen Ablaß im Monat, wenn es den ganzen Monat lang täglich verrichtet wurde und wenn außerdem die hl. Sakramente der Buße und des Altares empfangen werden.“[127]

Spätphase und Tod

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pius XII. schnitt seine Amtsführung im Vatikan in den Nachkriegsjahren so sehr auf seine Person zu, dass er für die Zeitgenossen zum Inbegriff des Papsttums überhaupt wurde. Nach dem Tode Luigi Magliones 1944 ernannte er keinen Kardinalstaatssekretär mehr, sondern übte dieses Amt fortan in Personalunion aus. 1952 ernannte er in seinem zweiten und letzten Konsistorium stattdessen zwei Pro-Staatssekretäre. Domenico Tardini amtierte bis 1958 und neben ihm von 1952 bis 1954 Giovanni Battista Montini (der spätere Papst Paul VI.); beide hatten den Kardinalshut abgelehnt und wurden daher erst von Papst Johannes XXIII. im Dezember 1958 zu Kardinälen erhoben. Pius XII. ernannte 1941, als Lorenzo Lauri starb, auch keinen Camerlengo mehr. Das Amt blieb bis 1958 vakant. Bei Eintritt der Sedisvakanz am 9. Oktober 1958 bestimmten die Kardinäle, dass Benedetto Aloisi Masella die Aufgaben des Camerlengos wahrnehmen sollte, während Kardinal Tisserant als Kardinaldekan die Versiegelung der Privatgemächer und das Zerbrechen des Ringes vornahm.

Da Pius XII. im Frühjahr 1954 schwer erkrankte, wurde bei seiner Behandlung Paul Niehans hinzugezogen. Das Bulletin des päpstlichen Leibarztes Riccardo Galeazzi-Lisi vom 5. Februar 1954 brachte keine Hoffnung auf Besserung zum Ausdruck. In den Darstellungen des durch Schwester Pascalina Lehnert hinzugerufenen Arztes Niehans wird erwähnt, dass der Papst infolge einer Gastritis stark abmagerte und wochenlang an Schluckauf litt.[128][129] Dies gilt als Resultat des manchmal 20-stündigen Arbeitstages des Papstes. Durch eine Zelltherapie konnte er den Papst kurieren. Vor dem Weihnachtsfest desselben Jahres erlitt Pius einen Zwerchfellbruch mit Magenblutungen und erneutem Schluckauf, die wiederum von Niehans kuriert wurden.

So ließ ab 1954 die Schaffenskraft des alternden Papstes nach. Der französische Philosoph Jean Guitton bezeugte, dass Pius XII. angesichts der Zeitumstände eine klare Vorahnung davon hatte, dass er der letzte Papst typisch römischer Tradition sein werde („Il disait lui-même qu’il était ‚le dernier pape‘, ultime chaînon d’une longue dynastie“), seine Nachfolger also vor neuen Fragen stehen würden. Nach dem Zeugnis Domenico Kardinal Tardinis und des Jesuiten Riccardo Lombardi sah der Papst bereits voraus, dass sein Nachfolger ein Konzil einberufen werde; er selbst hatte dazu bereits in den 40er Jahren umfangreiche Vorarbeiten durchführen, jedoch wegen seiner abnehmenden Gesundheit wieder unterbrechen lassen. Sie wurden später von Johannes XXIII. zur Vorbereitung des Zweiten Vatikanischen Konzils herangezogen, dessen Dokumente vielfach auf das umfangreiche Lehramt Pius’ XII. Bezug nehmen und ihn über tausend Mal und damit (nach der Heiligen Schrift) am häufigsten zitieren. Dabei sind diese Zitate nach den Worten Papst Benedikts XVI. „nicht nur Anmerkungen zur Bekräftigung dessen, was im Text gesagt wurde, sondern sie bieten einen Interpretationsschlüssel dafür“,[130] weshalb die Lehre des Pacelli-Papstes heute noch von größter Bedeutung für die katholische Kirche ist.

Im Dezember 1956 verurteilte Pius XII. den Ansatz italienischer Linkskatholiken, demzufolge der Kommunismus als unvermeidlicher Abschnitt der geschichtlichen Entwicklung anzusehen und der Dialog mit Kommunisten daher gerechtfertigt sei. Nach Ansicht des Heiligen Offiziums unter Kardinal Alfredo Ottaviani war dieser Ansatz dazu geeignet, für erhebliche Verwirrung der Gläubigen in kommunistisch regierten Staaten zu sorgen.[131]

Trauerveranstaltung für Pius XII., niederländische Nachrichtensendung

Papst Pius XII. litt über vier Jahre an sich verschlimmernden Gesundheitsstörungen, die es der stark auf seine Person konzentrierten Kurie erschwerten, die Kirchenregierung weiter zu gewährleisten. Am 5. Oktober 1958 feierte er seine letzte Heilige Messe und tätigte im Anschluss daran den Ausspruch „Adesso non posso più“ („Ich kann jetzt nicht mehr“). Pius XII. erlitt in Castel Gandolfo am 6. Oktober zwei und am 8. Oktober einen weiteren Schlaganfall, an deren Folgen er mit 82 Jahren starb. Sein Tod war mehr noch als bei seinem Vorgänger von weltweiter Anteilnahme und Würdigungen seiner Person begleitet.

In seinem Testament hatte Pius geschrieben:

„Sei mir gnädig, o Herr, nach deiner großen Barmherzigkeit. Die Vergegenwärtigung der Mängel und Fehler, die während eines so langen Pontifikates und in solch schwerer Zeit begangen wurden, hat mir meine Unzulänglichkeit klar vor Augen geführt.“

Der Leibarzt Pius’ XII., Riccardo Galeazzi-Lisi, sorgte nach dessen Tod für einen Skandal, als er Boulevardzeitungen Details aus der Krankengeschichte und heimlich aufgenommene Fotos des Papstes zum Kauf anbot. Als kompletter Fehlschlag erwiesen sich auch die Versuche der vatikanischen Totengräber, den Leichnam des Papstes nach althergebrachten Rezepturen für das Trauerzeremoniell vorzubereiten. Beim Tod des Papstes entschied man sich gegen moderne Einbalsamierungsmethoden und benutzte Kräuter und ätherische Öle für die Konservierung. Dabei wurde der Tote zeitweilig in Klarsichtfolie eingewickelt, damit die Mittel besser einwirken konnten. Dennoch konnte die Wirkung die einsetzende Verwesung nur ungenügend aufhalten. Wegen des unerträglichen Geruchs kollabierten die an der Bahre des Papstes eingesetzten Gardisten und mussten in immer kürzeren Abständen ausgewechselt werden. Im Petersdom wurde Pius XII. auf einem hohen Podest aufgebahrt, damit die Gläubigen die Verfärbungen an Gesicht und Händen nicht wahrnehmen mussten.[132] Seine letzte Ruhe fand Pius in der Krypta des Petersdoms, nur sechs Meter vom Petrusgrab entfernt, womit wohl seine Verdienste bei den archäologischen Ausgrabungen in Alt-St. Peter und der Capella Clementina gewürdigt werden sollten.

Ehrungen und Seligsprechungsverfahren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Grab Pius’ XII. in den Vatikanischen Grotten des Petersdoms in Rom

Nach Pius XII. wurde 1949, also noch zu Lebzeiten, auf Beschluss des Magistrats von Groß-Berlin die Pacelliallee in Berlin-Dahlem benannt, da sich an dieser Straße das Bischöfliche Ordinariat der katholischen Kirche befand.[133] Weitere nach ihm benannte Straßen sind die Pacelliallee in Fulda und die Pacellistraße in München. Die Stadt Trier nannte 1957 zum 30. Jahrestag des Besuches von Pius XII. als Nuntius 1927 einen Teil der Moselstraße in Pacelliufer um.

Papst Paul VI. eröffnete 1965 den Seligsprechungsprozess für Pius XII. Als Voraussetzung für dessen Seligsprechung votierte die zuständige Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse im Mai 2007 zugunsten des heroischen Tugendgrades des Papstes. Papst Benedikt XVI. würdigte seinen Vorgänger anlässlich des 50. Todestages am 9. Oktober 2008 mit einer feierlichen Messe im Kreise der Teilnehmer der Bischofssynode. In der Predigt hob Benedikt XVI. die Leistungen Pius’ XII. hervor und verteidigte ihn offen gegen Kritik.

