„Ludwig XIV.“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Louis XIV of France.jpg|mini|hochkant=1.2|Ludwig XIV. im Krönungsornat, Porträt von [[Hyacinthe Rigaud]] (1701; [[Musée du Louvre]])[[Datei:Louis XIV Signature.svg|rahmenlos|klasse=skin-invert-image notpageimage]]]] |
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[[Datei:Grand Royal Coat of Arms of France & Navarre.svg|mini|Doppelwappen der Bourbonen als Könige von Frankreich und [[Königreich Navarra|Navarra]]]] |
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'''Ludwig XIV.''', |
'''Ludwig XIV.''', {{frS}} '''Louis XIV''' (* [[5. September]] [[1638]] in [[Schloss Saint-Germain-en-Laye]]; † [[1. September]] [[1715]] in [[Schloss Versailles]]), war ein [[Königreich Frankreich (987–1792)|französischer]] Prinz aus dem [[Haus Bourbon]] und von 1643 bis zu seinem Tod [[König von Frankreich und Navarra]] sowie [[Liste der französischen Kofürsten von Andorra|Kofürst von Andorra]]. |
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Bereits im Alter von vier Jahren wurde Ludwig XIV. offiziell König; er stand jedoch zunächst unter der [[Vormundschaft]] seiner Mutter [[Anna von Österreich (1601–1666)|Anna von Österreich]] und übte erst nach dem Tod des „Leitenden Ministers“ [[Jules Mazarin]] ab 1661 persönlich die Regierungsgewalt aus. Ludwig sicherte dem französischen Königtum die [[Ancien Régime|absolute Macht]] durch den Ausbau der Verwaltung und der Armee, die Bekämpfung der adeligen Opposition ''([[Fronde]])'' sowie die Förderung eines [[Merkantilismus|merkantilistischen Wirtschaftssystems]]. Innenpolitisch rückte er den [[Katholizismus|katholischen Glauben]] wieder in den Mittelpunkt ''(la France toute catholique)'' und widerrief im [[Edikt von Fontainebleau]] (18. Oktober 1685) die religiösen und bürgerlichen Rechte der [[Hugenotten]]. Gleichzeitig versuchte Ludwig die [[Römisch-katholische Kirche in Frankreich|katholische Kirche in Frankreich]] dem weltlichen Einfluss des [[Papst]]tums zu entziehen ([[Gallikanismus]]). Durch eine expansive Außenpolitik und mehrere Kriege ([[Holländischer Krieg]], [[Pfälzischer Erbfolgekrieg]], [[Spanischer Erbfolgekrieg]]) löste Ludwig sein Land aus der [[habsburg]]ischen Umklammerung und festigte Frankreichs Stellung als dominierende [[Großmacht]] in Europa. |
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Ludwig XIV. war der älteste der Söhne [[Ludwig XIII.|Ludwigs XIII.]] von Frankreich. Er lebte bis [[1661]] unter der Regentschaft seiner Mutter [[Anna von Österreich]]. Sein Bruder, Herzog [[Philipp I. (Orléans)|Philipp I.]] von Orléans, wurde [[1640]] geboren. Seine eigentliche Herrschaft begann erst nach dem Tod des Kardinal [[Jules Mazarin]] im Jahre [[1661]]. Die Regierung Ludwigs XIV. gilt als exemplarisch für den [[Absolutismus]]. |
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Ludwig XIV. gilt als wichtigster Vertreter des [[höfisch]]en [[Absolutismus]] und [[Gottesgnadentum]]s. Die von ihm etablierte [[Hofzeremoniell|Hofkultur]], deren zentrales Symbol die herausragende Stellung und das prunkvolle Auftreten des Königs war, wurde zum Vorbild für Höfe in ganz Europa. Ludwig förderte Kunst und Wissenschaft, was eine Blütezeit der französischen Kultur zur Folge hatte, die sich in der Literatur in der [[Französische Klassik|französischen Klassik]] und in der [[Kunstgeschichte]] bzw. der [[Architekturgeschichte]] im Stil [[Louis-quatorze]] und im [[Klassizistischer Barock|klassizistischen Barock]] ausdrückte. Bestes Beispiel hierfür ist das von Ludwig erbaute [[Schloss Versailles]], das als Höhepunkt der europäischen Palastarchitektur gilt.<ref name="Barock133">Rolf Tomann (Hrsg.): ''Die Kunst des Barock''. Könemann, 1997, ISBN 3-89508-991-5, S. 133.</ref> |
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Durch die außenpolitischen Erfolge der Minister-Kardinäle [[Armand Jean du Plessis Richelieu|Richelieu]] und [[Jules Mazarin|Mazarin]] politisch gestärkt, entfaltete Ludwig das absolutistische Königtum [[barock]]er Prägung in Frankreich mit einem Hofleben, das ganz auf die Person des Herrschers zugeschnitten war. Als König führte Ludwig nicht nur Kriege, feierte nicht nur rauschende Feste in [[Versailles]], sondern förderte auch die Künste und Wissenschaften, die für ihn jedoch zugleich auch politisches Machtinstrument waren. Unterstützt von Ministern wie [[Jean-Baptiste Colbert|Colbert]], Le Tellier, [[Louvois]], De Lionne und der Marquise De Pomponne konzentrierte er den staatlichen Machtapparat in seinem Sinne und erweiterte die militärischen, institutionellen und materiellen Machtgrundlagen der französischen Monarchie. Negativ auf seine Herrschaft wirkten sich die Auseinandersetzungen mit dem Papsttum, die [[Hugenotten]]-Verfolgung und der [[Spanischer Erbfolgekrieg|Spanische Erbfolgekrieg]] aus. Am Ende seiner Regierungszeit stand Frankreich fast vor dem Staatsbankrott. |
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Seine Herrschaft markierte eine Blütezeit der [[Kunst]] in Frankreich, insbesondere der [[Literatur]], [[Architektur]] und [[Musik]]. Bekannte Vertreter dieser Zeit sind [[Jean-Baptiste Lully|Lully]], [[Marc-Antoine Charpentier|Charpentier]], [[François Couperin|Couperin]], [[Molière]], [[Pierre Corneille|Corneille]], [[Jean de La Fontaine|La Fontaine]], [[Jean Racine|Racine]], [[Nicolas Boileau|Boileau]], [[Louis Le Vau|Le Vau]], [[Jules Hardouin-Mansart|Mansart]] und [[André Le Nôtre|Le Nôtre]], weshalb das [[17. Jahrhundert]] oft als ''Grand Siècle'' (Großes Jahrhundert) beschrieben wird. |
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Mit 72 Jahren Regentschaft ist er der am längsten regierende Herrscher seit der [[Neuzeit]]. Ein ägyptischer Pharao namens [[Pepi II.]] soll angeblich 94 Jahre regiert haben. |
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Ludwig XIV. erhielt die Beinamen „'''Sonnenkönig'''“ ''(Roi-Soleil)'' oder „der Große“ ''(Louis le grand)''. Als er am 1. September 1715 nach 72-jähriger Regentschaft starb, war er einer der am [[Liste der Staatsoberhäupter nach Amtszeiten#17. Jahrhundert|längsten herrschenden Monarchen]] der [[neuzeit]]lichen Geschichte. |
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== Biografie == |
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Ludwigs Geburt in [[Saint-Germain-en-Laye]] erschien als ein Wunder, denn 23 Jahre lang war die Ehe seiner Eltern Ludwig XIII. und Anna von Österreich ohne Nachkommen geblieben. Schon als Vierjähriger ([[1643]]) wurde Ludwig als König inthronisiert, wobei die tatsächliche Herrschaft für weitere 18 Jahre vom Kardinal Mazarin ausgeübt wurde. |
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== Überblick == |
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[[1660]] heiratete Ludwig XIV. [[Maria von Spanien]]. Nach ihrem Tod [[1683]] heiratete er ([[Morganatische Ehe|morganatisch]]) [[Françoise d'Aubigné, marquise de Maintenon]]. Ludwig überlebte seinen Sohn und seinen ältesten Enkel und starb am [[1. September]] [[1715]]. Sein Urenkel folgte ihm als [[Ludwig XV. (Frankreich)|Ludwig XV.]] auf den Thron. |
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[[Datei:Louis1667.jpg|mini|Ludwig XIV. 1667 auf einem Gemälde von Henri Testelin (Ausschnitt)]] |
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Die Geburt Ludwigs XIV. im [[Schloss Saint-Germain-en-Laye]] erschien vielen als glückliches Ereignis, denn 23 Jahre lang war die Ehe seiner Eltern [[Ludwig XIII.]] und [[Anna von Österreich (1601–1666)|Anna von Österreich]] ohne Nachkommen geblieben. Durch seine Geburt wurde die befürchtete [[Thronfolge]] von [[Jean-Baptiste Gaston, Herzog von Orléans|Gaston d’Orléans]] zurückgestellt. Aus Dankbarkeit erhielt der Neugeborene den Beinamen der „Gottgegebene“ ''(Dieudonné)''. Sein Bruder, Herzog [[Philippe I. de Bourbon, duc d’Orléans|Philipp I. d’Orléans]], wurde 1640 geboren und starb 1701. |
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Später stahlen Grabräuber das Herz Ludwigs XIV., es kam in den Besitz des englischen Lord Harcourt, der es an den Dekan von [[Westminster]], William Buckland, verkaufte. Dessen Sohn Francis Buckland soll das Herz angeblich gegessen haben. |
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Schon als Vierjähriger wurde Ludwig am 14. Mai 1643 als König inthronisiert. Er lebte aber bis zu seinem dreizehnten Lebensjahr (1651) unter der [[Regentschaft]] seiner Mutter Anna von Österreich. Die tatsächliche Macht übte in dieser Zeit der „regierende Minister“ [[Kardinal]] [[Jules Mazarin]] aus. Mazarin bereitete Ludwig zielgerichtet auf seine Rolle als absolutistischer Herrscher vor. Schritt für Schritt wurde der junge König an der Macht beteiligt und teilte sich schließlich die Verantwortung mit Mazarin. Durch die außenpolitischen Erfolge der Minister-Kardinäle [[Armand Jean du Plessis Richelieu|Richelieu]] und Mazarin politisch gestärkt, entfaltete Ludwig das absolutistische Königtum hoch[[barock]]er Prägung in Frankreich, mit einem Hofleben, das ganz auf die Person des Herrschers zugeschnitten war. Nach dem [[Westfälischer Friede|Westfälischen Frieden]] am Ende des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] 1648 und dem [[Pyrenäenfrieden]] mit Spanien 1659 war Frankreich die politische und militärische Vormacht in Europa. Unterstützt von Ministern wie [[Jean-Baptiste Colbert|Colbert]], [[François-Michel Le Tellier, marquis de Louvois|Louvois]], [[Hugues de Lionne|Lionne]] und dem Kanzler [[Pierre Séguier|Séguier]] konzentrierte er den staatlichen Machtapparat und erweiterte die militärischen, institutionellen und materiellen Machtgrundlagen der französischen [[Monarchie]]. Zumindest finanziell negativ wirkten sich die [[Hugenotten]]-Verfolgung und der [[Spanischer Erbfolgekrieg|Spanische Erbfolgekrieg]] aus. Letzterer führte durch die Härte der Kämpfe im Jahr 1713 fast zu einem [[Staatsbankrott]], der nur durch eine Finanzreform und massive Einsparungen abgewendet wurde. |
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Im Jahr 1660 heiratete Ludwig [[Maria Teresa von Spanien (1638–1683)|Maria Teresa von Spanien]]. Nach deren Tod (1683) heiratete er in [[Morganatische Ehe|morganatischer Ehe]] insgeheim die [[Françoise d’Aubigné, Madame de Maintenon|Marquise de Maintenon]]. Ludwig überlebte seinen Sohn [[Louis de Bourbon, dauphin de France|Louis, ''le Grand Dauphin'']], und seinen ältesten Enkel [[Louis de Bourbon, duc de Bourgogne|Louis de Bourgogne]] und starb am 1. September 1715. Erst sein Urenkel folgte ihm als [[Ludwig XV.]] auf den Thron nach. Der Leichnam Ludwigs XIV. wurde durch den Chirurgen Pierre Dionis (1643–1718) mittels [[Gerbsäure]] in Pulverform [[Leichenkonservierung|konserviert]]<ref>Magdalena Hawlik-van de Water: ''Der schöne Tod. Zeremonialstrukturen des Wiener Hofes bei Tod und Begräbnis zwischen 1640 und 1740.'' Freiburg/Wien 1989, S. 203–211.</ref> und in der von ihm geschaffenen „Krypta der Bourbonen“ in der [[Kathedrale von Saint-Denis|Abtei von Saint-Denis]] beigesetzt. Bei der [[Plünderung der Königsgräber von Saint-Denis]] im Jahr 1793 wurde sein sehr gut erhaltener Körper mit denen anderer Könige durch die [[Französische Revolution|Revolutionäre]] „[[Profanierung|profaniert]]“ und sogar kurzzeitig in eine Grube geworfen. Sein einbalsamiertes Herz wurde 1715 in der Jesuitenkirche [[St-Paul-St-Louis (Paris)|Saint-Paul-Saint-Louis]] in der ''Rue St. Antoine'' in [[Paris]] bestattet. In der [[Restauration (Frankreich)|Restaurationszeit]] wurde es, wie alle [[Herzbestattung]]en der Angehörigen des Königshauses, in die Abtei von Saint-Denis überführt, wo es sich bis heute in der wiederhergestellten Grablege der französischen Könige in der [[Krypta]] befindet. |
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== Herrschaft == |
== Herrschaft == |
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=== Geburt === |
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Während Ludwigs Jugend wurde Frankreich von einem Aufstand, der sogenannten [[Fronde]] ([[1648]] - [[1653]]) erschüttert, der sich an der Politk des Kardinals Mazarin entzündet hatte. Wahrscheinlich wurde Ludwig durch dieses Ereignis stark beeinflußt, und er war bestrebt, es nie wieder zu einer solchen Rebellion kommen zu lassen. |
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[[Datei:Portrait du Dauphin futur Louis XIV.1642.jpg|mini|Ludwig als [[Dauphin (Adel)|Dauphin]], Porträt von [[Philippe de Champaigne]] (um 1642)]] |
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Louis de Bourbon wurde am 5. September 1638 gegen 11 Uhr vormittags auf [[Schloss Saint-Germain-en-Laye]] geboren. Die Geburt wurde von den Zeitgenossen als freudiges Ereignis wahrgenommen, denn 23 Jahre lang war die Ehe seiner Eltern [[Ludwig XIII.]] und [[Anna von Österreich (1601–1666)|Anna von Österreich]] ohne Nachkommen geblieben. Nach mehreren Fehlgeburten hatte sich das Paar entfremdet und die streng gläubige Anna führte die Geburt des lang ersehnten Kronprinzen ''([[Dauphin (Adel)|Dauphin]])'' auf das Wirken des [[Fiacrius|Hl. Fiacrius]] zurück, weshalb der Neugeborene den Beinamen ''Dieudonné'' ''(der Gottgegebene)'' erhielt. Im Jahr 1640 folgte mit der Geburt [[Philippe I. de Bourbon, duc d’Orléans|Philipps]] ein zweiter Sohn. Die späte Geburt zweier Söhne sicherte den dynastischen Fortbestand der Bourbonen und eine Thronfolge Gastons d’Orléans wurde hinfällig.<ref>Mark Hengerer: ''Ludwig XIV. Das Leben des Sonnenkönigs.'' C. H. Beck, München 2015, S. 7–12.</ref> Doch die Ehe zwischen Ludwig und Anna blieb unglücklich, da der König Zweifel an der Abstammung seiner Kinder hegte und seiner Frau vorwarf, den Thronfolger gegen ihn einzunehmen.[[Datei:LouisXIV-child.jpg|mini|Ludwig XIV. etwa zehn Jahre alt, Porträt von [[Philippe de Champaigne]]]] |
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Ludwig XIV. und sein Berater [[Colbert]] waren vom [[Merkantilismus]] überzeugt und sie vermehrten dieser Lehre folgend die französischen Edelmetall-Reserven. In dieser Periode führte Frankreich vier große Kriege: Den [[Devolutionskrieg]] ([[1667]] - [[1668]]), den [[Holländischer Krieg|Holländischen Krieg]] ([[1672]] - [[1678]]), den Krieg gegen die [[Augsburger Liga]] ([[1688]] - [[1697]]) und den [[Spanischer Erbfolgekrieg|Spanischen Erbfolgekrieg]] ([[1702]] - [[1713]]) - dies endete in einer lähmenden Staatsverschuldung. |
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Ludwig XIII. starb am 14. Mai 1643 und der erst vierjährige Dauphin wurde als Ludwig XIV. offiziell zum neuen König proklamiert. Für den minderjährigen Nachfolger übernahm ein [[Regentschaft]]srat unter Anna von Österreich die Regierung, die eigentliche Entscheidungsgewalt lag bei [[Kardinal]] [[Jules Mazarin]].<ref>Mark Hengerer: ''Ludwig XIV. Das Leben des Sonnenkönigs.'' C. H. Beck, München 2015, S. 12 und 18.</ref> Dieser hatte bereits unter dem Vater als ''Leitender Minister'' die Staatsgeschäfte geführt und war [[Pate|Taufpate]] des jungen Königs. |
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[[1674]] erwarb die französische Regierung die Insel [[Martinique]] von einem privaten Unternehmen, das die Insel [[1635]] gekauft hatte. |
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=== Erziehung === |
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[[1689]] erließ Ludwig XIV. den "Code Noir", durch den die [[Sklaverei]] in den französischen [[Kolonien]] in vollem Umfang eingeführt wurde. |
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[[Datei:Louis XIV by Juste d'Egmont.jpg|mini|Ludwig XIV. als Zehnjähriger, Gemälde von [[Justus van Egmont]] (1648)]] |
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Die Erziehung Ludwigs und seines jüngeren Bruders Philipp unterstand bis zum fünften Lebensjahr den beiden [[Gouvernante]]n [[Françoise de Lansac]] und [[Marie-Catherine de Senecey]]. Dem Zeitgeist entsprechend kleidete man die beiden Prinzen als Kleinkinder wie Mädchen und begann erst ab dem sechsten Lebensjahr mit einer geschlechtsspezifischen Erziehung.<ref>Bernd Rüdiger Schwesig: ''Ludwig XIV.'' Rowohlt TB, 2010, ISBN 978-3-499-50352-8.</ref> |
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Als Ludwig XIV. starb, hatte er das französische Territorium vergrößert, und Frankreich war vermutlich der mächtigste Staat Europas und auch sein kulturelles Zentrum. Französisch diente im 17. und 18. Jahrhundert als Sprache des guten Geschmacks, ähnlich wie Englisch später zur globalen Wirtschaftssprache wurde. Im 18. Jahrhundert übernahm z.B. der russische Adel französische Sitten und sprach eher Französisch als Russisch. Andererseits versank das Land in Schulden, die Armen litten unter hohen Steuern und lebten in erbärmlichen Verhältnissen. |
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Kardinal Mazarin achtete auf eine umfassende Ausbildung des jungen Monarchen und bestimmte im Jahr 1646 den [[Offizier]] [[Nicolas de Neufville, duc de Villeroy]] zum [[Prinzenerzieher|Erzieher]]. Da Mazarin die Gefahren eines starken Bruders des Königs erkannte – ihm waren die Machtansprüche der Brüder Ludwigs XIII. noch allgegenwärtig –, soll er dafür gesorgt haben, dass Philipp keine Erziehung als potentieller Thronanwärter erhielt. Mitschüler und Spielgefährte Ludwigs war der Sohn seines Erziehers [[François de Neufville, duc de Villeroy]]. Unterrichtet wurden die beiden von dem [[Klerus|Geistlichen]] [[Hardouin de Péréfixe de Beaumont]] und ab 1652 von dem [[Philosoph]]en [[François de La Mothe le Vayer]]. Lerninhalt waren Fremdsprachen ([[Latein]] und [[Italienische Sprache|Italienisch]]), [[Religionsunterricht|Religion]], [[Geschichtsschreibung|Geschichte]], [[Mathematik]] und [[Militärwissenschaft]]en. [[Reiten]] und [[Fechten]] erweiterten das Ausbildungsprogramm, das in künstlerischen Inhalten ([[Malerei]], [[Zeichnung (Kunst)|Zeichnen]], [[Architektur]], [[Tanz]] und [[Barockmusik|Musik]]) seine Vollendung fand. Mazarin persönlich führte Ludwig in die Kunst des Regierens und die Lenkung der Staatsgeschäfte ein und gab ihm eine Vorstellung von der Macht der Symbolik.<ref>Mark Hengerer: ''Ludwig XIV. Das Leben des Sonnenkönigs.'' C. H. Beck, München 2015, S. 26–29.</ref> Seine Mutter vermittelte ihm das Bewusstsein, von Gott zum Herrscher auserwählt worden zu sein (Gottesgnadentum), woraus sich der unumschränkte Machtanspruch des französischen Monarchen ableitete. |
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=== Regentschaft der Mutter und Mazarins === |
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[[Datei:Ana de Austria, reina de Francia. (Museo del Prado).jpg|mini|[[Anna von Österreich (1601–1666)|Anna von Österreich]], anonymes Porträt ([[Museo del Prado]], Madrid)]] |
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[[Datei:Kardinaal Mazarin.jpg|mini|[[Kardinal]] [[Jules Mazarin]], Porträt von [[Philippe de Champaigne]] ([[Musée Condé]], Chantilly)]] |
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Im Jahr 1635 war Frankreich an der Seite [[Wasa (Dynastie)|Schwedens]] in den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] eingetreten, mit dem Hauptziel, das [[Haus Habsburg]] zu schwächen. Frankreichs Armeen kämpften nun sowohl gegen den römisch-deutschen Kaiser und dessen Verbündete im [[Heiliges Römisches Reich|Reich]] als auch gegen den spanischen König. Die französischen Armeen waren militärisch erfolgreich; gleichwohl belastete der Konflikt die [[Staatsfinanzen]] erheblich. Innenpolitisch sah sich Anna einer heftigen [[Opposition (Politik)|Opposition]] gegenüber, denn die städtischen Gerichtshöfe und [[Prinz]]en misstrauten ihrer [[Regierung]].<ref>Mark Hengerer: ''Ludwig XIV. Das Leben des Sonnenkönigs.'' C. H. Beck, München 2015, S. 29–30.</ref> Dem stellte sich [[Jules Mazarin|Kardinal Mazarin]] entgegen. Anna entpuppte sich jedoch als völlig anders als erwartet. Die Königin, als spanische Habsburgerin am französischen Hof zunächst verschmäht, wurde selbst zu einer überzeugten Französin. Sie duldete weder [[Nepotismus|Favoriten]] noch die Schmälerung der königlichen [[Autorität]] im Staate. Ihre Generäle wies sie an, die Kämpfe mit unverminderter Härte voranzutreiben. Mazarin leitete die Staatsgeschäfte und führte die absolutistische Politik Kardinal Richelieus fort, indem er die [[Zentralismus|Zentralisierung der Staatsgewalt]] in der Person des Königs mit aller Macht betrieb. |
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Mit der Unterzeichnung der [[Westfälischer Friede|Friedensverträge zu Münster und Osnabrück]] (1648) ging Frankreich als größter Profiteur des Dreißigjährigen Krieges hervor. Erhebliche Truppenteile konnten gegen [[Spanien]] eingesetzt werden. Doch brach im gleichen Jahr in Frankreich die [[Fronde]] (1648–1653) aus, ein offener [[Bürgerkrieg]] des [[Parlement|Pariser Parlaments]] und der Prinzen gegen die Politik des königlichen [[Absolutismus]]. Als Möglichkeit zur Revolte diente die [[Minderjährigkeit]] Ludwigs. Die Frondeure gaben vor, gegen die negativen Einflüsse des Leitenden Ministers Mazarin zu kämpfen. Dieser wurde als Italiener allgemein wenig geschätzt; insbesondere die königlichen Prinzen nahmen ihm übel, dass er sie konsequent von jeder politischen [[Macht]] ausschloss. Die [[Parlement|Parlamente]] (Oberste Gerichtshöfe) hingegen wurden vom [[Englischer Bürgerkrieg|Englischen Bürgerkrieg]] beeinflusst und sahen eine Chance, ihre [[Privileg]]ien gegenüber der Krone auszubauen. |
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Die Fronde scheiterte im Jahr 1652, doch sollten die Unruhen noch bis zum Jahr 1654 anhalten. Ludwig XIV. wurde im Jahr 1651 für [[Volljährigkeit|volljährig]] erklärt, womit die Regentschaft seiner Mutter offiziell endete. Der König – noch zu jung zur Regierung – übertrug erwartungsgemäß die Macht an Mazarin und nicht an einen Prinzen aus dem Königshaus. Am 7. Juni 1654<ref>[http://www.reims-kathedrale.culture.fr/chronologie-kronungen.html ''Chronologie der in Reims gekrönten französischen Könige zwischen 1027 und 1825.''] auf: ''reims-kathedrale.culture.fr'', abgefragt am 2. Juni 2011.</ref> erfolgte die [[Krönung]] und [[Salbung]] des Königs in der [[Kathedrale von Reims]], womit die Ordnung im Königreich, für jeden ersichtlich, wiederhergestellt war. Die Krönung des Königs sollte für die Menschen bewusst als [[Symbol]] für [[Kontinuitätstheorie (Geschichtswissenschaft)|Kontinuität]] und den Schutz Gottes über den König stehen. |
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Während des Bürgerkriegs kam der [[Französisch-Spanischer Krieg (1635–1659)|Kampf mit Spanien]] zum Erliegen, die Frondeure bekamen überdies Unterstützung von den Spaniern. Nachdem wieder innerer Friede herrschte, konnte Frankreich seine Kräfte gegen Spanien bündeln und erzielte Erfolge durch Angriffe auf die [[Spanische Niederlande|Spanischen Niederlande]]. Im Jahr 1657 gelang es Mazarin, das [[Commonwealth of England|republikanische England]] unter [[Oliver Cromwell]] in einem Geheimvertrag zum [[Bündnis|Bundesgenossen]] gegen die Spanier zu gewinnen. Spanien sah sich gezwungen, den Frieden zu suchen. König [[Philipp IV. (Spanien)|Philipp IV.]] bot Ludwig die Hand seiner ältesten Tochter, der Infantin [[Maria Teresa von Spanien (1638–1683)|Maria Teresa von Spanien]], an. Zwei Jahre später trafen beide Monarchen auf der [[Isla de los Faisanes|Fasaneninsel]], zwischen Frankreich und Spanien, zusammen und unterzeichneten den [[Pyrenäenfrieden]]. Frankreich erwarb das [[Roussillon]] nördlich der Pyrenäen und bekam von den Spanischen Niederlanden ein Großteil des [[Artois]] sowie weitere Grenzfestungen. Die Infantin verzichtete auf ihr Erbrecht an der spanischen Krone gegen eine [[Mitgift]] von 500.000 [[Écu]], eine für die Spanier unerschwingliche Summe, die nicht ausgezahlt werden konnte. Dadurch blieb Maria Teresa älteste erbberechtigte Tochter des spanischen Königshauses. Die Heirat zwischen Ludwig XIV. und Maria Teresa (einer Cousine ersten Grades) fand am 9. Juni 1660 in [[Saint-Jean-de-Luz]] statt. Am 1. November 1661 wurde [[Ludwig von Frankreich, Le Grand Dauphin|Dauphin Louis]] geboren. |
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=== Die Alleinherrschaft === |
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[[Datei:Louis-xiv-lebrunl.jpg|mini|Ludwig XIV., [[Charles Le Brun]] zugeschriebenes Porträt (um 1661; [[Schloss Versailles]])]] |
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Seit Ludwigs Kindheit führte Kardinal Mazarin die Geschäfte für den König. Der Leitende Minister galt als ein außerordentliches Talent in der [[Politik]] und unterrichtete daher selbst den König in der Kunst der [[Staatsräson|Staatsführung]]. Ludwig XIV. bekam so eine solide und sehr umfassende Ausbildung in Staatsangelegenheiten, Recht, Geschichte und Militärstrategie, aber auch in diversen Sprachen und Wissenschaften. |
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Als Mazarin am 9. März 1661 starb, verkündete der 22-jährige König dem Staatsrat, dass er keinen Leitenden Minister mehr einsetzen, sondern die Regierungsgeschäfte in eigener Regie führen werde.<ref>Martin Wrede: ''Ludwig XIV. Der Kriegsherr aus Versailles.'' Theiss, Darmstadt 2015, S. 39.</ref> Diese Regierungsgrundsätze, heute auch als das absolutistische [[Kabinettsystem]] bezeichnet, hielt er im Jahr 1670 in seinen „Memoiren“ für seinen Nachfolger fest. Der Hof und die Minister waren zunächst irritiert, doch man meinte, es würde sich nur um eine kurze Phase handeln. Ludwig hingegen begann, die Regierung umzubilden und entließ einen Großteil des Staatsrats, selbst seine Mutter schloss er aus, so dass nur noch die wichtigsten drei [[Minister]] an den Ratssitzungen teilnahmen. Einer von diesen war [[Nicolas Fouquet]], der Finanzminister.<ref>Martin Wrede: ''Ludwig XIV. Der Kriegsherr aus Versailles.'' Theiss, Darmstadt 2015, S. 40ff.</ref> Nach einer Denunziation durch den ehrgeizigen [[Jean-Baptiste Colbert]] ließ Ludwig Fouquet wegen [[Korruption]] und [[Hochverrat]] verhaften und durch jenen ersetzen.<ref>Martin Wrede: ''Ludwig XIV. Der Kriegsherr aus Versailles.'' Theiss, Darmstadt 2015, S. 42 ff.; Vincent J. Pitts: ''Embezzlement and High Treason in Louis XIV’s France: The Trial of Nicolas Fouquet''. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2015, ISBN 978-1-4214-1824-7</ref> Fouquet hatte Staatsgelder veruntreut und Befestigungen ohne Genehmigung des Königs bauen lassen. Letzteres interpretierte Ludwig als Vorbereitung einer [[Aufstand|Rebellion]] gegen seine Person. Mit der neuen Regierung wurde ein [[Reform]]programm beschlossen, dessen Ziele die Förderung von [[Wirtschaft]] und [[Wissenschaft]], der massive Ausbau von [[Flotte (Marine)|Flotte]] und [[Armee]] und eine tiefgreifende Reformierung der [[Bürokratie]] war. Den Flottenbau betrieben maßgeblich Colbert und sein Sohn, der [[Jean-Baptiste Colbert, marquis de Seignelay|Marquis de Seignelay]]. Reform und Vergrößerung der Armee hingegen waren Hauptaufgabe des Ministers [[Michel Le Tellier (Staatsmann)|Le Tellier]] sowie dessen Sohns, des [[François-Michel Le Tellier, marquis de Louvois|Marquis de Louvois]]. Ludwig schrieb selbst an seine Mutter: {{" |Ich bin nicht der Gimpel, für den mich die Höflinge gehalten haben …}} |
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Der junge Ludwig XIV. versuchte, Europa zu beeindrucken. Diese Gelegenheit bot sich ihm bereits im Jahr 1661 beim [[Londoner Kutschenstreit]], in dessen Folge Spanien den Vorrang des Königs von Frankreich in ganz Europa anerkennen musste. Den europäischen Höfen wurde klar, dass Ludwig nicht die Absicht hatte, ein schwacher König zu sein. Im Jahr 1662 kam es zur [[Defensivallianz]] zwischen Frankreich und Holland; kurz darauf kaufte Ludwig XIV. vom englischen König [[Karl II. (England)|Karl II.]] die Stadt [[Dünkirchen]]. Doch der König wollte alle Welt nicht nur politisch überraschen, sondern auch seine Macht und seinen Reichtum zur Schau stellen. Dies ging am besten durch prächtige, für den [[Barock]] typische Hoffeste. Daher fand im Jahr 1664 das Fest ''Die Freuden der verzauberten Insel'' ''(Plaisirs de l’Île enchantée)'' statt. Europas [[Fürst]]en waren verblüfft und erstaunt über den [[Luxus]] dieser Vergnügungen und begannen zunehmend, den [[Lebensstil]] des französischen Monarchen nachzuahmen. Die Legende des „Sonnenkönigs“ nahm hier ihren Anfang. |
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Im Jahr 1665 starb sein Onkel und Schwiegervater Philipp IV. von Spanien und Ludwig machte zum ersten Mal das [[Erbrecht]] seiner Gemahlin geltend. Er forderte auf Grundlage des [[Herzogtum Brabant|brabantischen]] Devolutionsrechts einen Erbteil für Frankreich, nach welchem Töchter aus erster Ehe ein vorrangiges Erbrecht haben. In Spanien saß mit [[Karl II. (Spanien)|Karl II.]] ein Kind auf dem Thron, die Regentschaft führte dessen Mutter, [[Maria Anna von Österreich (1634–1696)|Maria Anna von Österreich]]. Die Regentin wies die französischen Forderungen zurück, und Ludwig bereitete einen Krieg vor, der im Jahr 1667 ausbrach und bis ins Jahr darauf andauerte ([[Devolutionskrieg]]). Die Armeereformen des Königs waren bereits weit vorangeschritten. Er hatte mit einem [[Stehendes Heer|stehenden Heer]], wie zuvor der französische König [[Karl VII. (Frankreich)|Karl VII.]], ein Novum im neuzeitlichen Frankreich eingeführt: Berufssoldaten, die ständig bereitstanden, streng ausgebildet und diszipliniert, sowie regelmäßig bezahlt und versorgt wurden. Es marschierte eine Armee von 70.000 Mann in die Spanischen Niederlande ein und annektierte danach die [[Franche-Comté]]. Spanien sah sich vor vollendete Tatsachen gestellt und hatte keine Mittel zur Gegenwehr. Der Sieg schien uneingeschränkt zu sein, doch fühlte sich nun Frankreichs Alliierter Holland von der Präsenz französischer Truppen bedroht. Die holländischen Generalstaaten verbündeten sich im Jahr 1668 mit England und Schweden zur Tripelallianz gegen Ludwig XIV., um so die Friedensverhandlungen zu beschleunigen. Dieser sah sich nun gezwungen, bei den Verhandlungen in Aachen Abstriche von seinen Forderungen zu machen. Durch den [[Frieden von Aachen (1668)|Frieden von Aachen]] behielt Frankreich große Teile im Westen der Spanischen Niederlande, musste jedoch die Franche-Comté wieder herausgeben. Ludwig XIV. konnte nicht verzeihen, dass ihm sein ehemaliger Alliierter in den Rücken gefallen war, denn er war bisher immer größter Förderer der Niederlande gewesen und hatte noch 1666 zu deren Gunsten im [[Englisch-Niederländischer Krieg (1665–1667)|Zweiten Englisch-Niederländischen Seekrieg]] militärisch interveniert. Er warf den Generalstaaten offen Undankbarkeit und sogar [[Verrat]] vor. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, noch im selben Jahr das ''Grand Divertissement Royal'' in Versailles zu feiern, als Zeichen seines Triumphes. |
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=== Der Kampf gegen die Niederlande === |
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[[Datei:1680 van der Meulen Louis XIV bei Lobith anagoria.JPG|mini|hochkant=1.2|Ludwig XIV. überquert den Rhein bei Lobith am 12. Juni 1672, Gemälde von [[Adam Frans van der Meulen]] (1680; [[Deutsches Historisches Museum]], Berlin)]] |
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[[Datei:Adam Frans van der Meulen - Louis XIV at the taking of Besançon (1674).jpg|mini|hochkant=1.2|Ludwig XIV. bei der Einnahme von [[Besançon]] im Jahr 1674 ([[Eremitage (Sankt Petersburg)|Eremitage]], Sankt Petersburg)]] |
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Ludwig XIV. hatte nun zwei politische Ziele: Erstens Holland zu bestrafen und zweitens die Grenzen zu begradigen, was nichts anderes hieß, als weitere Teile Spaniens zu erobern. Zuerst zerstörte er die Tripelallianz, indem er 1670 mit seinem Cousin [[Karl II. (England)|Karl II. von England]] im [[Vertrag von Dover]] ein Offensivbündnis einging und dann [[Schweden]] hohe [[Subsidien]] für eine Allianz zahlte. Danach annektierte Frankreich das [[Herzogtum Lothringen]] und schloss zahlreiche Bündnis- und Neutralitätsabkommen mit benachbarten Fürsten. Schließlich war Holland außenpolitisch und militärisch vollständig isoliert. 1672 erklärten Frankreich und [[England]] den Krieg gegen Holland, der [[Holländischer Krieg|Holländische Krieg]] (1672–1678) begann. Ludwig ließ 120.000 Mann die Grenzen zu den [[Republik der Sieben Vereinigten Niederlande|Vereinigten Provinzen der Niederlande]] überschreiten. Sein Ziel war nicht, Holland zu annektieren, sondern er wollte nur ein Exempel statuieren und Handelsvorteile erzwingen. Eigentliches Ziel war die Bedrohung Spaniens. Französische Truppen nahmen immer mehr Gebiete ein, die Holländer verloren den Kampf und nur die Öffnung der [[Deich]]e und die völlige Überflutung breiter Landschaften rettete sie vor der totalen militärischen Niederlage. In dieser Situation wurde [[Johan de Witt]] durch [[Wilhelm III. (Oranien)|Wilhelm III. Prinz von Oranien]] als Generalstatthalter der Provinzen abgelöst. Dieser ging unverzüglich ein Bündnis mit Spanien und dem [[Römisch-deutscher Kaiser|römisch-deutschen Kaiser]] [[Leopold I. (HRR)|Leopold I.]] ein. Damit hatte Ludwig XIV. auch sein zweites politisches Ziel erreicht: Spanien und der römisch-deutsche Kaiser erklärten freiwillig den Krieg. Im Jahr 1673 führte er persönlich die französischen Truppen bei der [[Belagerung von Maastricht (1673)|Belagerung von Maastricht]]. Nach dem Abzug seiner Truppen aus Holland konnte Ludwig seine Armeen nun gegen Spanier und Kaiserliche verwenden. 1674 annektierte er erneut die [[Franche-Comté]], England schied jedoch aus dem Krieg aus. Zur Feier der Siege veranstaltete der König sein drittes berühmtes Fest, das ''Fest von Versailles''. Die Kämpfe zogen sich noch bis 1678 hin, verliefen jedoch höchst erfolgreich für Frankreich. Ludwig hielt während des Krieges 280.000 Mann unter Waffen. Dieser Übermacht und der Kampfstärke der französischen Truppen waren die alliierten Streitkräfte nicht gewachsen, weswegen Frankreich den Holländischen Krieg schließlich gewann. 1678/79 wurde der [[Friede von Nimwegen]] geschlossen. Frankreich behielt dabei fast vollständig seine Eroberungen gegen Spanien und im [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]]. Der Einfluss und die Dominanz Ludwigs XIV. in Europa verstärkten sich weiter. Trotzdem war der König unzufrieden, da die beabsichtigten Grenzbegradigungen nicht vollständig erreicht wurden. So entließ er 1679 seinen Außenminister, den [[Simon Arnauld de Pomponne|Marquis de Pomponne]], und ersetzte ihn durch Colberts talentierten Bruder [[Charles Colbert, marquis de Croissy|Charles Colbert de Croissy]]. Zur Sicherung der Grenzen begann Ludwig mit dem Ausbau des [[Festungsanlagen von Vauban|französischen Festungsgürtels]]. Der Festungsbaumeister [[Sébastien le Prestre de Vauban]] umgab das Königreich mit über 160 neugeschaffenen oder umgebauten Befestigungsanlagen, welche Frankreichs Territorien abriegeln sollten. Dazu gehörten Stadtgründungen wie [[Saarlouis]] und [[Neuf-Brisach]], letzteres stellt noch heute ein besonders anschauliches Beispiel für diese Festungsstädte dar. |
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Nach dem erfolgreichen Krieg löste Frankreich seine Armeen nicht auf, sondern behielt diese in voller Kampfstärke weiter unter Waffen. Ludwig benutzte sie zur Durchsetzung der [[Reunionspolitik|Reunionen]], wodurch er seine Eroberungen weiter ausbauen konnte. Zunächst annektierte er die restlichen Teile des [[Elsass]], hier war insbesondere [[Straßburg]] sein Hauptziel, welches als Einfallstor für kaiserliche Truppen gedient hatte; es wurde im Jahr 1681 eingenommen. In diesen Jahren wurde auch die [[Grafschaft Saarbrücken]] und das Herzogtum [[Pfalz-Zweibrücken]] besetzt und in die französische [[Province de la Sarre]] umgewandelt. 1683 griffen Truppen Ludwigs XIV. die östlichen Teile der Spanischen Niederlande an und eroberten bis ins Jahr darauf die wichtige spanische Grenzfestung [[Luxemburg (Stadt)|Luxemburg]]. Daneben erfolgte noch die Besetzung der unteren [[Schelde]], wodurch große Teile [[Flandern]]s in französischen Besitz gerieten. Gegen diese offenen Aggressionen mitten im Frieden protestierte Spanien heftig und erklärte noch 1683 den [[Reunionskrieg (1683–1684)|Krieg]]. Doch kein anderer Staat war bereit, die Waffen gegen Frankreich zu richten, insbesondere war Kaiser Leopold I. durch die [[Zweite Wiener Türkenbelagerung]] gebunden. So musste Spanien umgehend um Frieden bitten. Ludwig handelte 1684 zu [[Regensburg]] mit Spanien, Kaiser und Reich einen zwanzigjährigen [[Regensburger Stillstand|Waffenstillstand]] aus und erreichte so die vorläufige Anerkennung sämtlicher Reunionen. Dadurch hatte Ludwig XIV. mit keinerlei Gegenwehr mehr zu rechnen. |
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=== Der Machtzenit === |
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[[Datei:Ludwig XIV empfaengt den Dogen von Genua in Versailles1685.jpg|mini|hochkant=1.6|Der Empfang des Dogen von Genua in Versailles, 1685 ([[Schloss Versailles]])]] |
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[[Datei:LASB K Hellwig 0352.jpg|mini|Frankreich mit den von König Ludwig XIV. eroberten Gebieten auf einer historischen Karte von 1757]] |
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[[Datei:France 1643 to 1715-fr.svg|mini|Französische Gebietszuwächse unter Ludwig XIV. mit Angabe der Jahreszahl; dazu zählen vor allem der Erwerb [[Französisch-Flandern]]s mit den Städten [[Dünkirchen]] und [[Lille]] im Norden, des [[Elsass]] und der [[Franche-Comté]] mit [[Straßburg]] und [[Besançon]] im Osten und des [[Roussillon]] mit [[Perpignan]] im Süden]] |
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Ludwigs politische und militärische Übermacht war nach dem [[Frieden von Nimwegen]] erdrückend. Frankreichs Diplomaten beherrschten das politische Parkett. Es war die dominierende [[Seemacht]] geworden, während es noch 1660 über kaum mehr als zwei [[Kriegsschiff]]e verfügt hatte. An Stärke und Kriegstechnik war die französische Armee jeder anderen überlegen, die Wirtschaft florierte und ganz Europa imitierte Frankreichs Kultur. Aufgrund der großen Erfolge verlieh Paris Ludwig im Jahr 1680 den Titel „der Große“ ''(Ludovicus Magnus)''. |
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In den Jahren zuvor war Ludwig XIV. neben der Expansion in Europa auch noch mit der Erweiterung des [[Französische Kolonien|französischen Kolonialreiches]] beschäftigt. Neben den im frühen 17. Jahrhundert gegründeten [[Neufrankreich]]-Kolonien in [[Kanada]] gründete er die ersten Kolonien von [[Französisch-Indien]]: [[Chandannagar]] (1673) und [[Puducherry|Pondichéry]] (1674). In [[Westindische Inseln|Westindien]] wurde die Insel [[Martinique]] französisch. Im Jahr 1682 gründete [[René-Robert Cavelier, Sieur de La Salle|La Salle]] am unteren Mississippi eine neue Kolonie und nannte sie zu Ehren des Königs [[Louisiana (Kolonie)|Louisiana]]. Daneben erwarb der König noch [[Haiti]] (1660) und [[Französisch-Guayana]] (1664), sowie mit dem [[Senegal]] Teile der westafrikanischen Küste und [[Madagaskar]]. |
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Innenpolitisch begann Ludwig XIV. seine Kontrolle über die französische [[Staatskirche]] auszubauen. Im November 1681 ließ er eine [[Klerus|Kleriker]]<nowiki />versammlung abhalten, welche die [[Gallikanismus|Gallikanischen Artikel]] verabschiedete, wodurch die Macht des Papstes praktisch aufgelöst wurde. Der Einfluss der französischen Könige auf die eigene Kirche war ohnehin sehr stark, nun jedoch durfte der Papst auch keine [[Päpstlicher Legat|Legaten]] mehr ohne des Königs Zustimmung nach Frankreich senden. Bischöfe durften ohne königliche Erlaubnis das Land nicht verlassen, kein Staatsbeamter [[Exkommunikation|exkommuniziert]] werden für Taten, die seinen Dienst betrafen. Alle kirchlichen Privilegien wurden dem Monarchen übertragen, sämtliche Einflussmöglichkeiten des Papstes durch die Billigung des Königs reguliert. Der Papst verweigerte schließlich seine Zustimmung zu diesen Artikeln und erst Jahre später sollte Ludwig einen Kompromiss mit dem [[Heiliger Stuhl|Heiligen Stuhl]] finden. |
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Außerdem ging Ludwig davon aus, dass er, um die Einheit der Nation zu stärken, die durch die [[Reformation]] verursachte Spaltung des Christentums überwinden müsse. In dieser Sichtweise folgte er konsequent der Religionspolitik seiner Vorgänger, darin besonders der Vorgabe Kardinal [[Armand-Jean du Plessis, duc de Richelieu|Richelieus]], die stets eine Wiederholung der [[Hugenottenkriege]] fürchteten. Des Weiteren wurde er in dem tiefen Glauben erzogen, dass die Seele eines [[Protestant]]en den Qualen der Hölle ausgeliefert sei, weshalb er es als seine Pflicht ansah, die Seelen seiner hugenottischen Untertanen zu retten. Er setzte deshalb die protestantische Bevölkerung unter Druck, vor allem durch das [[Edikt von Fontainebleau]] (1685). Dadurch wurde das im Jahr 1598 von [[Heinrich IV. (Frankreich)|Heinrich IV.]] ausgerufene tolerante [[Edikt von Nantes]] widerrufen. Hugenottische Kirchen wurden daraufhin zerstört, protestantische Schulen geschlossen. Durch Ludwigs Maßnahmen flohen von 1685 bis 1730 etwa 200.000 (von 730.000) [[Hugenotten]] ins Ausland, vor allem in die [[Niederlande]], nach [[Preußen]], England und [[Nordamerika]], wo sie, als zumeist gut ausgebildete Fachkräfte, zur Steigerung der [[Produktivität]] beitrugen. Diese französischen Flüchtlinge beeinflussten etwa die protestantische Arbeitsethik der Niederlande, wodurch später der bereits erhebliche Reichtum in dieser Region noch gesteigert wurde. Die neuere Forschung hat allerdings gezeigt, dass die Zahl der Geflohenen bei weitem zu gering war, um einen spürbaren Schaden an der französischen Wirtschaft herbeizuführen.<ref>Klaus Malettke: ''Ludwig XIV. von Frankreich. Leben, Politik und Leistung.'' 1994, S. 120.</ref> Jedoch erschütterte das Edikt von Fontainebleau Frankreichs Ansehen bei den protestantischen Staaten Europas und ein [[Kamisarden|harter Kern von 20.000 Hugenotten]] entfachte Aufstände in Zentralfrankreich. Die große Mehrheit gab dem Druck jedoch nach und konvertierte, auch aufgrund der Steuerbegünstigungen und der Sonderrechte für [[Konversion (Religion)|Konvertierte]] sowie der lebenslangen Befreiung vom Dienst in der [[Miliz (Volksheer)|Miliz]]. Aufgrund der einsetzenden Flüchtlingswellen des Jahres 1669 verhängte Ludwig ein Emigrationsverbot. Nach den Bekehrungs- und Missionierungsaktionen gipfelten die Verfolgungen 1681 in den [[Dragonaden]] und der Zerstörung hunderter protestantischer Dörfer. Letztlich war für Ludwig XIV., seine Minister und Kardinäle nur ein [[Katholizismus|katholisches]] Frankreich ein einheitliches und stabiles Frankreich. |
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[[Datei:Heidelberger Schloss 1693 nach Zerstoerung.jpg|mini|Titelblatt einer anonymen Schrift über die Stadt [[Heidelberg]] und die Zerstörung des Heidelberger Schlosses im Pfälzischen Erbfolgekrieg, gedruckt 1693]] |
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Ab dem Jahr 1686 formierte sich die [[Liga von Augsburg]], ein Zusammenschluss protestantischer und katholischer Staaten gegen Frankreichs Eroberungspolitik. Mitglieder waren der römisch-deutsche Kaiser Leopold I., [[Kurfürstentum Bayern|Bayern]] (Kurfürst [[Maximilian II. Emanuel (Bayern)|Maximilian II. Emanuel]]), [[Preußen|Brandenburg]] ([[Friedrich Wilhelm (Brandenburg)|Friedrich Wilhelm]]), die Vereinigten Provinzen, Spanien (Karl II. von Spanien) und [[Schweden]] ([[Karl XI.|Karl XI. von Schweden]]). 1688 spitzte sich die diplomatische Lage weiter zu, zum einen durch die [[Glorious Revolution]], in der der mit Ludwig sympathisierende König [[Jakob II. (England)|Jakob II. von England]] gestürzt wurde, und zum anderen durch den Streit um die Nachfolge des Kölner Kurfürsten [[Maximilian Heinrich von Bayern|Maximilian Heinrich]], da der von Frankreich unterstützte Kandidat durch den Widerstand des Kaisers und des Papstes nicht anerkannt wurde. Ludwig entsandte 1688 Truppen in die Pfalz, um angebliche Ansprüche durch seine Schwägerin [[Liselotte von der Pfalz]] auf [[Allod]]ialbesitz ihres verstorbenen Bruders, Kurfürst [[Karl II. (Pfalz)|Karl II.]], zu demonstrieren und eine dauerhafte Anerkennung seiner Reunionen zu erreichen. Durch diese Maßnahme, die zur späteren Verwüstung der Pfalz und Badens durch die Franzosen bei ihrem Rückzug aus den linksrheinischen Gebieten führte, eskalierte der Konflikt zwischen König und Liga. Letztere erklärte Frankreich den Krieg, dem sich auch England unter dem neuen König [[Wilhelm III. (Oranien)|Wilhelm von Oranien]] anschloss. Die Konfrontation mündete in den [[Pfälzer Erbfolgekrieg]] (1688–1697). |
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Das auf einen längeren Krieg nicht vorbereitete Frankreich war nach anfänglichen Rückschlägen wie dem Verlust von [[Belagerung von Mainz (1689)|Mainz]] und [[Belagerung von Bonn (1689)|Bonn]] 1689 insgesamt militärisch sehr erfolgreich. Französische Armeen besetzten weite Teile der Spanischen Niederlande, behaupteten ihre Reunionen gegen das Reich und marschierten mehrmals ins rechtsrheinische Gebiet ein. Ludwig selbst beteiligte sich an einigen Belagerungen wie in [[Belagerung von Mons|Mons]] und in [[Belagerung von Namur (1692)|Namur]]. Die Truppen der Alliierten waren weniger gut ausgebildet und zahlenmäßig unterlegen. Zudem waren umfangreiche Truppenverbände des Kaisers im [[Großer Türkenkrieg|5. Türkenkrieg]] gebunden. Die Allianz konnte kaum Siege verbuchen, doch auch Ludwigs Flotte erlitt eine Niederlage vor [[Seeschlachten von Barfleur und La Hougue|La Hougue]] (1692). Es gelang keiner der beiden Seiten, den Gegner endgültig niederzuringen. Frankreich konnte nicht aus dem Reich verdrängt werden. Als Ludwig XIV. einsah, dass er trotz mehrerer strategisch vorteilhafter Siege, wie der [[Schlacht bei Neerwinden]] am 29. Juli 1693, militärisch keinen Frieden erzwingen konnte, begann er, seine [[Diplomat]]en als politische Waffe einzusetzen. Die erschöpften Kontrahenten begannen den [[Frieden von Rijswijk]] zu vereinbaren, der im Jahr 1697 unterzeichnet wurde. Ludwig suchte hier einen maßvollen und stabilen Frieden auszuhandeln, der auch seine Gegner befriedigen konnte. Daher gab er Luxemburg, das Herzogtum Lothringen und die Pfalz wieder heraus und bekam dafür die elsässischen Reunionen und den Besitz von Straßburg endgültig bestätigt. Darüber hinaus erkannte Ludwig XIV. den Prinzen von Oranien als König von England an. Frankreich sollte so die Möglichkeit bekommen, sich langfristig von den Kriegsanstrengungen zu erholen. |
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=== Die letzten Jahre === |
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[[Datei:Louis XIV of France with his brother, nephew and son playing billiards (1694).jpg|mini|hochkant=1.2|Ludwig XIV. bei seinem Lieblingsspiel, dem [[Billard]] (1694)]] |
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[[Datei:Nicolas de Largillière 003.jpg|mini|hochkant=1.2|Ludwig XIV. und seine Erben (um 1710; [[Wallace Collection]], London)]] |
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Nach dem Jahr 1697 begann die spanische [[Thronfolge]] zunehmend zum Hauptthema an den Höfen Europas zu werden. Der spanische König [[Karl II. (Spanien)|Karl II.]] hatte keine Kinder, daher war seine Nachfolge unklar. Sowohl die [[Bourbonen]] als auch die [[Habsburger]] der österreichischen Linie machten Erbansprüche geltend, denn König Ludwig XIV. und auch der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, [[Leopold I. (HRR)|Leopold I.]], hatten Töchter [[Philipp IV. (Spanien)|Philipps IV.]] von Spanien geheiratet. Ludwig hatte allerdings mit Maria Teresa von Spanien die ältere von beiden geehelicht und diese hatte nie mit Gültigkeit auf ihr Erbrecht verzichtet. Leopold hingegen hatte die jüngere Tochter [[Margarita Teresa von Spanien|Margarita von Spanien]] geheiratet und war zudem der Meinung, dass Spanien im Besitz der Habsburger bleiben müsste. |
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Nun fürchteten andere Staaten wiederum, dass die Mächtekonstellation in Europa erheblich erschüttert werden würde, sollten sich Frankreich oder Kaiser Leopold Spanien gänzlich einverleiben. Unter diesen Bedenken handelte Ludwig XIV. mit Wilhelm III. von England den 1. Teilungsvertrag aus. Der bayerische Prinz [[Joseph Ferdinand von Bayern|Joseph-Ferdinand]] sollte Spanien bekommen und die europäischen Besitzungen Spaniens sollten zwischen Ludwig und Leopold aufgeteilt werden. Kaiser Leopold akzeptierte diesen Vertrag. Spanien hingegen lehnte jede Teilung seines Reiches ab. Karl II. entschloss sich stattdessen, den bayerischen Prinzen Joseph-Ferdinand als Universalerben für alle Ländereien einzusetzen, in der Hoffnung, dass sowohl Ludwig als auch Leopold auf ihre vertraglichen Rechte verzichten würden. |
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Mit dem Tod des erst sechsjährigen bayerischen Prinzen Joseph-Ferdinand im Jahre 1699 wurde dieser Plan hinfällig. Karl II. wollte aber die Einheit seines Reiches wahren und entschied sich vorerst für den [[Karl VI. (HRR)|Erzherzog Karl]] – den jüngeren Sohn des Kaisers – als seinen Erben. Dessen Ansprüche wurden jedoch durch den 2. Teilungsvertrag zwischen Frankreich und England geschmälert. Nach diesem sollte Erzherzog Karl zwar Spanien erben, aber die italienischen Besitzungen sollten an Frankreich fallen. Daraufhin verweigerte Kaiser Leopold I. seine Zustimmung zum 2. Teilungsvertrag und beanspruchte das gesamte spanische Erbe ungeteilt für seinen Sohn Karl, womit er Frankreich, Holland und England brüskierte. |
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Kurz vor seinem Tod im Jahr 1700 entschied sich Karl II. jedoch anders. Er setzte den zweiten Sohn des französischen Kronprinzen [[Louis de Bourbon, dauphin de Viennois|Louis]], den [[Philipp V. (Spanien)|Herzog von Anjou]], als Universalerben ein. Sollte dieser unerwartet den französischen Thron erben, so würde dessen jüngerer Bruder, der [[Charles de Bourbon, duc de Berry|Herzog von Berry]], Spaniens neuer König. Sollte auch dieser nicht mehr zur Verfügung stehen, so würde dann erst Erzherzog Karl sein Erbe werden. Damit erkannte Karl II. von Spanien die legitimen Thronrechte der Bourbonen an, welche sich von Maria Teresa von Spanien herleiteten. |
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Als Ludwig XIV. die Nachricht vom Tod des spanischen Königs und dessen neuem [[Testament]] erfuhr, sah er sich in einer schwierigen Lage: Sollte er das Testament für seinen Enkel annehmen oder auf dem 2. Teilungsvertrag mit England bestehen, den Kaiser Leopold jedoch nie anerkannt hatte? Nach intensivem Abwägen mit seinen Ministern entschloss er sich, das spanische Erbe zu akzeptieren, weil ein Krieg mit dem Kaiser nun ohnehin unvermeidlich war und Frankreich so die bessere Position gegen den Kaiser einnehmen konnte. Es gilt als gesichert, dass eine Ablehnung des Testaments den Krieg nicht hätte verhindern können, da Kaiser Leopold den Waffengang plante, wenn Frankreich auf dem 2. Teilungsvertrag bestanden hätte. So proklamierte Ludwig XIV. seinen Enkel Philippe d’Anjou zu [[Philipp V. (Spanien)|Philipp V.]] und damit zum neuen König von Spanien. Ludwig befahl die sofortige Besetzung der spanischen Nebenländer, noch bevor Leopold sich ihrer bemächtigen konnte. |
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[[Datei:Louis XIV 1714.jpg|mini|hochkant=1.2|Ludwig XIV. empfängt den späteren König von Polen und Kurfürsten von Sachsen, [[August III.]], im [[Schloss Fontainebleau]], Gemälde von [[Louis de Silvestre]] (1715; [[Schloss Versailles]])]] |
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Durch die Sorge, dass Frankreichs Übermacht dadurch noch zunehmen könnte, vereinigten sich England, Holland und das Reich mit dem Kaiser zum Kampf gegen Ludwig, wodurch die [[Haager Große Allianz|Große Allianz]] geschaffen wurde. Die französisch-spanische Allianz wurde durch [[Savoyen]], [[Kurköln]] und [[Kurfürstentum Bayern|Bayern]] unterstützt, wodurch der [[Spanischer Erbfolgekrieg|Spanische Erbfolgekrieg]] (1702–1713) ausgelöst wurde. Frankreich verfolgte nun zwei Ziele: Das wichtigste war die Durchsetzung Philipps V. als spanischer König, außerdem beabsichtigte Ludwig XIV. weitere Eroberungen gegen das Reich zu machen.<br />Der Krieg verlief wenig geradlinig. Frankreichs Armeen dominierten zu Beginn das Feld. Die kaiserlichen Alliierten hatten jedoch alle verfügbaren Kräfte gegen Frankreich mobilisiert und ihre Armeen modernisiert und ausgebaut. Frankreich war gezwungen, während des Krieges 680.000 Soldaten zu unterhalten, um ein schlagkräftiges Gegengewicht zu bilden und die feindlichen Armeen im Heiligen Römischen Reich zu beschäftigen. Frankreichs Staatsfinanzen wurden überbeansprucht; leere Kassen waren die Folge. 1708 sah die militärische Lage für Frankreich zunächst so schlecht aus, dass Ludwig XIV. um Frieden ersuchte. Da die Alliierten jedoch unannehmbare Forderungen stellten, wurden Gespräche unverzüglich abgebrochen. In der Folge wendete sich das Blatt wieder leicht zu Gunsten Frankreichs, eine Entscheidung brachte dies jedoch nicht. Alle Parteien waren zermürbt und auch die kaiserlichen Alliierten standen vor einem finanziellen und wirtschaftlichen Kollaps. Frankreich war klar, dass es die feindliche Koalition nicht mehr endgültig besiegen konnte und die Koalition musste erkennen, dass es ihnen unmöglich war, Frankreich zu überwältigen oder Philipp V. aus Spanien zu vertreiben. |
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Als im Jahr 1711 Kaiser [[Joseph I. (HRR)|Joseph I.]] starb und Erzherzog Karl damit neuer Kaiser wurde, erkannte England zunehmend die Gefahr, dass Karl sowohl Spanien als auch das Reich unter seiner Herrschaft vereinen könnte, und begann Friedensgespräche mit Frankreich. Zwei Jahre später unterzeichnete England den [[Friede von Utrecht|Separatfrieden von Utrecht]] mit Ludwig und Philipp und schwächte so die Kaiserlichen weiter. Durch die [[Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau|Besetzung Freiburgs im November 1713]] durch Frankreichs Truppen sah sich Kaiser [[Karl VI. (HRR)|Karl VI.]] gezwungen, ebenfalls den Frieden zu suchen und 1714 den [[Frieden von Rastatt]] zu akzeptieren. Danach schlossen Frankreich und das Reich den [[Friede von Baden|Frieden von Baden]]. |
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Philipp V. blieb König von Spanien und behielt ebenso dessen Kolonien. Die Reste der Spanischen Niederlande und die italienischen Besitzungen fielen an den Kaiser. Damit hatte Frankreich sein politisches Hauptziel erreicht und die Bourbonen auf Spaniens Thron etabliert, musste jedoch auf fast jede militärische Eroberung verzichten. Dennoch war die habsburgische Umklammerung Frankreichs endgültig zerschlagen worden. In seinen letzten Jahren kümmerte sich Ludwig XIV. hauptsächlich um die Erholung der Staatsfinanzen durch Einsparungen und Finanzreformen sowie die Förderung der Wirtschaft. Da sein Urenkel [[Ludwig XV.]] noch ein Kleinkind war, übertrug Ludwig XIV. die Regierungsgewalt testamentarisch auf seinen Neffen, [[Philippe II. Charles de Bourbon, duc d’Orléans|Philipp II. d’Orléans]], der dann als Regent fungieren sollte. |
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=== Tod und Grabschändung === |
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Laut dem Tagebuch von [[Philippe de Courcillon]] entdeckten die Ärzte des Königs am 2. August 1715 erstmals einen schwarzen Fleck am linken Bein, der bald als [[Gangrän|Wundbrand]] identifiziert wurde. Bis zum 29. August soll der Wundbrand sich bis zum Knie ausgebreitet haben.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.arte.tv/de/videos/080101-000-A/versailles-palast-des-sonnenkoenigs/ |titel=Versailles - Palast des Sonnenkönigs - Film in voller Länge |sprache=de |abruf=2022-01-02 |kommentar=ab 01:27:30}}</ref> |
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Ludwig XIV. starb am 1. September 1715 gegen 8:15 Uhr an den Folgen des Wundbrandes im Alter von 76 Jahren. Sein Leichnam wurde durch den Chirurgen und Dozenten<ref>Pierre Dionis: ''Cours d’opérations de chirurgie, démontrées par Dionis.'' 8. Auflage. hrsg. von George de la Faye, Paris 1782.</ref> Pierre Dionis (1643–1718)<ref>Barbara I. Tshisuaka: ''Dionis, Pierre.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' de Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 308.</ref> mittels [[Gerbsäure]] in Pulverform [[Leichenkonservierung|konserviert]]<ref name="Hawlik1989">Magdalena Hawlik-van de Water: ''Der schöne Tod. Zeremonialstrukturen des Wiener Hofes bei Tod und Begräbnis zwischen 1640 und 1740.'' Freiburg/Wien 1989, S. 203–211 (über "Die Methoden des Einbalsamierens vom Altertum bis zur Neuzeit").</ref> und später in der [[Kathedrale von Saint-Denis|Abtei von Saint-Denis]] beigesetzt, der traditionellen Grablege der französischen Könige. Im Rahmen einer [[Getrennte Bestattung|getrennten Bestattung]] wurde das Herz Ludwigs XIV. in der Kirche [[St-Paul-St-Louis (Paris)|Saint-Paul-Saint-Louis]] des [[Jesuiten]]klosters ''Maison professe de Paris'' (auch ''Couvent des Grands-Jésuites'' genannt) in der Rue St. Antoine bestattet, dessen Geistliche – wie Pater [[François d’Aix de Lachaise]] – ihn lange Jahre als [[Beichtvater|Beichtväter]] begleitet hatten. Die Eingeweide Ludwigs XIV. kamen nach [[Kathedrale Notre-Dame de Paris|Notre-Dame]]. |
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Der Sonnenkönig hatte das französische Territorium wie keiner seiner Vorgänger vergrößert. Die dazu geführten Kriege hatten das Land aber finanziell wie personell ausgeblutet. In den 55 Jahren seiner Alleinherrschaft (1661–1715) kannte Frankreich nur 20 Friedensjahre, die übrige Zeit lag es im Streit mit seinen Nachbarn. Zu den von Ludwig initiierten Konflikten zählen |
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* der [[Devolutionskrieg]] (1667/68, gegen Spanien), |
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* der [[Holländischer Krieg|Holländische Krieg]] (1672–1679, gegen die Niederlande), |
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* der [[Reunionskrieg (1683–1684)|Reunionskrieg]] (1681–1684, hauptsächlich gegen Spanien), |
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* der [[Pfälzischer Erbfolgekrieg|Pfälzische Erbfolgekrieg]] (1688–1697, gegen die [[Augsburger Allianz]]) |
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* und der [[Spanischer Erbfolgekrieg|Spanische Erbfolgekrieg]] (1701–1714, gegen die [[Haager Große Allianz]]). |
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Unter Ludwigs Herrschaft war Frankreich indes zum mächtigsten Staat und kulturellen Zentrum Europas avanciert. [[Französische Sprache|Französisch]] diente im Folgenden im 17. und 18. Jahrhundert als Sprache des guten Geschmacks, ähnlich wie später [[Englische Sprache|Englisch]] zur globalen Wirtschaftssprache werden sollte. Im 18. Jahrhundert übernahm zum Beispiel der russische Adel französische Sitten und sprach eher Französisch als [[Russische Sprache|Russisch]]. Das französische Volk war nach den Holländern das wohlhabendste Europas geworden, die Wirtschaft erholte sich nach der [[Stagnation (Wirtschaft)|Stagnation]] im Spanischen Erbfolgekrieg schnell, sie wuchs in erheblichem Maße weiter, auch wenn die [[Steuer]]n vergleichsweise hoch waren. |
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{{Zitat |
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|Text=Mit seinem Tod verlor Frankreich einen seiner größten, fähigsten und bedeutendsten Herrscher, dessen Regierung die französische Monarchie nach innen und außen nachhaltig geprägt und dessen Leistung weit über die französischen Grenzen hinaus vielfältige Nachahmung gefunden hat. |
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|Autor=[[Klaus Malettke]]<ref name="km156">Klaus Malettke: ''Ludwig XIV. von Frankreich. Leben, Politik und Leistung.'' 1994, S. 156.</ref>}} |
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Andererseits jedoch war die Bevölkerung nach 72 Jahren Herrschaft ihres alten Königs überdrüssig. Die enormen finanziellen Belastungen des letzten Krieges lasteten die Menschen ebenfalls Ludwig XIV. an. Der alte König gestand selbst, dass {{" |nichts mein Herz und meine Seele tiefer gerührt hat als die Erkenntnis des völligen Ausblutens der Völker meines Reichs durch die unermeßliche Steuerlast}}, welche der Spanische Erbfolgekrieg nötig gemacht hatte. Als sein Körper in die Gruft überführt wurde, berichtete der Polizeikommissar Pierre Narbonne: {{" |Viele Menschen freuten sich über den Tod des Fürsten, und überall hörte man Geigen spielen.}} Und [[Voltaire]] sah neben dem Trauerzug {{" |…kleine Zelte, wo das Volk trank, sang und lachte.}} Man freute sich auf die Herrschaft des neuen Königs und wollte die letzten harten Jahre des Kampfes um den spanischen Thron vergessen. |
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Der Leichnam Ludwigs XIV. ruhte 78 Jahre lang in seinem königlichen Grab, bis die Stürme der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] auch den toten Sonnenkönig erfassten. Die provisorische Regierung hatte nämlich am 31. Juli 1793 die [[Plünderung der Königsgräber von Saint-Denis|Öffnung und Zerstörung aller Königsgräber in Saint-Denis]] angeordnet. Das Grab Ludwigs XIV. wurde am 15. Oktober 1793 geöffnet und der darin liegende Leichnam [[Exhumierung|exhumiert]]. Da der einbalsamierte Tote noch sehr gut erhalten war, wurde Ludwig XIV. zusammen mit einigen anderen verstorbenen Königen, z. B. König [[Heinrich IV. (Frankreich)|Heinrich IV. von Navarra]] († 1610), für einige Zeit den Passanten vor der Kathedrale zur Schau gestellt und anschließend in eine von zwei außerhalb der Kirche ausgehobenen Gruben geworfen, mit [[Löschkalk]] bestreut und wieder vergraben. |
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Während der [[Restauration (Frankreich)|bourbonischen Restauration]] wurden die beiden Gruben wieder geöffnet und die darin befindlichen Gebeine aller hier verscharrten Könige, auch die Ludwigs XIV., in einer feierlichen Zeremonie am 21. Januar 1815 nach Saint-Denis rücküberführt<ref>[[Félix Faure]]: [http://books.google.fr/books?id=QjegAAAAMAAJ&pg=PA265&dq=Louis-XVI+cimeti%C3%A8re+Madeleine+saint-denis+21-janvier&cd=3#v=false ''Dictionnaire historique des rues et monuments de Paris.''] 2003, S. 265.</ref> und dort in einem gemeinsamen [[Beinhaus|Ossarium]] in der Krypta der Kathedrale beigesetzt, da die Überreste nicht mehr einzelnen Individuen zugeordnet werden konnten. Ebenso wurde während der Restauration der Herzbecher Ludwigs XIV. von der Kirche [[St-Paul-St-Louis (Paris)|Saint-Paul-Saint-Louis]], die 1802 Pfarrkirche geworden war, nach Saint-Denis überführt. |
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== Wirtschaft == |
== Wirtschaft == |
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[[Datei:Double louis d'or aux huit L et insignes à l'effigie de Louis XIV.jpg|mini|[[Überprägung (Numismatik)|Überprägter]] Double [[Louis d’or]] mit dem Porträt des Monarchen ([[Avers (Numismatik)|Avers]]), seinen Insignien sowie achtfachem ''L'' ([[Revers (Numismatik)|Revers]])]] |
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Als Ludwig XIV. [[1661]] die Herrschaft antrat, stand Frankreich kurz vor dem Staatsbankrott. Ludwig förderte enorm den Geldkreislauf, indem er große Summen für seine Kriege und für das Hofleben ausgab. Am Ende seiner Herrschaftsperiode soll schätzungsweise die Hälfte der jährlichen Steuereinkünfte von Versailles verschlungen worden sein. Auch verschwanden große Geldmengen durch [[Korruption]] in der französischen Bürokratie. |
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[[Datei:Charles Le Brun - Louis XIV Visiting the Gobelins Factory - WGA12552.jpg|mini|Ludwig XIV. und Colbert besichtigen die Pariser [[Gobelin-Manufaktur]], [[Bildwirkerei]] nach [[Charles Le Brun]] (1673; [[Schloss Versailles]])]] |
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Als Ludwig XIV. 1661 die Herrschaft antrat, war Frankreichs [[Staatshaushalt]] durch den letzten Krieg mit Spanien stark angespannt. Ludwig förderte enorm den [[Geldkreislauf]], indem er große Summen für seine Kriege, für das Hofleben, Kunst und Kultur ausgab. Große Geldmengen verschwanden durch [[Korruption]] in der französischen [[Bürokratie]]. Ludwig selbst schreibt: {{" |Als Mazarin starb, da herrschte viel Unordnung in der Verwaltung meines Königreiches.}} Ludwig XIV. setzte sich zum Ziel, dieses Chaos zu beseitigen und klare Ordnung in den staatlichen Strukturen Frankreichs herzustellen. Als erstes ließ er 1661 seinen Finanzminister, den „Oberintendanten der Finanzen“ [[Nicolas Fouquet]] verhaften, weil sich dieser an den Einnahmen des Staates bereichert hatte, um das luxuriöse [[Schloss Vaux-le-Vicomte]] erbauen zu können – ein deutliches Zeichen an dessen Nachahmer. |
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Das französische Steuersystem enthielt Handelssteuern (aides, douanes), Salzsteuer (gabelle) und Landsteuer (taille). Durch veraltete Regelungen aus dem [[Feudalismus]] war der Adel und der Klerus von diesen Steuern befreit, die von der Landbevölkerung und der aufstrebenden Mittelklasse (der [[Bourgeoisie]]) aufgebracht werden mußten. Vermutlich wurde die [[Französische Revolution]] auch vom Ärger über dieses Steuersystem genährt. |
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Ludwig XIV. ernannte daraufhin [[Jean-Baptiste Colbert]], den bekanntesten Förderer des [[Merkantilismus]], zu seinem „Generalkontrolleur der Finanzen“. Das Amt des [[Finanzminister]]s wurde abgeschafft und durch einen Finanzrat ersetzt, dem der König und Colbert persönlich vorstanden. Etwas Unerhörtes zu dieser Zeit, denn ein König hatte sich damals eigentlich nicht um etwas so Unschickliches wie Geld zu kümmern. Indem Colbert die Korruption bekämpfte und die Bürokratie neu organisierte, konnte er die Steuereinnahmen mehr als verdoppeln, ohne neue Steuern erheben zu müssen. So war es Ludwig möglich, bereits am Anfang seiner persönlichen Regierung eine Steuersenkung zu erlassen und so ein schnelleres Wachstum der [[Wirtschaft Frankreichs|französischen Wirtschaft]] zu erreichen. Die Wirtschaft wurde durch die Einrichtung von [[Handelskompanie]]n und [[Manufaktur]]en gefördert. Besonders die französische Luxusindustrie wurde bald führend in Europa und darüber hinaus. Mit Waren wie [[Gobelin-Manufaktur|Gobelinteppichen]], Spiegeln, Spitzen, Goldschmiedearbeiten und Möbeln, die in ganz Europa begehrt waren, erzielte die Krone Spitzenprofite. Nach innen wurde Nordfrankreich einer [[Zollunion]] unterworfen, um so innerfranzösische Handelshemmnisse abzubauen. Colberts Versuche, eine einheitliche Zollbarriere für das ganze Königreich zu erwirken, scheiterten jedoch an lokalen Handelsprivilegien. |
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Ludwig XIV. ernannte den genialen [[Colbert]] zu seinem Finanzminister. Indem Colbert die Korruption bekämpfte und die Bürokratie neu organisierte, konnte er die Steuereinnahmen erhöhen, auch wenn dies nicht genügte, um Frankreichs Staatsverschuldung abzubauen. |
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Das französische Steuersystem enthielt Handelssteuern (''[[aides]]'', ''douanes''), Salzsteuer ''([[gabelle]])'' und Landsteuer (''[[Taille (Steuer)|taille]]''). Durch veraltete Regelungen aus dem [[Feudalismus]] waren der [[Adel]] und der [[Klerus]] von diesen direkten Steuern befreit, die von der Landbevölkerung und der aufstrebenden Mittelklasse (der [[Bourgeoisie]]) aufgebracht werden mussten. Vermutlich wurde die [[Französische Revolution]] auch vom Ärger über dieses alte Steuersystem genährt. Allerdings ist unter Ludwig XIV. die Tendenz festzustellen, den Adel und Klerus der direkten Steuer zu unterwerfen. Zur Zahlung der indirekten Steuern waren diese ohnehin verpflichtet. Der König führte eine Kopfsteuer ''([[capitation]])'' ein, von der die unteren Schichten kaum erfasst wurden, aber von der die beiden oberen [[Ständeordnung|Stände]] in vollem Umfang betroffen waren. Selbst die [[Prinz von Geblüt|Prinzen von Geblüt]] und der [[Dauphin (Adel)|Dauphin]] mussten den höchsten Steuersatz zahlen. Auf diese Weise wurde der Hochadel zum ersten Mal unvermittelt an der Finanzierung des Staates beteiligt. |
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== Versailles == |
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Der Bau des Schlosses von [[Versailles]] war Teil von Ludwigs Strategie zur Zentralisierung der Macht. Ludwig XIV. vollendete die Bestrebungen der Kardinäle Richelieu und Mazarin und schuf einen zentralisierten, absolutistischen [[Nationalstaat]]. Er schwächte den Adel, indem er die Adeligen lieber zu Mitgliedern seines Hofes als zu regionalen Provinzherrschern machte. Zu diesem Zweck baute er Versailles, einen gewaltigen Palast vor den Toren von Paris, den der Hof am [[6. Mai]] [[1682]] bezog. Die höfischen Etikette nötigten die Adeligen dazu, immense Geldsummen für ihre Kleidung auszugeben, und ihre Zeit vor allem auf Bällen, Diners und anderen Festlichkeiten zu verbringen, die die alltägliche Routine des Hoflebens darstellten. Ludwig XIV. soll ein "fotografisches Gedächtnis" gehabt haben, so daß er beim Betreten eines Ballsaales auf einen Blick feststellen konnte, wer anwesend war. Deshalb konnte kein Aristokrat, der auf die Gunst des Königs angewiesen war, seine Abwesenheit riskieren. Anstatt seine regionalen Angelegenheiten zu regeln und seine dortige Macht zu behalten, wetteiferte der Adel nun um solche trivialen Ehren wie die, dem König beim Ankleiden helfen zu dürfen. Dies erlaubte Ludwig, die schwächsten Adeligen in Positionen einzusetzen, die früher von der traditionellen Aristokratie beansprucht wurden, und so ruhte die politische Macht fest in der Hand des Königs. |
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Beim Tode Ludwig XIV. war Frankreich das reichste Königreich Europas mit überdurchschnittlichen Staatseinnahmen, welche die Finanzen anderer Staaten bei weitem übertrafen. Allerdings betrugen die [[Staatsschuld]]en durch die harten Anforderungen des Spanischen Erbfolgekrieges 3,5 Milliarden Livres; als Ludwig im Jahr 1715 starb, betrugen die Steuereinnahmen 69 Millionen und die Staatsausgaben 132 Millionen Livres.<ref>[[Heinz Duchhardt]]: ''Barock und Aufklärung.'' München 2007, S. 80.</ref> Dies änderte aber nichts an der enormen Leistungsfähigkeit der Wirtschaft. Frankreich verfügte über das zweitgrößte Handelsvolumen und eine deutlich positive [[Handelsbilanz]]; nur die Holländer vermochten höhere Gewinne mit ihren internationalen Handelskompanien zu erzielen. Frankreich war ein strukturell stabiles und ressourcenstarkes Land, das mit über 20 Millionen Einwohnern das mit Abstand bevölkerungsreichste Land Europas war. |
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== Das Edikt von Fontainebleau == |
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Ludwig XIV. ging davon aus, daß er, um absolute Macht zu erlangen, zunächst eine Vereinigung der Religion erreichen müßte. Er setzte deshalb die protestantische Bevölkerung unter Druck, vor allem durch das [[Edikt von Fontainebleau]] ([[1685]]). Dadurch wurde das tolerante [[Edikt von Nantes]] ([[1598]]) von [[Heinrich IV. (Frankreich)|Heinrich IV.]] aufgehoben; hugenottische Kirchen wurden zerstört, protestantische Schulen geschlossen. Ludwigs Maßnahmen vertrieben viele [[Hugenotten]] ins Ausland, vor allem in die [[Niederlande]], nach [[Preußen]], [[England]] und [[Nordamerika]] - ein historischer Fehler, denn gerade die Hugenotten waren hochqualifizierte Handwerker, und ihre Fähigkeiten verschwanden mit ihnen. (Diese französischen Flüchtlinge beeinflußten die [[protestantische Arbeitsethik]] der Niederlande, wodurch später der bereits erhebliche Reichtum in dieser Region noch gesteigert wurde.) Für Ludwig XIV. und seine Kardinäle bedeutete ein einheitliches Frankreich ein katholisches Frankreich. |
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== {{Anker|Grand Siècle}} Kunst macht Politik == |
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== Einfluß auf die Französische Revolution (1789) == |
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[[Datei:Les Plaisirs de L'Isle enchantee Troisieme journee Theatre.jpg|mini|hochkant=1.2|Das königliche Fest „Vergnügungen der verzauberten Insel“ in den Gärten von Versailles, 7. Mai 1664 (Stich von [[Israël Silvestre]])]] |
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Ludwig XIV. wird in Frankreich für seine tatkräftige Steigerung der nationalen Größe verehrt. Seine unmäßigen Kriege ruinierten jedoch die Staatsfinanzen und zwangen ihn dazu, die Landbevölkerung kontinuierlich mit hohen Steuern zu belasten. Nach dem französischen Historiker [[Alexis de Tocqueville]] führte Ludwigs Schwächung der Aristokratie zusammen mit der Unzufriedenheit des Bürgertums, das sich zwar artikulieren konnte, aber keinen Zugang zur politischen Macht hatte, zu den politischen, sozialen und ökonomischen Unsicherheiten, die eine Grundlage der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] bildeten. |
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Die Herrschaft Ludwigs XIV. nennt man zu Recht das ''Grand Siècle''. Der König hatte die Absicht, die besten Künstler, Architekten, Maler, Poeten, Musiker und Schriftsteller für Frankreich arbeiten zu lassen. Er entfaltete ein noch nie zuvor gesehenes [[Mäzenatentum]] mit der Absicht, die gesamte Kunstlandschaft Frankreichs zu beeinflussen, zu prägen und zu lenken, um sie im Interesse königlicher Politik zu instrumentalisieren. Die Kunst stand im Dienste der [[Glorifizierung|Verherrlichung]] des Königs und seiner Ziele, ganz nach [[Barock|barocker Manier]]. Das Ansehen des Königs und des Staates sollte gesteigert werden; dazu wurde Ludwigs Minister Colbert damit beauftragt [[Literatur]], [[Kunst]] und [[Wissenschaft]] zu fördern, der den König damit in die Rolle eines [[Mäzen]]s drängte, der Schriftsteller und Gelehrte verschwenderisch belohnte. Dem Minister wurde die Organisation der [[Ruhm|''Gloire'']] des Königs überlassen. Zahlreiche [[Académie Royale|Königliche Akademien]] wurden auf allen Gebieten der Kunst und Wissenschaft gegründet: |
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== Ludwig XIV. zugeschriebene Zitate == |
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* entgegen einer weitverbreiteten Legende hat Ludwig XIV. nie gesagt "Der Staat bin ich!" - "L' état, c'est moi!". Er soll im Gegenteil auf seinem Totenbett gesagt haben: "Ich gehe, aber der Staat wird für immer bestehen." - "Je m'en vais, mais l'Etat demeurera toujours." |
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* 1648 die [[Académie royale de peinture et de sculpture|Akademie für Malerei und Bildhauerei]] |
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* "Bis zu diesem Augenblick durfte ich die Regierung dem verstorbenen Kardinal anvertrauen ... Es ist nun Zeit, daß ich herrsche ... Ihr werdet mich unterstützen ... Besiegelt keine Anordnungen außer auf meinen Befehl ... Gebt mir persönlichen Bericht ... |
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* 1663 die [[Académie des Inscriptions et Belles-Lettres|Akademie der Inschriften]] |
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* 1666 die [[Académie des sciences|Akademie der Wissenschaften]] |
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* 1671 die [[Académie royale d’architecture|Akademie der Architektur]] |
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* 1672 die Akademie der Musik (''Académie royale de Musique'' heute [[Pariser Oper|Opéra National de Paris]]) |
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Im Sinne der Selbstdarstellung des Monarchen sind auch die Feste in Versailles zu verstehen. Die Repräsentation des Königs diente dem Ansehen des Staates in aller Welt. Einige Künstler erklommen im Dienste des Königs ungeahnte Höhen; hier wären besonders [[Jean-Baptiste Lully]] auf dem Gebiet der Musik und des Tanzes zu nennen, aber auch [[Jean-Baptiste Molière]], der für Ludwig XIV. Dutzende von Bühnenstücken verfasste. Beide Künstler zusammen zeigten sich für die Organisation der königlichen Spektakel verantwortlich. Daneben förderte Ludwig XIV. noch zahlreiche berühmte Künstler, darunter auf dem Gebiet der Literatur [[Nicolas Boileau]], [[Jean de La Fontaine]], [[Pierre Corneille]] und [[Jean Racine]], in der Malerei [[Charles Lebrun]], [[Hyacinthe Rigaud]] und [[Pierre Mignard]], im Bereich der Musik – die Ludwig besonders schätzte – unter anderem die Komponisten [[Marc-Antoine Charpentier]], [[François Couperin]], [[Michel-Richard Delalande]], [[Marin Marais]] und die Komponistin [[Élisabeth Jacquet de La Guerre]]. In der Architektur förderte Ludwig [[Louis Le Vau]], [[Claude Perrault]], [[Robert de Cotte]] sowie [[Jules Hardouin-Mansart]], die in seinem Auftrag den französischen [[Klassizistischer Barock|klassizistischen Barock]] prägten, und im Kunsthandwerk [[Antoine Coysevox]] sowie insbesondere [[André-Charles Boulle]]. Auf dem Gebiet der Wissenschaft konnte Ludwig XIV. einige bekannte Forscher für Paris gewinnen, darunter [[Giovanni Domenico Cassini]], [[Christiaan Huygens]] und [[Vincenzo Maria Coronelli]], deren Arbeiten er mit hohen Pensionen unterstützte. |
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* "Ich habe nicht die Absicht, meine Autorität zu teilen." |
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=== Versailles === |
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* "Es gibt keine Pyrenäen mehr." - "Il n'y a plus de Pyrénées." (als sein Enkel [[Philipp V. (Spanien)|Philipp V.]] König von Spanien wurde) |
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Der Bau des [[Schloss Versailles|Schlosses von Versailles]] war Teil von Ludwigs Strategie zur Zentralisierung der [[Macht]]. Er vollendete die Bestrebungen der Kardinäle Richelieu und Mazarin und schuf einen zentralisierten, absolutistischen [[Territorialstaat]]. Nie vergaß der König die traumatisierenden Erlebnisse seiner Kindheit während der [[Fronde]]. Daher entschloss er sich, den potentiell rebellischen [[Französischer Adel|französischen Adel]] nicht mehr aus den Augen zu lassen. Er schwächte ihn, indem er sich ein System der Anreize ausdachte, die reichen und mächtigen Adeligen dazu zu bringen, sich lieber an seinem Hof aufzuhalten als ihre eigenen Ländereien in den Provinzen zu verwalten und sich womöglich gegen ihn zu verschwören. Für Verwaltungsaufgaben schuf er einen von ihm finanziell abhängigen Dienstadel, die ''[[noblesse de robe]]''.<ref name="Bernd-Rüdiger Schwesig 2005">Bernd-Rüdiger Schwesig: ''Ludwig XIV.'' Rowohlt Verlag, 2005, S. 81.</ref> Dadurch konnte Ludwig auch [[Bürgertum|Bürgerliche]] in Positionen einsetzen, die früher von der Aristokratie beansprucht wurden. So ruhte die politische Macht fest in der Hand des Königs. Bereits im [[Schloss Saint-Germain-en-Laye]], wo er zunächst Hof hielt, versammelte er deshalb einen immer größeren Hofstaat um sich. |
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[[Datei:Schloss-Versailles.jpg|mini|hochkant=1.2|Das Schloss Versailles im Jahr 1722, zum Ende von Ludwigs Herrschaft, Gemälde von Pierre Denis Martin]] |
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* "Ein König, ein Gesetz, ein Glaube." |
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1661 lud sein Finanzminister [[Nicolas Fouquet]] den ganzen Hof zur mehrtägigen prunkvollen Einweihungsfeier seines [[Schloss Vaux-le-Vicomte|Schlosses Vaux-le-Vicomte]] ein, das im neuesten [[Klassizistischer Barock|klassizistischen Barockstil]] nach den Plänen des Architekten [[Louis Le Vau]] und des Gartenarchitekten [[André Le Nôtre]] entstanden war. Der junge König, der ein altertümliches Renaissanceschloss bewohnte, betrachtete die Anlage mit Bewunderung und Neid. Doch verzieh er seinem Minister diese Angeberei nicht, Fouquet fiel in Ungnade und wurde bis an sein Lebensende eingekerkert.<ref>Christine Howalt: ''Der Fall Nicolas Fouquet. Mäzenatentum als Mittel politischer Selbstdarstellung 1653–1661.'' Pariser Historische Studien 96 (Hrsg. Institut Historique Allemand Paris), Oldenbourg 2011.</ref> Nunmehr entschloss sich Ludwig, einen noch weitaus gewaltigeren [[Palast]] zu erbauen, eine Herrscherresidenz, die in Europa unübertroffen wäre. Zu diesem Zweck beauftragte er dieselben Baumeister, das kleine Jagdschloss seines Vaters vor den Toren von Paris, in [[Versailles]], zu einer prachtvollen Anlage zu erweitern. Am 6. Mai 1682 bezog der Hof das Schloss. |
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Lediglich bei Hofe konnten Posten, Titel und Ämter errungen werden, und wer sich distanzierte, lief Gefahr, Vorrechte und Prestige zu verlieren.<ref>Nicholas d’Archimbaud: ''Versailles.'' S. 126.</ref> Aus diesem Grund hielt sich die Aristokratie so gut wie ständig um den König auf und versuchte, ihm gefällig zu sein.<ref>Norbert Elias: ''Die höfische Gesellschaft''. Suhrkamp, 2002, ISBN 3-518-58329-8, S. 1135.</ref> Dies sorgte dafür, dass zeitweise mehrere Tausend Menschen zugleich das Schloss bewohnten.<ref>Jean M. Pérouse de Montclos, Robert Polidori: ''Versailles''. Könemann, Köln 1996, S. 68.</ref> Um diese Masse zu beschäftigen, erfand der König das ausufernde ''[[Schloss Versailles#Leben im Schloss|Zeremoniell am Hof von Versailles]]''. Es unterschied sich vom hergebrachten ''[[Spanisches Hofzeremoniell|Spanischen Hofzeremoniell]]'' durch größere Nahbarkeit des Monarchen und eine weitreichendere Einbindung von Hofadel und Besuchern. Es wurde vorbildhaft für das [[Hofzeremoniell]] zahlreicher europäischer Fürstenhöfe. |
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* "Man muß hart arbeiten, um zu regieren." |
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Auch die Anordnung der Räume, die ''[[Enfilade (Architektur)|Enfilade]]'', war vom Zeremoniell bestimmt. Die prunkvollen Stuckdekorationen, Deckengemälde, Supraporten, Tapisserien, die Skulpturen in den Gärten und Alleen enthielten ein mythologisch verklärtes politisches Programm. Die Sinnaussage war: Der König ist der Garant für Ruhe, [[öffentliche Ordnung]] und [[Wohlstand]] des Staates, für den Frieden oder für den Sieg im Kriege, und niemand hat ein Recht, die Macht des Herrschers ''[[Gottesgnadentum|von Gottes Gnaden]]'' in Frage zu stellen. Prunkvolle Feste, üppige Geschenke, ehrenvolle, aber machtlose Ämter sollten Herzöge, Marquis und Grafen in Schach halten.<ref name="Bernd-Rüdiger Schwesig 2005"/> Die ständigen Festlichkeiten und Zeremonien waren anstrengend für alle Beteiligten und verlangten dem König höchste Selbstdisziplin ab. Ihm zu dienen bedeutete, Frankreich zu dienen. Ihm beim Aufstehen, beim allmorgendlichen feierlichen ''[[Lever]]'' behilflich zu sein, ihm beim Anziehen das Hemd oder bei Tisch das Wasser zu reichen, galt als allergrößte Ehre, die über Aufstieg und Fall bei Hofe entscheiden konnte. Ob man in Gegenwart des Königs stehen, sitzen oder sprechen durfte, wann man den Hut auf- oder absetzen konnte, durch welche Türe man welchen Raum betrat,<ref>Norbert Elias: ''Die höfische Gesellschaft''. Suhrkamp, 2002, ISBN 3-518-58329-8, S. 142.</ref> wem der König ein Lächeln oder ein freundliches Wort zuwarf und wem nicht, war ein für alle Anwesenden sichtbares Zeichen des eigenen Ranges. Ludwig XIV. beherrschte dieses Spiel meisterhaft, so wie ein Dirigent mit kleinsten Gesten und Fingerbewegungen sein Orchester leitet. Er selbst schrieb in seinen Memoiren: ''„Im übrigen ist es eine der hervorragendsten Wirkungen unserer Macht, einer Sache, die an sich keinen Wert hat, einen unbezahlbaren Preis zuzuordnen.“''<ref>Jean M. Pérouse de Montclos, Robert Polidori: ''Versailles''. Könemann, Köln 1996, S. 64.</ref> |
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* "Das Interesse des Staates kommt zuerst." |
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Die höfische [[Zeremonie|Etikette]] nötigte die Adeligen dazu, immense Geldsummen für ihre Kleidung auszugeben und ihre Zeit vor allem auf Bällen, Diners und anderen Festlichkeiten zu verbringen, welche die alltägliche Routine des Hoflebens darstellten. Ludwig XIV. soll ein fotografisches Gedächtnis gehabt haben, so dass er beim Betreten eines Saales auf einen Blick feststellen konnte, wer anwesend war. Deshalb konnte kein [[Aristokrat]], der auf die Gunst des Königs angewiesen war, seine Abwesenheit riskieren. |
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* "Ich mußte fast warten." - "J'ai failli attendre." (als eine Kutsche es gerade noch rechtzeitig schaffte, ihn unverzüglich abzuholen) |
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{{Zitat |
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* "Ich ermahne dich, deine Pflichten vor Gott nicht zu vergessen ... Versuche, den Frieden zu bewahren ... Ich habe den Krieg zu sehr geliebt ... Folge mir nicht darin, oder in der Verschwendung ... Laß dich in allem beraten ... Erleichtere die Lasten deiner Untertanen so bald wie möglich ... Tu das was ich, zu meinem Unglück, nicht getan habe ..." (auf seinem Totenbett zu Ludwig XV.) |
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|Text=Das tägliche Leben Ludwigs XIV. vollzog sich weitestgehend in der Öffentlichkeit inmitten eines großen Hofstaates, der alles in allem rund 20.000 Personen umfasste. Unter die vornehme, adelige Hofgesellschaft mischten sich in den weiträumigen Schlossanlagen Besucher, Schaulustige und zumeist eine beträchtliche Zahl von Bittstellern. Im Prinzip stand jedem Untertan das traditionelle Recht zu, dem König Bittgesuche (placets) zu überreichen. Seit 1661 hat Ludwig XIV. jene Praxis reglementiert, zugleich aber auch gefördert. Der Monarch sah darin eine willkommene Möglichkeit, sich mit den unmittelbaren Sorgen und Nöten seiner Untertanen vertraut zu machen. Später wurde in Versailles jeden Montag im Raum der Garde des Königs ein großer Tisch aufgestellt, auf dem die Bittgesuche von ihren Überbringern deponiert wurden. Bis 1683 war der Marquis de Louvois, Staatssekretär für das Kriegswesen und Minister, für die Weiterleitung dieser Gesuche verantwortlich. Sie wurden danach von den zuständigen Staatssekretären bearbeitet und alsbald – mit einem entsprechenden Bericht versehen – dem König vorgelegt, der dann jeden Fall persönlich entschied. … Am Hof gab es neben großen Festveranstaltungen, Theater- und Musikaufführungen auch vielfältige andere Möglichkeiten der Zerstreuung bis hin zum Glücksspiel und zu Vergnügungen einfachster Art. |
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|Autor=Klaus Malettke<ref>Klaus Malettke: ''Ludwig XIV. von Frankreich. Leben, Politik und Leistung.'' 1994, S. 75f.</ref>}} |
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=== Paris === |
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== Zitate über Ludwig XIV. == |
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[[Datei:The Dome Church at Les Invalides - July 2006-3.jpg|mini|hochkant=1.1|Der Invalidendom in Paris]] |
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* "Er beschäftigte sich unablässig mit den kleinsten Details ... instruierte sogar seine Köche wie Anfänger ... Er liebte Ordnung und Regelmäßigkeit ... Er wurde mit der äußersten Exaktheit bedient ... Seine Eitelkeit war grenzenlos ..." - Louis de Rouvroy, duc de Saint-Simon |
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Paris erlebte unter der Aufsicht Colberts einen Bauboom wie kaum wieder in der Geschichte. Ludwig fügte dem Tuilerien-Palast das [[Théâtre des Tuileries]] hinzu, ließ den [[Louvre]] umbauen, die Stadtmauern von Paris schleifen und durch breite [[Boulevard]]s ersetzen, zahlreiche neue Plätze (darunter die [[Place des Victoires]] und [[Place Vendôme]]) erbauen, des Weiteren Kirchen (wie [[Pfarrkirche Saint-Roch|Saint-Roch]] und [[Val-de-Grâce]]), Brücken (den Pont Royal), Parkanlagen (wie der [[Jardin des Tuileries|Tuileriengarten]] und die [[Avenue des Champs-Élysées|Champs-Élysées]]), Triumphbögen (z. B. die ''[[Porte Saint-Denis]]'') und neue Stadtviertel (darunter die Vorstädte ''St. Antoine'' und ''St. Honoré'') errichten, aber auch so praktische Maßnahmen wie eine durchgehende Straßenpflasterung, die ersten Straßenlaternen und frühe Formen der [[Kanalisation]] durchführen. Unter diesen Baumaßnahmen ist auch das [[Hôtel des Invalides]] mit dem [[Invalidendom]] zu nennen, wo die Kriegsversehrten kostenlos versorgt wurden, sowie das [[Hôpital Salpêtrière]]. Auch das [[Pariser Observatorium]] für wissenschaftliche Studien und das [[Collège des Quatre Nations]], das bis heute als Sitz der [[Académie française]] dient, zählen dazu, ebenso wie die Gründung der [[Comédie-Française]]. Paris wuchs sprunghaft und war mit 700.000 Einwohnern eine der größten Städte der Welt, in der durch Ludwigs Förderung schließlich ein Fünftel der intellektuellen Elite Europas lebte. Die französische Hauptstadt wurde zum [[städtebau]]lichen und kulturellen Vorbild für den ganzen Kontinent. |
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=== Andere Residenzen === |
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[[Datei:Marly 1724.jpg|mini|hochkant=0.9|Ansicht des Schlosses Marly vom Wasserbassin aus, Gemälde von [[Pierre-Denis Martin]] (1724)]] |
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Der französische Hof wechselte des Öfteren den Aufenthaltsort, verließ aber nur höchst selten die Nähe von Paris. Es gab einige Hauptresidenzen in der Umgebung der Hauptstadt, welche seit langem als Sitz der Könige dienten. Diese suchte Ludwig XIV. auszubauen und zu verschönern. In [[Schloss Fontainebleau|Fontainebleau]] ließ er in den Gärten ein neues Barockparterre, einen großen Kanal und einen neuen Park anlegen. In Saint-Germain-en-Laye wurde die Große Achse geschaffen und ebenfalls die Gärten neu gestaltet. Durch die Gartenarchitektur wurde [[André Le Nôtre]] – der Schöpfer des französischen [[Barockgarten]]s – in ganz Europa berühmt. |
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Im [[Schlosspark]] von Versailles ließ er sich mit dem [[Grand Trianon]] zudem ein [[Lustschloss]] errichten, welches wie [[Schloss Marly-le-Roi|Marly-le-Roi]] als Privatresidenz des Monarchen gedacht war. In Marly entstand ab 1678 eine imposante Anlage, die als einzige nicht der [[Öffentlichkeit]] zugänglich war. Hierher zog sich Ludwig XIV. vom geschäftigen und stets öffentlichen Leben in Versailles zurück. Erscheinen durfte man nur auf ausdrückliche Einladung und eine solche galt als eine der höchsten Ehren im Leben eines Höflings. In der Umgebung, der nunmehr zur [[Stadt]] erhobenen Anlagen von Versailles, entstanden zahllose Schlösser und Gärten, die von Angehörigen des Königshauses und vom [[Hofstaat|Hofadel]] errichtet wurden. Hier suchte man Ruhe vom Hof und ging der Jagd nach, oder lud den König für ein [[Fest]] zu seinen Ehren ein. All dies verschlang ungeheure Mengen Geld und der Adel war bald gezwungen [[Apanage|Pensionen]] vom König zu erbitten, um den Lebensstandard zu halten. So vergrößerte sich die Abhängigkeit der Adeligen weiter. |
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== Persönlichkeit == |
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[[Datei:Ludwig XIV.JPG|mini|hochkant=1.2|Ludwig XIV. in der Pose eines römischen Imperators in Lyon]] |
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[[Datei:Château de Versailles, salon de Diane, buste de Louis XIV, Bernin (1665) 03.jpg|mini|hochkant=1.2|Ludwig XIV., Büste von [[Gian Lorenzo Bernini]] (1665; [[Schloss Versailles]])]] |
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{{Belege fehlen||Der nachfolgende Abschnitt}} |
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Ludwig XIV. besaß einen komplexen Charakter: Er war für seinen Charme bekannt und brachte jedem die [[Höflichkeit]] entgegen, die ihm gebührte. Selbst vor Mägden soll er den Hut gezogen haben. Seine wichtigsten Eigenschaften waren wohl eine unerschütterliche Menschenkenntnis und der ihm nachgesagte scharfe [[Verstand]]. Als Monarch legte er einen großen Arbeitseifer an den Tag. Das Regieren fiel ihm leicht, denn er hatte eine geradezu professionelle Einstellung zu seiner Arbeit. Es wird berichtet, dass er in Sitzungen niemals ermüdete und jedem aufmerksam zuhörte, der das Wort an ihn richtete. Ludwig schätzte hohe [[Bildung]], und seine Kenntnisse in [[Politik]] und [[Geschichte]] waren gefürchtet. Auch zeichnete ihn enorme Willenskraft aus; so begegnete er Schmerzen und Situationen der [[Tod]]esgefahr mit völliger Gelassenheit und Selbstbeherrschung. Beispielhaft dafür steht, dass er schon wenige Wochen nach einer ohne [[Narkose]] durchgeführten Operation wieder ausritt. Dennoch war er auch in hohem Maße von [[Egozentrik]] beherrscht, verbunden mit einem hohen [[Selbstwertgefühl]]. Er wurde von einem starken Drang nach [[Ruhm]] und [[Reputation]] geleitet, aber auch vom Gefühl der Pflichterfüllung gegenüber dem Staat und seinen Untertanen. |
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Als [[Kavalier]] war Ludwig vorbildlich. Frauen spielten in seinem Leben eine große Rolle, besonders als [[Mätresse]]n. Seine Familie war ihm wichtig, besonders seinen Kindern schenkte er daher große Aufmerksamkeit. Als Vater und Großvater war er fürsorglich und liebevoll, er konnte aber auch hart und unnachgiebig sein. Er zeugte 11 uneheliche Kinder (die sogenannten „königlichen [[Bastard]]e“, ''bâtards royaux''), die er – mit Ausnahme der im Kleinkindalter Verstorbenen – legitimierte und in den Prinzenrang erhob; die sechs das Erwachsenenalter Erreichenden verheiratete er ausnahmslos in der eigenen Familie, mit [[Prinz von Geblüt|Prinzen und Prinzessinnen von Geblüt]], was nicht immer ohne Widerspruch blieb.<ref>So fiel seine Schwägerin [[Liselotte von der Pfalz]] zeitweise in Ungnade, als sie sich vehement gegen die erzwungene Heirat ihres Sohnes [[Philippe II. de Bourbon, duc d’Orléans|Philippe]] mit Ludwigs außerehelicher Tochter [[Françoise Marie de Bourbon]] wehrte, die sie als „Bastard aus doppeltem Ehebruch“ bezeichnete. Siehe: Dirk Van der Cruysse: ''Madame sein ist ein ellendes Handwerck. Liselotte von der Pfalz. Eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkönigs.'' München 2001, S. 382–388.</ref> Grund hierfür war vor allem, dass sie trotz hoher Titel weder auf internationaler Ebene noch in den stolzen [[Französischer Adel|französischen Adel]] vermittelbar waren.<ref>Dirk Van der Cruysse: ''Madame sein ist ein ellendes Handwerck.'' S. 382–388.</ref> |
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Ludwig war von durchschnittlicher [[Körpergröße]] und trug hohe [[Absatz (Schuh)|Absätze]], um größer zu wirken. Zeitgenossen berichteten sogar, dass er auf viele Menschen durch seine äußere Erscheinung recht einschüchternd wirkte. Als Liebhaber und Förderer des [[Ballet de cour|Hofballetts]] tanzte er bis zu seinem 30. Lebensjahr ausgesprochen gerne in öffentlichen Aufführungen, so z. B. 1653 in der Rolle als [[Apollon]]<ref>Murielle Schlup: [https://blog.nationalmuseum.ch/2023/01/der-tanzende-sonnenkoenig/ ''Der tanzende Sonnenkönig''] Im Blog des [[Schweizerisches Nationalmuseum|Schweizerischen Nationalmuseums]] vom 19. Januar 2023</ref>. Ludwig war auch ein guter [[Reiten|Reiter]], liebte die Jagd, das Schauspiel und besonders die Musik. Mit zahlreichen Künstlern unterhielt er freundschaftliche Beziehungen, unter denen sich [[Molière]], [[Jean-Baptiste Lully|Lully]] und [[André Le Nôtre|Le Nôtre]] einer besonders tiefen Zuneigung sicher sein durften. Einige Historiker sagen Ludwig XIV. nach, er hätte von den [[Bourbonen]] die Lebensfreude, von den [[Medici]] die Kunstliebe und von den spanischen [[Habsburger]]n die majestätische Würde geerbt. In der später sogenannten ''[[Kleidermode zur Zeit Ludwigs XIV.]]'' war er durch seinen persönlichen Geschmack immer wieder stilbildendes [[Vorbild]], so bei der Einführung der [[Allongeperücke]] und des [[Justaucorps]]. |
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== Gesundheit == |
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Obwohl die Regierungszeit von Ludwig XIV. außergewöhnlich lang war, war seine Gesundheit nie gut, weshalb er täglich von einem Arzt betreut wurde: Jacques Cousinot von 1643 bis 1646, François Vautier 1647, Antoine Vallot von 1648 bis 1671, [[Antoine d’Aquin]] von 1672 bis 1693 und schließlich [[Guy-Crescent Fagon]] bis zum Tod des Königs. Alle wendeten ausgiebig [[Aderlass]], [[Abführmittel|Purgationen]] und [[Einlauf (Medizin)|Spülungen]] mit [[Klistier]]en an (der König soll in 50 Jahren mehr als 5000 Spülungen erhalten haben<ref>{{Literatur |Autor=Marcel J. Rheault |Titel=La médecine en Nouvelle-France : les chirurgiens de Montréal, 1642–1760 |Verlag=Les éditions du Septentrion |Datum=2004 |Seiten=41 |Online=https://books.google.de/books?id=cysuJ8JMIdMC}}</ref>). |
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Aufgrund seiner Zahnprobleme, die laut dem Tagebuch seines Zahnarztes Dubois im Jahr 1676 auftraten, hatte Ludwig starken [[Mundgeruch]]; es kam daher vor, dass eine Geliebte sich ein parfümiertes Taschentuch vor ihre Nase hielt.<ref>Sacha Bogololski, "Histoire du dentifrice", in ''Actes de la SFHAD'', Marseille, 23. Juni 2000, Sp. 1–5.</ref><ref>https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/audio-zeitzeichen-klassiker--warum-der-koenig-so-stinkt-100.html</ref> Zudem wurde 1685, als man ihm einen der vielen Stummel seines linken Oberkiefers herauszog, ein Teil seines Gaumens abgerissen, was zu einer Verbindung zwischen Mund- und Nasenraum führte.<ref>{{Literatur |Autor=Henri Lamendin |Hrsg=[[Éditions L'Harmattan]] |Titel=Praticiens de l'art dentaire du XIVe au XXe siècle : recueil d'anecdodontes |Datum=2007 |Seiten=52-53 |Online=https://books.google.de/books?id=lawUaZuOuU0C}}</ref> |
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Laut dem ''Journal de la santé du roi Louis XIV de l'année 1647 à l'année 1711''<ref>[https://archive.org/details/journaldelasant00vall/mode/2up Onlineversion von ''Journal de la santé du roi Louis XIV de l'année 1647 à l'année 1711'']</ref> (deutsch: „Tagebuch über die Gesundheit von König Ludwig XIV. vom Jahr 1647 bis zum Jahr 1711“), das von seinen aufeinanderfolgenden Ärzten minutiös geführt wurde, verging kaum ein Tag, an dem der Herrscher nicht Gegenstand einer Purgation, eines Einlaufs, eines Pflasters, einer [[Salbe]] oder eines Aderlasses war.<ref>Vallot, D'Aquin et Fagon, ''[https://books.google.fr/books/about/Journal_de_la_sant%C3%A9_du_roi_Louis_XIV_de.html?id=hbkPAAAAQAAJ&redir_esc=y Journal de la santé de Louis XIV]'', herausgegeben von J.A. Le roi, bei A. Editions. Durand, 1862; das Werk wurde 2004 von Stanis Perez im Verlag Millon neu aufgelegt. Ein Artikel, der sich darauf bezieht, wurde in der Wochenzeitung ''Le Point'' vom 18.–25. Dezember 2008 veröffentlicht (Louis XIV "pourri de la tête aux pieds").</ref> Unter anderem wurde festgehalten: |
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* [[Pocken]] im Jahr 1647; |
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* Magenbeschwerden und [[Dysenterie]], chronische Unpässlichkeiten bei diesem Monarchen, der als großer Esser galt; |
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* [[Tumor]]e: [[Brustwarze]] rechts, [[Kauterisation]] im Januar 1653; |
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* [[Gonorrhoe]]: geheim gehalten, diese Krankheit quälte ihn regelmäßig seit Mai 1655, der Zeit seiner ersten Affären; |
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* häufige Ausdünstungen und [[Rückenschmerzen]]: einige (November 1647) wurden einem [[Syphilis]]-Anfall zugeschrieben; mit [[Pustel]]n im ganzen Gesicht und an anderen Körperteilen, gefolgt von beginnendem [[Gangrän]] der [[Zehe (Fuß)|Zehen]]; |
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* Durch [[Typhus]]fieber im Juni 1658 fielen ihm die Haare aus und er musste sein Leben lang [[Perücke]]n tragen; |
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* Zahnschmerzen: Im Jahr 1685 wurde sein gesamtes oberes Gebiss auf der linken Seite „herausgerissen“, wonach das Gaumensegel mehrmals mit Feuerstiften verödet wurde (manchmal trat Flüssigkeit aus seiner Nase aus); |
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* [[Analfistel]]: Diese behindernde Missbildung führte schließlich dazu, dass er sich im November 1686 einer der schmerzhaftesten experimentellen Operationen überhaupt unterziehen musste (durch den Chirurgen [[Charles-François Félix de Tassy]]); |
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* Harnwegsbeschwerden, begleitet von wahrscheinlicher [[Urolithiasis]] ([[Miktion]]en mit „Sandkörnern“); |
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* [[Gicht]]: Unerträgliche Anfälle im rechten Fuß und im linken Knöchel hielten ihn lange Zeit bewegungsunfähig oder behinderten sein Gehen und ließen seine letzten Jahre einer Tortur gleichen. |
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== Bedeutung == |
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[[Datei:Allegorical engraving of the peace between France and Savoy (Almanach royal, 1714) .jpg|mini|Allegorische Darstellung des Friedens zwischen Frankreich und Savoyen mit dem thronenden Ludwig, Kupferstich aus dem Almanach des Jahres 1714]] |
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Ludwig XIV. steht für den monarchischen [[Absolutismus]] schlechthin, er hat diesen zwar nicht begründet, aber in Frankreich ausgebaut und verfestigt. Auf dem Feld der [[Innenpolitik]] zeichneten ihn insbesondere die effektive Stärkung der königlichen Zentralverwaltung aus, um so traditionelle Machtrivalen, wie [[Hoher Adel|Schwertadel]] und [[Ständeordnung|Provinzialstände]], zu schwächen. Dazu baute Ludwig konsequent ein straffes Netz aus dreißig [[Historische Provinzen Frankreichs|Intendanten]] auf, die als [[Funktionsträger]] des Königs fungierten und so erfolgreich den Willen der Krone in den [[Provinz]]en durchsetzen konnten.<ref name="km156" /> Dies war sicherlich einer der wichtigsten Fortschritte seiner Herrschaft. Aber es wären ebenso die [[Gesetzgebung]]swerke des Königs auf dem Gebiet der [[Rechtspflege]] ([[Code Louis]]), des [[Handel]]s, der [[Schifffahrt]] und des [[Sklavenhandel]]s ([[Code Noir]]) zu nennen, die zu den großen innen- und wirtschaftspolitischen Leistungen seiner Regierung gezählt werden. Der Code Noir ist eines der vielen Gesetze, die auf [[Jean-Baptiste Colbert]] zurückgehen, und ist laut [[Louis Sala-Molins]], Professor für politische Philosophie an der [[Sorbonne]], ''der monströseste juristische Text der [[Moderne]]''.<ref>R. A. Plumelle Uribe: ''Traite des blancs, traites des noirs.'' 2008, ISBN 978-2-296-06443-0, S. 112.</ref><ref>Louis Sala-Molins: ''Le Code Noir ou le calvaire de Canaan.'' PUF, Paris 2007, ISBN 978-2-13-058336-3, S. VIII.</ref> |
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Zu den Schattenseiten seiner Herrschaft gehören zweifellos auch die Repressionen gegenüber den Hugenotten, die beispielhaft für die religiöse [[Toleranz|Intoleranz]] der Epoche stehen und in fast ganz Europa auf ähnliche Weise stattgefunden haben. Damals war die 1685 erfolgte Aufhebung des [[Edikt von Nantes|Ediktes von Nantes]] in Frankreich aber eine der populärsten Entscheidungen seiner Amtszeit.<ref>Klaus Malettke: ''Ludwig XIV. von Frankreich. Leben, Politik und Leistung.'' 1994, S. 116ff.</ref> |
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Der Vorwurf hingegen, Ludwig XIV. hätte sein Land in den Ruin geführt, ist angesichts der historischen Realität [[Plausibilität|unplausibel]].<ref>Olivier Bernier: ''Ludwig XIV. Die Biographie.'' 1989, S. 369.</ref> Eine wirtschaftliche [[Stagnation (Wirtschaft)|Stagnation]] ließ sich in Frankreich nur während des Spanischen Erbfolgekriegs beobachten, als auch die Steuern für Gewerbe, Grundherrn und Kirche<ref>Manfred Kossok: ''Am Hofe Ludwigs XIV.'' 1990, S. 167.</ref> ungewöhnlich hoch waren sowie durch diverse Missernten Hungersnöte hinzukamen. Nach dem kräftezehrenden Erbfolgekrieg zeigte sich das Reich der [[Haus Bourbon|Bourbonen]] zwar als hoch verschuldet, aber noch immer prosperierend.<ref>François Bluche: ''Im Schatten des Sonnenkönigs. Alltagsleben im Zeitalter Ludwigs XIV.'' 1986, S. 2ff.</ref> Die Staatsverschuldung von 1715 resultierte auch nicht aus einem übertriebenen Hang zu höfischen [[Luxus]] und Großbauten, sondern war überwiegend die Folge des Spanischen Erbfolgekriegs, der ungeheure finanzielle Anstrengungen nötig gemacht hatte. Zweimal ließ er alles Silber im Land konfiszieren, einschmelzen und prägte daraus Münzen, um seine Armeen bezahlen zu können. Erst mit dem [[John Law|Lawschen]] Finanzsystem – zwei Jahre nach Ludwigs Tod und ab 1716 – konnte durch die [[Mississippi-Blase]] mit dem anschließenden Zusammenbruch der Bank ein Großteil der Staatsschulden abgeschrieben werden.<ref>{{Literatur |Autor=Guillaume-André de Betier de Sauvigny |Titel=Geschichte der Franzosen |TitelErg=Mit e. Geleitw. von Kurt Sontheimer |Verlag=[[Hoffmann und Campe]] |Ort=Hamburg |Datum=1988 |ISBN=3-455-08871-6 |Seiten=213–214 |Originaltitel=Histoire de France |Originalsprache=fr |Originaljahr=1977 |Originalort=Paris |Übersetzer=[[Kurt Sontheimer]]}}</ref> |
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Die größten Erfolge kann Ludwig im Bereich der [[Außenpolitik]] vorweisen. Er hinterließ ein mächtigeres, größeres und auch strategisch abgesichertes Frankreich, das nun endgültig als eine der führenden [[Seemacht|Seemächte]] anerkannt war. Abgesichert nicht zuletzt deshalb, weil es ihm in den letzten Jahren seiner Herrschaft gelungen war, die habsburgische Einkreisung für immer zu beenden.<ref>Klaus Malettke: ''Ludwig XIV. von Frankreich. Leben, Politik und Leistung.'' 1994, S. 122ff.</ref> Allerdings musste Ludwig dafür lange Kriege führen, deren Kosten die große Masse der Bevölkerung zu tragen hatte. Dennoch waren die Steuern seiner Zeit sicher nicht – wie gern behauptet – ruinös für die [[Untertan]]en.<ref name="ob370">Olivier Bernier: ''Ludwig XIV. Die Biographie.'' 1989, S. 370.</ref> Eine beachtliche Leistung nach innen und außen war ebenso die Kunst- und Repräsentationspolitik. Mit deren Hilfe hatte Ludwig quasi eine [[Hegemonie]] der französischen Kultur über Europa etablieren können, die sich sogar bis in das 19. Jahrhundert erhalten sollte.<ref name="ob370" /> |
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Der „Sonnenkönig“ wurde immer wieder, je nach [[Zeitalter|Epoche]] und politischer Ausrichtung, höchst unterschiedlich bewertet. So galt er den [[Republik]]anern als ein Scheusal der [[Autokratie]] und die [[Nationalismus|nationalistischen]] Deutschen stilisierten ihn zum Raubkönig, der Deutschland im Würgegriff gehalten habe. Tatsächlich lieferte Ludwig durch seine aggressive Expansionspolitik den [[Völkische Bewegung|Deutschnationalen]] ein Argument für die [[deutsch-französische Erbfeindschaft]]. Andere hingegen sehen in ihm einen pflichtbewussten und umsichtigen Monarchen, der bereits Prinzipien der [[Aufklärung]] vorwegnahm.<ref>François Bluche: ''Im Schatten des Sonnenkönigs. Alltagsleben im Zeitalter Ludwigs XIV.'' 1986, S. 5.</ref> In Frankreich wird er bis heute für seine tatkräftige Steigerung der nationalen Größe auch verehrt und zu den mit Abstand bedeutendsten Persönlichkeiten der [[Geschichte Frankreichs|französischen Geschichte]] gezählt. Der erste Autor, der ihm eine umfangreiche historische Analyse widmete, war der Philosoph [[Voltaire]]. |
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== Schriften == |
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* ''Mémoires pour l’instruction du Dauphin'' ''(Gedanken zur politischen Erziehung des Thronfolgers)'': Die politische [[Autobiografie]] Ludwigs XIV. entstand ab 1670 und war eigentlich dazu gedacht, den Kronprinzen in die Geheimnisse der Politik einzuführen. Hierin legt der König Rechenschaft über seine ersten Regierungsjahre ab. Das Werk umfasst die Memoiren der Jahre 1661, 1662, 1666, 1667 und 1668, sowie die ''Betrachtungen über den Herrscherberuf'' von 1679 und die politischen Ratschläge an seinen Enkel [[Philipp V. (Spanien)|Philipp V.]] von Spanien aus dem Jahr 1700. Sie stellen nicht nur einen Tatenbericht dar, sondern geben auch einen lebendigen Eindruck von der Weltanschauung und dem Realismus des Monarchen. Am Ende seiner Herrschaft wollte Ludwig XIV. die geheimen Manuskripte im Kamin vernichten, nur das beherzte Eingreifen des [[Adrien-Maurice de Noailles|Herzogs de Noailles]] und sein Talent, ihm diese „abzuschwatzen“, retteten sie. Im Jahr 1749 übergab der Herzog die Manuskripte der königlichen Bibliothek. |
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* ''Manière de montrer les jardins de Versailles'' („Art und Weise, die [[Garten|Gärten]] von Versailles zu besichtigen“): Dieser Führer stellt einen sehr intimen Einblick in das Wesen des Königs dar. Die königlichen Gärten, geschaffen von [[André Le Nôtre]], hatten eine politische Funktion zu erfüllen, ihre Aussage als Instrument des Staates war eindeutig. Ludwig XIV. liebte seine Gärten sehr, weshalb er eigenhändig diese Anweisungen verfasste, mit deren Hilfe es möglich war, die Gärten in ihrer logischen Abfolge zu begehen und so den Kunstgenuss auf das höchste zu steigern. Es sind sechs Versionen bekannt. |
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== Kinder == |
== Kinder == |
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[[Datei:Louis14-Family.jpg|mini|hochkant=1.3|Mythologisches Porträt der königlichen Familie, Gemälde von [[Jean Nocret]] (1670; [[Schloss Versailles]])]] |
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Kinder mit [[Maria von Spanien]]: |
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* [[Ludwig von Frankreich|Louis]], geboren am [[1. November]] [[1661]], gestorben [[1711]], |
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* Anne Elisabeth, geboren am [[18. November]] [[1662]], gestorben [[1662]], |
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* Marie Anne, geboren am [[16. November]] [[1664]], gestorben [[1664]], |
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* Marie Thérèse, geboren [[1667]], gestorben [[1672]], |
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* Philippe Charles, geboren [[1668]], gestorben [[1671]], |
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* Louis François, geboren [[1672]], gestorben [[1672]] |
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=== Legitime Kinder mit Königin Marie Therese === |
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Uneheliche Kinder: |
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# [[Louis de Bourbon, dauphin de France|Louis von Frankreich „Grand Dauphin“]] (* 1. November 1661; † 14. April 1711) |
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# Anne Élisabeth von Frankreich (* 18. November 1662; † 30. Dezember 1662) |
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# Marie Anne von Frankreich (* 16. November 1664; † 26. Dezember 1664) |
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# [[Marie-Thérèse von Frankreich (1667–1672)|Marie Thérèse von Frankreich]] (* 2. Januar 1667; † 1. März 1672) |
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# Philippe Charles von Frankreich (* 11. August 1668; † 10. Juli 1671), Herzog von Anjou (1668–1671) |
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# Louis François von Frankreich (* 14. Juni 1672; † 4. November 1672), Herzog von Anjou (1672) |
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=== Illegitime Kinder === |
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Vier Kinder mit Louise Françoise de La Baume Le Blanc de La Vallière: |
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Fünf Kinder mit [[Louise de La Vallière|Mademoiselle de La Vallière]]: |
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* Charles, geboren am [[19. November]] [[1663]], gestorben [[1665]], |
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# Charles de La Baume Le Blanc (* 19. November 1663; † 1665) |
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* Philippe, geboren am [[7. Januar]] [[1665]], gestorben [[1666]], |
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# Philippe de La Baume Le Blanc (* 7. Januar 1665; † 1666) |
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* Marie-Anne, geboren am [[2. Oktober]] [[1665]], gestorben [[1739]], |
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# Louis de La Baume Le Blanc (* 1665, † 1666) |
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# [[Marie Anne de Bourbon]], ''mademoiselle de Blois'' (1666–1739); ⚭ [[Louis Armand I. de Bourbon, prince de Conti|Louis Armand, prince de Conti]] |
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# [[Louis de Bourbon, comte de Vermandois]] (* 2. Oktober 1667; † 18. November 1683) |
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Sechs Kinder mit [[ |
Sechs Kinder mit [[Madame de Montespan]]: |
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# [[Louis Auguste I. de Bourbon, duc du Maine|Louis Auguste de Bourbon]], ''duc du Maine'' (1670–1736) |
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# Louis César de Bourbon, ''comte de Vexin'' (1672 – 10. Januar 1683) |
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# [[Louise Françoise de Bourbon, princesse de Condé|Louise Françoise de Bourbon]], ''mademoiselle de Nantes'' (1673–1743); ⚭ [[Louis III. de Bourbon, prince de Condé|Louis de Bourbon, prince de Condé]] |
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* Louise Françoise, geboren am [[1. Juni]] [[1673]], gestorben am [[16. Juni]] [[1743]], |
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# Louise Marie (12. November 1674 – 15. September 1681) |
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# [[Françoise Marie de Bourbon]], ''mademoiselle de Blois'' (1677–1749); ⚭ [[Philippe II. de Bourbon, duc d’Orléans|Philippe d’Orléans, duc d’Orléans]] |
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* Françoise Marie, geboren am [[9. Februar]] [[1677]], gestorben am [[1. Februar]] [[1749]], |
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# [[Louis-Alexandre de Bourbon, comte de Toulouse|Louis Alexandre de Bourbon]], ''comte de Toulouse'' (1678–1737) |
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* Louis Alexandre, geboren am [[6. Juni]] [[1678]], gestorben am [[1. Dezember]] [[1737]]. |
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Ein Kind mit [[Marie Angélique de Scoraille de Roussille|Mademoiselle de Fontanges]]: |
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* 1 Sohn (* und † 1679) |
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== Vorfahren == |
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''siehe auch:'' [[Mann mit der eisernen Maske]] |
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! colspan="9"|Ahnentafel Ludwig XIV. |
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|'''Ururgroßeltern''' |
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[[Charles de Bourbon, duc de Vendôme]] (1489–1537)<br /> |
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⚭ 1513<br /> |
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[[Françoise d’Alençon]] (1490–1550) |
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König<br />[[Heinrich II. (Navarra)]] (1503–1555)<br /> |
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⚭ 1526<br /> |
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[[Margarete von Navarra]] (1492–1549) |
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[[Cosimo I. de’ Medici]] (1519–1574)<br /> |
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⚭ 1539<br /> |
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[[Eleonora von Toledo (1522–1562)|Eleonora von Toledo]] (1522–1562) |
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Kaiser<br />[[Ferdinand I. (HRR)|Ferdinand I.]] (1503–1564)<br /> |
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⚭ 1521<br /> |
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[[Anna von Böhmen und Ungarn]] (1503–1547) |
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Herzog<br />[[Albrecht V. (Bayern)]] (1528–1579)<br /> |
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⚭ 1546<br /> |
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[[Anna von Österreich (1528–1590)|Anna von Österreich]] (1528–1590) |
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Kaiser<br />[[Karl V. (HRR)|Karl V.]] (1500–1558)<br /> |
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⚭ 1526<br /> |
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[[Isabella von Portugal (1503–1539)|Isabella von Portugal]] (1503–1539) |
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Kaiser<br />[[Maximilian II. (HRR)|Maximilian II.]] (1527–1576)<br /> |
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⚭ 1548<br /> |
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[[Maria von Spanien (1528–1603)|Maria von Spanien]] (1528–1603) |
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|- |
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|'''Urgroßeltern''' |
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[[Antoine de Bourbon, duc de Vendôme]] (1518–1562)<br /> |
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⚭ 1548<br /> |
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Königin<br />[[Johanna III. (Navarra)]] (1528–1572) |
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[[Francesco I. de’ Medici]] (1541–1587)<br /> |
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⚭ 1565<br /> |
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[[Johanna von Österreich]] (1547–1578) |
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Erzherzog<br />[[Karl II. (Innerösterreich)]] (1540–1590)<br /> |
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⚭ 1571<br /> |
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[[Maria Anna von Bayern (1551–1608)|Maria Anna von Bayern]] (1551–1608) |
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König<br />[[Philipp II. (Spanien)]] (1527–1598)<br /> |
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⚭ 1570<br /> |
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[[Anna von Österreich (1549–1580)|Anna von Österreich]] (1549–1580) |
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|'''Großeltern''' |
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König [[Heinrich IV. (Frankreich)]] (1553–1610)<br /> |
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⚭ 1600<br /> |
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[[Maria de’ Medici]] (1575–1642) |
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König [[Philipp III. (Spanien)]] (1578–1621)<br /> |
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⚭ 1599<br /> |
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[[Margarete von Österreich (1584–1611)|Margarete von Österreich]] (1584–1611) |
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|'''Eltern''' |
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König [[Ludwig XIII.]] (1601–1643)<br /> |
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⚭ 1615<br /> |
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[[Anna von Österreich (1601–1666)|Anna von Österreich]] (1601–1666) |
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|- class="darkmode-hintergrundfarbe-neutral" style="background:#FFAA00" |
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|colspan="9"| '''Ludwig XIV. (1638–1715), König von Frankreich und Navarra''' |
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|} |
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== Darstellung im Film == |
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* ''[[Versailles – Könige und Frauen]]'', (Frankreich, Italien) 1954, Hauptdarsteller und Regie: [[Sacha Guitry]] |
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* ''[[Liselotte von der Pfalz (1966)|Liselotte von der Pfalz]]'', (Deutschland) 1966, Darsteller: [[Hans Caninenberg]], Regie: [[Kurt Hoffmann (Filmregisseur)|Kurt Hoffmann]] |
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* ''Die Machtergreifung Ludwigs XIV.'' (Frankreich) 1966, Hauptdarsteller: [[Jean-Marie Patte]], Regie: [[Roberto Rossellini]] |
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* ''Die Allee des Königs'', ''(L’allée du roi)'', (Frankreich) 1996, Hauptdarsteller [[Didier Sandre]], Regie: [[Nina Companeez]] |
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* ''[[Der Mann in der eisernen Maske (1998)|Der Mann in der eisernen Maske]]'', (Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich, Frankreich) 1998, Hauptdarsteller: [[Leonardo DiCaprio]], Regie: [[Randall Wallace]] |
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* ''[[Der König tanzt (Film)|Der König tanzt]]'' ''(Le Roi danse)'', (Frankreich, Belgien, Deutschland) 2000, Hauptdarsteller: [[Benoît Magimel]], Regie: [[Gérard Corbiau]] |
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* ''[[Die Gärtnerin von Versailles]]'', (Vereinigtes Königreich) 2014, Hauptdarsteller & Regie: [[Alan Rickman]] |
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* ''Der Tod von Ludwig XIV.'' (Frankreich, Spanien) 2017, Hauptdarsteller [[Jean-Pierre Léaud]], Regie: [[Albert Serra]] |
|||
* ''[[Versailles (Fernsehserie)|Versailles]]'', Fernsehserie, (Frankreich, Kanada, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten) 2015–2017, Hauptdarsteller: [[George Blagden]] |
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== Quellen == |
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'''Schriften Ludwigs XIV.''' |
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* ''Briefe.'' Hrsg. von P. Gaxotte, Übersetzung M. Spiro. Kompass, Basel/Leipzig 1931. |
|||
* ''Manière de montrer les jardins de Versailles.'' Simone Hoog, Réunion des Musées Nationaux 2001, ISBN 2-7118-4224-X. |
|||
* ''Memoiren.'' Hrsg. von J. Longnon, Übersetzung L. Steinfeld. Kompass, Basel/Leipzig 1931. |
|||
* ''Mémoires de Louis XIV.'' Jean Longnon, Tallandier, Paris 2001, ISBN 2-235-02294-4. |
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'''Weitere Quellen''' |
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* [[Liselotte von der Pfalz|Elisabeth Charlotte von der Pfalz]]: ''Die Briefe der Liselotte von der Pfalz.'' Insel, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-458-32128-4. |
|||
* Giovanni B. Primi Visconti: ''Mémoires sur la cour de Louis XIV.'' Perrin, Paris 1988, ISBN 2-262-00537-0. |
|||
* [[Jean-François Paul de Gondi|Kardinal von Retz]]: ''Memoiren. Auszüge.'' Reclam, Leipzig 1977. |
|||
* [[Louis de Rouvroy, duc de Saint-Simon]]: ''Die Memoiren des Herzogs von Saint-Simon.'' Herausgegeben und übersetzt von Sigrid von Massenbach. 4 Bände, Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1979, ISBN 3-548-03591-4. |
|||
* [[Ezechiel Spanheim]]: ''Relation de la Cour de France en 1690.'' Mercure de France, Paris 1988. |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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'''Biografien''' |
|||
* Olivier Bernier: ''Ludwig XIV. Die Biographie.'' Patmos (Albatros Verlag), Düsseldorf 2003, ISBN 978-3-491-96085-5. |
|||
* [[Philippe Erlanger]]: ''Ludwig XIV. Das Leben eines Sonnenkönigs.'' Bechtermünz, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-154-6. |
|||
* Mark Hengerer: ''Ludwig XIV. Das Leben des Sonnenkönigs.'' C. H. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-67551-5. |
|||
* Warren H. Lewis: ''Ludwig XIV. Der Sonnenkönig.'' Heyne, München 1989, ISBN 3-453-55034-X. |
|||
* [[Klaus Malettke]]: ''Ludwig XIV. von Frankreich. Leben, Politik und Leistung.'' Muster-Schmidt, Göttingen 1994, ISBN 3-7881-0143-1; 2. überarbeitete und ergänzte Aufl., Göttingen 2009. |
|||
* Thierry Sarmant: ''Louis XIV. Homme et roi.'' Tallandier, Paris 2012. |
|||
* [[Uwe Schultz]]: ''Der Herrscher von Versailles. Ludwig XIV und seine Zeit.'' C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54989-6. |
|||
* [[Anuschka Tischer]]: ''Ludwig XIV.'' Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-021892-5. |
|||
* [[Johannes Willms]]: ''Louis XIV. Der Sonnenkönig und seine Zeit.'' C. H. Beck, München 2023, ISBN 978-3-406-80067-2. |
|||
* [[Martin Wrede]]: ''Ludwig XIV. Der Kriegsherr aus Versailles.'' Theiss, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-8062-3160-1. |
|||
'''Darstellung von Ludwigs Politik und Zeit''' |
|||
* François Bluche: ''Im Schatten des Sonnenkönigs. Alltagsleben im Zeitalter Ludwigs XIV.'' Ploetz, Freiburg 1986, ISBN 3-87640-253-0. |
|||
* [[Peter Burke (Historiker)|Peter Burke]]: ''Ludwig XIV. Die Inszenierung des Sonnenkönigs.'' Wagenbach, Berlin 2001, ISBN 3-8031-2412-3. |
|||
* [[Michael Erbe]] u. a.: ''Das Zeitalter des Sonnenkönigs.'' Herausgegeben in Zusammenarbeit mit [[Damals]] – Das Magazin für Geschichte. Theiss, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-8062-2953-0. |
|||
* Pierre Goubert: ''Ludwig XIV. und zwanzig Millionen Franzosen.'' Propyläen, Berlin 1973, ISBN 3-549-07280-5. |
|||
* [[Manfred Kossok]]: ''Am Hofe Ludwigs XIV.'' DVA, Stuttgart 1990, ISBN 3-421-06523-3. |
|||
* Klaus Malettke: ''Die Bourbonen.'' Band 1: ''Von Heinrich IV. bis Ludwig XIV. (1589–1715).'' Kohlhammer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-17-020581-9. |
|||
* [[Lothar Schilling (Historiker)|Lothar Schilling]]: ''Das Jahrhundert Ludwigs XIV. Frankreich im Grand Siècle. 1598–1715.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-17428-7. |
|||
* Gilette Ziegler: ''Der Hof Ludwigs XIV. in Augenzeugenberichten.'' Rauch, Düsseldorf 1964. |
|||
* Hendrik Ziegler: ''Der Sonnenkönig und seine Feinde. Die Bildpropaganda Ludwigs XIV. in der Kritik'' (= ''Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte.'' Band 79). Imhof Verlag, Petersberg 2010. |
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'''Militär und Kriege''' |
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* John A. Lynn: ''Giant of the Grand Siècle. The French Army 1610–1715.'' CUP, Cambridge 1999, ISBN 0-521-57273-8. |
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* John A. Lynn: ''The Wars of Louis XIV 1667–1714.'' Longman, London 1999, ISBN 0-582-05629-2. |
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* Paul Sonnino: ''Louis XIV and the origins of the Dutch War.'' CUP, Cambridge 1988, ISBN 0-521-34590-1. |
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Aktuelle Version vom 17. Juli 2025, 18:54 Uhr