Das Seligsprechungsverfahren für Pius XII. hat am 19. Dezember 2009 eine weitere wichtige Hürde genommen. Papst Benedikt XVI. hat an diesem Tag seinem Vorgänger den heroischen Tugendgrad zuerkannt. Damit ist das Beatifikationsverfahren in die entscheidende Phase getreten.[134] Für die Seligsprechung des Pacelli-Papstes braucht es noch den Nachweis einer Wunderheilung.

Historische Debatte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Beurteilung von Pius XII. wurde bis März 2020 durch die Quellenlage erschwert: Die kirchlichen Archive für seine Amtszeit als Nuntius, Kardinalstaatssekretär und Papst waren zum Teil verschlossen. 1966 wurden die Vatikanarchive bis 1933 freigegeben, 2003 die Vatikanarchive bis 1939. Die übrigen Akten von 1939 bis 1945 wurden erst 2020 durch Papst Franziskus veröffentlicht. Viele andere Archive wurden im Krieg zerstört, darunter die der bei einem Bombenangriff ausgebrannten Apostolischen Nuntiatur in Berlin.

Papst Johannes Paul II. gab im Gefolge seiner Schuldbekenntnisse für den katholischen Antijudaismus Wünschen jüdischer Historiker nach einer gemeinsamen Erforschung der Haltung von Pius XII. zur nationalsozialistischen Judenverfolgung statt. Daraufhin wurde im September 1999 eine jüdisch-katholische Historikerkommission eingerichtet, um die bisherigen Aktenausgaben zu Pius XII. zu überprüfen.

Im Verlauf der Auswertung von 2003 freigegebenen Vatikanakten kritisierte der Vatikan im April 2007 die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem: Es sei unzutreffend, die Haltung von Papst Pius XII. zur Judenvernichtung in einer Porträtunterschrift als „umstritten“ zu kennzeichnen. Nachdem die Leitung der Gedenkstätte zugesagt hatte, den Text zu überprüfen, nahm der Apostolische Nuntius in Jerusalem entgegen seiner Absage am Holocaustgedenktag teil.[135] Der israelische Botschafter beim Vatikan, Oded Ben-Hur, erklärte dazu, die Rolle des Papstes in der NS-Zeit sei nur durch die Öffnung der gesperrten Akten des vatikanischen Geheimarchivs endgültig zu klären.[136]

Eine elfbändige Dokumentenauswahl der Jesuiten („Actes et Documents du Saint Siège“) umfasst die Jahrgänge 1938 bis 1945. Von den jüdischen Kommissionsmitgliedern wurde sie als unzureichend betrachtet; die Auswahlkriterien werden als nicht transparent angezweifelt. 12 ihrer Fragen dazu blieben unbeantwortet. Wegen der Verzögerung der Freigabe von päpstlichen Geheimarchiven zogen sich die jüdischen Historiker 2001 erstmals, 2008 endgültig aus der Kommission zurück.

Im Oktober 2008 veröffentlichte die Historikerkommission des Vatikans eine Wanderausstellung, die mit Originaldokumenten das Negativbild von Pius XII. korrigieren sollte.[137][138] Hierzu wurde das Buch Opus Iustitiae Pax veröffentlicht.[139]

Papst Franziskus kündigte am 4. März 2019 bei einer Audienz vor Mitarbeitern des Vatikanischen Geheimarchivs an, das Geheimarchiv zum Pontifikat von Pius XII. während des Zweiten Weltkriegs ab dem 2. März 2020 für Forscher freizugeben. Anlass der Audienz war der 80. Jahrestag der Wahl des Italieners Eugenio Pacelli zum Papst.[140] Ein zusätzlicher Lesesaal wurde geschaffen.[141] Im Juni 2022 machte Papst Franziskus Bittbriefe verfolgter Juden an Pius XII. online für die Allgemeinheit zugänglich.[142]

Die Haltung Papst Pius’ XII. in der NS-Zeit wird seit dem Erscheinen von Rolf Hochhuths Drama Der Stellvertreter 1963 kontrovers diskutiert; Pacelli haftet aufgrund Hochhuths Kritik bis heute der Beiname „Hitlers Papst“[143] an. Der Hauptvorwurf lautet seitdem: Pius XII. habe gegenüber dem Holocaust trotz zahlreicher Bitten um öffentlichen Protest beharrlich geschwiegen, sei es aus Gleichgültigkeit, Deutschfreundlichkeit oder Kommunistenangst.

Die Kritik an der Haltung von Pius XII. in der NS-Zeit umfasst folgende Einzelpunkte:

  • Er habe Deutschland, die Deutschen und das NS-Regime wegen seiner langjährigen Amtszeit als Nuntius bevorzugt.
  • Er habe das NS-Regime mit dem Reichskonkordat international legitimiert und die Ausschaltung der Zentrumspartei als Preis dafür billigend in Kauf genommen oder sogar heimlich geplant.
  • Er habe 1939 nicht gegen den deutschen Überfall auf Polen protestiert, sondern die Polen gedrängt, auf Hitlers unrechtmäßige Forderungen einzugehen. Später habe er ebenso wenig gegen den Westfeldzug protestiert.
  • Er habe im Luftkrieg einseitig gegen die Alliierten Partei ergriffen, indem er zwar den deutschen, nicht aber den britischen Bischöfen sein Mitgefühl ausgesprochen habe.
  • Er habe die Antisemiten unter den deutschen Bischöfen nicht zurechtgewiesen und die Regimekritiker unter ihnen zu wenig unterstützt.
  • Er habe die antisemitischen Gesetze der Vichy-Regierung nicht verurteilt, sondern diese Léon Bérard gegenüber gebilligt.
  • Er habe den Diktator Kroatiens, Ante Pavelić, bei der Verfolgung von Serben und Juden unterstützt, da dieser der katholischen Kirche mehr Rechte eingeräumt habe.
  • Er habe den katholischen Priester Jozef Tiso als Regent der Slowakei wegen dessen Judenverfolgung nicht ermahnt und bestraft.
  • Er habe die Razzia zum Aufgreifen römischer Juden im Oktober 1943 nicht durch rechtzeitigen Protest verhindert. Italienische Katholiken hätten den verfolgten Juden ohne Billigung des Vatikans geholfen.
  • Er habe Nationalsozialisten und anderen Kriegsverbrechern nach Kriegsende zu Flucht und Amnestie verholfen.
  • Er habe öffentlich gegen den Kommunismus Stellung bezogen und italienischen Katholiken für die Wahl von Kommunisten sogar Exkommunikation angedroht, während er dies gegenüber Nationalsozialisten unterlassen habe.
  • Er habe auch nach 1945 so getan, als habe die römisch-katholische Kirche in der NS-Zeit keine Fehler gemacht, und dadurch ein Schuldbekenntnis für kirchliches Versagen, wie es die EKD im Stuttgarter Schuldbekenntnis 1945 aussprach, von Seiten der deutschen Bischöfe verhindert.[144]

Durch die allmähliche Verbesserung der Quellenlage wurden viele Kritikpunkte Hochhuths widerlegt oder relativiert. Doch Hochhuths Werk bestimmt weiterhin die moralischen und historischen Fragen: Welche Haltung hatte dieser Papst zur NS-Ideologie und -Politik? Welche Kenntnis von der Judenverfolgung, besonders vom Holocaust, hatte er und seit wann? Welche Handlungsspielräume hatte und welche nutzte er gegenüber dem NS-Regime und dessen Helfern? Welche Alternativen gab es zu seiner Haltung?[145]

Reiner Möckelmann kritisiert, dass Hitler nie exkommuniziert und Mein Kampf nie vom Vatikan indiziert wurde, obwohl Joseph Goebbels wegen der Heirat mit Magda Goebbels exkommuniziert und Alfred Rosenbergs Der Mythus des 20. Jahrhunderts im Februar 1934 auf den Index gesetzt wurde.[146] David Kertzer beschrieb in seinem 2022 erschienenen Buch The Pope at War Pius XII. als Papst, nach dessen Überzeugung eine neutrale Haltung der einzige Weg sei, die Interessen der römisch-katholischen Kirche im Zweiten Weltkrieg zu schützen. Pius sei demnach kein Unterstützer des NS-Regimes gewesen, allerdings auch kein Streiter für verfolgte Juden. Pius hatte laut Kertzer während der Razzia in Rom im Oktober 1943 dahingehend interveniert, dass zum Katholizismus konvertierte Juden vom Transport nach Auschwitz ausgenommen wurden.[147]