Ludwig XIV., französisch Louis XIV (* 5. September 1638 in Schloss Saint-Germain-en-Laye; † 1. September 1715 in Schloss Versailles), war ein französischer Prinz aus dem Haus Bourbon und von 1643 bis zu seinem Tod König von Frankreich und Navarra sowie Kofürst von Andorra.
Bereits im Alter von vier Jahren wurde Ludwig XIV. offiziell König; er stand jedoch zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter Anna von Österreich und übte erst nach dem Tod des „Leitenden Ministers“ Jules Mazarin ab 1661 persönlich die Regierungsgewalt aus. Ludwig sicherte dem französischen Königtum die absolute Macht durch den Ausbau der Verwaltung und der Armee, die Bekämpfung der adeligen Opposition (Fronde) sowie die Förderung eines merkantilistischen Wirtschaftssystems. Innenpolitisch rückte er den katholischen Glauben wieder in den Mittelpunkt (la France toute catholique) und widerrief im Edikt von Fontainebleau (18. Oktober 1685) die religiösen und bürgerlichen Rechte der Hugenotten. Gleichzeitig versuchte Ludwig die katholische Kirche in Frankreich dem weltlichen Einfluss des Papsttums zu entziehen (Gallikanismus). Durch eine expansive Außenpolitik und mehrere Kriege (Holländischer Krieg, Pfälzischer Erbfolgekrieg, Spanischer Erbfolgekrieg) löste Ludwig sein Land aus der habsburgischen Umklammerung und festigte Frankreichs Stellung als dominierende Großmacht in Europa.
Ludwig XIV. gilt als wichtigster Vertreter des höfischen Absolutismus und Gottesgnadentums. Die von ihm etablierte Hofkultur, deren zentrales Symbol die herausragende Stellung und das prunkvolle Auftreten des Königs war, wurde zum Vorbild für Höfe in ganz Europa. Ludwig förderte Kunst und Wissenschaft, was eine Blütezeit der französischen Kultur zur Folge hatte, die sich in der Literatur in der französischen Klassik und in der Kunstgeschichte bzw. der Architekturgeschichte im Stil Louis-quatorze und im klassizistischen Barock ausdrückte. Bestes Beispiel hierfür ist das von Ludwig erbaute Schloss Versailles, das als Höhepunkt der europäischen Palastarchitektur gilt.[1]
Seine Herrschaft markierte eine Blütezeit der Kunst in Frankreich, insbesondere der Literatur, Architektur und Musik. Bekannte Vertreter dieser Zeit sind Lully, Charpentier, Couperin, Molière, Corneille, La Fontaine, Racine, Boileau, Le Vau, Mansart und Le Nôtre, weshalb das 17. Jahrhundert oft als Grand Siècle (Großes Jahrhundert) beschrieben wird.
Ludwig XIV. erhielt die Beinamen „Sonnenkönig“ (Roi-Soleil) oder „der Große“ (Louis le grand). Als er am 1. September 1715 nach 72-jähriger Regentschaft starb, war er einer der am längsten herrschenden Monarchen der neuzeitlichen Geschichte.
Überblick

Die Geburt Ludwigs XIV. im Schloss Saint-Germain-en-Laye erschien vielen als glückliches Ereignis, denn 23 Jahre lang war die Ehe seiner Eltern Ludwig XIII. und Anna von Österreich ohne Nachkommen geblieben. Durch seine Geburt wurde die befürchtete Thronfolge von Gaston d’Orléans zurückgestellt. Aus Dankbarkeit erhielt der Neugeborene den Beinamen der „Gottgegebene“ (Dieudonné). Sein Bruder, Herzog Philipp I. d’Orléans, wurde 1640 geboren und starb 1701.
Schon als Vierjähriger wurde Ludwig am 14. Mai 1643 als König inthronisiert. Er lebte aber bis zu seinem dreizehnten Lebensjahr (1651) unter der Regentschaft seiner Mutter Anna von Österreich. Die tatsächliche Macht übte in dieser Zeit der „regierende Minister“ Kardinal Jules Mazarin aus. Mazarin bereitete Ludwig zielgerichtet auf seine Rolle als absolutistischer Herrscher vor. Schritt für Schritt wurde der junge König an der Macht beteiligt und teilte sich schließlich die Verantwortung mit Mazarin. Durch die außenpolitischen Erfolge der Minister-Kardinäle Richelieu und Mazarin politisch gestärkt, entfaltete Ludwig das absolutistische Königtum hochbarocker Prägung in Frankreich, mit einem Hofleben, das ganz auf die Person des Herrschers zugeschnitten war. Nach dem Westfälischen Frieden am Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 und dem Pyrenäenfrieden mit Spanien 1659 war Frankreich die politische und militärische Vormacht in Europa. Unterstützt von Ministern wie Colbert, Louvois, Lionne und dem Kanzler Séguier konzentrierte er den staatlichen Machtapparat und erweiterte die militärischen, institutionellen und materiellen Machtgrundlagen der französischen Monarchie. Zumindest finanziell negativ wirkten sich die Hugenotten-Verfolgung und der Spanische Erbfolgekrieg aus. Letzterer führte durch die Härte der Kämpfe im Jahr 1713 fast zu einem Staatsbankrott, der nur durch eine Finanzreform und massive Einsparungen abgewendet wurde.
Im Jahr 1660 heiratete Ludwig Maria Teresa von Spanien. Nach deren Tod (1683) heiratete er in morganatischer Ehe insgeheim die Marquise de Maintenon. Ludwig überlebte seinen Sohn Louis, le Grand Dauphin, und seinen ältesten Enkel Louis de Bourgogne und starb am 1. September 1715. Erst sein Urenkel folgte ihm als Ludwig XV. auf den Thron nach. Der Leichnam Ludwigs XIV. wurde durch den Chirurgen Pierre Dionis (1643–1718) mittels Gerbsäure in Pulverform konserviert[2] und in der von ihm geschaffenen „Krypta der Bourbonen“ in der Abtei von Saint-Denis beigesetzt. Bei der Plünderung der Königsgräber von Saint-Denis im Jahr 1793 wurde sein sehr gut erhaltener Körper mit denen anderer Könige durch die Revolutionäre „profaniert“ und sogar kurzzeitig in eine Grube geworfen. Sein einbalsamiertes Herz wurde 1715 in der Jesuitenkirche Saint-Paul-Saint-Louis in der Rue St. Antoine in Paris bestattet. In der Restaurationszeit wurde es, wie alle Herzbestattungen der Angehörigen des Königshauses, in die Abtei von Saint-Denis überführt, wo es sich bis heute in der wiederhergestellten Grablege der französischen Könige in der Krypta befindet.
Herrschaft
Geburt