Der jüdische Historiker Léon Poliakov kritisierte 1950 in einem Artikel, Pius XII. habe zu den antisemitischen Gesetzen der Vichy-Regierung geschwiegen und sie dadurch gebilligt. Er sei insgesamt nicht so „freimütig“ gewesen wie sein Vorgänger, sondern habe wegen der Erwartung, Hitler werde Stalin eventuell besiegen, „übermäßige Vorsicht“ gegenüber dem NS-Regime walten lassen. Andererseits lobte Poliakov konkrete Hilfeleistungen des Papstes für verfolgte Juden.[148]

Da Rolf Hochhuth sich auf eigene Recherchen in Vatikanakten und persönliche Gespräche mit Mitarbeitern des Papstes gestützt, die Fundorte aber vielfach nicht angegeben hatte, untersuchten Historiker viele damals verfügbare Akten erstmals genauer. Alberto Giovannetti beurteilte die Vatikandiplomatie im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs 1963 positiv,[149] Guenter Lewy gelangte anhand der Archive deutscher Bistümer zu einer moderaten Papstkritik.[150] Saul Friedländer schloss 1964 aus diplomatischen Akten staatlicher, meist der deutschen Botschaften beim Vatikan und Italiens: Pius habe einerseits bis 1944 eine Vorliebe für Deutschland gehabt, andererseits eine übergroße Furcht vor kommunistischer Eroberung Europas. Er habe lange auf Aussöhnung der Alliierten mit Hitler als Bollwerk gegen Stalin gehofft. 1966 sah er diese Einschätzung durch neu veröffentlichte Akten bestätigt.[151] Der Journalist Carlo Falconi folgerte 1965 aus bis dahin unerforschten Akten in Polen und Kroatien: Pius habe „aus achtenswerten, wenn auch nicht zureichenden Gründen“ über die ihm bekannten Verbrechen der Nationalsozialisten und ihrer Helfer geschwiegen. Diese Kritik schließe Anerkennung seiner unbestreitbaren Versuche, den Krieg zu verhindern und den Kriegsopfern zu helfen, nicht aus.[152]

1967 veröffentlichte der US-amerikanische Journalist Robert Katz das Buch Mord in Rom zu den Vorgängen während der deutschen Besetzung Roms 1943/44. Darin beschuldigte er Pius XII., von einem geplanten Massaker der Deutschen am 24. März 1944, dem Massaker in den Ardeatinischen Höhlen, rechtzeitig gewusst, aber nichts dagegen unternommen zu haben.[153] Das Buch wurde unter dem Titel La Rappresaglia verfilmt. Die Nichte von Pius XII., Elena Pacelli Rossigniani, erstattete 1974 Anzeige gegen Katz und den Regisseur und Produzenten des Films wegen „Höchstbeleidigung des Vatikans“. Nachdem die Angeklagten in erster Instanz zu insgesamt 28 Monaten Gefängnis verurteilt wurden, da Pius nichts von dem Massaker gewusst haben könne, sprach die Berufungsinstanz sie am 1. Juli 1978 frei, da sie einen Beitrag zur historischen Forschung geleistet, ihr Recht auf freie Meinungsäußerung ausgeübt hätten und Pius XII. als historische Gestalt keine „private Persönlichkeit“ mehr sei, die man verleumden könne. Im erneuten Berufungsverfahren tauchte ein Dokument aus den Vatikanarchiven auf, das ein Vorauswissen des vatikanischen Staatssekretariats vom Massaker erwies. Daraufhin wurde die Anklage gegen die Filmproduzenten fallengelassen und die Anklage gegen Katz auf das „Vorhaben, den Papst schlechtzumachen“, und den „verleumderischen Tonfall“ seines Drehbuchs verkürzt. Auf dieser Basis wurde er erneut verurteilt. Das oberste Kassationsgericht Italiens annullierte dieses Urteil und wies die Klage 1984 endgültig ab. Eine Rechtsgrundlage dafür habe nie existiert.[154]

Der US-amerikanische Historiker und Jesuit Robert A. Graham erklärte 1977 die Haltung von Pius XII. zu den Judenvernichtungen in Polen wie folgt:[155]

„Es war nicht Mangel an Mitgefühl oder an Wissen, sondern die Gegenwart der Gewalt, rücksichtsloser Gewalt, die seinen Mund verschloss. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine formelle Verurteilung der Nazi-Greueltaten durch den Papst die Lage der Opfer erleichtert hätte, war sehr gering; dagegen war es möglich, dass ein so gezeigtes Interesse des Papstes noch größere Grausamkeiten verursacht hätte. Dafür hätte man dann den Papst verantwortlich gemacht …“

Victor Conzemius veröffentlichte 1969 und nochmals 1984 einen Überblick über die Forschungsproblematik zu Pius XII.[156]

Eine neue Forschungsphase setzte Ende der 1980er Jahre ein. Während viele Piuskritiker sich oft ohne Prüfung der Primärquellen auf Saul Friedländer gestützt hatten, bemängelte John S. Conway 1987, Friedländer habe die wichtigsten päpstlichen Proteste übersehen oder willkürlich übergangen.[157] Giorgio Angelozzi Gariboldi gehörte zu den ersten, die die teilweise geöffneten Vatikanakten bis 1939 erforschten.[158] Emma Fattorini veröffentlichte 1992 erstmals freigegebene Dokumente aus der Nuntiatur Pacellis in München.[159] Der jesuitische Herausgeber der Vatikanakten, Pierre Blet, bot 1996 erstmals eine umfassende Darstellung der Vatikanpolitik von 1939 bis 1945 an, jedoch ohne genaue Quellenangaben.[160]

John Cornwell verwendete für sein 1999 erschienenes Buch Hitler’s Pope. The secret history of Pius XII Dokumente aus der Nuntiatur in München sowie unveröffentlichte Zeugenaussagen für den Prozess zur Seligsprechung Pius’ XII. Er ging über Hochhuths Kritik hinaus, indem er das Verhalten dieses Papstes aus dem päpstlichen Zentralismus seit dem Ersten Vatikanischen Konzil erklärte. Um seinen Suprematieanspruch gegenüber den Ortskirchen durchzusetzen, habe der Vatikan auf Konkordate auch mit undemokratischen Staaten hingearbeitet und dafür deren verbrecherische Politik toleriert. Cornwell warf Pius XII. neben einer Mitschuld am Zweiten Weltkrieg geistige Nähe zum Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus und Billigung der Deportationen insbesondere der römischen Juden vor.[161]

Diese These, seine Quellenauswahl und ihre Deutung stießen auf viel Kritik. In rascher Folge erschienen daraufhin weitere Veröffentlichungen. Michael Phayer stellte das Verhalten von Pius XII. in den Kontext des Verhaltens des gesamten katholischen Klerus, den er in Helfer und Nichthelfer der Juden teilte, und dessen innerkirchliche Aufarbeitung bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil.[162] Susan Zuccotti stellte die Hilfen des Papstes für die römischen Juden 1943 in Frage.[163] Giovanni Miccoli versuchte anhand der Sekundärliteratur nachzuweisen, dass die appellative Form vatikanischer Proteste schon seit dem Mittelalter überholt, da zu allgemein und daher wirkungslos gewesen sei.[164]

Daniel Goldhagen veröffentlichte 2002 seine Anklage gegen das Verhalten der römisch-katholischen Kirche gegenüber den Juden. Sie habe den Antisemitismus seit 1860 mitgetragen und auch in der NS-Zeit geteilt.[165]

Der US-amerikanische Historiker und Politikwissenschaftler David G. Dalin trat Cornwells Kritik 2005 entgegen: Pius habe hunderttausende Juden vor dem Tod im Konzentrationslager gerettet und solle deshalb den jüdischen Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ erhalten.[166] Dalins Zahlen beruhen auf indirekten Schätzungen, nicht Primärbelegen. So hatte auch Pinchas Lapide, ein israelischer Diplomat und Religionswissenschaftler, 1967 die etwa 2,3 Millionen der den Holocaust überlebenden europäischen Juden 1967 zweigeteilt und 860.000 davon katholischen Rettungsaktionen zugeschrieben.