Louis de Bourbon wurde am 5. September 1638 gegen 11 Uhr vormittags auf Schloss Saint-Germain-en-Laye geboren. Die Geburt wurde von den Zeitgenossen als freudiges Ereignis wahrgenommen, denn 23 Jahre lang war die Ehe seiner Eltern Ludwig XIII. und Anna von Österreich ohne Nachkommen geblieben. Nach mehreren Fehlgeburten hatte sich das Paar entfremdet und die streng gläubige Anna führte die Geburt des lang ersehnten Kronprinzen (Dauphin) auf das Wirken des Hl. Fiacrius zurück, weshalb der Neugeborene den Beinamen Dieudonné (der Gottgegebene) erhielt. Im Jahr 1640 folgte mit der Geburt Philipps ein zweiter Sohn. Die späte Geburt zweier Söhne sicherte den dynastischen Fortbestand der Bourbonen und eine Thronfolge Gastons d’Orléans wurde hinfällig.[3] Doch die Ehe zwischen Ludwig und Anna blieb unglücklich, da der König Zweifel an der Abstammung seiner Kinder hegte und seiner Frau vorwarf, den Thronfolger gegen ihn einzunehmen.

Ludwig XIII. starb am 14. Mai 1643 und der erst vierjährige Dauphin wurde als Ludwig XIV. offiziell zum neuen König proklamiert. Für den minderjährigen Nachfolger übernahm ein Regentschaftsrat unter Anna von Österreich die Regierung, die eigentliche Entscheidungsgewalt lag bei Kardinal Jules Mazarin.[4] Dieser hatte bereits unter dem Vater als Leitender Minister die Staatsgeschäfte geführt und war Taufpate des jungen Königs.
Erziehung