Zum 50. Todestag von Pius XII. am 9. Oktober 2008 veröffentlichte der Historiker Michael Hesemann umfangreiches Material, um vor allem den Vorwurf zu entkräften, Pius sei gegenüber den verfolgten Juden gleichgültig und kaltherzig gewesen. Ein offener, lautstarker Protest hätte Racheaktionen an Katholiken und Juden provoziert und damit noch weit größeren Schaden angerichtet. Nur durch stille und verdeckte Diplomatie habe der Papst den verfolgten Juden wirksam helfen können.[167]

Der italienische Historiker Andrea Riccardi erbrachte in einem erstmals 2008 veröffentlichten Buch zahlreiche Belege dafür, dass die Hilfsaktionen für Flüchtlinge und Verfolgte innerhalb der kirchlichen Häuser Roms während der deutschen Besatzung 1943–1944 mit Wissen und auf Initiative Pius’ erfolgten.[168]

Klaus Kühlwein versuchte nachzuweisen, dass Pius bei seiner Güterabwägung zwischen „Schweigen“ und „Protestieren“ von einer großen moralischen Unsicherheit gequält worden sei. Die Razzia und Deportation von über tausend Juden aus Rom habe ihn so erschüttert, dass er einen radikalen Kurswechsel eingeleitet habe: Deshalb habe er kurz darauf die Klausur der Klöster und Konvente aufgehoben und damit eine Art Kirchenasyl für flüchtige Juden in Rom und dem noch nicht befreiten Italien ermöglicht.[169]

Anfang März 2017 erklärte der Präfekt der Apostolischen Signatur, Dominique Kardinal Mamberti, dass „das wahre Gesicht des Pacelli-Papstes“ ein ganz anderes sei als „jenes, das die ‚Schwarze Legende‘ über ihn verbreiten wollte.“[170] Michael Hesemann bezeichnete die Behauptung, Pius XII. habe mit Hitler einen Pakt gegen den Kommunismus geschlossen, im Oktober 2018 als „Fake News“. Laut Hesemann hat der Papst schon im Oktober 1939 Pläne des deutschen Widerstandes, Hitler zu ermorden, abgesegnet.[171]

Am 2. März 2020 erfolgte eine Öffnung der Vatikanarchive aus der Zeit von Papst Pius XII. Der Präfekt des ehemaligen Vatikanischen Geheimarchivs, Bischof Sergio Pagano, betonte bei der Vorstellung der geplanten Öffnung für Wissenschaftler, dass die ersten zugelassenen Forscher aus der jüdischen Welt stammen. Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald Lauder, nannte den Schritt einen »Schlüsselmoment in der Geschichte katholisch-jüdischer Beziehungen«.[172]

Im August 2020 starteten die Historiker Ralf Balke und Julien Reitzenstein eine Petition, um die Pacelliallee in Berlin nach der früheren israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir zu benennen.[173] Als Grund werden neben der Würdigung Meirs Pacellis Stellung zum Nationalsozialismus sowie antisemitische und frauenverachtende Bemerkungen angeführt. Im September 2020 äußerte der Antisemitismusbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Felix Klein, seine Unterstützung des Anliegens.[174] Meir selbst würdigte Pius anlässlich seines Todes als jemanden, „der in der Stunde der Not und der Verfolgung für unser Volk die Stimme erhoben hat“.[175]

Werke und Dokumente

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Eugenio Pacelli: Gesammelte Reden. Ausgewählt und eingeleitet von Ludwig Kaas, Berlin 1930.
  • Eugenio Pacelli: Discorsi e Panegirici. (1931–1938), Città del Vaticano 1939.
  • Eugenio Pacelli: Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII. 20 Bände, Città del Vaticano 1941–1959.
  • Arthur Fridolin Utz, Joseph Fulko Groner (Hrsg.): Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens. Soziale Summe Pius’ XII. Drei Bände. Freiburg i. Ue. 1954–1961.
  • Burkhart Schneider (Hrsg.): Die Briefe Pius’ XII. an die deutschen Bischöfe 1939–1944. Schöningh, Paderborn 1966, ISBN 3-506-79844-8.
  • Pierre Blet, Robert A. Graham, Angelo Martini, Burkhart Schneider (Hrsg.): Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale. Vatikanstadt, 1965–1983 (12 Bände).
  • Robert A. Graham, Joseph L. Lichten, John C. Pantuso, Virgil C. Blum (Hrsg.): Pius XII and the Holocaust: A Reader. Catholic League for Religious & Civil Rights, New York 1988, ISBN 0-945775-01-6.
  • Hubert Gruber (Hrsg.): Katholische Kirche und Nationalsozialismus 1933–1945. Ein Bericht in Quellen. Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 3-506-73443-1.

Biografien

Zeitzeugnisse

  • Graham Greene: Pius der Zwölfte. In: Graham Greene: Vom Paradox des Christentums (= Herder Bücherei. 31). Essay. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 1958, S. 41–62.
  • Ilse-Lore Konopatzki: Eugenio Pacelli, Pius XII.: Kindheit und Jugend in Dokumenten. Canisius-Werk, Ruppichteroth 2001, ISBN 3-934692-04-4.
  • Pascalina Lehnert: Ich durfte ihm dienen. Erinnerungen an Papst Pius XII. Naumann, Würzburg 1983, ISBN 3-88567-041-0.
  • Markus Schmitt: Das „Schweigen“ Pius’ XII. zur Judenverfolgung im Spiegel von Selbstzeugnissen und Äußerungen seiner Mitarbeiter und Vertrauten. Benedetto, Aadorf 2008, ISBN 978-3-9523314-7-7.