Die Erziehung Ludwigs und seines jüngeren Bruders Philipp unterstand bis zum fünften Lebensjahr den beiden Gouvernanten Françoise de Lansac und Marie-Catherine de Senecey. Dem Zeitgeist entsprechend kleidete man die beiden Prinzen als Kleinkinder wie Mädchen und begann erst ab dem sechsten Lebensjahr mit einer geschlechtsspezifischen Erziehung.[5]
Kardinal Mazarin achtete auf eine umfassende Ausbildung des jungen Monarchen und bestimmte im Jahr 1646 den Offizier Nicolas de Neufville, duc de Villeroy zum Erzieher. Da Mazarin die Gefahren eines starken Bruders des Königs erkannte – ihm waren die Machtansprüche der Brüder Ludwigs XIII. noch allgegenwärtig –, soll er dafür gesorgt haben, dass Philipp keine Erziehung als potentieller Thronanwärter erhielt. Mitschüler und Spielgefährte Ludwigs war der Sohn seines Erziehers François de Neufville, duc de Villeroy. Unterrichtet wurden die beiden von dem Geistlichen Hardouin de Péréfixe de Beaumont und ab 1652 von dem Philosophen François de La Mothe le Vayer. Lerninhalt waren Fremdsprachen (Latein und Italienisch), Religion, Geschichte, Mathematik und Militärwissenschaften. Reiten und Fechten erweiterten das Ausbildungsprogramm, das in künstlerischen Inhalten (Malerei, Zeichnen, Architektur, Tanz und Musik) seine Vollendung fand. Mazarin persönlich führte Ludwig in die Kunst des Regierens und die Lenkung der Staatsgeschäfte ein und gab ihm eine Vorstellung von der Macht der Symbolik.[6] Seine Mutter vermittelte ihm das Bewusstsein, von Gott zum Herrscher auserwählt worden zu sein (Gottesgnadentum), woraus sich der unumschränkte Machtanspruch des französischen Monarchen ableitete.
Regentschaft der Mutter und Mazarins


Im Jahr 1635 war Frankreich an der Seite Schwedens in den Dreißigjährigen Krieg eingetreten, mit dem Hauptziel, das Haus Habsburg zu schwächen. Frankreichs Armeen kämpften nun sowohl gegen den römisch-deutschen Kaiser und dessen Verbündete im Reich als auch gegen den spanischen König. Die französischen Armeen waren militärisch erfolgreich; gleichwohl belastete der Konflikt die Staatsfinanzen erheblich. Innenpolitisch sah sich Anna einer heftigen Opposition gegenüber, denn die städtischen Gerichtshöfe und Prinzen misstrauten ihrer Regierung.[7] Dem stellte sich Kardinal Mazarin entgegen. Anna entpuppte sich jedoch als völlig anders als erwartet. Die Königin, als spanische Habsburgerin am französischen Hof zunächst verschmäht, wurde selbst zu einer überzeugten Französin. Sie duldete weder Favoriten noch die Schmälerung der königlichen Autorität im Staate. Ihre Generäle wies sie an, die Kämpfe mit unverminderter Härte voranzutreiben. Mazarin leitete die Staatsgeschäfte und führte die absolutistische Politik Kardinal Richelieus fort, indem er die Zentralisierung der Staatsgewalt in der Person des Königs mit aller Macht betrieb.
Mit der Unterzeichnung der Friedensverträge zu Münster und Osnabrück (1648) ging Frankreich als größter Profiteur des Dreißigjährigen Krieges hervor. Erhebliche Truppenteile konnten gegen Spanien eingesetzt werden. Doch brach im gleichen Jahr in Frankreich die Fronde (1648–1653) aus, ein offener Bürgerkrieg des Pariser Parlaments und der Prinzen gegen die Politik des königlichen Absolutismus. Als Möglichkeit zur Revolte diente die Minderjährigkeit Ludwigs. Die Frondeure gaben vor, gegen die negativen Einflüsse des Leitenden Ministers Mazarin zu kämpfen. Dieser wurde als Italiener allgemein wenig geschätzt; insbesondere die königlichen Prinzen nahmen ihm übel, dass er sie konsequent von jeder politischen Macht ausschloss. Die Parlamente (Oberste Gerichtshöfe) hingegen wurden vom Englischen Bürgerkrieg beeinflusst und sahen eine Chance, ihre Privilegien gegenüber der Krone auszubauen.
Die Fronde scheiterte im Jahr 1652, doch sollten die Unruhen noch bis zum Jahr 1654 anhalten. Ludwig XIV. wurde im Jahr 1651 für volljährig erklärt, womit die Regentschaft seiner Mutter offiziell endete. Der König – noch zu jung zur Regierung – übertrug erwartungsgemäß die Macht an Mazarin und nicht an einen Prinzen aus dem Königshaus. Am 7. Juni 1654[8] erfolgte die Krönung und Salbung des Königs in der Kathedrale von Reims, womit die Ordnung im Königreich, für jeden ersichtlich, wiederhergestellt war. Die Krönung des Königs sollte für die Menschen bewusst als Symbol für Kontinuität und den Schutz Gottes über den König stehen.
Während des Bürgerkriegs kam der Kampf mit Spanien zum Erliegen, die Frondeure bekamen überdies Unterstützung von den Spaniern. Nachdem wieder innerer Friede herrschte, konnte Frankreich seine Kräfte gegen Spanien bündeln und erzielte Erfolge durch Angriffe auf die Spanischen Niederlande. Im Jahr 1657 gelang es Mazarin, das republikanische England unter Oliver Cromwell in einem Geheimvertrag zum Bundesgenossen gegen die Spanier zu gewinnen. Spanien sah sich gezwungen, den Frieden zu suchen. König Philipp IV. bot Ludwig die Hand seiner ältesten Tochter, der Infantin Maria Teresa von Spanien, an. Zwei Jahre später trafen beide Monarchen auf der Fasaneninsel, zwischen Frankreich und Spanien, zusammen und unterzeichneten den Pyrenäenfrieden. Frankreich erwarb das Roussillon nördlich der Pyrenäen und bekam von den Spanischen Niederlanden ein Großteil des Artois sowie weitere Grenzfestungen. Die Infantin verzichtete auf ihr Erbrecht an der spanischen Krone gegen eine Mitgift von 500.000 Écu, eine für die Spanier unerschwingliche Summe, die nicht ausgezahlt werden konnte. Dadurch blieb Maria Teresa älteste erbberechtigte Tochter des spanischen Königshauses. Die Heirat zwischen Ludwig XIV. und Maria Teresa (einer Cousine ersten Grades) fand am 9. Juni 1660 in Saint-Jean-de-Luz statt. Am 1. November 1661 wurde Dauphin Louis geboren.
Die Alleinherrschaft

Seit Ludwigs Kindheit führte Kardinal Mazarin die Geschäfte für den König. Der Leitende Minister galt als ein außerordentliches Talent in der Politik und unterrichtete daher selbst den König in der Kunst der Staatsführung. Ludwig XIV. bekam so eine solide und sehr umfassende Ausbildung in Staatsangelegenheiten, Recht, Geschichte und Militärstrategie, aber auch in diversen Sprachen und Wissenschaften.
Als Mazarin am 9. März 1661 starb, verkündete der 22-jährige König dem Staatsrat, dass er keinen Leitenden Minister mehr einsetzen, sondern die Regierungsgeschäfte in eigener Regie führen werde.[9] Diese Regierungsgrundsätze, heute auch als das absolutistische Kabinettsystem bezeichnet, hielt er im Jahr 1670 in seinen „Memoiren“ für seinen Nachfolger fest. Der Hof und die Minister waren zunächst irritiert, doch man meinte, es würde sich nur um eine kurze Phase handeln. Ludwig hingegen begann, die Regierung umzubilden und entließ einen Großteil des Staatsrats, selbst seine Mutter schloss er aus, so dass nur noch die wichtigsten drei Minister an den Ratssitzungen teilnahmen. Einer von diesen war Nicolas Fouquet, der Finanzminister.[10] Nach einer Denunziation durch den ehrgeizigen Jean-Baptiste Colbert ließ Ludwig Fouquet wegen Korruption und Hochverrat verhaften und durch jenen ersetzen.[11] Fouquet hatte Staatsgelder veruntreut und Befestigungen ohne Genehmigung des Königs bauen lassen. Letzteres interpretierte Ludwig als Vorbereitung einer Rebellion gegen seine Person. Mit der neuen Regierung wurde ein Reformprogramm beschlossen, dessen Ziele die Förderung von Wirtschaft und Wissenschaft, der massive Ausbau von Flotte und Armee und eine tiefgreifende Reformierung der Bürokratie war. Den Flottenbau betrieben maßgeblich Colbert und sein Sohn, der Marquis de Seignelay. Reform und Vergrößerung der Armee hingegen waren Hauptaufgabe des Ministers Le Tellier sowie dessen Sohns, des Marquis de Louvois. Ludwig schrieb selbst an seine Mutter: „Ich bin nicht der Gimpel, für den mich die Höflinge gehalten haben …“
Der junge Ludwig XIV. versuchte, Europa zu beeindrucken. Diese Gelegenheit bot sich ihm bereits im Jahr 1661 beim Londoner Kutschenstreit, in dessen Folge Spanien den Vorrang des Königs von Frankreich in ganz Europa anerkennen musste. Den europäischen Höfen wurde klar, dass Ludwig nicht die Absicht hatte, ein schwacher König zu sein. Im Jahr 1662 kam es zur Defensivallianz zwischen Frankreich und Holland; kurz darauf kaufte Ludwig XIV. vom englischen König Karl II. die Stadt Dünkirchen. Doch der König wollte alle Welt nicht nur politisch überraschen, sondern auch seine Macht und seinen Reichtum zur Schau stellen. Dies ging am besten durch prächtige, für den Barock typische Hoffeste. Daher fand im Jahr 1664 das Fest Die Freuden der verzauberten Insel (Plaisirs de l’Île enchantée) statt. Europas Fürsten waren verblüfft und erstaunt über den Luxus dieser Vergnügungen und begannen zunehmend, den Lebensstil des französischen Monarchen nachzuahmen. Die Legende des „Sonnenkönigs“ nahm hier ihren Anfang.
Im Jahr 1665 starb sein Onkel und Schwiegervater Philipp IV. von Spanien und Ludwig machte zum ersten Mal das Erbrecht seiner Gemahlin geltend. Er forderte auf Grundlage des brabantischen Devolutionsrechts einen Erbteil für Frankreich, nach welchem Töchter aus erster Ehe ein vorrangiges Erbrecht haben. In Spanien saß mit Karl II. ein Kind auf dem Thron, die Regentschaft führte dessen Mutter, Maria Anna von Österreich. Die Regentin wies die französischen Forderungen zurück, und Ludwig bereitete einen Krieg vor, der im Jahr 1667 ausbrach und bis ins Jahr darauf andauerte (Devolutionskrieg). Die Armeereformen des Königs waren bereits weit vorangeschritten. Er hatte mit einem stehenden Heer, wie zuvor der französische König Karl VII., ein Novum im neuzeitlichen Frankreich eingeführt: Berufssoldaten, die ständig bereitstanden, streng ausgebildet und diszipliniert, sowie regelmäßig bezahlt und versorgt wurden. Es marschierte eine Armee von 70.000 Mann in die Spanischen Niederlande ein und annektierte danach die Franche-Comté. Spanien sah sich vor vollendete Tatsachen gestellt und hatte keine Mittel zur Gegenwehr. Der Sieg schien uneingeschränkt zu sein, doch fühlte sich nun Frankreichs Alliierter Holland von der Präsenz französischer Truppen bedroht. Die holländischen Generalstaaten verbündeten sich im Jahr 1668 mit England und Schweden zur Tripelallianz gegen Ludwig XIV., um so die Friedensverhandlungen zu beschleunigen. Dieser sah sich nun gezwungen, bei den Verhandlungen in Aachen Abstriche von seinen Forderungen zu machen. Durch den Frieden von Aachen behielt Frankreich große Teile im Westen der Spanischen Niederlande, musste jedoch die Franche-Comté wieder herausgeben. Ludwig XIV. konnte nicht verzeihen, dass ihm sein ehemaliger Alliierter in den Rücken gefallen war, denn er war bisher immer größter Förderer der Niederlande gewesen und hatte noch 1666 zu deren Gunsten im Zweiten Englisch-Niederländischen Seekrieg militärisch interveniert. Er warf den Generalstaaten offen Undankbarkeit und sogar Verrat vor. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, noch im selben Jahr das Grand Divertissement Royal in Versailles zu feiern, als Zeichen seines Triumphes.
Der Kampf gegen die Niederlande

Ludwig XIV. hatte nun zwei politische Ziele: Erstens Holland zu bestrafen und zweitens die Grenzen zu begradigen, was nichts anderes hieß, als weitere Teile Spaniens zu erobern. Zuerst zerstörte er die Tripelallianz, indem er 1670 mit seinem Cousin Karl II. von England im Vertrag von Dover ein Offensivbündnis einging und dann Schweden hohe Subsidien für eine Allianz zahlte. Danach annektierte Frankreich das Herzogtum Lothringen und schloss zahlreiche Bündnis- und Neutralitätsabkommen mit benachbarten Fürsten. Schließlich war Holland außenpolitisch und militärisch vollständig isoliert. 1672 erklärten Frankreich und England den Krieg gegen Holland, der Holländische Krieg (1672–1678) begann. Ludwig ließ 120.000 Mann die Grenzen zu den Vereinigten Provinzen der Niederlande überschreiten. Sein Ziel war nicht, Holland zu annektieren, sondern er wollte nur ein Exempel statuieren und Handelsvorteile erzwingen. Eigentliches Ziel war die Bedrohung Spaniens. Französische Truppen nahmen immer mehr Gebiete ein, die Holländer verloren den Kampf und nur die Öffnung der Deiche und die völlige Überflutung breiter Landschaften rettete sie vor der totalen militärischen Niederlage. In dieser Situation wurde Johan de Witt durch Wilhelm III. Prinz von Oranien als Generalstatthalter der Provinzen abgelöst. Dieser ging unverzüglich ein Bündnis mit Spanien und dem römisch-deutschen Kaiser Leopold I. ein. Damit hatte Ludwig XIV. auch sein zweites politisches Ziel erreicht: Spanien und der römisch-deutsche Kaiser erklärten freiwillig den Krieg. Im Jahr 1673 führte er persönlich die französischen Truppen bei der Belagerung von Maastricht. Nach dem Abzug seiner Truppen aus Holland konnte Ludwig seine Armeen nun gegen Spanier und Kaiserliche verwenden. 1674 annektierte er erneut die Franche-Comté, England schied jedoch aus dem Krieg aus. Zur Feier der Siege veranstaltete der König sein drittes berühmtes Fest, das Fest von Versailles. Die Kämpfe zogen sich noch bis 1678 hin, verliefen jedoch höchst erfolgreich für Frankreich. Ludwig hielt während des Krieges 280.000 Mann unter Waffen. Dieser Übermacht und der Kampfstärke der französischen Truppen waren die alliierten Streitkräfte nicht gewachsen, weswegen Frankreich den Holländischen Krieg schließlich gewann. 1678/79 wurde der Friede von Nimwegen geschlossen. Frankreich behielt dabei fast vollständig seine Eroberungen gegen Spanien und im Heiligen Römischen Reich. Der Einfluss und die Dominanz Ludwigs XIV. in Europa verstärkten sich weiter. Trotzdem war der König unzufrieden, da die beabsichtigten Grenzbegradigungen nicht vollständig erreicht wurden. So entließ er 1679 seinen Außenminister, den Marquis de Pomponne, und ersetzte ihn durch Colberts talentierten Bruder Charles Colbert de Croissy. Zur Sicherung der Grenzen begann Ludwig mit dem Ausbau des französischen Festungsgürtels. Der Festungsbaumeister Sébastien le Prestre de Vauban umgab das Königreich mit über 160 neugeschaffenen oder umgebauten Befestigungsanlagen, welche Frankreichs Territorien abriegeln sollten. Dazu gehörten Stadtgründungen wie Saarlouis und Neuf-Brisach, letzteres stellt noch heute ein besonders anschauliches Beispiel für diese Festungsstädte dar.
Nach dem erfolgreichen Krieg löste Frankreich seine Armeen nicht auf, sondern behielt diese in voller Kampfstärke weiter unter Waffen. Ludwig benutzte sie zur Durchsetzung der Reunionen, wodurch er seine Eroberungen weiter ausbauen konnte. Zunächst annektierte er die restlichen Teile des Elsass, hier war insbesondere Straßburg sein Hauptziel, welches als Einfallstor für kaiserliche Truppen gedient hatte; es wurde im Jahr 1681 eingenommen. In diesen Jahren wurde auch die Grafschaft Saarbrücken und das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken besetzt und in die französische Province de la Sarre umgewandelt. 1683 griffen Truppen Ludwigs XIV. die östlichen Teile der Spanischen Niederlande an und eroberten bis ins Jahr darauf die wichtige spanische Grenzfestung Luxemburg. Daneben erfolgte noch die Besetzung der unteren Schelde, wodurch große Teile Flanderns in französischen Besitz gerieten. Gegen diese offenen Aggressionen mitten im Frieden protestierte Spanien heftig und erklärte noch 1683 den Krieg. Doch kein anderer Staat war bereit, die Waffen gegen Frankreich zu richten, insbesondere war Kaiser Leopold I. durch die Zweite Wiener Türkenbelagerung gebunden. So musste Spanien umgehend um Frieden bitten. Ludwig handelte 1684 zu Regensburg mit Spanien, Kaiser und Reich einen zwanzigjährigen Waffenstillstand aus und erreichte so die vorläufige Anerkennung sämtlicher Reunionen. Dadurch hatte Ludwig XIV. mit keinerlei Gegenwehr mehr zu rechnen.
Der Machtzenit



Ludwigs politische und militärische Übermacht war nach dem Frieden von Nimwegen erdrückend. Frankreichs Diplomaten beherrschten das politische Parkett. Es war die dominierende Seemacht geworden, während es noch 1660 über kaum mehr als zwei Kriegsschiffe verfügt hatte. An Stärke und Kriegstechnik war die französische Armee jeder anderen überlegen, die Wirtschaft florierte und ganz Europa imitierte Frankreichs Kultur. Aufgrund der großen Erfolge verlieh Paris Ludwig im Jahr 1680 den Titel „der Große“ (Ludovicus Magnus).
In den Jahren zuvor war Ludwig XIV. neben der Expansion in Europa auch noch mit der Erweiterung des französischen Kolonialreiches beschäftigt. Neben den im frühen 17. Jahrhundert gegründeten Neufrankreich-Kolonien in Kanada gründete er die ersten Kolonien von Französisch-Indien: Chandannagar (1673) und Pondichéry (1674). In Westindien wurde die Insel Martinique französisch. Im Jahr 1682 gründete La Salle am unteren Mississippi eine neue Kolonie und nannte sie zu Ehren des Königs Louisiana. Daneben erwarb der König noch Haiti (1660) und Französisch-Guayana (1664), sowie mit dem Senegal Teile der westafrikanischen Küste und Madagaskar.
Innenpolitisch begann Ludwig XIV. seine Kontrolle über die französische Staatskirche auszubauen. Im November 1681 ließ er eine Klerikerversammlung abhalten, welche die Gallikanischen Artikel verabschiedete, wodurch die Macht des Papstes praktisch aufgelöst wurde. Der Einfluss der französischen Könige auf die eigene Kirche war ohnehin sehr stark, nun jedoch durfte der Papst auch keine Legaten mehr ohne des Königs Zustimmung nach Frankreich senden. Bischöfe durften ohne königliche Erlaubnis das Land nicht verlassen, kein Staatsbeamter exkommuniziert werden für Taten, die seinen Dienst betrafen. Alle kirchlichen Privilegien wurden dem Monarchen übertragen, sämtliche Einflussmöglichkeiten des Papstes durch die Billigung des Königs reguliert. Der Papst verweigerte schließlich seine Zustimmung zu diesen Artikeln und erst Jahre später sollte Ludwig einen Kompromiss mit dem Heiligen Stuhl finden.
Außerdem ging Ludwig davon aus, dass er, um die Einheit der Nation zu stärken, die durch die Reformation verursachte Spaltung des Christentums überwinden müsse. In dieser Sichtweise folgte er konsequent der Religionspolitik seiner Vorgänger, darin besonders der Vorgabe Kardinal Richelieus, die stets eine Wiederholung der Hugenottenkriege fürchteten. Des Weiteren wurde er in dem tiefen Glauben erzogen, dass die Seele eines Protestanten den Qualen der Hölle ausgeliefert sei, weshalb er es als seine Pflicht ansah, die Seelen seiner hugenottischen Untertanen zu retten. Er setzte deshalb die protestantische Bevölkerung unter Druck, vor allem durch das Edikt von Fontainebleau (1685). Dadurch wurde das im Jahr 1598 von Heinrich IV. ausgerufene tolerante Edikt von Nantes widerrufen. Hugenottische Kirchen wurden daraufhin zerstört, protestantische Schulen geschlossen. Durch Ludwigs Maßnahmen flohen von 1685 bis 1730 etwa 200.000 (von 730.000) Hugenotten ins Ausland, vor allem in die Niederlande, nach Preußen, England und Nordamerika, wo sie, als zumeist gut ausgebildete Fachkräfte, zur Steigerung der Produktivität beitrugen. Diese französischen Flüchtlinge beeinflussten etwa die protestantische Arbeitsethik der Niederlande, wodurch später der bereits erhebliche Reichtum in dieser Region noch gesteigert wurde. Die neuere Forschung hat allerdings gezeigt, dass die Zahl der Geflohenen bei weitem zu gering war, um einen spürbaren Schaden an der französischen Wirtschaft herbeizuführen.[12] Jedoch erschütterte das Edikt von Fontainebleau Frankreichs Ansehen bei den protestantischen Staaten Europas und ein harter Kern von 20.000 Hugenotten entfachte Aufstände in Zentralfrankreich. Die große Mehrheit gab dem Druck jedoch nach und konvertierte, auch aufgrund der Steuerbegünstigungen und der Sonderrechte für Konvertierte sowie der lebenslangen Befreiung vom Dienst in der Miliz. Aufgrund der einsetzenden Flüchtlingswellen des Jahres 1669 verhängte Ludwig ein Emigrationsverbot. Nach den Bekehrungs- und Missionierungsaktionen gipfelten die Verfolgungen 1681 in den Dragonaden und der Zerstörung hunderter protestantischer Dörfer. Letztlich war für Ludwig XIV., seine Minister und Kardinäle nur ein katholisches Frankreich ein einheitliches und stabiles Frankreich.

Ab dem Jahr 1686 formierte sich die Liga von Augsburg, ein Zusammenschluss protestantischer und katholischer Staaten gegen Frankreichs Eroberungspolitik. Mitglieder waren der römisch-deutsche Kaiser Leopold I., Bayern (Kurfürst Maximilian II. Emanuel), Brandenburg (Friedrich Wilhelm), die Vereinigten Provinzen, Spanien (Karl II. von Spanien) und Schweden (Karl XI. von Schweden). 1688 spitzte sich die diplomatische Lage weiter zu, zum einen durch die Glorious Revolution, in der der mit Ludwig sympathisierende König Jakob II. von England gestürzt wurde, und zum anderen durch den Streit um die Nachfolge des Kölner Kurfürsten Maximilian Heinrich, da der von Frankreich unterstützte Kandidat durch den Widerstand des Kaisers und des Papstes nicht anerkannt wurde. Ludwig entsandte 1688 Truppen in die Pfalz, um angebliche Ansprüche durch seine Schwägerin Liselotte von der Pfalz auf Allodialbesitz ihres verstorbenen Bruders, Kurfürst Karl II., zu demonstrieren und eine dauerhafte Anerkennung seiner Reunionen zu erreichen. Durch diese Maßnahme, die zur späteren Verwüstung der Pfalz und Badens durch die Franzosen bei ihrem Rückzug aus den linksrheinischen Gebieten führte, eskalierte der Konflikt zwischen König und Liga. Letztere erklärte Frankreich den Krieg, dem sich auch England unter dem neuen König Wilhelm von Oranien anschloss. Die Konfrontation mündete in den Pfälzer Erbfolgekrieg (1688–1697).
Das auf einen längeren Krieg nicht vorbereitete Frankreich war nach anfänglichen Rückschlägen wie dem Verlust von Mainz und Bonn 1689 insgesamt militärisch sehr erfolgreich. Französische Armeen besetzten weite Teile der Spanischen Niederlande, behaupteten ihre Reunionen gegen das Reich und marschierten mehrmals ins rechtsrheinische Gebiet ein. Ludwig selbst beteiligte sich an einigen Belagerungen wie in Mons und in Namur. Die Truppen der Alliierten waren weniger gut ausgebildet und zahlenmäßig unterlegen. Zudem waren umfangreiche Truppenverbände des Kaisers im 5. Türkenkrieg gebunden. Die Allianz konnte kaum Siege verbuchen, doch auch Ludwigs Flotte erlitt eine Niederlage vor La Hougue (1692). Es gelang keiner der beiden Seiten, den Gegner endgültig niederzuringen. Frankreich konnte nicht aus dem Reich verdrängt werden. Als Ludwig XIV. einsah, dass er trotz mehrerer strategisch vorteilhafter Siege, wie der Schlacht bei Neerwinden am 29. Juli 1693, militärisch keinen Frieden erzwingen konnte, begann er, seine Diplomaten als politische Waffe einzusetzen. Die erschöpften Kontrahenten begannen den Frieden von Rijswijk zu vereinbaren, der im Jahr 1697 unterzeichnet wurde. Ludwig suchte hier einen maßvollen und stabilen Frieden auszuhandeln, der auch seine Gegner befriedigen konnte. Daher gab er Luxemburg, das Herzogtum Lothringen und die Pfalz wieder heraus und bekam dafür die elsässischen Reunionen und den Besitz von Straßburg endgültig bestätigt. Darüber hinaus erkannte Ludwig XIV. den Prinzen von Oranien als König von England an. Frankreich sollte so die Möglichkeit bekommen, sich langfristig von den Kriegsanstrengungen zu erholen.
Die letzten Jahre


Nach dem Jahr 1697 begann die spanische Thronfolge zunehmend zum Hauptthema an den Höfen Europas zu werden. Der spanische König Karl II. hatte keine Kinder, daher war seine Nachfolge unklar. Sowohl die Bourbonen als auch die Habsburger der österreichischen Linie machten Erbansprüche geltend, denn König Ludwig XIV. und auch der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Leopold I., hatten Töchter Philipps IV. von Spanien geheiratet. Ludwig hatte allerdings mit Maria Teresa von Spanien die ältere von beiden geehelicht und diese hatte nie mit Gültigkeit auf ihr Erbrecht verzichtet. Leopold hingegen hatte die jüngere Tochter Margarita von Spanien geheiratet und war zudem der Meinung, dass Spanien im Besitz der Habsburger bleiben müsste.
Nun fürchteten andere Staaten wiederum, dass die Mächtekonstellation in Europa erheblich erschüttert werden würde, sollten sich Frankreich oder Kaiser Leopold Spanien gänzlich einverleiben. Unter diesen Bedenken handelte Ludwig XIV. mit Wilhelm III. von England den 1. Teilungsvertrag aus. Der bayerische Prinz Joseph-Ferdinand sollte Spanien bekommen und die europäischen Besitzungen Spaniens sollten zwischen Ludwig und Leopold aufgeteilt werden. Kaiser Leopold akzeptierte diesen Vertrag. Spanien hingegen lehnte jede Teilung seines Reiches ab. Karl II. entschloss sich stattdessen, den bayerischen Prinzen Joseph-Ferdinand als Universalerben für alle Ländereien einzusetzen, in der Hoffnung, dass sowohl Ludwig als auch Leopold auf ihre vertraglichen Rechte verzichten würden.
Mit dem Tod des erst sechsjährigen bayerischen Prinzen Joseph-Ferdinand im Jahre 1699 wurde dieser Plan hinfällig. Karl II. wollte aber die Einheit seines Reiches wahren und entschied sich vorerst für den Erzherzog Karl – den jüngeren Sohn des Kaisers – als seinen Erben. Dessen Ansprüche wurden jedoch durch den 2. Teilungsvertrag zwischen Frankreich und England geschmälert. Nach diesem sollte Erzherzog Karl zwar Spanien erben, aber die italienischen Besitzungen sollten an Frankreich fallen. Daraufhin verweigerte Kaiser Leopold I. seine Zustimmung zum 2. Teilungsvertrag und beanspruchte das gesamte spanische Erbe ungeteilt für seinen Sohn Karl, womit er Frankreich, Holland und England brüskierte.
Kurz vor seinem Tod im Jahr 1700 entschied sich Karl II. jedoch anders. Er setzte den zweiten Sohn des französischen Kronprinzen Louis, den Herzog von Anjou, als Universalerben ein. Sollte dieser unerwartet den französischen Thron erben, so würde dessen jüngerer Bruder, der Herzog von Berry, Spaniens neuer König. Sollte auch dieser nicht mehr zur Verfügung stehen, so würde dann erst Erzherzog Karl sein Erbe werden. Damit erkannte Karl II. von Spanien die legitimen Thronrechte der Bourbonen an, welche sich von Maria Teresa von Spanien herleiteten.
Als Ludwig XIV. die Nachricht vom Tod des spanischen Königs und dessen neuem Testament erfuhr, sah er sich in einer schwierigen Lage: Sollte er das Testament für seinen Enkel annehmen oder auf dem 2. Teilungsvertrag mit England bestehen, den Kaiser Leopold jedoch nie anerkannt hatte? Nach intensivem Abwägen mit seinen Ministern entschloss er sich, das spanische Erbe zu akzeptieren, weil ein Krieg mit dem Kaiser nun ohnehin unvermeidlich war und Frankreich so die bessere Position gegen den Kaiser einnehmen konnte. Es gilt als gesichert, dass eine Ablehnung des Testaments den Krieg nicht hätte verhindern können, da Kaiser Leopold den Waffengang plante, wenn Frankreich auf dem 2. Teilungsvertrag bestanden hätte. So proklamierte Ludwig XIV. seinen Enkel Philippe d’Anjou zu Philipp V. und damit zum neuen König von Spanien. Ludwig befahl die sofortige Besetzung der spanischen Nebenländer, noch bevor Leopold sich ihrer bemächtigen konnte.