Haltung im Zweiten Weltkrieg

  • Lutz Klinkhammer: Pius XII., Rom und der Holocaust. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. Bd. 80, 2000, S. 668–678 (online).
  • Gabriele Rigano: Jenseits von „schwarzer und weißer Legende“. Eine Diskussion über Pius XII. und die Deportation der römischen Juden. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. Bd. 94, 2014, S. 311–337 (online).
  • Dieter Albrecht: Der Heilige Stuhl und das Dritte Reich. In: Klaus Gotto, Konrad Repgen: Die Katholiken und das Dritte Reich. 3., erweiterte und überarbeitete Auflage. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1990, ISBN 3-7867-1498-3, S. 25–48.
  • Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2004, ISBN 3-421-05814-8.
  • Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. Aus dem Französischen von Birgit Martens-Schöne. Schöningh, Paderborn 2000, ISBN 3-506-71903-3.
  • Leonardo Ciampa: Pope Pius XII. A Dialogue. AuthorHouse, 2007, ISBN 978-1-4670-8539-7.
  • John Cornwell: Pius XII. – Der Papst, der geschwiegen hat. Beck, München 1999, ISBN 3-406-45472-0.
  • David G. Dalin: The myth of Hitler’s Pope. How Pope Pius XII rescued Jews from the Nazis. Regnery Publishers, Washington 2005, ISBN 0-89526-034-4.
  • Michael F. Feldkamp: Pius XII. und Deutschland. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-34026-5.
  • Peter Godman: Der Vatikan und Hitler. Die geheimen Archive. Knaur Taschenbuch, München 2005, ISBN 3-426-77810-6.
  • Daniel Goldhagen: Die katholische Kirche und der Holocaust. Siedler, Berlin 2004, ISBN 3-88680-770-3.
    • hierzu: Michael F. Feldkamp: Goldhagens unwillige Kirche. Alte und neue Fälschungen über Kirche und Papst während der NS-Herrschaft. Olzog, München 2003, ISBN 3-7892-8127-1.
  • Robert A. Graham: The Vatican and Communism during World War II. What Really Happened? Ignatius Press, San Francisco 1996, ISBN 0-89870-549-5 (englisch).
  • Michael Hesemann: Der Papst, der Hitler trotzte – Die Wahrheit über Pius XII. Sankt-Ulrich-Verlag, Augsburg 2008, ISBN 978-3-86744-064-6.
  • Jobst Knigge: Der Botschafter und der Papst. Weizsäcker und Pius XII. Die deutsche Vatikanbotschaft 1943–1945. Kovac, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3467-4.
  • Klaus Kühlwein: „Die armen Juden“ – als Papst Pius XII. weinte. In: T. D. Wabbel (Hrsg.): Das Heilige Nichts. Gott nach dem Holocaust. Patmos, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-491-72510-2, S. 122–135.
  • Klaus Kühlwein: Warum der Papst schwieg. Pius XII. und der Holocaust. Patmos, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-491-72527-0.
  • Klaus Kühlwein: Pius XII. und die Judenrazzia in Rom. 2. Auflage. epubli, Berlin 2013, ISBN 978-3-8442-7035-8.
  • Pinchas Lapide: Rom und die Juden. Herder, Freiburg i. Br. u. a. 1967 (dritte, verbesserte und überarbeitete Auflage, Hess, Ulm 2005, ISBN 3-87336-241-4).
  • Hanspeter Oschwald: Pius XII. – Der letzte Stellvertreter: Der Papst, der Kirche und Gesellschaft spaltet. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-06986-9.
  • Ronald J. Rychlak: Hitler, the War, and the Pope. Our Sunday Visitor, Huntington IND 2000, ISBN 0-87973-217-2 (englisch).
  • José Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Schöningh, Paderborn 2002, ISBN 3-506-77553-7.
  • Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. 2. Auflage. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-57742-0.
  • Jean Chelini: L’Église sous Pie XII. Fayard, Paris 1983, ISBN 2-213-01595-3 (französisch).
  • Philippe Chenaux, Giovanni Morello, Massimiliano Malente; im Auftrag des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften (Hrsg.): Opus Iustitiae Pax: Eugenio Pacelli – Pius XII (1876–1958). 2. Auflage. Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2197-7.
  • Henri Fabre: L’Église catholique face au fascisme et au nazisme, Les outrages à la vérité. EPO, Bruxelles 1995 (französisch).
  • Uki Goñi: The Real Odessa: how Perón brought the Nazi war criminals to Argentina. Granta Books, London 2002, ISBN 1-86207-403-8 (englisch; zur „Rattenlinie“).
  • J. R. Grigulevic: Die Päpste des XX. Jahrhunderts. Urania-Verlag, Leipzig / Jena / Berlin 1984.
  • Robert Katz: Rom 1943–1944: Besatzer, Befreier, Partisanen und der Papst. Magnus, Essen 2006, ISBN 3-88400-438-7.
  • David Kertzer: Die Päpste gegen die Juden. Der Vatikan und die Entstehung des modernen Antisemitismus. List, München 2004, ISBN 3-548-60386-6.
  • David Kertzer: The pope at war. The secret history of Pius XII, Mussolini, and Hitler. Random House, New York 2022, ISBN 978-0-8129-8994-6.
  • Annie Lacroix-Riz: Le Vatican, l’Europe et le Reich de la Première Guerre Mondiale à la Guerre Froide (1914–1955). Armand Colin, Paris 1996, ISBN 2-200-21641-6 (französisch).
  • Guenter Lewy: Die katholische Kirche und das Dritte Reich. Aus dem Amerikanischen von Hildegard Schulz. Piper, München 1965.
  • Yves Marchasson: Les Papes du XXe siècle. Desclée, Paris 1990, ISBN 2-7189-0525-5 (französisch).
  • John Francis Morley: Vatican Diplomacy and the Jews during the Holocaust, 1939–1943 (= The Historical Journal. Bd. 23, Nr. 04). Ktav Publishing House, New York 1980 (englisch).
  • Michael Phayer: „Helping the Jews is not an easy thing to do.“ Vatican Holocaust Policy: Continuity or Change? In: Holocaust and Genocide Studies. Bd. 21, Nr. 3, 2007, ISSN 8756-6583, S. 421–453.
  • Carol Rittner, Stephen D. Smith, Irena Steinfeldt (Hrsg.): The Holocaust and the Christian World: Reflections on the Past, Challenges for the Future. Continuum, New York 2000, ISBN 0-8264-1299-8 (englisch).
  • Georges Roche, Philippe Saint Germain: Pie XII devant l’Histoire. R. Laffont, Paris 1972 (französisch).
  • Jean Mathieu-Rosay: Die Päpste im 20. Jahrhundert. Primus-Verlag, Darmstadt 2005, ISBN 3-89678-531-1.
  • Georg Schwaiger: Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert. Beck, München 1999, ISBN 3-406-44892-5.
  • Dirk Verhofstadt: Pius XII. und die Vernichtung der Juden. Alibri Verlag, 2013, ISBN 978-3-86569-076-0.
  • Ludwig Volk: Katholische Kirche und Nationalsozialismus. Ausgewählte Aufsätze, hrsg. von Dieter Albrecht. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1987, ISBN 3-7867-1297-2.

Gedenken

Sonstiges

  • José Antonio Almeida: Das Menschheitsproblem des Atomkrieges: Pius XII. und die Atomwaffen. Driewer, Essen 1961.
  • Thomas Brechenmacher: Johannes XXIII., Pacem in Terris und das Erbe Pius’ XII. In: Römische Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte. Band 112/3–4, 2017, S. 230–244.
  • Raphael Hülsbömer: Eugenio Pacelli und der deutsche Episkopat: Einblick in die vatikanische Bischofspolitik in der NS-Zeit 1933–1939. In: Maria Anna Zumholz, Michael Hirschfeld (Hrsg.): Zwischen Seelsorge und Politik. Katholische Bischöfe in der NS-Zeit. Aschendorff, Münster 2017, ISBN 978-3-402-13228-9, S. 709–723.
  • Stefan Samerski: Die Popularisierung des Papstes – Pius XII. in medialer Modernität. Schlaglichter auf weltpolitische Krisenzeiten. In: Römische Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte. Bd. 113, 2018, S. 256–272.
Commons: Pius XII. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Biografien

Historische Kontroverse

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Jan Olaf Smit, Pope Pius XII, London 1951, S. 58; Luís Miguel Rocha, La figlia del Papa, Newton & Compton, Rom 2014, S. 80.
  2. Das Ende der Pacellis, in: Der Spiegel, 31. Dezember 1958: Als Berater der Vermögensverwaltung des Heiligen Stuhls hatte Carlo Pacelli eine Reihe von Aufsichtsratsmandaten inne und erhielt noch 1958 vom sozialistischen Finanzminister Luigi Preti vorübergehend eine persönliche Steuerbefreiung.
  3. Claudio Rendina, Le grandi famiglie di Roma, Newton & Compton, Rom 2010, S. 190
  4. Georg Schwaiger: „Der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit“. In: Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert. München 1999, S. 272.
  5. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 42–47.
  6. Georg Schwaiger: „Der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit“. In: Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert. München 1999, S. 273 f.
  7. Thomas Brechenmacher: Der Vatikan und die Juden. München 2005, S. 167.
  8. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 52 ff.
  9. Kanzelrede des Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, vom 21. Februar 2010, online (Memento vom 3. März 2010 im Internet Archive).
  10. a b Michael F. Feldkamp: Pius XII. und Deutschland. Göttingen 2000, S. 35.
  11. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 90.
  12. a b Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 93.
  13. Michael F. Feldkamp: Pius XII. und Deutschland. Göttingen 2000, S. 35.
  14. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 92.
  15. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 154.
  16. Georg Schwaiger: „Der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit“. In: Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert. München 1999, S. 275 f.
  17. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 155.
  18. Georg Schwaiger: „Der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit“. In: Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert. München 1999, S. 279.
  19. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 148 ff.
  20. Thomas Brechenmacher: Der Vatikan und die Juden. Geschichte einer unheiligen Beziehung. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52903-8, S. 169.
  21. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 274–281.
  22. Avro Manhattan: Der Vatikan und das XX. Jahrhundert. Verlag Volk und Welt, Berlin 1958. S. 378 (zur Südamerika-Reise 1934) und S. 367 (zur USA-Reise 1936).
  23. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. In: Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert. München 1999, S. 153.
  24. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 300.
  25. a b Johanna Schmid: Papst Pius XII. begegnen. Augsburg 2001, S. 42.
  26. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 263 f.
  27. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 301 f.
  28. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 264.
  29. Zitiert nach Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 265.
  30. Peter Godman: Der Vatikan und Hitler – die geheimen Archive Droemer Knaur, München 2004, ISBN 3-426-27308-X.
  31. siehe auch Kanzelparagraph
  32. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 217.
  33. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 205–208.
  34. Zitiert nach Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 222.
  35. Zitiert nach Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 223.
  36. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 208–216.
  37. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 149.
  38. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 293 f.
  39. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 286.
  40. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 234–237.
  41. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 298.
  42. Zitiert nach Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 299.
  43. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 301.
  44. Emilia Hrabovec: Der Vatikan, die Tschechoslowakei und die europäischen Mächte in der politischen Krise der späten Dreißigerjahre. In: Maddalena Guiotto, Wolfgang Wohnout (Hrsg.): Italien und Österreich im Mitteleuropa der Zwischenkriegszeit / Italia e Austria nella Mitteleuropa tra le due guerre mondiali. Böhlau, Wien 2018, ISBN 978-3-205-20269-1, S. 310 f.
  45. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 301–304.
  46. Heinz-Joachim Fischer: Zwischen Rom und Mekka. Bertelsmann, München 2009, ISBN 978-3-570-01077-8, S. 61.
  47. Michael Feldkamp: Pius XII. und Deutschland. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-34026-5, S. 145.
  48. Gustav Seibt: Rom oder Tod. Der Kampf um die italienische Hauptstadt. Siedler, Berlin 2001, ISBN 3-88680-726-6, S. 303.
  49. Bruna Bocchini Camaiani: Il clero e la guerra: le fonti ecclesiastiche. In: Anna Lisa Carlotti (Hrsg.): Italia 1939–1945. Storia e memoria. Vita e pensiero, Milano 1996, ISBN 88-343-2458-7, S. 127–144, hier S. 130.
  50. José M. Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Paderborn 2003, S. 30–33.
  51. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. S. 74.
  52. Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale, Bd. 3/1 Nr. 138.
  53. Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la seconde Guerre Mondiale, Bd. 1 Nr. 313.
  54. Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale, 15. September 1941; Pierre Blet: Aus den Akten des Vatikans, S. 125 f.
  55. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. S. 126.
  56. Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte hg. von Elke Fröhlich, Teil II, Band 15, S. 93.
  57. Martina Ahmann: Was bleibt vom menschlichen Leben unantastbar? Lit, Münster/ Hamburg/ London 2001, ISBN 3-8258-5333-0, S. 204, Anmerkung 102 (Buchauszug online).
  58. Dekret des Heiligen Offiziums, 2. Dezember 1940; Acta Ap. Sedis, Band 32 (1940), S. 553–554.
  59. Zitiert nach Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 251.
  60. Brief an Pius XII. vom 4. Februar 1941. In: Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale. Band VIII, S. 90–92.
  61. Zum Beispiel Nuntiaturen/Gesandtschaften Preßburg (Slowakei); Vichy (Frankreich), Bukarest (Rumänien); Zagreb (Kroatien), vgl. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans, 2. durchges. Auflage, Paderborn 2000, S. 165 (Orig. auf Französisch, Paris 2007).
  62. Der britische Gesandte beim Vatikan, Francis Osborne, fasste regelmäßig BBC zusammen und übersetzte sie für den Papst ins Italienische. (Vgl. Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Paderborn 2003, S. 27.)
  63. Memorandum doku. in: Friedländer: Pius XII. und das Dritte Reich. Eine Dokumentation, München 2011, Neuausgabe mit einem Nachwort, (Erstaufl.: Reinbek 1965 / Paris 1964), S. 102ff.
  64. Von Bernardini am 19. März 1942 zum Vatikan gesandt (Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale. Band VIII, S. 466).
  65. Raya Cohen: Das Riegner-Telegramm – Text, Kontext und Zwischentext. In: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, 23, 1994, S. 301–324.
  66. Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale. Band VIII, S. 679.
  67. Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale. Band VIII, S. 327f und 456.
  68. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. S. 170.
  69. Robert A. Graham: Pius XII: Years of Praise Years of Blame. In: Suppl. Catholic League Newsletter. 11, Vol. 16, Nr. 2, 1989. Vgl. auch A. R. Butz: Robert Graham and Revisionism. In: The Journal of Historical Review. März/April 1988, S. 24–25.
  70. Wer hat mehr Dank von der jüdischen Seite erhalten? Interview von Jens Mersch mit Peter Gumpel. In: Kirchliche Umschau, Nr. 11. November 2000, abgerufen am 14. Dezember 2013.
  71. José Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Anatomie einer Debatte, Paderborn 2003, S. 26 ff.
  72. José Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Anatomie einer Debatte. Paderborn 2003, S. 28–29 (Orig. auf Amerikanisch, Washington 2002).
  73. JGSP_Wolf_II. Abgerufen am 11. Juli 2023.