Durch die Sorge, dass Frankreichs Übermacht dadurch noch zunehmen könnte, vereinigten sich England, Holland und das Reich mit dem Kaiser zum Kampf gegen Ludwig, wodurch die Große Allianz geschaffen wurde. Die französisch-spanische Allianz wurde durch Savoyen, Kurköln und Bayern unterstützt, wodurch der Spanische Erbfolgekrieg (1702–1713) ausgelöst wurde. Frankreich verfolgte nun zwei Ziele: Das wichtigste war die Durchsetzung Philipps V. als spanischer König, außerdem beabsichtigte Ludwig XIV. weitere Eroberungen gegen das Reich zu machen.
Der Krieg verlief wenig geradlinig. Frankreichs Armeen dominierten zu Beginn das Feld. Die kaiserlichen Alliierten hatten jedoch alle verfügbaren Kräfte gegen Frankreich mobilisiert und ihre Armeen modernisiert und ausgebaut. Frankreich war gezwungen, während des Krieges 680.000 Soldaten zu unterhalten, um ein schlagkräftiges Gegengewicht zu bilden und die feindlichen Armeen im Heiligen Römischen Reich zu beschäftigen. Frankreichs Staatsfinanzen wurden überbeansprucht; leere Kassen waren die Folge. 1708 sah die militärische Lage für Frankreich zunächst so schlecht aus, dass Ludwig XIV. um Frieden ersuchte. Da die Alliierten jedoch unannehmbare Forderungen stellten, wurden Gespräche unverzüglich abgebrochen. In der Folge wendete sich das Blatt wieder leicht zu Gunsten Frankreichs, eine Entscheidung brachte dies jedoch nicht. Alle Parteien waren zermürbt und auch die kaiserlichen Alliierten standen vor einem finanziellen und wirtschaftlichen Kollaps. Frankreich war klar, dass es die feindliche Koalition nicht mehr endgültig besiegen konnte und die Koalition musste erkennen, dass es ihnen unmöglich war, Frankreich zu überwältigen oder Philipp V. aus Spanien zu vertreiben.
Als im Jahr 1711 Kaiser Joseph I. starb und Erzherzog Karl damit neuer Kaiser wurde, erkannte England zunehmend die Gefahr, dass Karl sowohl Spanien als auch das Reich unter seiner Herrschaft vereinen könnte, und begann Friedensgespräche mit Frankreich. Zwei Jahre später unterzeichnete England den Separatfrieden von Utrecht mit Ludwig und Philipp und schwächte so die Kaiserlichen weiter. Durch die Besetzung Freiburgs im November 1713 durch Frankreichs Truppen sah sich Kaiser Karl VI. gezwungen, ebenfalls den Frieden zu suchen und 1714 den Frieden von Rastatt zu akzeptieren. Danach schlossen Frankreich und das Reich den Frieden von Baden.
Philipp V. blieb König von Spanien und behielt ebenso dessen Kolonien. Die Reste der Spanischen Niederlande und die italienischen Besitzungen fielen an den Kaiser. Damit hatte Frankreich sein politisches Hauptziel erreicht und die Bourbonen auf Spaniens Thron etabliert, musste jedoch auf fast jede militärische Eroberung verzichten. Dennoch war die habsburgische Umklammerung Frankreichs endgültig zerschlagen worden. In seinen letzten Jahren kümmerte sich Ludwig XIV. hauptsächlich um die Erholung der Staatsfinanzen durch Einsparungen und Finanzreformen sowie die Förderung der Wirtschaft. Da sein Urenkel Ludwig XV. noch ein Kleinkind war, übertrug Ludwig XIV. die Regierungsgewalt testamentarisch auf seinen Neffen, Philipp II. d’Orléans, der dann als Regent fungieren sollte.
Tod und Grabschändung
Laut dem Tagebuch von Philippe de Courcillon entdeckten die Ärzte des Königs am 2. August 1715 erstmals einen schwarzen Fleck am linken Bein, der bald als Wundbrand identifiziert wurde. Bis zum 29. August soll der Wundbrand sich bis zum Knie ausgebreitet haben.[13]
Ludwig XIV. starb am 1. September 1715 gegen 8:15 Uhr an den Folgen des Wundbrandes im Alter von 76 Jahren. Sein Leichnam wurde durch den Chirurgen und Dozenten[14] Pierre Dionis (1643–1718)[15] mittels Gerbsäure in Pulverform konserviert[16] und später in der Abtei von Saint-Denis beigesetzt, der traditionellen Grablege der französischen Könige. Im Rahmen einer getrennten Bestattung wurde das Herz Ludwigs XIV. in der Kirche Saint-Paul-Saint-Louis des Jesuitenklosters Maison professe de Paris (auch Couvent des Grands-Jésuites genannt) in der Rue St. Antoine bestattet, dessen Geistliche – wie Pater François d’Aix de Lachaise – ihn lange Jahre als Beichtväter begleitet hatten. Die Eingeweide Ludwigs XIV. kamen nach Notre-Dame.
Der Sonnenkönig hatte das französische Territorium wie keiner seiner Vorgänger vergrößert. Die dazu geführten Kriege hatten das Land aber finanziell wie personell ausgeblutet. In den 55 Jahren seiner Alleinherrschaft (1661–1715) kannte Frankreich nur 20 Friedensjahre, die übrige Zeit lag es im Streit mit seinen Nachbarn. Zu den von Ludwig initiierten Konflikten zählen
- der Devolutionskrieg (1667/68, gegen Spanien),
- der Holländische Krieg (1672–1679, gegen die Niederlande),
- der Reunionskrieg (1681–1684, hauptsächlich gegen Spanien),
- der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688–1697, gegen die Augsburger Allianz)
- und der Spanische Erbfolgekrieg (1701–1714, gegen die Haager Große Allianz).
Unter Ludwigs Herrschaft war Frankreich indes zum mächtigsten Staat und kulturellen Zentrum Europas avanciert. Französisch diente im Folgenden im 17. und 18. Jahrhundert als Sprache des guten Geschmacks, ähnlich wie später Englisch zur globalen Wirtschaftssprache werden sollte. Im 18. Jahrhundert übernahm zum Beispiel der russische Adel französische Sitten und sprach eher Französisch als Russisch. Das französische Volk war nach den Holländern das wohlhabendste Europas geworden, die Wirtschaft erholte sich nach der Stagnation im Spanischen Erbfolgekrieg schnell, sie wuchs in erheblichem Maße weiter, auch wenn die Steuern vergleichsweise hoch waren.
„Mit seinem Tod verlor Frankreich einen seiner größten, fähigsten und bedeutendsten Herrscher, dessen Regierung die französische Monarchie nach innen und außen nachhaltig geprägt und dessen Leistung weit über die französischen Grenzen hinaus vielfältige Nachahmung gefunden hat.“
Andererseits jedoch war die Bevölkerung nach 72 Jahren Herrschaft ihres alten Königs überdrüssig. Die enormen finanziellen Belastungen des letzten Krieges lasteten die Menschen ebenfalls Ludwig XIV. an. Der alte König gestand selbst, dass „nichts mein Herz und meine Seele tiefer gerührt hat als die Erkenntnis des völligen Ausblutens der Völker meines Reichs durch die unermeßliche Steuerlast“, welche der Spanische Erbfolgekrieg nötig gemacht hatte. Als sein Körper in die Gruft überführt wurde, berichtete der Polizeikommissar Pierre Narbonne: „Viele Menschen freuten sich über den Tod des Fürsten, und überall hörte man Geigen spielen.“ Und Voltaire sah neben dem Trauerzug „…kleine Zelte, wo das Volk trank, sang und lachte.“ Man freute sich auf die Herrschaft des neuen Königs und wollte die letzten harten Jahre des Kampfes um den spanischen Thron vergessen.
Der Leichnam Ludwigs XIV. ruhte 78 Jahre lang in seinem königlichen Grab, bis die Stürme der Französischen Revolution auch den toten Sonnenkönig erfassten. Die provisorische Regierung hatte nämlich am 31. Juli 1793 die Öffnung und Zerstörung aller Königsgräber in Saint-Denis angeordnet. Das Grab Ludwigs XIV. wurde am 15. Oktober 1793 geöffnet und der darin liegende Leichnam exhumiert. Da der einbalsamierte Tote noch sehr gut erhalten war, wurde Ludwig XIV. zusammen mit einigen anderen verstorbenen Königen, z. B. König Heinrich IV. von Navarra († 1610), für einige Zeit den Passanten vor der Kathedrale zur Schau gestellt und anschließend in eine von zwei außerhalb der Kirche ausgehobenen Gruben geworfen, mit Löschkalk bestreut und wieder vergraben.
Während der bourbonischen Restauration wurden die beiden Gruben wieder geöffnet und die darin befindlichen Gebeine aller hier verscharrten Könige, auch die Ludwigs XIV., in einer feierlichen Zeremonie am 21. Januar 1815 nach Saint-Denis rücküberführt[18] und dort in einem gemeinsamen Ossarium in der Krypta der Kathedrale beigesetzt, da die Überreste nicht mehr einzelnen Individuen zugeordnet werden konnten. Ebenso wurde während der Restauration der Herzbecher Ludwigs XIV. von der Kirche Saint-Paul-Saint-Louis, die 1802 Pfarrkirche geworden war, nach Saint-Denis überführt.
Wirtschaft


Als Ludwig XIV. 1661 die Herrschaft antrat, war Frankreichs Staatshaushalt durch den letzten Krieg mit Spanien stark angespannt. Ludwig förderte enorm den Geldkreislauf, indem er große Summen für seine Kriege, für das Hofleben, Kunst und Kultur ausgab. Große Geldmengen verschwanden durch Korruption in der französischen Bürokratie. Ludwig selbst schreibt: „Als Mazarin starb, da herrschte viel Unordnung in der Verwaltung meines Königreiches.“ Ludwig XIV. setzte sich zum Ziel, dieses Chaos zu beseitigen und klare Ordnung in den staatlichen Strukturen Frankreichs herzustellen. Als erstes ließ er 1661 seinen Finanzminister, den „Oberintendanten der Finanzen“ Nicolas Fouquet verhaften, weil sich dieser an den Einnahmen des Staates bereichert hatte, um das luxuriöse Schloss Vaux-le-Vicomte erbauen zu können – ein deutliches Zeichen an dessen Nachahmer.
Ludwig XIV. ernannte daraufhin Jean-Baptiste Colbert, den bekanntesten Förderer des Merkantilismus, zu seinem „Generalkontrolleur der Finanzen“. Das Amt des Finanzministers wurde abgeschafft und durch einen Finanzrat ersetzt, dem der König und Colbert persönlich vorstanden. Etwas Unerhörtes zu dieser Zeit, denn ein König hatte sich damals eigentlich nicht um etwas so Unschickliches wie Geld zu kümmern. Indem Colbert die Korruption bekämpfte und die Bürokratie neu organisierte, konnte er die Steuereinnahmen mehr als verdoppeln, ohne neue Steuern erheben zu müssen. So war es Ludwig möglich, bereits am Anfang seiner persönlichen Regierung eine Steuersenkung zu erlassen und so ein schnelleres Wachstum der französischen Wirtschaft zu erreichen. Die Wirtschaft wurde durch die Einrichtung von Handelskompanien und Manufakturen gefördert. Besonders die französische Luxusindustrie wurde bald führend in Europa und darüber hinaus. Mit Waren wie Gobelinteppichen, Spiegeln, Spitzen, Goldschmiedearbeiten und Möbeln, die in ganz Europa begehrt waren, erzielte die Krone Spitzenprofite. Nach innen wurde Nordfrankreich einer Zollunion unterworfen, um so innerfranzösische Handelshemmnisse abzubauen. Colberts Versuche, eine einheitliche Zollbarriere für das ganze Königreich zu erwirken, scheiterten jedoch an lokalen Handelsprivilegien.
Das französische Steuersystem enthielt Handelssteuern (aides, douanes), Salzsteuer (gabelle) und Landsteuer (taille). Durch veraltete Regelungen aus dem Feudalismus waren der Adel und der Klerus von diesen direkten Steuern befreit, die von der Landbevölkerung und der aufstrebenden Mittelklasse (der Bourgeoisie) aufgebracht werden mussten. Vermutlich wurde die Französische Revolution auch vom Ärger über dieses alte Steuersystem genährt. Allerdings ist unter Ludwig XIV. die Tendenz festzustellen, den Adel und Klerus der direkten Steuer zu unterwerfen. Zur Zahlung der indirekten Steuern waren diese ohnehin verpflichtet. Der König führte eine Kopfsteuer (capitation) ein, von der die unteren Schichten kaum erfasst wurden, aber von der die beiden oberen Stände in vollem Umfang betroffen waren. Selbst die Prinzen von Geblüt und der Dauphin mussten den höchsten Steuersatz zahlen. Auf diese Weise wurde der Hochadel zum ersten Mal unvermittelt an der Finanzierung des Staates beteiligt.
Beim Tode Ludwig XIV. war Frankreich das reichste Königreich Europas mit überdurchschnittlichen Staatseinnahmen, welche die Finanzen anderer Staaten bei weitem übertrafen. Allerdings betrugen die Staatsschulden durch die harten Anforderungen des Spanischen Erbfolgekrieges 3,5 Milliarden Livres; als Ludwig im Jahr 1715 starb, betrugen die Steuereinnahmen 69 Millionen und die Staatsausgaben 132 Millionen Livres.[19] Dies änderte aber nichts an der enormen Leistungsfähigkeit der Wirtschaft. Frankreich verfügte über das zweitgrößte Handelsvolumen und eine deutlich positive Handelsbilanz; nur die Holländer vermochten höhere Gewinne mit ihren internationalen Handelskompanien zu erzielen. Frankreich war ein strukturell stabiles und ressourcenstarkes Land, das mit über 20 Millionen Einwohnern das mit Abstand bevölkerungsreichste Land Europas war.
Kunst macht Politik

Die Herrschaft Ludwigs XIV. nennt man zu Recht das Grand Siècle. Der König hatte die Absicht, die besten Künstler, Architekten, Maler, Poeten, Musiker und Schriftsteller für Frankreich arbeiten zu lassen. Er entfaltete ein noch nie zuvor gesehenes Mäzenatentum mit der Absicht, die gesamte Kunstlandschaft Frankreichs zu beeinflussen, zu prägen und zu lenken, um sie im Interesse königlicher Politik zu instrumentalisieren. Die Kunst stand im Dienste der Verherrlichung des Königs und seiner Ziele, ganz nach barocker Manier. Das Ansehen des Königs und des Staates sollte gesteigert werden; dazu wurde Ludwigs Minister Colbert damit beauftragt Literatur, Kunst und Wissenschaft zu fördern, der den König damit in die Rolle eines Mäzens drängte, der Schriftsteller und Gelehrte verschwenderisch belohnte. Dem Minister wurde die Organisation der Gloire des Königs überlassen. Zahlreiche Königliche Akademien wurden auf allen Gebieten der Kunst und Wissenschaft gegründet:
- 1648 die Akademie für Malerei und Bildhauerei
- 1663 die Akademie der Inschriften
- 1666 die Akademie der Wissenschaften
- 1671 die Akademie der Architektur
- 1672 die Akademie der Musik (Académie royale de Musique heute Opéra National de Paris)
Im Sinne der Selbstdarstellung des Monarchen sind auch die Feste in Versailles zu verstehen. Die Repräsentation des Königs diente dem Ansehen des Staates in aller Welt. Einige Künstler erklommen im Dienste des Königs ungeahnte Höhen; hier wären besonders Jean-Baptiste Lully auf dem Gebiet der Musik und des Tanzes zu nennen, aber auch Jean-Baptiste Molière, der für Ludwig XIV. Dutzende von Bühnenstücken verfasste. Beide Künstler zusammen zeigten sich für die Organisation der königlichen Spektakel verantwortlich. Daneben förderte Ludwig XIV. noch zahlreiche berühmte Künstler, darunter auf dem Gebiet der Literatur Nicolas Boileau, Jean de La Fontaine, Pierre Corneille und Jean Racine, in der Malerei Charles Lebrun, Hyacinthe Rigaud und Pierre Mignard, im Bereich der Musik – die Ludwig besonders schätzte – unter anderem die Komponisten Marc-Antoine Charpentier, François Couperin, Michel-Richard Delalande, Marin Marais und die Komponistin Élisabeth Jacquet de La Guerre. In der Architektur förderte Ludwig Louis Le Vau, Claude Perrault, Robert de Cotte sowie Jules Hardouin-Mansart, die in seinem Auftrag den französischen klassizistischen Barock prägten, und im Kunsthandwerk Antoine Coysevox sowie insbesondere André-Charles Boulle. Auf dem Gebiet der Wissenschaft konnte Ludwig XIV. einige bekannte Forscher für Paris gewinnen, darunter Giovanni Domenico Cassini, Christiaan Huygens und Vincenzo Maria Coronelli, deren Arbeiten er mit hohen Pensionen unterstützte.
Versailles
Der Bau des Schlosses von Versailles war Teil von Ludwigs Strategie zur Zentralisierung der Macht. Er vollendete die Bestrebungen der Kardinäle Richelieu und Mazarin und schuf einen zentralisierten, absolutistischen Territorialstaat. Nie vergaß der König die traumatisierenden Erlebnisse seiner Kindheit während der Fronde. Daher entschloss er sich, den potentiell rebellischen französischen Adel nicht mehr aus den Augen zu lassen. Er schwächte ihn, indem er sich ein System der Anreize ausdachte, die reichen und mächtigen Adeligen dazu zu bringen, sich lieber an seinem Hof aufzuhalten als ihre eigenen Ländereien in den Provinzen zu verwalten und sich womöglich gegen ihn zu verschwören. Für Verwaltungsaufgaben schuf er einen von ihm finanziell abhängigen Dienstadel, die noblesse de robe.[20] Dadurch konnte Ludwig auch Bürgerliche in Positionen einsetzen, die früher von der Aristokratie beansprucht wurden. So ruhte die politische Macht fest in der Hand des Königs. Bereits im Schloss Saint-Germain-en-Laye, wo er zunächst Hof hielt, versammelte er deshalb einen immer größeren Hofstaat um sich.

1661 lud sein Finanzminister Nicolas Fouquet den ganzen Hof zur mehrtägigen prunkvollen Einweihungsfeier seines Schlosses Vaux-le-Vicomte ein, das im neuesten klassizistischen Barockstil nach den Plänen des Architekten Louis Le Vau und des Gartenarchitekten André Le Nôtre entstanden war. Der junge König, der ein altertümliches Renaissanceschloss bewohnte, betrachtete die Anlage mit Bewunderung und Neid. Doch verzieh er seinem Minister diese Angeberei nicht, Fouquet fiel in Ungnade und wurde bis an sein Lebensende eingekerkert.[21] Nunmehr entschloss sich Ludwig, einen noch weitaus gewaltigeren Palast zu erbauen, eine Herrscherresidenz, die in Europa unübertroffen wäre. Zu diesem Zweck beauftragte er dieselben Baumeister, das kleine Jagdschloss seines Vaters vor den Toren von Paris, in Versailles, zu einer prachtvollen Anlage zu erweitern. Am 6. Mai 1682 bezog der Hof das Schloss.
Lediglich bei Hofe konnten Posten, Titel und Ämter errungen werden, und wer sich distanzierte, lief Gefahr, Vorrechte und Prestige zu verlieren.[22] Aus diesem Grund hielt sich die Aristokratie so gut wie ständig um den König auf und versuchte, ihm gefällig zu sein.[23] Dies sorgte dafür, dass zeitweise mehrere Tausend Menschen zugleich das Schloss bewohnten.[24] Um diese Masse zu beschäftigen, erfand der König das ausufernde Zeremoniell am Hof von Versailles. Es unterschied sich vom hergebrachten Spanischen Hofzeremoniell durch größere Nahbarkeit des Monarchen und eine weitreichendere Einbindung von Hofadel und Besuchern. Es wurde vorbildhaft für das Hofzeremoniell zahlreicher europäischer Fürstenhöfe.
Auch die Anordnung der Räume, die Enfilade, war vom Zeremoniell bestimmt. Die prunkvollen Stuckdekorationen, Deckengemälde, Supraporten, Tapisserien, die Skulpturen in den Gärten und Alleen enthielten ein mythologisch verklärtes politisches Programm. Die Sinnaussage war: Der König ist der Garant für Ruhe, öffentliche Ordnung und Wohlstand des Staates, für den Frieden oder für den Sieg im Kriege, und niemand hat ein Recht, die Macht des Herrschers von Gottes Gnaden in Frage zu stellen. Prunkvolle Feste, üppige Geschenke, ehrenvolle, aber machtlose Ämter sollten Herzöge, Marquis und Grafen in Schach halten.[20] Die ständigen Festlichkeiten und Zeremonien waren anstrengend für alle Beteiligten und verlangten dem König höchste Selbstdisziplin ab. Ihm zu dienen bedeutete, Frankreich zu dienen. Ihm beim Aufstehen, beim allmorgendlichen feierlichen Lever behilflich zu sein, ihm beim Anziehen das Hemd oder bei Tisch das Wasser zu reichen, galt als allergrößte Ehre, die über Aufstieg und Fall bei Hofe entscheiden konnte. Ob man in Gegenwart des Königs stehen, sitzen oder sprechen durfte, wann man den Hut auf- oder absetzen konnte, durch welche Türe man welchen Raum betrat,[25] wem der König ein Lächeln oder ein freundliches Wort zuwarf und wem nicht, war ein für alle Anwesenden sichtbares Zeichen des eigenen Ranges. Ludwig XIV. beherrschte dieses Spiel meisterhaft, so wie ein Dirigent mit kleinsten Gesten und Fingerbewegungen sein Orchester leitet. Er selbst schrieb in seinen Memoiren: „Im übrigen ist es eine der hervorragendsten Wirkungen unserer Macht, einer Sache, die an sich keinen Wert hat, einen unbezahlbaren Preis zuzuordnen.“[26]
Die höfische Etikette nötigte die Adeligen dazu, immense Geldsummen für ihre Kleidung auszugeben und ihre Zeit vor allem auf Bällen, Diners und anderen Festlichkeiten zu verbringen, welche die alltägliche Routine des Hoflebens darstellten. Ludwig XIV. soll ein fotografisches Gedächtnis gehabt haben, so dass er beim Betreten eines Saales auf einen Blick feststellen konnte, wer anwesend war. Deshalb konnte kein Aristokrat, der auf die Gunst des Königs angewiesen war, seine Abwesenheit riskieren.
„Das tägliche Leben Ludwigs XIV. vollzog sich weitestgehend in der Öffentlichkeit inmitten eines großen Hofstaates, der alles in allem rund 20.000 Personen umfasste. Unter die vornehme, adelige Hofgesellschaft mischten sich in den weiträumigen Schlossanlagen Besucher, Schaulustige und zumeist eine beträchtliche Zahl von Bittstellern. Im Prinzip stand jedem Untertan das traditionelle Recht zu, dem König Bittgesuche (placets) zu überreichen. Seit 1661 hat Ludwig XIV. jene Praxis reglementiert, zugleich aber auch gefördert. Der Monarch sah darin eine willkommene Möglichkeit, sich mit den unmittelbaren Sorgen und Nöten seiner Untertanen vertraut zu machen. Später wurde in Versailles jeden Montag im Raum der Garde des Königs ein großer Tisch aufgestellt, auf dem die Bittgesuche von ihren Überbringern deponiert wurden. Bis 1683 war der Marquis de Louvois, Staatssekretär für das Kriegswesen und Minister, für die Weiterleitung dieser Gesuche verantwortlich. Sie wurden danach von den zuständigen Staatssekretären bearbeitet und alsbald – mit einem entsprechenden Bericht versehen – dem König vorgelegt, der dann jeden Fall persönlich entschied. … Am Hof gab es neben großen Festveranstaltungen, Theater- und Musikaufführungen auch vielfältige andere Möglichkeiten der Zerstreuung bis hin zum Glücksspiel und zu Vergnügungen einfachster Art.“
Paris

Paris erlebte unter der Aufsicht Colberts einen Bauboom wie kaum wieder in der Geschichte. Ludwig fügte dem Tuilerien-Palast das Théâtre des Tuileries hinzu, ließ den Louvre umbauen, die Stadtmauern von Paris schleifen und durch breite Boulevards ersetzen, zahlreiche neue Plätze (darunter die Place des Victoires und Place Vendôme) erbauen, des Weiteren Kirchen (wie Saint-Roch und Val-de-Grâce), Brücken (den Pont Royal), Parkanlagen (wie der Tuileriengarten und die Champs-Élysées), Triumphbögen (z. B. die Porte Saint-Denis) und neue Stadtviertel (darunter die Vorstädte St. Antoine und St. Honoré) errichten, aber auch so praktische Maßnahmen wie eine durchgehende Straßenpflasterung, die ersten Straßenlaternen und frühe Formen der Kanalisation durchführen. Unter diesen Baumaßnahmen ist auch das Hôtel des Invalides mit dem Invalidendom zu nennen, wo die Kriegsversehrten kostenlos versorgt wurden, sowie das Hôpital Salpêtrière. Auch das Pariser Observatorium für wissenschaftliche Studien und das Collège des Quatre Nations, das bis heute als Sitz der Académie française dient, zählen dazu, ebenso wie die Gründung der Comédie-Française. Paris wuchs sprunghaft und war mit 700.000 Einwohnern eine der größten Städte der Welt, in der durch Ludwigs Förderung schließlich ein Fünftel der intellektuellen Elite Europas lebte. Die französische Hauptstadt wurde zum städtebaulichen und kulturellen Vorbild für den ganzen Kontinent.
Andere Residenzen

Der französische Hof wechselte des Öfteren den Aufenthaltsort, verließ aber nur höchst selten die Nähe von Paris. Es gab einige Hauptresidenzen in der Umgebung der Hauptstadt, welche seit langem als Sitz der Könige dienten. Diese suchte Ludwig XIV. auszubauen und zu verschönern. In Fontainebleau ließ er in den Gärten ein neues Barockparterre, einen großen Kanal und einen neuen Park anlegen. In Saint-Germain-en-Laye wurde die Große Achse geschaffen und ebenfalls die Gärten neu gestaltet. Durch die Gartenarchitektur wurde André Le Nôtre – der Schöpfer des französischen Barockgartens – in ganz Europa berühmt.
Im Schlosspark von Versailles ließ er sich mit dem Grand Trianon zudem ein Lustschloss errichten, welches wie Marly-le-Roi als Privatresidenz des Monarchen gedacht war. In Marly entstand ab 1678 eine imposante Anlage, die als einzige nicht der Öffentlichkeit zugänglich war. Hierher zog sich Ludwig XIV. vom geschäftigen und stets öffentlichen Leben in Versailles zurück. Erscheinen durfte man nur auf ausdrückliche Einladung und eine solche galt als eine der höchsten Ehren im Leben eines Höflings. In der Umgebung, der nunmehr zur Stadt erhobenen Anlagen von Versailles, entstanden zahllose Schlösser und Gärten, die von Angehörigen des Königshauses und vom Hofadel errichtet wurden. Hier suchte man Ruhe vom Hof und ging der Jagd nach, oder lud den König für ein Fest zu seinen Ehren ein. All dies verschlang ungeheure Mengen Geld und der Adel war bald gezwungen Pensionen vom König zu erbitten, um den Lebensstandard zu halten. So vergrößerte sich die Abhängigkeit der Adeligen weiter.
Persönlichkeit