  74. zitiert bei: Luzi Bernet: Ein vergilbter Brief und ein Dolch mit Hakenkreuz: wichtige Fundstücke in den vatikanischen Archiven verändern das Bild des «Schweigepapstes» Pius XII., NZZ, 18. September 2023
  75. Irene Klissenbauer, religion.ORF.at: Vatikan-Geheimarchiv: Pius’ Rolle im Holocaust. 21. November 2024, abgerufen am 16. März 2025.
  76. Letter suggests Pope Pius XII knew of mass gassings of Jews and Poles in 1942. In: The Guardian. 16. September 2023, abgerufen am 20. September 2023.
  77. Antonio Carioti: Pio XII sapeva della Shoah: la prova in una lettera scritta nel 1942 da un gesuita tedesco, Corriere della Sera, 16. September 2023
  78. Discorsi e Radiomessaggi di S.S. Pio XII. Bd. 4, Città del Vaticano 1960.
  79. Ansprache an das Kardinalskollegium vom 2. Juni 1943; Acta Apostolicae Sedis, Band 35, S. 165 ff.
  80. a b Stephen M. DiGiovanni: Pius XII and the Jews: The War Years – as Reported by the New York Times. Rutgers Journal of Law and Religion Band 3, Nr. 2, Art. 8.
  81. New York Times, 25. Dezember 1941 (Spätausgabe), S. 24; zitiert nach: Stephen M. DiGiovanni: Pius XII and the Jews: The War Years – as Reported by the New York Times. Rutgers Journal of Law and Religion, Band 3, Nr. 2, Art. 8.
  82. New York Times, 25. Dezember 1942 (Spätausgabe), S. 16; zitiert nach: Stephen M. DiGiovanni: Pius XII and the Jews: The War Years – as Reported by the New York Times. Rutgers Journal of Law and Religion, Band 3, Nr. 2, Art. 8.
  83. a b c d Brief Pius’ XII. vom 30. April 1943 an den Berliner Bischof Graf von Preysing, veröffentlicht in „Documentation catholique“ vom 2. Februar 1964.
  84. Dokument CCXVIII-78 des Centre de Documentation juive contemporaine.
  85. Telegramm von Harold Tittmann an das State Department vom 5. Januar 1943; Foreign Relations of the United States 1943 II, S. 911 ff.
  86. Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Inland I D/Kirche 17/9 (R 98833); Teil-Abdruck (mit falschem Datum) bei Anthony Rhodes: Der Papst und die Diktatoren. Köln u. a. 1980 (zuerst engl. 1975), S. 233–235.
  87. Zitiert nach: Victor Conzemius: Schreien oder Schweigen? Das Dilemma eines Papstes. In: Vaterland, Nr. 209, 9. September 1988.
  88. Isaak HaLevy Herzog am 28. Februar 1944 in Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale, Bd. X, S. 292.
  89. Erklärung Msgr. Orsenigos gegenüber Professor Edoardo Senatra wenige Tage nach der Intervention, wiedergegeben im Petrusblatt, dem Organ der Diözese Berlin, Nr. 14 vom 7. April 1963 Seite 2, dort mit dem offensichtlich falschen Datum November 1943 (zu der Zeit war Hitler auf der Wolfsschanze und nicht in Berchtesgaden). The Record of Pius XII’s Opposition to Hitler nennt den 21. Juni 1943.
  90. M. Tagliacozzo: La Communità di Roma sotto l’incubo della svastica – La grande razzia del 16 ottobre 1943. In: Gli ebrei in Italia durante il Fascismo; Quaderni del Centro di Docum. Ebraica Contemporanea, Nr. 3, Mailand, 1963, S. 9. Vgl. auch Aussage Kapplers bei seinem Prozess; dokumentiert in: The Nizkor Project
  91. Black Sabbath. London 1969, S. 139; (zuletzt auch in: Rom 1943–1944. Essen 2006; S. 106 = NY 2003). Katz leitet seine These von einer Interviewaussage Eitel F. Möllhausens ab (deutsche Botschaft, Rom). Es gibt dafür aber keine weitere Bestätigung.
  92. Vgl. die berühmten Möllhausen-Telegramme am 6. und 7. Okt. 1943 an das Ribbentrop-Amt: Akten zur deutschen auswärtigen Politik, hrsg. von Bußmann, W. u. a., Serie E: 1941–1945, Bd. VII. Ebenso: Möllhausen, E.: Die gebrochene Achse. Alfeld 1949, S. 112 f.
  93. Zu Danneckers Mission mit Belegen aus Prozessakten: Steur, C., Theodor Dannecker: Ein Funktionär der Endlösung. Tüb. 1997, S. 116 ff.
  94. Zum Beispiel: M. Tagliacozzo: La persecuzione degli ebrei a Roma. In: Picciotto Fargion, L.: L’occupazione tedesca e gli ebrei di Roma. Documenti e fatti. Mailand 1979; F. Coen: 16 ottobre 1943. La grande Razzia degli ebrei di Roma. Florenz 1993.
  95. L. Picciotto Fargion: Il libro della memoria. Gli Ebrei deportati dall’Italia (1943–1945). 2. Auflage. Mailand 2002; S. 881 f.
  96. Interview am 9. Juni 1969 in: Graham, R. A.: La strana condotta di E. von Weizsäcker, Ambasciatore del Reich in Vaticano. In: La Civiltà Cattolica 121 (1970), S. 466; auch: TV-Interview in: Pius XII – the Pope, the Jews and the Nazis (BBC, 1995).
  97. Protokoll dokumentiert in: Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale. Band IX, Dokument 368, S. 505 f.
  98. Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale. Band IX, Dokument 373, S. 510 Anm. 4; Dokument 383, S. 519.
  99. Vollständiger Andruck des Hudalbriefes bei Rainer Decker, Bischof Alois Hudal und die Judenrazzia in Rom am 16. Oktober 1943, in: Römische Quartalschrift 113 (2018), Heft 3–4, S. 233–255.
  100. In einer Fußnote im Dokument 373 (Anmerkung 4): Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale. Band IX, S. 510.
  101. Graham, R. A.: La strana condotta di E. von Weizsäcker, Ambasciatore del Reich in Vaticano. In: La Civiltà Cattolica 121 (1970), S. 469 f.; L. E. Hill: The Vatican Embassy of Ernst von Weizsäcker. In: Journal of Modern History. 39 (1967), S. 148 ff.; M. Phayer: Pius XII. The Holocaust and the cold War. Indiana University Press, 2008, S. 76 f. Rainer Decker, Bischof Alois Hudal und die Judenrazzia in Rom am 16. Oktober 1943, in: Römische Quartalschrift 113 (2018), Heft 3-4, hier S. 246-250.
  102. F. Coen: 16 ottobre 1943. La grande Razzia degli ebrei di Roma. Florenz 1993 S. 103 ff.; Black Sabbath. London 1969, S. 260 ff.
  103. Vgl. ihre Autobiografie: Gli anni rubati. 2. Auflage. Cava de’ Tirreni 2001.
  104. Beispielhaft für die zahlreichen Belege: A. Gaspari: Gli ebrei salvati da Pio XII; Rom 2001. G. Loparco: Gli Ebrei negli istituti religiosi a Roma (1943–1944). Dall’arrivo alla partenza. In: Rivista di storia della chiesa in Italia 58 (2004), S. 107–210. A. Riccardi: L’inverno più lungo 1943–1944: Pio XII, gli ebrei e i nazisti a Roma; Rom 2008.
  105. Pius XII and the Rescue of Jews in Italy: Evidence of Papal Directive? In: Joshua D. Zimmerman (Hrsg.): Jews in Italy under Fascist and Nazi Rule. Cambridge Press/NY 2005, S. 287 ff.
  106. Warum der Papst schwieg. Düsseldorf 2008, S. 56. Auch schrieb Kühlwein, Pius XII. habe eine „Jakobs-Nacht“ durchlebt, die den Sinneswandel eingeleitet habe (S. 212 f.). Anlass sei der Schock der Judendeportation in seiner Bischofsstadt gewesen und sein Unvermögen, die Verhafteten zu retten.
  107. Klaus Kühlwein: Pius XII. und die Judenrazzia in Rom. Düsseldorf 2008, S. 328 f.
  108. Stefan Samerski: Im Dienst der Kirche ständig bemüht um die Rettung von Menschen. Erinnerung an Pater Pankratius Pfeiffer SDS (1872–1945). In: L’Osservatore Romano, Wochenausg. in deut. Sprache, Bd. 35 (2005) S. 5. Ein Buch von Samerski war für den 5. Dezember 2012 angekündigt; es erschien im August 2013: Pancratius Pfeiffer, der verlängerte Arm von Pius XII. Schöningh-Verlag, 978-3506767264
  109. Vgl. D. Kurzman: A Special Mission, Hitler’s Secret Plot to Seize the Vatican and Kidnap Pope Pius XII. Cambridge/MA 2007.
  110. Biografie von Eugenio Zolli auf santiebeati.it
  111. Robert Graham: Papst Pius XII. und seine Haltung zu den Kriegsmächten. In: Pius XII. zum Gedenken. Schambeck, Berlin 1977, 161.
  112. Dieter Albrecht: Notenwechsel zwischen Hl. Stuhl und Dt. Reichsregierung. Bd. 2 Dok. 15*, S. 235/37, und Bd. 3, Dok. 934, S. 657/58; Albrecht: Kirche im Deutschen Reich. S. 164. Goebbels-Tagebücher, Bd. 2/6, S. 181.
  113. Dieter Albrecht: Notenwechsel zwischen Hl. Stuhl und Dt. Reichsregierung. Bd. 3, S. XXXII, und in Dok. 1000, S. 695/97; auch in Friedländer: Pius XII. S. 122/23; Albrecht: Kirche im Deutschen Reich. S. 168/69; Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. S. 90; Falconi: Schweigen. S. 242.
  114. Dies ergab die Vernehmung Joachim von Ribbentrops im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher: Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof. Amtlicher Text in deutscher Sprache. Bd. X, S. 162.
  115. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. S. 70.
  116. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. S. 87.
  117. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. S. 85 ff.
  118. Zitiert nach: Schmid: Papst Pius XII. begegnen. Augsburg, 2001, S. 96. Vgl. auch Hesemann: Der Papst, der Hitler trotzte. S. 176.
  119. Lat. ‚Um Schlimmeres zu verhindern‘. Übers. d. Verf.
  120. Antonia Leugers in: Gegen eine Mauer bischöflichen Schweigens. Der Ausschuß für Ordensangelegenheiten und seine Widerstandskonzeption 1941–1945. Knecht, Frankfurt am Main, 1996.
  121. Gottfried Maron: Pius XII. In: Theologische Realenzyklopädie. Band 26, 4. Auflage. 1996, S. 675 f.
  122. Arthur Fridolin Utz, Joseph Fulko Groner (Hrsg.): Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens. Soziale Summe Pius’ XII. Drei Bände, Freiburg i. Ue. 1954–1961
  123. Georges Passelecq, Bernard Suchecky: Die unterschlagene Enzyklika. Der Vatikan und die Judenverfolgung. Hanser Verlag, München/Wien 1997. (Französische Originalausgabe: L’encyclique cachée de Pie XI. Une occasion manquée de l’Église face à l’antisemitisme. Paris 1995.)
  124. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 205–240.
  125. Dieter Bänsch: Die fünfziger Jahre. Narr Francke Attempto, Tübingen 1985, ISBN 978-3-87808-725-0, S. 415. (Google Books, abgerufen am 11. März 2012)
  126. Gertrud Heinzelmann: Die getrennten Schwestern. Interfeminas-Verlag, Zürich 1967, S. 15.
  127. Gebetszettel im Bistum Köln, Vordr. 127. F. Schmit, Siegburg
  128. Hannah Wunsch: Bei chronischen Beschwerden ist guter Rat teuer. In: Der Tagesspiegel, 31. Juli 1999.
  129. Ampullen aus Heidelberg. In: Der Spiegel. Nr. 52, 1954 (online).
  130. Benedikt XVI.: Ansprache an die Teilnehmer des Kongresses „Das Erbe des Lehramtes Pius’ XII. und das II. Vatikanische Konzil.“ Auf der Website des Vatikans, 8. November 2008.
  131. Vatikan. In: Der Spiegel 50/1956 (12. Dezember 1956).
  132. Benedikt Heider: Aufbahrung im Petersdom: Pracht, Macht und Kontinuität. In: Katholisch.de. 3. Januar 2023, abgerufen am 6. Januar 2023.
  133. Ingo Langner: Papst Pius XII. und Berlin. (Memento des Originals vom 14. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.papstpiusxii.de In: Ausstellungskatalog Eugenio Pacelli – Papst Pius XII. / Die Papstausstellung (23. Januar bis 7. März 2009, Schloss Charlottenburg), S. 66–73.
  134. Heroischer Tugendgrad von Johannes Paul II. und Pius XII. anerkannt! kath.net, 19. Dezember 2009.
  135. Vatikan: Gumpel verteidigt Nuntius in Israel. Radio Vatikan, 13. April 2007.
  136. Israel/Vatikan: Weiter Streit um Pius XII. Radio Vatikan, 14. April 2007.
  137. Daniel Gerster: Papst Pius XII – Das Werk der Gerechtigkeit ist der Frieden (Ausstellungs-Rezension). H-Soz-u-Kult, 28. Februar 2009.
  138. Website zur Papstausstellung.
  139. Opus iustitiae pax: Eugenio Pacelli – Pius XII. (1876–1958). 2. Auflage. Schnell & Steiner, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2197-7.
  140. Papst Franziskus öffnet Archive zu Pius XII., katholisch.de, 4. März 2019.
  141. Die Akten zu Pius XII. zwei Jahre nach der Archivöffnung. 1. März 2022, abgerufen am 23. Januar 2025.
  142. Vatikan-Archiv zum Holocaust: Und die Kirche bewegt sich doch. zeit.de, 24. Juni 2022, abgerufen am 1. Dezember 2022.
  143. Pius XII.: Aus Eugenio Pacelli wurde „Hitlers Papst“ - WELT. 2. März 2021, abgerufen am 23. Januar 2025.
  144. Karl Otmar von Aretin, Süddeutsche Zeitung, 7. März 1981; referiert nach Gottfried Maron: Pius XII. In: Theologische Realenzyklopädie. Band 26, 4. Auflage. 1996, S. 675.
  145. José M. Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Paderborn 2003, S. 8 ff.
  146. Reiner Möckelmann: Franz von Papen. Hitlers ewiger Vasall. Darmstadt 2016, S. 327.
  147. Vatikan-Archiv gibt neue Aufschlüsse über Pius XII. juedische-allgemeine.de, 8. Juni 2022, abgerufen am 1. Dezember 2022.
  148. Léon Poliakov: The Vatican and the „Jewish Question“. The Record of the Hitler Period – and After. In: Commentary 10/1950, S. 439–449, referiert bei José Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Anatomie einer Debatte, Paderborn 2003, S. 10.
  149. Alberto Giovannetti: L’action du Vatican pour la Paix. Paris 1963.
  150. Guenter Lewy: Die katholische Kirche und das Dritte Reich (englische Erstausgabe New York 1964), München 1965.
  151. Saul Friedländer: Pie XII et le IIIe Reich. Paris 1964; deutsch: Pius XII. und das Dritte Reich. Eine Dokumentation, Reinbek 1965; Vorwort zur englischen Ausgabe Pius XII and the Third Reich, New York 1966.
  152. Carlo Falcone: Il silenzio di Pio XII. Mailand 1965; deutsch: Das Schweigen des Papstes. Eine Dokumentation. München 1966.
  153. Robert Katz: Death in Rome. Erste Auflage 1967; zweite Auflage unter dem Titel: Black Sabbath. A Journey through a Crime against Humanity. New York 1969.
  154. Robert Katz: Rom 1943–1944. Essen 2006, S. 415 f.
  155. Robert Graham: Papst Pius XII. und seine Haltung zu den Kriegsmächten. Pius XII. zum Gedenken. Schambeck, Berlin 1977, S. 157.
  156. Victor Conzemius: Eglises chrétiennes e totalitarisme national-socialiste. Un bilan historiographique. Louvain 1969; Le Saint-Siège pendant la IIe Guerre mondiale. In: Miscellanea Historiae Ecclesiasticae 9/1984, S. 471–475.
  157. John S. Conway: Catholicism and the Jews during the Nazi Period and After. In: Otto Dov Kulka u. a. (Hrsg.): Judaism and Christianity under the Impact of National Socialism. Jerusalem 1987, S. 435–451.
  158. Giorgio Angelozzi Gariboldi: Pio XII, Hitler e Mussolini. Mailand 1988; Il Vaticano nella seconda guerra mondiale. Mailand 1992.
  159. Emma Fattorini: Germania e Santa Sede. Le nunziature di Pacelli fra la Grande guerra e la Repubblica di Weimar. Bologna 1992.
  160. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Erstausgabe Paris 1996, deutsche Ausgabe, 2. Auflage, Paderborn 2001.
  161. John Cornwell: Pius XII. – Der Papst, der geschwiegen hat, deutsche Ausgabe München 1999, zum Beispiel S. 101 und 369.
  162. Michael Phayer: The Catholic Church and the Holocaust, 1930–1965. Bloomington 2000.
  163. Susan Zuccotti: Under His very Windows. The Vatican and the Holocaust in Italy. New Haven 2000.
  164. Giovanni Miccoli: I dilemmi e silenzi di Pio XII. Mailand 2000.
  165. Daniel Jonah Goldhagen: Die katholische Kirche und der Holocaust. Eine Untersuchung über Schuld und Sühne. Siedler Verlag, Berlin 2002.
  166. David G. Dalin: The Myth of Hitler’s Pope. Regnery, 2005.
  167. Michael Hesemann: Der Papst, der Hitler trotzte: Die Wahrheit über Pius XII. Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2008.
  168. Andrea Riccardi: Der längste Winter. Die vergessene Geschichte der Juden im besetzten Rom 1943/44. Theiss, Darmstadt 2017, ISBN 978-3-8062-3622-4 (italienisches Original 2008). Siehe auch die Rezension von Klaus Kühlwein in: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte, Bd. 37 (2018), S. 385–389, hier S. 389.
  169. Klaus Kühlwein: Warum der Papst schwieg. Pius XII. und der Holocaust. Patmos-Verlag, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-491-72527-0.
  170. Wichtige Dokumente zu Pius XII. wiederentdeckt. 6. März 2017, abgerufen am 23. Januar 2025.
  171. Michael Hesemann: Pius XII. hatte Mord an Hitler abgesegnet
  172. Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R: Jüdischer Weltkongress begrüßt Öffnung der Vatikanarchive. 28. Februar 2020, abgerufen am 23. Januar 2025.
  173. Berliner Zeitung: Der nächste Streit um eine Straßen-Umbenennung steht bevor. Abgerufen am 16. September 2020.
  174. Antisemitismusbeauftragter für Umbenennung der Pacelliallee auf berlin.de
  175. Debatte um Umbenennung der Berliner Pacelliallee. 15. September 2020, abgerufen am 23. Januar 2025.
VorgängerAmtNachfolger
Amt neu geschaffenApostolischer Nuntius beim Deutschen Reich
1920–1929
Cesare Orsenigo
Pietro Kardinal GasparriKardinalstaatssekretär
1930–1939
Luigi Kardinal Maglione
Pietro Kardinal Gasparri Kardinalkämmerer
1935–1939
Lorenzo Kardinal Lauri
Lorenzo Kardinal LauriKämmerer des Heiligen Kardinalskollegiums
1937–1939
Federico Kardinal Tedeschini
Papst Pius XI. Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem
1939–1940
Nicola Canali
Luigi Kardinal MaglioneKardinalstaatssekretär
de facto

1944–1952
Domenico Tardini
Pius XI. Papst
1939–1958
Johannes XXIII.