Ludwig XIV. besaß einen komplexen Charakter: Er war für seinen Charme bekannt und brachte jedem die Höflichkeit entgegen, die ihm gebührte. Selbst vor Mägden soll er den Hut gezogen haben. Seine wichtigsten Eigenschaften waren wohl eine unerschütterliche Menschenkenntnis und der ihm nachgesagte scharfe Verstand. Als Monarch legte er einen großen Arbeitseifer an den Tag. Das Regieren fiel ihm leicht, denn er hatte eine geradezu professionelle Einstellung zu seiner Arbeit. Es wird berichtet, dass er in Sitzungen niemals ermüdete und jedem aufmerksam zuhörte, der das Wort an ihn richtete. Ludwig schätzte hohe Bildung, und seine Kenntnisse in Politik und Geschichte waren gefürchtet. Auch zeichnete ihn enorme Willenskraft aus; so begegnete er Schmerzen und Situationen der Todesgefahr mit völliger Gelassenheit und Selbstbeherrschung. Beispielhaft dafür steht, dass er schon wenige Wochen nach einer ohne Narkose durchgeführten Operation wieder ausritt. Dennoch war er auch in hohem Maße von Egozentrik beherrscht, verbunden mit einem hohen Selbstwertgefühl. Er wurde von einem starken Drang nach Ruhm und Reputation geleitet, aber auch vom Gefühl der Pflichterfüllung gegenüber dem Staat und seinen Untertanen.
Als Kavalier war Ludwig vorbildlich. Frauen spielten in seinem Leben eine große Rolle, besonders als Mätressen. Seine Familie war ihm wichtig, besonders seinen Kindern schenkte er daher große Aufmerksamkeit. Als Vater und Großvater war er fürsorglich und liebevoll, er konnte aber auch hart und unnachgiebig sein. Er zeugte 11 uneheliche Kinder (die sogenannten „königlichen Bastarde“, bâtards royaux), die er – mit Ausnahme der im Kleinkindalter Verstorbenen – legitimierte und in den Prinzenrang erhob; die sechs das Erwachsenenalter Erreichenden verheiratete er ausnahmslos in der eigenen Familie, mit Prinzen und Prinzessinnen von Geblüt, was nicht immer ohne Widerspruch blieb.[28] Grund hierfür war vor allem, dass sie trotz hoher Titel weder auf internationaler Ebene noch in den stolzen französischen Adel vermittelbar waren.[29]
Ludwig war von durchschnittlicher Körpergröße und trug hohe Absätze, um größer zu wirken. Zeitgenossen berichteten sogar, dass er auf viele Menschen durch seine äußere Erscheinung recht einschüchternd wirkte. Als Liebhaber und Förderer des Hofballetts tanzte er bis zu seinem 30. Lebensjahr ausgesprochen gerne in öffentlichen Aufführungen, so z. B. 1653 in der Rolle als Apollon[30]. Ludwig war auch ein guter Reiter, liebte die Jagd, das Schauspiel und besonders die Musik. Mit zahlreichen Künstlern unterhielt er freundschaftliche Beziehungen, unter denen sich Molière, Lully und Le Nôtre einer besonders tiefen Zuneigung sicher sein durften. Einige Historiker sagen Ludwig XIV. nach, er hätte von den Bourbonen die Lebensfreude, von den Medici die Kunstliebe und von den spanischen Habsburgern die majestätische Würde geerbt. In der später sogenannten Kleidermode zur Zeit Ludwigs XIV. war er durch seinen persönlichen Geschmack immer wieder stilbildendes Vorbild, so bei der Einführung der Allongeperücke und des Justaucorps.
Gesundheit
Obwohl die Regierungszeit von Ludwig XIV. außergewöhnlich lang war, war seine Gesundheit nie gut, weshalb er täglich von einem Arzt betreut wurde: Jacques Cousinot von 1643 bis 1646, François Vautier 1647, Antoine Vallot von 1648 bis 1671, Antoine d’Aquin von 1672 bis 1693 und schließlich Guy-Crescent Fagon bis zum Tod des Königs. Alle wendeten ausgiebig Aderlass, Purgationen und Spülungen mit Klistieren an (der König soll in 50 Jahren mehr als 5000 Spülungen erhalten haben[31]).
Aufgrund seiner Zahnprobleme, die laut dem Tagebuch seines Zahnarztes Dubois im Jahr 1676 auftraten, hatte Ludwig starken Mundgeruch; es kam daher vor, dass eine Geliebte sich ein parfümiertes Taschentuch vor ihre Nase hielt.[32][33] Zudem wurde 1685, als man ihm einen der vielen Stummel seines linken Oberkiefers herauszog, ein Teil seines Gaumens abgerissen, was zu einer Verbindung zwischen Mund- und Nasenraum führte.[34]
Laut dem Journal de la santé du roi Louis XIV de l'année 1647 à l'année 1711[35] (deutsch: „Tagebuch über die Gesundheit von König Ludwig XIV. vom Jahr 1647 bis zum Jahr 1711“), das von seinen aufeinanderfolgenden Ärzten minutiös geführt wurde, verging kaum ein Tag, an dem der Herrscher nicht Gegenstand einer Purgation, eines Einlaufs, eines Pflasters, einer Salbe oder eines Aderlasses war.[36] Unter anderem wurde festgehalten:
- Pocken im Jahr 1647;
- Magenbeschwerden und Dysenterie, chronische Unpässlichkeiten bei diesem Monarchen, der als großer Esser galt;
- Tumore: Brustwarze rechts, Kauterisation im Januar 1653;
- Gonorrhoe: geheim gehalten, diese Krankheit quälte ihn regelmäßig seit Mai 1655, der Zeit seiner ersten Affären;
- häufige Ausdünstungen und Rückenschmerzen: einige (November 1647) wurden einem Syphilis-Anfall zugeschrieben; mit Pusteln im ganzen Gesicht und an anderen Körperteilen, gefolgt von beginnendem Gangrän der Zehen;
- Durch Typhusfieber im Juni 1658 fielen ihm die Haare aus und er musste sein Leben lang Perücken tragen;
- Zahnschmerzen: Im Jahr 1685 wurde sein gesamtes oberes Gebiss auf der linken Seite „herausgerissen“, wonach das Gaumensegel mehrmals mit Feuerstiften verödet wurde (manchmal trat Flüssigkeit aus seiner Nase aus);
- Analfistel: Diese behindernde Missbildung führte schließlich dazu, dass er sich im November 1686 einer der schmerzhaftesten experimentellen Operationen überhaupt unterziehen musste (durch den Chirurgen Charles-François Félix de Tassy);
- Harnwegsbeschwerden, begleitet von wahrscheinlicher Urolithiasis (Miktionen mit „Sandkörnern“);
- Gicht: Unerträgliche Anfälle im rechten Fuß und im linken Knöchel hielten ihn lange Zeit bewegungsunfähig oder behinderten sein Gehen und ließen seine letzten Jahre einer Tortur gleichen.
Bedeutung

Ludwig XIV. steht für den monarchischen Absolutismus schlechthin, er hat diesen zwar nicht begründet, aber in Frankreich ausgebaut und verfestigt. Auf dem Feld der Innenpolitik zeichneten ihn insbesondere die effektive Stärkung der königlichen Zentralverwaltung aus, um so traditionelle Machtrivalen, wie Schwertadel und Provinzialstände, zu schwächen. Dazu baute Ludwig konsequent ein straffes Netz aus dreißig Intendanten auf, die als Funktionsträger des Königs fungierten und so erfolgreich den Willen der Krone in den Provinzen durchsetzen konnten.[17] Dies war sicherlich einer der wichtigsten Fortschritte seiner Herrschaft. Aber es wären ebenso die Gesetzgebungswerke des Königs auf dem Gebiet der Rechtspflege (Code Louis), des Handels, der Schifffahrt und des Sklavenhandels (Code Noir) zu nennen, die zu den großen innen- und wirtschaftspolitischen Leistungen seiner Regierung gezählt werden. Der Code Noir ist eines der vielen Gesetze, die auf Jean-Baptiste Colbert zurückgehen, und ist laut Louis Sala-Molins, Professor für politische Philosophie an der Sorbonne, der monströseste juristische Text der Moderne.[37][38]
Zu den Schattenseiten seiner Herrschaft gehören zweifellos auch die Repressionen gegenüber den Hugenotten, die beispielhaft für die religiöse Intoleranz der Epoche stehen und in fast ganz Europa auf ähnliche Weise stattgefunden haben. Damals war die 1685 erfolgte Aufhebung des Ediktes von Nantes in Frankreich aber eine der populärsten Entscheidungen seiner Amtszeit.[39]
Der Vorwurf hingegen, Ludwig XIV. hätte sein Land in den Ruin geführt, ist angesichts der historischen Realität unplausibel.[40] Eine wirtschaftliche Stagnation ließ sich in Frankreich nur während des Spanischen Erbfolgekriegs beobachten, als auch die Steuern für Gewerbe, Grundherrn und Kirche[41] ungewöhnlich hoch waren sowie durch diverse Missernten Hungersnöte hinzukamen. Nach dem kräftezehrenden Erbfolgekrieg zeigte sich das Reich der Bourbonen zwar als hoch verschuldet, aber noch immer prosperierend.[42] Die Staatsverschuldung von 1715 resultierte auch nicht aus einem übertriebenen Hang zu höfischen Luxus und Großbauten, sondern war überwiegend die Folge des Spanischen Erbfolgekriegs, der ungeheure finanzielle Anstrengungen nötig gemacht hatte. Zweimal ließ er alles Silber im Land konfiszieren, einschmelzen und prägte daraus Münzen, um seine Armeen bezahlen zu können. Erst mit dem Lawschen Finanzsystem – zwei Jahre nach Ludwigs Tod und ab 1716 – konnte durch die Mississippi-Blase mit dem anschließenden Zusammenbruch der Bank ein Großteil der Staatsschulden abgeschrieben werden.[43]
Die größten Erfolge kann Ludwig im Bereich der Außenpolitik vorweisen. Er hinterließ ein mächtigeres, größeres und auch strategisch abgesichertes Frankreich, das nun endgültig als eine der führenden Seemächte anerkannt war. Abgesichert nicht zuletzt deshalb, weil es ihm in den letzten Jahren seiner Herrschaft gelungen war, die habsburgische Einkreisung für immer zu beenden.[44] Allerdings musste Ludwig dafür lange Kriege führen, deren Kosten die große Masse der Bevölkerung zu tragen hatte. Dennoch waren die Steuern seiner Zeit sicher nicht – wie gern behauptet – ruinös für die Untertanen.[45] Eine beachtliche Leistung nach innen und außen war ebenso die Kunst- und Repräsentationspolitik. Mit deren Hilfe hatte Ludwig quasi eine Hegemonie der französischen Kultur über Europa etablieren können, die sich sogar bis in das 19. Jahrhundert erhalten sollte.[45]
Der „Sonnenkönig“ wurde immer wieder, je nach Epoche und politischer Ausrichtung, höchst unterschiedlich bewertet. So galt er den Republikanern als ein Scheusal der Autokratie und die nationalistischen Deutschen stilisierten ihn zum Raubkönig, der Deutschland im Würgegriff gehalten habe. Tatsächlich lieferte Ludwig durch seine aggressive Expansionspolitik den Deutschnationalen ein Argument für die deutsch-französische Erbfeindschaft. Andere hingegen sehen in ihm einen pflichtbewussten und umsichtigen Monarchen, der bereits Prinzipien der Aufklärung vorwegnahm.[46] In Frankreich wird er bis heute für seine tatkräftige Steigerung der nationalen Größe auch verehrt und zu den mit Abstand bedeutendsten Persönlichkeiten der französischen Geschichte gezählt. Der erste Autor, der ihm eine umfangreiche historische Analyse widmete, war der Philosoph Voltaire.
Schriften
- Mémoires pour l’instruction du Dauphin (Gedanken zur politischen Erziehung des Thronfolgers): Die politische Autobiografie Ludwigs XIV. entstand ab 1670 und war eigentlich dazu gedacht, den Kronprinzen in die Geheimnisse der Politik einzuführen. Hierin legt der König Rechenschaft über seine ersten Regierungsjahre ab. Das Werk umfasst die Memoiren der Jahre 1661, 1662, 1666, 1667 und 1668, sowie die Betrachtungen über den Herrscherberuf von 1679 und die politischen Ratschläge an seinen Enkel Philipp V. von Spanien aus dem Jahr 1700. Sie stellen nicht nur einen Tatenbericht dar, sondern geben auch einen lebendigen Eindruck von der Weltanschauung und dem Realismus des Monarchen. Am Ende seiner Herrschaft wollte Ludwig XIV. die geheimen Manuskripte im Kamin vernichten, nur das beherzte Eingreifen des Herzogs de Noailles und sein Talent, ihm diese „abzuschwatzen“, retteten sie. Im Jahr 1749 übergab der Herzog die Manuskripte der königlichen Bibliothek.
- Manière de montrer les jardins de Versailles („Art und Weise, die Gärten von Versailles zu besichtigen“): Dieser Führer stellt einen sehr intimen Einblick in das Wesen des Königs dar. Die königlichen Gärten, geschaffen von André Le Nôtre, hatten eine politische Funktion zu erfüllen, ihre Aussage als Instrument des Staates war eindeutig. Ludwig XIV. liebte seine Gärten sehr, weshalb er eigenhändig diese Anweisungen verfasste, mit deren Hilfe es möglich war, die Gärten in ihrer logischen Abfolge zu begehen und so den Kunstgenuss auf das höchste zu steigern. Es sind sechs Versionen bekannt.
Kinder

Legitime Kinder mit Königin Marie Therese
- Louis von Frankreich „Grand Dauphin“ (* 1. November 1661; † 14. April 1711)
- Anne Élisabeth von Frankreich (* 18. November 1662; † 30. Dezember 1662)
- Marie Anne von Frankreich (* 16. November 1664; † 26. Dezember 1664)
- Marie Thérèse von Frankreich (* 2. Januar 1667; † 1. März 1672)
- Philippe Charles von Frankreich (* 11. August 1668; † 10. Juli 1671), Herzog von Anjou (1668–1671)
- Louis François von Frankreich (* 14. Juni 1672; † 4. November 1672), Herzog von Anjou (1672)
Illegitime Kinder
Fünf Kinder mit Mademoiselle de La Vallière:
- Charles de La Baume Le Blanc (* 19. November 1663; † 1665)
- Philippe de La Baume Le Blanc (* 7. Januar 1665; † 1666)
- Louis de La Baume Le Blanc (* 1665, † 1666)
- Marie Anne de Bourbon, mademoiselle de Blois (1666–1739); ⚭ Louis Armand, prince de Conti
- Louis de Bourbon, comte de Vermandois (* 2. Oktober 1667; † 18. November 1683)
Sechs Kinder mit Madame de Montespan:
- Louis Auguste de Bourbon, duc du Maine (1670–1736)
- Louis César de Bourbon, comte de Vexin (1672 – 10. Januar 1683)
- Louise Françoise de Bourbon, mademoiselle de Nantes (1673–1743); ⚭ Louis de Bourbon, prince de Condé
- Louise Marie (12. November 1674 – 15. September 1681)
- Françoise Marie de Bourbon, mademoiselle de Blois (1677–1749); ⚭ Philippe d’Orléans, duc d’Orléans
- Louis Alexandre de Bourbon, comte de Toulouse (1678–1737)
Ein Kind mit Mademoiselle de Fontanges:
- 1 Sohn (* und † 1679)
Vorfahren
Ahnentafel Ludwig XIV. | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Ururgroßeltern |
Charles de Bourbon, duc de Vendôme (1489–1537) |
König |
Cosimo I. de’ Medici (1519–1574) |
Kaiser |
Herzog |
Kaiser |
Kaiser | |
Urgroßeltern |
Antoine de Bourbon, duc de Vendôme (1518–1562) |
Francesco I. de’ Medici (1541–1587) |
Erzherzog |
König | ||||
Großeltern |
König Heinrich IV. (Frankreich) (1553–1610) |
König Philipp III. (Spanien) (1578–1621) | ||||||
Eltern |
König Ludwig XIII. (1601–1643) | |||||||
Ludwig XIV. (1638–1715), König von Frankreich und Navarra |
Darstellung im Film
- Versailles – Könige und Frauen, (Frankreich, Italien) 1954, Hauptdarsteller und Regie: Sacha Guitry
- Liselotte von der Pfalz, (Deutschland) 1966, Darsteller: Hans Caninenberg, Regie: Kurt Hoffmann
- Die Machtergreifung Ludwigs XIV. (Frankreich) 1966, Hauptdarsteller: Jean-Marie Patte, Regie: Roberto Rossellini
- Die Allee des Königs, (L’allée du roi), (Frankreich) 1996, Hauptdarsteller Didier Sandre, Regie: Nina Companeez
- Der Mann in der eisernen Maske, (Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich, Frankreich) 1998, Hauptdarsteller: Leonardo DiCaprio, Regie: Randall Wallace
- Der König tanzt (Le Roi danse), (Frankreich, Belgien, Deutschland) 2000, Hauptdarsteller: Benoît Magimel, Regie: Gérard Corbiau
- Die Gärtnerin von Versailles, (Vereinigtes Königreich) 2014, Hauptdarsteller & Regie: Alan Rickman
- Der Tod von Ludwig XIV. (Frankreich, Spanien) 2017, Hauptdarsteller Jean-Pierre Léaud, Regie: Albert Serra
- Versailles, Fernsehserie, (Frankreich, Kanada, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten) 2015–2017, Hauptdarsteller: George Blagden
Quellen
Schriften Ludwigs XIV.
- Briefe. Hrsg. von P. Gaxotte, Übersetzung M. Spiro. Kompass, Basel/Leipzig 1931.
- Manière de montrer les jardins de Versailles. Simone Hoog, Réunion des Musées Nationaux 2001, ISBN 2-7118-4224-X.
- Memoiren. Hrsg. von J. Longnon, Übersetzung L. Steinfeld. Kompass, Basel/Leipzig 1931.
- Mémoires de Louis XIV. Jean Longnon, Tallandier, Paris 2001, ISBN 2-235-02294-4.
Weitere Quellen
- Elisabeth Charlotte von der Pfalz: Die Briefe der Liselotte von der Pfalz. Insel, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-458-32128-4.
- Giovanni B. Primi Visconti: Mémoires sur la cour de Louis XIV. Perrin, Paris 1988, ISBN 2-262-00537-0.
- Kardinal von Retz: Memoiren. Auszüge. Reclam, Leipzig 1977.
- Louis de Rouvroy, duc de Saint-Simon: Die Memoiren des Herzogs von Saint-Simon. Herausgegeben und übersetzt von Sigrid von Massenbach. 4 Bände, Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1979, ISBN 3-548-03591-4.
- Ezechiel Spanheim: Relation de la Cour de France en 1690. Mercure de France, Paris 1988.
Literatur
Biografien
- Olivier Bernier: Ludwig XIV. Die Biographie. Patmos (Albatros Verlag), Düsseldorf 2003, ISBN 978-3-491-96085-5.
- Philippe Erlanger: Ludwig XIV. Das Leben eines Sonnenkönigs. Bechtermünz, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-154-6.
- Mark Hengerer: Ludwig XIV. Das Leben des Sonnenkönigs. C. H. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-67551-5.
- Warren H. Lewis: Ludwig XIV. Der Sonnenkönig. Heyne, München 1989, ISBN 3-453-55034-X.
- Klaus Malettke: Ludwig XIV. von Frankreich. Leben, Politik und Leistung. Muster-Schmidt, Göttingen 1994, ISBN 3-7881-0143-1; 2. überarbeitete und ergänzte Aufl., Göttingen 2009.
- Thierry Sarmant: Louis XIV. Homme et roi. Tallandier, Paris 2012.
- Uwe Schultz: Der Herrscher von Versailles. Ludwig XIV und seine Zeit. C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54989-6.
- Anuschka Tischer: Ludwig XIV. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-021892-5.
- Johannes Willms: Louis XIV. Der Sonnenkönig und seine Zeit. C. H. Beck, München 2023, ISBN 978-3-406-80067-2.
- Martin Wrede: Ludwig XIV. Der Kriegsherr aus Versailles. Theiss, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-8062-3160-1.
Darstellung von Ludwigs Politik und Zeit
- François Bluche: Im Schatten des Sonnenkönigs. Alltagsleben im Zeitalter Ludwigs XIV. Ploetz, Freiburg 1986, ISBN 3-87640-253-0.
- Peter Burke: Ludwig XIV. Die Inszenierung des Sonnenkönigs. Wagenbach, Berlin 2001, ISBN 3-8031-2412-3.
- Michael Erbe u. a.: Das Zeitalter des Sonnenkönigs. Herausgegeben in Zusammenarbeit mit Damals – Das Magazin für Geschichte. Theiss, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-8062-2953-0.
- Pierre Goubert: Ludwig XIV. und zwanzig Millionen Franzosen. Propyläen, Berlin 1973, ISBN 3-549-07280-5.
- Manfred Kossok: Am Hofe Ludwigs XIV. DVA, Stuttgart 1990, ISBN 3-421-06523-3.
- Klaus Malettke: Die Bourbonen. Band 1: Von Heinrich IV. bis Ludwig XIV. (1589–1715). Kohlhammer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-17-020581-9.
- Lothar Schilling: Das Jahrhundert Ludwigs XIV. Frankreich im Grand Siècle. 1598–1715. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-17428-7.
- Gilette Ziegler: Der Hof Ludwigs XIV. in Augenzeugenberichten. Rauch, Düsseldorf 1964.
- Hendrik Ziegler: Der Sonnenkönig und seine Feinde. Die Bildpropaganda Ludwigs XIV. in der Kritik (= Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte. Band 79). Imhof Verlag, Petersberg 2010.
Militär und Kriege
- John A. Lynn: Giant of the Grand Siècle. The French Army 1610–1715. CUP, Cambridge 1999, ISBN 0-521-57273-8.
- John A. Lynn: The Wars of Louis XIV 1667–1714. Longman, London 1999, ISBN 0-582-05629-2.
- Paul Sonnino: Louis XIV and the origins of the Dutch War. CUP, Cambridge 1988, ISBN 0-521-34590-1.
Weblinks
- Literatur von und über Ludwig XIV. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Ludwig XIV. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Druckschriften von und über Ludwig XIV. im VD 17.
- Die Onlineausgabe von Voltaires Le siècle de Louis XIV
Anmerkungen
- ↑ Rolf Tomann (Hrsg.): Die Kunst des Barock. Könemann, 1997, ISBN 3-89508-991-5, S. 133.
- ↑ Magdalena Hawlik-van de Water: Der schöne Tod. Zeremonialstrukturen des Wiener Hofes bei Tod und Begräbnis zwischen 1640 und 1740. Freiburg/Wien 1989, S. 203–211.
- ↑ Mark Hengerer: Ludwig XIV. Das Leben des Sonnenkönigs. C. H. Beck, München 2015, S. 7–12.
- ↑ Mark Hengerer: Ludwig XIV. Das Leben des Sonnenkönigs. C. H. Beck, München 2015, S. 12 und 18.
- ↑ Bernd Rüdiger Schwesig: Ludwig XIV. Rowohlt TB, 2010, ISBN 978-3-499-50352-8.
- ↑ Mark Hengerer: Ludwig XIV. Das Leben des Sonnenkönigs. C. H. Beck, München 2015, S. 26–29.
- ↑ Mark Hengerer: Ludwig XIV. Das Leben des Sonnenkönigs. C. H. Beck, München 2015, S. 29–30.
- ↑ Chronologie der in Reims gekrönten französischen Könige zwischen 1027 und 1825. auf: reims-kathedrale.culture.fr, abgefragt am 2. Juni 2011.
- ↑ Martin Wrede: Ludwig XIV. Der Kriegsherr aus Versailles. Theiss, Darmstadt 2015, S. 39.
- ↑ Martin Wrede: Ludwig XIV. Der Kriegsherr aus Versailles. Theiss, Darmstadt 2015, S. 40ff.
- ↑ Martin Wrede: Ludwig XIV. Der Kriegsherr aus Versailles. Theiss, Darmstadt 2015, S. 42 ff.; Vincent J. Pitts: Embezzlement and High Treason in Louis XIV’s France: The Trial of Nicolas Fouquet. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2015, ISBN 978-1-4214-1824-7
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- ↑ Versailles - Palast des Sonnenkönigs - Film in voller Länge. Abgerufen am 2. Januar 2022 (ab 01:27:30).
- ↑ Pierre Dionis: Cours d’opérations de chirurgie, démontrées par Dionis. 8. Auflage. hrsg. von George de la Faye, Paris 1782.
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- ↑ Magdalena Hawlik-van de Water: Der schöne Tod. Zeremonialstrukturen des Wiener Hofes bei Tod und Begräbnis zwischen 1640 und 1740. Freiburg/Wien 1989, S. 203–211 (über "Die Methoden des Einbalsamierens vom Altertum bis zur Neuzeit").
- ↑ a b Klaus Malettke: Ludwig XIV. von Frankreich. Leben, Politik und Leistung. 1994, S. 156.
- ↑ Félix Faure: Dictionnaire historique des rues et monuments de Paris. 2003, S. 265.
- ↑ Heinz Duchhardt: Barock und Aufklärung. München 2007, S. 80.
- ↑ a b Bernd-Rüdiger Schwesig: Ludwig XIV. Rowohlt Verlag, 2005, S. 81.
- ↑ Christine Howalt: Der Fall Nicolas Fouquet. Mäzenatentum als Mittel politischer Selbstdarstellung 1653–1661. Pariser Historische Studien 96 (Hrsg. Institut Historique Allemand Paris), Oldenbourg 2011.
- ↑ Nicholas d’Archimbaud: Versailles. S. 126.
- ↑ Norbert Elias: Die höfische Gesellschaft. Suhrkamp, 2002, ISBN 3-518-58329-8, S. 1135.
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- ↑ Klaus Malettke: Ludwig XIV. von Frankreich. Leben, Politik und Leistung. 1994, S. 75f.
- ↑ So fiel seine Schwägerin Liselotte von der Pfalz zeitweise in Ungnade, als sie sich vehement gegen die erzwungene Heirat ihres Sohnes Philippe mit Ludwigs außerehelicher Tochter Françoise Marie de Bourbon wehrte, die sie als „Bastard aus doppeltem Ehebruch“ bezeichnete. Siehe: Dirk Van der Cruysse: Madame sein ist ein ellendes Handwerck. Liselotte von der Pfalz. Eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkönigs. München 2001, S. 382–388.
- ↑ Dirk Van der Cruysse: Madame sein ist ein ellendes Handwerck. S. 382–388.
- ↑ Murielle Schlup: Der tanzende Sonnenkönig Im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 19. Januar 2023
- ↑ Marcel J. Rheault: La médecine en Nouvelle-France : les chirurgiens de Montréal, 1642–1760. Les éditions du Septentrion, 2004, S. 41 (google.de).
- ↑ Sacha Bogololski, "Histoire du dentifrice", in Actes de la SFHAD, Marseille, 23. Juni 2000, Sp. 1–5.
- ↑ https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/audio-zeitzeichen-klassiker--warum-der-koenig-so-stinkt-100.html
- ↑ Henri Lamendin: Praticiens de l'art dentaire du XIVe au XXe siècle : recueil d'anecdodontes. Hrsg.: Éditions L'Harmattan. 2007, S. 52–53 (google.de).
- ↑ Onlineversion von Journal de la santé du roi Louis XIV de l'année 1647 à l'année 1711
- ↑ Vallot, D'Aquin et Fagon, Journal de la santé de Louis XIV, herausgegeben von J.A. Le roi, bei A. Editions. Durand, 1862; das Werk wurde 2004 von Stanis Perez im Verlag Millon neu aufgelegt. Ein Artikel, der sich darauf bezieht, wurde in der Wochenzeitung Le Point vom 18.–25. Dezember 2008 veröffentlicht (Louis XIV "pourri de la tête aux pieds").
- ↑ R. A. Plumelle Uribe: Traite des blancs, traites des noirs. 2008, ISBN 978-2-296-06443-0, S. 112.
- ↑ Louis Sala-Molins: Le Code Noir ou le calvaire de Canaan. PUF, Paris 2007, ISBN 978-2-13-058336-3, S. VIII.
- ↑ Klaus Malettke: Ludwig XIV. von Frankreich. Leben, Politik und Leistung. 1994, S. 116ff.
- ↑ Olivier Bernier: Ludwig XIV. Die Biographie. 1989, S. 369.
- ↑ Manfred Kossok: Am Hofe Ludwigs XIV. 1990, S. 167.
- ↑ François Bluche: Im Schatten des Sonnenkönigs. Alltagsleben im Zeitalter Ludwigs XIV. 1986, S. 2ff.
- ↑ Guillaume-André de Betier de Sauvigny: Geschichte der Franzosen. Mit e. Geleitw. von Kurt Sontheimer. Hoffmann und Campe, Hamburg 1988, ISBN 3-455-08871-6, S. 213–214 (französisch: Histoire de France. Paris 1977. Übersetzt von Kurt Sontheimer).
- ↑ Klaus Malettke: Ludwig XIV. von Frankreich. Leben, Politik und Leistung. 1994, S. 122ff.
- ↑ a b Olivier Bernier: Ludwig XIV. Die Biographie. 1989, S. 370.
- ↑ François Bluche: Im Schatten des Sonnenkönigs. Alltagsleben im Zeitalter Ludwigs XIV. 1986, S. 5.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Ludwig XIII. | ![]() König von Frankreich und Navarra 1643–1715 | Ludwig XV. |
Ludwig XIII. | ![]() französischer Kofürst von Andorra 1643–1715 | Ludwig XV. |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Ludwig XIV. |
ALTERNATIVNAMEN | Louis XIV.; Sonnenkönig; Roi Soleil (französisch) |
KURZBESCHREIBUNG | König von Frankreich (1643–1715) |
GEBURTSDATUM | 5. September 1638 |
GEBURTSORT | Saint-Germain-en-Laye |
STERBEDATUM | 1. September 1715 |
STERBEORT | Versailles |
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- Ludwig XIV.
- König (Frankreich)
- König (Navarra)
- Dauphin von Frankreich
- Graf (Barcelona)
- Person im Pfälzischen Erbfolgekrieg
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